Russische Landschildkröten - T

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Testudo horsfieldii, Ernährung
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Russische Landschildkröten
Ernährung
Inhalt:
Allgemeines
Futter für den Sommer
Futtervorschläge für die kalte Jahreszeit
Obstfütterung
Ballaststoffe
Kalzium
Rachitis
Wasser
Was auf alle Fälle tabu sein muss
In ihrem natürlichen Biotop ernährt sich eine Russische Landschildkröte im Frühjahr und Frühsommer
von den verschiedensten Gräsern, Kräutern und anderen Wildpflanzen, z. b. auch sukkulenten
(wasserspeichernden) Pflanzen. Diese Pflanzen wachsen durch die relativ kargen Böden und die
Trockenheit dort recht langsam. Das bedeutet aber gleichzeitig, daß diese Pflanzen Zeit haben,
reichlich Fasern zu bilden und Mineralien und Spurenelemente aufzunehmen. Daher sind diese Pflanzen
viel reicher an Faserstoffen, Mineralien und Spurenelementen, als unsere heimischen Pflanzen.
Dagegen ist ihr Kaloriengehalt viel geringer. Im Sommer finden die Tiere wegen der Hitze überwiegend
trockene Futterpflanzen. Es hat sich herausgestellt, dass eine ballaststoffarme und zu üppige
Ernährung für die Steppenschildkröte auf Dauer gesundheitsschädlich ist. Um die Ernährung für
unsere Tiere möglichst gut an ihre natürlichen, "einprogrammierten" Gegebenheiten anzupassen,
bedeutet dies für unsere Pfleglinge, daß wir bemüht sein müssen, möglichst feste Futterpflanzen
auszusuchen, deren Gehalt an Ballaststoffen möglichst hoch ist. Je zarter das Futter ist, desto
schlechter werden die enthaltenen Nährstoffe verwertet, weil der Darm das Futter zu schnell
"durchschleusen" kann. Die Tiere haben dann oft auch einen sehr weichen Kot. Nebenbei verursacht ein
geringer Fasergehalt im Futter oft eine stärkere Parasitenbelastung des Darms, weil der "Putzeffekt"
durch die härteren Pflanzenfasern verloren geht. Ausserdem werden die Hornschneiden des Kiefers
nicht genügend abgenützt, der Schnabel wird zu lang und behindert die Tiere dann beim Fressen. Die
Tiere nehmen dann auch zu viel Kalorien auf. Je feiner und zarter das Futter also ist, desto
ungeeigneter ist es für unsere Schildkröten. Es ist also kein sehr guter Gedanke, die Schildkröte mit
zartem Futter verwöhnen zu wollen. Dies nützt später allenfalls dem behandelnden Tierarzt, der die
entsprechend hohe Rechnung kassiert.
Bei der Fütterung von Steppenschildkröten ist auch ganz wichtig, den unterschiedlichen
Jahresrythmus zu beachten. Im Frühjahr kann das Futter gerne noch etwas gehaltvoller sein, damit
die Tiere sich gut von der langen Winterruhe erholen und ausserdem genügend Kraft für Paarung und
Eiablage sammeln können. Den Sommer zu, ab Ende Mai, sollte das Futter immer ballaststoffhaltiger
werden und der Heuanteil immer grösser. Erst im Herbst, wenn es auch im natürlichen Biotop der Tiere
wieder regnet und die Pflanzen neu austreiben, kann man wieder etwas gehaltvoller füttern. Dieser
Rythmus ist für die Gesunderhaltung der Tiere sehr wichtig. Wird eine Steppenschildkröte ganzjährig
zu reichlich gefüttert, neigt sie sehr schnell zur inneren Verfettung, was Leber-, Nieren- und
Herzprobleme nach sich zieht. Vor allem im Sommer sollte man auch immer wieder Fastentage einlegen,
sofern es die Schildkröten ohnehin nicht schon selbst machen. Bei meinen Tieren reduziert sich die
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Futteraufnahme ab Ende Juni zusehends. Während der ganz heissen Jahreszeit im Juli/August
fressen meine Tiere fast gar nichts mehr (auch wenn sie keine richtige Sommerruhe einlegen) und es
wäre völlig verkehrt, die Tiere mit "Leckerchen" zum Fressen bewegen zu wollen !
Was kann ich meiner "Russischen" Landschildkröte im Sommer am besten füttern ?
Vom Frühjahr weg (ab März nach der Winterruhe) sind freiwachsende Wiesenpflanzen am allerbesten
geeignet:
Hier einige Beispiele dafür:
Acker-Stiefmütterchen
Akelei
Acker-Hellerkraut
Fingerkraut
Feldthymian
Ferkelkraut
Ackerdistel
Bärlauch
Barbarakraut
Berufkraut
Brennessel
Bibernelle
Breitwegerich
Brombeerblätter
Erdbeerblätter
Esparsette
Ehrenpreis
Flockenblume
Frauenmantel
Gänsekresse
Gänseblümchen
Gänsedistel
Gilbweiderich
Günsel
Glockenblume
Habichtskraut
Himbeerblätter
Hirtentäschel
Hibiskus
Huflattich
Klee
(bedingt geeignet)
Kamille
Klatschmohn
Klettenlabkraut
Knoblauchsrauke
Lungenkraut
Löwenzahn
Leinkraut
Lichtnelke
Malve
Portulak
Sternmiere
Storchschnabel
Taubnessel, alle Sorten
Thymian
Veilchen
Vergissmeinnicht
Vogelmiere
Wegerich, alle Arten
Wegwarte
Wiesensalbei
wilde Karde
Wicke
Wilder Majoran
Zweizahn
Ziest
Je mehr Abwechslung, desto besser. Weitere Vorschläge und wunderschöne Bilder dazu finden Sie auf
dieser Seite:
www.horsfieldii.de.vu /à Futterpflanzen . Je gröber und fester das Futter ist, desto
geeigneter ist es; vor allem für die Steppenschildkröten. Meine "Russen" erhalten ausserdem auch
Lauch und ganze Karotten, wo sie richtig schön "beissen" müssen. Das hält den Schnabel schön kurz.
Sie fressen gerne auch Blätter von verschiedenen Laubbäumen: Linde, Birke, vor allem sehr gerne
Weide, Apfelbaum- und Birnbaumlaub und das Laub von Haselnussbüschen. Gutes Heu sollte immer zur
Verfügung stehen.
Den Sommer über bekommen sie die immer fester werdenden Wiesenpflanzen von meiner Magerwiese
(besonders stickstoffarmer Boden) und immer mehr Heu, das sie dann auch sehr gerne fressen.
Ab Spätherbst wird es dann schon schwieriger mit der richtigen Ernährung. In der kalten Jahreszeit,
wenn draussen nichts mehr oder noch nichts wächst und falls die Tiere dann noch nicht oder nicht
mehr eingewintert sind, sind wir auf
gezüchtete Pflanzen angewiesen, sprich auf Salate,
Küchenkräuter und Gemüse. Ich versuche jedoch so lange wie möglich Wiesenfutter zu sammeln, da es
gerade für die "Vierzehen" das am besten geeignete Futter ist.
Hier einige Vorschläge dafür, was in der kalten Jahreszeit gefüttert werden kann:
Endiviensalat, Romanasalat (Römersalat, Latuga), Eissalat, Feldsalat, Radicchiosalat, Friseesalat,
Ruccola, Thymian, Basilicum, andere Küchenkräuter. Meine Tiere fressen auch gerne Zucchini, Lauch
und vor allem auch Karotten (in Scheibchen geschnitten oder ganz). Sehr selten bekommen sie auch mal
ein Blättchen Kohl (sollte nicht zu oft sein !). Manche Wochenmärkte oder gutsortierte Gemüseläden
bieten auch im Winter den italienischen Riesenlöwenzahn an, der sehr gerne gefressen wird und sehr
gesund ist. Bitte diese Dinge nicht im Sommer anbieten. Bitte keinen Kopfsalat oder Zuchtformen
davon ("Lollo") füttern wegen der leider immer wieder enthaltenen Spritzmittelreste.
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Obst sollte nur äusserst selten gefüttert werden. Es verändert durch seinen Zuckergehalt den PHWert des Darms und damit die Darmflora. Durchfall, eine schlechtere Futterverwertung und eine
höhere Parasitenbelastung des Darms ist die Folge. Die Tiere werden auch viel zu dick davon. Auch
wenn die Tiere Obst noch so gerne fressen würden, geben Sie ihnen bitte am besten keines ! Der
Obstanteil in der Nahrung sollte möglichst nicht mehr als 5% betragen.
Wegen des hohen Zuckergehaltes laufen roter und gelber Paprika und Tomate unter Obst !
Prinzipiell gilt auch hier: je mehr Abwechslung, desto gesünder! Holen Sie sich einige Anregungen auf
der folgenden Seite: Vitamin-Mineralstoff-Tabelle. Wichtig ist dabei, auf ein gutes Kalzium-PhosphorVerhältnis zu achten. Der Kalziumanteil sollte möglichst überwiegen.
Um aber wieder auf den Fasergehalt der Nahrung zurück zu kommen: den müssen wir, vor allem bei
Salatfütterung, auf irgend eine Weise ergänzen ! Das ist für die "Russische" Landschildkröte enorm
wichtig ! Hier bietet sich am besten Heu an. Unter Heu verstehe ich hier aber kein Heu für Hasen und
Meerschweinchen, sondern schönes, blättriges Heu aus Wiesenkräutern und Gräsern, das ruhig
trotzdem fest sein darf. In dieser Art gibt es dies leider kaum zu kaufen, also produziere ich mein
Heu im Sommer selbst. Ich schneide alles an festen Wiesenpflanzen, die den Sommer über gefüttert
werden, und lege sie an heissen Tagen auf meine Terrasse zum Trocknen aus. In einen großen
Stoffsack gefüllt (keinen Plastiksack nehmen wegen Schimmelgefahr !) und trocken gelagert hält dies
den ganzen Winter über bis zum nächsten Sommer. Meine Tiere fressen dieses Heu sehr gerne und ihr
Kot ist immer schön fest. Gerade für Russische Landschildkröten bietet sich auch das Futter der
Firma Agrobs an. Dieses heuähnliche Futter besteht aus getrockneten, kleingehäckselten
Wiesenpflanzen und Gräsern und hat einen besonders hohen Rohfasergehalt.
Noch ein Wort zu Kalzium: Schildkröten haben einen realtiv hohen Kalziumbedarf. In ihren
Ursprungsländern ist das Kalzium in den Futterpflanzen genügend enthalten, bei uns müssen wir das
Kalzium zufüttern. Meine Tiere bekommen deshalb ständig die Schalen von Hühnereiern (vom
Frühstücksei einfach aufheben) oder Sepiaschale. Für kleine Tiere bitte die Hühnereierschalen sehr
gut zerkleinern wegen evtl. Verletzungsgefahr durch die scharfen Kanten; besser für die Kleinen ist
hier zerkleinerte Sepiaschale.
Sepiaschale ist der Rückenschulp einer Tintenfischart aus dem Mittelmeer (gibts im Zooladen, meist
für Vögel, zu kaufen). Sie entält über 33% Kalzium und ist deshalb ideal für unsere Schildkröten.
Damit ich das Kalzium nicht überdosiere, biete ich beide Dinge einfach zerkleinert lose im Terrarium
an. Die Hühnereierschalen werden gut kleingedrückt einfach ausgestreut (bitte aber nicht für ganz
kleine Landschildkröten wegen evtl. Verletzungsgefahr), die Sepiaschale lässt sich mit dem Messer gut
in kleine, mundgerechte Würfelchen schneiden und wird ebenfalls einfach ins Terrarium gestreut.
Größere Tiere beissen auch ganz gerne von der ganzen Schale ab. Die Tiere wissen im Allgemeinen
recht gut, wann sie Kalzium benötigen und fressen es phasenweise ganz von alleine. Man muss nur
darauf achten, daß der Nachschub gesichert ist. Dann kann eigentlich nichts schief gehen.
Wird kein Kalzium angeboten, bekommen die Tiere über kurz oder lang Rachitis, das heisst sie
bekommen Panzererweichung (als erstes fühlt sich der Bauchpanzer an, wie Gummi, später dann der
ganze Panzer; die Arm- und Beinknochen verbiegen), die vom Tierarzt mühsehlig behandelt werden
muss und manchmal bleiben trotzdem Folgeschäden, wie z. b. ein deformierter Panzer oder
deformierte Kieferknochen.
Um das Kalzium aber auch aufnehmen zu können, benötigen die Tiere unbedingt eine lichtintensive
Beleuchtung und UV-Strahlen. Hierzu mehr unter dem Menüpunkt Beleuchtung.
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Was bei der Ernährung noch wichtig ist: Wasser!
Es sollte für die Steppenschildkröte
selbstverständlich sein, daß immer frisches Leitungswasser in einem kleinen Schälchen angeboten wird.
Das Wasserschälchen kann gerne auch so groß sein, daß die ganze Kröte darin Platz hat. Der Rand sollte
aber niedrig genug sein, daß auch kleine Tiere jederzeit wieder ohne Probleme herausklettern können.
Da die Tiere im Badewasser häufig Kot und Urin absetzen, muss man immer auf sehr sauberes Wasser
achten !
Die Russischen Landschildkröten trinken meist sehr wenig, wenn überhaupt. Daher sollten gerade noch
kleine Tiere (bis 10 cm Panzerlänge) regelmässig (ein- bis zweimal die Woche) für 10 Minuten in
lauwarmem Wasser (30°C) gebadet werden, damit sie trinken und über die Haut und die Kloake
Flüssigkeit aufnehmen können.
Ach ja ...... , was einer Steppenschildkröte unter keinenUmständen gefüttert werden darf: Bananen,
alle Getreideprodukte (Semmeln, Brot, Bisquit), alle Milchprodukte, alle Produkte aus Fleisch (auch kein
Hunde- oder Katzenfutter !), Pilze, alle Fertigfuttermittel für Schildkröten (auch wenn es auf der
Packung steht, oder der Zoohändler es empfiehlt !!!). Auch Schnecken im Gartengehege sollten so weit
als möglich verbannt werden ! Daher das Gehege immer gut nach Schnecken absuchen und die
Plagegeister absammeln oder z. B. mit den altbewährten Bierfallen einfangen (natürlich verbieten sich
Schneckenkorn und andere Giftstoffe gegen Schnecken von alleine).
Getreideprodukte verändern negativ die Darmflora durch übermässige Gärprozesse im Darm und haben
viel zu viele Kalorien. Milchprodukte, Pilze, Fleisch, Schnecken und die Fertigfuttermittel haben viel zu
viel Eiweiß, was die Nieren gnadenlos schädigt !!! ausserdem wachsen die Tiere mit zu viel Eiweiss viel
zu schnell und vor allem sehr unförmig.
23. Dezember 2009,
© E. K.
Quelle: www.t-hermanni.de/horsfiel/index.php
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© Eva Knon / Eva’s Tierparadies
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