Frey_Handbuch Stadtsoziologie

Werbung
Handbuch Stadtsoziologie
Frank Eckardt (Hrsg.)
Handbuch Stadtsoziologie
Herausgeber
Frank Eckardt
Voestalpine
Linz, Österreich
Bernhard Schmidt
Langenhagen, Deutschland
Springer VS
ISBN 978-3-531-17168-5
DOI 10.1007/978-3-531-94112-7
ISBN 978-3-531-94112-7 (eBook)
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
© Springer Fachmedien Wiesbaden 2012
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das
gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die
Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk
berechtigtauch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der
Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann
benutzt werden dürften.
Satz: text plus form, Dresden
Einbandentwurf: KünkelLopka Medienentwicklung, Heidelberg
Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier
Springer VS ist eine Marke von Springer DE.
Springer DE ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media
www.springer-vs.de
Inhalt
Frank Eckardt
Stadtsoziologie als transdisziplinäres Projekt
.................................
9
..................................................................
31
Markus Schroer & Jessica Wilde
Emile Durkheim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
59
Matthias Junge
Georg Simmel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
83
Eike Hennig
Chicago School
..............................................................
95
Roland Lippuner
Pierre Bourdieu . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
125
Benno Werlen
Anthony Giddens
............................................................
145
Stefan Kipfer, Parastou Saberi & Thorben Wieditz
Henri Lefebvre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
167
Julia Lossau
Spatial Turn
185
Referentielle Ausgangspunkte
Jan Kemper
Max Weber
.................................................................
Konzeptionelle Debatten
Walter Siebel
Die europäische Stadt
.......................................................
201
6
Inhalt
Kathrin Wildner
Transnationale Urbanität
.....................................................
213
Johanna Hoerning
Megastädte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
231
Frank Eckardt & Johanna Hoerning
Postkoloniale Städte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
263
Sybille Frank
Eigenlogik der Städte
........................................................
289
Detlef Sack
Urbane Governance
.........................................................
311
Annette Harth
Stadtplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
337
Bernhard Schäfers
Architektur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
365
Themenfelder der Stadtsoziologie
Andreas Farwick
Segregation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
381
Annika Müller
Soziale Exklusion
421
............................................................
Olaf Schnur
Nachbarschaft und Quartier
.................................................
449
Jürgen Hasse
Wohnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
475
Oliver Frey
Städtische Milieus
503
...........................................................
Wolf-Dietrich Bukow
Multikulturalität in der Stadtgesellschaft
.....................................
527
7
Inhalt
Katharina Manderscheid
Mobilität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
551
Detlef Baum
Soziale Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
571
Bernhard Frevel
Kriminalität und lokale Sicherheit
............................................
593
..............................................
613
Nina Schuster
Queer Spaces
................................................................
633
Andrej Holm
Gentrification
...............................................................
661
.............................................................
689
Rainer Kilb
Die Stadt als Sozialisationsraum
Janet Merkel
Kreative Milieus
Rauf Ceylan
Islam und Stadtgesellschaft
..................................................
711
Paula Marie Hildebrandt
Urbane Kunst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
721
Michael Spörke
Die behindernde/behinderte Stadt
...........................................
745
...........................................................
775
.........................................................
805
............................................................
839
Martin Klamt
Öffentliche Räume
Constanze A. Petrow
Städtischer Freiraum
Autorenangaben
Städtische Milieus
Oliver Frey
Der Begriff des Milieus steht im Zentrum stadtsoziologischen Denkens, weil er die
Ausprägungen des Verhältnisses zwischen städtischem Raum und sozialen Strukturen thematisiert. Die Analyse der räumlichen Ausprägungen sozialer Beziehungen ist
der zentrale Forschungsgegenstand der Stadtsoziologie (vgl. Weber 1921; Park et al. 1925;
Saunders 1987; Krämer-Badoni 1991; Lichtenberger 2002; Häußermann/Siebel 2004;
Dangschat/Frey 2005, Castells 2007: 29 – 35, Dangschat 2007: 21 ff.).
Seit der Etablierung der Stadtsoziologie als wissenschaftlicher Disziplin an der
Schnittstelle von Sozialgeografie, Raumplanung und Architektur wird der Versuch unternommen, das Wechselverhältnis zwischen Raum und Gesellschaft zu erfassen. Die
These, dass soziale und gesellschaftliche Strukturen sich nur in ihrer Verknüpfung mit
räumlichen Gegebenheiten hinreichend darstellen und analysieren lassen, ist mit dem
Begriff Milieu konzeptionell erfasst (Dangschat 1994: 340 ff.).
Das französische Wort Milieu bedeutet wörtlich übersetzt „zwischen dem Ort“ und
verweist auf ein bestehendes Verhältnis zwischen Orten und sozialen Strukturen. Unter
einem sozialen Milieu versteht man in der Soziologie eine soziale Gruppe mit ähnlichen
Lebensstilen und Wertpräferenzen sowie sozioökonomischen Bedingungen. Der Zusammenhang zwischen sozialen Beziehungen und ihren räumlichen Ausprägungen an
Orten und physischen Dingen ist von dem französischen Soziologen Emile Durkheim
als „Morphologie sociale“ beschrieben worden: Die physischen Substrate als Voraussetzungen des sozialen Lebens müssen nach ihm zugleich als soziale Produkte desselben gesehen werden (vgl. Durkheim 1893 und 1897).
Eine Unterscheidung zwischen dem physischen Substrat und der sozialen Welt liegt
in dem Grad der ungleichen Ausprägungen, wie in ihnen soziales Leben verankert und
strukturiert ist. Durkheim ordnet mit dem Begriff der Morphologie soziale Tatsachen in
die Struktur der dinghaften Welt ein und zeigt auf, dass die Formen des Städtischen – die
Art und Weise des Wohnens ebenso wie die politischen und rechtlichen Strukturen –
eine Verankerung in der physischen Umwelt besitzen (Durkheim 1895: 12 – 14).
Die morphologischen Strukturen der Städte, die im Laufe der historischen Entwicklung produziert und herausgebildet werden, beeinflussen und prägen die Akteure des
städtischen Lebens. Die physischen Elemente wie Straßen, Gebäude, Denkmäler besitzen
oftmals eine längere Prägekraft als die ihnen zugrundeliegenden ökonomischen, sozialen, kulturellen oder historischen Umstände, die zur Produktion beigetragen haben (vgl.
Lefèbvre 1974: 330 – 335). Die Zusammensetzung sozialer Gruppen, ihre territoriale Ver-
F. Eckardt (Hrsg.), Handbuch Stadtsoziologie,
DOI 10.1007/978-3-531-94112-7_22, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2012
504
Oliver Frey
teilung, die Bilder und Erinnerungen sind an jedem städtischen Ort spezifisch strukturiert (vgl. Halbwachs 1938). In diesem Sinne konstituiert sich in der städtischen Welt ein
spezifisches Milieu, das sich aus Personen, Orten und Dingen zusammensetzt und nach
gewissen Regeln im städtischen Raum angeordnet ist.
Städte sind sowohl durch ihr „Territorium“ umfasst als auch durch ihre Bevölkerung
und ökonomische Struktur gekennzeichnet. Sie sind einerseits materieller Rahmen und
Einheit für städtisches Leben und ihre Milieus, andererseits auch räumliche und soziale
Konfigurationen von materiellen Objekten und Orten sowie Beziehungsknoten zwischen
sozialen Subjekten.
Ziel des vorliegenden Beitrages ist es, die theoretische Konzeption „Städtischer Milieus“ als räumliche Ausprägung sozialer Strukturierung darzustellen und ihre Herausforderungen für die Methoden der empirischen Sozialforschung innerhalb der
Stadtsoziologie zu beschreiben. Im folgenden Abschnitt wird die Unterscheidung in eine
raumunabhängige Konzeption des Milieubegriffs und eine der ursprünglichen Bedeutung zugrundeliegende räumliche Bezugsebene begründet und für die Stadtsoziologie
aufbereitet.
Milieus: Zwischen Orten und Lebensstilen
Dem Lebensstil- und Milieubegriff liegt eine Konzeption gesellschaftlicher Strukturierung zugrunde, welche eine Verschränkung von objektiven Voraussetzungen des individuellen Handelns mit subjektiven Faktoren wie Wahrnehmungen, Interpretationen,
Nutzungen und Gestaltungen vornimmt. Im Zuge der gesellschaftlichen Transformationsprozesse seit den 1970er Jahren mit ihren vielfältigen Ausprägungen – z. B. als Übergang von der Industriegesellschaft zu einer Dienstleistungsgesellschaft, als Erosion des
Modells der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung (vgl. Gottschall 1995), als Informations- und Netzwerkgesellschaft in der Folge neuer Technologien und Organisationsformen (vgl. Castells 1996), als Bedeutungszuwachs von unterschiedlichen Wissensformen
in der Wissensgesellschaft (vgl. Stehr 1994), als globalisierte Gesellschaft aufgrund von
Flexibilisierung und Internationalisierung, als postmoderne Gesellschaft im Sinne eines
Endes der Moderne (vgl. Bell 1973; Inglehart 1998) – gewann die Sichtweise auf stärker
subjektorientierte Handlungs- und Wahlmöglichkeiten der Individuen gegenüber objektiven Klassenlagen zusehends an Bedeutung (vgl. Hradil 1987). Die Ausdifferenzierung
der sozialen und gesellschaftlichen Strukturiertheit führt zu einer Vielfalt der Orientierungs-, Einstellungs- und Handlungsmuster von Individuen und sozialen Gruppen.
Diese Ausdifferenzierungs- und Pluralisierungsprozesse gegenwärtiger gesellschaftlicher
Transformationen werden mithilfe der Milieu- und Lebensstilkonzepte zu erfassen versucht (vgl. Zerger 2000: 74 – 82).
In der sozialwissenschaftlichen Milieu- und Lebensstilforschung hat sich seit den
1980er Jahren ein raumunabhängiger Milieubegriff etabliert, der im Rahmen der Sozial-
Städtische Milieus
505
strukturanalyse verwendet wird. Zuvor wurde bei der Analyse sozialer Ungleichheit
überwiegend auf vertikale Dimensionen wie Arbeit und Arbeitsteilung, Macht und Herrschaft sowie Eigentum und Besitz verwiesen. Die Konsumsphäre war bis in die 1980er
Jahre kaum ein Bestandteil der Analyse der Sozialstruktur. Eine zunehmende Individualisierung in der Wohlfahrts- und Wohlstandsgesellschaft hat neben den vertikalen
Ungleichheiten auch zunehmend neue Dimensionen sozialer Ungleichheit hervorgebracht. Diese beziehen sich auf Lebensbereiche außerhalb des Produktionsprozesses (vgl.
Lepsius 1979).
Die Grundbegriffe Klasse oder Schicht zur Beschreibung der Sozialstruktur in einer
Industriegesellschaft wurden – beeinflusst durch Pierre Bourdieus (1987) Arbeiten zu
den „feinen Unterschieden“ und durch Ulrich Becks (1983) Thesen zur zunehmenden Individualisierung – um Lebensstil- und Milieuansätze erweitert. Lebensstil- und Milieuansätze in der Sozialstrukturanalyse nehmen die Art und Weise der Lebensführung von
Individuen und sozialen Gruppen als horizontales Merkmal sozialer Ausdifferenzierung
einer Gesellschaft stärker in den Blick (vgl. Esping-Andersen 1996).
Entwickelt wurden diese Ansätze zuerst in der kommerziellen Markt- und Meinungsforschung. Dort interessierte man sich für die Beschreibung von Konsummustern und
-präferenzen der Individuen oder sozialen Gruppen. Nach der fordistischen Massenproduktion erfolgte im Zuge der Bildungs- und Wohlstandsexpansion in der postfordistischen Gesellschaft eine Ausdifferenzierung der Konsumsphären. Subjektive Präferenzen,
Werthaltungen und Lebensstile rückten bei der Analyse des sozialen Raumes in den Vordergrund. Die Erosion des sozialen Gefüges der Klassengesellschaft führte demzufolge
zu einer Suche nach neuen Formen sozialer Differenzierung (vgl. Berger/Hradil 1990;
Berger/Vester 1998; Berger 2006: 74).
Unterstellt wurde den Vertretern des Milieu- und Lebensstilansatzes nicht selten, dass
sie die Bedeutung „objektiver“ Ungleichheitslagen wie Bildung, Einkommen, Beruf gegenüber „subjektiven“ Lebensstilen und Werthaltungen vernachlässigten. Sie würden
von einem Abbau und einer Nivellierung sozialer Ungleichheit in einer Lebensstilgesellschaft ausgehen. Diese Nivellierung von Einkommens- und Vermögensungleichheiten
ist allerdings nicht zu beobachten. Im Gegenteil, es gibt Untersuchungen, die in der postindustriellen Gesellschaft sogar eine Verschärfung von Ungleichheiten ausmachen (vgl.
Berger 2006: 74). Insofern sprechen einige Autoren von einem Weiterbestehen von Klassenstrukturen, die zwar nicht hermetisch geschlossen sind, sondern sich nach Schichten
aufgeweicht hätten. Berger spricht in einem Aufsatz sogar von „Konturen einer neuen
,Klassenstruktur‘ in der Informationsgesellschaft“ (vgl. ebd.: 80), und Ulrich Beck betont angesichts der verstärkten sozialen und ökonomischen Polarisierungen des letzten
Jahrzehnts: „Es geht nicht nur aufwärts, diese Gesellschaft fährt im Fahrstuhl nach unten,
und wir sind die Generation des Weniger“ (Beck 2006).
Die Konzeption sozialer Milieus wird traditionell nach den folgenden zwei Perspektiven unterschieden: a) eine makrosoziologische Perspektive auf die gesamtgesellschaftliche Strukturierung von gesellschaftlichen Gruppen mit ihren jeweiligen Werthaltungen,
506
Oliver Frey
Lebenszielen, Grundorientierungen und Mentalitäten und b) eine mikrosoziologische
Sichtweise auf die Ausprägungen eines individuellen Lebensstiles, welcher von den Milieumitgliedern in unmittelbarem Kontakt miteinander in Familien, Kolleg(inn)enkreisen, Jugendgruppen oder Nachbarschaften ausgebildet wird (vgl. Herlyn 2000: 152 f.;
Manderscheid 2004: 80 – 98).
Die Konzeption sozialer Milieus im Sinne einer vermittelnden Ebene zwischen gesamtgesellschaftlicher Sozialstruktur und individuellen Werthaltungen und Verhaltensweisen wird in einer mikroperspektivischen Betrachtungsweise zur Analyse der Prozesse
der sozialen Vergemeinschaftung auf der Ebene der Individuen und ihrer Werthaltungen
eingesetzt. Das Ziel bei dieser Sichtweise lautet, das Zusammenwirken zwischen objektiven Lebensbedingungen und subjektiven Lebensstilen als Eigenschaft des Milieus zu
interpretieren.
Das Lebensstilmodell erscheint vor dem Hintergrund der konstatierten Auflösung
vertikaler Strukturen sozialer Ungleichheit aufgrund gestiegenen Wohlstandes und
sich öffnender Entwicklungsmöglichkeiten einer Konsum- und Freizeitgesellschaft
als angemessenerer Ansatz, um die soziale Ausdifferenzierung der Gesellschaft zu erfassen. Dadurch wird es zu einem Grundbegriff zahlreicher empirischer Studien zur
gewandelten Sozialstruktur der Gesellschaft (vgl. Spellerberg 1993). Dieses Konzept beschreibt das Spannungsfeld einer wachsenden Differenzierung objektiver und subjektiver
Lagen, wobei es mit der Arbeit von Pierre Bourdieu zu den „feinen Unterschieden“ (vgl.
Bourdieu 1987) eng verknüpft ist. In dieser Arbeit zeichnete Bourdieu eine neue Landkarte sozialer Gruppen im sozialen Raum, die u. a. nach dem Lebensstil der Gruppen geordnet ist. Dabei werden Lebensstilklassifizierungen nach dem Mobiliar der Wohnung,
nach Musik- oder Kleidungsgewohnheiten vorgenommen (vgl. ebd.: 50 – 55). Bei der Bildung von Lebensstiltypologien werden Personen nach der Ähnlichkeit der Gestaltung
ihres Alltags, der Einrichtungsgegenstände in der Wohnung, der Formen der Freizeitbeschäftigung oder des kulturellen Geschmacks unterschieden (Spellerberg 2007: 184).
Die stadtsoziologische Analyse stellt darüber hinaus eine Verbindung und Wechselwirkung zwischen Orten und den jeweiligen Ausprägungen des Lebensstiles fest. Ihr
Milieubegriff entwirft eine Mesoebene der Analyse, welche eine räumliche Bezugsebene beschreibt, auf der sozialstrukturelle und räumliche Bedingungen gleichzeitig erfasst
und miteinander verknüpft werden (vgl. Keim 1997). Dabei wird das „städtische Milieu“
als eine sozial und kulturell weitgehend homogene soziale Gruppe mit ähnlichen Werthaltungen und Lebensstilen bezeichnet, die an bestimmte Räume und Stadtquartiere mit
ihren speziellen physisch-materiellen Gegebenheiten und Strukturen gebunden ist. Über
eine erhöhte Binnenkommunikation innerhalb des Milieus bilden sich ortsgebundene
Kommunikationsgemeinschaften heraus, die über lose und festere Netzwerke verfügen.
Das Milieu ist allerdings nicht auf eine in sich abgeschlossene Art und Weise homogen,
sondern bewegt sich gegenüber anderen sozialen Gruppen in einem fließenden Übergang. Menschen können im Verlauf ihrer Biografie auch mehreren sowie gleichzeitig
unterschiedlichen Milieus zugeordnet werden. Eine empirische Milieu- und Lebensstil-
Städtische Milieus
507
forschung gewinnt dadurch auch Einblicke in widersprüchliches, ambivalentes Verhalten
und Handeln von Individuen in unterschiedlichen städtischen Räumen und zu verschiedenen Zeiten (vgl. Breckner 2009: 71 f.).
Die Milieukonzeptionen in den Büchern Milieu in der Stadt (Keim 1979) und Die
Räume der Milieus (Matthiesen 1998b) basieren jeweils auf einem integrierten Verständnis sozialer Strukturen und der Prozesse in urbanen Räumen. Für die Stadtsoziologie ist
das zentrale Konzept der städtischen Milieus eine Möglichkeit, neben objektiven, vertikalen Mustern sozialer Differenzierung auch deren horizontale Ausprägungen sozialräumlich in den Quartieren, Nachbarschaften, Arbeits- und Wohnorten, Freizeit- und
Konsumorten zu verorten.
Urbane Lebensweisen und städtische Umwelt
Städte sind vielfältige Gebilde. Sie beherbergen zahlreiche unterschiedliche soziale Welten und bringen zugleich dynamische Kräfte hervor, die gesellschaftliche Transformationen beeinflussen. Der Blick auf Städte kann sowohl auf die städtebaulichen Formen
oder auf die urbanen Lebensweisen und -welten als auch auf die Kräfte ihrer Entwicklung und deren Steuerung gerichtet sein (vgl. Frey 2010). Die Chicagoer Schule der
Stadtforschung in den 1920er Jahren beschrieb die Stadt als „Mosaik sozialer Welten“.
Sie machte sich in vielfältigen Studien auf die Suche nach den kulturellen und sozialen
Mustern von urbanen Lebensweisen und Lebensstilen spezifischer sozialer Gruppen (vgl.
Lindner 2004). Diese qualitativ, ethnografisch und lebensweltlich orientierte Stadtforschung der Chicagoer Schule begründete eine Milieuforschung, welche die Ausprägungen urbaner Lebensweisen in Bezug zu den differenziert zu betrachtenden städtischen
Orten und Nachbarschaften setzt. Diese Stadtforschungen über urbane Lebensweisen
haben ihren Ursprung in den Erfahrungen des Großstadtreporters (vgl. Lindner 1990).
Der Großstadtreporter, in seiner Urform als Polizeireporter, ist einem bestimmten Straßenzug oder anderweitig abgrenzbaren Territorium zugewiesen. Die räumliche Ausdifferenzierung der städtischen Strukturen erfolgt über lokale Ortsangaben von einzelnen
Handlungen oder von Institutionen bzw. durch Zuordnung kollektiver Lebensweisen zu
städtischen Quartieren und erschließt so den städtischen Raum (vgl. ebd.: 47, 77).
Die Stadtsoziologie entwickelt die Konzeption urbaner Lebensweisen in einem Spannungsfeld von soziokulturellen und städtebaulichen Merkmalen. Dichte, Heterogenität
und Differenz werden in ihren sozialräumlichen Ausprägungen als städtische Merkmale beschrieben (Wirth 1938 und Simmel 1984). Die urbane Lebensweise wird im Gegenzug zur ländlichen und dörflichen Umwelt als ein Gegensatz zwischen öffentlichem und
privatem Raum konstruiert. Durch Ausdifferenzierung und Arbeitsteilung entstehen in
den Städten der Industrialisierung besondere Berufstätigkeiten, eine distanzierte Art
des Verhaltens, eine Trennung von öffentlichem und privatem Leben sowie von Arbeit
und Freizeit. Nach sozialen Gesichtspunkten werden den einzelnen Lebensweisen un-
508
Oliver Frey
terschiedlich ausdifferenzierte Verhaltensweisen theoretisch zugeordnet. Der öffentliche
Raum besitzt dabei eine politische und kulturelle Funktion, während der private Raum
der Produktion und Reproduktion dient und juristisch gesehen dem Eigentumsrecht unterliegt (vgl. Siebel 2000: 31).
Diese traditionelle Definition der Urbanität bezieht sich insbesondere auf das Modell
der europäischen Stadt und geht von einer Polarität zwischen Öffentlichkeit und Privatheit, zwischen Stadt und Land aus. Neuere Forschungen entlarven diese Sichtweise als
einen lang gepflegten Mythos (vgl. Wüst 2004). Gerade die aktuellen gesellschaftlichen
wie städtischen Transformationsprozesse zeigen eher Verbindungen zwischen Privatleben und Berufstätigkeit. Auch die Trennung zwischen urbaner und ländlicher Lebensweise ist aufgrund gestiegener Mobilitätsmöglichkeiten sowie neuer raumüberwindender
Informations- und Kommunikationsformen kaum aufrechtzuerhalten. Zudem stellen
Überlagerungen zwischen privaten und öffentlichen Sphären diese traditionellen Sichtweisen von Urbanität infrage (vgl. Häußermann/Siebel 1987).
Die unterschiedlichen Definitionen von urbaner Lebensweise und der damit einhergehenden städtischen Umwelt beschreiben die spezifischen soziokulturellen Aspekte und
ihre baulich-städtebaulichen Formen. Urbane Lebensweisen werden durch relativ ausdifferenzierte Bedürfnisstrukturen und Werthaltungen, durch die Wahlmöglichkeiten
zwischen verschiedenen Aktivitäten und Erfahrungsräumen an ausdifferenzierten Orten
und Räumen in der Stadt sowie durch eine mögliche Distanz zwischen Individuen und
sozialen Gruppen bestimmt (vgl. Wüst 2004: 52). Die Ortsbezüge städtischer Milieus
werden hierbei spezifisch konstruiert: Auf der einen Seite bestehen für bestimmte Milieus Möglichkeiten der Erweiterung ihrer sozialen Kontakte über die Nachbarschaft hinaus; zum anderen sind bestimmte soziale Milieus verstärkt auf ihre Wohnumgebung und
Quartiersnachbarschaft angewiesen. Der Begriff des städtischen Milieus bezeichnet ein
Verständnis von Urbanität als Lebensform, das sowohl durch soziokulturelle wie auch
baulich-physische Charakteristika bestimmt ist. Urbanität entwickelt sich an einer ökonomischen Ausdifferenzierung, einer Multifunktionalität von Orten und Räumen sowie
von Wohn- und Arbeitsformen (vgl. ebd.: 53).
Der Raumbezug städtischer Milieus
Im folgenden Abschnitt wird zum einen das Raumverständnis geschildert, welches der
Konzeption städtischer Milieus zugrunde liegt, und zum anderen werden die Formen
der Ortsbindungen städtischer Milieus untersucht, welche sich im Laufe der zunehmenden Auflösung von Raumbindungen sozialer Strukturen und der Fragmentierung und
Heterogenisierung städtischer Räume und ihrer Milieus neu ordnen (vgl. Berking 2006b:
7 – 12; Robertson 1998: 192 – 200).
Städtische Milieus
509
Das Raumverständnis bei der Analyse städtischer Milieus
Der Raumbezug städtischer Milieus stellt das Wechselverhältnis zwischen räumlich-physischer Dinglichkeit eines Ortes und den ortsbezogenen sozialen Strukturen und den
darin eingebetteten Handlungen in den Vordergrund. Die Beschreibung und Analyse städtischer Milieus muss einerseits die räumliche Bezugsebene klären und andererseits das dahinterstehende Raumkonzept klarstellen. Zu diesem Zweck unterscheidet
Dangschat konzeptionell vier Untersuchungsebenen: eine internationale und nationale Makroebene (der auch die städtische und regionale Ebene zugeordnet wird), dazu
das städtische Teilgebiet als Mesoebene und die Individualsphäre als Mikroebene (vgl.
Dangschat 1990: 18 f.). Die Einführung einer zwischen Mikro- und Makroebene liegenden Mesoebene des Quartieres soll die Wechselbeziehungen am konkreten städtischen
Teilgebiet sichtbar machen. Quartiere und städtische Teilgebiete werden als „eigentliche
Bühne“ bezeichnet, auf der sich der Prozess des sozialen Wandels und der Veränderungen von Lebensstilen und Milieus abzeichnet (vgl. Dangschat 1996: 110 – 115). Die Einführung einer Mesoebene gestattet es, gesellschaftlichen Wandel an konkreten Orten im
Stadtgebiet zu beobachten und zu verstehen. Auch Mackensen setzt bei der Mesoebene
an und fragt sich in diesem Sinne, ob
„Quartiere also kein Ort autonomer Lebenswelten sind ? Umgekehrt: Auch Quartiere können nicht anders verstanden werden denn als gesellschaftliche Ausprägungen und Konkretisierungen, welche ihren besonderen Charakter eben aus den Bedingungen allgemeiner
gesellschaftlicher Systematisierung und aus deren Spezifikation erfahren und erhalten.“
(Mackensen 2000b: 241)
Das Einziehen einer Mesoebene bei der Analyse gesellschaftlichen Wandels stellt einen
neuen geografischen Bezugsrahmen her, an dem die Rahmenbedingungen für individuelles Handeln am deutlichsten hervortreten. Das Verständnis einer „lokalen Dimension
des Handelns“ (ebd.: 243), in der sich gesellschaftliche Struktur und individuelles Handeln verbinden, setzt eine neue Interpretation der Lebens- und Handlungsbedingungen
voraus, die stets die Verschränkung zwischen diesen Bereichen im Blick hat.
„Stadtsoziologie kann weder allein als ,Stadtstrukturanalyse‘ auf der Ebene der Gesamtstadt, noch aber auch als ,Milieuanalyse‘ allein auf der Ebene der individuellen Erfahrungsbereiche befriedigend betrieben werden, sondern vielmehr nur unter gleichzeitiger
und miteinander verschränkter Inanspruchnahme der Konzepte und Verfahren, welche für
die unterschiedlichen Ebenen speziell entwickelt worden sind.“ (Mackensen 2000b: 241 f.)
Die Konzeption von städtischen Milieus auf der Mesoebene der Stadtquartiere überwindet das Denken in polaren Gegensätzen. Der Ansatz besteht daraus, das städtische Leben
als eine permanente Interaktion und ein amalgames Gemenge zwischen Formen der so-
510
Oliver Frey
zialen und dinglich-manifesten Welt zu begreifen. Das gegensätzliche Denken hebt sich
auf, wenn man den städtischen Raum als „objektiviertes Soziales“ ansieht (vgl. Linde
1972; Giddens 1984; Pincon/Pincon-Charlot 1986). Das objektivierte Soziale findet sich in
den Dingen, Häusern und Orten genauso wie in den handelnden Personen. Dabei bildet
sich ein neues Raumverständnis. Soziale Beziehungen sind durch städtebauliche Formen
strukturiert und stellen ein Beziehungsgeflecht dar, bestehend sowohl aus gesellschaftlichen und technischen Entwicklungen wie aus sozialen Strukturen und Handlungen (vgl.
Halbwachs 1938; Chambart de Lauwe 1952).
Das Wechselverhältnis zwischen städtischen Orten und Individuen entspricht der
Sichtweise auf raumgebundene und raumspezifische Kommunikation, die an einem bestimmten Ort sichtbar wird (vgl. Noller 1999). „Raum“ wird dabei in Abgrenzung zu
einem positivistischen, naturwissenschaftlichen Verständnis des „Behälter- oder Containerraumes“ konzipiert. In den Disziplinen Städtebau, Architektur und Raumplanung
ist zumeist die Vorstellung von „objektiven“ Räumen vorherrschend, die sich objektiv
vermessen lassen und die materiell-objektiv relationierbar sind. Der öffentliche Raum
wird dabei als neutrales Gefäß konzipiert, das materielle, körperliche Objekte in sich aufnimmt, deren Einzug bzw. Inkorporation zu einer Umwidmung des Raums führt. Die
jeweilige Infrastruktur oder Gebäudestruktur in einem bestimmten Stadtquartier wird
unter dem Aspekt der meist quantitativ messbaren Ausprägungen wie Dichte oder Häufigkeit gesehen. Das Verständnis eines „Behälter- oder Containerraumes“ geht von einem
„absoluten Raum“ aus, der unbeweglich, konstant und unabhängig ist.
Fragt man aber nach den Wahrnehmungs-, Deutungs- und Aneignungsstrategien
städtischer Milieus, so steht die Konstruktionsleistung des sozialen Akteurs bei der Gestaltung des Raumes im Vordergrund. Das theoretische Raumkonzept von Milieus zieht
in Betracht, dass Räume kontextabhängig konstruiert werden. Kontextabhängig meint,
dass die Sinnzusammenhänge im lokalen Kontext mit jeweils spezifischen institutionellen Kulturen, Normen und Arbeitsabläufen stehen. Auch die Werthaltungen, der Habitus
und die sozialstrukturellen Merkmale innerhalb unterschiedlicher städtischer Milieus
bestimmen die Konstruktionsleistung mit. Die Sichtweise der Individuen auf Räume unterscheidet sich nach Milieu-, Geschlechts- oder Kohortenzugehörigkeit. Dieser Konzeption raumbezogener Aneignungsprozesse liegt dementsprechend ein theoretisches
Verständnis von gesellschaftlichen, relationalen Räumen zugrunde. Räume werden als
aufeinander bezogene Anordnungen sozialer Güter, von Menschen und anderen Lebewesen konzipiert. Menschen und Dinge stehen dem Raum weder gegenüber, noch befinden sie sich außerhalb oder innerhalb. Sie sind Teil des Raumes, und soziale Akteure
können den Raum durch Neupositionierungen oder Sprechakte anders konstruieren.
Erst die miteinander verknüpften sozialen Güter und Menschen werden zum Raum. In
der Raumsoziologie von Martina Löw ist dieser relationale Raumbegriff entwickelt worden. Sie schreibt:
Städtische Milieus
511
„Raum ist relationale (An)Ordnung von Gütern und Lebewesen. Raum wird konstituiert
durch analytisch zu unterscheidende Prozesse, das Spacing und die Syntheseleistung. Letzteres ermöglicht es, Ensembles von Gütern und Menschen zu einem Element zusammenzufassen.“ (Löw 2001: 159 f.)
Auch bei Dieter Läpple findet sich ein relationales Raumkonzept, das keine Trennung
von physischen Orten und den sozialen Strukturen zulässt. Läpple (1992b) entwirft das
Modell eines „Matrix-Raumes“, welches Räume als gesellschaftliche Räume aus ihrem
qualitativen gesellschaftlichen Funktions- und Entwicklungszusammenhang heraus erklärt. Die folgenden Komponenten des gesellschaftlichen Raumes müssen daher bei einer
Milieuanalyse betrachtet werden:
a) Das materiell-physische Substrat: Das materiell-physische Substrat hat eine Objekthaftigkeit als Erscheinungsform. Auf den öffentlichen urbanen Raum übertragen,
gehören die Bebauung, der materialisierte Verkehr oder bauliche, raumgestaltende
Elemente dazu. Dieses materiell-physische Substrat stellt für den Milieubegriff die
städtebauliche Umwelt dar.
b) Die gesellschaftlichen Interaktions- und Handlungsstrukturen bzw. die gesellschaftliche Praxis: Die gesellschaftlichen Interaktions- und Handlungsstrukturen
sind durch ihre Subjekthaftigkeit gekennzeichnet. Die Subjekthaftigkeit der Akteure
wird durch die klassenmäßige Differenzierung im sozialen Raum bestimmt. In der
Konzeption der Milieuforschung sind diese Interaktions- und Handlungsstrukturen
durch die Ausprägungen der Lebensstile und Werthaltungen erfasst.
c) Das institutionalisierte und normative Regulationssystem: Damit sind die Eigentumsformen, Machtbeziehungen und gesetzlichen Regelungen gemeint. Dieses Regulationssystem steuert die Entwicklung des jeweiligen Milieus und die räumliche
Einbettung sozialer Strukturen.
d) Das räumliche Zeichen-, Symbol- und Repräsentationssystem: Das räumliche Zeichensystem verweist auf die soziale Funktion der Artefakte (wie z. B. Gebäude). Es
stellt ein hochselektives Kriterium dar, welches das räumliche Verhalten der Individuen strukturiert. Dieser symbolische Raum wird in den Milieus über spezifische
Lebensstilisierungen und Symbole der Lebensführung vermittelt.
Die Interaktion zwischen der materiellen Objekthaftigkeit und der Subjekthaftigkeit der
Akteure innerhalb städtischer Milieus stellt eine Dualität zwischen Handlung und Struktur dar, welcher auch eine Dualität entspricht, die sich im Raum widerspiegelt. Die handelnde Aneignung von Räumen schafft und verändert den jeweiligen Raum, so wie die
räumlichen Strukturen selbst auf die handelnden Subjekte verändernd einwirken. In
den baulichen Strukturen, den Häusern und infrastrukturellen Einrichtungen sowie den
kodifizierten sozialen Beziehungen wie den Rechtsstrukturen, dem Eigentum und der
512
Oliver Frey
Miete finden sich dementsprechend objektivierte soziale Strukturen wieder, die auf die
städtischen Milieus einwirken.
Ortsbindungen städtischer Milieus
Im Folgenden wird der zentralen Frage nach den Ortsbindungen städtischer Milieus
nachgegangen. Zum einen werden diese Prozesse in den Kontext der räumlichen Entankerung sozialer Strukturen gestellt und zum anderen in Bezug zu einer Zunahme von
Orts- und Quartiersbezügen auf lokaler Ebene gesetzt. Bei der Beschreibung und Analyse
des gesellschaftlichen Wandels ist vom „Verschwinden des Raumes“, von „Entgrenzungen“
und „Verflüssigungen“ von Raumstrukturen die Rede. Im Zuge der Globalisierungsdebatten (Castells 1996; Sassen 1991) werden auch die Auswirkungen der Globalisierung
auf das raum-zeitliche Koordinatensystem städtischer Strukturen untersucht. Zum einen
wird dabei eine Entterritorialisierung bzw. Entlokalisierung von ökonomischen und sozialen Beziehungen, also ein Bedeutungsverlust des konkreten Raumes für Prozesse der
Vergemeinschaftung und Vergesellschaftung konstatiert. Andererseits werden spezifische
Orte miteinander verbunden und so lokale Beziehungssysteme gestärkt, um das Bestehen im globalen Wettbewerb zu ermöglichen.
Ökonomische und soziale Akteure, so die These, werden durch einen Bedeutungsverlust des Raumes aus ihren Ortsbindungen zunehmend herausgelöst. Auf der anderen
Seite wird von der „Wiederkehr des Regionalen“ gesprochen und der Bedeutung räumlicher Dimensionen für die gesellschaftliche Entwicklung wachsende Aufmerksamkeit geschenkt. Diese These führt zu der Frage, welche Rolle das Lokale für die Herausbildung
von raumgebundenen und raumbeeinflussten Lebensstilen, sozialen Milieus und deren
Identitäten denn nun tatsächlich spielt.
Diese Frage thematisiert neue Beziehungen sozialer Formationen zu den städtischen
Orten und Räumen. Während die Vertreter der Lebensstilkonzeptionen die Handlungen
der Individuen eher als von räumlichen Distanzen losgelöst betrachten, gilt bei der Konstitution der Milieus der Ortsbezug als entscheidend. In diesem Sinne entwirft Schulze
einen „Raum als Szenerie“ (Schulze 1992: 196):
„Die Bodenhaftung sozialer Milieus ist weitgehend verloren gegangen, ohne dass die Milieus selbst verschwunden wären, wie es die traditionelle Vorstellung nahe legt.“ (Schulze
1992: 1)
Der Raum wird hier als Umgebung gefasst, als ein territorialer Bezugsrahmen, der dem
Aktionsradius der Individuen entspricht und innerhalb dessen die Milieubildung stattfindet. Die Bedeutung des Raumes als Umgebung sieht Schulze schwinden und konstatiert, dass der Raum zur Szenerie wird. Die Umgebung wird dabei auf den konkreten Ort
reduziert, der als Treffpunkt und Schauplatz von Szenen eine größere Bedeutung erhält.
Städtische Milieus
513
Diese szenischen Orte werden in ihrer räumlichen Ausdehnung als gering und in ihrer
zeitlichen Kontinuität als fragil beschrieben. Die sozialräumliche Beziehung zwischen
szenischem Ort und Individuum ist durch Flüchtigkeit gekennzeichnet. Szenerien werden betreten und wieder verlassen, sie können schnell umgebaut und verändert werden
oder sogar ganz verschwinden (vgl. ebd.: 46).
„Eine Szene ist ein Netzwerk von Publika, das aus drei Arten der Ähnlichkeit entsteht: partielle Identität von Personen, von Orten und von Inhalten. Eine Szene hat ihr Stammpublikum, ihre festen Lokalitäten und ihr typisches Erlebnisangebot. (…) Jede Szene hat eine
zeitliche und eine räumliche Ausdehnung. Es gibt rasch zerfallende Szenen, aber auch solche, die monatelang oder jahrelang bestehen.“ (ebd.: 463)
Szenen unterscheiden sich gegenüber Milieustrukturen in ihrer Vergemeinschaftungspraxis durch eher flexiblere, geringere Binnenkommunikationen, welche temporären
Verräumlichungen unterliegen. Der losgelöste Ort wird zum Gegenstand einer affektiven,
spielerischen „Politik der Aufmerksamkeit“ (Lange 2005: 82). Die spezifische Ortspolitik
besteht darin, dass „soziale Zugehörigkeit neu verhandelt wird“ (ebd.: 82). Bei Schulze
löst sich die einheitliche Fläche des Quartiers auf und bringt auf der einen Seite örtliche Lokalitäten hervor, die mit ganz bestimmten Szenen verbunden sind, während auf
der anderen Seite milieuneutrale Zonen entstehen. Die Auflösung der milieuspezifischen
Umgebung ist für ihn eine Folge des sozialen Wandels durch technische Innovationen. Er
konstatiert eine Fragmentierung des einheitlichen flächenbezogenen Stadtraumes, die zu
einer höheren Bedeutung von inselhaft gelegenen Orten führt und eine szenische Vergesellschaftung ermöglicht. Schulze diagnostiziert eine abnehmende Bedeutung des Raums
bzw. der Wohnstandorte für die städtische Segregation. In der stadtsoziologischen Debatte wird dies sehr kontrovers diskutiert und im Gegenzug eher ein zunehmender
Bedeutungszuwachs des unmittelbaren Wohnumfeldes gerade für benachteiligte Bevölkerungsgruppen thematisiert. Die von Schulze charakterisierte Zunahme von Szenen
trifft dementsprechend eher auf moderne, kreative Wissensmilieus zu (vgl. Matthiesen/
Bürkner 2004; Lange 2005).
Die Geschichte der raumbezogenen Milieuforschung in der Stadtsoziologie konstatiert hingegen eher die Wirksamkeit der räumlichen Bindung von Milieustrukturen.
Keim unterscheidet die Milieudimensionen in a) eine sozialwirksame Raumstruktur und
b) eine raumwirksame Sozialstruktur (Keim 1979: 50 ff.).
Die beiden im vorangegangenen Abschnitt thematisierten Blickrichtungen der Lebensstilforschung auf der einen und die der Milieuforschung auf der anderen Seite zeigen
unterschiedliche Annahmen zum Raumbezug des Sozialen. Die räumlichen Entankerungsszenarien der Lebensstilforschung beschreiben eine abnehmende Bedeutung
des Wohnortes aufgrund von gestiegenen Wahlmöglichkeiten sozialer Kontakte durch
raumüberwindende Informations- und Kommunikationstechnologien. Das Wohngebiet verliert an Bedeutung für die soziale Vergemeinschaftung und die Ausbildung sozia-
514
Oliver Frey
ler Netzwerke; vielmehr ist eine Integration in selbst gewählte, ortsunabhängige Szenen
und Netzwerke möglich. Im Wohnquartier wird eine Fragmentierung und Pluralisierung unterschiedlicher kultureller und sozialer Welten konstatiert. Bei diesem Konzept
wird die These vertreten, dass das Quartier als territorialer Bezug von Vergemeinschaftung an Bedeutung verloren hat. Durch gestiegene Mobilität, neue Informations- und
Kommunikationsmedien im Kontext einer Individualisierung von Lebensstilen und
einer Heterogenisierung sowie Ausdifferenzierung von milieubildenden Werthaltungen wird die Prägung des Wohnquartiers im Sinne eines sozialen Milieus relativiert (vgl.
Gebhardt 2009: 91).
Die Ergebnisse der Armutsmilieuforschung beschreiben gegenteilige Prozesse einer
eher größeren Bedeutung des Wohnquartieres und von dessen Milieustrukturen für
die Herausbildung eines stark lokal begrenzten sozialen Netzwerkes (vgl. Häußermann/
Kapphan 2000). Die Bewohnerinnen und Bewohner der benachteiligten Wohnviertel
müssen über Zwangskontakte in einem Zwangsmilieu die Integration in die Stadtgesellschaft selbst bewerkstelligen, der Wohnort wird ebenfalls zu einer benachteiligenden
Ressource und wirkt sich stärker auf die Lebenschancen der dort lebenden Bevölkerung
aus (vgl. Dangschat 1996). In seinem Fazit bringt Gebhardt diesen Widerspruch für eine
Milieuforschung auf Quartiersebene auf den Punkt:
„Raumbezüge sind zwar als handlungsgenerierend zu betrachten, man muss jedoch berücksichtigen, dass die Fähigkeit zur Raumaneignung und zur Ausweitung von Handlungsbezügen von den vorhandenen Ressourcen abhängt.“ (Gebhardt 2009: 92)
Milieus: Zwischen Homogenität und Heterogenität im städtischen Raum
Pluralisierung, Fragmentierung und Heterogenisierung des Territoriums und der Lebensstile haben eine Ausdifferenzierung der städtischen Orte und Räume zur Folge.
Damit wird sowohl eine städtebaulich-architektonische Gestaltung als auch eine soziale
Dimension erfasst, welche entweder die verstärkte Homogenität oder eine zunehmende
Heterogenität der Orte und ihrer eingebetteten sozialen Strukturen in den Blick nimmt.
Insofern beruht die Konzeption der städtischen Milieus auf der Annahme einer Ausdifferenzierung von Orten und Räumen in der Stadt, die zwischen der Struktur sozialer
Lebensweisen und ihren jeweiligen räumlichen, materiellen und physischen Qualitäten
vermittelt (vgl. Dangschat 2007: 21 ff.).
Der Bezugs der städtischen Milieus zu den Orten und Räumen in der Stadt ist in eine
stadtsoziologische Konzeption integriert, die eine verstärkte, homogene Einheit zwischen
Territorium und sozialen Strukturen als Voraussetzung formuliert und die Ausdifferenzierung von räumlicher Gebundenheit und sozialen Beziehungen der Milieus benennt.
Im folgenden Abschnitt werden diese beiden Blickrichtungen zwischen der Homogenität
und Heterogenität des städtischen Raumes beschrieben.
Städtische Milieus
515
Die Konzeption sozialräumlicher Milieustrukturen, die durch ähnliche Lebensweisen
und Mentalitäten geprägt sind, unterstellt eine Einheit zwischen städtischem Milieu und
Territorium. Der gedankliche Ausgangspunkt dieses Modells der sozialen Vergemeinschaftung liegt in der Chicagoer Schule und ihren Theorien zur residentiellen Segregation. Robert E. Park, der Gründungsvater der Segregationstheorie, konstatierte einen
Zusammenhang zwischen der geografischen Lage von Wohnstandorten im Stadtgebiet
und der sozialen Distanz von Menschen (vgl. Park 1926). Seine These lautete, dass innerhalb der Grenzen eines „natürlichen“ Gebietes („Natural Area“) homogene Sozialstrukturmerkmale der Bewohner(innen)gruppen zu finden sind:
„There are forces at work – within the limits of the urban community within the limits of
any natural area of human habitation, in fact – which tend to bring about an orderly and
typical grouping of its population and institutions.“ (Park 1925: 1)
Das „natürliche“ Gebiet ist ein soziales Gebilde, welches im historischen Entwicklungsprozess eine Population mit eigenen Normen, Traditionen und Verhaltensmustern hervorbringt:
„Each separate part of the city is inevitably stained with the peculiar sentiments of its population. The effect of this is to convert what was at first a mere geographical expression into a
neighborhood, that is to say, a locality with sentiments, traditions, and a history of its own.“
(Park 1915: 579, zit. nach Lindner 1990: 100)
Die Lokalität in ihrer kulturellen Dimension wird als ein geografisches Gebiet beschrieben, welches ein nachbarschaftliches Milieu beherbergt. Die Herausbildung dieses Milieus wird überwiegend durch den Wohnstandort definiert, woraus sich ergibt, dass die
residentielle Segregation nach Wohnstandorten zum Indikator für soziale Segregation
wird. Es findet also eine Übertragung sozialer Ungleichheit in den städtischen Raum statt
(vgl. Dangschat 1996 und 1997). In den Blick genommen wird infolgedessen die geografische Lage der Stadträume zueinander. Es interessieren die Grenzen zwischen den einzelnen Gebieten, und zwar in dem Sinne, wie sie Abgrenzungen zwischen verschiedenen
sozialen Vergemeinschaftungsvorgängen darstellen. Wirth formuliert diese Annahme
folgendermaßen:
„Gleichermaßen zieht es Personen von homogenem Status und homogenen Bedürfnissen
– ob wissentlich, unbewusst oder durch die Umstände gezwungen – in dieselbe Gegend.
Die verschiedenen Teile der Stadt erhalten spezialisierte Funktionen, so daß die Stadt deshalb mehr und mehr einem Mosaik sozialer Welten gleicht und die Übergänge von einer in
die andere sich sehr abrupt vollziehen.“ (Wirth 1974: 55)
516
Oliver Frey
Die Chicagoer Stadtsoziologen übertrugen das „Mosaik sozialer Welten“ auf das städtische Territorium. Dabei gehen sie von einem Raumverständnis aus, bei dem Raum als
geografisch abgrenzbares Territorium aufgefasst und durch Eigenschaften wie Größe,
Lage, Begrenzung und soziale Identität bestimmbar wird. Die soziale Identität, also der
soziale Inhalt der jeweiligen – als Behälter gedachten – städtischen Gebiete wird durch
Kriterien von Homogenität und Differenzierung bestimmt. Dabei bildet sich in der jeweiligen Lokalität durch den historischen Entwicklungsprozess eine eigene kulturelle
und soziale Dimension heraus, die zu einer Identität des Ortes wird. Letztlich liegt den
Stadtvorstellungen der Chicagoer Schule ein Raumverständnis zugrunde, welches eine
Einheit von Territorium und geografischer Ausdehnung sowie eine Einheit zwischen
geografischem Behälter und sozialer Identität bestimmt (vgl. Löw 2001: 48 – 52). Dabei
geht die klassische Segregationsforschung zumeist von dem Merkmal des Wohnstandortes aus und untersucht die räumliche Ungleichheitsverteilung. Mit dem Modell der
gespaltenen Stadt wird zum Ausdruck gebracht, dass sich in der gegenwärtigen Stadtentwicklung die sozialräumliche Spaltung in Wohnquartiere ärmerer Bevölkerungsgruppen
und reicherer Einkommensklassen verschärft (vgl. Marcuse 1989; Dangschat 1998).
In den Konzepten einer Ausdifferenzierung des Verhältnisses zwischen städtischen
Orten und Räumen und den jeweiligen sozialen Strukturen wird das Quartier als Sozialraum konzipiert, der Orte unterschiedlicher städtischer Milieus hervorbringt. Dadurch
existieren unterschiedliche Sozialräume, „die (im Wohngebiet) durch ihr Nebeneinander an einem Ort verbunden sind, ohne jedoch eine lokale Kultur oder Gemeinschaft
zu erzeugen“ (Albrow 1998: 307). Dieses Verständnis trägt der Koexistenz von städtischen Milieus Rechnung, die sich an konkreten Orten oder Plätzen überlagern oder auch
unverbunden nebeneinander stehen. In diesem Modell löst sich die Einheit des Territoriums der Stadt etwas auf und fragmentiert sich in unterschiedliche sozialräumliche
Einheiten. Es bilden sich Nachbarschaften heraus, die inselhaft im städtischen Raum
liegen, sich eventuell überlagern oder nebeneinander existieren (vgl. Zeiher 1990). Der
Ausdifferenzierung städtischer Milieus und sozialräumlicher Lebensstile wird hier Rechnung getragen, indem die Stadt keine sozialräumliche Einheit mehr bildet. Zwischen
den sozialräumlichen Strukturen können jedoch auch Beziehungsgeflechte ausgebildet
werden, die Verbindungsräume entstehen lassen. Diese Verbindungsräume, die die verschiedenen sozialräumlichen Milieus kennzeichnen, verknüpfen die Milieus zu einer typischen städtischen Raumstruktur. Sichtbar wird in diesem Modell, dass konkrete Orte
im Stadtraum, z. B. die Nutzungsformen an einem öffentlichen Platz, jeweils verschiedene soziale Strukturierungen aufweisen können (vgl. Frey 2009: 106 – 110).
Städtische Milieus
517
Milieuforschung: Methoden der Sozialraumanalyse zur Erfassung
raumbezogener Sozialstrukturen
Das Verstehen von Sinnstrukturen des lokalen Handelns und Verhaltens der Individuen
und ihrer Milieus setzt eine Kombination aus qualitativen und quantitativen Vorgehensweisen voraus. In den spezifischen Lebenswelten und Biografien der Individuen manifestiert sich der gesellschaftliche Strukturwandel, welcher ebenso aus den subjektiven
Werthaltungen und Lebensweisen der Individuen gestaltet wird. Soll der gesellschaftliche Transformationsprozess möglichst hinreichend beschrieben und analysiert werden,
ist die Betrachtungsweise verstärkt auf die spezifischen Lebenswelten der Individuen zu
richten. Die daraus hervorgehende These behauptet, dass die traditionelle Stadtsoziologie
der Moderne in Deutschland bisher nur ungenügend an die Traditionen der qualitativen,
ethnografischen und lebensweltlich orientierten Stadtforschung der Chicagoer Schule
angeknüpft hat (vgl. Lindner 2004).
Die Konzentration auf die Beschreibung und Analyse der Siedlungsentwicklung durch
statistische quantitative Daten der Segregation sowie der sozialen Ungleichheit und die
theoretischen Analysen der Regulationsschule haben den Blick auf die subjektiven sinnund wertgeprägten Lebenswelten der Individuen verstellt. Insofern sollte für die Analyse
der städtischen Milieus stärker auf die qualitativ orientierten Methoden des Verstehens
von Lebenswelten im Sinne einer Biografieforschung und Stadtkulturforschung zurückgegriffen werden, um die Sinnhaftigkeit der Akteure im Kontext der Eigenständigkeit der
kulturellen Dimension städtischer Lebenswelten zu beschreiben und zu analysieren. Ziel
sollte es sein, eine Kombination aus unterschiedlichen Verfahren der empirischen Sozialforschung einzusetzen, um die Lebens- und Arbeitsorganisation der Akteure sowie ihre
jeweiligen lokalen Aktionsräume mit textlichen, visuellen und geografischen Methoden
abzubilden (Riege/Schubert 2005a; Kessel et al. 2005; Deinet/Krisch 2003).
Der folgende Absatz illiustriert die Leistungsfähigkeit der empirischen Milieuforschung: Innerhalb der Stadtsoziologie stellen die Methoden der Sozialraumanalyse geeignete Instrumente und Verfahren bereit, um das Verhältnis der sozialräumlichen
Strukturen mit der Verknüpfung von sozioökonomischen Indikatoren und sozialräumlichen Nutzungsmustern zu analysieren. Die Sozialraumanalyse rückt das soziale
Verhalten und aktive Handeln im Raum in den Mittelpunkt des Interesses (vgl. Riege/
Schubert 2005b: 36 f.). Die Herausforderung an die Methoden der Sozialraumanalyse
zur Beschreibung sozialräumlicher Milieustrukturen liegt im Aufzeigen der Wechselverhältnisse zwischen dem räumlichen Verhalten der Mitglieder städtischer Milieus und
den Nutzungsmustern in ihrem Alltag. Die Darstellung von Aktionsräumen wird dabei
verknüpft mit der Analyse der urbanen Lebenswelten, welche in den spezifischen Ausprägungen der individuellen räumlichen Bezüge erforscht werden. Die physisch-materiellen Raumstrukturen und ihre Symbol- und Zeichensysteme werden dabei zur sozialen
Strukturierung ins Verhältnis gesetzt. Aus dem Blickwinkel von Architektur und Stadt-
518
Oliver Frey
planung ist insbesondere dieser Zusammenhang zwischen Raumgestalt und Sozialgestalt
innerhalb der Milieustrukturen von Interesse (vgl. Riege/Schubert 2005b: 15).
Fazit: Renaissance des Städtischen und die Rolle urbaner Milieus
Die Wiederentdeckung der Stadt als Lebens- und Arbeitsort, die in der von Dieter Läpple
(2003) formulierten These von der „Renaissance der Stadt“ ihren Ausdruck findet, sieht
die urbane Lebensweise als geeignete Bedingung und Form für die Anforderungen der
neuen postindustriellen Arbeits- und Lebensformen in der Wissensgesellschaft an. Die
Zunahme der Bedeutung von Wissen und Kreativität in der Produktion und Reproduktion städtischer Orte und Milieus bringt neue Orte und Formen des städtischen Arbeitens und Wohnens hervor. Für bestimmte Milieus wird die Stadt als Arbeits- und
Lebensort wieder attraktiv. Im folgenden Abschnitt werden die Folgen dieses Prozesses
für die städtischen Orte und Milieus beschrieben, und es wird ein Analyseraster vorgeschlagen, mit dem sich die Frage nach der Steuerung von sozialräumlichen Entwicklungen beantworten lässt (vgl. Frey 2009: 317 – 326).
Die lokale Verankerung stellt in der Wissensgesellschaft für die räumliche Gebundenheit der sozialen Strukturen eine wichtige Ressource dar. Da Orte und Räume in der
Wissensgesellschaft über Symbole und Images konstruiert werden und somit als Mittel
der Unterscheidung von Lebensstil- und Milieupräferenzen fungieren, sind sie ein wesentlicher Faktor zur Festschreibung sozialer Ungleichheit. Über Orte werden Personen
ein- oder ausgeschlossen und über sie wird entschieden, ob sie am Prozess des Wissensaustausches teilnehmen können oder nicht. Die Netzwerke und Gemeinschaften finden
ihre gemeinsamen Werthaltungen über den Raum.
Die sozialen Netzwerke und das soziale Kapital bilden eine wesentliche Voraussetzung, um sich die Ressource Wissen als ein individuelles Vermögen im Rahmen eines
sozialen Prozesses anzueignen. Über den sozialen Austausch innerhalb eines städtischen
Milieus werden gemeinsame Lebensstile und Werthaltungen hergestellt, die Vertrauen
in die soziale Gemeinschaft schaffen. Insofern kommt es durch den Bedeutungszuwachs
von Wissen über die Konstituierung sozialer Netzwerke zu einer Aufwertung von sozialen Gemeinschaften (vgl. Frey 2008: 247 – 249). Der soziale Austausch des personenbezogenen Wissens innerhalb eines sozialen Milieus findet meistens auch ortsgebunden statt.
Insofern sind die sozialen Netzwerke ortsgebunden verankert und ermöglichen die Verteidigung eines gemeinsam geteilten Wissens- und Informationsbestandes gegenüber anderen sozialen Gruppen.
Zur Analyse der Rolle städtischer Milieus bei der Wiederentdeckung des städtischen
Wohn- und Lebensumfelds wird vorgeschlagen, den Blick auf die Ressourcen der Milieus
und ihrer Orte zu richten. Dadurch kann es auch gelingen, die Aufgaben der Steuerung
von Entwicklungen innerhalb dieser städtischen Milieus mit ihren Wohn- und Arbeits-
Städtische Milieus
519
orten zu benennen. Im Folgenden wird eine analytische Trennung in Ich-, Wir- und
Orts-Ressourcen vorgeschlagen (vgl. Frey 2009: 111 – 120).
Die Ich-Ressource besteht aus individuellem ökonomischem, sozialem, kulturellem und symbolischem Kapital (vgl. Bourdieu 1983) in einer Art und Weise verfügt, um
sich innerhalb des städtischen Milieus und nach außen hin Handlungsoptionen zu verschaffen. Die Ich-Ressource baut auf den Fähigkeiten und Erkenntnissen auf, die das Individuum im Laufe des Lebens (Sozialisation, Ausbildung, Arbeit) erworben hat, und
ermöglicht individuelle Sichtweisen auf sozialräumliche Phänomene und somit eine
eigenständige und individuell geprägte Wahrnehmung und Interpretation sozialen und
räumlichen Handelns. Die verstärkte Bedeutung der Ich-Ressource ist ein Ergebnis des
gesellschaftlichen Individualisierungsprozesses und ermöglicht es, durch den Einsatz
von Kreativität dem eigenen Selbst einen relativ autonomen Stellenwert im gesellschaftlichen Reproduktions- und Produktionsprozess zuzuschreiben. Um die Ich-Ressource
einzusetzen, braucht es eine aktive Haltung des Individuums. Bei diesem subjektorientierten Vorgang der Mobilisierung dieser Ressourcen ist es für das Individuum notwendig, die in dem jeweiligen gesellschaftlichen Feld geltenden Kapitalformen zu kennen
und einzusetzen.
Die Wir-Ressource besteht in der kollektiven Kapitalausstattung der Gesamtheit der
Mitglieder des städtischen Milieus und wird über die Information und das Wissen aktiviert, das in ziemlich festen Netzwerken zwischen den Gruppenmitgliedern vorliegt und
erarbeitet wird. Die Wir-Ressource der städtischen Milieus stellt ein Kapital dar, welches
soziale Kommunikation als Austauschmedium benötigt. Dabei besitzt sie einen doppelten Charakter: Zum einen ist sie in ihrem Vollzug über virtuelle Kommunikationsmedien weniger an bestimmte Orte gebunden, zum anderen jedoch benötigt sie als Basis
gegenseitiges Vertrauen und Respekt, also Eigenschaften, welche durch persönliche Begegnung an konkreten Orten hergestellt werden. Die Wir-Ressource besteht also aus den
mobilisierbaren Formen und Mengen des sozialen, kulturellen und ökonomischen Kapitals und stellt darüber eine gemeinsame Identität sowie gruppenintern geteilte Deutungsmuster sozialräumlicher Phänomene her.
Die Orts-Ressource der städtischen Milieus besteht zum einen aus der physisch-materiellen Ausstattung des Ortes und seiner städtebaulichen sowie sozialstrukturellen
Nachbarschaft sowie zum anderen aus den sozialräumlichen Strukturen als Orten der
Kommunikation und Begegnung in unterschiedlichen sozialen Welten. Diese doppelte
Struktur der Orts-Ressource macht sie zu einem zentralen Kapital des städtischen Milieus. Das Milieu kann über den Ort ein Wissen mobilisieren, welches über kulturelle
Codes, Images und Symboliken das Entstehen einer gemeinsam geteilten Geschichte ermöglicht. Das Kapital des Ortes besteht daher in doppelter Weise: als baulich-räumliche
Struktur, in der experimentiert werden kann und die kreative Handlungen und Verhaltensweisen zulässt, und als Zeichen- und Symbolspeicher, der dem Milieu Identifikationen ermöglicht. Über den Ort werden Wissen und Informationen in Netzwerken als
soziales Kapital weitergegeben.
520
Oliver Frey
Literatur
Albrow, Martin (1998): Abschied vom Nationalstaat. Frankfurt am Main: Suhrkamp
Atteslander, Peter/Hamm, Bernd (Hg.): Materialien zur Siedlungssoziologie. Köln: Kiepenheuer &
Witsch
Baum, Detlef (Hg.) (2007): Die Stadt in der Sozialen Arbeit. Ein Handbuch für soziale und planende Berufe. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Beck, Ulrich (1983): Jenseits von Stand und Klasse ? In: Kreckel, Reinhard (Hg.): Soziale Ungleichheiten, Soziale Welt. Sonderband 2. Göttingen: Schwartz. 35 – 74
Beck, Ulrich (2006): Generation des Weniger. Interview von Julia Bonstein. In: Der Spiegel
31/2006. 50
Beck, Ulrich (Hg.) (1998): Perspektiven der Weltgesellschaft, Frankfurt am Main: Suhrkamp
Becker-Schmidt, Regina/Knapp, Gudrun A. (Hg.) (1995): Das Geschlechterverhältnis als Gegenstand der Sozialwissenschaften. Frankfurt/New York: Campus
Bell, Daniel (1973): Die nachindustrielle Gesellschaft. Frankfurt/New York: Campus
Berger, Peter A. (2006): Soziale Milieus und die Ambivalenzen der Informations- und Wissensgesellschaft. In: Bremer, Helmut/Lange-Vester, Andrea (Hg.): Soziale Milieus und Wandel der
Sozialstruktur. Die gesellschaftlichen Herausforderungen und die Strategien der sozialen
Gruppen. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. 73 – 101
Berger, Peter A./Hradil, Stefan (Hg.) (1990): Lebenslagen, Lebensläufe, Lebensstile (Soziale Welt,
Sonderband 7). Göttingen
Berger, Peter A./Vester, Michael (Hg.) (1998): Alte Ungleichheiten. Neue Spaltungen. Opladen:
Leske & Budrich
Berking, Helmuth (2006b): Raumtheoretische Paradoxien im Globalisierungsdiskurs. In: Ders.
(Hg.): Die Macht des Lokalen in einer Welt ohne Grenzen. Frankfurt am Main: Campus.
7 – 22
Berking, Helmuth (Hg.) (2006a): Die Macht des Lokalen in einer Welt ohne Grenzen. Frankfurt
am Main: Campus
Bertels, Lothar/Herlyn, Ulfert (Hg.) (1990): Lebenslauf und Raumerfahrung. Opladen: Leske &
Budrich
Blasius, Jörg/Dangschat, Jens S. (Hg.) (1990): Gentrification – die Aufwertung innenstadtnaher
Wohnviertel. Frankfurt/New York: Campus
Bourdieu, Pierre (1983): Ökonomisches Kapital, kulturelles Kapital, soziales Kapital. In: Kreckel,
Reinhard (Hg.): Soziale Ungleichheiten, Soziale Welt. Sonderband 2. Göttingen: Schwartz.
183 – 198
Bourdieu, Pierre (1987): Die feinen Unterschiede. Frankfurt am Main: Suhrkamp
Breckner, Ingrid (2009): (Un-)Wissen im Handeln urbaner Milieus. In: Matthiesen, Ulf/Mahnken,
Gerhard (Hg.): Das Wissen der Städte. Neue stadtregionale Entwicklungsdynamiken im
Kontext von Wissen, Milieus und Governance. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. 71 – 82
Bremer, Helmut/Lange-Vester, Andrea (Hg.) (2006): Soziale Milieus und Wandel der Sozialstruktur. Die gesellschaftlichen Herausforderungen und die Strategien der sozialen Gruppen.
Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Burgess, Ernest W. (Hg.) (1926): The Urban Community. Chicago
Castells, Manuel (1996): The Rise of the Network Society. Malden/Massachusetts: Blackwell Publishers
Städtische Milieus
521
Castells, Manuel (2007): Die sozialen Milieus der Städte. In: Baum, Detlef (Hg.): Die Stadt in der
Sozialen Arbeit. Ein Handbuch für soziale und planende Berufe. Wiesbaden: VS Verlag für
Sozialwissenschaften. 29 – 44
Chambart de Lauwe, P. H. (1952): Paris et l’agglomération parisienne, Band 1. Paris: P.U.F.
Dangschat, Jens S. (1990): Geld ist nicht (mehr) alles – Gentrifikation als räumliche Segregation
nach horizontalen Ungleichheiten. In: Blasius, Jörg/Dangschat, Jens S. (Hg.): Gentrification – die Aufwertung innenstadtnaher Wohnviertel. Frankfurt/New York: Campus. 69 – 92
Dangschat, Jens S. (1994): Lebensstile in der Stadt. Raumbezug und konkreter Ort von Lebensstilen und Lebensstilisierungen. In: Dangschat, Jens S./Blasius, Jörg (Hg.): Lebensstile in den
Städten. Opladen: Leske & Budrich. 335 – 354
Dangschat, Jens S. (1996): Raum als Dimension sozialer Ungleichheit und Ort als Bühne der Lebensstilisierung ? – zum Raumbezug sozialer Ungleichheit und von Lebensstilen. In:
Schwenk, Otto G. (Hg.): Lebensstil zwischen Sozialstrukturanalyse und Kulturwissenschaft,
Opladen: Leske & Budrich. 99 – 135
Dangschat, Jens S. (1997): Sag’ mir wo du wohnst, und ich sag’ Dir, wer Du bist. Zum aktuellen
Stand der Segregationsforschung in Deutschland. In: Prokla 109. 619 – 647
Dangschat, Jens S. (1998): Segregation. In: Häußermann, Hartmut (Hrsg.): Großstadt – Soziologische Stichworte. Opladen: Leske + Budrich 207 – 220
Dangschat, Jens S./Blasius, Jörg (Hg.) (1994): Lebensstile in den Städten. Opladen: Leske & Budrich
Dangschat, Jens S./Frey, Oliver (2005): Stadt- und Regionalsoziologie. In: Kessel, Fabian/Reutlinger,
Christian/Maurer, Susanne/Frey, Oliver (Hg.): Handbuch Sozialraum. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. 143 – 163
Dangschat, Jens S. (2007): Soziale Ungleichheit, gesellschaftlicher Raum und Segregation. In:
Dangschat, Jens S./Hamedinger, Alexander (Hg.): Lebensstile, soziale Lagen und Siedlungsstrukturen, Akademie für Raumforschung und Landesplanung. Hannover: Verlag der ARL.
21 – 50
Dangschat, Jens S./Hamedinger, Alexander (Hg.) (2007): Lebensstile, soziale Lagen und Siedlungsstrukturen, Akademie für Raumforschung und Landesplanung. Hannover: Verlag der ARL
Deinet, Ulrich/Krisch, Richard (2003): Der sozialräumliche Blick der Jugendarbeit. Methoden und
Bausteine zur Konzeptentwicklung und Qualifizierung. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Dünne, Jörg/Günzel, Stephan (Hg.) (1974): Raumtheorie. Grundlagentexte aus Philosophie und
Kulturwissenschaften. Frankfurt am Main: Suhrkamp Taschenbuch Verlag
Durkheim, Émile (1893): De la division du travail social: étude sur l’organisation des sociétés supérieures. Paris: Alcan
Durkheim, Émile (1897): Note sur la Morphologie sociale. In: L’Année sociologique 2. 1897/98.
520 – 521
Durkheim, Émile (1981 [1895]): Les Règles de la méthode sociologique. Paris: PUF
Esping-Andersen, Gösta (Hg.) (1996): Changing Classes: Stratifikation and Mobility in Post-industrial Societies. London/Newbury Park/New Delhi: Sage
Frey, Oliver (2008): Von der Partizipation als einer integrierten Strategie von „Urban Governance“
zur regulierten Selbststeuerung und Selbstorganisation in der Raumplanung. In: Hamedinger, Alexander/Frey, Oliver/Dangschat, Jens S./Breitfuss, Andrea (Hg.): Strategieorientierte Planung im kooperativen Staat. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. 224 – 249
Frey, Oliver (2009): Die amalgame Stadt. Orte. Netze. Milieus. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften
522
Oliver Frey
Frey, Oliver (2010): Stadtkonzepte in der Europäischen Stadt. In welcher Stadt leben wir eigentlich ? In: Ders./Koch, Florian (Hg.): Die Zukunft der europäischen Stadt, Wiesbaden: VS
Verlag für Sozialwissenschaften. 380 – 416
Frey, Oliver/Koch, Florian (Hg.) (2010): Die Zukunft der europäischen Stadt. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Gebhardt, Dirk (2008): Lebensstile in der Quartierforschung. In: Schnur, Olaf (Hg.) (2008): Quartiersforschung. Zwischen Theorie und Praxis. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. 87 – 106
Gestring, Norbert/Glasauer, Herbert/Hannemann, Christine/Petrowsky, Werner/Pohlan, Jörg
(Hg.) (2003): Jahrbuch StadtRegion 2003. Opladen: Leske & Budrich
Giddens, Anthony (1984): Die Konstitution der Gesellschaft. Grundzüge einer Theorie der Strukturierung. Frankfurt am. Main/New York: Campus
Gottschall, Karin (1995): Geschlechterverhältnis und Arbeitsmarktsegregation. In: BeckerSchmidt, Regina/Knapp, Gudrun A. (Hg.): Das Geschlechterverhältnis als Gegenstand der
Sozialwissenschaften. Frankfurt/New York: Campus. 125 – 162
Halbwachs, Maurice (1946) (1938)): Morphologie sociale. Paris: PUF
Hamedinger, Alexander/Frey, Oliver/Dangschat, Jens S./Breitfuss, Andrea (Hg.) (2008): Strategieorientierte Planung im kooperativen Staat. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Häußermann, Hartmut (Hg.) (2000) [1998]): Großstadt. Soziologische Stichworte. Opladen: Leske & Budrich
Häußermann, Hartmut/Ipsen, Detlev/Krämer-Badoni, Thomas/Läpple, Dieter/Rodenstein, Marianne/Siebel, Walter (Hg.)(1991): Stadt und Raum: Soziologische Analysen. Pfaffenweiler:
Centaurus
Häußermann, Hartmut/Kapphan, Andreas (2000): Berlin: von der geteilten zur gespaltenen Stadt?
Sozialräumlicher Wandel seit 1990. Opladen: Leske & Budrich
Häußermann, Hartmut/Siebel, Walter (1987): Neue Urbanität. Frankfurt am Main: Suhrkamp
Häußermann, Hartmut/Siebel, Walter (2004): Stadtsoziologie. Eine Einführung. Frankfurt/New
York: Campus
Herlyn, Ulfert (2000): Milieus. In: Häußermann, Hartmut (Hg.): Großstadt. Soziologische Stichworte. Opladen: Leske & Budrich. 152 – 161
Herlyn, Ulfert (Hg.) (1974 [1938]): Stadt- und Sozialstruktur. München: Nymphenburger
Hradil, Stephan (1987): Sozialstrukturanalyse in einer fortgeschrittenen Gesellschaft. Von Schichten und Klassen zu Lagen und Milieus. Opladen: Leske & Budrich
Inglehart, Ronald (1998): Modernisierung und Postmodernisierung. Kultureller, wirtschaftlicher
und politischer Wandel in 43 Gesellschaften. Frankfurt/New York: Campus
Keim, Karl-Dieter (1979): Milieu in der Stadt. Ein Konzept zur Analyse älterer Wohnquartiere.
Stuttgart/Berlin/Köln/Mainz: Kohlhammer
Keim, Karl-Dieter (1997): Milieu und Moderne. Zum Gebrauch und Gehalt eines nachtraditionalen sozial-räumlichen Milieubegriffs. In: Berliner Journal für Soziologie H. 3/1997. 387 – 399
Kessel, Fabian/Reutlinger, Christian/Maurer, Susanne/Frey, Oliver (Hg.) (2005): Handbuch Sozialraum. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Krämer-Badoni, Thomas (1991): Die Stadt als sozialwissenschaftlicher Gegenstand – Ein Rekonstruktionsversuch stadtsoziologischer Theoriebildung. In: Häußermann, Hartmut, Detlev
Ipsen, Thomas Krämer-Badoni, Dieter Läpple, Marianne Rodenstein und Walter Siebel
(Hrsg.): Stadt und Raum. Soziologische Analysen. Pfaffenweiler: Centaurus, 1 – 29
Kreckel, Reinhard (Hg.) (1983): Soziale Ungleichheiten, Soziale Welt. Sonderband 2. Göttingen:
Schwartz
Städtische Milieus
523
Lange, Bastian (2005): Socio-spatial strategies of culturepreneurs. The example of Berlin and its
new professional scenes. In: Zeitschrift für Wirtschaftsgeographie 49. 2/2005. 79 – 96
Läpple, Dieter (1991): Essay über den Raum : für ein gesellschaftswissenschaftliches Raumkonzept. Technische Universität Hamburg/Institut Stadt- und Regionalökonomie/-soziologie
(Hg.): Hamburg (Forschungsprojekt Strukturwandel und Innovation in der Wirtschaftsregion Hamburg; Diskussionsbeitr. Nr. 12): 155 – 207
Läpple, Dieter (2003): Thesen zu einer Renaissance der Stadt in der Wissensgesellschaft. In:
Gestring, Norbert/Glasauer, Herbert/Hannemann, Christine/Petrowsky, Werner/Pohlan,
Jörg (Hg.): Jahrbuch StadtRegion 2003. Opladen: Leske & Budrich. 61 – 77
Läpple, Dieter (Hg.) (1991): Strukturwandel und Innovation in der Wirtschaftsregion Hamburg:
Analysen und Diskussionsbeiträge, FSP 1-06 Stadt- und Regionalökonomie. Technische
Universität Hamburg/Institut Stadt- und Regionalökonomie/-soziologie (Hg.): Hamburg
(Forschungsprojekt Strukturwandel und Innovation in der Wirtschaftsregion Hamburg;
Diskussionsbeitr. Nr. 12)
Lefèbvre, Henri (1974): Die Produktion des Raums, in: Dünne, Jörg/Günzel, Stephan (Hg.): Raumtheorie. Grundlagentexte aus Philosophie und Kulturwissenschaften. Frankfurt am Main:
Suhrkamp Taschenbuch Verlag. 330 – 342
Lepsius, Rainer Maria (1979): Soziale Ungleichheit und Klassenstrukturen in der Bundesrepublik
Deutschland. In: Wehler, Hans-Ulrich (Hg.): Klassen in der europäischen Sozialgeschichte.
Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht. 166 – 209
Lichtenberger, Elisabeth (2002): Die Stadt. Von der Polis zur Metropolis. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft
Linde, Hans (1972): Sachdominanz in Sozialstrukturen. Tübingen
Lindner, Rolf (1990): Die Entdeckung der Stadtkultur. Soziologie aus der Erfahrung der Reportage. Frankfurt am Main: Suhrkamp
Lindner, Rolf (2004): Walks on the wild side. Eine Geschichte der Stadtforschung. Frankfurt/New
York: Campus
Löw, Martina (2001): Raumsoziologie. Frankfurt am Main: Suhrkamp
Mackensen, Rainer (2000b): Lokales Handeln in Siedlungswelten. In: Ders. (Hg.): Handlung
und Umwelt – Beiträge zu einer soziologischen Lokaltheorie. Opladen: Leske & Budrich.
227 – 272
Mackensen, Rainer (Hg.) (2000a): Handlung und Umwelt – Beiträge zu einer soziologischen Lokaltheorie. Opladen: Leske & Budrich
Manderscheid, Katharina (2004): Milieu, Urbanität und Raum. Soziale Prägung und Wirkung
städtebaulicher Leitbilder und gebauter Räume. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Marcuse, Peter (1989): „Dual City“: A muddy methaphor for a quarted City. In: International Journal of Urban and Regional Research 13. 697 – 708
Matthiesen, Ulf (1998b): Milieus in Transformationen. Positionen und Anschlüsse. In: Ders. (Hg.):
Die Räume der Milieus: Neue Tendenzen in der sozial- und raumwissenschaftlichen Milieuforschung in der Stadt- und Regionalplanung. Berlin: Ed. Sigma. 17 – 79
Matthiesen, Ulf (Hg.) (1998a): Die Räume der Milieus: Neue Tendenzen in der sozial- und raumwissenschaftlichen Milieuforschung in der Stadt- und Regionalplanung. Berlin: Ed. Sigma
Matthiesen, Ulf (Hg.) (2004): Stadtregion und Wissen. Analysen und Plädoyers für eine wissensbasierte Stadtpolitik. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Matthiesen, Ulf/Bürkner, Hans-Joachim (2004): Wissensmilieus – zur sozialen Konstruktion und
analytischen Rekonstruktion eines neuen Sozialraum-Typus. In: Matthiesen, Ulf (Hg.):
524
Oliver Frey
Stadtregion und Wissen. Analysen und Plädoyers für eine wissensbasierte Stadtpolitik.
Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. 65 – 89
Matthiesen, Ulf/Mahnken, Gerhard (Hg.) (2009): Das Wissen der Städte. Neue stadtregionale Entwicklungsdynamiken im Kontext von Wissen, Milieus und Governance. Wiesbaden: VS
Verlag für Sozialwissenschaften
Noller, Peter (1999): Globalisierung, Stadträume und Lebensstile. Kulturelle und lokale Repräsentationen des globalen Raumes. Opladen: Leske & Budrich
Park, Robert E. (1974 [1925]): Die Stadt als räumliche Struktur und als sittliche Ordnung. In: Atteslander, Peter/Hamm, Bernd (Hg.): Materialien zur Siedlungssoziologie. Köln: Kiepenheuer & Witsch. 90 – 100
Park, Robert E. (1926): The Urban Community as a Spacial Pattern and a Moral Order. In: Burgess,
Ernest W. (Hg.): The Urban Community. Chicago. 3 – 18
Park, Robert E./Burgess, Ernest W./Mc Kenzie, Roderick D. (1984 [1925]): The City. Suggestion for
Investigation of Human Behavior in the Urban Environment. Chicago: University of Chicago Press
Pincon, Michel/Pincon-Charlot, Monique (1986): Espace social et espace urbain. In: socius. 1986.
32 – 49
Riege, Marlo/Schubert Herbert (2005): Zur Analyse sozialer Räume – ein interdisziplinärer Integrationsversuch. In: Riege, Marlo/Schubert, Herbert (Hg.) (2005): Sozialraumanalyse –
Grundlagen, Methoden, Praxis. Opladen: Leske & Budrich. 7 – 67
Riege, Marlo/Schubert, Herbert (Hg.) (2005): Sozialraumanalyse – Grundlagen, Methoden, Praxis. Opladen: Leske & Budrich
Robertson, Roland (1998): Glokalisierung: Homogenität und Heterogenität in Raum und Zeit.
In: Beck, Ulrich (Hg.): Perspektiven der Weltgesellschaft, Frankfurt am Main: Suhrkamp.
192 – 220
Sassen, Saskia (1991): The Global City: New York, London, Tokyo. Princeton: Princeton University Press
Saunders, Peter (1987): Soziologie der Stadt. Frankfurt/New York: Campus
Schmals, Klaus M. (1983): Stadt und Gesellschaft. Ein Arbeits- und Grundlagenwerk. München:
Edition Academic Verlags-GmbH
Schnur, Olaf (Hg.) (2008): Quartiersforschung. Zwischen Theorie und Praxis. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Schulze, Gerhard (1992): Die Erlebnisgesellschaft – Kultursoziologie der Gegenwart. Frankfurt/
New York: Campus
Schwenk, Otto G. (Hg.) (1996): Lebensstil zwischen Sozialstrukturanalyse und Kulturwissenschaft.
Opladen: Leske & Budrich
Siebel, Walter (2000): Wesen und Zukunft der europäischen Stadt. In: DISP 141. 2000. 28 – 34
Simmel, Georg (1984): Die Großstädte und das Geistesleben. In: Ders.: Das Individuum und die
Freiheit. Berlin: Wagenbach. 192 – 204
Spellerberg, Annette (1993): Lebensstile im Wohlfahrtssurvey 1993. Dokumentation zum Konzept
und zur Entwicklung des Fragebogens. Berlin
Spellerberg, Annette (2007): Lebensstile im sozialräumlichen Kontext: Wohnlagen und Wunschlagen. In: Dangschat, Jens S./Hamedinger, Alexander (Hg.): Lebensstile, soziale Lagen und
Siedlungsstrukturen, Akademie für Raumforschung und Landesplanung. Hannover: Verlag der ARL. 182 – 204
Stehr, Nico (1994): Arbeit, Eigentum und Wissen. Zur Theorie von Wissensgesellschaften. Frankfurt am Main: Suhrkamp
Städtische Milieus
525
Weber, Max (1921): Wirtschaft und Gesellschaft: Die nichtlegitime Herrschaft (Typologie der Städte). In: Schmals, Klaus M.: Stadt und Gesellschaft. Ein Arbeits- und Grundlagenwerk. München: Edition Academic Verlags-GmbH. 247 – 258
Wehler, Hans-Ulrich (Hg.) (1979): Klassen in der europäischen Sozialgeschichte. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht
Wirth, Louis (1938): Urbanität als Lebensform. In: Schmals, Klaus M.: Stadt und Gesellschaft. Ein
Arbeits- und Grundlagenwerk. München: Edition Academic Verlags-GmbH. 341 – 358
Wirth, Louis (1974): Urbanität als Lebensform. In: Herlyn, Ulfert (Hg.): Stadt- und Sozialstruktur.
München: Nymphenburger. 42 – 66
Wüst, Thomas (2004): Urbanität. Ein Mythos und sein Potential. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Zeiher, Helga (1990): Organisation des Lebensraumes bei Großstadtkindern – Einheitlichkeit oder
Verinselung ? In: Bertels, Lothar/Herlyn, Ulfert (Hg.): Lebenslauf und Raumerfahrung. Opladen: Leske & Budrich. 35 – 58
Zerger, Frithjof (2000): Klassen, Milieus und Individualisierung. Eine empirische Untersuchung
zum Umbruch der Sozialstruktur. Frankfurt/New York: Campus
Herunterladen