brahms liszt - Münchner Philharmoniker

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BRAHMS
»Tragische Ouvertüre«
LISZT
2. Klavierkonzert
ELGAR
»Enigma Variations«
ZNAIDER, Dirigent
OTT, Klavier
Sonntag
13_03_2016 11 Uhr
Mittwoch
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JOHANNES BRAHMS
»Tragische Ouvertüre«
d-Moll op. 81
FRANZ LISZT
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 A-Dur
Adagio sostenuto assai – Allegro agitato assai –
Allegro moderato – Allegro deciso –
Marziale, un poco meno allegro – Allegro animato
(in einem Satz)
EDWARD ELGAR
Variations on an Original Theme op. 36
»Enigma Variations«
Thema: Andante (Enigma)
1. L’istesso tempo (Caroline Alice Elgar)
2. Allegro (Hew David Steuart-Powell)
3. Allegretto (Richard Baxter Townshend)
4. Allegro di molto (William Meath Baker)
5. Moderato (Richard Penrose Arnold)
6. Andantino (Isabel Fitton)
7. Presto (Arthur Troyte Griffith)
8. Allegretto (Winifred Norbury)
9. Adagio (August Johannes Jaeger)
10. Intermezzo: Allegretto (Dora Penny)
11. Allegro di molto
(George Robertson Sinclair)
12. Andante (Basil G. Nevinson)
13. Romanza: Moderato (Lady Mary Lygon)
14. Finale: Allegro (Edward Elgar)
NIKOLAJ ZNAIDER
Dirigent
ALICE SARA OTT
Klavier
118. Spielzeit seit der Gründung 1893
VALERY GERGIEV, Chefdirigent
PAUL MÜLLER, Intendant
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»Die eine weint –
die andre lacht«
THOMAS LEIBNITZ
ENTSTEHUNG
JOHANNES BRAHMS
(1833–1897)
»Tragische Ouvertüre«
d-Moll op. 81
Komponiert während eines Sommeraufenthalts 1880 in Bad Ischl (Salzkammergut)
mit der von Brahms’ Freund Eduard Hanslick überlieferten Absicht, der Universität
Breslau für die Verleihung der Ehrendoktorwürde mit einem ihr gewidmeten Werk musikalisch zu danken; dabei griff Brahms auf
die Skizze zu einem Symphoniesatz aus dem
Jahr 1868 zurück, dem er die Gestalt einer
Ouvertüre gab. Das fertige Werk schien ihm
wegen seines eher düsteren Charakters für
den ursprünglichen Anlass wenig geeignet;
Brahms ersetzte es durch die »Akademische Festouvertüre« op. 80 und gab ihm
erst nach längerer Überlegung den Titel
»Tragische Ouvertüre für Orchester«.
URAUFFÜHRUNG
LEBENSDATEN DES KOMPONISTEN
Geboren am 7. Mai 1833 in Hamburg; gestorben am 7. April 1897 in Wien.
Am 26. Dezember 1880 in Wien im Großen
Musikvereinssaal (Wiener Philharmoniker
unter Leitung von Hans Richter); der Orchesterfassung ließ Brahms eine Bearbeitung für Klavier zu vier Händen folgen.
Johannes Brahms: »Tragische Ouvertüre«
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Johannes Brahms (1883)
Johannes Brahms (1883)
Johannes Brahms: »Tragische Ouvertüre«
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DANK FÜR AKADEMISCHE EHREN
Im Schaffen Johannes Brahms’ fällt eine
gewisse Neigung zu komplementären Paarbildungen auf; so folgte etwa unmittelbar
auf die dramatisch-heroische 1. Symphonie
die heiter-beschauliche »Zweite«. Ähnlich
liegen die Dinge bei den zwei Ouvertüren,
die Brahms im Sommer 1880 in Bad Ischl
nahezu zeitgleich schrieb: der »Akademischen Festouvertüre« op. 80 und der »Tragischen Ouvertüre« op. 81. Unklar ist, welche der beiden Ouvertüren zuerst entstand; in jedem Fall wollte sich Brahms für
die Verleihung der Ehrendoktorwürde durch
die Universität Breslau bedanken und suchte für diesen Zweck ein geeignetes Werk.
Am 28. August 1880 schrieb er aus Bad Ischl
an Theodor Billroth: »Die >Akademische<
hat mich noch zu einer zweiten Ouverture
verführt, die ich nur eine >Dramatische< zu
nennen weiß – was mir wieder nicht gefällt.« Das Scherzwort »Die eine weint – die
andre lacht« stammt von Brahms selbst und
zeigt, dass der Komponist die beiden Werke
bewusst als heiter-tragisches Paar entworfen hatte. Sind im Falle der »Akademischen
Festouvertüre« Zweckbestimmung und inhaltliche Konzeption klar, so wirft die »Tragische Ouvertüre« einige Fragen auf, die bis
heute nicht völlig geklärt werden konnten.
RELIKT EINER
»FAUST«-KOMPOSITION ?
Der Bezugnahme auf außermusikalische
Inhalte (aus dem Bereich der Literatur oder
der Bildenden Kunst) in der Instrumentalmusik stand Brahms grundsätzlich fern. Er
galt als Vertreter des Ideals »Absoluter
Musik« im 19. Jahrhundert und damit als
Gegenpol zur »neudeutschen« Richtung um
Richard Wagner und Franz Liszt, die eine
»Vernetzung« der Künste intendierten – sei
es im »Gesamtkunstwerk« des Musik­
dramas bei Wagner oder in der literarisch-­
programmatischen »Symphonischen Dichtung« bei Liszt. Einen Sonderfall stellte freilich die Gattung der Ouvertüre dar, die ihrer Herkunft nach funktional gebunden war
(als Theatermusik) und deshalb den Rahmen
»absoluter« Musik überschritt. Hatten sich
Beethovens Ouvertüren (z. B. zu »Egmont«,
»Coriolan«, »Leonore«) noch auf reale Bühnenwerke bezogen, so lockerte sich dieser
Konnex im Verlauf des 19. Jahrhunderts
zunehmend. Mendelssohns »Hebriden«-­
Ouvertüre etwa steht mit keinem Drama in
Verbindung und kann als Vorläuferin der
Liszt’schen »Symphonischen Dichtung«
gelten. Kurz gesagt: Die Gattung der Ouvertüre gestattete auch Gegnern programmatischer Konzeptionen die Einbeziehung
außermusikalischer Inhalte.
Nun hat Brahms – wie zumeist – auch im
Falle der »Tragischen Ouvertüre« keine
aus­deutenden Hinweise gegeben. Es blieb
einem Brahms-Biographen wie Max Kalbeck
­vorbehalten, Spekulationen über die Aus­
sage­­­­ab­sicht anzustellen. »Die Vermutung,
dass die >Tragische Ouvertüre< einmal eine
>Faust<-­Ouvertüre war oder werden sollte,
liegt zu nahe, um sich ohne weiteres von der
Hand weisen zu lassen«, schreibt Kalbeck
in seiner Brahms-Biographie und verweist
auf die Bemühungen des Theaterdirektors
Dingel­stedt, Brahms zur Komposition einer
»Faust«-­Musik zu gewinnen. Brahms habe
sich, so Kalbeck, »mit Freuden« bereit erklärt, diese ehrenvolle Aufgabe zu über­
nehmen, womit er sich in eine Kette prominenter Vorgänger eingereiht hätte – man
denke an Schubert und Liszt, vor allem
aber an Schumann und dessen »Szenen
aus ­Goethes >Faust<«.
Johannes Brahms: »Tragische Ouvertüre«
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Max Kalbeck (um 1900)
Zu einer Brahms’schen »Faust«-Vertonung
ist es bekanntlich nicht gekommen, und so
bleibt nur die Vermutung, dass in den Werken der frühen 80er Jahre sich doch eine Art
Niederschlag der gedanklichen Befassung
mit Goethes Monumentaldrama finden könnte. Während Kalbecks Annahme, die Mittelsätze der 3. Symphonie seien als »Faust«-­
Musik anzusehen, wenig Überzeugungskraft besitzt, kann ein möglicher gedank­
licher Bezug auf »Faust« im Falle der »Tra­gi­­
schen Ouvertüre« durchaus nachvoll­
zogen werden – wenn man konzediert, dass
sich musikalische »Bedeutung« nie zur
Konkretion einer bestimmten dramatisch-­
dichterischen Vorlage verfestigt.
ZWISCHEN DUR UND MOLL
Brahms’ Eigenart, die Tongeschlechter Dur
und Moll zu vermischen und damit zu ver-
schleiern, erreicht hier einen besonderen
Grad an Virtuosität. Bereits die beiden einleitenden Orchesterschläge sind charakteristisch: Auf den d-Moll-Akkord folgt ein
Dominantakkord, allerdings ohne die DurTerz, nur als leere Quinte. Statt einer Bekräftigung wird gewissermaßen die Türe
»ins Leere« aufgestoßen. Das über einem
Paukenwirbel auf- und absteigende Hauptthema bleibt diesem ideellen Gestus treu,
indem es konsequent der Haupttonart d-Moll
ausweicht und den Eindruck ruhelosen Suchens und Grübelns erweckt.
Brahms folgt formal der Sonatensatzform;
vor dem lyrischen Seitenthema werden
aller­dings zusätzlich motivische Elemente
eingeschoben, die im Satzverlauf an Bedeutung gewinnen, vor allem eine geheimnisvoll zurückgenommene Posaunenepisode
über dem Klangteppich der Streicher. Die
Johannes Brahms: »Tragische Ouvertüre«
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Durchführung entspricht den Erwartungen,
die man an eine als »tragisch« betitelte
Komposition richten kann: Die Themen werden mit dramatischster Klangentfaltung
durchgeführt, wobei hinter dem äußeren
Effekt immer deutlicher die Kunst des Kontrapunktikers Brahms aufscheint. Still und
resigniert will das Werk verklingen, doch
kommt es in den letzten Takten nochmals
zu einem energisch-trotzigen Aufschwung,
der die Tragik des Ausweglosen unterstreicht und bekräftigt.
Wenn Kalbecks Vermutungen zutreffen, so
haben wir es bei der »Tragischen Ouvertüre«
wohl mit dem einzigen Werk Brahms’ zu tun,
das die Sphäre von Theater und/oder Oper
berührt. In seinem an unterschiedlichsten
Gattungen so reichen Schaffen findet sich
­keine Oper, kein Singspiel, keine Schau­
spiel­musik – fast mag man den Eindruck
gewinnen, Brahms sei dem Terrain seines
nicht gerade geliebten, aber doch respektvoll geachteten »Gegenspielers« Richard
Wagner bewusst ausgewichen. Mangel an
Interesse für das Theater war sicherlich
nicht der Grund, denn die Korrespondenz
mit dem Dichter Josef Viktor Widmann
zeigt, dass Brahms jahrelang mit dem Gedanken an eine Oper spielte. Seine Abneigung, den Erfordernissen des Theaters mu­
sikalische Konzessionen zu machen, dürfte
letztlich den Ausschlag gegeben haben.
kühl« verhalten. Größten Beifallsjubel jedoch erzielten im gleichen Konzert Vorspiel
und »Liebestod« aus Wagners »Tristan und
Isolde«. Die vereinfachte Sicht auf das Wiener Konzertleben, wonach Brahms stets
triumphierte und Wagner bzw. die »Fortschrittler« keine Chance gehabt hätten,
verdient somit einige Skepsis. Das Wiener
Publikum reagierte auf Brahms’ Werke
durchaus differenziert, und die »Tragische
Ouvertüre« gehörte von Anfang an zu jenen
Zeugnissen des Brahms’schen Schaffens,
denen man eher mit Respekt als mit Begeisterung begegnete.
Selbst Eduard Hanslick, der keine Gelegenheit ausließ, Brahms den abgelehnten »Neu­
deutschen« als das Muster eines »gesunden« und »natürlichen« Weges in der Musik
gegenüberzustellen, empfand das Pathos
des Werks als »von einer schwülen, niederdrückenden Schwere, wie durchfeuchtet
von nordischem Nebel«. Weniger poetisch
formulierte es der Rezensent der »Signale
für die musikalische Welt«, einer weit verbreiteten zeitgenössischen Musikzeitschrift:
»Die zum erstenmale aufgeführte >Tragische
Ouverture< ist ein abgerundetes, aus edlen
Motiven klar und compact aufgebautes,
meisterhaft instrumentirtes Werk, das weni­
ger einen tragischen als vielmehr heroischen
Charakter festhält und rasch die Runde
durch die Concertsäle machen wird.«
»DURCHFEUCHTET
VON NORDISCHEM NEBEL«
Die Ouvertüre wurde im Rahmen der Philhar­
monischen Abonnementskonzerte am 26.
Dezember 1880 im Wiener Musikvereinssaal
unter Hans Richter uraufgeführt. Von einem
durchschlagenden Erfolg konnte man nicht
sprechen; selbst Kalbeck formuliert vorsichtig, das Publikum habe sich »ziemlich
Johannes Brahms: »Tragische Ouvertüre«
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Innovative Form,
poetischer Gehalt
PETER JOST
LEBENSDATEN DES KOMPONISTEN
FRANZ LISZT
(1811–1886)
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2
A-Dur
Adagio sostenuto assai – Allegro agitato
assai – Allegro moderato – Allegro deciso
– Marziale, un poco meno allegro – Allegro
animato
(in einem Satz)
Geboren am 22. Oktober 1811 in Raiding/
Burgenland; gestorben am 31. Juli 1886 in
Bayreuth.
ENTSTEHUNG
Die Erstfassung entstand während eines
Italien-Aufenthalts im Sommer 1839 in Lucca und San Rosore (bei Pisa), die Zweitfassung im Frühjahr 1849 in Weimar. Die zweite, endgültige Fassung unterscheidet sich
von der ersten durch eine stärkere motivische Verzahnung der Einzelteile sowie dadurch, dass nun solistische Passagen des
Orchesters eine größere Rolle spielen. Im
Winter 1848/49 erstellte Liszts Schüler Joachim Raff eine Abschrift der Gesamtpartitur (Orchester und Soloklavier), in die Liszt
1849 und 1853 Verbesserungen und Ergänzungen eintrug. Sie wurden von Raff in einer
neuerlichen Abschrift erfasst, in der Liszt
1857 und 1861 allerdings weitere (kleinere)
Änderungen der Instrumentation und bei
bestimmten Klavierfiguren vornahm. Partitur und Klavierauszug der Endfassung erschienen 1863 im Musikverlag B. Schott’s
Söhne, Mainz.
Franz Liszt: 2. Klavierkonzert
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WIDMUNG
An den Pianisten und Dirigenten Hans von
Bronsart (eigentlich Bronsart von Schellendorf, 1830–1913), der von 1853 bis 1857
Schüler von Franz Liszt in Weimar war und
von seinem Lehrer besonders geschätzt
wurde.
URAUFFÜHRUNG
Am 7. Januar 1857 in Weimar im Rahmen
eines Konzerts zum Besten des Pensionsfonds der Großherzoglichen Hofkapelle
(Großherzoglich-Weimarische Hofkapelle
unter Leitung von Franz Liszt; Solist: Hans
von Bronsart).
onen auch sein mochte, zielte sein kompositorischer Ehrgeiz doch schon früh auf sym­
phonische Großwerke. Die Gegenüberstellung von Klavier und Orchester in konzertanten Werken war dabei eine naheliegende
Stufe auf dem Weg zur Symphonie, zu der
Gattung, der sich nach den Maßstab setzenden Werken Beethovens nahezu alle bedeutenden Komponisten des 19. Jahrhunderts
verschrieben hatten. Der zielstrebigen Fertigstellung von Klavierkonzerten standen
allerdings zwei Probleme entgegen: Zum
einen fehlte Liszt die Erfahrung, für Orchester zu schreiben, zum anderen hatte er aus
finanziellen Gründen zunächst keine Alternative zur mehr und mehr ungeliebten Karriere als Klaviervirtuose. Erst ab 1848 mit
der festen Anstellung als außerordentlicher
Kapellmeister in Weimar und zunehmender
Erfahrung mit dem Orchesterklang erhielt er
die Gelegenheit, seine ehrgeizigen symphonischen Pläne umzusetzen.
»CONCERTO SYMPHONIQUE«
KLAVIERVIRTUOSE MIT
­SYMPHONISCHEM EHRGEIZ
Der Großteil der Werke Liszts für Klavier
und Orchester wurde in den 1830er Jahren
entworfen und in einer ersten, vorläufigen
Fassung niedergeschrieben. So erfolgreich
der Pianist mit der Darbietung fremder wie
­eigener höchst virtuoser Klavierkompositi-
Die in der Wiener Klassik herausgebildete
dreisätzige Konzertform mit relativ fest
vorgegebener Gliederung in Solo- und TuttiAbschnitte entwickelte sich nach Beethovens Tod in zwei divergierende Richtungen:
einerseits zum Virtuosenkonzert, in dem der
Solist mit brillanten Passagen dominiert und
das Orchester auf reine Begleitfunktion reduziert wird, zum anderen zum sogenannten
»symphonischen Konzert«. Mit dem Begriff
des Symphonischen kommt ein fundamental geändertes Verhältnis zwischen Solo­
instrument und Orchester zum Ausdruck.
Der Schwerpunkt liegt nicht mehr auf dem
Gegeneinander von Solo und Tutti, sondern
auf dem gleichgewichtigen und gleichrangigen Miteinander. In der Konsequenz zu
­dieser Ausrichtung ändert sich auch die
­herkömmliche Form.
Franz Liszt: 2. Klavierkonzert
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Franz Liszt (um 1855)
Franz Liszt: 2. Klavierkonzert
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Die Komponisten experimentierten bereits
seit Mitte der 1830er Jahre mit Mischformen zwischen Symphonie, Konzert und freier Phantasie. Liszt nahm an dieser Entwicklung lebhaften Anteil und sah für alle drei
1839 in einer ersten Fassung vorliegenden
Klavierkonzerte – die späteren Nr. 1 in Es-Dur
und Nr. 2 in A-Dur sowie ein drittes, nach
1849 zur Seite gelegtes und erst 1989 veröffentlichtes Werk (Klavierkonzert op. posth.)
– pausenlose Übergange der einzelnen Abschnitte vor, die motivisch-thematisch eng
miteinander verzahnt sind. Bei der Umarbeitung des A-Dur-Konzerts 1849 betitelte Liszt
die Komposition (wie auch das Schwesterwerk in Es-Dur) ausdrücklich mit »Concerto
Symphonique«, um den Unterschied zur Tradition auch in der Bezeichnung zu markieren. Für die frühen Aufführungen wie auch
die Publikation beider Konzerte verzichtete
er jedoch auf den markanten Titel, vermutlich, weil inzwischen zahlreiche andere Werke mit diesem Beinamen in Erscheinung
getreten waren und Liszt das Konzertante
gegenüber seinen inzwischen komponierten
symphonischen Dichtungen wieder stärker
herausheben wollte.
SECHS SÄTZE ODER NUR EINER ?
Unmittelbares Vorbild in der Gattung Konzert für das pausenlose Durchspielen von
kontrastiven, aber thematisch eng verbundenen Abschnitten war für Liszt Carl Maria
von Webers Konzertstück für Klavier und
Orchester f-Moll op. 79 (1821). Die Aufgabe
der traditionellen Sonatenform zu Gunsten
einer freien Form in einem Satz war bei Weber noch als Alternative zur nach wie vor
gültigen klassischen Form des Konzerts
gemeint (worauf die Bezeichnung »Konzertstück« unverkennbar hindeutet), bei Liszt
wurde sie zum Kern eines neuen Konzepts
der Konzertform selbst. Während beim Es-
Dur-Werk zumindest äußerlich noch eine
dreisätzige Anlage angezeigt wird, ist beim
A-Dur-Konzert eine solche Satzeinteilung
ganz aufgegeben.
Aber haben wir es tatsächlich mit einem
einsätzigen Werk zu tun ? Oder besteht die
Komposition doch aus sechs, pausenlos
nacheinander gespielten Sätzen ? Die Frage
ist keineswegs so eindeutig zu beantworten, wie es zu erwarten wäre. Zwar lässt
sich ganz grob das Schema der Sonatenform mit den Kernteilen Exposition, Durchführung und Reprise ausmachen, jedoch
zeigen sich gleichzeitig die typischen Satzcharaktere der mehrsätzigen Symphonie
mit Introduktion und Kopfsatz, Scherzo,
langsamem Satz sowie Finale mit Coda. Wie
in seinen symphonischen Dichtungen verfolgt demnach Liszt konsequent das Konzept der Mehrsätzigkeit in der Einsätzigkeit, die Überblendung von zwei unterschiedlichen Formverläufen.
EINHEIT UND VARIANTENTECHNIK
Mit der Überblendung unterschiedlicher
Formverläufe stellt sich das Problem des
motivisch-thematischen Zusammenhalts
der Abschnitte, die, um der Gefahr allzu
ähnlicher und damit monotoner Abläufe zu
entgehen, als deutlich wahrnehmbare Kontraste angelegt sein müssen. Liszt benutzt
dazu eine spezifische Variantentechnik, die
unverkennbar auf Vorbilder bei Beethoven
(späte Kammermusik) und Hector Berlioz
(»Symphonie fantastique«) zurückgreift.
Die vorgestellten Themen erfahren tiefgreifende charakterliche Änderungen durch
Änderung von Tempo, Harmonik oder Artikulation. Wohl am auffallendsten ist dies
im A-Dur-Konzert im fünften Abschnitt der
Fall, wenn das zarte, zu Beginn des Konzerts
­erklingende Grundthema in kriegerischer
Franz Liszt: 2. Klavierkonzert
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Franz Liszt im Atelier von Franz Hanfstaengl in München (1858)
Franz Liszt: 2. Klavierkonzert
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Marschmanier auftritt. Außerdem sind die
in den ersten beiden Abschnitten auftretenden Themen, so gegensätzlich sie auf den
ersten Blick erscheinen, durch charakteristische Motive miteinander verbunden, so
dass pointiert gesagt, das genannte Grund­
thema den Ausgangs- und Endpunkt der
gesamten Komposition bildet.
Diese Grundstruktur sorgt für die nötige
Einheit, auf deren Basis sich die ständig
wandelnden Charaktere umso deutlicher
abheben. Prägend für den ersten Abschnitt
(»Allegro sostenuto assai«) ist der für den
Beginn eines Klavierkonzerts ganz untypische Vortrag eines lyrisch-elegischen Themas, zunächst in den Holzbläsern mit einzelnen Soli, dann in den Streichern, wozu
das Klavier mit harfenartigen Spielfiguren
einsetzt. Alles sieht nach einem Vorspiel für
den eigentlichen Beginn aus, aber im Nachhinein wird klar, dass es sich hier um das
Grundthema handelt, das in verschiedenen
Varianten das ganze Werk durchzieht. Eine
Solokadenz des Klaviers bildet die Überleitung zum deutlich abgehobenen zweiten
Thema, das im denkbar größten Gegensatz
zum ersten steht: ein fanfarenartiges, scharf
markiertes Dreiklangsmotiv über einer akzentuierten chromatischen Bassfigur, zunächst solo vom Klavier vorgetragen. Ähnlich stark sind auch die Gegensätze zu den
Scherzo-Themen im zweiten Abschnitt
(»Allegro agitato assai«) sowie des Weiteren zu den Charakterveränderungen der
Themen in Durchführung (dritter Abschnitt
»Allegro moderato« sowie vierter Abschnitt
»Allegro deciso«) und Reprise (fünfter Abschnitt »Marciale, un poco meno allegro«),
bevor die Coda (»Allegro animato«) das
Konzert auf glanzvolle Weise abschließt.
Dabei bemüht sich Liszt keineswegs um
möglichst gleitende Übergänge, sondern
markiert die Exposition neuer Themen oder
Abschnitte sehr deutlich. Als Überleitungen
dienen unter anderem die insgesamt fünf
Solokadenzen des Klaviers, in denen dem
Solisten ein Höchstmaß an Technik, aber
auch an Gestaltungskraft abverlangt wird.
MUSIKALISCHER AUSDRUCK
Anders als zu Lebzeiten Liszts steht das
zweite Klavierkonzert heutzutage, was die
Gunst von Pianisten und Publikum angeht,
unverkennbar im Schatten des ersten.
Trotz seiner brillanten Coda kann es nicht
in gleichem Maße wie das Es-Dur-Konzert
mit äußerer Wirkung auftrumpfen. Im Gegen­
zug erscheint das A-Dur-Werk sowohl in der
Ins­trumentation als auch in der Themenverarbeitung stärker ausdifferenziert. Auffallend sind insbesondere die zahlreichen Vortragsanweisungen, die nicht nur reine Ausführungsbezeichnungen wie »dolce« oder
»marcato« umfassen, sondern mit »träumend« (Horn im ersten Abschnitt), »con
abandono« (mit Hingabe, Klavier im dritten
Abschnitt) oder »molto cantando« (sehr
gesangvoll, Klarinette im vierten Abschnitt)
Ausdrucksqualitäten ansprechen, die auf
einen poetischen Gehalt, eine latent vorhandene dichterische Idee hinweisen. Insofern
ist hier die Affinität zum musikalischen Ausdruck von poetischen Ideen, auf dem Liszts
Konzept der symphonischen Dichtung fußt,
zum Greifen nahe. »Auch dort, wo der Musik
[Liszts] kein Programm zugrunde liegt«,
lautet Hans Engels Fazit, sei sie »gespeist
von tonpoetischen Vorstellungen«.
Franz Liszt: 2. Klavierkonzert
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Liebesträume
ohne Seufzer
GOTTFRIED WAGNER
LETZTES UNIVERSALGENIE DER
EUROPÄISCHEN ROMANTIK
Von welchem Liszt wollen wir sprechen ?
Vom magischen Klaviervirtuosen, vom lebenslang experimentierenden Komponisten
verschiedenster Musikgattungen, die europäische E- und U-Musikformen umfassen,
einschließlich der »musica sacra«, und von
außermusikalischen Inhalten beeinflusst
sind ? Meint man Liszt, der die klassische
Form und bürgerliche Empfindsamkeit
überwand und Harmonik und Melodik revolutionierte u. a. im Bereich der Polytonalität
und Quartenharmonik bis hin zur Auflösung
traditioneller Tonalität ? Am bekanntesten
ist er als Schöpfer von Programmmusiken
und »Symphonischen Dichtungen«, die er
mittels Kontrast und Steigerung gestaltete.
Wichtig war er aber auch als Musikessayist
und -pädagoge, der auf kommende Komponisten- und Pianistengenerationen ebenso
stark nachwirkte wie als Innovator des Klavierbaus. Umstritten war er als Propagandist eigener romantischer Kunstrichtungen
und Weltanschauungen, die er auch mit
seinen Transkriptionen musikalisch zu belegen suchte.
Fragwürdig sind die auffällig umfangreichen autobiographischen Selbstdarstellungen, mit denen Liszt die tatsächlichen Hintergründe seines 75-jährigen Lebens verschleierte und der Nachwelt bewusst als Rät­
sel hinterließ. Seine Art der Selbstdarstellung
im bürgerlichen Musikbetrieb Europas und
bei seinem Publikum glich bisweilen Ratten­
fängerei. Beim Umgang mit Musikverlegern
und -kritikern und der Tätigkeit als Theater­
­unternehmer benahm er sich oft wie eine
launische Diva. Damit reizte er Heinrich Heine, den selbstironischen Spötter, der ihn
wie keiner durchschaute und mit spitzer
Feder aufspießte. Nur ein anderer misstraute wie Heine der tiefen Zerrissenheit und
pathetischen Pose Liszts: Friedrich Nietzsche entlarvte ihn mit Recht zusammen mit
Wagner als Paradebeispiel romantischer
Dekadenz. So liest man im Abschnitt »Der
Wahrheitssinn des Künstlers« in »Menschliches, Allzumenschliches« von Friedrich
Nietzsche: »Scheinbar kämpft er für die höhere Würde und Bedeutung des Menschen;
in Wahrheit will er die für seine Kunst wirkungsvollsten Voraussetzungen nicht aufgeben: also das Phantastische, Mythische,
Unsichere, Extreme, den Sinn für das Sym-
Wer war Franz Liszt ?
14
bolische, die Überschätzung der Person,
den Glauben an etwas Wunderartiges im
Genius.«
VERWANDLUNGSKÜNSTLER AUF
DER FLUCHT VOR SICH SELBST
Teil eines lebenslang kultivierten Liszt-­
Klischees wurde seine Rolle als ewig verspieltes Wunderkind, das durch das Vorspiel
bei Beethoven zu früh vergöttert wurde und
sich bis zum letzten Atemzug nach Applaus
im vollen Rampenlicht sehnte. Virtuos
schlüpfte er seit Kindesbeinen für das jeweilige Publikum von einem Kostüm ins andere:
so spielte er den einsam unverstandenen
Künstler oder populären Volkskomponist,
aber auch den christlich-bürgerlichen Revoluzzer oder handküssenden Liebling aristokratischer Salons. Einmal schmeichelte er
den Juden, dann verwandelte er sich zum
prominenten Salon-Antisemiten, ohne aber
dabei Wagners militanten Judenhass nachzuplappern. Damit trug er nolens volens mit
dazu bei, dass sich seine Stimme später in
Bayreuth mit dem Gebrülle der »Endlösung«­-Antisemiten mischen konnte: »Les Préludes« verwandelte sich im arischen Nazi­Deutschland von der Freiheits- zur Todesmelodie – bis heute ein Tabuthema.
Großartig inszenierte sich Liszt als ungarisch
bodenständige Nationallegende, misch­te gespielte Identifikation mit den »Zigeunern«
– ohne dabei die triste Realität der Roma
und Sinti zu kennen – mit seinem pan­euro­
päischen »Wanderer«-Image. Schlechthin
erfunden waren seine öffentlichen, exhi­
bitionistischen Darstellungen des eigenen
skandalreichen Privatlebens. Seine Auf­tritte
als verwöhnter Schürzenjäger waren ebenso bekannt wie seine Rolle als stets ab­
wesender Vater der unehelichen Kinder
Blandine, Cosima und Daniel, die er mit
­seiner Geliebten, der Gräfin Marie d’Agout,
hatte. Die Flucht vor einer Ehe mit seiner
­anderen offiziellen Gefährtin, der Fürstin
Carolyne von Sayn-Wittgenstein, füllten
schon zu Liszts Lebzeiten die Klatschspalten. Die Scheinheiligkeit eines romantischen Genies in franziskanischer Kutte, das
wie sein Idol aus Assisi mit den Vögelchen
zwitscherte, nahm man dem »Divino« ebenso wenig ab wie die Opferrolle des von den
Frauen verfolgten »Divo«. Doch hinter der
verkitschten Fassade des Heiligen und des
Opfers stand die männliche Neurose, Angst
und Flucht vor jeglicher Verantwortung und
Bindung an das andere Geschlecht. Die
Klischee-­Bilder der »bösen« Marie d’Agout
und Carolyne von Sayn-Wittgenstein, denen
er wesentliche Impulse zur komposito­
rischen Inspiration verdankte, kultivierte
Liszt, um so das eigene Kultbild des Gentle­
man vom Scheitel bis zur Sohle nicht ankratzen zu lassen.
ERLÖSUNGSSEHNSUCHT ALS
­LEBENSLANGE KUNSTSTRATEGIE
Wie bedeutungslos und langweilig wäre
Liszt als Tonkünstler, wenn man nicht auch
seine dunklen Seiten kennen würde, hinter
denen er sich in vielen Kompositionen versteckte. Man denke vor allem an Faust, Mephisto und Liszt in allen Variationen. Faust
und Mephisto sind die zwei Seelen in der
Liszt’schen Brust, mit denen er sich als
Macho-Komponist austobte. Später pfropfte er, – aus Angst vor der Entlarvung seines
tatsächlichen Umgangs mit Frauen – den
zweiten, süßlich-engelhaften Schluss seiner »Faust-Symphonie« auf. Damit verwischte er die autobiographischen Spuren
im »Mephisto«-Satz, die eigentliche Symbiose von Faust-Mephisto-Liszt, und spielte
Wer war Franz Liszt ?
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Franz Liszt im Atelier von Antoine Samuel Salomon in Paris (1861)
Wer war Franz Liszt ?
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Liszt am Klavier mit Tochter Cosima, die damals schon die Geliebte Wagners war,
Graf Léo Festetics (Mitte) und Cosimas Ehemann Hans von Bülow (1865)
gekonnt seine Erlösung aus der Hölle der
»Fleurs du Mal« durch die unbefleckte Jungfrau Maria vor.
Was Simone de Beauvoir über Goethe und
das Ende seines »Faust II«, die berühmten
Schluss­zeilen »Das Ewig Weibliche zieht
uns hinan«, schrieb, gilt auch für den
romantisch-katholischen Exzentriker mit
Heiligenschein und Augen­zwinkern an die
Männerwelt seiner Zeit: »Der Zug nach unten, der von der Frau ausging, erscheint
jetzt als umgekehrte Bewegung; sie führt
den Mann nicht ins Herz der Erde zurück,
sondern in den Himmel hinauf. Erhabene
Jungfrau Maria ! Dieser Abstand gerade zwischen den von den Männern gewollten Konstruktionen und der Willkür der Natur nimmt
[…] beunruhigenden Charakter an. Die Frau
ist mehr als alles andere eine poetische
Wirklichkeit, denn der Mann projiziert in sie
alles, was er selbst nicht zu sein vorhat. Sie
verkörpert den Traum; der Traum ist für den
Mann die innerste und fremdeste Gegenwart: das, was er nicht will, nicht tut, aber
wonach er strebt und was er nie erreicht:
das geheimnisvolle Andere.« Heute inter­es­
siert uns ein Blick hinter die schöne Kunst­
fassade des männlichen Traums vom Reich
des ge­
heimnisvollen Anderen. Da ist bei
Liszt noch ­vieles zu entdecken, und dies jenseits von S
­ eelenweichspülern wie »Bacci«Werbe­sprüchen, die zum Sankt Valentinstag
mit Liszt’schen »Liebestraum«-Klängen
unterlegt werden.
Der Autor ist Ururenkel von Franz Liszt, hat
über Kurt Weill promoviert und lebt als Regisseur und musikwissenschaftlicher Autor
in Italien
Wer war Franz Liszt ?
17
Geheimnisvolle
Variationen über ein
rätselhaftes Thema
WOLFGANG STÄHR
LEBENSDATEN DES KOMPONISTEN
EDWARD ELGAR
(1857–1934)
Variations on an Original Theme op. 36
»Enigma Variations«
Geboren am 2. Juni 1857 in Broadheath /
Worcestershire (West Midlands / England);
gestorben am 23. Februar 1934 in Worcester.
ORIGINALTITEL
Thema: Andante (Enigma)
1. L’istesso tempo (Caroline Alice Elgar)
2. Allegro (Hew David Steuart-Powell)
3. Allegretto (Richard Baxter Townshend)
4. Allegro di molto (William Meath Baker)
5. Moderato (Richard Penrose Arnold)
6. Andantino (Isabel Fitton)
7. Presto (Arthur Troyte Griffith)
8. Allegretto (Winifred Norbury)
9. Adagio (August Johannes Jaeger)
10. Intermezzo: Allegretto (Dora Penny)
11. Allegro di molto
(George Robertson Sinclair)
12. Andante (Basil G. Nevinson)
13. R
omanza: Moderato (Lady Mary Lygon)
14. Finale: Allegro (Edward Elgar)
Im Autograph »Variations for orchestra«, für
den Partiturdruck erweitert zu »Variations
on an Original Theme«; »Enigma« (Rätsel)
war ursprünglich nicht Bestandteil des
­Titels, sondern wurde von Elgars Verleger
August Johannes Jaeger nachträglich in das
Partiturautograph eingefügt: auf Seite 2
über dem Beginn des »Themas« (Andante).
ENTSTEHUNG
Erster Einfall am Abend des 21. Oktober
1898; Ausarbeitung der Komposition von
Ende Oktober 1898 bis Anfang Februar 1899
in Malvern Link / Worcestershire; Reinschrift der Partitur vom 5. bis 19. Februar
1899; Umarbeitung des Finales (mit Hinzufügung der Orgel) im Juni/Juli 1899 im Anschluss an die Uraufführung.
Edward Elgar: »Enigma Variations«
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WIDMUNG
BLICK HINTER DIE KULISSEN
»Dedicated to my Friends pictured within,
Malvern 1899« (Meinen Freunden gewidmet, die darin abgebildet sind); eine zweite,
ungedruckte Widmung lautet: »Hans Richter under whose conducting the first performance of this fine work took place at St
James’s Hall, 19. June 1899, London« (Hans
Richter, unter dessen Leitung die Uraufführung dieses schönen Werkes am 19. Juni
1899 in der Londoner St James’s Hall stattfand).
Am 24. Oktober 1898 schrieb Elgar an seinen Freund und Ratgeber August Johannes
Jaeger, der als Geschäftsführer für das englische Verlagshaus Novello & Co. arbeitete:
»Ich habe eine Reihe von Variationen (für
Orchester) über ein eigenes Thema skizziert: Die Variationen waren ein Vergnügen
für mich, weil ich jede mit dem Spitznamen
eines speziellen Freundes versehen habe
– Du bist Nimrod. Das soll heißen, ich habe
die Variationen geschrieben, um die Stimmung meines Freundeskreises einzufangen
– ich habe ihn vor mir gesehen und mir vorgestellt, wie jeder (oder jede) von ihnen
selbst seine Variation geschrieben hätte –
vorausgesetzt, er wäre ein solcher Esel und
würde komponieren – es ist ein kurioser
Einfall, und das Ergebnis wird ein Spaß sein
für alle, die hinter die Kulissen schauen können, ohne aber die Hörer, die ›keinen Schimmer< haben, weiter zu stören. Was meinst
Du ?«
URAUFFÜHRUNG
Am 19. Juni 1899 in London in der St James’s
Hall (Dirigent: Hans Richter); Erstaufführung
der revidierten Schlussversion am 13. September 1899 beim Worcester Three Choirs
Festival unter Leitung von Edward Elgar.
Elgar benötigte nur wenige Wochen, um die
Variationenfolge auszuarbeiten und zu orchestrieren: Am 19. Februar 1899 konnte
er die Partitur vollenden. Drei Tage später
meldete er der Freundin Dora Penny (die er
in der zehnten Variation portraitiert hatte):
»Die Variationen sind alle fertig, und Deine
ist die heiterste von allen […] Ich habe Dich
vorzüglich instrumentiert.«
DAS THEMA:
EIN UNGELÖSTES RÄTSEL
Das musikalische Rätselraten, das sich in
der »Geburtsstunde« dieser Variationen
zwischen Edward und Alice Elgar entsponnen hatte, setzte sich natürlich in der Öffentlichkeit fort, als das Werk im Konzert­
saal erklang und die Partitur von Novello
Edward Elgar: »Enigma Variations«
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Edward Elgar (1895)
Anzug und Hut hatte sich der passionierte Bayern-Urlauber
im Jahr zuvor bei Loden-Frey in München gekauft...
Edward Elgar: »Enigma Variations«
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publiziert wurde. Mit der Widmung an den
Freundeskreis (»Dedicated to my Friends
pictured within«) lenkte Elgar selbst die
Aufmerksamkeit auf das »Geheimnis« der
Komposition, ohne es jedoch zu enthüllen,
denn die einzelnen Variationen sind lediglich mit den Initialen oder einem privaten
Spitznamen des betreffenden Freundes oder
der Freundin überschrieben. Allerdings hat
Elgar gegen Ende seines Lebens einen detailreichen Kommentar zu diesem Stück
ver­fasst und damit viele (wenngleich nicht
alle) Fragen beantwortet. Seither steht ein
anderes Rätsel im Zentrum der Nachforschungen: das Thema selbst. Dafür hatte
der Komponist höchstpersönlich gesorgt,
und dies nicht bloß durch die Betitelung des
Werks – »Enigma« bezieht sich ausdrücklich auf das »Thema« und nicht auf die Variationen – , sondern auch durch eine Reihe
von »Erklärungen«, die bestens geeignet
waren, das Mysterium zu vertiefen.
Nur ein wenig hat Elgar den Schleier des
Geheimnisses gelüftet, als er bekannt gab,
das Thema seiner Variationen sei der Kontra­
punkt zu einem anderen, verschwiegenen
Hauptthema, und bei diesem handele es
sich um eine äußerst populäre Melodie:
»Es ist kaum zu glauben, dass niemand darauf gekommen ist«, amüsierte sich Elgar.
Seit nun bald hundert Jahren gehört es zu
den Lieblingsbeschäftigungen der Elgarianer, über die Identität jenes rätselhaften
»größeren Themas« zu spekulieren. Ist es
»God Save the King« (was der Komponist
entschieden verneinte) oder »Rule, Britannia« ? Ist es das alte schottische Volkslied
»Auld Lang Syne« ? Oder ein Thema von
Bach ? Oder von Mozart ? Da Elgar jede eindeutige Auskunft verweigerte, wird dieses
Rätsel wohl nie zu lösen sein. Die »Enigma-­
Variationen« bewahren ihr Geheimnis.
Immerhin, zu dem wirklichen, real existierenden Thema des Zyklus hat sich Elgar
erhellender geäußert: Er habe darin das
»Gefühl der Einsamkeit des Künstlers« zum
Ausdruck gebracht. In der Privatkorrespondenz deutete er außerdem vorsichtig an,
das Thema sei als ein heimliches Selbstportrait zu verstehen. Und tatsächlich – klingt
nicht der Themenkopf wie eine Vertonung
des Namens »Edward Elgar« ?
DIE VARIATIONEN: EINE GALERIE
DER FREUNDSCHAFT
Das Thema und die 1. Variation sind bruchlos miteinander verbunden: offenbar ein
symbolischer Vorgang. Denn während das
Thema (soviel wir wissen) als Selbstportrait
gedacht ist, widmete Elgar die erste der
insgesamt vierzehn Variationen seiner Frau
Caroline Alice. Der Komponist sprach von
einer »Verlängerung des Themas mit, wie
ich hoffe, romantischem und feinsinnigem
Einschlag«.
Die 2. Variation, eine Art Toccata, gilt dem
Pianisten Hew David Steuart-Powell, Elgars
Kammermusikpartner, und parodiert dessen Eigenart, sich vor dem gemeinsamen
Musizieren »einzuspielen«.
Die 3. Variation erinnert an eine Theateraufführung von Amateuren, bei der Elgars Freund
Richard Baxter Townshend mit künstlich
ge­senkter Stimme in der Rolle eines alten
Mannes auftrat. Nach allem, was erzählt
wird, muss Townshend ein »Original« gewesen sein, ein gutmütiger Sonderling, der mit
pausenlos klingelndem Fahrrad durch die
Straßen fuhr.
Die nachfolgende pompöse 4. Variation
zeigt William Meath Baker, einen Landadli-
Edward Elgar: »Enigma Variations«
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gen, in zeremonieller Aktion: bei einer offiziellen Ansprache an die Festgäste seines
Hauses.
Die 5. Variation portraitiert den Sohn des
Dichters und Philosophen Matthew Arnold,
Richard Penrose Arnold, und dessen Hang
zu tiefgründigen Gesprächen, die er jäh und
unerwartet durch launige Bemerkungen
und nervöses Gelächter zu unterbrechen
pflegte.
Isabel Fitton gehörte einer musikbegeisterten Familie aus Elgars Wohnort Malvern in
der Grafschaft Worcestershire an. Sie war
Viola-Spielerin, und deshalb schrieb Elgar
für die nach ihr benannte 6. Variation ein
schönes, ausdrucksvolles Bratschensolo –
und eine Musik, die Isabels ernste, nachdenkliche und empfindsame Wesensart
reflektiert.
Ebenfalls aus Malvern stammte der Architekt Arthur Troyte Griffith, der in der turbulenten 7. Variation seinen Auftritt hat –
in einer Szene, die das Klavierspiel des
ebenso temperamentvollen wie talentlosen
Amateurpianisten mit orchestralen Mitteln
karikiert: laut, stürmisch und ohne Rücksicht auf Verluste.
Nobel und ein wenig altmodisch mutet dagegen die 8. Variation an, die Winifred Norbury, der Sekretärin der Worcestershire
Philharmonic Society, die Reverenz erweist.
Elgar ließ sich von der Atmosphäre ihres
Hauses aus dem 18. Jahrhundert inspirieren
und erlaubte sich den freundschaftlichen
Spaß, ihr eigentümliches Lachen zu imitieren.
Es folgt die 9. Variation, das emotionale
Zentrum des Werks und eine der ergrei-
fendsten Kompositionen, die Elgar je geschrieben hat. Hinter dem Namen des alttestamentarischen Jägers »Nimrod« (Buch
Genesis 10,9) verbirgt sich sein engster und
bester Freund, der deutsche Geschäftsmann und Verleger August Johannes Jaeger, der als Geschäftsführer bei Novello zu
Elgars wichtigsten Förderern und Fürsprechern zählte. Diese Variation ist, wie Elgar
bekannte, mit einer ganz bestimmten Erinnerung verbunden, mit »einer langen Unterhaltung an einem Sommerabend, als mein
Freund sich wortgewaltig über Beethovens
langsame Sätze aussprach und erklärte,
niemand könne Beethoven auf diesem Gebiet den ersten Rang streitig machen, eine
Ansicht, mit der ich von Herzen übereinstimmte. Dem Hörer wird nicht entgehen,
dass die Einleitungstakte den langsamen
Satz von Beethovens >Pathétique< heraufbeschwören.« Musik über Musik ? In einem
Brief an Jaeger vom März 1899 schreibt Elgar: »Ich habe darauf verzichtet, Dein Auftreten und Verhalten zu zeigen, und habe
nichts gesehen als die gütige, liebenswürdige, aufrichtige Seele in Deinem Innersten.«
Dora Penny, der Pfarrerstochter aus Wolverhampton – Elgar nannte sie »Dorabella«
nach der gleichnamigen Frauengestalt aus
Mozarts »Così fan tutte« – , ist die 10. Variation als »Intermezzo« zugedacht: ein Satz
von »tänzerischer Schwerelosigkeit«, wie
Elgar sagt. Dora Penny veröffentlichte später ihre Erinnerungen an den Komponisten
unter dem originellen Titel: »Memories of a
Variation«.
Ihrer Überschrift zum Trotz beschäftigt sich
die 11. Variation nicht mit George Robertson
Sinclair, dem Organisten der Kathedrale
von Hereford, sondern mit dessen Bulldogge
Edward Elgar: »Enigma Variations«
22
Dan: Der Hund stürzte einst von einem Steilhang in einen Fluss und rettete sich nur mit
Mühe wieder ans Ufer, und diesen aufregenden Zwischenfall hat Elgar musikalisch verewigt.
Der Cellist Basil G. Nevinson bildete zusammen mit Elgar und dem Pianisten Steuart­Powell (2. Variation) ein Klaviertrio. Für die
ungezählten glücklichen Stunden gemeinsamen Musizierens revanchierte sich Elgar
mit der 12. Variation, die – wen wundert es
– die Cellisten in das denkbar vorteilhafteste
Licht rückt.
Vielleicht war es abergläubische Rücksichtnahme, die Elgar veranlasste, der 13. Variation keinen Namen, sondern drei Sternchen
voranzustellen. Seine Skizzen und Notizen
verweisen jedoch unmissverständlich auf
eine Adelsdame aus der Nähe von Malvern,
Lady Mary Lygon, die eine Seereise nach
Aus­tralien antrat: Deshalb das Zitat aus
Mendelssohns »Meeresstille und glückliche
Fahrt« in der Soloklarinette; deshalb auch
der leise Paukenwirbel (auszuführen mit
Trommelschlägeln), der das Maschinengeräusch eines fernen Ozeandampfers suggerieren soll. Gleichwohl hat die Überschrift
»Romanza« die Phantasie der Kommentatoren zu mancherlei Gedankenspielen angeregt. Die Gerüchte sind nie verstummt, dass
die drei Sterne für einen anderen Frauen­
namen stehen könnten, möglicherweise für
Helen Weaver, Elgars einstige Verlobte, die
1885 nach Neuseeland ausgewandert war.
handelt: um Elgar selbst. Dieses Finale – mit
Reminiszenzen an die 1. und 9. Variation –
gibt sich überaus stolz und selbstbewusst,
monumental und majestätisch, zumal in der
endgültigen Version: Elgar hat auf Anraten
Jaegers den Schluss noch einmal grund­
legend überarbeitet und um nahezu hundert
Takte erweitert... Ist es nicht erstaunlich,
dass ein eher introvertierter, melancholischer und von starken Selbstzweifeln geplagter Künstler wie Elgar eine derart spektakuläre Form der Selbstdarstellung wagte ?
»Ich werd’s euch noch zeigen«: In diese
Worte hat Elgars Biograph Michael Kennedy
die vorherrschende Stimmung dieses Finales übersetzt.
Am Ende der autographen Partitur aber notierte Elgar ein pessimistisches Tasso-Zitat:
»Ich verlange viel, ich hoffe wenig, ich frage
nichts.« Und dennoch war Elgar mutig genug, die Variationen an Hans Richter zu senden, obgleich er sich kaum vorstellen konnte, dass der berühmte Dirigent »ein englisches Stück von einem Mann, der noch ein
völlig unbeschriebenes Blatt ist«, aufführen
würde. Doch Hans Richter begeisterte sich
auf Anhieb für das Werk des noch weitgehend unbekannten Engländers und leitete
wenige Monate später, am 19. Juni 1899, die
Uraufführung in der Londoner St James’s
Hall. Es wurde ein unerwarteter und beispielloser Triumph: für die »Enigma-Variationen«,
für Elgar – und für die englische Musik.
»ICH WERD’S EUCH
NOCH ZEIGEN«
Mag das Thema der »Enigma Variations« ein
heimliches Selbstportrait des Komponisten
sein: bei der letzten, der 14. Variation jedenfalls besteht kein Zweifel, um wen es sich
Edward Elgar: »Enigma Variations«
23
Edward Elgar mit Tochter Carice (1900)
Edward Elgar: »Enigma Variations«
24
Elgars Enigma
AUS INTERVIEWS, GESPRÄCHEN UND TEXTEN EDWARD ELGARS
ZUSAMMENGESTELLT VON STEPHAN KOHLER
Eine meiner kostbarsten Erinnerungen ist mit
der Entstehung der »Variationen« verknüpft.
Nach einem Mittagessen bei ihm zuhause,
sagte Elgar bei einer Tasse Kaffee: »Möchten Sie hören, wie die >Enigma-Variationen<
entstanden sind ?« Während ich in einem
großen Sessel saß, ging er zum Klavier, eine
Zigarre im Mund: »Nach einem langen Tag
Geigenunterricht in Malvern kam ich sehr
müde nach Hause. Als das Abendessen vorbei war, sagte meine liebe Frau zu mir: >Edward, du siehst nach einer guten Zigarre
aus<, und nachdem ich sie angezündet hatte, setzte ich mich an’s Klavier – gerade so
wie ich jetzt sitze. Schon bald fühlte ich
mich beruhigt und entspannt und begann
zu spielen. Plötzlich unterbrach mich meine
Frau mit den Worten: >Edward, das ist eine
gute Melodie !< Ich erwachte aus meinen
Träumen: >Eh ! Melodie, welche Melodie ?<
und sie sagte: >Spiel’s noch einmal. Mir gefällt diese Melodie.< Ich spielte und klimperte herum, fing wieder von vorne an, und auf
einmal rief sie: >Das ist die Melodie !< Und
diese Melodie ist das Thema der >Variationen‹. Das Thema gefiel nicht nur meiner Frau,
sondern auch mir, und so fuhr ich fort zu
spielen. Kurz anhaltend in meiner musikali-
schen Spurensuche, drehte ich mich um zu
ihr: >An wen erinnert dich das ?< >Natürlich<,
sagte sie blitzschnell, >das ist Billy Baker
(ein Nachbar der Elgars), wenn er aus dem
Zimmer geht.< Und so waren die >Enigma-­
Variationen< geboren.«
Erinnerungen des Kritikers, Konzertagenten
und Musikverlegers James Aikman F
­ orsyth
(1867– ? ) an ein Gespräch mit Edward Elgar
über die Entstehung der »Enigma Variations«
Diese Arbeit, begonnen in einer launigen
Stimmung, aber sehr ernsthaft zu Ende geführt, enthält Skizzen von Freunden des
Komponisten. Das ist so zu verstehen, dass
diese Freunde das ursprüngliche Thema
kommentieren oder reflektieren, und dass
jeder auf seine Weise versucht, das »Rätsel« zu lösen – denn der Name des Themas
ist »Enigma« ! Die Skizzen sind keine »Portraits«, aber jede Variation enthält eine besondere Idee, die sich auf eine ganz eigene
Persönlichkeit bezieht oder auf ein Ereignis,
das nur zwei Leute kennen. Das ist die
Grundlage der Komposition, doch kann das
Der Komponist hat das Wort
25
Edward Elgar (um 1915)
Werk genau so gut als ein »Stück Musik«
ohne jede zusätzliche Erklärung gehört
werden.
Programmheft-Text, den Edward Elgar anlässlich einer Aufführung in Italien im Oktober 1911 schrieb
Es ist wahr, dass ich die individuellen Be­
sonderheiten von vierzehn meiner Freunde,
nicht ausschließlich Musiker, nachgezeichnet habe – zu ihrem Vergnügen und zu meinem eigenen. Aber das ist eine Privatangelegenheit und muss nicht öffentlich erwähnt
werden. Die »Variationen« sollen einfach als
ein »Stück Musik« für sich stehen. Das »Rätsel« (Enigma) möchte ich nicht erklären –
sein »Geheimnis« muss unentdeckt bleiben,
und ich warne Sie: die offensichtliche Verbindung zwischen den Variationen und dem
Thema ist nicht das Wesentliche ! Vielmehr
zieht sich durch und über die gesamte Komposition ein anderes und bedeutenderes
Thema, das aber nicht gespielt wird… So erscheint das eigentliche Thema nie, wie in
manchen Dramen der jüngsten Zeit – man
denke an Maeterlincks »L’ Intruse« (Der Eindringling) und »Les sept Princesses« (Die
sieben Prinzessinnen), wo die Hauptperson
nie auf der Bühne zu sehen ist.
Edward Elgar in einem Gespräch mit
Charles Ainslie Barry (1830–1915), der ihn
für das Programmheft der Uraufführung
interviewte
Der Komponist hat das Wort
26
Musikalische
Tagträume einer
fernen Epoche
WOLFGANG STÄHR
NEUES AUS DEM
»LAND OHNE MUSIK«
Die Uraufführung der »Enigma Variations«
am 19. Juni 1899 wird in der englischen Mu­
sikgeschichtsschreibung wie eine »Stunde
Null« oder ein Tag der Wiedergeburt gefeiert. Seit über 200 Jahren, seit Purcells Tod,
hatte England keinen wirklich bedeutenden
Komponisten von europäischem Rang hervorgebracht. Erst Edward Elgar vermochte
den Bann zu brechen, der auf dem »Land
ohne Musik« zu lasten schien. Sein Leben
und sein Werk verbinden sich im Bewusstsein der Landsleute untrennbar mit der
»English Musical Renaissance«. »Als ich die
>Enigma-Variationen< hörte«, erinnerte sich
George Bernard Shaw, »sprang ich auf und
rief: >Whew !< Ich wusste, dass wir es endlich geschafft hatten.« England war mit
diesem Geniestreich der Orchestermusik in
die Geschichte der Kompositionskunst zurückgekehrt.
Am 3. Dezember 1908 spielte das Hallé Orchestra unter seinem Chefdirigenten Hans
Richter in Manchester die Uraufführung der
1. Symphonie Elgars – auch dies eine historische Premiere. »Eine englische Symphonie
existierte bis dahin überhaupt nicht, jedenfalls keine von Format, die den Vergleich mit
den Symphonien Beethovens oder Brahms’
auch nur im Entferntesten gerechtfertigt
hätte und in Konzerten neben anerkannten
Meisterwerken nicht sofort in Bedeutungslosigkeit versunken wäre«, schreibt der
berühmte Musikkritiker Sir Neville Cardus,
Zeuge dieser bahnbrechenden Uraufführung. »Es erscheint mir hoffnungslos, heute noch etwas von dem Stolz vermitteln zu
wollen, mit dem sich die jungen englischen
Studenten in jener fernen Epoche für Elgar
begeisterten.« Hans Richter, der Weggefährte Wagners und Brahms’, studierte Elgars 1. Symphonie As-Dur op. 55 auch in
London ein, und bei dieser Gelegenheit
sprach er zu den Musikern des London Symphony Orchestra die denkwürdigen Worte:
»Gentlemen, lassen Sie uns nun die größte
Symphonie unserer Zeit proben, geschrieben vom größten lebenden Komponisten –
und zwar nicht nur dieses Landes.«
Wer war Edward Elgar ?
27
Philip Burne-Jones: Edward Elgar (1913)
Wer war Edward Elgar ?
28
SPÄTE ANERKENNUNG
EINES AUSSENSEITERS
Diese mit höchster Autorität vorgetragene
Anerkennung bedeutete für den mittlerweile
51-jährigen Edward Elgar eine späte Genugtuung. Als katholischer Kleinbürgersohn und
Autodidakt aus der englischen Provinz hatte
er jahrelang gegen Widerstände ankämpfen
müssen: gegen religiöse Vorurteile der anglikanischen Mehrheit, gegen den spätvik­
torianischen Standesdünkel, gegen den
snobistischen Hochmut des musikalischen
Establishments in der Metropole London.
Das Gefühl der Außenseiterschaft hat Elgar
nie überwinden können, eine misanthropische Neigung trübte sein Selbstbewusstsein
bis zuletzt, insbesondere aber ein argwöhnisches und irrationales Misstrauen gegenüber der britischen Öffentlichkeit: »Sie wollen mich nicht und haben mich nie gewollt.«
Das sagte ein Komponist, der die Ehrendoktorwürde der Universitäten Cambridge,
Oxford, Durham, Leeds und Birmingham
erhalten, für den die Stadt London ein ausschließlich seinem Schaffen gewidmetes
Festival ausgerichtet hatte und der von König Edward VII. in den Adelsstand erhoben
worden war. Und mehr noch: ein Komponist,
der mit einem seiner Werke eine geradezu
überwältigende Popularität errungen hatte. Die Rede ist natürlich von dem »Pomp
and Circumstance«-Marsch Nr. 1, dessen
melodisch unvergessliches Trio mit den
(nachträglich gedichteten) Worten »Land of
Hope and Glory« in Großbritannien zu einer
zweiten Nationalhymne avancierte. Elgar
muss diesen Erfolg vorausgeahnt haben,
als er das Trio-Thema im Mai 1901 zu Papier
brachte: »Mir ist eine Melodie eingefallen,
die wird sie alle umwerfen«, verriet er einer
Freundin. »Eine Melodie wie diese findet
man nur einmal im Leben.«
Auf keines seiner Werke aber blickte Elgar
mit solchem Stolz wie auf das Oratorium
»The Dream of Gerontius« (1900), nicht zuletzt weil ihm diese Komposition das überschwängliche Lob eines Richard Strauss
eingetragen hatte. »Es hat mich für jahrelange Mühen entschädigt«, bekannte Elgar,
»zu hören, wie er mich >Meister< nannte.«
Tatsächlich zeigt sich im »Gerontius« – der
Vertonung eines visionären Gedichts des
Kardinals John Henry Newman, das den Weg
der Seele nach dem Tod umkreist – Elgars
Meisterschaft am reinsten ausgeprägt: der
feierliche, weihevolle, melancholisch-sehnsüchtige Ton, die vollendet schöne und ergreifende Gesangsmelodik, die kenntnisreiche, subtile, unerhört phantasievolle Instrumentationskunst, der natürliche Sinn für
Monumentalität und Emphase, das tiefste
Verständnis für die Geheimnisse der menschlichen Seele. Und in allem eine überaus persönliche Aussage- und Ausdruckskraft. Die
Größe dieses Werks hat Elgar mit seinen
Oratorien »The Apostles« (1903) und »The
Kingdom« (1906) auch später nicht mehr
übertroffen.
KULTURPESSIMISMUS
UND NOSTALGIE
Elgars Schaffen ist reich an autobiographischen Bezügen: Der langsame Satz seiner
2. Symphonie Es-Dur op. 63 etwa ist eine
Trauermusik auf den Tod des mit Elgar eng
befreundeten Musikenthusiasten und Mäzens Alfred E. Rodewald. Aber auch landschaftliche, historische und vor allem literarische Eindrücke inspirierten den englischen Komponisten. »Er erzählte mir einmal«, berichtete Vyvyan Holland, der Sohn
Oscar Wildes, »er habe musikalische Tagträume, in derselben Weise wie andere Menschen Tagträume von Heldentum und Abenteuer hätten, und er könne nahezu jeden
Wer war Edward Elgar ?
29
Edward Elgar (rechts) neben John Coates, den er für den besten Sänger des Gerontius hielt (um 1925)
Wer war Edward Elgar ?
30
Percy Anderson: Edward Elgar (um 1910)
Gedanken, der ihm durch den Kopf gehe, in
Musik ausdrücken.« Es waren pessimistische Gedanken, die ihm durch den Kopf gingen, als Elgar 1918 die Komposition seines
elegischen Cellokonzerts e-Moll op. 85 begann. Er fühlte sich fremd in einer Zeit, die
er als laut, vulgär und materialistisch empfand: Alles »Reine«, »Gute« und »Liebliche«
schien ihm unwiederbringlich verloren.
Das Cellokonzert, ein Werk der nostalgischen Wehmut und des Abschieds, blieb
Elgars letztes großes Opus. Nach dem Tod
seiner Frau Alice am 7. April 1920 schuf er
nur noch wenige und kaum noch neue Werke. Erst gegen Ende seines Lebens, 1932,
wagte er sich wieder an eine wirkliche Herausforderung. Elgar begann – im Auftrag
der BBC und auf Anregung George Bernard
Shaws – die Komposition einer 3. Symphonie. Aber es war ihm nicht mehr gegeben,
dieses letzte Werk zu vollenden. Das umfangreiche Skizzenmaterial, das Elgar hinter­
ließ, hat der englische Komponist Anthony
Payne mit hingebungsvoller Sorgfalt durchgesehen, geordnet und auf dieser Basis eine
Rekonstruktion und Vervollständigung versucht. In dieser Fassung ist Elgars »Dritte«
am 15. Februar 1998 in London uraufgeführt
worden – das seither meist diskutierte
Streitthema unter den Elgarianern in aller
Welt. »Wenn ich die 3. Symphonie nicht vollenden kann«, hatte Elgar kurz vor seinem
Tod gesagt, »wird es ein anderer tun – oder
eine bessere schreiben – in 50 oder 500
Jahren. Aus meiner jetzigen Perspektive,
am Rande der Ewigkeit, erscheint dies nur
wie ein kurzer Moment.«
Wer war Edward Elgar ?
31
Edward Elgar (rechts) neben seinem Freund George Bernard Shaw (1932)
Wer war Edward Elgar ?
32
Nikolaj Znaider
DIRIGENT
Theaters St. Petersburg, vom Russischen
National­orchester Moskau, vom Hallé Orches­
tra Manchester, vom Schwedischen Radio­Sinfonieorchester Stockholm und von der
Staatskapelle Dresden; außerdem hat Znaider inzwischen zahlreiche weitere Orchester
dirigiert, darunter das Pittsburgh Symphony
Orchestra, das Orchestre Philhar­monique
de Radio France, das Bergen Philharmonic
Orchestra und das WDR-Sinfonieorchester
Köln. Mit Beginn der Saison 2008/2009
wurde er darüber hinaus zum Ersten Gastdirigenten des Schwedischen Kammer­
orchesters nominiert.
Der 1975 in Dänemark als Sohn polnisch-­
israelischer Eltern geborene Nikolaj Znaider
wird nicht nur als einer der führenden Geiger
unserer Zeit gefeiert, sondern gilt mittler­
weile als einer der vielseitigsten Künstler
seiner Generation, der gleichermaßen als
Solist, Dirigent und Kammermusiker erfolgreich ist. Einladungen zu Dirigaten, verbunden mit Wiedereinladungen, erhielt Nikolaj
Znaider u. a. vom Orchester des Mariinskij-­
Als Geiger wird Nikolaj Znaider, der auf einer
Guarnerius del Gesù von 1741 musiziert,
nach wie vor von den wichtigsten Orchestern der Welt eingeladen, mit denen er unter
Dirigenten wie Herbert Blomstedt, Charles
Dutoit, Ivan Fischer, Valery Gergiev, Mariss
Jansons, Zubin Mehta und Christian Thielemann auftritt; auch führen ihn Recitals und
Kammermusik-Abende in die bedeutendsten Säle der Welt. In der Saison 2008/2009
wurde Nikolaj Znaider vom London Symphony Orchestra für ein mehrteiliges »Artistic
Portrait« ausgewählt, 2011/2012 erhielt er
vom Wiener Musikverein die »Carte blanche«
für eine ähnliche Konzertserie.
Die Künstler
33
Alice Sara Ott
KLAVIER
Bengalli-Wettbewerb. 2005 erzielte Alice
Sara Ott im japanischen Sapporo mit dem
b-Moll-Klavierkonzert von Tschaikowsky
unter Leitung von Anu Tali eine gewaltige
Medienresonanz, die sofort weitere Konzert­
einladungen in Japan nach sich zog. Großen
Beifall fand auch Alice Sara Otts Debüt mit
dem G-Dur-Konzert von Ravel beim Tonhalle-­
Orchester Zürich unter David Zinman. 2007
trat sie u. a. im Rahmen des Winderstein-­
Solistenzyklus im Münchner Herkulessaal
auf und begeisterte beim Klavierfestival
Ruhr. Beim Schleswig-Holstein Musik Festival, wo sie gleich dreimal innerhalb kürzester Zeit Konzerte für erkrankte Kollegen übernahm, erhielt sie den Preis der Sparkassen-­
Finanzgruppe sowie den Publikumspreis.
Die 1988 in München geborene Pianistin, die
ihr Klavierstudium bei Karl-Heinz Kämmerling am Salzburger »Mozarteum« absolvierte, hat in den letzten Jahren im Handumdrehen die wichtigsten Konzertsäle Europas und Japans erobert. 2001 wurde sie
beim Internationalen Klavierwettbewerb in
Hamamatsu als beste Nachwuchskünstlerin
ausgezeichnet; zwei Jahre später gewann
sie als jüngste Teilnehmerin den Silvio-­
Von Publikum und Fachpresse in gleicher
Weise gefeiert wurden Alice Sara Otts Tokioter Auftritte mit dem Yumiuri Nippon
Symphony Orchestra in der Opera City Hall
und mit dem Kiev Philharmonic Orchestra in
der Suntory Hall; standing ovations erhielt
sie als Einspringerin für Murray Perahia im
Stadtcasino Basel. Inzwischen gibt Alice
Sara Ott weltweit Konzerte und trat u. a.
auch im Auditorium des Pariser Louvre, im
Wiener Konzerthaus und in der Berliner
Philharmonie auf.
Die Künstler
34
Die Philharmoniker
als Botschafter
tschechischer und
polnischer Musik
GABRIELE E. MEYER
Am 14. Oktober 1893 begann die philharmonische Orchestergeschichte in München mit
der Wiedergabe von Smetanas Ouvertüre zu
»Die verkaufte Braut«. Dieses Stück sowie
die Tondichtungen »Die Moldau« und
»Vyšehrad« aus »Má Vlast« gehörten über
viele Jahre ebenso zum Standardrepertoire
wie Antonín Dvořáks Cellokonzert op. 104.
Gerne wurden auch die beiden Klavierkonzerte von Frédéric Chopin aufs Programm
gesetzt, ergänzt durch das Konzert-Allegro
A-Dur in einer Bearbeitung von Jean Louis
Nicodé für Klavier und Orchester. Andere
polnische und tschechische Komponisten
wurden meist nur einmal vorgestellt. Zu
­ihnen zählten Mieczysław Karłowicz, Emil
Młynarski, Ignacy Paderewski, Karol Szymanowski und Henri Wieniawski sowie Josef
Suk und Jaromír Weinberger. Eine Ausnahme
bildete Leoš Janáček, von dem innerhalb
kurzer Zeit gleich drei Werke zu hören waren. Sehr viel später setzte man aus
politisch-­ideologischen Gründen fast ausschließlich auf kroatische Komponisten wie
Krešimir Baranović, Jakov Gotovac, Boris
Papandopulo und Josip Slavenski.
Wie unterschiedlich heute zum klassischen
Kanon zählende Werke erstmals aufgenommen wurden, zeigen zwei Beispiele. Kaum zu
glauben: Am 16. April 1904 wurde Ignacy
Paderewskis in München noch unbekanntes
Klavierkonzert op. 17 mit wesentlich größerem Beifall bedacht als Schumanns »selten
gehörtes« Konzert op. 54; andererseits aber
stieß Dvořáks Symphonie »Aus der Neuen
Welt« bei ihrer ersten Aufführung am 5. Januar 1898 zunächst auf indignierte Ablehnung. So ließ die »Münchner Post« verlauten, dass man anstelle der »neuen amerikanischen, bei den Yankees patentirten Unterhaltungs- und Plantagen-Symphonie des
vielstrebenden Herrn Dvorak« lieber einen
zeitgenössischen deutschen Tondichter wie
Richard Strauss gehört hätte. Die »Münchner Neuesten Nachrichten« bekrittelten die
»dummpfiffige Lustigkeit« des zweiten, national gefärbten Themas (Kopfsatz), die motivische Kleinteiligkeit »und alle möglichen,
mit äußerster Finesse in Szene gesetzten
Instrumentaleffekte des langsamen Satzes,
der durch seine Länge allerdings doch sehr
ermüdend wirkt«. Das verhältnismäßig ori-
Slawische Musik in München
35
Konzertankündigung für den 6. März 1930 mit der Münchner Erstaufführung
der »Glagolitischen Messe« von Leoš Janáček durch die Münchner Philharmoniker
Slawische Musik in München
36
ginelle Scherzo lehnte sich ihrer Meinung
nach zu sehr an den gleichartigen Satz aus
der »Harold«-Symphonie von Berlioz an. Und
auch dem effektvoll aufgebauten Finale
sprach der Kritiker keine besondere Originalität zu. Als Bereicherung der symphonischen Literatur, so sein Fazit, könne man
das Werk jedenfalls nicht bezeichnen.
Janáčeks 1926 entstandene »Sinfonietta«
erklang in München zum ersten Male am
1. März 1929. Nur ein knappes Jahr später
folgte unter der Leitung von Adolf Mennerich die Orchester-Rhapsodie »Taras Bulba«,
schließlich, am 6. März 1930, im Rahmen der
»Woche Neuer Musik«, die »Glagolitische
Messe«. Vier Tage vor der Aufführung ver­
öffentlichten die »Münchner Neuesten
Nachrichten« eine ausführliche Einführung,
erstaunlich in ihrer detaillierten Beschreibung der einzelnen Teile, gepaart mit viel
Einfühlungsvermögen in die stilistischen
Besonderheiten des Werks. Gleichwohl rea­
gierten Konzertbesucher und Pressevertreter ob der Auslegung des Messetextes teilweise irritiert, ungeachtet der Tatsache,
dass sie das satztechnisch geniale Können,
die phänomenal temperamentvolle Schaffenskraft, die den 72-jährigen Komponisten
diese großartige Schöpfung vollbringen ließ,
durchaus anerkannten. Der stürmische Beifall in der ausverkauften Tonhalle galt zuvörderst der ausgezeichneten Leistung aller
Ausführenden, dem Chor, »der die enormen
Schwierigkeiten schon hinsichtlich Treff­
sicherheit und Intonation hervorragend bewältigte«, den Philharmonikern, »die alles
gaben, was der Dirigent an Klang und Ausdruck von ihnen forderte« und dem ausgezeichneten Organisten. Einhelliges Lob gab
es auch für die Solisten, vor allem für Julius
Patzak.
Auch für das Konzert am 5. Januar 1938,
das im Rahmen des deutsch-polnischen Kulturaustausches stattfand, gab es einen
Vorbericht, der Bezug nimmt auf ein vorausgegangenes, äußerst erfolgreiches Konzert in Polen. Der Dirigent Adolf Mennerich
war Anfang Dezember 1937 in Begleitung
des philharmonischen Solocellisten Hermann von Beckerath nach Posen gereist
und hatte mit dem dortigen Symphonieorchester musiziert. »Die Hauptstadt der
Bewegung«, so hieß es, »hält es nun für
eine Ehrenpflicht, auch den polnischen Gästen einen würdigen Empfang zu ihrem Konzert zu bereiten und dabei ihrem Dank für
die außerordentliche herzliche Aufnahme
der deutschen Künstler in Polen Ausdruck
zu geben«. Neben Wagners »Holländer«-Ouvertüre und Dvořáks »Neunter« stellte Zygmunt Latoszewski zwei in München noch
unbekannte Komponisten vor: Von Mieczysław Karłowicz erklang die romantische
Legende »Stanislaw und Anna Oswiecimowie«, von Karol Szymanowski dessen Violinkonzert Nr. 1 op. 35, gespielt von Zdzislaw
Jahnke. Dirigent und Solist wurden nicht
nur »hinsichtlich der glänzenden Wiedergabe der von ihnen gebrachten Stücke« bejubelt, sondern auch dafür, dass sie zwei
neue Werke ihrer Landsleute mitgebracht
hatten. – Der deutsche Überfall auf Polen
am 1. September 1939 beendete die »friedliche Verständigung zwischen den beiden
Nationen« abrupt. In der Folge wurde der
Anteil an ausländischer Musik je nach
Kriegsverlauf auf ein Mindestmaß reduziert. Von den slawischen Komponisten blieben am Ende nur noch die kroatischen übrig.
Slawische Musik in München
37
Dienstag
22_03_2016 20 Uhr f
Donnerstag
24_03_2016 20 Uhr e4
Samstag
26_03_2016 19 Uhr c
WOLFGANG AMADEUS MOZART
Serenade für zwölf Bläser und
Kontrabass B-Dur KV 361 (370 a)
»Gran Partita«
WOLFGANG AMADEUS MOZART
Requiem d-Moll KV 626 (Fragment)
WOLFGANG AMADEUS MOZART
»Ave verum corpus« KV 618
ZUBIN MEHTA
Dirigent
MOJCA ERDMANN
Sopran
OKKA VON DER DAMERAU
Mezzosopran
MICHAEL SCHADE
Tenor
CHRISTOF FISCHESSER
Bass
PHILHARMONISCHER CHOR MÜNCHEN
Einstudierung: Andreas Herrmann
Donnerstag
31_03_2016 20 Uhr k4
Freitag
01_04_2016 20 Uhr d
SERGEJ PROKOFJEW
Symphonie Nr. 1 D-Dur op. 25
»Symphonie classique«
Symphonie Nr. 7 cis-Moll op. 131
ANTON BRUCKNER
Symphonie Nr. 3 d-Moll
(Fassung 1888/89)
VALERY GERGIEV
Dirigent
Sonntag
03_04_2016 11 Uhr m
SERGEJ PROKOFJEW
Symphonie Nr. 1 D-Dur op. 25
»Symphonie classique«
KAROL SZYMANOWSKI
Konzert für Violine und Orchester Nr. 1
op. 35
ANTON BRUCKNER
Symphonie Nr. 3 d-moll
(Fassung 1888/89)
VALERY GERGIEV
Dirigent
JANINE JANSEN
Violine
Vorschau
38
Die Münchner
Philharmoniker
1. VIOLINEN
Sreten Krstič, Konzertmeister
Lorenz Nasturica-Herschcowici,
Konzertmeister
Julian Shevlin, Konzertmeister
Odette Couch, stv. Konzertmeisterin
Lucja Madziar, stv. Konzertmeisterin
Claudia Sutil
Philip Middleman
Nenad Daleore
Peter Becher
Regina Matthes
Wolfram Lohschütz
Martin Manz
Céline Vaudé
Yusi Chen
Iason Keramidis
Florentine Lenz
2. VIOLINEN
Simon Fordham, Stimmführer
Alexander Möck, Stimmführer
IIona Cudek, stv. Stimmführerin
Matthias Löhlein, Vorspieler
Katharina Reichstaller
Nils Schad
Clara Bergius-Bühl
Esther Merz
Katharina Triendl
Ana Vladanovic-Lebedinski
Bernhard Metz
Namiko Fuse
Qi Zhou
Clément Courtin
Traudel Reich
BRATSCHEN
Jano Lisboa, Solo
Burkhard Sigl, stv. Solo
Julia Rebekka Adler, stv. Solo
Max Spenger
Herbert Stoiber
Wolfgang Stingl
Gunter Pretzel
Wolfgang Berg
Beate Springorum
Konstantin Sellheim
Julio López
Valentin Eichler
Yushan Li
VIOLONCELLI
Michael Hell, Konzertmeister
Floris Mijnders, Solo
Stephan Haack, stv. Solo
Thomas Ruge, stv. Solo
Herbert Heim
Veit Wenk-Wolff
Sissy Schmidhuber
Elke Funk-Hoever
Manuel von der Nahmer
Isolde Hayer
Sven Faulian
David Hausdorf
Joachim Wohlgemuth
Das Orchester
39
KONTRABÄSSE
Sławomir Grenda, Solo
Fora Baltacigil, Solo
Alexander Preuß, stv. Solo
Holger Herrmann
Stepan Kratochvil
Shengni Guo
Emilio Yepes Martinez
Ulrich Zeller
Hubert Pilstl
Mia Aselmeyer
TROMPETEN
Guido Segers, Solo
Bernhard Peschl, stv. Solo
Franz Unterrainer
Markus Rainer
Florian Klingler
FLÖTEN
POSAUNEN
Michael Martin Kofler, Solo
Herman van Kogelenberg, Solo
Burkhard Jäckle, stv. Solo
Martin Belič
Gabriele Krötz, Piccoloflöte
Dany Bonvin, Solo
David Rejano Cantero, Solo
Matthias Fischer, stv. Solo
Quirin Willert
Benjamin Appel, Bassposaune
OBOEN
PAUKEN
Ulrich Becker, Solo
Marie-Luise Modersohn, Solo
Lisa Outred
Bernhard Berwanger
Kai Rapsch, Englischhorn
Stefan Gagelmann, Solo
Guido Rückel, Solo
Walter Schwarz, stv. Solo
KLARINETTEN
Alexandra Gruber, Solo
László Kuti, Solo
Annette Maucher, stv. Solo
Matthias Ambrosius
Albert Osterhammer, Bassklarinette
FAGOTTE
Lyndon Watts, Solo
Jürgen Popp
Johannes Hofbauer
Jörg Urbach, Kontrafagott
HÖRNER
Jörg Brückner, Solo
Matias Piñeira, Solo
Ulrich Haider, stv. Solo
Maria Teiwes, stv. Solo
Robert Ross
Alois Schlemer
SCHLAGZEUG
Sebastian Förschl, 1. Schlagzeuger
Jörg Hannabach
HARFE
Teresa Zimmermann, Solo
CHEFDIRIGENT
Valery Gergiev
EHRENDIRIGENT
Zubin Mehta
INTENDANT
Paul Müller
ORCHESTERVORSTAND
Stephan Haack
Matthias Ambrosius
Konstantin Sellheim
Das Orchester
40
IMPRESSUM
TEXTNACHWEISE
Herausgeber:
Direktion der Münchner
Philharmoniker
Paul Müller, Intendant
Kellerstraße 4
81667 München
Thomas Leibnitz, Peter
Jost, Gottfried Wagner,
Wolfgang Stähr und Gabriele E. Meyer schrieben ihre
Texte als Originalbeiträge
für die Programmhefte der
Münchner Philharmoniker.
Stephan Kohler verfasste
bzw. redigierte die lexikalischen Werkangaben und
Kurzkommentare zu den
aufgeführten Werken und
stellte die Auszüge aus
Interviews,
Gesprächen
und Texten Edward Elgars
zu seinen »Enigma Variations« zusammen. Künstlerbiographien
(Znaider,
Ott): Nach Agenturvorlagen. Alle Rechte bei den
Autorinnen und Autoren;
jeder Nachdruck ist seitens der Urheber genehmigungs- und kostenpflichtig.
Lektorat:
Stephan Kohler
Corporate Design:
HEYE GmbH
München
Graphik:
dm druckmedien gmbh
München
Druck:
Gebr. Geiselberger GmbH
Martin-Moser-Straße 23
84503 Altötting
BILDNACHWEISE
Abbildungen zu Johannes
Brahms: Christiane Jacobsen (Hrsg.), Johannes
Brahms – Leben und Werk,
Wiesbaden / Hamburg
1983; Christian Martin
Schmidt, Johannes Brahms
und seine Zeit, Laaber
1998. Abbildungen zu
Franz Liszt: Zsigmond László und Béla Mátéka, Franz
Liszt – Sein Leben in Bildern, Kassel / Budapest
1967; Ernst Burger, Franz
Liszt in der Photographie
seiner
Zeit,
München
Impressum
2003. Abbildungen zu Edward Elgar: Michael Raeburn and Alan Kendall
(Hrsg.), Heritage of Music,
Vol. IV: Music in the Twentieth
Century,
Oxford
1989; Jerrold Northrop
Moore, Edward Elgar – Letters of a Lifetime, Oxford
1990;
Raymond
Monk
(Hrsg.), Elgar Studies, Aldershot / Hants 1990. Abbildung »Slawische Musik
in München«: Münchner
Stadtbibliothek – Musikbibliothek. Künstlerphotographien: Lars Gundersen
(Znaider); Marie Staggat
(Ott).
TITELGESTALTUNG
»In der Musik spricht man
von einer ›Variation‹, wenn
ein sich wiederholendes
Thema melodisch, harmonisch, rhythmisch oder
dynamisch verändert wird.
Genau wie in Elgars Stück
›Enigma Variations‹ zeigt
dieses Plakat ein Element
(die grafische Darstellung
des Werkes), welches in
seiner Form zwar gleich
bleibt, sich aber in Farbe
und Position ständig verändert.« (Christian Wandschneider, Junior Art Director – Heye GmbH, 2015)
Gedruckt auf holzfreiem und
FSC-Mix zertifiziertem Papier
der Sorte LuxoArt Samt
Raus aus dem Alltag,
rein ins Konzert
mit der Konzertkarte 25 | 50,
der neuen Ermäßigungskarte der
Münchner Philharmoniker
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»Klassik am Odeonsplatz«, Veranstaltungen von »Spielfeld
Klassik« und »MPhil vor Ort«). Mit der Konzertkarte 50
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25 € (Konzertkarte 25) bzw. 100 € (Konzertkarte 50).
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Weitere Informationen unter mphil.de
’15
’16
DAS ORCHESTER DER STADT
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