Musikalisch geht es aufs Meer hinaus Britischer Komponist Derek

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Musikalisch geht es aufs Meer hinaus
Britischer Komponist Derek Healey kommt zur
Uraufführung seines Werks nach Biberach
von: Trüg, Gerhard (tr), in: Schwäbische Zeitung
13.10.2015 (Biberach), mit Bild/Zeichnung - J
Text: Biberach - Einen ausgezeichneten Liederabend
mit Werken britischer Komponisten hat das
Kulturamt Biberach zusammen mit dem
Partnerschaftsverein am Sonntag im Rahmen der
Guernsey-Wochen in der Stadthalle veranstaltet. Zu
hören gab es eine Uraufführung von Derek Healey
sowie Werke von Benjamin Britten, Edward Elgar
und John Ireland. Gesangssolistin des Abends war
Saskia Klumpp (Deutsche Oper Berlin), begleitet am
Flügel von Anita Keller (Hochschule für Musik
"Hanns Eisler", Berlin). Alle Werke drehten sich um
das Thema Meer.
vorgetragene "Nocturne" mit ihren gebrochenen
Moll-Dreiklängen ein Ohrenschmaus war. Das
traditionelle "Sea Fever" von John Ireland fing die
Liebe zum Meer im Text sowie in der Melodie ein,
von den Künstlerinnen lustvoll musikantisch
musiziert.
Der Zyklus "Sea Pictures" von Edward Elgar
präsentierte wieder ganz verschiedene
Stimmungen. Er hat die Liebe, insbesondere zum
Meer, zum Inhalt, von Elgar musikalisch durch
elegische Melodien ausgedeutet. Beim letzten Stück,
"The Swimmer", hält allerdings die wilde See Einzug,
denn ein Unwetter wütet, was dem Klavier tiefe
Tremoli abverlangte und bei dem die Sängerin
nochmals ihre wunderbare Stimme voll zur Geltung
bringen konnte.
Kulturamtsleiter Dr. Jörg Riedlbauer unterhielt sich
mit dem anwesenden Komponisten Derek Healey,
der eigens zur Uraufführung seines Werks
"Seascapes and Shanties" op. 135, aus seiner
Wahlheimat Brooklyn nach Biberach gekommen
war. Gleich zu Beginn ging es fulminant mit
"Surf-smoke" (Brandungsnebel), dem ersten der
sechs Lieder dieses Zyklus los. Atonale, zupackende
Akkordschichtungen im Klavier gaben der Sängerin
die Grundlage für die Ausgestaltung der
schwierigen Singstimme, die immer wieder auf
Höhepunkte zusteuerte.
Ganz gegensätzlich dazu "You Bunch of Rose" ("Du,
Strauß von Rosen"), mit schlichter Moll-Melodie und
spärlicher Klavierbegleitung. In bester
Shanty-Manier kam "The Fishes" im Dreiertakt mit
eingängigem Refrain, aber bizarrer Begleitung
daher. Beim sehr ruhigen "Moon Jelly"
("Mondpudding") wurden der Sängerin schwierige,
sehr große Intervalle abverlangt, die sie bravourös
meisterte, wie auch die absoluten Hochlagen der
Stimme, die sie in großen Spannungsbögen mit
meisterlicher Gesangstechnik erreichte. Ihre schöne,
volle Altstimme war in allen Registern ganz präsent.
Sie beherrschte differenzierte Dynamik mit
zurückgenommenem Piano in der Höhe ebenso wie
dramatisches Forte, das in der Lage ist, auch größere
Konzertsäle mit besserer Akustik zu füllen.
Bildtext: Sie waren die Protagonisten des
Liederabends mit Werken britischer Komponisten:
(v. l.) Dr. Jörg Riedlbauer, Pianistin Anita Keller,
Komponist Derek Healey und Sängerin Saskia
Klumpp. SZ-Foto: Gerhard Trüg
Anita Keller am Klavier war ihr eine kongeniale
Partnerin, die die oft sehr schwierigen Stellen
präzise und dynamisch ausdifferenziert, immer im
Verbund mit der Singstimme gestaltete. Im englisch
geführten Gespräch mit Kulturdezernent Riedlbauer
erläuterte Derek Healey kurz Biografisches: Er lebte
zeitweise auf Jersey, emigrierte nach Kanada, wo er
sich mit der Musik der Eskimos, aber auch mit John
Cage auseinandersetzte. Früh schon beschäftigte er
sich mit der Zwölftontechnik und mit Atonalität, die
er auch in seiner hier vorgestellten Uraufführung
anwandte.
Mit gerade mal 24 Jahren komponierte Benjamin
Britten sein op.11, "On This Island", im
neoklassizistischen Stil, bei dem vor allem die hier
-Städtische Archive Biberach-Zeitungen-Druckdatum: 13.10.2015 - Uhrzeit: 16:56 - S. 1 -
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