PsychodiagnostikundPsychotherapie DualeHochschuleVillingen-Schwenningen AusbildungsbereichSOZIALWESEN Wintersemester2016 GesundheitswissenschaftenI–Modul8 Dr.WolfgangRuf-Ballauf FacharztfürPsychosomatischeMedizinundPsychotherapie FacharztfürInnereMedizin Psychotherapie–Sozialmedizin-Rehabilitationswesen www.ruf-ballauf.de Hinweis: DiesesSkriptistausschließlichfürdieVerwendunginderVorlesung„PsychodiagnostikundPsychotherapie“konzipiert. EineweitereVerwendungistnurmitErlaubnisdesAutorsgestattet.EineöffentlicheNutzungistnichterlaubt,damöglicherweiseUrheberrechteDritterverletztwerdenkönnten. AusdidaktischenGründenwirdinderVorlesungzunächst„Psychodiagnostik“,dann„Psychotherapie“abgehandelt. AblaufderVorlesungenimWintersemester2016: Psychodiagnostik(4Termine),SkriptabS.45 Psychosomatik(8Termine)–eigenesSkript! Psychotherapie(6Termine) Tutorium(6.12.oder8.12.2015jeweils13:30Uhr–zurAuswahl) DiesesSkriptkannüberdieInternetseitedesDozenten(s.o.)alspdf-Dateiheruntergeladenwerden (http://www.ruf-ballauf.de/DualeHochschule.html).EswirdauchindieE-learningPlattformderDH eingestellt.EsenthältdasBasiswissenbezogenaufPsychodiagnostikundPsychotherapieverfahren. DieKenntnisdesSkriptswirdvorausgesetzt.InderVorlesungwirdaufdasSkriptnichtimDetail eingegangen,vielmehrwerdeneinzelneAspektedurchFolienpräsentationundVideo-Beispielevertieft. 1 Inhalt Seite Psychotherapie 4 Grundlagen WasistPsychotherapie?VersucheinerDefinition StettingundVerfahren(Übersicht) WiewirktPsychotherapie? PsychologischeundbiologischeGrundlagen AbgrenzungPsychotherapie–sozialeArbeit TiefenpsychologischePsychotherapie/Psychoanalyse Historisches Entwicklungsmodell(Phasentheorie) Libidotheorie Instanzenmodell KonflikttheorieundNeurosenlehre TherapeutischeBeziehung TherapeutischeInterventionen Verhaltenstherapie Historisches Lerntheorie Konditionieren Stimulus-Reaktionsketten Verhaltensanalyse Bedingungsgefüge BetrachtungsebenendesVerhaltens Verhaltenstherapie:Prozessmodell VerhaltenstherapeutischeMethoden AnderePsychotherapieverfahren InterpersonellePsychotherapie Gesprächspsychotherapie SystemischeTherapie Gestalttherapie Psychodrama Hypnose ErgänzendeVerfahren NonverbaleTherapieformen Kunst-undKreativtherapie Tanztherapie WeitereVerfahren 4 4 5 8 10 16 17 17 18 19 20 21 22 23 25 25 26 27 28 29 29 29 30 31 34 34 35 36 38 39 40 41 41 41 42 43 2 Psychodiagnostik 45 Grundlagen Einführung diagnostischerProzess Klassifikationssysteme PsychometrieundSoziometrie Testkonstruktion Testformen Gütekriterien Testdurchführung DiagnostischeVerfahren Selbstbeurteilung Fremdbeurteilung Interviews Verhaltensbeobachtung Interaktionsdiagnostik(Grundsätze) Leistungsdiagnostik Felddiagnostik ProjektiveVerfahren DiagnostischeFragestellungen Klinisch-biographischeDiagnostik Soziodiagnostik Netzwerke sozialeUnterstützung Anpassung Belastungsbewältigung Lebensqualität Diagnostikder(prämorbiden)Persönlichkeit DiagnostikbeiKindern,JugendlichenundälterenMenschen Verlaufsbeobachtungen StörungsbezogeneDiagnostik DiagnostikspeziellerpsychischerStörungen BeispielestörungsbezogenerDiagnostik Persönlichkeitsstörungen Hirnleistungsdiagnostik Literatur AnhangFallbeispiel AnhangFPI-R AnhangBECKDepressionsinventar 45 45 46 47 47 48 49 50 51 52 52 53 54 56 57 58 60 60 62 62 63 63 64 65 66 67 68 69 70 71 71 71 71 71 72 79 80 81 3 Psychotherapie Grundlagen WasistPsychotherapie?VersucheinerDefinition DieinderFachweltgängigeDefinitionlautet: PsychotherapieisteinbewussterundgeplanterinteraktionellerProzesszurBeeinflussungvonVerhaltensstörungenundLeidenszuständen,dieinÜbereinstimmungzwischenPatientundTherapeutfürbehandlungsbedürftiggehaltenwerden,mitpsychologischenMitteln(durchKommunikation)meistverbalaber auchaverbal,inRichtungaufeindefiniertes,nachMöglichkeitgemeinsamerarbeitetesZiel(Symptomminimalisierungund/oderStrukturänderungderPersönlichkeit)mittelslehrbarerTechnikenaufderBasis einerTheoriedesnormalenundpathologischenVerhaltens.(Strotzka1978) InderDefinitionwerdenVoraussetzungen,DurchführungundTheoriebasisvonPsychotherapiegenannt.AlsVoraussetzungkanndieÜbereinstimmunginBezugaufdieBehandlungsbedürftigkeitgenanntwerden.Diesmündetineinem(schriftlichenodermündlichen)Behandlungsvertrag.Inder RegelistderLeidensdruckderBetroffenenAuslöservonPsychotherapie.Psychotherapiesolltenicht imAuftragDritterdurchgeführtwerden.AlsweitereVoraussetzungwirdeineerlernte(undlehrbare) Technikgenannt.PsychotherapiewirdalsinteraktionellerProzesszwischenzweiodermehreren Menschen(Gruppenpsychotherapie)charakterisiert.InderDurchführungwerdenalsMittelderBehandlungverbaleundnon-verbaleKommunikationsformenerwähnt.AlswichtigesElementvonPsychotherapiesolltenTherapieziele(einvernehmlich)vereinbartwerden,diesehrunterschiedlichsein können.SiereichenvonSymptomkontrolleoder–minimalisierungbishinzugrundlegendenÄnderungenvonEinstellungenundVerhaltensweisen(ÄnderungderPersönlichkeitsstruktur).Dieserso beschriebene,komplexeProzesswirdaufdemBodeneinerwissenschaftlichbegründetenTheorie durchgeführt.DieseTheorieumfasstErklärungsmodellenormalen(gesunden)undkrankhaften(pathologischen)Verhaltens. AufdieGeschichtederPsychiatriekannhiernichteingegangenwerden.Siehatjedochwesentlichdazubeigetragen,dassPsychotherapiepatientenauchheutenochmitVorurteilenzukämpfenhabenundinderBevölkerungdieUnterscheidungvonpsychischenStörungen,diederPsychotherapiebedürfen,undpsychiatrischen Erkrankungenwiez.B.Psychosennichtbekanntist. PsychotherapieinheutigemSinnegibteserstseitknapp100Jahren.Als"Mutter"dermodernenPsychotherapieistwohldiePsychoanalysezubetrachten,welcheumdieJahrhundertwendedurchdenWienerPsychiater undNeuropathologenSigmundFreud(1856-1939)entwickeltwurde.DiepsychologischeBasisderPsychoanalysealsBehandlungsverfahrenistdieTiefenpsychologie.DieklassischePsychoanalyseundTiefenpsychologie wurdedurchSchülerFreudserweitert.DiebekanntestensindAlfredAdler'sIndividualpsychologie,C.G.Jung's AnalytischePsychologiesowieWilhelmReich'sKörperpsychotherapie(ca.1930-1940). Inden30-igerJahrenwurdeanamerikanischenUniversitätendersog.Behaviorismuspopulär.Thorndikeund SkinnerentwickeltenaufBasisvonexperimentellentwickeltenLerntheoriendieerstenVorläuferderVerhaltenstherapie.Inden1980er-Jahrenfanddiesogenannte„kognitiveWende“statt,beidererstmalsauchinder VerhaltenstherapieIntrospektion(Innenschau),GedankenundEmotionenstärkerindieTherapieeinbezogen wurden.DarausentwickeltesicheineinsgesamterweiterteVerhaltenstherapie. Inden40er-JahrenerforschtederUS-PsychologeCarlR.RogersdenZusammenhangzwischenhumanistischer, personenzentrierterHaltungvonTherapeutenundkonstruktivenPersönlichkeitsveränderungenaufSeitender Patienten.NachderAbsicherungseinerForschungsergebnissebegründeteeroffizielldiesog.GesprächspsychotherapieaufBasisderklientenzentriertenGesprächsführung. DieDurchführungvonPsychotherapiewirdinDeutschlandseit1999durchdasPsychotherapeutengesetz(PsychThG)geregelt.SeitheristdieBerufsbezeichnung„Psychotherapeut“auchgeschützt. 4 Früherdurftesichjeder„Psychotherapeut“nennen,wasvorallembeiHeilpraktikernhäufigderFall war.GesetzlicheVoraussetzungzurDurchführungvonPsychotherapieisteineentsprechendeZusatzausbildung,diemanentwederalsArzt(->“ärztlicherPsychotherapeut“)oderalsPsychologe(>“psychologischerPsychotherapeut“)absolvierenkann.Diesgiltauchfür„Kinder-undJugendlichenpsychoptherapeut“,dieausnahmsweiseauchentsprechendweitergebildetePädagogenoderSozialpädagogenseinkönnen.DasPsychThGkannimInterneteingesehenwerdenz.B.unter http://www.vpp.org/gesetze/psychthg/gesetzestext.shtml. StettingundVerfahren(Übersicht) Unter„setting“verstehtmandieäußereFormderDurchführungvonPsychotherapie.Diesekann erfolgenals • Einzelpsychotherapie • Gruppenpsychotherapie • Paar-undEhetherapie • FamilienundsystemischeTherapie ImambulantenRahmenwerdenamhäufigstenEinzelpsychotherapiendurchgeführt,wobeidieScheu vielerPatientenvoreinerGruppentherapiezwarverständlich,aberunbegründetist.DieGruppenpsychotherapiezeichnetsichdurchzusätzlicheWirkfaktorenaus,diesiehäufigeffektivermachtals Einzeltherapie.BestimmteStörungsbilder(z.B.dieposttraumatischeBelastungsstörung–PTBS)lassensichjedochnurinEinzeltherapiebehandeln. FolgendePsychotherapieverfahrensindetablierteVerfahren,diejedochnichtallevondenKrankenkassenbezahltwerden.ImFolgendeneinedefinitorischeÜbersicht: • TiefenpsychologischePsychotherapieundPsychoanalyse Behandlungsform,dieauftiefenpsychologischenKonstruktenberuht(Libidotheorie,Phasentheorie, Instanzenlehre,Konflikttheorie),diewesentlichdasUnbewussteeinschließen.NeurotischeSymptome werdenalsFolgeungelösterinnererKonflikteverstanden,dieinwesentlichenAnteilenverdrängt wordensind.Nichtakzeptable(Trieb-)WünscheoderImpulsewerdendurchAbwehrvorgängeinsUnbewussteverschoben,lassensichjedochdauerhaftnichtunterdrückenundzeigensichin(neurotischen)Symptomen.TiefenpsychologischePsychotherapieistdahereinkonflikt-zentriertesVerfahren, die„Tiefe“beziehtsichaufdiezeitlicheDimension(WichtigkeitderfrühkindlichenEntwicklung)als auchaufdiestrukturelleDimension(desUnbewussten). TiefenpsychologischePsychotherapieundPsychoanalyseunterscheidensichdurchHäufigkeitderSitzungen,Interventionenbzw.AktivitätdesTherapeutenundformaleDurchführung(inderklassischen Psychoanalysedie„Couch“). SigmundFreud C.G.Jung WilhelmReich AlfredAdler 5 • VerhaltenstherapieundkognitiveTherapie DieVerhaltenstherapiebasiertaufderLerntheorie,diewiederumwesentlicherBestandteil dessog.Behaviorismusist(engl.„behavior“=Verhalten).HistorischeGrundpositionendes klassischenBehaviorismussind BeschäftigungmitvonaußenbeobachtbaremVerhalten(wozumotorischeReaktionen,aber auchsprachlicheReaktionengehören) o VerhaltenbestehtausReflexen,d.h.Reiz-Reaktions-Assoziationen(Verbindungen) o ReizesindStimuli,dieaußerhalbdesOrganismusaberauchinnerhalbdesOrganismusVeränderungenbewirken o JederReaktionkannprinzipielleinsieauslösenderReizzugeordnetwerden o ReizeundReaktionenwerdenüberPawlowschesKonditionierenassoziiert o GefühleundGedankensindnichtvonaußenbeobachtbar.DeshalbsindsienichtGegenstand wissenschaftlicherPsychologie(diesePositiongiltheutenichtmehr) ImGrundsatzwirdunserVerhaltendurchverschiedeneVorgänge(Konditionierungen)erlernt,kann auchwiederverlerntwerdenundkanndurchgeeigneteTechnikenauch„umgelernt“werden.Dieses UmlernenoderGegenlernengeschiehtmittelsspezifischerverhaltenstherapeutischerInterventionen, dieuntengenauerdargestelltwerden.DabeiwirdunterVerhaltennichtnurdieäußerlichsichtbare AktivitätdesMenschenverstanden,sondernauchdieinnerenVorgängewieGefühle,Denkenund körperlicheProzesse. DiekognitivenTherapieverfahrenbasierenaufdemZusammenhangvonDenken,GefühlenundVerhalten.KognitionenumfassenunsereEinstellungen,Gedanken,BewertungenundÜberzeugungen.Die KognitivenTherapieverfahren,zudenendieKognitiveVerhaltenstherapie(KVT)unddieRationalEmotiveTherapie(RET)gehören,gehendavonaus,dassdieArtundWeise,wiewirdenken,bestimmt, wiewirunsfühlenundverhaltenundwiewirkörperlichreagieren.DiekognitiveVerhaltenstherapie (BeckundEllis)greift„dysfunktionaleKognitionen“auf,d.h.irrationaleundunangemesseneEinstellungen,undkorrigiertdieseEinstellungenundversucht,diegeändertenEinstellungeninkonkretes(alternatives)HandelnumzusetzenmittelsverhaltenstherapeutischenInterventionen. o • InterpersonellePsychotherapie DieInterpersonellePsychotherapieisteineKurzzeittherapie,dieursprünglichfürdieAkutbehandlung vonDepressionentwickeltwurde.AlsentscheidendenAnsatzrücktdieseTherapieformdietherapeutischeBeziehungindenVordergrund,diedurchpositivezwischenmenschlicheErfahrungenundpsychosozialeEffektehilfreichsei.DiefrühkindlicheEntwicklungwirdnichtindietherapeutischeArbeiteinbezogen,siekonzentriertsichaufdastherapeutischeArbeitenandenBeziehungenimHierundJetzt. Dabeiwirdangenommen,dasssichfrüherezwischenmenschlicheundpsychischeErfahrungendesPatientenimaktuellenVerhaltenzeigen.DieTherapiefokussiertdaheraufinterpersonelleundimpsychosozialenKontextaktuellbedeutsameThemenderPatienten.EswerdenvoralleminterpersonellrelevanteTechnikeneingesetzt,wozuz.B.Rollenspiele,KlärungvonKommunikationsverhalten,GefühlsaktualisierunginInteraktionenundklärungsorientiertesHinterfragengehören. • Gesprächspsychotherapie VerfahrenausdemBereichderhumanistischenTherapien(GesprächspsychotherapieoderklientenzentriertePsychotherapie,GestalttherapieundPsychodrama–s.u.),welchesvomamerikanischen PsychologenCarlRogers(1902–1987)entwickeltwurde.DerKlientbestimmtimwesentlichendieGesprächsinhalte,währendderTherapeutaufdieseInhalteeingehtunddenKlientendabeiunterstützt, sichselbstzuerforschen.EswerdenAnregungen,aberkeineRatschlägegegeben.ImMittelpunktdes therapeutischenProzessesstehtdieKlient-Therapeut-Beziehung.DerTherapeutbemühtsichumdie klientenzentrierteGrundhaltung,diedurchdreiDingegekennzeichnetist: 1.EinfühlendesVerstehen(Empathie):DerTherapeutversucht,sichindieinnereWeltdesKlienten hineinzuversetzenundsichdessenGefühle,Gedanken,Wahrnehmungenzuvergegenwärtigen. 2.Wertschätzung:DerTherapeutbemühtsichumeinebedingungsloseAkzeptanz,Sympathie,Wärme undRespektgegenüberdemKlienten. 6 3.Echtheit:DerTherapeutbemühtsichumAufrichtigkeitgegenüberdemKlienten.Erverstelltsich nicht,sondernnimmtseineeigenenGefühleimtherapeutischenProzessernstundteiltsiedemKlientenmit. • SystemischePsychotherapie DiesystemischePsychotherapiegründetaufmodernenKonzeptensystemtheoretischerWissenschaft. StörungenEinzelnerwerdenalsErgebnisgestörterinteraktionellerBeziehungenzwischendem„Symptomträger“unddenAnderenimSystemaufgefasst.DieseBetrachtungsweiseermöglichtes,komplexe PhänomeneundStörungendesmenschlichesLebensundZusammenlebenszuverstehenundeine passendeMethodikzuihrerBehandlungzuentwickeln.NachsystemischemVerständnisistder MenschimmerzugleichalsbiologischesundalssozialesWesenzubetrachten.DiesystemischePerspektiverücktdeshalbdiedynamischeWechselwirkungzwischendenbiologischenundpsychischen EigenschafteneinerseitsunddensozialenBedingungeninnerhalbeinerGruppe(System)andererseits insZentrumderBetrachtung.IndividuelleSymptomewerdenalsErgebnisvonkrankheitserzeugenden und-aufrechterhaltendenBeziehungsmusternimKontextderwichtigenBezugspersonenimSystem gesehen.DiesePersonenwerdendeshalbnachMöglichkeitindentherapeutischenProzessmiteinbezogen.SystemischeTherapiekannaberauchalsEinzeltherapieundsystemischePaartherapiedurchgeführtwerden.ZentralesArbeitsmittelistderöffnendeDialog.DemKlientengegenüberbemühtsich derTherapeutumeineHaltungdesRespekts,derUnvoreingenommenheit,desInteressesundder WertschätzungbisherigerHandlungs-undLebensstrategien. • Gestalttherapie DieGestalttherapieisteinVerfahren,dassowohlgesprächsorientiert,alsauchdarstellend-kreativund körperorientiertist.SiewirdalsEinzel-,Gruppen-,Paar-undFamilientherapieangeboten.DieaktuellenErfahrungenundGefühlederKlientenstehenimVordergrund(Konzentrationaufdas"Hierund Jetzt").VielAufmerksamkeitwirdaufKörperwahrnehmunggelegt;sowerdenKlientInnenaufWidersprüchezwischenihremkörperlichenundsprachlichenVerhaltenhingewiesen.SpielerischeoderkreativeMethodenwerdenverstärkteingesetzt,damitdieKlientenGefühle,KonflikteoderErlebnissein derTherapiesituationausdrückenundvergegenwärtigenkönnen(Beispiele:Dialogmitvorgestellten Personen,dieaufden"leerenStuhl"gesetztwerden;Rollenspiele;geleitetePhantasien;Übertreibung; Konfrontationu.a.).EskönnenauchVerhaltensexperimentedurchgeführtwerden,indenendieKlientInnensichaufneueArterlebenkönnen.Hausaufgabensollendazudienen,dassErfahrungenausder TherapieaufdenAlltagübertragenwerden.InderGestalttherapiekanneineVielfaltanMedieneingesetztwerden:Farben,Ton,Collagen,Masken,Puppen,Bewegung,Musik,Poesie. • Psychodrama DaspersonenzentriertePsychodramaermöglichtdurchdieszenischeDarstellunggegenwärtiger,vergangener,zukünftigeroderphantasierterSituationen dieKlärungproblematischerzwischenmenschlicherBeziehungen dasErkennenundBehebenvonKommunikationsstörungenunddysfunktionalenInteraktionen dieAufdeckungvonKonfliktursachen(unterschiedlicherSymptome)durchfreieAssoziationvon SzeneninderpsychodramatischenAktion dieEntwicklungfehlenderRollenundinnererFiguren denAbbaubzw.dieUmwandlungdestruktiverRollenmuster dasbewusstreflektierendeWiedererlebenabgewehrterGeschehnisseundGefühleimSpielund ihreIntegrationindasgegenwärtigeErleben dasErkennenundAkzeptierenvonGrenzenundBewältigungderdamitverbundenenKränkung undFrustration dasEinübenneuerVerhaltensweisenimRollenspiel dasEntdeckenundErprobenbisherungenutzteroderunbekannterMöglichkeitenzurindividuellenEntfaltungundsozialenBegegnung. DurchdieArbeitamRollenverhalten(inderGruppe)wirdesmöglich,Stärkenzufördern,RollenfixierungenzulösenundFreiheitzurWahlneuerVerhaltensweisenundKontaktformenzuschaffen.Tech- 7 nikenwieSoziogramme,GruppenskulpturenundsymbolischeBildererhellenCharakterundIntensität derjeweiligenBeziehungsgefügeundderRollederEinzelnendarin.AusderBeschreibungergibtsich, dassdasVerfahrenvorwiegendalsGruppenverfahreneingesetztwird. • SuggestiveundEntspannungsverfahren DasbekanntestesuggestiveVerfahrenistdieHypnose.SiearbeitetmitSuggestionen,dieimZustand derTrancegegebenwerdenundüberdieHypnosesitzunghinauswirksamseinsollen.Tranceistein ZustandeingeengtenBewusstseins,welcherdurchverschiedeneTechnikenherbeigeführtwerden kann.Tranceinduktionwirdz.B.durchEntspannungstechnikenoderFixation(aufeinenPunkt)bewirkt. LeideristdietherapeutischeHypnosedurchfragwürdigePraktikenderShow-HypnoseundFalschinformationeninMisskreditgebrachtworden.HypnosekannunterverschiedenenZielvorstellungeneingesetztwerden: - alstherapeutischeHypnose,eingebettetinPsychotherapie,meisttiefenpsychologischePsychotherapie;siedienthierdemErkenntnisgewinnunddemVorbereitenvonHandlungsalternativen (zurKonfliktlösung) - alstherapeutischeHypnosemitdemkonkretemZielderBeschwerdelinderungoderBeseitigung bestimmterVerhaltensweisenwiez.B.Rauchen(„posthypnotischerAuftrag“) - alsexplorativesVerfahrenzurErgründungunbewussteroderverdrängterbzw.vergessenerInhalte;wennz.B.durcheinedissoziativeStörungVergangenes„vergessen“wurde,kannesmanchmal durchHypnosewiedererinnertwerden. EinVorurteilgegenüberHypnoseist,dassdieHypnotisiertenwillenlosausgeliefertwärenoderdasssie alsWerkzeugemissbrauchtwerdenkönnten.DiesistUnsinn.Menschenlassensichnichtgegenihren Willenhypnotisieren.SuggestionenalsposthypnotischeAufträgewerdennurwirksam,wennsiedie ethisch-moralischenGrundsätzedesHypnotisiertennichtverletzenundderBetroffeneausdrücklich zugestimmthat.HypnoseistnurwirksambeiMenschen,dieausreichendsuggestibelsind. EntspannungsverfahrenwurdenimRahmenderVorlesung„Psychosomatik“besprochen.AlsAutosuggestivesVerfahrenistdasautogeneTrainingambestendokumentiert. • KörperorientierteVerfahren wurdenebenfallsbereitsbesprochen(TherapieansätzeinderPsychosomatik).Danebengibtesdie KörperpsychotherapieimengerenSinne,derenAnsätzeaufeinenSchülerFreudszurückgehen(WilhelmReich,1897–1957).HierunterverstehtmaneinenganzheitlichenTherapieansatz,beidemder KörperalsSpiegeldesmentalen,emotionalen,sozialenundspirituellenLebensbetrachtetwird.Viele psychischebzw.psychosomatischeStörungensindmiteinerEntfremdungdeseigenenKörpersverknüpft.HäufigsinddieFolgenungelösterKonflikteaufgespalteninkörperlicheundseelischeFolgen. KörpersignaleundseelischesBefindenwerdeninderpsychotherapeutischenKörperarbeitintegriert. EswirddieintuitiveWahrnehmungsfähigkeitfürdiekörperlichenFolgenseelischerVorgängeverbessert(z.B.Übertragung,Gegenübertragung,Projektion,Widerstandusw.–zurdiesenBegriffens.u.bei tiefenpsychologischerTherapie).DieDurchführungvonKörperpsychotherapiegliedertsichinkörperzentrierteÜbungsabschnittebzw.KörperwahrnehmungsübungenundGesprächsanteile. ObeinPsychotherapieverfahrenalswissenschaftlichanerkanntesVerfahren(sog.RichtlinienVerfahren)indenLeistungskatalogderKrankenkassenaufgenommenwird,entscheidetderwissenschaftlicheBeiratnach§11PsychThG(http://www.wbpsychotherapie.de/). WiewirktPsychotherapie? LangeZeitglaubtenPsychotherapeuten,siemüsstenihreTherapieformennichtlegitimieren,dasie offensichtlichwirksamseien.DieseempirischeFeststellungreichtespätestensdannnichtmehraus, alsPsychotherapieindenLeistungskatalogdergesetzlichenKrankenversicherungübernommenwurde.DiePsychotherapieforschunghatinzwischenjedochgutbelegenkönnen,welchePsychotherapieverfahrenalswirksameingeschätztwerdenkönnenundwiedieWirkungenerklärtwerdenkönnen. 8 DieEffektstärkevonPsychotherapieliegtimBereichvon0,7bis0,81abhängigvomStörungsbildund angewandtemVerfahren. AlsWirkfaktorenvonPsychotherapiewurdengefunden: • Intensive,emotionalbesetztevertrauensvolleBeziehungzwischenHilfesuchendenundHelfer • Erklärungsprinzip(Glaubenssystem,Mythos)bezüglichderUrsachenderErkrankungundeinedamitzusammenhängendeMethodefürihreBeseitigungbzw.Behebung • Problemanalyse,diedemPatientenMöglichkeitenderBewältigungeröffnet • VermittlungvonHoffnungmitdemZiel,dieDemoralisationdesPatientenabzubauen • VermittlungvonErfolgserlebnissen,diesowohlderHoffnungweitereNahrunggebenalsauch demPatientenzunehmendSicherheitundKompetenzvermitteln • FörderungemotionalenErlebensalsVoraussetzungfüreineEinstellungs-undVerhaltensänderung DiegenanntenFaktorenbeziehensichaufEinzel-undGruppenpsychotherapie.InderGruppenpsychotherapiekommenjedochweitereWirkfaktorenhinzu: • AkzeptanzdurchdieGruppenmitglieder • Kohäsion(Zusammengehörigkeitsgefühl)innerhalbderGruppe • UniversalitätdesLeidens:auchAnderengehtesschlecht • EinflößenvonHoffnung:Anderehabenesauchgeschafft • Feedback:unterstützendeRückmeldungen • Anleitung:VorschlägekonkreterHandlungsalternativen • IdentifikationmitpositivenEigenschaftenAnderer • SelbstöffnungimgeschütztenRaum • Interaktion:FörderungderKommunikationsfähigkeitunddesSozialverhaltens • WiedererlebenderprimärenFamilieinnerhalbderGruppe • Katharsis2:„Läuterung“durchemotionaleEntlastung • Einsicht:ErkenntnisgewinndurchSchlüsselerlebnisse • Altruismus:selbstlosesVerhalteninderGruppesteigertAnerkennung,Beachtungund Selbstwert. Gruppenpsychotherapiekannsowohltiefenpsychologisch-psychoanalytischalsauchverhaltenstherapeutischdurchgeführtwerden.AuchdiemeistenanderenPsychotherapieverfahrenkönnenim Gruppenformaterfolgen.BestimmteStörungsbilderwiez.B.dieposttraumatischeBelastungsstörung odererheblichSchuld-undSchambesetzteThemenkönneninGruppenmeistnichtbehandeltwerden.AuchistdieIntegrationbestimmterPersönlichkeitenbzw.vonMenschenmitbestimmtenPersönlichkeitsstörungeninGruppenmanchmalunmöglich(z.B.Borderline-Persönlichkeit3,schizoide 1 EffektstärkeistdaswichtigsteMaßzurBestimmung/BerechnungderWirkungeinerBehandlung.Effektstärke beziehtdieUnterschiedezwischenBehandlungsgruppeundKontrollgruppeaufdieStreuungderTestwerte, versuchtalsoUnterschiedezwischendenBehandlungen,diedurchStreuungentstehen,auszuschließen.Die EffektstärkeinklinischenStudienbeschreibtdasAusmaßderWirkungeinertatsächlichenBehandlunggegenüberdemeinerPlazebobehandlung.BeieinerEffektstärkevon0,2wirdvoneinenkleinenEffekt,0,5einen mittlerenund0,8einenstarkenEffektausgegangen. 2 DasAusagierenvon(blockierten)EmotionensollzueinerVerringerungderemotionalenSpannungundder Konfliktspannungführen,wasdieproduktiveKonfliktbearbeitungerleichtert 3 KennzeichnendsindemotionaleInstabilitätundImpulsivität,extremesschwarz-weißDenken,rascheStimmungs-undMeinungswechsel,zahlreichepsychischeSymptomeundhäufigselbstverletzendesVerhalten 9 Persönlichkeit4u.a.).ImambulantenBereichsindGruppentherapienauspragmatischenGründen eherselten(Wartezeiten,Patientenerwartungenbzw.–ängste). PsychologischeundbiologischeGrundlagen PsychologischeGrundlagen Informationsaufnahmeund–verarbeitung PsychischeStörungenkönnenauchalseineStörungderInformationsaufnahmeund–verarbeitunggesehenwerden.Fehlwahrnehmungen,GedankensprüngeundgelockerteAssoziationen,grenzenloseSelbstüberschätzungenoderdasHerstellenvonnichtnachvollziehbarenBezügenundunberechtigten,selbstbezichtigendenUrsachenerklärungenillustrierendieStörungenderWahrnehmungundderInformationsverarbeitung.DieWahrnehmungbildetdieGrundlagefürSubjektivitätundWohlbefinden.WahrnehmungsstörungenkönnendirektundindirektzuBefindensstörungen,AffektstörungenundkognitivenLeistungsstörungenbeitragen. Beispiel:Personen,dieanÄngstenund/oderDepressionenleiden,weisentypischeStörungenderAufmerksamkeit,derWahrnehmungundderReizverarbeitungauf.SiesehenüberallnurGefahrenbzw.Fehler,beachtennurMisserfolgesowieRisikenundgrübelnüberdieseWahrnehmungennach.Diesmachtsie hoffnungslosundverleitetzupessimistischenVorhersagen.PatientenmitAngststörungenüberschätzen Gefahren,Risiken,Körpersensationen,ObjekteundSituationen. DenkenundGedächtnis DenkenisteinerseitsdielogischeVerarbeitungvonInformationen,andererseitszählenauchProzesseder Ursachenzuschreibung(Attributionsprozesse),EinteilungenundKonzepte(Schemata),Informationsverarbeitung,ErinnernundWiedererkennen(Gedächtnisleistungen)zumDenken(kognitiveProzesse).Beim DenkengehenwirvonallgemeinenErfahrungenausundziehendarausSchlüsse(deduktiverProzess)oder analvsierenEinzelerfahrungenaufihreRegelhaftigkeitundentwickelndarausPrinzipien(induktiverProzess). DenkstörungenführenzuBeeinträchtigungeninderProblembewältigung.DieskannsichinunzureichendemProblemverstehen,DefiziteninWissensaufbauundWissensnutzung,lückenhafterHandlungskompetenz,negativerSituations-undSelbstwahrnehmungsowieunzureichenderEmotionsregulierungundImpulskontrolleäußern.FormaleDenkstörungenbeziehensichaufStörungendesdeduktivenDenkensund zeigensichdarin,dassDenkenunorganisiertoderformalunlogischabläuftundinderFolgezueinemfehlerhaften,verzerrtenErgebnisführt.InhaltlicheDenkstörungenbetreffenv.a.dasinduktiveDenken.Dies zeigtsichdarin,dassDenkenvonEinzelerfahrungenausgehend,durchfalscheVerallgemeinerungenzu fehlerhaftenSchlüssenkommt.GestörtsindsodieEinordnung,dieKategorisierungunddieErklärungen vonErfahrungenundEreignissen. GedächtnisistdieFähigkeitzurBewahrungvonInformationen,KenntnissenundFertigkeiten.DabeiwerdenProzessederSpeicherung,derKonsolidierungdesGespeichertenunddesAbrufens(Erinnern,Wiedererkennen)unterschieden.DieswirdheutemiteinemMehrspeichermodellerklärt: DiesensorischenSpeicherunddasArbeitsgedächtnishabenbegrenzteKapazitäten.Das(unbegrenzte) LangzeitgedächtniswirdineinendeklarativenundeinennichtdeklarativenTypunterschieden.DasdeklarativeGedächtnisbeinhaltetpersonenbezogene,situativ,zeitlichundräumlichgebundeneInformationen despersönlichenLebens(episodischesGedächtnis),aberauchFakten,Ereignisse,Regeln,Normen,Wissen,Fertigkeiten,Erkenntnisse(semantischesGedächtnis).DasnichtdeklarativeGedächtniskannindrei Subsystemeunterteiltwerden,dieeinebreiteVielfaltvonerworbenenFähigkeitenundkognitivenOperationenumfassen.DieseGedächtnisinhaltesindnichtmitbewusstenundverbalisierbarenErinnerungen verbunden. 4 EmotionalundsozialzurückgezogeneMenschen,dieeinemisstrauisch-distanzierteGrundhaltungAnderen gegenüberaufweisen;sieerscheinenkaltundunbeteiligt,sindjedochsehrempfindlichundkränkbar 10 Mehrschichtenmodell desGedächtnisses (nachAttkinsonund Shiffrin1968;Baddeley 1995) Lernen LernenisteinallgemeinerProzessderAneignungneuerErfahrungen,KenntnisseundFertigkeiten.Lernen beruhtnichtnuraufindividuellenErfahrungen.VielmehrhatLernenauchimVerlaufderEvolutionineinerFormstattgefunden,diedemIndividuumnebendengegebenengenetischenRahmenbedingungen auchVerhaltensmusterliefert,diefürdas(Über-)Lebengrundlegendsind.Lerntheorienwerdenweiter unten(Verhaltenstherapie)besprochen.LernenkanninverschiedenenFormenstattfinden: ErfahrungsabhängigesLernenbestehtinderEntdeckungvonZusammenhängenzwischenEreignissen (äußereReize,innereZustände,AktionendesOrganismus)undihrenWirkungenaufdenOrganismus. BeimassoziativenLernenerwirbtderOrganismuseineneueBeziehungzwischenzweiReizen(respondentesoderklassischesKonditionieren)oderzwischenVerhaltenunddendurchdasVerhaltenbewirktenKonsequenzen(instrumentellesoderoperantesKonditionieren). BeimnichtassoziativenLernenführteinewiederholteReizdarbietungzurAbschwächung(Gewöhnung, Habituation)oderVerstärkung(Sensitivierung)vonVerhaltensantworten.HabituationundSensitivierungverkörperndieeinfachstenFormendesLernens.SiespielenbeiphysiologischenRegulationsvorgängen(Orientierungs-undDefensivreaktionen)einewichtigeRolle. RespondentesLernenoderklassischeKonditionierungerfolgtübereinewiederholtePaarungeinessog. unkonditionierten(biologischvorgegebenen)Reizesundeinesursprünglichneutralen,sog.konditioniertenReizes(PawlowscherHundeversuch).DerLernprozessistalsodieerfahrungsabhängigeAkquisitioneinerneuenBeziehungzwischenReizundReaktion(Einzelheitens.unter„Verhaltenstherapie). OperantesoderinstrumentellesLernengehtvonderBeobachtungaus,dassVerhaltensweisenohneerkennbarenAuslöser,spontanerfolgen.InderWirkungzielensiewenigeraufdieAnpassungdesOrganismusalsvielmehraufdieVeränderungderUmwelt.DasAssoziationslernenfindetaufgrundder(positivenodernegativen)Konsequenzenstatt,dieeinbestimmtesVerhaltenauslöst.InderTheoriedes operantenLernenswerdendieKonsequenzenderUmweltaufeineoperanteVerhaltensreaktiondann alsverstärkendoderbestrafenddefiniert,wennsieentwederdasAuftretenvonVerhaltenundErlebenwahrscheinlichermachenoderabschwächen.PositiveVerstärkung(Belohnung)liegtdannvor, wenndieAuftretenswahrscheinlichkeiteinesVerhaltensdurchdennachfolgendenReiz(=„Antwort“ derUmwelt)erhöhtwird.NegativeVerstärkung(Bestrafung)liegtvor,wenndieAuftretenswahrscheinlichkeitdesgezeigtenVerhaltensoderErlebensnachDarbietungeinesnachfolgendenReizesreduziertwird. LernendurchBeobachtung(Modelllernen)istdiedritteSäulederErfahrungsbildung.Hierbeiwirdaufdie BeteiligungkognitiverProzessebeimLernenBezuggenommen.TiereundMenschenlernenneues Verhalten,Mimik,Emotionen,EinstellungenundWerthaltungen,FurchtundanderepsychischePhänomene,indemsieandereIndividuenoderGruppenbeobachtenundderenVerhaltennachahmen. 11 MotivationundEmotion MotivationmeintdieGesamtheitderpsychischenProzesse,dieHandlungenanregenundbiszuderen Abschlussaufrechterhalten.AlleMotivationstheorienkennenzweiArtenvonÜberzeugungen,diealsAntriebewirken:Wertüberzeugungen,d.h.Wünsche,einenbestimmtenSachverhaltherzustellenundHandlungsüberzeugungen,d.h.durchbestimmteMittelzumZielzukommen.Handlungenwerdenalsounternommen,umZielezuerreichenundWünschezuerfüllen.DiemeistenWünschesindausgrundlegenderenBedürfnissenabgeleitet.DieseGrundbedürfnisseoderBasismotivebesitztjederMensch,wenngleich invermutlichunterschiedlichemAusmaß.DasStrebennachLustunddasVermeidenvonUnlust(Hedonismus)giltalseinesdieserBasismotive.DanebenwurdenjedochauchNahrung,Sex,Macht,sozialerAnschluss,LeistungundErkenntnisgewinnalsGrundmotivepostuliert.WährendWünscheerlerntsind,geltendieGrundmotivealsbiologischverankert(geerbt). EmotionensindvorübergehendepsychischeZustände,dieimAlltagalsFreude,Ärger,Stolz,Furchtoder Trauerusw.empfundenwerden.EmotionenmanifestierensichalsangenehmoderunangenehmErlebtes, dasmeistmitkörperlichenReaktioneneinhergeht.DieFunktionenvonEmotionensindinformativerund motivationalerArt.EmotionenstellenderPersonselbstoderdenInteraktionspartnernInformationenbereit,dieeineAnpassungbewirken(sollen).SoerhaltenanderedurchdenGesichtsausdruckgrobeInformationendarüber,wiediePersonsichfühlt(z.B.traurig);dieslöstdannbestimmteHandlungen(Unterstützung)beimGegenüberaus.DieWahrnehmungeigenerGefühleinformiertauchüberdieBedeutung einerbestimmtenSituation.EmotionenbeeinflussenjedochauchdieMotivationzumHandelnundsomit dasHandelnselbst.Dieskanndadurchgeschehen,dassGefühleselbstzumZielvonHandlungenbzw.zu handlungsverursachendenWünschenwerden. Kausalattribution EsgehörtzudenGrundausstattungendesMenschen,Informationennichtnuraufzunehmen,sondernEreignisseundErfahrungenaufihrezugrundeliegendenUrsachenzurückzuführen,also»warum«zufragen. WissenumkausaleZusammenhängeermöglichteszuverstehen,VorhersagenzutreffenunddarübersubjektivKontrollezugewinnen.UrsachenerklärungenspielennichtnurbeidenEmotionenundeffektiven Störungen,sondernbeiallenpsychosomatischenErkrankungen,allenchronischenBehinderungenundgesundheitsbezogenenVeränderungeneinezentraleRolle.KausalattributionbestimmtsounserErlebenund Verhalten.Hierbeispielentatsächliche(objektive)UrsacheneinegeringeRolle,vielmehrnehmenwireine sehrsubjektiveUrsachenzuschreibungvor.Beispielsweiseneigenwirdazu,positiveEreignisse(z.B.Erfolge)eherdereigenenPersonzuzuschreiben,währendMisserfolgeeheraufAufgabenbesonderheitenund variableäußereEinflüssezurückgeführtwerden.Mannenntdiesauchinternale(indereigenenPerson liegendeUrsachen)undexternale(inderUmweltliegendeUrsachen)Attribution.InPsychosomatikund PsychotherapieistdiesubjektiveKrankheitstheorieeinAusdruckvonAttribution.FürdenTherapeutenist eswichtig,diesezukennen,umdenPatienten„dortabzuholen,woersteht“. Selbstaufmerksamkeit SelbstaufmerksamkeitoderdieAusrichtungderAufmerksamkeitaufdieaktuelleLageführtzurIntensivierungaktuellerGefühlszustände,aberauchdazu,dassDiskrepanzenzwischendeneigenenWünschen,Zielen,ErwartungensowieAnsprüchenundderRealität,dentatsächlichenLeistungen,demaktuellenAussehen,derverworrenenLageusw.bewusstwerden.ErhöhteSelbstaufmerksamkeitführtzueinerAbnahme derpositivenundeinerErhöhungdernegativenGefühle.Personen,dieeineTendenzzurvermehrten Selbstaufmerksamkeithaben,befindensichdaherhäufigbzw.chronischineinemnegativenGefühlszustand.PsychischeStörungen,wieSozialangst,Depressionen,somatoformeStörungen,Schmerzen,Essstörungen,oderSubstanzmissbauchbzw.-abhängigkeitführenzueinerexzessivenSelbstaufmerksamkeit undbeinegativenErfahrungenzueinemVerharren(Selbstbeobachtung,Grübeln)inderaktuellenLage. EntwicklungundBindung PsychischeStörungenhabenihrenUrsprungoftinEntwicklungsstörungenbzw.demNichtgelingenvonaltersbezogenenEntwicklungsaufgaben.DiesführtzuVerletzbarkeit(Vulnerabilität)undDefiziten,dieunter bestimmtenAnforderungen(Belastungen)psychischeStörungenentstehenlassen.DiefolgendeTabelle gibteinenÜberblicküberphasentypischeEntwicklungsaufgabenundStörungsmöglichkeiten. 12 EntwicklungsaufgabenundmöglicheStörungsquellen(nachHavinghurst1982) AusderSäuglingsforschungweißman,dassStörungenderfrühenSozialbeziehungen(meistenszurMutter)einewesentlicheGrundlagefürdieEntstehungpsychischerStörungeninderKindheitundimErwachsenenaltersind(Bowlby1953),weilzentraleBindungsbedürfnisse(z.B.Nähe,Sicherheit,Unterstützung) frustriertwurden.AnfänglichhatBindungeineSchutzgewährendeFunktionundwirktaffektregulierend inneuenbzw.un-sicherenSituationen.InUnsicherheitssituationenrichteteinKindseinVerhaltenaufdie Bindungsperson(Mutter)aus,suchtNäheundKontakt.DieMutteristdieSicherheitsbasis;dieshilftdem Kind,Angst,VerunsicherungundHilflosigkeitzuüberwinden.WenndieMutternichtinderLageist,diese Sicherheitsbasiszugarantieren,kommteszuBindungsstörungen,dieinderfolgendenTabellezusammengefasstsind: a BindungstypenbeimVerhaltenstestinderMutter-Kind-Situation (nachAinsworth1978) 13 StressundCoping Stress(Belastungen)undCoping(Belastungsbewältigung)(Coping)sindzentraleKonstruktefastjeder psycho-pathologischenTheorie.Stresskannimpsychologischenbzw.klinischenZusammenhanginAlltagswidrigkeiten,kritischeLebensereignisse(»lifeevents«)bzw.TraumatisierungenundchronischeBelastungenunterteiltwerden.DieStresserfahrungenkönnenpositiveodernegativeBedeutungbesitzenund unterschiedlichenAufwandbzw.unterschiedlicheZeit(Augenblicke,Stunden,Monate,Jahre)beiderAnpassungerfordern.WeiterewichtigeDimensionensind:Intensität,Vorhersagbarkeit,Kontrollierbarkeit, Mehrdeutigkeit,NeuheitsowieAusmaßderAuswirkungen.KörperlicheStressfolgensindReaktionendes vegetativenNervensystems,desImmunsystems,hormonellerSystemeundVeränderungenimzentralen Nervensystem.Einzelheitens.SkriptPsychosomatik(neurobiologischesModell). DieBewältigungvonStresswirddurchinstrumentelleRessourcen(Fertigkeiten,Handlungsalternativen, Problemlösestrategien),sozialeRessourcen(Unterstützung,Netzwerk,Familie,Partner)undpersönliche 5 Ressourcen(Persönlichkeit,Einstellung,Verarbeitung,Attribution,Resilienz ,Vulnerabilität)determiniert. Belastungen(Stress),Belastungsverarbeitung(Coping)undbeeinflussendeFaktoren.(nachHautzinger 1990) Persönlichkeit UnterPersönlichkeit(auchCharakterbzw.Temperament)werdendieüberdauernden(stabilen),konsistenten(situationsunabhängigen),verhaltensrelevanten,individuellenBesonderheitenvonMenscheninnerhalbeinerbestimmtenPopulationverstanden.EsgibtverschiedenePersönlichkeitstheorienmitjeweilsunterschiedlicherAnzahlvonPersönlichkeitseigenschaften.ImgängigenModell(CostaundMcCrae 1986)werdenfünfHauptdimensionengenannt: 1. Neurotizismus,Ängstlichkeit,emotionaleLabilität,Anpassung 2. Extraversion,„Sociability“,ambitioniert 3. OffenheitfürErfahrungen,Kultur,intellektuell,Unabhängigkeit 4. Verträglichkeit,Freundlichkeit,Unterordnung,Beliebtheit 5. Gewissenhaftigkeit,Selbstkontrolle,Leistungsbereitschaft DanebensindEigenschaftenwieAbhängigkeit,Gehemmtheit,fehlendeOffenheit,Rigidität,Handlungsorientierung,Pessimismusu.a.wichtig. PersönlichkeitseigenschaftensindfürdieDurchführungvonPsychotherapieunmittelbarrelevant(z.B.wärefehlendeOffenheitaufDauereineKontraindikation). DerUnterschiedzwischenbestimmtenPersönlichkeitseigenschaftenundeinerPersönlichkeitsstörungist gelegentlichfließend.PersönlichkeitsstörungwerdenimICD-10definiertals„tiefverwurzelte,anhaltende Verhaltensmuster,diesichinstarrenReaktionenaufunterschiedlichepersönlicheundsozialeLebenslagenzeigen.SieverkörperngegenüberderMehrheitderbetreffendenBevölkerungdeutlicheAbweichungenimWahrnehmen,Denken,FühlenundindenBeziehungenzuanderen.SolcheVerhaltensmustersind meistensstabilundbeziehensichaufvielfältigeBereichedesVerhaltensundderpsychologischenFunkti- 5 UnterResilienzverstehtmandieseelischeWiderstandsfähigkeiteinesMenschen.DerBegriffkommtausdem EnglischenundbedeutetElastizität,Schwung,Unverwüstlichkeit. 14 onen.HäufiggehensiemiteinemunterschiedlichenAusmaßpersönlichenLeidensundgestörtersozialer Funktionsfähigkeiteinher."DieBeeinträchtigungensindmeistpersönlicher(Leistungsfähigkeit,subjektive Beschwerden)undsozialerNatur.EineICD-10-ÜbersichtderPersönlichkeitsstörungengibtz.B. http://www.btonline.de/krankheiten/persoenlichkeit/pkstoerungen.html BiologischeGrundlagen NervensystemundSignalübertragung(Neurotransmitter) DieGrobstrukturdesNervensystemswurdebereitsdargestellt(Skript:EinführungindieGesundheitswissenschaftenS.32-33).DasGehirnistinseinerStrukturundFunktionweitgehenderforscht.Allebewussten VorgängebeteiligendieGroßhirnrinde,andersausgedrückt:nurVorgängeinnerhalb(vonTeilen)der GroßhirnrindekommenzumBewusstsein.AlleübrigenSignalübertragungen–unddasistdieMehrzahl derVorgänge!–bleibenunbewusst.UnserGehirn„arbeitet“alsoständig,ohnedasunsdasbewusstist. FürdiePsychotherapiesindGehirnarealebesonderswichtig,dieEmotionen,Gedächtnis,vegetativeZentrenundHormonsystemesteuern(s.u.). DaslimbischeSystemwirdheutealsSitzdesemotionalenErlebensangesehen.Reaktionenimlimbischen Systemsindzunächstbewusstseinsfern.EmotionenkommennurzumBewusstsein,wennsievegetative oderhormonelleodermotorische(z.B.Schreckreaktionen)Reaktionen,alsokörperlicheErscheinungen, hervorrufen,diedannwahrgenommenwerden.EinspeziellerTeildeslimbischenSystemssinddiesog. Mandelkerne(Amygdala),diefürbesondereEmotionen(Furcht,Angst,Panik)undTraumafolgestörungen verantwortlichsind.DieMandelkernesteuerndamitinZusammenhangstehendehormonelleundvegetativeReaktionen. EineweitereStruktur,dersog.Hippocampus,istfürLernenunddeklarativesGedächtniswichtig,während dieAmygdaladieimplizitenInhaltenundEmotionendenErinnerungenbeifügen.MassiveStressreaktionenschädigendurchdasStresshormonCortisoldenHippocampus.DieskannzuGedächtnisproblemen undkognitivenDefizitenführen. DasautonomeNervensystem(„Stress-System“:Sympathikusund„Erholungs-System“:Parasympathikus) reagiertaufSignaledesGehirnsimSinnederAnpassunganveränderteUmgebungsbedingungen.Bei StresswirdvorallemderSympathikusaktiviert,wasu.a.inderNebennierezurProduktionderStresshormonenAdrenalinundNoradrenalinführt. NervenzellenkommunizierenuntereinanderdurchKontaktstellen(Synapsen),diemittelschemischerStoffe(Neurotransmitter)dasSignalweiterleiten(elektrischerImpuls->chemischerImpuls->elektrischerImpuls).BestimmtepsychischeundpsychosomatischeStörungengehenmiteinerVeränderungvonNeurotransmitterneinher(z.B.kommtesbeiDepressionzureinemMangelanSerotoninundNoradrenalinin bestimmtenRegionendesGehirns).DieSignalübertragungistinhohemMaßevariabel,d.h.siekanngehemmtoderstimuliertwerdendurchzahlreicheFaktoren.Synapsensind„lernfähig“:bereitsdiezweite oderdritteSignalübertragungführtzueinereffektiverenÜbertragungandieserSynapse.DasistdieneuronaleBasisdesLernens.DieVerknüpfungvonNervenzellenuntereinanderdurchSynapsenbezeichnet manalsneuronalesNetzwerk.DieseNetzwerkeunterliegeneinemdynamischenProzess:durchintensive NutzungvonNetzwerkenerhöhtsichdieSynapsendichteunddieSignalübertragungandeneinzelnenSynapsenwirderleichtert.BeifehlenderNutzungverkümmerndieNetzwerke.BeiDemenznimmtdieSynapsendichteextremab. Mankonnte(durchfunktionelleMagnetresonanztomographie)nachweisen,dassdurch(erfolgreiche)PsychotherapiedieSynapsendichteinbestimmtenHirnarealenzunimmt. EndokrinesSystem HormoneundhormonproduzierendeOrganewurdenimSkript:EinführungindieGesundheitswissenschaftenS.28-29dargestellt.DieHormonproduktionunterliegtletztlicheinerzentralenSteuerung(Hypothalamus–TeildesZwischenhirns).AndasGehirnweitergeleiteteSignaledesKörperswerdenverarbeitet undveranlassendenHypopthalamuszurFreisetzungvoninderHirnanhangsdrüsegespeichertenSteuerhormonen.EinesdieserSteuerhormoneistdasACTH(AdrenocorticotropesHormon),welchesdieNe- 15 bennierezurCortisolproduktion(Stressreaktion!)anregt.WeitereSteuerhormoneregelndieSchilddrüse unddieGonaden(Keimdrüsen).DieProduktionvonHormoneninNebenniere,Schilddrüse,Gonadenusw. bewirktletztlicheineAnpassunganveränderteUmweltbedingungen,alsomeisteineVerhaltensänderung. Immunsystem DieBeeinflussungdesImmunsystemsdurchdasGehirngeschiehtaufzweiWegen:überdasvegetative NervensystemunddasendokrineSystem.NervenendigungendesautonomenNervensystemsfindensich inallenOrganen,diezurImmunabwehrgehören(Knochenmark,Thymus,LymphknotenundMilz).ImmunzellenhabenKontaktstellen(Rezeptoren)fürdieStresshormoneAdrenalinundNoradrenalin.Ferner hemmtdasStresshormonCortisolbestimmteImmunreaktionen.AkuterStressfördertzwarzunächstdie Immunabwehr,chronischerStressjedochschädigtsie. Verhaltensgenetik DieserWissenschaftszweiguntersucht,welcherAnteildesmenschlichenVerhaltensundErlebensdurch GeneundwievieldurchUmwelteinflüssebedingtist.Beispielsweisekonntegezeigtwerden,dassbei MenschenmiteinergenetischenBelastungfüraffektiveStörungenbelastendeLebensereignissezuDepressionenführen,währenddasbeinichtgenetischbelastetenPersonennichtderFallwar. AbgrenzungPsychotherapie–sozialeArbeit PsychotherapieundsozialeArbeitweiseneinigeGemeinsamkeiten,jedochauchUnterschiedeauf, diedieAbgrenzungprofessionellenHandelserfordern. GemeinsamistdieHinwendungzurpsychosozialenLagederBetroffenen,inderPsychotherapieauf derSymptom-bzw.Störungsebene,indersozialenArbeitaufderEbenederdarausresultierenden Beeinträchtigungen,alsoderStörungsfolgen.GemeinsamsindbestimmteGrundhaltungenund TechnikenwieEmpathie,Unvoreingenommenheit,AkzeptanzundklientenzentrierteGesprächsführung.AuchdienotwendigeFähigkeitzureigenenAbgrenzunggegenüberdenSchicksalenderPatienten/KlientenunddieKontrolleeigener,negativeremotionalerReaktionen(Gegenübertragung)sind vergleichbar. JedochgibteszahlreicheUnterschiedezwischenbeidenFachgebieten,dieinderfolgendenTabelle zusammengefasstsind. Psychotherapie SozialeArbeit Klassifikation ICD-10 (InternationalCodeofDisease) ICF (InternationalCodeofFunctioning) Störung/ Beeinträchtigung seelischund/oder seelisch-körperlich sozialeBeeinträchtigung Methode TherapieentsprechendderPsychotherapie-Definition Beratung, Gespräch, Intervention Ziele Verbesserungderseelisch-geistigen Funktionen,Verhaltensänderung VerbesserungdergesellschaftlichenTeilhabe Ergebnis persönlicheEntwicklung,Bewältigung schwierigerLebenssituationen sozialeAnpassung,Verringerung sozialerDefizite 16 TiefenpsychologischePsychotherapie/Psychoanalyse Historisches DerBegriff"Tiefenpsychologie"wurdezuerstvonEugenBleuler(1857-1939)imJahre1910alsSynonymfürdieFreudschePsychoanalysegebraucht.TiefebeziehtsichaufdieTiefedesVergangenen (Biographie)wieaufdieTiefederPersönlichkeitbiszumUnterbewussten.DieTiefenpsychologieist diepsychologischeTheoriederPsychoanalyse.PsychoanalysemeintehereinspeziellesBehandlungsverfahrenauftiefenpsychologischerGrundlage.BeideBegriffewerdenhäufigsynonymgebraucht. SigmundFreud(1856bis1939)giltalsderVaterderPsychoanalyse.Biographisches: 6.Mai1856SigmundFreudwirdalsSohndesjüdischenTextilkaufmannsJacobFreudunddessenebenfallsjüdischer EhefrauAmalia(geb.Nathanson)inFreiberg(heute:Pribor/Tschechien)geboren. 1873-1881FreudstudiertMedizinanderWienerUniversität.PromotioninMedizin. 1882-1885AnstellungamAllgemeinenKrankenhausinWien.FreudistanderEntdeckungderschmerzstillendenWirkungdesKokainsbeteiligt. 1885HabilitationinNeuropathologieinWien. 1885-1902EristDozentfürNeuropathologieanderWienerUniversitätundbeschäftigtsichmithirnanatomischenForschungen. 1885/86FreudbeobachtetanderPariserNervenklinikSalpêtrièreFrauenmitseelischenErkrankungenohneorganischenBefund(Hysterien).Jean-MartinCharcot(1825-1893)behandeltdiesePatientinnenmittelsHypnoseoderSuggestion. 1886FreuderöffneteineneurologischePraxisinWien.HeiratmitMarthaBernays,TochtereinerHamburgerjüdischen Familie.AusderEhestammen6Kinder. 1895GemeinsammitJosefBreuer(1842-1925)stellterin"StudienüberdieHysterie"dieMethodederfreienAssoziationvor.DadieUrsacheseelischerStörungenverdrängtetraumatischeErfahrungenseien,kannderAnalytikerdurch DeutungspontanerÄußerungenvonPatientenaufderenverschlüsselteÄngsteschließenunddenPatientenvonseiner Neurosebefreien. 1897Freudformuliertden"Ödipus-Komplex":ErbemerktseineVerliebtheitinseineMutterbeigleichzeitigerEifersuchtgegendenVaterundhältsiefürallgemeingültig. 1900"DieTraumdeutung"erscheint.FreudführthierdiegrundlegendenBegriffederfrühenPsychoanalyseein.TräumeseienverschlüsselteHinweiseaufdenKonfliktzwischenmenschlichenWünschenundVerboten.DerHauptantrieb menschlichenVerhaltensentspringeunterbewusstenkindlichenSexualphantasien,denengesellschaftlicheNormierungengegenüberstehen.Mittels"Sublimierung"kannderMenschdieunterdrückteLibidoinkulturelleLeistungenumwandeln. 1902FreuderhältdieProfessurfürNeuropathologieanderWienerUniversität. 1905In"DreiAbhandlungenzurSexualtheorie"beschreibtFreuddiesexuelleKomponentedesnormalenunddesabweichendenVerhaltens.ErbetontnochmalsdenSexualtriebalsdiegrößteAntriebskraftmenschlichenVerhaltens. 1910Gründungdes"ZentralblattsfürPsychoanalyse"undder"InternationalenPsychoanalytischenVereinigung".Auf FreudsVorschlagwirdCarlGustavJung(1875-1961)zumPräsidentengewählt. 1913InderSchrift"TotemundTabu"analysiertFreudInzestverbotebeidenAborigenes.DiereligiöseAnbetungeines TotemsunddersozialeZusammenhaltseienErgebnisverdrängterInzestwünscheundAggressionen. 1923BeiFreudwirdKrebsdiagnostiziert.BiszuseinemTodmußersich33Operationenunterziehen. 1923-1930FreudmodifiziertdieStrukturdes"psychischenApparats"indas"Es"(Unterbewusstsein),indas"Ich"(Vermittlungsinstanzzwischendem"Es"undderAußenwelt)unddas"Über-Ich"(auferlegteNormenundVerhaltensmuster). 1930ErerhältdenGoethepreisderStadtFrankfurt(Main).AntisemitischeOrganisationenprotestieren. 1933DiegemeinsammitAlbertEinsteinverfassteSchrift"WarumKrieg?"erscheint. 1938NationalsozialistischeRepressionennachdem"Anschluß"ÖsterreichsandasDeutscheReichzwingenFreudin dasExilnachGroßbritannien.BiszuseinemTod(1939)praktizierterinLondon. BerühmteSchülerFreuds,mitdenenersichteilweiseüberworfenhatte,warenCarlGustavJungund AlfredAdler,dieeigeneFormenderpsychologischenTheorieundBehandlungentwickelten. 17 Entwicklungsmodell(Phasentheorie) AlseineSäulederPsychoanalysegiltdastiefenpsychologischeEntwicklungsmodellmitderEinteilung indieorale,analeundödipalePhase.DiefolgendeTabellefasstdieszusammen.DerEinschubeiner Lösungs-IndividuationsphaseerfolgtinAnlehnunganC.G.JUNG.Hierbeiwirdsystematischdifferenziertin - - Objektbeziehungen:BeziehungzudenfrühenBezugspersonen(ObjektesindstetssozialeObjekte,also PersonenmitsozialerBedeutung) Internalisierung:„Hereinnahme“äußererObjekteoderObjektanteilezuinnerenObjekten,densog,. Repräsentanzen;durchdieseVorgängeentstehtdieInnenweltunddiePersönlichkeit(das„Selbst“) Triebdifferenzierung:nachderTriebtheorieFreudswird–nebenanderenTriebenwieHungeretc.-in LibidoundAggressionstriebunterschieden(vgl.„Libidotheorie“) Abwehrmechanismen:sindintrapsychische(unbewusste)Vorgänge,diedazudienen,Stress,Unlust undUnstatthafteszuverdrängen;dasErgebnisderAbwehristofteineRegression,d.h.zurückfallen aufeinefrühereEntwicklungsstufe Angstniveau:AngstformenentsprechendEntwicklungsstufe Störungsbilder:möglicheFolgengestörterEntwicklungsphasen Ebene Beschreibung Frühe orale Phase (Geburt bis 2. Monat) Objektbeziehungen Internalisierung Triebdifferenzierung Abwehrmechanismen Angstniveau Störung Noch keine differenzierte Wahrnehmung von Mutter und Umwelt Selbst und Objekt (Mutter) sind symbiotisch verschmolzen verschiedene Triebe werden einheitlich empfunden, Triebabfuhr nach innen (Körperreaktionen, Somatisierung) Primär körperliche Überflutungs- oder Entspannungsphänomene Undifferenzierte Wahrnehmung; Reizüberflutung wird als „katastrophaler Einbruch“ erlebt Autismus Späte orale Phase (2. – 7. Monat) Objektbeziehungen Internalisierung Triebdifferenzierung Abwehrmechanismen Angstniveau Störung Verlangen nach Bedürfnisbefriedigung („Mutterbrust“), bedeutsame Objekte sind (körperliches) Eigentum, Subjektivität taucht auf, eigene Bedürfnisse stehen im Vordergrund und überschatten die Anderer Selbst und Objekt werden noch als Einheit empfunden, jedoch beginnt die Differenzierung („Zwei-Einheit“) Triebe (Libido und Aggression) differenzieren sich, Libido überwiegt (lustvollen Saugen am Daumen), primärer Narzissmus Regression, symbiotische Verschmelzung, Verleugnung Furcht vor Objektverlust Psychosen (Schizophrenie) Lösungs-Individuations-Phase (5. – 9. Monat Differenzierungsphase, 9. – 14. Monat Übungsphase, 14. – 24. Monat Wiederannäherungsphase) Objektbeziehungen Internalisierung Triebdifferenzierung Das Selbst wächst und grenzt sich von der Mutter ab, Lösung von der Mutter und Erforschung der Umwelt, Idealisierung und Bedrohung der wichtigen Objekte (Ambivalenz), Frustration narzisstischer Größenphantasien wird nicht toleriert Mutter wird zur „bedeutsamen Anderen“ und wird bewacht, Beginn und Verfestigung der Abgrenzung, erstes (primitives) Körperbild Libido und Aggression halten sich die Waage, bei Internalisierung des “bösen Objekts” (d.h. von „bösen“ Anteilen der sozialen Objekte) wird das Ich evtl. von Aggression überflutet und Wutanfälle ausgelöst 18 (Auf-)Spaltung (in „gute“ und „böse“ Objektanteile), Verschmelzung mit bedeutsamen Objekten wird gewünscht und gefürchtet, Regression, Ungeschehen machen Furcht vor Selbstverlust und Verlust der Objektbeziehung, ungebundene Angstniveau („frei flottierende“) Ängste Störung Borderline- und narzisstische Störungen Anale Phase (14 Monate bis ca. 2 ½ Jahre) Abwehrmechanismen Objektbeziehungen Internalisierung Triebdifferenzierung Abwehrmechanismen Angstniveau Störung Entwöhnung und Sauberkeitserziehung „der Mutter zuliebe“, die nun deutlich als Person unterschieden wird, erhöhte Ambivalenz, Aufsässigkeit, Wut, masochistische Tendenzen Selbst und Andere sind klar abgegrenzt, Selbst- und Objektrepräsentanzen (als Bausteine der Persönlichkeit) sind entstanden Entwicklung von Frustrationstoleranz, Befriedigungsaufschub durch Kontakt mit dem liebevollen Objekt möglich, Auftreten von Ambivalenz, evtl. sehr aggressiv oder sehr passiv, Analerotik Scham und Ekel, extreme Schuldgefühle oder Verantwortungslosigkeit, Rationalisierung (beginnender Einsatz der „Vernunft“), Isolieren vom Affekt Strafangst Neurotische Störungen (Angst, Depression, Zwang) Ödipale („phallische“) Phase Objektbeziehungen Internalisierung Triebdifferenzierung Abwehrmechanismen Angstniveau Störung Objektkonstanz ist erreicht, trotz Frustration und Enttäuschung kann das Objekt geliebt werden. Evtl. übertriebene Gleichgültigkeit oder Idealisierung, überschwänglicher aber flacher Affekt, Sexualisierung Identität und Selbstbewusstsein entstehen Ödipuskomplex, Identifikation mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil, Masturbation, evtl. starke Verdrängung von Triebwünschen, Sublimierung möglich Verdrängung, betonte Erotisierung, übertriebene Beschäftigung mit Masturbation oder völliges Leugnen der Sexualität „Kastrationsangst“, Angst vor Verlust der körperlichen Integrität, das eigene Über-ich wird gefürchtet, Angst ist jedoch nicht mehr überwältigend Neurotische Störungen (Konversion), sexuelle Funktionsstörungen DieödipalePhasehatkeindefiniertesEnde,dauertmeistensbiszum5.–7.Lebensjahr.Danach schließtsichdiesog.Latenzphasean,dievonderPubertätsphasebeendetwird.EineSchwächeder tiefenpsychologischenEntwicklungslehreist,dasssieimGrundemitderödipalenPhaseabschließt. JedochkommtesauchdanachnochzubedeutsamenEntwicklungsschrittenund–möglichkeiten.Aus SichtdesDozentenistEntwicklungbisindashoheAltermöglich(undnotwendig). Libidotheorie DieLibidotheorieistTeilderTriebtheoriederPsychoanalyse.TriebesindTeilunsererMotivationssysteme.SiedienenderSicherungunsererGrundbedürfnisse(Primärmotivation).Charakteristischist, dasssichzyklischeineTriebspannungaufbaut,dieaufTreibbefriedigungdrängtundMotivdesHandelsdarstellt.NebendenphysiologischenGrundbedürfnissensindinderTiefenpsychologieinsbesonderedieemotionalenGrundbedürfnisseentscheidend.TriebbefriedigungwirddurchzweiKomponentenbestimmt:GerichtetesHandeln(Richtung)undEnergieniveau(Triebstärke). DiezyklischsichaufbauendeTriebspannungwirddurchdieLibidobewirkt.Anfangsbezeichnet FREUDalsLibidodiesexuelleTriebenergie,späterverstanderdarunter(wieauchJUNG)dieallge- 19 meineTrieb-undLebensenergie,vergleichbardemenergetischenKonzeptandererKulturkreise(z.B. ChioderPrana).DieheuteüblicheVerwendungdesBegriffesmeintzumeistdiesexuelleAppetenz. DieLibidotheoriewirddurchBeobachtungengestützt,dassSexualitätimweitestenSinneistauchfür dasKleinkindrelevant(=Lustgewinnausverschiedenen„erogenen“ZonendesKörpers).DiesezunächstimBereichverschiedenerKörperzonengetrenntentstehenden(unreifen)BefriedigungsmöglichkeitenwerdenspäterindiereifegenitaleBefriedigungdesErwachsenenintegriert. DieLibidotheoriewirdheuterelativiert,dafürdieAusbildungbestimmterErlebens-undVerhaltensmustersichernichtalleindieperipherenkörperlichenLustquellenbzw.Befriedigungsmöglichkeiten maßgebendsind. EinemoderneWeiterentwicklungderPsychoanalyseistObjektbeziehungstheorie.Dortwirdvon libidinöserBesetzungeinesObjektesgesprochen,wennsich(verdrängte)Triebwünscheauffrühe Bezugspersonenbeziehen.DieserschwertdieLoslösungvomObjekt. Instanzenmodell DasInstanzenmodelloderStrukturmodellderklassischenPsychoanalyseistdieDifferenzierungin ICH,ESundÜBER-ICH. InstanzdesEs(Primärvorgänge,Lustprinzip) DasEswirdalsunorganisiertes,primäresTriebenergie-Reservoirverstanden,dasvomBestreben,die TriebbedürfnissezubefriedigenunddasLustprinzipeinzuhalten,bestimmtwird.DieVorgängeimEs folgenkeinenlogischenGesetzen,WidersprüchlichkeitoderWertungen(inGutoderBöse)existieren nicht.DasEsgehörtquasizurbiologischenGrundausstattungdesMenschen. IndermodernenObjektbeziehungstheoriespieltdasEseinewichtigeRolle:imZusammenhangmit TriebwünschenwerdenObjekte(z.B.dieprimärenBezugspersonen)vomEslibidinösbesetzt.Der VorgangderlibidinösenBesetzungwirdvorwiegenddanneingeleitet,wenneinsolchesObjektaufgegebenwerdenmuss(Trennung).DurchIdentifikationwerdenEigenschaftendesbetreffendenObjektesübernommen.Dadurchentstehtein„Idealbild“desObjektesimInnern,dielibidinöseBesetzungwirddadurchabgelöst,bleibtimWeiterenunbewusst.DasIdealbildwirdimIchbzw.Über-ich angesiedelt,währenddie(unbewusste)libidinöseObjektbesetzungimEsverankertbleibt. EinZielpsychoanalytischer/tiefenpsychologischerBehandlungistes,verdrängteTriebwünschebewusstzumachenunddieihneninnewohnendeEnergiepositivzunutzen. InstanzdesIch(Sekundärvorgänge,Realitätsprinzip) DasIchentstehtausdenBerührungspunktenmitderRealitätundausderNotwendigkeiteiner Selbst-erhaltendenAnpassung.EsumfassteinzusammenhängendesSystemvonFunktionen,dieder AnpassungandieUmweltdienen.DiewichtigstenIch-Funktionenentsteheninderspätenoralen PhaseundinderanalenPhase. DasIchhatauchVermittlerfunktion.EsvermitteltzwischendenReizenderäußerenRealitätundder innerenRealität.DieInnenweltwirdrepräsentiertdurchTriebwünsche,Affekte,Beziehungswünsche und-modalitäten.DieUnterscheidungzwischenInnenundAußen,zwischenPhantasieundWirklichkeitisteinewichtigeIch-Funktion.AlsweitereVermittlungsaufgabedesIchwirdderAusgleichzwischenEs(Triebwünsche)undÜber-ich(gesellschaftliche/moralischeNormen)genannt. Eineweitere,bedeutsameIch-FunktionstelltdieAbwehrvonTriebimpulsenund-wünschendar.Im ErgebniskommteszuBefriedigungsaufschub,sowiezuUmweg-undErsatzhandlungen.Diesisteine normaleundrealitätsgerechteLeistung.NeurotischeAbwehrliegtdannvor,wenndieabgewehrten Triebimpulsealsunvereinbar,unerlaubtoderpeinlichempfundenwürden(wennsiezumBewusstseingelangenwürden). 20 AlsspezielleAbwehrleistungistdieAbwehrvonAngstzuverstehen.NachderObjektbeziehungstheorieentstehtAngstdann,wennunverträglicheTeilbilderäußererObjekteimInnernnebeneinander bestehen(sog.Objektrepräsentanzenz.B.als„guteMutter“undals„böseMutter“).Angstwird dadurchvermieden,dassdiesegegensätzlichenRepräsentanzenimIchgetrenntgehaltenwerden (Spaltung). InstanzdesÜber-ich(Gewissen,Moral) DasÜber-IchalsUnterstrukturdesIchsmodifiziertdasIchbzw.dessenVerhaltendurchzahlreiche Interventionen(Drohungen,Verbote,Aufforderungen,Belohnungen).AlsGewissensinstanzentsteht dasÜber-Ichsehrfrüh(analePhase),seineendgültigeAusprägungistungefährmitdem7.Lebensjahr abgeschlossen(EndederödipalenPhase).DasÜber-IchstelltalsVehikelderMoraldenBezugzur Gesellschaftallgemeinher. VoralleminderödipalenEntwicklungsphasestellensichheftigeKonfliktezwischenEsundIchein, diedurchIdentifikationmitdemgleichgeschlechtlichenElternteilgelöstwerden.ImRahmendieser KonflikteentstehenAffektewieSchuld,Scham,Stolz,Depressionu.a.,diedenEntwicklungsstanddes Über-ichwiderspiegeln.DieseAffektspannungenstelleneinestarkeMotivationmenschlichenVerhaltensdar,siesindletztlichErgebniseinesautonomgewordenenÜber-ich. KonflikttheorieundNeurosenlehre DieKonflikttheorieistidentischmitdemKonfliktmodellderPsychosomatischenModelle(s.Skript PsychosomatikS.10).KonfliktesindzunächstäußereKonfliktemitdenfrühenBezugspersonen.Sich ständigwiederholendeKonfliktmusterwerdeninternalisiert(genausowieObjekteigenschaften– s.o.)undführenimInnernsozusageneinEigenleben,sieverselbstständigensich.AusäußerenKonfliktenwerdeninnereKonflikte.DieseinnerenKonfliktesindihrerNaturnachAmbivalenzkonflikte, z.B.stehensichLiebezurMutterundHassaufdieMutterdiametralgegenüber.DurchdieAnpassungsleistungdesIchs(s.o.)gelingtesunsinderRegel,dieseAmbivalenzkonflikte,diejederMensch insichträgt,auszuhaltenundzuregulieren. WennjedochdergegensätzlicheTriebwunsch(z.B.HassaufdieMutter)rigideunterdrückt,sanktioniertundverbotenwird,müssendieseImpulseunterdrücktwerden,dasiedieLiebeundZuwendung desObjektsgefährdenwürden.DieentsprechendenImpulse,Wünsche,Bedürfnisse…werdenverdrängt,d.h.durchAbwehrvorgängeinsUnterbewussteverschoben.Ausdem(normalen)inneren AmbivalenzkonfliktentstehtderneurotischeKonflikt.Charakteristischistalsodie„Ausblendung“ einesKonfliktpols. DieVerdrängungunliebsamerKonfliktanteilehatihrenPreis:dasneurotischeSymptomz.B.alsAngststörungoderDepression(jedochsindnichtalleDepressionenneurotischerNatur!).DurchVerdrängungwurdederKonfliktjanichtgelöstunddieKonfliktspannungbleibtbestehen,führtdannzur Symptombildung.SymptometretenmeistdanninErscheinung,wennder(verdrängte)innereKonfliktdurchäußereEreignissere-aktualisiertwird(vgl.FallvignietteSkriptPsychosomatikS.10-11). NeurosenwerdeninderTiefenpsychologiedefiniertalsmisslungeneVerarbeitungs-undLösungsversucheunbewusster,inihrerEntstehunginfantilerKonflikte,diedurcheineauslösendeSituationreaktiviertwerden.DieneurotischeSymptombildungistAusdruckdiesesunbewusstenKonfliktesundstellt einenKompromisszwischen(nichtakzeptablem)TriebimpulsundseinerAbwehrdar. NeurosensindalsoPseudo-LösungenverdrängterinnererKonflikte.DerKerntiefenpsychologischer PsychotherapieistdieBewusstmachungderverdrängtenKonfliktanteile,dieBearbeitungdesKonfliktsunddieEntwicklung„reifer“Konfliktlösungen.Dazuisteserforderlich,dieAbwehrmechanismenaufzudeckenundaufzuweichen. 21 SystematikderneurotischenKonflikte: EsgibteineVielzahlvonKonfliktvariationen,jedochnureinebegrenzteAnzahlvonGrundkonflikten. AufdieseGrundmusterlassensichdiemeistenKonfliktezurückführen.Dargestelltwerden - derGrundkonflikt - dieentwicklungsgeschichtlicheEntstehung - diekonflikttypischenVerhaltensextreme • Abhängigkeit–Autonomie „oraler“Konflikt:GrundmusterentsteheninderoralenPhase ->übertriebenesAnlehnungsbedürfnis/extremeBetonungvonEigenständigkeit • Anpassung(Kontrolle)–Auflehnung „analer“Konflikt:Grundmusterentsteheninderanalenbzw.Trotzphase ->extremeAnpassung,Leistungsorientierung,Zwanghaftigkeit/nichtadäquatesProtestverhalten,Querulantentum • Versorgung–Autarkie „Individuationskonflikt“:GrundmusterentsteheninderLösungs-Individuations-Phase -> Versorgungswünsche, Unselbstständigkeit / übertriebene Selbstständigkeit, Ablehnung von Unterstützung • Keuschheit–Triebhaftigkeit „ödipalerKonflikt“:GrundmusterentsteheninderödipalenPhase ->Lustfeindlichkeit,übertriebeneMoralvorstellungen/Zügellosigkeit,(sexuelle)Ausschweifungen • Selbstwertkonflikt geringesSelbstbewusstseinalsErgebnisgestörterInternalisierungz.B.infolgedefizitärerSpiegelung undmangelnderAnerkennungdurchdieObjekte; ->führtspäterzumVersuch,durchäußereKompensationdiesenMangelauszugleichen(z.B.durchTätigkeitinsozialenBerufenoderdurchExtremleistungen) • Identitätskonflikt RollenkonfliktedurchnichtausreichendeIdentifikationmitObjekten,fehlendeVorbilder; ->UnsicherheitüberdieGeschlechterrolle,dieElternrolle,diegesellschaftlicheRolleusw. Zusammenfassung: - KonfliktegehörenuntrennbarzumLeben - äußereKonflikte(=interpersonelleKonflikte)sindhäufigFolgeinnererKonflikte - innereKonfliktesindinderRegelAmbivalenzkonflikte,alsodasSchwankenzwischengegensätzlichenWünschenundBedürfnissen - verdrängteinnereKonfliktewerdenauchneurotischeKonfliktegenannt;inderRegelführennur dieseKonfliktezueinerseelischenoderleib-seelischenStörung - KonfliktlösungsstrategiensollenimmereinenoffenenUmgangmitKonfliktenzumZielhaben - dort,woinnereKonflikteunbewusst(sind)bleiben,kannpsychotherapeutischeHilfeeinerster SchrittzurKonfliktlösungsein. TherapeutischeBeziehung DietherapeutischeBeziehungindertiefenpsychologischenPsychotherapieunterliegtbestimmten GesetzmäßigkeitenundistoftGegenstandderTherapieselbst:siekanndiagnostischgenutztwerden (z.B.durchGegenübertragungsphänomene)undtherapeutischbearbeitetwerden(Therapeut:„Sie erwartenvonmirdieAnerkennung,dieSiesichfrühervonIhremVatergewünschthätten“).Inder therapeutischenBeziehungre-inszenierensichdieneurotischenKonfliktenotwendigerweise.Diesist fürdieBearbeitungderKonflikteförderlich,jaunerlässlich.SolcheRe-InszenierungenkommenbesondersinGruppentherapienvor,dadurchdieVielzahlderGruppenmitgliedermitihrenÄhnlichkei- 22 tenzudenfrühenObjekteneinehoheWahrscheinlichkeitbesteht,aufbekannteKonfliktmusterzu treffen. DreiPhänomenebzw.KonstruktekennzeichnendietherapeutischeBeziehung: 1. Übertragung Darunterverstehtmandie(unbewusste)ProjektionvoninfantilenWünschenundErwartungenaufden Therapeuten.SolcheÜbertragungswünschekönnensein:ständigeAnerkennung,bedingungsloseLiebe, umfassendeVersorgungusw.DasAusmaßderErwartungenistzumeistunrealistisch.Dietherapeutische Situationführt(zumindestzuBeginn)inderRegelzueinerRegression,d.h.einemRückschrittaufein früheresEntwicklungsniveau,wasÜbertragungenfördert.DadieserVorgangunbewusststattfindet, könnenÜbertragungswünschezwarvermutet,abernicht„bewiesen“werden.AlsErgebnisseinerAusbildungistderTherapeutjedochinderLage,Übertragungsphänomenezuverstehen.InfortgeschrittenenTherapiesituationenkanndiesthematisiertwerden(Therapeut:„IchhabedasGefühl,dassSiesich wünschen,ichmögestetsfürSiedasein.DiesenWunschversteheich,zumalIhrVaterfürSienieZeit hatte“). 2. Gegenübertragung DarunterverstehtmandieSummerderemotionalenReaktionendesTherapeutenaufdie(intuitivgespürten)ÜbertragungswünschedesPatienten.DiesegefühlsmäßigeReaktionhängtvonzweiFaktoren ab:zumeinenvondenÜbertragungswünschenselbst,zumanderenvonderPersönlichkeitdesTherapeuten,seinereigenenBiographieundKonflikthaftigkeit.IndertiefenpsychologischorientiertenTherapieausbildungwirddahergroßenWertaufSelbsterfahrunggelegt.DiesehatzumZiel,eigeneKonflikte undReaktionsweisenzuerkennenundkontrollierenzukönnen.AufdieseWeisewirdvermieden,in „Kommunikationsfallen“unbewussterÜbertragungswünschezugeraten.DieGegenübertragungsollte stetsreflektiertwerde;siekannauchdiagnostischverwendetwerden.Beispiel:WenneinTherapeutin seinereigenenBiographiebesondersaufAutonomiebedachtwar,wirderaufabhängigeWünschedes PatienteneineaggressiveRegungspüren.Andersherum:DieWahrnehmungaggressiverImpulsealsReaktionaufdenPatientenkönnteindiesemFalleinHinweisaufeinenAbhängigkeitskonflikt(desPatienten)sein. 3. Widerstand AlsWiderstandimtiefenpsychologischenSinnewerdenalleunbewusstenVorgängebezeichnet,dieden therapeutischenFortschrittverhindern.VerdrängteKonfliktemüssenständigabgewehrtwerden,damit sienichtzumBewusstseingelangen,weildiesbedrohlichundschmerzhaftwäre.Wenndaherinder Therapieversuchtwird,dieAbwehrzuhinterfragenundaufzuweichen,umBewusstwerdungzufördern, empfindetderPatientdiesalseineinnereBedrohung,dieeszuvermeidengilt.SchließlichistAbwehrja eineSchutzmaßnahme,umdiebedrohlichen,schambesetzten,aggressivenusw.AnteileeinesKonflikts nichtspürenzumüssen.WennderPatientdiesesSchutzmechanismusberaubtwird,kanneszueiner Labilisierungkommen.DaheristdasPhänomendestherapeutischenWiderstandesverständlich.Hier giltes,sorgsamabzuwägen,wieweitInterventionenzurAufdeckungunbewussterInhaltegehendürfen. EsgibtbestimmtTechnikenundSituationen,diedieAbwehraufweichen,soz.B.SituationenmitdeutlicherRegressionodernonverbale,emotionsgeleiteteTherapieverfahren. TherapeutischeInterventionen NebenallgemeinenRegelnvonPsychotherapie(Vereinbarung,Therapieziele,Verschwiegenheit, Settingusw.)sindjedemPsychotherapieverfahrenvordemjeweiligenTheoriehintergrundbestimmte Technikeneigen,diealstherapeutischeInterventionengeplanteingesetztwerden(vgl.Psychotherapie-Definition). TiefenpsychologischeTherapiefindetimEinzel-oderGruppengesprächstatt.EsgibtauchnonverbaletiefenpsychologischeTherapieformen(Körpertherapie,Kunsttherapieusw.),beidenenjedochdieErfahrungenletztlichverbalisiertundsobearbeitetwerden. 23 DasallgemeineTherapieprinzip inderTiefenpsychologie Erinnern unbewussterInhalte Wiederholen des(infantilen)Konfliktes Durcharbeiten zureifenLösungen Dr. W. Ruf-Ballauf Reha-Klinik Hüttenbühl Konflikt-zentrierteTherapie: - UmwelcheninnerenKonflikthandeltessich? - WieerklärtsichderKonfliktaus derLebensgeschichte? - WelcheAbwehrmechanismenliegenvor? - BewusstmachungdesKonfliktes - ArbeitenanreifenKonfliktlösungen 26 DietiefenpsychologischeDiagnostikseihiernurkurzerwähnt:ErhebungderbiographischenAnamnese,DurchführungvonmehroderwenigerstrukturiertenInterviews,Psychometrie,d.h.DurchführungvonTests,AusfüllenvonFragebögen(sieheauchDiagnostikteil). FrüherwurdentherapeutischeInterventioneninstützendesoderaufdeckendesVorgehenunterschieden.AmAnfangeinerPsychotherapiebedarfderPatientmeistderwohlwollendenUnterstützung,daeineEntlastungvomhohenLeidungsdruckvordringlichist.ErstwenndadurcheineStabilisierungeingetretenunddietherapeutischeBeziehungtragfähigist,kannmitdereigentlichentherapeutischenArbeit,die„aufdeckendenCharakter“hat,begonnenwerden. HäufigeTherapieansätzeundTherapiezieleinderTiefenpsychologiesind: - „Eigenanteil“interpersonellerKonfliktereflektieren (zwischenmenschlicheKonfliktesindoft–nichtimmer–einIndikatorinnererKonflikte!) - EigenwahrnehmungundFremdwahrnehmungvergleichen (wieseheichmich?–wiesehenmichdieAnderen?) - Realitätswahrnehmungprüfen (wiesubjektivistmeineRealität?) - unangenehmeGefühlewahrnehmen,nichtleugnen - zulassen,dassesauchverborgene(unbewusste)BeweggründefürmeinHandelngibt–geben kann - InnereKonflikteaufdeckenundbearbeiten ImGesprächkönnendabeidreiArtenvonInterventionenerfolgen: 1. Klärung(->Erinnern) DurchgezieltesNachfragenwerdenInformationenergänzt.VomPatientenwerdenhäufigkonfliktbelasteteThemenausgespart(unbewussteAbwehr),wichtigeDingenurimNebensatzerwähnt.ZielvonKlärungist,dasPuzzlederErinnerungenvollständigzusammenzusetzen. FragensollenstetsinoffenerFormgestelltwerden.Inhaltemüssenvorbewusst6sein,umsie durchgezieltesNachfragenzuklären. 2. Konfrontation(->Wiederholen) KonfrontationistdereinfühlsameundverträglicheHinweisaufoffensichtlicheWidersprüche imVerhaltendesPatienten.DieseWidersprüchesindAusdruckdesneurotischenKonfliktsund werdenzunächst–genauwiederKonfliktselbst–ausgeblendetodernegiert.DieserTeilder therapeutischenArbeitgehtdahin,dassderPatientnichtumhinkann,dieWidersprüchezuer 6 ZwischenunbewusstundbewusstgibtesdieStufedesVorbewussten;vorbewussteInhaltekönnendurch geeigneteFragenoderdurchEvidenz(„Aha-Erlebnisse“)bewusstwerden 24 kennen.Die„Konfrontationsdosis“musssorgfältigabgewogenwerden.Voraussetzungisteine tragfähigeundbelastbaretherapeutischeBeziehung.ZurascheundzuheftigeKonfrontation endetinderRegelmitTherapieabbruch. 3. Deutung(->Evidenzerlebnisse) Deutungenzielendaraufab,vorbewussteInhalteeinleuchtendzuerklären.WenndieErklärungzutrifft,führtdieszueinemEvidenzerlebnis(„Aha-Effekt“).Wennsienichtzutrifft,stößt sieaufUnverständnis(richtetabermeistauchkeinenSchadenan).DeutungensinddieStärke dertiefenpsychologischenundanalytischenPsychotherapie.SieorientierensichanderKonflikthypothesebzw.denverdrängtenWünschen.MitDeutungensolltemansparsamumgehen undsienurdanneinsetzen,wennderBodendafürvorbereitetwurde.EineFlutvonDeutungenwirktlediglichverwirrendundnichthilfreich.WiederPatientaufDeutungenreagiert, kannmandurchsog.Probedeutungentesten. Beispiel(FallvignietteSkriptPsychosomatikS.10/11:DerPatientahnt,dassseineErkrankung(Bluthochdruck,Depression)mitderneuenChefinzutunhat.Therapeut:„SiesindenttäuschtvonderneuenChefin.MicherinnertdieseEnttäuschungdaran,dassSiealsKindvonIhrerMutteroftenttäuschtwurden…“ WenndieseDeutungeinleuchtet,wirdderPatientseineletztlichunrealistischenErwartungenandie neueChefinerkennenundkorrigierenkönnen.Erwirdverstehen,dassfrühereDefiziteinderMutterbeziehung,diezumKonfliktgeführthaben,nichtdurchdieChefinheutekompensiertwerdenkönnen. Psychoanalyse.PsychoanalytischeEinzel-oderGruppentherapieweisteinigeGemeinsamkeitenund einigeUnterschiedezurtiefenpsychologischenTherapieauf.DieUnterschiedebeziehensichaufdas settingunddiedeutlichzurückhaltendereRolledesAnalytikersals„Spiegelplatte“. - PsychoanalysebasiertaufdenselbenKonstruktenwiedietiefenpsychologischfundiertePsychotherapie - HochfrequenteSitzungen(2oder3SitzungenproWoche) - Speziellessetting(„Couch“)zurRegressionsförderung;dasklassischesettingwirdheutezunehmendverlassen - MethodedesFreienAssoziierens(Analysand) - Haltungder„freischwebendenAufmerksamkeit“(Analytiker) - ErkenntnissedesAnalytikerswerdenals„Deutung“demAnalysandenmitgeteilt - InderÜbertragungsbeziehungzumAnalytikerwerdentypischeemotionaleMusterbzw.MotivedesAnalysandensichtbar;siewerdeninterpretiert(gedeutet)unddamiteinerVeränderung zugänglichgemacht. Verhaltenstherapie Historisches VerhaltenstrainingzurVerhaltensänderunghatesimmerschongegeben.VonGoethewissenwir beispielsweise,dasserseineHöhenangstdurchÜbungenpositivveränderte.KinderundJugendliche überwindensichoftzuverschiedenenÜbungen,dieeineArtVerhaltenstrainingdarstellen,wennsie sichzumBeispielalleinundmitAngstindendunklenKellerwagen,odersichdochüberwindenmüssen,alleinEinkäufezutätigen.DieMethodenderVerhaltenstherapiehabenvielfältigeWurzeln.Mit denErgebnissenderexperimentellenLernpsychologiekannauchderBeginnderVerhaltenstherapie gesetztwerden.SystematischeErkenntnissedesrussischenPhysiologenIwanP.Pawlow(1849-1936) entdeckte1904dasPrinzipderklassischenKonditionierung.AusdiesenErgebnissenfolgtenweitere 25 ErgebnisseinderVersuchsanordnungmitTierenundMenschen.JohnB.Watson(1878-1958)begründete1913denBehaviorismusdiesogenannteReiz-Reaktions-Psychologie.Thorndike,Pawlow undWatsonformuliertenLerngesetze,diesieinverschiedenenVersuchsreihenentdeckthaben.Mitte1950forscheninEngland(Eysenk,Shapiro,Jones),inSüdafrika(Wolpe,Lazarus)undindenUSA (Lindsly,Skinner,Mowrer,Dollard,Miller)überdasLernenvonVerhalten,sieformuliertenlerntheoretischePrinzipien. Anfang1970wurdenKognitionen7alsverhaltenssteuerndeKomponentenentdeckt,wasbisdahin bestrittenwordenwar.EinigenamhafteVerhaltenstherapeutenwarenandiesemParadigmenwechselmaßgeblichbeteiligt:BANDURA(Modelllernen),MEICHENBAUM(Selbstinstruktionstraining),LAZARUS(multimodaleTherapie),KANFER(Selbstregulation)sowieMAHONEY. DiepsychologischenProzessekonntenimmerdetaillierterbeschriebenundauchwissenschaftlich erfasstwerden.EswurdenVerhaltensanalysennachklarenStrukturenaufverschiedenenEbenen (motorisch,kognitiv,emotional,physiologisch)systematischaufbereitet,Bedingungenbeschrieben, diediezubehandelndeStörungaufrechterhielt,undTherapiekonzepteentwickelt,dieeineVeränderungbewirkten. Seitca.1970findetderBegriffVerhaltenstherapieundVerhaltensmodifikationAnwendung.Heute basiertdieVerhaltenstherapienichtnuraufderLerntheorie,sondernauchaufErkenntnissender Motivations-,Kognitions-,Sozial-,Entwicklungs-undPersönlichkeitspsychologie.AufgrunddermultidisziplinärenSichtweisefürmenschlicheStörungenundProblemewerdenauchInhalteausderNeuropsychologie,derMedizin,derPsychophysiologie,derBiologie,derBiochemieundderSozialwissenschaftengenutzt. Lerntheorie LerntheorienuntersuchenVeränderungendesmenschlichenVerhaltensundDenkens,dienichtauf angeboreneReaktionen(z.B.Reflexe)oderdienormaleEntwicklungzurückzuführensind.Mehrals 100JahremoderneLernforschunghabendabeinichtzueinereinheitlichenpsychologischenLerntheoriegeführt.InPsychologieundPädagogikfindensichverschiedeneVarianten,dieunterschiedlichen theoretischenAnsätzeinübergeordneteKategorienzusammenzufassen.EinegängigeUnterteilung, dieauchimKontextdesLernensmitNeuenMedienhäufiganzutreffenist,istdieinbehavioristische, kognitivistischeundkonstruktivistischeLerntheorien. Behaviorismus ImBehaviorismuswirdLernenalsReaktiondes IndividuumsaufUmweltreizeerklärt;LernprozessekönnengemäßdieserModellvorstellung vonaußengesteuertwerden.Bewusstseinsvorgängebleibendabeiunberücksichtigt.Beim BehaviorismuswirddasGehirnalseineArt "blackbox"gesehen,d.h.dieinternenVorgänge imGehirninteressierennicht.Vielmehrgehen dieVertreterdesBehaviorismusdavonaus,dass mandasmenschlicheGehirnnuraufeinegeeigneteArtundWeisereizenmuss,umdiegewünschteReaktionauszulösen.Dietheoreti- 7 UnterKognitionenverstehtmanjeneVorgänge,durchdieeinOrganismusKenntnisvonseinerUmwelterlangt.ImmenschlichenBereichsinddiesbesonders:Wahrnehmung,Vorstellung,Denken,Urteilen,Sprache. DurchKognitionwirdWissenerworben. 26 schenSchwierigkeitenbestehenvorallemdarin,diegeeignetenStimulizuerforschenundsiemitadäquatem Feedback(BelohnungbeirichtigerAntwort,"Strafe"beifalscherAntwort)zuunterstützen,umdierichtige Verhaltensweisezuverstärken. FrüherwardiebehavioristischeSichtweiseweitverbreitet(z.B.als"ProgrammierterUnterricht"indenfrühen sechzigerJahren).Heuteweißman,dassdasReiz-Reaktions-SchemadieKomplexitätdermenschlichenLernprozessenichtausreichenderfassenkann. Kognitivismus HistorischistderKognitivismusalsGegenreaktionaufdenBehaviorismusentstanden.DerKognitivismusrückt dieinneren,bewusstenVorgängedesLernprozessesindenVordergrund.UntersuchtwerdenOrganisationsprozesse,InformationsverarbeitungundEntscheidungsvorgänge,beidenendurchaktiveBeteiligungdesIndividuumsderWissenserwerberfolgt.Andersausgedrückt:wasinder„blackbox“passiertistentscheidend.Es wirdversucht,fürdieseVerarbeitungsprozessetheoretischeModellezuentwickeln.DerProzessdesDenkens kannalseinProzessderInformationsverarbeitunggesehenwerden.AufdieserabstraktenEbenesindmenschlichesGehirnundComputerähnlich,d.h.beideerscheinenals"Geräte"zurInformationsverareitung.ImVordergrundstehtdasProblemlösen:Esgehtnichtmehrdarum,aufgewisseStimulidie(einzig)richtigeAntwort zufinden,sondernessollvielmehreineMethodeodereinVerfahrengefundenwerden,derenAnwendung dannerstdierichtige(n)Antwort(en)ergeben. EinSchwachpunktist,dassLernvorgängeganzalsgeistigeVorgängeaufgefasstwerdenundkörperlicheLernvorgängenichtguterklärtwerdenkönnen. ModerneCBT-Software(computerbasedtraining)beruhtaufderkognitivistischenLerntheorie.BeiderinteraktivenSoftware(z.B.Vokabeltrainer,Abfrageprogramme,Infotainment,Hyperbooks,Tutorensysteme,Wissensdatenbanken,Spiele,Animationenu.a.)gehtesnichtmehrum(einzigrichtige)Antworten,sondernumdie dialogischeEntwicklungvonLösungs-bzw.Lernstrategien. Konstruktivismus KonstruktivistischeAnsätzegehendavonaus,dassWissendurchsubjektiveInterpretationundKonstruktion entsteht.Lernenwirdalsselbstgesteuerter,aktiverProzessbegriffen,derdurchWerte,Überzeugungen,MusterundVorerfahrungenbeeinflusstwird.Jeder„konstruiert“sichdarausseineeigeneWelt.DieGrundpositionenderkonstruktivistischenLerntheoriensind(Wolff1997): - Eskannnurdasverstandenundgelerntwerden,wassichmitbereitsvorhandenemWissenverbindenlässt. - DieeingesetztenKonstruktionsprozessesindindividuellverschieden;deshalbsindauchdieErgebnissevon Lernprozessennichtidentisch. - Wissenistimmer"subjektives"Wissen,dassichselbstfürLernende,dieimgleichensozialenKontextlernen,beträchtlichunterscheidenkann.AuchdeshalbsinddieErgebnissevonLernprozessenindividuellverschieden. - NeuesWissenimpliziertdieUmstrukturierungbereitsvorhandenenWissens.DersozialeKontext,diesozialeInteraktionsindinsofernbeimLernendenvonwesentlicherBedeutung. - WeildieKonstruktionvonneuemWissenanbereitsvorhandenesWissenangebundenist,müssenLernprozesseineinegeeigneteundhilfreicheLernumgebungeingebettetwerden. - VonbesondererBedeutungistdasPrinzipderSelbstorganisation.DerMenschalsinsichgeschlossenesSystemorganisiertsichselbstundorganisiertdamitfürsichdieWelt. - SelbstorganisationverbindetsichmitEigenverantwortlichkeit.DerMenschistfürdaseigeneLernenverantwortlich,weilerdamitseinÜberlebenalsSystemsichert. KonstruktivistischeLerntheorienbetonenalsoEigenverantwortungundAutonomiedesMenschen. Konditionieren EinStimulusS(synonym:Reiz)ruftüblicherweiseeineReaktionRhervor.DiesistdieGrundannahme desBehaviorismus(s.o.): S->„blackbox“->R („blackbox“wirdimWeiterenweggelassen). 27 Stimulisindzunächstbeliebigundneutral(unkonditioniert).BeimklassischenKonditionierenistLernendieVerknüpfungvonunkonditioniertemStimulus(Su)undReaktion: Su->Ru (z.B.Essen->Speichelfluss,RuistdieunkonditionierteReaktion) Konditionierenistdie(mehrfache)KoppelungeinesursprünglichneutralenReizes(Sn)aneinenunkonditioniertenStimulus,wodurchdieserReizeineAuslösefunktionfürdieursprünglicheReaktion bekommt: Su+Sn->Rk (z.B.Essensgong->Speichelfluss,RkistdiekonditionierteReaktion) DasklassischeKonditionierungsexperimentistderPawlowscheHund(s.Vorlesungsfolien),beidem derMagensaftschonbeimEssensgongproduziertwirdundnichterstbeimEssen. DieVerknüpfungvonReizenkannauchübermehrereStufenerfolgen: Su1+Su2+Su3+…+Sun+Sn->Rk DerinitialeReizSu1istderSchlüssel-oderTriggerreiz. Stimulus-Reaktionsketten VieleVerhaltensweisensindklassischkonditioniert.DieErfahrungzeigtjedoch,dassunsereReaktionenAntwortenderUmwelthervorrufen,diewiederumalsStimuliunserVerhaltenmodifizieren.Das geänderteVerhaltenruftwiederumeinebestimmteReaktionderUmgebunghervorusw.Diesnennt manStimulus–Reaktionskette. DieHerausbildungsolcherStimulus–ReaktionskettenwirdalsoperantesKonditionierenbezeichnet: S0->R1->S1->R2->S2->R3->usw. S0=Auslösereiz,dersehrunscheinbar(oderunbewusst)seinkann R1=gezeigtesVerhalten(operanteReaktion) S1=VeränderungderUmweltdurchR1(auch:Verhaltenskonsequenz)imSinnepositiver (Belohnung)undnegativer(Sanktion)Verstärkung R2=ReaktionaufdieUmweltveränderung(geändertesVerhalten) S2=VeränderungderUmweltdurchR2 usw. Beispiel: operantes Konditionieren mit positiver Verstärkung S0 ? R1 R2 S1 S0 = Auslösereiz bleibt unsichtbar oder unbewusst R1 = gezeigtes (konditioniertes) Verhalten („lasst Blumen sprechen“) S1 = Veränderung der Umwelt durch R1 -> positive Verstärkung (Kuss) R2 = Reaktion auf die Umweltveränderung > größerer Blumenstrauß 28 Verhaltensanalyse VoraussetzungvonVerhaltenstherapieistdieDurchführungeinerVerhaltensanalyse(Diagnostik). Zielesind,dieBedingungenundWirkungenvonVerhaltengenauzubeschreibenundMöglichkeiten derVerhaltensmodifikationabzuleiten. EsgibtverschiedeneSchemata,diezurVerhaltensanalyseangewandtwerden.Verhaltenwirdals ErgebnisverschiedensterBedingungen(biologischer,sozialer,ökonomischer,lerngeschichtlicher usw.)verstanden,wasauchalsBedingungsgefügebezeichnetwird.ZweiwichtigeSchematawerden vorgestellt,diealsLeitfadeneinerVerhaltensanalysegeltenkönnen. Bedingungsgefüge SORCK-Schema(KanferundPhillips1970) S Reizbedingungen:AllemitdemProblemverhaltenverknüpftenphysikalischenund sozialenReize. O Organismusvariablen:BiologischeZustandeinerPerson.Z.B.organischeParameter einerErkrankungodergenetischeDeterminanten. R Reaktions-bzw.Verhaltensrepertoire:AlleVerhaltensweisendesPatienten,dieim weitestenSinnemitdemProblemzusammenhängen,aufdermotorischeEbene (z.B.Schonverhalten,Medikamenteneinnahme,Arztbesuche...),derphysiologischen Ebene(Körperreaktionenz.B.desvegetativenNervensystems)unddersubjektiveEbene (z.B.EmotionenundKognitionen) C Kontingenzverhältnis:Räumlich-zeitlicheBeziehungzwischenProblemverhaltenund Konsequenzen.Fürkrankheitsbezogenebzw.gesundheitsbezogeneVerhaltensweisen istdieräumlich-zeitlicheNähevonVerhaltenundpositiverodernegativerVerstärkung entscheidend. K Konsequenzen:SämtlicheReize,dieaufdasProblemverhaltendesPat.folgen. (VerhaltendesPatientenselbstundderUmwelt.) BOLP-Schema EinähnlichesSchemamitetwasanderenBegrifflichkeitenundFaktorenistdasBOLP-Schema.Zur vollständigenVerhaltensanalysewirddiesesSchemaergänztdurchdieBetrachtungsebenendesVerhaltens(BAMMPI–s.u.). B biologische,physiologische,biochemische(medizinische)Bedingungen O sozialeundökologischeBedingungen L Lerngeschichteundsituative(psychologische)Bedingungen P dispositionelle,persönlichkeitsstrukturelle,affektiveundkognitive(psychologische) Bedingungen BetrachtungsebenendesVerhaltens UmVerhaltenvollständigverstehenzukönnen,istnichtnurdasBedingungsgefügewichtig,sondern auchdieBetrachtungdesVerhaltensunterverschiedenstenBlickwinkel.EinesystematischeAufgliederungwirdimBAMMPI-Schemavorgenommen. B biologisch-medizinischeZugangs-undBeschreibungsebene(z.B.Symptome) A affektiveEbene(Gefühlsebene) M motorisch-verhaltensmäßigeEbene(beobachtbaresVerhalten) M motivationaleEbene(innereBeweggründe) P perzeptiv-kognitiveEbene(WahrnehmungundDenken) 29 I interpersonelleEbene(interaktionelle,zwischenmenschlicheEbene) Fallbeispiel(„Reizblase“)imAnhang!KonditionierungundHerausbildungvonReiz-Reaktionsketten werdeninfolgendemSchemadeutlich: Verhaltenstherapie: Fallbeispiel „Reizblase“ (s. Anhang) UCSunkonditionierterStimulus UCRunkonditionierteReaktion CSkonditionierterStimulus CRkonditionierteReaktion 0 S initialeStimuli EKognitionen V1Symptome V2Verhalten K+pos.Verstärker K-neg.Verstärker •Alle werden mich auslachen •Ich habe keine Kontrolle Psychotherapie - W. Ruf-Ballauf DieBetrachtungsebenendesVerhaltenskönnensobeschriebenwerden: B A M M P I Symptome(biologischeEbene):Harndrang,Unruhe,Furcht Affekte:Angst,Scham beobachtbaresVerhalten(motorischeEbene):Toilettengang,Vermeidungsverhalten Motivation:„ichmussgehorchen“,VermeidungeinerBlamage Wahrnehmung(PerceptiveEbene):„allebeobachtenmich“,Kognition:„dieLeutedenkenschlecht übermich,ichmachemichlächerlich“,„ichhabekeineKontrolle“ KonflikthafteInteraktionmitdervorwürfigenMutterunddemReiseleiter Verhaltenstherapie:Prozessmodell DerAblaufeinerVerhaltenstherapiegliedertsichprinzipiellnachfolgendenSchritten: • Eingangsphase:SchaffunggünstigerAusgangsbedingungen • Aufbauvon»Änderungsmotivation«undvorläufigeAuswahlvonÄnderungsbereichen • VerhaltensanalyseundfunktionalesBedingungsmodell • VereinbarentherapeutischerZiele • Planung,AuswahlundDurchführungspeziellerMethoden • EvaluationtherapeutischerFortschritte • Endphase:ErfolgsoptimierungundAbschlussderTherapie • »Follow-Up«/Katamnese(Nachbefragung) EinKernpunktistdieVeränderungsmotivation,d.h.dertatsächlicheWilledesPatienten,Dingeauch tatsächlichzuverändern.DieMotivationmussgrundsätzlichvorhandensein,kannaberauchdurch gezielteStrategienaufgebautundgefestigtwerden.Hierzuzählen - Nutzungvon»inhärenten«MotivationsbedingungendesSelbstmanagement-Konzepts(vgl. auchinternaleKontrollüberzeugungen:„ichhabeesinderHand,meinLebenzuverändern“) 30 - ReduktionvonDemoralisierungundResignation:HinweisaufpositiveAspekte(bisherigeErfolge),„auchanderehabendasgeschafft“,„Rückschlägekommenvor“,usw. EinsatzspeziellerMotivierungsstrategien:RückgriffaufpersönlicheRessourcen(z.B.Kreativität,Fleiß,Intelligenz…) ErsteAnsätzeeiner»Ziel-undWerterklärung«:HinweisaufSinngebung,Bereicherungund neueFreiheitendurchVeränderung (Vorläufige)sachlicheundmotivationsabhängigeAuswahlvonÄnderungsbereichen:kleineZieleoderEtappenziele,dieerreichbarsind,stärkendenMut,weiterzugehen. VerhaltenstherapeutischeMethoden SystematischeDesensibilisierung DiesystematischeDesensibilisierungschafftBedingungen,unterdeneneinPatientmitAngststörungenseinemassivenAngstreaktionenunddasdamitverbundeneVermeidungsverhaltenschrittweise überwindenkann. PatientenwerdenlangsamandieangstauslösendenSituationenherangeführt. DiedreinotwendigenundhinreichendentherapeutischenMaßnahmen(Wolpe1958)sind: → Entspannungstraining, → ErstellungeinerodermehrererindividuellerAngsthierachien, → DarbietungderhierarchisiertenAngstreizeunterEntspannung,zunächstinderVorstellung(„in sensu“),späterdannauchinderRealität(„invivo“). FlorinundTunner(1975)weisendaraufhin,dasszuBeginnderTherapieeinesorgsameInstruktion zustehenhat,damitdiePatientenVertrauenindieTherapiegewinnen.Nursokannausreichende Motivationgeschaffenwerden,umdienotwendigeMitarbeitzusichern. Angstbewältigungstraining MitdemAngstbewältigungstraininglernenPatienten,aufkommendeAngstdurchEntspannungzu kontrollierenundzureduzieren. DerAblaufeinesAngstbewältigungstrainingserfolgtinvierStufen: 1. ZunächsterlernendiePatientendasVerfahrenprogressivenMuskelentspannung.Dabeisoll gleichzeitigschondieWahrnehmungvonMuskelspannungenalsAnzeichenaufkommender AngstundErregungsensibilisiertwerden. 2. ZumZweitenistdieInstruktionwichtig,beidenerstenAnzeichenvonErregungEntspannung einzusetzen,umsoKontrolleüberdieAngstzugewinnen. 3. WährendderTherapiesitzungenwirddieBewältigungderAngstdurchEntspannungtrainiert. 4. SchließlichistdieAnwendungdesgelerntenVorgehensinderAlltagsrealitätentscheidend. ExpositionundReizkonfrontation BeiderExpositionoderReizkonfrontationwerdenPatientenmitverschiedenenAngststörungenderenaversiven8Reizen,dergefürchtetenSituationbzw.dengefürchtetenObjektendirektausgesetzt. Beim»flooding«(Reizüberflutung)werdendiePatientenmitdenStimuliinderRealität(invivo)direktundinhöchsterIntensitätkonfrontiert.DurchdieAnwesenheitdesTherapeutenkanndiestoleriertwerden.BeimHabituationstraining(Habituation=Anpassung,Gewöhnung,Abschwächung) 8 AversiverReiz:ImSinnederLernpsychologie,handeltessichumeinennegativenReiz,beidemdieKonsequenzeineVermeidungsreaktionauslöst(z.B.schimpfenmiteinemKind,wennesetwasgeklauthat).Aversive ReizehabenbeimoperantenKonditionierendieFunktionnegativerVerstärker. 31 werdenPatientendirekt,dochinabgestufterWeise(imSinneeinerAnnäherungshierarchie)mitden angstauslösendenStimulikonfrontiert. FortsetzungFall-Beispiel(FrauH.–„Reizblase“): DiePatientinH.willigtein,ihrmassivesVermeidungsverhaltenunddieÄngstevorKontrollverlustüberihre Blasekonfrontativ,dochgraduiertanzugehen. DerersteSchrittderKonfrontationbestehtdarin,»dieVerpackung«alseineärztlichverordneteFormvon VermeidungwegzulassenundsoihreWohnungzuverlassen,mitdemRadzurTherapiezufahrenundsich dortmitdemTherapeutenzuunterhalten.WeitereSchrittesinddann,ineinenSupermarktzugehen(erst mitwenig,späterdannmitvielBetrieb),einkaufenzugehen(zunächstnurwenigeDinge,dannmiteiner langenListe),ihrBüroaufzusuchen,dortzubleiben,zutelefonieren,mitKollegenundKolleginnenzureden, Seminarezubesuchen,Buszufahren,ineinKinozugehen(zunächstnachmittagsbeiwenigBetrieb,später dannineinvollbesetztesKino),ineinCafezugehen(zunächstbeiwenigBetrieb,dannmitvielBetrieb),in einebekannte,dannineineunbekannteKneipezugehen,einKonzertzubesuchenunddortamRand,dann inderMitteeinerReihezusitzenusw. OperanteMethoden OperantelnterventionsmethodenbewirkenVeränderungendurchdieManipulationvonVerhaltenskonsequenzen.EsgibtimWesentlichenfünfTechniken: 1. »shaping«(ZielverhaltenundwirksameVerstärkergenaufestlegen) 2. »Chaining«(komplexesVerhaltenwirdinkleineEinheiten(Ketten)zerlegt) 3. »fading«und»prompting«(KontrollederrelevantenStimuli) 4. positiveVerstärkung(wirksamsteMethode) a. ZunächstmüssendierelevantenVerstärkeridentifiziertwerden. b. DaszuverstärkendeZielverhaltenistgenauzudefinieren. c. Verstärkungsolltekontingentundsofortverabreichtwerden. d. „tokeneconomy“(Belohnungs-Währung):BeimEinsatzvon»token«alsVerstärkeristentscheidend,dassdieUmtauschbedingungen(bestimmteAnzahlvon»token«gegenz.B. FernsehzeitoderAutobenutzung)eindeutigfestgelegtsind. e. NachkontinuierlicherVerstärkunginderAnfangsphasesollte(zurStabilisierungdesVerhaltens)aufintermittierendeVerstärkungübergegangenwerden. 5. NutzenderStimuluskontrolle(KontrollederStimuliinbestimmtenSituationen) Kontingenzmanagement Kontingenz:einembestimmtenVerhaltenfolgteinebestimmteKonsequenzinzeitlich-räumlichem Zusammenhang.DieKonsequenzistallerdingskeinenotwendigeFolgedesVerhaltens. KontingenzmanagementbezeichnetdiesystematischeDarbietungpositiverbzw.EntfernungaversiverStimuliimklarerkennbarenZusammenhangmitdemproblematischenVerhalten. Modelllernen ModelllernenbeschreibtdenProzessderzeitökonomischenAneignungkomplexerVerhaltensweisen durchNachahmung.BeimVorgangdesModelllernenssindzuunterscheiden: - BeobachtererwerbenneueVerhaltensweisen,dieimRepertoirebishernichtvorhandenwaren. - DurchdasVerhaltendesModellswerdenvorhandeneVerhaltensweisengestärktoderabgeschwächt.BeobachtungnegativerVerhaltenskonsequenzenführtzurHemmung,Beobachtung positiverKonsequenzenzurStimulationdesentsprechendenVerhaltens. 32 - DasModellverhaltenbesitztHinweisfunktion(diskriminativerReiz);hierdurchwirddasAuftretenschonvorhergelernterVerhaltensweisenerleichtertbzw.verstärkt. SelbstsicherheitstrainingundRollenspiele UntersozialenFertigkeiten(Selbstsicherheit)verstehtmanverbale,motorischeundmimischgestischeFähigkeiten(Verhaltensweisen),dieaufdiesozialeUmweltgerichtetsindundvondieserim SinnesozialerVerstärkungaufrechterhaltenwerden(Ullrichetal.1974).SozialkompetentePersonen habendieFähigkeiten,»nein«zusagen,Bitten,WünscheundForderungenzuäußern,positiveund negativeGefühlezuäußernsowieGesprächeanzuknüpfen,siefortzuführenundzubeenden. Beispiel:Salter(1949)entwickeltefürdenAbbauvonsozialerAngstunddenAufbauvonSelbstsicherheiteinTraining,dasfolgendeVerhaltensregelnbeinhaltet: - explizitesÄußernvonerlebtenEmotionen,speziellimBereichsozialerBeziehungen; - explizitemimischeundgestischeDarstellungerlebterGefühle; - widersprechenundangreifen;hierbeiwerdenerlebteDifferenzeniminterpersonalenBezug explizitzumAusdruckgebracht; - gezielterGebrauchdesPronomens»ich«; - ZustimmungundLobdurchanderesollenangenommenwerden,dazugehörenauchSelbstlob undAnerkennungeigenerLeistungen; - FähigkeitzurImprovisationundFlexibilität;dieserforderteinenaktivenundspontanenHandlungsvollzug. Problemlösetraining ProblemelassensichalseineSituationdefinieren,aufdiePersonenreagierenmüssen,umeffektiv funktionierenzukönnen,fürdiejedochunmittelbarkeineReaktionsalternativezurVerfügungsteht (D'Zurillau.Goldfried1971). ProblemlösenwirdvonverschiedenenAutorenalseinkognitiverundVerhaltensprozessdefiniert, durchdeneffektiveHandlungsmöglichkeitenfürdieproblematischeSituationerarbeitetunddie EntscheidungfüreinedieserAlternativengefördertwird. WelcheFähigkeitenbenötigtmanzumadäquatenProblemlösen? ImEinzelnenunterscheidenD'Zurillau.GoldfrieddiefolgendenfünfGrundprozessebeimProblemlösen: (1) generelleOrientierung(akzeptieren,dassProblemealltäglichundmeistenslösbarsind...) (2) DefinitionundFormulierungdesProblems, (3) ErarbeitungvonAlternativen, (4) EntscheidungzwischenAlternativen, (5) ÜberprüfungderVeränderungenunddesErgebnisses. KognitiveUmstrukturierung DiekognitivenKomponenten(Gedanken,Einstellungen,Erwartungen,Attributionen),diealsverantwortlichfürdieEntstehungunddieAufrechterhaltungderjeweiligenProblemeangesehenwerden, werdenmöglichstdirektverändert. - DermenschlicheOrganismusreagiertv.a.aufdiekognitive(innere)Repräsentation,alsodie DarstellungoderdieAbbildungseinerUmgebungundnichtaufdieUmgebungselbst. - DiesekognitivenRepräsentationensindfunktionalmitdenLernprozessenverbunden. - MenschlichesLernenistzumGroßteilkognitivvermittelt. - Gedanken,GefühleundVerhaltensindinteraktivundsiebedingeneinander. 33 AnderePsychotherapieverfahren InterpersonellePsychotherapie(Kurzbeschreibungs.Seite6) BeiderinterpersonellenPsychotherapie(IPT;nachKlermanetal.1984;Schramm1998)handeltes sichumeineursprünglichzurBehandlungunipolarerDepressionenentwickelteKurzzeittherapie.Die IPTbasiertaufdentiefenpsychologischorientiertenArbeitenderinterpersonellenSchule,diezwischenden1930er-und1940er-JahrenindenVereinigtenStaatengegründetwurde.Alsbekanntester VertreterdieserRichtunggiltnebendemBegründerAdolphMeyerauchHarryStarkSullivan. DertherapeutischeProzesskonzentriertsichaufdieBehandlungderaktuelleninterpersonellen SchwierigkeitendesPatienten,diemiteinerpsychischenStörunginVerbindungstehen.Dieselassen sichmeistineinemoderzweiderviervorgegebenenProblembereichefinden. • Trauer BeipathologischerTrauerreaktion,beiderkörperlicheSymptomeimVordergrundstehen, währendaffektiveZeichenausbleiben.EsistdieUnfähigkeit,dieverschiedenenPhaseneines normalenTrauerprozesseszudurchlaufen,gemeint. • InterpersonelleAuseinandersetzungen LangandauerndeoffeneoderauchverdeckteKonfliktemeistmitdemEhepartneroderauch mitAngehörigen,Freunden,Vorgesetzten,Kollegenusw.InhaltlichgehtesumunterschiedlicheErwartungenhinsichtlichderBeziehungen.DerDisputmusseinewesentlicheBedeutung fürdieEntstehungoderdieAufrechterhaltungderderzeitigenKrankheitsepisodehaben. • Rollenwechsel SchwierigkeitenbeimAufgebeneineraltenoderbeiderÜbernahmeeinerneuensozialenRolle,wiebeispielsweisedurchVerlustdesArbeitsplatzes,GeburteinesKindes,Scheidung,Umzug,AuszugausdemElternhaususw.DabeiwerdenmeisttiefgreifendeVeränderungender LebenssituationnurunzureichendbewältigtundsindmiteinerdeutlichenMinderungdes Selbstwertgefühlsverbunden. • SozialeDefizite EinsamkeitundsozialeIsolationimZusammenhangmiteinerlangfristigenVorgeschichtesozialerVerarmungoderinadäquaterBeziehungen.PatienteninnerhalbdiesesProblembereichs sindmeistschwerergestörtalsindenübrigenBereichen,dasozialeDefizitehäufigmiteiner StörungderPersönlichkeiteinhergehen. DerAblaufderBehandlung(amBeispielDepression)gliedertsichindreiPhasen: 1. initialePhase(1.-3.Sitzung):DiagnoseerhebenunddenPatienten(undggf.Angehörige)über diedepressiveStörungunddieIPTinformieren.DemPatientendieKrankenrollezuteilen,ihn entlastenundHoffnungvermitteln.MitHilfederBeziehungsanalysediederzeitigedepressive EpisodeineineninterpersonellenKontextsetzen.ImBehandlungsvertragdenFokus(Trauer, Konflikte,Rollenwechsel,odersozialeDefizite)unddieTherapiezielemitdemPatientenverhandeln. 2. mittlerePhase(4.-13.Sitzung):BearbeitungdesFokusdurchBetrauerndesVerlustes,eine günstigereAnpassunganeineneuesozialeRolle,KlärungundBewältigungvonzwischenmenschlichenKonfliktenund/oderdenAufbauneuervertrauensvollerBeziehungen.DieBindungs-bzw.Beziehungsmuster,KommunikationsstrategiensowiedieEmotionendesPatienten stehenbeiderBearbeitungimVordergrund(BeispielRollenkonflikt:Betrauernundakzeptie34 rendesVerlustesderaltenRolle,positivereSichtweisederneuenRolle,Wiederherstellendes Selbstwertgefühls) 3. Beendigungsphase(14.-16.Sitzung):ThematisierendesTherapieendesalsAbschiedsprozess unterBerücksichtigungdamitverbundenerEmotionen(z.B.Trauer,Angst,Wut,Ärger);ZusammenfassungdesinderTherapieErlerntenundAusblickaufdieZukunft. DieInterpersonellePsychotherapiewirdalsEinzel-undGruppentherapiebeiErwachsenenundJugendlichendurchgeführtDieTherapeutenrolleisteheraktiv,sichaufdieSeitedesPatientenstellend. Gesprächspsychotherapie(Kurzbeschreibungs.Seite6) AlsGrundhypothesegilt:JedemMenschenhateinWachstumspotential,dasinderBeziehungzu eineranderenPerson(etwaeinemTherapeuten)freigesetztwerdenkann.Voraussetzungist,dass diesePerson(derTherapeut)ihreigenesrealesSein,ihreemotionaleZuwendungundeinhöchst sensibles,nichturteilendesVersteheninsichselbsterfährt,zugleichaberdemKlientenmitteilt. DasBesonderediesestherapeutischenAnsatzesbestehtdarin,dassseinSchwerpunktmehraufdem ProzessderBeziehungselbstalsaufdenSymptomenoderihrerBehandlungliegt.DieBedeutungder therapeutischenBeziehungistjabereitsausderTiefenpsychologiebekannt. DieHypothesenstützensichaufMaterial,dasaustherapeutischenundanderenzwischenmenschlichenBeziehungengewonnenwurde,insbesondereaufTonband-undFilmaufzeichnungenvonInterviews. DieGrundelementederGesprächspsychotherapie(GT)lassensichsozusammenfassen: - EinanderExistenzphilosophieorientiertesphilosophischesMenschenbild,diePhänomenologiealsErkenntnismethode, - WahrungdesPrinzipsderSparsamkeitbeidentheoretischenPostulaten, - VerzichtaufdieAnnahmespezifischerbiologischdeterminierterVorgänge(Triebtheorie)als HauptfaktoreninderpsychischenEntwicklungvonMenschen, - AufgabedespsychoanalytischenStrukturmodells,stattdessenPostulateinesimPrinzipoffenenpsychischenSystems:dasSelbstbzw.dasSelbstkonzept - VorranghatdiedemMenscheninnewohnendeEntwicklungstendenz(»Aktualisierungstendenz«und»Selbstaktualisierungstendenz«)gegenüber(vonaußensystematisch)angeleiteten Lernprozessen. DieGTistalsovom„theoretischenBallast“derPsychoanalysebefreit,indemKonstruktewiedie Trieb-bzw.LibidotheorieunddieInstanzenlehreabgelehntwerden.Gleichzeitignutztsiebestimmte GrundlagenundWeiterentwicklungenderPsychoanalysewiedietherapeutischeBeziehungunddie moderneSelbst-Psychologie. FürRogerssindMenschengrundsätzlichgut.Wennsiesichschlechtverhalten,istdieseineFehlanpassung,dieausMissachtungderSelbstverwirklichungsbedürfnisseinderKindheit,aberauchim Erwachsenenalterresultiert.EinweitererKernpunktistdieÜberzeugung,dassderMenschgrundsätzlichnachSelbstverwirklichung,WachstumundAutonomiestrebt.PsychischeStörungenentstehendurcheineHemmungoderUnterdrückungdieserWachstumsbedürfnisse. InderTherapiesolldieursprünglicheFähigkeitzurSelbstverwirklichungdadurchwiederhergestellt werden,dassdieRahmenbedingungenderGTgenaudenBedingungenentgegengesetztseinsollen, diezuderFehlanpassunggeführthaben.FürdietherapeutischeSituationbedeutetdas,dassdie KlientinalsExpertinfürihreeigenePersonangesehenwird.DurchEmpathie,Wertschätzungund EchtheitsolleinangstfreierRahmengeschaffenwerden,derdenKlientinnenermöglichensoll,mit sichselbstwertschätzendumzugehenundihreGefühleundWahrnehmungenernstzunehmen. 35 Behandlungsmodell der Gesprächspsychotherapie Psychotherapie - W. Ruf-Ballauf DieBehandlungkannalsEinzel-,Paar-oderGruppentherapiedurchgeführtwerden. DietherapeutischenGrundhaltungenseiennochmalszusammengefasst: - Empathie:DerTherapeutversucht,sichindieinnereWeltdesKlientenhineinzuversetzenundsichdessenGefühle,Gedanken,Wahrnehmungenzuvergegenwärtigen. Wertschätzung:DerTherapeutbemühtsichumeinebedingungsloseAkzeptanz,Sympathie,Wärmeund RespektgegenüberdemKlienten. Echtheit:DerTherapeutbemühtsichumAufrichtigkeitgegenüberdemKlienten.Erverstelltsichnicht, sondernnimmtseineeigenenGefühleimtherapeutischenProzessernstundteiltsiedemKlientenmit. EsgibtzunehmendDifferenzierungeninnerhalbderGT,wobeieinigeTherapeutendurchausstärker strukturierendindenTherapieprozesseingreifen.VieleGT-TherapeutenintegrierenElementeaus anderenTherapierichtungeninihrklientenzentriertesKonzept,sodassdieGTheutenichtmehrausschließlichaufGesprächenberuhenmuss. SystemischeTherapie(Kurzbeschreibungs.Seite7) EinSystemkannalsein»SatzvonElementenundObjektenzusammenmitdenBeziehungenzwischendiesenObjektenundderenMerkmalen«verstandenwerden(Hallu.Fagan1965) SystemischeTherapie/FamilientherapielässtsichalseineFormvonPsychotherapiedefinieren,deren FokusaufdemsozialenKontextpsychischerStörungenliegtunddiezusätzlichzueinemodermehrerenPatienten(„Indexpatienten“,IPoder„Symptomträger“genannt)weitereMitgliederdesfür den/diePatientenbedeutsamensozialenSystemseinbeziehtund/oderaufdieInteraktionenzwischenFamilienmitgliedernundderensozialerUmweltfokussiertist.Systemischbedeutetalso,die ProblemeeinesEinzelnenimSystemnichtisoliertzubetrachten. DerBlickrichtetsichaufbestehendeMuster,ZusammenhängeundDynamikendesSystems,ausgehendvondemGrundgedanken,dasssichdieHandlungenvonMitgliederneinesSystemswechselseitigbeeinflussenundspezifischeInteraktionendasentscheidendeBandzwischenTeilenundGanzem einesSystemssind.DasVerhaltendesSystemsalsGanzesistErgebnisderVerhaltensweisenderEinzelnenbzw.derInteraktionenzwischendenEinzelnen.Daherwirdbesondersdaraufgeachtet,was sichzwischendeneinzelnenSystemmitgliedernabspieltundwiediesemiteinanderumgehen. 36 JedesSystemhatgewisse,oftunausgesprochene»Spielregeln«,nachdenensichdieMitgliederaustauschenundzumindestnachaußenhineinGleichgewichtherstellen.HatjedesMitgliedgenügend Freiraum,dannsinddieGrenzendesSystemsklarunddurchlässig,d.h.eskannaufVeränderungen flexibelreagieren.SinddieGrenzenjedochzustarroderunklar,wirddasSystemkrank.Dannkönnen sichbeispielsweisedieGroßelternindieAufgabendesElternpaareseinmischen,oderderVaterbeantwortetineinemGesprächdieFragen,dieeigentlichanseinenSohngerichtetsind.MancheProblemewerdenüberGenerationenhinweg»vererbt«:MöglicherweiseversuchendieKinder,dieLebensträumeihrerElternoderGroßelternzuverwirklichen. IstdieFamilienbalancegestört,dannwirdhäufignureinFamilienmitglied»auffällig«.Meistsindes dieKinder,dieVerhaltensstörungenzeigenundsoaufStörungenimSystemaufmerksammachen.In diesemFallsindsiediesogenanntenSymptomträger,diehäufigauchzumSündenbockgemacht werden,diedurchihreSymptomedasgesamteSystembeschäftigen. DerMenschwirdimsystemischenAnsatznichtvonseinenDefektenherbetrachtet,sondernvon seinenFähigkeitenundRessourcen-dieselbstinproblematischenVerhaltensweisen,wennauch verdeckt,zumAusdruckkommen.InderSystemischenTherapiewerdendieProblemeundSymptomederSystemmitgliederdementsprechendneuinterpretiertundalspositivundstabilisierendherausgestellt. SystemischeTherapiekannauchalsEinzeltherapieerfolgen,dieStärkeliegtjedochinderEinbeziehungmehrererbzw.allerMitgliedereinesSystems.VordertherapeutischenInterventionstehtdie BeobachtungdesSystemsmit„Systemdiagnose“.Siewirdermöglichtdurch - DirekteBeobachtungderInteraktionenzwischendenFamilienmitgliedern AussagenderBetroffenenzuihremaktuellenBeziehungserleben BeobachtungundAnalysederInteraktionenzwischendenFamilienmitgliedernunddemTherapeuten (ÜbertragungundGegenübertragung) RekonstruktionerlebterundgemeinsamgeschaffenerFamiliengeschichte InformationenüberdieobjektivematerielleundsozialeLebenslagederFamilie InderDurchführungistdieSystemischeTherapielösungsorientiert.Problemewerdenzwareindeutig benannt,derFokusliegtaberaufderProblemlösung,nichtaufderProblemgeschichte. DieZielewerdenanfangszwischendenMitgliederndesSystemsunddenTherapeutenbesprochen. ZielekönnensichimLaufederTherapieändernundwerdenimmerwiedergemeinsamüberprüft. JenachSituationwerdendieSitzungenmitdemganzenSystem,mitUntergruppen(z.B.nurdieEltern,Geschwister)oderauchmiteinzelnenMitgliederndurchgeführt.BeiGruppensitzungenentscheidendieTherapeuten,werandenSitzungenteilnimmt. DieTherapeutenregendaszuSystembzw.dessenMitgliederan,überihreBeziehungsmusterzu sprechen,underschließenausdenAntworten,nachwelchenRegelndasSystemfunktioniert.Eine besonderswirksameTechnikhierfürsinddiesogenannten»Familienskulpturen«:EinePersonsollihr inneresBildvonderFamilie(odereinerSituation)mitHilfevonHolzfigurenundStühlen(oderden Personenselbst)widerspiegeln.DurchdiebesondereArt,indersiedieseanordnet,werdendiesozialenPositionen,BeziehungskonstellationenundKonfliktefüralleanschaulich. DasSystemsollmitHilfevontherapeutischenInterventioneninBewegunggeratenundsichmittels seinerselbststabilisierendenEigenschaftenneuausrichtenbzw.neuarrangieren.DieseInterventionenerfolgenmanchmalalssog.paradoxeInterventionen9.AlteRegelnundMusterkönnenaufdiese 9 paradoxeInterventionensindAufträge,diedasGegenteildessenbezwecken,wassiebesagen.Beispieleinem streitendenPaarwirdderAuftraggegeben,jedenAbendeineStundelangvordemAbendessentüchtigzu streiten-abernurdann. 37 WeiserevidiertundneueindasSystemeingeführtwerden.ZieletherapeutischerInterventionensind beispielsweise Ø StarreoderunklareGrenzenundRegelnimSystemaufzeigenundneujustieren Ø KonflikteimSystembenennen(Machtkämpfe,Schuldzuweisungen,Beziehungs“clinch“) Ø neueSichtweisenentwickeln Ø Lösungenangstfreiausprobieren Ø Lebensphasenbewältigen SystemischeTherapiewirdinderRegelmiteherwenigenSitzungeningrößerenAbständendurchgeführt.DievorgeschlagenenInterventionenbenötigenZeit,bissichdadurchVeränderungenderBeziehungeninnerhalbdesSystemsergeben. Gestalttherapie(Kurzbeschreibungs.Seite7) DieGestalttherapieisteinVerfahrendersog.humanistischenPsychotherapieundwurdeinden40erJahrenvomdeutschstämmigenEhepaarLauraundFritzPERLSindenUSAentwickelt.Seitden70erJahrenwirdGestalttherapieauchinDeutschlanddurchgeführtundgehörtinzwischenzudenhäufigangewandtenTherapieverfahren. linksundMitte: FritzPearls1893–1970 rechts: LauraPearls1905–1990 (dieEheleutesindaufdemjüdischen FriedhofinPforzheimbegraben) DieGestaltpsychologiebegreiftKörper,SeeleundGeistalsGanzheit.PsychischeGesundheitbedeutetinderTheoriederGestalttherapiedieFähigkeitzukreativerAnpassung,zulebenslangemWachstumundReifunginlebendigemAustausch(Kontakt)mitderUmwelt.PsychischeStörungensollen ihreUrsachedarinhaben,dassdiesesWachstumgehemmtist-derKontaktmitTeilendereigenen Personund/oderderUmweltwirdvermieden.JenachAusmaßderpsychischenStörungwerdendieseAnteileentwedergarnichterstwahrgenommenoderzwarwahrgenommen,aberbewusstabgelehnt.PsychischeGesundheitsollerreichtwerden,indemdieseunerwünschtenAnteilewahrgenommen,inderTherapiesituationintensiverlebtundschließlichakzeptiertwerden.DiesesKonzept weistvieleGemeinsamkeitenmitdertiefenpsychologischenVerdrängungshypotheseundKonfliktarbeitauf,jedochwirdinderGestalttherapieaufder„HierundJetzt“konzentriert. Eine»Gestalt«imSinnederGestaltpsychologieisteineunteilbareEinheit,diezumeistalseingegliedertesGanzesimSinneeineskomplexen,geordnetenMustersinErscheinungtritt.Inihmstehendie TeileuntereinanderunddieTeilezuihremGanzenineinemganzspezifischenVerhältnis.Gestalten sindalsganzheitlicheInformationseinheitenübertragbareBeziehungsgefüge.Siekönnenverkleinert odervergrößert,sowievoneinemTrägermediumaufeinanderesübertragenwerden,z.B.wirdein bestimmtesGesichtwiedererkannt,egal,obesuns-vielleichteinweniggealtert-»live«begegnet oderalsFotografie,ZeichnungoderSkulptur. GestalttherapiewirdalsEinzel-,Gruppen-,Paar-undFamilientherapieangeboten.GestalttherapeutenschlagenverschiedenespielerischeoderkreativeMethoden-auchausanderenTherapierichtungen-vor,damitdieKlientenGefühle,KonflikteoderErlebnisseinderTherapiesituationausdrücken undvergegenwärtigenkönnen.HäufigangewandteTechnikensindz.B.:DialogmitabgelehntenPersönlichkeitsanteilen(Technikdes"leerenStuhls“)oderimaginiertenPersonen;Rollenspiel;IdentifikationmitTraumfiguren/Traumgegenständen;geleitetePhantasien;Übertreibung;Konfrontation; 38 sprachlicheUmformungen(z.B."ichwillnicht"statt"ichkannnicht").EskönnenauchVerhaltensexperimentedurchgeführtwerden,indenendieKlientenneueRolleneinübenundsichaufneueArt erlebenkönnen.Durch„Hausaufgaben“sollenErfahrungenausderTherapieaufdenAlltagübertragenwerden.InderGestalttherapieistKreativitätundMedienvielfaltangesagt. Psychodrama(Kurzbeschreibungs.Seite7) DasPsychodramawurdevondemWienerPsychiaterJacobLevyMoreno(1890-1974)abden20er JahrenaufderBasisdaskindlicheRollenspielsunddesStegreiftheatersentwickelt.Morenogiltals BegründerderGruppenpsychotherapie.WeilMoreno1925indieUSAemigrierte,wurdedasPsychodramaerstabden50erJahreninEuropabekannt.NebenMorenosklassischemPsychodramagibtes mittlerweileSonderformenwiez.B.tiefenpsychologischfundiertesPsychodrama. ZielevonPsychodramatherapiesind:HeilungpsychischerundpsychosomatischerStörungen;BewusstmachenundLösenvonzwischenmenschlichenundinnerseelischenKonflikten;Steigerungvon Aktivität,SpontaneitätundKreativität;ErweiterungdesHandlungsspielraums;FörderungvonsozialenFähigkeiten(ausführlichdargestelltaufSeite7). DasPsychodramaistinersterLinieeingruppentherapeutischesVerfahren.EinePsychodramagruppe bestehtmeistaus8bis12GruppenmitgliedernundzweiTherapeuten(LeiterderGruppeundAssistent).DertypischeAblaufeinerGruppensitzunggliedertsichindreiPhasen: 1. 2. 3. DieErwärmungsphasedientderEinstimmungaufdieGruppeundderSuchenacheinemThemaoder Problem,dasdieGruppepsychodramatischbearbeitenmöchte. InderSpielphasewirddasThemaaufderBühnemitHilfepsychodramatischerMethodenszenischdargestellt.DiehäufigsteFormistdasProtagonistenspiel.HierbeiwirddasGruppenmitglied,dessenProblemausgewähltwurde,zurHauptperson(Protagonistin)undkannandereGruppenmitgliederalsMitspielerinnenbestimmen.DieübrigenGruppenmitgliederschauenzu.EineandereMöglichkeitist,dass diegesamteGruppezueinembestimmtenThemaausdemStegreifspielt. InderAbschlussphaseteilendieGruppenmitgliederderProtagonistineigeneErlebnissemit,diedem dargestelltenThemaoderKonfliktähneln.DieMitspielerinnengebenAuskunftüberihrErlebeninden einzelnenRollen.DanebenkönnendieimpsychodramatischenSpielsichtbargewordenenBeziehungsmusterundunbewusstenKonflikteweiterergründetwerden. DerPsychodrama-TherapeuthatdieAufgabe,denVerlaufderSitzungzusteuern.ErhilftderGruppe beiderAuswahlderProtagonistinoderdesThemas.InderSpielphasebegleitetundunterstützter dieProtagonistinbeiderInszenierungihrespersönlichenProblems.AberauchdieGruppenmitglieder übernehmenfüreinandertherapeutischeFunktionenz.B.wennsiesichbeiderTechnikdesDoppelns indieProtagonistinhineinversetzenundinderIch-Formaussprechen,wasdieProtagonistingerade empfindenkönnte.EineandereTechnikistdasSpiegeln,wobeieinGruppenmitgliedeinanderesin KörperhaltungundSprachenachahmt.EsgibtvieleverschiedenepsychodramatischeTechnikenund auchPsychodramaformen,beidenenbeispielsweiseMärchen,TräumeoderGruppenkonflikteim Spieldargestelltwerden. NachdentheoretischenVorstellungendesPsychodramakönnenUrsachenpsychischerStörungen fehlendeRollen,RollenunsicherheitoderRollenkonfliktesein.InderTherapiesolldiekrankheitsverursachendeSituationimSpielvergegenwärtigtundimDetailbetrachtetwerden.SchondasnochmaligeErlebeneinerbelastendenSituationunddasAuslebenderdazugehörigenintensivenGefühle solleneineerleichterndeundheilendeWirkunghaben(Katharsis).AufderBühnewirddieinnere WeltderSpielerinnenkonkret,sichtbar,begreifbarunddamitauchveränderbar.ImSpielkönnenz.B. durchRollentauschGegensätzeintegriertundneueVerhaltensmustergefundenunderprobtwerden. DaimPsychodramadirektgehandeltwird,solldieUmsetzungvonneuenErkenntnisseninAlltags- 39 handelnerleichtertwerden.DieGruppehatzudemeinetherapeutischeWirkungdurchdasErleben vonZusammengehörigkeit(Kohäsion),dasimgemeinsamenSpielentsteht(vgl.Wirkfaktorender Gruppentherapie). Hypnose(Kurzbeschreibungs.Seite8) HypnosegehörtzudensuggestivenVerfahren.Suggestionistdie„affektiveBeeinflussungderkörperlich-seelischenGanzheitaufderGrundlageeineszwischenmenschlichenGrundphänomens:deraffektivenResonanzwirkung“.Einfachergesagt:Gefühlesteckenan.Wennjemandherzhaftlacht,lacht man„automatisch“mit.Dieses„Mitschwingen“istdieBasishypnotischerWirkungen.DieneurobiologischeBasisdesPhänomenssinddiesog.Spiegelneurone(z.B.www.spiegelneurone.de). Hypnotische„Aufträge“werdenimZustandderTranceerteilt,umsieauchimUnterbewusstenzu verankern.Tranceistgekennzeichnetdurch - EinengungdesBewusstseins, AusblendenderUmgebung, engerRapportzumHypnotiseur, starkeBeeinflussbarkeitderpsychischenundpsychophysischenProzesse, intensivierteEmotionalität, veränderteZeitwahrnehmung, IntensivierungderSinneswahrnehmungundVeränderungderKörperwahrnehmung TherapeutischeHypnosekannbeieinerVielzahlvonStörungeneingesetztwerden,z.B.bei psychosomatischenStörungen funktionelleMagen-undDarmbeschwerden,PsychogeneEssstörungen,ChronischeMüdigkeit,Herzangstsyndrom,Schlafstörungen,Depressionen(alsBelastungsreaktion),SpezielleHauterkrankungen(wieNeurodermitis),Burnout/Erschöpfungskrisen,Schmerzen,Tinnitus,Schwindel,,Bluthochdruck,Rheuma,Fibromyalgie,Magengeschwür,Allergien,Migräne undpsychischenStörungen Angststörungen,insbesonderePhobien,Zwangsstörungen,Persönlichkeitsprobleme,Süchte. VoraussetzungisteineklareAbspracheundeinefachkundigeDurchführungsowiedieEinbettungin eintherapeutischesSetting.HypnotischeAufträgewerdenzuvorbesprochen,siekönnensichauf Symptomlinderung,Verhaltensänderungen,Erkenntnisgewinn,Entscheidungsfindungusw.beziehen. ÜberErfahrungundErgebnissehypnotischerSitzungenmussgesprochenwerden.DaimZustandder TrancedieAbwehr(imtiefenpsychologischenSinne)starkvermindertist,istderZugangzuunbewusstenInhaltenerleichtert.WennsolcheInhaltezuTagetreten,müssensieimfolgendenTherapiegesprächverarbeitetd.h.auchtherapeutischgenutztwerden.Therapeuten,diemitHypnosearbeiten,habenmeisteinetiefenpsychologischeAusbildung. FürPatientenisteswichtig,vorherumfassendaufgeklärtzuwerden,umVorurteileundÄngstezu beseitigen,dieleidermitdemHypnosebegriffverbundenwerden.Mankannniemandgegenseinen Willenhypnotisieren,auchkannderHypnotiseurkeine„Macht“überdenAnderenerlangen.EntsprechendeMedienberichtesindbeigenauemHinsehenblankerUnsinn.Showhypnoseistwirklich nurShowundwirdvonallenseriösenHypnotherapeutenabgelehnt. InerfahrenenundseriösenHändenistdieHypnoseeinwirksamesVerfahren,welchesdenZugangzu unbewusstenInhaltenfördertundseineStärkeinderTherapie-unterstützendenFunktionhat. 40 ErgänzendeVerfahren NonverbaleTherapieformen VielePsychotherapieverfahrensindanVerbalisierunggeknüpft.Wahrnehmung,Erleben,KommunikationhabenjedochauchnonverbaleAnteile,situationsabhängigoftsogarüberwiegend.Daherliegt esnahe,nonverbaleFormendesErlebensundVerhaltenstherapeutischzunutzen. AlsnonverbaleVerfahrenkönntemanalleTherapieformenbezeichnen,beidenendieSprachenicht vorrangigesMitteldesErkenntnisgewinnsoderderKommunikationist.Allerdingsgliedernsichfast alledieseTherapieformenineinennonverbalenundeinenverbalenAnteil.ImAnschlussaneine nonverbalerlangteErfahrung(Gefühl,Evidenzerlebnisusw.)erfolgtdietherapeutischeAufarbeitung dieserErfahrunginderRegelverbal.Diesistauchkaumanderszubewerkstelligen.Verfahren,diedie verbaleKommunikationweitgehendaussparen,sindwenigereffektiv,inbestimmtenSituationen (z.B.ausgelöste,starkeAffekte)sogarproblematisch. DerVorteilnonverbalerTherapieverfahrenistdererleichterteZugangzuunbewusstenInhaltenund Gefühlen,weil–meistkognitivstrukturierte–Abwehrmechanismenausgeschaltetwerden.EinweitererVorteilentstehtfürPatienten,derenVerbalisierungsfähigkeitbegrenztistoderdiewenig ÜbungimVerbalisierenhaben.PatientenmitKommunikationsschwierigkeitengelingtesleichter, diesezuüberwinden,wennsiez.B.übereinBildsprechenkönnen. WeitereVorteilenonverbalerTherapieverfahrensinddieFreilegungvonRessourcenundEntdeckung eigenerKreativität.VielenonverbaleVerfahrensindkörperorientiert:Körpererfahrungund– wahrnehmungzustärkenistbeipsychosomatischenStörungenwichtigundfastnurnonverbalmöglich. NichtfürallePatientensindnonverbaleVerfahrengeeignet.ManchelehnenausUnwissenheit,oder weilsieBefürchtungenhaben,dieTeilnahmeab.Ausgesprochenrationalstrukturierteodergar zwanghafteMenschensprechenaufdieVerfahrenoftgarnichtan. NachteilenonverbalerVerfahrenentstehennurdann,wennüberdieErfahrungennichtgesprochen wird,derPatientmitseinenErfahrungenalleingelassenwird.GefährlichsindsolcheVerfahren,wenn heftigeAffektemobilisiertwerdenundnichtaufgefangenwerden(können).InsolchenSituationen istesschonzuSuizidengekommen.DaheristauchfürdieseVerfahreneinequalifizierendeAusbildungnotwendig,siekönnenunddürfennichtvonLaiendurchgeführtwerden. ImFolgendenwerdenzweiVerfahrenkurzdargestellt,Verfahren,diesichimmultimodalenBehandlungskonzeptvonPsychosomatischenKlinikengutbewährthaben. Kunst-undKreativtherapie „Ichkanndochnichtmalen“,wendenPatientenoftein.OftmusszunächstdasVorurteilausgeräumt werden,esgehedarum,Kunstzuproduzieren. BildnerischesunddarstellendesGestaltenkanndazudienen,dasUnbewussteimMenschensichtbar werdenzulassen,umesindieeigeneBiographieintegrierenzukönnen.Dabeigehteszumeinen darum,die(heilsame)WirkungderGestaltungsprozessezuerfahrenundzumanderen,dassichtbar GestaltetemitdemeigenenFühlenundDenken,mitBauchundKopfzuverknüpfen.Jederkannlernen,wiedasschöpferischePotenzialfürdieLebensgestaltungundfürdasseelischeHeilgenutzt werdenkann. AlseineMethodederHumanistischenPsychologiebasiertdieKreativtherapieaufeinemressourcenorientiertenAnsatz,dasheißtsiewecktundfördertinnereStärkenundFähigkeitenunddieseeli41 schenSelbstheilungskräftedesMenschen.DieWurzelndieserMethodefindensichinderTiefenpsychologieundderSystemischenTherapie.SieverbindetkünstlerischemittherapeutischenMethoden. DabeinutztsiezusätzlichzumBildoderderPlastikkörperliche,spielerische,musischeunddarstellendeMittel. DurchdienonverbaleMethodenvielfaltsetztKreativtherapiedortan,woSpracheaufhört.Sohilft sie,diebiographischenHintergründevonKrisenundKonfliktenzuerkennenundzubewältigen.UnbewussteswirdimGestaltensichtbarunddamitbewusstgemacht.DieSeelenlandschaftdesMenschenkannsortiert,strukturiertundneugeordnetwerden. KreativtherapeutischeArbeitermöglichtzudemvielenMenschen,StressabzubauenundeinenAusgleichzumanstrengendenAlltagzufinden. DurchdieEntfaltungdereigenenAusdrucksmöglichkeiten,durchdasBewusstwerdendereigenen kreativenFähigkeiten,durchdasWachstumdesVertrauensinsichselbstundinandere,unddurch sozialesLernenwerdenIch-Stärke,IdentitätundSelbstbewusstseingestärkt.DurchdieAufdeckung schädigenderErfahrungenausderVergangenheit(z.B.Konflikte,Traumata,Störungen)undanschließendetherapeutischeAufarbeitunggelingtoftderentscheidendeFortschritteiner(paralleldurchgeführten)Psychotherapie. Inpflegerischen,sozialenundpsychosozialenArbeitsfeldernwerdenzunehmendMethodenangewandt,umverloreneHandlungsfähigkeitenvonKlientenoderPatientenwiederzuaktivieren.KreativtherapeutenfindenihrenEinsatzz.B.imklinischenBereich.AuchinZusammenarbeitmitÄrzten, PsychologenundPädagogenwerdenTherapiengeplantunddurchgeführt.Kreativtherapiekannaber auchimSinnederPsychohygienezurPräventionderGesunderhaltungmitdemZiel,seelischeund körperlicheGesundheitzuschützen,zukräftigenundzuerhalten,eingesetztwerden. InderKreativtherapiestehtdasMediumalsKommunikationsformimVordergrund.Diesesvermittelt dieEmotionen,GedankenundHandlungsweisenandenTherapeuten,woraufderTherapeutsprachlichund/oderauchimMediumeingeht.WährenddesGestaltungsprozessesundbeimNachgesprächwerdenErfahrungenoderErkenntnisse,welchediePatienteninderTherapiegemachthaben, besprochen. Tanztherapie DieTanztherapiehatsichausdemAusdruckstanzentwickelt(TanzalsKörpersprache).DieWurzeln liegenschoninden20-igerJahren.ErstspäterhatmandentänzerischenKörperausdruckmitpsychologischenKonstruktenverknüpft.HierbeidientmeistensdieTiefenpsychologiealsGrundlage. SeelischeVerletzungenundEnttäuschungenebensowieglücklicheundbefriedigendeAugenblicke unseresLebenssindauchinunserBewegungs-undAusdrucksrepertoireeingegangen.Erlebteskann intanz-undausdruckstherapeutischenProzessenzwischenMenschenwiederbelebtwerden.Esspielensichnonverbale,rhythmisch-dynamischeHandlungsdialogeab.TänzeundszenischeHandlungen werdensozuSymbolen.SieenthaltenBedeutungenundGeschichten.Diesezuerschließenistein Zieltanz-undausdruckstherapeutischerInterventionen.Imimprovisatorischenundgestaltenden UmgangmitBewegungenundTanzsowiemitMusikundBildernalskreativenWahrnehmungs-und AusdrucksmöglichkeitenkönnenMenschenganzheitlicherreichtwerden. MittelderTanz-undAusdruckstherapiesind • TanzundkreativeGestaltungalsganzheitlichesErleben ImimprovisatorischenundgestaltendenUmgangmitBewegungenundTanzsowiemitMusikundBildernalskreativenWahrnehmungs-undAusdrucksmöglichkeitenkönnenMenschenganzheitlicherreichtwerden. 42 • BewegungsbeobachtungundBewegungsanalyse DasdifferenziertediagnostischeSystemderBewegungsanalyse(durchR.v.Labanbegründetundin denUSAvorallemdurchI.BartenieffundJ.Kestenbergweiterentwickelt)bieteteinzusätzlichesInstrumentfürDiagnoseundIntervention. • BiographischeundkontextbezogeneEinordnung DieSprachezurAufarbeitungvonbewegtemMaterialistebensowichtigwieBewegungundspontaner GefühlsausdruckimTanz.ReflektierendeGesprächeerfolgenindertiefenpsychologischenTanz-und AusdruckstherapiemitBezugaufpsychoanalytischeGrundpositionen. TrudiSchoop 1903inZürichgeboren 1999inKalifornienverstorben Eineder„Mütter“dermodernen Tanztherapie SehenswertdieFilm-Protraits: DieEroberungderLeereund Komm,tanzmitmir,derTrudy SchoopbeiderArbeitmitPatientinnenderPsychiatrieMünsterlingen (Schweiz)zeigt WeitereVerfahren,vorwiegendKörperorientierteVerfahren(systematischeÜbersicht) EinigeVerfahren(Feldenkrais,Tanztherapie)wurdenausführlicherdargestellt.Diemeistenderunten aufgeführtenVerfahrenwerdennachdenPsychotherapierichtliniennichtvondenKrankenkassen bezahlt. • • TiefenpsychologischbeeinflußtekörperorientierteVerfahren(unterEinsatzunterschiedlicherVorgehensweisen-darunterbewegungs-,atem-undberührungsorientierten),wie o VegetotherapienachReichundderenWeiterentwicklungSKAN(ausderSprachederLakotaIndianer:„Das,wassichbewegt«).AufGrundderzahlreichentheoretischenAnnahmenbeiderVerfahren,diedaswissenschaftlicheGerüstpsychologischfundierterVerfahrenüberschreiten,könntensowohldieVegetotherapiealsauchSKANunterdieSpirituellenVerfahreneingeordnetwerden.Wegen ihrertiefenpsychologischenWurzelnwerdensieaberandieserStelleaufgeführt o BioenergetischeAnalysenachLowen o BiodynamiknachBoyesen o BiosynthesenachBoadella o einigeanderewenigerbekannteVerfahren,diemitdenvorgenanntenengverwandtsind,darunterBioreleaseundPsychorganischeAnalyse o undeinigeneueretiefenpsychologisch-körperorientierteAnsätze,wiedievonTilmanMoser undanderen,diesichengeramklassischtiefenpsychologischenAnsatzorientieren BewegungsorientierteVerfahren,wie o IntegrativeBewegungstherapie(IBT),einVerfahrenmitengenVerbindungenzurGestalttherapie-TextinVorbereitung- o KonzentrativeBewegungstherapie(KBT)-TextinVorbereitung- 43 o o o o o o • o o o o • o o o • o o FocusingnachGendlin(mitengenVerbindungenzurklientenorientiertenGesprächspsychotherapie) Hakomi-Therapie(mitVerbindungenzurTiefenpsychologie) EutonienachGerdaAlexander Feldenkrais® Tanztherapie aberauchwenigerbekannteVerfahrenwieAlexander-Technik,BewegungsanalysenachLabanundanderemehr AtemorientierteVerfahren,wie AtemtherapienachMiddendorf(»DererfahrbareAtem«) AtemtherapienachSchlaffhorst-Andersen PsychotoniknachGlaser PrimärtherapienachJanov(»UrschreiTherapie«):Vorsicht,Hyperventilationstechnikenkönnengefährlichsein! BerührungsorientierteVerfahren(mitdemZiel,diemenschlichePsychezubeeinflussen),wie Rolfing(Massage) Akupressur andere,meistschlechtdefinierteVerfahrenbzw.Vorgehensweisen,wiez.B.»Tiefenmassage«,»Entspannungsmassage«,»IntuitiveMassage« AnderekörperorientierteVerfahren,wie »Schreitherapie«nachCasriel(Bonding,NewIdentity),häufigimZusammenhangmitDrogentherapieeingesetzt andere,meistschlechtdefinierteVerfahrenbzw.Vorgehensweisenwiez.B.»Körperarbeit« 44 Psychodiagnostik Grundlagen Psychodiagnostik(psychologischeDiagnostik)istdefiniertalseine „wissenschaftlicheDisziplin,derenMethodologieVerfahrenbegründet,mitderenHilfeDatenfür EntscheidungszweckevonMerkmalsträgern,Gruppen,Institutionenusw.gewonnenwerden.“ (JägerundPetermann1999). Einführung PsychologischeDiagnostikistkeinSelbstzweck.SowohlinMedizinundPsychotherapiewieauchin dersozialenArbeitsinddiagnostischeEinordnungausverschiedenenGründenwichtig. DieFunktionenderPsychodiagnostikkönnensozusammengefasstwerden: - Beschreibung(z.B.BeschwerdenundKlagen) - Klassifikation(ZuordnungzueinerdiagnostischenEinheitnachverschiedenenKlassifikationssystemen,z.B.ICD-10,DSMIV,ICF) - Erklärung(durchMerkmalsdefinitionenträgtDiagnostikzurErklärungpsychischerStörungen bei) - Prognose(VorhersageüberdenwahrscheinlichenVerlaufeinerStörung) - Evaluation(Bewertungz.B.vonVersorgungsmodellenoderInterventionen)einschließlich Qualitätssicherung DiagnostikmussimEinzelfallimmereinklaresZielhaben.DieZielsetzungenwerdenamBeispiel „Depression“10erläutert: - ErfassungdesIst-Zustandes:Statusdiagnostik LiegteineDepressionvor? - Veränderungsmessung:Prozessdiagnostik VerlaufderDepressionz.B.währendBehandlung. - ErfassunginterindividuellerUnterschiede:normorientierteDiagnostik VerteilungvonDepressivitätinnerhalbeinerPopulation. BestimmungderindividuellenPositionrelativzueinemKriterium:kriteriumsorientierteDiagnostik LiegtdasErgebnisoberhalboderunterhalbeinesSchwellenwertes? - - BestimmenvonEigenschaftswertenaufgrundvonVerhaltensstichproben:Testen TestdurchführungzurErfassungvonDepressivitätalsEigenschaft. BestimmeneinesVerhaltensbereiches:Inventarisieren Erfassen,obdasErgebnisz.B.innerhalbdesNormalbereichesliegt SchätzungvonEigenschaftswerten,ausdenenBehandlungsaussagenabgeleitetwerden:DiagnostikalsMessung MessungdesAusmaßesanDepressivitätundEntscheidungüberBehandlungsnotwendigkeit Entscheidungs-undBehandlungsoptimierungdurchInformationsgewinnung:Diagnostikals InformationfürundüberBehandlung SchweregradderStörung,Behandlungskonzept,Verlaufskontrolle 10 GemessenwirddasMerkmal„Depressivität“mitdemBDI(BeckschesDepressions-Inventar).AbeinembestimmtenPunktwertwirdimZusammenhangmitdemklinischenBilddieDiagnose„Depression“bestätigt. 45 DiagnostiksolltenachMöglichkeit„multimodal“erfolgen.Diesbedeutet,stetsmehrereDatenebenen,DatenquellenundUntersuchungsverfahreneinzubeziehen. DieDatenebenenorientierensichamganzheitlichenbio-psycho-sozialenStörungsmodell: - Biologische(somatische,physikalische)Ebene:oftunterteiltinbiochemische,neurophysiologischeundpsychophysischeEbene;imVordergrundkörperlicheVorgänge,diephysikalisch oderchemischerfassbarsind. - PsychischeEbene:imVordergrundstehenindividuellesErlebenundVerhalten,ebenfallsbestimmtepsychischeoderkognitiveLeistungen. - SozialeEbene:SchwerpunktsindgesellschaftlicheRahmenbedingungenundinterindividuelle Systeme - ÖkologischeEbene:beinhaltetdiemateriellenRahmenbedingungen AlsDatenquellensollten,wennmöglich,mehrereQuellenverwendetwerden.DiesdürfteinderPraxiswegendeshohenAufwandsnichtimmermöglichsein. Selbstbeobachtung->Selbstbeurteilung DatenquelleistdiebefragtePersonselbst,beidereineSelbstbeobachtungzueinerSelbstbeurteilungen(z.B.bezüglichStimmung)oderSelbstregistrierungdesVerhaltens(z.B.Zigarettenkonsum)führt. Fremdbeobachtung->Fremdbeurteilung DatenquellensindanderePersonen(Bezugspersonen,geschulteBeurteiler[innen],Therapeut[inn]en etc.),derenFremdbeobachtungzueinerFremdbeurteilungbzw.Verhaltensbeobachtungführt.Auch institutionellanfallendeDaten(z.B.ZahlderKrankenhaustage)sindvonanderenPersonenfestgehaltenworden,sodasssiederFremdbeobachtungzugeordnetwerdenkönnen. ApparativeVerfahren DiessindVerfahrenderLeistungs-undIntelligenzdiagnostik(mittelsPapier/BleistiftoderComputer) dieFunktions-undLeistungskennwerteerbringen,diederPatient/Klientgeneriert;.DieseDaten basierenabernichtaufderSelbstbeobachtung,sondernstelleneineeigeneDatenquelledar.Vielfach erfolgtheutedieErfassungdieserDatenmittelsComputerunterstützung. ZudenapparativenVerfahrengehörenauchdiephysiologischenVerfahrenwieEEG,EKGetc InderMedizinwerdenetwa80%derDatendurchSelbst-undFremdbeobachtungerbracht,apparativeVerfahrentragennurzu20%zurDiagnosebei. DiagnostischerProzess DerDiagnostischeProzesslässtsich in4Schrittenbeschreiben: 1. Fragestellung 2. Datenerhebung 3. Diagnose Psychodiagnostische Fragestellung 4. Konsequenz EineklareFragestellungistdieVoPsychodiagnostische Datenerhebung z. B. Gespräche, Beobachtungen, Tests raussetzungeinerpräzisenDiagnostik.Diagnostiksolltegrundsätzlich Diagnose nurdannerfolgen,wennausdem ErgebnisKonsequenzenabgeleitet Beratung Behandlung Gutachten werdenkönnen.InderPraxisist Diagnostikentbehrlich,wennsich keinerleiHandlungsmöglichkeiten ergeben. 46 HinsichtlichdesdiagnostischenProzessesergebensichUnterschiedezwischenMedizin/PsychotherapieundsozialerArbeit: Psychotherapie Sozialarbeit Fragestellung PsychischeoderPsychosomatischeStörung SozialeBeeinträchtigung oderDefizit BiographischeAnamnese,GeDatenerhebung spräch(Interview),Beobachtungen,Tests PsychosozialeAnamnese,Gespräch(Interview),Beobachtungen,Tests) Diagnose ICD-10,DSMIV ICF Konsequenz Behandlung(z.B.Psychotherapie),Medikation,Kriseninterventionusw. Beratung,Intervention,Aktivierung,EinbezugvonInstitutionen Klassifikationssysteme DieKlassifikationssystemeICD-10undICFderWHOwurdenbereitsbesprochen.FürdiesozialeArbeitistdieICFalsKrankheitsfolgen-Modellmaßgebend.HierbeigehtesnichtumeineDiagnoseim herkömmlichenSinne,sondernumdiequalitativeundquantitativeBeschreibungvongestörtenKörperfunktionenund–strukturen,EinschränkungenderAktivitätenundTeilhabesowieUmweltfaktoren. PsychometrieundSoziometrie DieDurchführungvonTestszur(quantitativen)MessungvonMerkmalenbzw.Eigenschaftenwird auchPsychometrie(imBereichPsychologie/Psychotherapie)genannt.SoziometrieistdieErfassung derBeziehungeninnerhalbeinersozialenGruppebzw.einesSystems.Dieskannbspw.dieMessung dersozialenIntegrationsein. DefinitioneinesTests: • EinTestist einwissenschaftlichesRoutineverfahrenzurUntersuchungeinesodermehrererempirisch abgrenzbarer(Persönlichkeits-)MerkmalemitdemZieleinermöglichstquantitativenAussageüberdenrelativenGradderindividuellenMerkmalsausprägung. BevoreinTestangewandtwerdenkann,müsseneinigeGrundsatzfragengeklärtsein. DiemeistenTestssindabhängigvonSprache.EsgibtzwarauchaverbaleTestverfahrenwiez.B.projektiveTests,jedochistdieTestanweisungunddieErgebnisbesprechungstetsanSprachegebunden. 47 DaheristeingewissesSprachverständnisVoraussetzungzurDurchführungvonTests.Ggf.sollteauf muttersprachlicheTestversionenausgewichenwerden. HäufigeFehlerquellenmüssenbekanntsein.VieleTestfragenimBereichsozialenVerhaltenswerden ehernachsozialerErwünschtheitbeantwortet,d.h.nachgesellschaftlichenNormenundVorstellungen,alsnachindividuellemVerhalten. FernerergibtsicheinwissenschaftstheoretischesProblem:EigentlichsolldieDatenerhebungvoraussetzungsfreisein.PsychometrischenTestverfahrenliegenjedochHypothesenundKonstruktezu Grunde,diediesemPrinzipwidersprechen.BeispielsweisekönnenprojektiveTestverfahrennurvor demHintergrundtiefenpsychologischerAnnahmenkonstruiertunddieErgebnisseentsprechend interpretiertwerden.DieGefahrist,dass„manmisst,wasmanmessenmöchte“oderallgemeingesagt:manbeobachtetdas,wasmansichzubeobachtenvorgenommenhat.DieBeobachtungwird nurregistriert,wennsiezumeinersubjektivenWelt(Theorie)passt. FerneristdiediagnostischeSituationnichtneutral.SieistinderWeiseassymmetrisch,dasszwischenUntersucherundUntersuchtemeinGefällebesteht(Wissensdifferenz,Machtdifferenz,…),was Ergebnisseebenfallsverfälschenkann. AufgabenundZielevonPsychometrieundSoziometriesind: – ErstellungeinesallgemeinenPersönlichkeitsbildes – DifferenzialdiagnostischeFragen – AbklärungdesAusmaßespsychischer(speziellintellektueller)BeeinträchtigungenbeihirnorganischenStörungen – Bestimmungder(allgemeinenundspeziellen)LeistungsfähigkeitundderberuflichenEignung – WissenschaftlicheUntersuchungen – EinsatzimsozialenBereich Testkonstruktion DieKonstruktioneinesneuenTestverfahrensisteineaufwändigeAngelegenheit.Fürdiemeisten FragestellungengibtesheuteeineausreichendeAnzahletablierterTestverfahren,sodasskaumnoch dieNotwendigkeitbesteht,neueTestszuentwickeln. DieTestkonstruktiongeschiehtinfolgendenSchritten–erläutertamBeispiel„Persönlichkeitstest“: → BestimmungdesGegenstandsbereichsundderzuerfassendenDimensionen InwelchenDimensionensoll„Persönlichkeit“erfasstwerden,welchesPersönlichkeitsmodellwirdzu Grundegelegt? → FormulierungundZusammenstellungvonAufgaben(Items) AnzahlundArtderFragen:jedePersönlichkeitseigenschaftsolltedurchmehrereFrageabgedeckt werden → GewinnungeinerAnalysestichprobe TestdurchführungmiteinergrößerenAnzahlFreiwilligerohnePersönlichkeitsauffälligkeiten,ggf.mit anderenStichproben(störungsspezifischeStichproben,altersspezifischeStichprobenusw.) → SkalenkonstruktionmittelsFaktorenanalyseund/oderItemanalyse(Skalenfestlegungund- zusammensetzungaufgrundderFaktorenundLadungenund/oderÜberprüfungderSkalen mittelsSchwierigkeit,Trennschärfe,Konsistenzusw.) StatistischeVerfahrenzurFestlegung,welcheFragenineinerSkalazusammengefasstwerden;eine SkalarepräsentierteineEigenschaftwiez.B.„Neurotizismus“.Skalenüberlappensichoftundtrennen verschiedeneEigenschaftennichtvollständig(begrenzteTrennschärfe,Skalenkontamination). 48 → BerechnungderGütekriterien(Objektivität,Reliabilität,Validität) AnwendungstatistischerPrüfverfahrenevtl.unterAbgleichmitbereitsetabliertenTests.Einzelheiten zudenGütekriteriens.u. → DurchführungvonValidierungsstudien DurchführunggrößererTestreihenundVergleichderErgebnissemitbereitsvalidiertenVerfahren → Testnormierung AusGründenderVergleichbarkeitwerdenTestergebnissemeistalsWerteaufNormskalenwidergegeben.Beispiel:C-Skala(hierwirdderBereichmöglicherErgebnissein10gleicheSchritteaufgeteilt; wennSkalaAPunktwertevon1bis60enthaltenkann,dannentsprächederC-Wertvon5einenWert von30;wennSkalaBPunktwertevon1bis30enthaltenkann,dannentsprächederC-Wertvon5einenWertvon15.TrotzunterschiedlicherPunktwerte(sog.Rohwerte)lassensichdurchNormierung dieSkalenmiteinandervergleichen. FürmancheTestshatmaneigeneSkaleneingeführt(z.B.dieIQ-SkalabeidenIntelligenztests).Ein VergleichverschiedenerNormskalenzeigtdiefolgendeAbbildung: Spezielle Testkonstruktion am Beispiel Skalenkonstruktion: Klinische Grenze C-Skala IQ-Skala T-Werte Testergebnissesollten einerNormalverteilung („Glockenkurve“)folgen mitdemMaximuminder MittederSkala. DerNormalbereichistin derRegelder2S-Bereich (doppelteBreitederStandardabweichung).Die klinischeGrenze(z.B.auffälligeMinderbegabung) liegtmeistdarunter. Prozentrang Testformen DieEinteilungderTestverfahrenkannnachunterschiedlichenKriterienerfolgen.FolgendeEinteilung wirdvorgeschlagen: PsychometrischeTests - Fähigkeitstests(Erfassungz.B.vonIntelligenz,Entwicklung,Schule/Ausbildung,spezielle FunktionenundFähigkeiten).Beispiel:WAWIE–Hamburg-WechslerIntelligenztestfürErwachsene - Persönlichkeitstests(Persönlichkeitsmerkmale,-interessen,-störungen),Beispiel:FPI-FreiburgerPersönlichkeitsinventar. - KlinischeTests(auchsyndromaleoderstörungsspezifischeTests)beziehensichimmeraufdie Erfassungpathologischer(krankhafterbzw.gestörter)AusprägungenvonMerkmalen.Inder RegelgehtesumdieErfassungderArtunddesAusmaßesvonBeschwerdenundderenZuordnungzueinemStörungsbild.Beispiel:DepressionsinventarnachBECK. ProjektiveTests 49 - Formdeuteverfahren(z.B.Rohrschach-Test:„Tintenklekse“) ThematischeApperzeptionsvertahren(z.B.TAT–thematischerApperzeptionstest:Geschichtenassoziieren) Wortassoziations-undverbaleErgänzungsverfahren(z.B.MWT–MehrfachwahlWortschatztestzurErfassungderprämorbidenverbalenIntelligenz) ZeichnerischeundspielerischeGestaltungsverfahren(z.B.Wartegg-Zeichentest:erfasstPersönlichkeitsdimensionen,welchefürdieBerufs-undLaufbahnberatung,Erziehungsberatung sowiefürdieLebensberatungrelevantsind) Gütekriterien FürdieprofessionelleAnwendungmüssendiesog.Gütekriterienerfülltsein.Dieskannmanauchals Qualitätssicherungverstehen.ManunterscheidetHaupt-undNebengütekriterien: • Hauptgütekriterien o Objektivität, o Reliabilität, o Validität • Nebengütekriterien o Nützlichkeit(Novität?NeueAussagenmöglich?) o Vergleichbarkeit(vergleichbarguteErgebnisse?) o Ökonomie(Zeit-undRaumbedarf,Ressourcenverbrauch?) o Normierung(GrößederEichstichprobe,Populationen?) o weitereKriterien(Zumutbarkeit,Verständlichkeit,Bandbreite,Akzeptanz) DieHauptgütekriterienmüssendurchdieTestautorenmitgeteiltwerden.FehlenAngabendarüber, sollteeinTestnichtangewandtwerden. Objektivität UnterObjektivitätverstehtmandenGrad,indemdieErgebnisseeinerBeobachtungunabhängigvom Beobachtersind. DiePrüfungderObjektivitäterfolgtmittelsstandardisierteTestdurchführungundAuswertungunter verschiedenstenRahmenbedingungen.DieErgebnissesolltevondiesenBedingungennichtabhängen.EswerdendreiArtenvonObjektivitätunterschieden: Durchführungsobjektivität(EinheitlichkeitderInstruktionunddersituativenBedingungen,Ausschluss systematischeroderzufälligerEinflüssedesBeobachtersoderVersuchsleitersaufdieVersuchspersonen) Auswertungsobjektivität(StandardisierungderAntwortmöglichkeiten,AntwortalternativenvorgegebenoderfreieAntwortenvorgesehen) Interpretationsobjektivität(inwieweitkönnenausgleichenAuswertungsergebnissenauchgleiche Schlussfolgerungengezogenwerden.Hilfreichsindz.B.Normtabellen) Reliabilität(Zuverlässigkeit,Genauigkeit) UnterReliabilitätverstehtmandasAusmaß,indemeinMessverfahrendas,wasesmisst,genaumisst (d.h.MessfehlerfreiheitodergeringeMessfehlerbehaftetheit) DieReliabilitätkannentwederdurchAbgleichmiteinembereitsetabliertenVerfahren(„Goldstandard“)gemessenwerdenoderdurchandereMethoden.Manunterscheidet: Retest-Reliabilität(Testwiederholungsmethode:derTestwirdnacheinerbestimmtenZeitandenselbenProbandenwiederholt.DieErgebnissesolltenmöglichstgleichsein.) 50 Paralleltest-Reliabilität(Paralleltestmethode:zweiinhaltsgleiche(parallele)TestswerdenandenselbenProbandenunmittelbarnacheinanderodermitgrößeremZeitintervalldurchgeführt.) Split-half-Reliabilität(Testhalbierungsmethode:eswerdenkünstlichnachderTestdurchführung durchTesthalbierungzweiParalleltestsauseinemTesthergestellt,derenErgebnissekorreliertwerden.) InterneKonsistenz(WertungallerItemsalsParalleltests,nurmöglichbeisog.homogenenTests,d.h. Tests,diedasgleicheMerkmalerfassen.) Validität(Gültigkeit) UnterValiditätverstehtmandenGradderGenauigkeitmitdemdieserTestdasjenigePersönlichkeitsmerkmaloderdiejenigeVerhaltensweise,das(die)ermessensolloderzumessenvorgibt,tatsächlichmisst. DieValiditätkannmitdenuntenaufgeführtenMethodenbestimmtwerden.SieistalsGütekriterium amschwierigstenzuermitteln,kannmanchmalnurdurch„Expertenmeinungen“abgeschätztwerden. Esgibtdie: Kriteriums-Validität(PrädiktiveundkonkurrenteValidität=Vorhersage-undÜbereinstimmungsvalidität) Inhaltsvalidität(TestaufgabensolltenfürdaszuuntersuchendeMerkmalrepräsentativsein;auchmussdie StichproberepräsentativfürdeninteressierendenVerhaltensbereichsein.) Konstruktvalidität(beziehtsichaufdenSchlussvoneinemTestaufeintheoretischesKonstrukt,dasnichtdirekt beobachtbarist.D.h.dasTestergebnisoderdasVerhaltendesProbandenmussdenVorhersagendesKonstruktsentsprechen.) TestssindmeistnurunterbestimmtenBedingungenvalide.Beispiel:BeimVorliegeneinerDepressionwirdein KonzentrationstesteherdieAntriebshemmungalsSymptomderDepressionerfassen,alsdasKonzentrationsvermögen. DieErgebnissederBerechnungderGütekriterienwerdenalsKorrelationskoeffizientenrangegeben. DieKoeffizientensind EinidealerTestmusseine r0=Objektivität perfekteObjektivität(rO=1,0),eine rR=Reliabilität sehrgroßeReliabilität(rR=0,7–0,95)undeine rV=Validität möglichsthoheValidität(rV=0,3–0,65) Esgilt: haben. r0>rR>rV DieGütekriterienunterliegeneinerHierarchie:DieValiditätistamgeringsten,dieReliabilitätliegt etwashöher,amhöchstenistdieObjektivität.Andersausgedrückt:wenndieObjektivitäteinesTest bereitseingeschränktist,fallendieweiterenKriteriennochschlechteraus. Testdurchführung FürdieDurchführungvonTestswirdfolgendeChecklisteempfohlen: 1. VorbereitendesGespräch:KlärungdesAuftrags,gegenseitigesKennenlernen,AbbauunrealistischerErwartungenundÄngste 2. PlanungderTestuntersuchung 3. ErhebungderAnamnese 4. InstallationdesTestverhaltens: a. StandardisierungdesTestmaterials,derInstruktionundderDarbietung 51 5. 6. 7. 8. b. MöglicheStörfaktoren:sprachlicheProbleme,äußereStörfaktoren,innerpsychische undsomatischeBedingungen,vorangegangeneTätigkeiten,Motivation,absichtliche VerfälschungderTestreaktionen,Testangst,Testtraining,(soziale)BeziehungzwischenUntersucherundProband RegistrierungdesTestverhaltens:ProblemederFixierungdesrelevantenVerhaltens Auswertung:BestimmungvonKennwerten,Signierung,VergleichderindividuellenTestreaktionenmitNormwerten InterpretationundUrteilsbildung:diagnostischeSchlussfolgerungenausdemaufbereiteten Datenmaterial Beratung:MitteilungderwichtigstenErgebnisseundBeantwortungdergestelltenFragen DiagnostischeVerfahren Selbstbeurteilung SelbstbeurteilungsverfahrenwerdenmitverschiedenenZielsetzungendurchgeführt.FolgendeZiele undCharakteristikaseienbeispielhaftgenannt: • Selbstbeobachtung: DieSelbstbeurteilungvonMerkmalenoderVerhaltengliedertsichinobjektiveAnteileundin subjektiveAnteile.SelbstbeobachtungbeziehtsichaufdieobjektivierbareVerhaltensanteile (z.B.AnzahlderZigaretten,Schmerztabletten,usw.) • Selbstbeschreibung: ErfassungvonsubjektivenVerhaltensweisenoderEindrückenwiez.B.Befindlichkeitoder(spezielle)Beschwerden.SoergibtbeispielsweisedieFührungeinesSchmerztagebuchskeinenobjektiven„Schmerzwert“,jedocheinengutenEindruckvomsubjektivenSchmerzgeschehen. • Erfassungvon„State“und„Trait“-Merkmalen: State:Merkmale,diesichspontanoderunterdemEinflussvonInterventionenändern(z.B. [Schweregradvon]Depressivität),alsoder(aktuelle)Status; Trait:zeitstabileMerkmale(z.B.Persönlichkeitseigenschaften),alsofesteGewohnheiten,VorliebenoderAbneigungen. • Ein-oderMehrdimensionalitätvonSelbstbeurteilungsverfahren: Eindimensional:z.B.BECKschesDepressionsinventar(BDI) Mehrdimensional:z.B.Symptom-Check-Liste(SCL-90) • SelektionvonPatienten(Screening) SelbstbeurteilungsverfahreneigenensichzumScreening,d.h.zurschnellenUnterscheidungin auffälligeundnichtauffälligeMerkmalebzw.Verhaltensweisen • Therapieentscheidungund–Evaluation ErgebnissevonSelbstbeurteilungsverfahrensolltenniealleineineTherapieentscheidungbegründen,sindjedochwichtigeHilfsmittel.VerlaufsuntersuchungenzurBeurteilungdesBehandlungserfolgssindeinewichtigeAnwendung,dasieeinenVergleichmitdemAusgangswert(ErgebnisvorBeginnderTherapie)ermöglichen. EsergebensichmehrereVorteilevonSelbstbeurteilungsverfahren: HäufigsindklinischrelevanteInformationen(z.B.StimmungenoderBefindlichkeiten)amleichtestenodersogarausschließlichdurchSelbsteinschätzungzuerheben,dieVerfahrenkönnenoftmit hoherÖkonomiedurchgeführtwerden(z.B.geringerZeitbedarf),siesindkurzfristigwiederholbar (z.B.beiErfassungvonState-Merkmalen),sieermöglichendaherZeitreihenanalysen,siebesitzen 52 einehoheDurchführungs-undAuswertungsobjektivität.DiegebräuchlichstenVerfahrensindteststatistischgutabgesichertundesexistierenNormwerte. DenVorteilenstehenNachteiledieserVerfahrengegenüber: DieSkalenkonstruktionistoftnichteinheitlich.BeispielsweisekanneineSkala„Depressivität“entwedernurseelischeMerkmaleenthalten(wiegedrückteStimmungoderFreudlosigkeit),oderauch körperlicheundkognitiveMerkmale(wiemotorischeAntriebshemmung,körperlicheSymptome, Grübelneigung).DieFrageistalso,wasindasSkalenkonstruktjeweilsmiteingeht. BeidenGütekriterienistdieObjektivitätmeistgut,jedochReliabilitätundValiditätteilweisemangelhaft.DiesliegtinderNaturderSache:subjektivesEmpfindenlässtsichnurunscharferfassen. FernersinddieErgebnissehäufigabhängigvomStörungsgrad;beihöhergradigenStörungensind dieErgebnisseoftnichtmehrverwertbar,dieTestssinddahernurfürgeringebismittlereStörungsgradegeeignet.FernersindFehlerquellenhäufigerz.B.durchSelbsttäuschung,Erinnerungs/Gedächtnisfehler,Simulation/Dissimulation,Bagatellisierung,sozialeErwünschtheitu.a. Fremdbeurteilung FremdbeurteilungsverfahrenhabeneinenhöherenGradanObjektivität,siestellenimmereineeigeneInformationsquelledar.Vorallemdann,wennSelbstauskünftenichtmöglich,unzureichendoder verfälschtsind,istdieFremdbeurteilungentscheidend.DiesgiltauchimFalleeinerverweigerten Selbstauskunft.BeigravierendenStörungenwiez.B.SchizophrenieoderDemenzsindSelbstauskünftegarnichtmehrmöglich. EinweiteresCharakteristikumist,dassdieseVerfahrenhinsichtlichihrerQualitätüberprüfbarsind. WennmehrereInterviewerdiegleicheBefragungdurchführen,könnendieErgebnisseverglichen werden.LiegendieErgebnisseengbeisammen,istdieReliabilität(Genauigkeit)desVerfahrenshoch. DiesespezielleFormderReliabilitätnenntmanInterrater-Reliabilität(ein„Rater“istimEnglischen einePerson,die[qualitativeund/oderquantitative]Einschätzungenvornimmt).Fernersind„Rater“ trainierbarfüreinespezielleAnwendung.SomitkanndieQualitätdesVerfahrensverbessertwerden. EinweitererVorteilist,dassVerhaltensbeobachtungalsTeilderFremdbeurteilungoftparallelzu einemanderenVerfahrenerfolgenkann.Sokannz.B.währendeinesdiagnostischenInterviews gleichzeitigeineVerhaltensbeobachtungerfolgen.DiesefokussiertsichdannbesondersaufdienichtverbalenVerhaltenscharakteristika. DerNachteilvonFremdbeurteilungsverfahrenistderhoheAufwandsowohlwasdasTrainingder AnwenderalsauchdenZeitbedarfbetrifft.DahersinddieseVerfahrenseltenalsScreeningeinsetzbar. ImVergleichvonSelbst-undFremdbeurteilungsverfahrenlässtsichfeststellen: • dieÜbereinstimmung(Korrelation)istnichtsehrhoch,wirdimVerlauf(einerBehandlung)besser(durchTrainingderAnwenderundKorrektursubjektiverFehleinschätzungen) • UrteilsfehlersindbeiSelbstbeurteilungenhäufiger • SelbstbeurteilungenergebenehereinglobalesBilddesZustandes • SelbstbeurteilungsverfahrensindzeitökonomischzurglobalenErfassungvonPersonenbesondersgeeignet,diegeringbeeinträchtigterscheinen(Screening) 53 • • FremdbeurteilungsverfahrensindauchbeischwererenStörungsgradeneinsetzbar,erfassen spezifischeAspektevonBeeinträchtigungen,sindänderungssensitiver11,aberauchzeitintensiver undbedürfeneinerAusbildung(Training)desAnwenders beideVerfahrenkönnensichnichtersetzen,sondernnurergänzen,weilnichtalleBereichebeidenDatenquellengleichermaßenzugänglichsind. Interviews DefinitioneinesInterviews: EinInterviewisteinezielgerichtetemündliche Kommunikationzwischeneinemoder mehrerenBefragernundeinemoder mehrerenBefragten,wobeieineInformationssammlungüberdasVerhaltenund ErlebenderzubefragendenPerson(en)im Vordergrundsteht. (Kessler1999) ZielsetzungenvonInterviews: • KlassifikatorischeDiagnostik(ICD-10,ICF) • QuantifizierungdesSchweregrads(z.B. Depressivität) • Erfassung(sozialer)Konstrukte(z.B.sozialeAnpassung,sozialeNetzwerkeund Unterstützung,ErfassungvonbelastendenLebensereignissenundsozialenInteraktionsstrukturen) InterviewskönneninverschiedenenFormendurchgeführtwerden: • Klinischesbzw.freiesInterview HierhandeltessichumeinfreigestaltetesGespräch,dasjedochmitkonkreterZielsetzung durchgeführtwird.DerAblaufdesGesprächswirdvomInterviewerindividuellfestgelegt.Die Auswertungistnichtstandardisiert. • HalbstrukturiertesInterview DieFragenwerdenvorgegeben,dieReihenfolgeistjedochvariabel.NachEinschätzungdesInterviewerssindZusatzfragen,ErgänzungenundErläuterungenmöglich.DieAuswertungistnicht festgelegt. • StrukturiertesInterview AlleFragenundderAblaufsindgenauvorgegeben,dieAuswertungerfolgtnacheinemgenau festgelegtenSchema. • StandardisiertesInterview BeidieserInterviewformistdergesamteProzessfestgelegt,alsoDurchführung,Fragenund AuswertungeinschließlichderKodierungderAntworten. BevorInterviewserfolgen,müssenbestimmteProblembereichegeprüftundgeklärtwerden,soz.B. o seitensderBefragten - VerstehenderFrage:scheinbareinfacheFragenkönnenunterbestimmtenBedingungenvölligmissverstandenwerden(SprachlichesVerständnis,FormulierungderFragen) - AbrufrelevanterInformationen:inderInterviewsituationneigenBefragtebeiderBeantwortungzuSchätzstrategienanstelleeinergenauenErinnerungsstrategie - BerichtenderAntwort:Verfälschungstendenzenz.B.beiFragenzusozialunerwünschten Verhaltensweisen o seitensdesBefragungsinstruments - z.B.beeinflusstdieAuswahlundPräsentationsreihenfolgederAntwortvorgabendieAntworten(fallsmöglich,unangenehmeFrageneherimzweitenTeildesInterviewsstellen) 11 GenauereundfeinereErfassungvonVeränderungen 54 seitensdesInterviewers - DasInterviewisteinesozialeSituationzwischenInterviewerundBefragtem;dieAntworten sinddaherabhängigvonderWahrnehmungdesjeweilsAnderen,denErwartungenundEinstellungensowiesozialenMerkmalen(Alter,Geschlecht)undauchderaktuelleneigenen Stimmung;AntwortenvonsympathischenMenschenwerdenpositiverinterpretiertundvice versa,AntwortenvonMännernwerdenvonFrauenandersgewertetalsvonmännlichenInterviewernusw. DasklinischeInterviewhatsichausdemfreienGesprächentwickelt,welchestraditionelldieeinfachsteArtderInformationsgewinnungist.ImUnterschiedzumfreienGesprächistjedocheinklar definiertesZielvorgegeben,aufdasdieFragenzugeschnittenwerden.HierbeisolltendieHinweise zurFragetechnikbeachtetwerden: – MischungoffenerundgeschlossenerFragen geschlosseneFrage:(wenige)Antwortkategorienwerdenvorgegeben(z.B.„ja“oder„nein“) – zuBeginnallgemeine,erstimVerlaufspezielleFragen – Suggestivfragenvermeiden(eineSuggestivfrageimpliziertdieAntwortentsprechendder ErwartungdesInterviewers) WennsichSuggestivfragennichtvermeidenlassen,sollteimmereineAlternativeeröffnetwerden(s.u.). – nureineFragestellungproFrage – evtl.alternativeAntwortmöglichkeiteneröffnen(„...oderwaresvielleichtganzanders?“ oder„mankanndassicherauchanderssehen“usw.) – keinerleiinhaltlicheBewertungderAntworten ObwohlAbfolgederFragenunddiekonkretenFragennichtvorgegebenwerden,hatessichdoch bewährt,Checklisten“zuerstellen,damitkeineInhaltevergessenwerden. DasklinischeoderfreieInterviewwirdhäufigindersozialenArbeitangewandt.Eswirdausdrücklich empfohlen,hierbeimitChecklistenzuarbeiten.SolcheListenkönnenselbsterstelltwerden,liegen aberfürdiemeistenZielsetzungenindereinenoderanderenFormvor.ImklinischenInterviewgibt esFehlerquellen,diebeachtetwerdenmüssen. • FehlerquelleInformationsvarianz: VerwendungunterschiedlicherFragetechnikenergibtunterschiedlicheErgebnisse • FehlerquelleInterpretations-oderBeobachtungsvarianz: o dieselbeAntwortwirdvonunterschiedlichenInterviewernunterschiedlichinterpretiert. HalbstrukturiertesInterview DieseInterviewformeignetsichgutfürdenklinischenAlltag.MeistexistierenInterviewleitfädenund Fragesammlungen,wasvorallemBerufsanfängerndasFühreneinesInterviewserleichtert. AlsErgebnisderAnwendungkommteszueinerVereinheitlichungderDiagnostik,fernerkanndie SchweregradbestimmungeinerStörungsoerfolgen.DieDurchführungistetwasaufwändiger,jedoch isteineeffizienteArtderDurchführungtrainierbar. IndersozialenArbeitwerdenhalbstrukturierteInterviewsebenfallsangewandt.Essollteimmerein Interviewleitfadenvorliegen. StrukturiertesInterview DergesamtediagnostischeProzesswirdformalisiertundineinerArt„Kochbuch“dokumentiert.Eine derartigeAnleitungwirdManualgenannt.DieAnwendungsolcherManualeerfordertFachkenntnisseundTraining.AufGrunddeseinheitlichenVorgehenswirdeineguteInterrater-Reliabilitäterreicht. StandardisiertesInterview 55 FormalisierungdesgesamtendiagnostischenProzesses:nichtnurdaseigentlichInterviewistmanualisiert,standardisiertwerdenauchRahmenbedingungen,Auswertung,Interpretationund(Vorschläge für)Konsequenzen,d.h.SchlussfolgerungenfürweiteresHandeln. StrukturierteundstandardisierteInterviewskommenimRahmenderSozialarbeitinEinzelfällenin Frage,sindzeitaufwändigundtrainingsintensiv,eignensichmehrzurklinischenDiagnostik.VerhaltensbeobachtungwährenddesInterviewsistsinnvollnurmöglichbeimklinischenInterviewoder halbstrukturiertenInterview Verhaltensbeobachtung Verhaltenwird–fürdiagnostischeZwecke-meistunterteiltinverbalesundnonverbalesVerhalten. EineVerhaltensbeobachtungistinallenpsychosozialenFächerneinwichtigesElementdesErkenntnisgewinns.ImRahmendersozialenArbeitwerdenreineVerhaltensbeobachtungenseltendurchgeführt,vielmehrwirddasVerhaltenwährendeinesGesprächs(meistfreiesoderhalbstrukturiertes Interview)beobachtet.Diese„Parallelbeobachtung“desVerhaltensbeziehtsichdannaufdennonverbalenAnteil. DasnonverbalenVerhaltenkannwiederumineinenstimm-undsprechabhängigenAnteil(vokaler Teil)undeinendavonunabhängigenAnteil(nonvokalerTeil)unterschiedenwerden. o Vokal(stimm-undsprechabhängig) – zeitabhängig(z.B.Sprechdauer) – stimmabhängig(z.B.Stimmqualität) – kontinuitätsabhängig(z.B.Versprecher) o Nonvokal(stimm-undsprechunabhängig) – motorisch(Mimik,Gestik,Blickkontakt,KörperbewegungundKörperhaltung) – physiochemisch(olfaktorisch/gustatorisch,taktil,thermal) – ökologisch(Territorialverhalten,interpersonaleDistanz,Sitzverteilung/Möbelarrangement,persönlicheAufmachungwieKleidung,Haare,Make-up usw. DieBeobachtungkonzentriertsichimGesprächhäufigaufMimik/BlickverhaltenundaufGestik/ Körpermotorik.ZunächsteinigeGrundsätzezurBeurteilungvonMimikundBlickverhalten: - DiagnostischeRückschlüssekönnennichtaufGrundeinerbestimmtenMimik/Blickverhalten gezogenwerden. - DiemimischeGrundaktivitätistindividuellsehrunterschiedlich. - DiagnostischverwertbaristeineVeränderungderMimikbzw.desVerhaltensbeieinundderselbenPerson. - EsgibtkeinespezifischeMimikbezogenaufeinzelneStörungsbilder;z.B.kommtBlickvermeidungbeischizophrenenStörungenhäufigervoralsbeiNormalpersonen,derUmkehrschlussist jedochnichterlaubt.GleichesgiltfürdiespärlicheMimikbeiDepression. - DiemimischeAbbildungstarkerEmotionenistkultur-undpersonenunabhängig,z.B.istderGesichtsausdruckstarkerTraueraufderganzenWeltderGleiche! DieBeurteilungvonGestikundKörpermotorikistwesentlichschwieriger;esexistierenkeinevaliden SystemebezüglichdiagnostischerAussagen.ImFolgendeneinkurzerÜberblicküberErfassungssystemeundEinteilung: - DieErfassungerfolgtdurchqualitativeBeobachtungoderquantitativeMessung - GestenkönnenmitderSprachezusammenhängenoderauchnicht: 56 o SprachbegleitendeGesten:kommunikativeGesten,objekt-orientierteGesten,zentrifugale Gesten,Illustratoren(sprachunterstützendeGestik)undRegulatoren(Interaktionssteuerungz.B.Sprecher-Zuhörer-Wechsel). o SprachunabhängigeGesten:autistischeGesten,körperorientierteGesten,zentripedaleGesten,Adaptoren,(Selbst-)Manipulatoren,Embleme(Gestenmiteindeutiger,umschriebener Bedeutung). - SystemezurErfassungdergesamtenKörpermotorikregistrierendieBewegungeneinzelnerKörperpartieninallen3RichtungendesRaumes - DiediagnostischeBedeutungdieserSystemeistumstritten. DienonverbaleabervokaleKommunikationisteinwichtigesBeobachtungselement.BeachtetwerdensollteSprechdauer,Sprechgeschwindigkeit,Sprechpausen,Latenzzeiten,Versprecher,Einschübe („gefülltePausen“),Stimmhöhe(Grundfrequenz),Stimmqualität(Frequenzspektrum,Energieverteilung).BeispielsweisesprechendepressiveMenschenweniger,langsamer,machenmehrPausenund habeneinehöhereGrundfrequenz.Diagnostischistdiesjedochnurverwertbar,wennderselbe MenschzuvoreineandereSprechweisehatte. GrundsätzederInteraktionsdiagnostik DiediagnostischeErfassungvonSystemenistindersozialenArbeitbesonderswichtig.Systemein diesemZusammenhangsindsozialeGruppenz.B.Familien,Wohngruppen,Jugendlichengruppen usw.IndiesemAbschnittdiesog.InteraktionsdiagnostikamBeispielderPaar-undFamilientherapie erläutert. GrundsätzlichgehtesumdieErfassungvonMerkmalenzwischenmenschlicherBeziehungeninnerhalbeinesBeziehungsgeflechts.HierbeikönnenDatenimSinnevonSelbst-undFremdbeurteilung, alsauchdurchBefragungdritterPersonengewonnenwerden(z.B.InterviewvonweiterenAngehörigen).InteraktionelleDiagnostikkonzentriertsichmeistaufdreiMerkmalsbereiche: 1.InterpersonelleMerkmale(„kognitiv-emotionale“RepräsentanzenvonInteraktionsmusternund interneBeziehungen) Interaktionsdiagnostik bei Familien und Paaren EinordnunginterpersonellerVerhaltensweiseneiner PersonimSystem: liebevoll feindselig dominant unterwürfig DerersteGrundsatzbesagt, dassalleinterpersonellen VerhaltensweiseneinerPersonentlangvonzweiHauptachseneineszweidimensionalenRaumesbeschreibbar sind:DieeineDimension(der ZuneigungundFürsorge) reichtvonfeindseligembis zufreundlichemoderliebevollemVerhalten,diezweite Dimension(Macht,Kontrolle, Dominanz)reichtvonunterwürfigembiszudominantem Verhalten. 57 2.InteraktionelleMerkmaleineinersozialenSituationoderHandlungsepisode(InteraktionseigenartenundBeziehungsmuster) 3.InterpersonelleEigenschafteneinerPerson(z.B.Dominanz,dependenter(abhängiger)Interaktionsstil,querulatorischesVerhaltenu.a. DerzweiteGrundsatzbesagt,dasszweimiteinanderinteragierendePersonenihrVerhaltengegenseitigbeeinflussen.DiesesPrinzipträgtdazubei,dassdieHandlungeneinerPersonspezifischeReaktionenbeianderenPersonenherausfordernoderhervorrufen.GewöhnlichbestehteineKomplementarität.Damitistgemeint,dasssichdieHandlungsmusterähnlichsindimHinblickaufdieZuneigungsdimension(freundlich-feindselig)undreziprokimHinblickaufdieKontrolldimension(dominant-unterwürfig).MitanderenWorten:Zuneigung,FürsorgeundLieberufenGleichartigesbei AnderenimSystemhervor,VerhalteninderDimensionMacht,Kontrolle,DominanzGegenteiliges: werunterwürfigdaherkommt,fördertdominantesVerhaltenderAnderen–undumgekehrt. InBezugaufFamilien(auchinsozialenGruppen)solltendiagnostischeErkenntnissefürfolgende Bereichegewonnenwerden(DimensioneninderFamiliendiagnostik): - Zusammenhalt(Kohäsion) Offenheit Konfliktneigung Selbstständigkeit Leistungsorientierung KulturelleOrientierung AktiveFreizeitgestaltung ReligiöseOrientierung Kontrolle EineBesonderheiteninderPaardiagnostikistdieParallelitätvonEigen-undFremdbeurteilung:Im GesprächerhältmanüberwiegendSelbstbeurteilungenderBeteiligten.WeildieseSelbstbeurteilungenjedochauchAussagenüberdenPartnerenthalten,sindsiegleichzeitigFremdbeurteilungen.Als Interviewermussmandaher„zweigleisig“denken. AlsdiagnostischesVorgehenkanndieInduktionvonInteraktionenundKonfliktgesprächengewählt werden,umoffenzulegen,wiediespezifischePaardynamiksichdarstellt.DieseVorgehensweiseist gleichzeitigofteinetherapeutische(Probe-)Intervention. Leistungsdiagnostik LeistungsdiagnostikerfasstdieBereichIntelligenz,AufmerksamkeitundKonzentrationsowieGedächtnis.GelegentlichkommteszuÜberschneidungenmitPersönlichkeitsdiagnostik,diejedoch abgegrenztwerdensollte.BeiderPersönlichkeitsdiagnostikgehtesumdiecharakterlichen,motivationalenundemotionalenVerhaltensdispositionen. Intelligenztestssindweitverbreitet.Wieobendargestellt,sindTestsnichtvoraussetzungsfrei,d.h. dieErgebnissehängendavonab,wasmanunterIntelligenzsubsumiert. IndenGrundlagenfürzweiderbekanntestenIntelligenztestsimDeutschenSprachraumwirdIntelligenznämlichganzunterschiedlichdefiniert: ImHAWIEbzw.HAWIK(Hamburg-Wechsler-Intelligenztest,EfürErwachsene,KfürKinder)lautetdie ursprünglicheDefinition: „IntelligenzisteinhypothetischesKonstrukt.SieistdiezusammengesetzteoderglobaleFähigkeitdesIndividuumszielgerichtetzuhandeln,rationalzudenkenundsichwirkungsvollmitseinerUmweltauseinanderzusetzen.Sieistzusammengesetztoderglobal,weilsieausElementen oderFähigkeitenbesteht,die,obwohlnichtvölligunabhängig,qualitativunterscheidbarsind“ 58 (DavidWechsler) ImIST-70(Intelligenz-Struktur-Test)findetsicheineandereDefinition: Intelligenzisteine„strukturierteGanzheitvonseelisch-geistigenFähigkeiten,dieinLeistungen wirksamwerdenunddenMenschen´befähigen,alsHandelnderinseinerWeltbestehenzukönnen.“(Amthauer1973) AufbaudesHAWIE: Verbalteil AllgemeinesWissen:24FragenmitansteigenderSchwierigkeit.DerTestwirdabgebrochen,wennder Proband5aufeinanderfolgendeAufgabennichtoderfalschbeantwortethat. Zahlennachsprechen:7Ziffernreihen,derenZiffernzahlumjeeineansteigt.IneinemzweitenDurchgang sollenZiffernreiheninumgekehrterReihenfolgenachgesprochenwerden.VersagtderProband2malbei derselbenZiffernreihewirdderTestteilabgebrochen. Wortschatztest:32WörtermitansteigenderSchwierigkeitsindnacheinanderzuerläutern,dieBedeutung derWörterzuerklären,ListemitverschiedenenAntwortmöglichkeitenimHandbuchermöglichdieBewertung.Nach5falschodernichtbeantwortetenFragenwirdderTestabgebrochen. RechnerischesDenken:14AufgabenmitanwachsendemSchwierigkeitsgradinFormvonSchlussrechnungen.MiteinerZeitgrenzevon120SekundenmüssendieAufgabenimKopfgelöstwerden.DieserTest wirdabgebrochen,wenn3AufgabeninnerhalbderangegebenenZeitgrenzennichtgelöstwurden. AllgemeinesVerständnis:13FragenmitansteigenderSchwierigkeit.RichtigeAntwortmöglichkeitenim AnhangdesHandbuches.Nach4falschenoderunbeantwortetenAufgabeninFolgewirdderTestabgebrochen. Gemeinsamkeitenfinden:zu2vorgegebenenBegriffendieGemeinsamkeit(Oberbegriff)zubenennen. AntwortmöglichkeitenimHandbuch.DerTestwirdnach4falschodernichtbeantworteterFrageninFolge abgebrochen. Handlungsteil Bilderergänzen:17Bildvorlagen,aufdenenjeweilseinbedeutsamesTeilfehlt.WennderProbanddrei aufeinanderfolgendeFrageninnerhalbvon20Sekundennichtoderfalschbeantwortethat,wirdderTest abgebrochen. Bilderordnen:10SerienvonBildern(Kärtchen),diekleineGeschichtendarstellen,sindjeweilslogischrichtigzuordnen.Wenn4AufgabeninFolgenichtgelöstwurden,wirddieserTestabgebrochen. Mosaiktest:9mehrfarbigeWürfel.DieSeitenderWürfelsindentwedereinfarbigoderbestehenaus2 farbigenFlächen,diedurchdieDiagonalederEckpunktegetrenntsind,und9KärtchenmitMustern,die mitdenWürfelnnachgebautwerdensollen.DienachzubauendenMusterhabenansteigendeSchwierigkeitsgradeunddamitunterschiedlicheZeitgrenzeninnerhalbdererdieAufgabenzulösensind.Nach3 FehlversucheninFolgewirddieserTestabgebrochen. Figurenlegen:4einfachenPuzzlesmitasymmetrischenTeilen,diejeweilsmöglichstschnellzueinerFigur (Mann,ProfileinesKopfes,Hand,Elefant)zusammengesetztwerdenmüssen.GemessenwirddiebenötigteZeit. Zahlen-Symbol-Test:Zahlenvon1-9sindjeeinemSymbolzugeordnet.DerProbandlerntzunächstdie ZuordnungundergänztdannauseinerTabellevon100ErgänzungsfeldernsoschnellwiemöglichdasjeweilsdazugehörigeSymbol.Nach90SekundenwirdderTestabgebrochen.DieAuswertungerfolgtmittels einerSchablone. InderTestdurchführungwechselnsichdieAufgabendesVerbal-undHandlungsteilsab.DadieTestergebnisse altersspezifischsind,werdendieseanhandvonUmrechnungstabellennormiert.DashauptsächlicheErgebnis desTestsistderIntelligenzquotient(IQ)desProbanden,aberauchdieerreichtePunktzahlindenverschiedenenAufgabentypenwirdprofilähnlichausgewertetundauchdieErrechnungeinesAbbauquotienten(altersbeständigevs.nicht-altersbeständigeUntertests)istmöglich. IST-70(Intelligenz-Strukturtestvon1970): DerIntelligenz-Struktur-TeststellteinenmehrdimensionalenIntelligenztestdar,mitdessenHilfeein ProfilderLeistungeneinesProbandeninverschiedenenAnforderungsbereichenerstelltwerden 59 kann.DerEinsatzistfürdenGesunden-undHochleistungsbereichvorgesehen,beispielsweiseim RahmenderBerufsberatungundEignungsdiagnostik. DerIST-70erfasstin9Untertests4Dimensionen: – – – – SprachlicheDimensionen(4Untertests) RechnerischeIntelligenz(2Untertests) RäumlicheVorstellung(2Untertests) Merkfähigkeit(1Untertest) DerIST-70kannbeiPersonenmitpsychischenStörungennichtangewandtwerden.Eristzeitaufwändig,dieGütekriteriensinderfüllt Felddiagnostik BeiderFelddiagnostikoderFeldpsychodiagnostik(Pawlik,1988)imengerenSinnwerdendieProbandeninihrernatürlichenUmgebungbeobachtet,Zielist,diekünstlicheTestsituation(„Laborsituation“)auszuschalten,umdadurcherzeugteVerfälschungenzureduzieren.Esmüssenmindestensvier Bedingungenerfülltsein: − DieUntersuchungssituationistnichtvomDiagnostikerarrangiert. − DasbeobachteteVerhaltenoderErlebenistnatürlich,d.h.nichtinstruiert. − DasVerhaltenundErlebenwirdunmittelbar,d.h.mitminimalerzeitlicherDistanzzumtatsächlichenGeschehen,erfasst. − EsexistierteinBezugssystem,dasindividualdiagnostischeAussagenermöglicht. FelddiagnostikkannalsFremd-undSelbstbeurteilungsverfahrendurchgeführtwerden.Selbstbeurteilungistz.B.inFormvonSchmerz-oderAngsttagebüchernmöglich. ProjektiveVerfahren BeidenprojektivenTestverfahrengehtmandavonaus,dassdieindividuellenUnterschiedeinder ReaktionaufeinvieldeutigesAusgangsmaterialUnterschiedeinderPersönlichkeitderVersuchspersonenwiderspiegeln,diesichmitdenüblichenPersönlichkeitstestsnichterfassenlassen.DieGültigkeitundZuverlässigkeitderprojektivenTestverfahrenistbisheuteumstritten,obwohlsieinderpsychologischenPraxisvielverwendetwerden.AlleprojektivenVerfahrenberuhenaufTiefenpsychologischenKonstrukten,wobeiderBegriffderProjektion12sehrweitausgelegtwird. BeiderGruppederprojektivenVerfahrenunterscheidetmanFormdeuteverfahren(z.B.RohrschachTest),verbal-thematischeVerfahrensowiezeichnerischeundGestaltungsverfahren: 1.DerRorschach-Test.HierwirdausdenDeutungenvonKlecks-Bilderneineinhaltliche(Motive) undeineformaleSeite(Begabung)derPersönlichkeitabgeleitet,wobeiauchdieArtderIntelligenz(produktivoderreproduktiv,ganzheitlichoderteilerfassend)ermitteltwerdenkann. 2.DerThematischeApperzeptions-Test(TAT),vondemesaucheineFassungfürKindergibt.Hier gehtesdarum,ausGeschichten,dieübereinvieldeutigesBild(einMannundeineFrauodereine Familie)erzähltwerden,AufschlüsseübergrundlegendeWünscheoderAbwehrmechanismenzu gewinnen. 3.Zeichentests,dieteilweiseprojektiv,teilweiseausdrucksbezogensind,beidenenetwaein Mann,einBaumodereineFamilievonTierengezeichnetwerdenmuss. 12 ProjektionmeintursprünglicheinenAbwehrmechanismus,beidemverdrängteInhalte(z.B.aggressiveImpulse)inAnderehineinprojiziertwerden,alsoAnderenzugeschriebenwerden. 60 DerVorteilvonprojektivenTestsliegtunteranderemdarin,dasseskeinerichtigenoderfalschen Antwortengibt,„sozialerwünschte“Antwortenkommendahernichtsohäufigvor. AllerdingshängtdamitdieQualitätderAuswertungundsomitdieQualitätderDiagnosealleinvom Auswerterab(niedrigeAuswertungsobjektivität).AuchdieanderenwichtigenGütekriterien(ReliabilitätundValidität)fallenfürprojektiveVerfahrendeutlichschlechteraus,alsfürobjektiveTests. Beispiele: Beispiel: Rohrschach-Test Der Test besteht aus zehn Tafeln mit speziell aufbereiteten Tintenklecksmustern. Es gibt weltweit fast ein Dutzend Parallelserien, von denen die meisten nicht frei im Handel erhältlich sind. Die Tafeln werden in einer festgelegten Reihenfolge gezeigt, mit dem Hinweis, dass die Tafeln beliebig gedreht werden können, und die Testperson wird gefragt: „Was könnte das sein?“ Dabei weist der Psychologe darauf hin, dass es keine „richtigen“ oder „falschen“ Antworten gebe. Während die Testperson die Tafeln betrachtet, notiert er Äußerungen, die Handhabung (Drehungen) der Karte sowie Reaktionszeiten. Beispiel: Thematischer Apperzeptionstest (TAT): Was geschieht auf diesem Bild? Apperzeption [lateinisch] (in der Philosophie und Psychologie): das klare und bewusste Erfassen eines Erlebnis-, Wahrnehmungsoder Denkinhalts. aus: Meiers Lexikon 61 DiagnostischeFragestellungen Klinisch-biographischeDiagnostik DieErhebunglebensgeschichtlichrelevanterDatenistzumbesserenVerständnisderaktuellenProblemebzw.derenEntwicklungerforderlich.BeidenbiographischenDatenunterscheidetman ObjektiveDaten Angaben,die„logischerEvidenz“entsprechen,Fakten - SubjektiveDaten Angaben,diesicheheraufdieindividuelleBedeutunglebensgeschichtlicherErinnerungenbeziehen - SzenischeInformationen Angaben,dieszenischesErlebenvonBeziehungsepisodenwidergebenundRückschlüsseauf(unbewusste) PhantasienundKonflikteermöglichen(besondersbeiPsychoanalyse/tiefenpsychologischerPsychotherapiewichtig) DieVerfahrenzurErhebungbiographischerDatensindunterschiedlich.InderPsychotherapiewerdenüberwiegendanamnestischeVerfahrenangewendet(s.u.„ChecklistebiographischerDaten“). Verfahrenstechnischgibtes: • StandardisierteRatingverfahren(biographischeEinschätzverfahren,grafischeEinschätzungen) Beispiele:FragebogenzuLebenszielenundLebenszufriedenheit,Life-Line-Interview • HalbstrukturierteundstrukturierteFragebogen Beispiele:biographischerExplorationsleitfaden,MannheimerbiographischesInventar • AnamnestischeVerfahren Beispiele:anamnestischeChecklisten(s.u.) • FreieVerfahren Beispiele:Lebenscollage,Lebenslauf-Metapher,Episodentechniken,autobiographischeStegreiferzählun13 gen,Genogramme AlsBeispieleinesanamnestischenVerfahrenswirddieChecklistezurErhebungderbiographischen AnamnesealswichtigesdiagnostischesVerfahrenindertiefenpsychologischenPsychotherapiegenauerdargestellt;dazuwerdenauchbeispielhafteFragestellungenformuliert: 1.FamiliärerundsozialerEntwicklungshintergrund a) FrühefamiliäreSituation,Geburt,Geschwisterfolge NunwerdenwirunsIhrerLebensgeschichtezuwenden,derFamilie,inderSiegroßgewordensindundIhrer Kindheit. b) LebensumständeindenKinderjahren WergehörtealleszurFamilie? c) BesonderheiteninderKindheit ErzählenSiemir,obesBesonderheitengabinIhrerKindheit. d) PsychischeStörungenwährendderKindheit WissenSienochvonseelischenBeschwerdenausIhrerKindheit? 2.Leistungsentwicklung a) FrüheInteressens-EvokationbeimKindundderSchuleintritt WelcheEinstellungenhattenIhreElternundIhreUmgebungzudenThemenArbeit,BerufundLeistung? 13 Unter einem Genogramm versteht man die Darstellung eines Familienstammbaums, der - über mindestens drei Generationen hinweg - die vielfältigsten Informationen über die Mitglieder einer Familie und ihre Beziehungen enthält. Genogramme zeichnen in grafischer Form Informationen über eine Familie auf, ermöglichen einen raschen Überblick über komplexe Familienstrukturen und ermöglichen die Verknüpfung eines klinischen Problems mit der Familienstruktur 62 b) SchuleintrittundSchullaufbahn KönnenSiesichnochanIhrenSchuleintritterinnern? c) BerufswahlundArbeit WieundwannhabenSiesichfüreinenBerufentschieden? 3.EntwicklungdesLeib-Selbst,interpersonelleEntwicklungundEntwicklungdergenitalenRolle a) FrüheZwischenleiblichkeitmitdenBezugspersonen WurdeIhnenerzählt,wasfüreinKindSiewaren? b) EntwicklunginderDyade-EntdeckungderGeschlechtlichkeit ErzählenSiemirvonIhrerfrühenKindheit! c) DieGeschlechtsvollen-Exploration KönnenSiesichdaranerinnern,wieSie„einJunge"/„einMädchen"gewordensind? d) SpäteKindheit WelcheKontaktehattenSieinderzeitvomSchulbeginnzurPubertät? e) Pubertät WiehabenSiedieVeränderungenIhresKörpersinderPubertätwahrgenommen? f) Adoleszenz WelcheswarendiewichtigstenErfahrungenIhrerJugendzeit? g) EntwicklungenimErwachsenenalter WelcheEntwicklungenundVeränderungengabesfürSieseitherimErwachsenenalter? Soziodiagnostik SozialePhänomenesindfürdieEntstehungunddenVerlaufpsychischerStörungenvonzentraler Bedeutung.SoziodiagnostikumfasstdieDiagnostiksozialerBeziehungen,sozialerInteraktion,sozialerEinflussfaktoren(Risiko-undprotektiveFaktoren),sozialerNetzwerkeundIntegration,BewältigungpsychosozialerBelastungen(Lebensereignisse).InderStressforschungwirdderEinflusssozialer Variablen(insbesonderesozialesNetzwerkundsozialeUnterstützung)aufdieEntstehungunddie BewältigungvonBelastungenuntersucht.SoziodiagnostikfindetsichalsTeilzahlreicherandererdiagnostischerVerfahren. - PsychischeStörungenwirkensich-mitoderohneBehandlung-aufMerkmaledersozialenDatenebeneaus,insbesondereimHinblickaufsozialeAnpassung. - SoziodiagnostikhatunmittelbareAuswirkungenaufmedizinischeInterventionenbzw.Therapieoptionen(Psychotherapie,RehabilitationundPrävention). - AuchsozialeInterventionenkönnenaufderBasisvonSoziodiagnostikerfolgen:Interventionen indassozialeUmfeld,VerbesserungendersozialenKompetenzundFörderungsozialerRessourcensindBeispielefürInterventionsmöglichkeiten. - ImRahmenderPersönlichkeitsdiagnostikwerdenauchMerkmaledesSozialverhaltenserfasst. - FernerspielenindenKlassifikationssystemenwieICD-10sozialeundinterpersonaleFaktoren einezunehmendwichtigeRolle. Netzwerke SozialeUnterstützungistmeistenandasVorhandenseineinessozialenNetzwerkesgebunden.DarunterverstehtmaneinBeziehungsgeflecht,dasMenschenmitanderenMenschenundInstitutionen sowieInstitutionenmitanderenInstitutionenverbindet.DerBegriffsozialesNetzwerkhateineweite VerbreitunginderSozialenArbeitgefunden.DerNetzwerkbegriffkannzudiagnostischenZwecken (Diagnose)oderzurDarstellungvonUnterstützungsstruktureneingesetztwerden. FürsozialeNetzwerkegeltenfolgendeUnterscheidungen: 63 primäreoderpersönlicheNetzwerke:HiermitsindNetzwerkeinderFamilieundVerwandtschaft,nachbarschaftlicheNetzwerkeundfreundschaftliche,dasheißtselbstgewählteNetzwerkegemeint.Aberauchaltersspezifische,frauenspezifischeoderarbeitsplatzspezifische Netzwerkefallendarunter; o sekundäreodergesellschaftlicheNetzwerke:HierzugehöreninstitutionelleNetzwerkewie zumBeispielHandwerksbetriebe,Versicherungsunternehmen,Kaufhäuser,Industriebetriebe undöffentlicheEinrichtungenderInfrastrukturwiezumBeispielKindergarten,Schule,Hochschule,SozialeDienste,Verkehrssysteme; o tertiäreNetzwerke:SiesindzwischendenprimärenundsekundärenNetzwerkenangesiedelt undhabeneinevermittelndeFunktion.EshandeltsichhierbeiumGruppenderSelbsthilfe, BürgerinitiativenundumprofessionelleDienstleistungenwieKrankenpflegedienste,GesundheitsberatungoderEinrichtungenderSozialenArbeit. SozialeNetzwerkebietenpraktische,emotionaleundkognitiveUnterstützunginBelastungs-und Krisensituationen.SozialarbeiterundSozialpädagogenbemühensichdarum,dassNetzwerkefür Menschen,diediesauseigenerKraftnichtodernochnichtschaffen,zugänglichwerden. DiagnostischeVerfahrenexistierenfüralledreiTypenvonNetzwerken.Sehrhäufigbeziehensichdie VerfahrenaufdieErmittlungvonNetzwerkressourcen. Beispiel:ErstellungeinerNetzwerkkartemit4Dimensionen:1.Freunde,Bekannte2.Familie3. Schule/Beruf4.ProfessionelleBeziehungen. SozialeUnterstützung • MitSozialerUnterstützungwerdenPersonen,Handlungen/InteraktionensowieErfahrungen/Erlebnisseumschrieben,diedemIndividuumdasGefühlgeben,geliebt,geachtet,anerkanntundumsorgtsowieBestandteilzuverlässigerBeziehungenundsozialerGruppenzusein (Cobb,1976). SozialeUnterstützungkannnachAnlass,Inhalt,QuelleundZieldifferenziertwerden. - Unterstützungsanlässe:Alltagund/oderBelastungen/Krisen - Problem-oderZielbereiche:allgemeinunspezifischund/oderbereichsbezogen/spezifisch(z.B. Arbeitsbereich;spezifischeBelastungenwiez.B.Erkrankungen,Kindererziehung). - Unterstützungsinhalte:psychologische(Anerkennung,positiveRückmeldung,emotionale Stützungetc.),instrumentelle(Information,Ratschlag,Arbeitetc.)Unterstützung. - QuellederUnterstützung:RolledesUnterstützers(z.B.Partner,Freunde,Familie). - ZielpersonderUnterstützung:unspezifisch/allgemeinund/oderspezifisch(z.B.Kinder,alte Menschen,Elternetc.). AlsBeispieleinesdiagnostischenVerfahrensseider„FragebogenzurSozialenUnterstützung“erwähnt(Fydrich,SommerundBrähler,2003).EshandeltsichumeinSelbstbeurteilungsverfahren,mit demdreiBereichesubjektivwahrgenommenerbzw.antizipierterUnterstützungausdemsozialen Umfelderfasstwerden: - PraktischeUnterstützung, - EmotionaleUnterstützungund - SozialeIntegration. DieVollversionenthält54Items(Fragen)undeignetsichzurgetrenntenAuswertungderdreiInhalte underfasstzusätzlichsozialeBelastungen. o Beispiel-Frage:"IchhabeFreunde/Angehörige,diesichaufjedenFallZeitnehmenundgutzuhören,wennich michaussprechenmöchte".(Antwortin5Stufenvon„trifftnichtzu“bis„trifftgenauzu“). 64 SozialeAnpassung Konstruktdefinition:sozialeAnpassunglässtsichnichtinwenigenWortenbeschreiben.ImDeutschen findetsichkaumeineallgemeingültigeDefinition.HäufigwirdsozialeAnpassungmitsozialerIntegrationgleichgesetzt.Diestrifftnichtganzzu.BeidersozialenIntegrationwirdüberwiegenddie AnpassungdesIndividuumsangesellschaftlicheBedingungengefordert,nichtjedochdieAnpassung derUmweltandasIndividuum.DieÜbersetzungeinerenglischenDefinition(s.u.)lautet: „SozialeAnpassungkannalsGleichgewichtzwischendemIndividuumundseinerUmweltdefiniert werden.GenauerkannsiealsFunktioniereneinesIndividuumsinspezifischensozialenRollenbetrachtetwerden.TheoretischkönnenDiskrepanzenindieserMensch-Umwelt-PassungFolgeeiner UnfähigkeitaufSeitendesIndividuumsoderStörungenimsozialenUmfeldsein.“ ImOriginalheißtes„...socialadjustmentcanbedefinedastheequilibriumbetweenanindividualandhisenvironment.Morepreciselyitcanberegardedasthefunctioningofanindividualinspecificsocialroles.Theoreticallyadiscrepancyinthisperson-environmentfitmayresultfromadisabilityonthesideoftheindividualor fromdisturbancesinthesocialenvironment".(Katschnig1983) DiagnostiksozialerAnpassungkanndurchfolgendeVerfahrenerfolgen: • ErfassungvonallgemeinenAspektendersozialenAnpassungmittelsSelbst-oderFremdbeurteilungundAbgleichmit„Normwerten“oder„Normverhalten“ • spezifischeSelbst-oderFremdbeurteilungsverfahren(inkl.Beobachtungsskalen),beidenengezielteinzelneAspektesozialerAnpassungerfasstwerden • Interviewverfahren • VerwendungvonGlobalskalen(Fragebögen) BeispieleinesstrukturiertenInterviews,welchesdiesozialeAnpassungerfassensollmitdemZiel, einemöglichesozialeBehinderungimSinnederWHO-Definitioneinzuschätzen.Darunterversteht mandasAbweichenderindividuellenVerhaltensmustervondensozialenErwartungendernormgebendenBezugsgruppe,unabhängigvonpsychiatrischerSymptomatikundpsychologischenFunktionseinschränkungen.DasInterviewwirdmitdemPatientenbzw.Klientenund/odereinemoder mehrerenInformanten(Bezugspersonen)durchgeführt. DieMannheimerSkalazurEinschätzungsozialerBehinderungistdieDeutscheFassungdes„Disability AssessmentSchedule“(WHO)(Gütewerte:rO=1,rR=>0,7,rV=0,68) Sektion1Allgemeinverhalten Selbstdarstellung,Freizeitaktivität,TempobeiderBewältigungtäglicherAufgaben,Kommunikation/sozialerRückzug,RücksichtnahmeundReibungenimUmgangmitMenschenundVerhalteninNotfällenundKrisensituationen Sektion2sozialeRolleneinesIndividuums Haushaltsrolle/TeilnahmeamFamilienleben,Partnerrolle:Gefühlsbeziehung,Partnerrolle:sexuelleBeziehung,Elternrolle,heterosexuellesRollenverhalten,Arbeitsverhalten,Interessean einemArbeitsplatz,InteressenundInformationsbedürfnis/RollealsKonsument. Sektion3GesamteinschätzungdersozialenAnpassung DerGraddersozialenAnpassungwirdauf5Stufenbeurteilt(von„gutesozialeAnpassung“bis „fehlendesozialeAnpassung“. Sektion4und5biographischeundsoziographischeInformationen ErgänzendeInformationenüberdielebensgeschichtlicheundsozialeEntwicklung 65 Belastungsbewältigung Belastungenlassensichinakute,zeitlichbegrenzte,Belastungenundchronischebzw.Dauerbelastungenunterteilen. Akutbelastungen: • Belastende/kritischeLebensereignisse - SiesindimLebenslaufeinesMenschenalsdiskrete,raum-zeitlichlokalisierbareEreignisse identifizierbar,wassievonchronischenStressoren/Belastungenabgrenzt - Siemacheneinequalitativ-strukturelleNeuorganisationdesPerson-/Umweltgefüges(z.B. beruflicheNeuorientierung;Ortswechseletc.)erforderlich,wassievonpassagerenAdaptationsleistungenundAlltagsbelastungenunterscheidet. - DieemotionalenReaktionensindnachhaltigundstellennichtnurkurzfristigeEmotionen dar,wiesieimAlltaghäufigvorkommen(undwassievonAlltagsereignissenabgrenzt). • TraumatischeEreignisseundtraumatischerStress s.Psychosomatik:PTBSundnegativerStress Dauerbelastungen: • ChronischeBelastungen - Anhaltendeökologisch,sozialundpsychologischbelastendeArbeitsbedingungen(z.B. Lärm,Feuchtigkeit,Rollenbelastungen,Zeitdrucketc.) - LanganhaltendeSchwierigkeitenundProblemeinverschiedenenLebenskontexten,die u.a.auschronischenMangelzuständenoderKonfliktenresultieren:z.B.finanzielleProbleme,RollenproblemeeinerHausfraumitvielenKindern,chronischeFamilienkonflikte - LanganhaltendeLebensbelastungenund/oderchronifizierteFolgendiskreterLebensereignisse(z.B.chronischeTrauernachPartnerverlust,FolgeschädeneinesschwerenUnfalls) • Alltagsbelastungen - DasEreignistrittimAlltagslebeneinesMenschenauf(=hoheAuftrittswahrscheinlichkeit) - EserfordertzwarnureinegeringeAnpassungszeit,jedochistdieWiederanpassungsleistungzumTeilrechthoch;dieseentsprichtalsonichteinerRoutinehandlung - DieValenz(Wertigkeit,Bedeutung)istdeutlichnegativ - DiedamitverbundenenEmotionenbesitzeneinemittlerebishöhereIntensitätund könnensodeutlichvonpassagerenEmotionenabgegrenztwerden. Belastungsbewältigung(„coping“)verläuftnachdemallgemeinenSchema: 66 InderoberenReihederAbbildungsinddieVoraussetzungeninFormpersonalerundsozialerBewältigungsfaktorenbzw.–ressourcengenannt.InderunterenReihedaszeitlichePhasenschemades Bewältigungsprozesses. DieDiagnostikbeziehtsichzumeinenaufdieErfassungvonBelastungenz.B.vonLebensereignissen undihreBedeutung(Beispiel:Impactofeventscale14),zumanderenaufdenBewältigungsprozess selbst,z.B.dieBewältigungsziele,Bewältigungsstile,Emotionen,Wahrnehmung,Bewältigungsergebnisseusw. Bewältigungsstilekönnenbeispielsweiseein: intrapsychisch/kognitiv:vernunftgesteuertesBewältigen,dieDinge„mitsichselbstabmachen“ offenaktional:„Aktionismus“,praktischesHandeln emotional-expressiv:nachaußengetrageneEmotion,Dramatik sozial/interaktional:SuchesozialerUnterstützung,Gespräche Lebensqualität DerBegriffLebensqualitätwirdweitgehenddeckungsgleichmitLebenszufriedenheitverwendet.Der Patient/Klientist„Experte“fürseineLebensqualitätsbeurteilung,daherstehenSelbstbeurteilungsinstrumenteganzimVordergrund. FragebögenzurLebenszufriedenheitexistiereningroßerZahl.AllerdingsistdasKonstruktderLebenszufriedenheitnichteindeutigdefiniert.DiegrößteSchnittmengebestehtmitderGesundheitsdefinitionderWHO,insbesondereauch,wasdassozialeWohlbefindenbetrifft. (Gesundheitsbezogene)Lebensqualitätbeinhaltet PsychischesWohlbefinden KörperlicheVerfassung SozialeBeziehungen FunktionsfähigkeitimAlltag ArtderdiagnostischenVerfahren: KrankheitsübergreifendeVerfahren allgemeineErfassungvonLebenszufriedenheit KrankheitsspezifischeVerfahren WiehatsichdieLebensqualitätdurcheineErkrankungverändert? FunktionsspezifischeVerfahren WelcheFunktionsstörungenbeeinträchtigendieLebensqualität? SymptomspezifischeVerfahren QuantifizierungdieLebensqualitätmindernderSymptome AnwendungsbereichederLebensqualitätsforschung BasisindividuellerTherapieplanung EvaluationvonBehandlungsstrategien EpidemiologischeStudienundGesundheitsberichterstattung QualitätderVersorgungundGesundheitsökonomie Beispiel: FragebogenderWHOzurLebensqualität,diesog.„FünfFragenzumWohlbefinden“: 14 ManbestimmtdielebensveränderndeWirkungvonbelastendenEreignissen(„lifeevent“).Dasjeweilige EreigniswirdineineHierarchiebekannterEreignisseeingeordnetundderentsprechendePunktwertmitdem BedeutungsgehaltdesEreignisses(5-stufigeSkala)mulipliziert. 67 WHO-Fragebogen zur Lebensqualität („Wellbeing Five“) Name: Während der letzten zwei Wochen Die ganze Zeit Meistens Mehr als die halbe Zeit Datum: Weniger als die halbe Zeit Manchmal Zu keiner Zeit ... war ich froh und guter Laune 5 4 3 2 1 0 … fühlte ich mich ruhig und entspannt 5 4 3 2 1 0 … fühlte ich mich beim Aufwachen frisch und ausgeruht 5 4 3 2 1 0 … fühlte ich mich energisch und aktiv 5 4 3 2 1 0 … war mein Alltag voller Dinge, die mich interessieren 5 4 3 2 1 0 Auswertung: Punktzahl(alsSummedermarkiertenZahlen)= Prozentwert(Punktzahlx4)= DiagnostikderPersönlichkeit ManunterscheidetPersönlichkeitseigenschaftenundPersönlichkeit.Persönlichkeitkannkurzals SummederPersönlichkeitseigenschaftenbeschriebenwerden. EinePersönlichkeitseigenschaftistdieDispositionzueinemMustervonVerhaltens-undErlebnisweisen,diesichineinembreitenSpektrum(sozialer)SituationenmithoherWahrscheinlichkeitmanifestieren.Manunterscheidet - Temperamentseigenschaften(z.B.Impulsivität) - Fähigkeitseigenschaften(z.B.Intelligenz) - Handlungseigenschaften(z.B.Bewältigungsstile) - Bewertungsdispositionen(z.B.Werthaltungen) - SelbstbezogeneDimensionen(z.B.Selbstwertgefühl) InderPersönlichkeitsforschungwirdfernerunterschiedenin„trait“,„state“und„habit“. trait:zeitstabileMerkmale,situationsunabhängig,PersönlichkeitsmerkmaleimengerenSinne state:Verhaltensmerkmale,diesituations-undzeitabhängigsind habit:Gewohnheiten,dieinderRegelkonditionierteReaktionensind 68 DiePersönlichkeitkanndanachalsdaseinzigartigeAusprägungsmustervonPersönlichkeitseigenschaften(traits)verstandenwerden. PersönlichkeitstestsfassendiePersönlichkeitseigenschaftenmeistin5bis12Dimensionenbzw.Skalenzusammen,abhängigvomzuGrundeliegendenPersönlichkeitsmodell. Beispiel:FreiburgerPersönlichkeitsinventar(FPI-R) DieAntwortenzu138FragenwerdeninfolgendenSkalenzusammengefasstundentsprechende Skalenwerteermittelt:Lebenszufriedenheit;sozialeOrientierung;Leistungsorientierung;Gehemmtheit;Erregbarkeit;Aggressivität;Beanspruchung;körperlicheBeschwerden;Gesundheitssorgen;Offenheit;Extraversion;Emotionalität → AuswertebeispielefindenSieindenVorlesungsfolien. BedeutungfürdiesozialeArbeit:PersönlichkeitsdiagnostikistehereineAufgabeimBereichPsychotherapie.JedochkannesfürdiesozialeArbeitwichtigsein,Persönlichkeitseigenschaftennach„state, trateundhabit“zudifferenzierenunddamitauchVeränderungsressourcenundBeratungsansätzezu finden. FerneristesbeimHinweisaufPersönlichkeitsveränderungen(z.B.durchDrogen,Demenz,Traumata) wichtig,die(prämorbide)Persönlichkeitzuerfassen. DiagnostikbeiKindern,JugendlichenundälterenMenschen (Alters-)GruppenspezifischeDiagnostikdientimWesentlichendazu,alters-undgruppenspezifische Problemsituationenzuerfassen.ImAlteristhäufigdieFrageeiner(fortgeschrittenen?)Demenzzu klären.BeiKindernsindSchuleignungstestseinbreitesAnwendungsgebiet. AmBeispielvonLeistungsproblemeninderSchuleseieinDiagnostischesSchemaerläutert: 69 EindiagnostischesSchemazurDemenzdiagnostikkönnesoaussehen: 1. ErfassungderAusgangsintelligenzmitdemMWT(Mehrfachwahl-Wortschatztest):dieser misstaufderBasisvonvorgegebenenErinnerungendieverbaleIntelligenz,diewiederumeinengutenAnhaltfürdieGesamtintelligenzgibt. 2. Screening-TestzurErfassungvonStörungenderInformationsverarbeitung,z.B.SymbolezählenundBuchstabeninvertieren.EinebeginnendeDemenzäußertsichzuerstinderAbnahme derInformationsverarbeitungsgeschwindigkeit.WenndasScreeningpositivist,folgtsie 3. PrüfungderKurzspeicher-KapazitätdurchSchnelllesenundZahlen-undBuchstabenmerken. EineAbnahmederSpeicherkapazitätkorreliertmitderaktuellenIntelligenzleistung. ZurBeurteilungwirddanndie(verbale)AusgangsintelligenzmitderaktuellenIntelligenzleistungverglichen.DieDifferenzspiegeltdasAusmaßdesgeistigenAbbauswider. Verlaufsbeobachtungen VieleTestsindsoangelegt,dasssiewiederholbarsindundsomitVerlaufsbeurteilungenermöglichen. DiesgiltinersterLiniefürklinischebzw.syndromaleTests.BeidenPersönlichkeitseigenschaftensind nursolcheVerfahrenzurVerlaufsbeurteilunggeeignet,dieGewohnheitenund„States“(alsosituationsabhängigeMerkmale)messen. BeimanchenTestswürdebeiWiederholungdasErgebnisdadurchverfälschtwerden,dassdieProbandendenTestbereitskennenundwissen,welcheAntwortenein„günstigeres“Bildergeben.Um diesesProblemzuumgehen,gibtesfürzahlreicheTestsParallelversionen,dieandereFragenmit gleichemHintergrundenthalten(z.B.MWT-AundMWT-B).GeradebeiWissenstestswürdesonstdas Ergebnisvölligverfälscht. DiesistauchderGrund,warumdieeigentlichenTestfragenmeistnichtveröffentlichtwerden.Dieses „Publikationsverbot“isteinungeschriebenesGesetz. ImFolgendeneineÜbersichtüberdieamhäufigstenverwendetenklinischenTests,diesich–mit AusnahmebestimmterDimensionenderPersönlichkeit–auchzuVerlaufsbeobachtungeneigenen. Störungsbild Verfahren(Beispiel) Leistungsdefizit(Kinder) HAWIEK(Intelligenzdiagnostik) Leistungsdefizit(Erwachsene) Demenzdiagnostik(s.o.) Teilleistungsschwäche Teilleistungstest(z.B.Rechnen) Depression HDS(HamiltonDepressions-Skala) BDI(BeckDepressions-Inventar) Angst/Panik (Zustandsangst) STAI(state-traitanxietyinventory) SomatoformeStörungen Bf-S(Befindlichkeitsskala) Seelischeundkörperliche Beschwerden SCL-90(Symptomchecklistemit90Fragen) Persönlichkeit(sstörung) FPI-R(FreiburgerPersönlichkeitsinventar) 70 StörungsbezogeneDiagnostik Wirdhiernichtmehrausgeführt,dabereitsindenvorangegangenenKapitelnbeispielhaftbesprochen. DiagnostikspeziellerpsychischerStörungen BeispielestörungsbezogenerDiagnostik:BECKschesDepressionsinventar(BDI) → DieOriginalfragensindimAnhang(letzteSeite)zudiesemSkriptenthalten. Persönlichkeitsstörungen BeispielefürPersönlichkeitstests:FPI-R(s.o.), → Dieersten24OriginalfragensindimAnhang(vorletzteSeite)zudiesemSkriptenthalten. Hirnleistungsdiagnostik SieheDemenzdiagnostik Extra:SensitivitätundSpezifitäteinesdiagnostischenVerfahrens EineDiagnosekannrichtigoderfalschsein.KeindiagnostischesVerfahrenistabsolutzuverlässigund sicher.DieskannKrankeoderGesundetreffen.Wirnehmenan,100Personensinddiagnostiziert worden.Esergibtsichein4-Felder-Schema: Diagnose Status Diagnosegestellt Diagnosenichtgestellt tatsächlichkrank tatsächlichpositiv (50) falschnegativ (15) nichtkrank falschpositiv (10) tatsächlichnegativ (25) DasProblem:beifalsch-negativenDiagnosenerfolgtkeineBehandlung,obwohleineErkrankungbesteht,diesbeträfeimobigenBeispiel15Personen.Beifalsch-positivenDiagnosenerfolgteineBehandlung,obwohldiesenichtangezeigtist,imBeispiel10Personen. DerAnteiltatsächlich-positiverDiagnosenbeidenErkranktennenntmanSensitivität.Kranksindim Beispiel65Personen,50wurdenerfasst,d.h.dieSensitivitätwäre77%. DerAnteiltatsächlich-positiverDiagnosenbezogenaufallepositivenDiagnosenheißtSpezifität.Es wurden60positiveDiagnosengestellt,10warenjedochfälschlicherweisepositiv.DieSpezifitätbeträgtalso83%. 71 Literatur LiteraturlistePsychodiagnostik,PsychotherapieundPsychosomatik VorlesungDr.WolfgangRuf-BallaufIV.Quartal2013 Bewertungen(ohneGewähr): Fachbücher(fettgedruck)–meistfürÄrzte/Psychologengeschrieben Empfohlene,gutverständlicheBücher(unterstrichen) Interessante(Fach-)Bücher(kursiv) PsychologischeDiagnostikundInterventionvonManfredAmelangundLotharSchmidt-Atzert(GebundeneAusgabe-15.März2006)EUR49,95 PsychodiagnostikinKlinischerPsychologie,Psychiatrie,PsychotherapievonRolf-DieterStieglitz,Urs Baumann,undHaraldJ.Freyberger(GebundeneAusgabe-Juni2001)EUR57,40 PsychotherapeutischeDiagnostik.LeitlinienfürdenneuenStandardvonH.Bartuska,M.Buchsbaumer,undGerdaMehta(Taschenbuch-3.August2005)EUR36,95 Testenundgetestetwerden:WasmanübermodernePsychodiagnostikwissensolltevonCharles JacksonundMatthiasWengenroth(Taschenbuch-Januar1999)EUR19,95 DiepsychodiagnostischeBaumzeichnungvonChristianP.Hammon(Sondereinband-2001) EUR20,30 TherapieorientiertePsychodiagnostikundintraindividuelleVariabilität:EinkurzerÜberblickvonJörg Hartig(Broschiert-Januar2008)EUR11,99 Testpsychologie:EineEinführungindiePsychodiagnostik(Uni-TaschenbücherS)vonUdoRauchfleisch(Taschenbuch-1.Juni2005)EUR18,90 DerCharakterundseineGeschichten.PsychodiagnostikmitdemThematischenApperzeptions-Test (TAT)vonWernerSeifert(Broschiert-1984)(Vergriffen) AnwendungsfelderpsychologischerDiagnostikvonHeinrichWottawaundRüdigerHossiep(Broschiert-Juni1997)EUR32,95 NeurotischeStörungenundPsychosomatischeMedizin:MiteinerEinführunginPsychodiagnostik undPsychotherapie.CompactLehrbuchvonSvenO.Hoffmann,GerdHochapfel,AnnegretEckhardtHenn,undAnnegretEckhardt-Henn(Broschiert-22.April2004)EUR29,95 LehrbuchderRorschach-Psychodiagnostik.FürPsychologen,ÄrzteundPädagogenvonEwaldBohm (GebundeneAusgabe-1990) EUR40,00 DieUrteilsbildunginderPsychodiagnostikvonPetrusBastianusBierkens(GebundeneAusgabe- 1968)EUR? Psychodiagnostik.GrundlagenundProbleme.vonRainerDieterich(Broschiert-Oktober1987) (vergriffen) 72 PsychodiagnostischesÜbungsbuch:EineBeispiel-SammlungvonRorschach-ÜbungsfällenvonEwald Bohm(Taschenbuch-1975)EUR? DiagnostikvonKonzentrationundAufmerksamkeit:TestsundTrendsN.F.Bd.3vonGerhardBüttner undLotharSchmidt-Atzert(Taschenbuch-Oktober2004)EUR39,95 Psychodiagnostik,Bd.1vonJürgenGuthke,HansR.Böttcher,undLotharSprung(GebundeneAusgabe-1990)EUR? DiagnosevonLernbehinderungen(BookonDemand)vonReimerKornmann(Broschiert-Januar 2000)EUR? ZeichnenundMalenalsInstrumentederpsychologischenDiagnostikvonWolfgangSehringer(Broschiert-1999)EUR50,00 PsychodiagnostikvonErikNeumann(Broschüre-1.Januar2002)EUR? DIPS.DiagnostischesInterviewbeipsychischenStörungen:Handbuch,Interviewleitfaden,ProtokollbogenvonSilviaSchneiderundJürgenMargraf(Taschenbuch-30.April2008)EUR39,95 BeiträgezurPsychodiagnostikdesSonderschulkindesvonGerhardGöllnitz,HildegardLenz,Dorothea Winterling,undFranzGünthervonStockert(Broschiert-1957)EUR? Pädagogisch-psychologischeDiagnostik.AktuelleEntwicklungenundErgebnissevonHans-Peter LangfeldtundHans-PeterTrolldenier(Broschiert-Januar2001)-Derzeitnichtverfügbar. PsychodiagnostikvonPeterE.W.Schulz(Sondereinband-1997)EUR? PsychodiagnostikheutevonUrsImoberdorf,RolandKäser,undReneZihlmann(Broschiert-1992) EUR? PsychodiagnostikModell-GutachtenvonJörgHartig(Broschüre-1.Januar1998)EUR? EinführungindiePsychodiagnostikvonErnstPlaum(Broschiert-März2002)EUR? TherapieplanungvonDietmarSchulte(Broschiert-1998)EUR26,95 PsychodiagnostikvonHermannRorschach(Taschenbuch-1999) UR? PsychologischeDiagnostikundInterventionvonManfredAmelangundWernerZielinski(Gebundene Ausgabe-1994)EUR? PsychiatrieundPsychotherapiefürHeilpraktikervonJürgenKoeslin(Broschiert-15.Februar2007) EUR36,95 BasiswissenPsychiatrieundPsychotherapie(Springer-Lehrbuch)vonVolkerArolt,ChristianReimer, undHorstDilling(Taschenbuch-9.Oktober2006)EUR19,95 GrundkonzeptederPsychotherapievonJürgenKriz(GebundeneAusgabe-12.April2007)EUR39,90 IntensivkursPsychiatrieundPsychotherapiemitStudentConsult-ZugangvonKlausLieb,SabineFrauenknecht,undStefanBrunnhuber(Broschiert-14.April2008)EUR36,95 73 50FällePsychiatrieundPsychotherapievonKlausLieb,BerndHeßlinger,undGittaJacob(Broschiert- 11.Mai2006)EUR21,00 PsychotherapeutischeSchätze:101bewährteÜbungenundMethodenfürdiePraxisvonSteffen FliegelundAnnetteKämmerer(GebundeneAusgabe-Mai2007)EUR19,80 Psychotherapie-Prüfung:DasAufgabenheft:FragensammlungmitAntwortenvonReginaE.Rettenbach(Broschiert-Juli2006)EUR22,95 TiefenpsychologischfundiertePsychotherapie:BasisbuchundPraxisleitfadenvonWolfgangWöller undJohannesKruse(GebundeneAusgabe-April2005)EUR49,95 Psychotherapie:EinLehrbuchfürÄrzteundPsychologenvonChristianReimer,JochenEckert,Martin Hautzinger,undEberhardWilke(GebundeneAusgabe-28.Februar2008)EUR79,95 Lehrbuch"HeilpraktikerfürPsychotherapie".DerkleineHeilpraktiker(Broschiert-Oktober2006) EUR49,00 PsychiatrieundPsychotherapievonHans-JürgenMöller,GerdLaux,undArnoDeister(Taschenbuch- 23.März2005)EUR49,95 HeilpraktikerfürPsychotherapie:DiemündlichePrüfungvonIngoMichaelSimon(Broschiert-Juli 2007)EUR39,00 DasgroßeLehrbuchderPsychotherapie:LehrbuchderPsychotherapie,Bd.1:Wissenschaftliche GrundlagenderPsychotherapie:Bd1vonWolfgangHiller,EricLeibing,undFalkLeichsenring(GebundeneAusgabe-Mai2004)EUR74,00 IntensivkursPsychiatrieundPsychotherapievonStefanBrunnhuber,SabineFrauenknecht,undKlaus Lieb(Taschenbuch-Dezember2004)EUR? TutmeinTherapeutmirgut?DasBegleitbuchfürdiePsychotherapievonWolfgangSiegel(GebundeneAusgabe-Juni2003)(vergriffen) DiePsychotherapie-PrüfungvonReginaE.Rettenbach(Broschiert-Mai2005)EUR29,95 PrüfungsfragenPsychotherapie:FragensammlungmitkommentiertenAntwortenvonAnnetteFink undClaudiaTritschler(Taschenbuch-April2008)EUR22,95 KlinischePsychologieundPsychotherapievonHans-UlrichWittchenundJürgenHoyer(Gebundene Ausgabe-19.September2006)EUR49,95 KörperundGefühlinderPsychotherapie-Basisübungen(LebenLernen120)vonGudrunGörlitz(Broschiert-September2006)EUR25,00 KompendiumfürdieHeilpraktiker-PrüfungPsychotherapievonThomasSiegel(Broschiert-13.Juni 2007)EUR29,95 EmotionsbezogenePsychotherapie:Grundlagen,StrategienundTechnikenvonClaas-HinrichLammers(GebundeneAusgabe-November2006)EUR46,95 74 DasgroßeLehrbuchderPsychotherapie:LehrbuchderPsychotherapie,Bd.3:Verhaltenstherapie:Bd 3vonWolfgangHiller,EricLeibing,FalkLeichsenring,undSergeK.D.Sulz(GebundeneAusgabe-11. November2003)EUR74,00 BeratungundTherapieoptimalvorbereiten:InformationenundInterventionenvordemerstenGesprächvonManfredPrior(Broschiert-2007)EUR14,95 StrukturbezogenePsychotherapie:LeitfadenzurpsychodynamischenTherapiestrukturellerStörungenvonGerdRudolf(GebundeneAusgabe-Oktober2006)EUR39,95 PrüfungPsychotherapie:780FragenundkommentierteAntwortenvonJürgenvonDallArmi(Broschiert-10.Mai2007)EUR34,95 DasgroßeLehrbuchderPsychotherapie:LehrbuchderPsychotherapie,Bd.2:Psychoanalytischeund tiefenpsychologischfundierteTherapie:Bd2vonWolfgangHiller,EricLeibing,undFalkLeichsenring (GebundeneAusgabe-31.Oktober2004)EUR74,00 PsychotherapiefürKinderundJugendliche.ErlebnisorientierteÜbungenundMaterialien(LebenLernen174)vonGudrunGörlitz(Broschiert-Dezember2007)EUR23,00 Selbstzuwendung,Selbstakzeptanz,Selbstvertrauen.PsychotherapeutischeInterventionenzumAufbauvonSelbstwertgefühl(LebenLernen163)vonFriederikePotreck-RoseundGittaJacob(Broschiert-März2008)EUR23,00 HausaufgabeninderPsychotherapie:StrategienundMaterialienfürdiePraxisvonLydiaFehmund SylviaHelbig(Broschiert-Mai2008)EUR39,95 DasgroßeLehrbuchderPsychotherapie:LehrbuchderPsychotherapie,Bd.5:Psychoanalytischeund tiefenpsychologischfundierteKinder-undJugendlichenpsychoth...Bd5vonWolfgangHiller,Eric Leibing,FalkLeichsenring,undHansHopf(GebundeneAusgabe-Februar2007)EUR84,00 MethodenderKognitivenUmstrukturierung.EinLeitfadenfürdiepsychotherapeutischePraxisvon BeateWilken(Broschiert-Dezember2006)EUR? VerhaltenstherapiemanualvonMichaelLindenundMartinHautzinger(Taschenbuch-April2008) EUR39,95 Psychiatriefast-der6hCrashkursvonSteffenGrünerundTomBschor(Broschiert-22.August2006) EUR12,95 DerPanama-Hut:OderWaseinengutenTherapeutenausmachtvonIrvinD.YalomundAlmuthCarstens(Taschenbuch-12.November2007)EUR9,00 MethodenderKognitivenUmstrukturierung:EinLeitfadenfürdiepsychotherapeutischePraxisvon BeateWilken(Broschiert-2.Juli2008) EUR19,00 AussöhnungmitdeminnerenKindvonErikaJ.ChopichundMargaretPaul(Taschenbuch-1998)EUR 9,95 NeurotischeKonfliktverarbeitung.EinführungindiepsychoanalytischeNeurosenlehreunterBerücksichtigungneuerPerspektivenvonStavrosMentzos(Taschenbuch-1.März1984)EUR9,95 75 InternationaleKlassifikationpsychischerStörungen:ICD-10KapitelV(F)Klinisch-diagnostischeLeitlinienvonWeltgesundheitsorganisationundHorstDillingetal.(Hrsg.)(Broschiert-23.April2008) EUR26,95 EnergetischePsychotherapie-integrativ:Hintergründe,Praxis,WirkhypothesenvonMichaelBohne, ChristofT.Eschenröder,undClaudiaWilhelm-Gößling(Broschiert-März2006)EUR19,80 Schmerzpsychotherapie:Grundlagen-Diagnostik-Krankheitsbilder-BehandlungvonBirgitKrönerHerwig,J.Frettlöh,R.Klinger,undP.Nilges(GebundeneAusgabe-2.Oktober2007)EUR59,95 PsychotherapeutischeMedizinundPsychosomatik:EineinführendesLehrbuchaufpsychodynamischerGrundlagevonGerdRudolf,PeterHenningsen,undAngelikaKramer(Broschiert-10.Oktober 2007)EUR39,95 PsychosomatischeMedizinundPsychotherapievonKurtFritzscheundMichaelWirsching(Taschenbuch-21.September2005)EUR19,95 BASICSPsychosomatikundPsychotherapievonJetteHänel,AnnalisaEnders,undSvenjaDavis(Broschiert-14.Juli2008)16,95 EinführungindiePsychosomatikundPsychotherapie:ArbeitsbuchfürUnterrichtundEigenstudium vonMichaelErmann,OtmarSeidl,EckhardFrick,undChristianKinzel(Taschenbuch-18.Mai2006) EUR12,50 KrankheitalsSymbol:HandbuchderPsychosomatik.Symptome,Be-Deutung,Bearbeitung,Einlösung vonRuedigerDahlke(GebundeneAusgabe-11.Oktober2007)EUR25,00 MeinKörper-BarometerderSeele:DaspsychosomatischeLexikon,dasschonbeimLesenhilftvon JacquesMartel(GebundeneAusgabe-Dezember2007)EUR24,80 WasdirdeineKrankheitsagenwill.DieSprachederSymptomevonKurtTepperwein(Broschiert-1. September2005)EUR8,90 Körperschmerz-Seelenschmerz:DiePsychosomatikderBewegungssysteme.EinLeitfadenvonHildegundHeinlundPeterHeinl(GebundeneAusgabe-4.Januar2007)EUR19,95 PsychosomatischeMedizin:ModelleärztlichenDenkensundHandelnsvonThurevonUexküll(Broschiert-21.Januar2008)EUR69,95 NeurotischeStörungenundPsychosomatischeMedizin:MiteinerEinführunginPsychodiagnostik undPsychotherapie.CompactLehrbuchvonSvenO.Hoffmann,GerdHochapfel,AnnegretEckhardtHenn,undAnnegretEckhardt-Henn(Broschiert-22.April2004)EUR29,95 Gehirn,PsycheundKörper.NeurobiologievonPsychosomatikundPsychotherapievonJohannCaspar Rüegg(GebundeneAusgabe-April2007)EUR36,95 PsychosomatischeMedizin:EinkurzgefaßtesLehrbuchvonWalterBräutigam,PaulChristian,und MichaelvonRad(Taschenbuch-25.September1997)EUR24,95 LeitfadenPsychosomatischeMedizinundPsychotherapie:OrientiertandenWeiterbildungsrichtlinienderBundesärztekammervonPaulL.Janssen,PeterJoraschky,undWolfgangTress(Broschiert- Oktober2005)EUR39,95 76 PsychosomatischeMedizinundPsychotherapie:EinLehrbuchaufpsychoanalytischerGrundlagevon MichaelErmann(GebundeneAusgabe-29.März2007)EUR29,80 PsychosomatikundPositivePsychotherapie:TranskulturellerundinterdisziplinärerAnsatzamBeispielvon40Krankheitsbildern.(GeistundPsyche)vonNossratPeseschkian(Taschenbuch-Mai2005) EUR11,90 PsychosomatischeMedizin.ModelleärztlichenDenkensundHandelnsvonThurevonUexküll,RolfH. Adler,undJörgM.Herrmann(Taschenbuch-6.Dezember2002)EUR89,95 Psychiatrie,PsychosomatikundPsychotherapievonWielantMachleidt,ManfredBauer,Friedhelm Lamprecht,undHansK.Rose(Taschenbuch-14.Januar2004) EUR44,95 WasFrauenkrankmacht.ZurPsychosomatikderFrauvonIngridOlbricht(GebundeneAusgabe- Januar2002)EUR19,95 PsychosomatikinderChinesischenMedizinvonKlaus-DieterPlatsch(GebundeneAusgabe-11.Oktober2005)EUR54,95 SomatoformeStörungen:Diagnostik,KonzepteundTherapiebeiKörpersymptomenohneOrganbefundvonHansMorschitzky(Taschenbuch-9.Oktober2007)EUR39,95 FreundschaftmitdemeigenenKörperschließen.ÜberdenUmgangmitpsychosomatischenSchmerzen(LebenLernen115)vonHanneSeemann(Broschiert-Januar2008)EUR21,00 WenndieSeeledurchdenKörperspricht:PsychosomatischeStörungenverstehenundheilenvon HansMorschitzkyundSigridSator(Broschiert-August2004) Derzeitnichtverfügbar. KrankheitalsSprachederSeele:Be-DeutungundChancederKrankheitsbildervonRüdigerDahlke (Taschenbuch-9.März2007)EUR11,00 DieRevoltedesKörpersvonAliceMiller(Taschenbuch-27.März2008) EUR7,50 Psychosomatik/PsychotherapiesystematischvonGerhardSchüßler(GebundeneAusgabe-April 2005)EUR32,80 Psychosomatikkompakt.KurzlehrbuchfürPflege-undGesundheitsberufevonRalfHömberg(Broschiert-24.Mai2006)EUR29,95 KrankheitalsWeg.DeutungundBe-DeutungderKrankheitsbilder.vonThorwaldDethlefsenund RüdigerDahlke(Taschenbuch-19.Mai2008)EUR9,00 SystemischePsychosomatik:EinintegrativesLehrbuchvonVeraHähnleinundJürgenRimpel(GebundeneAusgabe-März2008)EUR34,00 DasGedächtnisdesKörpers:WieBeziehungenundLebensstileunsereGenesteuernvonJoachim Bauer(Taschenbuch-1.September2004)EUR9,95 Psychiatrie,PsychosomatikundPsychotherapie:Fürpsycho-sozialeundpädagogischeBerufevon AlexanderTrostundWolfgangSchwarzer(GebundeneAusgabe-Januar2005)EUR25,50 77 ChoreographienderSeele:LösungsorientiertesystemischePsycho-SomatikvonAndrásWienands (GebundeneAusgabe-21.Juli2005)EUR19,95 HerzundSeele:LindauerBeiträgezurPychotherapieundPsychosomatikvonMichaelErmann(Taschenbuch-19.Mai2005)EUR17,00 PsychosomatischeGrundversorgung:KompendiumderinterpersonellenMedizinvonWolfgangTress, JohannesKruse,undJürgenOtt(Broschiert-August2003)EUR36,95 Focusing-EinintegrativerWegderPsychosomatik(LebenLernen161)vonBeateRingwelski(Taschenbuch-2003)EUR21,50 AngewandtePsychosomatikvonHansChr.Deter(GebundeneAusgabe-1997)EUR? SozialmedizinischeBegutachtunginPsychosomatikundPsychotherapie:AutorisierteLeitlinien,QuellentexteundKommentarvonWolfgangSchneider,PeterHenningsen,undUlrichRüger(Taschenbuch -August2001)EUR39,95 TherapielexikonPsychiatrie,Psychosomatik,PsychotherapievonMichaelZaudig,RolfD.Trautmann, undPeterJoraschky(GebundeneAusgabe-November2005)29,95 Psychiatrie,PsychosomatikundPsychotherapievonWielantMachleidt,ManfredBauer,undFriedhelmLamprecht(Taschenbuch-1999)EUR? NaturheilverfahrenundPsychosomatik:LösungsorientiertePraxisvonChristianPeterDogsundWolfJürgenMaurer(Taschenbuch-16.Juli2003)EUR29,95 Neuro-Psychosomatik:GrundlagenundKlinikneurologischerPsychosomatikvonPeterHenningsen, HaraldGündel,undAndreasCeballos-Baumann(GebundeneAusgabe-April2006)EUR69,00 PsychotherapeutischeMedizinundPsychosomatikvonGerdRudolf,ManfredCierpka,undUlrich Clement(Taschenbuch-August2007)EUR? GynäkologischePsychosomatikundGynäkopsychiatrie.DasLehrbuchvonAlmutDornundAnke Rohde(GebundeneAusgabe-Oktober2007)EUR69,00 DieFee,dasTierundderFreund.HypnotherapieinderPsychosomatikvonAgnesKaiserRekkas(GebundeneAusgabe-April2001) EUR? 78 Anhang:FallbeispielVerhaltenstherapie(„Reizblase“) DiePatientinH.kannnurnochinBegleitungihresFreundesund»mitVerpackung«dieWohnungverlassen.SiebefürchtetselbstmitVerpackung,dassihreBlaseüberlaufenundsieinallerÖffentlichkeit indieHosenmachenkönne.DieVerpackungbestehtauseinerWindelhose,dieihreinUrologevor zweiJahrenzutragenempfohlenhat,damitsiedadurchmehrSchutzundSicherheitvordembefürchtetenMissgeschick,inallerÖffentlichkeitindieHosezumachen,erlangensolle. BegonnenhatallesvorfünfJahrenaufeinerStudienreisenachIsraelgemeinsammitihrerMutter.Die TagedieserReisesindmiteinemdichtgepacktenBesichtigungs-undRundreiseprogrammgefüllt.An einemdieserTageistdiePatientinmitderganzenReisegesellschaftgleichmorgensnachdemFrühstückindenBusgestiegen,umdannmehrereBesichtigungspunkteanzufahrenundabendsineinem anderenHotelzulanden.WährendeinerderFahrtenzwischenzweiBesichtigungsaufenthaltenbemerkt diePatientin,dasssiedringendaufdieToilettemuss.SiehatmorgensnachdemFrühstückundzwischenzeitlichkeineZeitgehabt,dieToiletteaufzusuchenundauchnichtweiterdarangedacht.Aufder unebenenWüstenpisteimwackeligenBusstelltsichnuneinheftigerBlasendruckein.DerBushatkeine Toilette,dernächstevorgeseheneHaltistnochübereineStundeentfernt.DerDrang,Wasserlassenzu müssen,wirdimmerstärker.DiePatientinversuchtzunächstsichabzulenkenunddieZeitirgendwie auszuhalten.DieruckeligeFahrterlaubtdiesjedochnicht.DieMutter,dienebenihrsitzt,bekommtmit, dassdiePatientinimmerunruhigerundzappeligerwird,undmachtihrdarüberVorwürfe.Dies belastetdiePatientinzudesAnliegens,denReiseleiterzubitten,denBuszustoppen,damitsiepinkeln gehenkönne.DazumusssiefastdengesamtenBusdurchqueren.DerReiseleiterlehntzunächstmit demHinweisab,dasssiedochwohlerwachsengenugsei,dasauszuhalten.ErwollekeineZeitverlieren undhaltenichtan.UnterderzunehmendenBeachtungderMitreisendenmussdiePatientinmitder nochimmervollenBlasezurück anihrenPlatz.Siebemühtsicherneut,denimmerstärkerwerdenden BlasendruckunddiebeginnendeAngst,gleichindieHosenundaufdenSitzzupinkeln,auszuhalten. Nachweiterenfastunerträglichen20Minutenquältsiesicherneutnachvorne,umdiesmalheftigst daraufzubestehen,denBusanzuhalten.Diesgeschiehtdannauch.SiekannunterdenAugenallerMitreisendenhintereinemnahegelegenenBuschverschwinden,umihreNotdurftzuverrichten.Abdiesem ZeitpunktundfürdierestlicheReisezeitlöstjedebevorstehendeBusfahrteinenBlasendruckaus,sodass siedenReisebusnichtmehrbesteigt,ohnevorheraufderToilettegewesenzusein. DievolleBlase(UCS)löstreflektorischundzunehmendmehrdenBlasendruckundalledamitverbundenensensorischen,affektivenundmuskulärenReaktionen(UCR)aus.ImExtremfallkönnteesinderTat zueinerreflektorischenEntleerungderübervollenBlasekommen.DasErlebnisdesUCStrittimReisebus,untervielenLeuten,ohneunmittelbareVerfügbarkeiteinerToiletteauf,sodassdieseReizezuCS werdenundbereitsinderunmittelbarenFolgezeitähnlichebzw.identischekörperlicheundaffektive Reaktionen(CR)auslösen. WeitereEntwicklung: IstdiePatientinbereitsinvollenöffentlichenVerkehrsmitteln,insbesondereBussen,gehandicapt,sohat sichdiesindenletztendreiJahrenaufalleArtenvonVerkehrsmitteln,einschließlichAuto,aufGeschäfte,Restaurants,Theater,Kinos,Vortragssäle,Marktplätze,unbekannteOrte,fremdeWohnungen,ja selbstdieeigeneWohnung(wennBesuchdaist)ausgeweitet. NebenderStimulusgeneralisierung,mitderenHilfemandieVermeidunggefürchteterSituationenerklärenkann,lassenFrauH.auchReaktionsgeneralisierungenfinden: DieursprünglichengaufdieBlaseunddieBlasenentleerungbegrenzteAngstweitetsichimLaufeder ZeitauchaufdenDarm(Stuhldruck)unddieDarmentleerung(Angst,darüberKontrollezuverlieren)aus. 79 FPI-R(FreiburgerPersönlichkeitsinventar–erste24Fragen) 80 BECKschesDepressionsinventar:schnellerTestaufDepressivität(Dauer5-6Minuten) BDI Code-Nr. ____________________________________ Die folgenden beiden Seiten enthalten Gruppen von Aussagen. Bitte lesen Sie jede Gruppe sorgfältig durch. Kreuzen Sie die eine Aussage jeder Gruppe an, die am besten beschreibt, wie Sie sich in dieser Woche einschließlich heute gefühlt haben! Falls mehrere Aussagen in einer Gruppe gleichermaßen zuzutreffen scheinen, können Sie auch mehrere Ziffern ankreuzen. Lesen Sie auf jeden Fall alle Aussagen in jeder Gruppe, bevor Sie Ihre Wahl treffen. A 2 Ich finde mich fürchterlich. 0 Ich fühle mich nicht traurig. 3 Ich hasse mich. 1 Ich fühle mich traurig. H 2 Ich bin die ganze Zeit traurig und komme 0 nicht davon los. Ich habe nicht das Gefühl, schlechter zu 3 Ich bin so traurig oder unglücklich, daß ich sein als alle anderen. es kaum noch ertrage. 1 Ich kritisiere mich wegen meiner Fehler oder Schwächen. B 2 Ich mache mir die ganze Zeit Vorwürfe 0 Ich sehe nicht besonders mutlos in die wegen meiner Mängel. Zukunft. 3 Ich gebe mir für alles die Schuld was 1 Ich sehe mutlos in die Zukunft. schiefgeht. 2 Ich habe nichts, worauf ich mich freuen I kann. 0 3 Ich habe das Gefühl, daß die Zukunft hoffIch denke nicht daran, mir etwas anzutun. nungslos ist, und daß die Situation nicht 1 Ich denke manchmal an Selbstmord, ich besser werden kann. würde es aber nicht tun. 2 Ich möchte mich am liebsten umbringen. C 3 Ich würde mich umbringen, wenn ich es 0 Ich fühle mich nicht als Versager. könnte. 1 Ich habe das Gefühl, öfter versagt zu haben J als der Durchschnitt. 2 Wenn ich auf mein Leben zurückblicke, sehe 0 Ich weine nicht öfter als früher. ich bloß eine Menge Fehlschläge. 1 Ich weine jetzt mehr als früher. 3 Ich habe das Gefühl, als Mensch ein völliger 2 Ich weine jetzt die ganze Zeit. Versager zu sein. 3 Früher konnte ich weinen, aber jetzt kann ich es nicht mehr, obwohl ich es möchte. D K 0 Ich kann die Dinge genauso genießen wie früher. 0 Ich bin nicht reizbarer als sonst. 1 Ich kann die Dinge nicht mehr so genießen 1 Ich bin jetzt leichter verärgert oder gereizt wie früher. als früher. 2 Ich kann aus nichts mehr eine echte 2 Ich fühle mich dauernd gereizt. Befriedigung mehr ziehen. 3 Die Dinge, die mich früher geärgert haben, 3 Ich bin mit allem unzufrieden oder berühren mich nicht mehr. gelangweilt. L E 0 Ich habe nicht das Interesse an anderen 0 Ich habe keine Schuldgefühle. Menschen verloren. 1 Ich habe häufig Schuldgefühle. 1 Ich interessiere mich jetzt weniger für 2 Ich habe fast immer Schuldgefühle. andere Menschen als früher. 3 Ich habe immer Schuldgefühle. 2 Ich habe mein Interesse an anderen Menschen zum größten Teil verloren. F 3 Ich habe mein ganzes Interesse an anderen 0 Ich habe nicht das Gefühl, gestraft zu sein. Menschen verloren. 1 Ich habe das Gefühl, vielleicht bestraft zu sein. 2 Ich erwarte, bestraft zu werden. 3 Ich habe das Gefühl, bestraft zu gehören. G 0 1 Ich bin nicht von mir enttäuscht. Ich bin von mir enttäuscht. 81