Selbstgeführte Stromrichter

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5.
Selbstgeführte Stromrichter
Selbstgeführte Stromrichter benötigen keine fremde Wechselspannungsquelle zur Kommutierung.
Die Kommutierungsspannung wird von einem zum Stromrichter gehörenden Löschkondensator
zur Verfügung gestellt oder heute meistens durch ein ausschaltbares Stromrichterventil gebildet.
Selbstgeführte Stromrichter werden für alle Arten der Umwandlung elektrischer Energie sowie
für Energiefluss in einer oder in beiden Richtungen ausgeführt.
5.1
Gleichstromsteller
Ein Halbleiterschalter für Gleichstromkreise lässt sich nicht nur zum Ein- und Ausschalten zu
beliebigen Schaltzeitpunkten einsetzen. Wenn man ihn periodisch im Takt einer bestimmten
Schaltfrequenz einschaltet und ausschaltet, so lässt sich auf diese Weise die Leistungsaufnahme
einer Last aus einer Gleichspannungsquelle (Batterie) steuern bzw. "stellen". Einen solchen
Stromrichter nennt man Gleichstromsteller.
Beim Gleichstromsteller werden abschaltbare Stromrichterventile verwendet; je nach Größe der
zu steuernden Leistung sind dieses MOS-Feldeffekttransistoren, IGBT's oder GTO's. Die
Grundschaltung des Gleichstromstellers ist der Tiefsetzsteller mit passiver Last. Die folgenden
Gleichungen gelten für idealen Schalter und ideale Diode.
Imax
iD
ia
iN
S
Imin
iN
IAV
ia
iD
U0
R
ua
D
uL L
TE
TA
t
TS
U0
ua
uL
Tiefsetzsteller mit passiver Last
uL
UAV
und Zeitverläufe
SSAUS EIN
Für periodischen Betrieb gilt im Bereich 0 t
i a (t)
U0
R
e-TA
1- e
-1
e- t
-TS
i a (t)
-
t
TE:
1
(5.1)
Für periodischen Betrieb gilt im Bereich TE t
U 0 1 - e-TE
R 1 - e -TS
SSAUS EIN
TS:
t - TE
e
(5.2)
Aus den Gln. (5.1 u. 5.2) lassen sich die arithmetischen Mittelwerte der Spannung ua und des
Stromes ia berechnen.
TE
TE U 0
(5.3)
U AV
U0
IAV
TS
TS R
G. Schenke, 9.2014
Leistungselektronik
FB Technik, Abt. E+I
63
Von weiterer Bedeutung ist die Schwankungsbreite des Stromes ia:
I
I max - I min
U 0 1 - e -TA
R 1 - e -TS
1 - e-TE
(5.4)
Auf das Zeitverhalten des Stromes ia nimmt das Verhältnis der Periodendauer TS zur
Zeitkonstanten der Last Einfluss. Je kleiner das Verhältnis TS ist, desto genauer lassen sich die
e-Funktionen durch gerade Strecken ersetzen.
Steuerverfahren
Das Verhältnis TE/TS kann als Steuergröße verwendet werden. Unterschieden wird zwischen der
Pulsbreitensteuerung, bei der TS konstant ist und TE verändert wird, und der Pulsfrequenzsteuerung, bei der TE oder TA konstant ist und TS verändert wird.
Bei beiden Steuerverfahren werden die Umschaltzeitpunkte des Gleichstromstellers vorgegeben
und die Betriebsgrößen, wie die Schwankungsbreite des Stromes ia stellen sich ein.
Gleichstromsteller können auch dadurch gesteuert werden, dass der Strom ia gemessen wird und
daraus die Umschaltzeitpunkte abgeleitet werden. Es liegt eine Zweipunktregelung des Stromes
vor, wenn der Gleichstromsteller geöffnet wird sobald ia den Wert Imax und er geschlossen wird,
wenn ia den Wert Imin erreicht. Mit diesem Steuerverfahren wird die Stromschwankungsbreite I
vorgegeben.
Bei der Pulsbreitensteuerung ändert sich die Stromschwankungsbreite I mit der Aussteuerung;
bei einer mittleren Aussteuerung erreicht sie ihren größten Wert.
Bei TE/TS = 0,5 beträgt die maximale Stromschwankungsbreite Imax:
U 0 1 - e- TS 2
R 1 e - TS 2
I max
(5.5)
Bei der Pulsfrequenzsteuerung wird mit steigender Aussteuerung die Stromschwankungsbreite I
kleiner.
Bei der Zweipunktregelung des Laststromes tritt die kleinste Periodendauer TSmin beim
arithmetischen Mittelwert IAV = 0,5 · U0/R auf. Sie beträgt:
U
I R
TSmin
2 ln 0
(5.6)
U0 - I R
Bei der Zweipunktregelung des Stromes ist der Aussteuerbereich begrenzt, da Imax den Wert U0/R
nicht überschreiten und Imin den Wert Null nicht unterschreiten kann.
Bei vielen praktischen Anwendungen kann die Last als Gegenspannung mit einer idealen
Induktivität angenommen werden (Gleichstrommaschine). Man kann Schaltungen als Tiefsetzoder Hochsetzsteller mit Gegenspannung realisieren.
Für die weiteren Betrachtungen wird eine konstante
Spannung U0, ein idealer Schalter S und eine ideale Diode
vorausgesetzt.
S
iN
ia
iD
U0
uL L
ua
D
UAV
G. Schenke, 9.2014
Tiefsetzsteller mit Gegenspannung
Leistungselektronik
FB Technik, Abt. E+I
64
Imax
ia
Imin
ia
Imax
TE
TA
t
TS
TE
TA
t
TS
U0
U0
ua
ua
UAV
UAV
t
uL
t
uL
U0
t
U0
-UAV
t
SAUS
S- SEIN AUS
SEIN
SAUS
S- SEIN AUS
SEIN
nicht lückender Strom
lückender Strom
Zeitverläufe beim Tiefsetzsteller mit Gegenspannung
Bei nicht lückendem Strom gilt für den Tiefsetzsteller mit Gegenspannung im Bereich 0 t TE:
U 0 - U AV
i a (t) I min
(5.7)
t
L
Im Bereich TE t TS gilt:
U
i a (t) I max - AV t - TE
(5.8)
L
Für den arithmetischen Mittelwert des Stromes IAV gilt:
1
IAV
(5.9)
I max I min
2
Für die Stromschwankungsbreite I ergibt sich:
U 0 - U AV
I I max - I min
TE
(5.10)
L
Die Grenze für den nicht lückenden Strom wird erreicht, wenn Imin den Wert Null erreicht. Bei
lückendem Strom gelten die Gln. (5.7 - 5.10) nicht!
Soll aus einer konstanten Spannungsquelle U0 ein Verbraucher mit einer Spannung, für dessen
arithmetischen Mittelwert UAV > U0 gilt, eingespeist werden, dann wird der Hochsetzsteller mit
Gegenspannung verwendet. Es gilt:
TA
U0
(5.11)
U AV
TS
Im Intervall 0 < t TE wird die Induktivität aufgeladen und im Intervall TE < t TS wird sie entladen. Sie stellt die notwendigen Augenblickswerte der Spannung für die Stromführung zur
Verfügung.
G. Schenke, 9.2014
Leistungselektronik
FB Technik, Abt. E+I
65
Imax
ia
L
i0 uL
D
i0
Imin
iGS
uS UAV
U0 S
TE
TA
t
TS
UAV
uS
U0
t
Hochsetzsteller mit Gegenspannung
und Zeitverläufe
U0
uL
UAV
t
SAUS
S- SEIN AUS
SEIN
Mit Gleichstromstellern lassen sich auch Schaltungen zur Drehrichtungsumkehr und/oder
Energierichtungsumkehr realisieren. Dieses ist der Mehrquadrantenbetrieb mit dem Gleichstromsteller. Voraussetzung für die Nutzbremsung ist, dass die Einspeisung in der Lage ist, die
Energie auch aufzunehmen. Gleichstromsteller für Vierquadrantenbetrieb (Treiben und Bremsen
der Gleichstrommaschine in beiden Drehrichtungen) können als Brückenschaltungen aufgebaut
werden.
I1
S1
D3
LK1
S2
LK2
D2
Rechtslauf: Motorbetrieb (1. Quadrant)
S4 U2 und I2 weisen in eine Richtung.
Der Ausgangskreis ist Verbraucher.
D3
S2
D4
S3
D2
U1
I1
D1
D4
S3
U2
I2
L
I1
S1
LK1
LK2
U1
I1
D1
I2
_
+
U2
_
S2 und S3 werden gelöscht.
Die Spule erzeugt eine Induktionsspannung und schaltet D3 und D2
S4 durch. U2 polt sich um, der Ausgangskreis wirkt als Erzeuger.
+
L
Gleichstromsteller für Vierquadrantenbetrieb
G. Schenke, 9.2014
Leistungselektronik
FB Technik, Abt. E+I
66
I1
S1
LK1
D3
S2
S3
D2
LK2
U1
D1
I1
I2 _
+
U2
_
+
D4
Rechtslauf: Generatorbetrieb (2. Quadrant)
Die Generatorspannung und die SelbstS4
induktionsspannung addieren sich und
schalten D1 und D4 durch.
Der Ausgangskreis ist Erzeuger.
L
I1
S1
LK1
D3
S2
U1
D1
I1
S3
D2
U2
I2
LK2
D4
S1 und S4 werden durchgeschaltet.
S4 In der Drossel wird magnetische Energie
gespeichert.
Der Ausgangskreis wirkt als Verbraucher.
L
Gleichstromsteller für Vierquadrantenbetrieb
5.2
I-Umrichter
Kennzeichen des I-Umrichters (Stromzwischenkreis-Umrichter) ist ein netzgeführter Teilstromrichter, ein Gleichstromzwischenkreis und ein fremdgeführter Teilstromrichter mit eingeprägtem
Gleichstrom.
In der praktischen Ausführung bestehen I-Umrichter netzseitig aus einer vollgesteuerten B6Schaltung (B6) mit netzseitiger Drehstromdrossel (ND) als Kommutierungsinduktivität, die einen
einstellbaren Gleichstrom Id durch die Induktivität der Zwischenkreisdrossel (ZD) in den nachgeschalteten I-Stromrichter (WR, fremdgeführter Stromrichter mit eingeprägtem Gleichstrom) mit
Phasenfolgelöschung einprägt.
Der maschinenseitige Stromrichter arbeitet als selbstgeführter Wechselrichter. Die Technik der
Phasenfolgelöschung mit sechs Kondensatoren erlaubt ein Ein- und Ausschalten der Thyristoren,
so dass der Gleichstrom Id in 120°-Stromblöcken in jedem Wicklungsstrang fließt.
ZD
Id
WR
B6
i1
ND
L1
i2
L2
i3
M
3~
L3
Sechspulsiger I-Umrichter mit Phasenfolgelöschung
G. Schenke, 9.2014
Leistungselektronik
FB Technik, Abt. E+I
67
Die Maschine stellt je Phase eine Wechselspannungsquelle mit Induktivität und ohmschen Widerstand dar. Sie ist Bestandteil des Kommutierungskreises und muss mit dem Wechselrichter des
Umrichters abgestimmt sein. Die 6 Kommutierungskondensatoren müssen so dimensioniert sein,
dass keine unzulässigen Spannungserhöhungen entstehen.
Der vom I-Umrichter zyklisch aufgeschaltete Strom lässt in der angeschlossenen Maschine ein
sprungförmig umlaufendes Ständerfeld einstellbarer Frequenz entstehen. Ohne Mehraufwand im
Leistungsteil ist ein Vierquadrantenbetrieb möglich. Mit einer Spannungsumkehr im Zwischenkreis durch Wechselrichteransteuerung des netzseitigen B6-Stromrichters bei unveränderter
Stromrichtung kann eine Rückspeisung von Bremsenergie ins Netz erfolgen. Durch Änderung der
Ansteuerfolge beim maschinenseitigen Stromrichter erzielt man Drehrichtungsumkehr, was einen
Wechsel in der Drehrichtung bewirkt.
Für Drehstromantriebe mit I-Umrichtern können Normmotoren verwendet werden, wobei Zusatzverluste eine Leistungsminderung um 10 bis 15 % erfordern. Der typische Frequenzbereich liegt
bei 2 Hz bis 87 Hz. Bei niedrigen Frequenzen wird der Rundlauf der Asynchronmaschine durch
Zwischentaktung erreicht.
i1
Strangströme bei gepulstem i2
Betrieb des I-Stromrichters
i3
Durch die rasante Entwicklung bei den abschaltbaren Stromrichterventilen hat der I-Umrichter an
Bedeutung verloren. Bei neuen Stromrichteranlagen wird er nicht mehr eingesetzt.
5.3
Frequenzumrichter
Kennzeichen des Frequenzumrichters ist ein ungesteuerter, netzgeführter Teilstromrichter, ein
Zwischenkreis mit nahezu konstanter Gleichspannung und ein selbstgeführter Wechselrichter
(Pulswechselrichter).
Selbstgeführte Wechselrichter bestehen heute im unteren Leistungsbereich aus LeistungsMOSFET's, bei mittleren Leistungen aus IGBT's und bei
T1
T4
D1
D4
Ud
hohen Leistungen aus IGCT´s oder GTO's. Selbstge2
führte Wechselrichter für eine einphasige Last bestehen
Ud
T3
T2
D3
D2 aus 4 abschaltbaren Ventilen mit jeweils antiparalleler
Ud
schneller Diode.
2
1
U12
2
Last
Einphasiger Wechselrichter
G. Schenke, 9.2014
Je zwei diagonal angeordnete abschaltbare Stromrichterventile werden für die Grundfunktion gleichzeitig angesteuert. Diese wechseln sich periodisch mit den beiden
anderen abschaltbaren Stromrichterventilen entsprechend
der gewünschten Frequenz ab.
Leistungselektronik
FB Technik, Abt. E+I
68
Bei ohmscher Last führen nur die abschaltbaren Stromrichterventile den Strom. Tritt auf der
Lastseite Blindleistung auf, so sind auch die Dioden (Rücklaufzweige) periodisch an der
Stromführung beteiligt. Bei Umkehr der Energierichtung übernehmen die Dioden die Stromführung.
Soll die Wechselspannung unabhängig von der Gleichspannung Ud verändert werden, so kann
dies mit der Aussteuerung nach dem Schwenkverfahren oder nach dem Pulsverfahren erfolgen.
Bei der Aussteuerung nach dem Schwenkverfahren werden Wechselspannungen zweier
ungesteuerter Wechselrichter phasenversetzt addiert, wobei die Wechselspannung der beiden
Wechselrichter um den Winkel gegeneinander versetzt sind.
u10
0
u20
0
u12
T1
T1
T3
T4
T2
180°
T2
u10
0
u20
0
u12
Ud
0
t
0
T1
180°
T1
T3
T4
T4
T2
180°
Ud
t
Vollaussteuerung
Teilaussteuerung
Spannungsverstellung nach dem Schwenkverfahren
Durch die Verkürzung der Spannungsblöcke wird die Grundschwingungsamplitude der
Ausgangsspannung verringert, so dass sich die Oberschwingungen mehr hervorheben. Aus
diesem Grund kann dieses Verfahren der Spannungssteuerung nur in einem begrenzten Stellbereich eingesetzt werden.
Bei der Aussteuerung nach dem Pulsverfahren werden die Stromrichterzweige in jeder Periode
der Grundschwingung mehrfach gezündet und gelöscht. Durch das Pulsverfahren ergibt sich eine
Folge einzelner Stromfluss- und Sperrzeiten im Stromrichterzweig, deren Verhältnis den
Effektivwert der Ausgangsspannung bestimmt.
Je nach Schaltung sind entweder nur zwei Spannungszustände +Ud und -Ud möglich oder drei
Spannungszustände +Ud, 0 und -Ud. Pulsverfahren mit drei Spannungszuständen werden heute
fast ausschließlich eingesetzt, da sie den Vorteil haben, dass die Energie nicht unnötig zwischen
der angeschlossenen Maschine und dem Gleichspannungszwischenkreis pulsiert.
Meistens wird nicht mit konstantem Einschaltverhältnis = TE/(TE + TA), sondern die Dauer der
angelegten Spannungsblöcke dem Verlauf des sinusförmigen Sollwertes angepasst, so ergibt sich
eine gute Annäherung an die Grundschwingung. Die nach dem Pulsverfahren so erzeugte
Grundschwingung der Ausgangsspannung wird auch Unterschwingung genannt.
G. Schenke, 9.2014
Leistungselektronik
FB Technik, Abt. E+I
69
Beim Pulsverfahren treten an der Maschine außer der Grundschwingung nur Oberschwingungen
der gewählten Pulsfrequenz fp, deren Seitenbänder abhängig von der Grundschwingung und noch
höhere Harmonische auf. Der Maschinenstrom ist nahezu sinusförmig.
Te
Te
u
Ud
u
Ud
0
0
t
Ta
t
Ta
zwei Spannungszustände: +Ud und -Ud
drei Spannungszustände: +Ud, 0 und -Ud
Te
u
Ud
0
Ta
nach Sinusfunktion veränderliches
Einschaltverhältnis
u1
t
Spannungssteuerung nach dem
Pulsverfahren
Sinus-PWM-Modulation bei
hoher Frequenz
Sinus-PWM-Modulation bei
kleiner Frequenz
G. Schenke, 9.2014
Leistungselektronik
FB Technik, Abt. E+I
70
Je höher die Pulsfrequenz fp gewählt wird, um so besser gleicht sich der Laststrom i der
Grundschwingung an und die Oberschwingungsverluste in der Last (Asynchronmaschine) gehen
zurück.
Bei sinusbewerteter Pulsweitenmodulation muss die Spannungszeitfläche unter der sinusförmigen
Grundschwingung gleich der entsprechenden Zeitfläche der Ausgangsspannung des
Pulswechselrichters sein. Bei vorgegebener Pulsfrequenz fp kann die Einschaltdauer TE(t),
bezogen auf den Pulsmittenzeitpunkt t, aus nachfolgender Gleichung berechnet werden:
1
2 fp
t
TE (t) U d
(5.12)
û sin t dt
1
t2 fp
Für TE(t) gilt dann:
û
Ud f
TE (t) U d
sin(2
f t) sin
f
(5.13)
fp
Der Strom stellt sich bei ohmsch-induktiver Last nahezu sinusförmig ein. Im Bereich t0A
sei die Spannung an der Last u(t) = Ud. Für den Laststrom i gilt:
Ud
R
i(t)
U
i(t 0A ) - d
R
-
t < t0E
t - t 0A
e
(5.14)
Im Bereich t0E t < t1A ist die Spannung dann an der Last u(t) = 0. Für den Laststrom i gilt:
-
i(t)
t - t 0E
(5.15)
i(t 0E ) e
u12
Ud
Spannungsverlauf u12(t) an der Last mit
Schaltzeitpunkten
t0A
t0E
t1A
In der Praxis finden häufig Wechselrichter mit Drehstromausgang und ohmsch-induktiver Last
Anwendung.
D1
D2
D3
V1
V2
Ud
D4
D5
D6
V4
V5
V3
1
L1
R1
2
L2
R2
3
L3
R3
V6
Wechselrichter mit Drehstromausgang
G. Schenke, 9.2014
Leistungselektronik
FB Technik, Abt. E+I
71
0°
60°
120° 180° 240° 300° 360°
V1
V2
V3
V4
V5
V6
Zündzyklus der Ventile V1 - V6 beim
Wechselrichter mit Drehstromausgang ohne
Pulsung
t
t0
t1
i2
u12
i2
u12
D1
D5
V1, V5
V1, D2
D2
D4
V2, V4
V4, D5
Spannungsverlauf u12 und
Verlauf des Stromes i2
beim Wechselrichter mit
Drehstromausgang ohne
Pulsung
t
t0
t1
Im Allgemeinen speist beim Frequenzumrichter der netzseitige, ungesteuerte Stromrichter
(Dioden in B6-Schaltung und bei S < 2 kVA in B2-Schaltung) über eine Glättungsdrossel den
Zwischenkreiskondensator C mit nahezu konstanter Gleichspannung Ud ein. Wegen des
ungesteuerten Gleichrichters entsteht keine Steuerblindleistung und man arbeitet über den ganzen
Stellbereich mit einem guten Grundschwingungsverschiebungsfaktor cos 1 im speisenden Netz.
Zur Stützung des Zwischenkreises können Batterien herangezogen werden, die eine Überbrückung bei Netzausfällen ermöglichen. Der Zwischenkreis lässt sich außerdem als Gleichspannungs-Sammelschiene ausbilden, an die mehrere, voneinander unabhängige Pulswechselrichter
angeschlossen sein können.
Der maschinenseitige Pulswechselrichter schaltet Spannungsblöcke variabler Breite (Pulsbreitenmodulation) auf die Maschinenklemmen, so dass sich eine sinusförmige Grundschwingung der
gewünschten Frequenz bildet.
Beim Pulswechselrichter in Drehstrom-Brückenschaltung ist bei sinusförmigem Stromverlauf und
symmetrischer Last die Summe der aufgenommenen Phasenleistungen auf der Wechselstromseite
konstant.
In der Grundschaltung ist beim Frequenzumrichter nur Motorbetrieb möglich, wobei durch
Vertauschen der Phasenfolge bei der Ansteuerung der abschaltbaren Stromrichterventile des
Pulswechselrichters eine Drehrichtungsumkehr entsteht. Für den Bremsbetrieb wird meistens ein
ohmscher Widerstand über einen Widerstandsschalter (Chopper) im Zwischenkreis vorgesehen.
Mit hohem Zusatzaufwand ist auch Energierückspeisung ins Netz bei Bremsbetrieb möglich.
Hierzu sind zwei antiparallele netzgeführte Stromrichter erforderlich (ggf. mit Anpasstransformator).
G. Schenke, 9.2014
Leistungselektronik
FB Technik, Abt. E+I
72
Beim Frequenzumrichter wird die Zwischenkreisspannung durch den Pulswechselrichter mit
einer hohen Taktfrequenz – vorwiegend 8 kHz oder 16 kHz – auf die Maschine geschaltet, ein
nahezu sinusförmiger Maschinenstrom wird so angestrebt. Bei transistorisierten Umrichtern kann
die Pulsfrequenz bis zu 100 kHz betragen.
Ld
RB
3~
ASYM
Lk
C
L1
L2
L3
Gleichrichter
Zwischenkreis
Pulswechselrichter
Frequenzumrichter mit Widerstandsschalter und angeschlossener Asynchronmaschine
vertikal:
Ch1: Strangspannung u1: 100 V/DIV
Ch2: Strangstrom i1: 10 A/DIV
horizontal: Zeit t: 5 ms/DIV
Netzspannung u1 und -strom i1 des Frequenzumrichters
G. Schenke, 9.2014
Leistungselektronik
FB Technik, Abt. E+I
73
vertikal:
Ch1: Außenleiterspannung uU-V: 200 V/DIV
Ch2: Strangstrom iU: 10 A/DIV
horizontal: Zeit t: 5 ms/DIV
Maschinenspannung uU-V und -strom iU bei Leerlauf
vertikal:
Ch1: Außenleiterspannung uU-V: 200 V/DIV
Ch2: Strangstrom iU: 10 A/DIV
horizontal: Zeit t: 5 ms/DIV
Maschinenspannung uU-V und -strom iU bei Belastung
G. Schenke, 9.2014
Leistungselektronik
FB Technik, Abt. E+I
74
5.4
Schaltnetzteile
Spannungswandler dienen als Stromversorgungen für die unterschiedlichsten Geräte. Grundsätzlich unterscheidet man netzgespeiste Schaltregler und Gleichspannungswandler. Bei den
Gleichspannungswandlern werden Wandler mit elektrischem Speicher (C) als sogenannte
Ladungspumpe und mit magnetischem Speicher (L) als Sperr-, Fluss- oder Gegentaktflusswandler eingesetzt. Die Wandler mit magnetischem Speicher können als Abwärts-, Aufwärtsoder Inverswandler realisiert werden. Neben diesen „klassischen“ Schaltreglern gibt es noch die
Resonanzregler, auf die hier nicht näher eingegangen wird.
Die netzgespeisten Stromversorgungen werden in
Längsregler (alte Technik, hier nicht behandelt)
eingeteilt. Letztere werden sekundär oder primär
schwingungen werden in neuen Netzgeräten auch
eingesetzt.
Elektronische
Schaltungen mit Trafo + Gleichrichter +
und getaktete Wandler für 230-V-Netze
getaktet. Zur Reduzierung von NetzoberPFC-Schaltregler (Power-Factor-Corrector)
Spannungswandler
Trafo, Gleichrichter
Längsregler
Getaktete Wandler
fürs 230-V-Netz
DC/DCWandler
elektrischer
Speicher
PFC
primär
getaktet
sekundär
getaktet
Ladungspumpe
Sperrwandler
magnetischer
Speicher
Flusswandler
Gegentaktflusswandler
Übersicht über elektronische Spannungswandler
Ladungspumpe
Dieser Wandler wird auch „Switched-Capacitor Voltage Converter“ genannt. Als Energiespeicher
wird ein Kondensator verwendet. Auf diesen Kondensator Cp wird periodisch elektrische Ladung
„gepumpt“, d.h. er wird auf die Eingangsspannung Ue aufgeladen und anschließend wird er auf
die Ausgangsspannung Ua entladen.
Mit einer einstufigen Ladungspumpe kann die Eingangsspannung verdoppelt werden oder sie
kann invertiert werden. Der Aufbau kann grundsätzlich diskret erfolgen oder mit einem
entsprechenden IC. Die Schaltungen arbeiten üblicherweise bei f 16 kHz mit symmetrischem
Tastverhältnis. Die Schaltungen sind nur für kleine Ausgangsströme geeignet. Sie sind extrem
platzsparend und preiswert realisierbar.
Bei der Schaltung zur SpannungsS1
S3 S4
verdopplung sind die Schalter S2 und S3
Ue
C
e
in der ersten Halbperiode geschlossen.
Cp
S2
Ca Ua
Der Kondensator Cp wird auf Ue
aufgeladen. In der zweiten Halbperiode
Schaltung zur Spannungsverdopplung
werden S1 und S4 geschlossen und Cp
entlädt sich in den Ausgangskondensator Ca. Die Ausgangsspannung Ua ist damit um die
Kondensatorspannung höher als Ue. Bei niedrigem Ausgangsstrom ist Ua = 2·Ue.
G. Schenke, 9.2014
Leistungselektronik
FB Technik, Abt. E+I
75
Ue
S1
S4
Ce
S2
Cp
S3
Ca
Ua
Bei der Schaltung zur Erzeugung von
negativen Hilfsspannungen wird Cp mit
geschlossenen Schaltern S1 und S3 auf
Ue aufgeladen. Danach werden S2 und
S4 geschlossen und Cp entlädt sich in
den Ausgangskondensator Ca.
Schaltung zur Erzeugung einer negativen Spannung
Abwärtswandler
Der Abwärtswandler ist der einfachste Wandler von allen Schaltungen. Er wandelt die
Eingangsspannung in eine kleinere Ausgangsspannung um und hat damit die gleiche Funktion
wie Längsregler bei höherem Wirkungsgrad. Der Abwärtswandler kann einen Wirkungsgrad
von > 96 % erreichen. Bei Kosten optimierten Schaltungen beträgt < 80 %.
L
T
iT
Ue
iD
uS
Ce
iL
iC
Cu
Abwärtswandler
Ia
Ua
Ca
RV
D
optioneller Umschwingkondensator Cu zur Reduzierung
der Schaltverluste
Wie bei allen Wandlertypen muss man grundsätzlich zwischen dem Betrieb mit nicht
lückendem Spulenstrom und dem Betrieb mit lückendem Spulenstrom unterscheiden.
uS
Ue
Ua
0
uS
Ue
Ua
tein
iL
Ia
T
taus
iD
Ia
0
iL
ILmin
Ia
0
t
T
t
taus
ILmax
ILmax
iD
ILmin
Ia
0
t
ILmax
I
I
0
iT
Ia
ILmax
tein
I
I
0
0
t
tFluss
t
ILmax
iT
ILmin
Ia
0
t
ILmax
I
I
t
t
Betrieb mit nicht lückendem Spulenstrom
Betrieb mit lückendem Spulenstrom
Spannungs- und Stromverläufe beim Abwärtswandler
G. Schenke, 9.2014
Leistungselektronik
FB Technik, Abt. E+I
76
Für die weiteren Betrachtungen werden die Eingangsspannung Ue und die Ausgangsspannung
Ua als konstant vorausgesetzt und der Umschwingkondensator Cu wird nicht berücksichtigt.
Für den Abwärtswandler mit nicht lückendem Strom gilt für die Ausgangsspannung Ua:
t ein
t
(5.16)
Ua
Ue
U e ein
t ein t aus
T
Die Induktivität L kann über den Stromrippel I = ILmax – ILmin, das Induktionsgesetz und die
Definition der Induktivität berechnet werden. Der Stromrippel I ist für die Einschaltdauer t ein
und die Ausschaltdauer taus gleich groß. Der Ladevorgang der Spule und Gl. 5.16 ergeben die
Dimensionierungsvorschrift für die Induktivität L:
L
t
I
UL
Ue
t ein
I
Ua
Ue
Ua
Ua
I f
T Ua
I Ue
1-
Ua
Ue
(5.17)
Der Ausgangskondensator Ca ist so zu dimensionieren, dass die Ausgangsspannung als eine
Gleichspannung mit einem kleinen überlagerten Wechselanteil betrachtet werden kann. Durch
den Verbraucher fließt ein nahezu reiner Gleichstrom Ia, der dem Gleichanteil von iL
entspricht. Der Wechselanteil von iL entspricht dem Kondensatorstrom iC. Der Wechselanteil
der Gleichspannung hat den Spitze-Spitze-Wert uaSS. Für den Kondensatorstrom gilt:
I
t ein
I
I
t aus
iC
t für 0 t
und i C
t für 0 t
(5.18)
t ein
2
2 t aus
2
Damit kann der Spitze-Spitze-Wert uaSS berechnet werden:
u aSS
1
Ca
t ein 2
0
I
t ein
t dt
1
Ca
t aus 2
I
2
0
I
t aus
t
dt
I T
8 Ca
(5.19)
Unterschreitet der Mittelwert des Ausgangsstromes den Wert I/2, dann liegt lückender
Spulenstrom iL vor und Gl. 5.16 bis 5.19 gelten nicht mehr. Für den lückenden Betrieb des
Abwärtswandlers gelten folgende Zusammenhänge:
I
I
Ue Ua
L
und
Ua
L
(5.20)
t ein
t Fluss
Aufwärtswandler
Beim Aufwärtswandler wird die Eingangsspannung in eine größere Ausgangsspannung
umgewandelt. Dazu wird die Induktivität L während der Einschaltzeit t ein bei leitendem
Transistor T an die Eingangsspannung Ue geschaltet, wodurch iL ansteigt. In der Sperrphase
taus des Transistors T fließt der Strom über die Diode auf die Ausgangsseite. Da die Energieübertragung in der Sperrphase des Transistors erfolgt, heißt dieser Wandler Sperrwandler.
Für den Aufwärtswandler mit nicht lückendem Strom gilt für die Ausgangsspannung Ua:
t
t
T
Ua
Ue ein aus
(5.21)
Ue
t aus
t aus
D
L
Ie
Ue
iL
Ce
G. Schenke, 9.2014
iD
iT
uS
T
Ia
Ca
Ua
Leistungselektronik
RV
Aufwärtswandler
FB Technik, Abt. E+I
77
uS
Ua
uS
Ua
Ue
0
Ue
0
taus
T
t
tein
iL
Ie
iL
ILmin
Ie
0
t
iD
Ie
I
Ia
0
ILmax
iD
ILmin
Ie
0
t
iT
Ie
I
0
tein
T
t
taus
ILmax
I
I
0
ILmax
tFluss
ILmax
iT
ILmin
Ie
0
t
ILmax
Ia
t
ILmax
I
t
t
Betrieb mit nicht lückendem Spulenstrom
Betrieb mit lückendem Spulenstrom
Spannungs- und Stromverläufe beim Aufwärtswandler
Für die verlustfreie Schaltung gilt für den Ausgangsstrom Ia bei ausreichender Glättung durch
den Ausgangskondensator Ca und nicht lückendem Spulenstrom iL:
t
Ia
Ie aus
(5.22)
T
Bei gegebenem Stromrippel I kann in Abhängigkeit von Eingangs-, Ausgangsspannung und
Arbeitsfrequenz f = 1/T des Wandlers die Induktivität L angegeben werden:
L
Ue
I f
1-
Ue
Ua
(5.23)
Der Wechselanteil der Ausgangsgleichspannung uaSS (Spitze-Spitze-Wert) ist abhängig vom
Ausgangsgleichstrom Ia, vom Ausgangskondensator Ca und von der Einschaltzeit t ein:
u aSS
Ia t ein
Ca
(5.24)
Bei lückendem Spulenstrom iL gilt für den Eingangsstrom Ie und den Ausgangsstrom Ia:
I t ein t Fluss
I t Fluss
Ie
Ia
2
T
2
T
Die Ausgangsspannung Ua ist jetzt auch abhängig von dem Ausgangsstrom Ia:
Ua
Ue
2
U e2 t ein
2 L Ia T
G. Schenke, 9.2014
(5.25)
(5.26)
Leistungselektronik
FB Technik, Abt. E+I
78
Inverswandler
Seinen Namen verdankt der Inverswandler der Eigenschaft, dass er die positive Eingangsspannung in eine negative Ausgangsspannung wandelt.
D
T
Ie
Ue
iT
iL
uL
Ce
L
iD
Ia
Ca
Ua
Inverswandler
RV
Während der Einschaltzeit tein liegt an der Induktivität L die volle Eingangsspannung Ue. Die
Diode sperrt. Die Spannungen uL und Ue sind gleich groß und der Strom iL steigt linear an.
Während der Ausschaltzeit taus ist der Transistor T gesperrt und der Spulenstrom iL fließt über
die Diode. Die Induktivität L liegt an der negativen Ausgangsspannung Ua (siehe Spannungspfeil in der Schaltung des Inverswandlers) und der Strom iL nimmt linear ab. Am Ende von
taus wird der Transistor T eingeschaltet und der Spulenstrom iL kommutiert von der Diode
zurück auf den Transistor.
uL
Ue
0
uL
Ue
0
Ua
t
tein
T
Ua
taus
iL
ILmax
I
tein
T
taus
iL
ILmax
ILmin
0
0
t
iD
I
0
ILmax
iD
ILmin
Ia
0
t
iT
I
t
ILmax
I
Ia
0
t
I
Ia
Ia
tFluss
ILmax
iT
ILmin
Ie
0
t
ILmax
I
t
t
Betrieb mit nicht lückendem Spulenstrom
Betrieb mit lückendem Spulenstrom
Spannungs- und Stromverläufe beim Inverswandler
Für den nicht lückenden Spulenstrom gilt:
I
I
t
Ue
L
Ua
L
Ua
U e ein
(5.27)
t ein
t aus
t aus
G. Schenke, 9.2014
Leistungselektronik
FB Technik, Abt. E+I
79
Bei gegebenem Stromrippel I kann in Abhängigkeit von Eingangs-, Ausgangsspannung und
Arbeitsfrequenz f = 1/T des Wandlers die Induktivität L angegeben werden:
Ua Ue
Ua Ue
1
I f
L
(5.28)
Für den kleinsten Ausgangsstrom Ia lückt der Spulenstrom iL nicht, wenn Gl. 5.29 eingehalten
wird.
2 Ia
I
(5.29)
t aus f
Bei lückendem Spulenstrom iL gelten für die Spannungen und Ströme folgende Beziehungen:
I
I
I t ein
I t Fluss
Ue
L
Ua
L
Ie
(5.30)
Ia
t ein
t Fluss
2 T
2
T
In der Praxis wird der lückende Betrieb durch geeignete Maßnahmen - kleine Last oder durch
Abschaltung - häufig vermieden.
Sperrwandler
Zur Potentialtrennung und zur Spannungsumsetzung wird beim Sperrwandler ein Transformator eingesetzt. Für die weiteren Betrachtungen wird ein idealisierter Transformator vorausgesetzt und Verluste in den Bauelementen werden nicht berücksichtigt.
1:ü
iT
Ie
Ue
iS
L uS
Ce
Ia
Ca
Ua
RV
Sperrwandler
T
Trafo
Wenn der Transistor leitet (tein), wird der Strom durch die Hauptinduktivität des Transformators
erhöht. Er speichert Energie in seiner Hauptinduktivität, genauso, wie es die Induktivität L beim
Aufwärtswandler tut. Primär- und Sekundärwicklung sind auf dem selben Kern aufgebracht und
werden deshalb beide vom gleichen magnetischen Fluss durchsetzt.
Wenn der Transistor sperrt, kann der Strom primärseitig nicht weiter fließen. Der magnetische
Kreis fordert aber einen Stromfluss. Es muss zwangsläufig ein sekundärseitiger Strom unter
Berücksichtigung des Durchflutungssatzes fließen. Die Richtung ist in beiden Fällen dieselbe,
nämlich vom Wicklungsende mit Punkt zum Wicklungsende ohne Punkt. Die Diode D wird
leitend und übernimmt den Stromfluss. Der Strom ist vom Transistor T auf die Diode D
kommutiert.
Der Stromfluss über die Diode D erfolgt zum Ausgang hin. Es wird in dieser Phase Energie
auf die Ausgangsseite geliefert. Die Energieübertragung erfolgt also in der Sperrphase des
Transistors. Deshalb heißt der Wandler Sperrwandler.
Bei diesem Wandler sind die Kondensatoren Ce und Ca zwingend notwendig, da sowohl
eingangs- wie auch ausgangsseitig impulsförmige Ströme eingeprägt sind. Die Kondensatoren
müssen so dimensioniert sein, dass Eingangs- und Ausgangsspannung als Gleichspannung
betrachtet werden können.
G. Schenke, 9.2014
Leistungselektronik
FB Technik, Abt. E+I
80
uS
Ua
uS
Ua
0
ü · Ue
t
taus
T
0
ü · Ue
tein
iT
iTmax
ü· I
tein
T
taus
iTmax
ü· I
0
t
iS
t
iT
iTmin
0
tFluss
iTmax/ü
t
iS
I
iTmax/ü
I
iTmin/ü
0
0
t
t
Betrieb mit nicht lückendem Trafostrom
Betrieb mit lückendem Trafostrom
Spannungs- und Stromverläufe beim Sperrwandler
Alle Größen des Transformators werden auf die Sekundärseite bezogen. Für die Spannungen
der Ein- und Ausgangsgrößen gilt bei nicht lückendem Wandlerstrom:
Ue
1
I
L
ü
t ein
Ua
L
I
(5.31)
t aus
Für die Ströme der Ein- und Ausgangsgrößen gilt an der Lückgrenze:
I t ein
I t aus
Ie
ü
Ia
(5.32)
2 T
2 T
Bei gegebenem Stromrippel I kann in Abhängigkeit von Eingangs-, Ausgangsspannung,
Übersetzungsverhältnis ü und Arbeitsfrequenz f = 1/T des Wandlers die Hauptinduktivität L
angegeben werden:
1
U a ü Ue
L
(5.33)
I f Ua ü Ue
Für lückenden Wandlerstrom gilt für die Spannungen und Ströme der Ein- und Ausgangsgrößen:
1
I
I
I t ein
I t Fluss
Ue
L
Ua
L
Ie
ü
Ia
(5.34)
ü
t ein
t Fluss
2 T
2
T
Der Sperrwandler ist für kleine bis mittlere Leistungen geeignet. Der Wirkungsgrad
Werte bis 70%.
erreicht
Eintaktflusswandler
Der Eintaktflusswandler verhält sich wie ein Abwärtswandler mit vorgeschalteter Spannungsübersetzung durch einen Transformator. Der Schalttransistor T steuert den Transformator
magnetisch nur in einer Richtung aus. Zur Entmagnetisierung dient die zweite Primärwicklung und die Diode D1. Der nahezu dreieckförmige Magnetisierungsstrom fließt in der
Einschaltzeit tein durch den Transistor T (linear ansteigend) und in der Ausschaltzeit t aus durch
G. Schenke, 9.2014
Leistungselektronik
FB Technik, Abt. E+I
81
die Diode D1 (linear fallend). Wenn der Transistor T leitet, liegt die mit dem Übersetzungsverhältnis ü transformierte Eingangsspannung an der Sekundärseite des Transformators an.
Der Wicklungssinn der ersten Primärwicklung und der Sekundärwicklung sind gleich. Die
Diode D2 leitet deshalb zeitgleich mit dem Transistor T. Während tein wird uS = ü · Ue. An der
Induktivität L liegt die Spannung uL = ü · Ue – Ua. Die Schaltung verhält sich sonst analog
wie der AbwärtsD2
L
1:1:ü
wandler.
Ie
iD2
Ce
Ue
D3
Trafo
iT
Ia
uS
Ca
Ua
RV
iD1
D1
T
Eintaktflusswandler
iL
Bei den idealisierten Betrachtungen der Strom- und Spannungsverläufen wurde der
Magnetisierungsstrom vernachlässigt.
uS
ü · Ue
Ua
0
uS
ü · Ue
Ua
tein
T
0
t
taus
iL
iLmax
I
tein
T
t
taus
iL
iLmax
ü· I
iLmin
0
0
t
iD2
iT/ü
tFluss
iTmax/ü
I
t
iD2
iT/ü
iTmax/ü
I
iTmin/ü
0
0
t
t
Betrieb mit nicht lückendem Trafostrom
Betrieb mit lückendem Trafostrom
Spannungs- und Stromverläufe beim Eintaktflusswandler (ohne Magnetisierungsstrom)
Für die Einschaltzeit t ein und die Ausschaltzeit t aus gelten bei nicht lückendem Spulenstrom:
t ein : ü U e
Ua
L
I
t aus : U a
L
I
(5.35)
t ein
t aus
Die Ausgangsspannung Ua ist bei gegebenen Bauelementen und konstanter Schaltfrequenz f
nur von tein abhängig.
t
Ua
ü U e ein
(5.36)
T
Für den Ausgangsstrom Ia gilt an der Lückgrenze:
I t aus
(5.37)
Ia
2 T
G. Schenke, 9.2014
Leistungselektronik
FB Technik, Abt. E+I
82
Bei gegebenem Stromrippel I kann in Abhängigkeit von Eingangs-, Ausgangsspannung,
Übersetzungsverhältnis ü und Arbeitsfrequenz f = 1/T des Wandlers die Hauptinduktivität L
angegeben werden:
1 U a (ü U e U a )
L
(5.38)
I f
ü Ue
Für lückenden Wandlerstrom gilt für die Ausgangsspannung Ua und den Ausgangsstrom Ia:
I
t ein
I t Fluss
Ua
L
ü Ue
Ia
(5.39)
t Fluss
t ein t Fluss
2
T
Der Eintaktflusswandler ist für mittlere Leistungen geeignet. Der Wirkungsgrad
Werte bis 80%.
erreicht
Gegentaktflusswandler
Der Gegentaktflusswandler – oder einfach Gegentaktwandler genannt – ist für den mittleren
und oberen Leistungsbereich geeignet. Mit ihm kann ein Wirkungsgrad von > 90% realisiert
werden.
D
1 : 1 : ü
Ie
Gegentaktflusswandler
Ue
ie
Ce
L
1
iD1
iL
uS
Trafo
T1 T2
iD2
Ia
Ca
Ua
RV
D2
Der Gegentaktflusswandler arbeitet so, dass während t ein einer der beiden primärseitigen
Transistoren leitet. Die Transistoren T1 und T2 arbeiten dabei alternierend und jeder realisiert
die exakt gleiche tein-Zeit. Dadurch wird der Transformator symmetrisch ausgesteuert.
Während taus sperren beide Transistoren und es leiten die Dioden D1 und D2.
Durch den symmetrischen Betrieb wird der Trafo in beiden Richtungen ausgesteuert. Es
entfällt die Entmagnetisierungswicklung und der magnetische Kreis wird besser ausgenutzt
als beim Eintaktflusswandler oder beim Sperrwandler.
Die Periodendauer wollen wir für die Sekundärseite definieren: T = tein + taus. Da die Transistoren
der Primärseite alternierend arbeiten, ist die Periodendauer bezogen auf die Primärseite doppelt so
groß. Für die Sekundärseite jedoch spielt es keine Rolle, ob T1 oder T2 gerade leitet. Damit
gelten für die Sekundärseite die Beziehungen (Gleichungen) vom Eintaktflusswandler.
Der Magnetisierungsstrom des Wandlers fließt in der Einschaltzeit tein alternierend über T1
oder T2 (nahezu linear steigend) und in der Ausschaltzeit taus über beide Dioden D1 und D2
(nahezu linear fallend).
Für die Ausgangsspannung Ua und den Eingangsstrom Ie gelten die Gl. 5.40 bei nicht
lückendem Spulenstrom iL.
t
t
Ua
ü U e ein
Ie
ü Ia ein
(5.40)
T
T
G. Schenke, 9.2014
Leistungselektronik
FB Technik, Abt. E+I
83
uS
ü · Ue
Ua
0
iL
Ia
T1 D1 und D2 T2 D1 und D2 T1
leiten
leiten
leitet
leitet
leitet
tein
T
t
taus
iLmax
I
iLmin
0
t
ie
ü · Ia
ü· I
Ie
0
t
Spannungs- und Stromverläufe beim Gegentaktflusswandler und nicht lückendem
Trafostrom (ohne Magnetisierungsstrom)
Getaktete Wandler für 230-V-Netze
Bei den Stromversorgungen werden primärgetaktete Wandler, bei denen die Transistoren
hohe Spannungen schalten, und sekundärgeschaltete Wandler, bei denen die Transistoren
häufig für niedrige Spannungen ausgelegt sind, unterschieden.
230 V ~
DC / DC
Ua
Primärgetakteter Wandler
Bei primärgetakteten Wandlern ist dem DC/DC-Wandler meistens eine ungesteuerte B2Schaltung mit Glättungskondensator eingangsseitig vorgeschaltet. Der DC/DC-Wandler ist
als einfacher Abwärts- oder Aufwärtswandler ausgeführt, wenn keine galvanische Trennung
erforderlich ist. Häufig ist die Potentialtrennung gefordert, so dass dann der DC/DC-Wandler
als Sperr-, Eintaktfluss- oder Gegentaktflusswandler ausgeführt wird.
230 V ~
DC / DC
Ua
Sekundärgetakteter Wandler
Bei sekundärgetakteten Wandlern ist dem DC/DC-Wandler ein Transformator und meistens
eine ungesteuerte B2-Schaltung mit Glättungskondensator eingangsseitig vorgeschaltet. Der
DC/DC-Wandler ist als einfacher Abwärts- oder Aufwärtswandler ausgeführt.
G. Schenke, 9.2014
Leistungselektronik
FB Technik, Abt. E+I
84
Leistungsfaktor-Korrekturschaltung (PFC Power-Faktor-Corrector)
In der DIN EN 61000-3-2 (VDE 0838-2) sind Grenzwerte für Oberschwingungsströme von
Netzgeräten mit Leiterströmen bis 16 A festgelegt. Die Grenzwerte der Oberschwingungsströme für Geräte der Klasse A betragen für die unteren Ordnungszahlen: I2 = 1,08 A,
I3 = 2,30 A, I4 = 0,43 A, I5 = 1,14 A, I6 = 0,30 A, I7 = 0,77 A, I8 = 0,23 A, I9 = 0,40 A.
Ab einer gewissen Leistungsgrenze können klassische Netzgeräte nicht mehr eingesetzt
werden, da der Oberschwingungsstrom dieser Schaltungen zu groß ist. Hier kommen
Leistungsfaktor-Korrekturschaltungen mit nahezu sinusförmiger Netzstrom zum Einsatz.
D
L
T
2-PunktRegler
CF
230 V ~
CS Ua
RL
z
x Multiplizierer
z=x· y
y
Spannungsregler
Uist
Usoll
PFC-Schaltungsprinzip
Am Eingang des PFC-Wandlers liegt die mit der B2-Schaltung gleichgerichtete Netzspannung. Sie verläuft sinusbetragsmäßig, da CF ein Filterkondensator für die hohe Schaltfrequenz des Wandlers darstellt, der bei Netzfrequenz praktisch keinen Einfluss hat. Der
Wandler arbeitet als Aufwärtswandler. Die Spannung am Speicherkondensator CS liegt
zwischen 350 V und 400 V - sie muss größer sein, als der größte Scheitelwert der Netzspannung -. Mit dem Spannungsregler kann die Ausgangsspannung Ua in engen Grenzen
geregelt werden. Das Ausgangssignal y des Spannungsreglers wird mit dem Betrag der
aktuellen Spannung x multipliziert. Das Ausgangssignal z des Multiplizierers ist ein
sinusbetragsförmiges Signal, das dem 2-Punkt-Regler für den Netzstrom als Sollwert zur
Verfügung steht. Der 2-Punkt-Regler steuert den elektronischen Schalter T (IGBT oder FET)
mit einem PWM-Signal hoher Schaltfrequenz (bis 100 kHz) an.
Integrierte Schaltungen erleichtern den Aufbau von PFC-Wandlern. Neben dem PFC-IC
werden nur wenige externe Bauelemente benötigt.
Wird eine Gleichspannung unter 350 V gefordert, dann wird ein geeigneter DC/DC-Wandler
mit oder ohne Potentialtrennung am Ausgang des PFC-Wandlers angeschlossen.
iN ohne PFC
iN
uN
iN mit PFC
t
Netzspannung uN und Netzstrom iN
einer Stromversorgung ohne PFCWandler und mit PFC-Wandler
uN
G. Schenke, 9.2014
Leistungselektronik
FB Technik, Abt. E+I
85
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