Die Angel-Community in Norddeutschland

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Die Schwarzmundgrundel – Fluch oder Segen?.
Manfred Siedler
Schwarzmundgrundeln während der Laichzeit. Rechts der männliche Fisch (Milchner), der sich während der
Laichzeit schwarz färbt.
Wie sich die Ausbreitung der Schwarzmundgrundel in unseren Gewässern auf die bestehenden
Fischartengemeinschaften der unterschiedlichen Gewässer auswirken wird ist bisher noch völlig unbekannt.
Positive und negative Auswirkungen sind denkbar. Raubfische bekommen so ein erweitertes Beutespektrum,
kleinere Fische einen weiteren Konkurrenten um die vorhandenen Ressourcen.
Neogobius melanostomus ist der lateinische Name der Schwarzmundgrundel. Ihr Ursprungsgebiet ist das
Kaspische und Schwarze Meer und die Unterläufe der dort einmündenden Flüsse. Seit mehr als 20 Jahren
verbreitet sich die Schwarzmundgrundel zum Teil mit erstaunlicher Geschwindigkeit auch in deutschen
Gewässern. Im Jahr 2000 wurde sie erstmals in der Donau auf österreichischem Gebiet festgestellt. Im Jahr
2004 dann in Deutschland nachgewiesen.
Von der Danziger Bucht, wo sie bereits im Jahre 1990 festgestellt wurde, verbreitete sich die
Schwarzmundgrundel entlang der Ostseeküste in Richtung Westen und hatte bereits im Jahr 2003 Rostock
hinter sich gelassen.
Wann sie genau in der Kieler Bucht angekommen ist, ist unbekannt. Die ersten Einwanderungen in den NordOstsee-Kanal über die Holtenauer Schleusen erfolgten wahrscheinlich in der zweiten Jahreshälfte 2006. Erste
Fänge durch Sportangler östlich von Rendsburg und in besonderem Maße im Flemhuder See zwischen
Rendsburg und Kiel, wurden 2007 gemeldet.
Viele Angler tun sich mit der Bestimmung dieser ihnen bisher unbekannten Fischart schwer. Eine richtige
Bestimmung ist nicht leicht, aber dennoch für jeden möglich, wenn man die entscheidenden Merkmale im
Körperbau dieser Art kennt.
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•
Die Schwarzmund-Grundel hat eine
typische Grundelgestalt und wird 15
bis 25 Zentimeter lang.
•
Entlang der Seitenlinie befindet sich
eine Reihe länglicher dunkler
Flecken,
•
vom Mundwinkel bis zum Auge
besitzt sie zudem eine dunkle
Zeichnung.
•
Die erste Rückenflosse hat 5-7, die
zweite 14-17 Flossenstrahlen.
•
Auf der vorderen Rückenflosse befindet sich ein sehr auffälliger, schwarzer Augenfleck.
•
Zweite Rückenflosse, Schwanzflosse, Afterflosse und die Brustflossen haben eine abgerundete Form.
•
Im Kopfbereich, inklusive der Kiemendeckel, gibt es, im
Gegensatz zu vielen ähnlich aussehenden Arten, keine
deutlich sicht- bzw. fühlbaren Dornen, Stacheln oder
Bartfäden.
•
Während der Laichzeit können männliche SchwarzmundGrundeln vollständig schwarz gefärbt sein.
•
Ein weiteres typisches Merkmal ist die auffallend große, fast
waagerechte Maulspalte, wodurch die Tiere bei der Ansicht
von vorn stets einen traurigen Eindruck erwecken.
Schwarzmundgrundeln sind typische
Bodenbewohner. Sie ernähren sich von
Muscheln, Würmern, Krebsen,
Fischlaich, Fischbrut und toten Fischen.
Die Schwarzmund-Grundel laicht von April bis
September.
Sie legt 320 bis 1000 große, ovale (2,2 x 3,9
mm) Eier, die an Steine geklebt werden und vom
Männchen bewacht werden. Die Jungen
schlüpfen nach zwei Wochen und sind schon
voll entwickelt. Die Grundel hat kein
Larvenstadium. Weibchen werden nach zwei bis
drei, Männchen nach drei bis vier Jahren
geschlechtsreif.
Nach ihrer ersten Brutsaison sterben die
Männchen wohl in Folge von Erschöpfung und
Nahrungsmangel. Aufgrund ihrer
Ausbreitungsfreudigkeit und
Fortpflanzungspotenz gilt die Grundel als
Die roten Markierungen zeigen das ursprüngliche
Verbrteitungsgebiet der Schwarzmundgrundel (Neogobius
melanostomus) und der Unterart Neogobius melanostomus
affinis.
Kartenquelle: Google Earth
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invasive Art die gegenüber vielen heimischen Arten als Nahrungs- und Raumkonkurrent auftritt.
Die Schwarzmundgrundel lebt ursprünglich in den Brackwassergebieten des Schwarzen-, des Asowschenund mit der Unterart Neogobius melanostomus affinis, an der westlichen Küste des Kaspischen Meeres.
Außerdem bewohnt sie die Flüsse, die in diese Meere münden (siehe Karte oben).
Im Ballastwassers von Schiffen und durch
den Bau des Main-Donau-Kanals konnte die
Schwarzmund-Grundel sich inzwischen bis
an die Nordsee ausbreiten und besiedelt
inzwischen zahlreiche mitteleuropäische
Gewässer, in denen sie ursprünglich nicht
heimisch ist, darunter Main, Rhein, Mosel,
Lahn, Neckar, Trave, Eider und NordOstsee-Kanal.
Per Schiffsreise im Ballastwasser hat sie
inzwischen auch die nordamerikanischen
Großen Seen erreicht und breitet sich dort
aus. Im Sommer hält sie sich im flachen
Wasser auf und zieht im Winter in Tiefen
von bis zu 60 Meter.
Wie der Name schon sagt, verbindet der Main-Donau-Kanal
verbindet die Donau mit dem Main, der wiederum in den
Rhein mündet. Über Nebenflüsse und Kanäle (z. B. den
Mittellandkanal und den Elbe-Seitenkanal) können sich die
Grundeln so deutschlandweit verbreiten und haben auch die
Nordsee erreicht.
Bildquelle: Wikipedia
Wegen ihrer großen Ausbreitungsfreudigkeit
ist damit zu rechnen, dass noch viele
weitere Gewässer in Schleswig-Holstein,
Hamburg Niedersachsen und MecklenburgVorpommern von ihr eingenommen werden.
Schafft sie es, sich in der Elbe zu etablieren
und bis nach Dresden aufzusteigen?
Könnte sie es über kleine Rinnsale oder bei
Überschwemmungen sogar bis in die
großen Seen von Schleswig-Holstein und
Mecklenburg-Vorpommern schaffen?
Unbekannt ist bisher auch, wie sich das Vorkommen der Schwarzmundgrundel auf die bestehenden
Fischartengemeinschaften der unterschiedlichen Gewässer auswirken wird.
Dabei sind positive und negative Auswirkungen denkbar. Raubfische bekommen beispielsweise ein
erweitertes Beutespektrum, kleinere Fische aber einen weiteren Konkurrenten um die Ressourcen Nahrung,
Unterstand und Laichsubstrat. Es sind viele Fragen an ihr Auftreten geknüpft, die für Angler und Fischer von
großem Interesse sind.
Bisher sind noch keine Fänge aus hamburgischen Gewässern gemeldet worden, aber sollte es soweit
kommen, informiert bitte umgehend unseren Fischereibiologen Robert Jankowski über
Fangtag,
genauen Fangort
und Fangmenge.
Verwertung von Grundeln
Zwar ist die Schwarzmundgrundel nur eine kleine Fischart, die pro gefangenen Fisch nicht viel Fleisch liefert
und deren Schlachten sich dem entsprechend aufwändig gestaltet. Trotzdem sollten sich Angler und Fischer
schon jetzt Gedanken über die Verwertung dieser Fischart machen.
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Das Vorbereiten der Grundeln kann man sich aber auch sehr erleichtern und es ist dann nicht aufwändiger als
beim Stint.
1. Den Fisch vom Waidloch her bis zur Kehle aufschneiden.
2. Dann hinter dem Kopf einschneiden bis man die Wirbelsäule durchtrennt hat
3. Nun kann man die ganzen Innereien mit einem Ruck am Kopf entfernen (zum Räuchern sollte man
den Kopf dran lassen)
4. Wer möchte kann dann noch die Flossen abschneiden.
5. Nun die Fische noch mal waschen, nach Belieben würzen, in Mehl wenden und in der Pfanne
goldbraun braten. Dazu schmeckt Salat, Weißbrot und Tzaziki mit einem guten Rotwein.
Manche Berufsfischer und Angler haben das bereits getan und berichten von sehr wohl schmeckendem
Fleisch, dessen Geschmack große Ähnlichkeit mit dem des Flussbarschs oder auch des Zanders haben soll.
Grundeln haben ein recht fettes Fleisch, daher kann man sie auch sehr gut würzen, da sie den Geschmack
der verschiedenen Kräuter usw. gut aufnehmen. Aus diesem Grunde eigenen sie sich auch sehr gut zum
Räuchern und sollen dann eine absolute Delikatesse sein. Dem kommt auch zugute, dass sie außer dem
Rückgrat kaum Gräten haben.
Wer weiß, sollte dem so sein könnte die Grundel vielleicht den Aal als beliebtesten Räucherfisch ablösen. Das
würde
1. sicher dem Erhalt der Gattung Aal in unseren Breiten zugutekommen und
2. die Gewässer davor bewahren an den Grundeln zu „ersticken“.
Der Landessportfischerverband Schleswig-Holstein veranstaltet bereits seit dem Sommer diesen Jahres ein
Hegefischen auf Shwarzmundgrundeln am Nord-Ostsee-Kanal. Der Fang der Angler (dieses Jahr waren es
782 Fische) wurde sofort nach dem Angeln zubereitet und die Bilder, die in der „Fisch und Fang“ veröffentlich
wurden, sehen recht lecker aus (siehe hier).
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