Klimaszenarien für Österreich bis zum Jahr 2100 Rössler bei

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Klimaszenarien für Österreich bis zum Jahr 2100
Rössler bei Studienpräsentation: Grundlage für Erarbeitung einer Strategie zur
Anpassung an den Klimawandel
Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), das Wegener Center für
Klima und Globalen Wandel der Universität Graz (WEGC) sowie der Interfakultäre
Fachbereich für Geoinformatik (Z_GIS) der Universität Salzburg haben gemeinsam
Klimaszenarien für Österreich bis zum Ende des 21. Jahrhunderts erstellt. Die Analysen
ergeben markante räumliche und saisonale Unterschiede. Die Ergebnisse zeigen, dass sich
die beobachtete Klimaänderung unvermindert fortsetzen wird. Es liegt allerdings an der
Gesellschaft, ob sich beispielsweise die Zahl der Hitzetage am Ende des Jahrhunderts
verachtfachen oder nur verdreifachen wird. Die Daten der Studie, die im Auftrag von Bund
und Ländern durchgeführt wurde, bilden die Grundlage für die Erarbeitung einer Strategie
zur Anpassung an den Klimawandel in Österreich.
"Das Projekt ist Teil der Partnerschaft Klima + Energie Salzburg 2050 mit der Universität
Salzburg. Die Ergebnisse liefern einen wichtigen Beitrag zur Erarbeitung entsprechender
Beratungsangebote des Landes für vom Klimawandel betroffene Regionen. Auch für die
geplante landesweite Klimawandel-Anpassungsstrategie werden die Aussagen des Projekts
eine wesentliche Grundlage bilden", so Umweltreferentin LandeshauptmannStellvertreterin Astrid Rössler heute, Donnerstag, 14. Juli, bei einem Informationsgespräch
zur Präsentation der Ergebnisse. An diesem nahmen weiters Gunter Sperka von der
Abteilung Natur- und Umweltschutz, Gewerbe des Landes, Heimo Truhetz vom Wegener
Center für Klima und Globalen Wandel (WEGC), Annemarie Lexer von der Zentralanstalt für
Meteorologie und Geophysik (ZAMG) und Stefan Kienberger vom Interfakultären
Fachbereich Geoinformatik (Z_GIS) teil.
Analyse der Klimaänderung und Entwicklung von Szenarien
Die Wissenschafterinnen und Wissenschafter haben mit Hilfe der aktuellsten Klimamodelle
und auf Basis neuer Erkenntnisse aus der Klimaforschung Szenarien für die Entwicklung des
Klimas in Österreich bis zum Jahr 2100 erstellt und ausgewertet. Die künftige Entwicklung
von Niederschlag, Temperatur und weiteren Klimaindizes wurde in einem business-as-usual
Szenario und in einem Klimaschutz-Szenario simuliert und im Kontext der vergangenen
Entwicklung ausgewertet.
Um das Klima der Vergangenheit zu analysieren, haben die Forscher Gitterdatensätze für
das gesamte Bundesgebiet in einem Kilometer räumlicher Auflösung verwendet. Diese
neuesten hochwertigen Beobachtungsdatensätze bilden die Grundlage für die Analyse der
Klimaänderung der vergangenen Jahrzehnte.
Das Projekt ÖKS15 wurde vom Ministerium für ein Lebenswertes Österreich und von den
neun Bundesländern in Auftrag gegeben. Darauf aufbauend erfolgt nun der nächste
Schritt: die Entwicklung einer Strategie zur Anpassung an den Klimawandel in Österreich.
Auf Basis der neuen Generation regionaler Klimamodelle aus der World Climate Research
Programme-Initiative EURO-CORDEX (www.euro-cordex.net) wurden Klimaszenarien für
Österreich bis zum Ende des 21. Jahrhunderts erstellt und unter dem Gesichtspunkt ihrer
methodischen Limitierungen bewertet und interpretiert. Das verwendete Ensemble besteht
aus 13 Modellen, die jeweils zwei unterschiedlichen Treibhausgasszenarien folgen: Dem
business-as-usual-Szenario RCP8.5, das bei ungebremsten Treibhausgasemissionen
eintreten würde, und dem Klimaschutz-Szenario RCP4.5, bei dem sich die weltweiten
Treibhausgasemissionen bis 2080 bei etwa der Hälfte des heutigen Niveaus einpendeln. Die
Klimasimulationen wurden für die nahe Zukunft (2021-2050) und für die ferne Zukunft
(2071-2100) im Vergleich zur Periode (1971-2000) ausgewertet.
Erkenntnisse für das Bundesland Salzburg
Folgende Erkenntnisse haben die Wissenschafterinnen und Wissenschafter für das
Bundesland Salzburg gewonnen:
Klimawandel in der Vergangenheit (1961-2010)

Für 1971-2000 beträgt die mittlere Lufttemperatur 4,6°C. Es erfolgt ein starker und
signifikanter Anstieg der Lufttemperatur in Salzburg um +1,0°C auf 5,1°C. Die
Erwärmung ist nicht überall gleich, es zeigen sich markante räumliche und saisonale
Unterschiede. Sie ist im Sommer am stärksten mit +1,3°C und im Herbst am
schwächsten mit +0,4°C. Im Winter ist die Erwärmung auf den Bergen stärker als im
Flachland, im Sommer und Herbst hingegen umgekehrt und im Frühling ist sie
gleichmäßiger.

Verbreitete und starke Zunahme der mittleren Anzahl von Hitzetagen (Tmax >
30°C) in Salzburg um +0,9 Tage auf 1,5 Tage, besonders jedoch in tieferen Lagen.
Die stärkste Zunahme ist im Sommer zu verzeichnen, wobei auch in den
Übergangsjahreszeiten – und dabei vor allem im Frühling – ein zunehmendes
Auftreten von Hitzetagen auszumachen ist.

Verbreitete und signifikante Abnahme der mittleren Anzahl der Eistage (Tmin und
Tmax < 0°C) in Salzburg um -10,9 Tage auf 63 Tage. Das Änderungssignal kommt vor
allem aus dem Winter und betrifft sowohl die Berge als auch die Täler, im Frühling
hingegen nur hohe Lagen (>1000m).

Für 1971-2000 beträgt die mittlere jährliche Niederschlagssumme in Salzburg 1499
Millimeter.

Niederschlag saisonal: Im Winter im Mittel eine mäßige Abnahme um -7 Prozent auf
267 Millimeter, die sich vor allem aus dem Änderungssignal aus vereinzelten
Gebirgsregionen begründet. Im Frühling eine mäßige Zunahme um +7 Prozent auf
361 Millimeter, wobei diese in den nördlichen Regionen Salzburgs am stärksten
ausfällt. Im Sommer ist eine geringe Zunahme von +2,8 Prozent auf 570 Millimeter
und somit kaum eine Änderung zu erkennen. Im Herbst aktuell eine mäßige
Zunahme von +11,6 Prozent auf 353 Millimeter.

Die mittlere Häufigkeit von Niederschlagstagen hat im Salzburgmittel mäßig
zugenommen (+2,4 Prozent auf 161,6 Tage). Im Frühling und Herbst hat die Anzahl
der Niederschlagstage ebenfalls mäßig zugenommen (+3,8 Prozent auf 41,9 Tage
und +9,4 Prozent auf 35,7 Tage), wohingegen im Sommer kaum eine Änderung
festzustellen ist (+0,7 Prozent auf 51 Tage). Im Winter hingegen ist im Mittel eine
Abnahme der Niederschlagstage erkennbar (-6,2 Prozent auf 32,8 Tage).

Die durchschnittliche tägliche Niederschlagsintensität zeigt für Salzburg deutliche
räumliche Unterschiede und fällt im Gebirge höher aus als in den Tälern. Diese
Menge hat sich im Flächenmittel nur mäßig (+2,6 Prozent auf 9,4 Millimeter) und
nicht signifikant geändert, und auch in den einzelnen Jahreszeiten sind die
gefundenen Änderungen nicht signifikant. Im Winter ist kein Änderungssignal zu
erkennen (7,8 Millimeter), im Sommer und Herbst ist im Mittel eine mäßige
Zunahme zu erkennen (+2,3 Prozent auf 11,1 Millimeter und +2,9 Prozent auf 9,7
Millimeter) und am stärksten fällt die Zunahme im Frühling aus, bleibt jedoch auch
nur auf einem mäßigen Niveau (+5,4 Prozent auf 8,5 Millimeter).

Die Analysen basieren auf täglichen Stationsmessungen und berücksichtigen daher
keine kleinräumigen, konvektiven Niederschläge. Im Langzeitkontext über die
vergangenen 150 Jahre zeigt sich beim Niederschlag eine erhebliche natürliche
Klimavariabilität auf regionaler Basis, welche ein etwaiges anthropogenes
Klimasignal derzeit noch deutlich überragt.
Klimaszenarien für die Zukunft (bis 2100)

Alle Modelle zeigen übereinstimmend deutliche Anstiege der jährlichen wie auch
saisonalen Mitteltemperatur in ganz Salzburg. In der nahen Zukunft ergibt sich für
beide Szenarien ein ähnlicher Anstieg der Jahresdurchschnittstemperatur von
+1,3°C in RCP4.5 bzw. +1,4°C in RCP8.5. Für die ferne Zukunft wird in RCP8.5 mit
+4,1°C eine wesentlich stärker ausgeprägte Temperaturzunahme als in RCP4.5 mit
+2,3°C erwartet.

Mit dem Anstieg der Temperatur steigt auch die Anzahl der Hitzetage. In der nahen
Zukunft unterscheiden sich RCP4.5 und RCP8.5 kaum voneinander und ergeben etwa
+1,8 Hitzetage im Jahresdurchschnitt. In der fernen Zukunft klaffen die Szenarien
jedoch deutlich auseinander: die Zunahme im RCP8.5 ist mit mehr als +10 Tagen
etwa dreimal so groß wie im RCP4.5. Die starke Abhängigkeit der Zunahme der
Hitzetage von der Seehöhe und der Jahreszeit (stärkste Zunahmen im Sommer), wie
sie in den Beobachtungsdaten bereits festgestellt wurde, spiegelt sich auch in den
Szenarien wider.

Die Zahl der Eistage ist in beiden Szenarien rückläufig. Während in der nahen
Zukunft beide Szenarien noch eine ähnliche Abnahme von durchschnittlich -14
Tagen zeigen, liegt in der fernen Zukunft in RCP4.5 landesweit eine mittlere
Abnahme von -25 Eistagen vor, in RCP8.5 sogar eine Abnahme von -40 Eistagen. Die
Abnahmen sind im Winter und in hohen Lagen (Tauernregion) besonders ausgeprägt.
Jedoch auch die Übergangsjahreszeiten verzeichnen in der fernen Zukunft
Abnahmen (mehr als -7 Tage in RCP4.5, mehr als -14 Tage in RCP8.5) entlang des
Alpenhauptkamms.

Niederschläge weisen eine hohe räumliche und zeitliche Variabilität auf. Es ergeben
sich im Allgemeinen weniger zuverlässige Aussagen. Im Land Salzburg zeigen sich
deutliche Zunahmen der Jahresniederschlagsumme erst in der fernen Zukunft und
auch nur vereinzelt (RCP4.5) oder in etwas größeren zusammenhängenden Gebieten
(RCP8.5) von mehr als 8 Prozent.

Im saisonalen Vergleich zeigen sich nur im Frühling der fernen Zukunft in RCP8.5
deutliche Zunahmen von etwa +16 Prozent in Gebieten nördlich von Salzach und
Enns.

Für die Häufigkeit von Niederschlagstagen liefern die Modelle kaum interpretierbare
Ergebnisse. Es zeigen sich zwar saisonale und regionale Unterschiede doch ergibt
sich nur im Sommer der fernen Zukunft von RCP8.5 eine deutliche Abnahme der
Niederschlagstage von etwa -11 Prozent in den nördlichen Landesteilen.

In beiden Szenarien ergeben sich in naher und ferner Zukunft Zunahmen der
täglichen Niederschlagsintensität. Diese sind jedoch mit +10 Prozent im
Jahresdurchschnitt erst in ferner Zukunft des RCP8.5 im gesamten Bundesland groß
genug, um sich von der hohen Schwankungsbreite des Niederschlags abzuheben.
Deutliche landesweite Zunahmen verzeichnen der Frühling (+12,4 Prozent), der
Herbst (+14,5 Prozent) und der Winter (+13,7 Prozent) der fernen Zukunft in
RCP8.5.

Aufgrund zunehmender Bewölkung ergeben sich Rückgänge in der Globalstrahlung.
Diese sind in der fernen Zukunft und in RCP8.5 stärker ausgeprägt. Die stärksten
Rückgänge treten im Frühling auf und liegen im Bereich zwischen -2,7 Prozent
(RCP4.5) und -3,4 Prozent (RCP8.5) für die nahe Zukunft und zwischen -4,8 Prozent
(RCP4.5) und -8 Prozent (RCP8.5) für die ferne Zukunft. Im Winter treten ähnliche
Rückgänge auf, jedoch in etwas abgeschwächter Form.

Belastbare Aussagen über den zukünftigen Klimawandel sind derzeit noch in ihrer
Detailliertheit begrenzt. Sie belegen jedoch eindrucksvoll den enormen Einfluss
menschlichen Verhaltens auf die Zukunft des Klimas in Salzburg und weltweit.
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