Dunkle Materie_ Forscher entdecken Galaxie ohne Sterne

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23. Februar 2005
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D U NKL E MA TE R IE
Forscher entdecken Galaxie ohne Sterne
Astronomen haben eine sensationelle Enteckung
gemacht, sollten sich ihren Daten bestätigen. Die
Forscher glauben, eine Galaxis aufgespürt zu haben, die
nahezu vollständig aus der geheimnisvollen dunklen
Materie besteht.
ESA/ NASA/ Jean-Paul
Kneib
Simulation: Dunkle Materie in
Blau
Von einer "wirklich aufregenden
Entdeckung" spricht Jon Davies
von der Cardiff University in
Wales. Ein internationales
Forscherteam ist überzeugt, eine
Galaxie entdeckt zu haben, die
fast vollständig aus dunkler
Materie besteht. Wie der OnlineNachrichtendienst der BBC
berichtet, ist die 50 Millionen
Lichtjahre entfernte Formation mit
Hilfe von Radioteleskopen in
Cheshire und Puerto Rico
aufgespürt worden.
Eine dunkle Galaxie ist eine Gegend im Kosmos, die zwar eine
große, rotierende Menge an Masse enthält - aber keine Sterne.
Die dunkle Materie soll der gängigen Theorie zufolge durch
ihre Schwerkraft die sichtbaren Galaxien zusammenhalten.
Was genau dunkle Materie aber ist, weiß bislang niemand, da
sie noch nie direkt nachgewiesen wurde.
Die Forscher stießen auf das ungewöhnliche Phänomen, als sie
das Universum auf starke Konzentrationen von
Wasserstoffatomen absuchten. Die Wasserstoffkonzentration
wird üblicherweise abgeschätzt, indem man die Rotation von
Galaxien sowie die Geschwindigkeit ihrer Einzelteile
beobachtet.
Die überraschende Entdeckung machten die Forscher aus
Großbritannien, Frankreich, Italien und Australien im VirgoGalaxienhaufen. Die mutmaßliche Dunkelmaterie-Galaxie trägt
den Namen VIRGOHI21. Ähnliche Objekte, die aber keine
dunklen Galaxien darstellen, können entstehen, wenn zwei
Sternenhaufen zusammenstoßen. Die Massen der
kollidierenden Objekte zerren aneinander, wodurch sich Gas
aus dem interstellaren Raum und gelegentlich auch einzelne
Sterne losreißen. Diese Masse schwebt anschließend als
unabhängiges Objekt im All.
Der Stoff, der die Galaxis zusammenhält
"Dann sollte man aber einige Sterne sehen können, und die
kollidierten Galaxien müssten noch irgendwo in der Nähe
sein", erklärt Volker Springel vom Max-Planck-Institut für
Astrophysik in Garching gegenüber SPIEGEL ONLINE. Solche
Spuren eines intergalaktischen Crashs sind aber in der Nähe
von VIRGOHI21 nicht zu entdecken.
Die Formation hat etwa hundert Millionen Mal so viel Masse
wie unsere Sonne. "Das ist schon ein Haufen", kommentiert
Springel. Zwar sei unsere eigene Galaxis mit einer Masse von
10 12 Sonnenmassen noch um einiges gewichtiger VIRGOHI21 hat etwa 10 8 Sonnenmassen. Dennoch sollte es in
einem so massereichen Objekt sichtbare Sterne geben.
"Wenn das eine normale Galaxis wäre, sollte sie ziemlich hell
sein, man sollte sie mit einem guten Amateurteleskop sehen
können", sagte Robert Minchin von der Cardiff University der
BBC. "Aus der Geschwindigkeit schlossen wir, dass VIRGOHI21
etwa tausend Mal massiver sein muss als nur von den
beobachteten Wasserstoffatomen her zu erwarten wäre."
"Üblicherweise müsste man in einer Zwerggalaxie mit 10 8
Sonnenmassen Sterne haben", meint auch Springel.
Das internationale Astronomenteam hält die Entdeckung für
einen wichtigen Durchbruch. Nach aktuellen kosmologischen
Modellen muss es im Universum von dunkler Materie nur so
wimmeln. "Wir denken, sie ist überall", sagt Springel. "Etwa
84 Prozent aller Materie ist dunkle Materie, sie ist es, die die
Galaxien zusammenhält." Ohne diese Masse, so der Astronom,
würde auch unsere Galaxis "auseinander fliegen". Direkt
beobachtet wurde dunkle Materie bislang aber nicht, man weiß
noch nicht einmal, aus welchen Teilchen sie eigentlich
bestehen soll.
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