Schöllkraut / Chelidonium majus

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Claudia Fiedler
Monographie Schöllkraut
21.11.2009
Schöllkraut / Chelidonium majus
Botanik:
Das Schöllkraut gehört zur Familie des Schlafmohns, hat jedoch ein völlig anderes
Aussehen. Es ist eine zwei- bis mehrjährige, krautige Pflanze, die Wuchshöhen von
bis zu 70 cm erreicht. Sie bildet ein ästiges Rhizom. Sie ist leicht an dem gelborangen Milchsaft zu erkennen, der aus einem abgerissenen Blatt oder Pflanzenteil
sofort hervorquillt. Die wechselständigen Laubblätter sind gestielt. Die grüngraue,
durch einen dünnen Wachsfilm wasserabstoßend bereifte Blattspreite ist buchtig
eingekerbt, die an der Unterseite heller ist und eine leichte Behaarung aufweist. Der
runde Stängel verzweigt sich mehrmals, bis er oben in kleinen gelben Blüten endet.
Die weichen hellgrünen Blätter sind leicht behaart und haben die Form von
Eichenblättern. Das besondere an den Blüten ist, dass sie nur vier Blütenblätter
haben. Daran kann man sie von vielen anderen gelben Blüten unterscheiden. Das
Schöllkraut blüht von April bis September und bildet immer wieder neue Blüten. Aus
den Blüten entwickeln sich längliche Schoten, die die kleinen schwarzen Samen
enthalten. Der Samen hat ein weißes, ölhaltiges Anhängsel, das gern von Ameisen
gefressen und verschleppt wird, so dass man die Pflanze selbst in hohen
Mauerspalten finden kann. Es kommt in ganz Europa vor an Weg- und Waldrändern
sowie auf Schuttplätzen im Umkreis von menschlichen Siedlungen.
Volksnamen:
Afelkraut, Augenkraut, Goldwurz, Hexenmilch, Krätzenkraut, Gelbkraut, Maikraut,
Rotlaufgras, Schwalbenwurz, Teufelskraut, Warzenkraut
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Claudia Fiedler
Monographie Schöllkraut
21.11.2009
Inhaltstoffe:
Verschiedene Alkaloide, Bitterstoffe, Flavonoide, Saponine, Carotinoide
Heilwirkungen:
krampflösend am oberen Verdauungstrakt (v.a. bei Gallenkoliken), fördert den
Gallenfluss, leicht schmerzlindernd, zentral sedierend (beruhigend)
Anwendung:
Schon Paracelsus schätzte das Schöllkraut als Feigwarzenmittel, bei Wunden und
Geschwüren. Er kannte auch die Gallenwirkung und nannte es der Farbsignatur
entsprechend oft bei Gelbsucht. Es bot auch magischen Schutz: wenn das Kraut
bei Neu- oder Vollmond gepflückt und als Amulett umgehängt wurde, bewahrte es
laut Paracelsus vor der Einbildung und vor dem bösen Blick.
In der Alchimie wurde das „Goldkraut“ verwendet um Gold herzustellen. Ihre
Wertschätzung für das Schöllkraut drückte sich in dem Namen Caelidonum =
Himmelsgabe aus. Sie erkannten in ihm die Sonnenkraft, es wurde zu einer
Stunde gesammelt, zu der die Sonnenkräfte in diesem Kraut besonders wirksam
waren: „Wenn die Sonne im Löwen steht, der Mond im Widder, zur Stunde des
Mittags sammle die Himmelsgabe.“.
Auch in Volksbräuchen finden wir dieses Kraut: Gemäß einem alten Brauch gilt
die Pflanze als Sinnbild für ein friedvolles, ausgeglichenes Leben. Hass und Streit
kann gemindert werden, aggressive Menschen werden beruhigt, wenn sie sich ein
Amulett aus der Schöllkrautwurzel umhängen. Es ist interessant, dass gerade der
„Gallemensch“, der Choleriker, zu seelischen Missstimmungen neigt. Ihm läuft
leicht die Galle über, er ärgert sich über alles und jeden. Und gerade diesen
Menschen hat man früher ein Amulett aus dem Schöllkraut empfohlen. Das
Schöllkraut bringt die Sonne in Galle und Leber, es wirkt auf diese beiden Organe
und gleichzeitig beruhigend auf das Nervensystem. Das Schöllkraut mit seinen
fleischigen, lappigen, behäbig ausgebuchteten Blättern mit starker Wuchskraft, als
Pflanze des Vegetativen (der Leber und der Galle), bringt mit seinem gelben Saft
und den sonnigen Blüten Licht und Harmonie in das Stoffwechselgeschehen.
Noch heute findet das Schöllkraut Anwendung als Warzenmittel, indem man den
Saft am Ende eines abgebrochenen Stängels wiederholt und konsequent auf die
Warze tupft. Auch Hühneraugen können so behandelt werden.
Das Schöllkraut hat eine besondere Verbindung zu einem Tier: die Schwalben, so
heißt es schon seit langer Zeit, haben den Menschen gezeigt, dass diese Pflanze
ein Augenheilmittel ist. „Schöllkraut ist den Augen gsundt‘, das wird uns von den
Schwalben kundt.“ Aristoteles behauptete angeblich, dass junge Schwalben, die
erblindet sind, von ihren Müttern mit frischem Schöllkraut geheilt werden. Diese
Geschichte hat sich bis in unsere Zeit hinein erhalten.
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Claudia Fiedler
Monographie Schöllkraut
21.11.2009
Nebenwirkungen/Gegenanzeigen:
Nebenwirkungen sind nicht bekannt, aber bei Überdosierung oder falscher
Anwendung (z.B. bei Leberentzündungen) ist ein Anstieg der Transaminasen
möglich. Während Schwangerschaft und Stillzeit, bei Kindern unter 12 Jahren und
akutentzündlichen Lebererkrankungen ist Schöllkraut kontraindiziert.
Darreichungsformen:
Als Tee (derzeit aber nicht empfohlen), Tinktur oder Fertigpräparat (z.B. Weleda,
Wala).
Quellenangaben:
Heilkräuter.de; Wikipedia.de; kräuter-verzeichnis.de; Ursel Bühring, Praxis-Lehrbuch
der modernen Heilpflanzenkunde; Volksmedizinischen Hausbuch,Müller/Sauer;
Medizin der Erde, Fischer-Rizzi;
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