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Laboruntersuchungen
bei Kleinsäugern
(kleinen Heimtieren)
www.laboklin.com
Inhalt
Labordiagnostik bei Kleinsäugern - Ein Leitfaden ..............................................................3
Wichtiges zur Präanalytik ......................................................................................................3
Laborrelevante Besonderheiten verschiedener Kleinsäugerarten auf einen Blick .................3
Tierartspezifische Besonderheiten bei der Interpretation von Parametern.....................4
Blutstatus ...............................................................................................................................4
Blutchemische Parameter .....................................................................................................5
Wichtige endokrinologische Krankheiten .............................................................................6
Hyperthyreose des Meerschweinchens .................................................................................6
Diabetes mellitus beim Degu .................................................................................................6
Insulinom beim Frettchen ......................................................................................................7
Hyperadrenokortizismus beim Frettchen ...............................................................................7
Hypothyreose beim Kaninchen und Meerschweinchen.........................................................8
Harnanalyse ..............................................................................................................................8
Zytologische Diagnostik bei Kleinsäugern ...........................................................................8
Virale und bakterielle Infektionskrankheiten ........................................................................9
EBHSV (European Brown Hare Disease) ...............................................................................9
Francisella tularensis (Tularämie – Zoonose) .........................................................................9
Mykoplasmose bei Maus und Ratte ......................................................................................9
Myxomatose ........................................................................................................................10
Pasteurellose der Kaninchen ...............................................................................................10
Pockenvirusinfektion der Ratte (Zoonose) ...........................................................................10
RHD (Rabbit Hemorrhagic Disease) ....................................................................................11
Treponema paraluiscuniculi (Kaninchensyphilis) .................................................................11
Parasiten ..................................................................................................................................11
Ektoparasiten .......................................................................................................................11
Endoparasiten ......................................................................................................................11
Encephalitozoon cuniculi (Enzephalitozoonose) ..................................................................12
Dermatophytosen bei Kleinsäugern ....................................................................................13
Erregernachweise mittels PCR bei Kleinsäugern .............................................................14
Unsere Tests für Kleinsäuger ...............................................................................................15
Abkürzungen
A
BAL
BS
EB
EP
FA
Fr
GW
H
HA
Ha
HB
HP
HT
Abstrich (bei PCR ohne Medium)
Bronchoalveoläre Lavage
Blutaustrich
EDTA-Blut
EDTA-Plasma
Faeces
Frettchen Gewebe
Harn
Haare
Hamster
Heparin-Blut
Heparin-Plasma
Haut
Bildnachweis: Fotolia, Laboklin
K
Kruste
Kan Kaninchen
Ln
Lymphknoten
LQ
Liquor
Me Meerschweinchen
Ms Maus
NaFB Natrium-Fluorid-Blut
PCRPolymerase-Kettenreaktion
Rt Ratte
S
Serum
TM Tupfer im Medium
V
Vomitus
* Partnerlabor
!
Kühl + zentr.
Stand: 15. Juni 2016
Labordiagnostik bei Kleinsäugern
Ein Leitfaden
Dieser Leitfaden widmet sich den Besonderheiten der Laboruntersuchung bei Kleinsäugern
(kleinen Heimtieren). Laboklin verwendet den Begriff Kleinsäuger für Kaninchen, Meerschweinchen, Ratte, Maus, Hamster, Frettchen und andere kleine Säugetiere, die als Haustiere gehalten
werden. Es werden im Folgenden v.a. tierartliche Besonderheiten bei Kaninchen, Meerschweinchen, Chinchilla, Degu und Frettchen dargestellt. Ergänzend werden Infektionen des Hasen
berücksichtigt.
Wichtiges zur Präanalytik
Da es sich bei den Kleinsäugern in der Regel um Fluchttiere handelt, ist die Stressanfälligkeit
dieser Spezies deutlich höher als bei Hunden und Katzen. Gerade deswegen ist es besonders
wichtig, für die Blutentnahme alle Utensilien im Vorfeld bereit zu halten, um die Dauer der
Manipulation möglichst kurz zu halten. Häufig kann nur eine geringe Blutmenge gewonnen
werden, deshalb eignen sich zur Entnahme besonders Lithiumheparin-Röhrchen, da aus
diesen sowohl das Blutbild als auch eine große Bandbreite an blutchemischen Parametern erstellt werden kann. Auch die Bestimmung von T4 und fT4 aus Lithiumheparinplasma ist möglich.
1 ml Lithiumheparinblut ist für das Heimtierprofil mit Blutbild ausreichend. Es ist von Vorteil, neben
der Blutprobe immer einen sofort in der Praxis angefertigten Blutausstrich mitzusenden; somit kann
den transportbedingten negativen Einflüssen auf die Zellmorphologie entgegengewirkt werden.
Kleine Herbivoren sollten vor einer Blutentnahme im Gegensatz zu Hund und Katze nicht
nüchtern gesetzt werden.
Laborrelevante Besonderheiten verschiedener Kleinsäugerarten auf einen Blick
Chinchilla
Frettchen
o Empfohlene Punktionsstelle zur Blutent nahme: Vena saphena lateralis, Entnahme
erfolgt lateral am Unterschenkel
o Empfohlene Punktionsstelle zur Blutent nahme: Vena saphena lateralis, Entnahme
erfolgt dorsolateral unmittelbar über Tarsalgelenk
o Lymphozytäres Blutbild physiologisch
(Lymphzyten bis 94 % der Gesamtleukozytenzahl)
o
o
o Höherer Hämatokrit als bei den anderen
Haustieren physiologisch (bis 0,7 l/l)!
Bakterielle Infektionen führen zu Pseudolinksverschiebung (= Verschiebung des
lymphozytären zum granulozytären Blutbild). Leukozytosen sowie das Auftreten
von stabkernigen neutrophilen Granulozyten sind selten.
Sowohl lymphozytäres als auch granulozytäres Blutbild möglich. Auch im Blut des
Frettchens sind selten stabkernige neutrophile Granulozyten vorhanden.
o Hohe Bilirubinkonzentrationen physio logisch (bis 6,46 μmol/l)
o Keine Blutgruppen bei Frettchen nachweisbar!
Degu
o Anämien treten bei Frettchen vermehrt
auf. Häufige Ursachen sind Hyperöstro genismus und gastrointestinale Blutungen.
o Empfohlene Punktionsstelle zur Blutent nahme: Vena saphena lateralis
o
Sind geringe Blutmengen zu erwarten,
kann vor der Entnahme der Konus der
Nadel abgeschnitten werden, um ein
Gerinnen im Konus zu vermeiden.
o Harnstoffkonzentration im Serum ist wie
bei Hund und Katzen nahrungsabhängig.
o
o Hohe Diabetesneigung mit Kataraktbildung; Diabetes ist beim Degu kaum einstellbar
(andere Insulinstruktur).
Laboruntersuchungen bei Kleinsäugern
Saisonale Alopezie physiologisch (Vorsicht bei Rasuren vor Blutentnahme oder
OP. Fell wächst unter Umständen erst
Monate später nach)!
3
Kaninchen
Meerschweinchen
o Empfohlene Punktionsstelle zur Blutent nahme: Vena saphena lateralis, Entnahme
erfolgt lateral am Unterschenkel
o Empfohlene Punktionsstelle zur Blutent nahme: Vena saphena lateralis, Entnahme
erfolgt caudal am Unterschenkel
o Vena jugularis schwer zugänglich (Wamme!) o Vena jugularis schwer zugänglich!
o Kurze Lebensdauer der Erythrozyten, führt o Weniger aber größere Erythrozyten als
zu vermehrtem Auftreten von Polychro andere Tierarten!
masie, Anisozytose und Retikulozyten.
o Lymphozytäres Blutbild physiologisch; bakterielle Infektionen führen zu Pseudolinksverschiebung (= Verschiebung des lymphozytären zum granulozytären Blutbild).
Leukozytosen sowie das Auftreten von stabkernigen neutrophilen Granulozyten sind selten.
o
Sensitivstes Leberenzym beim Kaninchen
ist die GLDH. ALT steigt an bei ausgeprägten Leberzellschäden sowie chronischen Prozessen.
o Synthese von Bilirubin begrenzt, mehr
als 70 % der Gallepigmente liegen als
Biliverdin vor.
o Foa-Kurloff-Zellen (Abb. 1) im peripheren
Blut (= mononukleäre Leukozyten mit
Einschlusskörperchen, besonders hohe
Anzahl während Trächtigkeit)
o Lymphome führen im Gegensatz zu den
anderen Kleinsäugern häufig zu ausgeprägten Lymphozytosen (leukämische
Form)!
o Harnstoffkonzentration bei Kaninchen und Meerschweinchen sind im Gegensatz zu
Carnivoren wenig nahrungsabhängig. Isolierte Erhöhungen können ein Hinweis auf
Magen-Darm-Blutungen sein.
o
Physiologischer Kaninchenharn ist hellgelb bis bräunlich rot (durch Pigmente
oder Pflanzenfarbstoffe). Differenzierung
einer Hämaturie über die Harnanalyse +
Sedimentuntersuchung möglich
o Meerschweinchen neigen zu Harnstein bildung (vor allem das Satinmeerschweinchen).
o Bei beiden Spezies ist die Kalziumaufnahme nahrungsabhängig, die Ausscheidung erfolgt
vorwiegend renal. Hohe Kristallkonzentrationen im Harn können auch bei klinisch gesunden
Tieren vorkommen und sind in Zusammenhang mit dem klinischen Bild zu beurteilen.
Tierartspezifische Besonderheiten
bei der Interpretation von Parametern
Blutstatus
Sowohl Kaninchen als auch Meerschweinchen und Chinchillas haben ein lymphozytäres Blutbild (Lymphozyten bis 84 %), während beim Frettchen der Anteil an Lymphozyten und neutrophilen Granulozyten in etwa gleich hoch ist.
Akute bakterielle Infektionen äußern sich bei den Kleinsäugern (inkl. Frettchen) in erster
Linie durch eine Verschiebung vom lymphozytären zum granulozytären Blutbild hin. Leukozytosen und stabkernige neutrophile Granulozyten sind kaum zu beobachten. Eosinophile
Granulozyten finden sich bei Kaninchen sehr selten und können nicht zur Diagnostik von
Parasitosen oder Unverträglichkeiten herangezogen werden. Beim Meerschweinchen sieht man
eosinophile Granulozyten häufiger, sie treten beispielsweise in Zusammenhang mit Milbenbefall
vermehrt auf.
Abb. 1: Foa-Kurloff-Zelle
Meerschweinchen
4
Eine Besonderheit des Meerschweinchens ist außerdem das Vorhandensein von sogenannten
„Foa-Kurloff-Zellen“ (Abb.1). Dies sind vor allem Lymphozyten mit rötlichen bis zu 9 µm großen
Einschlusskörperchen. Sie dürfen nicht mit intrazellulären Erregerstrukturen verwechselt
werden.
Laboruntersuchungen bei Kleinsäugern
Beim Frettchen sollte der physiologischerweise höhere Hämatokrit (bis 70 %) besondere
Beachtung finden und nicht fälschlicherweise als Zeichen für Dehydratation gewertet werden.
Differentialdiagnostisch sind bei anämischen Frettchen Magengeschwüre oder Hyperöstrogenismus als Ursache in Betracht zu ziehen.
Beim Kaninchen können regenerative Prozesse (Abb. 2) unter anderem durch ein blutendes
Adenokarzinom des Uterus, Harnblasen- und Nierensteine und Traumata verursacht sein,
nicht regenerative Anämien in erster Linie durch chronische Niereninsuffizienz, chronische
Infektionen oder Lymphosarkom.
Blutchemische Parameter
GLDH und ALT
ALT und GLDH sind die wichtigsten Parameter zur Diagnostik von Lebererkrankungen:
• Akute Zustände führen zu deutlichen Aktivitätssteigerungen der GLDH.
• Chronische und schwere Leberschäden gehen mit Erhöhungen der ALT einher.
•Bei Frettchen weist die ALT im Gegensatz zu den herbivoren Kleinsäugern eine
deutlich höhere Leberspezifität auf.
Abb. 2: regenerative
Anämie Kaninchen
Kalzium
Sowohl Meerschweinchen als auch Kaninchen nehmen Kalzium nahrungsabhängig und nicht
bedarfsabhängig auf. Hier sind sehr starke Schwankungen der Serumspiegel physiologisch
(Kaninchen: 3,1-3,9 mmol/l, Meerschweinchen: 2,4-3,1 mmol/l).
Beim Kaninchen werden bis zu 44 % des vorhandenen Kalziums über den Harntrakt ausgeschieden (vgl. < 2 % bei den meisten anderen Haustieren). Deshalb kommt es bei dieser Tierart häufig zur Bildung von Harngries und Urolithen. Bei einem länger bestehenden erhöhten
Kalziumserumspiegel können auch irreversible Organverkalkungen auftreten (besonders Niere,
Leber, Gefäßwände, Muskel).
Diagnostisch sprechen Kalziumwerte über 4,2 mmol/l für Hyperkalzämien.
Glucose und Fructosamine
Da die Bestimmung der Nüchternglukose bei den meisten Herbivoren (v.a. bei caecotrophen
Tieren) kaum möglich ist, gestaltet sich die Diagnostik von Diabetes mellitus schwierig. Dieser
tritt bei Kleinsäugern sehr selten auf (Ausnahme Degu!).
Sollte der Verdacht bestehen, empfiehlt sich eine mehrmalige Bestimmung von Serumglukose
und die mehrmalige Untersuchung von Harn auf Glukosurie sowie die zusätzliche Bestimmung
der Fructosamine (beim Kaninchen physiologischerweise bis 527 µmol/l). Sollten mehrmals sehr
hohe Werte gemessen werden und eine entsprechende Symptomatik vorliegen, bestätigt sich
nach Ausschluss der Differentialdiagnosen der Verdacht.
Differentialdiagnosen bei Hyperglykämie:
• Stresshyperglykämie (eher milde Erhöhung bei kleinen Herbivoren)
•Ileus
• Obstruktionen im Magen-Darm-Trakt (terminal)
•Hyperthermie
• hepatische Lipidose, Niereninsuffizienz, Zystitis
• Ovarialzysten beim Meerschweinchen
Laboruntersuchungen bei Kleinsäugern
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Wichtige endokrinologische Krankheiten
Die Diagnostik hormoneller Erkrankungen gestaltet sich schwieriger als bei Hund und Katze.
Vor allem Funktionstests haben sich bei den Kleinsäugern in der Routinediagnostik noch nicht
etabliert und Einzelmessungen von Hormonen sind oft schwierig zu interpretieren. Daher kommt
dem klinischen Bild des Patienten in vielen Fällen besondere Bedeutung für die Diagnose und
Therapieentscheidung zu.
Häufig auftretende endokrinologische Erkrankungen sind:
• Beim Meerschweinchen: Hyperthyreosen sowie hormonproduzierende Ovarialzysten
• Beim Degu: Diabetes mellitus
• Beim Frettchen: Insulinom / Hyperadrenokortizismus / Hyperöstrogenismus
Hyperthyreose des Meerschweinchens
Beim Meerschweinchen entsteht die Hyperthyreose auf Grund funktioneller Adenome und
Adenokarzinome der Schilddrüse. Das klinische Bild ist vergleichbar mit dem der felinen
Hyperthyreose und geht mit progressivem Gewichtsverlust einher. Häufig ist eine Umfangsvermehrung ventral am Hals palpierbar. Die Tiere zeigen außerdem Verhaltensauffälligkeiten wie
Schreckhaftigkeit, Hyperaktivität, abnorme Liegepositionen, Absonderung von Artgenossen.
Diagnostik:
• Erhöhtes T4 bestätigt Diagnose!
• T4 im Referenzbereich schließt Hyperthyreose nicht aus (Anfangsstadium der
Erkrankung)
• Feinnadelaspiration der Umfangsvermehrung, Differentialdiagnosen:
- Malignes Lymphom
-Sialozele
-Abszess
- Zervikale Lymphadenitis
CAVE: Es ist keine Aussage über die Dignitiät eines Schilddrüsentumors im Zuge der
zytologischen Untersuchung möglich.
Medikamentöse Therapie:
Thiamazol / Carbimazol sowie regelmäßige Kontrollen (klinisches Bild, T4, Harnstoff und
Kreatinin)
Diabetes mellitus beim Degu
Ein Diabetes mellitus tritt bei dieser Tierart gehäuft spontan auf, wenn eine sehr kohlenhydrat­
reiche Diät gefüttert wird und die Tiere adipös werden. Es scheint sich um die Insulin-unab­
hängige Form (Typ-2-Diabetes) zu handeln und sie geht wahrscheinlich mit Amyloidose der
Inselzellen einher.
Degus weisen ähnlich wie Hunde eine hohe Aldose-Reduktase-Aktivität in der Linse auf.
Dies führt zu einer frühen Kataraktentstehung in beiden Augen, wenn ein hoher Glukosespiegel
länger persistiert.
Symptome:
• Unspezifisch: Lethargie, reduziertes Allgemeinbefinden
• Polyphagie, Polydipsie, Polyurie
• Bilateral akut auftretende Katarakt
Diagnostik:
• Siehe blutchemische Parameter: mehrmals Serumglukose und Harnuntersuchung
• Auffällige und typische Symptomatik (Katarakt) bestätigen Verdacht.
Therapie:
In erster Linie Futterumstellung und langsame Gewichtsabnahme!
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Laboruntersuchungen bei Kleinsäugern
Insulinom beim Frettchen
Beim Insulinom handelt es sich um eine der häufigsten diagnostizierten Tumorerkrankungen des
Frettchens. Eine genetische Komponente wird angenommen.
Symptome entwickeln sich in Folge der entstehenden Hypoglykämie (episodisch):
•Lethargie
• Nausea und Ptyalismus
• Kratzen am Maul
• Ataxie, Hinterhandschwäche
• Krampfanfälle und Koma
Diagnostik:
Nüchternglukose: < 3,2 mmol/l; wenn trotz dringendem Verdacht der Glukosewert im
Referenzbereich liegt, kann das Frettchen unter Beobachtung weitere 3-4 Stunden
nüchtern gehalten und die Glukosemessung dann wiederholt werden. Zusätzlich
bestätigt die Insulinbestimmung die Diagnose: erhöhte Insulinwerte bei bestehender
Hypoglykämie.
CAVE: Insulinwerte im oder sogar unter dem Referenzbereich schließen das Vorliegen
eines Insulinoms nicht zwangsläufig aus, da manche Tumore nur intermittierend Insulin
produzieren.
Für die Insulinbestimmung muss das Serum zwingend gefroren versandt werden!
Therapie:
• Chirurgische Entfernung, allerdings treten häufig Rezidive auf.
•Palliativ: Symptomfreiheit, nicht Normoglykämie ist das Ziel: Einerseits langsame
Futterumstellung auf proteinreiche, kohlenhydratarme Diät (kohlenhydratreiche
Ernährung kann die „Rebound“-Freisetzung von Insulin induzieren, was zu hypo glykämischen Episoden führt). Der Patient darf das neue Futter nicht verweigern – bei
Futterverweigerung besteht die Gefahr der Unterzuckerung! Generell sollten Frettchen
mit Insulinom ad libitum gefüttert werden.
• Medikamentöse Therapie: Prednisolon (0,2-1 mg/kg p.o./12h), Diazoxide (5-(15) mg/kg
p.o./12h).
Cave: Nach chirurgischer Entfernung von Insulinomen kann iatrogen ein Diabetes
mellitus auftreten, welcher entsprechend behandelt werden muss!
Hyperadrenokortizismus beim Frettchen
Hyperadrenokortizismus entwickelt sich bei Frettchen im Zuge einer Überfunktion der Nebennierenrinde. Ätiologisch scheinen die Kastration (Wegfall des negativen Feedbacks -> hohe
Konzentrationen an Gonadotropinen führen zu ständiger Stimulation der Nebennierenrinde),
eine genetische Prädisposition und die ausschließliche Indoor-Haltung von Frettchen eine Rolle
zu spielen. Bei 85 % der Frettchen liegt nur eine vergrößerte Nebenniere vor (ohne Atrophie
der kontralateralen Seite), bei 15 % sind beide Nebennieren betroffen. Histologisch kann eine
Hyperplasie oder ein Adenom beziehungsweise ein Adenokarzinom vorliegen.
Der Hyperadenokortizismus des Frettchens ist nicht mit dem des Hundes zu vergleichen. Anders als beim Hund produziert die Nebennierenrinde des Frettchens nicht Kortisol, sondern
Geschlechtshormone. In der Zona reticularis werden Oestradiol, 17-Hydroxyprogesteron und
Androstendion produziert. Liegen klinische Symptome vor, so wird in der Regel ein Anstieg
zumindest eines dieser Hormone beobachtet.
Symptome:
• Symmetrische Alopezie und Haarverlust im Bereich der Schwanzbasis
•
Weibliches kastriertes Frettchen mit Vulvaschwellung (DD: residuales Eierstockgewebe)
•Dysurie bei männlichen Frettchen (Adrenale Androgene können zur Bildung von
periprostatischen und periurethralen Zysten führen.)
• Wiederauftreten von Sexualverhalten
• Polyurie und Polydipsie
Laboruntersuchungen bei Kleinsäugern
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Diagnostik:
•
Labor: Erhöhung der Plasmakonzentration von Androstendion, 17-Hydroxyprogesteron
und Oestradiol
•Sonographie und pathohistologische Untersuchung von Umfangsvermehrungen an
den Nebennieren
Differentialdiagnosen:
Intakte weibliche Frettchen (beziehungsweise nicht vollständig kastrierte Weibchen)
können ähnlich hohe Plasmakonzentrationen der obig genannten Hormone aufweisen
wie Frettchen mit Hyperadrenokortizismus. Hier muss zur Differenzierung mittels Ultra
schalluntersuchung vorhandenes Eierstockgewebe ausgeschlossen werden.
Therapie:
• Chirurgische Entfernung
• Medikamentöse Therapie: GnRH-Agonist-Depot
Hypothyreose beim Kaninchen und Meerschweinchen
In der Literatur liegen nur einzelne Fallbeschreibungen vor.
Es ist jedoch anzumerken, dass herbivore Kleinsäuger sehr empfindlich auf die Verfütterung
von Kreuzblütengewächsen (= Brassica, z.B. Kohl, Kohlrabi, Broccoli, Radieschengrün, Chinakohl...) reagieren. Diese Pflanzen beinhalten strumigene Substanzen, welche die Aufnahme
von Jod über die Nahrung verhindern. Werden Kohlgemüse übermäßig oder gar ausschließlich
gefüttert, kommt es zur Kropfbildung. Die betroffenen Tiere entwickeln jedoch kaum Symptome
einer Hypothyreose.
Eine sorgfältige Anamnese ist hier von entscheidender Bedeutung.
Therapeutisch sollte eine Nahrungsumstellung ausreichend sein.
Differentialdiagnostisch ist bei Umfangsvermehrungen im Halsbereich, insbesondere beim
Meerschweinchen, an ein Lymphom zu denken.
Harnanalyse
Der Harnstatus mit Sediment kann auch bei Kaninchen, Meerschweinchen und Frettchen
ermittelt werden.
Eine Verfärbung des Harns ins Rötliche wird bei kleinen Herbivoren von Besitzern häufig als
Hämaturie fehlinterpretiert. Der Harnstatus gibt darüber schnell Aufschluss. Sollte sich eine
Hämaturie bestätigen, stellt bei unkastrierten weiblichen Kaninchen ein Adenokarzinom des
Uterus eine wichtige Differentialdiagnose zu Urolithiasis und entzündlichen Erkrankungen der
unteren Harnwege dar.
Hohe Mengen an Harnkristallen (vor allem Kalziumcarbonate) sind bei fehlender Symptomatik
ohne klinische Relevanz.
Bei Harnabsatzstörungen sollten als Differentialdiagnosen orthopädische sowie neurologische
Erkrankungen ebenso abgeklärt werden.
Zytologische Diagnostik
bei Kleinsäugern
Abb. 3 Lymphom
Frettchen
8
Gerade bei den kleinen Herbivoren gewinnt die Feinnadelaspirationszytologie (FNA) an
Bedeutung. Da Nagetiere und Kaninchen besonders empfindlich in Bezug auf Narkose und
operative Eingriffe sind, ist die zytologische Diagnostik der chirurgischen Exstirpation mit
anschließender pathohistologischer Untersuchung häufig vorzuziehen. Kutane und subkutane
Umfangsvermehrungen können so ohne große Belastung für das Tier untersucht werden
Laboruntersuchungen bei Kleinsäugern
und auch thorakale und abdominale Massen sind mittels Ultraschall-kontrollierter Feinnadelaspiration einer diagnostischen Abklärung zugänglich. Je nach Ergebnis der FNA kann dann
ein chirurgischer Eingriff dem Zellbild der Zytologie entsprechend in Betracht gezogen werden.
Virale und bakterielle Infektionskrankheiten
Abb. 4 Plattenepithelkarzinom Streifenhörnchen
EBHSV (European Brown Hare Syndrome Virus)
Dieses Calicivirus führt, soweit bekannt, ausschließlich bei Hasen zu einer viralen Hepatitis.
Weder Kaninchen noch andere kleine Heimtiere sind betroffen.
Folgende Symptome treten auf, werden aber bei den Wildtieren selten beobachtet:
• Schwäche, Apathie, Verlust der Scheu
• Bewegungsstörungen (Paralyse der Hinterhand)
Diagnostik:
• Erregernachweis mittels PCR: Faeces, Gewebe (Leber) sowie Urin und Speichel
Eine Therapie ist nicht bekannt.
Francisella tularensis (Tularämie – Zoonose!)
Die Tularämie wird durch das gramnegative Bakterium Francisella tularensis verursacht.
Kaninchen, Hasen und Nagetiere sind besonders empfänglich, jedoch kann die sogenannte
Hasenpest auch bei anderen Tierarten (inkl. Vögel) sowie beim Menschen auftreten.
Die Übertragung erfolgt durch blutsaugende Insekten oder die Aufnahme von kontaminiertem
Wasser oder Aas.
Symptome:
•Bei akutem Verlauf treten Apathie, Tachypnoe, Fieber sowie Schwellung der Lymph knoten auf.
→ Meist versterben die Tiere auf Grund einer Septikämie innerhalb von 2 Wochen.
•Bei chronischem Verlauf sind Abmagerung und geschwürige Hautveränderungen zu
beobachten.
→ Auch bei chronischem Verlauf treten innerhalb von 2- 6 Wochen Todesfälle auf.
Diagnostik:
• Der Erregernachweis erfolgt mittels PCR aus Abstrichen ohne Medium aus Rachen /
Tonsillen oder aus Gewebe (Lymphknotenaspirat, Milz, Leber, Lunge, Niere).
Mykoplasmose bei Maus und Ratte
Die „murine respiratorische Mykoplasmose“, ausgelöst durch Mycoplasma pulmonis, stellt
bei Maus und Ratte eine langsam fortschreitende Infektion der Atemwege dar, welche mit der
Bildung von zähem Schleim einhergeht. Die Übertragung erfolgt durch Aerosole bei engem
Kontakt.
Symptome:
• Niesen, mukopurulenter Nasenausfluss, röchelnde Atemgeräusche und Dyspnoe
• Kopfschiefhaltung in Folge von Otitis media kann ebenfalls auftreten.
•Besonders bei älteren weiblichen Ratten sind Genitalinfektionen zu beobachten,
selten auch Pyometra und Metritis.
• Latente Infektionen ohne Symptome sind häufig.
Diagnostik:
•Erregernachweis mittels PCR: Abstrich ohne Transportmedium aus Nase und
Rachen, Gewebe (Lunge) oder BAL
Laboruntersuchungen bei Kleinsäugern
9
Myxomatose
Das Myxomavirus zählt zu den Leporipoxviren und damit zu den Pockenviren. Es handelt
sich um eine sehr wirtsspezifische Infektionskrankheit, am empfänglichsten sind europäische
Wildkaninchen und davon abstammende Hauskaninchen. Feldhasen sind für Myxomatose weitgehend unempfindlich, selbst bei hohem Infektionsdruck erkranken maximal 1 % der Feldhasen.
Als Überträger fungieren Stechmücken und Flöhe, daher häufen sich Erkrankungsfälle haupt­
sächlich zwischen Juli und Oktober. Die Inkubationszeit beträgt 4-10 Tage. Die meisten Tiere
versterben innerhalb von 1-2 Wochen nach Auftritt der Symptome (bei perakuten Verläufen auch
schon nach 2 Tagen). Die Mortalitätsrate liegt zwischen 25-90 %. Das Virus ist in Europa und
Australien endemisch, es existieren Virusstämme mit unterschiedlich ausgeprägter Virulenz.
Impfstoffe sind zwar vorhanden, allerdings nicht überall zugelassen (z.B. nicht in der Schweiz).
Symptome:
•Fieber, Apathie, schwere Konjunktivitis, Unterhautödeme im Gesichts- und Anogenitalbereich
• Atem-/Schluckbeschwerden, Anorexie
• Knotige Hautwucherungen
Diagnostik:
•Erregernachweis mittels PCR: Abstrich ohne Transportmedium aus Auge/Nase/
Rachen sowie aus Gewebe (Konjunktiva, Haut) möglich
Pasteurellose der Kaninchen
Pasteurella multocida kann bei Kaninchen als Monoinfektion oder zusammen mit Bordetella
bronchiseptica zum sogenannten Kaninchenschnupfen führen. Diese Erkrankung tritt häufig als
Bestandsproblem sowie rezidivierend auf.
Symptome:
•Niesen, seröser, später mukopurulenter Nasenausfluss sowie dadurch bedingt
verklebte Vorderläufe
•Kopfschiefhaltung, Husten und Dyspnoe können auf Grund von Folgeerkrankungen
wie Otitis media / interna, Konjunktivitis, Pneumonie ebenfalls auftreten.
Diagnostik:
•Nachweis von toxinbildenden Pasteurella multocida mittels PCR: Abstrich ohne
Transportmedium aus Nase, Rachen, Auge sowie Gewebe (Lunge)
Therapie/Prophylaxe:
Ein entsprechender Impfstoff steht für Kaninchen zur Verfügung. Dieser sollte v.a. in größeren
Zuchten oder Problembeständen eingesetzt werden. Ziel ist in erster Linie eine Reduktion des
Infektionsdrucks im Bestand. Allerdings dürfen auch entsprechende Hygienemaßnahmen nicht
außer Acht gelassen werden.
Pockenvirusinfektion der Ratte (Zoonose!)
Rattenpocken werden durch das Orthopoxvirus bovis verursacht. Diese besitzen ein weites
Wirtsspektrum und werden daher wechselnd als Kuhpocken, Katzenpocken, Elefantenpocken
sowie Rattenpocken bezeichnet.
Es handelt sich um eine Zoonose. Übertragungen von Katzen sowie Heimtierratten auf den
Menschen wurden in den letzten Jahren mehrmals beschrieben!
Symptome:
• Bei der Ratte führt die Erkrankung zu nekrotisierenden Läsionen an Gliedmaßen und
im Bereich von Kopf und Schwanz.
Diagnostik:
Bei der Probenentnahme ist auf Grund des Zoonosepotential besondere Vorsicht geboten!
Auch die Besitzer müssen gegebenenfalls aufgeklärt werden!
• Erregernachweis mittels PCR aus Krustenmaterial
10
Laboruntersuchungen bei Kleinsäugern
RHD (Rabbit Hemorrhagic Disease)
Beim RHD-Virus handelt sich ebenso wie beim EBHSV um ein Calicivirus, das bei Kaninchen
eine hämorrhagische Erkrankung mit akutem/perakutem Verlauf auslöst. Bei einer Infektion
mit RHDV1 sind vorwiegend adulte Tiere betroffen; bei Jungtieren kommt es lediglich zur
Virusvermehrung ohne klinische Symptomatik. Dagegen führt eine Infektion mit RHDV2 v.a. bei
Jungtieren und Nestlingen zur klinischen Erkrankung. Je nach Virulenz des Erregers liegt die
Mortalität bei 5-100 %. Die Übertragung erfolgt direkt oder indirekt (sowohl über Stechinsekten als auch über kontaminiertes Material wie Einstreu etc.). Das RHD-Virus ist eng verwandt
mit dem Calicivirus, das beim europäischen Feldhasen das European Brown Hare Syndrome
(EBHS) auslöst. Eine Übertragung der Viren auf die jeweilig andere Spezies gelang jedoch nicht.
Symptome:
• Perakut: Erstickungskrämpfe, schrilles Schreien, blutiges Nasensekret
• Akut: Unruhe, Benommenheit, Atembeschwerden, Fieber, Ikterus
Diagnostik:
•Erregernachweis mittels PCR: Abstrich ohne Transportmedium (z.B. Konjunktiva),
Urin, Faeces, EDTA-Blut oder Gewebe (v.a. Leber)
Treponema paraluiscuniculi (Kaninchensyphilis)
Bei der Kaninchensyphilis handelt es sich um eine hochkontagiöse bakterielle, durch Treponema paraluiscuniculi verursachte Erkrankung. Sowohl Kaninchen als auch Hasen sind für den
Erreger empfänglich. Eine Übertragung auf den Menschen ist jedoch nicht möglich.
Die Ansteckung erfolgt über Schleimhautkontakte (Deckakt) oder über die Einstreu und das
Futter.
Nach einer langen Inkubationszeit (Wochen bis Monate) zeigen sich klinische Symptome:
• Schwellung und Knotenbildung an den äußeren Geschlechtsorganen
• Später zerfallen die Knötchen geschwürig, es kommt zur Krustenbildung.
•Durch Belecken werden in weiterer Folge auch Lippen, Augenlider und Ohrränder
betroffen.
Diagnostik:
Der Erregernachweis erfolgt mittels PCR-Untersuchung aus Abstrichen ohne Medium.
Diese sind aus dem Bereich der Hautläsionen (Vagina, Präputium) zu entnehmen.
Krustenmaterial im sterilen Röhrchen kann ebenfalls eingesandt werden.
Parasiten
Ektoparasiten
Je nach Lebensweise der Ektoparasiten eignen sich zum Nachweis ein Tesaabklatsch
für Raub- und Fellmilben, für Grab- und Haarbalgmilben wird dagegen ein Hautgeschabsel
benötigt. Die Befunde der mikroskopischen Untersuchungen werden am Tag des Probeneingangs übermittelt.
Endoparasiten
Auf eine ausreichende Probenmenge sollte geachtet werden. Für parasitologische Unter­
suchungen sollte eine kirschgroße Kotmenge, für serologische Nachweise wie beispielsweise
den Giardien-EIA eine erbsengroße Menge eingesandt werden.
Mittels Flotation und Sedimentation werden Parasiteneier und Protozoenzysten angereichert
und dann mikroskopisch bestimmt. Die Angabe erfolgt semiquantitativ. Gleichzeitig wird der
Gehalt an Cyniclomyces guttulatus, einer Hefe, die eigentlich als apathogen gesehen wird, festgestellt und ebenfalls semiquantitativ angegeben.
Laboruntersuchungen bei Kleinsäugern
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Encephalitozoon cuniculi (Enzephalitozoonose)
Der einzellige Erreger Encephalitozoon cuniculi kommt weltweit bei allen Säugetieren und Vögeln vor, stellt aber nur bei Kaninchen eine bedeutende Infektionskrankheit mit klinischer Manifestation dar. Andere Säugetiere (inkl. Mensch) können bei schwerer Immunsuppression Symptome entwickeln.
Pathogenese:
Die Infektion erfolgt oral, der Erreger verbreitet sich dann hämatogen, vermehrt sich
anschließend intrazellulär und gelangt mittels Sporenausscheidung wieder in die Um
welt. Die Erregervermehrung führt zum Platzen der Zellen, zusätzlich werden immun
mediierte Entzündungsreaktionen verursacht.
Symptome:
Klinisch inapparente bis manifeste Verlaufsformen möglich!
• ZNS-Symptome (Torticollis, Nystagmus, Parese...)
•
Nierensymptomatik (chronische Niereninsuffizienz, nicht regenerative Anämie,
Polydipsie, Polyurie...)
• Augensymptomatik (phakoklastische Uveitis, Katarakt...)
Diagnostik:
Serologie:
AK-Titer: negativ → Enzephalitozoonose unwahrscheinlich, nach Differentialdiagnosen
muss gesucht werden!
AK-Titer: positiv → ist beweisend für Infektion, nicht aber, ob diese verantwortlich
für Symptomatik ist. Enzephalitozoonose als Ursache der Symptome
ist wahrscheinlich, wenn Differentialdiagnosen ausgeschlossen
wurden.
Serologisch positive Tiere sollten nicht mit Enzephalitozoon-freien Tieren gemeinsam gehalten
werden, sofern sich dies vermeiden lässt!
Erregernachweis mittels PCR:
Harn: ist nur im positiven Falle beweisend für Infektion, da Sporen nur
intermittierend ausgeschieden werden
Linsenmaterial: hat sehr hohe Sensitivität, gutes Diagnostikum bei Tieren mit
phakoklastischer Uveitis
Sektionsmaterial: Niere, ZNS
Differentialdiagnosen:
• Otitis media (Pasteurella multocida)
• Nierenerkrankungen (Urolithen, Nierenverkalkung)
•Selten Herpes-simplex-Virus-Enzephalitis (HSV = Anthropozoonose, Kaninchen sind
sehr empfänglich, Übertragungen von Mensch mit Herpes labialis auf Kaninchen sind
dokumentiert)
• Selten Tumorerkrankungen oder bakterielle Erkrankungen des ZNS
Therapie:
Eine Erregereliminierung ist nicht möglich, da die Tiere ein Leben lang infiziert bleiben!
Ziel der Therapie ist deshalb die Symptomfreiheit.
Neuere Studien (Sieg et al., 2012) empfehlen eine Kombination aus 21 Tagen Fenben
dazol (20 mg/kg 1x tgl. per os) und 10 Tagen Oxytetrazyklin (10 mg/kg 1x tgl. subcutan)
oder Enrofloxacin (10 mg/kg 1x tgl. per os).
Die zusätzliche Gabe von Glukokortikoiden kann nicht mehr empfohlen werden!
Bei AK-positiven Tieren ohne Symptomatik hat sich gezeigt, dass eine prophylaktische
Gabe von Fenbendazol (20 mg/kg per os 1x tgl. für 10 Tage) bei Immunsuppression/
Stress (andere Erkrankung, Umzug) einen Ausbruch der Erkrankung vorbeugen kann.
Die Prognose ist gut, sofern die Nieren nicht irreversibel geschädigt sind.
12
Laboruntersuchungen bei Kleinsäugern
Dermatophytosen bei Kleinsäugern
Kleinsäuger mit Hautsymptomatik (Alopezie, Krusten- und Schuppenbildung) sind verdächtig
für Dermatophytosen.
Neuere Studien belegen, dass vor allem Meerschweinchen auch asymptomatische Träger sein
können, während man diese bei Kaninchen kaum findet. Insgesamt scheinen Hautpilzerkrankungen bei Meerschweinchen deutlich häufiger aufzutreten als bei Kaninchen.
Insbesondere bei Meerschweinchen, die neu ins Haus gekommen sind, sollte daher der Besitzer
über das zoonotische Potential aufgeklärt und eine mykologische Vorab-Abklärung in Betracht
gezogen werden, vor allem wenn Kinder im gleichen Haushalt leben.
Dermatophytosen kommt die größte Bedeutung zu. Bei Meerschweinchen wird neuerdings v.a.
die im deutschsprachigen Raum zuvor seltene Trichophyton Spezies Arthroderma benhamiae,
die teleomorphe Art von Trichophyton mentagrophytes, nachgewiesen (Abb. 5). Auch Arthroderma benhamiae ist ein Zoonose-Erreger, der beim Mensch hochentzündete Hautinfektionen
verursachen kann.
Diagnostik:
• Mikroskopische und kulturelle Untersuchung: aus Haut, Haaren, Schuppen (am besten
in Papiertütchen einsenden). Sinnvoll ist eine zusätzliche parasitologische Abklärung,
da Ektoparasiten die wichtigste Differentialdiagnose zu Dermatophyten darstellen
(vor allem Kaninchen: Cheyletiella parasitovorax).
• Die Dermatophyten-PCR stellt eine hilfreiche Ergänzung zur konventionellen
Diagnostik mittels Pilzkultur dar. Die Zeit bis zur Diagnose kann verkürzt werden
(2-4 Werktage), was eine frühe antimykotische Therapie erlaubt. Gesichert erfasst
werden folgende Zoonoseerreger: Microsporum canis, Microsporum gypseum,
Microsporum persicolor, Trichophyton Species von Arthroderma benhamiae, Trichophyton mentagrophytes und Trichophyton equinum.
Eine Speziesdifferenzierung ist im Anschluss an ein positives PCR-Ergebnis möglich!
Therapie:
• Lokal: Waschungen mit Imaverol 1x wöchentlich
• Systemisch: Itrakonazol (5 mg/kg tgl. per os 7 Tage geben, 7 Tage Pause alternierend
bis mindestens 1 mykologische Untersuchung negativ)
• Die Umgebung der Tiere sollte ebenfalls mit Imaverol (Einwirkzeit: je nach Material
30 min bis 3 h beispielsweise bei Holz) beziehungsweise Chlorbleiche (verdünnt 1:10
bis 1:100, Einwirkzeit einige Minuten) behandelt werden.
andere
Trichophyton mentagrophytes
0,7% 2,9%
negativ
45,3%
51,1%
Arthroderma benhamiae
Abb. 5: Dermatophyten-Untersuchung beim Meerschweinchen mittels Kultur und PCR. Seit einiger
Abb. 5: Zeit
Dermatophyten-Untersuchung
beim Meerschweinchen
Kultur
und PCR.
werden beim Meerschweinchen überwiegend
Dermatophyten mitmittels
einem zuvor
im deutschSeit einiger
Zeit werden
beim
Meerschweinchen
überwiegend Dermatophyten
mit einem
sprachigen
Raum selten
beobachteten
kulturellen Wachstumsverhalten
isoliert, die molekularbioals Arthroderma benhamiae
identifiziert sind.
TrichophytonWachstumsverhalten
mentagrophytes wird dagegen
zuvor imlogisch
deutschsprachigen
Raum unbekannten
kulturellen
isoliert,
deutlich
seltener
als
früher
nachgewiesen.
die molekularbiologisch als Arthroderma benhamiae identifiziert sind. Trichophyton
mentagrophytes wird dagegen deutlich seltener als früher nachgewiesen.
Laboruntersuchungen bei Kleinsäugern
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Erregernachweise mittels PCR
bei Kleinsäugern
(Stand 15. Juni 2016)
Folgende PCR-Nachweise sind bei den meisten Kleinsäugern möglich:
•Chlamydien
• Encephalitozoon cuniculi
•Leptospiren
•Salmonellen
Für einzelne Kleinsäugerarten bietet Laboklin zahlreiche weitere PCR-Nachweise an:
Frettchen:
• Dermatophyten (anschließende Speziesdifferenzierung möglich)
• Helicobacter spp.
• Parvovirus (Aleutenkrankheit)
• Sarcoptes scabiei var. canis
•Staupevirus
Kaninchen:
• Bordetella bronchiseptica
• Dermatophyten (anschließende Speziesdifferenzierung möglich)
• Francisella tularensis (Tularämie)
• Myxomavirus / Leporipoxvirus (Myxomatose)
• Pasteurella multocida (Toxinbildner)
• Pocken (Orthopoxvirus)
• Rabbit Hämorrhagic Disease Virus (RHD)
• Sarcoptes scabiei var. canis
• Toxoplasma gondii
• Treponema paraluiscuniculi (Kaninchensyphilis)
Hase:
• European Brown Hare Syndrome Virus (EBHSV)
• Francisella tularensis (Tularämie)
• Treponema paraluiscuniculi (Kaninchensyphilis)
Meerschweinchen:
• Dermatophyten (anschließende Speziesdifferenzierung möglich)
• Pocken (Orthopoxvirus)
• Sarcoptes scabiei var. canis
• Toxoplasma gondii
Ratte, Maus:
• Francisella tularensis (Tularämie)
• Mycoplasma pulmonis
• Pocken (Orthopoxvirus)
Weitere Tests auf Anfrage
Hinweis:
Länderspezifische tierseuchenrechtliche Vorschriften können die Diagnostik mittels PCR
einschränken.
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Laboruntersuchungen bei Kleinsäugern
Unsere Tests für Kleinsäuger
Hämatologie & Blutchemie Profile
gr. Blutbild EB,HB/1ml(+BS)
inkl. Diff Differential-EB,HB/1ml(+BS)
blutbild
Retikulozyten EB/0,5ml
Morphologie EB,HB/0,5ml+BS
(Tierart auf Anfrage)
Heimtierprofil HP,S/0,5ml
(Kan, Me, Rt, Ms, Ha)
+ Blutbild
HB,EB/0,5ml
(Harnstoff, Kreatinin, Eiweiß, AST,
GLDH, AP, γ-GT, CK, K, Na, Ca, Mg,
Gallensäuren, PO4, Fructosamine)
Heimtierprofil + T4
HP,S/0,5ml
(Kan, Me)
(Harnstoff, Kreatinin, Eiweiß, AST,
GLDH, AP, γ-GT, CK, K, Na, Ca, Mg,
Gallensäuren, PO4, Fructosamine, T4)
Frettchen-ProfilNaFB+S/0,5ml
(Glucose, Triglyceride, γ-GT, AST, CK,
LDH, Eiweiß, Albumin, Globuline,
Harnstoff, Krea, Ca)
Einzelbestimmungen
α-AmylaseEP,HP,S/0,5ml
AlbuminEP,HP,S/0,5ml
ALT (GPT)
EP,HP,S/0,5ml
AP
S/0,5ml
AST (GOT)
EP,HP,S/0,5ml
Bilirubin gesamt
EP,HP,S/0,5ml
CalciumS/0,5ml
Chlorid
EP,HP,S/0,5ml
CholinesteraseEP,HP,S/0,5ml
CK
EP,HP,S/0,5ml
Eiweiß
EP,HP,S/0,5ml
FructosamineS/1ml
GallensäurenS/0,5ml
GLDH
EP,HP,S/0,5ml
GlucoseNaFB/1ml
γ-GT
EP,HP,S/0,5ml
HarnsäureEP,HP,S/0,5ml
HarnstoffEP,HP,S/0,5ml
Kalium
S/0,5ml
KreatininEP,HP,S/0,5ml
MagnesiumS/0,5ml
NatriumS/0,5ml
Phosphat, anorganisch S/0,5ml
TriglycerideEP,HP,S/0,5ml
Zink
S/0,5ml
Leber
EiweißelektrophoreseS/1ml
Niere/Harn
Harnstatus inkl. Sediment H/5ml
Hormone/Vitamine
17 OH Progesteron Cortisol
S/0,5ml
S/0,5ml
Laboruntersuchungen bei Kleinsäugern
NNR-Profil Frettchen
S/0,7ml
(Östradiol, 17-OH-Progesteron,
Androstendion)
TestosteronS/0,5ml
Thyroxin T4 S/0,5ml
freies T4 (fT4)
S/0,5ml
Vitamin D3 (25 OH)
S/0,5ml!
Pathologie
Pathohistologie
(Tumordiagnostik, Dermatohistopathologie, Organpathologie,
endoskopische Biopsien)
Zytologie
(Punktate, Aspirations-/Abklatschpräparate, Vaginalzytologie)
Kot
Profile
Kotprofil Nager + Parasiten
(Bakteriologie inkl. Salmonellen,
Mykologie, Parasiten)
Kotprofil Frettchen
(Bakteriologie inkl. Salmonellen,
Mykologie, Parasitologie, Giardia sp.
Antigen ELISA)
Parasitologie
Parasitologische Untersuchung
(Flotation u. SAF zum Nachweis von
Wurmeiern und Protozoen)
Cryptosporidien Antigen (EIA)
(Säugetiere)
Giardia sp. Antigen (ELISA)
Einzelbestimmungen
Campylobacter
Clostridium-perfringensEnterotoxin (Kan)
Mykobakterien
(mikroskopischer Nachweis
säurefester Stäbchen)
Salmonellen
Yersinien
Bakteriologie
Abstriche/Punktate
Bakteriologie, Mykologie TM,GW
Bakteriologie (aerob)
TM
Mykologie
Untersuchung auf Anaerobier
Haut/Haare/Federn
Bakteriologie, Mykologie HA,HT
Bakteriologie (aerob) TM,HA,HT
MykologieTM,HA,HT
(Dermatophyten und Hefen)
Trichogramm
Parasitologische Untersuchung HT
Resistenzbestimmungen
Antibiogramm pauschal
Antibiogramm anaerobe Keime
Erweitertes Antibiogramm
Antimykogramm
Aromatogramm
MRSA-Differenzierung
(zusätzlich zur bakt. Untersuchung)
MRSP-Differenzierung
(zusätzlich zur bakt. Untersuchung)
ESBL-Differenzierung
(zusätzlich zur bakt. Untersuchung)
Serologische Untersuchungen
Infektionskrankheiten (Antikörper)
E. cuniculi (Kan, Me)
S/0,5ml
Hantavirus* (Rt, Ms)
S/0,5ml
Lymphozytäre Choriomeningitis
Virus (LCMV)* (Me,Ms,Ha) S/0,5ml
Myxomavirus* (Kan)
S/0,5ml
Sendai Virus* S/0,5ml
(Kan, Me, Rt, Ms, Ha)
ToxoplasmenEP,HP,S/0,5ml
(Kan, Me)
Treponema S/0,5ml
paraluiscuniculi* (Kan)
Zytomegalievirus* (Ms)
S/0,5ml
PCR-Nachweise
Bordetella bronchiseptica
A
Chlamydien A
Dermatophyten (Kan, Me) HA,HT,K
Encephalitozoon cuniculiH,LQ,GW
EBHS-Virus (Hase)
FA,GW
Francisella tularensis
A,Ln,GW
Helicobacter spp. (Fr)
V,GW
LeptospirenH+EB,GW
Mycoplasma pulmonis
A,GW
(Rt, Ms)
Myxomavirus (Kan)
A
Parvovirus (Fr)
EB,A,FA,GW
Pocken (Orthopox)
K
(Kan, Me, Rt, Ms)
Past. multocida Toxinbildner
A
(Kan)
RHD-Virus (Kan) A,EB,FA,H,GW
SalmonellenA,FA
Sarcoptes scabiei var. canis HT
(Kan, Me, Fr)
StaupevirusH,LQ,A,EB
(Fr, Waschbär)
Toxoplasma gondii
LQ,GW
(Kan, Me)
Treponema paraluiscuniculi K,A,GW
(Kan)
PCR-Profile
Atemwege (Kan)
A
(Bordetella bronchiseptica, Chlamydien, Pasteurella multocida Toxinbildner)
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D-97688 Bad Kissingen · Steubenstraße 4
Tel. +49 971 72020 · Fax +49 971 68546
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Tel. +43 732 7172420 · Fax +43 732 717322
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