Technische Universität Darmstadt Telecooperation/RBG Grundlagen der Informatik 1 Thema 7: Komplexität von Algorithmen Dr. Guido Rößling Copyrighted material; for TUD student use only Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Auswahl von Algorithmen Zwei Algorithmen berechnen die gleiche Funktion. Beispiel: merge-sort und insertion-sort Welcher Algorithmus ist der bessere? Betrachtung der nicht-funktionalen Eigenschaften von Algorithmen: Im Folgenden betrachten wir vor allem das Kriterium der Zeit, Speicher wird ähnlich behandelt • Zeitkomplexität – Wie lange dauert die Ausführung? • Speicherbedarf – Wie viel Speicher wird zur Ausführung benötigt? • Benötigte Netzwerkbandbreite Grundlagen der Informatik I: T7 2 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Wie beurteilt man die Kosten der Berechnung? • Das Messen der Zeit, die ein Programm für bestimmte Argumente benötigt, kann helfen, um sein Verhalten in einer bestimmten Situation zu verstehen – Aber mit einer anderen Eingabe kann das Programm eine völlig andere Zeit beanspruchen … • Zeitmessungen von Programmen für bestimmte Eingaben entsprechen dem Testen von Programmen für bestimmte Eingaben: – So wie das Testen Fehler aufdecken kann, können Zeitmessungen Anomalien im Ausführungsverhalten für bestimmte Eingaben aufspüren – Allerdings lässt sich davon keine generelle Aussage über das Verhalten eines Programms ableiten • Diese Vorlesung gibt einen ersten Einblick in die Mittel zum Treffen allgemeiner Aussagen über die Ausführungskosten von Programmen – GdI 2 widmet sich diesem Thema genauer Grundlagen der Informatik I: T7 3 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Überblick • Abstraktes Zeit- und Komplexitätsmaß • O-Notation und andere Wachstumsmaße • Techniken zur Bestimmung der Komplexität • Vektoren in Racket Grundlagen der Informatik I: T7 4 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Konkretes Zeitmaß, Abstraktes Zeitmaß • Die tatsächliche Laufzeit hängt von mehreren Faktoren ab – – – – – Prozessorgeschwindigkeit Typ des Computers Programmiersprache Qualität des Compilers, … Um sinnvolle Vergleiche von Algorithmen zu ermöglichen, benötigen wir ein Maß der Zeitkomplexität, das von derartigen Faktoren unabhängig sind. Computertyp Zeit Netbook 27.324 Desktop Computer 11.508 Mainframe Computer 2.332 Supercomputer 0.004 Tatsächliche Ausführungszeit (Millisekunden) für das Berechnen einer Prozedur p Grundlagen der Informatik I: T7 5 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Komplexitätsmessung • Idee: Beschreibung des Zeitverbrauchs als mathematische Funktion à Kostenfunktion • Definitionsbereich der Kostenfunktion: Eingabegröße n – Abhängig vom untersuchten Problem n = Anzahl der Elemente • Matrizenmultiplikation: n = Anzahl der Zeilen, m = Anzahl Spalten • Graphenalgorithmen: n = Anzahl der Knoten, e = Anzahl Kanten • Wertebereich der Kostenfunktion: benötigte Anzahl der Rechenschritte T(n) • Für die Sortierung einer Liste: – Ansatz: Anzahl der Rekursionsschritte ist ein gutes Maß der Größe der Auswertungssequenz Grundlagen der Informatik I: T7 6 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Veranschaulichung des abstrakten Zeitmaßes Untersuchen wir das Verhalten der Funktion length: – Sie erhält eine Liste mit beliebigem Dateninhalt und berechnet die Anzahl Elemente der Liste = (+ (length (list 'b 'c)) 1) = (+ (+ (length (list 'c)) 1) 1) = (+ (+ (+ (length empty) 1) 1) 1) = (+ (+ (+ 0 1) 1) 1) = 3 Grundlagen der Informatik I: T7 Rekursions-schritte (define (length a-list) (cond [(empty? a-list) 0] [else (+ (length (rest a-list)) 1)])) length (list 'a 'b 'c)) 7 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Veranschaulichung des abstrakten Zeitmaßes Nur die Anzahl der Rekursionsschritte ist relevant für die Bestimmung der Komplexität. • Schritte zwischen den Rekursionen unterscheiden sich nur bzgl. der Substitution von a-list. = = = = = (length (list 'a 'b 'c)) (cond [(empty? (list 'a 'b 'c)) 0] [else (+ (length (rest (list 'a 'b 'c))) 1)]) (cond [false 0] [else (+ (length (rest (list 'a 'b 'c))) 1)]) (cond [else (+ (length (rest (list 'a 'b 'c))) 1)]) (+ (length (rest (list 'a 'b 'c))) 1) (+ (length (list 'b 'c)) 1) Grundlagen der Informatik I: T7 8 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Veranschaulichung des abstrakten Zeitmaßes • Das Beispiel zeigt zweierlei: – Die Anzahl der Auswertungsschritte hängt von der Länge der Eingabeliste ab – Die Anzahl der Rekursionsschritte ist ein gutes Maß für die Länge einer Auswertungssequenz • Wir können die eigentliche Anzahl benötigter Schritte aus diesem Maß und der Funktionsdefinition wieder rekonstruieren. • Die abstrakte Laufzeit eines Programms ist das Verhältnis zwischen der Eingabegröße und der Anzahl der Rekursionsschritte in einer Auswertung – “abstrakt” heißt, die Messung ignoriert konstante Faktoren: • wie viele primitive Schritte pro Rekursion benötigt werden • wie viel Zeit primitive Schritte benötigen • wie viel tatsächliche Zeit die gesamte Berechnung verbraucht Grundlagen der Informatik I: T7 9 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Veranschaulichung des abstrakten Zeitmaßes (define (contains-doll? alos) (cond [(empty? alos) false] [(symbol=? (first alos) 'doll) true] [else (contains-doll? (rest alos))])) • Die folgende Applikation von contains-doll? benötigt keinen Rekursionsschritt. (contains-doll? (list 'doll 'robot 'ball 'game-boy)) • Die folgende Applikation benötigt genauso viele Rekursionsschritte, wie es Elemente in der Liste gibt. (contains-doll? (list 'robot 'ball 'game-boy 'doll)) • Im besten Fall wird die Lösung unmittelbar gefunden • Im schlimmsten Fall wird die gesamte Liste durchsucht Grundlagen der Informatik I: T7 10 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Abstraktes Zeitmaß und Eingabeform • Wir können nicht davon ausgehen, dass Eingaben immer in bestmöglicher Form bereitgestellt werden • Genauso wenig können wir hoffen, dass sie nie in schlechtmöglichster Form vorliegt. • Stattdessen können wir analysieren, wie viel Zeit die Funktion durchschnittlich benötigt. • Zum Beispiel würde contains-doll? im Durchschnitt 'doll irgendwo in der Mitte der Liste finden. – Deshalb können wir sagen, dass die abstrakte Laufzeit von containsdoll? (ungefähr oder durchschnittlich) n/2 beträgt, wenn die Eingabe n Elemente beinhaltet – Im Durchschnitt gibt es halb so viele Rekursionsschritte wie Elemente in der Eingabe. Grundlagen der Informatik I: T7 11 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Komplexitätsklassen • Da das abstrakte Zeitmaß konstante Faktoren ignoriert, können wir die Division durch 2 ignorieren. • Genauer gesagt – Angenommen jeder Rekursionsschritt benötigt K Zeiteinheiten – Wenn wir stattdessen K/2 als Konstante wählen, haben wir: • Um zu zeigen, dass wir solche Konstanten vernachlässigen, sagen wir, contains-doll? benötige die „Größenordnung von n Schritten“, um 'doll in einer Liste mit n Elementen zu finden. Grundlagen der Informatik I: T7 12 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Komplexitätsklassen F ~ in der Größenordnung von n G ~ in der Größenordnung von n2 G F T 0 n F(1000 n) G(n2) 1000 1 10 50 1,000 10,000 50,000 1 100 2,500 n 500 1,000 5,000 500,000 1,000,000 5,000,000 250,000 1,000,000 25,000,000 Grundlagen der Informatik I: T7 13 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Analyse: insertion-sort ;; insertion-sort : (listof number) -> (listof number) ;; creates a sorted list of numbers from numbers in alon (define (insertion-sort alon) (cond [(empty? alon) empty] [else (insert (first alon) (insertion-sort (rest alon)))])) = = = = = = = = = (sort (list 3 1 2)) (insert 3 (insertion-sort (list 1 2))) (insert 3 (insert 1 (insertion-sort (list 2)))) (insert 3 (insert 1 (insert 2 (insertion-sort empty)))) (insert 3 (insert 1 (insert 2 empty))) (insert 3 (insert 1 (list 2))) (insert 3 (cons 1 (list 2))) (insert 3 (list 1 2)) = (cons 1 insert 3 (list 2)) (cons 1 (cons 2 (insert 3 empty))) (list 1 2 3) Grundlagen der Informatik I: T7 14 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Analyse: insertion-sort • Zwei Phasen der Auswertung: 1. Rekursive Anwendung von insertion-sort aktiviert so viele Applikationen von insert, wie sich Elemente in der Liste befinden 2. Jede Anwendung von insert durchläuft eine Liste von 1, 2,…,n - 1 Elementen (n ist die Anzahl der Elemente in der ursprünglichen Liste) – nach Gauß'scher Formel ist das quadratisch. • insert verhält sich ähnlich dem Suchen eines Elements: – Anwendungen von insert auf einer Liste mit n Elementen benötigen im Schnitt ~ n Rekursionsschritte. – Bei n Anwendungen von insert gibt es eine Größenordnung von n2 Rekursionsschritte von insert • Zusammengefasst: wenn lst n Elemente hat… – benötigt die Auswertung von (insertion-sort lst) n Rekursionsschritte von insertion-sort und – n2 Rekursionsschritte von insert. – Zusammen: n2 + n , d.h. ~ n2 Grundlagen der Informatik I: T7 15 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Komplexitätsklassen • insertion-sort benötigt ungefähr c1n2 Schritte, um n Elemente zu sortieren (proportional zu n2) – c1 ist eine Konstante unabhängig von n • Im Folgenden werden wir merge-sort analysieren – Dies benötigt ungefähr c2n log2 n Schritte, um n Elemente zu sortieren • c2 ist eine Konstante unabhängig von n • c2 > c1 – Egal, wie viel kleiner c1 als c2 ist, es wird immer einen Schnittpunkt in den Eingabedaten geben (n groß genug), ab dem merge-sort schneller ist – Wir können also die Konstanten ignorieren Grundlagen der Informatik I: T7 16 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Komplexitätsklassen • Stellen Sie sich vor, wir verwenden einen schnellen Computer A für insertion-sort und einen langsamen Computer B für merge-sort – A ist 100 mal schneller als B betreffend der Rechenleistung • A führt eine Milliarde (109) Anweisungen pro Sekunde aus • B führt nur 10 Millionen Anweisungen (107) pro Sekunde • Zusätzlich nehmen wir an: – insertion-sort ist von dem weltbesten Programmierer in der Maschinensprache für A implementiert • Der resultierende Code benötigt 2n2 (c1 = 2) Anweisungen, um n Zahlen zu sortieren – merge-sort ist von einem durchschnittlichen Programmierer in einer high-level Programmiersprache mit ineffizientem Compiler implementiert • Der resultierende Code benötigt 50 n log2 n (c2 = 50) Anweisungen Grundlagen der Informatik I: T7 17 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Komplexitätsklassen Wir sortieren eine Liste mit 1 Million Zahlen (n=106)… A (insert-sort) 2 x (106)2 instructions = 2000 s 109 instructions/s B (merge-sort) 50 x 106 x log2 106 instructions ≈ 100 s 107 instructions/s Da wir einen Algorithmus verwenden, dessen Laufzeit langsamerer wächst, läuft B 20 mal schneller als A (trotz des langsameren Rechners und schlechten Compilers)! Im Allgemeinen wächst der relative Vorteil von merge-sort mit der Problemgröße. Grundlagen der Informatik I: T7 18 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Zusammenfassung: abstrakte Zeit • Unsere abstrakte Beschreibung ist immer eine Aussage über das Verhältnis zweier Mengen: – (mathematische) Funktion, die ein abstraktes Größenmaß der Eingabe auf ein abstraktes Maß der Laufzeit abbildet (Anzahl natürlicher Rekursionen) • Die genaue Anzahl der ausgeführten Operationen ist weniger wichtig • Wichtiger ist die Komplexitätsklasse, zu der der Algorithmus gehört – z.B. linear, logarithmisch • Wenn wir „Größenordnungs“-Eigenschaften von Algorithmen vergleichen, wie z.B. n, n2, 2n…, vergleichen wir die entsprechenden Funktionen, die n Elemente konsumieren und obige Ergebnisse produzieren. Grundlagen der Informatik I: T7 19 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Überblick • Abstraktes Zeit- und Komplexitätsmaß • O-Notation und andere Wachstumsmaße • Techniken zur Bestimmung der Komplexität • Vektoren in Racket Grundlagen der Informatik I: T7 20 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © O-Notation • Funktionen für alle natürlichen Zahlen N zu vergleichen ist schwierig: – Die Domäne der natürlichen Zahlen ist unendlich – Wenn eine Funktion f größere Ausgaben produziert als eine Funktion g für alle n in N, dann ist f eindeutig größer als g – Aber was können wir aussagen, wenn dieser Vergleich für einige Eingaben fehlschlägt? Z.B. für 1000? • Um abschätzende Aussagen zu treffen, übernehmen wir eine mathematische Notation, die zum Vergleichen von Funktionen – bis zu einem Faktor und – bis auf eine endliche Anzahl von Ausnahmen verwendet wird Grundlagen der Informatik I: T7 21 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © O-Notation Größenordnung-von (Groß-O): Falls g eine Funktion auf den natürlichen Zahlen ist, so ist O(g) (ausgesprochen: „groß-O von g“) eine Klasse von Funktionen auf den natürlichen Zahlen. Eine Funktion f ist in O(g), wenn es Zahlen c und n0 = großGenug gibt, so dass für alle n > n0 gilt: f(n) ≤ c * g(n) Die „O-Notation“ geht auf den Zahlentheoretiker Edmund Landau (1877-1938) zurück; das "O" bezeichnet man daher auch als „Landau Symbol“ Wir sagen: "f(n) wächst höchstens so schnell wie g(n)" (g ist eine obere Schranke für f) Grundlagen der Informatik I: T7 22 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © O-Notation f „ist höchstens so groß wie“ g(n) f(n) ∈ O(g(n)), wenn zwei positive Konstanten c und n0 existieren, mit |f(n)| ≤ c |g(n)| für alle n > n0 3000 2000 1000 Funktion f verhält sich asymptotisch wie g; ab n0 gilt immer f(n) ≤ c g(n) Funktion g definiert die Komplexitätsklasse f(n) 0 125 250 500 1000 n0 c g(n) Grundlagen der Informatik I: T7 Asymptotisches Maß (n → ∞). Es abstrahiert von unwichtigen Details für die Bestimmung der 2000 Komplexitätsklasse. 23 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © O-Notation: Beispiele • Für f(n) = 1000 n und g(n) = n2 können wir sagen, dass f in O(g) ist, weil für alle n > 999 gilt, •f(n) <= c.g(n) (n0 = 999 und c = 1) •Gleichzeitig ist auch f(n) in O(n) (n0 = 0, c = 1000). • Die Groß-O Notation bietet eine Kurzform an, um Aussagen über die Laufzeit von Funktionen zu treffen: – Die Laufzeit von length ist O(n). – Im schlechtesten Fall ist die Laufzeit von insertionsort O(n2) – Dabei sind n und n2 Standardabkürzungen für die (mathematischen) Funktionen f(n) = n und g(n) =n2 Grundlagen der Informatik I: T7 24 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Anzahl der Vergleiche Komplexitätsklassen O(n3) O(n2) O(n log n) O(n) O(log n) Eingabegröße (n) • Polynomielles Wachstum (O(nx)) verkleinert die Größe sinnvoller Eingaben stark • Exponentielles Wachstum (O(an)) noch stärker Grundlagen der Informatik I: T7 25 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Eigenschaften der O-Notation • Vergleiche der „O“ Komplexität sind nur sinnvoll für große Eingaben - Bei kleinen Eingaben kann ein ineffizienter Algorithmus manchmal schneller sein als ein effizienter - Beispiel: eine Funktion aus 2n2 wächst schneller als eine in (184 log2n), sie ist aber besser für kleinere Eingaben (n < 20) • Insbesondere bei Algorithmen mit linearem oder schwächerem Wachstum können sich derartige Faktoren bemerkbar machen - Der Vergleich der Komplexitätsklasse ist in diesen Fällen u.U. nicht ausreichend. Grundlagen der Informatik I: T7 26 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Eigenschaften der O-Notation • Die O-Notation blendet proportionale Faktoren, kleine Eingaben und kleinere Terme aus f(n) = an2 + bn +c mit a = 0.0001724, b = 0.0004 und c = 0.1 n f(n) an2 10 125 250 500 1000 2000 0.121 2.8 11.0 43.4 172.9 690.5 0.017 2.7 10.8 43.1 172.4 689.6 n2 - Ausdruck in % vom Ganzen 14.2 94.7 98.2 99.3 99.7 99.9 Beispiele: 2n3+n2-20 ∈ O(n3) n + 10000 ∈ O(n) log10 n ∈ O(log2 n) n ∈ O(n2) O(1) ⊂ O(log n) ⊂ O(n) ⊂ O(n2) ⊂ O(n3) ⊂ O(2n) ⊂ O(10n) Grundlagen der Informatik I: T7 27 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © O-Notation: andere Symbole • Es gibt noch mehr Symbole für verschiedene Zwecke: – Asymptotische untere Schranke [f(n) ∈ Ω(g(n))]: • f(n) ∈ Ω(g(n)), wenn positive Konstanten c und n0 ∈N existieren, so dass 0 ≤ cg(n) ≤ f(n), ∀ n > n0 • Wir sagen: „f(n) wächst mindestens so schnell wie g(n)“ – Asymptotisch exakte Schranke [f(n) ∈ Θ(g(n))]: • f(n) ∈Θ(g(n)), wenn die positiven Kostanten c1, c2, und n0 ∈N existieren, so dass c1 g(n) ≤ f(n) ≤ c2 g(n), ∀n > n0 • f(n) ∈Θ(g(n)) genau dann, wenn – f(n) ∈ O(g(n)) und f(n) ∈ Ω(g(n)) • Wir sagen „f(n) wächst genauso schnell wie g(n)“ Grundlagen der Informatik I: T7 28 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © O-Notation: andere Symbole • Schema für O, Ω und Θ: obere Schranke untere Schranke Grundlagen der Informatik I: T7 exakte Schranke 29 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Andere asymptotische Notationen • Eine Funktion f(n) ist in o(g(n)), wenn es positive Konstanten c und n0 gibt, so dass f(n) < c g(n) ∀ n > n0 • Eine Funktion f(n) ist in ω(g(n)), wenn es positive Konstanten c und n0 gibt, so dass f(n) > c g(n) ∀ n > n0 • Intuitiv: o() ist ähnlich < O() ist ähnlich ≤ Θ() ist ähnlich = Grundlagen der Informatik I: T7 ω() ist ähnlich > Ω() ist ähnlich ≥ 30 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Übersicht • Abstraktes Zeit- und Komplexitätsmaß • O-Notation und andere Wachstumsmaße • Techniken zur Bestimmung der Komplexität • Vektoren in Racket Grundlagen der Informatik I: T7 31 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Beispiel: Exponentieren • Eingabe: Basis b und positiver ganzzahliger Exponent n • Ausgabe: bn • Idee: bn = b* b(n-1) , b0 = 1 (define (expt b n) (cond [(= n 0) 1] [else (* b (expt b (- n 1)))])) • Angenommen die Multiplikation benötigt eine konstante Zeit c • Dann gilt T(n) = c * n ∈ O(n) Grundlagen der Informatik I: T7 32 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation Beispiel: Exponentieren © • Idee: Weniger Schritte durch sukzessives Quadrieren – Statt b8 als b*b*b*b*b*b*b*b zu berechnen, können wir es auch so machen: b8 = (b4)2, b4 = (b2)2, b2 = b * b – Generell gilt die Regel • bn = (bn/2) 2 bn = b*bn-1 wenn n gerade ist wenn n ungerade ist (define (fast-expt b n) (cond [(= n 0) 1] [(even? n) (sqr (fast-expt b (/ n 2)))) (else (* b (fast-expt b (- n 1)))))) • Zu welcher Komplexitätsklasse gehört dieser Algorithmus? Grundlagen der Informatik I: T7 33 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Analyse von Teile-und-Herrsche Algorithmen • Für rekursive Algorithmen kann die Laufzeit oft als Rekurrenzgleichung (Rekurrenz) beschrieben werden – Gesamtlaufzeit wird mittels der Laufzeit für kleinere Eingaben definiert – Beispiel: • Problem (n) wird in 2 Teilprobleme (n/2) zerlegt • Aufwand c * n für Zerlegung und Kombination der Teillösungen • Eine Rekurrenz T(n) für die Laufzeit eines Teile-undHerrsche Algorithmus der Größe n basiert auf den drei Schritten des Paradigma… Grundlagen der Informatik I: T7 34 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Analyse von Teile-und-herrsche Algorithmen • Fall 1: Die Problemgröße ist klein genug, sagen wir n <= c für eine Konstante c, so dass das Problem trivial gelöst werden kann à Lösung benötigt konstante Zeit à Θ(1) • Fall 2: Das Problem ist nicht-trivial: – Die Teilung des Problems ergibt a Teilprobleme, die alle 1/b der Größe des Originals haben • Beispiel: für merge-sort haben wir a = b = 2 – D(n): Aufwand für die Zerlegung in Teilprobleme – C(n): Aufwand für das Kombinieren der Teillösungen Grundlagen der Informatik I: T7 35 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Die Türme von Hanoi Das „Türme von Hanoi“ Puzzle wurde 1883 vom französischen Mathematiker Édouard Lucas erfunden. Wir bekommen einen Turm von Scheiben, in größer werdender Reihenfolge auf einen der drei Stäbe gesteckt. Das Ziel ist, den ganzen Turm auf einen der anderen Stäbe zu bringen, wobei jeweils nur eine Scheibe bewegt und niemals eine größere auf eine kleinere Scheibe gelegt werden darf. Grundlagen der Informatik I: T7 36 Die Türme von Hanoi: Algorithmus 1 A n B Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © C 3 2 Um n Scheiben von Stange A zu Stange B zu bewegen: 1. Bewege n−1 Scheiben von A nach C. Damit bleibt Scheibe #n auf A 2. Bewege Scheibe #n von A nach B 3. Bewege n−1 Scheiben von C nach B, so dass sie auf Scheibe #n sitzen Rekursiver Algorithmus: Um Schritte 1 und 3 auszuführen, wende den gleichen Algorithmus wieder für n-1 an. Die gesamte Prozedur ist eine endliche Anzahl von Schritten, denn irgendwann wird der Algorithmus für n = 1 angewendet werden. Dieser Schritt, eine einzelne Scheibe zu verschieben, ist trivial. Grundlagen der Informatik I: T7 37 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Die Türme von Hanoi (define (move T1 T2 T3 n) (cond [(= n 0) empty] [else (append (move T1 T3 T2 (- n 1)) (list (list T1 T2)) (move T3 T2 T1 (- n 1))) ] ) Ausgegeben wird die Liste der ) Scheibenbewegungen A B C (move 'A 'B 'C (list (list (list (list (list (list (list (list (list (list (list (list (list (list (list (list Wie viele Scheibenbewegungen sind erforderlich, um einen Stapel der Höhe n zu bewegen? Grundlagen der Informatik I: T7 'A 'A 'C 'A 'B 'B 'A 'A 'C 'C 'B 'C 'A 'A 'C 4) 'C) 'B) 'B) 'C) 'A) 'C) 'C) 'B) 'B) 'A) 'A) 'B) 'C) 'B) 'B)) 38 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Rekursive Komplexitätsfunktion für die Türme von Hanoi • Wie viele Umlagerungen von Scheiben sind notwendig …? - für n < 2 ist die Antwort einfach: T(0)=0, T(1)=1 - für n > 1 ist die Antwort rekursiv definiert: T(n) = T(n-1)+1+T(n-1) = 2×T(n-1)+1 = 2×(2×T(n-2)+1)+1 = 2×(2×(2×T(n-3)+1)+1)+1 i-1 = 2i×T(n-i) +∑ 2k, für i=n, n-i wird 0 k=0 = 2n×T(0) + 2n-1 = 2n-1 => exponentielle Komplexität! Grundlagen der Informatik I: T7 39 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Wenn das Universum sein Ende finden wird… Es gibt eine Legende über ein buddhistisches Kloster bei Hanoi, in dem sich ein riesiger Raum mit drei abgenutzten Pfosten befindet, die von 64 goldenen Scheiben umgeben waren. • Seit der Gründung des Klosters vor über tausend Jahren führen Mönche die Anordnung einer alten Prophezeiung aus: – Sie bewegen die Scheiben in Übereinstimmung mit den Regeln des Puzzles – Jeden Tag bewegen die Mönche eine Scheibe • Man sagt, sie glauben, wenn die letzte Bewegung ausgeführt würde, wird die Welt mit einem Donnerschlag untergehen. Grundlagen der Informatik I: T7 40 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Wenn das Universum sein Ende finden wird… • Zum Glück sind sie nicht mal annäherungsweise fertig J • Angenommen, die Legende wäre wahr und die Mönche könnten eine Scheibe pro Sekunde bewegen, mit der kleinsten Anzahl an nötigen Bewegungen • Dann bräuchten sie zur Lösung 264−1 Sekunden - das sind etwa 585 Milliarden Jahre • Unser Universum ist zur Zeit ungefähr 13,7 Milliarden Jahre alt Grundlagen der Informatik I: T7 41 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Analyse von Merge Sort • Vereinfachung: Größe des ursprünglichen Problems ist eine Potenz von 2 – Jeder Teilung liefert zwei Teilsequenzen von Länge n/2 – Es gibt Beweise, dass eine solche Annahme die Komplexitätsklasse der Lösung zur Rekurrenz nicht beeinflusst • Worst case: n > 1 – Teile: Das Extrahieren der Elemente der beiden Teillisten benötigt jeweils Zeit der Ordnung n à D(n) = 2n ~ Θ(n) – Herrsche: Das rekursive Lösen der 2 Teilprobleme dauert 2T(n/2) – Kombiniere: Zusammenfügen der beiden Listen benötigt auch Θ(n) worst-case Laufzeit für merge sort Grundlagen der Informatik I: T7 42 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Lösen von Rekurrenzen • Frage: Wie löst man Rekurrenzen wie diese? • Antwort: Mathematische Methoden die uns dabei helfen: – Substitutionsmethode – Rekursionsbaum-Methode – Master-Methode basierend auf dem Master-Theorem • Eine „Kochbuch“-Methode, um Rekurrenzen der Form T(n) = aT(n/b)+f(n) zu lösen, a ≥1, b>1, f(n) asymptotisch positive Funktion • Kann benutzt werden, um zu zeigen, dass T(n) von merge sort in Θ(n log n) ist • Dabei vernachlässigen wir technische Details: – Wir ignorieren Rundungen nach unten und oben (absorbiert durch Ooder Θ−Νotation) – Wir nehmen ganzzahlige Argumente für Funktionen an – Wir vernachlässigen Grenzbedingungen Grundlagen der Informatik I: T7 43 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Das Master-Theorem Betrachte falls n < c falls n > 1 wobei a >= 1 und b >= 1 • Wenn dann • Wenn für eine Konstante ε > 0, , dann für eine Konstante ε > 0 und • Wenn wenn a f(n/b) <= c f(n) für eine Konstante c < 1 und alle hinreichend großen n, dann T(n) =Θ(f(n)) Grundlagen der Informatik I: T7 44 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Die Rekursionsbaum-Methode • In einem Rekursionsbaum repräsentiert jeder Knoten die Kosten eines Teilproblems in der Kette der rekursiven Funktionsapplikationen – Summiere Kosten auf jeder Ebene, um Kosten pro Ebene zu bekommen – Summiere alle Kosten pro Ebenen, um Gesamtkosten zu ermitteln • Besonders nützlich für Rekurrenzen, welche die Laufzeit von Teile-und-herrsche Algorithmen beschreiben • Oftmals verwendet, um eine gute Annäherung zu finden, die dann mit anderen Methoden verifiziert wird – Wenn sorgfältig entworfen, kann sie auch als direkter Beweis einer Lösung für eine Rekurrenz dienen Grundlagen der Informatik I: T7 45 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Rekursionsbaum für Merge Sort Schreiben wir die Rekurrenz für merge-sort wie folgt: Baum für die erste Applikation cn T(n/2) T(n/2) Baum für zwei Applikationsschritte cn cn/2 T(n/4) T(n/4) cn/2 T(n/4) Grundlagen der Informatik I: T7 T(n/4) 46 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Rekursionsbaum für Merge Sort cn cn cn/4 cn/2 cn/4 cn/4 cn cn/4 ... c c c c n Grundlagen der Informatik I: T7 ... ... ... ... Knoten ... c c ... ... ... Ebene i à 2i ... ... ... c ... ... ... Ebene (Induktion) ... log n + 1 c ... cn/2 cn 2ic(n/2i) ... Gesamt: cn (log n + 1) cn 47 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Die Substitutionsmethode • Auch bekannt als “making a good guess“ („eine gute Abschätzung finden“) • Funktionsweise: – Rate die Form der Antwort – Benutze Induktion, um die Konstanten zu finden – Zeige, dass die Lösung funktioniert • Beispiele: • T(n) = 2T(n/2) + Θ(n) T(n) = Θ(n log n) = =2T(⎣n/2⎦) n T(n) ??? • T(n) • T(n) 2T(⎣n/2⎦) + + n à = Θ(n log n) = =2T(⎣n/2⎦ )+ +17) n à • T(n) 2T(⎣n/2⎦+ 17) n à+Θ(n log??? n) • T(n) Grundlagen der Informatik I: T7 48 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Die Substitutionsmethode Rekurrenz: Geschätzte Lösung: Zu zeigen ist, dass für eine geeignete Konstante c > 0 T (n) ! cn log n Anfangsannahme: die Schranke gilt für also: Lösung: die Abschätzung ist für n>n0 zu zeigen Grundlagen der Informatik I: T7 49 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Performanz von Quicksort: bester Fall Die Laufzeit von quicksort hängt von der Qualität der Partitionierung ab, d.h., von den Pivot-Elementen Bester Fall: die Partitionierung erzeugt in jedem Schritt zwei Teilprobleme der Größe n/2 Master Theorem Grundlagen der Informatik I: T7 50 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Performanz von Quicksort: schlechtester Fall • Schlechtester Fall: die Partitionierung erzeugt in jedem Rekursionsschritt ein Teilproblem mit n-1 Elementen und eines mit 0 Elementen Der schlechteste Fall tritt ein, wenn die Liste bereits sortiert ist! Sei D(n) = Θ(n); Für die leere Liste è T(0) = Θ(1) n T(n)=T(n-1)+T(0)+Θ(n) ☞ 1 n-1 = T(n-1)+Θ(n) 1 n-2 - Die aufsummierten Kosten n 1 n-3 ergeben eine arithmetische 1 Reihe, die Θ(n2)ergibt 2 1 n n n-1 n-2 3 1 2 Θ(n2) Grundlagen der Informatik I: T7 51 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Performanz von Quicksort • Im Durchschnitt ist quicksort deutlich näher am besten als am schlechtesten Fall. Um n Elemente zu sortieren, nimmt es Θ(n log n) Vergleiche vor. • Um das nachzuvollziehen, muss man verstehen, wie die Balance ("Ausgewogenheit") der Partitionierung sich in der Rekurrenz für quicksort wiederfindet • Ausgewogene Partitionierung: die Partitionierung erzeugt immer eine konstante Aufteilung Grundlagen der Informatik I: T7 52 Performanz von Quicksort: ausgewogene Partitionierung Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © 9-zu-1-Aufteilung à erscheint ziemlich unausgewogen T(n) = T(9n/10) + T(n/10) + n Sogar eine 99:1Aufteilung ergibt O(n log n) Θ(logn) Der Grund: Aufteilungen mit konstanten Proportionen ergeben Rekursionsbäume der Tiefe Θ(log n) mit Kosten von O(n) auf jeder Ebene Grundlagen der Informatik I: T7 53 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation Performanz von Quicksort © • Durchschnittlicher Fall – Alle Permutationen der Eingabezahlen sind gleich wahrscheinlich – Bei einer zufälligen Eingabeliste wird eine Mischung von ausgewogenen und unausgewogenen Aufteilungen vorliegen – Gute und schlechte Aufteilungen zufällig über den Baum verteilt n 1 n-1 (n – 1)/2 Gesamtkosten: 2n-1 = Θ(n) (n – 1)/2 abwechselnd gute und schlechte Aufteilung n (n – 1)/2 + 1 Gesamtkosten: n = Θ(n) (n – 1)/2 nahezu ausgewogene Aufteilung Die Laufzeit von quicksort bei abwechselnd guten und schlechten Aufteilungen ist O(n log n) Grundlagen der Informatik I: T7 54 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Performanz von Quicksort • Typischerweise ist quicksort im praktischen Einsatz schneller als andere Θ(n log n)-Algorithmen – Seine innere Schleife kann auf den meisten Architekturen effizient implementiert werden – Die meisten in der Praxis auftretenden Daten erlauben Entwürfe, welche die Wahrscheinlichkeit des Auftretens quadratischer Komplexität minimieren Grundlagen der Informatik I: T7 55 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Zusammenfassung der Berechnungskosten • Algorithmen können nach ihrer Komplexität eingeteilt werden à O-Notation – Nur relevant für große Eingaben • Maße sind maschinenunabhängig – Zählen der Operationen im Verhältnis zur Größe der Eingabe – Analyse für schlechtesten, durchschnittlichen, besten Fall • Algorithmen variieren sehr stark in ihrer Effizienz – Gute Programmierung à ein oder zwei Komplexitätsklassen weniger – Manche Probleme sind in sich komplex Grundlagen der Informatik I: T7 56 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Überblick • Abstraktes Zeit- und Komplexitätsmaß • O-Notation und andere Wachstumsmaße • Techniken zur Bestimmung der Komplexität • Vektoren in Racket Grundlagen der Informatik I: T7 57 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Die Kosten der Suche in Listen Rückbesinnung auf das Beispiel der Pfadsuche in Graphen: (define (find-route origination destination G) (cond [(symbol=? origination destination) (list destination)] [else (local ((define possible-route (find-route/list (neighbors origination G) destination G))) (cond [(boolean? possible-route) false] [else (cons origination possible-route)]))])) Grundlagen der Informatik I: T7 58 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Die Kosten der Suche in Listen ;; neighbors: node graph -> (listof node) ;; to lookup the node in graph (define (neighbors node graph) (cond [(empty? graph) (error 'neighbors "no neighbors")] [(symbol=? (first (first graph)) node) (second (first graph))] [else (neighbors node (rest graph))])) neighbors ist der Funktion contains-doll? ähnlich, d.h. neighbors ist in O(n) Grundlagen der Informatik I: T7 59 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Die Kosten der Suche in Listen Die Komplexität von neighbors ist O(n) neighbors wird in jedem Schritt von findroute benutzt, also n mal im Fall eines maximalen Pfades Der Algorithmus benötigt in neighbors O (n2) Schritte neighbors kann der Flaschenhals von findroute sein! • Es wird eine Datenstruktur benötigt, die den Zugriff auf die Nachbarn eines Knotens durch dessen Namen in konstanter Zeit erlaubt • Vektoren sind Datenstrukturen in Racket, die Elementzugriffe in konstanter Zeit ermöglichen. Grundlagen der Informatik I: T7 60 Operationen auf Vektoren Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © • vector erzeugt einen Vektor aus gegebenen Werten: (vector V-0 ... V-n) • build-vector ist das Vektor-Analog zu build-list: (build-vector n f) = (vector (f 0) ... (f (- n 1))) • vector-ref extrahiert einen Wert aus einem Vektor (vector-ref (vector V-0 ... V-n) i) = V-i, 0 ≤ i ≤ n • vector-length liefert die Anzahl der Elemente: (vector-length (vector V-0 ... V-n)) = (+ n 1) • vector? ist das Vektor-Prädikat: (vector? (vector V-0 ... V-n)) = true (vector? U) = false Grundlagen der Informatik I: T7 61 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation Graphen als Vektoren © Zur Darstellung der Graphenknoten können Zahlen verwendet werden: A B C D E 0 Listenbasierte Darstellung: (define '((A (B (C (D (E (F (G graph-as-list (B E)) (E F)) (D)) ()) (C F)) (D G)) ()))) 1 2 3 4 F G 5 6 Vektorbasierte Darstellung: (define graph-as-vector (vector (list 1 4) (list 4 5) (list 3) empty (list 2 5) (list 3 6) empty)) Das i-te Feld des Vektors enthält die Liste der Nachbarn des i-ten Knotens Grundlagen der Informatik I: T7 62 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Graphen als Vektoren • Ein Knoten ist eine A B natürliche Zahl zwischen 0 0 1 und n – 1, wobei n die Anzahl der Knoten ist • Ein Graph ist ein Vektor von Knoten: C D E F G 2 3 4 5 6 (vectorof (listof node)) • Jetzt ist neighbors für einen Knoten in konstanter Zeit ausführbar => Diese Operation kann bei der Betrachtung des abstrakten Zeitmaßes von find-route ignoriert werden. ;; neighbors: node graph -> (listof node) ;; to lookup the node in graph (define (neighbors node graph) (vector-ref graph node)) Grundlagen der Informatik I: T7 63 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Graphen als Vektoren • Die neighbors eines Knoten sind nun eine Operation mit konstanter Laufzeit => Wir können sie bei der Betrachtung der abstrakten Laufzeit von find-route ignorieren. ;; neighbors: node graph -> (listof node) ;; to lookup the node in graph (define (neighbors node graph) (vector-ref graph node)) Grundlagen der Informatik I: T7 64 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Verarbeitung von Vektoren Mit Vektoren programmieren heißt, mit vector-ref zu programmieren – man betrachtet Vektoren und Indizes in Vektoren. Beispiel: Die Funktion vector-sum-for-3 übernimmt aus drei Zahlen bestehende Vektoren und liefert deren Summe zurück: ;; vector-sum-for-3: (vectorof number) -> number (define (vector-sum-for-3 v) (+ (vector-ref v 0) (vector-ref v 1) (vector-ref v 2))) Grundlagen der Informatik I: T7 65 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Verarbeitung von Vektoren Die allgemeinere Funktion vector-sum verarbeitet Vektoren beliebiger Größe: ;; vector-sum: (vectorof number) ;; to sum up the numbers in v (define (vector-sum v) ...) -> number Ein paar Beispiele: (check-expect (vector-sum (vector -1 3/4 1/4)) 0) (check-expect (vector-sum (vector .1 .1 .1 .1 .1 .1 .1 .1 .1 .1) 1) (check-expect (vector-sum (vector)) 0) Grundlagen der Informatik I: T7 66 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Verarbeitung von Vektoren vector-sum erhält nicht die Anzahl der zu verarbeitenden Elemente. Eine Hilfsfunktion mit einem solchen Argument ist zu definieren: ;; vector-sum-aux: (vectorof number) N -> number ;; to sum up the numbers in v with index in ;; [i, (vector-length v)) (define (vector-sum-aux v i) ...) Dann ist vector-sum wie folgt definiert: (define (vector-sum v) (vector-sum-aux v (vector-length v))) Grundlagen der Informatik I: T7 67 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Verarbeitung von Vektoren Zunächst entwerfen wir eine Schablone für diese Funktion. Die Implementierung von vector-sum-for-3 legt nahe, dass i die Veränderliche in der Schablone ist. ;; vector-sum-aux: (vectorof number) N -> number ;; to sum up the numbers in v with index in [0, i) (define (vector-sum-aux v i) (cond [(zero? i) ...] [else ... (vector-sum-aux v (pred i)) ...])) Die Schablone legt nahe, dass i die Anzahl der Elemente von v bezeichnet, die vector-sum-aux berücksichtigen muss. Grundlagen der Informatik I: T7 68 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Verarbeitung von Vektoren 1. Falls i gleich 0 ist, so müssen keine weiteren Elemente berücksichtigt werden => Das Ergebnis ist 0. 2. Andernfalls – Berechne die Summe der Zahlen in v mit Index kleiner als i-1: (vector-sum-aux v (pred i)) – Nimm den Wert des Vektorfelds mit dem Index i-1: (vector-ref v (pred i)) à Das Ergebnis ist ihre Summe: (+ (vector-ref v (pred i)) (vector-sum-aux v (pred i)) Grundlagen der Informatik I: T7 69 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Verarbeitung von Vektoren ;; vector-sum: (vectorof number) -> number ;; to compute the sum of the numbers in v (define (vector-sum v) (vector-sum-aux v (vector-length v))) ;; vector-sum-aux: (vectorof number) N -> number ;; to sum the numbers in v with index in [0, i) (define (vector-sum-aux v i) (cond [(zero? i) 0] [else (+ (vector-ref v (pred i)) (vector-sum-aux v (pred i)))])) vector-sum-aux extrahiert die Zahlen von rechts nach links aus dem Vektor, wobei i in Richtung 0 schrumpft Grundlagen der Informatik I: T7 70 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Verarbeitung von Vektoren Die Summe kann auch von links nach rechts berechnet werden: ;; lr-vector-sum: (vectorof number) ;; to sum up the numbers in v (define (lr-vector-sum v) (vector-sum-aux v 0)) -> number ;; vector-sum-aux: (vectorof number) N -> number ;; to sum up the numbers in v with index in ;; [i, (vector-length v)) (define (vector-sum-aux v i) (cond [(= i (vector-length v)) 0] [else (+ (vector-ref v i) (vector-sum-aux v (succ i)))])) Grundlagen der Informatik I: T7 71 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Vektoren erstellen • In den nächsten Folien werden wir kurz betrachten, wie man Vektoren erstellt…. • Zur Illustration entwickeln wir eine Funktion, welche die Elemente eines angegebenen Vektors mit einer bestimmten Geschwindigkeit verschiebt Grundlagen der Informatik I: T7 72 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Vektoren erstellen Die Geschwindigkeit eines Objekts kann durch einen Vektor repräsentiert werden: – (vector 1 2) – die Geschwindigkeit eines Objekts in der Ebene, das sich je Zeiteinheit um 1 Einheit nach rechts und 2 nach unten bewegt. – (vector -1 2 1) – Geschwindigkeit im Raum; -1 Einheiten in xRichtung, 2 Einheiten in y-Richtung, und 1 Einheit in z-Richtung. Entwickeln wir nun eine Funktion zur Berechnung der Verschiebung (displacement) eines Objekts mit der Geschwindigkeit v in t Zeiteinheiten: ;; displacement: (vectorof number) number -> (vectorof number) ;; to compute the displacement of v and t (define (displacement v t) ...) Grundlagen der Informatik I: T7 73 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Vektoren erstellen • Ein paar Beispiele (check-expect (displacement (vector 1 2) 3) (vector 3 6)) (check-expect (displacement (vector -1 2 1) 6) (vector -6 12 6)) (check-expect (displacement (vector -1 -2) 2) (vector -2 -4)) Um das Ergebnis zu berechnen, multiplizieren wir jede Komponente des Geschwindigkeitsvektors mit der Zeit t Grundlagen der Informatik I: T7 74 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Vektoren erstellen Wir konstruieren einen Vektor mit der gleichen Länge wie v: (build-vector (vector-length v) ...) Wir müssen ... mit einer Funktion ersetzen, die die 0te, 1te, … Komponente des neuen Vektors berechnet: ;; new-item : n -> number (define (new-item index) ...) Dann multiplizieren wir (vector-ref v i) mit t – fertig! ;; (vectorof number) number -> (vectorof number) ;; to compute the displacement of v and t (define (displacement v t) (local ((define (new-item i) (* (vector-ref v i) t))) (build-vector (vector-length v) new-item))) Grundlagen der Informatik I: T7 75 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Vektoren erstellen Da die lokale Funktion new-item nicht rekursiv ist, können wir sie mit einem lambda-Ausdruck ersetzen ;; (vectorof number) number -> (vectorof number) ;; to compute the displacement of v and t (define (displacement v t) (build-vector (vector-length v) (lambda (i) (* (vector-ref v i) t)))) In der Mathematik nennen wir dies ein Skalarprodukt Diese und viele andere mathematische Operationen mit Vektoren sind direkt in Racket ausdrückbar. Grundlagen der Informatik I: T7 76