Brauner Sichler - Vogelfreunde Kaltenkirchen

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Sichler (Brauner Sichler)
Plegadis falcinellus (Linnaeus, 1766)
T. Ratjen (15034)
Systematik:
Ordnung:
Unter Ordnungen:
Familie:
Gattung:
Unterarten:
Namen:
Englisch:
Französisch:
Italienisch:
Holländisch:
Spanisch:
Ciconiiformes - Schreitvögel
Ciconiae - Storchvögel
Threskiornithidae - Ibisse
Plegadis
P. f. chihi (= guarauna; kleiner als die Nominatform und mit
weißem Gesicht – manchmal als eigene Art betrachtet) im
südwestlichen Nordamerika und in Südamerika; P. f. falcinellus
im übrigen Areal der Art. Einige Autoren trennen die etwas
kleineren Vögel des indo-australischen Gebietes als P. f.
peregrinus ab.
Glossy Ibis;
Ibis falcinelle;
Mignattaio
Zwarte Ibis;
Morito Común
Die Ibisse oder Sichler sind Stelzvögel mit einem sehr langen, schlanken und sichelförmig
abwärts gebogenen Schnabel. Damit unterscheiden sie sich von der zweiten Unterfamilie der
Ibisvögel, den Löfflern.
Verbreitung der Art: Als einzige Sichlerart ist der Braune Sichler bis auf die Polarregionen
weltweit verbreitet. Südeuropa, von Kleinasien bis Turkestan und Afghanistan, tropisches
Asien, indo-australische Region von Java und den Philippinen bis Australien, südliches
Nordamerika (Südstaaten der USA, Mexiko, Große Antillen), Südamerika (südlich des
Amazonasbeckens), Afrika und Madagaskar. Da sie ein sehr großes Verbreitungsgebiet
haben, sind keine gesicherten Bestandszahlen vorhanden. Schätzungen zeigen allerdings einen
Rückgang der Individuenzahl, hauptsächlich wegen des Verlustes an Feuchtgebieten. Die
Ukraine mit 5.500-7.000 und Rumänien mit 4.000 Paaren beherbergen fast den gesamten
europäischen Brutbestand. Kleine Kolonien gibt es u. a. in der Po-Ebene und in Südspanien.
Die meisten dieser Vögel überwintern im tropischen Afrika. Bis 1934 brüteten Sichler auch
am Neusiedlersee. Heute kommen sie Im deutschsprachigen Raum nur noch als Durchzügler
oder Irrgäste vor.
Zu den Lebensräumen des Braunen Sichlers zählen Feuchtgebiete, Seen, Sümpfe, Lagunen
und Flüsse.
Wanderungen: Im europäischen Brutgebiet Zugvogel, der ins Mittelmeergebiet und ins
tropische Afrika ins Winterquartier wandert (einzelne überwinterten auch schon in Irland;
gelegentlich in Südafrika erscheinende Individuen kommen vielleicht aus einer der
afrikanischen oder madagassischen Kolonien). Am Brutplatz erscheint der Sichler erst im
April, er verlässt ihn im August/September. Die Jungvögel streuen nach dem Flüggewerden in
allen Richtungen und werden dann meist einzeln, seltener in Trupps (z. B. im Herbst 1906 in
England und Irland oder Mitte Oktober/Anfang November 1932 in den Niederlanden) fast
überall in Europa (bis Island, Färöer, Irland, Großbritannien und Madeira), vornehmlich an
der Küste, angetroffen.
Beschreibung: Die Art wird 55 bis 65 Zentimeter lang und erreicht eine Flügelspannweite
von 80 bis 95 Zentimeter. Ad. Brutkleid Männchen und Weibchen: Kopf, Hals und
Vorderrücken sowie ganze Unterseite (mit Ausnahme der schwärzlichen Wangen) und kleine
Flügeldecken dunkel rotbraun, übriges Gefieder ganz dunkel purpurn und dunkelgrün
schillernd (grüner Glanz besonders deutlich an Handschwingen, Hand- und
Unterflügeldecken und Achselfedern). Ad. Ruhekleid: Kopf und Hals dunkelgraubraun, jede
Feder schmal weiß gerandet (am breitesten an Kinn und Kehle), übriges Gefieder dunkler als
zur Brutzeit, aber mit schwächerem purpurnem und grünem Schiller. Dunenkleid:
Mattschwarz, oft mit weißem Fleck am Scheitel und weißen Querstrichen oder Flecken an der
Kehle. Dunen kurz und ziemlich schütter, Zügelregion nackt. Jugendkleid: Ähnlich ad.
Ruhekleid, aber Kopf und Hals heller graubraun, weiße Strichelung weniger deutlich und oft
auf den Kopf beschränkt; Kehle oft mehr oder weniger ausgedehnt (und unregelmäßig) weiß –
vielfach mehrere schmale weiße Querstreifen wie im Dunenkleid auch. Oberseite matter,
mehr bronzegrün, kaum purpurn schillernd. Unterseite heller, braun (ohne rote Töne),
Unterschwanzdecken schwarz, schwach glänzend, Flügeldecken grünschillernd. 1. Ruhekleid:
Wie ad. Ruhekleid, Unterseite aber ohne rote Töne und Flügel grünglänzend wie bei juv.
Schnabel: Bei Jungvögeln rosa mit drei schwarzen Querbinden an Basis, Mitte und Spitze,
diese auffällige Zeichnung verliert sich erst lange Zeit nach dem Flüggewerden. Bei ad. ist der
Schnabel dunkel olivbraun. Füße: Bei Jungen schmutzig fleischfarben, später rötlicholivbraun. Augen: Iris dunkel rötlichbraun. Nackte Hautteile: Zügelregion schwarzpurpurn
mindestens zu Beginn der Brutzeit blass kobaltblau und von der Stirn bis zum oberen Rand
des Auges und vom unteren Rand des Auges bis zur Unterschnabelbasis weiß gesäumt.
Augenumgebung trüb dunkelgrün.
Der Braunsichler kann ein Alter von 15 bis 20 Jahren erreichen.
Stimme: Wie der Löffler ist der Sichler wenig ruffreudig. Leises, heiseres „rraa“ , „rha“ oder
„gra-ak“ (Flugruf), am Brutplatz ein Grunzen, dem drei oder vier schafartig blökende Rufe
folgen.
Fortpflanzung: Ankunft am Brutplatz von Mitte April bis Mitte Mai. Die Art brütet in dicht
gedrängten Kolonien, oft in Gesellschaft von Reihern, Zwergscharben oder (besonders oft)
Löfflern, manchmal in riesigen, 2000 und mehr Paare umfassenden Kolonien. In Europa wird
das Nest meist im Schilf oder auf Weidengebüsch, im asiatischen Teil des
Verbreitungsgebietes auch auf hohen Bäumen errichtet. Schilfnester werden nur aus
Schilfhalmen, Buschnester aus Zweigen gebaut, manchmal mit grünen Schilfblättern
ausgelegt. Beide Gatten bauen. Die Eier sind glattschalig, tief blaugrün, ungefleckt (viel
dunkler als alle Reihereier). Die Gelegegröße beträgt meist 3–4 selten 5 oder 6 Eier. Gelege
mit 6–8 Eiern können von zwei Weibchen stammen. Brutzeit meist in der zweiten Hälfte Mai
und Juni. Es erfolgt nur eine Jahresbrut. Die Eiablage erfolgt im Abstand von etwa 24
Stunden. Brutbeginn ist gewöhnlich nach Ablage des letzten Eies. Die Brutdauer beträgt 21
Tage, die Nestlingsdauer beträgt ca. 14 Tage, mit 28 Tagen sind die Jungen flugfähig, halten
sich aber noch bis zum 50. Lebenstag in Nestnähe auf. Beide Gatten brüten, das Männchen
sitzt nachts und wird tagsüber für etwa 6 Stunden abgelöst. Der Ablösung geht oft längeres
Schnäbeln und Kraulen voraus. Vielfach bringt der ablösende Vogel einen Zweig oder Halm
ans Nest und verbaut diesen, bevor er sich setzt. Beide Eltern füttern (das Junge steckt den
Schnabel dabei zunächst seitwärts in den Schnabel und dann tief in den Schlund des Altvogels
und holt sich so das hochgewürgte und für kleine Junge stark vorverdaute Futter). Mit 2
Wochen schon beginnen die Jungen in der Nestumgebung umherzuklettern. In dicht
gedrängten Kolonien scharen sich die Jungvögel aller Nester zu Gruppen zusammen und
werden von den Altvögeln gemeinschaftlich gefüttert.
Der Braune Sichler ist als Brutvogel sehr unbeständig, er brütet an manchen Stellen in großer
Zahl, räumt diesen Brutplatz dann aber ohne für den Menschen erkennbaren Grund für einige
Zeit oder auch für immer. Häufig ist diese Unbeständigkeit nicht mit irgendeiner Veränderung
der Umwelt verbunden.
Nahrung: Der Braunsichler ernährt sich hauptsächlich von tierischer Nahrung. Er schreitet
bei der Nahrungssuche durch seinen Lebensraum und pickt und stochert nach Nahrung. Auch
im Wasser sucht er nicht selten nach langsam schwimmender, lohnender Beute. Er bevorzugt
unter anderem Insekten aller Art und deren Larven, Würmer, Spinnentiere, kleine Reptilien
und Amphibien sowie Fische, Krebstiere und Schnecken. Auf Nahrungssuche geht der
Braunsichler meist in den frühen Morgen- und Abendstunden. Während der Löffler seine
Nahrung durch Hin- und Herschwenken des Löffelschnabels aufnimmt, stochert der Sichler in
schnellen Bewegungen im Schlamm. Dabei tastet er mit dem Tastsinnesorgan an seiner
Schnabelspitze nach Beutetieren.
Der Braune Sichler kann heute in Zoos und Tierparks in Berlin Tierpark, Heidelberg,
Kronberg, Leipzig, München, Neumünster, Schmiding, Walsrode und im sehenswerten
Wildpark Eekholt, in dem auch die meisten der Aufnahmen entstanden, betrachtet werden.
Literaturquellen:
http://www.zoodirektoren.de
http://www.tierdoku.com
wikipedia
Urs N. Glutz v. Blotzheim „Handbuch der Vögel Mitteleuropas“ Vogelzug Verlag
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