Beiträge des Instituts für Meteorologie

Werbung
Beiträge des Instituts für Meteorologie
der Freien Universität Berlin zur Berliner Wetterkarte
17/08
SO 10/08
Herausgegeben vom Verein BERLINER WETTERKARTE e.V.
c/o Carl-Heinrich-Becker-Weg 6-10, 12165 Berlin
http://www.Berliner-Wetterkarte.de
ISSN 0177-3984
20.02.2008
Der Januar in der 100-jährigen Beobachtungsreihe von Berlin-Dahlem 1909 bis 2008
von Jürgen Heise und Georg Myrcik
Ist bis Dreikönigstag kein Winter,
so kommt auch keiner mehr dahinter
Foto: Georg Myrcik
24. Januar 2005
Berlin-Dahlem
Winterstimmung im Botanischen Garten
Zum Winter zählen die drei kältesten Monate des Jahres Dezember, Januar und Februar. Dieser Zeitraum
deckt auch gut das kälteste Vierteljahr ab. Anders als die Übergangsjahreszeiten Frühling und Herbst weist
der Winter, ähnlich wie der Sommer, im Mittel nur geringe Temperaturänderungen auf: So sinkt die
Tagesmitteltemperatur (1961 – 1990) von 2 bis 2,5°C im ersten Dezemberdrittel auf -1,5 bis -1,9°C in der
ersten Januarhälfte, um dann anschließend, insbesondere im Februar, wieder leicht zu steigen. Die
Schwankungsbreite liegt damit etwas über 4 K.
Mit einer Mitteltemperatur von -0,4°C (1961 – 1990) ist der Januar im Durchschnitt der kälteste Monat
des Jahres. In der 100-jährigen Dahlemer Reihe wies der Monat aber nur in 43 Jahren die niedrigste Temperatur auf, während 29 Mal der Februar und 27 Mal der Dezember am kältesten war. Zweimal, nämlich 1919 und
1921 wurde sogar der November der kälteste Monat des Jahres. Der aufmerksame Leser wird auf insgesamt
101 Monate kommen, denn 1978 nahmen zwei Monate (Februar und Dezember) diese Position ein. Der
kälteste Januar trat 1940 mit -9,6°C auf, der wärmste liegt erst wenig zurück, als 2007 das Mittel 5,3°C
1
betrug. Insbesondere für die Landbewölkung war es natürlich wichtig zu wissen, ob ein kalter oder milder
Winter zu erwarten ist. Die endgültige Entscheidung konnte aber erst Anfang Januar gefällt werden, denn die
Witterung bis zu diesem Zeitraum hatte auch mehr oder weniger eindeutige Folgen für den Hochwinter (s.
oben angeführte Bauernregel). „Sind der Dezember insgesamt sowie die Tage bis zum 6. Januar warm, d. h.
wärmer als der vieljährige Durchschnitt, so bleibt in 70% der Fälle der Januar, in 60% der Februar, in 80%
der Gesamtwinterabschnitt Januar (ab 7. 1.) plus Februar zu warm“ (H. Malberg: „Bauernregeln“).
Die Tagesmitteltemperatur (Reihe 1961 – 1990) liegt in den ersten beiden Monatsdritteln zumeist unter dem
Gefrierpunkt und erreicht am 10. 1. mit -1,9°C den niedrigsten Wert des Jahres. Nach dem 21. 1. beträgt sie
durchweg mehr als 0°C, wobei der 25. 1. mit 1,4°C der wärmste Januartag ist. Trotz gleicher Mitteltemperatur
war aber in der Dahlemer Reihe 1909 – 1969 die Verteilung der Tagesmitteltemperatur anders: Nur die ersten
5 Januartage brachten Werte von mehr als 0°C (am 3. 1. 1,1°C), sonst durchweg 0°C oder weniger (kältester
Tag 26. 1. mit -1,3°C). Die mittleren Maxima/Minima schwanken nur wenig zwischen 1°C bis 3°C / -1°C bis
-4°C, Die höchste Temperatur gab es erst vor weniger Jahren, als sowohl am 10. 1. 1991 als auch am 28. 1.
2002 (s. dazu auch S. 7) 15,2°C erreicht wurde. Der kälteste Januartag liegt dagegen mit -21,0°C am 26. 1.
1942 schon längere Zeit zurück. Zuletzt wurde am 31. 1. 1963 die -20°C-Marke unterschritten.
Ein durchschnittlicher Januarmonat bringt es auf 19,9 Frosttage. 1929, 1941, 1963 und 1970 sank an allen
Tagen die Temperatur unter den Gefrierpunkt, im Januar 1975 dagegen nur an 3 Tagen. Eistage mit Maxima
unter 0°C treten im Mittel an 9,2 Tagen auf. Selbst in den kältesten Januarmonaten gab es an einigen Tagen
leichtes Tauwetter, und im Extremfall kam der Januar 1940 auf 28 Eistage. 10 Mal wurde dagegen an allen
Tagen der Gefrierpunkt überschritten.
Im Mittel fällt im Januar 43,2 Liter Niederschlag pro Quadratmeter. Im niederschlagsärmsten Januar (1996)
fiel nur 1,4 Liter, der nasseste (1916) brachte es dagegen auf 120,1 Liter. An 10,9 Tagen fällt nur Schnee oder
Regen mit Schnee vermischt. Die Neuschneesumme beträgt im Durchschnitt für die Jahre 1961 – 1990 14 cm.
Sie hat sich in den letzten Jahren allerdings drastisch vermindert, und in dem anschließenden 15-jährigen
Zeitraum betrug sie im Mittel nur noch 6 cm. Die Vergleichszahlen für die anderen Monate lauten: November
4 cm / 3 cm, Dezember 10 cm / 7 cm, Februar 12 cm /12 cm, März 7 cm / 4 cm, April <1 cm / <1 cm. Die
erste Zahl versteht sich für 1961 – 1990, die zweite für 1991 – 2005. Die Schwankungsbreite der
Schneemengen ist allerdings sehr groß: In den schneereichen Januarmonaten fiel seit 1950 6 Mal 30 cm und
mehr bis zu einem Maximalwert von 57 cm im Januar 1987. Dagegen waren im selben Zeitraum 4
Januarmonate praktisch schneefrei.
Zunehmende Tageslänge, aber auch abnehmende Bewölkung führen im Vergleich zum Vormonat
Dezember (37, 4 Stunden; 15,6%) zu einer leichten Zunahme der Sonnenscheindauer. Im Mittel lässt sich
die Sonne an 45,4 Stunden blicken, das sind 17,7% des astronomisch Möglichen. Beide Werte liegen aber
noch geringfügig unter denen im November (52,4 Stunden; 19,8%).
Während sich die globale Erwärmung im Dezember überhaupt nicht bemerkbar machte, jedenfalls nicht
im Zeitraum 1991 – 2005 gegenüber 1961 – 1990, trat sie im Januar deutlich in Erscheinung: Mit 1,2°C lag
die Temperatur (1991 – 2005) 1,6 K höher als im Zeitraum 1961 – 1990. Betrachtet man die vergangenen 100
Jahre, so wiesen im 79-jährigen Zeitraum 1909 – 1987 9 Januarmonate eine Mitteltemperatur von mindestens
3,0°C auf, also im Durchschnitt jeder neunte. In dem 21-jährigen Zeitraum 1988 – 2008 (1987/88 begann die
Serie z. T. sehr milder Winter) waren es ebenfalls 9 Januarmonate mit einer derartig hohen Temperatur, also
fast jeder zweite. Andererseits hat es in den vergangenen 21 Januarmonaten keinen mehr gegeben, der kälter
als -4,0°C war (nur zwei, die kälter als -3,0°C waren), während 1909 – 1987 9 Januarmonate kälter als -4,0°C
waren, drei davon sogar kälter als -7,0°C. Hauptursache der Erwärmung war allerdings die Häufung milder
bis sehr milder West- bis Südwestlagen. Wie weit ein Zusammenhang zwischen der globalen Erwärmung und
dem häufigeren Auftreten derartiger Großwetterlagen besteht, ist nicht eindeutig klar, denn wie oben schon
erwähnt war eine Zunahme der West- bis Südwestlagen, die allein für eine kräftige Temperaturerhöhung
sorgen, im Dezember bisher nicht zu beobachten.
2
3
4
* alle Werte in den Tabellen und Grafiken auf Seite 3, 4, 5 und 8 sind nicht reduziert bzw.
homogenisiert. Das Mittel und die Abweichungen der Sonnenscheindauer sowie das Mittel der 5 cm
Lufttemperatur beziehen sich auf die Messreihe 1961-1990. Die im Kriegsjahr 1945 entstandenen
Datenlücken wurden teilweise mit Werten der Säkularstation Potsdam ergänzt.
5
Extrem kaltes Winterwetter
Zwischen tiefem Luftdruck über dem Mittelmeer
und der über Nordeuropa hinweg verlaufenden
Hochdruckzone „P“ liegt Deutschland in einer
Ostströmung, mit der sich sehr kalte aus Sibirien
stammende Polarluft durchgesetzt hat. Überall in
unserem Lande wird eine mehr oder weniger hohe
Schneedecke angetroffen, die im Berliner Raum
meist mehr als 20 cm mächtig ist. Der Nordost- bis
Ostwind wurde über dem Stadtgebiet leicht
erwärmt, so dass in Dahlem die Temperatur nicht
unter -20°C sank (Minimum am 14. 1. -19,7°C),
während es am Stadtrand merklich kälter war
(-25,3°C am Flughafen Schönefeld). Allerdings
war die Temperatur am Vortag in Dahlem nur auf
-16,4°C gestiegen: Das ist das niedrigste
Maximum, das hier jemals gemessen wurde.
6
Extrem mildes Winterwetter
Vom Nordatlantik her wanderte der Sturmwirbel
JENNIFER rasch ostwärts. Berlin geriet dabei für
einige Stunden in den Warmsektor, in der die
Temperatur in der einströmenden sehr milden
subtropischen Meeresluft mit Unterstützung
einiger Sonnenstrahlen bis 15,2°C stieg. Schon im
Laufe des Nachmittags zog die Kaltfront mit
gewittrigen Schauern und Sturmböen bis Stärke 11
über das Stadtgebiet hinweg. Zusammen mit dem
Maximum vom 10. 1. 1991, das ebenfalls 15,2°C
betrug, war dies die absolut höchste
Januartemperatur. Lange Zeit galt 13,0°C (18. 1.
1939) als Januarrekord, doch infolge der
Erwärmung der tropischen und subtropischen
Ozeane wurde auch die subtropische Meeresluft
fortschreitend wärmer, und seit etwa 30 Jahren
wurde jene Rekordtemperatur mit immer höheren
Werten wiederholt überboten.
7
8
Herunterladen