Grüner Leguan - tierparkfreunde.de

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LÖHLEINS TIERLEBEN
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Iguana iguana
Verbreitung: südliches Mittelamerika und tropisches Südamerika, sowie zahlreiche karibische Inseln Lebensraum:
bevorzugt bewaldetes Tiefland, meist in der Nähe von Flüssen, Bächen und Seen, aber auch in der Randvegetation
von Obstplantagen. Nahrung: nahezu ausschließlich pflanzlich. Vor allem Blätter und Blüten, aber auch Früchte
(Plantagen!) Besonderheiten: gute Kletterer, hochentwickeltes sehr komplexes Sozialverhalten, bei dem insbesondere chemische und visuelle Signale von Bedeutung sind. Gut entwickeltes „3. Auge“ (Parietalauge) auf der Kopfoberseite, mit dem Farben und Hell-/Dunkelunterschiede erkannt werden können. Alter: über 20 Jahre Lebensweise: tagaktiver, sehr ortstreuer Baumbewohner, zur Paarungszeit sehr territorial. Feinde: erwachsene Leguane:
Krokodile, große Schlangen, Jaguar, Tayra-Marder, Groß-Grison; junge Leguane und Gelege: zahlreiche Feinde unter
den Reptilien, Fischen, Vögeln, Säugetieren. Gefährdung: Lebensraumzerstörung, Bejagung, Straßenverkehr. Bestand: insgesamt häufig, jedoch regional vom Aussterben bedroht, bzw. schon ausgelöscht. Hellabrunner Grüne
Leguane: hinter den Kulissen des Tierparks 2 Jungtiere aus eigener Nachzucht und ihre etwa zehnjährigen Eltern,
im Riesenschildkrötenhaus ein weiteres adultes Paar. Die Tiere tragen keine Namen. Fütterung: Die Leguane im
Schildkrötenhaus bedienen sich bei der Riesenschildkrötenfütterung am Vormittag
GrünerLeguan
14 L Ö H L E I N S T I E R L E B E N
Warum berichten wir eigentlich ausgerechnet jetzt über die Grünen Leguane,
obwohl doch gerade das Hellabrunner Terrarium wegen der Umbauarbeiten
von Orang-Anlage und Tier-, Natur- und Artenschutzzentrum geschlossen
wurde? Kein Problem, denn Grüne Leguane sind auch im Riesenschildkrötenhaus zu sehen.
Allerdings muss der Besucher schon genau hinsehen und auch ein bisschen Glück haben. Denn
Grüne Leguane sind trotz ihrer stattlichen Größe
von über einem Meter Länge nur schwer im Dickicht der tropischen Bepflanzung des Schildkrötenhauses zu entdecken. Als gut kletternde
Baumbewohner halten sie sich meist hoch oben
in den Baumkronen auf. In der Natur sind erwachsene Leguane oft in Höhen von 30-40 m
über dem Boden anzutreffen. Bevorzugt liegen
sie auf Ästen, die über dem Wasser hängen, in
das sie bei Gefahr springen, um schwimmend
oder tauchend zu fliehen. Lediglich junge Leguane sind eher in geringer Höhe und in Büschen
anzutreffen.
Im Hellabrunner Schildkrötenhaus leben die Leguane frei und haben deshalb viel bessere Kletter- und Versteckmöglichkeiten als in einem
Terrarium, in dem der Platz zum Klettern begrenzt ist und Pflanzen die Beanspruchung durch
die Reptilien meist nicht überleben. Und so
kommt es, dass man im Hellabrunner Schildkrötenhaus Grüne Leguane oft nur dann sieht,
wenn Sie zur Futteraufnahme auf den Boden
kommen. Das wird jedes Mal durch aufgeregtes
Geschnatter von den Witwenpfeifgänsen gemeldet, die in den Wintermonaten auch im Schildkrötenhaus leben. Grüne Leguane sind Vegetarier, die sich insbesondere von Blättern ernähren. Das trifft sich gut, denn so lässt sich
prima bei den Riesenschildkröten Futter stibitzen,
die täglich frische Kräuter und Blattgemüse
erhalten.
Obwohl Leguane dem Menschen gegenüber recht
zahm werden können (Männchen können allerdings auch aggressiv werden), sind die im Schildkrötenhaus gehaltenen Tiere aufgrund der
Haltung fast wie in der Natur eher scheu und
meiden die Nähe der Tierpfleger. Den Besuchern
gegenüber zeigt das Männchen aber insbesondere bei warmen Temperaturen wenig Scheu.
Anders die Leguane hinter den Kulissen des Tierparks. Hier ist vor allem das Weibchen des Hellabrunner Zuchtpaares den Tierpflegern gegenüber
recht zutraulich.
Alle erwachsenen in Hellabrunn gepflegten Grünen Leguane stammen von Privathaltern. Denn
trotz seiner beträchtlichen Größe gehört der Grüne Leguan zu den am häufigsten in Privathand
gepflegten Reptilien. Und das, obwohl er hohe
Ansprüche an Fütterung und Haltungsbedingungen stellt. Und natürlich ein großes Terrarium
braucht. Doch häufig werden die Leguane als
Jungtiere von wenigen Zentimetern Länge gekauft. Innerhalb von ein oder zwei Jahren werden
aus den „süßen Kleinen“ dann mehrere Kilogramm schwere und über einen Meter lange
Echsen, für die oft der Platz fehlt. Oder die Zeit.
Denn unter einer halben bis einer Stunde für
Betreuung, Kontrolle, Fütterung und Reinigung
kommt man nicht aus. Und das täglich, auch
während der Urlaubszeit.
Die Folge: Immer wieder werden Leguane und
andere Exoten aus Privathand dem Tierpark angeboten. Doch nur die allerwenigsten finden hier
ein Zuhause. Denn es ist für Hellabrunn unmöglich, die Vielzahl der Schlangen, Schildkröten,
Leguane, Papageien und sonstigen „Exoten“
anzunehmen, die dem Tierpark angeboten werden. Die Lösung kann also nur heißen: Wer sich
ein Tier anschaffen will, muss sich unbedingt
vorher genau informieren. Dazu gehört es auch,
Informationen über Herkunft der Tiere, Haltungsansprüche, Haltungskosten, gesetzliche Regelungen und Lebenserwartung der Tiere einzuholen.
Außerdem gilt: Wildtiere wie z.B. Grüne Leguane
gehören in die Hände von Fachleuten und sind
für Laien ungeeignet!
ZOOLOGISCHES
Grüne Leguane zählen zur Unterfamilie der Großleguane. Sie sind Vegetarier, deren Verdauungstrakt spezielle Anpassungen an die pflanzliche
Ernährung aufweist. Die in Hellabrunn lebenden
Leguane gehören zur Unterart Südamerikanischer
Grüner Leguan (Iguana iguana iguana). Daneben
gibt es noch den Mittelamerikanischen Grünen
Leguan und als eigene Art den Karibischen
Grünen Leguan. Der größte je bekannte Grüne
Leguan hatte eine Gesamtlänge von 2,30m.
Normalerweise erreichen die Weibchen jedoch
nicht mehr als 1,10m, die Männchen nicht mehr
als 1,40m.
Der Südamerikanische Grüne Leguan lebt in Costa
Rica, Panama und im tropischen Südamerika. Dort
bewohnt er Waldgebiete in Gewässernähe. Den
größten Teil des Tages verbringt er ruhend im Geäst. Der Grüne Leguan ist ortstreu und bildet
überlappende Reviere von etwa 0,25ha (Weibchen) bis 0,8ha (Männchen).
Die Kommunikation untereinander erfolgt insbesondere über Duftstoffe aus Oberschenkeldrüsen
und einer komplexen Körpersprache, bei der
unter anderem Formen des Kopfnickens unterschieden werden.
Leguanweibchen legen 8 bis 70 Eier in die Erde,
wo sich in etwa 3 Monaten die Jungtiere bis zur
Schlupfreife entwickeln. Die geschlüpften Jungleguane sind etwa 7cm lang und brauchen 4 bis 7
Tage, um sich aus der Nesthöhle auszugraben.
Nach dem Ausgraben suchen die Jungtiere
sofort neue Lebensräume und bleiben mehrere
Wochen in Gruppen von bis zu 12 Tieren zusammen. Weniger als 5% der Jungtiere erreichen
das erste Lebensjahr. Das Höchstalter liegt
bei über 20 Jahren.
Dr. Wolfgang Löhlein
REZEPT
IGUANA-SALAT
Heute stellen wir Ihnen ein Bio-Rezept vor. Denn
Grüne Leguane stehen auf Blätter und Blüten, die
unbelastet von Pestiziden sind. Also bereiten wir einen
gemischten Blattsalat aus biologischem Anbau zu.
Dazu braucht man zunächst eine kräuterreiche Wildblumenwiese, auf der keine Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden, wie sie z.B. im Bereich des Hellabrunner
Wirtschaftshofes wächst. Von so einer Wiese werden
schmackhafte (natürlich dem Geschmack der Leguane
folgend) Kräuter und Blüten geerntet wie z.B. Löwenzahn, Klee, Gänseblümchen, Spitzwegerich, Vogelmiere,
Taubnessel oder Milchdistel. Die Kräuter werden grob
gezupft, mit ein wenig gehobelter Karotte gemischt und
erntefrisch serviert. Als Nachspeise kann Obst gereicht
werden, jedoch nur in kleinen Mengen.
Guten Appetit!
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