KLONEN... am Menschen? Elisabeth Grabner WAS BEDEUTET

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KLONEN... am Menschen?
Elisabeth Grabner
WAS BEDEUTET KLONEN?
Das Wort “Klon” stammt aus dem Griechischen und bedeutet ursprünglich soviel wie “Zweig”, hat
aber mit der Gentechnik primär nichts zu tun, da nicht in die Erbsubstanz, in die DNASequenzen, eingegriffen wird. In der Wissenschaft versteht man unter Klonierung Individuen
oder Zellen, deren Erbgut identisch ist. Nach einer klassischen Methode lassen sich Lebewesen
klonen, indem man Zellhaufen in einem frühen Embryonalstadium teilt. Die Zellen besitzen dann
noch alle Eigenschaften, um einen kompletten Organismus hervorzubringen. Wenn dies in der
Natur vorkommt, entstehen beispielsweise eineiige Zwillinge.
Bis vor kurzem hat man unter Klonen von Säugetieren (inkl. Menschen) folgendes Vorgehen
verstanden:
Bei der in vitro Fertilisation (Befruchtung im Reagenzglas) entsteht eine befruchtete Eizelle.
Diese teilt sich zuerst in zwei, dann in vier, dann in acht Zellen. Diese frühen Stadien des
Embryos bestehen aus sogenannten totipotenten Zellen, d.h. jede Zelle hat theoretisch die
Möglichkeit, zu einem kompletten Individuum auszuwachsen. Wenn das mit zwei Zellen gemacht
werden würde, könnten eineiige Zwillinge entstehen, bei vier Zellen eineiige Vierlinge, usw., aber
im Unterschied zu den Pflanzen ist bei achtzelligen Wesen Schluss.
Das bekannteste Beispiel von Klonierung ist wohl immer noch das schottische Schaf “Dolly”. Sein
Leben hat mit der Übertragung eines Zellkerns der Mutter in eine befruchtete Eizelle begonnen,
deren Kern man vorher sorgfältig entfernt hatte. Bis zu jenem Zeitpunkt war die gängige
Lehrmeinung diese, dass sich eine Zelle nur dann zu einem vollständigen Organismus entwickeln
kann, wenn Kern und Zelle aus der oben beschriebenen frühen Phase der Embryonalentwicklung
stammen. Bei Dolly wurde jedoch der Kern einer Euterzelle verwendet. Zwar steckt in jedem
Zellkern die ganze Information von ca. drei Milliarden genetischer “Buchstaben” (der
sogenannten “Basenpaare”), aber man dachte, diese liege in einer Form vor, wie sie nur für
Euterzellen brauchbar wäre. Man nahm an, dass ein so gewonnener Zellkern sich auch in der
Umgebung einer Eizelle nicht zu einem intakten Lebewesen entwickeln könne. Dies war falsch –
Dolly lebt!
WAS KÖNNTE KLONEN NUTZEN?
Manchmal scheint es, als würde nur aus wissenschaftlichem Ehrgeiz, ohne moralische Bedenken,
geforscht werden. Aber sieht man genauer hin, würden sich da schon einige mehr oder weniger
sinnvolle Anwendungsgebiete finden lassen. Doch manchmal sind diese auch sehr fragwürdig...
Ein sicherlich zu den schwerwiegendsten befürwortenden Argumenten der Klonierung
gehörendes Schlagwort ist die Organtransplantation. In der heutigen Zeit gibt es viel zu viele
Menschen, die auf irgendwelchen Transplantationswartelisten stehen. Allein in Deutschland
würden jährlich doppelt so viele Organe benötigt werden, als derzeit aber nur zur Verfügung
stehen. In den USA weisen die Statistiken sogar noch ungünstigere Zahlen auf: Ende 1994
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standen nach 11000 Nierentransplantationen noch beinahe dreimal so viele Patienten auf der
Warteliste.
Damit steht nun wieder die Idee zur Diskussion, für Menschen ein lebendiges Ersatzteillager zu
klonen. Wäre es denn nicht möglich, rechtliche und ethische Grenzen zu umgehen, da ein Embryo,
dem von vornherein das Gehirn und das zentrale Nervensystem fehlt, ja nicht als Embryo
definiert werden könnte. Statt einen vollständigen Organismus wachsen zu lassen, könnte man
diesen umprogrammieren, um, abgesehen von den erwünschten Teilen und einem Herz sowie
Blutzirkulation, das Wachstum aller anderen Körperteile zu unterdrücken. Jonathan Slack, einem
Entwicklungsbiologen an der Bath University England, ist dies bereits an einem Froschembryo
gelungen. Er klonte eine Kaulquappe, welche keinen Kopf besaß. Seiner Meinung nach wäre es
durchaus möglich, durch Unterdrückung oder Überexpression Klone herzustellen, die, z.B. bei
einem Frosch, keinen Rumpf oder Schwanz besitzen.
So könnten sich aus Zellen von Menschen durch Klonen Organe erzeugen lassen, welche man
möglicherweise ohne Schwierigkeiten transplantieren könnte, weil sie logischerweise zu 100%
identisch mit dem Erbgut des Empfängers wären...
Bild:
Auswirkungen der Überexpression (oben) und der Unterdrückung (unten) der Wachstumsfaktors
FGF auf Xenopus Embryos.
KRITIK... SIND DIE RISIKEN VORHERSEHBAR?
Man hört viel in den Medien, doch was soll man darüber denken? Vor- und Nachteile,
Voraussagen, Vermutungen... Wer weiss denn eigentlich so genau bzw. kann vorhersehen, was mit
den Klonen später passieren wird? Beispiele von eineiigen Zwillingen zeigen uns, wie sehr
Charakter und Persönlichkeit von Ausbildung, Umgebung und weiteren Faktoren inkl.
Zufälligkeiten verändert werden, sodass auch eineiige, also genetisch identische Zwillinge,
absolut eigenständige unterschiedliche Persönlichkeiten werden. Der Klonierung sind aber auch
biologische Grenzen gesetzt. Höhere Organismen können nur bestehen, wenn sie ein hohes Maß
an genetischer Stabilität bewahren. Der Zellkern mit seinen Erbfaktoren ist allerlei Störungen
(Mutationen) ausgesetzt, wie z.B. Fehlkopien bei der Zellteilung, Einflüssen von Radioaktivität,
chemischen Einflüssen usw. Bei der sexuellen Fortpflanzung werden die Karten sozusagen immer
wieder neu gemischt. Ein zufällig zusammengestellter Satz von Informationen (halber
Chromosomensatz) aus den Zellkernen beider beteiligter Partner ergänzt sich zu einem neuen
Wesen. Bei diesem Geschehen wird das Problem der Defekte elegant minimiert. Beim Klonen á la
Dolly ist dem nicht so. Sämtliche Defekte, die sich im Kern der “Mutterzelle” aus dem Euter
kumuliert haben, werden so weitergegeben. Die bekannte, genetisch bedenkliche Inzucht ist
geradezu harmlos gegenüber dem Klonen über Generationen hinweg.
Auch für Ian Wilmut, dem “Vater” von Dolly, ist wegen der hohen Klon-Sterblichkeit das Klonen
von Menschen ein entsetzlicher Gedanke. Das Schaf Dolly wurde erst nach 277 vergeblichen
Versuchen geschaffen.
Ebenso über die medizinischen Folgen für die Überlebenden weiss man wenig. Weil sie nicht aus
frischem genetischen Material einer neu entstandenen Eizelle stammen, ist ihr Erbgut schon bei
der Geburt alt und unter Umständen voller Fehler. “Eine große Anzahl der Föten würde vorzeitig
absterben, andere mit Missbildungen geboren werden”, sagt Roslin-Direktor Bulfield.
Wissenschaftler halten es zudem für möglich, dass die Kinder schon in jungen Jahren stark von
Krebs befallen werden oder gar im Zeitraffertempo altern. Humangenetiker Bohlander
kritisiert: “Das wird ein Spiel mit Versuch und Irrtum – mit schrecklichen Folgen für das
entstehende Leben.”
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WELTWEITE RESONANZ
Wie sollte man dieses heikle Thema wohl handhaben? Immer wieder tauchen neue Fragen auf.
Die weltweite Resonanz auf das Klonen war überwiegend ablehnend. Der französische Präsident,
Francois Mitterand, war entsetzt, die vatikanische Hausgazette warnte, dass diese Entwicklung
“in einen Tunnel des Wahnsinns führen” würde.
Auch weniger ranghohe Menschen lehnten das Klonen mit großer Mehrheit ab, wie verschiedene
Umfragen ergaben. Selbst in den liberalen Vereinigten Staaten wünschten sich 46 % der
Bevölkerung [Die Zahlen stammen aus einer Telefonumfrage, die von der Firma Yankelovich
Partners Inc. im Auftrag von TIME Magazine und CNN bei 500 erwachsenen Amerikanern
durchgeführt wurde.] ein Gesetz, dass dem Klonen menschlicher Embryos einen Riegel
vorschiebt.
In Deutschland ist das Klonen von Menschen – anders als in den meisten Staaten der USA –
schon verboten. Im § 6 des Embryonenschutzgesetzes heisst es: “Wer künstlich bewirkt, dass
ein menschlicher Embryo mit der gleichen Erbinformation wie ein anderer Embryo, ein Fötus, ein
Mensch oder ein Verstorbener, entsteht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit
Geldstrafe bestraft.”
Im Islam wird das Klonen sogar als ehebrecherisch angesehen.
Das mögliche Klonen von Menschen hat in vielen Ländern den Wunsch nach ethischer Bewertung
und politischer Entscheidung ausgelöst. Wäre die Bundesregierung nicht gut beraten, sich für
ein weltweites Verbot gegen das Klonen von Menschen auszusprechen?
IST KLONEN ETHISCH VERTRETBAR?
Es gibt bereits künstliche Befruchtung, Organtransplantationen. Bei den Retortenbabys war die
Empörung groß, heute sind sie selbstverständlich. Das sind doch alles Eingriffe in die
Schöpfungsordnung. Was also wäre so schlimm an der Klonierung?
Andererseits, wäre es ethisch vertretbar, Menschen ohne Familie auf die Welt kommen zu
lassen, Menschen, die keinen Vater und keine Mutter haben? Es gäbe nur den Hersteller, den
Schöpfer, der den Auftrag für die Kopie erteilt hat. Der Prozess der Entstehung menschlichen
Lebens würde damit seines personellen Bezuges beraubt werden. Gebraucht werden würde nur
eine Leihmutter, die bereit wäre, die befruchtete Eizelle für den Besteller auszutragen.
Es könnte z.B. eine Krebspatientin, die durch eine Chemotherapie steril wird, eine Eizelle für die
zukünftige Verwendung entnehmen lassen. Ausserdem haben manche Eltern vererbbare
Krankheiten (Bluterkrankheit...). Ein Klon könnte dazu dienen, zu testen, ob die erbgutgleiche
Zelle diesen Gendefekt auch besitzt.
Oder ein Kind ist schon etwas älter, wieso soll man da nicht den Wunsch haben, den Zwilling
sechs Jahre später auf die Welt zu bringen? Eine Frau könnte so ihre eigene Zwillingsschwester
gebären.
Wie weit Forscher gehen könnten, zeigt eine Vision, die in den vereinigten Staaten die Runde
machte: Aus einem Katalog mit Bildern von Kindern und einem Begleittext über ihren
akademischen und sozialen Erfolg kann man deren geklonte Embryos ähnlich wie einen Toaster
bei Quelle bestellen. In Samenbänken der USA ist es üblich, dass man schon Samen von anderen
Menschen kaufen kann, dem eine Auskunft über die akademische “Performance” ihres
Produzenten beiliegt.
Mit dem Klonen, der Herstellung identischer Kopien eines einzelnen Menschen, versetzt sich der
Mensch in eine Schöpferrolle, mit der er die menschliche Individualität und damit die Würde des
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Menschen aufs Spiel setzt. Schon werden Fragen erörtert, ob Eltern ihre gerade verstorbenen
Kinder klonen lassen dürfen. Sollten wir wirklich das Schicksal des Todes eines uns lieben
Menschen durch die Möglichkeit der rechtzeitigen Ersatzkopie-Herstellung aus der Welt zu
verdrängen versuchen?
WER ENTSCHEIDET ÜBER DAS LEBEN?
Es ist unter Wissenschaftlern, Medizinern und Philosophen heftig umstritten, ab welchem
Zeitpunkt Leben beginnt und ob man schon mit der Befruchtung einer Eizelle von einem
menschlichen Individuum sprechen kann (vgl. Abtreibungsdiskussion). Die Ansichten über einen
Embryo variieren von einem undifferenziertem Klumpen von Zellen bis hin zu einer Person.
Gibt es das Recht auf genetische Einzigartigkeit? Wer soll entscheiden können, wer leben darf
und wer nicht?
Wird es diese Manipulationsmöglichkeiten in Zukunft für Wohlhabende, Reiche geben?
Was ist mit dem Artenschutz? Aussterbende Tiere könnten geklont werden um sie vor dem
endgültigen Aussterben zu retten. Wer wird diese Entscheidung treffen, welche Tierart
erhalten bleibt und welche nicht? Ist dies eine kulturelle Entscheidung?
Riskieren oder opfern wir nicht die Existenzberechtigung unserer genetisch vielleicht nicht ganz
einwandfreien Kinder?
Wer kann sagen, was es für die Psyche eines Menschen bedeutet, nur als “Kopie” auf die Welt zu
kommen?
KÖNNEN WIR DAS ALLES WIRKLICH VERANTWORTEN?
O Wunder!
Was gibt´s für herrliche Geschöpfe hier!
Wie schön der Mensch ist! Schöne neue Welt,
Die solche Bürger trägt!
(Shakespeare: Der Sturm)
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