PDF-Newsletter/Oktober 2016

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Übersicht
1. Herbstworkshop der Lab4more am 7. und 8. Oktober in Würzburg
2. HIV / AIDS – ein wenig aus der Praxis über den Tellerrand geschaut Dr. med. Albrecht Ulmer
3. Latente Virusinfektionen - PD Dr. med. Friedrich-W. Tiller
4. Das Virom – Interaktionen zwischen latenten Viren und Immunsystem Dipl. Biol. Wolfgang Mayer
5. Neuropathische Effekte von (Herpes) Virusinfektionen - PD Dr. med. W. P.
Bieger
6. Viren in der täglichen Praxis - Dr. med. Johannes Wessolly
7. Stress im Weltall - Herpesvirus-Reaktivierung bei Astronauten PD Dr. med. Alexander Chouker
8. Feiertag in Bayern, Dienstag 1. November 2016 (Allerheiligen)
9. Neue Auflage der Anforderungsbögen
10. Nächste Veranstaltungen
11. Praxisworkshop Mallorca 2017
12. Wünsche und Vorschläge zur Verbesserung
Herbstworkshop der Lab4more am 7. und 8. Oktober in Würzburg
Das Virom – Latente Virusinfektionen, Virusdiagnostik, virusbedingte neurogene
Störungen, Herpesvirusinfektionen
Wie schon seit einigen Jahren etabliert, lud die Lab4more auch in diesem Jahr wieder
im Oktober zum alljährlichen Herbstworkshop ein. In diesem Jahr fand die
Veranstaltung auf Schloss Steinburg in Würzburg statt. Ein schönes Ambiente mit
sagenhaftem Blick über Würzburg und den Main und einem modernen, optimal
ausgestattetem Veranstaltungszentrum.
Die Teilnehmer konnten sich während des zweitägigen Workshops bei interessanten
Vorträgen der bewährten und bekannten Referenten zum Thema Virom, Tipps und
Anregungen zu diagnostischen und therapeutischen Ansätzen holen.
Die Begrüßung der Teilnehmer am späten Nachmittag des Freitag übernahm
kurzfristig Dipl. Biol. Wolfgang Mayer, Laborleiter des MVZ Labor Bavariahaus und
Leiter R & D der Lab4more, der hier für Priv. Doz. Dr. med. Friedrich-Wilhelm Tiller
einsprang, der wegen eines Verkehrsunfalls erst später eintraf.
Im Anschluss läutete Herr Dr. Albrecht Ulmer, niedergelassener Arzt in Stuttgart mit
dem Schwerpunkt HIV, mit seinem Vortrag „HIV/AIDS – ein wenig aus der Praxis über
den Tellerrand geschaut“ sehr unterhaltsam und spannend die Vortragsrunde ein.
Im Anschluss lud die Lab4more ins Schlossgewölbe zu einem gemeinsamen
Abendessen, bei dem nicht nur der kulinarische Genuss im Vordergrund stand,
sondern auch der fachliche Austausch unter den Teilnehmern, immer wieder im
Wechsel zu interessanten Ausführungen zu den Weinen der Region und zur Region
selbst. Ein rundum gelungener Abend, wie uns die Teilnehmer dann auch
bestätigten.
Am Samstagvormittag eröffnete Priv. Doz. Dr. med. Friedrich-Wilhelm Tiller,
Seminarleiter sowie ärztlicher Leiter und Geschäftsführer des MVZ Labor
Bavariahaus, mit seinem Vortrag „Latente Virusinfektionen“ die Vortragsrunde am
zweiten Tag. Ihm folgte Dipl. Biol. Wolfgang Mayer mit dem Thema „Freund oder
Feind? Interaktion zwischen latenten Viren und Immunsystem“, wie immer mit
Neuigkeiten aus dem Labor im Gepäck.
Nach einer kurzen Kaffeepause folgte der praktische Teil des Workshops. So
erfuhren die Teilnehmer durch Priv. Doz. Dr. med. Wilfried P. Bieger anhand von
anschaulichen Fallbeispielen und mit fachlichem Tiefgang alles zum Thema
„Virusbedingte neurogene Störungen“.
Nach einem gemeinsamen Mittagessen sorgte Dr. med. Johannes Wessolly mit
Fallbeispielen zum Thema „Diagnostik und Therapie von Virom bedingten
Krankheitsbildern“ für ungeteilte Aufmerksamkeit und – wie schon bei seinen
Vorrednern – für rege Diskussionen.
Den Abschluss machte Priv. Doz. Dr. med. habil. Alexander Chouker mit seinem
spannenden Bericht zum Thema „Stress im Weltall – Herpesvirus-Reaktivierung bei
Astronauten“.
Eine Kurzbeschreibung der Vortragsinhalte finden Sie nachfolgend.
Wir danken allen Teilnehmern und Referenten für ihr engagiertes Mitwirken und den
gelungenen Workshop und können Ihnen schon heute sagen, dass auch 2017 der
Lab4more Herbstworkshop stattfinden wird. Dann im Schloss Montabaur in
Montabaur.
HIV / AIDS – ein wenig aus der Praxis über den Tellerrand geschaut Dr. med. Albrecht Ulmer
Als vor dreißig Jahren die AIDS -Epidemie in die westliche Welt einbrach, kam dies als
Schock. Es begann damit, dass vor allem junge, gesunde Männer an bisher so nicht
beobachteten schweren Verläufen von Interstitieller Pneumonie, Cytomegalie,
Toxoplasmose, Kryptpkokkose und anderen Infektionen innerhalb weniger Wochen
verstarben. Das auslösende Virus wurde als Retrovirus identifiziert, das sich mithilfe
mehrerer Enzyme in das Genom humaner T-Zellen integriert und diese bei erneuter
Replikation, angestoßen durch verschiedenste Trigger, zerstört und schlussendlich
das Immunsystem "lahmlegt". In Deutschland waren es Internisten und Hausärzte,
die sich, nicht selten begleitet von Skepsis in der eigenen Berufsgruppe, der
Todgeweihten annahmen und die medizinische, psychische und soziale Dimension
der AIDS - Infektion angingen. Heute sehen wir das Krankheitsbild AIDS in
Deutschland quasi nicht mehr. Der Zustand "Leben mit dem Virus" hat das
Krankheitsbild abgelöst. Wie konnte das erreicht werden? Es hat wohl noch nie
vorher eine solche konzertierte Aktion von Aufklärung und Forschung, umfassend
organisierter Betreuung und mittlerweile immer individuell abstimmbarer Therapie
gegeben. Der vorurteilsfreien Zusammenarbeit von universitärer Forschung und
niedergelassenen
Ärzten,
konzentriert
in
HIVSchwerpunktpraxen,
von
Pharmaindustrie und staatlich geförderter Prävention ist dieser Erfolg zuzuschreiben.
Noch sind nicht alle Fragen zur Infektion geklärt, die Verhinderung von
Neuinfektionen bleibt auf der Tagesordnung und ist, wie es so schön heißt, letztlich
eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
Latente Virusinfektionen - PD Dr. med. Friedrich-W. Tiller
Viren sind "genetische Botschaften", RNS oder DNS, die, in Eiweiß- und /oder
Proteinhüllen verpackt, als obligate Zellparasiten die von Ihnen befallenen
Wirtssysteme kurzfristig, langfristig oder intermittierend schädigen. Dem
letztgenannten Prinzip folgen die Viren, die so genannte latente Infektionen bei
Mensch und Tier hervorrufen: Einer mehr oder weniger klinisch bemerkbaren, in der
Regel sogar meist stummen Infektion folgt eine Phase der Latenz, die durch auf
verschiedene Weise getriggerte Reaktivierung des Virus unterbrochen wird und
klinisch bemerkbar (deutlich z. B. bei Herpes-Viren, HSV/VZV) oder klinisch schwerer
zu fassen (z. B. beim Epstein-Barr-Virus) zu Tage tritt. Während Primoinfektionen mit
den häufigsten zur Latenz fähigen Viren (HSV 1/ HSV2, CMV, EBV) mit den Mitteln
der Infektionsserologie (EIA, Immunoblot, antigen- sowie IGG-, IGM - spezifisch) gut
zu diagnostizieren sind, versagen diese Methoden weitgehend in der Diagnostik
reaktivierter Infektionen mit diesen Viren. Der Immuntoleranztest (ITT) bzw.
Cytokines basierte ex-vivo Methoden gestatten Einblicke in die pathogenetisch
bedeutsamen Interaktionen der latenten/persistierenden Viren mit dem
Immunsystem des Wirtsorganismus und können ebenso Fehlschlüsse vermeiden
oder klinische Bezüge untermauern. Von besonderem Wert sind bei Verdacht auf
Reaktivierungen Bestimmungen der Viruslast (quantitative PCR) z. B. im Speichel
(EBV).
Das Virom – Interaktionen zwischen latenten Viren und Immunsystem Dipl. Biol. Wolfgang Mayer
Im November 2014 hat eine Publikation in der Zeitschrift Nature Aufsehen erreg. Es
wurde bei Mäusen die Rekonstitution der Darmintegrität nach starker Schädigung
mittels einer Gabe von murinen Noroviren erreicht. Dies zeigt die mögliche
physiologische Bedeutung nicht nur des bakteriellen Mikrobioms, sondern eben auch
des Viroms, also die Gesamtheit aller in unserem Körper persistierenden Viren.
Dieses Virom ist nicht nur auf den Darm beschränkt sondern coexistiert in allen
Bereichen des Körpers in Form einer Vielzahl von einzel- oder doppelstängigen DNA-,
RNA- und Retroviren. Dies bedingt komplexe Interaktionen der Viren mit den
humanen Zellen als auch mit dem Mikrobiom des Wirtes, eine Störung der
Homöostase
dieses
individuellen
sogenannten
Metaorganismus
oder
Superorganismus kann zu chronischen Entzündungen und daraus resultierenden
Folgen wie rheumatoiden Erkrankungen, Autoimmunerkrankungen, Krebs oder CFS
führen. Insbesondere Vertreter aus der Gruppe der Herpesviren finden sich vom
Gastrointestinaltrakt bis zum Nervensystem ubiquitär verteilt und stehen daher
primär im Focus bei der Betrachtung des Viroms. Herpesviren zeichnen sich nach
primärer Infektion durch ein Latenzstadium aus und besitzen vielfältige
immunmodulative Fähigkeiten. Z.B. kann ein Homolog des immunsuppressiven
Signalmoleküls Interleukin 10 aus dem viralen Genom gebildet werden. Eine
suboptimale Immunkontrolle dieser Viren mit chronischer Immunaktivierung kann
auf Dauer zu einer defizitären T-Zell-Funktion durch Überstimulation der
Immunabwehr führen mit resultierenden diffusen Krankheitsbildern wie CFS,
Fibromyalgie und anderen Erschöpfungssyndromen. Welche labordiagnostischen
Optionen bestehen zur Beurteilung des Infektionsstatus latenter Viren wie zum
Beispiel EBV oder VZV? Hier kann grundsätzlich zwischen Diagnostik zur
Einschätzung der antiviralen Immunkompetenz und Diagnostik zur Einschätzung der
Virusaktivität unterschieden werden.
Die Diagnostik der antiviralen Immunkompetenz umfasst:
1) Vitalstoffprofil mit GSH zellulär
immunrelevanter Mikronährstoffdefizite
2) NK-Check:
Zytotoxizität
NK-Zell-Funktionstest
und
zur
Aminosäureprofil
Beurteilung
der
zum
Ausschluss
NK-Zell-vermittelten
3) ITT TH1/TH3: T-Zell-Funktionstest mit viralem Stimulus zur Beurteilung der
antiviralen TH1-Kompetenz
Zur Einschätzung der Aktivität latenter Herpesviren ist die Serologie in der Regel
wenig geeignet, alleine der Verlauf mit einem deutlichen Anstieg der Antikörpertiter
kann auf eine verstärkte Auseinandersetzung der Immunabwehr mit dem
entsprechenden Virus hindeuten. Der Goldstandard zur Beurteilung der lytischen
Virus-Aktivität ist der Direktnachweis mittels PCR. Hierbei ist entscheidend, in
welchem Material die Diagnostik durchgeführt wird. Im Serum sind Herpesviren
meist nur in der Phase der initialen Infektion nachweisbar, so dass
Blutuntersuchungen hier wenig aussagekräftig, im Sinne eines Ausschlusses einer
Reaktivierung, sind. Aus der Raumfahrt liegen Erkenntnisse vor, dass es bei
stressbedingter Herpesvirusreaktivierung gerade im Speichel zu einem signifikanten
Auftreten von Viren kommt, so dass sich hier die Bestimmung der Speichel-Viruslast
als geeignetes diagnostisches Instrument für die Fragestellung „subklinische
Herpesvirusreaktivierung“ etabliert hat.
Dementsprechend bietet die Lab4more neben der schon länger bewährten
Bestimmung von einzelnen Viruslasten im Speichel (z.B. für EBV) ein neues GesamtPanel zum Nachweis und zur Quantifizierung von Herpesviren im Speichel an:
Profil Herpes-Virus-Reaktivierung im Speichel (HSV1, HSV2, EBV, CMV,
VZV,HHV6)
Neuropathische Effekte von (Herpes) Virusinfektionen - PD Dr. med. W. P.
Bieger
Eine klinisch besonders relevante Gruppe von Viren sind die Herpesviren, zu denen
neben Herpes simplex 1,2 und VZV vor allem EBV, CMV und Herpesvirus 6 (HHV6)
gehören. Die Infektiosität der Herpesviren ist enorm hoch, sodass die
Durchseuchung bei HHV6 nahezu 100%, bei EBV ca 95%, bei VZV (Windpocken)
praktisch 100% und bei CMV heute noch 60-70% erreicht. Alle Herpesviren bleiben
nach Erstinfektion lebenslang im Körper – als latente Infektion, die jedoch niemals
völlig inaktiv ist. Herpesviren können reaktivieren und eine klinisch stumme oder
auch symptomatische Phase durchlaufen. Bei EBV z.B. hat man eine
durchschnittliche Rate von vier klinisch stummen Reaktivierungen pro Jahr gefunden.
Auch in der vollen Latenzphase sind Herpesviren nicht völlig „ruhiggestellt“, sie
reproduzieren sich vielmehr permanent auf sehr niedrigem, klinisch stummem
Niveau. Veränderungen der Immunbalance z.B. durch Stress, Immunsuppression,
andere Infektionen, Hormone oder Nährstoffdefizite können zu mehr oder weniger
vollständiger, sog „lytischer“ Infektion mit den klinischen Charakteristika einer
aktiven Virusinfektion führen.
Die hohe Infektiosität der Herpesviren, die schon im Kindesalter ungewöhnlich hohe
Durchseuchung bedingt, liegt an ihrer Präsenz im Speichel und damit der Möglichkeit
der Tröpfcheninfektion. Dies trifft nicht nur für EBV zu, der in den B-Lymphozyten
des Rachenrings persistiert, sondern auch für alle anderen Herpesviren, die auch in
Phasen völliger Latenz im Speichel als intakte infektiöse Viren präsent sein können.
Während die akute Infektion ohne weiteres diagnostizierbar ist, können die
Reaktivierungen ein erhebliches Problem darstellen. Die Reaktivierung von EBV ist
die meistuntersuchte aber auch wohl häufigste Form der Herpesvirus-Aktivierung.
Reinfektionen gibt es übrigens nicht. Die für die Erstinfektion typischen IgMAntikörper gegen EBV-Antigene treten bei Reaktivierung nicht mehr auf; die für die
zurückliegende Infektion typischen IgG-Antikörper gegen EBNA-Antigene können
auch bei länger zurückliegender Infektion fehlen (8 – 10 % der Fälle), ohne dass dies
ein Beleg für mangelhafte Serokonversion wäre. Vielmehr sind Antikörper gegen das
„Spätantigen“ p18 immer vorhanden und in Westernblot-Analysen zu finden. IgGAntikörper gegen das für die Primärinfektion typische sog. Early Antigen (EA) können
auch dauerhaft nach abgelaufener Primärinfektion positiv bleiben (ca. 6-8%), ohne
dass dies klinisch bedeutsam wäre. Die Serologie ist also in der Regel nicht geeignet,
eine Reaktivierung nachzuweisen.
Bei der Primärinfektion sind EB-Viren mittels molekularer Nachweisverfahren im Blut
problemlos nachweisbar. Da EBV auch in klinisch stummer Latenz B–Zellen auf
niedrigem Niveau infiziert, sind auch bei Gesunden mit hochempfindlicher
Nachweistechnik EB-Viren im Blut zu finden (ca. 0,5 der zirkulierenden B-Zellen). Bei
hoher EBV-Replikationsrate (lytische Infektion) gelangt EBV aus absterbenden BZellen ins Plasma, ein sicherer Beweis der aktiven Infektion. Allerdings sind selbst in
der akuten Phase der Primärinfektion EB-Viren im Plasma nur wenige Tage
nachweisbar, deutlich länger im Vollblut, aber noch erheblich länger im Speichel
oder Rachenspülwasser oder Rachenabstrich. Selbst in der akuten Infektionsphase
ist EBV im Plasma nicht so sicher zu finden wie im Rachenmaterial.
Also bietet sich Speichel o.ä. für die zweifelsfreie Feststellung der Reaktivierung an.
Dabei ist die Unterscheidung von Spontanaktivität und klinisch relevanter
Reaktivierung nicht immer einfach und nicht nur quantitativ zu lösen. Entscheidend
für die relevante Reaktivierung ist das Zusammentreffen von Virusvermehrung und
Auftreten der Beschwerden – oder ggf. auch der protrahierte Verlauf in zeitlichem
Zusammenhang mit der Primärinfektion, der vor allem bei EBV–Erstinfektion im
adoleszenten Alter (Pfeiffer’sches Drüsenfieber, „Students kissing Disease“) nicht
selten ist. Verläufe bis zu 3 Jahren nach Primärinfektion sind beschrieben, als
sogenanntes postvirales Fatiguesyndrom.
Das postvirale Syndrom oder die klinisch manifeste Reaktivierung zeichnen sich vor
allem durch einen mentalen und/oder physischen Erschöpfungszustand (Fatigue)
aus; außerdem durch unterschiedliche Schmerzmanifestationen, grippales Gefühl,
subfebrile Temperaturen, rezidivierende Lymphknotenschwellungen, neuroendokrine
Dysregulation, hormonelle Veränderungen, chronische Immunaktivierung, etc.
EBV Infektionen können also neben einer blande Primärinfektion, als Pfeiffer’sches
Drüsenfieber oder gar als protrahierte Infektion verlaufen. Primär chronisch aktive
Infektionen sind eine extreme Rarität. Nach den Primärinfektionen kommt die
klinisch stumme oder klinisch relevante Reaktivierung, die für die Praxis ein alles
andere als seltenes Problem darstellt. Allerdings können auch CMV- und HHV6Infektionen wie die primäre oder sekundäre EBV-Infektion verlaufen und sind damit
bei einer kompletten Diagnostik zu berücksichtigen. Die CMV-Primärinfektion
Erwachsener ist heute eher selten zu beobachten, die Reaktivierung oder Reinfektion
stellt ein besonderes Problem bei der Organtransplantation dar. Für HHV6 kommt
bei Erwachsenen wegen der enorm hohen Durchseuchung bereits im Kindesalter
dagegen fast nur die Reaktivierung in Betracht. Sie wird fast nur bei
Immunsuppression (nach Organtransplantation) gefunden.
Für die Therapie der akuten, der protrahierten oder einer reaktivierten Infektion mit
Herpesviren sind generell alle bekannten Herpes-Virostatika einsetzbar. Valaciclovir,
das nach Aufnahme zu Aciclovir aktiviert wird, ist neben Herpes simplex auch für
EBV in der Regel gut wirksam. Das teure, nur für CMV zugelassene Valganciclovir, ist
stärker wirksam als Aciclovir und eine Option vor allem bei CMV, HHV6 oder auch
EBV. In der Wirksamkeit zwischen beiden Virostatika ist Famciclovir einzuordnen.
Neue, deutlich stärkere Virostatika sind außerdem derzeit in Entwicklung! Die
Zulassung von Valganciclovir nur für CMV ist lediglich eine Folge des besonderen
„Marktwertes“ von CMV, z.B. bei Organtransplantation. Seine Wirksamkeit, auch bei
EBV oder HHV6, ist in der wissenschaftlichen Literatur belegt.
Die akute Virus-Infektion und noch mehr die protrahierte Infektion oder
Reaktivierung zeichnen sich durch eine Vielzahl zentraler Wirkungen aus, zu denen
fast alle oben aufgeführten Symptome wie Fieber, Schmerzen, mentale Störungen,
neuroendokrine Dysfunktion und vor allem die Fatigue gehören. Diese zentralen
Wirkungen werden durch direkte immunologische Effekte (Zytokine, Einwanderung
von Immunzellen) oder indirekt über vagal vermittelte zentrale Gliaaktivierung
hervorgerufen. Inflammatorische Signale führen so über die Blut-Hirnschranke zur
ZNS-Beteiligung. Die Gliaaktivierung als neuroinflammatorische Zytokinreaktion
induziert nicht nur Fieber, Fatigue, Veränderung die Schmerzperzeption und
Aktivierung der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinde – ggf. bis zur Blockade
der Gonadenfunktion, sie kann darüber hinaus auch durch direkte Einwirkung auf die
Neurofunktion über eine sog. Sicknessreaktion („Sickness Behaviour“) zu
Stimmungsveränderungen bis zur Depressivität und Ängsten führen. Daher ist bei
der Behandlung ungewöhnlicher Verläufe von Virusinfektionen/ Reaktivierungen
immer auch die Neuroinflammation mit einzubeziehen.
Viren in der täglichen Praxis - Dr. med. Johannes Wessolly
Zunehmend setzt sich die Erkenntnis durch, dass nicht-codierende DNA-Sequenzen
einen größeren Einfluss auf die Genexpression haben als bisher angenommen. Aus
diesem Grund ist es auch naheliegend, dass virale Genome in unseren Zellen die
Expression endogener Proteine verändern können und damit möglicherweise einen
großen Einfluss bei der Pathogenese von diffusen Krankheitsbildern haben. Auch
unter diesem Aspekt ist hat es sich in der ganzheitlichen Praxis sehr bewährt, den
Patienten unvoreingenommen von - oft schon jahrelang - bestehenden Diagnosen zu
betrachten und dabei auch die Möglichkeit viraler Triggerfaktoren abzuklären. Nicht
selten resultieren daraus ein neuer Blickwinkel auf die Erkrankung und bisher
unbeachtete therapeutische Optionen.
Dieser unkonventionelle und sehr
erfolgreiche Ansatz wurde an zahlreichen Fallbeispielen mit verschiedenen klinischen
Bildern exemplarisch erläutert. Voraussetzung dazu ist eine spezialisierte
Labordiagnostik, die neben der klassischen serologischen Immunantwort gegenüber
latenten Viren eben auch Aussagen über die Virusaktivität, die antivirale
Immunfunktion, die Mikronährstoffversorgung, die Mitochondrienfunktion und den
Entzündungsstatus des Patienten erlaubt. Nur auf Basis der Laborergebnisse kann
ein personalisierter und objektiver Therapieansatz aus Substitutionspräparaten zur
Optimierung der antiviralen Immunfunktion und antiviralen Substanzen zur
Hemmung der Virusaktivität ermittelt werden. Als antivirale Therapie haben sich
neben den klassischen Aciclovir-basierten Pharmaka insbesondere auch Naturstoffe
wie Curcumin bewährt, die vorzugsweise parenteral verabreicht werden. Die
labordiagnostische Einschätzung der Aktivität bzw. partiellen Reaktivierung latenter
Herpesviren wie EBV erfolgt zuverlässig über die Bestimmung der Viruslast im
Speichel des Patienten und hat sich seit Jahren in der Praxis bewährt.
Verlaufsbeobachtungen mit einem Rückgang der Viruslast unter Virostatikatherapie
und einem Anstieg bei immunsupprimierten Patienten zeigen die Eignung dieser
Diagnostik im Speichel gerade auch für ein Therapiemonitoring.
Stress im Weltall - Herpesvirus-Reaktivierung bei Astronauten PD Dr. med. Alexander Chouker
Die Arbeitsgruppe Stress und Immunsystem der Klinik für Anästhesiologie der
Ludwig-Maximilians-Universität München untersucht in Kooperation mit der
europäischen Weltraumbehörde ESA, der Russischen Weltraumbehörde und der
NASA die Auswirkungen von Schwerelosigkeit während Aufenthalten im Weltraum,
insbesondere auf physischen und psychischen Stress und auf das Immunsystem
sowie den Zellstoffwechsel. Vor, während und nach den Weltraummissionen werden
bei den Astronauten Blut-, Speichel- und Urinproben genommen und anschließend
auf der Erde im Labor untersucht. Mit diesen umfangreichen biochemischen
Analysen, ergänzt durch psychologische Tests, werden die Veränderungen des
Immunsystems der ISS-Langzeit-Crews erfasst. Aus Vergleichen mit Isolations- und
Bettruhestudien auf der Erde (Antarktis/ Concordia sowie auf der Neumayer IIIStation, Mars500 Langzeit-Isolationsexperiment) erwartet man Erkenntnisse über die
Rolle der einzelnen Faktoren, die das Immunsystem schwächen sowie über
grundlegende Mechanismen der Immunabwehr.
Bereits in früheren Studien konnte gezeigt werden, dass extreme Lebensumstände wie zum Beispiel simulierte Langzeitaufenthalte im All - und auch die Rückkehr ins
normale
Leben
von
ausgeprägten
stressassoziierten,
immunologischen
Veränderungen gekennzeichnet sind. Neben Schwerelosigkeit und Strahlung
könnten vielfältige Stressfaktoren wie Isolation, Arbeitsbelastung und Störungen des
Schlafrhythmus zu den Auslösern der lange bekannten Schwächung des
Immunsystems bei Astronauten gehören. Mit vergleichbaren Problemen unseres
Abwehrsystems, teilweise ausgelöst durch dieselben Stressfaktoren, haben auch
Menschen auf der Erde zu kämpfen. In beiden Fällen sollte einerseits eine
ausreichende Abwehrkraft zum Schutz vor Krankheitskeimen vorhanden sein,
andererseits darf das Immunsystem auch nicht überbeansprucht werden. Basierend
auf der Kenntnis der Akut-Effekte der Schwerelosigkeit auf die Interaktion von
Psyche und Immunsystem, können neue präventive und therapeutische Strategien
entwickelt werden. Mit den Ergebnissen solcher Forschungen sollen unter anderem
Astronauten bei Langzeitaufenthalten im All (ISS, Marsflug) künftig vor negativen
Folgen geschützt werden, davon könnten aber auch Patienten profitieren, die infolge
von Operationen oder intensivmedizinischen Behandlungen unter Stress stehen.
Erste Ergebnisse zeigen, dass sogenannte "Stress-response"-Systeme im Körper
während des Langzeit-Raumfluges aktiviert werden und diese biologischen
Veränderungen mit psychischem Stress und einer nicht adäquaten Immunfunktion
einhergehen. Diese Ergebnisse zeigen, dass das Immunsystem der Astronauten im
Weltall aus dem Gleichgewicht gerät. Diese sogenannte Immun-Dysbalance ist bei
den meisten Astronauten aber im Ausmaß unterschiedlich ausgeprägt. Die nun
möglichen abschließenden Analysen dieser Studie und die Gegenüberstellung ihrer
Daten zu laufenden klinischen und raumfahrtbedingten, erdgebundenen Studien
werden bei der Interpretation der Ergebnisse herangezogen. Besonders im Focus
steht bei Astronauten auch das Problem der Reaktivierung latenter
Herpesvirusinfektionen. Insbesondere bei Langzeitaufenthalten stellt der Ausbruch
oder schon eine erhöhte lytische Aktivität von Herpesviren ein Infektionsrisiko und
damit eine große Gefahr auch für die gesamte Crew dar. Die Reaktivierung ruhender
Viren gilt mittlerweile als wichtiger Indikator für klinisch relevante Veränderungen
des Immunsystems. Studien an immunschwachen Patienten zeigen, dass diese das
Epstein-Barr-Virus in ihrem Speichel in 90-mal höherer Konzentration ausscheiden als
Gesunde. Forscher am Johnson Space Center der NASA haben herausgefunden, dass
bei einem Weltraumaufenthalt vier Typen menschlicher Herpesviren reaktiviert
werden und in den Körperflüssigkeiten in Erscheinung treten. Dass die Viren aus
ihrem latenten Zustand erwachen und sich zu aktiven Infektionserregern entwickeln
können, liegt an der reduzierten zellulären Abwehr. Die Viren vermehren sich und
werden vor allem im Speichel ausgeschieden. Durch eine Polymerasekettenreaktion
(PCR) in virusspezifischen PCR-Assays kann man die gesuchten Viren nachweisen,
quantifizieren und die virale DNA identifizieren. PCR-Assays sind hochempfindlich,
hochspezifisch und ermöglichen die selektive Replikation viraler DNA-Sequenzen. Im
Speichel von Astronauten gelang zum ersten Mal der Nachweis reaktivierter
Varicella-zoster-Viren bei asymptomatischen Personen. Das von den Astronauten im
Speichel ausgeschiedene Virus erwies sich als intakt und infektiös. Das heißt, es
bildet eine Gefahr für nicht infizierte Personen.
Zusammenfassend kann man feststellen, dass sich der Nachweis der Viruslast von
Herpesviren im Speichel als wertvolles Instrument für die Einschätzung des
Reaktivierungsstatus und die Integrität der Immunabwehr erwiesen hat.
Feiertag in Bayern, Dienstag 1. November 2016 (Allerheiligen)
Bitte beachten Sie die Einsendezeiten am Feiertag.
Zeitkritische Parameter, die mit 24-Stunden-Versand an uns geschickt werden,
können erst am Mittwoch den, 2. November 2016, an den Kurier übergeben werden.
Davon unberücksichtigt sind Abholungen über Fahrdienste, die ohnehin am gleichen
Tag bei uns eintreffen.
Unser Labor ist außer an den Feiertagen und den Wochenenden immer besetzt.
Neue Auflage der Anforderungsbögen
Ab 1. November 2016 haben wir für Sie eine
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Auflage
unserer
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vornehmen, erhalten Sie automatisch die aktuelle Fassung, sowie eine
Zusammenfassung der Änderungen. Selbstverständlich können Sie diese bereits
heute auf unserer Website www.lab4more.de einsehen bzw. herunterladen.
Restposten können Sie noch verwenden. Wir empfehlen Ihnen jedoch bald
umzustellen, und die alten Anforderungsformulare und insbesondere die alte
Preisliste zu verwerfen.
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Thema: Schilddrüse als Steuerzentrale der körperlichen Aktivität
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28.04. - 01.05.2016
Schwerpunktthema: Orthomolekulare Diagnostik und Therapie- ein Update
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