1.) Einleitung

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1.) Einleitung
Das Thema meiner Maturaarbeit ist die Gravitationskonstante und ihre Bedeutung für die
kosmologische Entwicklung.
Es ist oft der Fall, dass wir die Werte von Konstanten nicht weiter beachten. Wir geben ihren
Wert ohne nachzudenken in den Taschenrechner ein. Dabei sind wir uns gar nicht der
enormen Bedeutung des Konstanten-Wertes bewusst! Von diesem Unbewusstsein stammt die
Idee zu dieser Arbeit.
Als wir in der Physik die Newtonsche Gravitationsgesetze durchgenommen haben, war die
Gravitationskonstante einfach ein fester Wert: „G=6.6725985·10-11 Nm2kg-2“, der ansonsten
nicht weiter beachtet wurde. Ich begann mich zu fragen, warum gerade dieser Wert die
Gravitationskonstante ist und was denn geschehen würde, wenn die Konstante anders wäre.
Denn da die Gravitation in so vielen Bereichen vorhanden ist, hätte eine Veränderung der
Gravitationskonstanten enorme Konsequenzen. Was wären z.B. die Folgen für die
kosmologische Entwicklung? Was wären die Folgen für die Sternentwicklung und
Planetenbildung? Welche Elemente hätte das Weltall? Und als entscheidende Frage: Gäbe es
auf der Erde leben oder wäre alles anders?
Diese Fragen beschäftigten mich sehr und entwickelten sich zu einem spannenden Thema.
Um ihre Beantwortung geht es in meiner Maturaarbeit. Ich möchte diese Problematik
erörtern, indem ich die kosmologische Entwicklung mit einer höheren und einer tieferen
Gravitationskonstante durchspielen werde.
Aber bevor wir die Modelle mit einer höheren und einer tieferen Gravitationskonstanten
untersuchen, müssen wir erst einmal klären, was denn die Gravitationskonstante ist, wo sie
wirkt und wann sie entstanden ist.
Bei den Berechnungen und bei den Simulationen werde ich eine fünffach höhere bzw.
fünffach tiefere Gravitationskonstante annehmen. Bei der Beschreibung der kosmologischen
Entwicklung werde ich einfach eine qualitativ höhere bzw. tiefere Gravitationskonstante
annehmen; diese Beschreibungen basieren auf den durchgeführten Simulationen und
Berechnungen. Durch die Komplexität und durch fehlende oder noch unzureichende Modelle
der Astrophysik kann die Beschreibung nicht mit exakten höheren bzw. tieferen
Gravitationskonstanten durchgerechnet werden.
Jetzt noch einige Worte zur Gliederung der Maturaarbeit:
Nach der Einleitung werde ich im zweiten Kapitel den Urknall und die Gravitation
beschreiben. Im dritten Kapitel wende ich mich der kosmologischen Entwicklung unseres
Universums zu. Das vierte Kapitel ist ein Modell der kosmologischen Entwicklung mit einer
grösseren Gravitationskonstanten; im fünften Kapitel nehme ich eine kleinere
Gravitationskonstante an. Im sechsten Kapitel werde ich anhand einiger Berechnungsmodelle
die Differenzen mit einer höheren bzw. tieferen Konstante zeigen, im siebten Kapitel mittels
einiger Simulationen die Folgen einer Änderung der Gravitationskonstanten. Im achten und
letzten Kapitel soll Raum und Möglichkeit für einige philosophische Fragen sein.
Die Zielgruppe, die ich mit dieser Maturaarbeit ansprechen möchte, besteht aus Maturanden
und wissenschaftlich interessierten Laien, welche über gute Grundlagenkenntnisse in der
Physik verfügen.
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2.) Erläuterungen zu Urknall und Gravitation
2.1) Ablauf des Urknalls
Die Urknall-Theorie ist für die Maturaarbeit zwar nicht von zentraler Bedeutung, aber
dennoch wichtig für die kosmologische Entwicklung. Denn nach dieser Theorie ist der
Urknall der Beginn von allem: es entstanden die Zeit, der Raum und die physikalischen
Gesetze. Somit auch die Gravitationskonstante mit ihrem heutigen Wert. Hier wurde also
der Grundstein für die spätere kosmologische Entwicklung gelegt.
Die Theorie des Urknalls ist heute allgemein akzeptiert, da für sie sowohl die Expansion des
Universums als auch die kosmische Hintergrundstrahlung im Bereich der Radio- und
Mikrowellen sprechen. Lange Zeit war sie hingegen sehr umstritten. Der Astronom Fred
Hoyle bezeichnete sie spöttisch als „Bing Bang“, also den grossen Knall, und war somit
ungewollt der Namensgeber für den Urknall. Hoyle wie auch Albert Einstein glaubten an ein
statisches Universum. Einstein fügte in seine Gleichungen sogar die „kosmologische
Konstante“ ein, um ein inflationäres und dadurch expandierendes Universum zu verhindern.
Nachdem die Indizien immer mehr für das expandierende Universum sprachen, nahm
Einstein die kosmologische Konstante wieder aus seinen Gleichungen heraus und bezeichnete
sie als „die grösste Eselei in seinem Leben“.
Ab zirka 10-12 Sekunden nach dem Urknall sind die Modelle und Aussagen recht verlässlich.
Über die Zeit davor kann momentan nur spekuliert werden, weil noch keine gut fundierten
Experimente und physikalische Theorien bestehen.
Nach 10-6 Sekunden, bei einer Temperatur von 1014 Grad Celsius, können Quarks, Gluonen
und Anti-Quarks nicht mehr als freie Teilchen existieren. Aus den Quarks entstehen Protonen
und Neutronen. Freie Neutronen sind instabil und zerfallen wieder in Protonen und
Elektronen. Hätten sich die freien Neutronen nicht an Protonen gebunden, gäbe es heute kein
einziges Neutron; somit würde das Weltall nur aus elementarem Wasserstoff bestehen.
Nach 100 Sekunden, bei 109 Grad Celsius, entstehen die leichten Elemente: Wasserstoff,
Deuterium, Helium und Spuren von Lithium. Das ist die einzige Zeit in der kosmologischen
Entwicklung, in der Kernfusion ausserhalb von Sternen möglich ist. Prozentual gesehen
entstehen 75% Wasserstoff, 24% Helium und die restlichen 1% teilen sich Deuterium und
Lithium. Alle schweren Elemente: Sauerstoff, Kohlenstoff, Schwefel, Eisen, Gold usw. sind
erst später, durch Kernfusion in den letzten Lebenszyklen eines Sternes, entstanden.
Erst 300´000 Jahre nach dem Urknall bilden sich Atome. Bei einer Temperatur von nur noch
3´000 Grad Celsius könne die Atomkerne nun die Elektronen einfangen und Atome bilden.
Dadurch wird das Universum durchsichtig; Materie und Strahlung, die zuvor in ständiger
Wechselwirkung standen, entkoppeln sich. Diese Entkopplung sehen wir heute als
Hintergrundstrahlung. Die Hintergrundstrahlung ist sozusagen das Nachglimmen des
Urknalls.
So zeichnete 1992 der Satellit Cobe (Cosmic
Background Explorer) die feinen Unterschiede
der Hintergrundstrahlung auf. Die Temperaturdifferenzen betragen nur ein hunderttausendstel
Grad. Wärmere Regionen erscheinen rot, kältere
blau. Was man hier sieht, sind die ältesten Zeugen
des jungen Universums, entstanden etwa 300´000
Jahre nach dem Urknall, also ca.13 Milliarden
Jahre alt.
(Abbildung 1)
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Heute beträgt die Temperatur der Hintergrundstrahlung nur noch ca. 2,7 Kelvin. (siehe [L12])
Durch die Expansion des Universums hat sie sich in den Radio- und Mikrowellenbereich
verschoben. Durch die Expansion entfernen wir uns von der Hintergrundstrahlung; die
Strahlung wird dadurch rotverschoben. Dieses Verhalten kennt man vom Doppler-Effekt. Bei
der Hintergrundstrahlung entdeckt man winzige räumliche Temperaturunterschiede von nur
einem hunderttausendstel Grad. Sie sind Dichteschwankungen in der Urmaterie des frühen
Kosmos. Diese Dichteschwankungen waren für die Entwicklung des Kosmos sehr wichtig.
Denn dort, wo die Dichte höher war, haben sich später durch die Schwerkraft Sterne,
Galaxien und Galaxiehaufen gebildet.
Zu Beginn des Urknalls gab es eine einzige Grundkraft, die sich in seinem Verlauf dann in
vier Elementarkräfte aufgespalten hat.
Die vier Elementarkräfte sind:
1.) Die Gravitation, welche die Anziehung von Körpern beschreibt.
2.) Die starke Wechselwirkung, welche die Anziehungskräfte zwischen den Kernteilchen
beinhaltet.
3.) Die schwache Wechselwirkung, welche bei der Radioaktivität vorkommt.
4.) Der Elektromagnetismus, welcher Elektrizität und Magnetismus beschreibt.
Zu allererst hat sich die Gravitationskraft von der Grundkraft getrennt. Die anderen drei
Elementarkräfte haben sich nach und nach entwickelt.
Entwicklung
des Universums
seit dem
Urknall.
(Abbildung 2)
2.2) Die Gravitation
Was ist Gravitation?
Diese Frage geht zurück auf Isaac Newton, der sich im Jahre 1666 über die Tatsache
wunderte, dass ein Stein zu Boden fällt. Wenn man einen Stein in der Hand hält, spürt man
die Kraft, welche der Stein ausübt. Er möchte nicht in Ruhe bleiben sondern wird von einer
Kraft in eine bestimmte Richtung gezwungen. Kaum lässt man ihn los, fällt er zu Boden.
Dieser Effekt ist uns wohlbekannt, aber wie ist es im Weltraum, z.B. im Orbit der Erde?
Wenn ich im Space Shuttle einen Stein loslasse, passiert nichts. Der Stein befindet sich in
Ruhe; es wirkt also keine bzw. nur eine sehr geringe Kraft auf ihn. Das ist natürlich nur eine
scheinbare Kraftlosigkeit, da der Stein mit dem Space Shuttle um die Erde kreist.
Auf der Erde zieht nicht nur die Erde den Stein an, sondern der Stein zieht auch die Erde an.
Aber da die Masse des Steins im Vergleich zur Erde sehr gering ist, spielt hier die
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Anziehungskraft des Steins keine Rolle. So werden wir zur Erde hingezogen und nicht zum
Stein. Nehmen wir an, der Stein hätte eine grössere Masse als die Erde, so würden wir zum
Stein hingezogen werden.
Die Gravitation hängt mit (schweren) Massen und Distanzen zusammen. Sie nimmt bei
doppelter Distanz um das Vierfache ab.
Newtonsches Gravitationsgesetz:
F =G
m1 m2
r2
Bei sehr geringen Massen, wie sie in Atomen vorkommen, spielt die Gravitationskraft trotz
geringer Abstände eine verschwindend kleine Rolle. (Was die Kernteilchen eines Atoms
zusammenhält, ist die starke Kernkraft.) Auch zwischen zwei sich gegenüberstehenden
Menschen ist die Gravitationskraft vernachlässigbar. Beide werden von der Erde angezogen;
hier ist die Gravitation von Bedeutung. Auch im System Erde – Mond spielt die Gravitation
eine grosse Rolle. Ebenso im Sonnensystem: die Planeten haben ihre festen Bahnen um die
Sonne, und bei der Bildung von Sternen und Sternsystemen. Wenn wir in grösseren
Massstäben denken, spielt die Gravitation eine zentrale Rolle bei der Bewegung von Galaxien
und Galaxienhaufen. Auch bei Schwarzen Löchern, zum Beispiel bei der Entstehung und
beim Schwarzschildradius.
Gravitation ist also bei grossen Massen von Bedeutung, trotz grosser Abstände. Somit ist sie
bei der gesamten kosmologischen Entwicklung eine sehr wichtige Grösse. Im makroskopischen Bereich sicherlich die wichtigste.
Machen wir ein Gedankenexperiment. Nehmen wir an, dass wir die Sonne einfach so aus dem
Weltall entfernen könnten - wie würde sich das auf die Erde auswirken? Verschwände die
Gravitationskraft zeitgleich mit dem Verschwinden des Körpers? Mit anderen Worten: Breitet
sich Gravitation mit unendlicher Geschwindigkeit aus oder nicht?
Nach Newton würde durch das Verschwinden der Sonne die zugehörige Gravitationskraft
sofort verschwinden. Folglich wird die Bewegung der Erde und der anderen Planeten nicht
mehr von der Gravitationskraft der Sonne beeinflusst. Die Erde und die anderen Planeten
fliegen einfach tangential weiter.
Wie würde dieses Experiment bei Einstein und seiner Allgemeinen Relativitätstheorie
aussehen? Eine Vorraussetzung der Relativitätstheorie ist, dass sich das Licht und andere
elektromagnetische Wellen immer konstant mit fast genau 300´000 km/s ausbreiten. Somit
braucht das Licht und alle anderen Informationen von der Sonne 8,3 Minuten bis zur Erde.
Das Verschwinden der Sonne würden wir deshalb erst nach 8,3 Minuten bemerken - zuvor
würden wir die Sonne weiterhin strahlen sehen.
Ebenso verhält sich es mit der Gravitation. Vor Ablauf von 8,3 Minuten würde die Erde
weiterhin auf der alten Bahn um die (nicht mehr existierende) Sonne kreisen. Erst nach 8,3
Minuten bekommt die Erde die Information, dass die Sonne und ihre Gravitationskraft nicht
mehr existieren. Die Erde würde sich daraufhin tangential weiterbewegen.
Das ist natürlich ein rein theoretisches Gedankenexperiment, da Gravitationswellen zwar von
Einstein vorhergesagt, aber experimentell noch nicht bestätigt worden sind.
Nach Einstein ist die Gravitation ein lokales Phänomen: Die Sonne zieht die Erde an, weil die
Sonne ein Gravitationsfeld aufbaut und somit den Raum krümmt. Die Erde und die anderen
Planeten bewegen sich dann in diesem gekrümmten Raum auf ihren Bahnen. Wenn jetzt die
Sonne plötzlich verschwindet, dann wird das Gravitationsfeld verändert. Es entsteht eine
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Gravitationswelle, die sich mit Lichtgeschwindigkeit ausbreitet und nach 8,3 Minuten die
Erde erreicht. Dadurch erfährt die Erde den Verlust der Sonne und ihrem Gravitationsfeld.
Die Sonne krümmt den Raum; die Planeten bewegen sich innerhalb des gekrümmten Raumes. Um im
interpanetaren, gekrümmten Raum einen grösseren
Abstand zur Sonne zu bekommen, muss Energie
aufgebracht werden; z.B. durch Triebwerkszündung
bei Raumsonden.
(Abbildung 3)
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Allgemeinen Relativitätstheorie von Einstein ist die
Krümmung der Raumes. Jeder Körper krümmt den Raum um sich herum, und zwar in
Abhängigkeit von seiner Masse mehr oder weniger stark. Die Sonne krümmt den Raum viel
stärker als die Erde, und ein Schwarzes Loch krümmt den Raum so stark, dass im Bereich des
Schwarzschildradius keine Materie und keine Photonen mehr entweichen können.
Die Gravitationskonstante
Das Newtonsche Gravitationsgesetz hängt von folgenden Grössen ab: Der Masse des ersten
Körpers, der Masse des zweiten Körpers, dem Abstand der beiden Körper und der
universellen Gravitationskonstanten „G“. Die beiden Massen und der Abstand sind variabel,
die Gravitationskonstante ist eine universelle Konstante, d.h. an jedem Punkt des Weltalls
gleich.
Diesen festen universellen Wert der Gravitationskonstanten ersetze ich in meiner
Maturaarbeit gedanklich durch einen höheren oder tieferen, ebenfalls universellen, Wert.
Die universelle Gravitationskonstante hat den Wert: G= 6,673·10-11Nm2/kg2.
Für die Berechnungen und Simulationen will ich zwei willkürliche Gravitationskonstanten
annehmen. Die höhere soll fünfmal grösser sein als die unsrige: Ghoch=3,337·10-10Nm2/kg2. Die
tiefere soll fünfmal kleiner sein als die unsrige: Gtief=1,3346·10-11Nm2/kg2.
Bei der Beschreibung der kosmologischen Entwicklung werde ich einfach eine qualitativ
höhere bzw. tiefere Gravitationskonstante annehmen.
3.) Kosmologische Entwicklung unseres Universums
3.1) Die erste Generation von Sternen
In der Hintergrundstrahlung ( siehe Abbildung 1) konnte man bereits Anfangsstrukturen erkennen. Aus diesen Anfangsstrukturen haben sich Protogalaxien gebildet. Protogalaxien sind
Materieansammlungen von Wasserstoff, Helium und Lithium. Die Protogalaxien hatten einen
Durchmesser von 30 bis 100 Lichtjahren und eine Masse von 100´000 bis 1 Million
Sonnenmassen. Unsere Milchstrasse hat zum Vergleich einen Durchmesser von ca. 80´000
Lichtjahren und eine Masse von ca. 140 Milliarden Sonnenmassen. Die damaligen
Protogalaxien waren also im Vergleich zu den heutigen Galaxien recht klein und hatten nicht
so viel Masse.
Es besteht eine weitere Differenz zwischen den damaligen und den heutigen Galaxien. Bei
den Protogalaxien waren die sichtbare und die dunkle Materie noch miteinander vermengt. In
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unserer Milchstrasse ist die dunkle Materie nach aussen gedrängt worden und befindet sich
nicht mehr innerhalb der Galaxie, sondern im sogenannten Halo. Der Halo umgibt die
Milchstrasse wie eine Kugel.
Wie sahen nun die ersten Sterne in den Protogalaxien aus?
Die ersten sternbildenden Klumpen waren viel wärmer als die Molekülwolken, in denen sich
gegenwärtig die meisten Sterne bilden. Staub und schwere Elemente kühlen die heutigen
Wolken viel effizienter, bis auf Temperaturen von 10 Kelvin. In den dichtesten Zonen der
Protogalaxien war jedoch die Temperatur um einiges höher; sie betrug zwischen 200 und 300
Kelvin.
Nach den heutigen Modellen waren die ersten Sterne sehr massereich; man geht davon aus,
dass sie eine Masse von 100 bis 250 Sonnenmassen hatten. Unsere Sonne hat im Vergleich
dazu nur eine Sonnenmasse. Die damaligen Sterne müssen also massereiche Riesen gewesen
sein, mit sehr hohen Oberflächentemperaturen von etwa 100'000 Kelvin. Das ist circa 17-mal
höher als die Oberflächentemperatur der Sonne. Das erste Sternenlicht muss also das
Maximum in der Ultraviolett-Strahlung gehabt haben. Unsere Sonne hat ihr Maximum im
sichtbaren Licht. Die starke Ultraviolett-Strahlung hat das umgebende Wasserstoff- und
Heliumgas aufgeheizt und ionisiert. Durch die ersten Sterne ist also in den folgenden
hunderten Millionen Jahren immer mehr Gas im Universum ionisiert worden.
Die Ionisierung sowie die Supernovae führten zur einer weiteren intensiven Produktion von
massereichen Sternen. Eine Supernova ist der Tod eines massereichen Sterns; durch
Supernovae entstehen Neutronensterne und, bei sehr grossen Massen, auch Schwarze Löcher.
Bei einer solchen Supernova entstehen Gravitationswellen und Dichtewellen, und der
sterbende Stern verliert mehr und mehr seine Hüllen. Die Hüllen liefern das zukünftige
Sternmaterial. Der Kern kollabiert zu einem Neutronenstern und wird zu einem schwarzen
Loch. Die Wellen und die davonfliegenden Hüllen beeinflussen das umgebende interstellare
Gas und führen durch Dichteschwankungen zur Bildung von neuen Sternen. Somit wurden
immer mehr, vor allem schwere, Sterne gebildet (siehe [L10]).
Sterne mit sehr grossen Massen haben nur eine sehr kurze Lebensdauer, ungefähr ein paar
Millionen Jahren. Zum Vergleich: unsere Sonne ist ein mittelschwerer Stern und hat eine
Lebensdauer von circa 10 Milliarden Jahren. Viele der ersten Sterne sind somit als
Supernovae explodiert und haben dadurch schwerere Elemente gebildet. Alle schweren
Elemente kommen folglich durch den Tod von sehr massereichen Sternen zustande. Die
schweren Elemente werden in der Astronomie Metalle genannt, also die Elemente oberhalb
von Helium. Die Chemie hat eine etwas andere Einteilung. Alle Elemente oberhalb von
Helium sind durch die Kernfusion, auch Nukleonsynthese genannt, in Sternen entstanden.
Aus diesem Grund nennen die Astrononem die schweren Elemente Metalle. Die Metalle
hatten einen entscheidenden Einfluss auf die weitere Abkühlung im Universum. Eine
Milliarde Jahre nach dem Urknall ist die Temperatur auf 19 Kelvin gesunken und heute, circa
13 Milliarden Jahre nach dem Urknall, beträgt die Temperatur nur noch 2,7 Kelvin. Die
Kühlung bewirkte die Bildung von weniger massereichen Sternen und erhöhte die
Sternentstehungsrate. Bis circa 2 Milliarden Jahre nach dem Urknall war die Entstehungsrate
der schweren Sterne höher als in der Zeit danach. Aber diese Rate ist auch auf die
eintretenden Verschmelzungen der Galaxien zurückzuführen. Wenn Galaxien verschmelzen,
entsteht ein sogenannter „Starbust“: es werden sehr viele massereiche, blaue Sterne gebildet.
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3.2) Die ersten Schwarzen Löcher und die Bildung von Protogalaxien
Aufgrund der kurzen Lebensdauer der massereichen Sterne entstanden, durch Supernovae,
sehr bald eine grosse Anzahl von Schwarzen Löchern. Die Schwarzen Löcher ernährten sich
durch das interstellare Medium (Wasserstoff, Helium, Spuren von Metallen) und wurden
somit immer grösser und massereicher. Es bildeten sich kleine Protogalaxien um die
Schwarzen Löcher. Die Protogalaxien zogen einander immer mehr an und verschmolzen.
Diese Verschmelzung führte wieder zu einem sehr starken Sternbildungsschub. Auch einzelne
Schwarze Löcher verschmolzen miteinander und bildeten so extrem massereiche Schwarze
Löcher im Zentrum der Protogalaxien. Diese „galaktischen“ Schwarzen Löcher waren durch
ihre extreme Masse noch viel gefrässiger und verschlangen immer mehr interstellares Gas.
Beim Verschlingen von interstellarem Gas durch ein galaktisches Schwarzes Loch wird sehr
viel Energie frei. Diese freiwerdende Energie könnte der Grund für die enorme Helligkeit der
Quasare sein. (Quasare sind sehr weit entfernte, also sehr früh entstandene helle Objekte, die
nach heutiger Theorie ein sehr massereiches schwarzes Loch als Zentrum haben.) Die
Verschmelzungen der Protogalaxien legten den Grundstein für unsere heutigen Galaxien, wie
z.B. der Milchstrasse oder unserer grossen Nachbargalaxie, der Andromedagalaxie (M31)
(siehe [L8]).
3.3) Kosmologische Strukturen
Bereits in der Hintergrundstrahlung sind kleine Strukturen sichtbar. Diese Strukturen sind im
Laufe der Zeit immer grossräumiger geworden. Solche Strukturen kann man auch an unserer
Milchstrasse sehen. Sie gehört mit der Andromedagalaxie und ca. 30 Zwerggalaxien zur
Lokalen Gruppe. Die Lokale Gruppe ist ein Galaxiehaufen innerhalb des Virgo-Haufens. Der
Virgo-Haufen umfasst seinerseits ungefähr 2´500 Galaxien. Er hat eine Ausdehnung von 49
Mio. Lichtjahren. Die Galaxien des Virgo-Haufens sind wiederum ein Teil des VirgoSuperhaufens, welcher mehrere einzelne Haufen umfasst.
Die Galaxiendichte in einem Haufen ist ungefähr 100-mal höher als in einem beliebigen
Abschnitt des Raumes gleicher Grösse. Im Zentrum von Haufen ist die Galaxiedichte sogar
um 10´000-mal höher.
Es ist wichtig zu sehen, dass die gravitativen Einflüsse für die Strukturbildung verantwortlich
sind.
3.4) Sterne
Neue Sterne werden aus der interstellaren Materie gebildet, die in Gas- und Staubwolken in
den Galaxien vorhanden ist. Durch die Wirkung der Schwerkraft verdichtet sich eine
interstellare Wolke. Die Kontraktion bewirkt, dass Temperatur und Druck ansteigen. Wenn
die Temperatur im Zentralbereich der kollabierenden Gasmasse einige Millionen Grad
erreicht, setzt die Wasserstofffusion ein, nun ist ein neuer Stern entstanden. Das ist natürlich
eine sehr vereinfachte Darstellung der Sternentstehung, aber sie reicht aus, um den groben
Ablauf zu verstehen.
Eine interstellare Wolke beinhaltet einige Tausend Sonnenmassen, ein Stern hat zwischen 0,1
und 20 Sonnenmassen. Es ist also klar, dass eine interstellare Wolke mehrere Sterne bildet
(siehe [L2]).
Wie oben bereits gesagt, können Sterne zwischen 0,1 und 20 Sonnenmassen haben. Je nach
Masse kann man Sterne in verschiedene Spektralklassen einteilen. Sehr massereiche Sterne
haben eine Aussentemperatur von ca. 20´000 Kelvin und aufgrund ihrer heissen Oberfläche
eine bläuliche Farbe. Diese Sterne haben eine sehr kurze Lebensdauer von 10 bis 20
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Millionen Jahren und enden als Supernovae. Aus ihnen entstehen Schwarze Löcher oder
Neutronensterne.
Sterne wie unsere Sonne haben eine Aussentemperatur von ca. 5´000 bis 7´000 Kelvin und
erscheinen somit in einer gelblichen Farbe. Nach einer Lebensdauer von ca. 7 bis 10
Milliarden Jahren werden sie zu Weissen Zwergen (ursprünglicher Kern eines Sterns).
Sterne mit einer Masse unter 0,7 Sonnenmassen erscheinen in einer rötlichen Farbe, sie haben
Aussentemperaturen von 3´000 bis 5´000 Kelvin. Ihre Lebensdauer beträgt 15 bis 20
Milliarden Jahre, und sie enden ebenfalls als Weisse Zwerge (siehe [L5]).
3.5) Planeten
Die Planetenbildung startete viel später als die Sternbildung, ca. 1 Mrd. Jahre nach dem
Urknall.
Planeten bestehen aus Metallen und Gasen. Das Erdinnere besteht vor allem aus Legierungen
von Nickel, Eisen, Silizium und Aluminium. Unsere Erdatmosphäre besteht aus ca. 78%
Stickstoff und ca. 21% Sauerstoff. Erde, Venus, Mars und Merkur gehören zu den
metallischen Planeten. Jupiter, der grösste Planet in unserem Sonnensystem, verfügt über
einen festen Kern aus Eisen und Silizium-Verbindungen. Der Kern ist von Wasserstoff
umgeben. Die Jupiter-Atmosphäre besteht vor allem aus Wasserstoff, Helium, Methan und
Ammoniak. Jupiter, Saturn, Neptun und Uranus werden auch gasförmige Planeten genannt.
Sie sind grösser, massereicher und vom Zentraslstern weiter entfernt als die metallischen
Planeten (siehe [L1]). Wenn wir uns nochmals die Verteilung der chemischen Elemente kurz
nach dem Urknall ins Gedächtnis rufen: 75% Wasserstoff, 24% Lithium und 1% Lithium,
sehen wir, dass aus diesen Elementen keine Planeten gebildet werden können, denn die Kerne
von Planeten bestehen aus Eisen, Nickel und Silizium. Wie im letzten Kapitel bereits gesagt,
sind alle Elemente höher als Helium durch Kernfusion im Inneren von Sternen gebildet
worden. Massearme Sterne wie z.B. unsere Sonnen bilden in ihrer Spätphase Elemente bis
Sauerstoff. Massereiche Sterne bilden bei der Supernova alle Elemente grösser als Eisen. Man
sieht, dass durch das Ableben von Sternen das interstellare Medium mit schwereren
Elementen angereichert wird. Aus diesem Material können sich dann wieder neue Sterne und
vielleicht auch neue Planeten bilden.
3.6) Leben
Jetzt sind wir bei einer entscheidenden Frage angekommen: Hat sich in diesem Universum
Leben entwickelt? Diese Frage klingt banal, da wir ja mindestens einen Planeten kennen, auf
dem sich Leben entwickelt hat. Ich möchte nur auf Leben in dem uns bekannten Sinne
eingehen; andere Lebensformen sind zwar theoretisch möglich, aber weder experimentell
nachgewiesen noch entdeckt.
Hier auf der Erde mussten viele Faktoren stimmen, damit sich Leben entwickelt konnte.
Betrachten wir zwei davon: Den Sterntyp und den Abstand zum Zentralstern.
Wie schon im Abschnitt: Sterne (siehe 3.4) beschrieben worden ist, gehört unsere Sonne zum
Spektraltyp „G“, mit einer Aussentemperatur von circa 5´000 Grad Celsius und einem
Strahlungsmaximum im sichtbaren Licht. Dieser Sterntyp hat eine ungefähre Lebensdauer
von 10 Milliarden Jahren und bietet Leben somit ausreichend Zeit und gute Verhältnisse, um
sich zu entwickeln. Dem Abstand zum Zentralstern kommt eine weitere wichtige Rolle zu. Ist
der Abstand zu klein, dann ist es auf dem Planeten zu heiss. Das sehen wir auf der Venus: die
Venus hat zur Sonne einen Abstand von 108 Millionen Kilometern und eine
Oberflächentemperatur von 480 Grad Celsius. Sie ist also viel zu heiss für die Entwicklung
von Leben. Der Mars befindet sich in einem Abstand von 228 Millionen Kilometern zur
Sonne, seine Oberflächentemperatur beträgt –23 Grad Celsius. Er ist also viel zu kalt für
Leben. Nur unsere Erde befindet sich mit einem Abstand von 150 Millionen Kilometern in
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der Lebenszone. Mars und Venus befinden sich ausserhalb der Lebenszone und können somit
kein Leben haben.
Wie ist die Wahrscheinlichkeit für Leben bei Sternen, die um einiges massereicher (> 1.4
Sonnenmassen) oder masseärmer (< 0.8 Sonnenmassen) sind als unsere Sonne? Bei den
massereichen Sternen liegt das Strahlungsmaximum im UV-Licht und ihre Oberflächentemperatur beträgt ca. 20´000 Grad Celsius. Bei starkem UV-Licht mutieren die Gene oder
werden sogar zerstört. Es wird also kaum möglich sein, dass sich Leben entwickeln kann. Bei
massearmen Sternen ist das Strahlungsmaximum im Infraroten und sie haben eine
Aussentemperatur von 3´000 Grad. Folglich müsste der Planet schon sehr nah beim
Zentralstern sein, damit er ausreichend aufgewärmt wird und somit Möglichkeiten für Leben
bietet.
3.7) Zukunft
Die Zukunft des Universums ist heute sehr ungewiss, da nicht die Gravitation das zukünftige
Schicksal des Universums bestimmt, sondern die sogenannte Dunkle Energie. Sie wird
darüber bestimmen, ob sich das Universum immer weiter ausdehnt oder wieder in sich
zusammenfällt. Heute sieht es aus, als würde das Universum ewig und sogar beschleunigt
expandieren.
Auch die Sternbildungsrate wird in der Zukunft immer mehr abnehmen. Sterne brauchen für
ihre Entstehung Wasserstoff, und erst mit der Fähigkeit zur Wasserstofffusion ist ein Stern
geboren. Sterne wandeln durch die Fusion Wasserstoff in schwerere Elemente um; somit geht
im Universum immer mehr Wasserstoff verloren, während die schweren Elemente zunehmen.
Es ist also logisch, dass in einer entfernten Zukunft keine Sterne mehr gebildet werden
können. Da immer weniger Sterne gebildet werden und immer mehr Sterne ableben, wird das
Universum allmählich dunkler werden. Auch durch den Effekt der Expansion wird die
Dunkelheit zunehmen. Wenn also das Universum ewig expandiert, dann wird ein „dunkles
Zeitalter“ kommen, wo man kaum noch einen Stern oder eine Galaxie sehen wird. Anders
verhält es sich, wenn das Universum wieder in sich zusammenfällt, da die Abstände zwischen
Galaxien dann immer geringer werden (siehe [M6]).
4.) Die Entwicklung des Universums mit einer höheren
Gravitationskonstanten
4.1) Einleitende Gedanken
Im letzten Kapitel haben wir die Entwicklung unseres Universums kurz dokumentiert. Es ist
dabei aufgefallen, in wie vielen Bereichen die Gravitationskraft wirksam ist, sei es bei der
grossen kosmologischen Entwicklung, bei galaktischen Superhaufen, bei Galaxien, bei
Schwarzen Löchern, bei Entstehung und Ableben von Sternen.
In diesem und im nächsten Kapitel werden wir auf die eigentlichen Thematik der Maturaarbeit eingehen. Ich werde mir das Recht herausnehmen, theoretisch an der Einstellung der
Gravitationskonstanten herumzudrehen und beschreiben was passieren wird. In diesem
Kapitel werde ich eine qualitativ höhere Gravitationskonstante annehmen.
Ab wann wird die erhöhte Gravitationskonstante zu spüren sein? Ich werde die Entwicklung
ab 300´000 Jahren nach dem Urknall betrachten. Zu diesem Zeitpunkt ist das Universum
durchsichtig geworden und Materie und Strahlung haben sich entkoppelt. In der Zeit davor
waren vor allem die starken Kernkräfte und die elektromagnetischen Kräfte dominant. Die
Hintergrundstrahlung unseres Universums soll der Ausgangspunkt für dieses Modell sein.
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4.2) Die erste Generation von Sternen
Die durch die erhöhte Gravitationskonstante grössere Gravitationskraft wirkt sich stärker auf
die Bildung von Sternen aus. Sterne werden früher und schneller gebildet. Nach den heutigen
Modellen gab es die ersten Sterne in unserem Universum ca. 250 Mio. Jahre nach dem
Urknall. In einem Universum mit einer höheren Gravitationskonstanten werden die ersten
Sterne vielleicht schon nach 200 Mio. Jahren erstrahlen. Bei 200 Mio. Jahren ist das
Universum noch um einiges kleiner als bei 250 Mio. Jahren. Durch die grössere
Gravitationskonstante werden sich sehr schnell massereiche Riesensterne von 200 bis 350
Sonnenmassen bilden. Es ist aber unklar, ob Sterne eine Massenobergrenze haben, also ob
sich Sterne mit einer Masse von über 200 Sonnenmassen überhaupt bilden können. Falls sich
solche Riesensterne bilden können, werden sie massereicher sein als die Riesensterne in
unserem Universum zu jener Zeit. Das Strahlungsmaximum wird weiterhin im Ultravioletten
liegen. Wie wir bereits wissen, haben sehr massereiche Sterne eine sehr kurze Lebenszeit,
Riesensterne nur ein paar Millionen Jahre. Diese Riesensterne werden als Supernovae
explodieren und zu Schwarzen Löchern werden. Ihre Sternhüllen, welche zu schweren
Elementen fusioniert sind, werden in den interstellaren Raum hinausgeschleudert werden und
ihn mit schweren Elementen anreichern.
Die schweren Elemente haben die Eigenschaft, dass sie den Raum abkühlen, was die Bildung
von neuen Sternen erleichtert. Ebenso positiv auf die Sternbildung wirken die Gravitationswellen der Supernovae, welche in den interstellaren Wasserstoffwolken Dichteschwankungen
hervorrufen und somit ebenfalls die Sternbildung erleichtern. Es werden also nach der ersten
Sternpopulation von Riesensternen auch mittelschwere und leichte Sterne gebildet werden
können. Somit erfolgt die Sternbildung von solchen Sternen viel früher als in unserem
Universum. Man sieht: die höhere Gravitationskonstante beschleunigt den ganzen Sternbildungsprozess.
4.3) Die ersten Schwarzen Löcher und die Bildung von Protogalaxien
Durch die Riesensterne entsteht schon bald eine Vielzahl Schwarzer Löcher, welche sich
durch die höhere Gravitationskonstante rasch zu sehr massereichen Schwarzen Löchern
vereinigen und damit wiederum Einfluss auf die Sternbildung haben werden. Es besteht ein
Zusammenhang zwischen dem Wachstum von Schwarzen Löchern und der Sternbildung. Die
entstehenden galaktischen Schwarzen Löcher werden Zentren von Protogalaxien bilden. Das
Verschlingen von interstellarem Gas durch das galaktische Schwarze Loch wird extreme
Energien freigesetzen. Die enorme Helligkeit wird sicher um einiges grösser sein als die der
Quasare in unserem Universum. Da der interstellare Raum noch klein ist und durch die höhere
Gravitationskonstante der Expansion stärker entgegenwirkt als in unserem Universum,
werden sich viele Protogalaxien vereinigen und zu mächtigen Quasaren werden. Bei den
Protogalxie-Vereinigungsprozessen ist die höhere Gravitationskonstante der Grund für eine
schnellere und stärkere Vereinigung. Die Verschmelzungen von Protogalaxien legen
wiederum den Grundstein für die spätere Galaxie- und Haufenentwicklung.
4.4) Kosmologische Strukturen
Wie wir schon im letzten Kapitel gesehen haben, beschleunigt und verstärkt die höhere
Gravitationskonstante die Prozesse; Protogalaxien werden früher gebildet und es entstehen
früher und mächtigere Quasare. Diese Quasare werden sich zu Galaxien heranbilden. Es
werden mehr massereiche Galaxien entstehen als in unserem Universum und nur wenige
kleine Galaxien. Die Zwerggalaxien können sich der Anziehungskraft der grossen Galaxien
nicht widersetzen und werden von diesen einverleibt. Grosse Galaxien werden sich durch die
höhere Anziehungskraft zu noch grösseren Galaxien vereinigen; wahrscheinlich werden
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Galaxien entstehen, die weit massereicher und grösser als diejenigen unseres Universums sein
werden. Die Vereinigung von Galaxien führt immer zu einem Starburst, also zu einer grossen
Sternbildungsrate. Das erdachte Universum wird also vor allem aus Riesengalaxien bestehen
und kaum andere Galaxiearten haben. Es wird auch weniger Galaxiehaufen und Superhaufen
geben, dafür aber werden die Haufen über massereichere Super-Galaxien verfügen.
Die höhere Gravitationskonstante hat auch einen grossen Einfluss auf die Expansion des
Universums. Die Gravitation wirkt der Expansion entgegen und bremst sie langsam ab. Bei
einer grösseren Gravitationskonstanten ist dieser Effekt natürlich höher und somit die
Abbremsung grösser. Das Weltall wird sich also langsamer als unser Universum ausdehnen
und dadurch kleiner bleiben.
4.5) Sterne
Die höhere Gravitationskonstante wird einen entscheidenden Einfluss auf die Kontraktion von
interstellaren Wolken haben. Eine interstellare Wolke hat oft Gas von mehreren Tausend
Sonnemassen. Es ist logisch anzunehmen, dass die höhere Gravitationskonstante den Sternbildungsprozess beschleunigt. Es ist auch anzunehmen, dass sich vor allem massereiche,
„blaue“ Sternen bilden werden und weniger mittlere und kleine Sterne als es in unserem
Universum der Fall ist. Das Strahlungsmaximum vieler Sterne wird also im Ultravioletten
Licht zu sehen sein und weniger im sichtbaren Licht. Durch die stärkere Sternbildungstendenz
der interstellaren Wolken wird das Material der Wolken schneller verbraucht. Es ist also
anzunehmen, dass der Wasserstoff, der für die Sternbildung das wichtigste Element ist,
schneller ausgehen wird und somit keine Sterne mehr gebildet werden können. Da vor allem
kurzlebige massereiche Sterne entstehen, wird das interstellare Medium viel schneller mit
schweren Elementen angereichert.
Die Tendenz, Sterne zu bilden wirkt sich durch die höhere Gravitationskonstante auch auf
interstellare Wolken aus, die in unserem Universum zu wenig Masse gehabt hätten um zu
kontrahieren und Sterne zu bilden. Es werden also auch aus kleineren Wolken Sterne gebildet
werden; wahrscheinlich wird es sich um mittlere oder kleinere Sterne handeln, die eine
längere Lebensdauer haben.
Von der höheren Gravitationskonstanten werden auch die sogenannten Braune Zwerge
profitieren. Braune Zwerge sind „Fast-Sterne“ mit einer Masse von nur 1/100 bis 1/10
Sonnenmassen. Sie haben zuwenig Masse, um in ihrem Inneren eine Wasserstoff-Kernfusion
zu erzeugen. In einem Universum mit einer höheren Gravitationskonstanten werden die
schwereren der Braunen Zwerge hingegen in der Lage sein, die Kernfusion im Inneren zu
erzeugen und somit auch zu Sternen werden. Sie werden kleine rote Zwergsterne werden mit
einer Aussentemperatur von ca. 3´000 Kelvin.
Es ist wichtig zu sehen, dass die höhere Gravitationskonstante die Kernfusion in den Sternen
beschleunigt und dass der Wasserstoff im Kern der Sterne schneller verbraucht wird, wodurch
die Lebensdauer der Sterne abnimmt.
4.6) Planeten
In unserem Universum sind die ersten Planeten ca. 1 Milliarde Jahre nach dem Urknall
entstanden. Wie wir schon bei der Stern- und Galaxieentwicklung gesehen haben,
beschleunigt und verstärkt die höhere Gravitationskonstante diese Prozesse. So wird auch die
Planetenbildung früher stattfinden. Das Rohmaterial für die Planeten - die Elemente - wie
Kohlenstoff, Sauerstoff, Eisen, Nickel und Silizium wurden durch die Nukleonsynthese
(Kernfusion) der Sterne erzeugt. Wie auch in unserem werden sich im Modell-Universum
wahrscheinlich keine Planeten um schwere Sterne bilden, da der hohe Strahlungsdruck dieser
Sterne das Gas innerhalb des Sonnensystems wegwehen wird. Es werden also, wie in unserem
Sonnensystem, massemittlere und masseärmere Sterne Planeten hervorbringen können. Es ist
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auch anzunehmen, dass sich wieder die beiden Planetentypen bilden werden: Gasplaneten
(z.B. Jupiter) und Gesteinsplaneten (z.B. Erde). Die Häufigkeit der Planeten hängt von der
Häufigkeit der massemittleren und masseärmeren Sterne ab. Wahrscheinlich wird diese
Häufigkeit der Planeten kleiner sein als in unserem Universum, da sich durch die höhere
Gravitationskonstante eher schwere Sterne bilden werden.
4.7) Leben
Wird Leben in einem Universum entstehen können, in dem die Gravitationskonstante höher
ist? Überlegen wir noch einmal kurz, was es für das Leben braucht. Es braucht massemittlere
und masseärmere Sterne, welche ihr Strahlungsmaximum im sichtbaren oder infraroten Licht
haben. Es braucht genügend schwere Elemente. Ausserdem braucht der Planet einen gewissen
Abstand zum Zentralstern, das heisst, er muss sich in der sogenannten Lebenszone befinden.
Es ist klar, dass die Lebenszone von der Masse und der Strahlungsintensität des Sterns
abhängt.
Wie wir gesehen haben, bietet das Modell-Universum schwere Elemente. Es können sich
massemittlere und masseärmere Sterne bilden, obwohl die Häufigkeit wahrscheinlich geringer
sein wird als in unserem Universum. Auch Planeten können gebildet werden. Somit kann man
sagen, dass die Bedingungen, die es braucht um Leben zu bilden, erfüllt sind. Aber es
bestehen noch einige Gefahren für die Lebensentwicklung. Durch die höhere
Gravitationskonstante werden die Sterndichte in den Galaxien grösser und die Abstände der
Sterne untereinander kleiner sein. Die Gravitationskräfte von Sternen beeinflussen sich
gegenseitig. Wenn ein Stern zu nah an einem anderen Stern mit Planetensystem ist, so
beeinflusst er mit seiner Gravitationskraft das Planetensystem und dadurch die
Planetenbahnen. Es kann also sein, dass keine stabile Planetenbahnen entstehen und Planeten
miteinander kollidieren oder sich aus dem Planetensystem wegschubsen. Leben braucht aber
auf eine lange Zeit stabile Planetenbahnen. Wir könnten auf der Erde nicht überleben, wenn
der Abstand unserer Umlaufbahn zur Sonne z.B. zwischen 125 und 175 Millionen Kilometern
schwanken würde. Unser Abstand zur Sonne liegt schon seit mehreren Millionen Jahren stabil
bei ca. 150 Millionen Kilometern. Unser Planetensystem braucht keine anderen Sterne zu
befürchten, denn die Sonne befindet sich recht weit aussen in der Milchstrasse, wo die
Sterndichte relativ klein ist. Der nächste Stern: Alpha Centauri befindet sich 4,6 Lichtjahre
von uns entfernt.
Eine andere Gefahr für Planetensysteme sind Supernovae. Bei einer solchen Explosion würde
die Erde von sehr energiereicher Gammastrahlung getroffen. Durch diese Gammastrahlung
bilden sich in der Atmosphäre Stickoxidgase, welche das einfallende Sonnenlicht vermindern
und die Ozonschicht zerstören würden. Man geht davon aus, dass das Aussterben der
Triboliten vor ca. 400 Millionen Jahren die Folge einer Supernova-Explosion gewesen ist
(siehe [L14]). Ein weiteres Problem könnte z.B. das System Erde - Mond betreffen: Bei höherer
Gravitationskraft wäre der Abstand zwischen Erde und Mond um einiges kleiner; das hätte
zur Folge, dass Ebbe und Flut ausgeprägter wären und vor allem bei der Springtide (Erde,
Mond und Sonne auf einer Geraden) die Flut erheblich grösser wäre als heute. Dadurch wären
viele Küstengebiete kaum bewohnbar.
Wir haben jetzt vor allem über die Bedingungen des Lebens aus astronomischer Sicht
gesprochen. Gehen wir auch noch auf einige biologische Aspekte ein. Das Leben muss sich
auf die höhere Gravitationskraft einstellen. Wenn die Gravitationskonstante fünf Mal grösser
ist, dann liegt die Schwerebeschleunigung auf der Erde bei 49m/s2. Mit diesem Wert ist sie
sogar 1,9-mal grösser als die des Jupiters. Es ist offensichtlich, dass Menschen bei einer
solchen Schwerebeschleunigung nicht leben könnten. Auch andere höhere Lebewesen werden
bei dieser Schwerebeschleunigung nicht entstehen können. Vielleicht könnte Leben
bakterieller Art oder Leben im Wasser entstehen. Auch der Mars käme als Lebensort in Frage:
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hier wäre die Schwerebeschleunigung dann 18,7m/s2, also fast doppelt so hoch wie auf der
Erde heute. Damit könnten vielleicht auch höhere Lebewesen zurecht- kommen, wenn sie
über mehr Muskeln verfügen und kleiner sind als wir Menschen.
Höheres Leben ist bei fünffacher Gravitationskonstanten also tendenziell auf kleinen
Gesteinsplaneten (z.B. Mars) möglich, wenn diese sich innerhalb der Lebenszone befinden.
Auf den grösseren Gesteinsplaneten ist wegen der hohen Schwerebeschleunigung eventuell
bakterielles Leben oder Leben im Wasser möglich. Auf Gasplaneten ist Leben (in unserem
Sinne) nicht möglich.
4.8) Zukunft
Auch die Zukunft mit einer höheren Gravitationskonstanten ist nicht gewiss. Die Dunkle
Energie, von der noch wenig bekannt ist, wirkt antigravitativ und beschleunigt die Expansion.
Jetzt besteht die Frage: Wird die höhere Gravitationskraft genug gross sein, um die Expansion
zu verlangsamen und in eine Kontraktion umzuwandeln? Falls das Universum wieder
kontrahiert, dann wird nach einiger Zeit die gesamte Masse des Universums auf einen
einzigen Punkt zulaufen, und es wird eine Singularität geben, d.h. extrem viel Masse auf
einem unendlich kleinen Raum. Aus dieser Singularität könnte dann zum Beispiel ein neuer
Urknall entstehen.
Wenn hingegen die Dunkle Energie zu gross ist, dann wird die höhere Gravitationskraft zwar
die Expansion verlangsamen, aber das Universum wird sich unendlich lang ausdehnen. Der
interstellare Wasserstoff wird immer mehr verbraucht werden und die Sternbildungsrate wird
dadurch abnehmen. In einer fernen Zukunft werden dann keine Sterne mehr gebildet und die
vorhandenen werden ableben. Die schweren Sterne zu Schwarzen Löchern oder Neutronensternen, die mittleren und kleinen zu Weissen Zwergen. Das Universum wird also
zunehmend dunkler werden. Bis in den Galaxien am Ende nur noch interstellare Wolken mit
einem hohen Anteil an schweren Elementen vorhanden sind.
5.) Die Entwicklung des Universums mit einer tieferen
Gravitationskonstanten
5.1) Einleitende Gedanken
In diesem Kapitel werde ich wieder an der „Stellschraube Gravitationskonstante“
herumdrehen: Ich werde mit einer qualitativ kleineren Konstanten arbeiten.
Wie wir im letzten Kapitel mit einer grösseren Gravitationskonstanten gesehen haben, sind
die daraus entstehenden Folgen für das Universum enorm; alles wird beschleunigt und
grösser. Wie wird es mit einer kleineren Gravitationskonstanten sein? Die Vermutung liegt
nahe, dass die Prozesse langsamer und die Grössen von Sternen, Planeten, Schwarzen
Löchern, Galaxien etc. kleiner sein werden. Wir wollen dieser Vermutung in diesem Kapitel
nachgehen. Auch werden wir die Entwicklung des Universums nach der Entkoppelung von
Strahlung und Materie, also als das Universum ca. 300´000 Jahre nach dem Urknall
durchsichtig wurde, betrachten. Die Hintergrundstrahlung unseres Universums soll somit auch
für dieses Modell der Ausgangspunkt sein.
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5.2) Die erste Generation von Sternen
Sterne bilden sich aus kontrahierenden Gaswolken. In der Anfangszeit gab es nur Gaswolken
aus Wasserstoff und Helium. Wenn man bedenkt, dass das Universum zu dieser Zeit stark
expandierte, ist klar, dass bei der Sternbildung sich die Kontraktion gegen die Expansion
durchsetzen muss. Die Kontraktion kommt durch die Gravitation zustande - aber wir haben
jetzt eine tiefere Gravitationskonstante, also auch eine tiefere Gravitationskraft. Die Folge
wird sein, dass sich Sterne später als in unserem Universum bilden werden. Wir wissen
bereits, dass sich die Sterne in unserem Universum ca. 250 Millionen Jahre nach dem Urknall
gebildet haben. In einem Universum mit einer tieferen Gravitationskonstanten werden die
ersten Sterne vielleicht 350 bis 400 Millionen Jahre nach dem Urknall entstehen. Die tiefere
Gravitationskonstante hat auch Einfluss auf die Masse der ersten Sterne; sie werden weit
weniger massereich sein als die ersten Sterne in unserem Universum, welche ca. 100 bis 250
Sonnenmassen hatten. Ich schätze, die ersten Sterne eines Universums mit tieferer
Gravitationskonstanten besitzen ca. 30 bis 120 Sonnenmassen. Das bedeutet, dass die
Strahlung dieser Sterne noch im Ultravioletten liegt, was die Entwicklung neuer Sterne
begünstigt. Auch wird die Lebenszeit der ersten Sterne ein wenig länger sein, aber unter 10
Millionen Jahren bleiben. Diese Sterne werden als Supernovae explodieren und zu Schwarzen
Löchern werden. Ihre Sternhüllen, in denen durch Nukleonsynthese schwere Elemente
entstanden sind, werden das interstellare Medium mit schweren Elementen anreichern und
den Raum weiter abkühlen, was ebenfalls die Bildung von neuen Sternen erleichtert.
Trotzdem werden wahrscheinlich weniger Sterne gebildet als in der Anfangszeit unseres
Universums, denn durch die kleinere Gravitationskonstante kontrahieren interstellare Gaswolken seltener zu Sternen. Somit gibt es weniger Riesensterne, das interstellare Medium
wird weniger mit schweren Elementen angereichert und das Universum kühlt sich langsamer
ab.
Man sieht also: Durch die kleinere Gravitationskonstante ist die Sternbildungsrate geringer,
und auch die anderen Prozesse geschehen langsamer.
5.3) Die ersten Schwarzen Löcher und die Bildung von Protogalaxien
Wie wir schon im letzten Kapitel gesehen haben, verlaufen die Prozesse mit einer kleineren
Gravitationskonstanten langsamer und werden weniger häufig angeregt. Das wirkt sich
natürlich auch auf die Bildung von Protogalaxien aus. Riesensterne treten in diesem
Universum weniger häufig auf als in unserem Universum und haben auch weniger Masse als
unsere Riesensterne zu dieser Zeit. Auch hier werden die Riesensterne zu Schwarzen Löchern
werden, aber durch die geringere Gravitationskraft werden sich die Schwarzen Löcher
weniger stark anziehen, und dadurch wird die Vereinigung von Schwarzen Löchern weniger
häufig sein. Es dauert also einiges länger, bis sich stellare Schwarze Löcher zu galaktischen
Schwarzen Löchern vereinen und so zum Zentrum einer Protogalaxie werden können. Die
galaktischen Schwarzen Löcher werden kleiner sein als diejenigen in unserem Universum;
auch wird die Masse der Protogalaxie geringer sein als bei uns, folglich ebenso die Helligkeit.
Da sich der interstellare Raum durch die hohe Expansionsgeschwindigkeit recht schnell
ausdehnt und eine tiefe Gravitationskonstante der Expansion kaum entgegenwirken kann,
werden sich nur wenige Protogalaxien zu grossen Galaxien vereinigen.
5.4) Kosmologische Strukturen
Die kosmologischen Strukturen werden durch die tiefere Gravitationskonstante weniger
ausgeprägt sein. Wie im letzten Kapitel beschrieben, arbeiten sowohl die Expansion als auch
die tiefere Gravitationskonstante gegen die Bildung von Protogalaxien und gegen deren
Vereinigung. Es werden also nur wenige massereiche, grosse Galaxien entstehen; die meisten
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Galaxien werden Zwerggalaxien sein. Da die Gravitationskraft zwischen den Galaxien nicht
so hoch ist, werden auch Galaxie-Vereinigungsprozesse weniger häufig stattfinden als in
unserem Universum. Andererseits werden durch die tiefere Gravitationskraft mehr
intergalaktische Materiewolken vorhanden sein, die in unserem Universum nicht mehr so
zahlreich sind. Einige dieser Materiewolken werden genug Masse haben, um Sterne zu bilden.
Somit entstehen zwischen den Galaxien und zwischen Galaxiehaufen vereinzelte Sterne. Die
meisten Materiewolken werden aber entweder zu wenig Masse für die Sternbildung haben
oder durch die Gravitationskräfte der Galaxien daran gehindert werden. In unserem
Universum werden solche intergalaktische Wolken oft von Galaxien eingesaugt. Es ist
anzunehmen, dass die intergalaktische Materie eine grössere Dichte aufweist als in unserem
Universum. Wie wir sehen, wird es kaum grössere Galaxien geben, dafür zahlreiche
Zwerggalaxien und einen höheren Anteil von intergalaktischer Materie. Dieses Universum ist
also homogener verteilt als unseres. Es bilden sich weniger galaktische Haufen und
Superhaufen heran. Solche Haufen können in einer Umgebung, in der die
Expansionsgeschwindigkeit so gross und die Gravitationskraft durch die tiefere
Gravitationskonstante so klein ist, kaum entstehen. Haufen können nur entstehen, wenn sie
der Expansion entgegenwirken und sich zu einer eigenen Gruppe von Galaxien formen. Auch
hier wird wieder deutlich, dass sich die Galaxien recht homogen im Universum verteilen, und
dass nur wenige Strukturen entstehen werden.
5.5) Sterne
Wenn wir bei einer sternenklaren Nacht in den Himmel schauen, sehen wir tausende von
Sternen. Wie wird der Sternenhimmel in einem Universum aussehen, in dem die Gravitationskonstante kleiner ist? Dieser Frage wollen wir nun nachgehen. Die Gravitationskonstante hat
entscheidenden Einfluss auf die Kontraktion von interstellaren Wolken. Bei einer kleinen
Gravitationskonstanten ist die Gravitationskraft in der interstellaren Wolke viel geringer.
Wenn die interstellare Wolke über zuwenig Masse verfügt, so wird die Wolke nicht
kontrahieren und keine Sterne hervorbringen; die tiefere Gravitationskonstante hemmt den
Sternbildungsprozess. Interstellare Wolken, die über ausreichend Masse verfügen, werden
kontrahieren und Sterne bilden, es werden aber mehr massearme Zwergsterne gebildet werden
als in unserem Universum. Massereiche Sterne werden die Ausnahme sein. Die Zwergsterne
haben ihr Strahlungsmaximum im infraroten Licht, sie werden also in einem rötlichen Licht
strahlen. Zwergsterne haben auch eine sehr lange Lebensdauer von über 20 Milliarden Jahren,
sie werden also viel länger als massemittlere oder massereiche Sternen strahlen. Durch die
geringere Sternbildungsrate wird der interstellare Wasserstoff weniger schnell verbraucht als
in unserem Universum, dafür wird das Universum nur sehr langsam mit schweren Elementen
angereichert. Erst im Endstadium eines Sterns werden durch Fusion die schweren Elemente,
wie z.B. Sauerstoff und Kohlenstoff erzeugt. Da die Zwergsterne eine sehr lange Lebensdauer
haben, geschieht auch die Anreicherung durch schwere Elemente entsprechend langsam. Sehr
schwere Elemente, wie zum Beispiel Gold, Quecksilber und Uran werden nur in Supernovae
von massereichen Sterne gebildet. Da aber massereiche Sterne in einem Universum mit einer
kleinen Gravitationskonstante selten vorkommen, werden die inter- stellaren Wolken auch
über wenig sehr schwere Elemente verfügen. Zwergsterne bilden in ihrem Endstadium
Elemente wie zum Beispiel Kohlenstoff, Stickstoff und Sauerstoff. Diese Elemente werden
sich sehr langsam in den interstellaren Wolken anreichern.
In diesem Modell-Universum wird es auch mehr Braune Zwerge geben, also „Fast-Sterne“
welche zuwenig Masse haben, um in ihrem Kern die Kernfusion zu erzeugen. Sterne, die in
unserem Universum massearme Zwergsterne sind, wären in jenem Universum Braune
Zwerge. Es ist wichtig zu sehen, dass in einem solchen Universum vor allem sehr alte, rote
Zwergsterne vorhanden sind; die Anzahl von mittleren und schwereren Sterne wird deutlich
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geringer sein als in unserem Universum. Einen grösseren Anteil machen die interstellaren
Wolken aus, die über viel mehr Wasserstoff verfügen als diejenigen in unserem Universum.
Die tiefere Gravitationskonstante verhindert, dass massereiche Sterne entstehen und interstellare Wolken kontrahieren können.
5.6) Planeten
Die heutige Forschung geht davon aus, dass die ersten Planeten ca. eine Milliarde Jahre nach
dem Urknall entstanden sind. In einem Universum mit tieferer Gravitationskonstanten wird
die Planetenentstehung entweder selten oder gar nicht stattfinden und wenn, dann zeitlich
später als in unserem Universum. Aber wieso sollten in einem solchen Universum keine oder
selten Planeten gebildet werden können? Alle Planeten haben einen festen Kern. Der Kern der
Erde z.B. besteht aus Eisen und Nickel, der Kern von Jupiter besteht aus Eisen, Magnesium
und Schwefel. Eisen, Nickel und Schwefel werden bei der Kernfusion von Zwergsternen gar
nicht gebildet. Wenn diese Elemente fehlen, werden sich höchstwahrscheinlich keine Planeten
bilden können. Das Rohmaterial für die Planetenbildung ist also kaum bis gar nicht
vorhanden. Auch ein anderer Faktor wird der Planetenbildung wahrscheinlich einen Strich
durch die Rechnung machen, nämlich die tiefere Gravitationskonstante. Planeten entstehen
aus der restlichen Materie eines Sternensystems. Wenn man unser Sonnensystem anschaut, so
hat die Sonne 99,86% der gesamten Masse im Sonnensystem, den Planeten bleibt also nur
noch der Rest von 0,14%. In anderen Sternsystemen wird das ähnlich sein. Planeten entstehen
aus Zusammenstössen von interplanetarem Staub, es entstehen dadurch allmählich grösser
werdende Staubklumpen, sogenannte Plantensimale. Beim Umlauf um die Sonne wirken die
Planetensimale wie Staubsauger. Dadurch gewinnen sie immer mehr an Masse und bilden
nach einiger Zeit die Planeten (siehe [L9]). Wenn jetzt aber die Gravitationskraft zu klein ist,
dann ziehen die Planetensimale den interplanetaren Staub auf ihrem Umlauf um den Stern
weniger an, was ihr Wachstum hemmt. Es wird also schwieriger werden, Planeten wie in
unserem Sonnensystem zu bilden.
Wir sehen: in einem Universum mit tieferer Gravitationskonstanten werden Planenten
Seltenheitscharakter haben. Der Grund hierfür liegt bei den fehlenden schweren Elementen
und dem gehemmten Wachstum der Planetensimale.
5.7) Leben
Wenn man bedenkt, dass am Anfang der Entwicklung (d.h. wenige Minuten nach dem
Urknall) nur Wasserstoff und Helium als homogen verteiltes Gas vorhanden waren, dann ist
es schon sehr erstaunlich, dass unser Universum zumindest auf einem Planeten Leben
hervorgebracht hat. Aber wird auch ein Universum mit tieferer Gravitationskonstanten Leben
hervorbringen können? Wir haben im Abschnitt: Sterne (siehe 5.5) gesehen, dass solch ein
Universum vor allem aus Zwergsternen besteht, daher wird die Lebenszone der Planeten
näher am Zentralstern liegen müssen als in unserem Sonnensystem. Zwergsterne haben ihr
Strahlungsmaximum in Infraroten, die Sonne hingegen hat es im sichtbaren Licht. Strahlung
im sichtbaren Licht hat mehr Energie als infrarotes Licht, folglich wärmt sichtbares Licht den
Planeten, in unserem Fall die Erde, stärker auf. Infrarotes Licht hätte zuwenig Energie, um die
Erde aufzuwärmen; die Erdoberfläche wäre um einiges kälter. Die Erde wäre ein Eisplanet,
und Leben auf ihr kaum möglich. Die Planeten im Modell-Universum müssen also näher
beim Zentralstern sein, damit die Temperaturen Leben ermöglichen, wie es auf der Erde der
Fall ist.
Ein anderes Problem haben wir im Abschnitt: Planeten (siehe 5.6) gesehen. Für eine Planetenbildung fehlen die schweren Elemente. Nach unserem heutigen Begriff von Leben kann sich
Leben nur auf einem Planeten bilden - wenn also keine Planeten vorhanden sind, können sich
auch keine Lebewesen entwickeln. Die schweren Elemente kommen nicht nur im Planeten
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selber vor; auch Lebewesen brauchen schwere Elemente. Der Mensch z.B. besteht vor allem
aus Wasser (Sauerstoff und Wasserstoff), Kohlenstoff, Stickstoff, Calcium und Spuren von
Eisen, Iod, Fluor, Kupfer und einigen weiteren (siehe [M3]). Ausser dem Wasserstoff sind alle
Elemente, aus denen wir bestehen, durch Kernfusionen im Inneren der Sterne entstanden.
Einige dieser Elemente kommen nur bei massereichen Sternen zustande. Wenn zu wenig
solche vorhanden sind, werden diese Elemente fehlen und Leben wird sich nur schwer bilden
können.
Ein weiteres Problem stellt sich bei der Schwerebeschleunigung. Wenn wir annehmen, dass
die Gravitationskonstante fünfmal kleiner ist als unsere Gravitationskonstante, dann beträgt
die Schwerebeschleunigung auf der Erde nur 1,986m/s2, das ist ein bisschen mehr als auf dem
Mond. Diese geringe Schwerebeschleunigung hätte zur Folge, dass wir unsere Atmosphäre
verlieren würden, wie es auf dem Mars früher geschehen ist. Es ist ersichtlich, dass Leben
ohne Atmosphäre nicht existieren kann: Ohne Atmosphäre hat man keinen Schutz gegen die
UV-Strahlen den Zentralsterns; die Atmosphäre ist für das Wetter verantwortlich und bietet
uns Sauerstoff zum atmen.
Bei fünffach tieferer Gravitationskonstanten müsste ein Planet mindestens die doppelte
Erdmasse haben, um eine Schwerebeschleunigung zu erhalten, wie wir sie auf dem Mars
vorfinden (gmars = 3,74 m/s2). Aber wie wir gesehen haben, reichte selbst die Schwerebeschleunigung des Mars nicht aus, um die Atmosphäre zu halten und Leben längerfristig zu
ermöglichen. In Anbetracht dessen wäre ca. eine dreifache Erdmasse notwendig, um
längerfristig Leben zu erhalten. Aber hier stossen wir auf zwei Probleme: Wie wir schon im
Abschnitt über Planeten gesehen haben, ist keine grosse Tendenz zur Planetenbildung
vorhanden; es ist zu erwarten, dass sich höchstens kleinere Planeten, etwa von der Grösse des
Mars, bilden werden. Für Gesteinsplaneten von mehr als einer Erdmasse wird die
Gravitationskraft zu klein sein. Planeten von der Grösse eines Mars werden bei einer fünfmal
kleineren Gravitationskonstanten nur 0,75m/s2 haben, das ist eine 13-mal kleinere
Schwerebeschleunigung als auf der Erde.
Trotz all dieser Probleme hat das Leben eine geringe Chance. Es ist vielleicht kein Leben
möglich, wie wir es auf der Erde kennen, aber vielleicht gibt es auch andere Lebensformen,
die wir noch nicht entdeckt haben. Der amerikanische Astronom Sagan hielt z.B. quallenartiges Leben in der Atmosphäre von Gasplaneten für möglich. Solche Lebewesen bräuchten
vielleicht keine schweren Elemente und würden die geringe Schwerbeschleunigung als
Vorteil empfinden.
5.8) Zukunft
Die Gravitation ist im Modell-Universum zu schwach, um die Expansion des Universums
abzubremsen, und durch die beschleunigende Wirkung der Dunklen Energie wird sich das
Universum ewig ausdehnen. Die Sternbildungsrate wird immer mehr abnehmen. Durch die
Expansion wird es ausserdem immer dunkler werden. Nach ca. 100 Billionen Jahren werden
auch die langlebigsten roten Zwergsterne erloschen sein; nach einer unvorstellbaren langen
Zeit von ca. 1070 bis 10100 Jahren werden die Schwarzen Löcher verdampfen. Schwarze
Löcher leuchten, wenn auch sehr schwach, durch die Emission eines thermischen
Photonenspektrums und von Gravitonen, somit verlieren sie ganz langsam Energie. Da auch
Protonen nach einer langen Zeit zerfallen, wird am Ende ein unvorstellbar grosses, dunkles
Universum vorhanden sein.
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6.) Berechnungsmodell
Für die vorhergehenden Überlegungen bilden folgende, hier nicht weiter kommentierte
Berechnungen sowie die Simulationen (siehe Kapitel 7) die Ausgangsbasis.
6.1) Mittlere Rotationsgeschwindigkeit der Milchstrasse
v=
G⋅M
r
(Formel: 6.1)
Mmilchstrasse = 1,4·1011Msonne = 2,786·1041kg
rmilchstrasse = 40'000 LJ = 3,7842·1020m
a.) unsere heutige Gravitationskonstante: G = 6.67·10-11 Nm2kg-2
v = 221'600 m/s = 221,6 km/s
b.) höhere Gravitationskonstante: G =3.335·10-10 Nm2kg-2
v = 495'500 m/s = 495,5 km/s
c.) tiefere Gravitationskonstante: G =1.334·10-11 Nm2kg-2
v = 99'100 m/s = 99,1 km/s
6.2) Sternentstehung aus interstellaren Wolken
Herleitung:
Eine Gaswolke hat bei der Temperatur T die mittlere kinetische Energie 3/2 kT. "k" ist die
Boltzmann-Konstante. Wenn die Temperatur zu tief ist, erreichen die meisten Moleküle nicht
die notwendige Fluchtgeschwindigkeit vF um aus der Gaswolke zu entweichen. Sie fallen
durch die Wirkung der Gravitation wieder zurück. Folglich breitet sich die Gaswolke nicht im
Raum aus, sondern zieht sich zusammen. Sterne enstehen, wenn folgende Beziehung erfüllt
ist (siehe [L3]):
2
mv F
3
GmM
kT <
=
2
2
R
(Formel: 6.2)
R: Radius der Gaswolke
T: Temperatur der Gaswolke (für Berechnung: T = 100 K)
M: Masse der Gaswolke
m: Masse des Wasserstoffsmolekül (m = 1,7·10-27kg)
vF: Fluchtgeschwindigkeit
G: Gravitationskonstante
k: Boltzmann-Konstante (k = 1,38·10-23JK-1)
r : Dichte der Gaswolke (für Berechnung: r = 10-20kgm-3)
Seite 19 von 33
M =
4p
rR 3
3
R>
9 ⋅ kT
8p ⋅ Gmr
in 6.2
(Formel: 6.3)
(Formel 6.4)
a.) unsere heutige Gravitationskonstante: G = 6.67·10-11 Nm2kg-2
R > 6,7·1017m ª 70,8 LJ
M > 1,26·1034kg ª 6’331 Msonne
b.) höhere Gravitationskonstante: G = 3.335·10-10 Nm2kg-2
R > 2,97·1017m ª 31,4 LJ
M > 1,10·1033kg ª 551 Msonne
c.) tiefere Gravitationskonstante: G = 1.334·10-11 Nm2kg-2
R > 1,49·1018m ª 155,4 LJ
M > 1,38·1035kg ª 69’187 Msonne
6.3) Temperatur im Inneren der Sonne
Herleitung:
Ein Stern ist dann stabil, wenn ein Gleichgewicht zwischen Gasdruck und Gravitationskraft
besteht. Den Gasdruck im Mittelpunkt eines Sternes kann man abschätzen, indem man das
Gewicht einer Gassäule von 1m2 Querschnitt und der Länge R bestimmen. Zu diesem
Gewicht muss der Gasdruck p das Gleichgewicht halten (siehe [L3]):
p kT GM
=
ª
r m
R
(Formel 6.5)
p: Gasdruck im Sonneninneren
r : Dichte im Sonneninneren
k: Boltzmann-Konstante
m: Masse des Wasserstoffsmolekül (m = 1,7·10-27kg)
G: Gravitationskonstante
M: Masse der Sonne (M = 1,99·1030kg)
R: Radius der Sonne (R = 6,96·108m)
Aus Formel 6.5 folgt:
Tª
GmM
kR
(Formel 6.6)
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a.) unsere heutige Gravitationskonstante: G = 6.67·10-11 Nm2kg-2
T ª 2,32·107K ª 23,2 Millionen Celsius
b.) höhere Gravitationskonstante: G = 3.335·10-10 Nm2kg-2
T ª 1,16·108K ª 116 Millionen Celsius
c.) tiefere Gravitationskonstante: G = 1.334·10-11 Nm2kg-2
T ª 4,63·106K ª 4,6 Millionen Celsius
Zum Vergleich wollen wir die Massen ausrechnen, welche die errechneten Temperaturen in
unserem Universum, d.h. mit unserer Gravitationskonstanten, ergeben würden.
M¢ ª
TkR
Gm
(Formel 6.7)
Zu b.)
Wegen der höheren Gravitationskonstanten nehme ich an, dass der Radius der Sonne nur 0.8mal so gross ist wie in unserem heutigen Universum.
M ¢ ª 7,97·1030kg = 4,0 Sonnenmassen
Zu c.)
Wegen der tieferen Gravitationskonstanten nehme ich an, dass der Radius der Sonne nur 1.2mal so gross ist wie in unserem heutigen Universum.
M ¢ ª 4,77·1029kg = 0,24 Sonnenmassen
6.4) Umlaufsdistanz und Umlaufsdauer Sonne - Erde
Herleitung:
Man kann den Radius oder die Umlaufsdauer mit Hilfe des 3.Keplerschen Gesetzes
ausrechen. Bei den Berechnungen muss man für den Radius r oder die Umlaufsdauer T einen
Wert annehmen (siehe [L3]).
r 3 G ⋅ ( MS + mE )
=
T2
4p 2
(Formel 6.8)
a.) Radius berechnen mit Umlaufsdauer = 1 Jahr
T = 365,25 Tage = 3,16·107s
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r3 =
G ⋅ ( MS + mE ) ⋅ T 2
4p 2
(Formel 6.9)
a1.) unsere heutige Gravitationskonstante: G = 6.67·10-11 Nm2kg-2
r = 1,497·1011m = 150 Millionen Kilometer
a2.) höhere Gravitationskonstante: G = 3.335·10-10 Nm2kg-2
r = 2,56·1011m = 256 Millionen Kilometer
a3.) tiefere Gravitationskonstante: G = 1.334·10-11 Nm2kg-2
r = 8,76·1011m = 88 Millionen Kilometer
b.) Umlaufsdauer berechnen mit Radius = 150 Millionen Kilometer
r = 150 Millionen Kilometer = 1,497·1011m
T2 =
4p 2 ⋅ r 3
G ⋅ ( MS + mE )
(Formel 6.10)
b1.) unsere heutige Gravitationskonstante: G = 6.67·10-11 Nm2kg-2
T = 3,159·1011s = 1 Jahr
b2.) höhere Gravitationskonstante: G = 3.335·10-10 Nm2kg-2
T= 1,413·107s = 163,5 Tage = 0,448 Jahr
b3.) tiefere Gravitationskonstante: G = 1.334·10-11 Nm2kg-2
T = 7,063·107s = 817,5 Tage = 2,24 Jahre
6.5) Schwerebeschleunigung auf der Erde
g erde =
GM erde
R 2 erde
(Formel 6.11)
Merde = 5,976·1024kg
Rerde = 6,371·106m
a.) unsere heutige Gravitationskonstante: G = 6.67·10-11 Nm2kg-2
g erde = 9,82 ms-2
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b.) höhere Gravitationskonstante: G = 3.335·10-10 Nm2kg-2
g erde = 49,10 ms-2
c.) tiefere Gravitationskonstante: G = 1.334·10-11 Nm2kg-2
g erde = 1,96 ms-2
Fazit:
Die Berechnungen machen noch einmal deutlich, welche enormen Auswirkungen eine Veränderung der Gravitationskonstanten hat, z.B. für die Temperatur im Sterninnern, die Sternentwicklung aus interstellaren Gaswolken und die Planetenbahnen.
7.) Simulationen
Für die folgenden grafischen Darstellung habe ich das Programm: Orbit 3d (siehe [S1])
verwendet.
7.1) 2-Körper-System
a.) unsere heutige Gravitationskonstante
Der blaue Körper umkreist auf einer recht exzentrischen Ellipse den gelben Körper. Der gelbe
Körper hat 4, der blaue 0,4 Sonnenmassen. Es ist also ein Doppelsternsystem; man sieht auch
am Umlauf des gelben Sterns, dass er durch die Gravitationskraft des blauen Sterns selber
einen elliptischen Umlauf macht.
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b.) höhere Gravitationskonstante
1.)
2.)
Bei einer höheren Gravitationskonstanten ist die Gravitationskraft zwischen dem gelben und
dem blauen Körper grösser, somit werden die beiden Körper mehr voneinander angezogen.
Da der gelbe Körper mehr Masse hat, lenkt er den blauen Körper von seiner Bahn stark ab,
und der blaue Körper wird vom gelben verschluckt.
c.) tiefere Gravitationskonstante
Bei einer tieferen Gravitationskonstanten ist die Gravitationskraft zwischen den beiden
Körpern zu klein. Die Gravitationskraft reicht nur aus, um die Bahn von beiden Körpern ein
bisschen abzulenken. Die Körper bewegen sich ansonsten auf ihrer Bahn tangential weiter.
7.2) 4-Körper-System
a.) unsere heutige Gravitationskonstante
Jeder der vier Körper hat dieselbe Masse. Die Körper
bewegen sich auf elliptischen Bahnen um den
Zentralpunkt. Ihre gegenseitige Anziehungskraft hält
sie auf der elliptischen Bahn.
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b.) höhere Gravitationskonstante
1.)
2.)
3.)
4.)
5.)
6.)
7.)
8.)
Seite 25 von 33
9.)
10.)
Durch die höhere Gravitationskonstante ist die Gravitationskraft zwischen den vier Körpern
grösser, sie ziehen sich also stärker an und bewegen sich auf einander zu, siehe Bild 1 und 2.
Sie umdrehen sich und gehen in eine elliptische Bahn über, siehe Bild 3. Die Bahnen sind
aber nicht stabil, wie man in Bild 4 sehen kann. Durch die instabilen Bahnen vereinigen sich
der graue und rosafarbene Körper zum grösseren violetten Körper, siehe Bild 6. Der rote
Körper wird aus dem System heraus katapultiert und geht tangential nach unten links, siehe
Bild 7. Der violette Körper, der jetzt doppelt so schwer ist wie der türkisfarbene Körper, fängt
den türkisfarbenen Körper ein und die beiden beginnen sich zu umkreisen, siehe Bild 8 bis 10.
Auch noch nach elf Umdrehungszyklen ist das System zwischen dem violetten und dem
türkisfarbenen Körper stabil.
c.) tiefere Gravitationskonstante
Bei einer tieferen Gravitationskonstanten ist die Gravitationskraft zwischen den vier Körpern
zu klein für ein gemeinsames System. Sie reicht nur dazu aus, die Bahn von beiden Körpern
ein bisschen abzulenken. Die Körper bewegen sich ansonsten auf ihrer Bahn tangential
weiter.
7.3) Gaswolke
Zur Simulation einer interstellaren Gaswolke habe ich 33 kleine Körper mit derselben Masse
angeordnet. Die Körper sollen Gasteilchen darstellen. Natürlich sind in einer realen Gaswolke
viel mehr Teilchen vorhanden, aber zur Simulation einer Gaswolke sind 33 Gasteilchen
ausreichend. Die interstellare Wolke wird von oben betrachtet.
Seite 26 von 33
a.) unsere heutige Gravitationskonstante
1.)
2.)
3.)
4.)
Die interstellare Gaswolke beginnt zu rotieren und die Gasteilchen ziehen sich gegenseitig an,
siehe Bild 1 und 2. Bei Bild 3 haben sich schon einige Gasteilchen zu einem Körper vereinigt.
Dieser Körper zieht die anderen Gasteilchen nun stärker an, und die Gasteilchen werden mit
dem Körper vereinigt, siehe Bild 4. Es ist also ein Stern entstanden.
b.) höhere Gravitationskonstante
1.)
2.)
Der Prozess ist der Gleiche wie bei a.), mit der Differenz, dass sich schon früher kleine
Körper bilden, siehe Bild 1, und der Stern schneller entsteht, siehe Bild 2.
Seite 27 von 33
c.) tiefere Gravitationskonstante
1.)
2.)
3.)
4.)
5.)
Die Gasteilchen beginnen auch hier zu rotieren, aber die Gravitationskraft ist zu schwach im
Vergleich zur Expansion der Gasteilchen. Es entstehen durch Vereinigungen der Gasteilchen,
siehe Bild 3, vier grössere und vier kleinere Körper. Die vier kleineren Körper werden dann
von den grösseren Körpern eingefangen und einverleibt, siehe Bild 5. Somit entstehen vier
Körper, die aus je acht Gasteilchen bestehen. Das Gasteilchen in der Mitte besteht weiterhin.
7.4) Vereinigung von zwei Galaxien
Grosse Galaxien entstehen durch Vereinigung von kleineren Galaxien. Solch eine Vereinigung soll hier simuliert werden. Die gelbe Galaxie besteht aus 78 einzelnen Massepunkten
und bewegt sich nach rechts, die magentafarbene Galaxie besteht aus 51 Massepunkten und
bewegt sich nach oben, siehe Bild 1.
Seite 28 von 33
a.) unsere heutige Gravitationskonstante
1.)
2.)
3.)
4.)
Die Galaxien bewegen sich aufeinander zu, siehe Bild 2. In Bild 3 kommt es zur ersten
Vereinigung. Da aber die Geschwindigkeiten der beiden Galaxien noch zu hoch sind, durchdringen sie sich zunächst. Beim Durchdringen bremsen sie sich gegenseitig ab und beginnen
umeinander zu rotieren und sich dann endgültig zu vereinigen, siehe Bild 4. Es ist eine neue,
grössere Galaxie entstanden.
b.) höhere Gravitationskonstante
1.)
2.)
Seite 29 von 33
3.)
4.)
Die beiden Galaxien ziehen sich stärker an. Die gelbe Galaxie wird sehr gestreckt, siehe Bild
2, und die Massepunkte werden stärker beschleunigt. Bei Bild 3 beginnt bereits die
Vereinigung und die Entstehung einer neuen Galaxie, siehe Bild 4. Durch die höheren
Geschwindigkeiten ist die neue Galaxie zunächst ausgedehnter, aber nach einiger Zeit werden
sich die Teilchen durch die höhere Gravitationskraft zu einer dichteren Galaxie formen.
c.) tiefere Gravitationskonstante
1.)
2.)
Durch die schwächere Anziehung fliegen die beiden Galaxien aneinander vorbei und es
kommt zu keiner Vereinigung.
Fazit:
Die Simulationen zeigen deutlich die grosse Auswirkung einer veränderten Gravitationskonstanten auf die Bahnen und auf die Vereinigungsprozesse der astronomischen Objekte.
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8.) Zusammenfassung und Philosophische Betrachtungen
In der qualitativen Darstellung der kosmologischen Entwicklung, in den Modellberechnungen
und in den Simulationen haben wir gesehen, dass eine Abweichung von unserer
Gravitationskonstanten eine enorme Auswirkung auf die Entwicklung des Kosmos haben
würde. Es ist somit höchst erstaunlich, dass „Wir“ sind, dass der Kosmos mindestens einmal
so komplexe Strukturen wie Leben hervorbringen konnte. Es ist anzunehmen, dass auch an
anderen Orten in diesem unvorstellbar grossen Weltall einfaches oder komplexes Leben
entstanden ist. Dass es auf der Erde Leben gibt beweist, dass unser Universum Leben
hervorbringen kann, wenn gewisse Parameter erfüllt sind. Bei höheren bzw. tieferen
Gravitationskonstanten ist es sehr zweifelhaft, ob diese Universen Leben hervorbringen
könnten. Bedingungen, die für das Leben sehr wichtig sind - wie eine Sonne mit einer langen
Lebensdauer, stabile Umlaufbahnen, genügend schwere Elemente und eine ausreichende
Schwerebeschleunigung - sind in den anderen Universen nur teilweise erfüllt.
Man wird sich jetzt fragen: Kann es Zufall sein, dass in unserem Universum alle für die
Entstehung von Leben notwendigen Bedingungen gestimmt haben, oder war es ein
Schöpfungsakt, der das alles veranlasst hat?
Wollen wir zuerst über den Zufall nachdenken. Die Gravitationskraft und die anderen
Elementarkräfte haben sich beim Urknall herausgebildet. Der Urknall ist heute noch immer
ein grosses physikalisches Rätsel; noch wissen wir weder, warum er gewesen ist, noch was
vor ihm war. Wenn wir diese beiden Fragen beantworten könnten, dann wären wir dem
Verständnis der Gravitationskraft und der anderen Elementarkräfte ein grosses Stück näher
gekommen. Solange wir diese Fragen aber noch nicht geklärt haben, können wir weder von
Zufall noch von einer Schöpfung ausgehen.
Nehmen wir einfach mal an, der Urknall sei Zufall. Einige Theorien besagen, dass viele
Universen entstehen und vergehen. Unser Universum ist nur eines von vielen. Es gibt
Universen wie das unsere, die länger existieren, und andere, die nur ganz kurze Zeit bestehen.
Angenommen, alle Universen hätten dieselben physikalischen Formeln, aber unterschiedliche
Konstanten, dann gäbe es eventuell Entwicklungen, wie ich sie in der Maturaarbeit
beschrieben habe. Solche Theorien von Multiuniversen lassen sich nicht durch Experimente
überprüfen; es sind rein theoretische Überlegungen, die aber eventuell möglich bzw. reell sein
können. Falls diese Theorien zutreffen, ist das kein Beweis für oder gegen einen
Schöpfungsakt. Das Entstehen des Universums wird einfach weiter nach vorne geschoben, in
eine Zeit vor dem Urknall. Jetzt stellt sich wieder dieselbe Frage: Ist die Struktur vor dem
Urknall Zufall oder Schöpfungsakt, und woher kam die Struktur, was war zuvor?
Wir sehen also, dass man weder den Zufall noch den Schöpfungsakt ausschliessen oder
bestätigen kann. Somit muss jeder diese Frage für sich selber beantworten.
Auch wenn wir die Frage nach Zufall oder Schöpfung nicht klären können, so haben wir doch
die Möglichkeit zum Staunen. Beim Betrachten von Galaxien, Nebel, Strukturen und Planeten
ist man doch immer wieder durch diese majestätische Schönheit in Erstaunen versetzt. Und es
ist doch sehr erstaunlich, dass aus dem homogenen Wasserstoff-Helium-Gas solch komplexe
Strukturen wie Leben entstehen konnten!
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Anhang
Literaturverzeichnis
L1.) Der neue Kosmos
Eine Einführung in die Astronomie und Astrophysik, A.Unsöld und
B.Baschek, Springer-Verlag
L2.) Astrowissen
Zahlen, Daten, Fakten, Hans-Ulrich Keller, Kosmos-Verlag
L3.) Materie in Raum und Zeit, Band 3
Eine Einführung in die Physik, Sexl-Raab, Diesterweg-Sauerländer Verlag
L4.) Vom Urknall zum Zerfall
Die Welt zwischen Anfang und Ende, Harald Fritzsch, Piper-Verlag
L5.) Die fünf Zeitalter des Universums
Eine Physik der Ewigkeit, Fred Adams und Greg Laughlin, dtv-Verlag
L6.) dtv-Atlas zur Astronomie
dtv-Verlag
L7.) Gravitation (SUW Special 6/01)
Urkraft des Kosmos, SUW-Verlag
L8.) Das junge Universum (SUW Special 1/03)
SUW-Verlag
L9.) Schöpfung ohne Ende (SUW Special 2/97)
Die Geburt des Kosmos, SUW-Verlag
L10.) Die ersten Sterne
Spektrum der Wissenschaft, Februar 2002
L11.) Kosmologie
Spektrum der Wissenschaft, Dossier, Februar 2000
L12.) Hawkings & Co
Die Meister des Urknalls, Bild der Wissenschaft, Mai 2002
L13.) Das Universum
Bulletin der ETH, August 2003
L14.) Astronomie Heute 1-2/2004
Sky & Telescope - Verlag, Dezember 2003
Seite 32 von 33
Medienverzeichnis
M1.) Sterne und Elementsynthese (Abrufdatum: 11.11.2003)
http://www.astro.unibas.ch/publication/uninovae/samland/glossar.shtml
M2.) Entstehung der Elemente (Abrufdatum: 11.11.2003)
http://www.astro.unibas.ch/publication/uninovae/samland/samland.shtml
M3.) Der Mensch: chemische Zusammensetzung (Abrufdatum: 11.11.2003)
http://www.chemie.fu-berlin.de/medi/suppl/mensch.html
M4.) Astrophysik (Abrufdatum: 29.06.2003)
http://www.astro.uni-bonn.de/~deboer/pdm/pdmastrotxt.html
M5.) Abenteuer Universum (Abrufdatum: 29.06.2003)
http://members.taunusstein.net/~gravitation/
M6.) Alpha Centauri DVD-Set
Prof. Harald Lesch, BR 3
Software
S1.) Orbit 3d
Version 1.0 für Macintosh OS X, Aaron Golden
Bildverzeichnis
Titelbild: Sombrero Galaxie
Aufnahme: ESO (European Southern Observatory), VLT (Very Large Telescope) Antu
www.eso.org
Abbildung 1: Hintergrundstrahlung
Aufnahme: Satellit Cobe (1992)
http://members.taunusstein.net/~gravitation/ (Abrufdatum: 29.06.2003)
Abbildung 2: Entwicklung des Universums seit dem Urknall
Aufnahme: eingescannt von Spektrum der Wissenschaft
Die ersten Sterne, Februar 2002
Abbildung 3: Raumkrümmung durch einen Stern
http://members.taunusstein.net/~gravitation/ (Abrufdatum: 29.06.2003)
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Persönliche Deklaration
Diese Maturaarbeit wurde unter Betreuung von Herrn Guido Schöb von mir eigenständig
entworfen und ausgeführt.
Rehetobel, den 05.01.2004
Patrique Katzschner
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