sinfoniekonzert 02 - Gürzenich

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sinfoniekonzert
Wolfgang Amadeus Mozart
Johannes Brahms
Gürzenich-Orchester Köln
Leonidas Kavakos Violine und Leitung
First Global Partner
02
sinfoniekonzert
02
06. November 2016 11 Uhr
07./08. November 2016 20 Uhr
Kölner Philharmonie
Wolfgang Amadeus Mozart
Konzert für Violine und Orchester Nr. 3 G-Dur KV 216 (1775) Allegro
Adagio
Rondeau. Allegro
26’
Wolfgang Amadeus Mozart
Sinfonie Nr. 38 D-Dur KV 504
»Prager Sinfonie« (1786) 30’
Adagio – Allegro
Andante
Presto
Pause
Johannes Brahms
Sinfonie Nr. 4 e-Moll op. 98 (1884–1885) 39’
Allegro non troppo
Andante moderato
Allegro giocoso – Poco meno presto – Tempo I
Allegro energico e passionato – Più Allegro
Gürzenich-Orchester Köln
Leonidas Kavakos Violine und Leitung
So 10 Uhr und Mo + Di 19 Uhr: Konzerteinführung mit Susann El Kassar
Das Konzert am 8. November wird im Rahmen von GO PLUS
aufgezeichnet und ist wenige Tage später über unsere Homepage
www.guerzenich-orchester.de als Videostream verfügbar.
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Das Konzert in Kürze
Als Geiger von Weltruf hat er den Kosmos von Johannes Brahms
in den vergangenen Jahren bereits vermessen, nun wendet sich
Leonidas Kavakos auch als Dirigent den Werken von Johannes
Brahms zu. Mit der 4. Sinfonie hat er einen Höhepunkt der abendländischen Sinfonik ausgewählt, ein Werk, über das schon eine
Freundin von Brahms nach erster Ansicht schrieb: »Man wird nicht
müde, hineinzuhorchen und zu schauen auf die Fülle der geistreichen Züge, seltsamen Beleuchtungen, rhythmischer, harmonischer
und klanglicher Natur.« Brahms fasst in seiner Vierten die Errungenschaften der Tradition wie in einem Brennspiegel zusammen,
­abgeklärt und doch voller Energie. Zugleich erschafft die Vierte so
selbstverständlich aus kleinsten musikalischen Bausteinen eine
ganz eigene Welt, dass sie Zeitgenossen und auch Nachgeborenen
als ungeheuer modern erscheinen musste. Im ersten Konzertteil
stellt Leonidas Kavakos dem hanseatischen Klassizisten den
­Wiener Klassiker Mozart gegenüber. Über dessen 3. Violinkonzert,
mit dem Kavakos das Programm eröffnet, schrieb schon der
­Mozart-Biograph Alfred Einstein: »Wenn es ein Wunder in Mozarts
Schaffen gibt, so ist es die Entstehung dieses Konzertes.«
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Wolfgang Amadeus Mozart
Konzert für Violine und Orchester Nr. 3 G-Dur
Sein erstes (gezähltes) Klavierkonzert hat Mozart 1767 geschrieben,
da war er elf Jahre alt. Sein letztes, gezählt unter der Nummer 27,
in seinem Todesjahr 1791. Diese Gattung hat ihn also sein ganzes
Leben lang begleitet und wird darum gerne als Spiegel seiner Seele
angesehen.
Bei den Violinkonzerten verhält es sich sehr anders. Mozart hat
sie, verglichen mit dem Entstehungszeitraum der Klavierkonzerte, fast
auf einen Schlag geschrieben – oder darf man angesichts der fünf (!)
Violinkonzerte von »produziert« sprechen? Das erste entstand 1773,
die anderen vier 1775. Mozart war zu dieser Zeit Konzertmeister
der Salzburger Hofkapelle. Er hat die Konzerte also für sich und
»sein« Orchester geschrieben. Und so wie Leonidas Kavakos heute,
stand er als Solist und Dirigent zugleich vor seinen Musikern.
Das dritte Konzert G-Dur KV 216 sticht zusammen mit dem
­Konzert Nr. 5 A-Dur aus der Fünfergruppe heraus. Sie werden heut­
zu­tage auch am häufigsten aufgeführt. Den Mozart-Biografen Alfred
Einstein hat vor allem das mittlere Konzert in G-Dur beeindruckt:
»Wenn es ein Wunder in Mozarts Schaffen gibt, so ist es die
­Entstehung dieses Konzertes.«
Ein großes Lob für die Komposition eines 19-Jährigen. Aber es
geht ja auch um Mozart, der Gedanke an Wunder liegt da immer
nah. Und tatsächlich: Das dritte Violinkonzert baut zwar auf dem zu
der Zeit typischen Formmodell des Solokonzerts auf. Es besteht
aus drei Sätzen: schnell – langsam – schnell. Tutti und Solist spielen
Wolfgang Amadeus Mozart
* 27. Januar 1756 in Salzburg
† 05. Dezember 1791 in Wien
Konzert für Violine und Orchester Nr. 3
Entstehungsjahr: Zwischen Juni und September 1775.
Uraufführung: Wahrscheinlich im Oktober 1777, entweder von
­Mozart selbst während seiner Mannheim-Paris-Reise in Augsburg
oder vom Hofmusiker Antonio Brunetti als Zwischenaktmusik im
Salzburger Theater.
Vom Gürzenich-Orchester Köln zuletzt gespielt am 14.05.1991 mit
der Solistin Isabelle von Keulen unter der Leitung von James Conlon.
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Portrait von Wolfgang Amadeus Mozart,
gemalt von Barbara Krafft (1764–1825).
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im Wechsel, wobei das Orchester das motivische Material meist
schon vorwegnimmt. Aber: Mozart erfüllt nicht nur die Form, er
­befreit sich zugleich davon. Einstein hebt hervor, dass das Orchester in diesem Konzert bemerkenswert mehr mitzusprechen habe,
es entsteht dadurch ein »neues, intimes Verhältnis zum Solisten«.
Der erste Satz beginnt mit einem fröhlichen, leichtfüßigen Thema.
Dieses darf die Violine einige Takte später auch noch einmal alleine
präsentieren. Dank der Erkenntnisse der historisch informierten
Aufführungspraxis hat sich hier die Interpretation der Geiger gewandelt: Früher (im 20. Jahrhundert) bemühte man sich um Deutlichkeit,
jeder Ton war wichtig. Heute lässt man eine Phrase auch mal verklingen. Mozarts Musik atmet dann besser, sie gewinnt an Klarheit. Nach
der Eröffnung zeigt M
­ ozart, was die Geigenkunst zu seiner Zeit ausmachte: Sangliche Motive und daneben virtuose 16-tel Figuren.
Im zweiten Satz gibt Mozart dem schönen Ton noch mehr Raum.
Die Geige darf in der Höhe strahlen, die Streicher legen e
­ inen aus
leichten Triolen gewebten Teppich darunter. Und die Querflöte hat in
diesem Adagio mit einigen Einwürfen eine hervorgehobene Rolle.
Insbesondere im dritten Satz – ein tänzerisches Rondo im 3/8Takt – zeigt sich ein experimentierfreudiger Mozart. Er schiebt nicht
nur ­einen Zwischenteil in e-Moll ein, der Schwester-Tonart von G-Dur,
wie es sich für ein Rondo gehört. Er komponiert sogar eine Art
»Freeze«-Moment; er führt das Orchester zur Dominante von G-Dur,
offenes Ende also, setzt eine Generalpause dahinter, und jetzt
­geschieht e
­ twas Überraschendes. Es ist, als habe der Komponist
hier einen »Reset«-Knopf gedrückt. Plötzlich spielt alles in g-Moll,
Andante, wie in Zeitlupe. Die Streicher »pizzen« Dreiklänge, darüber
spielt die Solo-Violine eine schlichte Melodie. Nach dreizehn Takten
wieder ein plötzlicher Wechsel, zurück zu G-Dur ins Allegretto, in
­einen a
­ usgelassenen Tanz, der wie ein Kinderlied klingt. Nach diesem Ausflug findet Mozart wieder zu seinem Rondothema zurück.
Auch der Schluss des Konzerts ist kein triumphaler Endpunkt,
sondern eine unvorbereitete Auflösung. Als würde die Musik hinter
den Vorhang treten. Mozart kadenziert zwar zur Grundtonart G-Dur,
aber der Schlussakkord ist kurz und entfaltet keine starke abschließende Wirkung. Der Hörer bleibt in einem Schwebezustand zurück.
Ein einfacher Zaubertrick, aber wirksam, und ein Ohrenkitzel.
Susann El Kassar
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Violine aus dem Besitz von Wolfgang Amadeus Mozart,
zu sehen im Geburtshaus Mozarts in Salzburg.
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Wolfgang Amadeus Mozart
Sinfonie Nr. 38 D-Dur »Prager Sinfonie«
Musikwissenschaft ist manchmal eine seltsame Wissenschaft.
­Etwa, wenn sie erst Strukturen entdeckt, sie wie Schablonen anlegt
und sich dann wundert, wenn einer davon abweicht. Mozart tut
­genau das in seiner »Prager Sinfonie«. Er weicht ab. Die Sinfonie
hat kein Menuett. Und manch ein Mozart-Kenner hat sich darüber
den Kopf zerbrochen: Warum gibt es nur drei Sätze? Es ist nun
nicht so, dass jede der anderen 40 Sinfonien sich brav an die
­Regel der Viersätzigkeit hielte, die seit Haydns Sinfonien als Standard gilt. Die Sinfonie Nr. 31, die »Pariser« hat auch kein Menuett
und das, weil Mozart sie im Sinne der französischen Tradition
­geschrieben hat. Für die »Prager Sinfonie« liegt der Fall aber nicht
so klar. Hier ein paar Ideen, die gelegentlich diskutiert werden:
– Mozart habe sich an italienischen Vorbildern orientiert.
– In den drei bestehenden Sätzen sei bereits »alles gesagt«
­(Alfred Einstein)
– Mozart wolle »so ein ernstes Werk« nicht durch einen leichten
Tanz unterbrechen (Kurt Pahlen)
– Zeitmangel.
Vielleicht wollte er ja einfach nur kein Menuett schreiben. Wir
werden es nie wissen. Spekulieren wir nicht über ein Menuett,
das es nicht gibt. Schauen wir uns lieber die drei Sätze an, die wir
haben: Adagio. Allegro – Andante – Presto.
Mit jeweils zwei Flöten, Oboen, Fagotten, Hörnern, Trompeten
­sowie Pauke und Streichern schreibt Mozart diese Sinfonie für ein
großes Orchester, im Maßstab des 18. Jahrhunderts. Und dieses
große Tutti hören wir auch im eröffnenden Initialton D. Nur die
­Klarinetten fehlen für die zu dieser Zeit größtmögliche Besetzung.
Dies bedeutet klanglich, dass Mozart viele Möglichkeiten offen
­stehen, seine Melodien durch die Instrumentalfarben noch sprechender zu gestalten. Und tatsächlich macht dies auch den Reiz
der »Prager« aus. Um nur ein Beispiel zu nennen:
Im ersten Satz wandelt Mozart sein zweites Thema, das aus einem
um sich selbst kreisenden Motiv besteht, nach Moll. Dabei flan­kie­
ren die zwei Fagotte mit knappen Einwürfen die Streicher und trüben
klanglich durch ihre näselnde Tiefe die paar Takte ein. Im Gegensatz zu Flöte und Oboe, die durch ihre Höhe und Klarheit oft allein
stehen, nutzt Mozart die eher zarttonigen Fagottstimmen gerne
zum Verdoppeln einer Stimme, etwa der Streicherstimmen. Oft
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Das 1781 eröffnete Prager Ständetheater ist untrennbar mit Mozarts Opern
verknüpft (Aufführungen von »Die Hochzeit des Figaro«, 1787 Uraufführung
von »Don Giovanni«). Im Januar 1787 erklang hier seine »Prager Sinfonie«.
überhört man diese Nuance, aber es macht großen Spaß, gerade in
dieser Sinfonie diese klangliche Raffinesse zu verfolgen.
Am 6. Dezember 1786 trägt Wolfgang Amadeus Mozart in sein
»Verzeichnüß aller meiner Werke« eine neue Sinfonie ein. Nach
­heutiger Zählung ist es die Sinfonie Nr. 38 in D-Dur. Einen Monat
später wird sie in Prag uraufgeführt. Für diesen Ort geschrieben hat
er sie aber nicht. Sinfonie Nr. 38 trägt nur den Beinamen »Prager
Sinfonie«, weil sie in der tschechischen Hauptstadt zum ersten
Mal überhaupt gespielt worden ist: am 19.1.1787. Prag war zu der
Zeit die einzige europäische Stadt, die Mozart besonders feierte.
Vor allem die Oper »Le Nozze di Figaro« hatte das Prager Publikum
1786 begeistert. Daraus folgte im Januar 1787 eine weitere Ein­
ladung. Mozart dirigierte den »Figaro« und gab ein Konzert, in dem
er seine »Prager Sinfonie« aufführte. Allerdings beeindruckte er das
Publikum an diesem Abend mit seinen Improvisationen so stark,
dass die uraufgeführte Sinfonie von einigen Rezensenten gar nicht
erwähnt wurde.
Gerade der »Figaro«, der in Prag so zündete, klingt in der D-Dur
Sinfonie an verschiedenen Stellen durch. Überhaupt hat diese
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­ usik viel Opernhaftes. Die Motive, die Mozart erfindet, sind plasM
tisch, sprechend. Schauen wir dafür noch einmal auf den ersten
Satz, und zwar das Hauptthema, das Mozart direkt nach der gedankenschweren Einleitung vorstellt:
Den Boden bereiten Synkopen der Violinen auf D, die ungeduldig
auf der Stelle treten. Daraus entspinnt sich dann eine Kette aus
leichtfüßig kurzen Achteln, die man sich genauso gut auch in einem
aufgeweckten Duo im »Figaro« vorstellen könnte. Oboe und Flöte
runden mit einem Sprung nach oben und einer abwärts gerichteten
Achtelkette ab, das Horn ergänzt ein Fanfarenmotiv, das unmittelbar
an Figaros Arie »Non piu andrai« erinnert. In diesen ersten acht
­Takten ist fast das gesamt motivische Material des Satzes versammelt, eine erstaunlich hohe Dichte! Mozart lässt uns im Laufe des
Satzes noch häufiger staunen, weil er die Motivbausteine miteinander verquickt und kontrapunktisch ineinander führt.
Wer will, kann in dieser Sinfonie und in Mozarts Einsatz von
­Syn­ko­pen auch schon Vorboten von Beethovens Sinfonik hören.
Rhythmisch etwa, wenn zum Ende der Exposition die Violinen in
­hoher Lage forte eine synkopische Figur aus Viertel-Halbe-Viertel
spielen und die Bässe dazu die Spannung durch einen Orgelpunkt
verstärken. Aber auch die Kontraste, mit denen Mozart im zweiten
Satz arbeitet oder das aufgeweckte Presto zeigen, wie Mozart
seine M
­ usiksprache harmonisch verfeinert hat und Beethoven vorbereitet, wenn nicht sogar schon Brahms.
Susann El Kassar
Wolfgang Amadeus Mozart
* 27. Januar 1756 in Salzburg
† 05. Dezember 1791 in Wien
Sinfonie Nr. 38 D-Dur KV 504 »Prager Sinfonie«
Entstehungsjahr: 1786, vermutlich für eine Wiener Akademie oder eine
Aufführung im Ausland komponiert.
Uraufführung: Am 19. Januar 1787 in Prag, im Rahmen einer Akademie.
Vom Gürzenich-Orchester Köln zuletzt gespielt am 29. November 1967
unter der Leitung von Günter Wand.
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Johannes Brahms
Sinfonie Nr. 4 e-Moll
Der Brahms-Gegner Hugo Wolf hat das erste Wort. Er zielte scharf
auf die letzte Sinfonie von Brahms: »Solche Nichtigkeit, Hohlheit,
Duckmäuserei, wie sie in der e-Moll Symphonie herrscht, ist noch
in keinem Werke von Brahms in so beängstigender Weise an das
­Tageslicht getreten. […] Die Kunst, ohne Einfälle zu komponieren,
hat entschieden in Brahms ihren würdigsten Vertreter gefunden.
Ganz wie der liebe Gott versteht auch Herr Brahms sich auf das
Kunststück, aus nichts etwas zu machen.«
Das ist ein vernichtendes Urteil, man kann es aber auch ins
­Positive wenden: Aus Nichts etwas zu machen. Wie das geht, erfahren wir schon in den ersten Takten des ersten Satzes. Denn
was für ein thematisches Material stellt Brahms vor: Die Streicher
spielen Seufzerfiguren: Große Terz runter – kleine Sexte rauf –
­kleine Terz runter – kleine Sexte rauf. Es sind dies die Pfeiler aller
Dur-Moll-Harmonik: Die Intervalle Terz und Sexte. Und bereits an
dieser Stelle scheiden sich die Geister. Für Hugo Wolf, einen Anhänger des schönen musikalischen Einfalls, der auf Wirkung und
Gefühl setzt, ist dieser Anfang einfach nur einfallslos. Ganz anders
sah das Arnold Schönberg, der Erfinder der Zwölftechnik und
­Bewunderer der kompositorischen Arbeit von Brahms. Er prägte
für die von Brahms verwendete Methode, die Satzbausteine auf
wenige moti­vische Kernelemente wie z. B. das Terz-Intervall zu
­reduzieren, den Begriff der »entwickelnden Variation« und betonte
deren wegweisende Bedeutung für die Moderne.
Die mit Brahms befreundete Pianistin Elisabeth von Herzogenberg zeigte sich skeptisch gegenüber der vierten Sinfonie. Und
­ihre ­Begründung macht klar, dass es darauf ankommt, was man
an ­Musik schätzt. »Es ist mir, als wenn nicht für jeden einfachen
­Liebhaber die Schönheiten offen dalägen, und als wäre es eine
kleine Welt für die Klugen und Wissenden, an der das Volk, das
im Dunkeln wandelt, nur einen schwachen Anteil haben könnte.
Ich habe eine Menge Stellen erst mit den Augen entdeckt und
mir gestehen ­müssen, daß ich sie nur mit den Ohren meines
­Verstandes, nicht mit den sinnlichen und gemütlichen aufgefaßt
hätte, wenn mir die Augen nicht zu Hilfe gekommen wäre.« Die
Vierte also eine ­Musik zum Lesen, nicht zum Hören? Eine Kopf-­
Musik nur für Intellektuelle?
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Portraitaufnahme von Johannes Brahms aus dem Jahr 1883.
16
Ansicht der ersten Seite der eigenhändigen Partitur der 4. Sinfonie
von Brahms. Heute im Besitz der Züricher Zentralbibliothek.
Der Erfolg der Sinfonien von Brahms auch im heutigen Konzert­
betrieb spricht dafür, dass seine Musik nicht nur eine »kleine Welt
für die Klugen und Wissenden« erreicht. Man kann die vierte Sinfonie natür­lich auch ohne das Notenmaterial hören und genießen.
Man kann sich von ihrer sehnsüchtigen, vielfältig getrübten Stimmung einhüllen lassen und insbesondere der letzte Satz kann einem
nahegehen. Heißt: Es gibt eine starke emotionale Ebene, die diese
Musik unmittelbar adressiert. Gleichzeitig öffnet sich allerdings noch
­einmal eine ganz andere, große Welt, wenn man in den Notentext
schaut. Insbesondere der vierte Satz lädt dazu ein, denn Brahms
greift auf ein besonders kunstvolles barockes Variationenmodell
zurück: die Passacaglia. Die Variationen entfalten sich dabei über
einer festgelegten und wiederholten Basslinie. Die Material entnimmt Brahms der Kantate »Nach dir, Herr, verlanget mich« BWV 150
von Johann Sebastian Bach. Er ergänzt es noch um einen chromatischen Schritt, denn in der Bachschen Rohfassung sei es ihm
»zu klotzig, zu geradeaus«. In den ersten Takten des vierten Satzes
findet sich dieses Thema als Melodiestimme eines Chorals wieder.
Sie wird gespielt von erster Flöte, erster Oboe und erster Posaune.
Und im Folgenden treibt Brahms ein Versteckspiel mit diesem
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T­ hema. Zum Teil findet man es tatsächlich besser im Notentext
wieder und nicht beim H
­ ören – das ist eben der Effekt, den Elisabeth von Herzogenberg beschrieben hat.
Der Bass war Brahms bei Variationen überhaupt besonders
­wichtig. Man kann sogar noch weitergehen und sagen: Brahms
dachte seine Musik vom Bass aus, darum kann es erhellend sein,
im ­Konzert die tiefen Streicher bewusst zu verfolgen. So äußerte
Brahms als Dirigent in einer Bleistiftzeichnung von Willy von Beckerath.
Die Uraufführung seiner 4. Sinfonie dirigierte Brahms selbst.
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sich Brahms einmal: »Bei einem Thema zu Variationen bedeutet
mir ­eigentlich, fast, beinahe nur der Baß etwas. Aber dieser ist
mir ­heilig, er ist der feste Grund, auf dem ich meine Geschichten
baue. […] Über dem gegebenen Baß erfinde ich wirklich neu, ich
erfinde ihm neue Melodien, ich schaffe.« Im Fall des vierten Satzes
der ­e-Moll Sinfonie hat Brahms etwas Gigantisches geschaffen.
30 Variationen schreibt er über die 8-taktige Figur. Die alte Form
der Passacaglia entwickelt Brahms aber weiter, die Variationen
­gehen kunstvoll ineinander über, meist unmerklich, weil er die
­kurzen Abschnitte motivisch miteinander verklammert und dabei
die Harmonisierung häufig wechselt.
Brahms hat sich zeitlebens für »alte« Musik als eine Art Fundament interessiert. Die Passacaglia über eine Bachsche Basslinie
ist ein sehr buchstäbliches Beispiel dafür, im zweiten Satz der
­e-Moll Sinfonie findet sich ein weiteres. Brahms verwendet hier
die Kirchentonart E-phrygisch. (Bei dieser Tonart sitzt ein Halbtonschritt zwischen dem Grundton und dem zweiten Ton, also im
Falle der Sinfonie zwischen E und F. Im Gegensatz dazu befinden
sich die charakteristischen Halbtonschritte bei einer Dur-Tonleiter
zwischen dem dritten und vierten und dem siebten und achten
Ton.) Die B
­ läser stellen das phrygische Hauptmotiv zu Beginn
­unisono vor. Später wandelt Brahms sein Material nach E-Dur, in
eine idyllische, verträumte Stimmung. Und bildet so einen reizvollen
Gegensatz zur ursprünglichen, etwas spröden Kirchentonart.
Für Kompositionen ohne Einfall gibt es reichlich Beispiele.
Die vierte Sinfonie von Brahms gehört wohl nicht dazu.
Susann El Kassar
Johannes Brahms
* 07. Mai 1833 in Hamburg
† 03. April 1897 in Wien
Sinfonie Nr. 4 e-Moll op. 98
Entstehungsjahre: Vermutlich zwischen Juni und Oktober 1884 sowie
zwischen Mai und September 1885.
Uraufführung: Am 25. Oktober 1885 in Meiningen unter Brahms’ Leitung.
Vom Gürzenich-Orchester Köln zuletzt gespielt am 01. März 2011 unter
der Leitung von Michel Tabachnik.
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Leonidas Kavakos
Leonidas Kavakos hat sich als Geiger und Künstler von einzigartiger
Qualität auf höchstem technischem Niveau und herausragender
­Musikalität etabliert. Er studierte am Hellenic Conservatory bei Stelios
Kafantaris, der neben Josef Gingold und Ferenc Rados zu seinen wichtigsten Mentoren gehört. 1985 gewann er den Sibelius-Wettbewerb; drei
Jahre später den Paganini- und Naumburg-Wettbewerb. Diese E
­ rfolge
eröffneten ihm besondere Möglichkeiten: Die erste und einzige Aufnahme der Original-Version des Violinkonzerts von Sibelius (1903/1904)
beim Label BIS einzuspielen, für die er 1991 den Gramophone Concert
Award erhielt, und die Erlaubnis, die berühmte Guarnieri del Gesú
»Il Cannone« zu spielen, die einst Paganini gehörte. Leonidas Kavakos
arbeitet weltweit mit den herausragendsten Orchestern zusammen,
darunter die Wiener Philharmoniker, die Berliner Philharmoniker,
das London Symphony Orchestra, das Gewandhausorchester Leipzig,
die Münchner Philharmoniker, das Orchestre de Paris, das Orchestra
­F ilarmonica della Scala, das New York Philharmonic und das Boston
Symphony. In dieser Spielzeit 2016/2017 ist Leonidas Kavakos
Artist-in-Residence des New York Philharmonic und gibt sein Debüt
als ­Dirigent mit diesem Orchester sowie drei Solo-Auftritte, inklusive
der Uraufführung von Lera Auerbachs Violinkonzert Nr. 3 unter der
Leitung von Alan Gilbert. In Deutschland ist er zu Gast bei den Münchner
Philharmonikern, dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin, den
Dresdner Musikfestspielen mit dem hr-Sinfonieorchester, den Wiener
Sympho­nikern und dem Tonhalle-Orchester Zürich in der Schweiz. Eine
Duo-Tournee mit Yuja Wang führt ihn u. a. nach Turin, Paris, München,
­Madrid, Stockholm und in die USA. In den letzten Jahren baute sich
Leonidas Kavakos ein starkes Profil als Dirigent auf. So dirigierte er
bereits das London Symphony Orchestra, das Boston Symphony
­Orchestra, das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin und die Wiener
Symphoniker. In dieser Spielzeit folgen das Finnish Radio Symphony
Orchestra, das Filarmonica Teatro La Fenice und das Houston Symphony.
2012 begann Leonidas Kavakos, exklusiv mit dem Label Decca zusammenzuarbeiten. Zu seinen Aufnahmen gehören die Gesamteinspielung
der Beethoven-Sonaten mit dem Pianisten Enrico Pace, für die er den
ECHO Klassik 2013 in der Kategorie Instrumentalist des Jahres (Violine)
erhielt. Dem folgten 2013 eine zweite CD mit dem Gewandhausorches­ter
Leipzig, Riccardo Chailly und Werken von Brahms und Bartók, und
Brahms-Sonaten mit der Pianistin Yuja Wang im Jahr 2014. Anfang
2016 erschien unter dem Titel »Virtuoso« eine Sammlung von Encores,
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die er zusammen mit Enrico Pace eingespielt hat. Für die Einspielung
des Mendelssohn-Violinkonzertes (Sony) wurde Leonidas Kavakos 2009
mit einem ECHO Klassik (Konzerteinspielung des Jahres) ausgezeichnet.
Mit der Camerata Salzburg nahm er Mozarts Violinkonzerte in der
Doppelrolle als Dirigent und Solist auf. Leonidas Kavakos spielt die
»Abergavenny« Stradivarius von 1724. Leonidas Kavakos war zuletzt
beim 9. Sinfoniekonzert der Saison 2013/2014 (30./31. März, 01. April
2014) als Geiger und Dirigent beim Gürzenich-Orchester Köln zu Gast.
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orchesterbesetzung
I. VIOLINEN Torsten Janicke, Timothy
Braun*, Dylan Naylor, Dirk Otte, David
Johnson, Rose Kaufmann, Adelheid
Neumayer-Goosses, Demetrius
Polyzoides, Wolfgang Richter, Elisabeth
Polyzoides, Judith Ruthenberg,
Colin Harrison, Petra Hiemeyer, Juta
Õunapuu-Mocanita, Toshiko Tamayo,
Sophia Riedel**
II. VIOLINEN Christoph Rombusch,
Marek Malinowski, Martin Richter,
Liz Macintosh, Sigrid Hegers-Schwamm,
Joanna Becker, Susanne Lang,
Hae-Jin Lee, Anna Isabel Fritz,
Milos Stanojevic, Karina Buschinger*,
Guglielmo Dandolo*, Irmgard
­Zavelberg*, Alessio Angelo Taranto*
BRATSCHEN Nathan Braude,
Susanne Duven, Martina Horejsi-Kiefer,
Bruno Toebrock, Gerhard Dierig,
Annegret Klingel, Antje Kaufmann, Ina
Bichescu, Eva-Maria Wilms-Mühlbach,
Maria Scheid, Felix Weischedel,
Veronika Weiser
VIOLONCELLI Ulrike Schäfer, Joachim
Griesheimer, Ursula Gneiting-Nentwig,
Johannes Nauber, Klaus-Christoph
Kellner, Franziska Leube, Georg
Heimbach, Daniel Raabe, Sylvia BorgBujanowski, Katharina Apel-Hülshoff
KONTRABÄSSE Johannes Seidl,
Henning Rasche, Johannes Eßer,
Konstantin Krell, Otmar Berger,
Wolfgang Sallmon, Jason Witjas-Evans,
Krasen Zagorski
FLÖTEN Alja Velkaverh, Wen-Yi Tsai
OBOEN Horst Eppendorf,
Sebastian Poyault
KLARINETTEN Laura Ruiz*,
Matthias Höfer*
FAGOTTE Thomas Jedamzik,
Jörg Steinbrecher, Diana Rohnfelder
HÖRNER Egon Hellrung,
Johannes Schuster, Andreas Jakobs,
Jens Kreuter
TROMPETEN Simon de Klein,
Klaus von der Weiden
POSAUNEN Carsten Luz,
Karlheinz Gottfried, Jan Böhme
TUBA Karl-Heinz Glöckner
PAUKE Robert Schäfer
SCHLAGZEUG Christoph Baumgartner
* Gast
** Orchesterakademie des Gürzenich-Orchesters
Stand: 27. Oktober 2016
guerzenich
orchester
köln
benefiz
konzert
Foto: © Simon Fowler/Warner Classics
Ravel
»Alborada del gracioso«
»Rapsodie espagnole«
»Tzigane« – Rhapsodie für Violine und Orchester
»Valses nobles et sentimentales«
»Boléro«
Renaud Capuçon Violine
François-Xavier Roth Dirigent
Erster Advent
27. Nov 16, 11 Uhr
Kölner Philharmonie
Zugunsten von »Wir helfen« sowie
der Lufthansa Group
Kartenbestellung (0221) 280 282
guerzenich-orchester.de
First Global Partner
24
orchesteraktuell
Die Orchesterakademie
des Gürzenich-Orchesters Köln
Bei der Lektüre der Orchesterbesetzung im Programmheft mag es Ihnen
bereits aufgefallen sein: Seit Beginn dieser Spielzeit spielen in den
Reihen des Gürzenich-Orchesters Mitglieder unserer Orchesterakademie.
Dabei handelt es sich um junge und besonders begabte Musikstudentinnen und -studenten, die im Anschluss an ein Hochschulstudium ihre
Ausbildung im Gürzenich-Orchester vervollkommnen. Ein lange gehegter
Wunsch des Orchesters geht damit in Erfüllung. Derzeit werden sieben
Instrumentalistinnen und Instrumentalisten – zwei Violinen, Viola,
­V ioloncello, Klarinette, Fagott und Schlagzeug – in der Akademie ausgebildet. Zum Auftakt einer kleinen Serie zur Orchesterakademie
­unterhielt sich Ben Duven mit der Akademistin Sophia Riedel und
dem Vorspieler der 1. Violinen Dylan Naylor, ihrem Tutor.
Was macht für eine junge Musikerin den besonderen Reiz der Orchesterakademie des Gürzenich-Orchesters aus?
Sophia Riedel: Für mich ist die Kombination aus Orchester- und
Operndienst beim Gürzenich-Orchester besonders reizvoll. Selbstverständlich habe ich wie alle meine Kollegen schon einmal Erfahrungen
in verschiedenen Jugendorchestern gesammelt. Dort gab es jedoch
stets viel mehr Zeit, um ein Programm einzustudieren: hier muss man
viel effizienter sein! Und es hilft sicherlich auch für den späteren Beruf,
die gruppendynamischen Prozesse kennen zu lernen, die in einem Profiorchester natürlich noch einmal anders als in einem Jugendorchester
sind.
Was kann denn ein Tutor persönlich dafür tun, damit die neuen Mitglieder
im Orchester gut ankommen?
Dylan Naylor: Glücklicherweise bin ich als Tutor in unserer Gruppe
beinahe überflüssig, da jeder gerne hilft. Bei Sophia ist mir sofort ihre
Ernsthaftigkeit aufgefallen – da muss ich nicht viel tun, um dafür zu
sorgen, dass sie gut ankommt! Gemeinsam achten wir darauf, dass
wir unsere Akademisten fordern und nicht überfordern. Das Arbeits­
tempo in einem Profiorchester ist sehr hoch. Durch die parallele Arbeit
25
Sophia Riedel, Akademistin im Fach Violine
und ihr Tutor Dylan Naylor
in der Oper und im Konzert muss man auch lernen, seine Kräfte einzuteilen.
Welche Tipps kann man von den Pultnachbarn bekommen, die einem
der Hochschulprofessor nicht geben kann?
Sophia Riedel: Das fängt an bei der Frage nach einem Spind in der
Garderobe über spieltechnische Fragen, von der Bogeneinteilung und
Fingersätze – die man im Profiorchester eher nicht in die Noten
schreibt –, bis hin zu Fragen des Klangs: Wie fügt man sich in eine
Gruppe ein?
Dylan Naylor: Als ich angefangen habe und zum ersten Mal die über
100 Seiten dicke Stimme der ersten Geigen von Wagners »Tristan und
Isolde« in der Hand hielt, hat ein alter, erfahrener Konzertmeister, der
meinen zweifelnden Blick gesehen haben muss, mir den Rat gegeben:
»Jede Vorstellung ein Tönchen mehr.« Man muss lernen, auch das
schier Unmögliche schrittweise zu bewältigen.
Zwei Ausbildungsjahre beim Gürzenich-Orchester liegen vor Dir. Worauf
freust Du Dich als Akademistin in Köln besonders?
Sophia Riedel: Dass man in einem großartigen Konzertsaal wie der
Kölner Philharmonie ein Heimspiel hat, mit so einem tollen Orchester
und seinem fantastischen Chefdirigenten – das ist ein Glücksfall für
mich und motiviert mich sehr.
26
orchesteraktuell
Das Gürzenich-Orchester Köln in der Oper:
Giuseppe Verdis »Falstaff«
Szenenfoto mit Lucio Gallo (Falstaff) und Dalia Schaechter (Mrs. Quickly)
Lieber Boito,
solange man sich in der Welt der Ideen ergeht, lächelt einem alles zu,
aber wenn man einen Fuß auf die Erde setzt, entstehen beim praktischen Handeln die Zweifel, das Verzagen. Habt Ihr beim Entwurf des
»Falstaff« je an meine hohen Jahre gedacht? (…) – Und wenn ich der
Schwäche nicht Herr würde?! – Wenn ich mit der Musik nicht zu Ende
käme? – Nun, wie diese Hindernisse überwinden? Habt Ihr meinen
Gründen einen guten entgegenzuhalten? Ich wünschte es, aber ich
glaube es nicht. Denken wir jedoch darüber nach (und achtet darauf,
nichts zu tun, was Eurer Karriere schaden könnte), und wenn Ihr
­einen Grund fändet, und ich wüsste, wie ich mir ein Jahrzehnt von
den Schultern heben könnte, dann … Welche Freude, dem Publikum
sagen zu können:
»Wir sind noch da!!
Bahn frei für uns!«
Addio, addio.
Herzlichst G. Verdi
(aus einem Brief Giuseppe Verdis an Arrigo Boito,
Montecatini, 7. Juli 1889)
27
Verdis letzte Oper gilt als ein Gipfelwerk im Schaffen des Komponisten:
Die musikalische Komödie um den schlitzohrigen Schwerenöter Sir
John Falstaff, der sein Glück mehr oder weniger erfolgreich im Alkohol
und bei den Frauen sucht, ist vom ersten bis zum letzten Takt ein
durchkomponiertes Wunderwerk voll kostbarer musikalischer Details –
ein Stück musikalischen Welt­
theaters im Geiste von William
­Shakespeare. Der »unbürger­
liche« Titelheld, den das Publikum gerade wegen seiner
Schwä­chen liebt, bietet gesanglich und darstellerisch eine der
größten Herausforderungen im
Bass-Buffo-Bereich. Die Titel­
partie des Falstaff singt Lucio
Gallo.
Lucio Gallo als Falstaff
Falstaff
Commedia lirica in drei Akten
Libretto von Arrigo Boito nach William Shakespeares
»Die lustigen Weiber von Windsor« und Motiven aus »König Heinrich IV.«
Musik von Giuseppe Verdi (1813–1901)
(in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln)
Termine:
Premiere: 30. Oktober 2016 Staatenhaus
Weitere Termine: 04., 06., 10., 12., 16. November 2016
28
orchesteraktuell
Ton-Bilder [2]
Paul Klee (1879–1940)
Haupt- und Nebenwege,
1929
Öl auf Leinwand,
83,7 x 67,5 cm
Museum Ludwig Köln,
Foto: Rheinisches
­Bildarchiv Köln
Kurz nach einer mehrwöchigen Ägyptenreise malte Paul Klee 1929
seine Erinnerung an die fruchtbare Nil-Landschaft und schuf eines
seiner bekanntesten Gemälde: Haupt-und Nebenwege. Immer wieder
wird gerade dieses Bild des Künstlers Klee, der selbst ein begabter
Geiger und Brahmsinterpret war, mit seinen perspektivischen Linien
und Farbakkorden musikalisch interpretiert. Gesetzmäßigkeiten wie
die fortgesetzten Halbierungen und Verdoppelungen, die Aneinanderreihung von geradezu metrischen Feldern ähneln Notationssystemen.
Die Vorliebe, die Klee für Johannes Brahms und dessen »entwickelnde
Variation«, die konsequente Ableitung aller Themen – und ja selbst
Noten – aus dem Hauptthema heraus, hegte, ist in Haupt- und Nebenwege spürbar, das bei genauer Betrachtung eine komplexe Dichte und
auch eine gewisse ›metrische Irregularität‹ aufweist.
Ein Kölner Sammler hatte das Bild 1929 direkt von Paul Klee aus
seinem Bauhausatelier in Dessau erworben, und seitdem befindet
es sich in Köln; seit 1974 gehört es in der Sammlung des Museum
­Ludwig zu den schönsten Gemälden. In einer feinen kleinen KleePräsentation im 2. OG des Museum Ludwig ist es zurzeit zu sehen:
In Farbe – kommen Sie vorbei.
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Werke von Beethoven | Berlioz | Boulez | Brahms |
Bruckner | Saint-Saëns | Delius | Elgar | Eötvös |
Manoury | Mozart | Ravel | Schönberg | Strauss
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vorschau
kammerkonzert 02
Samstag, 12. November 2016 15 Uhr
Podium der Kölner Philharmonie
Konzerteinführung 14 Uhr, Empore
Antonín Dvǒrák
»Maličkosti« (Bagatellen)
für Harmonium, zwei Violinen und
­V ioloncello (1878)
Litschie Hrdlička
Quartett Nr. 2 für Violine, Viola,
Cello und Kontrabass in drei Bildern
(2016)
Uraufführung
Antonín Dvǒrák
Quintett für zwei Violinen, Viola,
­V ioloncello und Kontrabass G-Dur
(1875)
Alvaro Palmen, Dylan Naylor Violine
Nathan Braude Viola
Bonian Tian Violoncello
Johannes Seidl Kontrabass
Roderick Shaw Harmonium
Karten erhalten Sie bei der Gürzenich-Orchester-Hotline: Tel (0221) 280 282,
beim Kartenservice der Bühnen Köln in den Opernpassagen, im Internet unter:
www.guerzenich-orchester.de sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen.
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sinfoniekonzert 03
Sonntag, 20. November 2016 11 Uhr
Montag, 21. November 2016 20 Uhr
Dienstag, 22. November 2016 20 Uhr
Kölner Philharmonie
Konzerteinführung
So 10 Uhr, Mo u. Di 19 Uhr
György Ligeti
»Lux aeterna« für 16-stimmigen
­gemischten Chor a cappella (1966)
Johannes Brahms
»Ein deutsches Requiem«
für Sopran, Bariton, gemischten Chor
und ­Orchester (1865–1868)
Sally Matthews Sopran
Krešimir Stražanac Bariton
Schola Heidelberg
(Einstudierung: Walter Nussbaum)
Bach-Verein Köln
(Einstudierung: Thomas Neuhoff)
Gürzenich-Orchester Köln
François-Xavier Roth Dirigent
Susann El Kassar (*1986) arbeitet seit Anfang 2016 als Volontärin beim Deutschlandradio (Deutschlandfunk, Deutschlandradio Kultur und Dradio Wissen). Zuvor hat sie an der Technischen Universität
­Dortmund einen Bachelor in Musikjournalismus und ein Diplom in Physik erworben. Vor allem durch die
Dortmunder Marke »terzwerk« hat sie neue Formen des Musikjournalismus in Radio, Fernsehen und
­Online ausprobiert. Ihre Freude an klassischer Musik besteht seit der Kindheit, sie spielt seit vielen
­Jahren Geige und Klavier; am liebsten Kammermusik.
IMPRESSUM Herausgeber Gürzenich-Orchester Köln, Geschäftsführender Direktor Patrick Schmeing
Redaktion Tilla Clüsserath (verantwortlich), Ben Duven Textnachweis Der Text von Susann El Kassar ist
ein Originalbeitrag. Bildnachweis Titel, S. 21: Marco Borggreve, S. 7, 9, 11, 15, 16, 17: AKG-Images,
S. 25: Ben Duven, S. 26, 27: Paul Leclaire, S. 28: Rheinisches Bildarchiv, S. 29, 30–31: Holger Talinski
­Gestaltung, Satz parole g­ esellschaft für kommunika­tion mbh Druck Köllen Druck + Verlag GmbH
Wir bitten um Ihr Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen aus urheberrechtlichen Gründen nicht
­gestattet sind. Euro 2,-
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Das Gürzenich-Orchester Köln dankt Lufthansa und
der Concert-Gesellschaft Köln e.V. für ihr kulturelles
Engagement und ihre großzügige Unterstützung.
Ehrenmitglieder des Kuratoriums
Henriette Reker I Oberbürgermeisterin der Stadt Köln
Jürgen Roters I Oberbürgermeister der Stadt Köln a. D.
Dr. h. c. Fritz Schramma I Oberbürgermeister der Stadt Köln a. D.
Vorstandsvorsitzender der Concert-Gesellschaft Köln e.V.
Olaf Wegner
Kuratoren
Bechtle GmbH I IT Systemhaus, Waldemar Zgrzebski
Ebner Stolz Partnerschaft mbB I Dr. Werner Holzmayer
Excelsior Hotel Ernst AG I Henning Matthiesen
Generali Investments Deutschland Kapitalanlagegesellschaft mbH I Dr. Ulrich Kauffmann
HANSA-REVISION Schubert & Coll. GmbH I Wirtschafts­prüfungs- und Steuerberatungs­gesellschaft,
Dipl.-Kfm. Bernd Schubert
ifp I Personalberatung und Managementdiagnostik, Jörg Will
Kirberg GmbH Catering Fine Food I Jutta Kirberg
Kölner Bank eG I Bruno Hollweger
Koelnmesse GmbH I Gerald Böse
Kreissparkasse Köln I Alexander Wüerst
Gerd Lützeler I Dipl.-Kaufmann – Wirtschafts­prüfer – Steuerberater
Sal. Oppenheim jr. & Cie. AG & Co. KGaA I Dr. Wolfgang Leoni
Privatbrauerei Gaffel Becker & Co. OHG I Heinrich Becker
ROLEX Deutschland GmbH I Peter Streit
TÜV Rheinland AG I Prof. Dr. Bruno O. Braun
Firmen l Verbände l Vereine
August Hülden GmbH & Co. KG I Dr. Paul Kellerwessel
Henze & Partner I Jürgen Henze
Freie Volksbühne I Astrid Freudenberger
Freytag & Petersen I Prof. Dr. Hugo Heinrich Best
Kölner Bank eG I Bruno Hollweger
Kreissparkasse Köln I Dr. Klaus Tiedeken
Philharmonischer Chor e.V. I Prof. Horst Meinardus
Richard-Wagner-Verband Köln I Gerhard Idolski
Sparkasse KölnBonn I Dr. Christoph Siemons
Theatergemeinde Köln I Norbert Reiche
ifp Will und Partner GmbH & Co. KG I Jörg Will
35
Mitglieder
Konrad und Petra Adenauer I Claudia und Joachim von Arnim I Erika Baunach I Helge und Thekla Bauwens
I Matthias Berg und Dieter Eimermacher I Dr. Regine Blaß I Barbara Blumberg I Wolfgang und Ellen
Böttcher I Birgit Boisserée I Dr. Rudolf von Borries I Sabine Bourry I Andreas Braun I Ursula Breunig I
Prof. Dr. Gerhard Brunn I Prof. Dr. T. Brusius I Dr. Michael und Marita Cramer I Anna Dünnebiervon Paczensky I Klaus und Hella Dufft I Brigitte Eldering I Dr. Ben und Sigrun Elsner I Heinz Christian
Esser I Maria-Hildegard Falderbaum I Brigitte Feierabend I Dr. Klaus Fleischmann und Krista ScheepersFleischmann I Christoph Gallhöfer und Katrin Preuß-Neudorf I Hubertus von Gallwitz I Dr. Marie-Louise
Gaul I Hans und Dr. Helga Gennen I Jutta Geyr I Erwin und Heidi Graebner I Bernd und Gisela Grützmacher
I Hans-Georg und Ursula Gülke I Dr. Klaus und Theodora van Haag I Christa Hackenbruch I Dr. Rolf-D.
Halswick I Bernd Hannemann I Hermann Hauke I Monika und Michael Hegel I Doris und Dieter Heithecker
I Prof. Dr. Klaus Heubeck I Markus Hilgers I Ulrike Höller I Gerd und Ursula Hörstensmeyer I Prof. Dr.
Rolf Huschke-Rhein und Dr. Irmela Rhein I Prof. Dr. Rainer Jacobs I Klaus und Dagmar Jaster I Prof. Dr.
Hermann Kämmerer und Dr. Mireya Schmickler I Prof. Michael und Rose Kaufmann I Werner und Gisela
Kiefer I Prof. Dr. Hans-Friedrich Kienzle und Dr. Sabine Staemmler-Kienzle I Hildegard Kilsbach I Dirk
Klameth I Hans-Josef Klein I Dres. Marlies und Jobst Jürgen Knief I Hermann und Ute Kögler I Cornelia
und Gerald Köhler I Dr. Peter Konner I Dr. Klaus Konner I Bernd Krükel I Dr. Bernd Küppers I Dr. Arnd
Kumerloeve I Dr. Lydia Kunze I Dr. Anke Leineweber I Ute Linack I Susanne Lührig I Dres. Andreas und
Henriette Madaus I Dr.-Ing. Heinz und Rosemarie Mathiak I Johanna von Mirbach-Reich I Hermann-Reiner
Müller I Christian Münster und Bianca Schönemann I Dr. Jochen und Astrid Nacken I Theo und Leni
Nettekoven I Dr. Günther Ocker I Annemarie Opitz I Margarethe Parseghian I Dr. Jürgen Pelka I Manfred
und Christine Pfeifer I Dr. Wolfgang und Doris Postelt I Dres. Hans-Michael und Elisabeth Pott I Julia
Priemer-Bleisteiner I Dr. Reiner I Ingeborg Richter I Prof. Dr. Ulrich Richter I Jacqueline Ritter I Ulrich
Rochels I Axel Rodert und Hedwig Rodert-Rutt I Andreas Röhling I Dr. Dirk Sagemühl I Dr. Bernd Schäfer
und Ulrike Schäfer-Trüb I Dr. Bernhard Schareck I Margarete Schönenborn I Prof. Dr. Ulrich Schröder I
Bernd und Marianne Schubert I Gerd-Kurt und Marianne Schwieren I Siegfried Seidel I Burkhard
Sondermeier I Dr. Angelika Sprüth I Rolf Stapmanns I Gabriele Stroß I Hans Jürgen und Edelgard Thiel
I Peter und Monika Tonger I Anita und Dr. Reiner Tredopp I Hans-Ulrich und Gisela Trippen I Dr. Detlef
Trüb I Markus Ulrich I Heinz-Peter und Andrea Verspay I Peter Egon Wagner I Helmut Wexler I Michael
Wienand I Gabriele Wienhenkel-Pfeiffer I Lotte Wiethoff I Hans-Peter Wolle und Brigitte Bauer
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