Gesundheitsbote Heft 5, Jahrgang 2013 (Kurzversion)

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Ein schöner Herbst
liegt vor uns
M
ehrere volksheilkundliche Kräuterkurse nach Ignaz Schlifni wurden
kürzlich mit ausführlichen Prüfungen abgeschlossen. Die Ausbildung in unserer
Kräuterakademie, mit ihren hervorragenden Referenten, ist einzigartig in Österreich und zieht ganz besondere Menschen
an. Das merke ich immer genau dann,
wenn ich die Diplome überreiche und in
die strahlenden Gesichter der frisch gebackenen FNL-Kräuterexperten/Kräuterpädagogen sehe. Uns alle verbindet Natürlichkeit und Echtheit, Liebe zur Natur
und Bodenständigkeit. Viel davon ist in
diesem Gesundheitsboten zu lesen.
An dieser Stelle ein Hinweis: Im Moment
laufen wieder E-Mails über ein angebliches Verbot der Heilpflanzen im digitalen
Netz. Im September berichtete die Kronenzeitung in einer Sonntagsbeilage darü-
ber. Wir haben diese Thematik schon 2011
ausführlich behandelt, denn damals kam
es ebenfalls zu Kettenmails. Bis zum 15.
Oktober kann man eine Petition unterzeichnen, bei der ein Recht auf Behandlung mit Naturheilverfahren eingefordert
wird.
Wir sind ein Verein, der sich zum Ziel
gesetzt hat, die regionalen Heilkräuter zu
schützen und das Wissen über die traditionellen Anwendungen in der Volksheilkunde lebendig zu halten. Wir haben
größtes Interesse daran, unser Recht, die
Heilpflanze in ihrer Ganzheit zu erkennen
und für uns selbst zu benützen, in keiner
Weise beschneiden zu lassen. Es schaut im
Moment nicht so aus, als würde uns dieses
Recht genommen. Aber natürlich müssen
wir wachsam sein, denn der BrennnesselKrieg in Frankreich zeigt, wie schnell eine
Pflanze ins Abseits gerät. In Frankreich ist
es bei Strafe verboten, Pflanzen mit Brennnessel-Jauche zu versorgen oder auch nur
Informationen darüber weiterzugeben.
Zur Erinnerung: Niemand hindert uns bis
jetzt daran, für uns selbst mit Kräutern zu
arbeiten, sie im Garten anzusiedeln oder
sie in der freien Natur zu sammeln (außer
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die Naturschutzbehörde, wenn die Pflanzen bereits selten
sind).
Es handelt sich beim angedrohten Heilpflanzenverbot um eine
EU-Verordnung, die bei uns und in Deutschland bereits seit
vielen Jahren umgesetzt ist. Es ging und geht um den Verkauf
pflanzlicher Produkte inklusive Heilanzeigen, also um Firmen,
die Naturheilmittel herstellen und eine „heilende Wirkung“
versprechen. Solche Mittel werden, wenn sie in den Handel
kommen, einer genauen (kostspieligen) Prüfung unterzogen.
Kleine Firmen tun sich da schwerer als die Pharmariesen, das
ist keine Frage. Fair ist es sicherlich auch nicht. Wir, als größter
und ältester Kräuterverein Österreichs, sind keine Hersteller
von Naturheilmitteln, haben aber Mitglieder, die durch die geltende Gesetzeslage betroffen sein können.
Wenn jemand meinen „Wipferlsaft“ vermarkten würde, wäre
das kein Problem, wenn ich ihn vorher zur Zertifizierung einreiche. Aber ich dürfte auf keinen Fall „Hustensaft“ darauf
schreiben, das ist bereits ein Hinweis auf eine Heilwirkung.
Meiner Familie ist es egal, ob der Saft den Zulassungsregeln für
Naturheilkunde entspricht. Der isolierte Wirkstoff (den man
genau überprüfen kann) steht in Untersuchungen wahrscheinlich anders da, wie mein „Wipferlsaft“. Ich schreib deshalb auch
gar nicht „Hustensaft“ darauf, denn mein Mann weiß ohnehin,
dass er bestens wirkt! Man merkt an den Regulierungsbestrebungen, wie wichtig es ist, genau das zu machen, was wir tun:
Wir geben Wissen weiter, damit sich jeder selbst helfen kann,
sich jeder selbst seine unterstützenden Hausmittel herstellen
kann. Nicht mehr – aber auch nicht weniger –
Alles Liebe
wünscht Dir Deine Bundesleiterin
Sieglinde Salbrechter
Eine Rose
für den Winter
Text von Kräuterexpertin Roswitha Gatterer
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ie Rose als Venuspflanze und Symbol für Weiblichkeit und Schönheit hat
die Herzen schon immer bewegt. Bei den
im September zu Ende gegangen volksheilkundlichen Kräuterkursen nach Ignaz Schlifni haben die neuen Kräuterdiplomanden immer wieder hervorragende
Arbeiten vorgelegt. Im Kurs der beiden
Ullis in Kärnten (Baldessarini und Möderndorfer) hat Gatterer Roswitha aus
Landskron alles, was sie über die Hagebutte herausfinden konnte, gesammelt
und vorgestellt. Es steht für alle Vereinsmitglieder zur Verfügung. Besonders gut
angekommen, sagt Roswitha Gatterer,
sind die Ohrgehänge aus Hagebutten. Jeder wollte sie haben – zur Nachahmung
empfohlen!
Hundsrose/Hagebutte/
Rosa canina
Systematik
Abteilung:
Bedecktsamer (Magnoliophyta)
Klasse:
Dreifurchenpollen-Zweikeimblättrige
Unterklasse:
Rosenähnliche (Rosidae)
Ordnung:
Rosenartige (Rosales)
Familie:
Rosengewächse (Rosaceae)
Unterfamilie:
Rosoideae
Gattung:
Rosen (Rosa)
Sektion:
Hundsrosen (Caninae)
Lateinisch/botanische
Bezeichnung der Hagebutte
Rosae pseudo-fructus cum semine
Drogenname
Fructus cynosbati cum semine
Die Hundsrose (Rosa canina), auch Hagrose oder Heckenrose genannt, ist eine
Pflanzenart in der Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Sie ist die häufigste
wild wachsende Art der Gattung Rosen
(Rosa) in Mitteleuropa. Ihr Trivialname
„Hunds-Rose“ hat nichts mit Hunden zu
tun, sondern bedeutet, dass man sie weit-
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verbreitet finden kann. Früher wurden
Bissverletzungen durch tollwütige Hunde
mit dem Saft aus der Wurzel (Hundsrose)
behandelt.
Sie wächst an Hecken, an Straßen- und
Wegrändern, auf Weiden, in Hohlwegen,
in Gebüschen, Waldsäumen, in lichten
Wäldern und Abhängen. Die Hundsrose
kommt vom Tiefland bis ins Gebirge in
Höhenlagen bis 1680 Meter in den Alpen
vor.
Nutzung als Pionierpflanze
• Bodenfestiger
• Zierstrauch
• in den Rosenschulen für Veredelung
Synonyme
Vegetative Merkmale/Botanik
Hundsrose, Hagrose, Heckenrose, Wildrose, Hagebutte, Hainbutte, Hiefen, Hetschepetsch, Rosenäpfel, Feldrose, Heideröschen, Apothekerrose, Zaunrose, Hille,
Hagdorn, Mariendorn, Mehlbeere. Als
Hagebutte bezeichnet man die Früchte verschiedener Rosenarten, wobei der Name
Hagebutte selbst auf das Vorkommen der
Pflanzen an Hecken, altdeutsch “Hag” und
„Butte“, der rundlichen Form oder Butz,
Butzen (Verdickung) entspricht. Als Hagebutten werden landläufig die Wildrosen
selbst bezeichnet, an denen
die Früchte, vor allem der
Hundsrose (Rosa canina)
wachsen.
Die Hunds-Rose (Rosa canina) ist eine
Wildrose, wächst als sommergrüner, aufrechter, lockerer Strauch und bildet lange,
bogig überhängende Äste und Zweige.
Sie ist winterhart, blüht weiß bis hellrosa
und kann bis zu 5 Meter hoch werden.
Die Hundsrose zeigt unterschiedliches
Wuchsverhalten. Frei stehend entwickelt
sich ein hoher, rundlicher Busch mit weit
ausladenden überhängenden Ästen. Im
Gebüsch klettert sie rutenförmig im Astwerk benachbarter Gehölze in die Höhe.
Vorkommen
Ganz Europa (außer in
Finnland, Island), Nordwest-Afrika, Vorderasien.
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Sie blüht im Mai und Juni und fruchtet
im September und Oktober. Die unterschiedlich großen (7 bis 10 mm) langen,
hakig gebogenen Stacheln (Bildungen der
Rinde) sitzen oft paarweise unterhalb der
Blätter. Die Blätter sind wechselständig
und unpaarig gefiedert mit 5 bis 7 Fiederblättchen. Die Nebenblätter sind flügelartig mit dem Blattstiel verwachsen. Die
Hundsrose besitzt 5 Kelch- und 5 Blütenblätter und blüht nur einmal im Jahr.
Sie vermehrt sich ungeschlechtlich, eine
eigenartige Erscheinung (Heterogamie).
Die Hagebutte ist eine Sammel(schein)
frucht (Verwachsung von Einzelfrüchten),
die aus den zarten Blüten der Wildrose
entsteht. Die eiförmigen, ca. 2 cm langen
und 12 mm breiten Hagebutten reifen im
Spätherbst heran und bleiben noch bis ins
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nächste Jahr an den Zweigen hängen. Sie
sind korallenrot, kahl und zur Fruchtreife weich. Was wir volkstümlich als Frucht
bezeichnen, die Hagebutte, ist eigentlich
eine Pseudofrucht, die zum Teil vom Blütenkelch gebildet wird. Die echten Früchte
sind die Kerne in den roten Schalen. Die
Hagebutte ist nämlich eine Sammelfrucht,
die viele kleine Nüsschen = Samen enthält. Das Fruchtfleisch der im Spätherbst
geernteten Früchte entsteht aus dem Blütenboden.
Die leuchtende Scheinfrucht ist der Träger
der wirkungsvollen Vitamine A, B1, B2,
K, P und sehr viel Vitamin C (Ascorbinsäure), Mineralstoffe, Fruchtsäuren und
Gerbstoffe. Flavonoide und Carotinoide
sind ebenfalls enthalten. Die Nüsschen
der Hagebutte sind mit feinen, widerhakenbestückten Härchen bedeckt, die bei
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