Richtig beraten bei Mykosen

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pta
E 17875
Pharmazie ❙ Marketing ❙ Praxis
www.apotheke-aktuell.com
profe ss ional
Mai 2014
Einzelverkaufspreis: 4,50 Euro
Österreich: 5,50 Euro
Schweiz: 7,50 SFR
Nina Adler: „Mich bringt nichts
aus der Ruhe!“
Bloggen: Auf neuen Wegen
ins Gespräch kommen
Pilzinfektionen
Richtig beraten
bei Mykosen
Burnoutprophylaxe: Tinnitus
häufig durch Stress verursacht
Fortbildung
Arznei-Interaktionen
BAK zertifiziert!
PTA
des Monats
unterstützt vom
PROFESSIONAL!
Inhalt
Aktuelles
Verkürzung um
1 mm wegen Passge
jetzt 104 mm (war
nauigkeit mit Flappe
vorher 105 mm
wie Flappe)
PtA
Pha rma zie
12 PTA des Monats
Nina Adler arbeitet in der RheinNeckar-Apotheke in Viernheim.
In der großen Center-Apotheke
ist immer viel los. Aber Nina
ist der Fels in der Brandung:
Geduldig berät sie die Kunden,
arbeitet aber auch gerne im
Labor oder der Rezeptur.
❙ Mar keti ng
❙ Prax is
e 17875
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www.apotheke-
aktuell.com
PR oF e ss Io
Einzelverkaufspr
eis: 4,50 Euro
Österreich: 5,50
Euro
Schweiz: 7,50
SFR
nA l
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Mai 2014
Nina Adler: „Mich
bringt
aus der Ruhe! nichts
“
Bloggen: Auf
neuen Wegen
ins Gespräch
kommen
10
Pilzinfektionen
Burnoutprophylaxe
häufig durch Stress : Tinnitus
verursacht
BAK zertifiziert!
PTA_05_14_Titel
aktuell + anders
Darmkrebs: Früherkennung nutzen!
Richtig bera
bei Mykosenten
Fortbildung
Arznei-Interak
tionen
Editorial
Kolumne: Prof. Dr. Theo Dingermann
Verborgene Schätze
Beratung aktuell: Migräne – typisch Frau!
Veranstaltungstipp: Blick hinter
Klostermauern
PtA
des Monats
unterstützt vom
[P].indd 1
14.04.14 08:00
12
16 Pilzinfektionen
22 Insektenschutz
Bald werden uns die
ersten Mücken wieder
belästigen. Insektenstiche
können jedoch manchmal
auch gefährlich sein. Der
Parasitologe Prof. Heinz
Mehlhorn erklärt, wann das
Auftragen von Insektenschutz sowohl im im Alltag
als auch auf Reisen in
ferne Ländern wichtig ist
und was Sie dabei im
Beratungsgespräch
beachten müssen.
4
PTA PROFESSIONAL
Mai 2014
Pharmazie + Medizin
14
Korrekte Anwendungstechnik
Erklären Sie den Inhalator!
16
Pilzinfektionen
Richtig beraten bei Mykosen
18
Vaginalpilz
Mit Selbstmedikation begegnen
20
Beim Experten nachgefragt
Beratung bei Nagelpilz
22
Beratungsschwerpunkt
Insektenschutz
Wie wichtig ist die Prävention?
Diabetes mellitus
Prävention von Folgeerkrankungen
24
26
Serie: Phytotherapie
Drei für den Magen
30
Serie: Dermopharmazie
Babypflege: Schutzbedürftige Haut
34
Serie: Doppelblind oder personalisiert?
Einfluss der Gene auf die Arzneimittelwirkung
36
Abnehmen
Was am besten funktioniert
www.apotheke-aktuell.com
Abb.: Alliance / ChinHooi / iStock / Thinkstock
Die mikroskopisch kleinen
Parasiten können ganz
schöne Plagegeister sein
und viele Krankheiten
auslösen. An der Haut, der
Schleimhaut und auf den
Nägeln setzen sich Pilze
gerne fest und verursachen
unangenehme Infektionen.
Wie Sie Ihre Kunden am
besten bei den verschiedenen Pilzinfektionen beraten,
erklären wir Ihnen in
unserem Titelthema.
PTA des Monats Mai
Nina Adler: „Mich bringt nichts aus
der Ruhe!“
Marketing + Kommunikation
44
PTA-Botschaft des Monats
Entspannen Sie sich!
46
Category Management im
Apothekenalltag
Dem Kunden eine spezielle Themenwelt
präsentieren
50
Aufruf Titelfotoshooting
Wir bringen Sie auf unsere Titelseite!
52
Bloggen
Auf neuen Wegen ins Gespräch kommen
56
Burnoutprophylaxe
Ohrengeräusche häufig durch Stress verursacht
60
Englisch-Fortbildung
Recommendation: Do not take thyroid
hormone with coffee
69
Derma-News
Pharma-News
70
Fortbildung
62
Artikel und Prüfungsfragen:
Arzneimittelinteraktionen
68
Antworten der Fortbildung
vom März
Medikamente in der Schwangerschaft
Abb.: Jane_Kelly / Paffy69 / OlgaMiltsova / iStock / Thinkstock
Service
72
Wissen kompakt Aktuelle Bücher
Verlosung einer DVD
Wissenstest
Angeklickt
73
Gewinnspiel
Hier können Sie Karten für die
Jubiläumsrevue im Tigerpalast gewinnen!
74
Impressum/Vorschau
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52 Bloggen
Das Internet kann als
Kommunikationsmittel für
mehr Image aber auch zur
Kundenbindung genutzt
werden. Dies ist z. B. durch
ein Blog möglich. Da das
Medium authentisch und
ungezwungen wirkt, kann
es letztlich auch viele
Personen erreichen. Wir
zeigen Ihnen, wie es geht.
56 Tinnitus
Es gibt viele Ursachen für Ohrgeräusche. Manchmal sind
sie organisch bedingt und z. B. durch Dauerlärm verursacht.
Zunehmend häufiger werden aber andere Auslöser
beobachtet. Und hier spielt Stress eine maßgebliche Rolle.
62 Arzneimittelinteraktionen
Bei der gleichzeitigen Einnahme
mehrerer Arzneimittel kann
es zu den unterschiedlichsten
Wechselwirkungen kommen. In
den meisten Fällen sind diese
unerwünscht, aber sie werden
auch gezielt eingesetzt. Auf
welche Arzneimittelinteraktionen
Sie achten müssen und wie Sie
rechtzeitig Gefahren erkennen,
erklären wir Ihnen in der neuen,
BAK-zertifizierten Fortbildung.
PTA PROFESSIONAL
Mai 2014
5
Abb.: Alliance / iStock / Thinkstock
PROFESSIONAL! Schwerpunktthema
16
PTA PROFESSIONAL
Mai 2014
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PROFESSIONAL! Schwerpunktthema
Pilzinfektionen
Richtig beraten
bei Mykosen
Bettina Reich, Apothekerin
Redakteurin PTA PROFESSIONAL
Als Krankheitserreger werden in der Öffentlichkeit meist nur
Bakterien und Viren wahrgenommen. Pilze können jedoch
ebenfalls Krankheiten beim Menschen auslösen. Am häufigsten
treten Pilzinfektionen (Mykosen) an den Nägeln oder auf der Haut
auf. Aber auch Frauen mit Vaginalmykosen kommen häufig in
die Apotheke, um sich Rat zu holen. Was Sie den Betroffenen
empfehlen können.
P
ilze sind Parasiten und brauchen von
anderen Lebewesen hergestellte organische Nährstoffe, weil sie diese nicht
selbst produzieren können. Im Wald holen
sich die „großen Brüder“ wie Steinpilz und
Pfifferling diese Nahrung aus Baumwurzeln.
Ihre mikroskopisch kleinen Verwandten halten sich an der Haut und den Schleimhäuten
ihrer Wirte schadlos.
Vorurteile ausräumen
Es gibt über 100.000 Pilzarten, von denen
nur etwa 50 beim Menschen Krankheiten auslösen können. Am häufigsten sind
Faden-, Hefe- und Schimmelpilze für die
lästigen Infektionen verantwortlich. Manche der krankheitserregenden Pilze leben
bei gesunden Menschen im Darm, auf den
Schleimhäuten oder auf der Haut, ohne Beschwerden zu verursachen. Erst wenn sich
die Abwehrlage verschlechtert oder durch
eine Antibiotika-Einnahme kann sich der
Pilz massenhaft vermehren und eine Krankheit auslösen.
Hartnäckig hält sich allerdings das Vorurteil, dass Pilzinfektionen durch mangelnde
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Hygiene ausgelöst werden. Das stimmt aber
nicht. Im Gegenteil: Übertriebene Hygiene
kann Pilzinfektionen begünstigen. Führen
Sie daher auch mal einen Aktionstag zum
Thema Pilzerkrankungen durch. Sie werden
sehen, wie viele Kunden sich dann ein Herz
nehmen und Sie endlich ansprechen auf eine
Pilzinfektion. Sie locken damit das Thema
aus der Tabuzone. Ansonsten gilt, dass bei der
Beratung ebenfalls der Beratungsplatz genutzt
werden kann, wenn Sie den Eindruck haben,
dass der Kunde sich geniert.
Dabei sind die meisten Pilzinfektionen
zwar lästig, aber in den meisten Fällen harm-
Lang genug behandeln
In jedem Fall ist Beratung wichtig. Viele
Kunden wenden nämlich pilzwirksame
Salben, Cremes oder Gele nicht lange
genug an. Treten dann nach einiger Zeit
die Symptome wieder auf, halten sie das
für eine neue Infektion. In Wahrheit war
der Pilz aber nie ganz weg, weil einige
Pilzsporen auf der Haut überlebt haben.
PTA PROFESSIONAL
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PROFESSIONAL! Schwerpunktthema
Dem Vaginalpilz mit
Selbstmedikation begegnen
Eine der häufigsten Pilzinfektionen ist eine
Vaginalmykose: Schätzungsweise erkrankt
jede zweite Frau im Leben daran, viele
erwischt die durch Candida Albicans aus-
Wissenstest
3 Fragen – 3 Antworten
Haben Sie den Artikel aufmerksam
gelesen? Dann wird es Ihnen leicht
fallen, die unten stehenden Fragen
zu beantworten. Bitte beachten Sie,
dass nur eine Antwort richtig ist. Die
Auflösung finden Sie auf Seite 72.
1. Pilzinfektionen können verursacht sein durch…
A) …eine geschwächte Immunabwehr
B) …Bakterien
C) …mangelnde Hygiene
2. Was sollten Sie einer Schwangeren mit einer Pilzinfektion raten?
A) Die Infektion nicht zu behandeln.
B) Zuerst den Arzt aufzusuchen.
C) Antimykotika einzunehmen.
3. Eine Hautflechte wird meist durch welche Pilze verursacht?
A) Fadenpilze
B) Schimmelpilze
C) Hefepilze
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PTA PROFESSIONAL
Mai 2014
Guter Rat für Ihre Kundinnen
Empfehlen Sie den betroffenen Frauen außerdem, im Genitalbereich nur ph-neutrale
Seifen zu verwenden und die Haut regelmäßig einzufetten. So kann sich ein Pilzbefall nicht stärker ausbreiten. Da Pilze eine
feucht-warme Umgebung für ihr Wachstum
brauchen, kann man sie mit luftdurchlässiger
Baumwoll-Unterwäsche und Trockenföhnen
nach jedem Toilettengang „aushungern“.
Auch Sitzbäder mit Kamille bringen manchmal Linderung. In jedem Fall ist es ratsam,
die Haut im Genitalbereich zu schonen.
Wann zum Arzt?
„Wenn jemand zum ersten Mal an einer Pilzinfektion erkrankt, ist das kein Fall für die
Homöopathie bei Mundsoor
➞
Acidum hydrochloricum (Salzsäure), gebräuchliche Potenzierung: D3 bis D6, bei grauweißen
Belägen der Mundschleimhaut
und großer Abneigung gegen
jede Nahrungsaufnahme.
➞
Borax (Natriumtetraborat), gebräuchliche Potenzierung: D3
bis D6, bei weißlichen Belägen
der Mundschleimhaut mit rotem
Hof. Wegen starker Schmerzen
ist das Essen schwierig.
Selbstmedikation. Auch Kinder, Jugendliche
oder Schwangere sollten grundsätzlich zuerst
zum Arzt“, rät Erika Fink, Präsidentin der
Bundesapothekerkammer. Bessern sich die
Beschwerden durch ein rezeptfreies Medikament nicht innerhalb weniger Tage, sollte
ebenfalls grundsätzlich ein Arzt aufgesucht
werden.
Wenn Candida den
Mund befällt
Am häufigsten befällt Candida albicans allerdings die Schleimhaut der Mundhöhle.
Man findet weiße bis gelbliche, schmerzlose, leicht abwischbare Beläge auf der
Mundschleimhaut. Soor tritt vor allem bei
abwehrgeschwächten Personen wie Kleinkindern und alten Menschen, aber auch
bei Diabetikern auf. Bei Senioren sind oft
schlecht sitzende Zahnprothesen die Wurzel des Übels. Ansonsten gesunde Menschen
sind vor allem durch eine Antibiotika- oder
Kortison-Behandlung gefährdet.
Erinnern Sie Ihre Kunden daran, dass
ein solcher Mundpilz unbedingt rechtzeitig
behandelt werden sollte. Sonst kann er nicht
nur langfristig zur Zerstörung der Mundflora beitragen, sondern sich auch – gerade
bei abwehrgeschwächten Personen – auf die
Speiseröhre ausdehnen.
Zur lokalen Therapie des Mundsoor eignen sich zum Beispiel die Wirkstoffe Miconazol, Amphotericin B und Nystatin, die
unter anderem als Mundgel, Lutschtabletten
oder Suspensionen erhältlich sind. Diese
Mittel sollten nach dem Essen eingenommen werden und vor der Behandlung sind
die Beläge möglichst mit einem Wattestäb-
www.apotheke-aktuell.com
Abb.: Alliance / iStock / Thinkstock
los und gut zu behandeln: Der Fußpilz zum
Beispiel, an dem jeder fünfte Erwachsene im
Laufe seines Lebens leidet sowie der Nagelpilz, der jeden vierten Menschen trifft.
gelöste Infektion auch mehrmals. Der Infektionsherd ist meist der Urogenitaltrakt.
Zum Ausbruch der Krankheit kommt es,
wenn das Immunsystem geschwächt ist,
beispielsweise durch Stress, und sich die
Hefepilze unkontrolliert vermehren. Zudem kann nach einer Antibiotikatherapie
die Scheidenflora gestört sein, so dass sich
die Candida-Infektion ausbreitet.
Charakteristische Anzeichen einer vaginalen Pilzinfektion sind ein weißer, an
Quark erinnernder Ausfluss sowie starker
Juckreiz. Auch Rötungen des Intimbereichs,
häufig in Kombination mit Wundsein, ist
ein typisches Symptom. Oft finden sich
auch weiße, nicht abwischbare Beläge auf
den Schleimhäuten der Vagina.
Verfügbare Antimykotika zur Selbstmedikation werden meistens als Drei-TageTherapie angeboten und bestehen aus einer Creme für den äußeren Genitalbereich
und Zäpfchen zum Einführen in die Vagina.
Besonders wirksam und gut verträglich sind
die Imidazole (z. B. Clotrimazol, Miconazol,
Fenticonazol). Präparate zur Einmalbehandlung sind mit Milchsäure angereichert, wodurch das Pilzwachstum angeregt und so die
Wirkung der fungistatisch wirksamen Mittel
verbessert wird. Nachhaltig ist auch die Applikation eines Gels, das die körpereigenen
Laktobazillen fördert. Auf diesem Weg kann
die Vaginalflora gestärkt werden. Umstritten ist, ob eine zuckerarme Ernährung dem
Pilz die Lebenskraft entzieht. Zu den nicht
wirksamen Methoden gehört außerdem die
so genannte Darmsanierung mit Nystatin
oder Amphotericin B.
PROFESSIONAL! Schwerpunktthema
chen zu entfernen. Sie sollten den Kunden
zudem darauf hinweisen, dass er die Behandlung noch zwei bis drei Tage fortsetzt, nachdem die Beläge verschwunden sind.
Das Einpinseln der Mundschleimhaut
mit Myrrhe- oder Ratanhia-Tinktur wirkt
desinfizierend. Der zeitliche Abstand zur Anwendung der antimykotischen Mittel sollte
mindestens eine Stunde betragen.
Hautflechten: Angriff
der Dermatophyten
Verursacht wird eine oberflächliche Hautflechte in der Regel durch eine Infektion mit
Dermatophyten (Fadenpilzen). Eine Tinea,
also eine durch Dermatophyten verursachte
Hautmykose, entsteht durch Eindringen
und Ausbreitung der Pilze in keratinisierte
Merkzettel
Abb.: Andreja Donko / iStock / Thinkstock
Tipps für allgemeine
Maßnahmen bei
Pilzinfektionen
➞Die medikamentöse Therapie lang
genug anwenden, um die Pilzsporen wirklich zu beseitigen.
➞Tägliches Waschen der infizierten
Hautareale dient dem Entfernen
von pilzhaltigem Hautmaterial. Dabei möglichst ein hautschonendes
Syndet verwenden.
➞
Wichtig ist die Desinfektion von
Textilien, die mit den betroffenen
Körperstellen Kontakt haben.
➞Strümpfe und andere Textilien (z. B.
Handtücher, Unterwäsche) sollten
bei mindestens 60 Grad Celsius
gewaschen werden.
➞Außerdem profitiert die Haut von
Trockenheit: Daher ist insbesondere bei Unterwäsche, Socken
und Schuhen auf atmungsaktive und saugfähige Materialien zu
achten.
➞
Bei infizierten Körperstellen, an
denen Haut auf Haut liegt wie bei
den Zehenzwischenräumen oder
unter der Brust, hilft das Einlegen
von Mullstreifen oder Baumwollkompressen.
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Gewebe wie die Hornschicht oder das Haar.
Eine solche Infektion kann von Mensch zu
Mensch erfolgen; übertragen werden die
Pilzsporen, die zu einer Hautflechte führen
können, durch Hautschuppen.
Klassischerweise handelt es sich um
kreisrunde Wachstumsringe, die sich immer
weiter ausbreiten und von Papeln auf Haut
oder Schleimhäuten begleitet werden. Hinzu
kommt dann meist sehr rasch unangenehmer Juckreiz, der durch den Pilzbefall an
der erkrankten Hautpartie ausgelöst wird.
Patienten mit Hautflechte leiden zumeist
an einer Schuppung der Haut, die im fortgeschrittenen Stadium auftritt.
In der Regel nimmt eine Hautflechte
bei frühzeitiger Behandlung einen positiven Verlauf. In einigen Fällen ist es aber
auch möglich, dass die Hautflechte einen
chronischen Verlauf zeigt. Dann kann die
ursprünglich lokale Therapie mit einer systemischen Therapie ergänzt werden.
Über Symptomfreiheit
hinaus behandeln
Für die lokal wirksame Behandlung der
Hautflechte sind Cremes, Gele, Puder, Lösungen und Sprays mit unterschiedlichen
Wirkstoffen wie Amorolfin, Bifonazol,
Clotrimazol , Ketoconazol oder Terbinafin verfügbar. Eine gründliche Hautpilzbehandlung dauert etwa drei bis vier Wochen. In dieser Zeit haben sich die Zellen
der Hornschicht komplett erneuert. Beim
Abschilfern werden nach und nach auch alle
darin enthaltenen Pilzsporen abgestoßen.
Selbst wenn Juckreiz und sichtbare Hautveränderungen schon früher abklingen, ist
der Behandlungszeitraum von drei bis vier
Wochen einzuhalten. Wird die Therapie zu
früh abgebrochen, kann in der Hornschicht
zurückgebliebenes Pilzmaterial zu einem
Wiederkehren der Infektion führen. Erklären Sie dies dem Kunden im
Beratungsgespräch.
■
PTA PROFESSIONAL
19
PROFESSIONAL! Schwerpunktthema
Beim Experten nachgefragt
Beratung bei Nagelpilz
Elke Engels, Apothekerin
Chefredakteurin PTA PROFESSIONAL
Nagelpilz kommt sehr häufig
vor. Nahezu jeder vierte
Deutsche ist betroffen. Neben
einer genetisch bedingten
Vorbelastung erhöhen vor allem
Durchblutungsstörungen, zu
enges Schuhwerk, Schweißfüße oder Mikroverletzungen
im Nagelbereich sowie Grunderkrankungen wie Diabetes
mellitus das Erkrankungsrisiko.
Basics für Ihr Beratungsgespräch haben wir mit Prof.
Dr. Hans-Jürgen Tietz für
Sie zusammengetragen. Der
Experte leitet in Berlin ein Institut
für Pilzkrankheiten.
Ist Nagelpilz heilbar?
Wann ist Selbstmedikation möglich, wann
muss die PTA den Kunden zum Arzt schicken?
Prof. Tietz: Einfacher Nagelpilz ist durch
Selbstmedikation zu 100 Prozent heilbar.
Hat die Infektion mehr als zwei Drittel des
20
PTA PROFESSIONAL
Mai 2014
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Abb.: Osuleo / iStock / Thinkstock
Prof. Tietz: Die Infektion ist heilbar, da sie
eine Ursache hat, einen Erreger, den man
beseitigen kann. Selbst in schwierigen Fällen
ist dies möglich. Durch eine gute Zusammenarbeit von Apotheke, Arzt und Patient.
PROFESSIONAL! Schwerpunktthema
Nagels befallen, dann ist der Pilz ins Nagelbett vorgedrungen. In solchen Fällen sind
zusätzlich Tabletten und die Mitwirkung
des Arztes erforderlich. Ebenso wenn mehr
als drei Nägel gleichzeitig betroffen sind.
Wie entscheidend ist die Behandlung
überhaupt? Kann man Nagelpilz „aussitzen“?
Prof. Tietz: Die Behandlung ist unverzichtbar, da es keine Selbstheilung gibt. Der
Nagel besteht aus Hornmaterial, in dem es
keine Blutgefäße und auch kein Immunsystem gibt, was den Pilz stoppen kann.
Wie groß ist die Ansteckungsgefahr von
benachbarten Geweben?
Prof. Tietz: Ohne Behandlung wandert
der Pilz. Von Nagel zu Nagel. Vom Nagel
zur Haut, von Fuß bis Kopf. Vom Opa zur
Enkeltochter. Man ist ansteckend für sich
selbst und für andere.
Wie sehr belastet Nagelpilz das Immunsystem?
Prof. Tietz: Im Prinzip nicht. Erst wenn
der Pilz ins Nagelbett vorgedrungen ist,
hat er Kontakt zum Immunsystem. Sollte
dieses dabei überreagieren, kann es zu
Hautauschlägen an mitunter weit entfernten Hautstellen kommen. Man nennt das
Mykid.
Wie erfolgt die Therapie im Rahmen der
Selbstmedikation?
Prof. Tietz: Der erste Schritt ist der Wichtigste. Verdickte Nägel müssen abgetragen
werden, am besten durch eine HarnstoffSalbe. Damit dabei sofort der Pilz abgetötet
wird, sollte die Salbe auch ein Antipilzmittel
enthalten.
Abb.: MichaelNivelet / iStock / Thinkstock
Gibt es Alternativen zu Harnstoff?
Prof. Tietz: Harnstoff ist das einzige Mittel,
welches radikal und schmerzfrei vom Patienten in Eigenregie und sehr erfolgreich
angewandt werden kann, bis der vom Pilz
betroffene Nagelanteil komplett beseitigt
ist. Damit ist eine entsprechende Zubereitung beispielsweise mit Bifonazol Mittel der
ersten Wahl. Mein Favorit ist das Canesten®
Extra Nagelset. Alternativen durch eine Be-
www.apotheke-aktuell.com
handlung beim Arzt sind das Fräsen oder das
Abtragen mit dem Laser. Beide Methoden
sind jedoch teuer und schmerzhaft.
Welche antimykotischen Wirkstoffe greifen am besten?
Prof. Tietz: Wirkstoffe mit einem breiten
Erregerspektrum wie Bifonzol oder Cilcopirox sind am besten geeignet. Antimykotika
wie Amorolfin oder Terbinafin haben Erregerlücken und sind weniger effektiv, da sie
Erreger aussparen, die man in der Apothekenpraxis nicht bestimmen kann. Je breiter
der Wirkstoff, desto sicherer ist es, alle in
Frage kommenden Keime zu erfassen.
Welche wichtigen Informationen gehören
ins Beratungsgespräch?
Prof. Tietz: Eine lokale Behandlung des Nagels ist Pflicht, auch wenn man zusätzlich
Tabletten braucht. Diese sind allein nur
selten erfolgreich, da sie nicht die äußeren
Pilzherde erreichen können. Der Erreger
wird damit von zwei Seiten aus eliminiert,
so dass auch in schweren Fällen Aussicht auf
Erfolg besteht. Es sollte möglichst so lange
behandelt werden, bis der Nagel gesund
herausgewachsen ist. Greift die Therapie
nicht, muss vom Arzt nach einer anderen
Ursache gesucht werden.
Wie kann die PTA die Compliance des
Kunden unterstützen?
Prof. Tietz: Indem sie Mut macht, dass Nagelpilz heilbar ist und ein gesunder Nagel
nicht nur wieder schön aussieht, sondern
auch nicht mehr ansteckend ist. Sie sollte
sich mit dem Kunden möglichst zehn Tage
nach Start noch einmal in der Apotheke verabreden, um den Erfolg der Nagelpilztherapie zu besprechen. Das Gespräch sollte auch
zur Weiterbehandlung motivieren. Hilfreich
dabei sind vorgefertigte Bilder, die den Heilverlauf zeigen, und die Funktionsweise der
Medikamente erklären. Eine erfolgreiche
Nagelpilz-Therapie steigert das Prestige der
Apotheke immens.
Welche allgemeinen Tipps sind für das
Beratungsgespräch wichtig? Was sollte
die PTA dem Kunden unbedingt erklären?
Prof. Tietz: Ein Problem ist, dass gegen Pilze
keine Immunität entsteht und die Erkran-
kung deshalb wiederkommen kann. Man
sollte daher alle möglichen Erregerkontakte
meiden. In Hotels nicht barfuß laufen.
Bade-Latschen bis zum Beckenrand des
Pools, unter der Dusche und bis in die Saunakabine tragen. Betroffene Familienmitglieder mit behandeln. Schuhe zu Beginn
der Therapie desinfizieren, mit Zeitungspapier auskleiden und auf die Heizung legen.
Im Schuhgeschäft Probiersöckchen tragen.
Nach dem Sport die Füße trocknen, am
besten mit einem Fön. Bei Pilzverdacht
sofort prophylaktisch behandeln. Empfehlen Sie darüber hinaus auch die Mitnahme
von antimykotisch wirksamen Cremes oder
Sprays in der Reiseapotheke. ■
Prof. Dr. HansJürgen Tietz beschäftigt sich seit
Jahren schwerpunktmäßig mit Pilzerkrankungen. Er leitet
in Berlin ein Institut für Pilzkrankheiten.
PTA PROFESSIONAL
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