Grundwissen der 10. Jahrgangsstufe (pdf 481.28 KB)

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Grundwissen Katholische Religionslehre
10. Klasse
10.1. Gewissen konkret: Verantwortung für das Leben übernehmen

Humangenetik und Medizin werfen die Frage der Menschenwürde neu auf:
- Sie bergen viele Chancen: z.B. neue Heilungsmöglichkeiten, Ersatz defekter Organe, Reduzierung
von Erbkrankheiten, verbesserte Verbrechensbekämpfung („genetischer Fingerabdruck“)
- Sie beinhalten aber auch Gefahren: z.B. „Durchleuchtung" des Menschen auf bestimmte genetische
Eigenschaften ( „gläserner Mensch" für Arbeitgeber, Behörden, Versicherungen), eingeschränkter
Wert des Menschen je nach diesen Daten, Abtreibung bzw. Tötung (noch im Reagenzglas) aller
nicht gesunden oder nicht „optimalen“ Embryonen, Verlust der Individualität durch das Klonen von
Menschen, „Menschenzüchtung“ (nur Babys mit erwünschten Eigenschaften).

Die Güterabwägung bei Wertkonflikten ist im Einzelfall sehr schwierig:
- Gemäß der sog. Wertevorzugsregelung gilt: z.B. der höhere wird dem niederen Wert vorgezogen;
dringlichere gehen weniger dringlichen Handlungen vor; Gemeinnutz geht vor Eigennutz; Handlung
mit größeren Erfolgsaussichten geht einer mit geringeren Erfolgschancen vor
- Dies kann an folgenden Beispielen verdeutlicht werden:
a) Organspende: Nächstenliebe vs. Missbrauch
b) Präimplantationsdiagnostik (PID): Therapiemöglichkeiten vs. Menschenselektion
c) Sterbehilfe: Wille des Menschen vs. Eingriff in die Schöpfung

Maßstäbe für das christliche Gewissen, der letztverbindlichen Entscheidungsinstanz für jeden
Menschen:
- Die Würde jedes einzelnen Menschen aufgrund seiner Gottebenbildlichkeit (Gen 1)
- Der unbedingte Lebensschutz (Tötungsverbot!)
- Die Goldene Regel
- Das Doppelgebot der Liebe
10.2. Leben an der Grenze: Tod und Jenseitserwartungen
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Die Theodizeefrage:
Die vielfältigen Erfahrungen von Leid und Übel in unserer Welt können den Glauben an einen gütigen,
allwissenden und allmächtigen Gott erschüttern. Die sich daraus ergebende sog. Theodizeefrage lautet:
Wie ist Gott/der Glaube an Gott angesichts des Übels in der Welt zu rechtfertigen?

Die Auferweckung Jesu Christi ist die Grundlage unseres Auferstehungsglaubens:
- Wir Menschen sind uns unserer Sterblichkeit bewusst: Memento Mori (lat.: Gedenke, dass du
sterben musst!).
- Paulus liefert uns das älteste Zeugnis der Auferstehung:
„Christus ist für unsere Sünden gestorben, gemäß der Schrift, und ist begraben worden. Er ist am
dritten Tag auferweckt worden, gemäß der Schrift, und erschien dem Kephas, dann den Zwölf.“ (1
Kor 15,3-5)
- Aus dieser Glaubenserfahrung, die vielen Menschen zuteil geworden ist, erwächst die Hoffnung,
dass Gott den Menschen auch im Tod nicht untergehen lässt: der Mensch erfährt Erlösung und ihm
wird durch die Auferweckung von den Toten ein neues, ewiges Leben von Gott ermöglicht.

Jenseitsvorstellungen im Christentum:
Aus dem Bedürfnis, sich genauere Vorstellungen über das Jenseits zu machen, entstanden im
Christentum die Bilder des Himmels, der Hölle und des Fegefeuers. Heute versucht man, diese Bilder
zu interpretieren:
a) Himmel als Zustand ewigen, endgültigen Glücks, wo in der ‚beseligenden Schau’ Gottes alle
Fragen (u.a. Sinn des Lebens) beantwortete werden
b) Hölle als Zustand der ewigen Selbstausschließung aus der Gemeinschaft mit Gott aufgrund
begangener Todsünden (= Sünden, die eine schwere Materie zur Grundlage haben, in vollem
Bewusstsein begangen worden sind und nie bereut wurden)
c) Fegefeuer (Purgatorium) als Zustand der Läuterung vor der endgültigen Aufnahme in den
Himmel
10.3. Jesus, der Christus: „Eckstein“ unseres Glaubens

Obwohl Jesus eine historische Person ist, ist es eigentlich unmöglich mehr als eine grobe Biographie
von ihm zu erstellen:
- Zwischen 93 und 120 n.Chr. erwähnen vier nicht-christliche Schriftsteller, nämlich Tacitus,
Flavius Joseqhus, Sueton und Plinius der Jüngere, Jesus bzw. Christus und machen ihn somit zu
einer historischen Person.
- Die wichtigsten christlichen Quellen, die Evangelien, sind keine Biographien, sondern
Glaubensdarstellungen; sie enthalten Legenden, Wundererzählungen und Deutungen Christi aus
der Perspektive der Gläubigen.

Mit mehreren Hoheitstiteln wird die außergewöhnliche Stellung Jesu zum Ausdruck gebracht, z.B.:
- Messias bzw. Christus: Bezeichnung des Gesalbten bzw. Gesandten Gottes ( Anlehnung an die
Salbung von Königen)
- Sohn Gottes: Ausdruck der Nähe Jesu zu Gott ( nicht als Schöpfung eines zweiten Gottes zu
verstehen!)
- Menschensohn: Verweis auf das irdische Wirken Jesu, sein Leiden und die Auferweckung sowie
sein Erscheinen als Richter am Ende der Zeit ( Aufgreifen einer Verheißung aus dem AT)
- Herr (griech. Kyrios): Ausdruck der Gefolgschaft der Gläubigen gegenüber Jesus als Gott (
Anlehnung an das 1.Gebot des Dekalogs)
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Die Bergpredigt (Mt 5-7) stellt eine bleibende Herausforderung an uns Gläubige dar:
- Die Bergpredigt (bei Lukas: Feldrede) ist eine Zusammenstellung ursprünglich selbständiger
Sprüche Jesu und enthält somit eine Stellungnahme Jesu zu zentralen Fragen der
Lebensführung (Umgang mit Gewalt und Ungerechtigkeit, der Ehe und dem eigenen Heil).
- Jesus gibt u.a. folgende ethische Weisungen, die auf eine innere Wandlung des Menschen abzielen:
a) Man soll von Zorn, Verachtung, Streit und Vergeltung ablassen.
b) Man soll stets an sich arbeiten und sich regelmäßig hinterfragen bzw. seine
Gesinnung/Einstellung überprüfen.
c) Man soll seine sexuelle Gier im Griff haben und die Frau als gleichberechtigt anerkennen.
d) Man soll aufrichtig glauben und in Gott vertrauen.
- Die Forderungen der Bergpredigt wurden schon immer für schwer umsetzbar gehalten. Dies führte
zu unterschiedlichen Interpretationsansätzen (z.B. wortwörtliche Pflichtethik, Idealethik).
10.4. Zur inneren Mitte finden – Sinnerfahrung und christliches Handeln

Die Bedeutung der Meditation:
Meditationen (lat. meditari = sich auf die Mitte hin ausrichten, nachsinnen)
- eröffnen dem Menschen die Chance, das eigene Innere wahrzunehmen und so dem Sinn des Lebens
nachzuspüren und von der eigenen Mitte her in eine personale Beziehung zu Gott zu treten (vgl. z.B.
Christentum) oder
- wollen den Menschen durch die Loslösung vom Selbst und von der Welt letztlich zur Erleuchtung
führen (vgl. z.B. Hinduismus, Buddhismus).
 Es gibt verschiedene Meditationsformen:
Bildbetrachtung (z.B. Betrachtung religiöser Kunst) & Lesen (z.B. Psalmen) & Beten (z.B. Rosenkranz)
& Atemtechniken (z.B. autogenes Training) & Bestimmte Körperhaltungen (z.B. Lotussitz) & Gehen
(z.B. Wallfahrten) & Singen und Tanzen (z.B. Trance Dance) & Sport (z.B. Bogenschießen) & Arbeiten
(z.B. Gartenarbeit) & Askese Üben bzw. Fasten
10.5. Christentum im Pluralismus von Religionen und Kulturen: Hinduismus und
Buddhismus

Zentrale Glaubensinhalte und kulturelle Aspekte des Hinduismus:
- Der Mensch ist dem ständigen Kreislauf von Geburt – Tod – Wiedergeburt, der Reinkarnation,
ausgesetzt, wobei jede Geburt (z.B. in eine arme oder reiche Familie) die Folge der im vorherigen
Leben angehäuften Taten (Karma) ist.
- Ziel eines Hindus ist es, diesen vom Leiden geprägten Kreislauf zu beenden und dadurch die
eigene Seele mit dem Brahman (= die kosmische Weltenseele, die hinter allem Göttlichen und
Weltlichen steckt) wieder zu vereinen.
-
-
Das zentrale Symbol des Hinduismus ist das (heilige) Rad. Die bekanntesten Schriften sind die in
Sanskrit verfassten Veden (v.a. Bhagavad-Gita).
Die Gesellschaftsordnung basiert auf dem Kastenwesen.
Die Paria, also die Kastenlosen bzw. Unberührbaren (z.B. Prostituierte, Straßenkehrer), werden
gesellschaftlich ausgegrenzt.
Der Hinduismus ist polytheistisch. Die Hauptgottheiten sind folgende: Brahma – der Schöpfer &
Vishnu – der Erhalter & Shiva – der Zerstörer.
Brahma

Vishnu
Shiva
Ganesha
Eine der beliebtesten Gottheiten ist der Elefanten köpfige Ganesha, der Hindernisse aller Art
beseitigt und aufgrund dessen sehr oft als Nothelfer angerufen wird.
Die Götter werden im Tempel oder zuhause in Form von Götterbildern verehrt.
Die Kuh sowie der Fluss Ganges werden als heilig betrachtet.
Zentrale Glaubensinhalte und kulturelle Aspekte des Buddhismus:
- Da der Buddhismus aus dem Hinduismus hervorging, finden sich hier ähnliche Lehren
hinsichtlich des Karmas und der Reinkarnation, allerdings gibt es im Buddhismus weder das
Kastenwesen noch eine deutliche Unterordnung der Frau.
- Die vier edlen Wahrheiten:
a) Das Leben besteht nur aus Leiden.
b) Der Ursprung des Leidens ist Gier, Begehren, Unwissenheit und Hass.
c) Das Leiden kann durch das Erreichen des Nirwana (Sanskrit: Erlöschen) überwunden werden.
d) Der edle achtfache Pfad (rechte Anschauung, rechte Absicht, rechtes Reden, rechtes Handeln,
rechter Lebensunterhalt, rechte Anstrengung, rechte Achtsamkeit, rechte Versenkung) führt zur
Glückseligkeit.
- Das zentrale Symbol des Buddhismus ist die Lotusblüte. Die
bekanntesten Schriften sind die Lehrreden des Buddha.
- Im Buddhismus gibt es keine konkreten Gottesvorstellungen.
Siddharta Gautama wird als der letzte Buddha (Sanskrit: Erleuchteter; s.
rechts) gesehen. Der junge Adelige suchte nach der wahren Grundlage des
Glücks. Nach sechs Jahren der Askese, des Studiums und der Meditation
hatte er das Erlebnis des Erwachens. Den Rest seines Lebens verbrachte er
mit der Unterweisung und Weitergabe der buddhistischen Lehre.
- In allen drei Hauptrichtungen des Buddhismus, den sog. Fahrzeugen, sind
die Mönche und Nonnen Hauptträger der Lehre (s. unten) und für deren Weitergabe an die
folgenden Generationen verantwortlich.
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