STA_Moz12_Programmheft_gesamt

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61.
deutsches
mozartfest
12. – 21. oktober 2012
inhalt
GruSSWorte
eröffnunGSKonZert
S. 4
S. 11
Bayerische Kammerphilharmonie, Sergey Dogadin (Violine), David Stern (Dirigent)
GotteSDienSt Zum feSt DeS heiliGen Simpert
S. 17
Chor und Orchester der Basilika, Teresa Tieschky (Sopran), Laura Landmann (Alt),
Gerhard Hölzle (Tenor), Maximilian Lika (Bass), Peter Bader (Dirigent)
KammerKonZert
S. 19
Wallfisch Band, Elizabeth Wallfisch (Leitung)
KammerKonZert matinée
S. 25
Solisten der Wallfisch Band
Über leopolD moZartS violinSchule
S. 30
Vortrag mit Musikbeispielen: Linus Roth
KlanGSchule 2012: KomponiSt „Zufall“!
S. 31
Leitung: Magdalena Brännland, Christina Bründler, Joachim Holzhauser,
Susanne Reng, Stefan Schulzki, Jörg Weber
WallfiSch banD SinfonieKonZert
S. 33
Steuart Pincombe (Violoncello), Bruno Weil (Dirigent)
nachtmuSiK!
S. 38
Die Klassik Lounge im Weißen Lamm
heimSpiel hauSmuSiKWettbeWerb
S. 40
prometeo Quartett
S. 43
Giulio Rovighi (Violine), Aldo Campanari (Violine), Massimo Piva (Viola),
Francesco Dillon (Violoncello)
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inhalt
1. Deutsches Stromorchester feat. Haydn
S. 47
Malwina Sosnowski (Violine), Veit Hertenstein (Viola), Rochus Aust (Komposition,
Bohrer / Säge / Laubsauger), Fosco Perinti (Wasserkocher / Kaffemaschine / Toaster),
Florian Zwissler (Plattenspieler / Radio / Häcksler), Heinz Friedl (Staubsauger / Schleifer / Mixer),
Markus Aust (Klangregie, Mahlmaschine / Föne / Elektronik)
Don Giovanni
Divertimento 4 Amadeus
Kids for kids
S. 53
Singen auf der Orgelempore für 5- bis 14-Jährige,
Isabell Münsch (Sopran), Peter Bader (Orgel)
S. 55
Gewinner/-innen der Jahre 2011 und 2012 beim Internationalen
Klavierwettbewerb „Amadeus“, Brünn (CZ)
Kristine Ayvazyan, Roman Fric, Marie Viola Mojzešová und Renata Fricová
Kirchenkonzert
S. 59
Siri Thornhill (Sopran), Margot Oitzinger (Alt), Colin Balzer (Tenor), Hugo Oliveira (Bass)
Wallfisch Band, Augsburger Domsingknaben, Reinhard Kammler (Einstudierung)
Bruno Weil (Dirigent)
Philharmoniker unter Strom
S. 65
Augsburger Philharmoniker, 1. Deutsches Stromorchester (Ltg. Rochus Aust)
Dirk Kaftan (Dirigent)
Klavierkind S. 67
Das Theaterstück von Sebastian Seidel zum 61. Deutschen Mozartfest
Tinka Kleffner (Schauspiel), Sophia Weidemann (Klavier), Gianna Formicone (Assistenz)
Sebastian Seidel (Regie)
Mittagskonzerte
begleitprogramme FÜR SCHULKLASSEN
S. 68
S. 70
S. 73
Ein Ballettabend von, für und mit W. A . Mozart, Eberhard Fritsche (Musikalische Leitung),
Kevin O’Day (Choreografie), Thomas Mika (Bühne und Kostüme)
MOZART interpretiert – interpretiert Mozart
„Wunderkinder“
S. 72
Dramma giocoso in zwei Akten von Wolfgang Amadé Mozart
Ensemble des Theater Augsburg, Dirk Kaftan (Musikalische Leitung)
Patrick Kinmonth (Inszenierung / Bühne und Kostüme)
S. 74
Ein Symposium des Leopold Mozart Zentrums in Kooperation mit
der Deutschen Mozartgesellschaft und dem Kulturamt der Stadt Augsburg
biografien
S. 77
sponsoren / partner / impressum
S. 96
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Liebe Festivalbesucher,
liebes Publikum,
der Dirigent Josef Krips meinte einmal, dass ein
großer Komponist in manchen seiner Werke den
Himmel erreichen könne – doch Mozart, der
komme von dort.
Auf solch himmlische Klänge können sich die
Besucher des 61. Deutschen Mozartfestes freuen, das in diesem Jahr in Augsburg stattfindet.
Hervorragende Musikerinnen und Musiker bringen die Kirchen und Prachtsäle der Stadt zum
Klingen. Die Konzerte an historischen Spielstätten bieten dem Publikum Genuss für Augen
und Ohren.
Es versteht sich nahezu von selbst, dass man in
seiner Geburtsstadt auch sehr gern an Leopold
Mozart erinnert, den Vater des genialen Wolfgang Amadé. Dies gilt umso mehr, als sich heuer
der Todestag des Musikpädagogen und Komponisten zum 225. Mal jährt. So steht das diesjährige Programm unter der Überschrift „Leopold
im Spiegel der Zeit" und schlägt einen musikalischen Bogen zwischen dem 18. Jahrhundert
und der Gegenwart.
das 61. Deutsche Mozartfest, das diesmal ausnahmsweise im Oktober gefeiert wird, besinnt
sich ganz auf Leopold Mozart – anlässlich dessen 225. Todestages. Mit ihm begann einst in
Augsburg die Geschichte des musikalischen
Zweigs der Familie Mozart. Leopold empfing im
kulturellen und geistigen Klima der paritätisch
gestalteten freien Reichsstadt die Grundlagen
für sein eigenes Wirken. Selbst in späteren Salzburger Diensten ließ er sich selbstbewusst das
Augsburger Bürgerrecht bestätigen. Grund genug
also, ihn als einen großen Sohn der Stadt zu würdigen? Was bedeutet uns Leopold Mozart heute?
Zumeist wird seine Rolle auf die des Vaters eines
genialen Sohnes reduziert, den er aufopfernd,
aber auch zielstrebig und ehrgeizig fördert und
fordert. Leopold nimmt sich bewusst zurück, als
er das Talent seines Sohnes entdeckt. Er gibt
sogar, wie das Nannerl zu berichten weiß, „sowohl die Unterweisungen auf der Violin als auch
das componiren ganz auf, um ausser seinen Hochfürstlichen Diensten die übrige Zeit auf die Erziehung seiner zwey (!) Kinder zu wenden“.
Ganz in diesem Sinne gestaltet sich schon der
Auftakt der Konzertreihe. Die Uraufführung eines Violinkonzerts, das Leopold Mozart gewidmet ist, wird sicherlich einer der Höhepunkte
der Festwoche. Der Komponist Alexander Rosenblatt hat sich mit Leopolds Violinschule auseinandergesetzt und präsentiert ein Werk im
Stil des 18. Jahrhunderts.
Interessante Musikerlebnisse verspricht das
Programm mit „Mozart für Kinder" auch für
junge Besucher. Kinder und Jugendliche an
klassische Musik heranzuführen, ist ein äußerst
wichtiges Anliegen für die Zukunft unserer
Musiklandschaft.
Der Freistaat Bayern unterstützt das Festival
anlässlich des 225. Todestages von Leopold
Mozart. Ich danke allen weiteren Sponsoren und
Förderern, die zu diesem schönen Fest beitragen.
Der Festivalleitung und allen Helfern wünsche
ich gutes Gelingen, den Musikerinnen und Musikern viel Freude bei ihren Auftritten und dem
Publikum zehn himmlisch klangvolle Herbsttage!
Ihre
München, im August 2012
Dr. Wolfgang Heubisch
Bayerischer Staatsminister für
Wissenschaft, Forschung und Kunst
Der 225. Todestag gibt Anlass, im Rahmen des
Festivals der Persönlichkeit Leopolds jenseits
gängiger Klischees etwas mehr Tiefenschärfe zu
geben. In einem facettenreichen Programm wird
das allzuoft vernachlässigte musikalische Erbe
Leopolds zum Klingen gebracht und in ein
Beziehungsgeflecht gesetzt, das auf die Wiener
Klassik verweist. Ebenso wird aber der Frage
nachgegangen, was Leopold für uns heute bedeuten kann und welche Verantwortung er uns mit
seinem pädagogischen Erbe für die Förderung
der musikalischen Jugend hinterlassen hat.
„Leopold im Spiegel der Zeit“ lautet das Festivalmotto – seine Aktualität damals wie heute
wird in zahlreichen Konzerten und Begleitveranstaltungen vom Theaterstück über Vorträge
bis hin zu pädagogischen Programmen neu ausgelotet. Wir wünschen allen Künstlern erfolgreiche Konzerte in der Deutschen Mozartstadt
und dem Publikum Spaß an musikalischen Entdeckungen mit glänzenden Interpreten und
Ensembles.
Dr. Kurt Gribl
Oberbürgermeister
Peter Grab
Bürgermeister / Referent für Kultur,
Jugendkultur und Sport
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Liebe Mozartfreundinnen
und -freunde,
Liebe Augsburgerinnen und
Augsburger,
die Stadt Augsburg ist nicht nur Brecht- und
Friedensstadt, sondern auch Deutsche Mozartstadt. Zu Ehren der Familie Mozart veranstaltet
die Geburtsstadt des Violinpädagogen Leopold
Mozart auch in diesem Jahr wieder ein umfangreiches musikalisches Festprogramm, das 61.
Deutsche Mozartfest. Als Partner, Freund und
Förderer begleitet die Stadtsparkasse Augsburg
dieses außergewöhnliche Festival zwischen
Klassik und Moderne. Unser langjähriges Engagement zeigt den Stellenwert, den wir als Kreditinstitut der Kulturförderung einräumen. Wir fühlen uns unserem öffentlichen Auftrag verpflichtet und wollen für das Gemeinwohl Sorge tragen. Gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen, spielt daher in unserer Unternehmensphilosophie eine wichtige Rolle. Wir stiften, und
davon sind wir überzeugt, gesellschaftlichen
Nutzen, von dem die Bürger der Mozartstadt
Augsburg profitieren. Denn beim Mozartfest
dreht es sich nicht nur um glanzvolle Konzerte
in schönem Ambiente. Es geht immer auch darum, uns dem Alltag ein Stück zu entreißen und
Raum für außergewöhnliche kulturelle Reflektionen zu bieten. Die Mittagskonzerte im Herzen
der Stadt oder die „NachtMusik!“ im „Weissen
Lamm“ stehen hierfür. Unser Engagement trägt
dazu bei, dass der Eintritt zu diesen – neben
vielen anderen Veranstaltungen – frei ist. So
wird Mozart für alle erlebbar.
2012 jährt sich der Todestag Leopold Mozarts
zum 225. Mal. Der Vater von Wolfgang Amadé
verstarb am 18. Mai 1787 in Salzburg. So steht
der Komponist und Pädagoge im Zentrum des
diesjährigen Deutschen Mozartfestes. Wie erfolgreich Leopold Mozart als Pädagoge war,
dokumentiert sich bekannterweise am besten
an seinem eigenem Sohn. Vielfältig musikalisch
ausgebildet, musizierte dieser von frühester
Kindheit an mit seiner Schwester Nannerl in
ganz Europa als Wunderkind. Doch Leopolds
erzieherische Bemühungen und Erfolge konzentrierten sich nicht allein auf die eigenen Kinder.
1756, im Jahr der Geburt seines berühmten
Sohnes, erschien Leopold Mozarts Lehrbuch
„Versuch einer gründlichen Violinschule“. Das
musikpädagogische Werk erlebte viele Neuauflagen und gilt noch heute als Standardliteratur
zum richtigen Erlernen des Instruments.
Hat dieser Einsatz Leopold Mozarts aber in der
heutigen Zeit noch Bedeutung oder kann er im
Rahmen bildungspolitischen Engagements
sogar Vorbild sein? Das Mozartfest hat diese
Überlegung zum Anlass genommen, sich im
Rahmen der diesjährigen Konzertreihe mit der
Frage auseinander zu setzen, wie man den
Zugang zur klassischen Musik in der heutigen
Zeit speziell für junge Zuhörer erleichtern kann.
Denn was Leopold bei seinem eigenen hochbegabten Sohn so erfolgreich gelang, wird den
heutigen Konzertveranstaltern zunehmend zum
Problem: den Nachwuchs für klassische Musik zu
begeistern und ihn zum Musizieren zu bewegen.
Und ganz nebenbei wird auch noch der gesellschaftliche und kulturelle Zusammenhalt vor
Ort gestärkt.
Das Mozartfest ist immer auch ein Themenfestival und 2012 steht der große Komponist
Leopold Mozart im Mittelpunkt. Der Vater und
Mentor von Wolfgang Amadé ist auch heute
noch ein Vorbild, seine Violinschule gilt als eine
wesentliche Quelle für die Kenntnis der Musizierpraxis im 18. Jahrhundert. Er überträgt dem
Festival damit zugleich die Verantwortung, das
Augenmerk, so wie er es tat, auf den zeitgenössischen Nachwuchs zu richten. Der Jugend wird
bei diesem Festival eine ganz besondere Bühne
geboten. Und auch für ganz junge Musikfreunde
gibt es eine Menge zu hören und zu erleben:
Unter dem Motto ‚Mozart für Kinder‘ sucht die
Klangschule den Komponist „Zufall“ und mit
den ‚Wunderkindern‘ – allesamt Gewinner beim
internationalen Klavierwettbewerb „Amadeus“
– präsentiert sich dem Augsburger Publikum
eine Nachwuchstruppe, die ihres Gleichen sucht.
Musik macht Spaß – davon werden sich beim
61. Deutschen Mozartfest alle Besucherinnen und
Besucher überzeugen können. Ich wünsche Ihnen viel Freude bei diesen besonderen Konzerten in einer einmaligen Atmosphäre.
Rolf Settelmeier
Vorsitzender des Vorstands
Stadtsparkasse Augsburg
Dr. Claus Gebhardt
Geschäftsführer
Stadtwerke Augsburg
So bieten im Rahmen des Mozartfestes Workshops wie bspw. die Klangschule in der neuen
Reihe „Mozart für Kinder“ oder musikpädagogische Vorträge speziell Kindern und Jugendlichen Gelegenheit, klassische Musik kennen zu
lernen und selbst zu musizieren. Heranwachsende können außerdem an drei Abenden in der
„Klassik Lounge“ des „Weißen Lamms“ klassische
Musik auf ungewohnte Art und abseits des üblichen Konzertsaals entdecken. Der Hausmusikwettbewerb während des Mozartfestes bietet
letztlich ein weiteres Forum, das Musizieren von
Musikamateuren herauszustellen und professionell zu fördern.
Wie sehr sich Kinder und Jugendliche von spannend inszenierten und aufbereiteten Themen
begeistern lassen, erfahren Mitarbeiter der Stadtwerke Augsburg regelmäßig bei ihren Schulungen von Kindern bspw. zum „Energiedetektiv“
oder bei Workshops wie der „Busschule“ im
Rahmen der Schulkommunikation. Da die Stadtwerke sich auch im Bildungssponsoring engagieren und uns die Zusammenarbeit mit Schulen
etwa im Rahmen der Leseförderung sehr wichtig ist, begrüßen wir diese ambitionierte Erweiterung des diesjährigen Festivalprogramms
ganz besonders.
Als langjähriger Sponsor des Mozartfestes wünschen wir dem Veranstalter deshalb nicht nur
viele begeisterte Besucher, sondern vor allem
auch viele neue und auch junge Mozartfans.
Norbert Walter
Geschäftsführer
Stadtwerke Augsburg
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Liebes Publikum,
In diesem Jahr möchte die Deutsche MozartGesellschaft in der Mozartstadt Augsburg mit
einem besonderen Festivalkonzept an den 225.
Todestag des Komponisten, Mentors und Pädagogen Leopold Mozart (1719 – 1787) erinnern.
Würde man der mitunter inspirationslosen Huldigung von Geburtstagen und Todestagen folgen,
könnte man sicherlich berechtigte Zweifel daran
haben, ob gerade ein Todestag für das Konzept
eines ganzen Festival genügend Substanz bietet.
Schließlich nutzt man ja doch lieber die Geburtstage als die Todestage, um heitere Feste zu feiern. Zunächst kann man sicherlich verallgemeinernd feststellen, dass Leopold Mozart nicht nur
in der Erinnerungskultur der Mozartstadt Augsburg fest verankert ist, sondern seine Persönlichkeit auch im musikalischen Gedächtnis vieler Künstler und Pädagogen seinen Platz hat.
Die Beschäftigung mit seiner Biografie, seinem
kompositorischen Werk, seiner Violinschule und
seiner Rolle als Förderer des jungen Wolfgang
Amadé fasziniert die Musikwelt bis heute. Der
Rahmen eines Musikfestivals im Jahre 2012 soll
aber nicht dem Ritual der kunstvollen Stilisierung und dem pietätvollen Gedenken einer
historischen Persönlichkeit dienen, sondern der
225. Todestag soll vielmehr zu einer weiterführenden Frage Anlass geben, nämlich: Welches
Erbe und welche Verpflichtung hat uns denn
Leopold Mozart hinterlassen?
Mit den Programmen des diesjährigen Festivals
wollen wir Leopold Mozart deshalb nicht nur im
Spiegel seiner eigenen Epoche betrachten, sondern versuchen, seine Aktualität auch für uns
heute auszudeuten. Schließlich war Leopold
nicht nur der Förderer „seines“ Wunderkindes,
sondern ein Netzwerker, der – polyglott wie er
war – vielfältigste Kontakte in ganz Europa
pflegte, die komplexe Logistik der Reisen orga-
nisierte und sich mit den modernsten Wissenschaften beschäftigte. Er war ein aufgeklärter
Geist, der aber auch als Komponist ganz auf der
Höhe seiner Zeit war. Heute würden wir salopp
sagen: Leopold war breit aufgestellt und ‚up to
date‘, wenn es um die geistigen und kulturellen
Strömungen seiner Zeit ging. Mit einer reinen
Retrospektive würden wir seiner facettenreichen
Persönlichkeit daher wohl kaum gerecht und
der Spiegel bliebe blind, statt mannigfaltige
Reflexionen auszulösen.
Mit Leopold als Symbolfigur werden daher im
Festivalprogramm sowohl repertoiretechnisch
wie auch im pädagogischen Sinne verschiedene
‚Wege zur Klassik‘ eröffnet.
Auf der einen Seite bedeutet dies, dass sich die
musikalische Dramaturgie auf die Literatur der
Vorklassik und die Zeitgenossen Leopold Mozarts konzentriert, um damit die Vorstufe und
die Entwicklung zum klassischen Stil zu dokumentieren. Für mustergültige Aufführungen in
diesem Sinne konnte das renommierte Originalklang-Ensemble, die Wallfisch Band, mit
Elizabeth Wallfisch und Bruno Weil an der Spitze gewonnen werden. In gestaffelter Besetzung,
vom solistisch besetzten Kammerkonzert bis hin
zum großen Kirchenkonzert mit Leopolds formvollendeter „Missa solemnis“, wird ein oft vernachlässigtes Stück Musikgeschichte zum Klingen gebracht.
Auf der anderen Seite will das Festival in exemplarischer Weise einen bildungspolitischen Auftrag wahrnehmen und junge Menschen spielerisch an die klassische Musik hinführen. Daher
gibt es offene Proben, Workshops, Würfelkompositionen, Gesprächskonzerte und vieles mehr.
Schließlich wird sogar die „Kindersinfonie“ von
Leopold zur Folie für eine neue „Toysymphony“
des 1. Deutschen Stromorchesters, bei der plötz-
lich die modernen Spielzeughelden und Gameboys Einzug in das sinfonische Schaffen halten.
Dieser Ansatz hätte Leopold sicherlich gefallen,
galt er doch selbst als ein Mann von „vielem
Witz“, der auch seinen Filius gemahnte, dass er
das so genannte Populäre nicht vergessen möge.
Schließlich kommt ein dritter Aspekt für das
Festival hinzu: Rang Leopold Mozart auf seinen
zahlreichen Reisen mit dem jungen Wolfgang
Amadé nicht um Auftrittsmöglichkeiten und um
Anerkennung für die Talente seines Sohnes? Vor
diesem Hintergrund möchte das Festival natürlich auch zu einer Plattform für junge Nachwuchskünstler werden, und zwar sowohl für
diejenigen, die ihre musikalische Tätigkeit professionalisieren wollen, wie auch für musikalische Amateure im besten Sinne. Die beliebten
Mittagskonzerte werden daher ausschließlich von
jungen Nachwuchsmusikern wie z.B. Mitgliedern des Schwäbischen Jugendsinfonieorchesters
gestaltet, während die „Wunderkinder“ von heute vom Amadeus-Klavierwettbewerb in Brünn
entsandt werden. Erstmalig wird aber auch den
Amateurmusikern im Rahmen des Deutschen
Mozartfestes mit dem Heimspiel-Hausmusikwettbewerb ein Forum gegeben.
Zu guter letzt darf natürlich bei einem Festival,
das es sich zur Aufgabe gemacht hat, in seinen
Programmen Unikate zu präsentieren, eine veritable Uraufführung nicht fehlen. Nachdem vom
Autor der „Violinschule“ kein entsprechendes
Solokonzert überliefert ist, wird das Festival mit
einem Leopold gewidmeten Violinkonzert von
Alexander Rosenblatt eröffnet. Musikalisch darf
man auf den Vexierspiegel gespannt sein, den
uns der Komponist mit dem jungen Geiger
Sergey Dogadin und der Bayerischen Kammerphilharmonie unter der Leitung von David Stern
vorhält.
Allen Künstlern wünsche ich einen inspirierenden Aufenthalt und erfolgreiche Konzerte in
der traditionsreichen Deutschen Mozartstadt
Augsburg. Ihnen, verehrtes Publikum, mögen
die Spiegelungen des Augsburger Lokalmatadors
viel Vergnügen und so manchen „musikalischen
Spaß“ bereiten.
Herzlichst Ihr
Thomas Weitzel
Präsident der
Deutschen Mozart-Gesellschaft
und Künstlerischer Leiter
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Fr. 12. Oktober 2012
20.00 Uhr, kleiner goldener Saal
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Eröffnungskonzert
Bayerische Kammerphilharmonie
Sergey Dogadin Violine
David Stern Dirigent
Alexander Rosenblatt:
Violinkonzert (Uraufführung)
An Rosenblatts Klavierwerken, vor allem seinen
Bearbeitungen nach Rimsky-Korsakow, Tschaikowsky oder
Mussorgsky, kann sich der Hobbypianist leicht verheben.
Lauter schwere Brocken, voller komplizierter Griffe, voller rasanter Läufe, die mitunter so leicht gespielt sein wollen, dass
man ihre Schwierigkeiten wohl nicht erahnen soll.
Werke von Alexander Rosenblatt studiert man nicht
mal so nebenbei ein. Vor allem Pianisten wie der junge Russe
Nikolai Tokarev oder Marc-André Hamelin haben seine Werke
im Konzertsaal und auf Tonträger in den letzten Jahren zunehmend bekannt gemacht.
Nun hat Rosenblatt im Auftrag der Stadt Augsburg
ein Violinkonzert geschrieben: ein Konzert zu Ehren von
Leopold Mozart im Jahr seines 225. Todestags. Es mag überraschen, aber ausgerechnet Mozart, der Vater der neuen Geigenspielkunst, der Autor der vielleicht meistverwendeten
Geigenschule seit dem 18. Jahrhundert, hat selbst kein einziges
Violinkonzert komponiert. Rosenblatt, 1956 in Moskau in ein
musikalisches Umfeld hineingeboren, hat bewusst auf jede stilistische Nachahmung verzichtet. Dennoch erlaubt er sich hier
und dort eine Reihe von Anspielungen. Er setzt musikalische
Ausdruckselemente, Techniken, Stile des 18. Jahrhunderts und
seine eigenen musikalischen Vorlieben auf mal virtuose, mal
augenzwinkernde Weise zueinander in Beziehung, vor allem
Elemente des Jazz, zu dem sich Rosenblatt seit Studentenzeiten
leidenschaftlich hingezogen fühlt: „Ich versuche, diese unterschiedlichen Ebenen miteinander so organisch wie möglich zu
verbinden.“
Rosenblatt bezieht sich unter anderem auf Giuseppe
Tartinis „Variationen über ein Thema von Corelli“, die er „wie
eine technische Grundierung“ der Solostimme verwendet.
Außerdem verwendet er – dem Widmungsträger entsprechend
– ein Leopold Mozart-Menuett, dieses in leitmotivischer Funk-
Leopold Mozart (1719 – 1787):
Sinfonie in G-Dur
„Neue Lambacher“
I.Allegro
II. Andante, un poco Allegretto
III.Menuetto
IV. Allegro
Alexander Rosenblatt (*1956):
Violinkonzert (Uraufführung)
Pause
Igor Strawinsky (1882 – 1971):
Konzert in Es-Dur
„Dumbarton Oaks“
I. Tempo giusto
II.Allegretto
III.Con moto
Joseph Haydn (1732 – 1809):
Sinfonie Nr. 92 in G-Dur „Oxford“
I. Adagio – Allegro spiritoso
II.Adagio
III.Menuetto e Trio. Allegretto
IV. Finale: Presto
In Zusammenarbeit mit der
Mozartgesellschaft Dortmund
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Fr. 12. oktober 2012
tion. Schließlich finden sich Melodien bzw.
Motiv-Teile aus den Divertimenti in D- und C-Dur
für zwei Geigen und Cello, ebenfalls von Leopold Mozart.
Auch formal hat Rosenblatt ein wenig
experimentiert: „Im ersten und dritten Satz habe
ich Elemente der Sonatenform aus der VorMozart-Zeit verwendet. Ich würde sie ‚freie
Konstruktionen‘ nennen.“
Leopold Mozart:
Sinfonie in G-Dur „Neue Lambacher“
Der Name „Lambacher Sinfonien“ hat
Mozart-Forschern lange Zeit Schweißperlen auf
die Stirn getrieben. Erst vor einigen Jahren
konnte das Verwirrspiel um die Urheberschaft
beendet werden. Worum ging es?
Leopold Mozart, sorgsamer Karriereplaner seiner Kinder und Organisator der vielen
Reisen, hatte stets und am liebsten auf Vorrat
einige Kompositionen im Gepäck, vorwiegend
Sinfonien, von ihm selbst und von Sohn Wolfgang. Auf der Rückreise von Wien im Jahr 1769
machten die Mozarts Station im oberösterreichischen Kloster Lambach, nicht weit von Linz
entfernt. Dort hinterließen sie zwei Sinfonien,
offenbar zum Geschenk. Zufall oder nicht?
Jedenfalls stehen beide Werke in G-Dur. Ein
Mönch hat Kopien dieser beiden Sinfonien
gemacht, die jedoch erst in den 1920er Jahren
hinter den Klostermauern wiederentdeckt wurden. Da alles sorgfältig beschriftet schien, waren die Musikhistoriker um rasche Zuteilung
bemüht: Die kühnere Sinfonie wurde Mozart
junior zugeordnet, die stilistisch etwas weniger
Eröffnungskonzert
markante dem Vater. Doch dann gerieten die
Wissenschaftler ins Schleudern. So bezog in den
1960er Jahren die Mozart-Forscherin Anna
Amalie Abert Position: Der Mönch habe in seinem Eifer die beiden Werke vertauscht, also
dem Sohn das Werk des Vaters zugeschrieben –
und umgekehrt. Was die einen als herausragenden Erfolg einer stilkritischen Analyse verbuchten, sorgte bei anderen für Zweifel. Und die
Skeptiker sollten Recht behalten. Knapp anderthalb Jahrzehnte später konnte anhand eines
weiteren Noten-Fundes nachgewiesen werden:
Die eine G-Dur-Sinfonie, die heute unter KV 45a
geführt wird, stammt von Wolfgang. Auf diesem
Manuskript hatte Leopold eigenhändig vermerkt: „à la Haye [Den Haag] 1766“. Heißt: Das
Werk, das der junge Wolfgang den Mönchen
geschenkt hatte, war bereits drei Jahre alt und
keineswegs eine frische Gabe. Daher bekam sie
den Namen „Alte Lambacher Sinfonie“.
Bleibt die andere G-Dur-Sinfonie, die
also fortan dem Vater unter dem Titel „Neue
Lambacher“ zugeschrieben wurde. Das ganze
Verwirrspiel hat letztlich gezeigt, wie viel Vorsicht bei Stil-Analysen geboten ist. Mehr noch:
Es konnte bewiesen werden, wie sehr MozartVater auch als Komponist auf der Höhe seiner
Zeit war. Denn dieses Werk zeigt keinen rückwärtsgewandten Musiker, sondern verrät einen
stilistisch hellwachen Geist.
Leopold Mozart besaß stets ein Faible
für eine versteckte Programmatik, wie vor allem
der Einsatz seltener ‚Effektinstrumente‘ und
Geräusche wie Radleier, Dudelsack, Hackbrett,
Schellengeläut, Kuhhorn, Peitschenknallen und
Pistolenschüssen verrät. Gleichzeitig scheute er
sich nicht, mit Gewohnheiten zu brechen. Üblich
zur damaligen Zeit war, dass die Bläser in den
langsamen Sätzen schweigen. Leopold verzichtet zwar im g-Moll-Andante seiner Sinfonie auf
die Oboen, nicht aber auf die Hörner (sie sind in
der Tonika gestimmt und werden gestopft, um
die richtigen Töne zu treffen). Auch das Menuett
zeugt von Mozarts Sinn für Klangrelationen und
Klangfarben: Anfangs werden nur die Streicher
eingesetzt, dann treten zuerst die Oboen und
schließlich die Hörner hinzu. Bezeichnend ist,
dass diese Instrumentengruppen nie gemeinsam spielen. Das Sturm-und-Drang-Finale, im
rauschenden Zwölfachteltakt, verrät, wie sehr
Leopold Mozart darauf bedacht war, die handwerklichen Grundlagen effektvoll einzusetzen.
So entwickelt sich von Beginn an ein temperamentvoll-virtuoser Kehraus.
Igor Strawinsky:
Konzert in Es-Dur „Dumbarton Oaks“
Kunstmäzene können etwas Wunderbares sein. Beispiel: Mr. und Mrs. Robert Woods
Bliss. Ohne sie wäre die Musikgeschichte des 20.
Jahrhunderts um ein interessantes Werk ärmer.
Robert Woods Bliss war von 1912 bis 1916 Sekretär der amerikanischen Botschaft in Paris, anschließend für knapp drei Jahre „counselor of
the embassy“. In dieser Zeit lernte er Igor
Strawinsky kennen. Als das Ehepaar Bliss 1938,
längst wieder nach Amerika zurückgekehrt,
seinen 30. Hochzeitstag feierte, beauftragten sie
den Komponisten – knapp ein Jahr vor dessen
13
Auswanderung in die USA – mit einem neuen
Werk: einem Konzert für Kammerorchester, das
nach dem Anwesen der Bliss’ in Washington
D.C., im Stadtteil Georgetown, benannt wurde:
Dumbarton Oaks (wo übrigens 1944 eine Konferenz stattfand, die die Gründung der UNO
vorbereitete).
Zum Zeitpunkt der Komposition hatte
Strawinsky Paris verlassen und war in die Nähe
von Genf gezogen, um seine Tochter Mika zu
begleiten, die sich dort nach ihrer Tuberkuloseerkrankung in einem Sanatorium aufhielt. Eine
schwierige Zeit. Strawinsky suchte musiklische
Ablenkung, indem er viel Bach auf dem Klavier
spielte. Besonderen Gefallen fand er an den
Brandenburgischen Konzerten – was man in
„Dumbarton Oaks“ bereits zu Beginn gut heraushören kann. Die Eröffnung erinnert an das dritte Brandenburgische Konzert, sowohl in seiner
Instrumentierung (Einsatz von drei Geigen und
drei Bratschen) als auch im Wechselspiel zwischen „tutti“ und der „concertino“-Gruppe.
Das dreisätzige Werk – auch in der
formalen Anlage entspricht es den Bachschen
Vorbildern – offenbart, vor allem gegenüber
dem Bläseroktett von 1923, Strawinskys Fortschritte im Konzipieren eines kontrapunktischen Gegen- oder Miteinanders der Einzelinstrumente oder ihrer Gruppierungen. Strawinsky hatte in den vorausgegangenen Jahren
reichlich Erfahrungen mit Barockmusik gesammelt: Zuerst hatte er ein Concerto grosso von
Händel für Streichquartett und Orchester bearbeitet, dann Georg Michael Monns spätbarockes
Cembalokonzert zu einem Cellokonzert für
14
Fr. 12. oktober 2012
Emanuel Feuermann umgeschrieben, schließlich besagtes Händel-Konzert zu einem Violinkonzert weiterverarbeitet.
Strawinsky hat von seinem „Concerto
in Es“ auch eine Fassung für zwei Klaviere
erstellt, die er, wie er in einem Brief an seinen
damaligen Verleger mitteilt, mit seinem Sohn
spielen wollte. Im selben Brief gibt er zu, dass er
zur Überprüfung der Bogenführung und der
Artikulation die Geigerin Jeanne Gautier zurate
gezogen hat. Wer sich die Partitur anschaut,
weiß, warum. Strawinsky überlässt nichts dem
Zufall und liefert genaue Spiel-Vorgaben.
Bei der Uraufführung am 8. Mai 1938,
die Nadia Boulanger leitete, konnte Strawinsky
nicht anwesend sein. Er hatte gerade eine Lungenheilkur beendet und war nicht reisefähig.
Dafür hat er das Werk später gleich zweimal für
die Schallplatte eingespielt: 1947 mit einem
Dumbarton Oaks Festival Orchestra (für Mercury)
und 1962, diesmal mit 15 Instrumentalisten des
Columbia Symphony Orchestra (für CBS).
Joseph Haydn:
Sinfonie Nr. 92 in G-Dur „Oxford“
Nummer 92 – sie ist die letzte vor der
Gruppe der Zwölf, die letzte vor den so genannten „Londoner Sinfonien“. Ihr Titel: „Oxford“.
Auch das ein klarer England-Bezug; und auch
von ihrem Profil her passt diese Sinfonie zu den
Zwölfen, die noch folgen werden und die alle
unterschiedlich sind, dennoch über mehrere
kleinere Gemeinsamkeiten verfügen: Alle diese
Sinfonien, also die Nummern 93 bis 104, begin-
Eröffnungskonzert
nen mit einer langsamen, die Spannung fördernden Einleitung; das Menuett wird, im Sinne
Beethovens, zu einem eigenen Charakterstück;
und: Die Schlusssätze saugen mit ihrer Sonatenform den Rondo-Typ immer mehr auf.
Das gilt nun auch für die G-Dur-Sinfonie, die Haydn am 11. März 1791 in London (!)
aufführte. Einige Monate später dirigierte er sie
erneut, diesmal in Oxford anlässlich seiner
Ernennung zum „Doktor der Musik“. Später
gestand er: „Jedoch habe ich dieser Doctorwürde
in England Viel, ja ich möchte sagen Alles zu verdanken; durch sie trat ich in die Bekanntschaft
der ersten Männer und hatte Zutritt in den größten Häusern.“ Warum er ausgerechnet die G-DurSinfonie für diesen feierlichen Anlass wählte?
Ungewiss. Vielleicht wegen ihrer besonders kunstvollen, fast gelehrig wirkenden Kontrapunktik im
Mittelteil des Finalsatzes.
Dabei wäre, unabhängig von London
und Oxford, die Bezeichnung „Pariser“ Sinfonie
passender gewesen. Denn Haydn hat das Werk
für die „Société Olympique“ (Loge Olympique)
komponiert, eine freimaurerische Konzertgesellschaft, die 1779 gegründet worden war und
in deren Auftrag er bereits seine Sinfonien Nr.
82 bis 87 geschrieben hatte. Das Orchester der
Société umfasste im Jahr 1786 insgesamt 65
Mitglieder, davon 43 Berufsmusiker mit einigen
namhaften Solisten wie dem Flötisten François
Devienne. Gespielt wurde bei exklusiven, nichtöffentlichen Veranstaltungen. Das macht die
Datierung von Aufführungen so schwierig –
auch bei Haydn. Selbst die Namen der Dirigenten sind bis heute nicht ganz klar. Fest steht,
dass Haydn für seine Sinfonien den größten
Klangkörper des gesamten „Ancien Régime“ zur
Verfügung hatte. Fest steht aber auch, dass
Haydn nie die französische Hauptstadt besucht
hat und dass sich seine Berührung mit französischem Territorium auf wenige Fleckchen im
Norden, auf der Durchreise nach England, beschränkt. Dennoch spielte Paris für die Rezeption
seiner Werke, die Aufführung seiner Sinfonien,
eine bedeutende Rolle.
Haydn war inzwischen in der glücklichen Lage, Aufträge und Anfragen von allen
Seiten entgegennehmen zu können. So wünschten sich einerseits die französischen LogenMitglieder weitere Werke (ihrem Wunsch entsprach Haydn mit den Sinfonien Nr. 90 bis 92),
andererseits erwarb ein gewisser Krafft-Ernst
Fürst zu Oettingen-Wallerstein drei Abschriften
des Komponisten – in der Annahme, er besäße
damit zugleich ein Exklusivrecht für die Aufführung. Verständlich, dass der Fürst angesäuert reagierte, als er merkte, dass „seine“ Sinfonien andernorts längst bekannt waren.
15
Wie souverän Haydn mit der Gattung
Sinfonie umgeht, wie er ihre Freiräume auszunutzen versteht, zeigt die G-Dur-Sinfonie auf
fast exemplarische Weise: Am Ende der Exposition im ersten Satz lässt Haydn unvermittelt
einen neuen Gedanken hereinsegeln, als sei ihm
der gerade noch rechtzeitig eingefallen; die
Reprise dieses Satzes gestaltet er so opulent, als
wolle er damit eine zweite Durchführung liefern; im Adagio fügt Haydn – für einen langsamen Satz eher untypisch – eine forsche Episode mit Pauken und Trompeten ein; das Trio im
dritten Satz führt den Hörer rhythmisch ständig
an der Nase herum, weil man, dank der Synkopen, nie so richtig weiß, wo der Hauptakzent
liegt. Schließlich beim Finale das kontrapunktische Virtuosenstück im Mittelteil. Haydn war
als Musiker unberechenbar. Genau das wollte er
auch sein, das macht seine Genialität aus.
Christoph Vratz
16
sa. 13. Oktober 2012
18.30 Uhr, Basilika St. Ulrich und Afra
Gottesdienst zum Fest
des Heiligen Simpert
Chor und Orchester der Basilika
Teresa Tieschky Sopran Laura Landmann Alt
Gerhard Hölzle Tenor Maximilian Lika Bass
Peter Bader Dirigent
Wurde Leopold Mozart zu Lebzeiten vor allem als
Komponist von programmatischer Instrumentalmusik geschätzt, hat sich doch seine Kirchenmusik als der gewichtigere
Teil seines Werkes erwiesen. Dies gilt nicht zuletzt auch für den
Einfluss, den diese auf die geistlichen Kompositionen seines
Sohnes Wolfgang Amadé ausübte. In der um 1765 komponierten Missa in A verschmilzt Leopold Mozart in zeitüblicher
Weise barocke und galante Stilelemente und verleiht dem
Credo durch formale Gestaltung und eine expressive Tonsprache ein besonderes Gewicht. Aufgrund der generellen
Zurückhaltung sowohl in der Ausdehnung als auch in der
Besetzung und in der Verwendung kompositorischer Mittel
handelt es sich um eine Missa brevis. Themenbildung und
Satzanlage zeigen sie als Vorbild für W. A. Mozarts erstes derartiges Werk, der Missa brevis in G KV 49 von 1768.
Leopold Mozart
(1719 – 1787):
Missa in A
17
sa. 13. Oktober 2012
20.00 Uhr, kleiner goldener saal
19
Kammerkonzert
Wallfisch Band
Elizabeth Wallfisch Leitung
Ein Humanist und umfassend Gebildeter war er, der
Sohn des Augsburger Buchbinders Johann Georg Mozart, ein
von den Jesuiten des heimatlichen Lyzeums von St. Salvator, an
der Benediktiner-Universität in Salzburg, vor allem aber im
Selbststudium Geschulter, der sich in den Disziplinen der
Musik wie Philosophie gleichsam zuhause fühlte.
Leopold Mozart aber war dort, wo er wirkte, auch
immer Einzelkämpfer, zunächst in eigener Sache, später für
seine beiden hochbegabten Kinder und schließlich in geradezu
sendungsbewusster Manier für seinen Sohn Wolfgang, von
dem er glaubte, dass er nichts weniger als „ein Wunder“ sei,
„welches Gott in Salzburg hat lassen geboren werden“.
Dem Wunder zu ermöglichen, sich in jeglicher
Richtung entfalten zu können, opferte Leopold nicht nur seine
bis dato – d.h. bis zum Beginn der dreieinhalbjährigen westeuropäischen Reise ab 1763 – äußerst vielversprechenden Karriereaussichten am fürsterzbischöflichen Hof, sondern wohl
auch einen nicht unerheblichen Teil seiner eigenen künstlerischen Schaffenskraft. Immerhin hatte Selbige es ihm erlaubt
– nicht zuletzt auf dem Gebiet der Sinfonie, welches er nachweislich ab den späten 1740er Jahren beschritt – sich zu einem
der wichtigsten Vertreter im österreichisch-süddeutschen Raum
emporzuarbeiten, wobei ihm sein taktisches Organisationstalent sowie sein stetiger innerer Drang zur Eigeninitiative und
Selbstvermarktung in besonderer Weise zugute kam.
Als eiserner Verfechter der Aufklärung machte er es
sich zur Angewohnheit – immer wenn sich die Gelegenheit
dazu bot – mit Gleichgesinnten zu korrespondieren oder selbigen gar einen Besuch abzustatten, wie etwa Friedrich Melchior
Grimm in Paris oder Salomon Gessner in Zürich, wo die Familie
– bereits auf dem Heimweg in Richtung Salzburg befindlich –
im September und Oktober 1766 einen zweiwöchigen Aufenthalt verbrachte.
Leopold Mozart (1719 – 1787):
Sinfonie (Partia à 5 Stromenti) in
C-Dur LMV Vll:C4 für 2 Violini,
2 Violoncelli & Basso
I. AIIegro moderato
II. Menuetto. Trio
III.Andante
IV.Presto
Georg Christoph Wagenseil
(1715 – 1777):
Sinfonie in D-Dur WV 376 /
KucW 87 für 2 Violini & Basso
I. Allegro molto
II. Menuetto. Trio
III.Andante
IV.Allegro
Giuseppe Tartini (1692 – 1770):
Konzert in D-Dur Op. 1 Nr. 4
Brainard D.15
für Violino principale, 2 Violini di
ripieno, Alto Viola & B.c.
I.Allegro
II.Cantabile
III.Allegro
Pause
20
Sa. 13. oktober 2012
Leopold Mozart (1719 – 1787):
Sinfonie in F-Dur LMV Vll:F1
für 2 Viole, 2 Violoncelli & Basso
per il Violone e Fagotto
I.Allegro
II. Menuetto. Trio
III.Andante. A gusto d'un Echo
IV. Allegro moderato
Johann Joseph Fux
(1660 – 1741):
Rondeau à 7 in C-Dur E 111
für Violino piccolo e Fagotto concertato, Violini, 2 Viole, Basse de
Violon & B.c.
Wolfgang Amadé Mozart
(1756 – 1791):
Divertimento in D-Dur KV 136
(125a) für 2 Violini, Viole & Basso
I.Allegro
II.Andante
III.Presto
Kammerkonzert
Noch heute befindet sich im Nachlass der dortigen
Musikgesellschaft (einem Schwesternensemble des früheren
Augsburger Collegium musicums) die einzig erhaltene Quelle
jener Sinfonie in C-Dur, welche den Auftakt des heutigen
Konzerts bildet.
Eben jener Bestimmung, nämlich der für ein Ensemble, welches sich hauptsächlich aus musizierenden Liebhabern
zusammensetzte, wäre auch der zum Populären tendierende
Schreibstil der Komposition zuzuschreiben, besonders in den
beiden Mittelsätzen, einem bäuerlich-rustikalen Menuett, sowie
im anschließenden, sich im sicilianischen 6/8tel-Takt wiegenden Andante mit seiner einfachen, von Terzgängen und Unisonopassagen bestimmten zweitaktigen Gliederung.
Wie anders geht es da in jenem zweiten Stück Leopold
Mozarts zu, welches von den MusikerInnen der Wallfisch Band
gleich nach der Pause zum Erklingen gebracht und für die allermeisten Ohren wohl ein absolut neuer Höreindruck sein wird
– zumal es davon bis heute noch kein öffentlich zugängliches
Tondokument gibt: Sogleich aufgrund seiner eigenartig anmutenden Besetzung ins Auge stechend, stellt die Sinfonie in
F-Dur vermutlich eines jener Verkaufsobjekte dar, die im
Dezember 1751 durch Vermittlung des Münchner Hofmusikers
Johann Ferdinand Pater in den Besitz der Kapelle der Grafen zu
Oettingen-Wallerstein gerieten.
Das viersätzige mit jeweils zwei Bratschen- und
Cellostimmen sowie einem „Basso per il Violone e Fagotto“ ausgestattete Werk trägt barocke, experimentelle wie musikhistorisch geradezu visionäre Züge. Es steht mit seiner Fünfstimmigkeit noch in der Tradition des 17. und frühen 18. Jahrhunderts, befreit jedoch die Violen von ihrer angestammten
Funktion als harmonische Füllstimmen und lässt selbige sogar
als Oberstimmen im diskantlosen Streichersatz sich unter
Beweis stellen.
Seine Einzigartigkeit in Sachen Besetzung und Satzbild lässt sich aber nicht nur vom Barock aus auf dessen musi-
kalische Folgeerscheinungen, sondern auch in
entgegengesetzter Richtung betrachten, macht
es doch von Techniken Gebrauch, wie sie uns in
den „klassischen“ Streichquintetten Luigi Boccherinis, Michael Haydns, W. A. Mozarts sowie
zahlreicher Wegbegleiter und Nachfolger wiederbegegnen werden: ein alle nur denkbaren
Kombinationsmöglichkeiten zweier Instrumentenpaare nebst zusätzlichem Bassfundament
ausschöpfendes, kunstvolles Parallel- und Wechselspiel – nicht nur Violen gegen Celli, sondern
auch innerhalb der jeweiligen Gruppen, welches
v. a. in den in Binärform angelegten Ecksätzen
überhaupt erst eine durchgängige melodische
Linie entstehen lässt. Die Mittelposition nehmen
ein kontrastreich zu artikulierendes, volkstanzähnliches Menuett sowie ein Andante ein, dessen weitere Satzüberschrift ein Hörereignis der
ganz besonderen Art verspricht. Die Berge lassen grüßen!
Wir verbleiben zunächst noch im
zweiten Programmteil, in dem sich an das eben
verklungene sinfonische Experiment in F-Dur
das gleichfalls sonderbar instrumentierte Werk
eines Meisters anschließt, dessen Schaffen wie
auch bei Leopold Mozart von einer (in diesem
Fall geradezu epochalen) musiktheoretischen
Schrift, nämlich der (noch bis ins 20. Jahrhundert maßgeblichen!) Kompositionslehre „Gradus
ad Parnassum“ überstrahlt wird: Johann Joseph
Fux, der es als Sohn einer Bauernfamilie bis zum
Hofkapellmeister unter Kaiser Karl VI. brachte.
Die einsätzige Komposition des Rondeau à 7 dürfte durch den Komponisten Jan
Dismas Zelenka, der sich zwischen 1715 und
21
1719 mehrfach in Wien aufhielt und Kompositionsstudien bei Fux betrieb, später nach
Dresden gelangt sein, wo seine Handschrift
noch heute unter den Beständen der ehemaligen
Hofkapelle lagert. An solistischen Partien wird
hier – als durchgehend konzertierendes Instrument – ein um eine Terz höher gestimmter
Violino piccolo gefordert, zu dem sich in drei
späteren Episoden das ansonsten col Basso geführte Fagott gesellt. Selbigem ergeht es dann
auch nicht viel besser als seinem durch immer
rasanter werdende Figurationen beehrten
Kollegen.
Eine Konstante bilden hingegen die in
Form und Gestalt stets gleichgearteten, nur
von einer einzelnen Violinstimme angeführten,
dafür aber wiederum mit geteilten Mittelstimmen ausgestatteten Tuttiabschnitte, die wunderbar regelmäßige, durchgehend achttaktige
Strukturierung sowie der sich immer wiederholende harmonische Verlauf, welcher dem musikalischen Geschehen schon beinahe etwas
Ostinatohaftes verleiht.
Ebenfalls ein Schüler von Fux war
Georg Christoph Wagenseil, dessen Beförderung
zum „Hofscholar in der Composition“ (1736) sowie zum „Hof- und Cammer-Musik-Compositor“
(1739) er maßgeblich beeinflusste. Von Wagenseil, den die Mozarts 1762 in Wien als Klavierlehrer der kaiserlichen Familie und überaus
fleißigen Tonschöpfer 1 persönlich kennenlernten, hatte Leopold im Vorfeld der Veröffentlichung seines „Versuchs einer gründlichen
Violinschule“ noch befürchtet, er könnte ihm
mit der Herausgabe eines eigenen Lehrbuchs für
22
Sa. 13. oktober 2012
die Violine gerade noch zuvor kommen. An die
Öffentlichkeit geraten ist ein solches aber nie.
Bei der Triosinfonie in D-Dur handelt
es sich um ein infolge seines Abdrucks in den
„Denkmälern der Tonkunst in Österreich“ (1908)
vielfach rezipiertes Werk, welches wohl noch zu
Wagenseils Studienzeiten entstanden sein dürfte. Hierfür sprechen v. a. seine etwas unentschieden wirkende Handhabung kompositorischer Mittel, die kontrapunktisch-kanonischen
wie den Prinzipien der Fortspinnung folgt, sich
mitunter galant und sogleich wieder streng konservativ gibt – bis hin zur Oberstimmenfuge des
finalen Allegros.
Einen besonders hervorragenden Ruf
unter den Meistern der Musik des 18. Jahrhunderts genoss der in Piran (Slowenien) geborene
Giuseppe Tartini. Selbigen verdankte er nicht
nur seinem Wirken als Violinvirtuose und auch
gar nicht so sehr seinen mitunter recht streitbaren theoretischen Schriften, sondern vor
allem seiner extraordinären Schülerschaft, von
der im Einführungstext zur morgigen Matinée
ein wenig mehr berichtet werden soll. Leopold
Mozart jedenfalls stand auch den Lehrwerken
Tartinis in einem Maße offen gegenüber, dass er
nicht einmal davor zurückscheute, dessen Ausführungen über die Verzierungskunst quasi 1:1
in seine Violinschule zu übernehmen.
Während uns der Kollege von nördlich
der Alpen eigenartigerweise kein einziges
Konzert für sein Instrument – also die Violine –
hinterlassen hat, bilden diese mit einer Gesamtzahl von mehr als 125 Werken den Kern im
Schaffen des Italieners, der sich – infolge eines
Kammerkonzert
dreijährigen Aufenthalts in Prag, wo er mit Fux,
Antonio Caldara und Silvius Leopld Weiss zusammentraf – 1726 dauerhaft in Padua niedergelassen hatte. Das heute erklingende Konzert
in D-Dur ist Teil jener Erstveröffentlichung
Tartinischer Werke, die – möglicherweise ohne
die Erlaubnis des Komponisten dazu einzuholen
– durch den Amsterdamer Verleger Le Cène
zusammengestellt und 1728 als dessen Opera
Prima gedruckt wurde. Von Antonio Vivaldi wie
dem gemeinsamen Übervater Arcangelo Corelli
beeinflusst, zeigt sich (in geradezu klassisch
abgeklärter Manier) das in Ritornellform auftretende erste Allegro. Typisch (für den hier noch
relativ frühen Tartini) sind die rein bassbegleiteten Soloabschnitte sowie die mitunter geradezu extrem virtuose Gestaltung derselben. Der
folgende Mittelsatz hat eher verbindenden als
eigenständigen Charakter, wenngleich nicht
nur sein Name bereits auf das kompositorische
Aushängeschild des späten Tartini hinweist: das
„instrumentale Cantabile“, welches laut Pierluigi
Petrobelli sein „Vermächtnis an die Musikgeschichte“ darstelle. Im strengen Kontrapunkt
und zum Rhythmus einer Gigue gesetzt, eröffnet das zweite und finale Allegro, in dem sich
die Violine dann nochmals nach Lust und Laune
doppelgriffig, tänzerisch, synkopisch, abwärts
trillernd, sprunghaft, chromatisch, schleifend,
seufzend und v. a. gesanglich präsentieren darf.
Nahm an den Bildungs- wie Handlungsreisen der Mozarts zunächst noch die ganze
Familie teil, waren es – als es im Dezember 1769
erstmals nach Italien ging – nur noch Vater und
Sohn, die die Kutsche gen Innsbruck bestiegen,
von wo aus ihr Weg sie direkt nach Süden führte. Ganze vier Male hielten sich die beiden in
den folgenden gut drei Jahren über eine längere
Zeit in der habsburgisch-lombardischen Metropole Mailand auf.
Die Begegnung mit der Persönlichkeit
wie der Musik des damals etwa 70-jährigen
Giovanni Battista Sammartini mag Wolfgang
einen merklichen Impuls für die Entstehung
jener Werke gegeben haben, die – als „Salzburger
Sinfonien“ bzw. „Quartett-Divertimenti“ KV 136138 bekannt – ob ihres wenig schubladenfreudigen Gehalts der Mozartforschung bereits viel
Kopfzerbrechen bereitet haben. Mittlerweile
scheint man sich zwar einig geworden zu sein,
dass Mozart bei deren Komposition wie Niederschrift eine chorische Besetzung im Sinn hatte.
Was allerdings seine ursprüngliche Intention
betrifft, die gesamte Triologie unter der Bezeichnung „Divertimento“ (im Sinne von „Vergnügen
bereitendes mehrsätziges Instrumentalstück“)
zu führen, gehen die Meinungen weiterhin auseinander. Zuhause in Salzburg verstand man
darunter in der Regel noch etwas ganz anderes,
nämlich eine solistisch besetzte, serenadenhafte, fünf- bis sieben-, manchmal sogar bis zu
neunsätzige Komposition.
Jedenfalls mögen dahinter durchaus
auch „marktorientierte“ Gründe gestanden haben – ob es sich hier nun um jene „quartetten“
handelte, die Vater Leopold am 7. Februar 1772
dem Leiziger Verleger Johann Gottlob Immanuel
Breitkopf anzubieten versuchte, oder auch nicht.
23
Das Divertimento in D-Dur, das erste
und zugleich wohl beliebteste der Reihe, hebt
mit einer klassischen Melodieformel der Zeit,
einem mit Durchgangsnoten verbundenem fallenden Dreiklang der ersten Violinen an, der
alsbald in einem bogenförmigen Sechzehntelmotiv auspendeln darf. Zu beinahe durchgehend pulsierender Achtelbegleitung geht es im
munteren Wechsel opernhafter Melodien, (teilweise unterlegten) Sechzehntelskalen und allerlei Passagenwerk dahin, wird im menuettähnlichen, still vergnügten Andante ein wenig ausgeruht und mittels einer vornehm kleinen,
scherzhaften Geste das Schluss-Presto angekurbelt. Dass auch schon der 16-jährige Wolfgang
hin und wieder eine ordentliche Portion Humor
in seine musikalischen Werke hinein zu packen
beliebte, beweist ein komponierter „Bratschenwitz“, mittels dem ein im strengen, kontrapunktischen Satz verlaufender Abschnitt mit Durchführungscharakter ein wenig unfreiwillig abrupt endet. Als ob ihr niemand vorher mitgeteilt
hätte, dass nach den drei markanten Akkorden
keine Wiederholung, sondern bereits die Reprise
folgen würde ...
Christian Moritz-Bauer
1
„[...] Neue Concerten werden wir genug mitbringen. 10
sind schon geschrieben und nun wird eben an 12 anderen
geschrieben. Und diese sind alle vom Wagenseil. [...]“,
Leopold Mozart an Lorenz Hagenauer in Salzburg, 10.
November 1762.
s0. 14. Oktober 2012
11.00 Uhr, kleiner goldener saal
25
Kammerkonzert Matinée
Solisten der Wallfisch Band
Genau zwei Jahrzehnte nach Gründung der „Scuola
delle nazioni“, der berühmten Geigenschule und Talentschmiede zu Padua, erschien bei Le Huë in Paris unter der
Opuszahl 5 der chronologisch gesehen sechste von insgesamt
acht zeitgenössischen Sammeldrucken mit Sonaten ihres
Gründers und Leiters Giuseppe Tartini. Ob nun die von
Elizabeth Wallfisch präsentierte Sonata VI zu den darin vermuteten Stücken angezweifelter oder aber unbestreitbarer
Authentizität zu zählen wäre, möge jeder, der sich dazu berufen fühlt, bitte selbst entscheiden.
Ins richtige Bild – nämlich desjenigen eines vergleichsweise jungen Komponisten – passt jedenfalls der (an
Corelli orientierte) langsame, dem Primat der Gesanglichkeit
folgende Einleitungssatz, auch das in schwindelnde Höhen
führende, den Ruf seines Schöpfers als exzentrische Erscheinung unterstreichende zentrale Allegro, sowie zu guter Letzt
ein menuettähnliches Andante nebst einer Folge von vier
Variationen, die schon inmitten des Themas mit dem Verzieren
beginnt, welches im weiteren Verlauf noch wahrhaftig atemberaubende Züge annehmen wird.
Jeweils 1762 und 1764 wurden in den Katalogen des
Leipziger Verlagshauses Breitkopf, welches gemeinsam mit
Johann Jakob Lotter den Vertrieb des „Versuchs einer gründlichen Violinschule“ übernommen hatte, u. a. eine Reihe von
„VI Sinfonie“ des „Mus[ico] di Cam[era] d'Arcives[covo] di Salzburg“ nebst einer einzelnen „Sonata a due Violini et Basso di
Mozart“ zum Verkauf angeboten. Selbige Sonate ist es auch, die
eine handschriftliche, heute von der Bayerischen Staatsbibliothek in München aufbewahrte Sammlung anführt, welche
die darin enthaltenen Werke allerdings als „6 Divertimenti“
(also der Vergnügung seiner Spieler wie Zuhörer zugedachte
Musikstücke) deklariert. Dass man sein Vergnügen aber nicht
nur an Heiterkeit verströmender Kunst zu finden vermag, trägt
in besonderem Maße das bis ins 20. Jahrhundert ungedruckt
gebliebene zweite Divertimento zur Schau, sei es in dem (ent-
Giuseppe Tartini (1692-1770):
Sonate in B-Dur Op. 5 Nr. 6
Brainard 812 für Violino & B.c.
I.Affettuoso
II.Allegro
III.Andante [con IV variazioni]
Leopold Mozart (1719-1787):
Divertimento II in C-Dur LMV Xll:9
für 2 Violini e Basso
I.Allegro
II.Andante
III.Presto
Giovanni Battista Sammartini
(1700/01-1775):
Sinfonie / Quartetto II in A-Dur J-C
61 für 2 Violini, Viola e Basso
I. [Allegro] Spiritoso / Presto
II.Andante
III.Allegro
Pause
26
S0. 14. oktober 2012
Wolfgang Amadé Mozart
(1756 – 1791)
Sonate für Klavier und Violine in
G-Dur KV 301 (293a)
I. Allegro con spirito
II.Allegro
sprechend der zeitgenössischen Tonartencharakteristik „den
Affect der Liebe, Zärtlichkeit, Schmeicheley, Traurigkeit“ 1 ausdrückenden) zentralen Andante in c-Moll oder im Schlusssatz,
zu dessen sich über einem Orgelpunkt chromatisch emporschraubenden zweiten Thema einst Ernst Ludwig Theiß
schrieb, dass es sich durch „eine geradezu dämonische Regung“ 2
auszeichne.
Leopold Mozart (1719 – 1787):
Ansonsten haben wir es hier (ähnlich wie bei der
Parthia in C-Dur „Frosch-Parthia“
gestern erklungenen Sinfonie in F-Dur) mit einer Komposition
LMV Xll:7 für Violino, Violoncello e von ausgesprochen klarer Form und rhythmisch-dynamischer
Basso
Prägnanz zu tun, dessen Melodien sich beispielsweise im
I.Moderato
Kopfsatz erst aus der Addition der (zwar nicht gerade gleichII. Pastorella. Larghetto à mezza
dafür aber allesamt mitspracheberechtigten) drei Instrumenvoce
talstimmen bilden und (beinahe) ununterbrochen fortspinnen.
III.Vivace
Das mittlere 18. Jahrhundert war, was das Musikleben
IV.Polonoise
vielenorts betrifft, ein wundersam kreatives, produktives wie
schnelllebiges Zeitalter. Ob der stetig wachsenden Nachfrage
Johann Michael Haydn
der fürstlichen, bürgerlichen, städtischen wie kirchlichen
(1737 – 1806):
Einrichtungen nach immer neuen Tonschöpfungen konnten
Divertimento in D-Dur MH
Komponisten wie Kopisten, v.a. aber die Verleger, schon hin
319/320 (P 93) für 2 Violini, Viola und wieder in Versuchung geraten – sei es aus Not oder reiner
& Contrabasso
Geschäftstüchtigkeit – die wahre Autorschaft eines Werkes
I. Marcia. Andantino
oder gar einer ganzen Gruppe an Werken zu verschleiern, selII. Allegro molto
bige unter anderen, verkaufsträchtigeren Namen zu verbreiten
III.Menuetto. Allegretto – Trio
etc.
IV. Rondo. Andante
Ein solcher Fall, der sich bis in die ProgrammvorV. Finale. Lieto assai [Tema con Vl schauerstellung zum diesjährigen 61. Deutschen Mozartfest
variazioni]
ausgewirkt hat, soll hier nun geklärt werden: Verursacher war
in diesem Fall der aus Edinburgh stammende und daselbst ab
1754 sowie von 1762 an in London wirkende Robert Bremner,
der sich v.a. durch seine Periodical Overtures, eine Serie von 60
sinfonischen Einzeldrucken nationaler wie internationaler
Meister seiner Zeit, einen hervorragenden Ruf im Musikverlagswesen erworben hatte. Im Jahr 1765 nun brachte Bremner
eine Sammlung von „Six SIMPHONIES in four Parts. Proper for
Kammerkonzert Matinée
small or great CONCERTS. Composed by J:
STAMITZ; his Pupil the EARL of KELLY and
Others“ heraus, worin die in Einzelstimmen folgenden 6 Quartetti[!] unüblicher Weise ohne
den Namen ihres jeweiligen Komponisten abgedruckt wurden, wohl um der Tatsache willen,
dass sich darunter nur ein Werk Johann Stamitz',
des mittlerweile verstorbenen Begründers der
Mannheimer Schule, sowie wohl nur ein weiteres dessen Schülers Thomas Erskine, 6th Earl
of Kellie (Kelly) befand, von deren Namen er
sich wohl einen besonderen Verkaufserfolg versprach. Der Vermutung des Musikologen Eugene
K. Wolf sowie den Forschungsergebnissen
Newell Jenkins’ und Bathia Churgins’ folgend,
konnte das Quartetto II mittlerweile niemand
geringerem als Giovanni Battista Sammartini
zugeschrieben werden. Der Meister aus Mailand, von dessen Begegnung mit bzw. Wirkung
auf den jungen Wolfgang bereits im Kontext des
gestern zu erlebenden KV 136 berichtet wurde,
hinterließ hier eine Musik, welche von der
besonders eigentümlichen Kompositionsweise
Gebrauch macht, aus einzelnen „Stammzellen”
(in diesem Fall handelt es sich um kleine melodische Fragmente) durch gegenseitigen Austausch das thematische Material des gesamten
Eröffnungssatzes zu bilden. Der zweite Satz
zeigt sich gleichermaßen lyrisch wie klar strukturiert, während der letzte, ein menuettähnliches Allegro, zu überraschenden harmonischen Wendungen greift. Neben diversen handschriftlichen von Stams in Tirol über Prag bis
nach Stockholm gelangten Quellen, existiert
neben demjenigen Bremners noch ein um zehn
27
Jahre älterer Pariser Druck – 1755 mit königlichem Privileg bei Venier erschienen und somit
den Terminus ante quem für die Entstehung des
Werkes liefernd.
Wolfgang Amadé Mozart kannte keine
„Violinsonaten“ – zumindest keine Werke, die er
oder seine Zeitgenossen als solche betitelten.
Was er kannte, waren entweder Duette für
Clavicembalo und Violine, Klaviersonaten mit
Begleitung einer Violine oder Ähnliches.
Kompositionen dieser Art schrieb er
zunächst immer dann, wenn er sich auf Reisen
befand. So entstammen die Sonaten KV 6, 7, 8
und 9 wie 26 bis 31 den Jahren 1763 – 66 – Sie
wissen schon, die große Europatour – von wo
aus eine Lücke bis zum Sommer 1778 klafft, als
bei Sieber in Paris „6 Sonates pour Forté Piano
avec Accompagnement d'un Violon“ mit einer
Widmung an die Kurfürstin Maria Elisabeth von
der Pfalz erschienen.
Den Plan zu den Sonaten von 1778 soll
Mozart (laut eigener Auskunft) bereits im
Herbst zuvor beschlossen haben, als er mit der
Post vom 6. Oktober aus München der Schwester
in Salzburg „6 Duetti“ des Dresdner Kapellmeisters Joseph Schuster zukommen lässt: „ich habe
sie hier schon oft gespiellet. Sie sind nicht übel.
wen ich hier bleibe, so werde ich auch 6 machen,
auf diesen gusto, dann sie gefallen hier sehr.“
Hier sollte zwar nichts mehr daraus
werden, wohl aber ein viertel Jahr später in
Mannheim, und nicht etwa, weil er wieder
Schuster spielte, noch weil ihn die dort kursierenden Sonaten einer Franziska Danzi oder
eines Carl Stamitz so inspirierten, sondern weil
28
S0. 14. oktober 2012
ihm zum einen der unliebsame Auftrag des
Arztes und Dilletanten Ferdinand Dejean „ein
Paar quattro auf die flötte“ zu komponieren in
eine kreative Sackgasse geführt hatte, und zum
anderen, weil er seinem neu gewonnenen Verständnis als selbstständiger wie -verantwortlicher Künstler 3 ein schriftliches Zeugnis hinterher schicken wollte. Das Ergebnis war – den
Worten Ludwig Finschers folgend – eine „anforderungsreiche, affektstarke, in den Tonfällen persönliche Kammermusik in großen, subtil durchgearbeiteten Formen“ 4 . Dem kommt noch verstärkend hinzu, dass wir bei KV 301, wo all diese
„Kriterien“ bereits in höchstem Maße erfüllt
sind, es mit der ersten violinbegleiteten Sonate
zu tun haben, bei deren Ausführung Mozart von
vorn herein an ein Fortepiano anstelle eines
Cembalos gedacht hatte – so nachhaltig beeindruckt war er gewesen von der persönlichen
Begegnung mit den Instrumenten Johann
Andreas Steins in Augsburg, vier Monate zuvor.
Zuletzt kehren wir noch einmal nach
Salzburg zurück, wo sich in der Orchester- wie
auch der Kammermusik ein ausgesprochen anlassbezogener Werktypus herausgebildet hatte:
die als Serenaden oder Kassationen betitelten
„Finalmusiken“, welche von den Studen-ten der
Benediktiner-Universität und Mitglie-dern der
Hofkapelle zum Ende eines akademischen
Jahres zuerst vor dem Landesherren und danach
vor den Professoren dargeboten wurden bzw.
die für einen intimeren Rahmen gedachte, solistisch besetzte Huldigungsmusik, welche meist
einfach nur Divertimento genannt wurde.
Beiden gemeinsam war ihre zumeist fünf- bis
Kammerkonzert Matinée
neunsätzige Anlage, die zumindest ein Menuett,
bei den Serenaden hin und wieder mehrere eingebaute Konzertsätze, sowie sehr häufig eine
vorangestellte Marcia enthielt, die den Aufmarsch der Musiker vor der gehuldigten Person
zumindest musikalisch andeuten sollte. Ein weiteres, zusätzliches Merkmal ist das Vorhandensein einer obligaten Violone- oder Kontrabassstimme, oft sogar auf Kosten einer solchen
für das Violoncello.
Nicht im Marschtempo, sondern im
gemäßigten, aber dennoch von kleinen rhythmischen Unregelmäßigkeiten durchzogenen
Schritten kommt die Parthia di Rane oder
„Frosch-Parthia“ von Leopold Mozart daher. Ob
es sich beim Anlass ihrer einstigen Uraufführung
um einen eher informellen und bei ihrem
Widmungsträger tatsächlich um Dr. Amandus
Schickmayr, den mit Leopold seit gemeinsamen
Studienzeiten befreundeten Abt des Benediktinerstiftes zu Lambach handelte, wo die kleine
nur viersätzige Komposition immer noch in
Ehren gehalten aufbewahrt wird – genauer werden wir es wohl nicht mehr erfahren. Auch
wenn man mit dem akustischen Erhaschen der
doch recht stilisierten Froschgesänge so seine
Mühe und sich stattdessen mit dem Tirilieren
der Vögel in der Pastorella zu begnügen hat,
darf man sich doch zuletzt an zwei BeinaheMenuetten erfreuen: einem lebhaften, etwas
voreiligen Kehraus, in dem sich Violine und
Cello gegenseitig mit Triolen bewerfen sowie
einer alpenländisch verklärten Polonaise.
Die Bestimmung des Divertimentos in
D-Dur von Michael Haydn, welches uns in klassischer Salzburger Ausprägung begegnet, erschließt sich hingegen dank der exakten
Datierung des Autografen ganz aus der Biografie seines in langjährigem engen Kontakt zu
den Mozarts stehenden Schöpfers: Am 30. Mai
1782 wurde der erste Konzertmeister der
Hofmusik des Hieronymus von Colloredo zum
Hof- und Domorganisten bestellt. Zu seinen
Aufgaben gehörten also fortan ebenso das
„Accompagnieren“ von Kammermusiken bei Hof,
der Theorie- und der Klavierunterricht der
Sängerknaben der Dommusik und schließlich
die Kompositionsverpflichtung für die Domund die Kammermusik. Letztere Aufgabe scheint
ihm von vorne herein wohl besonders lieb gewesen zu sein, feierte er doch mit einer seiner
schönsten kammermusikalischen Kompositionen seinen Einstieg ins neue Beschäftigungsfeld
und wir heute den Abschluss der Matinée mit
der Wallfisch Band. Ähnlich wie in den Streichquartetten seines Bruders, für dessen Komposition das am 27. Mai vollendete Divertimento MH
319, welches am 31. Mai noch um den munter
bewegten Marsch MH 320 erweitert, lange Zeit
gehalten wurde, bewegt sich die erste Violine
mitunter in auffallend hoher Lage, ist die
Satzstruktur motivisch kunstvoll durchgearbeitet und auch die anderen Instrumente haben
dankbare Aufgaben erhalten.
29
Immer wieder strahlt die wohl erstmals am 1. Juni 1782 zu Ehren des Fürsterzbischofs erklungene Musik eine geradezu heitere Gelöstheit aus, so z. B. wenn sich die vorübergehende tonartliche Verfinsterung während
der Durchführung des Allegro molto auf einmal
in geradezu Schubertscher Manier in romantisch gefärbtem Licht erhellt, im Trio des
Menuetts mit seinen dem bäuerlichen Tanzboden abgehorchten lustvollen Akzenten, oder in
der geradezu aberwitzig auspendelnden Coda
des in Rondoform gestalteten, von melodischer
Erfindung nur so strotzenden und mit weiteren
Anklängen an Schubert ausgestatteten Andante.
Ein Finale lieto assai für nachhaltiges Wohlgefühl!
Christian Moritz-Bauer
1
J. J. Quantz: Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen. Berlin 1752, S. 203.
2
E. L. Theiß, Die Instrumentalwerke Johann Georg
Leopold Mozarts, in: Neues Augsburger Mozartbuch
(Zeitschrift des Histor. Vereins für Schwaben, 62./63.
Band), Augsburg 1962, S. 463.
3
„hinschmieren könnte ich freylich den ganzen tag fort;
aber so eine sach kommt in die welt hinaus, und da will ich
halt daß ich mich nicht schämen darf, wenn mein Namm
drauf steht. Dann bin ich auch, wie sie wissen, gleich stuff
wenn ich immer für ein instrument (das ich nicht leiden
kann) schreiben soll. [...] iezt seze ich mich aber in allen ernst
über die Clavier duetten, damit ich sie stechen lassen kann;“
(Brief Wolfgang Amadés an Leopold Mozart, Manneim,
14. Februar 1778)
4
Ludwig Finscher, Mozarts Mannheimer Kompositionen,
in: 176 Tage W. A. Mozart in Mannheim, hrsg. Von Karin v.
Welck und Liselotte Homering, Mannheim 1991, S. 146.
30
MO. 15. Oktober 2012
19.00 Uhr, ROKOKOSAAL DER REG. VON SCHWABEN
Di. 16. Oktober 2012
10.30 Uhr und 18.30 Uhr,
Kulturhaus Abraxas
31
Mozart
für Kinder
Über Leopold Mozarts
Violinschule
Klangschule 2012:
Komponist „Zufall“!
Vortrag mit Musikbeispielen: Linus Roth
Leitung: Magdalena Brännland,
Christina Bründler, Joachim Holzhauser,
Susanne Reng, Stefan Schulzki, Jörg Weber
„Mit größter Achtung und Dankbarkeit verehren die Musiker vieler Generationen das
Andenken Leopold Mozarts, der hiermit ein Lehrwerk geschaffen hat, dem nicht nur historische
Bedeutung zukommt, sondern das bis zur Gegenwart für Pädagogen und Lernende von praktischem
Wert geblieben ist.“ 1 David Oistrach
Zum großen Vergnügen seiner selbst, seiner Freunde
und seiner geschätzten Zuhörer entwickelte Wolfgang Amadé
Mozart – wie zahlreiche seiner Zeitgenossen – Würfelkompositionen! Seine „Anleitung Walzer mit zwei Würfeln zu componieren ohne musikalisch zu seyn noch von der Composition etwas zu
verstehen“ basiert auf einem einfachen Zahlen- und BuchstabenSchema; die Takte eines vorkomponierten Stücks werden beziffert, doch wann welcher Takt erklingt, das bestimmt das
Würfelspiel!
150 Jahre später wurde der „gelenkte Zufall“ erneut
zum Kompositionsprinzip: Pierre Boulez, Karlheinz Stockhausen
und allen voran John Cage, einer der großen musikalischen
Querdenker des 20. Jahrhunderts, dessen Geburtsjahr sich
2012 zum 100. Mal jährt, prägten mit ihrer Komponierweise
den Begriff der Aleatorik. Was 150 Jahre zuvor noch ein Spiel
war und der Unterhaltung diente, wurde nun zum vielfältigen
und komplexen System, das in unterschiedlichster Weise die
Interpretation eines Werkes bestimmte. Der Komponist gibt sich
in die Hand des Zufalls – keine Aufführung eines solchen
Werkes gleicht der anderen. Über mehrere Monate hinweg
waren sechs Grundschulgruppen im Rahmen der KlangSchule
2012 dem Komponisten Zufall auf der Spur – und entwickelten
mit ihrem Künstler-Lehrer-Team ihr eigenes kompositorisches
Zufallsprinzip. Ihre Arbeitsmittel waren dabei vielfältig –
Laptop und Stimme, Bodypercussion und Textkomposition,
Percussionsinstrument und Münzenwurf. In ihrem gemeinsamen Abschlusskonzert laden die kleinen KomponistInnen ihr
Publikum ein, mit auf Klangreise zu gehen und ihr Spiel mit
dem Zufall zu begleiten.
„Ich eifere für die Reinheit des Vortrages, man nehme mir also nicht übel, wenn ich die
Wahrheit rede.“ Dies war wohl die Maxime von Leopold Mozart, als er 1756 sein Lehrbuch „Versuch
einer gründlichen Violinschule“ verfasste. Mit großem Ernst und gewissenhafter Genauigkeit
beschreibt er von der richtigen Haltung des Instrumentes bis hin zum Gebrauch von Triller und
Vibrato alles, was ein Geigenvirtuose wissen muss. Mit teils bissiger Ironie weist er außerdem
darauf hin, welche Fehler es zu vermeiden gilt. Das Werk gilt auch heute noch als aktuell und ist für
jeden Geiger richtungsweisend, insbesondere was das Stilbewusstsein und die musikalische
Vorstellung zu Mozarts Zeit angeht.
Der Vortrag gibt Einblicke in Leopold Mozarts Gedankenwelt. Anhand von Klangbeispielen auf der Stradivari „Dancla“ aus dem Jahr 1703 werden beschriebene Spielweisen demonstriert
und wird außerdem erläutert, wie sich das gewonnene Wissen in der heutigen Zeit umsetzen lässt.
Denn wie bemerkte Leopold Mozart wohl ganz zu recht: „Es ist doch untröstlich immer so aufs
Geratewohl hinzuspielen, ohne zu wissen, was man tut.“
1
Geleitwort, in: Leopold Mozart: Gründliche Violinschule, Faksimile-Nachdruck der 3. Auflage (Augsburg 1789),
Leipzig 1968, o. S.
Eintritt frei – Einlasskarte erforderlich.
Reservierungen unter 0821 – 45 06 148
oder [email protected].
Mit SchülerInnen und
Schülern der
Grundschule St. Anna
(Leitung: Frau Obenberger)
Parkschule Stadtbergen
(Leitung: Frau Schleicher)
Grundschule Täfertingen
(Leitung: Frau Sailer,
Herr Hierdeis)
Grund- und Mittelschule
Centerville-Süd
(Leitung: Frau Jun, Herr Rachuth)
Westpark-Schule
(Leitung: Frau Schmid)
Grundschule bei St. Max
(Leitung: Frau Gärtner)
Eine Veranstaltung von MEHR
MUSIK!, dem Musikvermittlungsprojekt des Theaters Augsburg.
Mit freundlicher Unterstützung
durch den Kulturfonds Bayern.
32
mi. 17. oktober 2012
20.00 Uhr, kleiner goldener saal
33
Wallfisch Band
Sinfoniekonzert
Steuart Pincombe Violoncello
Bruno Weil Dirigent
„... absolut up to date!“
Bruno Weil im Gespräch mit Christian Broy
Broy: Das Motto des diesjährigen Mozartfestes lautet „Leopold
Mozart im Spiegel der Zeit“. Das Programm des Sinfoniekonzertes bringt jedoch Werke seiner Zeitgenossen Cannabich,
Wagenseil, Joseph Haydn und seines Sohnes Wolfgang Amadé.
Was hat Sie zu dieser Programmzusammenstellung bewogen?
Oder anders gefragt: Wie kommt hier eine Beteiligung Leopold
Mozarts zum Ausdruck?
Weil: Es ging um den 225. Todestag, das Jahr 1787, und ich
wollte Musik aus dem Todesjahr bringen. Da gibt’s ja bekanntlich keine mehr von Leopold. Er hat ja längst vorher aufgehört
zu komponieren und nach seinem Tod hat er meines Wissens
auch nicht mehr komponiert...
Für uns ging es darum, Werke zu suchen, die in diesem Jahr
1787 komponiert wurden. Was ist das erste Stück, das Mozart
nach dem Tod des Vaters komponiert hat? Eben der „Musikalische Spaß“. Das war für mich der Ausgangspunkt und jetzt
galt es herauszufinden: Warum hat er das komponiert? Man
weiß ja nichts über das Stück, warum er es komponiert hat,
warum er es aufgeführt hat, ob er es überhaupt aufgeführt hat.
Vor allen Dingen hat es nichts mit einem Spaß zu tun. Es ist eine
Abrechnung mit den Zeitgenossen, und zwar mit den Komponisten. Lesen Sie einmal nach, was Mozart alles über seine
zeitgenössischen Komponistenkollegen gesagt hat. Hier liegt
die eigentliche Idee für den „Musikalischen Spaß“.
Und dann spielen wir das Werk eines Zeitgenossen, den er hat
gelten lassen: Christian Cannabich. Obwohl er über ihn geschrieben hat, dass seine Sinfonien alle gleich anfangen, hat er ihn
sehr geschätzt. Die G-Dur-Sinfonie wurde in Mannheim komponiert und Mozart hat sie gehört, er kannte sie, das steht mit
Sicherheit fest. Sie hat ihn beeinflusst, denn der zweite Satz
dieser Sinfonie, der könnte von Mozart sein – so eine Qualität!
Mozart war ja bekannt dafür, dass er Anregungen aufnimmt,
und sie dann selbst auf die höchste Höhe transportiert. Dabei
Christian Cannabich
(1731 – 1798):
Sinfonie in G-Dur op. 10, Nr. 2
Wolfgang Amadé Mozart
(1756 – 1791):
„Ein musikalischer Spaß“ KV 522
I.Allegro
II. Menuetto: Maestoso
III.Trio
IV. Adagio cantabile
V.Presto
PAUSE
Georg Christoph Wagenseil
(1715 – 1777):
Konzert für Violoncello
und Orchester in C-Dur
Joseph Haydn (1732 – 1809):
Sinfonie Nr. 89 in F-Dur
I.Vivace
II. Andante con moto
III.Menuett: Allegretto
IV. Finale: Vivace assai
34
mi. 17. oktober 2012
nützt er äußere, formale Elemente, die dann
aber nicht sinnentleert verwendet werden, sondern mit inneren Gefühlsmomenten aufgeladen
werden. Ein schönes Beispiel hierfür ist übrigens
die Verwendung des Mannheimer Crescendo,
wenn Belmonte in der „Entführung“ singt „es
hebt sich die schwellende Brust“, wo er durch ein
Crescendo und das langsame Steigern der
Tonhöhe das Äußerliche zum Innerlichen macht.
Und schließlich: Welche Haydn-Sinfonie wurde
im Jahre 1787 komponiert? Die einzig nachweisbare ist die Nr. 89. Bei der 88 ist man nicht
so sicher. Da die 88 wahrscheinlich die beste von
allen ist und auch häufig gespielt wird, und die
89 wird nie gespielt – ich hab sie noch nie gehört
irgendwo – , so wollte ich sie rehabilitieren. Weil
ich sie nämlich für eine großartige Sinfonie
halte und da anderer Meinung bin als mein sehr,
sehr guter Freund Robbins Landon.
Wer hat in Wien Haydn am stärksten beeinflusst? Das war zweifellos Wagenseil. Jetzt
wollte ich nicht zwei Sinfonien hintereinander
spielen und dachte: Warum nicht ein Cellokonzert? Wir haben einen hervorragenden Cellisten
im Orchester, der das aus dem Orchester heraus
spielt, wie das damals üblich war. Kraft war ja
Solo- und Tutticellist bei Haydn. Das war die
Idee für das Instrumentalkonzert.
Broy: Georg Christoph Wagenseils Name ist
aufgrund seiner Cello- und Posaunenkonzerte
fast nur noch Spielern dieser Instrumente bekannt. Cannabich wiederum ist als Nachfolger
Stamitz’ in Mannheim als Orchestererzieher im
Gedächtnis. Erzählen Sie uns doch etwas über
Sinfoniekonzert wallfisch band
die Werke von Wagenseil und Cannabich!
Weil: Mozart schreibt über Cannabich, das sei
der beste Orchesterleiter, den er je erlebt habe.
Komponieren gehörte ja zum Handwerk; das
war automatisch da, das war Teil der Stellenbeschreibung. Cannabich ist doch der aus meiner Sicht wesentlichste sinfonische Vertreter der
Mannheimer Schule, abgesehen von Karl Stamitz.
Aber den hat Mozart nicht mehr erlebt, als er in
Mannheim war. Cannabich hingegen hatte einen
sehr großen Einfluss auf ihn, abgesehen davon,
dass er Mozart ins Haus gebeten hat, Mozart
dort sogar übernachtete, zum Essen eingeladen
war und Rosl Cannabich Klavierstunden gab.
Mit dem herrlichen zweiten Satz der Sonate KV
309 hat er ja gleichsam ein musikalisches
Porträt von ihr komponiert.
Cannabichs Sinfonie ist eine dreisätzige Sinfonie, italienisch beeinflusst, langsam – schnell –
langsam. Man sieht die Ansätze der späteren
klassischen Sinfonie eindeutig. Erstes Thema –
zweites Thema – ganz kurze Durchführung, und
dann die Reprise. Der zweite Satz ist ein ganz
empfindsamer dreiteiliger Satz mit einer wunderschönen, tiefempfundenen c-Moll-Melodie,
die durchaus von Mozart sein könnte – was ihn
sicher beeinflusst hat – , und zum Schluss ein
Kehraus-Finale. Also die Sinfonie, wie sie damals
üblich war und von der’s zehntausende gibt.
Bei Wagenseil sind es eben die Cellokonzerte,
die Meinardi wiederentdeckt und herausgegeben hat. Es ging darum, natürlich auch ein Instrumentalkonzert im Programm zu haben, aber
eben so, wie es damals gemacht wurde, dass
einer aus dem Orchester heraus den Solopart
spielt. So kam es zu diesem Cellokonzert, das
beachtliche Qualitäten hat und in dem damaligen Stil komponiert wurde, mit dem langsamen ersten Satz, dem moderaten sogenannten
8/8tel-Satz. Der Mittelsatz ist ein sehr ausdrucksvolles Stück, gefolgt von einem virtuosen
Schlusssatz. Dieses Stück hatte mit Sicherheit
Einfluss auf Haydns Cellokonzert Nr. 1, zumal
sich beide sehr gut gekannt haben. Haydn war ja
zunächst ganz stark von dem Klavierdivertimento Wagenseils beeinflusst, bevor er durch das
„Schlüsselerlebnis“ Carl Philipp Emanuel Bach,
wie Guido Adler sagt, aus der „leichten Kost“ in
die klassische „schwere Kost“ kam.
Broy: Joseph Haydns Sinfonie Nr. 89 ist Teil
eines Sinfoniepaares, das Haydn für den Geiger
Johann Tost komponierte, der im Jahre 1787
nach Paris reiste. Haydn hatte im Jahr zuvor mit
seinen „Pariser Sinfonien“ einen beträchtlichen
Erfolg gehabt, konnte also darauf hoffen, dass
ein Verkauf dieser Sinfonien an bzw. über Tost
auch für ihn wiederum von Vorteil sein würde.
Howard Chandler Robbins Landon stellt an diesem Sinfoniepaar Nr. 88 und 89 ein deutliches
Ungleichgewicht fest, das sich beim Hören bestätigt. Sinfonie Nr. 88 sei ein „inspiriertes Werk
von Anfang bis Ende, zeigt die ganze kontrapunktische, melodische und instrumentatorische
Kunstfertigkeit Haydns“, während Nr. 89 „weniger inspiriert“ und eine „Rückkehr zur Oberflächlichkeit der vorhergegangenen Periode“ vor den
„Sieben letzten Worten des Erlösers am Kreuz“
(1785) sei. Nr. 89 ruft in der Tat einen wesentlich glatteren, routinierter komponierten Ein-
35
druck hervor, und könnte nach Andreas Friesenhagen, ihrem Herausgeber, unter Zeitdruck
komponiert worden sein, was auch die Benutzung zweier Sätze eines bereits existierenden
Konzertes für zwei „Lire organizzate“ nahelegt.
Weil: Die Sinfonie Nr. 89 führt ein Schattendasein, natürlich in harter Konkurrenz – wenn
nichts anders komponiert wäre als die Sinfonie
Nr. 89, würd’ sie als Meisterwerk dastehen. Da
aber grandiose Meisterwerke um sie herum
sind, hat man so ein bisschen Vorurteile. Ich
liebe diese Sinfonie, weil Haydn aus nix was
gemacht hat. Sie fängt an mit einem normalen
Dreiklang und dann spinnt Haydn daraus einen
substantiellen musikalischen Gedanken. Als er
die Sinfonie komponierte, war Haydn unter Zeitdruck. Er hatte sehr viele Opernaufführungen
zu dirigieren und kam auf die Idee, zwei Sätze
aus diesen Lira-Konzerten zu verwenden, die er
für den König von Neapel komponiert hatte, den
Re Nasone – weil er eine dicke Nase hatte ...
Haydn denkt natürlich „Wenn der da unten in
Neapel das exklusiv hat, kommt das nie irgendwo, ich kann’s recyceln. Da nehm’ ich doch zwei
Sätze“. Die passen auch wunderbar in die Sinfonie herein. Der erste Satz ist ein hervorragender
sinfonischer Satz, hervorragend gearbeitet, mit
allen Mitteln, die Haydn draufhat. Der zweite
Satz ist eben dieses schöne, leicht beschwingte
Stück aus dem Lira-Konzert. Es folgt ein äußerst
originelles Menuett mit einem Walzer-Trio, das
auch von Johann Strauß sein könnte. Das Finale
nimmt er wiederum aus dem Lira-Konzert,
ändert es aber ab, nimmt Teile dazu, peppt das
Ganze ein bisschen auf und macht etwas ganz
36
mi. 17. oktober 2012
Neues daraus. Also ich mag diese Sinfonie sehr,
sehr gern und will sie unbedingt jetzt mit einem
Orchester, das das stilistisch beherrscht, ein
Stück weit rehabilitieren.
Broy: Die Komponisten dieses Programms bilden ein Beziehungsnetz, das Süddeutschland von
Wien bis Mannheim abdeckt. Bezieht man zusätzlich Verwandte, Schüler, Freunde und Bekannte mit ein, ergibt sich ein noch wesentlich dichteres Bild: Joseph Haydns Bruder Michael war
1763 nach Salzburg engagiert worden, wobei
ich vermute, dass dies auch mit dem Aufbruch
Leopold Mozarts zur großen Westeuropareise
der Jahre 1763 – 1766 zu tun hatte – wer konnte
schon sagen, ob er von diesem Abenteuer wieder
nach Salzburg zurückkehren würde? Während
dieser Reise trafen die Mozarts mit Cannabich
zusammen. Später, 1777/1778, verbrachte Wolfgang den Winter bei Cannabich in Mannheim in
der Hoffnung, dass dieser ihm zu einer Anstellung am kurpfälzischen Hof verhelfen könnte.
František Xaver Dušek, ein Prager Klavierlehrer,
war wiederum Schüler Wagenseils gewesen und
hatte die Sängerin Josepha Hambacher geheiratet, eine Enkelin Ignatz Anton Weisers, der in den
1740er- bis 1760er-Jahren Oratorientexte für die
Mozarts geschrieben hatte. In Dušeks Landhaus
„Villa Bertramka“ komponierte Wolfgang 1787
den „Don Giovanni“. Leopold Mozart wiederum
wusste genauestens über Wagenseils Publikationspläne bei Lotter in Augsburg Bescheid. Zudem erlangten alle vier Komponisten europaweite Bekanntheit aufgrund der Drucke ihrer
Werke in Paris und London.
Sinfoniekonzert wallfisch band
Weil: Zu Mozarts Zeiten war’s ja ein echtes
Europa ... Er ist ja schon als Kind gereist, konnte
Englisch, konnte Französisch, fließend Italienisch. Die wussten alle ganz genau Bescheid
und wenn Leopold ihm schreibt, er solle ihm
doch unbedingt von Abbé Vogler dieses
Lehrbuch schicken, dann wusste er offensichtlich, dass es gerade veröffentlicht worden war ...
Broy: Da sind ganze Literaturlisten hin und her
gegangen.
Weil: Ganze Listen, so ist es. Leopold war mit
Sicherheit auf dem neuesten Stand der Dinge.
Was ich z.B. auch nicht wusste, dass die Sänger
und Sängerinnen in Salzburg vom Erzbischof
ein dreijähriges Stipendium nach Venedig bekamen, um sich gesanglich ausbilden zu lassen,
Italienisch zu studieren und auch stilistisch up
to date zu sein. Maria Lipp, die Frau von Michael
Haydn war z. B. dort. Ja, man wollte absolut up
to date sein und war informiert über das, was im
musikalischen Europa geschah.
Leopold Mozart hat seine große Missa solemnis
beispielsweise im astreinen neapolitanischen
Stil komponiert, bevor er überhaupt mit seinen
Kindern nach Italien fuhr.
Joseph Haydn hingegen studierte die Sonaten
von Carl Philipp Emanuel Bach, die Preußischen,
die Württembergischen, und kam gar nicht
mehr vom Klavier weg. Haydn war wie seine
Kollegen absolut auf dem neuesten Stand der
Dinge. In Eszterházy wurden ja auch alle Opern
aufgeführt, die damals üblich waren, inklusive
„Hochzeit des Figaro“.
Broy: Die Wallfisch Band steht durch ihre
gezielte Förderung junger Talente in der Tradition der erklingenden Komponisten. Wagenseil entstammte dem Umkreis des Wiener
Kaiserhofes und wurde auf dessen Kosten ausgebildet. Er wurde Hofkomponist und verbrachte
bis auf gelegentliche Reisen nahezu sein gesamtes Leben in Wien. Cannabich war Sohn eines
Mannheimer Hofmusikers, wurde ‚im Hause‘
ausgebildet und blieb dem Hof auch beim
Wechsel nach München treu. Über die Ausbildung Wolfgang Amadé Mozarts müssen keine
Worte verloren werden; Ziel des Salzburger
Hofes dürfte durchaus gewesen sein, ihn sozusagen als Dank für die zahlreich erwiesenen
Gunstbezeigungen an Salzburg zu binden.
Weil: Ich arbeite mit Elizabeth Wallfisch seit
über zwanzig Jahren zusammen und wir haben
seit dieser Zeit immer wieder gesagt, wir wollen
in Zukunft das, was wir uns erarbeitet haben,
weitergeben. Ich möchte es mit jungen Dirigenten machen, sie mit jungen Musikern. So kamen
wir auf die Idee: Machen wir es doch gemeinsam! Der Name Band rührt daher, dass dieser
Begriff im 18. Jahrhundert in England die übliche Bezeichnung für ein Orchester war. Die
Idee war, dass große Profis, Könner, an den
Schlüsselinstrumenten sitzen und junge Leute
aus der ganzen Welt dort im Orchesterspielen
weiter gefördert werden und so den Übergang
von der Hochschule ins Profigeschäft unter
Umständen ermöglicht bekommen – mit historischer Aufführungspraxis, das ist das entscheidende. Das gibt es noch nicht in der Form, dass
es mit einem Dirigenten zusammen stattfindet.
37
Wir wollen die Kluft zwischen Dirigent und
Orchester dadurch verschwinden lassen, dass
man gemeinsam etwas erarbeitet, so wie man
das auch im 18. Jahrhundert gemacht hat –
wenn man überhaupt erarbeitet hat, meistens
hat man vom Blatt gespielt.
Broy: Den Eindruck hatte ich bei etlichen
Quellen, dass das nicht sehr oft gespielt und
auch nicht geprobt wurde, weil die Bleistifteinzeichnungen fehlen.
Weil: Natürlich, Haydn schreibt doch, als er die
Sinfonien Nr. 90 bis 92 an den OettingenWallerstein-Fürsten schickt, der Herr Kapellmeister solle sie doch mindestens einmal durchspielen, wenigstens einmal vor dem Konzert.
Broy: Das legt Leopold Mozart auch dem
Collegium musicum in Augsburg nahe, sie
sollten sich’s vorher vielleicht doch einmal
anschauen.
Weil: Ja, ja, aber mehr war’s nicht!
Jedenfalls ist dies unsere Art der Talentförderung. Das Ganze fängt erst an, und deswegen
sind wir auch so glücklich, dass wir hier in
Augsburg mit dem Mozartfest den Einstieg in
Deutschland bekommen haben.
Broy: Sie sind praktisch Festival-Orchester.
Weil: So ist es, ja. Die Wallfisch Band spielt –
wie damals auch – von der kleinsten bis zur
großen Besetzung: Kammermusik, kleine Besetzung, Orchesterbesetzung, geistliche Musik, also
wie’s eben damals erforderlich war.
38
DO. 18. oktober – Sa. 20. Oktober 2012
Nachtmusik!
39
NACHTMUSIK!
Die Klassik Lounge im WeiSSen Lamm
19. Oktober 2012
PRELUDE!
ab 21.00 Uhr
20. Oktober 2012 BEAT ME WITH A VIOLIN!
ab 22.00 Uhr
21. Oktober 2012
250 YEARS OF GOOD MUSIC!
ab 21.00 Uhr
Klassik ganz ohne Klunker und Krawatten, dunkle
Anzüge und feine Abendgarderobe: Für drei Nächte ziehen
Geigen, Celli, Schlagwerk, Flöten und andere Instrumente
samt ihren SpielerInnen ins Weiße Lamm ein.
DJ Gagarino aus Berlin liefert dazu an zwei Abenden
das passende DJ-Live Set: Ein Pendeln zwischen klassischer
Musik und eigenen Mixes aus Beats und Bässen, in dem er auf
die Live-Musik reagiert, sie ergänzt und auch, immer wieder,
mit den Musikern interagiert. Seine Gäste entstammen der
Augsburger Klassik- und Jazz-Szene, und zwei Gäste bringt er
selbst mit: den Geiger Chatschatur Kanajan, einen der besten
Neue Musik-Violinisten Deutschlands, und den jungen Beatboxer Whitestripe, mit denen er am 2. Abend gegen Mitternacht
ein gemeinsames Set spielen wird.
Am dritten Abend übernimmt der local hero „The
Likely Lad“ die Plattenteller mit einem Querschnitt auf Vinyl
durch 250 Jahre Musikgeschichte. Er wird sekundiert von
Augsburger Musikerinnen und Musikern, die live musikalische
Kostbarkei-ten aus den letzten zweieinhalb Jahrhunderten präsentieren.
Das gemeinsame Projekt des 61. Deutschen Mozartfestes und MEHR MUSIK! steckt das Weiße Lamm für drei Tage
und Nächte nicht nur musikalisch in ein nagelneues Gewand:
Drei angehende Gestalterinnen für visuelles Marketing – Irma
Frank, Banu Tan und Samantha Quadt – von der Berufsschule
VI entwerfen unter Leitung der Bühnenbildnerin und Kostümgestalterin Anna van Leen unter dem Motto „Klassik einfach
mal anders hören“ ein neues Outfit für das „Lamm“ und verkleiden den oberen Teil der Szenekneipe als Klassik Lounge.
Kommen – darauf einlassen – trinken – zuhören – freuen!!!
18. Oktober
PRELUDE! ab 21.00 Uhr
20. Oktober
250 YEARS OF GOOD MUSIC! Ab 21.00 Uhr
DJ of the Night: Gagarino (Berlin)
DJ of the Night: The Likely Lad (Augsburg)
Gästeliste:
• MEHR MUSIK ENSEMBLE (Leitung: Iris
Lichtinger): Alessandro Sica (Cello), Sebas tian Hägele (Fagott), Agnes Liberta (Bass klarinette), Maria Wegner (Flöten), Sophia
Rieth (Flöten), Fabian Löbhard (Percussion)
• MOZARTIANA-QUARTETT: Senta Kraemer
(Violine), Hedwig Gruber (Violine), Oscar
Alba-Merchan (Viola), Tobias Hoffmann (Cello)
• Sebastian Bodensteiner (Violine) / Marie-Louise
Wassermann (Violine)
• Dominik Uhrmacher (Loop Cello)
Eintritt frei!
Gästeliste:
• Dace Salmina (Violine), Christian Döring
(Viola) & Jakob Janeschitz-Kriegl (Cello)
• PROGETTO SEICENTO: Iris Lichtinger
(Stimme, Flöten), Juri Kannheiser (Cello),
Martin Franke (Violine), Sebastian Hausl
(Vibraphon, Percussion)
Eintritt: € 2,00 für DJ und Garderobe
19. Oktober
BEAT ME WITH A VIOLIN! ab 22.00 Uhr
DJ of the Night: Gagarino (Berlin)
Gästeliste:
• Ensemble SAFARI: Joachim Holzhauser, Harry
Alt, Sebastian Hausl, Stephan Brodte (Percussion)
• Chatschatur Kanajan (Electric Violin) & Johan nes Weisschnur aka Whitestripe (Beatboxing)
Eintritt frei!
Änderungen vorbehalten!
Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit
MEHR MUSIK! und dem Weissen Lamm
40
FR. 19. oktober – S0. 21. Oktober 2012
Heimspiel – Hausmusikwettbewerb
41
Heimspiel
Hausmusikwettbewerb
19. Oktober 2012
1. Wettbewerbsrunde
10 – 13 Uhr und 15 – 18 Uhr
im Saal der Stadtwerke
20. Oktober 2012 „Seitenwechsel“
11 – 15 Uhr
offene Bühne für die
beteiligten Ensembles
im Kleinen Goldenen Saal
21. Oktober 2012
2. Wettbewerbsrunde
und Abschlusskonzert
15 Uhr im Rokokosaal
der Reg. von Schwaben
Hausmusik? Weckt dieses Wort nicht fatale Erinnerungen an ungeliebte Klavierstunden und frühkindliche
Blockflötendesaster unterm weihnachtlichen Christbaum? Ist
sie nicht längst von CD und MP3 Player abgelöst worden und
ein Relikt aus einer vergangenen Zeit, in der Musik primär noch
nicht aus der Konserve kam, sondern selbst erzeugt werden
musste?
Mit dem Heimspiel-Wettbewerb will sich die Deutsche
Mozart-Gesellschaft im Rahmen eines vom Kulturprogramm
der EU geförderten Projekts auf die Suche nach den AmateurMusikern nicht nur in deutschen Wohnzimmern begeben.
Insgesamt 21 Laienensembles haben sich in Augsburg
angemeldet, um den Beweis anzutreten, dass die Hausmusik
nach wie vor lebendig ist. Mit Verve, Leidenschaft und einer
gehörigen Portion Sportsgeist treten sie in der Heimatstadt von
Leopold Mozart an, um dem immer mehr auf Hochglanz und
Perfektionismus getrimmten Musikbetrieb zu neuer Bodenhaftung zu verhelfen. Denn wie sähe die Zukunft der klassischen
Musik aus, wenn es sie nicht gäbe, die Heimspiel-Matadore?
Selbst Robert Schumann warnte bereits vor einem übersteigerten Professionalismus und einer einseitig vollzogenen Musikdarbietung von Virtuosen, als er seinem Eusebius zu bedenken
gab: „Hüte dich jedoch, Eusebius, den vom Kunstleben unzertrennlichen Dilettantismus (im besseren Sinn) zu gering zu veranschlagen. Denn der Ausspruch ‚Kein Künstler, kein Kenner‘
muss so lange als Halbwahrheit hingestellt werden, als man nicht
eine Periode nachweist, in der die Kunst ohne jede Wechselwirkung
geblüht hat.“ Zeitgemäßer formulierte es der Musikjournalist
Martin Hufner, indem er schrieb: „Musik lebt in Wohnzimmern
und Kellern. Der musikalische Sud aus Laien, Liebhabern und
Dilettanten ist die Ursuppe einer gelingenden Musikkultur“.
Im Rahmen des 61. Deutschen Mozartfestes wird diese
„Ursuppe“ nun mit einem spannenden Wettbwerb kräftig zum
Köcheln gebracht. Für die nötige Abwechslung und Würze des
Ganzen sorgen Ensembles, die aus dem gesamten Bundesgebiet,
aus Belgien, Österreich, der Schweiz und sogar
aus China anreisen. Gespielt werden klassische
Werke in den unterschiedlichsten Besetzungen
und Arrangements, denn erlaubt ist, was gefällt,
solange das Repertoire klassisch ist. Neben
einem Klaviertrio und Streichquartett werden
daher ein Mandolinenquartett oder Blockflötenokttett ebenso beteiligt sein wie viele andere
gemischte Ensembles. Und auch beim Alter
kennt die Liebe zur Musik keine Grenzen, zwischen 7 und 73 sind die Teilnehmer, die nicht
nur um die Gunst der international besetzten
Fachjury ringen, sondern natürlich auch um die
Gunst des Publikums, das seinen eigenen
Gewinner der Herzen küren darf.
Die Preise:
1. Preis: Exklusiver Wochenend-Workshop mit
einem Dozenten des Tonkünstlerverbandes Bayern. Dem Gewinnerensemble schreibt ein Komponist ein Werk eigens „auf den Leib“, das in
Besetzung und Schwierigkeitsgrad angepasst
ist. Der Kompositionsauftrag wird von der DMG
gemeinsam mit dem Bayerischen Tonkünstlerverband vergeben. Die Uraufführung wird vom
Gewinner-Ensemble mit dem Komponisten erarbeitet und beim Mozartfest 2014 erstmals aufgeführt.
2. Preis: Stipendium für einen öffentlichen
Kammermusik-Kurs oder die Mozart Musizierwoche der DMG.
3. Preis: Reisekostenzuschuss für die Teilnahme
an einem Kammermusik-Kurs.
Außerdem stiftet der Bärenreiter Verlag jedem
Gewinner-Ensemble einen Notengutschein.
Die Jury:
Keijo Aho, European Chamber Music Teachers
Association (ECMTA); Fridemann Leipold,
Bayerischer Rundfunk; Dr. Maria Majno,
Europäische Mozartwege und El Sistema Italien;
Stefan Metz (Niederlande); Prof. Bernhard
Tluck, Bayerischer Tonkünstlerverband; Jakob
Schmid, Mozart-Musizierwoche/DMG; Prof.
Paul Roczek, »Prima la Musica« (Österreich),
European Chamber Music Teachers Association
(ECMTA)
Mehr zu den beteiligten Ensembles des Wettbewerbs unter: www.heimspiel-mozart.de
Heimspiel-Hausmusikwettbewerb ist ein Projekt
der Deutschen Mozart-Gesellschaft in Zusammenarbeit mit dem Tonkünstlerverband Bayern,
den Europäischen Mozartwegen und der European Chamber Music Teachers Association.
In Kooperation mit:
Mit unterstützung des Kulturprogramms
der europäischen union 2007 – 2013
Bärenreiter
www.baerenreiter.com
42
Fr. 19. Oktober 2012
20.00 Uhr, Rokokosaal der Reg. von Schwaben
Prometeo Quartett
Giulio Rovighi Violine Aldo Campanari Violine
Massimo Piva Viola Francesco Dillon Violoncello
Über lange Zeit hatte jede Epoche der Musikgeschichte ihre eigene Leitgattung. Eine musikalische Gattung also, die
als Prüfstein des Kompositionshandwerks galt und an der sich
jeder Komponist, der etwas auf sich hielt, messen lassen musste. Fungierten in der Renaissance die Messe und im Italien des
18. Jahrhunderts die Oper jeweils als Leitgattungen, so nahm
diesen Platz am Ende des 18. Jahrhunderts das Streichquartett
ein. Es galt als anspruchsvollste kammermusikalische Gattung
und überdies als Komposition von ausgesprochen intellektuellem Rang. Im 19. Jahrhundert wurde das Streichquartett
schließlich in Johann Christoph Lobes „Lehrbuch der musikalischen Composition“ von 1850 zum Paradigma der Kompositionskunst erhoben und vom Musiklexikografen Arrey von
Dommer als „edelste Formgattung nicht nur der Kammermusik
[…], sondern der Instrumentalmusik überhaupt“ geadelt. Der
Grund für diese Hochschätzung lag in der Auszeichnung des
Zusammenwirkens von vier gleichberechtigten Stimmen als
idealem Satzmodell. Die besondere Würde des vierstimmigen
Satzes hat freilich tiefe Wurzeln, die bis in die Renaissance
zurückreichen. Dort wurde die Vierstimmigkeit mit den vier
Elementen oder den vier Himmelsrichtungen gleichgesetzt und
somit als Abbild des geordneten Kosmos verstanden, wie man
etwa in Heinrich Glareans „Dodekachordon“ von 1547 nachlesen kann. Das 18. Jahrhundert ergänzt diese Vorstellungen mit
dem Rekurs auf die damals von Frankreich herkommende
Gesprächskultur, so dass Johann Friedrich Reichardt 1773 „bei
dem Quartett […] die Idee eines Gesprächs unter vier Personen“
hatte. Die endgültige Überhöhung des Streichquartetts zu
einem musikalisch-intellektuellen Diskurs bereitet schließlich
Goethes berühmtes Diktum vor, das er 1829 in einem Brief an
Carl Friedrich Zelter formulierte: „Man hört vier vernünftige
Leute sich untereinander unterhalten, glaubt ihren Diskursen etwas
abzugewinnen und die Eigentümlichkeiten der Instrumente kennen
zu lernen.“
Wolfgang Amadé Mozart
(1756 – 1791):
Streichquartett in G-Dur KV 387
I. Allegro vivace assai
II. Menuetto: Allegro. Trio
III. Andante cantabile
IV. Molto Allegro
Péter Eötvös (*1944):
Korrespondenz.
Szenen für Streichquartett
I. Szene
II. Szene
III. Szene
PAUSE
Giorgio Federico Ghedini
(1892 – 1965):
Quartetto per Archi N. 3,
in un sol tempo
Adagio e rondò
Hugo Wolf (1860 – 1903):
Serenade in G-Dur HWW 117
Giuseppe Verdi (1813 – 1901):
Streichquartett in e-Moll
I. Allegro
II. Andantino con eleganza
III. Prestissimo
IV. Scherzo. Fuga. Allegro
assai mosso
43
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Auf Seiten der Rezipienten spiegelte
sich die Hochschätzung des Streichquartetts in
der Ausbildung eines Bildungspublikums wider,
das die Quartettaufführungen im Konzert mit
der Partitur verfolgte. Hierfür wurden bereits
Anfang des 19. Jahrhunderts die Quartette Joseph Haydns, später auch diejenigen Mozarts
und Beethovens, nicht nur wie üblich in Stimmen für die Musiker, sondern auch in Partituren
zum Mitlesen und Studieren publiziert – den
Vorläufern der heutigen Studienpartituren.
Ebenfalls zu Beginn des 19. Jahr-hundert vollzog sich die Kanonisierung der studierenswerten Vorbilder, zunächst Haydn und Mozart, später kam noch Beethoven hinzu. So entwickelte
sich das Streichquartett in kurzer Zeit einerseits
zur paradigmatischen Gattung der musikalischen Elite, des Bildungsbürgertums, andererseits
zur Königsgattung musikalischer Kompositionskunst. So ist es nicht verwunderlich, dass sich
auch im Œuvre von Komponisten wie Hugo Wolf
oder Giuseppe Verdi, deren Schaffen völlig andere Schwerpunkte aufweist, Streichquartette
finden.
Wolfgang Amadé Mozarts Streichquartett in G-Dur KV 387, das zu Wolfs und
Verdis Zeit längst zum Kreis der kanonisierten
Meisterwerke der Gattung gehörte, war zu seiner Entstehungszeit selbst eine Reaktion auf
Meisterwerke der Gattung. Es gehört zu der
Gruppe von sechs Streichquartetten, die Mozart
in den Jahren 1782 bis 1785 in Wien komponierte und die heute unter dem Namen ihres
Widmungsträgers als „Haydn-Quartette“ bekannt
sind. Sie entsprangen Mozarts Auseinander-
Prometeo Quartett
setzung mit den berühmten Streichquartetten
op. 33 von Joseph Haydn, die dieser 1781 „auf
eine gantz neue besondere art“ gesetzt hatte, wie
der Komponist selbst formulierte. Haydns Opus
33 erfuhr in kürzester Zeit die Anerkennung
anderer Komponisten.
Das G-Dur-Quartett trägt auf der ersten Partiturseite die Datierung „li 31 di decembre 1782“ von Mozarts eigener Hand und ist damit das erste Werk der Quartettserie. Dass es
Mozart Ernst damit war, eine angemessene
musikalische Antwort auf die so schnell berühmt gewordenen Werke des älteren Haydn zu
formulieren, zeigt bereits der mit „Allegro vivace assai“ überschriebene Kopfsatz. Mozart hat
ihn als sehr konzentriert ausgearbeitete Sonatenform konzipiert. Alle vier Stimmen sind intensiv
in das musikalische Geschehen einbezogen: So
trägt nach der ersten Violine auch die zweite das
Hauptthema solistisch vor. Beim Seitenthema
ist es umgekehrt, hier hat die zweite Violine den
Vortritt. Die Unterstimmen verleihen dem Satz
bemerkenswerte rhythmische Impulse und verlassen damit ihre traditionelle Rolle als bloße
Begleitstimmen. In der Durchführung wird sogar die Viola, die traditionell den letzten Platz in
der Stimmenhierarchie einnimmt, mit einem
Soloabschnitt betraut. Auf den Kopfsatz folgt
ein auffallend ausgedehntes Menuett, das sein
Gepräge durch chromatische Gänge und wechselnde Dynamik erhält. Wieder hat Mozart im
bisweilen imitatorisch angelegten Satz ein Musterbeispiel für die Gleichberechtigung der vier
Stimmen vorgelegt.
Kontrastierend wirkt das Trio, das sich
mit seinem schroffen Charakter in der parallelen Molltonart g-Moll deutlich vom Menuett
abhebt. Im zweiteiligen Andante cantabile in
C-Dur finden sich, wie in langsamen Streichquartettsätzen nicht unüblich, solistische Episoden der ersten Violine. Ihr tritt diesmal das
Violoncello mit seinen Triolenketten als korrespondierendes Instrument zur Seite. Den kontrapunktischen Höhepunkt des Quartetts setzt
Mozart mit dem letzten Satz, den er als Kombination von Doppelfuge und Sonatensatz
anlegt. In der Verbindung des traditionsreichsten kontrapunktischen Satzprinzips, der Fuge,
mit der seinerzeit aktuellen Sonatenform führt
Mozart die Vorstellung des Streichquartetts als
„gelehrter Komposition“ zu einem grandiosen
Finale. Doch „zeigen“, so der Musikwissenschaftler Ludwig Finscher, „die zahlreichen Korrekturen
in der Niederschrift des Finale, wie schwer es dem
Komponisten zunächst wurde, dem eigenen Ehrgeiz gerecht zu werden“.
Joseph Haydn hat die ihm gewidmeten Streichquartette sehr geschätzt. Stolz teilte
Leopold Mozart seiner Tochter Nannerl die berühmten Worte mit, die Haydn an ihn gerichtet
hatte: „Ich sage Ihnen vor Gott, als ein ehrlicher
Mann, Ihr Sohn ist der größte Componist, den ich
von Person und dem Namen nach kenne; er hat
Geschmack, und überdieß die größte Compositionswissenschaft.“ Dass Vater Leopold auf seinen Sohn Wolfgang jedoch keineswegs immer
so stolz war, thematisiert das 1992/93 von Peter
Eötvös komponierte Streichquartett „Korrespondenz“. Hier wird mit der Idee des Streichquartetts
45
als Gespräch, wie es Goethe formuliert hatte,
Ernst gemacht. Denn das dreisätzige Werk basiert auf Auszügen aus dem Briefwechsel zwischen Leopold Mozart und seinem Sohn, als sich
dieser 1778 in Paris vergeblich um eine feste
Anstellung bemühte. Eötvös organisiert das
Stück in drei Szenen, in denen er die beiden
Protagonisten, Vater und Sohn Mozart, auf einer
imaginären Bühne erscheinen lässt. Der Bühnenimagination entsprechen Regieanweisungen in
den Noten der Quartettspieler, wie etwa zu
Anfang „Wolfgang schreibt gehetzt“, „Wolfgang
liest entnervt, affektiert“ usw.
Der musikalische Charakter der drei
Szenen orientiert sich am jeweils thematisierten
Briefinhalt. So beherrscht die erste Szene, in der
Leopold seinem Sohn vorwirft, er sei in allen
seinen Sachen „zu hitzig und zu jähe“, der dramatische Wechsel kurzer Motivfragmente, verbunden mit großen Sprüngen und Glissandi. In
der zweiten Szene, in der Vater und Sohn zum
Teil französisch kommunizieren, lässt Eötvös
die Instrumente „französisch sprechen“, indem
sie mit nasaler Tongebung in der Haltung des
Violoncello spielen. „Wenn hier ein Ort wäre, wo
die Leute Ohren hätten“, seufzt der Sohn. Mit
einem markanten Pizzicato-Vortrag der Bratsche
wird der dritte Teil eröffnet. Der Wechsel von
ruhigen Episoden und heftigen Klangausbrüchen
thematisiert den Tod von Mozarts Mutter, der
nun im Mittelpunkt des Briefwechsels steht. Im
dreifachen piano klingt das Stück aus.
Die beiden Werke von Giorgio Federico
Ghedini und Hugo Wolf verbindet die Einsätzigkeit sowie die Abkehr von der klassischen Sona-
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fr. 19. Oktober 2012
20.30 Uhr, Hoffmannkeller
1. Deutsches Stromorchester feat. Haydn
Malwina Sosnowski Violine Veit Hertenstein Viola
Rochus Aust Komposition, Bohrer / Säge / Laubsauger
Fosco Perinti Wasserkocher / Kaffemaschine / Toaster
Florian Zwissler Plattenspieler / Radio / Häcksler
Heinz Friedl Staubsauger / Schleifer / Mixer
Markus Aust Klangregie, Mahlmaschine / Föne / Elektronik
tenform. Ghedini gelangte zu seinem Personalstil über die Auseinandersetzung mit der Musik
des italienischen Frühbarock, insbesondere den
Werken von Claudio Monteverdi (1567 – 1643)
und Girolamo Frescobaldi (1583 – 1643). An die
Stelle einer auf thematischer Arbeit basierenden
Formkonzeption tritt in seinem 1939 komponierten und mit „Adagio e rondò“ überschriebenen Quartetto per archi N. 3 die Reihung unverbundener Episoden. Den Rondo-Gedanken
nimmt auch Hugo Wolf in seinem 1887 komponierten Streichquartett auf, das er 1892 unter
dem Titel „Italienische Serenade“ für kleines
Orchester umarbeitete. Die Bezeichnung des
Quartetts als „Serenade“ rückt das Stück deutlich von den „gelehrten Idealen“ der Gattung
„Streichquartett“ ab, auch wenn die erhaltenen
Skizzen zeigen, dass Wolf seine Komposition
penibel ausarbeitete. In dem 643 Takte umfassenden Werk wechseln motivisch und harmonisch kontrastierende Einzelepisoden ab, wobei
sowohl in der Mitte des Stücks als auch an seinem Ende wieder auf das Material des Anfangs
zurückgegriffen wird. So erhält die Serenade
Züge des klassischen Rondos, das sich in nicht
wenigen Serenaden des 18. Jahrhunderts als
Schlusssatz findet.
Am wenigsten würde man ein Streichquartett wohl vom Nestor der italienischen Oper
des 19. Jahrhunderts erwarten. So trägt das
Streichquartett in e-Moll von Giuseppe Verdi
zunächst auch alle Züge einer Studienkomposition. Denn das Werk entstand in einer
Zwangspause, die der Komponist vor der neapolitanischen Uraufführung seiner Oper „Aida“
am 30. März 1873 im Teatro San Carlo einlegen
musste. Bereits im November 1872 war Verdi
angereist, um die Proben zu überwachen, doch
zwang eine Indisposition der Primadonna zu
deren Unterbrechung. Verdi nutzte die Zeit und
komponierte ein Streichquartett. Bis sich Verdi
zur Veröffentlichung des Stücks entschließen
konnte, bedurfte es nach der Uraufführung im
privaten Kreis, die zwei Tage nach der Opernpremiere in Neapel stattfand, allerdings noch
einer weiteren erfolgreichen Privataufführung
am 1. Juni 1876 in Paris. Seine Zurückhaltung
gegenüber seinem einzigen Quartett belegt,
dass das Stück nicht geplant war.
Verdi besaß neben den Klavierwerken
Johann Sebastian Bachs die Partituren sämtlicher Streichquartette der Wiener Klassiker, die
auch für sein eigenes Quartett Pate standen.
Greifbar wird dies etwa in der motivisch-thematischen Arbeit und den fugierten Passagen des
Kopfsatzes, den Verdi als modifizierte Sonatenform anlegte. Der Musikdramatiker Verdi meldet sich im liedhaften Charakter des Andantino
con eleganza und dessen kontrastierendem
Mittelteil sowie in der Violoncello-Kantilene des
Scherzo. Dieses steht, wie bei Beethoven, an
dritter Stelle. Dem Gattungsideal der „gelehrten
Schreibart“ zollte Verdi endlich mit der Schlussfuge seinen Respekt, denn seit Haydns Quartetten op. 20 ist die Fuge der gelehrte Quartettschluss par excellence. So schuf der Opernkomponist mit seinem einzigen Streichquartett
ganz bewusst ein Werk im Horizont der Gattung,
und doch in seinem ganz eigenen Stil.
Martin Dippon
Interview mit Herrn Haydn
Rochus Aust: Herr Haydn, Sie waren immer sehr offen für
Neues in der Musik. Ebenso haben Sie Ihr Publikum gerne überrascht.1 Auf dem Zenith Ihres Schaffens und Ihres Ruhmes tritt
der Trompetenkollege Weidinger mit einer kuriosen Erfindung
an Sie heran: der chromatischen Klappentrompete.2 Die historische Folge: ein Meisterwerk,3 das das Instrument adelt und
Generationen dankbarer Trompeter (Schüler wie Lehrer) beglückt.4 Sie haben sich aber auch für außermusikalische technische Neuerungen interessiert. 1775 erfindet John Wilkinson 5
in England eine Präzisionsbohrmaschine zum Aufbohren von
Kanonenrohren – wichtig nicht nur für die Schiffahrt. Waren
Sie ihr nicht durch Ihre Reisen immer sehr verbunden?
Joseph Haydn: jedes linien schiff. oder MAN OF WAR hat 3
Masten ingleichen eine Frigate; die Meisten sind von 3 Etagen /
ein Brig hat 2 Masten / Cutter hat nur 1 Mast, ein jedes linien
schif muß wenigstens 64 Canonen haben, ein Cutter hat nur 14
oder höchsten 16 Canonen; ein feuer schif hat 2 Masten; in der
Mitte Ihrer Segeln hat es 2 grosse lange quer stangen, mit Runden
spitzigen dopelten Eisen / beyleuffig; welche wan Sie nahe an
feindliche Schife komen; mit diesen Eisen die Seile oder selbst die
Segel anfaßen; worauf dan das schif in brand sezt so d. d. andre
angeheffte mit verbrenen muß; das Volk reterirt sich in kleine bey
sich habende schifgen.6 wehrend der ganzen überfahrt bliebe ich
oben auf dem schif um das ungeheure Thier das Meer satsam zu
betrachten, solange es windstill war, förchte ich mich nicht, zulezt
aber, da der immer stärckere wind ausbrach und ich die heranschlagende ungestimme hohe wellen sah, überfiel mich eine kleine
angst, und mit dieser eine kleine üblichkeit.7
Rochus Aust (*1968):
Sinfonie mit der
Sinfonie-mit-dem-Paukenschlag
feat. Joseph Haydn ( 3. Sinfonie
für Stromorchester mit Violine
und Viola, Uraufführung)
I. Schlag ohne Bezeichnung
II. langsam (fl)
III.Geldmusik/schneller
IV.frei
V. immer schneller
VI.furioso molto possibile
Wolfgang Amadé Mozart
(1756µ– 1791):
Duo für Violine und Viola Nr. 1
G-Dur KV 423
I.Allegro
II.Adagio
III.Allegro
Duo für Violine und Viola Nr. 2
B-Dur KV 424
I.Adagio
II.Allegro
III.Andante cantabile
IV. Andante con variazioni
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RA: In Ivry sur Seine 8 errichtet Nicolas Appert 9
1796 seine Versuchswerkstatt zur Konservierung
von Lebensmitteln, als Konditor in Hinsicht auf
Milchprodukte sehr naheliegend...
JH: Das Obers oder die Milch lang zu erhalten,
man nihmt eine Buttellie voll mit Milch und thut
es in ein andres Erdenes oder kupfer geschirr so
mit wasser bis über die Helfte der Buttellie angefült, und stelle es an das feuer. lasse es eine halbe
Stund sieden, nehme alsdan die Buttelie heraus
und versiegle dieselbe wohl, damit kein luft heraus
kan, auf solche arth bleibt die Milch vielle Monathe
wohl behalten. NB: die Buttellie muß vorhero ehe
dieselbe in das wasser gestellt, durch den stopl gut
zugemacht werden. disse sagte mir ein schiffs
Capitain – 10
RA: 1791, während Sie in London weilen, wird
Alessandro Volta 11 zum Mitglied der Royal Society ernannt. Seine Erfindung der Batterie verursacht letztendlich die Elektrifizierung der
Moderne. Sie haben ausgiebig für mechanische
Flötenuhren komponiert.12 Wie stehen Sie zum
Einsatz elektrischer Maschinen in der Musik?
Rasierer oder Föne beispielsweise, immerhin war
Ihre Frau die Tochter eines Friseurs?
JH: (schweigt beharrlich) 13
RA: Nun, ich möchte Sie nicht langweilen mit
bahnbrechenden Erfindungen ...
JH: den 15 Junij gienge ich von windsor nach zu
H: Doctor Hershel, allwo ich den grossen Telescop
sahe – dieser ist 40 Fuß lang und 5 Fuß in
Durchschnit, die Machine ist sehr groß, aber so
künstlich, daß ein einziger Mann die ganze
1. Deutsches Stromorchester feat. Haydn
Machine mit leichter Mühe in Bewegung setzen
kan. Es sind noch 2 kleinere, wovon einer 22 Fuß
hat, und welcher 6 tausendmahl vergrössert.14
RA: ..., aber auch stadtplanerische Prozesse
haben Sie zeitweilig interessiert?
JH: die stadt London gebraucht Jährlich an Kohln
8 mahl hundert tausend karn, jeder karn hält in
sich 13 Säcke, jeder Sack hat 2 Metzen. die meisten koln komen von Newcastle: es komen öffters
200 schiffe damit beladen zugleich an, der karn
kostet 2 1/2 Pfund.15 die Stad London unterhält
zur reinigung der strassen 4000 karn, von welchen täglich 2000 arbeithen.16
RA: Wie haben Sie in England die Menschen
erlebt?
JH: alsdan fangen sie rangmessig an zu tanzen,
aber nur 1 Baar, so wie bey Hof am 6tn Jenner als
am Geburtstag des Königs, in diesem kleinen Saal
sind beederseits erhabene Bäncke von 4 Stuffen,
allwo meistens das schöne Geschlecht die Oberhand hat. Man tanzt in diesem Saal nichts anders
als Menuets. Ich konte aber hier nicht länger als
ein Viertelstund verbleiben, erstens weil die Hitze
wegen so vielen Menschen in einem so engen Raum
zu groß ware und 2tns wegen der schlechten Tanz
Music, indem nur zwey Violin- und ein Violoncello
spieler das gantze Orchest ausmachten, die
Menuets waren mehr Pohlisch als nach unser und
der italienischen Arth, ich gieng von da in einen
andern Saal, welcher mehr einer unterürdischen
Höle gleichte, da wurde Englisch getanzt, die
Music war da etwas besser, weil ein Troml mitspielte, welche das üble von den Geigern deckte.
ich gienge weiter in den grossen Saal, allwo wir
speiseten, da war die Music zahlreicher und etwas
leydendlicher. (...) Das Wunderbahrste aber ist, daß
der eine Theil fort tanzt, ohne einen Ton von der
Music zu hören, weil bald an jenen, bald an einem
anderen Tisch theils Lieder gebrült, theils Gesundheiten unter den tollen Aufschreyen und Schwenckungen des Glases Hurrey, H: H: gesoffen werden.17
RA: Bleiben wir noch einen Moment bei unserer
gemeinsamen Liebe zur Stadt London.18 Der Prince
of Wales, zeitweise auch mein Lehnsherr,19 war
Ihnen sehr gewogen...
JH: Den 1sten Februar 1795 wurde ich durch den
Prinzen von Wallis auf eine Abend-Musik (...)
eingeladen (...). Es wurde nichts anderes als von
meiner Komposition gespielt; ich saß am Klavier;
zuletzt mußte ich singen. Der König, der bisher
nur Händelsche Musik hören konnte oder wollte,
war aufmerksam; er unterhielt sich mit mir, und
führte mich zur Königin, die mir viel schmeichelhaftes sagte. Ich sang mein deutsches Lied: „Ich
bin der verliebteste.“ Auf den 3ten Febr. war ich
zum Prinzen von Wallis eingeladen: den 15ten,
17ten und 19ten Apr. 1795 war ich eben daselbst,
den 21ten bey der Königin in Buckinghamhouse.20
RA: ... doch hat er ständig vergessen, Sie zu bezahlen,21 was bei 26 Dirigaten eines Superstars
ja auch mal vorkommen kann, oder?
JH (holt ein Dokument hervor) 22
RA: Da hatte ich ein wenig mehr Glück, was
wohl an der Höhe der Summe liegen mag.23
Dennoch hat er Sie sehr beeindruckt.
JH: Printz von Wallis ist das schönste Mannsbild
auf gottes Erd boden, liebt die Music ausserordentlich, hat sehr viel gefühl, ABER WENIG GELD: NB
UNTER UNS.24
RA: Gerne. Unter uns: Sie haben sich überproportional viel mit Geld auseinandergesetzt. Geld
für Ihre Arbeit, für Ihre Musiker, für Halsabschneider, für unglückliche Familienmitglieder,
Geld für dies und Geld für jenes. Ich dachte, dass
diese Geldkrankheit eher ein Phänomen des Heute
sei als des Gestern?
JH: 6 guinees, 3 1/2 guinees, 8 guinees, 12 guinees, 30 guinees, 1 guinee, tausend 6 hundert Pfund,
6000 Pfund, 100 guinees, 10 guinees, eine Million
Pfund, 1000 guinees, 100000 fl., 500 Pfund, 10
guinees, 10 guinees, 500 Pfund, 1000 und noch
mehr Pfund, 1 bis 42 Shilling, 8 tausend Pfund, 6
tausend, 50000 Pfund, 2 Pfund, 2000 Pfund, 7
Pfund, 7 Shilling, 9 Shilling, 1 Coron, 5 shilling, 1
half Crown, 3000 guinees, 25 tausend Pfund, 47
tausend Pfund, 4000 Pfund, 1000 fl., 25,000
Pfund, 1 1/2 guinee, 1/2 guinee, 6 guinees, 1000
Pfund, 1 guinee, 50,000 f., 100 Pfund, 5 schilling
6 penz, 6 schilling 6 penz, 2 Pfund 2 schilling,1
Pfund 4 schilling, 1 Pfund 11 schilling 6 Penni, 6
schilling,18 schilling, 7 schilling 6 Penni, 9 schilling, 1 Pfund 1 schilling, 1 guinee 11 ein Halb
Schilling, 5 schilling, 1 guinee, 200 Pfund, 2000
Pfund, 500 Pfund, gold stangen, 700 Pfund,
anderthalb Millionen, 1000 Pfund, ungeheure
Menge in spanischen Thallern, Gold, 300 Pfund,
27 guinees, 6000 Pfund, 6 Pence, 3 schilling, 75
wiener Gulden, 40,000 Pfund, 10,000 Pfund, 21
tausend Pfund, 500 Pfund, 20 tausend Pfund, 4
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tausend Gulden, siebenhundert Pfund, zwanzig
tausend Pfund, fünf tausend Pfund, halbe Guinee,
sechs guineen, eine Guinee 25
RA: Wieviel Freiheit bleibt denn da noch übrig?
JH: (...) wie Süss schmeckt doch eine gewisse freyheit, ich hatte einen guten Fürsten, musste aber zu
zeiten von niedrigen Seelen abhangen, ich seufzte
oft um Erlösung, nun habe ich Sie einiger massen,
ich erkenne auch die gutthat derselben ohngeachtet mein geist mit mehrer arbeith beschwert ist.
das bewust seyn, kein gebundener diener zu seyn,
vergütet alle mühe 26
RA: Wie stehen Sie zu der Idee musikalischer
Unikate?
JH: (zeigt uns ein Dokument) 27
RA: Hielten Sie das langfristig für realistisch?
JH: (lächelt verschmitzt)
RA: Herr Haydn, vielen Dank für dieses Gespräch.
Abdruck des Interviews mit freundlicher Genehmigung der Brühler Schlosskonzerte.
1. Deutsches Stromorchester feat. Haydn
1
„Ich fragte [Haydn] einst im Scherz, ob es wahr wäre,
dass er das Andante mit dem Paukenschlage komponirt
habe, um die in seinem Konzert eingeschlafenen Engländer
zu wecken? ‚Nein‘, erhielt ich zur Antwort, ‚sondern es war
mir daran gelegen, das Publikum durch etwas Neues zu überraschen, und auf eine brillante Art zu debütiren, ...‘.“ Aus:
Georg Anton Griesinger, Biographische Notizen über
Joseph Haydn, Leipzig 1810; Zitiert nach: Marie Louise
Martinez-Göllner, Joseph Haydn – Symphonie Nr. 94 (Paukenschlag), Wilhelm Fink Verlag, München 1979.
2
Der Wiener Trompeter Anton Weidinger (1766 – 1852)
entwickelte Ende des 18. Jahrhunderts die chromatische
Klappentrompete.
3
„Bewundernswert ist Haydns Fähigkeit, die Grenzen eines
Instrumentes und einer neuen Technik auszuloten, die weder
er noch jemand anderer vor ihm erforschen konnte.“ Aus:
Anton Gabmayer, Programmheft der Haydn Festspiele
Eisenstadt 2010.
4
„Als ich dreizehn Jahre alt war, durfte ich mich zum ersten
Mal an das (heilige) Trompetenkonzert von Joseph Haydn
heranwagen. Von da an bat mich mein Lehrer, ihm den langsamen Satz zu Beginn jeder Stunde (oft mehrfach) vorzuspielen. Währenddessen machte er regelmäßig ein kleines
Nickerchen, was er mit der ‚Schönheit’ meines Spiels begründete. Ich war sehr stolz darauf, obwohl mein Unterricht
immer dienstags um 14.30 Uhr begann.“ Aus: Rochus Aust,
Erinnerungen nach Rokipedia.
10
Aus: Joseph Haydn, Zweites Londoner Notizbuch (1791
– 1792). Zitiert nach: Joseph Haydn, Gesammelte Briefe und
Aufzeichnungen, Bärenreiter 1965, S. 506-507.
11
Alessandro Volta (1745 – 1827), italienischer Physiker, u. a.
Erfinder des Elektrophors, des Elektroskops und der Batterie (Voltasche Säule). Die Maßeinheit für elektrische
Spannung wurde ihm zu Ehren Volt genannt.
12
Joseph Haydn komponierte 32 Werke für Flötenuhren
(Hoboken-Verzeichnis XIX): „Flötenuhren sind mit großen
Einschränkungen als Tonträger ihrer Epoche zu betrachten;
sie zwangen den Komponisten zu exakten Ausführungsanweisungen in Verzierung und Tempo. Die Kopp-lung
von Windwerk und Walze lässt Rückschlüsse auf Mindesttempi zu und macht historische Flötenuhren damit interessant für Fragen der historischen Aufführungspraxis.“
Aus: http://de.wikipedia.org/wiki/Fl%C3% B6tenuhr#
Ursprung_und_Epoche, 12.03.2011.
13
„Ueberhaupt war seine Wahl nicht glücklich ausgefallen,
denn seine Gattin war von einem gebieterischen, unfreundlichen Charakter, und er mußste ihr seine Einkünfte sorgfältig verbergen, weil sie den Aufwand liebte, dabey bigott war
...“, Aus: Georg Anton Griesinger, Biographische Notizen
über Joseph Haydn, Leipzig 1810, S. 21.
14
Aus: Joseph Haydn, Erstes Londoner Notizbuch (1791 –
1792). Zitiert nach: Joseph Haydn, Gesammelte Briefe und
Aufzeichnungen, Bärenreiter 1965, S. 486.
15
5
John Wilkinson [Iron Mad Wilkinson] (1728 – 1808),
englischer Eisenhüttenfachmann und Eisenfabrikant
6
Aus: Joseph Haydn, Drittes Londoner Notizbuch
(1794 – 1795). Zitiert nach: Joseph Haydn, Gesammelte
Briefe und Aufzeichnungen, Bärenreiter 1965, S. 532.
7
Aus: Joseph Haydn, Brief an Marianne von Genzinger
(Wien), London, 08.01.1791. Zitiert nach: Joseph Haydn,
Gesammelte Briefe und Aufzeichnungen, Bärenreiter 1965,
S. 250 – 251.
8
Fosco Perinti (*1961), Sohn eines Konditors, Mitglied im
1. Deutschen Stromorchester und Solist der Pariser Uraufführung, wohnhaft in Ivry sur Seine
9
Nicolas Appert (1749 – 1841), französischer Konditor
und Erfinder
Ebd., S. 489.
16
Aus: Joseph Haydn, Zweites Londoner Notizbuch (1791 –
1792). Zitiert nach: Joseph Haydn, Gesammelte Briefe und
Aufzeichnungen, Bärenreiter 1965, S. 511.
17
Aus: Joseph Haydn, Erstes Londoner Notizbuch (1791 – 1792). Zitiert nach: Joseph Haydn, Gesammelte Briefe und
Aufzeichnungen, Bärenreiter 1965, S. 482.
18
Haydn war begeistert von der Millionenstadt London,
die ihn schätzte und feierte.
19
His Royal Highness The Prince of Wales ist Gründer und
Präsident des Royal College of Music in London, an dem
Rochus Aust von 1994 bis 1996 studierte.
20
Aus: Joseph Haydn, Viertes Londoner Notizbuch (1794– 1795). Zitiert nach: Joseph Haydn, Gesammelte Briefe und
Aufzeichnungen, Bärenreiter 1965, S. 552 – 553.
21
Aus: Georg Anton Griesinger, Biographische Notizen
über Joseph Haydn, Leipzig 1810, S. 59 – 60.
22
„Vienna. ye 15th Aprill. 1796. I empower herwith Mr
Squire to receive for me from the Hble (Honorable)
Commissioners One hundred Pounds due to me by His Royal
Highness the Prince of Walis, and acknowledge hereby the
receipt of that Sum in full of all demands. Doctor Haydn
mppria“, Joseph Haydn an die Kommission des Englischen
Parlaments, Wien, 15.04.1796. Zitiert nach: Joseph Haydn,
Gesammelte Briefe und Aufzeich-nungen, Bärenreiter
1965, S. 308.
23
Rochus Aust bekam vom Royal College of Music in
London ein Studienstipendium zuerkannt.
24
Aus: Joseph Haydn, Brief an Marianne von Genzinger
(Wien), London, 20.12.1791. Zitiert nach: Joseph Haydn,
Gesammelte Briefe und Aufzeichnungen, Bärenreiter
1965, S. 268.
25
Erschrocken stellt der Gesprächsführer fest, dass sich
Haydns persönliche Aufzeichnung ständig um Geld und
Besitz drehen. Hier sind nur Haydns finanzielle Erwähnungen in den Londoner Notizbüchern vermerkt. In der
„Sinfonie mit der Sinfonie-mit-dem-Paukenschlag“ von
Rochus Aust ist der dritte Satz mit „Geldmusik/schneller“
überschrieben. Kompositorisch bildet die Geldliste das metrische Gerüst des dritten Satzes.
26
Aus: Joseph Haydn, Brief an Marianne von Genzinger
(Wien), London, 17.09.1791. Zitiert nach: Joseph Haydn,
Gesammelte Briefe und Aufzeichnungen, Bärenreiter
1965, S. 260 – 261.
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„4. Abschnitt der CONVENTION UND VERHALTUNGSNORMA DES VICE-CAPEL-MEISTERS des Fürsten Esterházy:
Auf allmaligen befehl Sr HOCHFÜRTSL. DURCHLAUCHT
solle er VICE-CAPEL-Meister verbunden seyn solche
MUSICALIEN zu COMPONIREN, was vor eine HOCHDIESSELBE verlangen werden, sothanne Neüe-COMPOSITION
mit niemanden zu COMMUNICIREN, viel weniger abschreiben zulassen, sondern für IHRO DURCH-LAUCHT eintzig,
und allein vorzubehalten, vorzüglich ohne vorwissen, und
gnädiger erlaubnus für Niemand andern zu COMPONIREN.“
Wien, 01.05.1761. Zitiert nach: Joseph Haydn, Gesammelte
Briefe und Aufzeichnungen, Bärenreiter 1965, S. 42.
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sa. 20. oktober 2012
14.00 Uhr, basilika St. Ulrich und Afra
Kids for kids
Mozart
für Kinder
Singen auf der Orgelempore
für 5- bis 14-jährige
Isabell Münsch Sopran Peter Bader orgel
Singen wie Leopold Mozart auf der Orgelempore der Ulrichsbasilika ... und noch mehr!
Leopold war ca. 10 Jahre alt, als seine Stimme als Chorknabe von St. Ulrich durch die große Basilika
ertönte – und er hatte sicher Spaß dabei. An diesem Nachmittag steigen wir, wie damals Leopold, 17
Meter über die alte Mozartstiege (hoffen, dass sie hält) in die Höhe auf die Orgelempore und lassen
die Stimmen nach unten in den Kirchenraum fliegen.
Dort oben erwartet uns eine Königin – die Orgel. W. A. Mozart hat sie die „Königin der
Instrumente“ genannt. Mit all ihren lauten und leisen, hohen und tiefen, schnarrenden und flötenden, wütenden und freundlichen Tönen wird sie unser Singen begleiten.
Die Mädchen von Aframusica – mit Isabell Münsch und Peter Bader – freuen sich auf ein
spannendes Mitmach-Konzert zum Zuhören, Mitsingen, Raten und Mitschwingen.
Singen in der Mädchenkantorei St. Afra ...
... kann Mädchen helfen, in einer zunehmend schnelllebigen virtuellen Welt auf innere Töne zu
hören und durch das schöpferische Tun gelassener und seelisch stabiler zu werden.
... ermöglicht die Begegnung mit der musikalischen Weltliteratur. Durch eine Mischung aus traditioneller und moderner Chormusik, sowohl geistlich als auch weltlich, wird eine interessante
Abwechslung geboten.
... fördert Sozialkompetenzen durch die Möglichkeit, sich und andere auf besondere Weise wahrzunehmen.
„AFRAMUSICA" möchte eine moderne Jugendgemeinschaft sein, deren Kern eine fundierte Gesangsausbildung ist. Unser Ziel ist es, bei den Mädchen die Freude am Singen zu stärken und bei
den wöchentlichen Proben, bei der Gestaltung von Gottesdiensten, Konzerten oder bei Chorfreizeiten Gemeinschaft zu erleben. Die Proben (Dauer: 60 Minuten) finden montags ab 16 Uhr im
Pfarrheim St. Ulrich und Afra, Ulrichsplatz 16, Augsburg statt. Parallel zu den Chorproben bekommen die Mädchen in Kleingruppen Stimmbildungsunterricht. Außerdem werden vierteljährlich
„Stimmbildungssamstage“ für die jeweiligen Chorgruppen stattfinden.
Informationen: per Email an: [email protected] oder per Telefon: 0821/345560 (Pfarrbüro)
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SA. 20. Oktober 2012
16.00 Uhr, Rokokosaal der Reg. von Schwaben
Mozart
für Kinder
„Wunderkinder“
Gewinner/-innen der Jahre 2011 und 2012
beim Internationalen Klavierwettbewerb
„Amadeus“, Brno/Brünn (CZ)
Kristine Ayvazyan, Roman Fric,
Marie Viola Mojzešová und Renata Fricová
Von Wunderkindern und Wettbewerben
Die Bemerkung ließ aufhorchen: „Wagner wusste,
Mozart war kein Wunderkind“. Woher Christoph Schlingensief
das wusste, als er den Satz in seiner irrwitzig überbordenden
Salzburger Installation „chicken balls. der hodenpark“ äußerte:
Das ließ er offen. Wagner selbst – bekanntlich einer der überragenden Meister der Musikgeschichte – wusste, dass er selbst
nicht das war, was man als „Wunderkind“ zu bezeichnen pflegt.
In der „Mitteilung an meine Freunde“ schrieb er, dass man es
sehr bezweifeln müsse, ob er in seiner Jugend „jemand als ‚Wunderkind‘ erschienen“ sei: „Mechanische Kunstfertigkeiten wurden nie
an mir ausgebildet, auch spürte ich nie den mindesten Trieb dazu.“
Übrigens: Auch Wladimir Horowitz, einer der ganz Großen des
Klaviers, debütierte erst mit 17 Jahren.
Man sieht: Aus einem „Wunderkind“ – dessen meist
vergängliches Genie vor allem darin zu bestehen scheint, die
Welt durch „mechanische Kunstfertigkeiten“ zu begeistern –
muss noch kein Meister der gereiften Interpretation oder haltbaren Komposition erwachsen. Die Ausnahmen scheinen eher
die Regel zu bestätigen: Beethoven trat schon mit sieben
Jahren „mit verschiedenen Clavierconcerten und Trios“ in der
Öffentlichkeit auf, wobei ihn der Vater um ein Jahr jünger
machte. Es fällt auf, dass, wie Beethovens Biograf Anton
Schindler berichtete, der „feurige und oft störrische Knabe stets
mit allem Ernst an das Klavier getrieben werden musste.“ Zum
Violinspiel habe er noch weniger Lust gehabt. Ganz anders
Franz Liszt: Den Jungen trieb es nicht nur zum Klavier, dem er
später einige der bedeutendsten Kompositionen des 19. Jahrhunderts abgewann. Er beherrschte es, unter sachkundiger
Anleitung, schon bald als Supervirtuose, vergaß aber nicht,
worauf es letzten Endes ankommt: auf den „Ausdruck“ – was
ihn, so ein zeitgenössischer Rezensent, selbst vor bekannten
Künstlern auszeichne. Ist das sogenannte Wunderkind ein Mensch
namens Mozart, so haben wir es mit dem Unerklärlichen zu
Werke von
W. A. Mozart,
Frédéric Chopin,
Aram Khachaturian,
Sergej Rachmaninow,
Felix MendelssohnBartholdy
u. a .
Moderation:
Adrian Lischka
Christine Pilisi
Ute Wedig
In Zusammenarbeit mit
Amadeus 2012 Brno
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sa. 20. Oktober 2012
tun, das sich beim Knaben, so Wolfgang Hildesheimer, nicht durch die Einmaligkeit, sondern
durch das Besondere auszeichnet. Der Vater hat
es gewusst: „Gott hat meinen kindern solche talente gegeben die, ohne an die Schuldigkeit eines
Vatters zu gedenken, mich reitzen würde, alles der
guten Erziehung derselben aufzuopfern.“
Die Geschichte der historischen Wunderkinder: Das ist nicht gerade eine Geschichte
des Glücks. Musikalische Hochbegabte (wie der
Begriff heute lautet) hatten es dabei noch vergleichsweise gut – auch wenn sie, wie im Falle
Mozarts, um den Preis ihrer Gesundheit in die
frühkindlichen Karrieren gehetzt werden konnten. Es waren nicht allein sehr junge Musiker,
die durch Höchstleistungen auf sich aufmerksam machten. Spektakulär sind auch die Sprachoder Rechenkenntnisse, die zumal seit dem
18. Jahrhundert bei auserwählten Kindern bemerkt und in zirkusartigen „performances“ ausgebeutet wurden. Ebenso bemerkenswert ist die
Biografie dieser Geschöpfe: viele, die früh starben; viele, die in ihrem erwachsenen Leben in
die Normalität zurückfielen; viele, die mit dem
„normalen“ Leben nicht zurecht kamen, weil
ihre Sonderbegabungen sie zu tragischen Autisten und scheiternden Außenseitern machte.
Geradezu gespenstisch ist der Fall des kleinen
Lübecker Wunderkindes Christian Heinrich Heineken, der nur vier Jahre alt wurde, elendig an
der Zöliakie starb, aber Höchstleistungen der
Gedächtniskunst vollbrachte.
Adrien Baillet konnte schon 1688 ein
dickleibiges Buch veröffentlichen, in dem er
hochbegabte Kinder auflistete. Bezog sich der
Wunderkinder
französische Autor auf „wissenschaftliche“
Leistungen, so ist das Phänomen des musikalischen Wunderkindes zwar nicht jünger, aber
allgemein populärer. Die Demonstration außergewöhnlicher Fähigkeiten macht im konzertanten Raum einen unvergleichlichen Effekt –
bis heute. Claudio Monteverdi (der schon mit 15
Jahren eigene Kompositionen veröffentlichte),
der Gambist Antoine Forqueray (der schon als
Knabe vor Ludwig XIV. konzertierte), Telemann
(der mit 12 Jahren seine erste Oper schrieb): Sie
gingen Mozart voran, erlebten aber niemals das
Presseecho ihrer „wissenschaftlichen“ Kollegen.
Erst mit der Marketingkampagne, die Leopold
Mozart seinem Sohn widmete, geriet das Phänomen des musikalischen Wunderkindes in den
Fokus der Aufmerksamkeit eines großen Publikums. „Ein Knirps, der wie ein Teufel Klavier
spielen kann, wirkte eben schon immer eindrucksvoller als ein Fünfjähriger, der komplizierte Formeln löst“, wie Josef Engels schrieb.
Es mag dahin gestellt sein, ob der
Vater wirklich glaubte, dass der liebe Gott bei
der Karriereplanung seines Sohnes ein Wörtchen
mitzusprechen hat: „Es hänget von S:r göttlichen
Gnade ab, ob er dieß Wunder der Natur, so er in
die Welt gesetzet hat, auch darinnen erhalten,
oder zu sich nehmen will.“ Wichtiger ist der
Umstand, dass Wunderkinder niemals ohne die
Eltern zu haben sind. Deren Interessen mögen
so verschieden sein wie die Kinder selbst: „rein
künstlerisch“ motiviert oder eher auf den
Reingewinn, auf die Ware Kunst aus. Die Vermarktungssucht zumal der Väter beschränkt
sich nicht allein auf das Gebiet des Sports; die
Karriere Michael Jacksons war vermutlich nur
die Spitze des Eisbergs.
Mozart hatte Glück, auch wenn er
relativ früh starb: Die Förderung seiner Hochbegabung war derart ganzheitlich und handwerklich profund, dass das, was man damals als
„Genie“ zu bezeichnen anfing, sich aus dem
bloßen Wunderkindstatus ins Erwachsenenleben hinein entwickeln konnte. Dass genau dieser Prozess bei vielen Wunderkindern ausblieb
oder tragische Rückschritte den Lebenslauf
bestimmten: Diese statistisch nachweisbare Tatsache ist inzwischen zu einer Binsenweisheit
geworden. Man darf allerdings nicht vergessen,
dass ein „Wunderkind“ nicht als solches auf die
Welt kommt. Es ist immer das Publikum, das ein
wie auch immer begabtes Kind zu einem Wunder
erklärt. Auch davon erzählt Thomas Manns
Erzählung „Das Wunderkind“ von 1903, die auf
einer wahren Begebenheit beruht. Lykourgos
„Loris“ Margaritis (1895 – 1953), so hieß das
Kind, das Mann in einem Konzert gehört hatte.
Margaritis wurde später eine musikalische Größe in seinem Heimatland Griechenland, vom
Wunderkind Loris redet kaum noch jemand.
Margaritis tat allerdings einiges für
die Förderung der musikalischen Jugend, als er
1927 die Klavierkurse bei der Internationalen
Sommerakademie Mozarteum in Salzburg gründete. An die Stelle von mehr oder weniger musikalischen Zirkusshows mit „kleinen versierten
Wichten“, die „mit durchschlagendem Erfolg“
schwache Stücke zum Besten geben, sind institutionell abgesicherte Veranstaltungen getreten, in denen Mozart, Beethoven, Bartók,
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Rachmaninow, Brahms gespielt werden. Im
Zeitalter der Entdeckung der Ganzheitlichkeit,
in dem die Ausbildung der nichtrationalen
Fähigkeiten genauso wichtig wurde wie die Entwicklung „vernünftiger“ Eigenschaften, nimmt
die Förderung der Hochbegabten natürlich einen besonderen Platz ein. Es kann nicht schaden, wenn ein Kind – auf bisweilen höchstem
„seelischem“ und technischem Niveau – sich
musikalisch betätigt (vorausgesetzt, dass der
ökonomische Hintergrund nicht wesentlicher
wird als der persönliche und künstlerische). Der
Amadeus-Klavierwettbewerb, der aus Anlass
des 225. Jahrestages von Mozarts Aufenthalt in
Brünn/Brno gegründet wurde, dieser Wettbewerb fordert zielgerecht alle Kinder heraus, die
das elfte Lebensjahr noch nicht überschritten
haben. Handelt es sich bei den Preisträgern um
„Wunderkinder“?
Im Jahre 1904 kommentierte einmal
ein unbekannter Schreiber einen Auftritt des elfjährigen Violin-Virtuosen Florizel von Reuter und
des neunjährigen Pianisten Miecio Horszowski:
„Ihr thut mir wahrhaft in der Seele leid! Um eure
Jugend beraubt, um eure Zukunft betrogen – denn
aus hundert Wunderkindern werden oft kaum 10
Wundermänner.“ Nein, „Wundermänner“ müssen die jungen Musiker nicht werden – nur autonome Persönlichkeiten, die das Beste aus ihrer
frühmusikalischen Praxis in ihr späteres Leben
mitnehmen.
Frank Piontek
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sa. 20. Oktober 2012
20.00 Uhr, Evang. Heilig Kreuz
Kirchenkonzert
Siri Thornhill Sopran Margot Oitzinger Alt
Colin Balzer Tenor Hugo Oliveira Bass
Wallfisch Band
Augsburger Domsingknaben
Reinhard Kammler Einstudierung
Bruno Weil Dirigent
Im Interview mit Bruno Weil zum Sinfoniekonzert
der Wallfisch Band am Mittwoch dieser Mozartfest-Woche
(s. S. 33ff) kommt deutlich zur Sprache, dass die Musiker des
18. Jahrhunderts auf mannigfache Weise miteinander in Kontakt standen und stets über die neuesten Entwicklungen auf
ihrem Gebiet informiert waren – und im übrigen auch darüber
hinaus: Man denke nur an die Stellen der Mozart-Briefe, in
denen Leopold Mozart über die politischen Ereignisse seiner
Zeit schreibt. Gerade in ihrem ureigensten Gebiet aber war es
von äußerster Wichtigkeit, über die jeweils ‚aktuelle(n)‘ Richtung(en) Bescheid zu wissen und im Stil dieser Richtungen
komponieren zu können, wenn man über den eigenen engen
Wirkungskreis hinaus wahrgenommen werden wollte. Leopold
Mozart gehörte zu den wachsten Rezipienten aktuellen Geschehens, wenn man seine Aktivitäten vor dem Hintergrund
seiner Zeit betrachtet: Seit etwa 1730 hatte sich in Italien die
Sinfonie vom einleitenden Instrumentalstück zum eigenständigen Konzert- und Vortragsstück entwickelt; eine erste
Konsolidierung dieser Entwicklung war der ab dem Jahre 1742
erfolgte Druck der Sinfonien Giovanni Battista Sammartinis
(1700 – 1775) in Paris. Die erste – wenn auch mit Fragezeichen
– datierbare Sinfonie Leopold Mozarts liegt in einer wohl aus
dem Stift St. Peter zu Salzburg stammenden Abschrift 1748 vor.
Sie stammt von der Hand des 1738 bis 1748 in St. Peter lebenden P. Bernhard Finck und befindet sich heute in der Staatsund Stadtbibliothek Augsburg. Da 1748 aufgrund der Aufenthaltszeit P. Bernhards in St. Peter einen terminus post quem
non darstellt, ist zu vermuten, dass Leopold Mozart schon früher ‚auf diesen Zug aufgesprungen‘ war. Viele der Beispiele
seiner Violinschule stammen zudem nach den Untersuchungen Pier Luigi Petrobellis aus Werken Giuseppe Tartinis
(1692 – 1770). Dazu war es in Salzburg gängige Praxis, den
Sängern und Sängerinnen der Hofmusik Studienreisen nach
Italien zu ermöglichen; so konnte zum Beispiel der Bassist
Joseph Nikolaus Meissner (1725 – 1795) im Jahre 1748 eine
Wolfgang Amadé Mozart
(1756 – 1791):
„Regina coeli“ KV 108 (74d)
I.Allegro
II. Tempo moderato
III.Adagio un poco Andante
IV.Allegro
Offertorium de tempore
„Misericordias Domini“
KV 222 Moderato
PAUSE
Leopold Mozart
(1719 – 1787):
Missa solemnis in C-Dur
LMV I:C2
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sa. 20. Oktober 2012
Studienreise und im weiteren Verlauf seiner
Karriere mehrere Konzertreisen nach Italien
unternehmen. Ein regelmäßiger Kontakt zwischen dem geistlichen Fürstentum Salzburg, zu
dessen innerstem Staatsapparat die Hofmusik
gehörte, und Italien ist aber allein schon aufgrund der Stellung in der kirchlichen Hierarchie
– St. Peter gilt als ältestes Kloster im deutschen
Sprachraum, das Bistum Salzburg als das älteste
nördlich der Alpen, der Salzburger Metropolit
demzufolge als „Primas Germaniae“ – nicht nur
anzunehmen, sondern vorauszusetzen.
So verwundert es nicht, dass Leopold
Mozart anfangs der 1750er-Jahre ausreichend
genug informiert war, um zwei den aktuellsten
Entwicklungen entsprechende neapolitanische
Kantatenmessen schreiben zu können, deren
sogenannter „stile misto“ nach Reinhold Kubik
bis dahin in Salzburg „eher ungebräuchlich“ war.
Leider blieben die im „Leopold-Mozart-Werkverzeichnis“ mit den Nummern I:C1 und I:C2
versehenen Messen trotz (oder doch: wegen?)
ihrer Wichtigkeit für die Kenntnis der kompositorischen ‚Vorfahren‘ Wolfgang Amadé Mozarts
lange Zeit unediert, obwohl Max Seiffert bereits
1908 auf ihre Existenz hingewiesen und auch
eine ausreichende Zahl zuverlässiger Quellen
benannt hatte. Die autographe, Kyrie, Gloria
und Credo (dazu das nur bis Takt 9 ausgeführte
Sanctus) im Chorsatz enthaltende, vor 1975
etwa 100 Jahre unauffindbare Ent-wurfskizze
der Messe LMV I:C2 im Archiv des Offenbacher
Verlags André galt lange als Werk Wolfgang
Amadés; sie fand als „Missa brevis“ unter der
Nr. 115, angeblich 1771 entstanden, sogar Auf-
Kirchenkonzert
nahme ins Köchel-Verzeichnis. Alfred Einstein
stellte sie bei seiner Überarbeitung für die 1937
erschienene 3. Auflage ins Jahr 1773 um und
gab ihr die neue Nummer 115 (166d). Ihren
polyphonen Kompositionsstil versuchte man
durch die Annahme zu erklären, es handle sich
um eine Auseinandersetzung mit der Setz-weise
der Salzburger Vorbilder, namentlich des bis
1762 amtierenden Hofkapellmeisters Johann
Ernst Eberlin (1702 – 1762). Nachdem die Messe
zunächst nicht im Editionsplan der ersten (Wolfgang-)Mozart-Gesamtausgabe enthalten war,
erschien im Jahre 1887 im Supplement doch
eine Edition des Fragments in seiner überlieferten Gestalt für vierstimmigen Chor und Orgelbegleitung. Dieses Fragment ergänzte Viktor
Boschetti (1871 – 1933), Chordirektor des Salzburger Doms, 1908 um die fehlenden Teile und
führte sie in dieser Form mehrfach auf.
Eine erste Ausgabe der gesamten Messe LMV I:C2 erschien 1963 als Klavierauszug,
der auf Grundlage der Quellen der Bayerischen
Staatsbibliothek in München (Stimmensatz Salzburger Ursprungs) und des British Museum (um
die Mitte des 19. Jahrhunderts für Otto Jahn auf
Grundlage der Münchner Materialien hergestellte handschriftliche Partitur) erarbeitet wurde, herausgegeben von Douglas Townsend bei
Sam Fox in New York. Die 1964 vorgelegte sechste, bislang letzte Ausgabe des Köchel-Verzeichnisses beließ die autographe Entwurfsfassung Leopold Mozarts nach wie vor im
Bestand der Werke Wolfgang Amadés, wollte
aber nicht mehr ausschließen, dass es sich bei
der fraglichen „Missa brevis“ „sehr wohl um die
Abschrift einer Messe eines unbekannten Komponisten handeln“ könnte. Angesichts der eng
beieinanderliegenden Erscheinensdaten muss
von einer zeitlichen Überschneidung der vorbereitenden Arbeiten ausgegangen werden, so
dass die sichere Zuschreibung von LMV I:C2 an
Leopold Mozart im Verzeichnis der Werke des
Sohnes nicht mehr vermerkt werden konnte.
Eine moderne Ausgabe der Messe
erschien auf Initiative von Roland Bader, dem
Chorleiter der Berliner St.-Hedwigs-Kathedrale,
im Jahr 1981 zur Vorbereitung ihrer ersten
Wiederaufführung in der Berliner Philharmonie
am 13. Juni 1981. Sie wurde von Reinhold Kubik
auf Grundlage der im engsten Salzburger Umkreis Leopold Mozarts angefertigten Stimmensätze des Stiftes St. Peter (Schreiber: Josef Richard Estlinger) und der Bayerischen Staat-bibliothek (unbekannter Salzburger Kopist auf
Salzburger Papier) erarbeitet. Mit dieser Ausgabe lag zum ersten Mal (!) eines der repräsentativen großen Salzburger Kirchenmusik-werke
Leopold Mozarts in einer auch für die praktische
Verwendung geeigneten Ausgabe vor, nachdem
die 1908 von Max Seiffert im Band 9/2 der Reihe
„Denkmäler der Tonkunst in Bayern“ herausgegebene Sakramentslitanei in C-Dur (LMV II:C1)
aufgrund des wissenschaftlichen Charakters der
Ausgabe ohne Aufführungs-material geblieben
war. Die Missa LMV I:C1 und das Oratorium
„Der Mensch, ein Gottesmörder“ (LMV IV:4)
konnten erst 2006 als Resultate eines Forschungsprojektes der Universität Augsburg in
modernen Ausgaben erscheinen.
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Trotz der nunmehr besseren Zugänglichkeit zu Aufführungsmaterialien hatten und
haben es die Messen und Oratorien Leopold
Mozarts nach wie vor schwer, sich im heutigen
Musikleben durchzusetzen. Zudem existiert nur
von der Berliner Aufführung der Messe LMV
I:C2 im Jahre 1981 eine leicht zugängliche
Aufnahme (die Einspielung des Oratoriums
LMV IV:4 „Der Mensch, ein Gottesmörder“ des
Ensembles Harmonices mundi des Bozener
Dirigenten und Cembalisten Claudio Astronio
erschien nur als Beilage einer italienischen
Musikzeitschrift). Letztlich sind aber die Zurückhaltung gegenüber Aufführungen und die Zuweisung der Kompositionsskizze an Wolfgang
Amadé eher versteckte Komplimente an die
Fähigkeiten des Komponisten Leopold Mozart.
Im Gegensatz zu seinen Instrumentalwerken,
die häufig auf Bestellung von Laienensembles
und auf deren Fähigkeiten zugeschnitten „verfertigt“ (LM) wurden, schrieb er seine Kirchenmusik in bewusster Auseinandersetzung mit
den aktuellen stilistischen Entwicklungen seiner Zeit und für die professionellen Musiker der
Salzburger Hofkapelle. Damit sind sie technisch
– man führe sich nur den die Messe zu wesentlichen Teilen bestimmenden stark kontrapunktischen Chorsatz und die hohen Anforderungen
an die Instrumentalisten vor Augen – für die
doch bis heute meist eher beschränkten Verhältnisse landläufiger Kirchenmusiken zu schwer
oder zu ‚groß‘, um ins allgemeine Repertoire
Eingang zu finden.
62
sa. 20. Oktober 2012
Etwa zwanzig Jahre nach den Messen
seines Vaters schrieb Wolfgang Amadé Mozart
sein „Regina coeli“ KV 108 (74d), eine Vertonung
der marianischen Antiphon. Es war im Mai 1771
vollendet, in einer nur etwa halbjährigen Salzburger Zeitspanne zwischen zwei Italienreisen,
die der Komposition von „Mitridate. Re di Ponto“
(KV 87 [74a]) und der auf Befehl der Kaiserin
Maria Theresia zur im Oktober 1771 stattfindenden Hochzeit ihres Sohnes Erzherzog
Ferdinand von Toskana komponierten Azione
teatrale „Ascanio in Alba“ (KV 111) gewidmet
waren. Der ausdrückliche Auftrag an Wolfgang
Amadé hielt die Kaiserin andererseits aber nicht
davon ab, ihrem Sohn im Brief vom 12. Dezember 1771 dringend vom Engagement derart
„unnützer Leute“ wie Vater und Sohn Mozart, die
zudem „wie die Bettler“ umherzögen, abzuraten.
Das „Regina coeli“ ist ein schlagender
Beweis dafür, dass die Kompositionstechniken
nicht an die Sphären „geistlich“ oder „weltlich“
gebunden waren, zeigt es doch in seiner formalen Anlage den Ablauf einer jener dreisätzigen italienischen Sinfonien (schnell – langsam
– schnell), von denen schon Vater Leopold eine
erkleckliche Anzahl geschaffen hatte, aus textlichen Gründen um einen zweiten langsamen
Satz erweitert. Die Ecksätze entsprechen in
ihrer Anlage den entsprechenden Sinfoniesätzen, die Gesangsstimmen werden zusätzlich
in den Satz eingefügt. Im ersten Satz meint man,
bei den mehrmals eingeschobenen bordunartigen Takten gar Erinnerungen an die „populare“ Schreibart Leopold Mozarts zu vernehmen. Die Allegro-Ecksätze rahmen zwei koloraturreiche Arien in mäßigem Dreivierteltakt
Kirchenkonzert
(Tempo moderato), beschlossen von einem
kurzen Chorepilog und einem viertaktigen
instrumentalen Nachspiel, und langsamem Viervierteltakt (Adagio un poco Andante) ein. Hermann Abert charakterisiert sie folgendermaßen:
Sie seien „ganz im Gesangsstil der Oper gehalten
..., nähern sich in Bau und Charakter den Sinfonieandantes, nur der zweite, ‚ora pro nobis
Deum‘, enthält ... neben der landläufigen weichen
Melodik individuellere, Mozartsche Züge. Hier ist
zugleich der einzige Platz für dunklere und ernstere Empfindungen, alles übrige verläuft teils opernhaft gefühlvoll, teils lebhaft und heiter, womit für
neapolitanische Begriffe stets ein guter Zusatz
prunkvollen Lärms verbunden ist.“ Das Alternieren der Holzbläser zwischen Oboe und Flöte ist
durch die personellen Gegebenheiten der Salzburger Hofmusik erklärbar: Die meisten Musiker
beherrschten mehrere Instrumente, wie Leopold
Mozart bereits in seiner aus dem Jahr 1757
stammenden „Nachricht“ mitteilt; er charakterisiert einen Kollegen beispielsweise so: „Hr.
Christoph Burg, aus Mannheim in der Pfaltz,
bläset sehr schön Concerten auf der Flöte und
Oboe; spielt auch die Violin.“
Eines der vielen von Wolfgang Amadé
Mozart verlangten Probestücke, die allesamt
jedoch nicht zu einer Anstellung an einem auswärtigen Hof führten, ist das „Misericordias
Domini“ (KV 222 [205a]), das er während seines Aufenthaltes in München zu Komposition
und Einstudierung der Oper „La finta giardiniera“ (KV 196) auf Geheiß des baierischen Kurfürsten Maximilian III. Joseph für das Hochamt
am 5. März 1775, dem ersten Sonntag der Fastenzeit, komponierte. Gemäß den liturgischen
Vorgaben, die in dieser stillen Zeit des Kirchenjahres nur „ContrapunctMessen“ und A-CapellaGesang zuließen, auch Alleluia und Gloria fallen – bis heute – in diesen Wochen weg, disponierte Mozart eine auf den Chor, zwei Violinen
und Generalbass reduzierten Apparat. Fraglich
ist, ob die Viola zur ursprünglich intendierten
Besetzung gehört; die noch in der ‚alten‘ MozartGesamtausgabe enthaltenen Oboen- und HornPaare sind Zutaten späterer Zeiten.
Ebenso reduziert erscheint der vertonte Text. Er besteht aus der insgesamt elfmal
in strengem homophonem Satz oder im Einklang
vorgetragenen Zeile „Misericordias Domini“,
dem ebensooft ein kontrapunktisch durchgearbeitetes „Cantabo in aeternam“ folgt, dessen
fünf Fugatothemen (mit Varianten) derart angelegt sind, dass sie sowohl einzeln dastehen als
auch beliebig miteinander kombiniert werden
können. Auf eine selbstständige Führung der
Violinen wird größtenteils verzichtet. Ist das
„Misericordias“ im ausharmonisierten Satz gestaltet, schweigen sie, erscheint es in der Einstimmigkeit, weist Mozart ihnen ein schlichtes
Motiv in Terz-Sext-Parallelführung zu, das auf
das gregorianische „Miserere nobis“ der ersten
Marienmesse zurückgeführt werden kann. In
den polyphonen Abschnitten gehen die Violinen
colla parte mit den Singstimmen.
Verständlich, dass Vater und Sohn
Mozart große Hoffnungen in dieses Meisterwerk
setzten. Jedoch erhielt Wolfgang die erhoffte
scrittura für die nächste Münchner Saison nicht.
Auch die Reaktion P. Giovanni Battista Martinis,
dem Wolfgang (oder doch Leopold?) eine Ab-
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schrift des Werkes am 4. September 1776 übersandte, war nicht ganz die erhoffte. War das
„Misericordias“ P. Martini als Beispiel für
Wolfgangs Fähigkeiten im ‚alten‘ kontrapunktischen Kirchenstil vorgelegt worden, konstatierte dieser, er fände darin alles, was die
‚moderne‘ Musik verlange: gute Harmonien,
reiche Modulation, mäßige Bewegung in den
Violinen, natürliche und gute Stimmführung.
Die Hauptquelle des „Misericordias“
befindet sich heute in Augsburg. Sie zählt zur
reichhaltigen Musikaliensammlung des Dominikanerklosters Heilig Kreuz, die dieses als ‚Erbe‘
des vormaligen Augustiner-Chorherrenstifts
übernommen hatte und der Staats- und Stadtbibliothek als Depositum anvertraut hat. Die
Stimmen wurden von zwei der ‚Hauskopisten‘
der Familie Mozart, den Salzburger Hofkopisten
Maximilian Raab und Joseph Richard Estlinger,
geschrieben und blieben zu Leopold Mozarts
Lebzeiten stets dessen Privatbesitz. Bei der
Versteigerung seiner Hinterlassenschaften, aus
der sie Inventarnummer und Preisauszeichnung
tragen, scheinen sie keinen Abnehmer gefunden
zu haben, so dass Leopolds Tochter, Maria Anna
Freifrau von Berchthold zu Sonnenburg, sie –
wohl mangels anderer Verwendungsmöglichkeiten – zusammen mit zahlreichen anderen
Musikalien von Vater und Bruder dem der
Familie seit Jahren freundschaftlich verbundenen Stiftsdechanten P. Ludwig Zöschinger
überließ.
Christian Broy
so. 21. Oktober 2012,
11.00 Uhr, Theater Augsburg
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Mozart
für Kinder
Philharmoniker
unter Strom!
2. Familienkonzert im Rahmen des Mozartfestes
Augsburger Philharmoniker
1. Deutsches Stromorchester Köln (Ltg: Rochus Aust)
Schülerinnen und Schüler der Grundund Mittel-schule St. Georg Dirk Kaftan Leitung
Was wäre, wenn die Menschen ihre vielen Geräte nicht nur besitzen würden, um mit ihnen herumzuspielen?
Wenn Sie anstatt immer gleicher scores, goals, news, likes oder
shares wirklich Aufregendes generieren könnten?
Wenn sie erkennen würden, dass auch in der einfachsten Funktion
ein Geheimnis versteckt sein könnte?
Was wäre, wenn Ihre Kinder Ihnen zeigen würden, wie sie dieses
Geheimnis finden könnten?
... also fangen wir mit den Kindern an.
(Rochus Aust)
Die Augsburger Philharmoniker legen Leopold
Mozarts Kindersinfonie neu auf und holen sich dafür Verstärkung vom 1. Deutschen Stromorchester aus Köln, die mit
allem Musik machen, was ihnen in die Finger kommt, egal ob
Toaster, Staubsauger – oder eben Spielzeug! Zu Mozarts Zeit
waren das – wie in seiner Partitur vorgeschrieben –„Pfeifferln“
oder „Rätscherln“ – aber was ist heutzutage in Deutschlands
Kinderzimmern in? Da müssen natürlich Fachleute her, und die
kommen von der St.-Georg-Grund- und Mittelschule Augsburg.
Die Schüler haben in ihren Spielzeugkisten gekramt und ihr
Spielzeug zu musikalischen Protagonisten gemacht – Sachen,
die was and’res machen! Ein Thema, das in Paul Dukas’
berühmtem „Zauberlehrling“ noch einmal ganz andere Dimensionen einnimmt … Lauscher auf und Musik ab!
Leopold Mozart (1719 – 1787):
Kindersinfonie /
Toy Symphony in G-Dur
Rochus Aust (* 1968):
Toysymphony für Stromorchester
Pause
Paul Abraham Dukas
(1865 – 1935):
Der Zauberlehrling (L’apprenti
sorcier) für Orchester
In Zusammenarbeit mit
MEHR MUSIK!
Uraufführung
66
Sie ist zweifellos ein „Wunderkind“,
und das sage ich ganz bewusst,
sie ist ein musikalischer Segen,
eine Offenbarung,
der wir uns nicht verschließen können,
der wir uns nicht entziehen wollen,
für die ich so dankbar bin,
so unendlich dankbar,
und die ich,
ohne Übertreibung,
als unerwartetes Geschenk Gottes,
als das größte Glück auf Erden betrachte.
Konzerte sind nur die öffentlich hörbare Folge
dieses unendlichen Strebens nach musikalischer Vollkommenheit,
nach Ausdruck, nach Haltung, nach einer unverwechselbaren Sprache,
die alles auszudrücken vermag,
alles,
ohne dafür Worte zu gebrauchen.
Eine universelle Sprache,
die über alle Kontinente hinweg,
die über alle großen und kleinen Probleme des Lebens,
die über alle sozialen und religiösen Katastrophen der Welt,
die Menschen bei hellem Verstand berühren und verbinden kann,
ja, sogar harmonieren und visionieren lassen kann,
die mich täglich von Neuem in Erstaunen zu versetzen vermag,
und die schon so viele wunderbare Musiker beflügelt hat.
Meiner Mutter ist es niemals in den Sinn gekommen,
dass ihr Wille ein anderer sein könnte als meiner.
Mit der ersten Berührung der Tasten,
mit dem ersten Lob für eine kleine Tonfolge
ergab ich mich, folgte gehorsam und hoffte auf mehr,
auf Anerkennung, auf Bestätigung, auf Geborgenheit.
Für mich als Kind scheint intuitiv klar gewesen zu sein,
dass ich diese nur über die Musik würde erlangen können.
Oder gar nicht.
aus: Sebastian Seidel: Klavierkind, 2012
Klavierkind
Das Theaterstück von Sebastian Seidel
zum 61. deutschen Mozartfest
Tinka Kleffner Schauspiel Sophia Weidemann Klavier
Gianna Formicone Assistenz Sebastian Seidel Regie
Die Großmutter war international anerkannte Pianistin, die Enkeltochter ist auf dem
besten Wege dazu: Bei „Jugend musiziert“ räumt sie alle Preise ab und studiert bereits als
„Jungstudentin“ an der Musikhochschule. Was bleibt da für die Mutter? Eingequetscht zwischen
musikalischen Talenten, versucht sie ihr Leben zu meistern. Von klein auf ist sie es gewohnt, dass
sich alles um die Musik dreht und den ganzen Tag geübt wird. Erst von der eigenen Mutter, dann
von der eigenen Tochter. Das gesamte Familienleben spielt sich rund um den Flügel ab. Wie ist diese
Dauerbeschallung auszuhalten? Die eigene „Midlifecrisis“ produziert da nur störende Nebengeräusche.
Uraufführung:
Do. 11.10.2012 20.30 Uhr, s’ensemble Theater
Weitere Spieltermine:
Sa. 13.10. / Fr. 19.10. / Sa. 20.10. / Fr. 26.10. / Sa. 27.10. / Fr. 2.11. / Sa. 3.11.
Fr. 9.11. / Sa. 10.11.2012
www.sensemble.de
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Mittagskonzerte
IM HERZEN DER STADT
DER EINTRITT ZU ALLEN KONZERTEN IST FREI – UM SPENDEN WIRD GEBETEN
Freitag, 12. Oktober 2012, 12.05 Uhr,
Festsaal im Schaezlerpalais
Sonntag, 14. Oktober 2012, 12.05 Uhr,
Goldener Saal im Rathaus
Wolfgang Amadé Mozart (1756 – 1791):
„Dissonanzen“-Quartett in C-Dur KV 465
Wolfgang Amadé Mozart:
Klarinettenquintett in A-Dur KV 581
Wolfgang Amadé Mozart (1756 – 1791):
Sinfonie in G-Dur KV 318
Rezitativ und Arie für Sopran
„A questo seno deh vieni“
„Orchè il cielo a me ti rende“ KV 374
Leopold Mozart (1719 – 1787):
Sinfonie in D-Dur („Bauernhochzeit“)
Antonio Rosetti (1750 – 1792):
Klarinettenkonzert in Es-Dur C 63
Georg Arzberger, Klarinette
und das Mozartiana-Quartett:
Senta Kraemer, Violine
Hedwig Gruber, Violine
Oscar Alba-Merchan, Viola
Tobias Hoffmann, Violoncello
Katja Stuber, Sopran
David Schöndorfer, Klarinette
Leopold Mozart Kammerorchester
Heinz Schwamm, Dirigent
Samstag, 13. Oktober 2012, 12.05 Uhr,
Festsaal im Schaezlerpalais
Joseph Haydn (1732 – 1809):
Quartett in Es-Dur op. 50, Nr. 3
1. Satz (Allegro con brio)
und 4. Satz (Presto)
Wolfgang Amadé Mozart:
Klarinettenquintett in A-Dur KV 581
Antonín Dvorák (1841 – 1904):
Walzer op. 54, Nr. 1 und Nr. 4
Mitglieder des Schwäbischen
Jugendsinfonie-Orchesters*:
Alina Riegel, Julia Wiedemann, Violine
Darius Fischer, Viola
Ruth Eichenseher, Violoncello
Benedikt Miller, Klarinette
Die Mittagskonzerte werden
ermöglicht durch die
freundliche Unterstützung des
Freitag, 19. Oktober 2012, 12.05 Uhr,
Festsaal im Schaezlerpalais
Samstag, 20. Oktober 2012, 12.05 Uhr,
kleiner goldener Saal
Friedrich Ernst Fesca (1789 – 1826):
Pot-Pourri op. 29
Leone Sinigaglia (1868 – 1944):
Romanze op. 3
August Heinrich Gehra (1715 – 1785):
Concerto in D-Dur
Alexander Glasunow (1865 – 1936): Idyll
Johann Ludwig Böhner (1787 – 1860):
Variationen op. 24
Louis-François Dauprat (1781 – 1868):
Quintett op. 6
Alexander Borodin (1833 – 1887):
Streichquartett Nr. 2 in D-Dur,
1. Satz (Allegro moderato)
Wolfgang Amadé Mozart (1756 – 1791):
Streichquartett in Es-Dur
KV 160, 1. Satz (Allegro),
Luigi Boccherini (1743 – 1805):
Streichquartett in A-Dur op. 8, Nr. 6
Sergej Rachmaninow (1873 – 1943):
Streichquartett Nr. 1 in g-Moll,
2. Satz (Scherzo)
Wolfgang Amadé Mozart (1756 – 1791):
Quartett in C-Dur KV 285b, 1. Satz (Allegro)
Mitglieder des Schwäbischen
Jugendsinfonie-Orchesters*:
Christian Fath, Horn
Anna Wiedemann, Carl Riehm, Violine
Benjamin Kugler, Viola
Katharina Garber, Violoncello
Mitglieder des Schwäbischen
Jugendsinfonie-Orchesters*:
Moritz Meisel, Rukiya Bauhofer Violine
Darius Fischer, Viola
Amelie Heinl, Violoncello
* Die Kammermusikensembles des SJSO werden für dieses Projekt zusammengestellt und betreut
von Pamela Rachel (Streicher), Wolfgang Fritzen (Holzbläser) und Ulrich Köbl (Blechbläser).
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begleitProgramme FÜr
moZart
schulklassen
fÜr SchÜler
Leopold Mozart hat seinen beiden Kindern den Weg zur Klassischen Musik bereitet und
wurde mit seinem „Versuch einer gründlichen Violinschule“ zur Symbolfigur. Das Deutsche
Mozartfest 2012 will junge Menschen ebenso an mitunter Ungehörtes und Unbekanntes heranführen. Daher werden bei dem Festival einige Konzerte des herkömmlichen „Erwachsenen“- oder
Abendprogramms in Proben in moderierter Form angeboten.
mi. 10. / Do. 11. oKtober, vormittaGS
Alexander Rosenblatt erläutert sein neu komponiertes Violinkonzert (s. S. 11)
Mittwoch: Schulbesuch des Komponisten
Donnerstag: Probenbesuch der SchülerInnen
ENGLISCHSPRACHIG – für SchülerInnen ab 15 Jahren
fr. 12. oKtober, 10.30 uhr
Offene Probe zum Programm der Wallfisch Band am 13. Oktober (s. S. 19)
moderiert von Elizabeth Wallfisch
ENGLISCHSPRACHIG – für SchülerInnen ab 15 Jahren
Di. 16. oKtober, 10.00 uhr
Offene Probe zum Programm der Wallfisch Band am 17. Oktober (s. S. 33)
moderiert von Bruno Weil
für SchülerInnen ab 12 Jahren
Interessierte Lehrerinnen und Lehrer können sich an das Kulturamt der Stadt Augsburg wenden:
Tel.: 0821 / 324-32 53.
Eine Anmeldung zu den Proben ist auch per Email möglich: [email protected]
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Fr. 12. Oktober 2012
19.30 Uhr, Theater Augsburg / Grosses Haus
Sa. 27. Oktober 2012
19.00 Uhr, Theater Augsburg / Grosses Haus
Don Giovanni
Divertimento 4 Amadeus
Dramma giocoso in zwei Akten
von Wolfgang Amadé Mozart
Ein Ballettabend von, Für und mit W. A. Mozart
Ensemble des Theater Augsburg
Dirk Kaftan Musikalische Leitung
Patrick Kinmonth Inszenierung / Bühne und Kostüme
Er kriegt sie alle: 46 in Italien, 230 in Deutschland, 100 in Frankreich, 91 in der Türkei,
und in Spanien sind es sogar 1003 Frauen. Sie alle wurden begehrt und aufs Sinnlichste verführt
vom größten Womanizer aller Zeiten, dem spanischen Edelmann Don Giovanni. Er liebt sie alle:
quer durch alle Gesellschaftsschichten, ungeachtet dessen, ob sie einem anderen angehören oder
frei sind. Er verlässt sie alle: Für Don Giovanni bleibt alles nur ein Spiel, dessen Regeln er allein
bestimmt. Doch bei seinem jüngsten Liebesabenteuer läuft nicht alles nach Plan. Schon bald gibt es
den ersten Toten. Don Giovanni wird gesucht. Dies hindert den Verführer aller Verführer jedoch
nicht daran, die nächste Frau zu begehren: die schöne Bauerntochter Zerlina, die gerade mit
Masetto Hochzeit feiert. Die nächste Katastrophe bahnt sich an. Damit nicht genug, es taucht nun
Giovannis Ex-Geliebte Donna Elvira auf und möchte sich an ihm rächen. In seiner zweiten
Zusammenarbeit mit dem Librettisten Lorenzo da Ponte gelang Mozart ein musikalisches
Meisterwerk, das sich zwischen der leichten, komischen Welt der Opera buffa und der düsteren
Welt des Dämonischen bewegt.
Weitere Termine:
So. 14.10. / Fr. 19.10. / Fr. 26.10. / DO. 8.11. / SO. 11.11.
Di. 4.12. / Di. 25.12. / Sa. 12.01.2013
Eberhard Fritsche Musikalische Leitung
Kevin O’Day Choreografie
Thomas Mika Bühne und Kostüme
In der ersten Ballettpremiere der neuen Spielzeit 2012/2013 des Theaters Augsburg
beschäftigt sich der amerikanische Choreograf Kevin O’Day intensiv mit dem Leben und dem Werk
des als „Genie und Wunderkind“ in die Geschichte eingegangenen Komponisten Wolfgang Amadé
Mozart. Dessen Musik inspiriert Choreografen und Komponisten immer wieder von Neuem. Auch
Kevin O’Day lässt sich sowohl von Mozarts Kompositionen als auch von Werken nach seinen
Motiven inspirieren und kreiert einen Ballettabend von, mit und für Wolfgang Amadé Mozart.
Bis heute hat der Choreograf Kevin O’Day über 50 Ballette geschaffen. Er erhielt mehrere
Preise. Seit der Spielzeit 2002 / 2003 ist O’Day Ballettdirektor des Nationaltheaters Mannheim.
Einblick: 17. Oktober, 19.00 Uhr
Weitere Termine:
Di. 30.10. / Mi. 7.11. / Sa. 10.11. / s0. 25.11. / Do. 6.12.
So. 9.12. / Fr. 14.12. / Sa. 22.12. / Fr. 28.12.2012
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Di. 30. Oktober 2012
10.00 Uhr, Rathaus der Stadt Augsburg
MOZART interpretiert –
interpretiert Mozart
Ein Symposium des Leopold Mozart Zentrums
in Kooperation mit Der Deutschen Mozartgesellschaft
und dem Kulturamt der Stadt Augsburg
Zu allen Zeiten beeinflussten die Erfindungen neuer Instrumente und Fortschritte beim
Instrumentenbau das musikalische Denken. Komponisten wurden aufgrund der neuen Spieltechniken und klanglichen Ausdrucksmöglichkeiten zur Schaffung neuer Werke angeregt.
Informierte Interpreten heute belassen es nicht bei der bloßen Reproduktion der entstandenen Notentexte, sondern beschäftigen sich mit dem gesamten Beziehungsgeflecht, in welches
ein Werk eingebunden ist. Dazu gehören auch historische Kenntnisse über Instrumentenbau und
aufführungspraktische Traditionen.
Im Rahmen des Symposiums werden in Konzerten historische und moderne Instrumente
vergleichend einander gegenübergestellt und die sich daraus ableitenden unterschiedlichen
Interpretationsstile, Aufführungspraktiken, Klangvorstellungen und Spieltechniken in Vorträgen
und Workshops reflektiert.
Eine Ausstellung zum Musikleben in Augsburg zur Mozartzeit in zeitgenössischen
Dokumenten vermag einen Einblick in den kulturellen und gesellschaftlich-sozialen Kontext zu
geben.
Konzeption
Anmeldung und mehr Informationen:
Rudolf-Dieter Kraemer
Julius Berger
Franz Körndle
Thomas Weitzel
Leopold Mozart Zentrum der Universität Augsburg
Maximilianstr. 59
86150 Augsburg
Tel.: 0821 / 450416-17
[email protected]
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Programm
10.00 Uhr Eröffnung des Symposiums
Wolfgang Amadé Mozart: Serenade in Es-Dur KV 375
Camerata Augusta: Merlin Lehnert, Agnes Liberta, Klarinette
Stefan Kröger, Konstantin Stark, Horn
Raphael Sirch, Matthias Löffelmann, Fagott
Julius Reger, Kontrafagott
Vorträge und Workshops
10.30 Uhr
11.30 Uhr
14.00 Uhr
14.30 Uhr
15.30 Uhr
17.30 Uhr
19.30 Uhr
Christoph Hammer/Helmut Balk
Instrument und Kontext
Christoph Hammer/Franz Körndle
Ciarlattani. Mozart im Wettstreit mit anderen Pianisten
Susanne Wosnitzka
Führung durch die Ausstellung: Musikleben in Augsburg zur Mozartzeit in zeitgenössischen Dokumenten
Bernhard Hofmann
Ci vuole un studio particolare – Mozart, in pädagogischer Absicht interpretiert
Johannes Hoyer
Rezeption großer Musik in der Provinz
Konzert im Goldenen Saal des Augsburger Rathauses
Feierliche Eröffnung des Wintersemesters 2012 / 2013
Musikalisches Programm:
Ludwig van Beethoven: Variationen über das Thema „Bei Männern, welche Liebe fühlen“
Julius Berger, Violoncello
Franz Danzi: Fantasie über „La ci darem la mano“; Markus Schön, Historische Klarinette
Christoph Hammer, Hammerflügel
Wolfgang Amadé Mozart: Divertimento Nr. 3 KV 493b;
Heike Steinbrecher, Oboe, Harald Harrer, Klarinette, Karsten Nagel, Fagott
Wolfgang Amadé Mozart: Klarinettenquintett A-Dur KV 581
Harald Harrer, Klarinette, Markus Schön, Historische Klarinette
MozartSolisten
Wolfgang Amadé Mozart: Adagio KV 450
José Gallardo, Klavier
Wolfgang Amadé Mozart: Sonate in B-Dur KV 378
Linus Roth, Violine, José Gallardo, Klavier
Wolfgang Amadé Mozart: Streichquartett in C-Dur (Dissonanzenquartett) KV 465
Christoph Henschel, Senta Kraemer, Violine, Monika Henschel, Viola, Hyun-Jung Berger, Violoncello
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biografien
1. Deutsches Stromorchester Köln
Die konsequente Weiterentwicklung des klassischen SinfonieOrchesters auf elektronischer Basis ist das Stromorchester.
Musiziert wird auf elektrisch betriebenen Geräten in der Stärke
eines A-Orchesters, um in klassischen Kategorien zu bleiben.
Dabei werden die 127 Geräte in Gruppen von 4 – 7 Spielern
getaktet, gedimmt und getunt. Jedes einzelne Gerät wird als
Instrument behandelt und verwendet.
Wie vielfältig dabei die sonst als monoton oder gar störend
angesehenen Geräte klingen können, beweist das 1. Deutsche
Stromorchester eindrucksvoll: Von heftigen Klangmassiven im
Tutti bis hin zu filigranen Miniaturen der Solo-Passagen reicht
das Spektrum des ungewöhnlichen Klangkörpers.
Georg Arzberger
Georg Arzberger wurde 1981 in Aichach geboren. Nachdem er
von 1997 – 2001 als Jungstudent von Prof. Harald Harrer am
Leopold-Mozart-Konservatorium bzw. an der Hochschule für
Musik Nürnberg-Augsburg unterrichtet wurde, studierte er bis
2006 bei Prof. Martin Spangenberg an der Hochschule für
Musik „Franz Liszt“ in Weimar. Georg Arzberger war Stipendiat
der Konrad-Adenauer-Stiftung und wurde mit dem Kulturförderpreis der Stadt Aichach ausgezeichnet. Während seines
Studiums spielte er zuerst als Praktikant, später als Aushilfe in
der Vogtlandphilharmonie Greiz-Reichenbach und war Mitglied
der Jungen Deutschen Philharmonie, bevor er im Januar 2006
als Stellvertretender Solo-Klarinettist zum Orchester der Deutschen Oper Berlin kam.
Seit 2010 unterrichtet er als Lehrbeauftragter am LeopoldMozart-Zentrum der Universität Augsburg.
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Rochus Aust
1968 in Recklinghausen geboren, studierte Rochus Aust Musik
an der Staatlichen Hochschule für Musik, Trossingen, und am
Royal College of Music, London. Aust ist Preisträger Internationaler Wettbewerbe als Trompeter, Komponist und Bildender
Künstler und erhielt Stipendien u. a. durch den DAAD und die
Märkische Kulturkonferenz.
Konzertreisen führten ihn in über 30 Länder mit CD-Produktionen und Aufnahmen für mehr als 70 Radio- und
Fernsehsender. Der Schwerpunkt seiner Arbeiten liegt auf der
Schnittstelle von (Neuer) Musik und visueller Kunst als Solist
und mit seinem Ensemble RE-LOAD FUTURA (vormals brass of
the moving image). Rochus Aust ist ein Raumwandler. Als
Installations- und Klangkünstler, Medienperformer und Musiker sind seine Inszenierungen öffentlicher Räume sparten- und
grenzüberschreitend. Ausgangsmaterial für seine utopischen
Orte sind Versatzstücke aus dem (noch) gegenwärtigen Alltag.
Rochus Aust ist ausgewiesener Spezialist für Personentransportmittel. Genauer gesagt für Verkehrsmittel mit Zukunft.
Aframusica –
die Mädchenkantorei St. Afra
Das junge Ensemble Aframusica besteht seit dem Jahr 2010.
Und auch die Sängerinnen aus Augsburg und Umgebung selbst
sind jugendlich: Der Altersdurchschnitt liegt bei 12 Jahren. Das
Repertoire ist bunt: eine Mischung aus traditioneller und
moderner Chormusik, sowohl geistlich als auch weltlich, in abwechslungsreichen Begegnungen mit der musikalischen Weltliteratur, die mit Begeisterung im gemeinsamen Singen und
Schwingen dargeboten wird. Professionell und leidenschaftlich
geleitet wird das Ensemble von der Stimmbildnerin Isabell
Münsch und dem Chordirektor Peter Bader, Kirchenmusiker der
Basilika St. Ulrich und Afra.
Augsburger Domsingknaben
Neben ihrem „Kerngeschäft“, der Pflege der musica sacra an der
Kathedrale, bewegen sich Domkapellmeister Reinhard Kammler
und seine Augsburger Domsingknaben seit Jahren auch sehr
erfolgreich im professionellen internationalen Musikbetrieb.
Unter Weltstars wie Sir Colin Davis, Roberto Abbado, Fabio
Luisi, Jeffrey Tate, Thomas Hengelbrock, Mstislav Rostropowitsch, Sir Neville Marriner, Kent Nagano und Mariss Jansons
sangen Knabensolisten oder der Kammerchor der Augsburger
Domsingknaben auf Musikfestivals wie den Schwetzinger
Festspielen, bei den Europäischen Festwochen Passau oder
beim Festival des musiques sacrées in der Schweiz, an bedeutenden Bühnen wie der Bayerischen Staatsoper München, der
Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf und der Opéra national
du Rhin Strasbourg, in München bei Produktionen und Konzertprojekten des Bayerischen Rundfunks in der Philharmonie
am Gasteig, im Prinzregententheater oder im Herkulessaal der
Residenz. Zahlreiche CDs der Augsburger Domsingknaben sind
mittlerweile bei renommierten Labels erschienen. Zudem gibt
der Knabenchor regelmäßig Konzerte in ganz Deutschland,
vielen Ländern Europas und in Übersee. Die Augsburger Domsingknaben sangen schon mehrfach vor dem Papst im Vatikan
und gastieren immer wieder bei offiziellen Anlässen vor bundespolitischer Prominenz in Berlin.
Augsburger Philharmoniker
Die Augsburger Philharmoniker bestreiten als größter sinfonischer Klangkörper der Stadt rund 120 Musiktheatervorstellungen im Jahr – sowohl im Großen Haus des Theaters, als
auch auf der Freilichtbühne. Darüber hinaus stehen unter der
musikalischen Leitung von Generalmusikdirektor Dirk Kaftan
ein Dutzend sinfonische Programme auf dem Spielplan:
Klassische Sinfoniekonzerte genauso wie Gala-Programme und
ein umfangreiches musikpädagogisches Programm, mit dem in
jedem Jahr mehrere Tausend junge Menschen in und um Augsburg erreicht werden. In Planung sind darüber hinaus Gastspiele
in der Region Schwaben sowie nach Nürnberg, München und
Frankfurt und Konzerttourneen nach Mallorca, Italien, Frankreich und in die Türkei.
GMD Dirk Kaftan, der seit 2009 die musikalischen Geschicke
des Orchesters leitet, steht in einer langen Tradition namhafter
Dirigenten, die die Geschichte des Orchesters geprägt haben:
Wolfgang Sawallisch, Heinz Wallberg oder Eugen Jochum begannen ihre Karriere in Augsburg, unter den Generalmusikdirektoren finden sich Namen wie Bruno Weil, Michael Luig,
Peter Leonard und, von 2002 bis 2009, Rudolf Piehlmayer. Seit
jeher ist die zeitgenössische Musik ein wichtiger Bestandteil des
Repertoires des Orchesters, das 1865 als „Städtisches Orchester“
für den Einsatz im Theater gegründet wurde und bereits seit
1910 eigene Sinfoniekonzerte spielt.
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Colin Balzer
Seine Gesangsausbildung erhielt der gebürtige Kanadier bei
David Meek in Kanada und bei Edith Wiens in Deutschland.
Daneben besuchte Colin Balzer Meisterkurse bei Helmut Deutsch,
Robert Tear, Elly Ameling, Brigitte Fassbaender und Christoph
Prégardien.
Inzwischen hat Colin Balzer eine ganze Reihe internationaler
Preise errungen, und mit einem Repertoire, das von Monteverdi
bis Penderecki reicht, eine rege internationale Konzerttätigkeit
begonnen. Er hat mit Dirigenten wie Louis Langrée, HansChristoph Rademann, Helmuth Rilling und Simone Young gearbeitet und dabei sehr unterschiedliche Werke aufgeführt:
u.a. Händels „Acis & Galatea“, Mozarts „Idomeneo“ und „Don
Giovanni“, Brittens „War Requiem“ und Matthesons „Boris
Goudenow“. Er war bei den Festspielen in Baden-Baden, Aix-enProvence oder dem Early Music Festival in Boston zu hören.
Unter Marc Minkowski hat er u. a. in Frankreich Händels „Chandos
Anthems“ aufgeführt und sang 2009 die Titelpartie in Mozarts
Idomeneo beim Musikfest Bremen und den Hohepriester beim
Festival Aix-en-Provence. Große Tourneen mit Philippe Herreweghe, Marc Minkowski und Enoch zu Guttenberg mit Händel,
Haydn und Bach bestimmen den Kalender. 2010 und 2012 war
er erneut in Aix in den Neuproduktionen der Mozartopern „Don
Giovanni“ und „La Finta Giardiniera“. Auch als Liedsänger hat
Colin Balzer bereits beachtliche Erfolge vorzuweisen. Im Juli
2006 legte er außerdem seine erste CD vor, mit einer Einspielung
von Hugo Wolfs „Italienischem Liederbuch“ in Zusammenarbeit
mit Hartmut Höll.
Basilikachor St. Ulrich und Afra
Der Basilikachor St. Ulrich und Afra ist ein gemischter Chor mit
etwa 80 aktiven Sängerinnen und Sängern unter der Leitung
von Kirchenmusiker Peter Bader. Vornehmste Aufgabe des
Basilikachores ist es, die Liturgie an der Basilika durch den
Gesang in seinen vielfältigen Formen zu unterstreichen und den
reichen Schatz der „Musica Sacra“ zu bewahren und zu pflegen.
Die kirchenmusikalischen und weltlichen Höhepunkte in den
zurückliegenden Jahren sind beredtes Zeugnis für den Idealismus und den Eifer der Sängerinnen und Sänger. Diese Begeisterungsfähigkeit verdankt der Chor dem starken Willen,
eine wertvolle Tradition durch Generationen weiterzugeben.
Hierzu zählt auch die Einbindung des Basilikachores in das
weltliche Kulturleben der Stadt Augsburg, wie z. B. bei den „langen Kunstnächten“ oder wie jüngst im Rahmen des „Augsburger
Hohen Friedensfestes“.
Das Repertoire des Basilikachores umfasst liturgische Kirchenmusik aller Stilrichtungen von der Pflege des Gregorianischen
Chorals über Werke der Wiener Klassik bis zu Komponisten
unserer Tage. Dabei waren Uraufführungen sowie Aufnahmen
mit dem Bayerischen Rundfunk, Direktübertragungen im BR
und CD-Einspielungen besondere musikalische Ereignisse.
Seit 2006 ist Peter Bader der Kirchenmusiker der Basilika St.
Ulrich und Afra. Unter seiner Leitung wurden große kirchenmusikalische Werke, wie z. B. das „Magnificat“ von John Rutter,
die Krönungsmesse von Franz Liszt und das „Te Deum“ von
Georges Bizet aufgeführt. Ein herausragendes Ereignis war die
Aufführung des Oratoriums „Paulus“ von Felix Mendelssohn
Bartholdy 2009 und der Choraustausch mit dem London Concert Choir. Dazu reiste der Basilikachor im März 2011 nach
London, um dort das großartige „Requiem“ von Giuseppe Verdi
mit dem London Concert Choir unter der Leitung von Mark
Forkgen in der Royal Festival Hall zur Aufführung zu bringen.
bayerische kammerphilharmonie
Das Ensemble wurde 1990 gegründet, um eigene Konzert- und
Programmkonzepte auf höchstem Niveau zu verwirklichen.
1996 erhielt die bayerische kammerphilharmonie den europäischen „Förderpreis für Musik“ der Fördergemeinschaft der
europäischen Wirtschaft.
Konzerte im In- und Ausland und Einladungen zu internationalen Festivals führten das Ensemble nach Frankreich, in die
Schweiz (Montreux), nach Italien, in die Türkei, nach Österreich,
Spanien, Zypern, Polen, Tschechien, Griechenland, Malta,
Brasilien und in die USA. Zahlreiche CD-Produktionen und die
Zusammenarbeit mit SolistInnen und Dirigenten wie Christopher Hogwood, Dietrich Fischer-Dieskau, Mischa Maisky,
Mario Venzago, David Geringas, Michel Plasson, Mirijam Contzen,
Julia Fischer, Julia Varady, Mstislaw Rostropowitsch, Kontantin
Lifschitz, Dave Brubeck, Chick Corea, aber auch mit Persönlichkeiten wie Walter Jens und Norbert Blüm zeugen von der
hohen Qualität des Ensembles. Im Januar 2009 wurde Reinhard
Goebel zum 1. Gastdirigenten der bayerischen kammerphilharmonie ernannt.
CD-Einspielungen liegen inzwischen bei den wichtigsten europäischen Labels vor und wurden von der internationalen
Fachwelt mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter der
„Diapason d’or“ für die 2007 entstandene CD „Mozart in Paris“
mit Reinhard Goebel. Im Oktober 2008 erhielt das Orchester
den ECHO Klassik für die Arien-CD „Armida“ mit der Sopranistin
Annette Dasch. Im Jahr 2010 erschien die von der internationalen Kritik viel beachtete CD „Mozart in Italien“ mit der Geigerin
Mirijam Contzen unter der Leitung von Reinhard Goebel.
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Sergey Dogadin
Jürgen Grözinger (DJ Gagarino)
Sergey Dogadin stammt aus einer traditionsreichen Musikerfamilie. 1988 in St. Petersburg geboren, begann er mit
fünf Jahren mit dem Violinspiel. Die Professoren waren:
L. Ivashchenko, V. Ovcharek, A. Dogadin (sein Vater) sowie
B. Kushnir und Z. Bron. 2012 beendete Sergey Dogadin sein
Studium am St. Petersburger Konservatorium.
Seit Januar 2012 studiert er in Gstaad (Schweiz) an der
Internationalen Menuhin Musik Akademie bei Maxim Vengerov.
Beim ARD-Wettbewerb in München 2009 erhielt er den Preis
für die beste Interpretation eines Violinkonzerts von Mozart.
Sergey Dogadin ist Stipendiat des Russischen Kultusministeriums, der Stiftung „New Names“, der Stiftung „C. Orbelian
International Culture Exchange“ und wurde 2003 mit dem
„Termirkanov Preis“ und 2008 mit dem Preis des Russischen
Präsidenten ausgezeichnet.
Er spielte u. a. Konzerte in Deutschland, Frankreich, Italien, der
Schweiz, den Niederlanden und England. Dabei begleiteten ihn
das Royal Philharmonic Orchestra, das Budapest Symphony
Orchestra, die Berliner Symphoniker, die St. Petersburger Philharmoniker, die Nationale Philharmonie Russland, das Münchener Kammerorchester, das English Chamber Orchestra, die
Polnische Kammerphilharmonie, etc.
Sergey Dogadin arbeitete mit Dirigenten wie Valery Gergiev,
Vladimir Ashkenazy, Yuri Simonov, Vladimir Spivakov, Vasiliy
Petrenko, Muhay Tang und anderen zusammen. Er spielt eine
Geige von Giovanni Battista Guadagnini aus dem Jahr 1758.
Der Name erinnert nicht zufällig an den ersten Menschen im
kosmischen Raum: Gagarinos DJ-Lounge Konzept steht für
Kommunikation, für Überwindung, ein Auflösen von Barrieren
zwischen Gattungen, Sparten, Stilen! Musik ist hier Vehikel, um
einen Ort zu schaffen, der sensibel macht. Der musikalische
Bogen spannt sich in Gagarinos Sets von klassischer Musik bis
zu innovativen modernen elektronischen Tunes. Musikalisches
Erleben zwischen Klassik, stilvollem Jazz, elegantem Pop, intelligenter World Music sowie innovativem Clubsound.
Gagarino ist regelmäßig DJ beim renommierten Projekt „Yellow
Lounge“ (Deutsche Grammophon/Universal Music ) und in die
renommiertesten Berliner Clubs eingeladen. Gemeinsame
Auftritte fanden dort mit internationalen Starkünstlern der
Klassik-Szene wie z. B. Hilary Hahn, Janine Jansen, Albrecht
Mayer oder dem Emerson String Quartett u. v.m. statt.
Ungewöhnliche Party- & Lounge-Konzepte entwickelte er für
die Komische Oper Berlin, die Kasseler Musiktage, die ProMusica-Konzerte in Hannover und die Württembergische
Philharmonie Reutlingen, wo er im Zusammenspiel mit dem
Orchester die Philharmonic Nights gestaltet. Er ist Teil des
WorldMusic Projekts „Trans-Formation“ und spielt als DJ – über
den Klassik-Rahmen hinaus – auch im eleganten Club- und BarKontext.
Mozartiana-Quartett
Das Mozartiana-Quartett wurde im Sommer 2010 gegründet
und beschäftigt sich neben klassischem Repertoire vermehrt
mit moderner Literatur und Aufführungspraxis. Meisterkurse
und Kammermusikunterricht erhielt das Ensemble von renommierten Künstlern, u. a. Julius Berger, dem Apollon Musagete
Quartett und dem Henschel Quartett. Im Jahr 2011 wirkte das
Mozartiana Quartett bei folgenden Veranstaltungen mit:
Komponisten-Portrait Peter Michael Hamel, Auftritte im
Rahmen des Augsburger Musikfestival Mozartiade, Konzert im
Frankfurter „Römer“ zur Preisverleihung des Internationalen
Alois-Kottmann-Preises für Senta Kraemer, KomponistenPortrait Manuela Kerer im Kleinen Goldenen Saal in Augsburg.
Senta Kraemer ist Violindozentin am Leopold-Mozart-Zentrum
Augsburg, Hedwig Gruber (Masterstudiengang bei Christoph
Henschel), Oscar Alba-Merchan (Masterstudiengang beiLudwig Schmalhofer) und Tobias Hoffmann (Bachelorstudien-gang
bei Julius Berger) vervollständigen das Ensemble.
Veit Hertenstein
Der Bratschist Veit Hertenstein, geboren 1985 in Augsburg, ist
Gewinner des Ersten Preises der Young Concert Artists International Auditions 2011 und einer der spannendsten Musiker,
die sich in den letzten Jahren auf diesem Instrument einen
Namen gemacht haben. Das Solistendiplom erwarb er 2009 in
Genf, wo er mit der Bratschistin Nobuko Imai sowie mit Miguel
da Silva, dem Bratschisten des Ysaye Quartetts, arbeitete.
Er trat u. a. beim Menuhin Festival in Gstaad sowie 2009 und
2010 beim Verbier Festival auf, wo er mit dem „Henri Louis de la
Grange“ – dem Spezialpreis für Bratschisten – ausgezeichnet
wurde. 2010 tourte er mit der berühmten Geigerin Midori durch
Japan. Sein New Yorker Debut gibt Veit Hertenstein in der
Merkin Hall. In der nächsten Saison debütiert er u. a. auch im
Kennedy Center, Washington D.C.
Neben einem Bratschenkonzert, das von Pro Helvetia für ihn
beim Schweizer Komponisten Nicolas Bolens in Auftrag gegeben wurde, gewann Veit Hertenstein auch zahlreiche wichtige
Wettbewerbe. So im Jahr 2009 als erster Bratschist überhaupt
den im Jahr 1969 von Sir Yehudi Menuhin gegründeten New
Talent Competition der European Broadcasting Union, was zu
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Radiosendungen auf der ganzen Welt führte. Bereits 2007 gewann er als erster Bratschist den Orpheus-Wettbewerb in
Zürich, der ihm seine Debüt-CD bei Euro-Classics ermöglichte.
Er gab zudem schon Meisterkurse in Tokio und am Konservatorium Shanghai. Veit Hertenstein spielt eine Bratsche von
David Tecchler, Rom 1701.
Reinhard Kammler
Reinhard Kammler studierte an der Staatlichen Hochschule für
Musik in München. Bereits während seiner Studienzeit gründete er die Augsburger Domsingknaben und war Stipendiat des
Deutschen Musikrates. Nach langjähriger Tätigkeit als Domorganist wurde er zum Augsburger Domkapellmeister ernannt.
Für seine Verdienste um den Aufbau der Augsburger Domsingknaben und um die Pflege der musica sacra erhielt er mehrere
Auszeichnungen, u. a. den Päpstlichen Silvesterorden und das
Bundesverdienstkreuz. Er gehört dem Ritterorden vom Heiligen
Grab zu Jerusalem an. Zusammen mit den Augsburger Domsingknaben wurde Reinhard Kammler mit dem „Bayerischen
Poetentaler“ und dem Kulturpreis der Bayerischen Volksstiftung
ausgezeichnet.
Dirk Kaftan
Dirk Kaftan studierte an der Musikhochschule Detmold und war
nach ersten Engagements in Trier und Münster 1. Kapellmeister
und stellvertretender Generalmusikdirektor am Theater Bielefeld und in Dortmund. Von 2006 bis 2009 war er als 1. Kapellmeister und Stellvertreter des Chefdirigenten an der Grazer
Oper engagiert, wo er u. a. die Neuproduktionen von „Tannhäuser“, „Rigoletto“, „Der fliegende Holländer“, „Der Freischütz“, „Alcina“, „Lucia di Lammermoor“, „Die Liebe zu den
drei Orangen“ und „Wozzeck“ dirigierte. Für die Uraufführung
der Oper „Ahasver“ von Volker David Kirchner wurde er 2001
von der Zeitschrift „Opernwelt“ zum ‚Dirigenten des Jahres‘
gewählt. Seit 2010 ist Dirk Kaftan GMD am Theater Augsburg.
Er setzt sich hier besonders für innovative Jugendprojekte ein
und dirigierte außerdem neben zahlreichen Sinfoniekonzerten
auch die Opernproduktionen „Don Carlos“, „Der ferne Klang“
und „Turandot“.
Tinka Kleffner
Tinka Kleffner, 1970 in Fribourg / Schweiz geboren, begann
ihre Laufbahn als Schauspielerin 1994 in München parallel zu
ihrem Sprachen- und Dolmetscherstudium. Nach zahlreichen
Produktionen national und international eröffnete sie 1999 mit
einem Künstlerkollektiv das Münchner Theater „theater ... und
so fort“. Weitere Engagements für Sommertheater und an
Münchner Bühnen folgten. 2010 beeindruckte sie in Augsburg
als Ruth Berlau in Peter Hugges „Verbrannt“. Sie wirkt in zahlreichen Hörbuchproduktionen mit und arbeitet als Schauspielerin, Texterin und Ghostwriter.
Leopold Mozart Kammerorchester
Das Leopold Mozart Kammerorchester erarbeitet sich seit mehreren Jahren systematisch die Musik von Leopold und Wolfgang
Amadé Mozart sowie deren Zeitgenossen. Im Rahmen der
Konzertreihe PROJEKT MOZART SINFONIEN werden seit 2006
sämtliche Sinfonien von W. A.Mozart zur Aufführung gebracht.
Als Richtschnur dient dabei die Chronologie der Briefe.
Vorgetragen von Sprecher Wolf Euba gewähren diese einen
lebendigen Eindruck von den Reisestationen der Familie Mozart
sowie von der Entstehungsgeschichte einzelner Werke. Mit jungen Solisten und frischen Interpretationen lässt das Leopold
Mozart Kammerorchester die Aufführung zu einem Erlebnis für
die ganze Familie werden.
Der künstlerische Leiter des LMKO, Heinz Schwamm, studierte
Geschichte, Musikwissenschaft und Violine. Seit Jahrzehnten
beschäftigt er sich intensiv mit Historischer Aufführungspraxis,
wirkte bei renommierten Originalklangorchestern mit und gab
als Gründungsmitglied des „ensemble für frühe musik augsburg“
seit 1976 zahlreiche Konzerte mit mittelalterlicher Musik in
ganz Europa.
The Likely Lad
The Likely Lad aka Jan Hassold bringt seit Jahren als Resident
DJ im Weißen Lamm die Tanzbeine zum schwingen wie kein
zweiter. Als immer perfekt gestylter Dandy mit einem besonderen Gespür fürs Publikum und einer vollbepackten Plattentasche
ist er stets der richtige Mann, wenn es um eine gute Party geht.
Musikalisch ist er vor allem im Bereich Indie, Britpop, 80's und
60's zuhause. Cheers Lad!
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Margot Oitzinger
Margot Oitzinger, geboren in Graz, studierte Sologesang an der
Universität für Musik und darstellende Kunst in ihrer Geburtsstadt. Sie absolvierte Meisterkurse bei Emma Kirkby und Peter
Kooij und ist Preisträgerin des Internationalen Johann-Sebastian-Bach Wettbewerbes in Leipzig 2008 und des Internationalen
Barockgesangswettbewerbs in Chimay (Belgien) 2006.
Ihr Repertoire reicht u. a. von den Werken Bachs und Händels
mit Schwerpunkt auf Oratorium über Mozart und Haydn bis zur
Romantik und Moderne. Sie war bislang mit Orchestern wie
dem Concerto Copenhagen, dem L’Orfeo Barockorchester, dem
Dunedin Consort and Players, der Wiener Akademie oder Le
Concert Lorrain zu hören.
Neben zahlreichen Chanson- und Liederabenden, dem Festival
Crete Senesi unter Philippe Herreweghe (Brahms), war sie v. a.
in Barockopernpartien in der Kammeroper Graz, Kammeroper
Wien, bei den Donaufestwochen auf Schloss Greinburg und der
Styriarte zu sehen. Margot Oitzinger tritt bei Festivals wie dem
Händelfestival in Halle, Bachfest Leipzig, le festival de musique
de La Chaise Dieu, dem Bachfest Salzburg oder der Styriarte
auf. Ihre Konzert-, Liederabend- und Opernauftritte fanden bis
dato in ganz Österreich statt, sowie auch in Italien, Deutschland,
Schweiz, England, Frankreich, Bulgarien, Philippinen und
Singapur.
Hugo Oliveira
Geboren in Lissabon, studierte Hugo Oliveira zunächst an der
dortigen Escola Superior de Música und später am Koninklijk
Conservatorium in Den Haag als Stipendiat der Calouste
Gulbenkian Foundation. 2009 gewann Oliveira den Ersten Preis
beim 3. Gesangswettbewerb der Portuguese Rotary Foundation
sowie beim Stichting Nederlands Vocalisten Presentatie in den
Niederlanden. 2011 folgte der Dritte Preis beim Luisa Todi
Gesangswettbewerb. Mit dem Porto Opera Studio führte er u. a.
Glucks „L’Ivrogne Corrige“ auf. 2006 brachte er am Barbican
Centre in London mit dem London Symphony Orchestra HeinzKarl Grubers „Frankenstein!“ unter der Leitung von FrançoisXavier Roth zur Aufführung. Er sang auch in Wagners „Lohengrin“ (Dritter Edler) unter Jaap van Zweden bei der prestigeträchtigen NPS-Opernserie im Concertgebouw Amsterdam.
2010 übernahm er beim Festival in Aix-en-Provence die Titelrolle in „Un Retour“ von Oscar Strasnoy. Zu Oliveiras weiteren
Opernaufführungen zählen u. a. Mozarts „Le Nozze di Figaro“
(Figaro), Ravels „L'enfant et les Sortilèges“ (Fauteuil) und
Purcells „Dido and Eneas“ (Eneas).
In der Gattung des Oratoriums reicht sein Repertoire von barocken bis zu zeitgenössischen Werken und umfasst beispielsweise Mozarts und Brahms’ Requiem oder Stravinskys „Pulcinella“
(Martin Andrè).
Hugo Oliveira trat bereits gemeinsam mit Jordi Savall (Les
Concert des Nations), Enrico Onofri (Divino Sospiro), Keneth
Weiss und Lawrence Cummings auf.
Prometeo Quartett
Das Prometeo Quartett gründete sich 1993 aus Mitgliedern des
Orchestra Giovanile Italiana. Unterstützt von ihren Lehrern
Piero Farulli und Milan Skampa errang das Ensemble schnell
Anerkennung in Italien und vielen Ländern Europas. 1998
wurde das Streichquartett mit dem Ersten Preis beim Internationalen Streicher-Musikwettbewerb „Prager Frühling“ in Prag
ausgezeichnet und erhielt gleichzeitig den Bärenreiter
Spezialpreis für die beste und werkgetreueste Ausführung des
Streichquartett KV 590 von W. A. Mozart. Außerdem erhielt das
Ensemble den Preis der Stadt Prag als ‚Bestes Quartett‘ und den
Preis Pro Harmonia Mundi. Spätestens seitdem begegnen sich
Österreich und Italien in dem anspruchsvollen Programm des
Ensembless. Es hat sich international aber vor allem auch mit
seinem besonderen Engagement für die neue Musik seines Heimatlandes etabliert.
Konzertreisen führten das Ensemble mittlerweile durch ganz
Europa. Aufgenommen hat das Prometeo Quartett die Streichquartette von Robert Schumann, Alfred Schnittke, Vitezslav
Novak und Hugo Wolf.
Linus Roth
Linus Roth gehört zu den interessantesten Musikern der jüngeren Generation. 2006 wurde er für seine EMI Debut CD mit
dem Echo-Klassik-Preis der Deutschen Phonoakademie als
„Bester Nachwuchskünstler“ ausgezeichnet.
Nachdem Linus Roth die Vorklasse von Prof. Nicolas Chumachenco an der Musikhochschule Freiburg besucht hatte, studierte er erst bei Prof. Zakhar Bron. Darauf folgten weitere
Studienjahre bei Prof. Ana Chumachenco an den Musikhochschulen Zürich und München. Während seiner Studienzeit war
er Stipendiat der Anne-Sophie Mutter-Stiftung.
Als Konzertsolist macht sich Linus Roth mehr und mehr einen
Namen. Er trat u. a. auf mit dem Orchester der Staatsoper Stuttgart auf, dem Münchner Kammerorchester, den Radiosinfonieorchestern des SWR und Berlin, Royal Liverpool Philharmonic
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Orchestra, Wiener Kammerphilharmonie, Berner Sinfonieorchester und dem Brucknerorchester Linz. Zu den Dirigenten,
mit denen er zusammenarbeitete, gehören u. a. Gerd Albrecht,
Herbert Blomstedt, Andrey Boreyko, Dennis Russell Davies,
Hartmut Haenchen und Antoni Wit.
Linus Roth wurde mehrfach ausgezeichnet, er erhielt u. a. 1995
den 1. Preis des Internationalen Violinwettbewerbes Novosibirsk, 1997 den 2. Preis des Internationalen Musikwettbewerbs
„Joseph Szigeti“, 2003 den 1. Preis des Deutschen Musikwettbewerbs und im gleichen Jahr den Sonderpreis des Schumannhauses Bonn für die beste Interpretation eines Werks von
Schumann.
Seit 1997 spielt Linus Roth die Stradivari „Dancla“ aus dem Jahr
1703, eine freundliche Leihgabe der Musikstiftung der L-Bank
Baden-Württemberg, Deutschland.
Steuart Pincombe
Steuart Pincombe absolvierte am Oberlin Conservatory of Music
(USA) bei Darrett Adkins ein Studium am modernen Violoncello
(Bachelor of Music) sowie bei Catharina Meints ein Studium
an der Viola da gamba und am barocken Violoncello (Master
of Music). Er konzertierte auf international renommierten
Bühnen, u. a. beim Boston Early Music Festival, in der Carnegie
Hall, beim Bruges Early Music Festival, Klang und Raum sowie
im Amsterdam Concertgebouw. Daneben veröffentlichte er eine
Einspielung der Suiten für Cello solo von J. S. Bach auf zwei CDs
und nahm Neue Musik für das Label Centaur auf.
Zu Pincombes Lehrtätigkeiten gehören Technik-Workshops und
Meisterkurse an verschiedenen Institutionen wie u. a. dem
Gordon College, der University of California Domingez Hills
und der Missouri State University (MSU). Zudem hielt er
Gastvorträge am MSU, an der Oral Roberts University und am
Oberlin Conservatory of Music. Er ist Mitglied der Fakultät
für Cello des Credo Chamber Music Festival und außerdem
als Dozent, Historiker und Künstler beim Festival Paradiso in
Kalifornien tätig.
Zudem ist Pincombe Cellist des Credo Trio, spielt das Barockcello
und die Viola da gamba bei „The Bach Project“ sowie das
Barockcello in Apollo’s Fire: The Cleveland Baroque Orchestra.
Alexander Rosenblatt
Alexander Rosenblatt wurde 1956 in Moskau in einer musikalischen Familie geboren. Er absolvierte das Moskauer Konservatorium als Konzertpianist und Komponist und ist Mitglied im
Russischen Komponistenverband. Alexander Rosenblatt hat
unter anderem sechs Konzerte für verschiedene Soloinstrumente
(Geige, Horn, Klavier, Oboe, Cello) und Sinfonieorchester, ein
Sextett für Bläserquintett und Klavier, eine Kantate für gemischten Chor und Bläserquintett, Bilder aus der ortodox-russischen
Geschichte „Jaroslav Mudrij“ (Jaroslav der Kluge) für Sinfonieorchester, gemischten Chor, Knabenchor und vier Solisten, drei
Klaviersonaten, eine Suite für Sinfonieorchester „Music Alice
Land“, Variationen über Themen von Chopin, Paganini, Bizet
für Klavier, Lieder, Choral- und andere Kompositionen veröffentlicht. Seit 2010 steht er unter Exklusiv-Vertrag beim Verlag
Schott Music. Weltberühmte Interpreten wie der Cellist Jojo
Ma, Pianisten Nikolai Lugansky und Marc Andre Hamelin führen regelmäßig seine Werke auf. Die Werke von Alexander
Rosenblatt erscheinen regelmäßig bei verschiedenen Labels wie
SONYMUSIC, Deutsche Grammophon, Solo Musica, u. a.
Schwäbisches
Jugendsinfonieorchester
Das Schwäbische Jugendsinfonieorchester zählt zu den führenden Jugendorchestern in Süddeutschland. Seit seiner Gründung
1959 durch Richard Maier ist es zu einem großen Sinfonieorchester angewachsen. Eine beträchtliche Anzahl Ehemaliger
gehört heute bedeutenden Orchestern an. Zweimal im Jahr
kommt das Orchester zu Probenphasen zusammen. Es widmet
sich v. a. der großen Orchesterliteratur des 19. Jahrhunderts
und – seit Christian Pyhrr 1994 die künstlerische Leitung übernommen hat – auch zunehmend des 20. Jahrhunderts.
Garant für die in den Konzertprogrammen stets beachtlichen
spieltechnischen und musikalischen Leistungen ist die seit vielen Jahren konstante Gruppe der Dozenten. Das Orchester
wurde wiederholt zu Gastkonzerten verpflichtet, u. a. zu einem
Festkonzert zum internationalen Richard-Wagner-Kongress, zu
den Ottobeurer Basilika-Konzerten, zum Partnerschaftsjubiläum
des Bezirk Schwaben mit dem Departement Mayenne in Laval.
2006 trat das SJSO unter dem Motto „Mordnacht Mozart“ im
Kurhaustheater Augsburg auf. Moderiert wurde das Konzert von
Herbert Feuerstein. Ein weiterer Höhepunkt unter der Leitung
von Christian Pyhrr war die Aufführung von Joseph Haydns
„Die Schöpfung“ im Jubiläumsjahr des Orchesters. Ab der Herbstarbeitsphase 2012 wird Allan Bergius neuer künstlerischer
Leiter von „Schwabens jüngstem aber größtem Sinfonieorchester“.
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David Schöndorfer
Malwina Sosnowski
Geboren 1991 in Königsbrunn, ist David Schöndorfer seit
September 2006 Jungstudent bei Professor Harald Harrer am
Leopold-Mozart-Zentrum der Universität Augsburg. Zusätzlich
bekommt er Unterricht von Manfred Preis (Berliner Philharmoniker) und Georg Arzberger (Deutsche Oper Berlin).
Er ist mehrfacher Preisträger bei „Jugend musiziert“ (Bundesebene) und erhielt 2010 und 2011 den Sparkassen-Sonderpreis
für „herausragende Ensemble-Leistung“.
2010 trat er mit dem SARAS-Quintett (Stipendium des Deutschen Musikrates) beim Musikfestival Mecklenburg-Vorpommern im Rahmen der Konzertreihe „Junge Elite“ auf. 2011 erhielt er mit dem Fagottisten Mathis Stier den Klassikpreis der
Stadt Münster und des WDR und wurde zudem mit dem Anerkennungspreis zum Kulturpreis seiner Heimatstadt Königsbrunn ausgezeichnet.
Von 2008 bis 2010 war er Mitglied im Bayerischen Landesjugendorchester unter den Dirigaten von Andrés OrozcoEstrada, Christian Vásquez und Mariss Jansons. Im März 2011
wurde er als Stipendiat bei „Yehudi Menuhin Live Music Now
e. V.“ in Augsburg und München aufgenommen.
Er absolvierte Gastspiele als Soloklarinettist u. a. beim Sinfonischen Blasorchester Ober-/Niederbayern und der Max-Planck
Philharmonie in München. Konzertreisen führten ihn u. a. nach
Berlin, Frankreich und in die USA.
Malwina Sosnowski, eine der „begabtesten, aber auch profundesten jungen Violinsolisten der Schweiz“ (so Benjamin Schmid)
trat mit 6 Jahren erstmals öffentlich im Fernsehen mit ihrer
Geige auf. Das Jungtalent, Schweizerin mit Polnischen Wurzeln,
studierte am Curtis Institute of Music Philadelphia und der
Hochschule der Künste Bern (Solistendiplom mit Auszeichnung
2011) bei Ida Kavafian und Benjamin Schmid. Als Solistin konzertierte Malwina Sosnowski in den vergangenen Jahren mit
den besten Orchestern der Schweiz, mit dem Deutschen Kammerorchester Berlin in der Philharmonie Berlin und On-Tour in
Japan, Südamerika und in den USA. Radio- und Fernseh-aufnahmen für WQXR New York, Radio France, Espace 2 und BBC.
Unbekannte Werke und außergewöhnliche Projekte sind Malwina Sosnowskis Leidenschaft. Violinkonzerte von Bohuslav
Martinu, C. A. Hartmann’s „Concerto funèbre“, sowie die musikalische Hauptrolle im Film „Shana“ (Kinostart: 2013) sind
aktuelle Herausforderungen. Am Menuhin Festival Gstaad, am
Festival „Young Artists in Concert Davos“ sowie am Kammermusikfestival in Sligo / Irland konzertierte sie 2012 als Kammermusikerin unter anderem mit Nicolas Altstaedt und Mitgliedern
des Vogler Quartetts. Malwina Sosnowski ist Preisträgerin des
Internationalen Tibor Varga Violinwettbewerbs 2010, des
Verbier Festival Academy Violin Awards 2009 sowie des
Kulturpreises ihres Heimatorts Riehen. Sie ist Stipendiatin des
PE-Förderkreises Mannheim e. V. und Migros-KulturprozentSolistin.
Sebastian Seidel
1971 in Ulm geboren, studierte Sebastian Seidel Germanistik,
Philosophie und Geschichte an der Universität Augsburg und
der State University of New York (Albany) und promovierte über
Robert Musils Roman „Der Mann ohne Eigenschaften“. Er arbeitet als Theaterleiter, Regisseur und Dramatiker. Er gründete
und leitet das s’ensemble Theater in Augsburg, eine freie Bühne
für zeitgenössische Dramatik. Seine Theaterstücke werden im
gesamten deutschsprachigen Raum gespielt. Außerdem ist er
tätig als Lehrbeauftragter der Universität Augsburg, als Amateurtheaterberater des Bezirk Schwaben und als 2. Vorstand des
Berufsverbandes „Freie Darstellende Künste in Bayern“.
David Stern
David Stern ist Musikdirektor der Israel Opera und des
Ensembles Opera Fuoco in Paris. Der gebürtige New Yorker
dirigiert sowohl Barockmusik wie auch Musik aus späteren
Epochen. In den beiden ersten Spielzeiten an der Israel Opera
realisierte Stern zwei zeitgenössiche israelische Opern von
Josef Bardanshvilli und Gil Shochat, zu den zukünftigen Projekten am Haus zählen Verdis „Falstaff“, Strauss’ „Die Frau ohne
Schatten“, Bergs „Wozzeck“ und Brittens „The Turn of the
Screw“. Im Jahr 2003 gründete David Stern das Ensemble
Opera Fuoco, das auf historischen Instrumenten spielt und
regelmäßig u. a. im Concertgebouw in Amsterdam, beim Lucerne Festival sowie beim Festspiel St. Gallen auftritt. Jüngst
feierte das Ensemble großen Erfolg in Leipzig mit einer
Wiederaufführung von J. C. Bachs „Zanaide“, im Anschluss tourte
Opera Fuoca mit einer konzertanten Fassung unter der Leitung
von David Stern durch Europa.
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2012 ging David Sterns Zeit als Musikdirektor in St. Gallen zu
Ende. Mit furiosem Erfolg dirigierte er hier den „Wozzeck“,
„Madame Butterfly“ sowie „Manon“, eine Neuauflage von
Simone Mayrs „Medea in Corinto“. Zu den Höhepunkten des
kommenden Konzertjahres zählen das Debüt mit dem Wiener
Sinfonie-Orchester und Haydn di Bolzano. Auch dirigiert er
erneut das Wiener Kammerorchester, die Hong Kong Philharmonic sowie das Ulster Orchestra.
Katja Stuber
Geboren in Roding, studierte Katja Stuber zunächst an der
Hochschule für Musik und Theater München bei Christian
Gerhaher. In München besuchte sie die Oratorien- und
Liedklassen von Christoph Hammer, Juliane Banse und Helmut
Deutsch. Im April 2011 beendete sie ihr Meisterklassenstudium
in Saarbrücken bei Ruth Ziesak. Aktuell arbeitet sie mit Margret
Honig in Amsterdam. In der Spielzeit 2009 / 10 war die Sopranistin am Staatstheater am Gärtnerplatz engagiert. Im Sommer
2011 feierte Katja Stuber ihr viel beachtetes Debüt bei den 100.
Bayreuther Festspielen (Partie des Jungen Hirten) in einer Neuinszenierung von Richard Wagners „Tannhäuser“ unter musikalischer Leitung von Thomas Hengelbrock. 2012 war sie in der
gleichen Partie unter Christian Thielemann zu hören. Als KonzertSolistin musizierte Katja Stuber bereits mit dem Münchner
Rundfunkorchester, den Münchener Symphonikern, den Stuttgarter Philharmonikern, Concerto Köln u. a., und sang unter namhaften Dirigenten wie z. B. Gabriel Feltz, Helmut Rilling und
Lothar Zagrosek. In der Saison 2012 / 13 wird Katja Stuber in
Bachs Johannespassion mit dem NDR Sinfonieorchester sowie
in konzertanten Aufführungen des „Parsifal“ (1. Blumenmädchen) u. a. in Essen und am Teatro Real in Madrid zu hören sein.
Bei SONY, Oehms-Classic und Naxos erschienen Opernaufzeichnungen und Konzertmitschnitte. Seit 2007 wird Katja Stuber
von der Organisation „Yehudi Menuhin Live Music Now e. V.“
gefördert. 2008 erhielt sie zudem ein Stipendium des Deutschen
Bühnenvereins.
Siri Karoline Thornhill
Siri Karoline Thornhill begann ihr Gesangsstudium in ihrer
Heimatstadt Stavanger in Norwegen und absolvierte ihr
Masterstudium in Barockgesang bei Diane Forlano, Rita Dams
und Marius van Altena an der Musikhochschule in Den Haag.
Sie nahm an Meisterkursen bei Christina Deutekom, Elly Ameling und Anna Reynolds teil.
Ihre rege Konzert- und Operntätigkeit umfasst das Repertoire
von Alter Musik bis zur Musik des 21. Jahrhundert. So arbeitete
sie mit Ton Koopman, Phillippe Herreweghe, Thomas Hengelbrock, Gottfried von der Goltz, Jos van Veldhoven, Andreas
Spering und Sigiswald Kuijken zusammen und trat bei Festspielen wie den Händel-Festspielen Göttingen und Halle,
Rheingau Musikfestival, Tage Alter Musik Regensburg, Festival
de Printemps Monte Carlo, Festival de L’Opera Beaune und
Festival Brügge auf. Sie hat mit namhaften Ensembles wie
Freiburger Barockorchester, Collegium Vocale Gent, Nederlandse
Bachvereniging, Apollo Ensemble, L’Orfeo Barockorchester Linz
und Balthasar Neumann Ensemble gesungen.
Siri K. Thornhill sang in Opernproduktionen an der Komischen
Oper Berlin, Theater Freiburg und Oper Halle. Viele Rundfunk-,
CD- und Fernsehaufnahmen, u. a von Händels Messias, Bachs
h-Moll-Messe und Johannes- wie Matthäus-Passion, Telemanns
„Der Tod Jesu“, Brahms Requiem, Mozarts Requiem und Haydns
„Die Schöpfung“ belegen ihre Erfolge.
Elizabeth Wallfisch
Elizabeth Wallfisch zählt zu den führenden Interpreten barocker und klassischer Geigenmusik. Aufgrund ihrer herzlichen
und sprühenden Persönlichkeit und ihrer unverkennbaren
Musikalität ist sie bei Publikum und Orchestern sehr beliebt.
Ihre wagemutige und spontane Herangehensweise an die Musik lassen ihre Auftritte zu mitreißenden Erlebnissen werden.
Maßgeblich und zukunftsweisend für ihre Kreativität war dabei
unter anderem ihre Zeit mit dem Purcell-Quartet und mit dem
Locatelli-Trio.
Sie ist aber nicht nur eine gefeierte Interpretin von Geigenmusik
des 17. und 18. Jahrhunderts, sondern auch eine begeisternde
Ensembleleiterin. Dabei leitete sie mit ihrer Geige bereits viele
weltbekannte Ensembles und Orchester für historische wie
moderne Instrumente, so u. a. De Nederlandse Bachvereniging,
das L'Orfeo Barockorchester, Raglan Baroque, das St. Paul
Chamber Orchestra, das Vancouver Symphony Orchestra und
das Leipziger wie das Stuttgarter Kammerorchester.
2008 gründete sie die Wallfisch Band, ein ausgezeichnetes
Orchester mit hervorragenden Interpreten Alter Musik, deren
Leitung sie ebenfalls übernahm.
Neben den Konzerten bietet auch die große und beeindruckende Diskografie Elizabeth Wallfischs einen Einblick in ihr
breitgefächertes musikalisches Oeuvre. Darüberhinaus setzt sie
sich wissenschaftlich mit fundamentalen Aspekten des barocken Geigenspiels auseinander. So verfasste sie „The Art of Playing Chin-Off for the Brave and the Curious“ – die Kunst des
Geigenspiels weg vom Kinn.
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Wallfisch Band
Bruno Weil
Die 2008 von der gefeierten Barockgeigerin Elizabeth Wallfisch
gegründete Wallfisch Band ist ein außergewöhnliches und einzigartiges internationales Ensemble für Alte Musik.
Die Wallfisch Band bietet unter der Leitung Elizabeth Wallfischs
eine spannende Plattform für junge Musiker, ihr Können zu
präsentieren und ihre musikalischen Fähigkeiten weiter zu entwickeln. Sie führt junge Talente aus verschiedenen Ländern mit
erfahrenen, international renommierten Musikerpersönlichkeiten wie u. a. dem Cellisten Jaap ter Linden, der Geigerin Susan
Carpenter-Jacobs oder dem Cembalisten und Organisten AlbertJan Roelofs zusammen. Dabei bietet das Ensemble ein breites
Repertoire mit Werken vom frühen Barock bis zur späten
Klassik.
2010 tourte die Wallfisch Band durch Neuseeland und Australien, sowie unter der Leitung des legendären Gustav Leonhardt durch Großbritannien und die Niederlande. 2011 fanden
Konzerte mit Bruno Weil (Stravinskys Pulcinella) und der
Sopranistin Johannetta Zomer (u. a. Werke von W. A. Mozart)
statt – aufgezeichnet und ausgestrahlt vom Niederländischen
Rundfunk. Das Ensemble nahm auch bei den Internationalen
Simon Mayr Festspielen in Ingolstadt einen besonderen Rang
ein und trat bereits in der Orangerie des Potsdamer Sans SouciPalastes auf.
2011 spielte die Wallfisch Band die dritte CD einer Reihe für
CPO ein, die seit Mai 2010 erscheint und von Presse, Kennern
und Liebhabern begeistert aufgenommen wurde.
Bruno Weil hat sich sowohl als Gastdirigent bedeutender internationaler Orchester als auch in zahlreichen CD-Aufnahmen
den Ruf als einer der weltweit führenden Dirigenten auf dem
Gebiet der Wiener Klassik erworben. Er dirigierte u. a. die Berliner und Wiener Philharmoniker, die Dresdner Staatskapelle,
die Wiener Symphoniker und das Boston Symphony Orchestra.
Als Meisterschüler von Hans Swarowsky kam der Preisträger
verschiedener Internationaler Wettbewerbe als damals jüngster
Generalmusikdirektor Deutschlands nach Augsburg. Bis Ende
2001 war Bruno Weil anschließend Generalmusikdirektor der
Stadt Duisburg, seit 2003 ist er künstlerischer Leiter der
Cappella Coloniensis. Außerdem ist er principal guest conductor des „Tafelmusik Orchestra“ Toronto und der Wallfisch Band
London. Für seine Einspielung der Beethoven Sinfonien Nr. 5
und 6 mit diesem Orchester erhielt er 2006 den „Juno Award“.
Bruno Weil dirigierte Opernproduktionen u. a. an der Wiener
Staatsoper, an der Deutschen Oper Berlin und an der Dresdner
Semper-Oper. Seit 1982 war er ständiger Gast bei den Salzburger
Festspielen. Als Gründer und Künstlerischer Leiter des Musikfestivals Klang & Raum im Kloster Irsee / Allgäu schuf Bruno
Weil ein internationales Forum für Konzerte auf Originalinstrumenten, das alljährlich die Stars der Alten-Musik-Szene
präsentierte. Es endete im Jahr 2011. Seit Oktober 2001 unterrichtet Bruno Weil als Professor für Dirigieren an der Staatlichen
Hochschule für Musik und Theater in München.
Seine zahlreichen CD-Einspielungen wurden von der Kritik
begeistert aufgenommen. So wurde Bruno Weil 2010 für die
beste Aufnahme des 18. Jahrhunderts (Haydn Symphonien Nr.
93, 95, 96) bereits zum 5. Mal mit dem „Deutschen Schallplattenpreis – Echo Klassik“ ausgezeichnet.
Sophia Weidemann
1994 in Filderstadt geboren, wurde Sophia Weidemann mit 15
Jahren als Jungstudentin an der Musikhochschule in Stuttgart
bei Professor Florian Wiek angenommen. Sie ist mehrmalige
Preisträgerin bei „Jugend musiziert“, u. a. in den Kategorien
Klavier Solo (2011), Klavier-Duo (2009) und Klavier-Trio (2010).
Außerdem ist sie Preisträgerin beim Tonkünstler-Wettbewerb
(2006, 2007, 2009, 2011) und beim Matthaes-Wettbewerb (2005,
2007). Im Frühjahr 2011 flog sie mit einem Orchester aus Filderstadt nach Chicago, um dort das Klavierkonzert in g-Moll von
Felix Mendelssohn aufzuführen.
Highlights des Augsburger
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Mozartfests auf CD
Wir danken den Sponsoren und Förderern
des 61. deutschen Mozartfestes
Mit unterstützung des Kulturprogramms
der europäischen union 2007 – 2013
SOLOSONATEN UND TRIOS
VON LEOPOLD MOZART
Christine
Schornsheim
Sebastian Hess
Rüdiger Lotter
Partner
OC 860
2 CDs – Digipack
MEHR MUSIK! wird gefördert durch die
Stadt Augsburg und die Stadtsparkasse
Augsburg. MEHR MUSIK! ist ein Projekt des
Theaters Augsburg.
IMPRESSUM
Kulturamt der Stadt Augsburg, Bahnhofstraße 18 1/3 a, 86150 Augsburg
Tel. +49(0)821/324-3253 oder -3259, Fax +49(0)821/324-3252
[email protected], www.mozartstadt.de
Künstlerische Leitung: Thomas Weitzel, Projektassistenz/Redaktion: Barbara Friedrichs
Mitarbeit: Marcel Stelter, Presse: Ingrid Erne, Friends PR (www.friends-media-group.de)
Gestaltung / Fotografie: KW Neun Grafikagentur
Fotos KünstlerInnen: Colin Balzer: Catherina Hess; Sergey Dogadin: Sigi Meller;
Bayerische Kammerphilharmonie: Josep Molina; Augsburger Philharmoniker: Nik Schölzl;
Linus Roth: www.wildundleise.de; David Stern: Sergei Bermeniev;
Katja Stuber: Christine Schneider; Siri Thornhill: Marco Borggreve;
Elizabeth Wallfisch / Wallfisch Band: Benjamin Ealovega
Redaktionsschluss: 14. September 2012
Druck: meisterdruck GmbH, Kaisheim
Mozart in Paris
Mozart in Italien
OC 705
OC 753
W.A. Mozart, Thomas Linley, Franz
La Motte, Venanzio Rauzzini,
Johann Adolf Hasse
bayerische kammerphilharmonie
Reinhard Goebel, Dirigent
Mirijam Contzen, Violine
J.Chr. Bach, Simon Le Duc,
Chevalier de Saint-George, PierreMontan Berton l’Ainé, W.A. Mozart
bayerische kammerphilharmonie
Reinhard Goebel, Dirigent
Yura Lee, Violine
v
www.oehmsclassics.de
Vertrieb: Naxos Deutschland (D) · Gramola, Wien (A) · Musikvertrieb, Zürich (CH)
MOZART VERBINDET / CONNECTS
WWW.MOZARTWAYS.COM
Salzburg
Mozart Woche
Januar / January
www.mozarteum.at
Brno
Amadeus Wettbewerb/
Competition
Ulrich Konrad
Wolfgang Amadé
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Februar / February
www.amadeusbrno.cz
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Bad Reichenhall
Salzburg
Mozartwoche
OPERNFÜH
RER KOMP
AKT
CLEME NS PROKO
P
Silke Leopold (Hg.)
Mozart-Handbuch
Mozart
Don Giovanni
www.mozarteum.at
März / March
www.bad-reichenhallerphilharmonie.de
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www.mozartdorf.at
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ISBN 978-3-7618-1847-3
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Guten Morgen,
liebes Weibchen!
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Gesamtausgabe
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Bärenreiter
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www.kunstsammlungenmuseen.augsburg.de
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Clemens Prokop
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Clemens Prokop
Mozart. Der Spieler
Augsburg
Mozart Häuser /
Houses
Wien
www.mozarthausvienna.at
Mozartfest
Mai / May
www.mozartstadt.de
St. Gilgen
Nannerlfest
Juli / July
www.mozartdorf.at
Rovereto
Intern. Mozartfestival
August
www.festivalmozartrovereto.com
Schwetzingen
Mozartfest
September
www.mozartgesellschaftschwetzingen.de
Die Geschichte eines
schnellen Lebens
ISBN 978-3-7618-1816-9
€ 13,50
Laurenz Lütteken
H.-J. Hinrichsen (Hg.)
Mozarts Lebenswelten
Eine Zürcher Ringvorlesung
2006
ISBN 978-3-7618-1891-6
€ 25,95
With the support of the programme „Culture 07-13“
of the European Union
Major Cultural Route
U N I V E R S I T Ä T
Mozartstadt Augsburg
A U G S B U R G
Konzerte
im Fronhof
ival
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F
15.
8. INTERNATIONALER
VIOLINWETTBEWERB
LEOPOLD MOZART
17. – 28. APRIL 2013
Augsburg
Ehrenpräsident Bruno Weil / Künstlerischer Leiter Julius Berger
DAS PUBLIKUM IST DABEI:
HIER WERDEN STARS GEBOREN.
VERANSTALTUNGSORTE: Goldener Saal des Rathauses Augsburg,
Leopold-Mozart-Zentrum der Universität Augsburg, Kongress am Park Augsburg
Mitglied im
WELTVERBAND DER INTERNATIONALEN MUSIKWETTBEWERBE
WWW.LEOPOLD-MOZART-COMPETITION.DE
Open Air
19. - 21. Juli 2013
und die
Mozart
antik
Rom
Das Orchester SUK-Symphony Prag spielt unter der Leitung
von Wilhelm F. Walz Werke von W. A. Mozart
Programmvorschau:
Opern Gala I / II
Carl Maria von Weber: „Der Freischütz“
Orchesterkonzert
Mozart: Es-Dur Sinfonie, Beethoven 5. Sinfonie,
Weber: 1. Klarinettenkonzert
Jazz Meets Classic
Leitung: Wolfgang Lackerschmid
Cross Over
„Munich Brass Connection“
Kammermusik im Rokokosaal
Preisträger des 8. Internationalen Violinwettbewerbs
Leopold Mozart mit Werken von Mozart und der Romantik
www.konzerte-im-fronhof.de
[email protected]
Eine Veranstaltung der
NahruNg
für
die SiNNe
www.br-klassik.de
KlassiK-info 089/59 00 46 46
Augsburg 102.1 | Hof 102.3 | Ingolstadt 88.0 | Lindau 87.6 | München 102.3
Nürnberg 87.6 | Passau 95.6 | Regensburg 97.0 | Würzburg 89.0
Bundesweit digital im Kabel | Europaweit digital über Satellit Astra
19,2 Grad Ost | Weltweit live im Internet
team m&m
Ohne uns
wär’s kein Theater.
Die swa fördern und unterstützen gemeinsam mit
Ihnen zahlreiche Kunst- und Kultureinrichtungen
hier vor Ort. Als örtliches Unternehmen übernehmen
wir eine besondere Verantwortung für die Region.
Stadtwerke Augsburg
Von hier. Für uns.
Grandios oder belanglos
>> Kultur in Ihrer Augsburger Allgemeinen
oder unter www.augsburger-allgemeine.de
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