78 BORRETSCH

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Borretsch
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SYM: Der Borretsch verdankt seine
Eignung als Symbolpflanze in erster
Linie seiner Verwendung als Arznei
und der himmelblauen Farbe seiner
Blüten. Sie erinnert nicht nur an das
Firmament, sondern auch an die Farbe des Marienmantels, unter den sich
die Gläubigen zu flüchten wünschten,
wenn ihnen große Gefahr bevorstand,
wie etwa seit der Mitte des 14. Jahrhunderts bei den schrecklichen immer
wiederkehrenden Heimsuchungen des
Schwarzen Todes, der Pest. In solcher
Bedrängnis, wenn große Traurigkeit,
lähmende Melancholie und furchtbare Angst vorherrschten, griff man
gerne zu aus Borretsch bereiteten Arzneien, was der Pflanze volkstümliche
Namen, wie „Herzfreude“ oder „Wohlgemut“ einbrachte. Die wahre
Herzfreude aber findet der Gläubige bei Christus, dem wir auch das
Geschenk des Wohlgemutseins verdanken. Vielleicht hat schon mancher in seinem Garten die sternförmigen Blüten des Borretsch näher
betrachtet und dabei festgestellt, daß sich in ihren Blüten- und Kelchblättern zweimal die Zahl fünf abzeichnet, die an die Kreuzeswunden
des Gottessohnes erinnert.
BOT: Der Borretsch, Borago officinalis L., wegen seines aromatischen
Geschmackes auch Gurkenkraut genannt, gehört zur Familie der
Rauhblattgewächse und ist im Mittelmeergebiet einheimisch, von wo
er sich im ausgehenden Mittelalter über ganz Europa verbreitete. Als
Bienenweide fand die schöne Pflanze bald Eingang in die Bauerngärten.
Das Kraut ist, mit Ausnahme der Blütenblätter, borstig behaart.
MED: Die psychisch stabilisierende Rolle, die man dem Borretsch in
der alten Medizin zuschrieb, wurde oben bereits erwähnt. Daneben
setzte man ihn mit Vorliebe als schweißtreibendes Mittel ein, sowie bei
Schwindsucht, Gelbsucht, Fieber und zur Blutreinigung. Heute wird
Borretsch nur noch in der Volksmedizin verwendet und das Samenöl
versuchsweise bei Neurodermitis.
„Gart der Gesundheit“, Mainz 1485
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