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Vergleich verschiedener Antibiotika-Behandlungen bei Gesichtsakne
Frage:
Welche Antibiotika-Behandlungen sind bei milder und mittlerer Gesichtsakne am wirksamsten und
wie unterscheiden sich die verschiedenen Behandlungen in ihrer Kosteneffektivität?
Hintergrund:
Akne vulgaris ist die häufigste Hauterkrankung in Industrieländern bei Jugendlichen. Die
Gesichtsakne wird seit über 40 Jahren mit Antibiotika behandelt. Das „NHS Health Technology
Assessment Programme“ hat die folgende Studie in Auftrag gegeben, um die Wirksamkeit und die
Kosteneffektivität verschiedener Antibiotikaverabreichungen in Hausarztpraxen zu vergleichen.
Einschlusskriterien:
•
Milde bis moderate Gesichtsakne vulgaris (Stadium <3.0) mit mindestens 15 entzündeten und
15 nicht-entzündeten Pusteln.
Ausschlusskriterien:
•
•
•
Nodulare oder Comedonale Akne
Sekundäre Akne
Weitere dermatologische Gesichtserkrankungen, andere systemische Erkrankungen,
Schwangerschaft
Studiendesign:
Randomisiert kontrollierte Studie
Studienort:
Multizenterstudie in England
Intervention:
•
Fünf verschieden Antibiotikatherapie:
o 2 x 500 mg/d Oxytetrazyklin oral und eine topisches Placebo zweimal täglich
o 100mg/d Minocyklin oral und topisches Placebo zweimal täglich
o Orales Placebo/d und topisches Benzylperoxid 5%
o Orales Placebo/d und topisches 5% Benzylperoxid mit 3% Erythromycin
o Orales Placebo/d und topisches Erythromycin 2% morgens und Benzylperoxid 5%
Outcome:
•
Primärer Outcome: Verbesserung der Akne gemäss selbständiger Erfassung auf einer 6Punkte-Skala und die Anzahl der entzündeten Pusteln
•
Sekundäre Outcome: Schweregrad der Akne (Burke-und Cunliffe Methode und
selbstentwickeltes Messinstrument für diese Studie), Fragebögen zur Zahlungsbereitschaft
und Lebensqualität (SF36 und „dermatology life quality index“)
Resultat:
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•
761 Aknepatienten wurden in die Studie eingeschlossen und in eine der fünf
Behandlungsgruppen randomisiert.
•
Nach den ersten 6 Wochen war die Verbesserung der Akne in allen Gruppen am grössten,
wobei ca. 50% der Behandelten eine mittlere Verbesserung beschrieben wurde und auch
weniger Pusteln gezählt wurden. In den folgenden 12 Wochen wurden in allen Gruppen ein
leichter Rückgang der Verbesserung und eine leichte Zunahme der Pusteln beobachtet.
Monotherapie
Gruppe 1
Gruppe 2
Gruppe 3
Gruppe 4
Gruppe 5
Gemäss Studienteilnehmer
72 (55%)
70 (54%)
78 (60%)
84 (66%)
82 (63%)
Gemäss Arzt
66 (50%)
66 (51%)
74 (57%)
75 (59%)
78 (60%)
19.2 (27.8)
22.3 (29.9)
22.3 (28.1)
25.8 (32.4)
26.9 (29.7)
Mittlere Verbesserung der
Akne nach 18 Wochen
Anzahl entzündlicher Läsionen
nach 18 Wochen
Arithmetisches Mittel
•
Alle fünf Antibiotika-Behandlungen zeigten eine gute antibakterielle Wirkung. Die
Behandlungen mit Oxytetracyclin und Minocyklin zeigten jedoch aufgrund von Tetrazyklinresistenten Propionbakterien eine etwas geringere Verbesserung der Gesichtsakne. Die beiden
Gruppen mit zusätzlichen topischen Erythromycin zeigten die grösste Reduktion der
Propionbakterien.
•
Gastrointestinale und neuronale Nebenwirkungen wurden erwartungsgemäss häufiger in den
Gruppen mit oralen Antibiotika und Hautirritationen bei topischen Anwendungen beobachtet.
Die Nebenwirkungen nahmen im Verlauf der Studie stetig ab.
•
Die Kosten-Nutzen-Analyse basierte auf den Befragungen über die Zahlungsbereitschaft und
war am besten für die Behandlungsgruppe 3, die nur mit topischem Benzylperoxid (5%)
behandelt wurden, und am schlechtesten für die Behandlungsgruppe 2, die mit oralem
Minocyklin behandelt wurden.
Kommentar:
•
Diese Studie zeigt, dass sich die Wirksamkeit der verschiedenen Antibiotika-Behandlungen nicht
signifikant unterscheidet.
•
Anhand der Kosten-Nutzen Analyse schneidet das Benzylperoxid am besten ab und wird
deshalb als topische „first-line“ Therapie für milde bis mittlere Akne empfohlen. Interessant war
zu sehen, dass Aknepatienten für eine Heilung der Akne bedeutend mehr ausgeben würden als
für die erhaltene Behandlung. Dies beruht wahrscheinlich auf den negativen Erfahrungen der
Patienten mit bisherigen Behandlungen.
In dieser Studie wurden nur die Ärzte und Datenanalysten gegenüber der Behandlung
verblindet. Die fehlende Verblindung der Patient könnte aber die Compliance beeinflussen und
folglich die Resultate verfälschen.
•
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•
Mittlerweilen werden für die Aknetherapie vermehrt auch topische Retinoide empfohlen. Der
Vergleich dieser topischen Vitamin-A Präparate und den Benzylperoxiden kann aber erst
anhand zukünftiger Kosten-Nutzen-Analysen gemacht werden.
Literatur:
Ozolins M., Comparsion of five antimicrobial regimes for treatment of mild to moderate
inflammatory facial acne vulgaris in the community: randomised controlled trail”, Lancet, 2004,
18/25 December, 364, 2188-2194
Verfasser:
Madlaina Scharplatz
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