Abstractband - LKH Graz Süd-West

Werbung
PSYCHE UND KÖRPER
INTEGRATIVE BEHANDLUNG IN DER KINDERUND JUGENDPSYCHIATRIE UND PÄDIATRIE
XVII. KINDER- UND JUGENDPSYCHIATRISCHES SYMPOSIUM
UND 33. JAHRESKONGRESS DER ÖGKJP
28. – 30. APRIL 2016, SCHLOSS PÖLLAU BEI HARTBERG
ABSTRACTBAND
1
XVII. KINDER- UND JUGENDPSYCHIATRISCHES SYMPOSIUM UND 33. JAHRESKONGRESS ÖGKJP • ABSTRACTBAND
Inhaltsverzeichnis
Hauptvorträge
2
3
Forschungsvorträge
16
Workshops
21
Poster
33
28. - 30. APRIL 2016 • SCHLOSS PÖLLAU BEI HARTBERG
Hauptvorträge
Somatoforme Störungen
Leonhard Thun-Hohenstein
Univ. Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Christian Dopplerklinik Salzburg
Somatoforme Störungen ist der Überbegriff für unterschiedlichste Störungsbilder, deren gemeinsamer Nenner körperliche Symptome ohne medizinisches Korrelat darstellen. Jedes dieser Krankheitsbilder führt zu einem erheblichen Leidensdruck der Betroffenen
und zu einer hohen Inanspruchnahme von Gesundheitseinrichtungen. Allerdings sind die diagnostischen Kriterien nicht ausreichend genau und im Verlauf nicht sehr stabil. Das heißt die konvergente und divergente Validität lassen zu wünschen übrig, ebenso
die prognostische Wertigkeit und somit gibt es viel Kritik an diesen diagnostischen Konstrukten. Erschwerend kommt hinzu, dass
die Organmedizin überhaupt andere diagnostische Termini verwendet: Schmerzsyndrome, funktionelle Störungen etc. Im neuen
DSM 5 wird der daher der Versuch einer neuen Kategorisierung vorgeschlagen mit dem Hauptaugenmerk auf einer positiven Symptombescheibung: Somatische Symptom Störung.
Die Lebenszeitprävalenz dieser Störungsbilder beträgt ca. 11 %, die Punktprävalenz zwischen 6 und 11 %, in Untersuchungen bei
Hausärzten bis zu 35 %. Die Störungen sind deutlich öfter bei weiblichen Personen zu beobachten als bei männlichen. Ca. 50 %
haben andere psychische Erkrankungen, die häufigsten Komorbiditäten sind Depressionen und Angststörungen.
Die diagnostischen Leitlinien sehen einerseits eine genaueste somatische Diagnostik vor mit gleichzeitiger psychiatrisch-psychologischer Abklärung, schon allein wegen der dadurch unterstützten Introduktion der Gleichzeitigkeit und – wertigkeit körperlicher
und seelischer Befunde.
Ätiopathogenetisch gibt es verschiedenste Modelle (Konversion, Somatisierung etc.), die aber langsam moderneren, multifaktoriellen Konzepten Platz machen oder integriert werden. Neurobiologisch scheinen Prozesse der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden Achse (z.B. erhöhtes Cortisol) sowie der Neurotransmitter (z.B. niedriges Serotonin) eine wichtige Rolle zu spielen.
Aufgrund der neueren Entwicklungen in der ätiopathogenetischen Forschung sind multimodale Therapiekonzepte als logische Konsequenz zu betrachten. Gemeinsames Ziel der meisten Therapiekonzepte ist die Wiederherstellung eines kompetenten Umgangs
des Patienten mit sich und seinem Körper, einer Veränderung der überempfindlichen Wahrnehmung seiner Köpersensationen und
eine stark Ressourcen- und Achtsamkeitsorientierte Selbststeuerung. Die S3-Leitlinie der AWMF sieht bei der Behandlung dieser
Störungsbilder eine enge Zusammenarbeit mit den niedergelassenen ÄrztInnen und Psychotherapeutinnen vor und empfiehlt anhand eines Algorhythmus einen schrittweisen diagnostischen und therapeutischen Verlauf.
3
XVII. KINDER- UND JUGENDPSYCHIATRISCHES SYMPOSIUM UND 33. JAHRESKONGRESS ÖGKJP • ABSTRACTBAND
Psychosomatische Erkrankungen
im Kindes- und Jugendalter
Reinhold Kerbl
LKH Hochsteiermark, Standort Leoben
Psychosomatik, Kindes- und Jugendalter, integrierte Versorgung
Definition
Gemäß „mission statement“ der ÖGPPM versteht sich „Psychosomatische Medizin“ als medizinische Spezialdisziplin, die sich wissenschaftlich und in ihrem Versorgungsauftrag mit jenen Krankheitsbildern befasst, bei denen es für eine erfolgreiche Behandlung
von zentraler Bedeutung ist, Genese und Aufrechterhaltung der Symptomatik unter bio-psychosozialen, kulturellen und ökologischen Zusammenhängen und Wechselwirkungen zu begreifen. Sie berücksichtigt die subjektive und objektive Seite von Gesundsein und Kranksein sowie das Beziehungserleben und Beziehungsgestalten des Menschen und umfasst Gesundheitsförderung,
Prävention, kurative und rehabilitative Medizin (Leitner et al., 2013).
Das Spektrum psychosomatischer Erkrankungen
Gemäß obiger Definition sieht sich die pädiatrische Psychosomatik mit einem breiten Spektrum von Erkrankungen konfrontiert. Für
viele dieser Erkrankungen ist anfänglich nicht klar einzuordnen, ob das „somatische“ oder das „psychische/psychiatrische“ Problem
im Vordergrund steht. Insbesondere somatoforme Störungen wie chronische Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, aber auch dissoziative Störungen / Konversionsstörungen bedingen häufig eine Erstvorstellung beim organmedizinisch geschulten Pädiater. Vice
versa entpuppen sich mitunter primär als „psychisch“ interpretierte Beschwerden als organisch bedingt. Dies gibt Anlass, die traditionelle Trennung zwischen „Psyche“ und „Soma“ aufzulösen und die PatientInnen in ihrer Gesamtheit wahrzunehmen.
In dem Referat werden exemplarisch einige charakteristische Krankheitsverläufe dargestellt, die die Wichtigkeit des gesamtheitlichen und disziplinenübergreifenden Zugangs belegen.
Integrierte Versorgung von Kindern und Jugendlichen
Auf Anregung der ÖGKJP und der ÖGKJ und in Zusammenarbeit mit der GÖG wurde in den letzten Jahren eine österreichische Versorgungslandkarte für den „Mental Health“ Bereich erstellt, an welcher KJP und Pädiatrie/PSO-KJ beteiligt sind. Das Verständnis
der beiden Sonderfächer füreinander und die enge Kooperation sollen wesentlich dazu beitragen, die psychosoziale Versorgung für
Kinder und Jugendliche in Österreich weiter zu verbessern.
4
28. - 30. APRIL 2016 • SCHLOSS PÖLLAU BEI HARTBERG
Kooperationen bei Kindern mit komplexem
Hilfebedarf – Was brauchen wir voneinenander?
Rainer Fliedl
Landesklinikum Mödling, Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Kooperation, Netzwerke, Behandlungsverlauf
Im NÖ Kinderplan wurden Behandlungsabläufe und Kooperationen in der Behandlung von Kindern und Jugendlichen untersucht.
Anhand dieser Daten ist deutlich, dass die Kinder- und Jugendpsychiatrie mit allen Bereichen die psychosoziale Angebote für Kinder
und Jugendliche setzen in Kontakt ist. Dies stellt unser Fach vor die besondere Aufgabe der Kooperation mit anderen Institutionen
und Berufsfeldern. Eine anspruchsvolle Aufgabe, da Kooperation erarbeitet und gepflegt werden muss.
Institutionen werden gegründet damit sie bestimmte Aufgaben erfüllen. Sie haben damit Ziele die sie erfüllen sollen und entwickeln eine innere Struktur, um diese Aufgabe zu erfüllen.
Aufgaben
Aufbau Organisation
Abläufe Definition der Aufgaben – Sprache
Aufgabenverteilung/Entscheidungsbefugnis
Definition von Kommunikation und Zusammenarbeit in der Organisation
Neben der Aufgabe auf der Arbeitsebene hat jede Gruppe und jede Organisation auch das Bestreben den inneren Zusammenhalt
abzusichern. Da es in diesen Kontext um psychosozial tätige Einrichtungen geht ist es wichtig wahr zu nehmen, dass mit jedem
Klienten/Patienten nicht nur „etwas“ in die Organisation kommt „was“ auf der Arbeitsebene Interventionen fordert, sondern Menschen mit Schwierigkeiten in die Gruppe aufgenommen werden die den inneren Zusammenhalt der Gruppe „stören“ oder sogar
gefährden.
Die oben für Organisationen beschriebene Elemente, gibt es zwischen Organisationen in der Regel nicht, daher müssen diese erarbeitet werden. Damit Kooperation sinnvoll ist, muss sie für die beteiligten Organisationen auch nützlich sein. In einem ersten
Schritt müssen daher gemeinsam Ziele ausgearbeitet werden, die für die Beteiligten wertvoll sind.
Ein Irrtum ist, dass Kooperation so etwas wie Verbrüderung ist und man in allen Bereichen gleiche Ziele verfolgt, dies ist kaum der
Fall. Es ist daher wichtig zu klären in welchen Bereichen man kooperiert, in welchen man konkurriert und in welchen man kontroversiell ist.
Zusammenarbeit kann auf den Stufen Koexistenz, koordinierte Aktivität und Kooperation erfolgen. Je nach der Stufe der Zusammenarbeit ist es notwendig dafür eine Netzwerkorganisation zu entwickeln. Die wichtigsten Komponenten einer Netzwerkorganisation sind: Zieleentwicklung, Wissensentwicklung und gemeinsame Sprache, Standards, Organisationsaufbau und Ablauforganisation sowie Socialising.
Die Schritte dieses Organisationsaufbaus und die dabei entstehenden Schwierigkeiten sollen anhand von praktischen Beispielen
beschrieben werden.
5
XVII. KINDER- UND JUGENDPSYCHIATRISCHES SYMPOSIUM UND 33. JAHRESKONGRESS ÖGKJP • ABSTRACTBAND
Psychische Störungen gemäß DSM-5 bei Kindern
und Jugendlichen in Österreich – Ergebnisse der
MHAT-Studie
Andreas Karwautz1, Wolfgang Dür2, Michael Zeiler1,2, Martina Nitsch3,
Julia Philipp1,Stephanie Truttmann1, Karin Waldherr3, Gudrun Wagner1
1 Medizinische Universität Wien, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Wien, 2 Ludwig Boltzmann Institut für Gesundheitsförderungsforschung LBI-HPR, Wien, 3 Ferdinand Porsche Fern-FH, Wiener Neustadt
Epidemiologie, Kinder- und jugendpsychiatrische Störungen
Hintergrund
In der Mental Health in Austrian Teenagers (MHAT) - Studie wurde erstmals in Österreich repräsentativ die Häufigkeit von emotionalen und Verhaltensauffälligkeiten sowie psychischen Erkrankungen nach DSM-5 bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 11 bis
17 Jahren erfasst.
Methode
In einer Screening-Phase wurde mittels einer Fragebogenerhebung (YSR, SCOFF) die Häufigkeit von emotionalen- und Verhaltensauffälligkeiten erhoben. In einer anschließenden Interview-Phase wurde anhand von strukturierten Kinder-DIPS-Telefon-Interviews die Häufigkeit psychischer Erkrankungen nach DSM-5 ermittelt. 3610 SchülerInnen aus Schulen aller Schultypen aus ganz
Österreich nahmen an der Screening-Phase teil. 470 Jugendliche und deren Erziehungsberechtige wurden zusätzlich interviewt.
Ergebnisse
Im Screening wiesen rund 22% der Befragten emotionale und Verhaltensprobleme auf, rund ein Drittel der Mädchen und 15% der
Buben zeigten ein erhöhtes Risiko für Essstörungen. Aufgrund der Interviews zeigte sich die höchste Lebenszeitprävalenz (alle Diagnosekriterien von zumindest einer psychischen Erkrankung irgendwann im bisherigen Leben erfüllt) bei Angststörungen (15.6%),
gefolgt von Entwicklungsstörungen inkl. ADHS und Ticstörungen (9.3%), depressiven Störungen (6.2%), Störungen der Ausscheidung (5.5%), Verhaltensstörungen (3.7%), Ess- & Fütterstörungen (2,6%), Trauma- & stressbezogenen Störungen (3.6%) und
Zwangsstörungen (1.0%). Die Lebenszeitprävalenz für nicht-suizidales selbstverletzendes Verhalten lag bei 2.4%, eine suizidale Verhaltensstörung lag bei 1.8% vor. Insbesondere Jugendliche mit internalisierenden Störungen befinden sich kaum in professioneller
Behandlung (< 25%). Pädagogen reagieren vor allem auf disziplinäre Probleme, kaum aber auf depressive und ängstliche Syndrome.
Es besteht großer Bedarf an Präventionsmaßnahmen für psychische Erkrankungen sowie an Information/Psychoedukation für
Betroffene, Angehörige sowie LehrerInnen, niedergelassene ÄrztInnen, MitarbeiterInnen von Jugendorganisationen im Hinblick auf
adäquate Behandlungsmöglichkeiten.
6
28. - 30. APRIL 2016 • SCHLOSS PÖLLAU BEI HARTBERG
„Primäre Mütterlichkeit“
– ein altes Konzept in neuem Licht
Carola Bindt
Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und –psychosomatik,
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Fürsorgeverhalten, Postpartalzeit, Mutter-Säuglings-Psychotherapie
Hintergrund
Donald W. Winnicotts Konzept der „Primären Mütterlichkeit“ setzt die mütterliche postpartale Verfassung einem Zustand des absoluten Eingenommenseins vom Kind gleich, den die Mutter gleichermaßen erreichen wie sukzessive überwinden muss, um ihrer
Rolle und dem Nachwuchs gerecht zu werden. Eine solche Sicht prägt auch unsere idealen Vorstellungen von der Mutterschaft, mit
denen (nicht nur) Mütter zu ringen haben.
Methode
Im Vortrag wird Winnicotts Konzept detailliert. Daneben werden aktuelle neurobiologische Erkenntnisse zum primären mütterlichen Fürsorgeverhalten ausgeführt und neben psychodynamischen und kulturellen Aspekten in ihrer Bedeutung für den Übergang
zur Mutterschaft und für die Kindesentwicklung betrachtet.
Ergebnisse
Frühe Einschränkungen in der mütterlichen Funktion können durch biologische, psychologische und psychosoziale Faktoren begründet sein, wobei mütterliche wie auch kindliche Faktoren eingehen. Sie markieren oft den Anfang einer postpartalen psychischen Krise und schwierigen Beziehungsentwicklung und sollten in all ihren Facetten in den Fokus psychotherapeutischer Bemühungen im Übergang zur Elternschaft gestellt werden.
7
XVII. KINDER- UND JUGENDPSYCHIATRISCHES SYMPOSIUM UND 33. JAHRESKONGRESS ÖGKJP • ABSTRACTBAND
„Bindung als Konsequenz –
Beziehungsgestaltung in der Arbeit mit
bindungstraumatisierten Kindern und Jugendlichen“
Christoph Göttl
Praxis Kinder und Jugendpsychiatrie, Graz
Neurobiologie, Bindungstrauma, Körpersprache
Hintergrund
Bindungstrauma führt zu spezifischen Herausforderungen in der Beziehungsgestaltung für beide Seiten. Menschen mit Bindungstrauma stehen in einem Dilemma: auf der einen Seite brauchen Sie wie wir Alle Bindung als seelische Nahrung, ohne die sie verhungern würden; andererseits wühlt Bindung das Bindungstrauma auf und Schutzreaktionen wie Kampf, Flucht oder Erstarrung
werden aktiviert.
Methode
Statt Bindungsabbruch als Konsequenz anzudrohen und damit das Traumasystem zu aktivieren, werden Bindungssignale definiert,
welche unmissverständlich die Differenzierung zwischen Bedrohungs- und Bindungssignal möglich machen. Durch die Aktivierung
des Bindungssystems wird Oxytocin ausgeschüttet und das Traumasystem beruhigt.
Ergebnisse
Durch eine klar auf Bindung und Mentalisierung ausgerichtete Haltung verändert sich unsere implizite Körpersprache. Stressreaktionen werden vermieden und Bindung ohne Eskalation wird möglich.
8
28. - 30. APRIL 2016 • SCHLOSS PÖLLAU BEI HARTBERG
Zur Nähe-Distanz-Problematik
in jugendpsychiatrischen Institutionen
– die Implemetierung des Bündner Standards
Oliver Bilke-Hentsch
Modellstation SOMOSA, Winterthur (CH)
Nähe-Distanzregulierung, Qualitätsmanagement, Prävention
Jede Institution, sei es nun eine Klinik, eine Heimeinrichtung oder eine Beratungsstelle, muss sich mit Nähe/Distanz-Themen auseinandersetzen. Dies gehört einerseits zur Natur der Sache und des Auftrags, nämlich dem Umgang mit Kindern, Jugendlichen
und Familien. Andererseits bestehen in jeder fachlichen zwischenmenschlichen Interaktion multiple Schnittstellen und Nähe/
Distanz-Themen. Überschreitungen sind in beide Richtungen zu erwarten und dürfen letztlich nicht eine Institution unvorbereitet
treffen. In diesem Kontext ist in den letzten 10 Jahren ein Übergang von aufwendigen und reaktiv eingesetzten ad hoc -Lösungen
hin zu einer Leitlinienorientierung zu verzeichnen, was die Reaktion und Prävention verbinden kann. Aus einem Reagieren auf Einzelfälle ist systematisch eine Vorbereitung auf mögliche Szenarien geworden, wobei zunehmend auch interdisziplinäre Aspekte
stärkere Berücksichtigung finden. Anhand des in der Schweiz aktuell eingeführten sog. Bündner Standards, wird ein derartiges
Vorgehen dargestellt und dessen Implementierung in das bestehende Leitliniensystem einer Einrichtung dargestellt, die sowohl als
Heimeinrichtung als auch als Spital als auch als Justizeinrichtung arbeitet. Positive Entwicklungen und kritische Aspekte werden
hierbei exemplarisch heraus gearbeitet.
9
XVII. KINDER- UND JUGENDPSYCHIATRISCHES SYMPOSIUM UND 33. JAHRESKONGRESS ÖGKJP • ABSTRACTBAND
„Der Körper , das Sprachrohr zur Psyche“
Sabine Fiala-Preinsperger
Mödling
Anhand kleiner Fallvignetten aus verschiedenen Lebensabschnitten im Kindes- und Jugendalter wird die lebhafte Wechselwirkung
zwischen Soma und Psyche dargestellt. Die Faszination, welche Freud bereits erfasst hat in Bezug auf Konversionsstörungen, hat
bis heute keine Schmälerung erfahren. Im klinischen Alltag begegnen wir regelmäßig diesen schillernden Phänomenen, sofern es
uns gelingt, die Sprache des Körpers zu übersetzen. Mit einem Auszug aus einer psychoanalytischen Therapie möchte ich die aufregende Psychodynamik veranschaulichen.
10
28. - 30. APRIL 2016 • SCHLOSS PÖLLAU BEI HARTBERG
Pathologischer Mediengebrauch
bei stationären Patienten der Kinderund Jugendpsychiatrie: eine Pilotstudie und der
Versuch einer Standortbestimmung
Martin Fuchs1, David Riedl2, Kathrin Sevecke1
1 Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Medizinische Universität Innsbruck;
2 Univ.-Klinik für Medizinische Psychologie, Medizinische Universität Innsbruck
Internet-Abhängigkeit, Mediengebrauch, Komorbidität
Hintergrund
Im Rahmen dieser laufenden Studie wird an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie Innsbruck problematischer
Mediengebrauch bei stationären PatientInnen erhoben.
Methode
Zusätzlich zur Routinediagnostik kommen die Fragebögen CIUS (Merkeerk, 2009) sowie OSV-S, und CSV-S (Wölfling, 2009; Müller,
2012) zur Anwendung. Bisher konnten rund 70 Kinder und Jugendliche eingeschlossen werden. Hypothesen: 1) Der Prozentsatz der
von problematischem Mediengebrauch betroffenen stationären PatientInnen unterscheidet sich von Kontrollstichproben aus der
Allgemeinbevölkerung wie z.B Schulstichproben. 2) Bestimmte Nutzungsmuster des Internetgebrauchs korrelieren mit herkömmlichen kinder- und jugendpsychiatrischen Problemfeldern.
Ergebnisse
Vorläufige Resultate bestätigen unsere Hypothesen: erstens ist der Prozentsatz der stationären Patienten mit problematischem
Mediengebrauch deutlich höher als in vergleichbaren Normalstichproben. Zweitens kann die nach spezifischen Nutzungsmustern
aufgeschlüsselte Erhebung von problematischem Internet- und Computerspielgebrauch bei Patienten der KJP wichtige Zusatzinformationen für die therapeutische Arbeit liefern. Hinter problematischem Internet- und Computerspielgebrauch können virtuell
re-inszenierte „klassische“ Themen aus der Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie erkannt werden.
11
XVII. KINDER- UND JUGENDPSYCHIATRISCHES SYMPOSIUM UND 33. JAHRESKONGRESS ÖGKJP • ABSTRACTBAND
Der Körper in der Traumapädagogik
Jan Volmer
Jugendhilfe Creglingen e.V., Deutschland
Trauma, Körperrepräsentanzen, korrigierende Erfahrungen
Hintergrund
Traumatisierten Kindern fehlen in der Regel die Worte, um ihre Erlebnisse sprachlich zu kommunizieren. Nichtsdestotrotz sind ihre traumatischen Körpererfahrungen tief in den Zellen ihres Körpers eingegraben: Sie drücken sich aus über psychosomatische Symptome und über die
Art und Weise, wie die Betroffenen mit ihrem eigenen und mit dem Körper ihres Gegenübers in Kontakt treten. Der pädagogische Alltag ist
deshalb voller Szenen, in denen das Trauma körperlich repräsentiert ist. Diese Inszenierungen müssen zunächst einmal verstanden werden,
damit ihnen angemessen begegnet werden kann, außerdem müssen den vielen schlechten Erfahrungen zur Heilung korrigierende Erfahrungen gegenübergestellt werden. Wie können also im pädagogischen und psychomotorischen Setting negative Körperrepräsentanzen modifiziert werden? Welche Prinzipien sollten beachtet werden und was ist eigentlich das Merkmal einer „guten“ körperlichen Erfahrung?
Methode
Im Rahmen eines Forschungsprojekts der Technischen Universität Dortmund wurden 40 traumatisierte Jungen in Kleingruppen über insgesamt 40 Einheiten und unter Berücksichtigung psychotraumatologischer Erkenntnisse psychomotorisch und reitpädagogisch gefördert.
Ergebnisse
In einem Film (23 Minuten) werden Ausschnitte aus der Förderung gezeigt. Die Vorgehensweise wird anhand von Experteninterviews erläutert.
12
28. - 30. APRIL 2016 • SCHLOSS PÖLLAU BEI HARTBERG
Prävention und Frühintervention in der
Kinder- und Jugendpsychiatrie
Claudia M Klier
Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Medizinische Universität Wien
Prävention, Frühintervention
Hintergrund
Eine treatment gap betrifft bei psychischen Erkrankungen ca. 50% der Erwachsenen, jedoch 75% der Kinder- und Jugendlichen in
den Industriestaaten, trotz hoher Gesundheitsbudgets. Es ist die Frage zu stellen, wie diese Kluft überwunden werden kann? Aktuelle Forschungsberichte zeigen, dass indizierte Prävention und Frühintervention in der Kinder-und Jugendpsychiatrie nicht nur
machbar, sondern auch ethisch und ökonomisch sinnvoll sind.
Methode
Ein aktueller Überblick über die aktuelle Studienlage in bezug auf indizierte Prävention und Frühintervention bei ADHS, Autismus,
Depression und psychotischen Störungen wird gegeben. Versorgungsaspekte weltweit und in Österreich und deren Zukunftsaussichten werden zur Diskussion gestellt.
Ergebnisse
In bis zu 50% lassen sich psychische Störungen durch Interventionen verhindern. Indizierte Prävention ist am erfolgreichsten.
Pädagogische und psychotherapeutische Interventionen sind die Methoden der Wahl. Omega-3 hat bei Psychosen einen besonderen Stellenwert. E-mental health und jungenorientierte, niederschwellige Angebote sind für Jugendliche unabdingbar. Die
Möglichkeiten der Umsetzung solcher Modelle wird diskutiert.
13
XVII. KINDER- UND JUGENDPSYCHIATRISCHES SYMPOSIUM UND 33. JAHRESKONGRESS ÖGKJP • ABSTRACTBAND
Geflüchtete Kinder und Jugendliche unterwegs in
eine fremde Zukunft – Herausforderungen an uns
Uta Wedam
Graz
In den letzten Monaten erlebt ganz Europa eine der größten massenhaften Bewegung von Menschen unterschiedlicher Herkunft.
Darunter sind auch viele Kinder und Jugendliche auf der Suche nach sicheren Lebensräumen. Sie alle befinden sich in einer schwierigen belastenden Lebenssituation, dabei sind die innere und äußere Welt in einem unmittelbaren Zusammenhang zu sehen. Die
innerpsychischen Belastungen für diese jungen Menschen sind enorm, sie sind nicht nur auf ein Einzelereignis zurückzuführen,
sondern auf mehrere unterschiedliche schwierige Ereignisse und Erfahrungen. Es gilt ihre Lebensgeschichten in ihrer Gesamtheit
und Bedeutung erfassen zu suchen.
Wir alle leben in einer Migrationswelt und sind mehr denn je aufgefordert uns mit dieser Tatsache auf verschiedenen Ebenen
auseinanderzusetzen, im Gesellschaftspolitischen, im Beruflichen und im Persönlichen. Geflüchtete Jugendliche leben in einem
Spannungsfeld zwischen Kulturen, sie sind auf der Suche nach Identität und Sprache und als Erwachsene in einer Aufnahmegesellschaft sind wir mit verantwortlich für gelingende Identitätsprozesse, die immer auch mit sozialen und politischen Dimensionen in
Beziehung stehen.
14
28. - 30. APRIL 2016 • SCHLOSS PÖLLAU BEI HARTBERG
Transition in der Psychiatrie
Wolfgang Wladika
Abteilung für Neurologie und Psychiatrie des Kindes- und Jugendalters, Klinikum Klagenfurt
Entwicklungsaufgaben, Transitionspsychiatrie, Adoleszenz
Die Sicht auf den Übergang vom Jugendlichen zum Erwachsenenalter hat sich durch veränderte gesellschaftliche Rahmenbedingungen und durch neurobiologische Erkenntnisse geschärft. Die von Arnett (2004) als „Emerging Adulthood“ bezeichnete
Lebensphase zwischen 18 und 25 bzw. 30 Jahren wird als eine neue Entwicklungsphase begriffen, die schon für gesunde Personen
eine Herausforderung zwischen Lebensrealität und Erwartungsdruck darstellt und daher vermehrt zur Entwicklung von psychischen Krankheiten führt. Für Kinder und Jugendliche mit seelischen Störungen und Krankheiten bedeutet dieser Übergang jedoch
in der Regel zusätzlich einen nachhaltigen Bruch in der Behandlungskontinuität im medizinischen und psychosozialen Betreuungssystem. Von Seiten der Institutionen und Professionalsten werden oft genug keine klaren Strukturen des Übergangs angeboten.
15
XVII. KINDER- UND JUGENDPSYCHIATRISCHES SYMPOSIUM UND 33. JAHRESKONGRESS ÖGKJP • ABSTRACTBAND
Forschungsvorträge
Suizidales Verhalten im Kindes- und Jugendalter
Kanita Dervic
Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Medizinische Universität Innsbruck
Suizidalität, Risikofaktoren, Einschätzung
Hintergrund
Suizide im Kindes- und Jugendalter nehmen weltweit zu und suizidales Verhalten und dessen Einschätzung stellen eine große Herausforderung in der kinder- und jugendpsychiatrischen klinischen Praxis dar.
Methode
Im Vortrag werden u.a. die Hauptrisikofaktoren für suizidales Verhalten bei Kindern und Jugendlichen diskutiert, ferner wird die
Einschätzung der Suizidalität im klinischen Setting behandelt.
Ergebnisse
Neben einer Darstellung der internationalen und österreichischen epidemiologischen Suiziddaten, Diskussion der Risikofaktoren
für suizidales Verhalten und Einschätzung der Suizidalität im Kindes- und Jugendalter wird auch eine Übersicht der suizidpräventiven Maßnahmen gegeben.
16
28. - 30. APRIL 2016 • SCHLOSS PÖLLAU BEI HARTBERG
Die Epidemiologie des selbstverletzenden Verhaltens
und der Suizidalität bei Jugendlichen in Österreich
Michael Zeiler1,2, Julia Philipp1, Karin Waldherr3, Gudrun Wagner1,
Stefanie Truttmann1, Wolfgang Dür4, Andreas Karwautz1
1 Medizinische Universität Wien, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, 2 Ludwig Boltzmann Institut Health Promotion Research, 3 Ferdinand-Porsche Fern-FH, 4 Universität Wien, Institut für Soziologie
Selbstverletzendes Verhalten, Suizidalität, Epidemiologie
Hintergrund
Selbstverletzendes Verhalten und Suizidalität wird als weit verbreitet in der Population der Jugendlichen angenommen. Im DSM
5 wurden im Kapitel „Conditions for further study“ nun erstmals eigene Diagnosekriterien für Nicht-suizidales selbstverletzendes
Verhalten (NSSI) und für die Suizidale Verhaltensstörung (SBD) definiert. Daten zur Epidemiologie sind insbesondere für die Jugendlichen-Population noch rar.
Methode
Im Rahmen der Mental Health in Austrian Teenagers Studie (MHAT) wurden rund 3600 SchülerInnen im Alter von 10-18 Jahren,
sowie eine klinische Stichprobe von rund 130 in psychiatrischen Einrichtungen stationär behandelten Kinder und Jugendlichen
befragt. In einem ersten Schritt wurde der Youth-Self Report (inkl. 2 Fragen zu selbstverletzendem Verhalten und Suizidalität) als
Screening-Fragebogen vorgegeben. In einem zweiten Schritt wurden die im Screening Auffälligen zu einem telefonischen klinischen Interview eingeladen, bei denen die wichtigsten Störungsbilder nach DSM 5 Kriterien (inkl. NSSI und SBD) erfasst wurden.
Ergebnisse
Etwa 10% der SchülerInnen (Mädchen > Buben) berichten im Screening von zumindest gelegentlichem selbstverletzenden Verhalten bzw. suizidalen Gedanken. Chronisch- körperliche und psychische Erkrankungen von den Befragten als auch von nahen Angehörigen (Eltern oder Geschwister), sowie belastendende und traumatische Ereignisse in der Lebensgeschichte erhöhen das Risiko für
selbstverletzendes Verhalten deutlich (Odds-Ratios zwischen 2 und 12). Während die Lebenszeitprävalenz der in DSM 5 definierten
Störungsbilder (NSSI, SBD) in der Schulstichprobe sehr gering war (rund 1%), erfüllten rund rund 30% der klinischen Stichprobe die
Diagnosekriterien des NSSI und rund 22% die Diagnosekriterien der SBD. Die beiden Störungen zeichneten sich insbesondere durch
eine hohe Komorbidität (v.a. mit Depressiven- und Angststörungen), sowie durch eine niedrige Behandlungsrate (< 20% in der
Schul-Stichprobe) aus.
17
XVII. KINDER- UND JUGENDPSYCHIATRISCHES SYMPOSIUM UND 33. JAHRESKONGRESS ÖGKJP • ABSTRACTBAND
„Ich weiß jetzt, dass ich es aushalte…“ –
Erste Erfahrungen und Ergebnisse aus der Studie
„Succeat – Unterstützung Angehöriger von
Jugendlichen mit einer Essstöung“
Julia Philipp, Stefanie Truttmann, Elisabeth Merl, Claudia Franta, Doris Koubek,
Gabriele Schöfbeck, Gudrun Wagner, Andreas Karwautz
Medizinische Universität Wien - Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Ambulanz für Essstörungen
Essstörungen, Angehörigenarbeit, Kinder und Jugendliche
Hintergrund
Die NICE- Richtlinien empfehlen bei Essstörungen primär eine ambulante Therapie und nur in schwerwiegenden Fällen einen stationären Aufenthalt. In beiden Fällen stehen Eltern und Angehörige vor großen Herausforderungen und fühlen sich oft überfordert
und hilflos. Nach Treasure und Schmidt (2006) können neben zwanghaften Persönlichkeitszügen, emotionalem Vermeidungsverhalten oder pro-anorektischen Einstellungen auch dysfunktionale Kommunikations- und Interaktionsstile sowie „High expressed
emotions“ von Seiten der Angehörigen zur Aufrechterhaltung und Verschlechterung der Essstörungssymptomatik beitragen.
Daher wurde ein spezielles Programm für Eltern entwickelt, welches helfen soll, die Erkrankung besser zu verstehen und aufrechterhaltende Faktoren zu mildern um das Outcome zu verbessern. Den Eltern werden Informationen und Skills vermittelt, um ihre
betroffenen Kinder bestmöglich zu unterstützen und zur Heilung beizutragen. Das Programm hat also folgende Teilziele:
1) Eine Verbesserung des Wohlbefindens der Eltern (Allgemeine Psychopathologie, Belastung durch die Symptome der Essstörung,
Lebensqualität, High expressed emotions).
2) Eine Verbesserung der Symptomatik der Betroffenen (BMI, essstörungsspezifische Psychopathologie, Verhaltensauffälligkeiten
und emotionale Probleme, Lebensqualität).
3) Eine Vermeidung von Rückfällen im Langzeitverlauf.
Methode
Im Rahmen des Projekts SUCCEAT wird erstmals in Österreich in einer randomisiert-kontrollierten Studie das genannte Programm
als Workshop sowie als Internet- gestütztes Programm angeboten und mit konventioneller Elternarbeit bei Jugendlichen mit einer
Essstörung verglichen.
Ergebnisse
Erste Erfahrungen und Ergebnisse der Workshop- sowie Internet-gestützten Gruppen werden präsentiert. Die Rückmeldungen der
TeilnehmerInnen, sowie deren Feedback zeigen, dass eine Teilnahme am Programm als sehr hilfreich angesehen wurde. Weiters
konnte eine hohe Akzeptanz des Programms und eine große Zufriedenheit der Angehörigen festgestellt werden.
18
28. - 30. APRIL 2016 • SCHLOSS PÖLLAU BEI HARTBERG
Psychologische Interventionen bei
Schmerz-Chronifizierung pädiatrischer ‚
PatientInnen im Rahmen des multimodalen
Behandlungsprozesses: ein Fallbeispiel
I.S. Szilagyi
LKH-Univ. Klinikum Graz. Klinische Abteilung für allgemeine Kinder- und Jugendchirurgie, Medizinische Universität Graz
chronischer Schmerz, psychosoziale Belastungen, dysfunktionales Coping
Hintergrund
Psychosoziale Belastungen können bei pädiatrischen PatientInnen eine bestehende Schmerz-Chronifizierung aufrechterhalten und
den Genesungsprozess ungünstig beeinflussen. Um der Schmerz-Chronifizierung entgegenzuwirken, ist im klinischen Setting eine
multimodale Behandlung ausschlaggebend, wo der Psychologie eine bedeutende Rolle zukommt.
Methode
Anhand des folgenden Fallbeispiels werden die Abläufe der psychologischen Interventionen innerhalb des multimodalen Behandlungskonzeptes dargestellt. Der 14-jährige, chronische Schmerzpatient Patrick M. leidet seit zwei Jahren an chronischen Bauch- und
Kopfschmerzen und weist diverse psychosoziale Belastungen auf. Durch die klinisch-psychologische Diagnostik wurden zuerst die
bio-psychosozialen Strukturen und Yellow-Flags seines Schmerzerlebens ermittelt. Aufbauend auf die diagnostischen Ergebnisse,
wurde die psychologische Behandlung auf Patricks Symptome, Persönlichkeitsstruktur sowie Ressourcen angepasst. Die psychologische Behandlung umfasste folgende Methoden: Psychoedukation, kognitive Restrukturierung, Unterstützung der Verarbeitung
psychosozialer Belastungen und traumatischer Erlebnisse, Aufbau und Festigung von Selbstkontrollmechanismen, Ressourcenmobilisierungstechniken und Regulation affektiver Störungen.
Ergebnis
Die Ergebnisse der psychologischen Diagnostik zeigen, dass Patricks Schmerzerleben bedeutend mit seinem kognitiven und emotionalen Erleben assoziiert ist und durch die erlebten psychosozialen Belastungen intensiviert wurde.
Die psychologischen Behandlungseinheiten konnten Patrick bei der Reduktion seines Schmerzerlebens unterstützen. Ehemals belastend erlebte Situationen schaffte Patrick durch eigene Ressourcen zu verarbeiten. Er bewertet sie seitdem als bewältigbar. Veränderungen weiterer ungünstiger Coping-Muster konnten bei Patrick erfolgreich der Schmerz-Chronifizierung entgegenwirken.
19
XVII. KINDER- UND JUGENDPSYCHIATRISCHES SYMPOSIUM UND 33. JAHRESKONGRESS ÖGKJP • ABSTRACTBAND
Kinder- und Jugendpsychiatrischer
Konsiliar-/Liaisondienst
Herausforderungen im Klinischen Alltag
Charlotte Nussbaumer, Kanita Dervic
Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Medizinische Universität Innsbruck
Konsiliar-/Liaisondienst (C/L), Organisation, Kinder- und Jugendpsychiatrie
Hintergrund
Der Kinder- und Jugendpsychiatrische (KJP) Konsiliar-/Liaisondienst (C/L) an der Univ.- Klinik für Pädiatrie fungiert als kosteneffektive Brücke zwischen den somatischen Disziplinen und der Kinder- und Jugendpsychiatrie (KJP). Während die Liaisontätigkeit einen
proaktiven Umgang mit psychiatrischen Komorbiditäten auf einer somatischen Station/Ambulanz umfasst, bezieht sich die Konsiliartätigkeit auf bereits anderswo ‚identifizierte‘ und zugewiesene Patienten, bei welchen aus verschiedenen Gründen ein Kinderund Jugendpsychiatrisches Konsil zur Begutachtung und Therapieempfehlung beigezogen wird.
Methode
Der C/L Dienst der Innsbrucker Uniklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie ist ein wichtiger Bestandteil der medizinischen Versorgung in Tirol. Eine Übersicht der häufigsten Gründe für Anforderung eines KJP Konsils werden gegeben, ferner wird die Liaisontätigkeit, inkl. psychologische/psychotherapeutische Arbeitsgebiete (Kinderschutz, Onkologie, Intensivstation, Transplantation, etc.),
dargestellt. Anhand der Fallbeispiele wird der KJP C/L Praxisalltag veranschaulicht.
Ergebnisse
Der Kinder- und Jugendpsychiatrische Konsiliar-/Liaisondienst (C/L) ist ein wichtiger Bereich der medizinischen Versorgung und
ist von Institution zur Institution anders strukturiert. Konsiliarärzte und -psychologen arbeiten permanent im Spannungsfeld zwischen der Kinder- und Jugendpsychiatrie und anderer medizinischen Disziplinen. Im Vortrag werden anhand der Aktivitäten des C/L
Teams an der Uniklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie Innsbruck Erfahrungen und Herausforderungen aus dem klinischen Alltag
diskutiert.
20
28. - 30. APRIL 2016 • SCHLOSS PÖLLAU BEI HARTBERG
Workshops
Psychosomatik in der frühen Kindheit:
Fütter- und Essstörungen
Carola Bindt
Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und –psychosomatik, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Fütterprobleme, Gedeihstörungen, videogestützte Eltern-Säuglings-Psychotherapie
Hintergrund
Das Kind trinkt kaum, wehrt sich gegen die Fütterung, isst zu wenig, sehr selektiv, nur unter Ablenkung, nimmt nicht ausreichend
zu… Frühkindliche Essprobleme und somatisch nicht hinreichend begründbare Gedeihstörungen zeigen sich vielgestaltig, bieten
einen häufigen Vorstellungsanlass beim Kinderarzt, belasten Familien stark und persistieren nicht selten bis ins Schulalter.
Methode
Aus psychosomatischer Perspektive werden Schwierigkeiten bei der Nahrungsaufnahme als frühe Störungen der Verhaltens- und
Beziehungsregulation beschrieben, die in der Eltern-Kind-Interaktion beim Füttern sichtbar werden und videogestützt klassifiziert
werden können. Bezüglich der Genese wird aufgezeigt, wie dabei somatische und psychische Faktoren beim Kind wie auch emotionale Probleme bei den Eltern in enger Wechselwirkung miteinander stehen und eine „Störung“ hervorbringen können.
Ergebnisse
Anhand von klinischen Beispielen wird praxisbezogen die Diagnostik von Fütterstörungen in der frühen Kindheit beschrieben und ein
Behandlungsansatz demonstriert, in dem sowohl verhaltensbezogene wie auch psychodynamische Interventionen zum Einsatz kommen.
21
XVII. KINDER- UND JUGENDPSYCHIATRISCHES SYMPOSIUM UND 33. JAHRESKONGRESS ÖGKJP • ABSTRACTBAND
Therapeutisches Klettern in der
Kinder- und Jugendpsychiatrie
Mag. Michaela Haslinger, Judith Griessner, Kathrin Schügerl
Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Landesklinikum Baden-Mödling, Standort Hinterbrühl
Während therapeutisches Klettern vor einigen Jahren hauptsächlich in der Orthopädie und Neurologie angewandt wurde, hält es
immer mehr in der Behandlung von Kindern mit Verhaltensauffälligkeiten Einzug. Die Anzahl an Professionen, die diese Methode
nutzt (Ergo- und Physiotherapeuten, Psychologen, Pädagogen, Psychotherapeuten, etc.) und die Geschwindigkeit mit der sie Kliniken, Schulen und Institutionen erobert, lassen Rückschlüsse auf die Vielfältigkeit der zugrunde liegenden Behandlungsansätze zu.
Obwohl es nur wenige empirische Studien gibt finden sich die Förderung der Motorik, der Wahrnehmung, der sozial-emotionalen
Kompetenz sowie der Kognition als beschriebene Effekte in etlichen Fachartikeln. Der hier beschriebene Workshop soll einen Einblick ins therapeutische Klettern im Kontext der Kinder- und Jugendpsychiatrie - als Möglichkeit über die Arbeit mit dem (eigenen)
Körper die psychische Befindlichkeit zu beeinflussen - geben. Dabei wird praxisnah sowohl auf die Anwendung bei verschiedenen
Störungsbildern als auch auf zugrundeliegende Förderkonzepte eingegangen.
22
28. - 30. APRIL 2016 • SCHLOSS PÖLLAU BEI HARTBERG
Wenn sich junge Seelen über ihren Körper
ausdrücken – Tiefenpsychologisch-psychodynamische
Psychotherapie von Säuglingen, Kleinkindern
und ihren Eltern.
Karin J. Lebersorger, Lea Hof-Vachalek
Child Guidance Clinic (Institut für Erziehungshilfe) Wien
Säuglingspsychosomatik, Eltern-Kleinkind-Therapie, Regulationssstörungen
Seit über 20 Jahren arbeitet die Child Guidance Clinic Wien im Frühbereich von 0 – 3.
Tiefenpsychologisch-psychodynamische Eltern-Kleinkind-Therapie
Eltern zu werden ist eine elementare Lebenserfahrung und stellt eine enorme psychische Herausforderung, Veränderung und
Anpassung dar. Es ist für Eltern oft nicht einfach, mit ihrem Baby hinreichend gute, haltende und seine Affekte aufnehmenden
Beziehungen einzugehen. Dies kann besonders schwierig werden, wenn sie selbst nicht genügend Halt in diesem frühen Stadium
erfahren haben.
Babys und Kleinkinder sind Katalysatoren für elterliche Ängste, Schuldgefühle und Konflikte, die oftmals transgenerational weitergegeben werden. Besonders im präverbalen Stadium können belastete primäre Beziehungserfahrungen zu unerträglichen inneren
Spannungszuständen führen. Diese können nur in psychosomatischen Reaktionen abgeführt werden.
Im Postpartum findet sich eine aufgelockerte psychische Struktur der Mütter, die rasche Veränderungen ermöglicht, sofern sich
nicht eine zugrunde liegende schwere Psychopathologie findet. Halte- und Containerfunktion der TherapeutInnen wirken unmittelbar entlastend. Die Symptome verschwinden oftmals nach wenigen Sitzungen und führen zu psychischer Bewegung in einer
festgefahrenen Situation.
Psychotherapie in den ersten drei Lebensjahren kennzeichnet ein bifokaler Zugang. Sowohl das interaktive Geschehen zwischen
dem Säugling oder Kleinkind und seiner Bezugspersonen als auch die intrapsychische Dynamik aller Beteiligten sehen im Zentrum
des Verstehens und der Interventionen. Sichere frühe Elternbeziehungen werden verinnerlicht und später in eingene Elternschaft
eingebracht. Anhand zugrundeliegender theoretischer Konzepte und ausgewählter Fallbeispiele werden die Chancen für die Eltern-Kind-Beziehungen durch frühe Interventionen dargestellt.
23
XVII. KINDER- UND JUGENDPSYCHIATRISCHES SYMPOSIUM UND 33. JAHRESKONGRESS ÖGKJP • ABSTRACTBAND
Forensisch fokussierte Hilfe in Krisensituationen
Das Wechselspiel von standardisierter Abklärung und
therapeutisch notwendiger Frühinterventionen
Sabine Völkl-Kernstock
Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Medizinische Universität Wien
Sexuelle und körperliche Gewalt, Spurensicherung, Diagnostik
Hintergrund
Im Jahr 2014 gingen bei der Wiener Kinder- und Jugendhilfe insgesamt 10.524 Gefährdungsmeldungen ein. Etwa 5 % davon erfolgten durch Spitäler oder niedergelassene Ärzte (MAG ELF Servicestelle Jahresbericht, 2014).
Derzeit erfolgen medizinische und psychologische Untersuchungen mit dem ausdrücklichen Ziel einer Spuren- und Beweissicherung bei Verdacht auf Misshandlung, Missbrauch und/oder Vernachlässigung nur im Auftrag der Staatsanwaltschaft, nachdem
eine Anzeige des Opfers gestellt wurde. Bereits die Anzeige einer Tat stellt eine große Hemmschwelle für Betroffene dar, welche zu
überwinden vielen Opfern nicht oder erst nach einer gewissen Zeit gelingt. Somit werden Spuren mit einer erheblichen zeitlichen
Verzögerung sichergestellt und können - sofern überhaupt noch vorhanden - häufig nicht mehr in ihrem vollen Ausmaß erfasst
werden.
Diese Lücke will das seit Mitte 2015 bestehende Pilotprojekt FOKUS, welches sich mit der forensischen Untersuchung von Kindern
und Jugendlichen im Raum Wien befasst, füllen.
Inhalte und Methoden
Das Ziel von FOKUS ist eine tatzeitnahe Dokumentation und Abklärung von Verletzungen anhand von vorhandenen und objektivierbaren Spuren in einem standardisierten Verfahren zu ermöglichen. Zusätzlich erfolgen die Abklärung des Belastungserlebens
sowie die Erhebung des Entwicklungsstandes Betroffener. Die Kinder und Jugendlichen werden in der Phase einer akuten Traumatisierung in ihrem psychischen Befinden stabilisiert, weiteres kommt es zur Sicherstellung eines angemessenen Schutzes und zur
Regelung einer adäquaten Unterbringung sowie Nachbetreuung.
In diesem Workshop soll der Aufgabenbereich von FOKUS dargestellt und diskutiert werden. Dabei wird auf die Erstellung möglichst einheitlicher Dokumentationsunterlagen und valider Erhebungsbögen und modulare Checklisten eingegangen, die für fachspezifische Fragestellungen eine genauere Befundung und Dokumentation ermöglichen.
Durch die rasche, standardisierte Abklärung und Dokumentation soll letztendlich erreicht werden, dass genaue Diagnosen gestellt,
notwendige Therapien umgesetzt und insbesondere valide Befunde zur Verbesserung der gerichtsmedizinischen Sachverständigenbeweise von Gewalt- und Missbrauchsdaten (Vernachlässigung, körperliche oder psychische Misshandlung, sexueller Missbrauch) bei Kindern und Jugendlichen erfolgen.
24
28. - 30. APRIL 2016 • SCHLOSS PÖLLAU BEI HARTBERG
Bindung als Konsequenz – Beziehungsgestaltung in
der Arbeit mit bindungstraumatisierten Kindern und
Jugendlichen
Christoph Göttl
Siehe Seite 8 – Vortrag
25
XVII. KINDER- UND JUGENDPSYCHIATRISCHES SYMPOSIUM UND 33. JAHRESKONGRESS ÖGKJP • ABSTRACTBAND
Interkulturelle Kompetenz –
Auseinandersetzung mit Beziehungsaspekten
des Fremden in der Betreuung und Behandlung
von begleiteten und unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen
Uta Wedam
Siehe Seite 12 – Vortrag
26
28. - 30. APRIL 2016 • SCHLOSS PÖLLAU BEI HARTBERG
Der Körper in der Traumapädagogik
Jan Volmer
Siehe Seite 10 - Vortrag
27
XVII. KINDER- UND JUGENDPSYCHIATRISCHES SYMPOSIUM UND 33. JAHRESKONGRESS ÖGKJP • ABSTRACTBAND
Medienassoziierte Störungen –
Grundlagen der Therapieplanung
Oliver Bilke-Hentsch
Modellstation SOMOSA /SZSKJ Winterthur/Zürich
Internet gaming disorder, Mediensucht, Komorbidität
Unabhängig von der notwendigen wissenschaftlichen und klassifikatorischen Diskussion über medien-assoziierte Verhaltenssüchte
zeigen sich in Praxis und Klinik seit Jahren erheblich gestörte Kinder und Jugendliche mit multipler Komorbidität, stundenlangem
exzessiven online-Spielen und desaströsen familiären sowie schulischen Situationen.
Anhand der real existierenden stationären und ambulanten Erfahrungen von Spezialangeboten sowie der aktuellen wissenschaftlichen Literatur lassen sich Grundzüge einer entwicklungspsychiatrischen Therapieplanung in unterschiedlichen Settings erarbeiten.
Sie orientiert sich an den multimodalen Therapieansätzen der Kinder- und Jugendpsychiatrie, der transgenerationalen Psychoedukation und Konzepten der Behandlung von Glücksspielern.
Besonders zu beachten sind Fragen der Fremd- und Eigen-Motivation, der primären Störungseinsicht, der grundsätzlichen Unmöglichkeit des Abstinenzparadigmas und der virtuellen peer-group-Einflüsse.
In einem Drei-Phasen-Modell lässt sich sukzessive die vordergründige Thematik von zugrundeliegenden intrapsychischen Konflikten, nicht erkannten tiefgreifenden Entwicklungsstörungen, komplizierten ADHS-Verläufen und affektiven Erkrankungen trennen.
Psychosoziale Interventionen, Nachsorge und familiäre Unterstützung ergänzen den individualisierten therapeutischen Zugang.
28
28. - 30. APRIL 2016 • SCHLOSS PÖLLAU BEI HARTBERG
Neue Medien zwischen Licht und Schatten:
Das Wechselspiel psychischer Störungen
und neuer Medien
Oswald David Kothgassner, Sabine Völkl-Kernstock
Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Medizinische Universität Wien
Problematischer Internetgebrauch, Soziale Netzwerke, Online-Spiele
Hintergrund
Das Internet stellt zunehmend eine eigene Lebenswelt für viele Kinder- und Jugendliche dar. Eine unüberschaubare Fülle an Möglichkeiten steht dem Menschen über neue internetgebundene Anwendungen zur Verfügung. Digitale soziale Netzwerke wachsen
und verändern sich kontinuierlich weiter. Der Einzug Virtueller Realitäten wird demnächst soziale Netzwerke wie Facebook oder
Instagram ein ganz neues Gesicht verleihen und der Markt an Online-Spielen wächst stetig. Über 92 % der Jugendlichen zwischen
12 und 18 nutzen täglich oder mehrmals in der Woche ihr Handy, beinahe alle Jugendlichen in diesem Alter haben intensiven Kontakt über neue Medien. Diese Veränderungen sind auch im Zusammenhang mit psychiatrischen Problemen zu sehen.
Inhalte und Methoden
Daher soll sich dieser Workshop kritisch mit dem Phänomen des problematischen Internetgebrauchs auseinandersetzen, sowie
verschiedene pathogenetische Theorien aufgreifen. Es sollen psychodiagnostische Grenzen und Möglichkeiten besprochen werden
und verschiedene Konzepte mittels Kasuistik präsentiert werden. Darüber hinaus sollen differentialdiagnostische Aspekte und
Interventionsstrategien diskutiert werden. Ein anderer Aspekt wird darauf liegen, wie neue Medien bereits vorhandene psychische
Störungen beeinflussen können, dabei sollen negative wie auch positive Aspekte thematisiert werden. Besonderes Augenmerk soll
dabei darauf gelegt werden, wie digitale soziale Netzwerke (z.B. Whats-app, Facebook) und Foren (z.B. Pro-Ana/Pro-Mia) Krankheitsbilder verändern und neue Problemstellungen in der Therapie in der Praxis und im stationären Rahmen bei Kindern und Jugendlichen aufwerfen können, aber auch welches große Potential zur Behandlung für Kinder- und Jugendliche in den neuen Technologien liegt und wie neue Medien in die Behandlung integrierbar werden.
29
XVII. KINDER- UND JUGENDPSYCHIATRISCHES SYMPOSIUM UND 33. JAHRESKONGRESS ÖGKJP • ABSTRACTBAND
„Stillsitzen wie ein Frosch“? –
Achtsamkeit & Meditation in der Praxis
Yvonne Oswald
Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, LKH Graz Süd-West, Standort Süd
Mindfulness, Achtsamkeit, Meditation
Achtsamkeit (Mindfulness) ist unsere Fähigkeit, eine neugierige, akzeptierende und freundliche Aufmerksamkeit auf die eigenen
Erfahrungen im gegenwärtigen Moment zu richten. Achtsamkeit ist eine Praxis - eine systematische Übung, um Klarheit, Einsicht
und Verstehen zu erlernen/zu kultivieren. Achtsamkeit ist ein heilsamer Weg, in dem sie uns lehrt auf uns zu achten, Gedanken,
Gefühle und Körperempfindungen wahrzunehmen und ihnen bewusst zu begegnen, anstatt blind auf sie zu reagieren.
Der WS soll Ihnen einen Einblick in das weite Feld der Achtsamkeit ermöglichen, die wichtigsten Ergebnisse der empirischen Forschung zu den Effekten der Achtsamkeitspraxis darstellen und vor allem Gelegenheit bieten, Achtsamkeit zu erfahren und zu üben.
In diesem Rahmen soll aber auch der Frage nachgegangen werden, wie der Kern der Achtsamkeit zu übersetzt ist, damit sie auch
von Kindern und Jugendlichen erlebt werden kann.
30
28. - 30. APRIL 2016 • SCHLOSS PÖLLAU BEI HARTBERG
Schulsozialarbeit in ihrer Funktion als unterstützende
Clearing-Instanz im Lebensraum Schule
Markus Wiesenhofer und Team der Schulsozialarbeit Hartberg-Fürstenfeld
Caritas Diözese Graz-Seckau/ Abteilung Schulsozialarbeit/ Mariengasse 24, 8020 Graz
Chancengleichheit, Schnittstellenarbeit, proaktive Handlungsbefähigung
Hintergrund
Kinder und Jugendliche verbringen immer mehr Zeit in Bildungseinrichtungen, wodurch diesen wachsende Relevanz zukommt. Für
Lehrpersonen wird die Situation stets herausfordernder, da sie zunehmend mehr Verhaltensauffälligkeiten bei den Kindern und
Jugendlichen wahrnehmen, die sich aus der Lebenswelt der SchülerInnen ergeben. Die Gründe dieser Auffälligkeiten sind beispielsweise Familienprobleme, Entwicklungskrisen, Lernschwierigkeiten, Konflikte aber auch andere unbekannte Ursachen, die die Unterstützung eines Erwachsenen verlangen.
In solchen Situationen wird erfolgreich auf Schulsozialarbeit zurückgegriffen. SchülerInnen und Familiensystem bekommen eine
Ansprechperson, eine professionelle Instanz, die keine Lehrperson ist, nicht zur Schulverwaltung gehört und ebenso nicht zur Jugendhilfe. Für Eltern und beteiligte AkteurInnen im Schulsystem gibt es demzufolge eine bei Konflikten neutral vermittelnde Person.
Schulsozialarbeit sieht sich an der Schnittstelle von SchülerInnen, LehrerInnen, Familiensystem und Hilfssystem (Schulpsychologie,
BeratungslehrerInnen, Jugendhilfe, PSD`s, etc.,…) verortet. SchulsozialarbeiterInnen sind kontinuierlich vor Ort an der Schule tätig
und stellen somit ein niederschwelliges Angebot dar, dessen Ziel es ist, die sozialen Problemlagen im Radius des Lebensortes Schule
möglichst früh zu erkennen, Lösungsansätze zu erarbeiten und die Situation im Rahmen der vorhandenen Möglichkeiten und Kompetenzen im schulischen und außerschulischen Bereich sowohl auf der individuellen Handlungsebene als auch auf der Ebene des
Schulklimas zu verbessern.
Methode
Schulsozialarbeit arbeitet nach den Methoden der Sozialarbeit bzw. der Sozialpädagogik. Insbesondere sind dies: psychosoziale
Einzel- und Gruppenberatungen, sozialpädagogische Gruppenarbeit, Mediation, Moderation, Krisenintervention und Vernetzungstätigkeiten.
Ziel(e) des Workshops
Interessierten Personen soll in einem Mix aus Theorie/Praxis – Verschränkungen die Arbeitsweise von Schulsozialarbeit näher gebracht werden. Mittels Fallbeispielen und (je nach Zielgruppe möglichen) gruppendynamischen Übungssequenzen sollen sich die
TeilnehmerInnen ein umfangreiches Bild dieser Schnittstellen- und Netzwerkarbeit machen.
31
XVII. KINDER- UND JUGENDPSYCHIATRISCHES SYMPOSIUM UND 33. JAHRESKONGRESS ÖGKJP • ABSTRACTBAND
Borderline-Persönlichkeitsstörungen und
Mentalisierungsbasierte Therapie im Jugendalter
Martin Fuchs
Univ. Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie Innsbruck
Adoleszenz, Hybridmodell, Persönlichkeitspathologie, MBT-A, Borderline-Persönlichkeitsstörung
Hintergrund
Die Adoleszenz als eine Zeit der biopsychosozialen Umstrukturierung geht zum einen mit der Entwicklung neuer Fähigkeiten einher, zum anderen kommt es zum Verlust des bisherigen inneren und äußeren Gleichgewichts. Persönlichkeitspathologie ist nach
den Erkenntnissen klinischer Forschung bereits im Jugendalter diagnostizierbar und sollte möglichst spezifisch behandelt werden.
Das Jugendalter sollte als ein „window of opportunity“ für die Entstigmatisierung und für spezifische Frühinterventionen gegen
potentiell dramatische gesundheitliche und sozioökonomische Langzeit-Auswirkungen der Borderline-Persönlichkeitsstörung verstanden werden.
Methode
Im Workshop wird zunächst anhand von realen klinischen Fallbeispielen sowie aktuellen Forschungsdaten Diagnose und Differentialdiagnose von jugendlichen Borderline-Persönlichkeitsstörungen besprochen. Weiters wird ein Überblick über das neue Hybridmodell nach DSM-5 gegeben. Im zweiten Teil soll auf die Fähigkeit von Mentalisierung eingegangen und im Weiteren der Stand der
Forschung bezüglich Mentalisierungsbasierter Therapie (MBT-A) referiert werden. Das konkrete Setting sowie die Therapieplanung
inklusive Basistechniken wird anhand einer laufenden Therapiestudie vorgestellt.
32
28. - 30. APRIL 2016 • SCHLOSS PÖLLAU BEI HARTBERG
Poster
Dislozierte Tagesklinik und Ambulanz der Kinderund Jugendpsychiatrie am Standort Leoben
Martin Kostial
Leoben
33
XVII. KINDER- UND JUGENDPSYCHIATRISCHES SYMPOSIUM UND 33. JAHRESKONGRESS ÖGKJP • ABSTRACTBAND
Wohn- Arbeitstraining Haltegriff
Hermann Theußl, Martin Urban
BBRZ Österreich , Kapfenberg
Hintergrund
Der Haltegriff ist ein Wohn- Lebens- und Arbeitstraining im Rahmen des Steiermärkischen Jugendwohlfahrtsgesetzes für sozial
auffällige Jugendliche ohne Lehr- bzw. Ausbildungsstelle nach Beendigung ihrer Schulpflicht. Im Vordergrund steht die Vermittlung
von Fähigkeiten und Kompetenzen, welche die Jugendlichen persönlich stabilisieren sollen, um langfristig auf eine Integration in
den Arbeitsmarkt vorzubereiten. Den Jugendlichen wird die Möglichkeit geboten Arbeitshaltungen zu erproben um weitere berufliche Entscheidungsprozesse in Gang zu setzen. Im Sinne der ganzheitlichen und ressourcenorientierten Betrachtungsweise findet
parallel dazu die sozialpädagogische Begleitung im Wohnbereich statt.
Methode
Diagnose und Abklärung (psychologisch, schulisch, handwerklich-technisch), Berufsorientierung, Kompetenztraining (schulisches
Grundlagenwissen, Schlüsselqualifikationen), Technisches Arbeitstraining im Holz- und Metallbereich sowie im kaufmännischen
und EDV Bereich, Auftragsarbeiten und Praktika in Betrieben, Heranführung an eine selbstständige Haushaltsführung und Training
lebenspraktischer Fähigkeiten, systemischer Ansatz der neuen Autorität nach Haim Omer, sozialpädagogisch orientiertes Einzelund Gruppencoaching, Krisenintervention, Erlebnispädagogik, Outdoor Aktivitäten, heilpädagogisches Voltigieren, tiergestützte
Heilpädagogik
Ergebnisse
Berufliche und soziale Integration, Vermittlung in den Arbeitsmarkt, soziale Rehabilitation im Sinne des Erreichens von Selbstständigkeit und Übernahme von Eigenverantwortung in allen relevanten Lebensbereichen, Kenntnisse der selbstständigen Lebensführung, stabile und positive Persönlichkeitsentwicklung, Verbesserung der sozialen Kompetenzen, des Arbeitsverhaltens und der
Teamfähigkeit
34
28. - 30. APRIL 2016 • SCHLOSS PÖLLAU BEI HARTBERG
Hospitalismus und Sprache – Zusammenhänge
zwischen lang andauernden Krankenhausaufenthalten und der kindlichen Sprachentwicklung
Elisabeth Ruth Trammer, Angelika Rother
FH JOANNEUM Graz
Hospitalismus, Krankenhausaufenthalt, Sprachentwicklung
Hintergrund
Die vorliegende Arbeit wurde erstellt um das altbekannte Syndrom des Hospitalismus auf seine heutige Aktualität zu untersuchen
und speziell seine Einflüsse auf die kindliche Sprachentwicklung zu beleuchten. Ziel war es, einen strukturierten Überblick über die
Bedeutung von langen Krankenhausaufenthalten für die kindliche Sprachentwicklung zu geben, sowie hemmende und fördernde
Faktoren anhand verschiedener Parameter aufzuzeigen.
Es handelt sich hierbei um eine empirische Arbeit mit einem einleitenden Literaturteil. Die angewandte Methode der empirischen
Studie bestand in einer qualitativen Befragung in Form von Experteninterviews. Der Literaturteil wurde mittels Literaturrecherche
erstellt.
Methode
Zentraler Bestandteil der Bachelorarbeit ist die Aufarbeitung der Bedeutung stationärer Langzeitaufenthalte für die Sprachentwicklung und das sprachlich-kommunikative Verhalten von Kindern. Miteingeschlossen sind hierbei historische Hintergründe und
Entwicklungsmeilensteine der Betreuungssituation in Krankenhäusern, sowie der Vergleich des Erscheinungsbildes Hospitalismus
von heute mit früher. Auch die Prävention und Intervention desselben werden thematisiert.
Ergebnisse
Nach eingehender Betrachtung kann gesagt werden, dass die Thematik Hospitalismus heute, wohlgemerkt in stark veränderter
Form, nach wie vor ein aktuelles Thema darstellt. Die unmittelbaren Einflüsse von langen Krankenhausaufenthalten auf die Sprachentwicklung von Kindern beziehungsweise auf deren sprachlich-kommunikatives Verhalten konnten nicht eindeutig erhoben werden.
35
Herunterladen