Fachwissen zum Ausdrucken - Klekks Kindercoaching Ackermann

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Klekks
Fachwissen
Stand November 2008
Kinder-Coaching
Gabriele Ackermann
Kaiserstr. 8
33829 Borgholzhausen
Telefon (05425) 933061
http://www.klekks-kindercoaching-ackermann.de
[email protected]
Fachwissen
Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten
Definition der Entwicklungsstörungen
Einteilung der Entwicklungsstörungen
Legasthenie/LRS
Auszug aus dem Legasthenie Erlass des Landes Nordrhein-Westfalen
Lese-Rechtschreibschwäche - LRS
Begriffsklärung LRS und Legasthenie
Ursachen einer Legasthenie
Symptome einer Legasthenie
Begleitsymptome einer Legasthenie
Vorschulische Hinweise auf eine Legasthenie
Feststellung einer Legasthenie
Vorläuferfertigkeiten für das Erlernen des Lesens und Schreibens
Was sind die Vorläuferfertigkeiten?
Phonologische Bewusstheit
Was ist Phonologische Bewusstheit?
Dyskalkulie-Rechenschwäche-Rechenstörung
Begriffsklärung und Symptome Rechenschwäche-Rechenstörung-Dyskalkulie
Begleitsymptome einer Rechenstörung und vorschulische Hinweise
Feststellung einer Rechenstörung
Aufmerksamkeit und Konzentration
Allgemeine Beschreibung Aufmerksamkeit und Konzentration
Aufmerksamkeits-Konzentrationsstörungen
ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung)
Was ist ADHS?
Diagnosekriterien ADHS im DSM - IV
Behandlung ADHS
Umschriebene Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten (F81)
Definition
Der Begriff der umschriebenen Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten umfasst die
spezifischen und deutlichen Beeinträchtigungen des Erlernens des Lesens, Rechtschreibens
und Rechnens. Ihnen gemeinsam ist die ätiologische Annahme, dass diese Störungen
wesentlich in einer zentralnervösen, kognitiven Störung der Informationsverarbeitung
begründet sind. Grundbedingungen für die Diagnose einer umschriebenen
Entwicklungsstörung sind:
Klinisch eindeutige Beeinträchtigungen spezieller schulischer Fertigkeiten: Eine der
schulischen Fertigkeiten wird mit "mangelhaft" oder "ungenügend" benotet; in den
Vorschuljahren sind meistens in den Bereichen Sprechen oder Sprache, seltener auch
der Motorik und Visuo-Motorik, Entwicklungsstörungen vorgekommen; es können als
begleitende Probleme Unaufmerksamkeit, motorische Unruhe und psychische
Störungen
bestehen; die Störungen lassen sich auch durch vermehrte Hilfen nicht
immer überwinden.
Der Leistungsstand des Kindes in der gestörten schulischen Fertigkeit liegt deutlich
unter dem Intelligenzniveau und ist nicht durch eine Intelligenzminderung erklärbar.
Die Entwicklungsstörung muss spätestens bis zum fünften Schuljahr in Erscheinung
getreten sein, in der Regel zeigt sich die Beeinträchtigung von Anfang der Schulzeit
an.
Die Beeinträchtigung darf nicht direkt Folge mangelnder Lerngelegenheit sein, wie
z.B. von Schulversäumnis, unqualifiziertem Unterricht oder häufigem Schulwechsel.
Unkorrigierte Seh- oder Hörstörungen oder andere neurologische Erkrankungen
erklären die Entwicklungsstörung nicht. Auch handelt es sich nicht um den Verlust
einer bereits erworbenen schulischen Fertigkeit.
Quelle:
Dt. Ges. für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie u.a. (Hrsg.): Leitlinien zur Diagnostik und
Therapie von psychischen Störungen im Säuglings-, Kindes- und Jugendalter. 2. überarbeitete Auflage 2003,
Deutscher Ärzte Verlag, ISBN: 3-7691-0421-8
Einteilung der Entwicklungsstörungen
Lese- und Rechtschreibstörung (F81.0)
Definierendes Merkmal ist eine umschriebene Beeinträchtigung in der Entwicklung der
Lesefertigkeiten und damit verbunden sehr häufig der Rechtschreibung. In der späteren
Kindheit und im Erwachsenenalter ist regelhaft die Lesefähigkeit verbessert, die
Rechtschreibproblematik das meist größere Defizit.
Isolierte Rechtschreibstörung (F81.1)
Diagnostisches Merkmal ist die Entwicklungsstörung der Rechtschreibfertigkeit, ohne dass
eine umschriebene Lesestörung in der Vorgeschichte nachzuweisen ist.
Rechenstörung (F81.2)
Die umschriebene Beeinträchtigung von Rechenfertigkeiten umfasst Schwächen in den
Grundrechenarten Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division. Weniger relevant sind
die höheren mathematischen Fertigkeiten, die für Algebra, Trigonometrie, Geometrie sowie
Differenzial- und Integralrechnung benötigt werden.
Kombinierte Störung schulischer Fertigkeiten (F81.3)
Eine kombinierte Störung liegt vor, wenn sowohl Lese- und Rechtschreibfähigkeiten als auch
Rechenfertigkeiten beeinträchtigt sind, ohne dass die Entwicklungsstörungen durch eine
allgemeine Intelligenzminderung oder unangemessene Beschulung erklärbar sind.
Quelle:
Dt. Ges. für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie u.a. (Hrsg.): Leitlinien zur Diagnostik und
Therapie von psychischen Störungen im Säuglings-, Kindes- und Jugendalter. 2. überarbeitete Auflage 2003,
Deutscher Ärzte Verlag, ISBN: 3-7691-0421-8
Gesetzliche Möglichkeiten für die Beurteilung in der Schule von Kindern mit
Lernstörungen in NRW
Auszug aus dem Legasthenie Erlass des Landes Nordrhein-Westfalen:
4. Leistungsfeststellung und -beurteilung
Soweit nachstehend nichts Abweichendes bestimmt ist, gelten für Schülerinnen und Schüler
mit Schwierigkeiten im Lesen und Rechtschreiben die allgemeinen Bestimmungen oder die
Leistungsfeststellung und -beurteilung.
Für Schülerinnen und Schüler, die einer zusätzlichen Fördermaßnahme bedürfen, gilt für die
Klassen 3 bis 6 und in besonders begründeten Einzelfällen auch für die Klassen 7 bis 10
zusätzlich:
4.1 Schriftliche Arbeiten und Übungen
Bei einer schriftlichen Arbeit oder Übung zur Bewertung der Rechtschreibleistung im Fach
Deutsch und in den Fremdsprachen kann die Lehrerin oder der Lehrer im Einzelfall eine
andere Aufgabe stellen, mehr Zeit einräumen oder von der Benotung absehen und die
Klassenarbeit mit einer Bemerkung versehen, die den Lernstand aufzeigt und zur
Weiterarbeit ermutigt. In den Fremdsprachen können Vokabelkenntnisse durch mündliche
Leistungsnachweise erbracht werden. Die Erziehungsberechtigten sind über den
Leistungsstand ihres Kindes zu informieren.
Die Rechtschreibleistungen werden nicht in die Beurteilung der schriftlichen Arbeiten und
Übungen im Fach Deutsch oder in einem anderen Fach mit einbezogen.
4.2 Zeugnisse
Der Anteil des Rechtschreibens ist bei der Bildung der Note im Fach Deutsch zurückhaltend
zu gewichten.
In den Zeugnissen kann in der Rubrik "Bemerkungen" aufgenommen werden, dass die
Schülerin oder der Schüler an einer zusätzlichen LRS-Fördermaßnahme teilgenommen hat.
4.3 Versetzung
Bei Entscheidungen über die Versetzung oder die Vergabe von Abschlüssen dürfen die
Leistungen im Lesen und Rechtschreiben nicht den Ausschlag geben.
4.4 Übergang zu Realschulen und Gymnasien
Besondere Schwierigkeiten im Rechtschreiben allein sind kein Grund, eine Schülerin oder
einen Schüler für den Übergang in die Realschule oder das Gymnasium bei sonst
angemessener Gesamtleistung als nicht geeignet zu beurteilen.
Mehr unter: http://www.legasthenieverband.com/legasthen/dvld/erlaesse/NordrheinWestfalen.pdf
Lese-Rechtschreibschwäche – LRS
Eine LRS kann durch bestimmte Ereignisse im Leben eines Kindes hergerufen werden. Es
können viele unterschiedliche Faktoren dazu beitragen, dass ein Kind die Anforderungen
beim Lesen und Rechtschreiben nicht erfüllen kann. Darunter fallen körperliche oder
psychische Probleme, Probleme in der Familie oder im sozialen Umfeld sowie in der Schule.
Eine LRS ist also eine erworbene und somit eine vorübergehende Lese-Rechtschreibstörung.
Allerdings verschwindet eine LRS auch nicht so ohne weiteres von allein, wenn die Ursachen,
die dazu geführt haben, sich verbessert haben. Je nachdem, wie lange die Probleme
bestanden haben, hat das Kind ein mehr oder weniger großes Lerndefizit aufgebaut, das es
ohne Hilfe kaum aufholen kann. Daher ist es wichtig, dem Kind so früh wie möglich Hilfe
anzubieten, um das Lerndefizit so gering wie möglich zu halten und so schnell wie möglich
wieder auszugleichen.
Um herauszufinden, welche Faktoren ein Kind daran hindern, eine seiner Intelligenz
angemessene Leistung zu erbringen, stehen den Eltern verschiedene Möglichkeiten zur
Verfügung:
Kinder- und Jugendärzte
Kinder- und Jugendpsychiater
Erziehungsberatungsstellen
Schulpsychologen
Begriffsbestimmung LRS und Legasthenie
Wer sich mit dem Thema Lese-Rechtschreibschwierigkeiten beschäftigt, stößt immer
wieder auf unterschiedliche Bezeichnungen wie LRS, Legasthenie, LeseRechtschreibschwäche oder Lese-Rechtschreibstörung. Auch Fachleute verwenden die
Begriffe nicht immer gleich. Der Bundesverband für Legasthenie orientiert sich an den
diagnostischen Leitlinien der Kinder- und jugendpsychiatrischen Praxis (s. Umschriebene
Entwicklungsstörungen…) und unterscheidet ganz klar zwischen einer LRS (LeseRechtschreibschwäche) und einer Legasthenie (Lese-Rechtschreibstörung).
Es werden zwei Gruppen von Kindern unterschieden:
1.
Kinder mit vorübergehenden Störungen im Lesen und Rechtschreiben = LRS oder
Lese-Rechtschreibschwäche
2.
Kinder mit einer bis ins Erwachsenenalter hinein reichenden Beeinträchtigung des
Lesens und Rechtschreibens = Legasthenie oder Lese-Rechtschreibstörung
Eine LRS (auch erworbene Lese-Rechtschreibstörung) kann durch bestimmte Ereignisse im
Leben eines Kindes hervorgerufen werden. Es können viele unterschiedliche Faktoren dazu
beitragen, dass ein Kind die Anforderungen beim Lesen und Rechtschreiben nicht erfüllen
kann. Darunter fallen körperliche oder psychische Probleme, Probleme in der Familie oder im
sozialen Umfeld sowie in der Schule.
Mit dem Begriff Legasthenie wird eine Störung bezeichnet, die durch ausgeprägte
Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens und/oder des Rechtschreibens gekennzeichnet
ist. Trotz regelmäßigen Schulbesuchs und hinreichenden Beherrschens der deutschen
Sprache sind die betroffenen Kinder nicht in der Lage, ausreichend Lesen und
Rechtschreiben zu erlernen.
Es wird eine Lesestörung von einer Rechtschreibstörung unterschieden, da es Kinder gibt,
die nur im Lesen beeinträchtigt sind und Kinder, die nur Probleme bei der Rechtschreibung
aufweisen. Am häufigsten sind aber beide Bereiche, das Lesen und Rechtschreiben
betroffen. Daher wird auch überwiegend von der Lese-Rechtschreibstörung oder
Legasthenie gesprochen.
Ursachen einer Legasthenie
Die Legasthenie ist eine komplexe Störung, deren Ursachen noch immer nicht exakt
erforscht sind. Man geht davon aus, dass es möglicherweise verschiedene Ursachen gibt.
Sicher ist heute allerdings, dass familiäre Situationen oder schlechte schulische
Unterrichtung als Ursache der Legasthenie keine Bedeutung haben und lediglich den Verlauf
und den Schweregrad beeinflussen können.
In der Ursachenforschung verdanken wir der Neurobiologie wesentliche neue Erkenntnisse.
In den Bereichen Genetik (Vererbungslehre), auditive Wahrnehmung und visuelle
Wahrnehmung wurden in den letzten Jahren wesentliche Befunde zum Ursachenverständnis
der Legasthenie gewonnen.
Genetik
Anhand von molekulargenetischen Methoden wurden an bestimmten Genen Veränderungen
festgestellt. Vermutlich regulieren diese Gene Hirnfunktionen, die eine wichtige
Voraussetzung für einen erfolgreichen Schriftspracherwerb darstellen.
Untersuchungen haben ergeben, dass der Anteil der Erblichkeit der Legasthenie ca. 60%
beträgt. 40% der Lese- und Rechtschreibfähigkeit sind durch nicht-genetische Faktoren zu
erklären. Insgesamt erscheint ein Zusammenwirken von genetischen Faktoren und
Umweltfaktoren am Wahrscheinlichsten.
Auditive Wahrnehmung
Die auditive Wahrnehmung stellt eine sehr komplexe Fähigkeit dar, die in den
unterschiedlichsten Bereichen Störungen aufweisen kann. Bei der Störung des Lesens und
Rechtschreibens steht die Wahrnehmung von Sprache und die Verarbeitung von Lauten im
Vordergrund. Studien verschiedener Forschergruppen weltweit haben gezeigt, dass es sich
bei einer Legasthenie um eine sehr spezielle Hirnfunktionsstörung in Abhängigkeit von der
gestellten Aufgabe handelt. Bei sprachrelevanten Aufgaben findet man bei Legasthenikern
in den sprachverarbeitenden Hirnregionen geringere Aktivitäten als bei NichtLegasthenikern, es liegt also eine spezifische Schwäche für die Sprachwahrnehmung vor.
Visuelle Wahrnehmung
Im Vergleich zu den auditiven werden die visuellen Wahrnehmungsstörungen als geringer
bedeutend bewertet. Untersuchungen bei Legasthenikern zeigen, dass das Gehirn über den
Gehirnabschnitten, die im Wesentlichen bei der Wahrnehmung von Buchstaben aktiviert
werden, beim Lesen von Wörtern deutlich geringer aktiviert wird.
Ein weiterer Forschungsansatz beschäftigt sich mit den Blickbewegungen. Die Annahme ist,
dass eine gestörte Steuerung der Blickbewegung eine weitere Ursache der Legasthenie
darstellt.
Symptome einer Legasthenie
Um von einer Lese- und Rechtschreibstörung (Legasthenie) zu sprechen, müssen besondere
Schwierigkeiten im Schriftspracherwerb vorliegen. „Besonders― in diesem Sinne bezieht
sich auf den Schweregrad und die Kontinuität der Probleme. Es liegt daher erst dann eine
Legasthenie vor, wenn unterdurchschnittliche Leistung im Lesen und/oder Rechtschreiben
nicht nur vorübergehend, sondern über einen längeren Zeitraum (z. B. mindestens drei bis
sechs Monate) zu beobachten sind.
Beim Lesen werden folgende Schwächen beobachtet:
Auslassen, Ersetzen oder Hinzufügen von Worten oder Wortteilen
niedrige Lesegeschwindigkeit
Startschwierigkeiten beim Vorlesen, langes Zögern oder Verlieren der Zeile im Text
Vertauschung von Wörtern im Satz oder von Buchstaben in den Wörtern
Ersetzen von Wörtern durch ein in der Bedeutung ähnliches Wort
Unfähigkeit, Gelesenes zu wiederholen
mangelndes Leseverständnis (d.h. Unfähigkeit, aus dem Gelesenen den Sinn zu
entnehmen)
Beim Rechtschreiben werden folgende Schwächen beobachtet:
Schwierigkeiten beim Schreiben von Buchstaben, Wörtern und Sätzen
hohe Fehlerzahl bei ungeübten Diktaten
hohe Fehlerzahl beim Abschreiben von Texten
Grammatik- und Interpunktionsfehler
häufig unleserliche Handschrift
Nicht alle genannten Schwierigkeiten müssen vorliegen, um von einer Legasthenie zu
sprechen. Beim Lesen, besonders bei Kindern ab der 4. Klasse, steht die deutlich
verlangsamte Lesegeschwindigkeit im Vordergrund der Problematik. Insgesamt kann die
ausgeprägte Lesestörung zu einem globalen Schulversagen führen, da für den
Wissenserwerb auch in allen anderen Schulleistungsbereichen das Lesen eine fundamentale
Voraussetzung darstellt.
Im Vordergrund der Rechtschreibstörung stehen die Vielzahl von Rechtschreibfehler.
Teilweise werden nur Wortruinen geschrieben. Ferner fällt auf, dass ein und dasselbe Wort
in einem Text mehrfach unterschiedlich falsch geschrieben wird.
Begleitsymptome einer Legasthenie
(Sekundärsymptomatik)
Oft entwickeln legasthene Kinder als Folge einer unbehandelten Legasthenie zusätzlich
psychische und emotionale Probleme, die die gesamte Entwicklung des Kindes
beeinträchtigen. Daher ist es wichtig, sie rechtzeitig zu erkennen und entsprechend zu
behandeln.
Untersuchungen zeigen, dass legasthene Kinder deutlich häufiger psychische Störungen
entwickeln als nicht betroffene Kinder. Zu diesen Störungen zählen:
hyperkinetischen Störungen
Störungen des Sozialverhaltens
depressive Störungen.
Durch das andauernde schulische Versagen kann es zu folgenden emotionalen Symptomen
kommen:
Schulangst
Schulunlust
Bauchschmerzen etc., besonders vor Diktaten
Einnässen
Schulschwänzen
Unruhe, Hyperaktivität
"Klassenkasper"
Bei Verdacht auf das Vorliegen einer dieser genannten Störungen sollte fachärztlicher Rat
beim Kinder- und Jugendpsychiater eingeholt werden, um rechtzeitig die notwendigen Hilfen
für das Kind zu erhalten.
Vorschulische Hinweise auf eine Legasthenie
Meistens ist eine Legasthenie erst am Ende der zweiten Klasse zuverlässig feststellbar.
Hinweise gibt es jedoch schon im Kindergartenalter. Es ist besonders wichtig, Risikokinder
schon im Vorschulalter zu erkennen, um eine möglichst frühzeitige Förderung einleiten zu
können (Logopädie, Ergotherapie).
Mögliche Hinweise z. B. können sein:
verzögerter Sprechbeginn
eingeschränktes Sprachverständnis
Sprechschwierigkeiten, soweit keine körperlichen Ursachen erkennbar sind (z.B.
Hörstörung)
Probleme beim Erkennen von Reimen und Silben
große motorische Unsicherheiten
Unsicherheiten in der Körperkoordination
feinmotorische Unsicherheiten
Schwierigkeiten, sich Reihenfolgen und Richtungen zu merken
Allerdings lassen diese Faktoren keine zuverlässige Risikoabschätzung zu. Seit einigen
Jahren gibt es das „Bielefelder Screening― zur Früherkennung von LeseRechtschreibfähigkeit (BISC), das eine recht gute Vorhersage erlaubt. Dieses Verfahren
wird zum Ende der Kindergartenzeit durchgeführt.
Feststellung einer Legasthenie
Häufig sind die Eltern die ersten, die die Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens und
Rechtschreibens bei ihrem Kind bemerken. Eltern, die selbst betroffen sind, sind für
mögliche Schwierigkeiten ihres Kindes besonders sensibilisiert. Andere Eltern vergleichen
die aktuellen Leistungen ihres betroffenen Kindes mit den Leistungen älterer Geschwister
und beobachten das deutlich veränderte Lerntempo und die erheblichen Schwierigkeiten
beim Schreiben von einzelnen Buchstaben bzw. Buchstabenkombinationen, dem Lesen von
einzelnen Buchstaben bzw. der Verbindung von Anlauten mit den restlichen Lauten eines
Wortes.
Um jedoch festzustellen, ob eine Legasthenie gemäß ICD-10 vorliegt, sollten die Kinder von
Experten/innen untersucht werden. Hierzu zählen Diplom-Psychologen und Ärzte für Kinderund Jugendpsychiatrie und Psychotherapie. Beide Berufsgruppen zusammen besitzen das
notwendige Fachwissen hinsichtlich der testpsychologischen, emotionalen und neurologischen
Diagnostik.
Für eine Beantragung der Kostenübernahme durch § 35 a Abs. 1a SGB VIII (Kinder- und
Jugendhilfegesetz) ist es zwingend notwendig, fachkundige, als Gutachter anerkannte
Experten mit der Diagnostik zu beauftragen.
Vorläuferfertigkeiten für das Erlernen des Lesens und Schreibens
Schon seit langer Zeit wird der Schriftspracherwerb wissenschaftlich erforscht. In
jahrelangen Studien sammelte man Faktoren, die für den Erfolg eines Kindes beim Lesenund Schreiben lernen verantwortlich sind. Besonders interessant war die Frage, ob es
möglich war, bereits lange vor der Einschulung herauszufinden, ob ein Kind eventuell eine
Lese-Rechtschreibschwäche entwickeln würde. In einer Reihe von Untersuchungen ließen
sich sogenannte Vorläufermerkmale oder –fertigkeiten des Schriftspracherwerbs ermitteln:
Intelligenz
Natürlich hat die Intelligenz im Vorschulalter einen gewissen Anteil am späteren Erfolg
beim Lesen- und Schreiben lernen. Allerdings kann es auch bei einem hohen IQ zu
Schwierigkeiten beim Schriftspracherwerb kommen.
Visuelle Fertigkeiten
Hier geht es in erster Linie um Fertigkeiten, die sehr eng an die visuellen Anforderungen
des Lesens anknüpfen, also z. B. das visuelle Vergleichen von Formen, Symbolen,
buchstabenähnlichen Zeichen oder sogar von Wortbildern.
Gedächtnisfertigkeiten
Das Kurzzeit- und das Langzeitgedächtnis sind zuverlässige Vorhersagemerkmale für den
Erfolg beim Lesen- und Schreiben lernen. Das Kind muss sich die graphische Gestalt der
Buchstabensymbole (Graphem) merken und die Aussprache der entsprechenden Laute
(Phonem) den Buchstaben zuordnen (Phonem-Graphem-Korrespondenz). Hier ist sowohl die
Gedächtnisspanne von Bedeutung (z. B. die Anzahl von Wörtern, die ein Kind sich kurzfristig
merken kann), als auch die Geschwindigkeit des Erinnerns und ebenso die Genauigkeit.
Sprachliche Fertigkeiten
Auch die allgemeinen sprachlichen Fähigkeiten eines Vorschulkindes, wie Wortschatz,
Sprachverständnis und Satzbau sind wichtige Vorläufermerkmale, für den Erfolg beim
Schriftspracherwerb..
Phonologische Bewusstheit
Eine sehr bedeutsame und vorhersagekräftige Voraussetzung für das Erlernen von Lesen
und Schreiben ist die sog. „Phonologische Bewusstheit―. Damit ist die Fähigkeit gemeint, die
Lautstruktur der gesprochenen Sprache zu erkennen. Das bedeutet, z. B. Silben, Reime oder
sogar einzelne Laute in Wörtern herauszuhören.
Phonologische Bewusstheit
Vorschulkinder richten ihre Aufmerksamkeit vor allem auf die Bedeutung der Sprache und
weniger auf ihre Struktur, ihre formalen Eigenschaften. So kann es sein, dass für ein
Vorschulkind das Wort „Schmetterling― kürzer ist als „Bus―, da es für „Bus― und
„Schmetterling“ innere Bilder hat, und ein Bus eindeutig länger ist als ein Schmetterling.
Die Fähigkeit, die Aufmerksamkeit auf die formalen Eigenschaften der gesprochenen
Sprache zu lenken, z.B. auf den Klang der Wörter beim Reimen, auf Wörter als Teile von
Sätzen, auf Silben als Teile von Wörtern und letztendlich vor allem auf die einzelnen Laute
der gesprochenen Wörter bezeichnet man als phonologische Bewusstheit.
Im Wesentlichen bilden sich die phonemanalytischen Kompetenzen erst durch den Umgang
mit Buchstaben und Lauten (Phoneme), also unmittelbar beim Lesen- und Schreiben lernen
heraus. Im Vorschulalter und kurz vor und nach dem Schuleintritt gibt es jedoch beginnende
Fähigkeiten, die die nachfolgende Entwicklung recht gut vorhersagen und schon deshalb von
Bedeutung sind. Kinder zu Beginn des ersten Schuljahres sollten vorgesprochene Wörter in
Silben gliedern, Reime erkennen und in einem gewissen Maß die Anlaute von Wörtern
heraushören können. Ebenso sollten sie in Ansätzen dazu in der Lage sein zu sagen, ob ein
vorgegebener Laut in einem vorgesprochenen Wort vorkommt.
Phonologische Bewusstheit im weiteren Sinne
Unter der phonologischen Bewusstheit im weiteren Sinne versteht man die Wahrnehmung
der gröberen sprachlichen Einheiten wie Wörter im Satz und Silben in Wörtern, des Klanges
der Wörter beim Reimen usw. Sie entwickelt sich in der Regel spontan, d.h. ohne äußere
Anleitung schon im Vorschulalter.
Phonologische Bewusstheit im engeren Sinne
Die phonologische Bewusstheit im engeren Sinne bezieht sich auf den bewussten Umgang mit
den kleinsten Einheiten der gesprochenen Sprache, den Phonemen (Lauten). Sie entwickelt
sich üblicherweise erst unter Anleitung im Zusammenhang mit dem Schriftspracherwerb.
Begriffsklärung Rechenschwäche – Rechenstörung - Dyskalkulie
Im Gegensatz zur Lese-Rechtschreibschwäche und Legasthenie ist die Rechenschwäche erst
in den letzten Jahren mehr ins Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt. Die drei Begriffe,
Rechenschwäche, Rechenstörung oder Dyskalkulie werden meistens synonym als
Sammelbegriff für verschiedenartige Lernstörungen im Grundlagenbereich Mathematik
benutzt.
Auch über die Ursachen einer Rechenschwäche gibt es in der Literatur noch unterschiedliche Meinungen. Die Annahmen reichen von einer genetischen Disposition über
familiäre und Umgebungseinflüsse bis zu Störungen der Hirnfunktion einschließlich eines
gestörten Zusammenwirkens der beiden Hirnhälften.
Symptome einer Rechenstörung
Man geht davon aus, dass Kinder schon mit einer Rechenstörung (Rechenschwäche,
Dyskalkulie) in die Schule kommen, d.h. der Schulstoff geht von Anfang an an ihnen vorbei.
Da die Mathematik streng hierarchisch aufeinander aufbaut, ist ein Scheitern
vorprogrammiert, denn wer die ersten Schritte nicht verstanden hat, wird die weiteren –
darauf aufbauenden – nicht gehen können.
Sehr häufig kann beobachtet werden:
Verwechslung von Ziffern (z. B. 6 und 9)
seitenverkehrte Schreibweise
Zahl und Ziffer werden verwechselt bzw. gar nicht erst unterschieden (z. B. 12 = 21)
lautgetreue Schreibweise von Zahlen statt Stellenzuordnung (z. B.
dreihundertfünfzig: 30050)
Zahlenreihen können nur vorwärts, aber nicht rückwärts flüssig aufgesagt werden
Schwierigkeiten mit Zehner-, Hunderter- und Tausenderübergängen
Addition und Subtraktion nur zählend möglich (an den Fingern oder anderen
Zahlrepräsentanten)
das Kind verrechnet sich häufig »um eins« bei Addition und Subtraktion
Neigung zu inversen Rechenoperationen (z. B. plus statt minus)
mangelnde Merkleistung beim Einmaleins und Einsdurcheins
Begleitsymptome einer Rechenstörung
(Sekundärsymptomatik)
Je länger eine Rechenstörung (Rechenschwäche, Dyskalkulie) unbehandelt bleibt, umso
wahrscheinlicher werden Begleitsymptome auftreten. Eine große Anzahl von Kindern zeigt
neben den Rechenstörungen psychosomatische und psychische Auffälligkeiten wie:
Kopfschmerzen
Bauchschmerzen,
Einnässen,
Essstörungen,
Angst vor Versagen,
verminderte Selbstwertgefühle,
Zurückgezogenheit,
Aggressionen bis hin zu Suizidgedanken
Schulangst
Clownerie
Bei Verdacht auf das Vorliegen einer dieser genannten Störungen sollte fachärztlicher Rat
beim Kinder- und Jugendpsychiater eingeholt werden, um rechtzeitig die notwendigen Hilfen
für das Kind zu erhalten.
Vorschulische Hinweise auf eine Rechenstörung
Ob eine Dyskalkulie vorliegt, kann erst wirklich diagnostiziert werden, wenn das Kind in der
Schule mit Mengen und Zahlen operieren muss. Aber auch schon im Vorschulalter können
sogenannte „Risikokinder― beobachtet werden, Kinder bei denen das Risiko, eine
Rechenschwäche zu entwickeln größer ist als bei anderen Kindern.
Vorschulische Hinweise sind u. a. :
Fragen nach „kleiner – größer―, „weniger – mehr― können nicht beantwortet werden
zeitliche Bezeichnungen wie „gestern – heute – morgen― werden nicht richtig
angewandt (zeitliche Orientierung)
Schwierigkeiten, Mengen zu sortieren
Schwierigkeiten, Präpositionen richtig anzuwenden, wie „unter—auf, hinter—vor―
usw. (räumliche Orientierung)
eingeschränkte Fähigkeit, Gegenstände abzuzählen und
Mengenbilder gesprochenen Zahlwörtern zuzuordnen
kein simultanes Erfassen von kleinen Mengen, d.h. das Kind kann eine kleine Menge von
3 oder 4 Teilen nicht auf einen Blick erkennen, sondern muss immer wieder abzählen
Feststellung einer Dyskalkulie
Bei den Hausaufgaben oder beim häuslichen Üben fällt es oft den Eltern zuerst auf, dass
das Kind mit Zahlen und Mengen anders umgeht und einfachste Aufgaben nicht rechnen
kann. Eltern bemerken, dass ihr Kind wesentlich mehr übt und trotzdem keinen Erfolg hat,
dass heute „Verstandenes― morgen wieder wie weggeblasen ist. Die Hausaufgaben werden
zum belastenden Kraftakt und enden in Tränen, Wut und Frustration auf beiden Seiten. Die
Leistungen des Kindes werden mit den Leistungen älterer Geschwister oder
Klassenkameraden verglichen und der Vergleich fällt immer zu Ungunsten des Kindes aus.
Um festzustellen, ob eine Rechenstörung gemäß ICD-10 vorliegt, sollten die Kinder von
Fachkräften untersucht werden. Hierzu zählen Diplom-Psychologen, Kinder- und
Jugendlichen-Psychotherapeuten und Ärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie und
Psychotherapie. Die Berufsgruppen besitzen das notwendige Fachwissen hinsichtlich der
testpsychologischen, emotionalen und neurologischen Diagnostik.
Aufmerksamkeit und Konzentration
Aufmerksamkeit wird als Wahrnehmungsprozess verstanden, der Sinneseindrücke auswählt
und ordnet. Man unterscheidet zwischen
der willkürlichen Aufmerksamkeit und
der unwillkürlichen Aufmerksamkeit (wird durch Außenreize gelenkt)
Konzentration wird als die Fähigkeit bezeichnet, das eigene Leistungsverhalten zielgerichtet
(willentlich) über einen bestimmten Zeitraum auf einen bestimmten Gegenstand oder
Sachverhalt zu richten. Konzentration wird also als willkürlich gerichtete Aufmerksamkeit
verstanden. (Schwarzer)
Konzentration ist keine Eigenschaft, die immer und jederzeit vorhanden ist, sondern eine
Fähigkeit, die in besonderem Maße von unterschiedlichen Bedingungen abhängt:
von der Sache (ist es eher interessant oder langweilig für mich?)
von meiner aktuellen Stimmung (fühle ich mich wohl oder habe ich Sorgen?)
von meinem Können (macht es mir Spaß, kann ich es oder habe ich Schwierigkeiten?)
von meiner Umgebung (Was passiert gerade um mich herum? Ist das interessanter?)
Die Fähigkeit, die gesamte Aufmerksamkeit auf eine Sache auszurichten (Konzentration)
gelingt umso leichter, je mehr Umweltreize ausgeschaltet werden. Dazu gehören:
visuelle Ablenkungen (Fernseher, Spielzeug auf dem Schreibtisch, Schreibtisch vor
dem Fenster u.a.)
akustische Ablenkungen (Radio, Telefonieren eines Familienmitgliedes u.a.)
innere Ablenkungen (unangenehme Gedanken, Druck, Anspannung, Angst u.a.).
Die Dauer, die sich ein Kind intensiv mit einer Sache befassen kann ist, neben den o.g.
Rahmenbedingungen, auch vom Alter abhängig. Die Ausrichtung der Aufmerksamkeit ist ein
aktiver Steuerungsprozess, der viel Energie erfordert. Untersuchungen haben gezeigt, dass
die Zeitspanne, in der Kinder ihre Aufmerksamkeit voll ausrichten können, recht gering ist.
Kinder im Alter von 5 – 7 Jahren
Konzentrationsspanne bis 15 Min.
Kinder im Alter von 7 - 10 Jahren
Konzentrationsspanne bis 20 Min.
Kinder im Alter von 10 - 12 Jahren
Konzentrationsspanne bis 25 Min.
Kinder im Alter von 12 - 16 Jahren
Konzentrationsspanne etwa 30 Min.
Aufmerksamkeits- Konzentrationsstörungen
Wenn Erwachsene von Kindern mit Konzentrationsstörungen sprechen, beurteilen sie diese
oft aus dem eigenen Blickwinkel. Dabei wird die Zeitspanne, die ein Kind sich konzentrieren
kann überschätzt, und die Wirkung der situationsbedingten Einflüsse auf die
Konzentrationsfähigkeit unterschätzt. Auch sollte man zwischen Verhalten und Fähigkeit
unterscheiden. Ein Schüler, der sich im Unterricht unzureichend konzentriert verhält,
erweist sich vielleicht dann als konzentrationsfähig, wenn er nicht mehr überfordert ist
oder besser motiviert ist.
Langenhorst definiert eine Konzentrationsstörung als längerfristige Minderleistung
willkürlicher Aufmerksamkeit. Er unterscheidet drei Arten von Aufmerksamkeitsstörungen:
körperlich bedingte Aufmerksamkeitsstörungen, z. B. zerebrale Erkrankungen,
nervös-vegetative Störungen
familiär bedingte Aufmerksamkeitsstörungen, z. B. Scheidung, Tod eines Elternteils,
Suchtprobleme in der Familie
schulisch bedingte Aufmerksamkeitsstörungen, z. B. Überforderung, Desinteresse
des Schülers (auch als Folge der Überforderung), gespanntes oder gestörtes LehrerSchüler-Verhältnis
Körperlich bedingte Aufmerksamkeitsstörungen gehören zunächst einmal in die Hand eines
erfahrenen Kinderarztes, um mögliche Ursachen herausfinden und behandeln zu können. Der
Arzt ist in der Lage, die geeignete Therapieform heraus zu finden und zu verordnen.
Bei den anderen genannten Aufmerksamkeitsstörungen ist der erste Ansprechpartner oft
die Erziehungsberatungsstelle oder der Schulpsychologe. Hier erhalten die Eltern Hilfe
durch Gespräche und der Auswahl möglicher Therapien oder Förderangebote.
Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS)
ADHS ist eine der häufigsten psychiatrischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen.
Man nimmt an, dass etwa 2-6 % aller Kinder und Jugendlichen unter krankhaften Störungen
der Aufmerksamkeit und an motorischer Unruhe leiden.
Es ist wissenschaftlich gut belegt, dass die Verhaltensstörungen von ADHS-Kindern durch
eine neurobiologische Funktionsstörung im Gehirn ausgelöst werden. In den Gehirnabschnitten, die für die Konzentration, Wahrnehmung und Impulskontrolle zuständig sind,
ist das notwendige Gleichgewicht wichtiger Botenstoffe gestört.
Allerdings leidet nicht jedes unruhige oder unaufmerksame Kind gleich unter ADHS. Ob
wirklich eine Erkrankung vorliegt, kann nur ein erfahrener Kinderarzt oder Kinder- und
Jugendpsychiater nach intensiven Untersuchungen des Kindes feststellen.
Charakteristisch für die Erkrankung sind folgende drei Hauptsymptome:
Hyperaktivität (übersteigerter Bewegungsdrang)
Unaufmerksamkeit (gestörte Konzentrationsfähigkeit)
Impulsivität (unüberlegtes Handeln)
Die einzelnen Symptome können jedoch unterschiedlich ausgeprägt sein und müssen nicht
immer alle gleichzeitig auftreten.
Diagnostische Kriterien der Störung
mit den Merkmalen Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivität (Diagnosekriterien im DSM-IV):
A. Entweder Punkt 1 oder Punkt 2 müssen zutreffen:
1.
mindestens sechs der folgenden Symptome von Unaufmerksamkeit müssen während der
letzten sechs Monate beständig in einem mit dem Entwicklungsstand des Kindes nicht zu
vereinbarenden und unangemessenen Ausmaß vorhanden sein.
Unaufmerksamkeit:
Der Betroffene
beachtet häufig Einzelheiten nicht oder macht Flüchtigkeitsfehler bei den
Schulaufgaben, bei Hausaufgaben oder anderen Aktivitäten
hat oft Schwierigkeiten, längere Zeit die Aufmerksamkeit bei Aufgaben oder
Spielaktivitäten aufrechtzuerhalten
scheint oft nicht zuzuhören, wenn andere ihn ansprechen
führt häufig Anweisungen anderer nicht vollständig durch und kann Schularbeiten,
andere Arbeiten oder Pflichten am Arbeitsplatz nicht zu Ende bringen (nicht
aufgrund oppositionellen Verhaltens oder von Verständnisschwierigkeiten)
hat häufig Schwierigkeiten, Aufgaben und Aktivitäten zu organisieren
vermeidet häufig, hat eine Abneigung gegen oder beschäftigt sich häufig nur
widerwillig mit Aufgaben, die länger andauernde geistige Anstrengungen erfordern
(wie Mitarbeit im Unterricht oder Hausaufgaben)
verliert häufig Gegenstände, die er für Aufgaben oder Aktivitäten benötigt (z. B.
Spielsachen, Hausaufgabenhefte, Stifte, Bücher oder Werkzeug)
lässt sich oft durch äußere Reize ablenken
ist bei Alltagstätigkeiten häufig vergesslich
2. mindestens sechs der folgenden Symptome von Hyperaktivität und Impulsivität sind
während der letzten sechs Monate beständig in einem mit dem Entwicklungsstand des
Kindes nicht zu vereinbarenden und unangemessenen Ausmaß vorhanden.
Impulsivität: Der Betroffene
platzt häufig mit den Antworten heraus, bevor die Frage zu Ende gestellt ist
kann nur schwer warten, bis er an der Reihe ist
unterbricht und stört andere häufig (platzt z. B. in Gespräche oder Spiele anderer
hinein)
zu 2)
Hyperaktivität: Der Betroffene
zappelt häufig mit Händen und Füßen oder rutscht auf dem Stuhl herum
steht in der Klasse oder in anderen Situationen, in denen Sitzen bleiben erwartet
wird, häufig auf
rennt häufig umher oder klettert exzessiv in Situationen, in denen dies unpassend ist
(bei Jugendlichen oder Erwachsenen kann dies auf ein subjektives Unruhegefühl
beschränkt bleiben)
hat häufig Schwierigkeiten, ruhig zu spielen oder sich mit Freizeitaktivitäten zu
beschäftigen
ist häufig "auf Achse" oder handelt oftmals, als wäre er "getrieben"
redet häufig übermäßig viel
B.
Einige Symptome der Hyperaktivität, Impulsivität oder Unaufmerksamkeit, die
Beeinträchtigungen verursachen, treten bereits vor dem Alter von sieben Jahren auf.
C. Beeinträchtigungen durch diese Symptome zeigen sich in zwei oder mehreren Bereichen
(z. B. in der Schule, bei der Arbeit und zu Hause).
D. Es müssen deutliche Hinweise auf eine klinisch bedeutsame Beeinträchtigung des
sozialen und/oder schulischen Verhaltens oder bei anderen Aktivitäten vorhanden sein.
E. Die Symptome treten nicht ausschließlich im Verlauf einer tiefgreifenden
Entwicklungsstörung, Schizophrenie oder einer anderen psychotischen Störung auf und
werden auch nicht besser durch eine andere Störung beschrieben (z.B. Affektive Störung,
Angststörung, Dissoziative Störung oder eine Persönlichkeitsstörung).
Behandlung ADHS
Ist die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung diagnostiziert, stellt sich die Frage
nach der Behandlung. Da die neurobiologischen Ursachen nicht beseitigt werden können gilt
es, die Symptome zu behandeln. Das wichtigste Ziel dabei ist, die unaufmerksamen,
hyperaktiven und impulsiven Verhaltensauffälligkeiten des Kindes zu normalisieren. Eine
individuelle und umfassende Behandlung kann den Verlauf und die Ausprägung der
Erkrankung optimal positiv beeinflussen, so dass Kinder und Jugendliche mit ADHS
selbstbestimmt am normalen sozialen und gesellschaftlichen Leben teilnehmen, ein gesundes
Selbstwertgefühl ausprägen und die Chance auf ein erfülltes Leben haben können.
In den vergangenen Jahren haben sich die Möglichkeiten, eine ADHS angemessen zu
behandeln, deutlich verbessert. Internationale Studien und Richtlinien empfehlen eine
Kombination verschiedener Behandlungsbausteine. Die drei wichtigsten Säulen der
ADHS-Behandlung sind:
Psycho- Verhaltenstherapie
Einsatz von Medikamenten
pädagogische Maßnahmen (Eltern-, Lehrertraining).
Wie die Behandlung im einzelnen Fall aufgebaut wird, richtet sich vor allem danach, wie
stark die Symptome ausgeprägt sind. Auch der Leidensdruck des Kindes oder Jugendlichen
mit ADHS und seiner Familie spielt hier eine mitbestimmende Rolle.
Ein Baustein einer Therapie ist auch das neuropsychologische Gruppentraining
ATTENTIONER.
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