Verhaltenstherapie Univ.-Doz. Dr. Walter Renn

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Aufbau des Seminars:
Problemgeschichte und Theorieentwicklung der
psychotherapeutischen Schulen I –
Verhaltenstherapie
Univ.-Doz. Dr. Walter Renner
- Erste Welle der VT: Behaviorismus
Input, Diskussion, Fallbeispiel
- Zweite Welle der VT: Kognitive Wende
Input, Diskussion, Fallbeispiel
- Dritte Welle der VT: Achtsamkeit, Emotion,
Akzeptanz
Input, Diskussion, Fallbeispiel
Es gibt keine allgemein verbindliche, einheitliche
Definition - VT ist eher inhomogene Sammlung
unterschiedlicher Methoden - im Gegensatz zu
allen anderen Therapieschulen keine singuläre
Gründerpersönlichkeit!
1. Erste Welle der VT: Behaviorismus
Frühe Definitionen fassten VT eng als
Anwendung von Lerntheorie zur positiven
Veränderung von menschlichem Verhalten (Wolpe,
Eysenck)
Entwicklung der VT entlang der Linien der
empirischen Psychologie
Technizistisches Image der VT bis heute, v.a. in
der populärwissenschaftlichen Darstellung.
Geradezu groteskes Beispiel aus 2015:
https://de.wikipedia.org/wiki/Verhaltenstherapie
Erste Welle – was ist "Behaviorismus"?
Erste Welle geprägt durch die Lerntheorie:
Nicht ganz klar!
Metaphysischer Behaviorismus: "es gibt kein
Bewusstsein" (Watson)
Radikaler Behaviorismus (vgl. radikaler
Materialismus in der Philosophie): "die Welt
besteht nur aus Materie, psychische
Phänomene sind nur sprachliche Konstruktion"
(Skinner)
Methodologischer Behaviorismus: fragt nicht
mehr, was "existiert", sondern was empirisch
untersucht werden kann: beobachtbares
Verhalten (moderner Standpunkt)
Quelle: Margraf in Margraf, 1996
1.1 Klassisches Konditionieren
Pawlow, Watson, Eysenck
1.2 Operantes Lernen
Thorndike, Skinner
nach Margraf in Margraf
(1996, Band I, S. 1ff bzw.
Schneider & Margraf, 2009)
UCS => Unconditioned Stimulus
1.1 Klassisches
Konditionieren
(Futter)
UCR => Unconditioned Reaction
(Speicheln bei
darbietung)
Iwan Pawlow, russischer
Physiologe
(1849 - 1936)
Futter-
CS =>
Conditioned Stimulus (Glocke)
CR =>
Conditioned Reaction
(Speicheln bei Glockenton)
Video: https://www.youtube.com/watch?v=cP5lCleKPM&list=RDEo7jcI8fAuI&index=5
http://images.google.com/imgres?imgurl=http://paedpsych.jk.uni-linz.ac.at:4711/LEHRTEXTE/LERNEN/pict0.jpg&imgrefurl=http://paedpsych.jk.unilinz.ac.at:4711/LEHRTEXTE/LERNEN/klassi.htm&usg=__89DKT5diavNZSfNMEkRfT74K1fw=&h=687&w=477&sz=57&hl=en&start=15&um=1&tbnid=syHvLhwW93WPM:&tbnh=139&tbnw=97&prev=/images%3Fq%3DIwan%2BPawlow%26um%3D1%26hl%3Den%26rls%3Dcom.microsoft:de:IESearchBox%26rlz%3D1I7DVXA%26sa%3DN
From: http://classical--conditioning.wikispaces.com/What+is+Classical+Conditioning%3F
Classical Conditioning: An example from advertising
From: http://emilyshoreypsychology.blogspot.co.at/2011/04/review-countdown-to-ap-exam-day-13.html
From: http://gallery4share.com/c/classical-conditioning-advertising.html
Wichtige Begriffe:
Löschung, spontane Erholung,
Reizgereralisierung, Reitdiskrimination,
Konditionierung höherer Ordnung
Hohe klinische Bedeutung:
konditionierte Angstreaktionen,
somatoforme Störungen
Watson – little Albert
Konditionierte Angstreaktion
Watson und Rayner (1920)
verbanden bei "Little Albert" das
Erscheinen einer weißen Ratte mit
einem lauten Geräusch =>
konditionierte Angst vor weißen
Ratten, anderen Pelztieren,
weißen Haaren bei Menschen etc.
(Generalisierung) selbstverständlich unethisch und
noch keine VT
J. B. Watson
nach Margraf in Margraf (1996, Band I, S. 1ff bzw. 2009)
http://www.uni-konstanz.de/ag-moral/images/watson-J-B.jpg
Classical Conditioning: A Clinical Example –
Conditioning a Fear Response
John Watson (1913)
Artikel: Psychology as the behaviorist sees it
From: http://playlearnparent.com/2011/03/05/learning-classical-conditioning/
=>
Verhalten ausschließlich in Bezug zur
Umwelt gesehen
=>
nur objektive Untersuchungsmethoden
=>
keine Introspektion
=>
keine subjektiven Daten
=>
Instinkt, erschlossene innere Zustände
irrelevant
Konfrontation (K) mit Reaktionsverhinderung (RV):
"Löschung" der klassisch konditionierten Angstreaktion
Jedoch (ältestes überliefertes
Beispiel für VT):
Konfrontation und Modell-Lernen
Mary Cover Jones (1924)
behandelte beim kleinen Peter
erfolgreich die Angst vor Kaninchen
bzw. Pelztieren im allgemeinen:
einerseits dienten nicht-ängstliche
Spielkameraden als Modelle,
andererseits wurde das Kaninchen
an Peter schrittweise angenähert.
Mary C. Jones
Foto: www.gpaulbishop.com/GPB%20History/GPB%20Archive/Section%20%202/M.C.%20Jones/jones_m_c_01.JPG
Neben England und USA spielte Südafrika eine
große Rolle in der frühen Entwicklung der VT
Der Arzt Joseph Wolpe versuchte in Südafrika,
Neurophysiologie und Lernpsychologie zu
vereinen – Zusammenarbeit mit den Psychologen
Stanley Rachman und Arnold Lazarus
Experimentelle Forschung stand im Mittelpunkt
Später Fortsetzung dieser Arbeiten in GB und
USA, z.B. bei Eysenck am Londoner Institute of
Psychiatry
https://portal.hogrefe.com/dorsch/konfrontation-mit-reaktionsverhinderung/
40er/50er Jahre Joseph Wolpe
(Südafrikanischer Arzt): Systematische
Desensibiliserung
Wolpe, Stanley Rachman und Arnold
Lazarus - beeinflusst von den
amerikanischen Lerntheoretikern verbanden experimentelle Psychologie mit
Fallbesprechungen und Supervision
(Beobachtung von Therapien durch die
Einwegscheibe)
Joseph Wolpe
Begriff "Behaviour Therapy" erstmals in
Südafrika von Lazarus 1958 im South
African Medical Journal verwendet.
nach Margraf in Margraf (1996, Band I, S. 1ff bzw. Schneider &
Margraf 2009)
http://images.google.com/imgres?imgurl=http://gcarvajalmodelos.files.wordpress.com/2008/06/wolpe1.jpg&imgrefurl=http://gcarvajalmodelo
s.wordpress.com/2008/06/26/&usg=__bndETW4sux_iOC3C_8utWTLQn50=&h=287&w=198&sz=4&hl=en&start=15&um=1&tbnid=ZjetLGA
ww6NpiM:&tbnh=115&tbnw=79&prev=/images%3Fq%3DJoseph%2BWolpe%26um%3D1%26hl%3Den%26rls%3Dcom.microsoft:de:IESearchBox%26rlz%3D1I7DVXA%26sa%3DN
Arnold Lazarus
Progressive Relaxation nach Jacobson
Wolpe...
siehe:
...behandelte experimentelle Neurose bei Katzen:
koppelte Futter mit einer Hierarchie Angst auslösender
Reize ("reciprocal inhibition") – Beginn mit einfachen
Aufgaben, Fortsetzung mit schwierigeren (da
Nahrungsaufnahme mit Angst unvereinbar ist)
Für Menschen: analog dazu Systematische
Desensibiliserung
1958: Wolpes Buch "Psychotherapy by Reciprocal
Inhibition" in den USA erschienen
https://www.youtube.com/watch?v=wGlWXiu4vLA
Entspannung als Reaktion auf Anspannung
Edmund Jacobson
In der Systematischen Desensibilisierung (SD)
wird Entspannung klassisch konditioniert an
(milde) imaginierte Angstreize gekoppelt und
dadurch die Angstreaktion "gelöscht" ("in sensu").
Parallel praktische Übungen im Alltag ("in vivo").
Nähere Erklärung zur SD siehe:
http://www.ukhypnosis.com/2012/04/27/progressiverelaxation-worry/
(zugleich Quelle Foto)
1952 Kritik Hans Jürgen Eysencks an der
Psychoanalyse (London) - ("The effects of
Psychotherapy. An Evaluation").
VT-Methoden als Alternative durch
Anwendung von Konditionierung
Maudsley Hospital - Institute of Psychiatry.
1950 wurde Eysenck Leiter des Psychology
Departments.
Sybil B. G. und Hans J.
Eysenck
Eysenck betonte individuelle Unterschiede in
der "Konditionierbarkeit" (vs. Skinner!)
1958 Vortrag Eysencks "Learning theory and
behaviour therapy"
1960 erschien Eysencks Buch "Behaviour
Therapy and the Neuroses"
1963 gründete Eysenck die Fachzeitschrift
"Behaviour Research and Therapy"
Eysenck, unterstützt von seiner Gattin Sybil,
lehnte sich mehr an Wolpe als an die
operante Tradition der USA an.
Eysenck und Rachman schlugen vor, den
neuen therapeutischen Methoden
einen Namen zu geben.
Am Institut Eysencks entwickelte Rachman
die Aversionstherapie (konditionierte
Angst z.B. bei Alkoholproblemen) und die
Behandlung von Zwangsstörungen weiter
Begriff VT somit damals schon
fest verankert, ab den 70ern
synonym mit "Verhaltensmodifikation" verwendet
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/en/thumb/3/30/Hans&Sybil.2.jpg/180px-Hans&Sybil.2.jpg
The Maudsley Hospital, London
http://images.google.com/imgres?imgurl=http://www.slam.nhs.uk/images/history/maudsley.jpg&imgrefurl=http://www.slam.nhs.uk/about/history.aspx&usg=__eHHw_4tiNgsp-b1Bxm8CJNDQ9E=&h=214&w=475&sz=28&hl=en&start=11&um=1&tbnid=ZxVYLeRxQFKaGM:&tbnh=58&tbnw=129&prev=/images%3Fq%3DMaudsley%2BHospital%2BInstitute%2Bof%2
BPsychiatry%26um%3D1%26hl%3Den%26rls%3Dcom.microsoft:de:IE-SearchBox%26rlz%3D1I7DVXA%26sa%3DN
Instrumentelles (operantes) Konditionieren
1.2 Operantes Lernen
Edward L. Thorndike (1874 – 1994)
=>
Die Konsequenzen einer Handlung bestimmen
die Wahrscheinlichkeit ihrer Wiederholung
=>
gelernt werden Beziehungen zwischen
"Reaktionen" und ihren Folgen
=>
Man tut, wovon man sich Vergnügen verspricht
und wodurch man Schmerzen vermeidet
=>
Organismus lernt, aktiv auf Umwelt einzuwirken,
statt nur auf Signale zu reagieren
=>
kritische Reize treten nach der "Reaktion" auf
und werden durch die Handlung des Lernenden
erreicht
Burrhus F. Skinner (1904 -1990)
amerikanische Psychologen
https://en.wikipedia.org/wiki/Edward_Thorndike
http://abcofsuccess.com/blog/2014/11/20/beyond-freedom-dignity-b-f-skinner/
Edward L. Thorndike
(USA)
=>
Lernen durch Versuch
und Irrtum (trial and error)
=>
Gesetz des Effektes:
Verhalten wird durch
seine Konsequenzen
kontrolliert
http://images.google.com/imgres?imgurl=http://www.indiana.edu/~intell/profileImages/newImages/Edward%2520Thorndike.jpg&imgrefurl=http://www.indiana.edu/~intell/
ethorndike.shtml&usg=__ADC36xhvQRxVLyg73yjYBOPX38=&h=160&w=110&sz=6&hl=en&start=6&um=1&tbnid=otuRPEteZM4ddM:&tbnh=98&tbnw=67&prev=/images%3Fq%3DEdward%2BL.%2BThornd
ike%26um%3D1%26hl%3Den%26rls%3Dcom.microsoft:de:IE-SearchBox%26rlz%3D1I7DVXA%26sa%3DN
nach: Zimbardo & Gerrig, 1995, S. 276
Thorndikes “Problemkäfig“: Katzen lernten,
durch welche Manipulationen sie den Käfig
verlassen konnten
From: http://studentweb2.reinhardt.edu/psoe/Funkhouser64115/Thorndike2.htm#slide0005.htm
Burrhus F. Skinner
Skinner (1988) on “verbal
behavior“
=>
https://www.youtube.com/watch?v=jSOE_
cb_6uk
=>
=>
Operantes Konditionieren (die Wahrscheinlichkeit operanter Reaktionen hängt von ihren
Konsequenzen ab)
Skinner (1972) on “Behavior
control – Freedom and morality“
Experimentelle Analyse des Verhaltens (durch
systematisches Variieren der Reizbedingungen
werden die Faktoren untersucht, welche die
Wahrscheinlichkeit von Reaktionen beeinflussen)
keine Annahmen über innere Zustände operationale Definitionen (z.B. Hunger = 24 h
Nahrungsentzug)
https://www.youtube.com/watch?v=bQwP
zSsXlyw
B. F. Skinner
Skinner: “It is possible to
change the way people treat
each other“
https://www.youtube.com/watch?v=u2135
8uiU6I
nach: Zimbardo & Gerrig, 1995, S. 276
...and many others on You Tube!
3 zentrale Begriffe bei Skinners
operantem Konditionieren:
=>
Verhaltenskontingenzen
=>
Verstärker
=>
diskriminierende Reize
Verhaltenskontingenz
"Eine Verhaltenskontingenz ist eine konsistente
Beziehung zwischen einer Reaktion und den
Reizbedingungen, die ihr folgen. Eine
Kontingenz kennzeichnet eine Beziehung vom
Typ "wenn X, dann Y".
Zimbardo & Gerrig, 1995, S. 278
Positiver Verstärker: Reiz, der die Wahrscheinlichkeit
einer Reaktion erhöht, wenn er zu einer Situation
hinzutritt (Belohnung)
Partielle (intermittierende)
Verstärkung
Negativer Verstärker: Reiz, der die Wahrscheinlichkeit
einer Reaktion erhöht, wenn er aus einer Situation
herausgenommen wird
Verhalten wird nicht jedesmal verstärkt
Löschung: einer Reaktion folgt keine Verstärkung
mehr
Quotenplan: Verstärkung nach bestimmter
Anzahl von Reaktionen
Bestrafung: Verabreichung eines aversiven Reizes
nach einer Reaktion. Die Auftretenswahrscheinichkeit
sinkt.
Intervallplan: Verstärkung nach bestimmter
Zeitspanne
Positiver diskriminativer Reiz (SD)
kündigt an: "Verstärkung erhältlich"
=>
Reaktion erfolgt
=> löschungsresistenter
Konditionierte Verstärker
Neutrale Reize werden zu konditionierten
Verstärkern, wenn sie mit Verstärkern
gemeinsam auftreten.
z.B. Statussymbole...
Negativer diskriminativer Reiz (Sδ )
kündigt an: "keine Verstärkung erhältlich"
=>
Reaktion wird unterdrückt
Generalisierte konditionierte
Verstärker
kontrollieren zahlreiche verschiedene Reaktionen
z.B. Geld, Gutscheine
= "Reizkontrolle"
nach Zimbardo & Gerrig, 1995, S. 283
Operantes Lernen und VT
Shaping (Verhaltensformung)
"Veränderung des Verhaltens in
aufeinanderfolgenden kleinen Schritten, wobei jeder
eine weitere Annäherung an die erwünschte
Leistung bedeutet."
nach Zimbardo & Gerrig, 1995, S. 285
VT entwickelte sich zunächst außerhalb der USA
ohne alle zu großen Bezug zu den operanten
Verfahren
Skinner war nie klinisch tätig
50er Jahre - USA: B. F. Skinner beschrieb
Anwendungen von Verstärkung (operanten
Methoden), u.a. im pädagogischen Bereich (streng
technizistisch, keine klinische Sicht, lehnten Begriffe
wie "Therapie" und "Patient" ab)
=> "applied behavioral analysis", "behavior
modification"
Operantes Lernen und VT
"funktionale Verhaltensanalyse" : Erklärung von Vh.
aus den nachfolgenden Bedingungen:
Response – Consequences (+, -, +/, -/)
Operantes Lernen und VT
...und vermehrte Beachtung der Bedingungen, die
einem Vh. vorausgehen:
Stimulus – Response – Consequences (+, -, +/, -/)
Bsp.: Ayllon - token economies (= Münz-VerstärkerSysteme) bei chronisch hospitalisierten Personen –
mit dem Ziel, psychotisches Vh. zu reduzieren.
Token konnten später gegen echte Verstärker
eingetauscht werden, die den individuellen
Bedürfnissen entsprachen.
...andererseits in der klinischen Anwendung (stärker
von Wolpe beeinflusst, der Vizepräsident war)
später Betonung sozialer Verstärker (Lob,
Zuwendung...) anstelle der Münzen...
1966: Gründung der "Association for the
Advancement of Behavioral Therapies" in New York
Entwicklung der VT in den USA einerseits im
akademischen Bereich...
Entwicklung in Europa
Entwicklung in Europa
1971: European Association of Behavior
Therapy in München gegründet
1968: Sabbatical von Frederick Kanfer in
Bochum bei Heckhausen; 1970 Gastdozent
in Münster
zentrale Rolle von Johannes C. Brengelmann (zuvor bei Eysenck), ab 1967 Leitung
des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in
München...
Renate de Jong
dort auch Gisela Bartling, Peter Fiedler
G. Guttmann
in der damaligen DDR schwierige Entwicklung; vom Regime wurde VT angefeindet
...dort auch Renate deJong, Kurt Hahlweg,
Dirk Revenstorf, Eibe-Rudolf Rey, Rita
Ullrich-de Muynck, Rüdiger Ullrich, HansUlrich Wittchen, Niels Birbaumer...
Wien: Hans-Georg Zapotoczky, Giselher
Guttmann, Ilse Kryspin-Exner
Niels Birbaumer
I. Kryspin-Exner
in den 70ern Gründung von Fachzeitschriften und zahlreiche empirische Forschungen
http://wwwpsy.uni-muenster.de/imperia/md/images/psychologie_institut_1/ae_dejong/mitarbeiter/fotodjmw.jpg
http://images.google.com/imgres?imgurl=http://www.tuebingen.de/bilddatenbank/birbaumer_250x350.jpg&imgrefurl=http://www.tuebingen.de/1564_9794.htm
l&usg=__wRDpRtNKrGYrxIb3CGzMgk62kM=&h=350&w=250&sz=11&hl=en&start=2&um=1&tbnid=0egyQXs85Op9fM:&tbnh=120&tbnw=86&prev=/images%3Fq%3DNiels%2BBirbaume
r%26um%3D1%26hl%3Den%26rls%3Dcom.microsoft:de:IE-SearchBox%26rlz%3D1I7DVXA%26sa%3DN
http://images.google.com/imgres?imgurl=http://www.univie.ac.at/Psychologie/klin/ike.jpg&imgrefurl=http://www.univie.ac.at/Psychologie/klin/kryspin_home.htm&usg=_
_SX5-aLsY1Lm55-PjMsP4xS-9ZRA=&h=114&w=85&sz=9&hl=en&start=9&um=1&tbnid=GB9owoHL27croM:&tbnh=87&tbnw=65&prev=/images%3Fq%3Dilse%2Bkryspinexner%26um%3D1%26hl%3Den%26rls%3Dcom.microsoft:de:IE-SearchBox%26rlz%3D1I7DVXA%26sa%3DN
http://www.neugalu.ch/textpics/guttmann2.jpg
Entwicklung in Europa
Biofeedback
VT zunächst als effektive Methode bei Angst,
Zwang, sexuellen Funktionsstörungen und in der
Rehabilitation etabliert...
= learning to control
the autonomic
nervous system by
operant conditioning
...etwas später auch bei Depression; Entwicklung
von Selbstsicherheitstrainings
Entwicklung der "Verhaltensmedizin" – ursprünglich
beschränkt auf Biofeedback = operantes Lernen
autonomer Reaktionen (!)...
...heute ist Verhaltensmedizin die Anwendung von
empirischer Psychologie auf körperliche
Erkrankungen (z.B. Schmerz), aber auch Reduktion
von Risikoverhalten (z.B. Rauchen)
From: http://www.drmuellerhealthpsychology.com/treatments_biofeedback.html
- skin conductance
- blood circulation
- muscle tension
- respiration
- EEG alpha
...
From http://www.stress-relief-tools.com/how-biofeedback-works.html
Fallbeispiel
Panikstörung mit Agoraphobie
DSM-5: 300.01, 300.22
ICD 10: F40.01
etwa 20 Panikattacken seit ca. ½ Jahr,
welche etwa 30 min. dauern und sich
bis zur Todesangst steigern
- im Auto im Stau
- in der U-Bahn
- im Flugzeug
- am WE zu Hause
der Klient reagiert mit zunehmendem
Vermeiden dieser Situationen
wenn dennoch eine Attacke auftritt, nimmt er
Tranquilizer und zieht sich zurück, bis die Angst
nachlässt
32jähriger Akademiker, Leiter einer Bankfiliale im
ländlichen Raum (4 Angestellte)
verheiratet mit Turnusärztin
2 Kinder (1 Jahr, 2 Monate)
aktuelle Lebenssituation: seit ½ Jahr bietet ihm
ein Vorgesetzter einen Karrieresprung an – soll
Vorstandsmitglied werden und ca. 50 – 60 MA
führen. Kl. zögert, seine Frau sagt: „Das kannst
du nicht ablehnen!“ und drängt ihn zugleich,
mehr Zeit bei der Familie zu verbringen
auf die erste Panikattacke folgte intensive Sorge
und Zuwendung seitens der Gattin, die einen
med. Notfall befürchtete...
...während sie nunmehr eher verständnislos
reagiert und den Kl. auffordert, sein berufliches
Engagement zu reduzieren und mehr Zeit zu
Hause zu verbringen
zusätzlich berichtet der Kl. „allgemeine
Nervosität und Angespanntheit“ an fast allen
Tagen – war „schon immer ein nervöser Mensch“
Bearbeitung des Fallbeispiels
im Sinne der "Ersten Welle" der VT – Diagnostik
und Behandlung nach dem Modell
Zweite Welle der VT:
Kognitive Wende
Stimulus – Response – Consequences (+, -, +/, -/)
nach Margraf in Margraf (1996, Band I, S. 1ff. bzw. Schneider & Margraf,
2009)
Schon früh machte sich Unzufriedenheit mit
einem rein behavioristischen Modell bemerkbar...
...insbesondere mit Watsons Postulat, dass
"innere Zustände" nicht Gegenstand der
Wissenschaft seien
Schon Mowrers 2-Faktoren Modell der Angst
kommt nicht ohne "innere Zustände" aus
Eysenck und Brengelmann betonten biologische
und genetische Unterschiede – die der
Behaviorismus leugnete
Drei Ebenen
(1) Beobachtbares Verhalten
(2) Kognitiv-emotional (Gedanken und Gefühle)
(3)Physiologisch (Biologisch)
Reaktionen auf diesen drei Ebenen sind hoch
korreliert, aber nicht unbedingt synchron
Beispiel: Angstreaktion
bereits in der 1970ern wurden kognitive Elemente in
der Behandlung von Angst und Depression eingesetzt
Bekanntestes Beispiel: Aaron T. Becks Kognitive
Therapie der Depression)
Erweiterung des funktionalen
Bedingungsmodells:
Erweiterung des funktionalen
Bedingungsmodells:
S – O – R – C – KV
Aktueller: Bartling et al.
S = Stimulus
Frühere Form: S – E – O – V – K
O = innere Bedingungen, Kognitionen, Erwartungen
und biologische Faktoren
S = Situation
R = Reaktion: unterscheidet alpha-, beta- und gammaVariablen, entsprechend den drei Betrachtungsebenen
E = Erwartungen
C = Konsequenzen (+, -, +/, -/),
O = Organismus (rein biologisch)
V = Vm, Vk, Ve, Vph
KV = Kontingenzverhältnis (Verstärkung kontinuierlich oder
intermittierend)
K = Konsequenzen (+, -, +/, -/).
von Fred Kanfer im Rahmen seines "SelbstmanagementAnsatzes" bekannt gemacht und bis heute populär
Kognitive Wende
Erweiterung des funktionalen
Bedingungsmodells:
=>
Albert Banduras Modell-Lernen und "self-efficacy"
=>
Betonung von "Selbstkontrolle": Selbstbeobachtung,
Selbstbewertung und Selbstverstärkung - vgl.
Kanfers "Selbstmanagement"
=>
Meichenbaums "Selbstinstruktionstraining"
=>
kognitive Therapie (Beck, 1967) und rationalemotive Therapie (Ellis, 1962)
wurden in die VT integriert bzw.
mit dieser kombiniert
=>
Prägung der Begriffs der "kognitiven
Verhaltenstherapie" (CBT) z. B. der
Depression; Fachzeitschriften...
Aktueller: Bartling et al.
Neue Form:
S
WP
IV
V
S = Situation
WP = Wahrnehmungsprozess (selektive
Wahrnehmung...)
IV = interne Verarbeitung (z.B. dichotomes Denken)
V = Vm, Vk, Ve, Vph
C = Konsequenzen (+, -, +/, -/).
C
Albert Bandura
http://images.google.com/imgres?imgurl=http://faculty.frostburg.edu/mbradley/psyography/bandura.JPG&imgrefurl=http://faculty.frostburg.edu/mbradley/psyograp
hy/albertbandura.html&usg=__t22wCSb0FQosufRuORRXBSgqc9o=&h=351&w=350&sz=23&hl=en&start=2&um=1&tbnid=yZTIFDZ2_fk7M:&tbnh=120&tbnw=120&prev=/images%3Fq%3DAlbert%2BBandura%26um%3D1%26hl%3Den%26rls%3Dcom.microsoft:de:IESearchBox%26rlz%3D1I7DVXA%26sa%3DN
A. Bandura
Theorie sozialen Lernens
Lerntheorien unzureichend:
=>
wie entstehen neue oder komplexe
Verhaltensweisen?
=>
warum wird Verhalten gelernt, das nie
verstärkt wurde
=>
warum wird Verhalten gelernt, aber nicht
ausgeführt?
=>
Versuch und Irrtum erklärt nicht, wie jemand
z.B. Autofahren oder Schwimmen lernt
Beobachtungslernen (Lernen am
Modell, Imitationslernen, Lernen durch
Nachahmung)
Eine Person nutzt Beobachtungen des Verhaltens
und der Verhaltenskonsquenzen bei einer anderen
Person, um ihr eigenes Verhalten zu gestalten.
Nach Zimbardo & Gerrig, 1995
Bobo-doll experiment: Siehe
https://www.youtube.com/watch?v=dmBqwWlJg8U
nach Fisseni, 1998
Modell-Lernen am wirksamsten, wenn
=>
Modellverhalten verstärkt wird
=>
Modell positiv wahrgenommen wird (Status, beliebt...)
=>
Modell und Beobachtende ähnlich wahrgenommen
=>
Aufmerksamkeit des/r Beobachtenden verstärkt
=>
Modellverhalten sichtbar und auffällig ist
=>
Modellverhalten im Bereich der Kompetenz des/r
Beobachtenden liegt
nach Zimbardo & Gerrig, 1995
Personen mit Angststörungen achten selektiv auf
potentiell gefährliche Informationen und
interpretieren ambivalente Informationen als
gefährlich
Depressive Personen erinnern sich selektiv an
ungünstige Informationen über sich selbst
Kontrollierte vs. automatische Kognitionen: Letztere
sind der Introspektion schlecht zugänglich –
subliminale Wahrnehmung und Bewertung meist mit
Stimmung kongruent (depressiv, ängstlich,
aggressiv...)
Man kann lernen, die automatischen Kognitionen
wahrzunehmen (Rollenspiel, in-vivo, Imagination in
der Therapie)
z.B. erhöhte Selbstaufmerksamkeit, wenn man
Schweißausbruch in der Öffentlichkeit erwartet /
befürchtet
=> Überaktivierung und autonome Labilisierung
("Selbsterfüllende Prophezeiung")
=> Gedanke: "Die anderen werden mich für gestört
halten"
Der Versuch, das Schwitzen zu unterdrücken kann
Problem verschlimmern
Intervention: Hinterfragen der Bewertung
("sokratische Methode"), Verhaltensexperiment:
Paradoxe Intention
Becks Kognitives Modell der
Depression und Angst - Intervention
Becks Kognitives Modell der
Depression und Angst
Arbiträre Inferenz: Mein Nachbar hat mich nicht
gegrüßt. Er hasst mich.
Selektive Verallgemeinerung: Ich konnte die Frage
des Lehrers nicht beantworten; deshalb weiß ich,
dass ich die Schule nicht erfolgreich beenden
werde
Personalisierung: Sich für ein negatives Ereignis
grundlos verantwortlich fühlen, z.B. für den Tod
einer geliebten Person
Dichotomes Denken: "Schwarz/Weiß"-Denken,
Perfektionismus
Becks Kognitives Modell der
Depression und Angst - Intervention
Tagebuch über negative, irrationale Gedanken führen
Betroffene motivieren, realistischere Gedanken zu
formulieren
Einüben alternativer Gedanken im Rollenspiel
Worst-Case Szenarios
Sokratischer Dialog: z.B. Was sind die Argumente des
Kl., für den Tod eines geliebten Menschen
verantwortlich zu sein?
Unterscheidung zwischen Tatsachen und Möglichkeiten
üben
Tagebuch über negative, irrationale Gedanken führen
Betroffene motivieren, realistischere Gedanken zu
formulieren
Einüben alternativer Gedanken im Rollenspiel
Worst-Case Szenarios
Sokratischer Dialog: z.B. Was sind die Argumente des
Kl., für den Tod eines geliebten Menschen
verantwortlich zu sein?
Unterscheidung zwischen Tatsachen und Möglichkeiten
üben
Siehe:
https://www.youtube.com/watch?v=_dAPW9j3UW4
Siehe:
https://www.youtube.com/watch?v=_dAPW9j3UW4
Franz Caspar: Plananalyse
(Vertikale Verhaltensanalyse)
2. Betrachtungsdimension – zusätzlich zum
funktionalen Bedingungsmodell !
Systemische Sichtweise tritt als 3. Dimension
hinzu.
Diagnostik von
persönlichen Grundprinzipien
Lebenszielen sowie
Mitteln zur Erreichung dieser Ziele
http://www.kpp.psy.unibe.ch/content/personal/fc/index_ger.html
Theoretische Basis: Konsistenztheorie von Grawe
Vier Grundbedürfnisse:
Selbstwerterhöhung
Bindung
Lust bzw. Unlustvermeidung
Orientierung und Kontrolle
Inkonsistenz oder Dysfunktionalität der Mittel zur
Zielerreichung führt zu chronischem Stress => Grawe
sprach von Konflikten als „Nährboden“ für psychische
Störungen (vgl. Diathese-Stress-Modell) - (siehe auch
Stucki, 2013)
Grawe, K. (2000). Psychologische Therapie (2., koor. Aufl.). Göttingen: Hogrefe.
Stucki, C., (2013). Einführung in Fallkonzeption. http://www.webeplus.ch/ sites/
default/files/skripts_psychotherapie/20131121_stucki_christoph_fallkonzeption_ii_plananalyse.pdf
Grundidee: durch Kenntnis zentraler Motive ein
besseres Verständnis für die Problematik zu entwickeln,
daraus Schlussfolgerungen für die Beziehungsgestaltung und Vorgangsweise in der Behandlung zu
ziehen und
den Kl. selbst diese Einsicht zu vermitteln.
Welche zentrale Bedürfnisse bestehen bei Kl. und mit
welchen Mitteln werden diese zu erreichen versucht?
Sind diese „Pläne“ konflikthaft? (Konsistenz vs.
Inkonsistenz?)
Sind die Mittel geeignet, die Zielsetzungen zu
erreichen? (Funktionalität vs. Dysfunktionalität)
Caspar, F. (2007). Beziehungen und Probleme verstehen. Eine Einführung in die
psychotherapeutische Plananalyse (3. Aufl.). Bern: Huber.
Grundprinzip: Bartling et al. (2008, S. 67)
Bartling, G. et al. (2008). Problemanalyse im therapeutischen Prozess. Leitfaden für die
Praxis. (5. Aufl.). Stuttgart: Kohlhammer.
Plananalyse:
Oben stehen die (Grund-) Bedürfnisse, Pläne/Ziele/
Motive (konventionsbedingt im Imperativ) (WOZU?)
Unten stehen die Mittel zur Erreichung (WIE?), konkretes
Verhalten (ganz unten) in der 3. Person Singular:
Einfaches Beispiel aus Bartling et al., 2008, S. 67:
Beispiel:
Sei jemand „Besonderer“ – Grundbedürfnis:
Selbstwerterhöhung
Habe maximalen Erfolg!
Sei der Beste im Job!
besucht Fortbildungen
Werde von allen geliebt!
Sei der Beste beim Tennis!
ernährt sich gesund
...
...
trainiert täglich
Ergänzung zum Fallbeispiel
Panikstörung mit Agoraphobie
DSM-5: 300.01, 300.22
ICD 10: F40.01
Komplexes Beispiel aus Caspar, 2007, S. 121:
In Situationen, in denen der Klient zur Untätigkeit
gezwungen ist..
...kann er nicht anders, als intensiv über
seine beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten und damit verbundene Chancen und
Risiken nachzudenken („automatische
Gedanken“)...
...wobei ihm auch in den Sinn kommt, dass es
schwierig sein wird, Beruf und Familie „perfekt“
zu vereinen; „alles“ könnte schiefgehen
Kognitives Modell
der Panik
...Kl. bemerkt, dass sein Herz schneller
schlägt als sonst, er wird blass...
...denkt, dies sei gefährlich („was wird aus meinen
Kindern, wenn ich sterbe!“)...
...und fühlt intensive Angst, die sich bis zur
Todesangst steigert...
.
Es sei für den Kl. ein zentrales Motiv,
seine Familie glücklich zu machen.
Dafür
(1) achte er auf seine Gesundheit (kein Kaffee, bewusste
Ernährung, Vorsicht im StVk., kein Fliegen),
(2) habe er für alle Verständnis und
(3) beziehe er alle ein (Verzicht auf Sport, Freunde,
Freundin, Karriereschritte, verbringt viel Zeit zu Hause),
(4) vermeide er es, eine „klassische Managerfamilie“ zu
sein und
(5) mache er es allen recht (erfüllt Wünsche sogleich,
besucht Eltern, stellt MA, Lieferanten, Kundschaft und
Vorgesetzte zufrieden)
⇒ „Vertikale Verhaltensanalyse“
Linker Teil
Ein weiteres zentrales Motiv bestehe darin, allseits beliebt zu sein. Dies erreiche er dadurch,
(1) es allen recht zu machen und
(2) etwas für seine Familie zu schaffen (durch berufliche
Verbesserung).
Das dritte zentrale Motiv betrifft Leistungsorientierung und
Erfolg. Dafür
(1) bringe er mehr als erwartet wird (Nichtstun ist
Zeitverschwendung, bildet sich weiter, bemüht sich um
KundInnen und MA, Werbekampagnen...),
(2) arbeite er genau und innovativ und
(3) trage er Verantwortung (dazu gehöre es auch, sich
unbeliebt zu machen)
Bearbeitung des Fallbeispiels
im Sinne der "Zweiten Welle" der VT – Diagnostik
und Behandlung nach dem Modell
S – E – O – V – K oder
S
WP
IV
V
...sowie Plananalyse und Ebene der Systemregeln
⇒ „Vertikale Verhaltensanalyse“ - Rechter Teil
Vertikale VA – Linker Teil
C
Vertikale VA –
rechter Teil
Unzufriedenheit mit rein kognitiven
Ansätzen...
...bereits Anfang der Neunzigerjahre: nicht alle
Personengruppen sprachen zufriedenstellend auf
kognitive Interventionen an...
...daher Einbezug interpersoneller und psychodynamischer Elemente, z.B.:
Dritte Welle der VT:
Achtsamkeit, Emotion, Akzeptanz
Young (1990): Schematherapie
Linehan (1993): Dialektisch-Behaviorale Therapie
Hayes (2001): Akzeptanz- und Commitmenttherapie
Nach Heidenreich, T. & Michalak, J. (Hrsg.). Die "dritte Welle" der
Verhaltenstherapie. Grundlagen und Praxis. Weinheim: Beltz.
Erkenntnisse der früheren "Wellen" nicht
verworfen, sondern weiterentwickelt
Schematherapie (Jeffrey Young)
(Nach Roediger & Zarbock in Heidenreich et al.,
S. 200 – Kap. 11)
Schematherapie (Jeffrey Young)
2013,
War Mitarbeiter von Aaron T. Beck
in der ursprünglichen Fassung sollten
noch maldadaptive Schemata "bekämpft" werden
(vgl. kognitive Therapie)... - das sind neuronale
Muster, die durch frühkindliche Erfahrungen
enstanden - später: Modus-Modell, psychodynamisch geprägt – "lösungsbringendes Prinzip"
als Modus des gesunden Erwachsenen
betont unbewusste Prozesse und therapeutische
Beziehung (ähnlich PA)
https://therapists.psychologytoday.com/rms/prof_detail.php?profid=36627
Beispiele für Schemata:
− emotionale Entbehrung
− im Stich gelassen werden
− soziale Isolation
− Misstrauen/Missbrauch
− Beachtung suchen
− Besonders sein
− Strafneigung
Durch sog. "Bewältigungsreaktionen" wird versucht,
die Aktivierung unangenehmer Schemata zu unterdrücken (bei Ew. maladaptiv)
https://therapists.psychologytoday.com/rms/prof_detail.php?profid=36627
Schematherapie (Jeffrey Young)
Schematherapie (Jeffrey Young)
"Modi sind aktuelle personale Gesamtzustände (...), wie z.B. Modi des verletzbaren oder wütenden Kindes, strafende
oder antreibende Elternmodi, die in der Regel aus
mehreren zugleich aktivierten Schemata und
spezifischen Bewältigungsreaktionen (d.h.
Erdulden, Vermeiden oder Überkompensieren)
bestehen".
Neurobiologische Befunde: Emotion
steuert Verhalten viel eher als Kognition...
(Roediger & Zarbock in Heidenreich et al., 2013, S. 200)
...und zwar weitgehend automatisiert und
unbewusst
Einfluss der Bindungstheorie hinsichtlich der
Bedeutung frühkindlicher Erfahrungen
in der Therapie Verschiebung der subkoritikalen
Dominanz zu einer kortikalen Dominanz (insb.
Frontalhirn)
(nach Roediger & Zarbock in Heidenreich et al., 2013)
https://therapists.psychologytoday.com/rms/prof_detail.php?profid=36627
https://therapists.psychologytoday.com/rms/prof_detail.php?profid=36627
Schematherapie (Jeffrey Young)
Schematherapie (Jeffrey Young)
Grawes fünf Wirkfaktoren:
zentrale Rolle der "emotionalen Konfrontation" durch Aktivierung der zuvor vermiedenen Schemata
1. Problemaktualisierung
negative Emotionen werden gezielt aktiviert, dann folgt
Neuerfahrung durch "limited reparenting" in der Therapie
2. Problemklärung, 3. motivationale Klärung
Bildsprache, wie im Märchen, zunächst kindlich; dann
Wechsel in die Perspektive des Erwachsenen: "imagery
rescripting"
4. Problembewältigung, 5. therap. Beziehung
"Dritte Welle" arbeitet eher störungsübergreifend als störungsspezifisch
Schematherapie hat empirisch gut belegte Erfolge
bei Borderline- und anderen Persönlichkeitsstörungen
durch Beziehungserfahrung; Befrieidgung von
Grundbedürfnissen
Anwendung auch bei (früheren) "Achse-1Störungen", wenn therapieresistent
(nach Roediger & Zarbock in Heidenreich et al., 2013)
(nach Roediger & Zarbock in Heidenreich et al., 2013)
https://therapists.psychologytoday.com/rms/prof_detail.php?profid=36627
https://therapists.psychologytoday.com/rms/prof_detail.php?profid=36627
Schematherapie (Jeffrey Young)
Gute Zusammenfassung Siehe:
https://www.youtube.com/watch?v=y2pejWyN4_o
https://therapists.psychologytoday.com/rms/prof_detail.php?profid=36627
Dialektisch-Behaviorale Therapie
(Marsha Linehan)
Nach: Bohus et al. (2011) in Heidenreich &
Michalak, S. 102ff. (Kap. 6)
Am besten empirisch gesichertes Verfahren zur
Behandlung der Borderline-PS
therapeutische Haltung vergleichbar jener beim
Sporttraining
zentrale Rolle der "Mentalisierung" (Fonagy &
Bateman, 2006) = Fähigkeit, Emotionen bei sich und
anderen wahrzunehmen
Defizit bei Mentalisierung wird als zentrales
Merkmal der BL-PS angenommen
http://www.linehaninstitute.org/
Dialektisch-Behaviorale Therapie
(Marsha Linehan)
Dialektisch-Behaviorale Therapie
(Marsha Linehan)
Zentrale Symptomatik bei Borderline-PS:
Therapie muss diese Besonderheiten sensibel
berücksichtigen
- Störung der Affektregulation (impulsives Vh.)
- Störung der Identität
- Störung der zwischenmenschlichen Interaktion.
Zusätzlich: starke innere Spannung, (para)suizidales
Vh., Angst, verlassen zu werden, somit auch vor
Therapieende!
90% der BL-Betroffenen haben Gewalterfahrungen
in Kindheit oder Jugendzeit
http://www.linehaninstitute.org/
Phase 1: Verhaltensebene
zuerst lebensbedrohliches, dann
therapiegefährdendes Vh. bearbeiten, Fokus liegt
dann bei sozialer Integration, "Achse-1"-Störungen
nur wenn unbedingt nötig, ins Zentrum stellen
http://www.linehaninstitute.org/
Dialektisch-Behaviorale Therapie
(Marsha Linehan)
Dialektisch-Behaviorale Therapie
(Marsha Linehan)
Phase 2: Emotionales Erleben
Module:
Therapie im Einzelsetting (1 bis 3 Jahre, 1x
wöchentlich)
Zugleich tel. Erreichbarkeit für den Fall akuter
Krisen
Skills Training (Gruppe, manualbasiert, 6 – 12
Mo., parallel zur Einzeltherapie)
Skills Trainer und Einzelther. treffen einander
wöchentlich im "Konsultationsteam",
Fortschritte in Einzeltherapie integrieren,
Supervision
Arbeit, Partnerschaft; Erarbeiten von
Zielorientierung, Fokus auf langfristigen Folgen des
Vh., "Achse-I" nur, bei akuter Dringlichkeit,
Bearbeitung von Selbsthass, Körpergefühl etc. erst,
wenn Voraussetzungen gegeben
Phase 3: Sinnerfülltheit
Akzeptanz eigener Vergangenheit sowie von NichtÄnderbarem, Selbstakzeptanz (Schwächen...)
http://www.linehaninstitute.org/
http://www.linehaninstitute.org/
Dialektisch-Behaviorale Therapie
(Marsha Linehan)
Dialektisch-Behaviorale Therapie
(Marsha Linehan)
Module:
Therapie im Einzelsetting (1 bis 3 Jahre, 1x
wöchentlich)
Zugleich tel. Erreichbarkeit für den Fall akuter
Krisen
Skills Training (Gruppe, manualbasiert, 6 – 12
Mo., parallel zur Einzeltherapie)
Skills Trainer und Einzelther. treffen einander
wöchentlich im "Konsultationsteam",
Fortschritte in Einzeltherapie integrieren,
Supervision
Techniken:
http://www.linehaninstitute.org/
Bewährte VT-Techniken wie: Problemlösen,
paradoxe Intention, Modelling, Verstärkung
Akzeptanz
Achtsamkeitsübungen – beruhend auf ZenMeditation, "mindfulness" - sollen Kl. anleiten,
ihre eigenen Emotionen zu "relativieren": genau
reflektierendes Beobachten der eigenen
Reaktionen – evtl. am Beginn jeder Sitzung
wiederholen
http://www.linehaninstitute.org/
Dialektisch-Behaviorale Therapie
(Marsha Linehan)
Dialektisch-Behaviorale Therapie
(Marsha Linehan)
Skills-Training in der Gruppe:
Übung zur "Achtsamkeit" (mindfulness):
(1)
(2)
(3)
(4)
(5)
Siehe
https://www.youtube.com/watch?v=thYoVMCVs0
Achtsamkeitsübungen
Stressbewältigung und Spannungsreduktion
Übungen zur Emotionsregulation
Training Interpersoneller Fertigkeiten
Selbstwerttraining
http://www.linehaninstitute.org/
Akzeptanz- und
Commitmenttherapie (Hayes)
Einsetzbar bei breitem Spektrum von
Störungen, einschließlich schwerer körperlicher
Erkrankungen zu deren psychischer Bewältigung
Ziel ist aktives und sinnvolles Engagement im
eigenen Leben...
...anstelle von abwehrenden Verhaltensweisen wie
Flucht oder Vermeidung
http://www.linehaninstitute.org/
Akzeptanz- und
Commitmenttherapie (Hayes)
Nach: Sonntag, R. F. (2011) in Heidenreich &
Michalak, S. 20ff. (Kap. 2)
Therapieziel:
Durch Achtsamkeit und Akzeptanz die Wirkung,
nicht den Inhalt von Kognitionen verändern
offene, empathische, engagierte Haltung entwickeln
psychische Flexibilität entwickeln, um persönliche
Werte zu realisieren
auch schmerzliches Leben kann sinnerfüllt sein
https://www.psychotherapy.net/interview/acceptance-commitment-therapy-ACT-steven-hayes-interview
https://www.psychotherapy.net/interview/acceptance-commitment-therapy-ACT-steven-hayes-interview
Akzeptanz- und
Commitmenttherapie (Hayes)
Akzeptanz- und
Commitmenttherapie (Hayes)
Hayes war unzufrieden mit kognitiver
Therapie und stellte Kausalität (Kognition =>
Verhalten) in Frage
"Unachtsamkeit": dem Mensch wird von
Gedanken und Gefühlen in Anspruch genommen,
statt auf seine Wahrnehmung zu achten
stattdessen: Relational Frame Theory (RFT): Sprache
als wesentlicher Teil der Umwelt, zu der Sprecher
und Hörer gehören
Gedanken, Gefühle und Körpersensationen werden
"verdinglicht", Ursache z.B. zu viel Kritik in der
Kindheit
Veränderung sprachlicher Automatismen in der
Therapie, z.B. Gedanken automatisch
ernstzunehmen
Folge: Mangel an "Achtsamkeit" (Hayes: "Selbst-alsProzess") mit Grübeln, Befürchtungen, Depression...
https://www.psychotherapy.net/interview/acceptance-commitment-therapy-ACT-steven-hayes-interview
Akzeptanz- und
Commitmenttherapie (Hayes)
6 Bausteine – zeitliche Abfolge variabel:
(1) Achtsamkeit ("Selbst-als-Prozess")
Aufmerksamkeit von Kl. aus das Hier und Jetzt lenken –
Beobachtung der unmittelbaren Auswirkungen von
Gedanken und Gefühlen; erkennen, dass z.B. Grübeln
resultiert. Lernen, den eigenen Atem zu beobachten und
gemeinsame Nachbesprechung...
https://www.psychotherapy.net/interview/acceptance-commitment-therapy-ACT-steven-hayes-interview
https://www.psychotherapy.net/interview/acceptance-commitment-therapy-ACT-steven-hayes-interview
Akzeptanz- und
Commitmenttherapie (Hayes)
(2) Akzeptanz und Bereitwilligkeit
treten an die Stelle von Vermeidung: vermiedenes Gefühl
wird identifiziert, Vermeidung bewusst gemacht und
Bereitschaft zur Akzeptanz des Gefühls erarbeitet
(3) Übung "kognitiver Defusion"
kognitive Fusion: automatische Bindung von Gedanken an
Situationen, z.B. dass eine anstehende Arbeit sofort erledigt
werden müsse
https://www.psychotherapy.net/interview/acceptance-commitment-therapy-ACT-steven-hayes-interview
Akzeptanz- und
Commitmenttherapie (Hayes)
Akzeptanz- und
Commitmenttherapie (Hayes)
(4) Konstanz des Selbsterlebens
Auch wenn wir nicht konstant an einem Ort bleiben,
beobachten wir die Welt immer relativ zum eigenen Ich –
auch im zeitlichen Verlauf. Auch meine Kindheit habe "ich"
erlebt, das "Ich" in meinem Körper blieb immer dasselbe.
(5) Wertetraining
In einer Liste von Lebensbereichen wird eine wertebezogene
Rangreihe gebildet: Partnerschaft, Arbeit, Spiritualität... und
Kl. wird ersucht, anzugeben, an welchem Bereich er/sie
derzeit am liebsten arbeiten möchte, welche vernachlässigt
wurden etc.
https://www.psychotherapy.net/interview/acceptance-commitment-therapy-ACT-steven-hayes-interview
(6) Commitment
Einsatz für die eigenen Werte anstelle von Vermeidung!
Dazu gehört auch Engagement in der Therapie, wie z.B.
Beteiligung an Übungen, Einhalten von Vorsätzen, Offenheit
etc. Ferner: Umsetzen des Gelernten im Alltag. Gute
Kombinationsmöglichkeit mit den klassischen VT-Methoden.
https://www.psychotherapy.net/interview/acceptance-commitment-therapy-ACT-steven-hayes-interview
Aufbau des Trainings
Praxisbeispiel:
Berking, M. (2010). Training emotionaler
Kompetenzen (2. Aufl.). Berlin: Springer.
=>
=>
=>
=>
=>
=>
Muskel- und Atementspannung
bewertungsfreie Wahrnehmung
Akzeptieren & Tolerieren
Selbstunterstützung
Analysieren
Regulieren
Ergänzung zum Fallbeispiel
=>
Für jede Einheit Power Point
Präsentation
=>
Für jede Einheit Audio-File
=>
zusätzliche Materialien
(Arbeitsblätter, Kalender...)
Panikstörung mit Agoraphobie
DSM-5: 300.01, 300.22
ICD 10: F40.01
Welche (zusätzlichen) Interventionen –
entsprechend der "3. Welle" der VT - werden vorgeschlagen?
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