Informatiounen zum Thema Schlaangen

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Lëtzebuerg, den 26. Abrëll 2013
Léiw Schlaangenfrënn an Schlaangenfrëndinnen 
Ech kann mech erënneren wéi schweier et am Ufank wor wei ech
ugefaang hun mech fiir d’Schlaangen ze intereseieren. Ech hun
ganz vill gesicht, gelies, mech emfroot ... daat huet wahnsinneg
Zeit an Usproch geholl fiir eigentlech awer en ganz luesen
Wëssensopbau.
Et ass aus dem Grond dass ech fir Iech den www.schlaangen.lu/
Site opbauen an och dëss Newsletter erausgin. Ech wéss dass
mein Publikum ganz verschidden Wëssenstänn hun – vun
Ufänger bis routineierten Ziichter – pickt Iech eraus waat Iech
interesseiert ... an iwwersprangt waat Dir längst wësst 
Vill Artikelen werten aus dem Internet iwwerholl gin – ëmmer am
Sënn vum Copyright vun der Quell. Et get och ëmmer en
Quellennoweis ... ech wëll jo net zum Plagiator muteieren!
Natiirlech fréen ech mech iwwert all Feed-Back – schëckt weg Är
Kommentaren, Wënsch an Kritiken un [email protected].
Fir d‘Börsenfrënn ënnert Iech – hei och nach déi aktuell Terminer.
Ech wënschen Iech elo vill Spass – an nach e schéinen Dag!
Jason Weber
Copyright an Datenschutz
Ech muss och hei e puer Saachen klären wat Dir als Lieser vun dëser Newsletter wëssen sollt …
Sou eng Newsletter bréngt och e bëssen Aarbecht mat sech, an dofir wëll ech explizit zum Copyright soen – Dir däerft alles vun
dëser Newsletter kopéieren an iergend anescht weider verwennen – awer wann ech gelift nëmmen mat engem Verweis vun der
Quell – also mengem Site (www.schlaangen.lu) - Effingo humanum est! 
Zum Dateschutz: Ech verwennen keng perseinlech Daten vun den Lieser weider. Falls Dir ugeschriwwen git, ass dat op Ären
Wonsch eng Äntwert ze kreien, oder weil Dir op meng kleng Newsletter abonnéiert sidd.
Versioun
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Informatiounen zum Thema
Schlaangen
Quell: Wikipedia - http://de.wikipedia.org/wiki/Schlangen
2013-04-26
Versioun
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2013-04-26
Quell: Wikipedia - http://de.wikipedia.org/wiki/Schlangen
Schlangen
Schlangen (gr. ὄφεις ópheis; lat. serpentes) sind eine Unterordnung der Schuppenkriechtiere. Sie
stammen von echsenartigen Vorfahren ab. Gegenüber diesen ist der Körper stark verlängert und die
Extremitäten wurden fast völlig zurückgebildet. Heute sind etwa 3000 Arten beschrieben. Mit Ausnahme
der Arktis, Antarktis, Permafrostgebieten und einigen Inseln sind sie weltweit in allen Lebensräumen
anzutreffen.
Schlangen spielen in der Kulturgeschichte und Mythologie und darauf aufbauend auch in der Kunst und
Literatur eine große Rolle: so verführte in der alttestamentlichen Schöpfungsgeschichte der Bibel eine
Schlange Adam und Eva dazu, die Frucht vom Baum der Erkenntnis zu kosten. Der von einer Schlange
umwundene Stab des Asklepios in der griechischen Mythologie (Äskulapstab) ist bis heute das Symbol der
medizinischen und pharmazeutischen Berufe.
Äußeres Erscheinungsbild
Alle Schlangen besitzen einen länglichen und dünnen Körper
und haben bis auf wenige Ausnahmen ihre Gliedmaßen
vollständig verloren. Lediglich bei den evolutionär gesehen
primitiven Schlangen, wie beispielsweise den Roll- und
Blindschlangen, sind zum Teil Reste des Beckengürtels und
kurze Aftersporne zu finden. Von Art zu Art können sich die
Körperformen stark unterscheiden. Einige Schlangen können
eher untersetzt aussehen und haben einen dicken Körper mit
kurzem Schwanz, so zum Beispiel die Gabunviper (Bitis
gabonica), während andere sehr gleichmäßig nach hinten
dünner werden, beispielsweise die Raue Grasnatter
(Opheodrys aestivus). Im Querschnitt variieren sie von rund
oder oval bis dreieckig. Fast immer ist der Bauch abgeflacht.
Blindschleiche (Anguis fragilis) mit zum
Züngeln geöffnetem Maul
Die Größe ausgewachsener Schlangen schwankt artabhängig
sehr stark zwischen
10 Zentimetern bei der Schlankblindschlange (Tetracheilostoma
carlae) und fast 7 Metern[1] beim Netzpython (Python
reticulatus).
Züngelnde Schlange mit dabei
geschlossenem Maul
Im Unterschied zu den Schleichen (Anguidae), die mehrere
Reihen von Bauchschilden aufweisen, haben Schlangen nur eine
Reihe davon. Des Weiteren weist ihr Rostralschild am unteren
Rand eine kleine Kerbe auf (die sogenannte Rostralkerbe), die es
ihnen ermöglicht zu züngeln, ohne das Maul dafür öffnen zu
müssen. Schleichen haben diese Kerbe nicht. Auch besitzen
Schlangen keine Augenlider, ihre Augen werden komplett von
einer durchsichtigen Schuppe bedeckt. Bei Schleichen ist dies
anders, was man am Blinzeln der Tiere erkennen kann. Ferner
sind Schleichen fähig zur Autotomie, bei Gefahr können sie ihren
Schwanz abwerfen. Auch diese Fähigkeit unterscheidet sie von
den Schlangen, wobei bei einigen evolutionär alten, unterirdisch
lebenden Schlangenarten ebenfalls der Schwanz abbrechen
kann, allerdings handelt es sich dort um einen passiven Vorgang,
und zudem wächst er nicht mehr nach.
Versioun
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2013-04-26
Ein ausgesprochen auffälliger Geschlechtsdimorphismus kommt nur sehr selten vor; so weisen zum
Beispiel weibliche Kreuzottern (Vipera berus) eine eher braune bis rötliche Färbung ohne sonderlich
kontrastreiches Muster auf, die Männchen sind eher grau gefärbt und ihre Zeichnung hebt sich kontrastvoll
von der Grundfarbe ab. Als weiteres Beispiel seien verschiedene Schuppenformen genannt: die Weibchen
der Sipo (Chironius carinatus) haben glatte Schuppen, während die der männlichen Tiere gekielt sind.
Weitere geschlechtsbedingte Unterschiede lassen sich nur im direkten Vergleich feststellen: Die Weibchen
sind in der Regel etwas größer und umfangreicher als die Männchen, allerdings kann es auch umgekehrt
sein. Der Schwanzansatz hinter der Kloake stellt ein gutes Unterscheidungsmerkmal dar. Während er sich
bei den Männchen sehr gleichmäßig verjüngt, ist bei den Weibchen ein Absatz zu erkennen.
Schlangen verfügen über eine schier unendliche Zahl von Farb- und Zeichnungsvarianten. Sie umfassen
alle Farben des Spektrums und können einfarbig, mit wenig gefärbten Schuppen über Streifen-, Leiterund Karomuster bis hin zu komplexen Farbkombinationen reichen. Einige ungiftige Arten haben im Laufe
der Evolution ein ähnliches Muster wie giftige Arten entwickelt, um ihre Feinde zu verwirren und sich zu
schützen (Mimikry). Auch bei Schlangen treten gelegentlich besondere Pigmentierungen wie Albinismus
und Melanismus auf.
Haut
Schlangenhaut besteht aus drei Schichten: der Epidermis (Oberhaut), der Dermis (Lederhaut) und der
Subdermis (Unterhaut). Alle Schichten erfüllen verschiedene Funktionen. So besteht die Epidermis aus
keratinhaltigen Zellen, die eine dichte und flexible Hornschicht ausbilden. Diese ist in Form von Schuppen
angeordnet. Die Epidermis stellt die Barriere zwischen Schlangenkörper und Umwelt dar, durch sie ist das
Tier vor schädlichen Umwelteinwirkungen recht zuverlässig geschützt. In der Lederhaut befinden sich
Nervenenden, kollagenhaltiges Bindegewebe, Blutgefäße und Pigmentzellen (Chromatophoren). Hier
empfängt die Schlange Tastsinneseindrücke und durch die hier gelagerten Pigmente erhält sie ihre
Färbung. Die Subdermis enthält Fettkörper, in denen Energiereserven gespeichert werden, beispielsweise
für die Winterruhe oder, bei ovoviviparen Schlangen, für die Zeit der Trächtigkeit.
Schuppen
Schlangenschuppen werden in Kopf- und Körperschuppen unterteilt. Bei einigen Arten (beispielsweise
Nattern) sind die Kopfschilde im Verhältnis zu den Körperschuppen recht groß und können als
Bestimmungsmerkmal dienen. In der Draufsicht lassen sich
sechs verschiedene Kopfschilde feststellen: Scutum rostrale
(Schnauzenschild, in der Regel 1× vorhanden), Scutum
internasale
(Zwischennasenschild,
2×),
Scutum
praefrontale (Vorderstirnschild, 2×), Scutum frontale
(Stirnschild, 1×), Scutum supraoculare (Überaugenschild,
2×) und Scutum parietale (Scheitelschild, 2×). Auch in der
Seitenansicht des Kopfes gibt es diverse Schildegruppen,
die in ihrer Schuppenzahl jedoch von Art zu Art sehr stark
variieren können. Dies sind: Scutum nasale (Nasenschild),
Scutum loreale (Zügelschild), Scutum praeoculare
(Voraugenschild), Postoculare (Hinteraugenschild), Scutum
temporale
(Schläfenschild),
Scutum
supralabiale
(Oberlippenschild), Scutum sublabiale (Unterlippenschild)
Unterschiede der Kopf- und Körperschuppen bei
und Scutum suboculare (Unteraugenschild). Bei vielen
Amphiesma monticola
anderen Arten (beispielsweise den Vipern) ist die eben
vorgestellte Kopfbeschuppung jedoch in viele kleine Schuppen fragmentiert.
Die kleinen Körperschuppen auf dem Rücken und der Seite sind üblicherweise in Form von Längsreihen
angeordnet und überlappen die jeweils hinter ihnen liegende Schuppe. Auch hier gibt es Ausnahmen wie
Versioun
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Bauchschuppen eines Angolapython (Python
anchietae)
2013-04-26
manche Seeschlangen, deren Schuppen sich nicht
überlappen, sondern nebeneinander angeordnet sind;
dies schafft den Vorteil, dass sich marine Hautparasiten
nicht gut festsetzen können. Am Bauch ziehen sich die
Schuppen einmal quer über die gesamte Körperbreite,
Schlangen
haben
also
nur
eine
Reihe
von
Bauchschuppen. Auch hier überlappen die Schuppen die
jeweils dahinter liegenden. Schuppen können sehr
unterschiedlich gestaltet sein, so gibt es glänzende,
matte, glatte oder auch gekielte Exemplare. Einige
erfüllen sehr spezielle Funktionen; das vermutlich
bekannteste Beispiel stellt hier die Schwanzrassel der
Klapperschlangen dar; diese besteht aus speziellen, zu
Hornringen umgeformten Schuppen.
Eine besondere Schuppe ist allen Schlangenarten
gemein: diese ist durchsichtig und dient dem Schutz des
Auges. Schlangen haben keine Augenlider, ihre Augen sind komplett von besagter Schuppe bedeckt. Unter
Augenlider könnten Schmutz oder andere Fremdkörper dringen, welcher sich die Tiere nicht mehr
entledigen könnten.
Häutung
Weil Schlangen, wie alle Reptilien, auch nach erreichter Geschlechtsreife lebenslang weiterwachsen, ihre
Haut jedoch nicht kontinuierlich abgeschuppt wird,
wie zum Beispiel bei den Säugetieren, müssen sie
sich regelmäßig komplett häuten. Dabei dringt Luft
unter die absterbende Hornschicht und löst sie
dadurch langsam vom Rest ab, was an einer
Trübung beziehungsweise Mattfärbung der Tiere
und besonders der Augen zu erkennen ist.
Darunterliegende Hautzellen wachsen, bilden eine
neue Hautschicht und verhornen kurze Zeit später.
Hierdurch
steht
das
Tier
nie
eventuellen
Einwirkungen von außen schutzlos gegenüber. Ist
die Verhornung der neuen Haut abgeschlossen,
beginnt die Schlange ihre Schnauze an einem
scharfen oder spitzen Gegenstand zu reiben. Die
alte Haut reißt auf und die Schlange versucht, sich
beim Kriechen durch enge Spalten oder enge
Astgabeln sowie um Äste oder Ähnliches herum, von
Eine Gewöhnliche Mamba (Dendroaspis angusticeps) mit
abgestreifter Haut
ihr zu befreien. Nach der Häutung besitzen die Tiere
wieder eine feste und klar gefärbte Haut. Auch die
Hornhaut der Augen, die mit abgeschuppt wird, ist jetzt wieder klar. Die alte Haut, die Exuvie, auch
„Natternhemd“ genannt, bleibt zurück.
Knochenbau
Die bei Schlangen vorhandenen Knochen lassen sich grob in drei Gruppen einteilen: Schädelknochen,
Wirbel und Rippen. Die bereits erwähnten Beckengürtelknochen sind rudimentär und erfüllen keine weitere
Funktion. Ebenfalls nicht vorhanden sind Schultergürtel und Brustbein.
Versioun
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2013-04-26
Der Schlangenschädel ist sehr beweglich konstruiert.
Da die Kiefer- und Gaumenknochen nicht miteinander
verwachsen, sondern nur durch Bänder verbunden und
stark verschiebbar sind, kann das Maul sehr weit
geöffnet werden. Dies ermöglicht den Tieren, auch
größere Beutetiere in einem Stück zu verschlingen. Der
Oberkiefer
besteht
aus
folgenden
Knochen:
Praemaxillare (als einziger fest, über dem Praefrontale,
mit
Schädel
verbunden),
Maxilla,
Flügelbein,
Quergaumenbein und Gaumenbein. Der Unterkiefer
besteht aus zwei Unterkieferbögen. Es befinden sich ein
Zahnbogen im Unter- und zwei im Oberkiefer (ein
innerer und ein äußerer). Diese beiden Bögen sind
analog dem Unterkiefer zweigeteilt. Die äußere
Durch ein Präparat illustrierte Dehnbarkeit der
Zahnreihe wird für den Fang und das Festhalten der
Schädelstrukturen
Beute genutzt, die innere dient dem Transport
derselben in die Speiseröhre. Dabei schieben sich linker
und rechter Bogen abwechselnd nach vorne, greifen die Beute, schieben sich mit dieser nach hinten und
lösen sich von ihr, um wieder nach vorne zu gleiten und neu zu beginnen. Da sämtliche Kieferknochen
relativ unabhängig voneinander bewegt werden können, müssen sie nach jedem Biss oder
Beuteverschlingen durch mehrmaliges Öffnen und Schließen des Mauls wieder „sortiert“ werden.
Die Anzahl der Wirbel ist auf rund 200 bis maximal 435 erhöht. Die Wirbelkörper sind über eine
Bandscheibe und ein Gelenk miteinander verbunden. Die
Gelenkpfanne liegt vorne am Wirbel, der Gelenkkopf
hinten. Innen führen sie in einem Kanal das Rückenmark
und Blutgefäße. Zwar sind zwei Wirbel zueinander nicht
zu einer besonders starken Biegung oder Drehung fähig
(da hierbei Gefahr bestünde, das Rückenmark zu
verletzen oder zu zerreißen), aber aufgrund der hohen
Wirbelanzahl sind die Tiere sehr beweglich (mit etwa 40
Wirbeln kann eine Biegung von etwa 60° erreicht
werden). Jeder Wirbel, mit Ausnahme der Hals- und
Schwanzwirbel, trägt ein Rippenpaar. Die Rippen sind
über ein Gelenk mit den Wirbeln verbunden und enden
frei. Das Gelenk erlaubt eine aus der Normalposition
heraus rückenwärts gerichtete Bewegung und eine
daraus resultierende Verbreiterung des Körpers. Neben
den extrem beweglichen Schädelknochen ist dies eine
weitere Voraussetzung für die Schlangen, Beutetiere mit
Schädelknochen und Zahnreihen eines Python
einem größeren Durchmesser als ihrem eigenen zu
verschlingen.
Zähne
Die Zähne der Schlangen sind nicht zum Kauen bestimmt, sondern dienen nur dem Festhalten der Beute
oder, im Falle von Giftzähnen, der Injektion von Toxinen. Sie sitzen nur lose auf dem Kiefer auf und sind
nicht fest mit ihm verwachsen. Alle Zähne sind nach hinten gerichtet; versucht ein Beutetier, sich aus dem
Biss der Schlange zu befreien, bohren sich die Zähne nur noch tiefer in seinen Körper. Bricht ein Zahn ab,
so wird er ersetzt. Meist sind schon Reservezähne hinter den bestehenden angelegt, so dass der Ersatz in
relativ kurzer Zeit zur Verfügung steht.
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2013-04-26
Bei Schlangen findet man vier unterschiedliche
Typen der Bezahnung:
aglyph: Derart bezahnte Schlangen besitzen keine
Giftzähne. Alle Zähne sind etwa gleich groß, haben
die gleiche Form und sitzen gleichmäßig im Kiefer
verteilt. Es gibt keine Besonderheiten der Zähne
wie bei den anderen drei Bezahnungstypen. Zu
diesen
ungiftigen
Schlangen
gehören
die
Eigentlichen
Nattern
(Colubrinae),
Riesenschlangen
(Boidae),
Blindschlangen
(Typhlopidae)
und
Schlankblindschlangen
(Leptotyphlopidae).
Schädel des aglyphischen Dunklen Tigerpythons
proteroglyph: Bei dieser Art der Bezahnung
besitzen Schlangen ein Paar Giftzähne, welches im
vorderen Bereich des Oberkiefers liegt. Die
Giftzähne sind etwas größer und dicker als die
restlichen und weisen eine Furche an ihrer
Innenseite auf (Furchenzähne). Oberhalb liegen im
Bindegewebe die Giftdrüsen; beißt die Schlange
zu, wird das Gift mittels der Furche in den Körper
des
Beutetieres
geleitet.
Vertreter
der
Seeschlangen (Hydrophiinae) und Giftnattern
(Elapidae) sind proteroglyph bezahnt; hierzu
gehören auch die Schlangen mit den stärksten
Giften, wie beispielsweise die Taipane.
Schädel des aglyphischen Dunklen Tigerpythons
opistoglyph: Die Struktur der Giftzähne ist
vergleichbar mit der Variante proteroglyph, im
Gegensatz hierzu sitzt das Giftzahnpaar aber im
hinteren Bereich des Oberkiefers. So bezahnt sind
die Trugnattern.
Schädel der opistoglyphischen Westlichen
Hakennasennatter
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solenoglyph: Auch bei dieser Bezahnung sitzt ein
Giftzahnpaar vorne im Oberkiefer. Allerdings sind
die Giftzähne relativ lang (je nach Art zwischen drei
und fünf Zentimetern) und liegen daher bei
geschlossenem Maul nach hinten eingeklappt in
einer Bindegewebsfalte. Die Zähne sind nicht
gefurcht, sondern ihr Inneres ist – ähnlich einer
Kanüle – von einer Röhre durchzogen, durch die
das Gift geleitet wird (Röhrenzähne). Sobald die
Schlange ihr Maul zum Biss öffnet, klappen die
Giftzähne um etwa 90° nach vorn und können so
tief in das Beutetier geschlagen werden. Ein großer
Vorteil liegt darin, dass so auch das Gift tief in den
Körper eingebracht wird; rein mechanisch
betrachtet ist die solenoglyphe Bezahnung für die
Injektion am effektivsten. Alle Vipern (Viperidae)
und Grubenottern (Crotalinae) sind mit solchen
Röhrenzähnen ausgestattet.
2013-04-26
Schädel einer solenoglyphischen Klapperschlange
Sinnesorgane
Schlangen sind auf verschiedene Weise in der Lage, Reize aus ihrer Umwelt wahrzunehmen und zu
verarbeiten. Allen gemein ist die Aufnahme von Gerüchen (flüchtigen Stoffen) über die Nase und
nichtflüchtigen Duftstoffen mittels ihrer gespaltenen Zunge (nasovomeraler Sinn). Im Inneren des Mauls
führen sie die Zungenspitzen in das Jacobson-Organ, zwei kleine Vertiefungen am Gaumen. Dort werden
die Duftstoffe dann analysiert, ähnlich den Gerüchen im Riechzentrum. Mit den beiden Spitzen können die
Schlangen gleichzeitig unterschiedliche Düfte wahrnehmen und daraus räumliche Informationen
gewinnen.[3] Dies ermöglicht ihnen das Aufspüren und Verfolgen von Beutetieren oder paarungsbereiten
Geschlechtspartnern. Der Zweck des häufigen Züngelns ist folglich die Erforschung ihrer Umgebung.
Einige
Arten
haben
Sinnesorgane
zur
Wahrnehmung infraroter Strahlung entwickelt. Die
Grubenottern
besitzen
ein
Organ
(das
namensgebende Grubenorgan), mit denen ihnen
dies möglich ist. Es handelt sich dabei um eine
Sinnesgrube zwischen Auge und Nasenloch, mit
Hilfe derer Temperaturunterschiede von bis zu
0,003 °C registriert werden können. Ein ähnliches
Organ haben die Riesenschlangen entwickelt, bei
ihnen sind dies die Labialgruben. Diese befinden
sich in den Schuppenreihen der Ober- und
Labialgruben bei einem Python
Unterlippe. Sie sind weniger empfindlich als das
Grubenorgan
und
in
der
Lage,
Temperaturunterschiede von bis zu 0,026 °C wahrzunehmen. Beide Infrarot-Sinnesorgane dienen lediglich
dem Aufspüren endothermer Beutetiere. Diese heben sich, trotz eventuell vorhandener Tarnfärbung, sehr
deutlich von ihrer Umgebung ab; insbesondere nachts, wenn der Unterschied zwischen Umgebungs- und
Körpertemperatur noch größer ist als tagsüber. Zum Auffinden ektothermer Beutetiere sind diese
Sinnesorgane nicht hilfreich. Hierzu werden nasovomeraler Sinn und Augen eingesetzt.
Die Augen spielen in der Sinneswahrnehmung von Schlangen hauptsächlich bei der Identifikation anderer
Schlangen (Rivale oder möglicher Geschlechtspartner), anderer Tiere (Beute oder Fressfeind) und der
Orientierung im Raum eine Rolle. Es gibt viele unterschiedlich ausgestattete Augen und dementsprechend
Versioun
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2013-04-26
ist auch das Sehvermögen der Tiere unterschiedlich gut ausgeprägt. Einige Arten (meist unterirdisch
lebende Schlangen) haben nur mit Stäbchen ausgestattete Augen, können also nur Helligkeitsunterschiede
von Objekten erkennen, keine Farben. Andere wiederum haben nur Zapfen, können also Farben, jedoch
keine Helligkeitsunterschiede wahrnehmen. Diese Arten sind, sofern sie keine Infrarotrezeptoren besitzen,
auf Tagaktivität beschränkt. Die am höchsten
entwickelte Augenform weist Zapfen und Stäbchen
auf; derart ausgestattete Schlangen können
theoretisch zu jeder Zeit, auch nachts und in der
Dämmerung, aktiv sein. Des Weiteren gibt es dünne
und dicke Zapfen, die sich in unterschiedlicher
Kombination mit den anderen finden. Deren
Funktionsweise ist allerdings bisher nicht geklärt.
Das Gehör von Schlangen nimmt durch die Luft
übertragene Schallwellen nur sehr schlecht bis gar
nicht wahr, da kein Außenohr vorhanden ist. Sie
sind jedoch fähig, mittels ihres Innenohrs
Erschütterungen des Bodens zu registrieren.
Ähnlich wie auf diesem Wärmebild nimmt die Schlange
Voraussetzung dafür ist, dass der Kopf auf dem
mittels
ihrer Infrarotrezeptoren warmblütige Beutetiere
Boden aufliegt. Die Erschütterungen werden dann
wahr
über eine Reihe von Knochen, die mit dem
Unterkiefer verbunden sind, ins Innenohr übertragen. Dieser Vorgang ist vergleichbar mit der
Weiterleitung akustischer Signale durch die Gehörknöchelchen im Mittelohr der Säugetiere. Da die linke
und die rechte Hälfte des Unterkiefers einer Schlange nicht starr, sondern durch flexible Bänder
miteinander verbunden ist, können beide Hälften des Unterkiefers unabhängig voneinander in
Schwingungen versetzt werden. Dies ermöglicht Schlangen auch eine Richtungswahrnehmung.[4]
Wenn sich ein größeres Lebewesen auf die Schlange zubewegt, kann sie dies anhand der Stärke der
Vibrationen einschätzen und ist meist schon in ein Versteck geflüchtet, bevor der potentielle Feind sie
erreicht.
Innere Organe
Das Gehirn befindet sich in der Schädelkapsel. Die meisten ihrer inneren Organe sind der Körperform
entsprechend langgestreckt. Der linke Lungenflügel ist verkümmert, während sich der rechte über bis zu
zwei Drittel der Körperlänge, bei einigen Seeschlangen sogar bis zum After, erstrecken kann. Dies ist auch
von außen gut erkennbar, wenn sich der Körper mit jedem Atemzug leicht ausdehnt. Im hinteren Teil geht
die Luftröhre in einen Luftsack über (Tracheallunge), aus dem die Schlange in Sondersituationen ihren
Sauerstoffbedarf decken kann (beispielsweise während des Verschlingens eines großen Beutetieres,
wodurch manchmal die Luftröhre zusammengedrückt wird oder bei Seeschlangen während längerer
Tauchgänge). Bei den Seeschlangen dient er zusätzlich als hydrostatisches Organ. Auch die Leber besteht
nur noch aus dem rechten Lappen, erstreckt sich aber über den Großteil des Körpers.
Je nach präferiertem Lebensraum befindet sich das einkammerige Herz an unterschiedlicher Position. Bei
baumbewohnenden (arborikolen) Schlangen sitzt es in der Nähe des Kopfes, damit auch in senkrechter
Position (beispielsweise beim Klettern auf einen Baum) das Gehirn stets ausreichend durchblutet wird. Der
hintere Teil des Körpers wird während dieser Zeit durch die Wirkung der Erdanziehungskraft versorgt, hier
ist eine Pumpleistung für die Versorgung mit Blut durch das Herz nicht erforderlich. Eine solche Schlange
kann die aufrechte Position länger halten als andere Schlangen, muss sich aber immer wieder in die
Waagerechte begeben, da sonst ein Blutstau im hinteren Teil des Körpers auftreten kann.
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2013-04-26
Bodenbewohnende Schlangen, die sich nur in
Ausnahmefällen
wie
Drohverhalten,
Kommentkämpfen und Ähnlichem aufrichten, haben
das Herz etwa nach dem ersten Drittel der
Körperlänge. So ist die Blutversorgung des
gesamten Körpers gewährleistet und die Schlange
ist für eine gewisse Zeit fähig, ihr vorderes
Körperdrittel aufzurichten. Seeschlangen haben ihr
Herz etwa in der Mitte des Körpers. So sind sie in
der Lage, jegliche Position in ihrem Lebensraum
einzunehmen. Befindet sich die Schlange in
aufrechter oder schräger Position, so wird die
Entstehung eines Blutstaus durch den Druck des
Wassers von außen, der die Pumpleistung des
Herzens unterstützt, verzögert. [5]
Die Speiseröhre ist stark gekräuselt, was eine hohe
Dehnbarkeit bewirkt und die Aufnahme großer
Beutetiere in den Körper ermöglicht. Anzumerken
ist hier, dass die gespaltene Zunge beim
Verschlucken keine Rolle spielt, sondern lediglich als
Sinnesorgan
dient
(siehe
Kapitel
Sinneswahrnehmung). Der Magen ist ebenfalls
langgezogen
und
mit
muskulösen
Wänden
ausgestattet. Er produziert die Verdauungsenzyme
und extrem starke Verdauungssäuren, die alles
außer Chitin (Insektenpanzer) und Keratin (Haare,
Federn und Krallen) angreifen; diese werden mit
den Fäkalien ausgeschieden.
Schema der Anatomie einer Schlange:
1 Speiseröhre
2 Luftröhre
3 Tracheallunge
4 rudimentäre linke Lunge
5 rechte Lunge
6 Herz
7 Leber
8 Magen
9 Luftsack
10 Gallenblase
11 Bauchspeicheldrüse
12 Milz
13 Darm
14 Hoden
15 Nieren
Auch die Hoden und Eierstöcke besitzen eine
längliche
Form.
Das
Begattungsorgan
der
männlichen Schlangen ist ein paariger Hemipenis.
Dieser ist artabhängig mit Stacheln oder Dornen
ausgestattet, die beim Begattungsakt dazu dienen,
sich in der Kloake der weiblichen Schlange zu
verhaken. Aufgrund des von Art zu Art sehr
unterschiedlichen Aussehens des Hemipenis ist dieser ein wichtiges Bestimmungsmerkmal.
Verbreitung und Lebensräume
Schlangen sind fast weltweit verbreitet. Ihre Lebensräume erstrecken sich etwa zwischen dem 63°
nördlicher und dem 44° südlicher Breite. Außerhalb dieser Breitengrade wurden bisher keine Schlangen
beobachtet. Die am weitesten im Norden lebende Schlange ist die Kreuzotter (Vipera berus), ihre
Verbreitungsgrenze befindet sich in Skandinavien. Südlichste Verbreitungsgrenze ist Patagonien, hier ist
Cenicienta (Bothrops ammodytoides) beheimatet. In einigen Gebieten leben auch innerhalb der
Verbreitungsgrenzen keine Schlangen, dies sind: Irland, Island, die Azoren, die Bermudas, Neuseeland
und Hawaii.
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2013-04-26
Im Laufe ihrer Evolution konnten Schlangen die verschiedensten Lebensräume erobern. So kennt man
heute unterirdisch, terrestrisch, aquatil (im Süß- ebenso wie im Salzwasser) und auf Bäumen (arborikol)
lebende Arten. Einige stellen auch Mischformen der aufgeführten Lebensweisen dar, wie beispielsweise
halbaquatil/halbterrestrisch.
Je
vielfältiger
strukturiert ein Lebensraum ist, je mehr Ressourcen
und ökologische Nischen er bietet, desto mehr
Schlangenarten konnten sich bisher in ihm
entwickeln; die mit Abstand größte Artenvielfalt gibt
es daher in den Tropen, viele der hier lebenden Arten
sind endemisch. Auch scheinbar lebensfeindliche
Gebiete wie Wüsten oder Hochgebirge werden
besiedelt. Je nach Lebensraum weisen die Schlangen
unterschiedliche Anpassungen auf. Diese äußern sich
zum Beispiel in Form von Aktivitätsrhythmen wie
Die weltweite Verbreitung der Schlangen. Schwarz:
Winterruhe in gemäßigten Zonen oder ganzjährige
terrestrisch lebende / Blau: marin lebende Arten
Aktivität im tropischen Regenwald als auch in
unterschiedlich lange dauernden Sexualzyklen.
Gefährdung
Aufgrund einer Langzeitstudie[6] wurde 2010
festgestellt, dass während des relativ kurzen
Zeitraumes
der
Studie
von
17
Schlangenpopulationen
in
Großbritannien,
Frankreich, Italien, Nigeria und Australien 11 stark
zurückgegangen sind. Ähnliches war bisher nur bei
Vögeln und Amphibien beobachtet worden. Es
werden komplexe Ursachen vermutet, darunter
Verschlechterungen des Habitatzustands sowie der
Beuteverfügbarkeit.
Allerdings
gingen
auch
Schlangenpopulationen in Schutzgebieten zurück,
wo die Lebensräume stabil sind. Aufgrund der
Korrelation mit Klimadaten könnte die globale
Erwärmung eine der Ursachen sein. Wegen der Rolle
von Schlangen als Räuber würde ein breiter
Populationsrückgang starke Auswirkungen auf viele
Ökosysteme haben.
Die Kreuzotter (Vipera berus) ist in Mitteleuropa die
häufigste Giftschlange.
Lebensweise
Schlangen bevorzugen eine solitäre Lebensweise und haben nur ein schwach ausgeprägtes
Sozialverhalten. Sie finden sich nur zu besonderen Gegebenheiten zusammen, nachfolgend sind einige
aufgelistet:
-
Paarung (siehe auch Kapitel Fortpflanzung)
-
An Orten hoher Beutedichte (zum Beispiel ist es für die Strumpfbandnatter (Thamnophis sirtalis)
typisch, Orte aufzusuchen, an denen die Metamorphose von Amphibien stattfindet und junge
Frösche zu Tausenden das Wasser verlassen)
-
Zur Eiablagezeit an günstigen Brutplätzen (diese sind in ihrer Anzahl oftmals begrenzt, daher legen
meist mehrere Weibchen gleichzeitig ihre Eier an einem geeigneten Platz ab)
-
Schaffung eines günstigen Mikroklimas (beispielsweise bei trächtigen Weibchen zur Sicherung
Versioun
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2013-04-26
optimaler Bedingungen für die Nachkommen oder auch das Zusammenfinden als sogenannte
„Wintergesellschaften“ zur Überwinterung in den gemäßigten Zonen)
Schlangen erheben nur sehr selten Revieransprüche, bekannt ist ein solches Verhalten bei den Mambas
(Dendroaspis) während der Paarungszeit. Viele Arten sind standorttreu. Bei anderen konnte man
Wanderverhalten beobachten. Dies ist zum Teil jahreszeitlich bedingt (der Wechsel vom
Überwinterungsplatz hin zum Ort der sommerlichen Aktivität), zum Teil populationsökologisch (sobald die
Populationsdichte in einem Gebiet zu stark steigt, streben die Tiere auseinander). Aus bisher nicht
bekannten Ursachen vollziehen einige Schlangen, typischerweise Wüstenbewohner wie die SeitenwinderKlapperschlange (Crotalus cerastes), scheinbar willkürliche Wanderungen über weite Strecken.
Fortbewegung
Je nach Lebensraum bedienen sich Schlangen
unterschiedlicher Arten der Fortbewegung. So sind
heute alle terrestrisch lebenden Schlangen in der
Lage, zu kriechen und zu schwimmen; eine
Ausnahme bilden die unterirdisch lebenden
Schlangen, welche sich zumeist des Grabens
bedienen. Seeschlangen (Hydrophiinae) können
sehr gut tauchen, dabei verschließen sie ihre
Nasenlöcher und bleiben bis zu einer Stunde lang
unter Wasser. Des Weiteren sind einige Arten fähig,
zu klettern oder zu springen. Einige Baumschlangen
(Schmuckbaumnattern) können sogar über kurze
Distanzen durch die Luft gleiten, indem sie sie beim
Sprung von einem Baum zum anderen ihren Körper
abflachen, was ihnen eine Art Gleitflug ermöglicht.
Das anfangs erwähnte Kriechen wird von der
überwiegenden Anzahl der Schlangen genutzt.
Aufgrund der unterschiedlichen Bodensituationen
wenden sie hierbei mehrere Techniken an:
Die Ringelnatter (Natrix natrix) ist eine häufig in Europa
anzutreffende ungiftige Schlange.
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Das Schlängeln ist die häufigste Methode. Dabei drückt sich die Schlange mit ihren kräftigen
Muskeln von verschiedenen Gegenständen, wie Stein(ch)en und Ästen auf dem Boden schräg nach
vorne ab. Weil sie sich immer von beiden Seiten nach vorne drückt, kompensieren sich die
Seitenkräfte und es entsteht eine gerichtete Vorwärtsbewegung. Im Dschungel können sich
Schlangen so mit einer Geschwindigkeit von bis zu 6 Kilometer pro Stunde fortbewegen.
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Beim geraden Kriechen bewegt sich die Schlange durch periodisch verlaufende Wellen von
Muskelkontraktionen. So wird ein Vorwärtskommen in Röhren und engen Spalten möglich, wenn
auch vergleichsweise langsam.
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Beim Seitenwinden hebt die Schlange ihren vorderen Körper und drückt ihn ein Stück weiter seitlich
wieder auf. Gleichzeitig wandern die anderen zwei bis drei Berührungsstellen des Körpers mit dem
Boden weiter schwanzwärts. Bei dieser Art der Fortbewegung berührt die Schlange nur mit einem
kleinen Teil der Körperoberfläche den Boden. Deshalb ist sie vor allem bei Wüsten bewohnenden
Schlangen, die sich durch losen Sand bewegen müssen, anzutreffen.
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Die Ziehharmonika-Bewegung wird auf glatten Untergründen angetroffen, die wenig Halt und
Widerstand bieten. Dabei zieht die Schlange ihren hinteren Körperteil heran und legt sich in enge
Schleifen. Dann streckt sie den vorderen Körperteil nach vorne und zieht den Rest wieder nach.
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2013-04-26
Thermoregulation
Dieses Wärmebild zeigt eine Schlange beim Biss in eine noch lebende oder vor kurzem getötete Maus.
Diese hebt sich durch ihre noch vorhandene
Körperwärme deutlich von der Umgebung ab, die
wechselwarme Schlange hingegen ist vor dem
Hintergrund fast nicht zu erkennen.
Wie alle Vertreter der Klasse Reptilien sind auch
Schlangen ektotherm. Sie sind nicht in der Lage,
ihre Körpertemperatur durch Stoffwechselwärme
auf einem konstanten Niveau zu halten, sondern
sind auf Wärmezufuhr von außen angewiesen. Die
Aufwärmung des Körpers ist lebensnotwendig, da
sämtliche Funktionen temperaturabhängig sind. So
kann beispielsweise die Verdauung erst ab einer
bestimmten Temperatur (diese ist von Art zu Art
verschieden) ablaufen. Auch Bewegung kann nur
Dieses Wärmebild zeigt eine Schlange beim Biss in eine
aufgewärmt erfolgen, bei einer Außentemperatur
noch lebende oder vor kurzem getötete Maus. Diese hebt
sich durch ihre noch vorhandene Körperwärme deutlich
von 1 bis 9 °C werden praktisch alle Arten
von der Umgebung ab, die wechselwarme Schlange
bewegungsunfähig. Diese Lebensweise hat aber
hingegen ist vor dem Hintergrund fast nicht zu erkennen.
auch durchaus Vorteile, denn die Erhaltung der
Körpertemperatur beim Warmblüter verbraucht
einen sehr großen Teil der Nahrungsenergie. Schlangen benötigen deshalb weniger Nahrung und müssen,
je nach Art und Größe der letzten Mahlzeit, nur alle 2 bis 10 Tage (kleine Schlangen) respektive alle 4 bis
10 Wochen (große Schlangen) erneut auf die Jagd gehen.
Obwohl die Tiere ihre Körperwärme nicht selbstständig erzeugen können, sind sie doch in der Lage, diese
in einem gewissen Maße zu regulieren. Die Körpertemperatur wird auf einem möglichst konstanten Niveau
einreguliert, welches mit dem optimalen Ablauf sämtlicher Körperfunktionen im Einklang ist. Denn zu viel
Wärme ist ebenso gefährlich wie zu wenig. Bei zu hohen Temperaturen können beispielsweise Enzyme
denaturieren und damit bestimmte biochemische Körperfunktionen nicht mehr ausgeführt werden, was
zum Tode führen kann. Es gibt sowohl diverse generelle thermoregulatorische Verhaltensweisen, als auch
spezielle zum Aufwärmen und Abkühlen.
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Generell (Konstanthaltung der Temperatur): Durch Zusammenrollen erreicht die Schlange eine
Verringerung der Wärmeaustauschfläche, so schützt sie sich gleichzeitig vor zu hohen
Wärmeverlusten wie auch vor Überhitzung. Ebenso ist das Tier fähig, seine Blutgefäße zu weiten
und zu verengen, gleichzeitig kann es den Blutdruck absenken oder erhöhen. So kann es die
Wärmeabgabe und -aufnahme steuern. Unterirdisch lebende Schlangen regulieren ihre
Körpertemperatur über die Höhe der Erdschicht, in der sie sich aufhalten. Bei Gefahr der
Überhitzung graben sie sich tiefer ein, droht Unterkühlung, graben sie sich weiter nach oben.
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Wärmen: Die Gängigste und schnellste Methode ist das Sonnenbaden. Hierbei setzt die Schlange
eine möglichst große Körperfläche der direkten Sonneneinstrahlung aus. Einige Arten,
beispielsweise die Kreuzotter (Vipera berus), können hierzu sogar ihren Körper abflachen und so
die bestrahlte Fläche vergrößern. Des Weiteren bedienen sich die Tiere der Substratwärmeleitung.
Sie legen sich auf aufgeheizten Boden oder Steine, welche eine gewisse Kapazität an
Wärmespeicherung aufweisen und gleichzeitig gute Wärmeleiter sind. Dämmerungs- und
nachtaktive Arten verlängern auf diese Weise ihre Aktivitätsperiode, indem sie an Orten guter
Wärmeleitung immer wieder Wärme auftanken. In tropischen Regionen reicht meistens schon die
Temperatur der Umgebungsluft zum Aufwärmen aus. Hier ist es an Orten der direkten
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Sonneneinstrahlung meist sogar bereits zu heiß für die Tiere, sie bedienen sich hauptsächlich der
im Folgenden beschriebenen Abkühlungsmethoden.
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Kühlen: Einfachste Möglichkeit ist das
Aufsuchen von Schatten. Sofern vorhanden,
werden auch Gewässer aufgesucht, alle
Schlangen sind fähig, zu schwimmen und
können so den kühlenden Effekt des Wassers
nutzen (hier tritt das Gegenteil zu den
aufgeheizten Steinen auf, die Schlange gibt
Wärme an das umgebende Substrat ab). Es
wurde beobachtet, dass Schlangen nach
besonderer körperlicher Anstrengung (langer
Jagd, Flucht oder Kampf) ihr Maul öffnen und
heftig atmen, wodurch sie ein wenig
Verdunstungskühlung erzielen können. Über
die Haut, wie man es beispielsweise von
Säugetieren kennt, ist dies nicht möglich,
denn die Tiere besitzen keine Schweißdrüsen.
Wüstenschlangen
haben
eine
eigene
Abkühlungsmethode: sie graben sich in den
Sand ein.
Ringelnatter (Natrix natrix) bei einem kühlenden Bad
Da Seeschlangen mit Wasser in einem ganz anderen Medium leben als terrestrische, sind ihre
Möglichkeiten der Thermoregulation sehr begrenzt. Luft ist ein schlechter Wärmespeicher, jedoch erfolgt
ihre Erwärmung relativ schnell. Wasser hingegen ist ein recht guter Wärmespeicher, erwärmt sich aber
nur langsam. In einigen Ozeanen ist es immer zu kalt, in anderen ist es zwar jahreszeitlich und durch
Meeresströmungen bedingt manchmal warm genug, diese sind jedoch als Lebensraum ungeeignet, da eine
Winterruhe unter Wasser nicht möglich ist (die Tiere würden ersticken). Seeschlangen sind deshalb
grundsätzlich an warme Regionen gebunden.
Fortpflanzung und Entwicklung
Je nach Lebensraum pflanzen sich Schlangen das ganze Jahr hindurch fort (beispielsweise im tropischen
Regenwald) oder nur zu bestimmten Paarungszeiten (in gemäßigten Zonen zum Beispiel im Frühjahr nach
der Winterruhe). Bestimmt wird die Paarungszeit durch klimatische Einflüsse, da durch die Ektothermie
der Tiere alle Körperfunktionen von den Außentemperaturen beeinflusst werden; hierunter fallen auch
Spermio- und Oogenese.
Die Paarungszeit gehört zu den Gegebenheiten, in denen die sonst solitär lebenden Schlangen einander
aktiv aufsuchen, wobei die Aktivität stets von den männlichen Tieren ausgeht. Das Aufspüren der Partnerin
erfolgt mittels des Geruchsinns über das Jacobson-Organ. Die Weibchen hinterlassen bei ihrer
Fortbewegung Pheromone auf dem Untergrund oder in der Vegetation und legen so eine Duftspur, welche
die Männchen direkt zu ihnen führt. Auf kürzere Distanzen spielt auch der visuelle Sinn eine Rolle. Sobald
eine andere Schlange in Sichtweite kommt, wird ergründet, ob sie zur selben Art gehört und ob es sich
um ein Männchen oder ein Weibchen handelt.
Treffen zwei Männchen allein aufeinander, meiden sie sich. Ist jedoch gleichzeitig ein paarungsbereites
Weibchen anwesend, kommt es vor allem bei den Vipern zu einem ritualisierten Kommentkampf, bei dem
sich die männlichen Schlangen mit ihren Körpern umeinander schlingen, ihr vorderes Körperdrittel
aufrichten und dann versuchen, sich gegenseitig zu Boden zu drücken. Ein solcher Kampf erfolgt ohne
Beißattacken und Verletzungen kommen daher praktisch nicht vor. Einige Natternarten jedoch neigen zu
aggressiverem Vorgehen und beißen ihren Kontrahenten durchaus. Das siegreiche Männchen
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umschlängelt dann das Weibchen, schiebt einen seiner beiden Hemipenes in ihre Kloake und verhakt sich
darin. Der Paarungsakt kann von zehn Minuten (einige Natternarten) bis zu zwei Tagen (einige
Vipernarten) andauern. Einige Arten, beispielsweise die Strumpfbandnattern (Thamnophis), finden sich
bei der Paarung auch friedlich in großen
Anhäufungen wieder, bei denen sich viele Männchen
um ein Weibchen schlängeln und versuchen, es zu
befruchten. Das sich dabei bietende Bild wird als
„Paarungsknäuel“ bezeichnet.
Je nach Schlangenart und Temperatur des
Lebensraumes nimmt die Embryonalentwicklung
zwischen zwei (bei in den Tropen beheimateten
Schlangen) und fünf Monaten (bei ovoviviparen
Seeschlangen) in Anspruch. Im Allgemeinen liegt die
benötigte Bruttemperatur bei 25 bis 30 °C, wobei
die Entwicklung innerhalb dieses Rahmens bei
höherer Temperatur schneller abläuft. Deshalb kann
es auch innerhalb einer Art, je nach Lebensraum, zu
Schwankungen kommen, so bei der Kreuzotter
Kommentkampf zweier männlicher Klapperschlangen
(Vipera berus), die in warmen Mittelmeer-Regionen
ebenso vorkommt wie im nördlichen Skandinavien.
Die meisten Schlangenarten (etwa 70 %) sind ovipar, nur etwa ein Drittel ist ovovivipar (einige Nattern,
viele Vipern und Seeschlangen).
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Oviparie: Ovipare Arten legen ihre Eier abhängig von den klimatischen Bedingungen zwei bis vier
Monate nach der Befruchtung an einem gut geschützten, warmen und feuchten Ort ab. Sie sind
stets darauf angewiesen, Eiablageplätze zu finden, an denen optimale Brutbedingungen herrschen,
denn die abgelegten Eier sind Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen schutzlos ausgeliefert.
Hierdurch sind sie an mildere Klimate gebunden. Meist werden vorhandene Nischen (Felsspalten,
hohle Baumstämme oder ähnliches) genutzt oder neue angelegt (Gruben im Erdreich). Einige Arten
zeigen aktives Brutpflegeverhalten, was für diese Tierordnung eher ungewöhnlich ist: manche
Pythonarten ringeln sich um ihre Eier und regulieren die Temperatur des Geleges durch
Muskelkontraktion; die Brillenschlange (Naja naja) hält sich mehrere Tage nach Eiablage in der
Nähe des Geleges auf und verteidigt ihre Eier aktiv gegen eventuelle Nesträuber. Nach dem
Schlüpfen sind die Jungen jedoch weitestgehend auf sich alleine gestellt und werden nicht von den
Elterntieren versorgt. Zum Schlupf besitzen Jungtiere einen Eizahn, mit dem sie sich von innen
durch die lederartige Schale schneiden können. Innerhalb von zwei Tagen verlieren sie ihn.
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Ovoviviparie: Die Geburt der Jungschlangen erfolgt je nach klimatischen Gegebenheiten frühestens
zwei, höchstens fünf Monate nach der Befruchtung. Sie werden in einer durchsichtigen Hülle
geboren, aus welcher sie schon während des Geburtsvorgangs oder direkt danach schlüpfen. Im
Vergleich zur Oviparie liegt ein Vorteil der ovoviviparen Fortpflanzung darin, dass die
Jungschlangen fast sofort beweglich sind und vor eventuellen Gefahren fliehen können. Zudem ist
es unmöglich, dass sie Eiräubern zum Opfer fallen. Da die Muttertiere in gewissem Maße fähig sind,
ihre Körpertemperatur zu regulieren, herrscht in ihrem Körper eine relativ konstante Temperatur
und Feuchtigkeit. Ovovivipare Arten können daher, im Gegensatz zu oviparen Arten, auch kältere
Zonen besiedeln. Hier können Mutterschlangen in ungünstigen Jahren die Geburt ins wärmere
Frühjahr verzögern, was allerdings eine außerordentliche körperliche Belastung für sie selbst und
ihre Jungen darstellt; meist überleben viele Jungtiere den Winter im Mutterleib nicht und kommen
tot zur Welt. Nachteile der Ovoviviparie sind die eingeschränkte Bewegungsfähigkeit des
Muttertieres und sein erhöhter Energiebedarf. Diesen muss es aus Fettreserven decken, denn für
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verschlungene Beutetiere ist kein Platz mehr im Körper. Einige Arten, beispielsweise die
Wiesenotter (Vipera ursinii), fressen während der Trächtigkeit kleinere Beutetiere wie Insekten).
Die Gelegegröße oder Wurfstärke hängt von der Art und der Größe des Muttertieres ab und variiert
zwischen 2 und 60, liegt im Schnitt jedoch bei 5–20 Nachkommen. Jungtiere gleichen in ihrem Aussehen
den erwachsenen Tieren, sie sind lediglich kleiner.
Nachkommen der Giftschlangen sind bereits mit
einem
voll
funktionsfähigen
Giftapparat
ausgestattet und somit zu Giftbissen in der Lage. Da
im ersten Jahr oft mehr als die Hälfte aller
Nachkommen stirbt und auch noch einige Jahre
danach die Sterblichkeit recht hoch ist, erreichen
selbst in unberührter Natur wahrscheinlich
höchstens 10 bis 15 % der Nachkommen das
Erwachsenenalter.
Für
mehrere Schlangenarten,
darunter
die
Blumentopfschlange und der Nordamerikanische
Kupferkopf, wurde die Fähigkeit zur obligaten bzw.
fakultativen Parthenogenese nachgewiesen; bei
einer Diamant-Klapperschlange wurde mit Hilfe
genetischer Marker belegt, dass sie erst fünf Jahre
nach dem letzten Kontakt zu einem Artgenossen 19
Jungtiere
aus
befruchteten
Eizellen
hervorbrachte.[7]
Jungtier der Ringelnatter (Natrix natrix) im
Größenvergleich
Schlangen können je nach Art und Lebensumständen unterschiedlich alt werden. Meist erreichen sie in
Gefangenschaft ein höheres Alter, da ihnen hier keine Gefahr durch Prädatoren droht und sie bei
Krankheiten veterinärmedizinisch versorgt werden. Die Altersfeststellung in Freiheit bringt gewisse
Probleme mit sich, da heute noch keine Möglichkeit bekannt ist, anhand von Körpermerkmalen eines
lebenden Tieres dessen Alter zu ermitteln. Eine Markierung von Jungtieren kann nicht äußerlich erfolgen,
da die Tiere sich sehr oft häuten und so auch jegliche Markierungen abstreifen würden. Lediglich eine
Kennzeichnung, die innerhalb des Körpers angebracht werden würde (beispielsweise ein Chip), könnte
möglicherweise derartige Erkenntnisse bringen, hierüber ist aber bis dato nichts in der Literatur angeführt.
Bei toten Tieren kann anhand der Knochenstruktur (ähnlich der Jahresringe eines Baumes) ein ungefähres
Alter ermittelt werden.
Aus der Familie der Riesenschlangen (Boidea) gibt es Aufzeichnungen[8] über Tiere, die über 40 Jahre alt
geworden sind (Abgottschlange (Boa constrictor) und Königspython (Python regius)). Vertreter der
Nattern-Familie können über 30 Jahre alt werden (zum Beispiel die Kornnattern (Pantherophis guttata):
32 Jahre), solche der Vipern-Familie über 20 Jahre (zum Beispiel die Texas-Klapperschlange (Crotalus
atrox): 22 Jahre). Die älteste bekannte Seeschlange war mit fünf Jahren ein Plattschwanz (Laticauda
laticauda).
Chronobiologie
Auch Schlangen weisen verschiedene biologische Rhythmen auf. Neben unregelmäßig wiederkehrenden
Aktionen, wie beispielsweise dem Abstand zwischen den Nahrungsaufnahmen (dieser ist abhängig von der
Größe der letzten Mahlzeit) gibt es auch sehr regelmäßige, durch abiotische Umweltfaktoren bestimmte
Abläufe. Im Folgenden werden die zwei ausgeprägtesten dargestellt.
Aktivitätsrhythmen
Schlangen sind zu unterschiedlichen Zeiten aktiv. Die Aktivitätszyklen richten sich zum einen nach
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klimatischen Gegebenheiten und dem Thermoregulationsbedarf einer Schlange, zum anderen nach
Anforderungen der Ernährung und Fortpflanzung. Des Weiteren ist zwischen tag-, nacht- und
dämmerungsaktiven Tieren zu unterscheiden.
Es gibt Arten, deren circadianer Rhythmus exogen bestimmt wird, beispielsweise bei der Aspisviper (Vipera
aspis), die im Frühjahr und Herbst tagaktiv ist, im Sommer auch dämmerungs-, manchmal sogar
nachtaktiv ist. Im Gegensatz dazu existieren Arten, bei denen der Rhythmus endogen festgelegt ist, wie
bei der Kreuzotter (Vipera berus), die grundsätzlich nur tagaktiv ist, oder der Girondischen Glattnatter
(Coronella girondica), die nur dämmerungsaktiv ist.
In gemäßigten Zonen sind Schlangen nur während der wärmeren Jahreszeiten aktiv. Den Winter
verbringen sie in frostfreien Verstecken in einer Kältestarre. Während dieser Zeit laufen nur noch
lebenserhaltende Vorgänge im Körper ab und auch diese sind auf das notwendige Minimum reduziert.
Energie hierfür erhalten sie aus ihren im Sommer angesammelten Fettreserven. Schlangen reduzieren
außerdem während langen Ruhephasen ihre Energiekosten, indem sie bestimmte Organe wie Darm,
Lungen, Herz und Nieren verkleinern. Dies ist möglich, weil ihr Stoffwechsel während der Winterstarre
stark reduziert ist.[9] Steigen die Temperaturen wieder an, steigt auch die Stoffwechselrate der Tiere und
sie wachen auf; Männchen gewöhnlich etwa zwei Wochen vor den Weibchen.
Sexualzyklen
Die Zeitspanne des Sexualzyklus verschiedener Schlangenarten wird durch das Klima ihres Lebensraumes
bedingt. Für die Oogenese, die Spermatogenese und letztlich auch für die Entwicklung der Embryonen
sind bestimmte Temperaturen erforderlich. Dementsprechend reicht die Dauer eines Zyklus von einigen
Monaten bis zu zwei Jahren.
-
Zyklus im kühlen gemäßigten Klima: Die Aktivitätsphase der Schlangen ist in diesem Klima zu kurz,
als dass der gesamte Fortpflanzungszyklus innerhalb eines Jahres erfolgen könnte. Meist erfolgt im
ersten Zyklusjahr etwa im April oder Mai beim Weibchen die Vitellogenese (Dotterbildung), beim
Männchen die Spermatogenese. Die Dotter beziehungsweise die Vorspermien werden über den
Winter hinweg im Körper gelagert. Im darauf folgenden Frühjahr beendet das Männchen seine
Winterruhe etwa zwei Wochen vor den Weibchen, damit die Spermienreifung zur Paarungszeit
abgeschlossen ist. Dann kommt es beim Weibchen zum Eisprung, die Befruchtung kann erfolgen.
Normalerweise liegt die Paarungszeit in den Monaten April oder Mai, somit ist über den Sommer
ausreichend Wärme zur Embryonalentwicklung vorhanden. Es kann aber auch vorkommen, dass
in kalten Jahren die Paarung erst im Herbst erfolgt und die Weibchen die Zygoten mit in die
Überwinterung nehmen. Deren Wachstum setzt dann erst im nächsten Frühling ein.
-
Zyklus im warmen gemäßigten Klima: Meist kann hier von einem circannualem (etwa einjährigem)
Rhythmus gesprochen werden. Spermatogenese und Vitellogenese erfolgen sofort nach Abbruch
der Winterruhe (etwa Ende Februar bis Anfang März), etwa Ende Mai sind die Spermien reif und
die Weibchen paarungsbereit. Die Jungschlangen werden Ende Juli oder Anfang August geboren
beziehungsweise schlüpfen, einige ovipare Arten legen in sehr warmen und beutereichen Jahren
sogar zweimal Eier.
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Zyklus im subtropischen Klima: In diesen Klimata spielt weniger die Temperatur als die Feuchtigkeit
eine Rolle. Während der Trockenzeit (Frühling und Winter) ist diese nicht in dem Maße vorhanden,
wie sie für eine reibungslose Entwicklung der Jungschlangen nötig wäre. Diese sind nach Schlupf
oder Geburt darauf angewiesen, ihren Wasserhaushalt zu regulieren. In der Trockenzeit können sie
weder durch trinken noch durch das Fressen von Beutetieren (da beides nicht oder nur in geringen
Maße vorhanden ist) Flüssigkeit zu sich nehmen. Die Mortalitätsrate wäre zu hoch, als dass ein
Überleben der Art gesichert sein könnte. Daher erfolgen in der Trockenzeit lediglich Vitello- und
Spermatogenese, der Schlupf oder die Geburt der Jungen erfolgt in der Regenzeit, also im Sommer
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und Herbst. Einige ovipare Arten legen mehrmals im Jahr Eier.
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Zyklus im tropischen Klima der Äquatorialregionen: Hier gibt es keinen festen
Fortpflanzungszeitpunkt und keine bestimmte Paarungszeit. Es herrschen das ganze Jahr über
relativ konstante Temperaturen und Feuchtigkeitsverhältnisse. Dementsprechend pflanzen sich die
Schlangen hier nicht zu festgelegten Zeiten fort, nach Ablauf des einen Zyklus kann sofort wieder
der nächste beginnen.
Verhalten
Neben den bisher in den spezifischen Kapiteln vorgestellten Verhaltensweisen (Kommentkämpfe in der
Paarungszeit, Lebensweise et cetera) werden hier zwei gesondert erwähnenswerte beschrieben. Es handelt
sich hierbei um Droh- und Verteidigungsverhalten der Schlangen.
Drohung
Schlangen
verfügen
über
verschiedene
Drohverhalten. Wie auch bei vielen anderen Tieren
gehört dazu, sich größer erscheinen zu lassen. Hierzu
richten die Tiere ihr vorderes Körperdrittel s-förmig
auf und rollen den Rest des Körpers darunter
zusammen.
Einige Arten
bleiben
mit dem
zusammengerollten
Körperteil
in
ständiger,
wellenförmiger
Bewegung,
andere
spreizen
zusätzlich ihren Halsbereich, wie die Kobras (Naja),
oder blasen ihn auf, so beispielsweise die
Afrikanische Baumschlange (Dispholidus typus). Es
wurde beobachtet, dass insbesondere ungiftige
Vertreter
speziell
die
Drohgebärde
des
Größererscheinens stark übertreiben. Dies soll den
Gegner so sehr einschüchtern, dass er gar nicht erst
angreift. Sollte er dies doch tun, besitzt die Schlange
keine Waffe, die ihm gefährlich werden könnte;
daher versucht sie, vorzubeugen. Bekannt ist auch,
dass sich viele Arten zur Drohung bestimmter
Geräusche bedienen. Hierzu gehören Zischen,
Fauchen oder auch Rasseln. Letzteres entsteht durch
Aneinanderreiben gekielter Schuppen, wie bei den
Sandrasselottern (Echis), oder mittels Vibration des
Schwanzes. Entweder erzeugt dieser die Geräusche
durch Hilfsmittel wie trockenes Gras, oder die
Drohende Kobra (Naja) mit gespreiztem Hals
Geräuschbildung erfolgt mittels einer Schwanzrassel
aus gekielten, übereinander greifenden Hornringen,
wie sie die Klapperschlangen besitzen. Auch gibt es Arten, beispielsweise die Arizona-Korallenschlange
(Micruroides euryxanthus), die geräuschvoll Luft durch ihre Kloake schicken, manchmal auch begleitet von
Exkrementen, deren Geruch den Gegner abschrecken soll. Ebenso gehören Scheinbisse zum
Verhaltensrepertoire; Giftschlangen sondern hierbei aber kein Gift ab, da es verschwendet wäre und neu
synthetisiert werden müsste.
Verteidigung
Sofern Drohungen ihre Wirkung verfehlen, verfügen Schlangen auch über diverse aktive und passive
Verteidigungsstrategien. Zu den aktiven zählen Beißen und Gift Spritzen. Ersteres wird von giftigen und
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ungiftigen Vertretern angewandt, wobei die giftigen meist einen stärkeren Effekt erzielen; denn im
Gegensatz zu den Scheinbissen wird beim
Verteidigungsbiss durchaus Gift abgegeben. Bei
vielen ungiftigen Arten, zum Beispiel bei Pythons,
brechen die spitzen Zähne ab und verbleiben in der
Wunde des Gegners, was zu schmerzhaften
Entzündungen führen kann. Für die Schlange
bedeutet dies keinen großen Verlust, da die Zähne
recht schnell nachwachsen (siehe Kapitel Zähne).
Einige Arten wie die Rote Speikobra (Naja pallida)
spritzen ihr Gift aus dem Maul über mehrere Meter
Entfernung. Hierbei versuchen sie stets, die Augen
des Gegners zu treffen. Je nach Giftart und -stärke
kann ein Getroffener vorübergehend oder sogar
ständig erblinden. Eine sehr spezielle Verteidigung
hat die Ostasiatische Tigernatter (Rhamnophis
tigrinus) entwickelt: sie ist nicht in der Lage,
Rasselnd drohende Texas-Klapperschlange (Crotalus
atrox)
eigenständig Gift zu synthetisieren, frisst aber
giftige Kröten und speichert deren Gift in einem
speziellen Reservoir am Nacken. Kommt sie in Bedrängnis, versprüht sie das gesammelte Krötengift in
Richtung des Gegners.
Neben den aktiven sind mehrere passive Verteidigungsstrategien bekannt. Schnelle Nattern verlassen sich
auf ihre Geschwindigkeit und fliehen, während trägere Vipern oftmals auf ihre Tarnung vertrauen.
Ungiftige Arten bilden manchmal absichtlich die auffällige Färbung giftiger Arten nach, um eine
vermeintliche Gefährlichkeit zu demonstrieren (Mimikry, zum Beispiel sieht die ungiftige Dreiecksnatter
(Lampropeltis triangulum) den hochgiftigen Vertretern der Korallenottern (Micrurus) sehr ähnlich). Bei der
Ringelnatter (Natrix natrix) wurde beobachtet, dass sie sich tot stellt, was für diese Tiergruppe eher
ungewöhnlich ist. Hierbei dreht sich das Tier auf den Rücken, öffnet sein Maul und lässt die Zunge heraus
hängen. Einige Beobachtungen berichten sogar davon, dass aus dem Maul Speichel fließt, vermischt mit
etwas Blut. Dies soll vermutlich die Täuschung perfekt machen. Einige Arten, wie der Königspython
(Python regius) rollen ihren gesamten Körper zusammen, wobei der Kopf mittig gehalten wird (daher auch
der Beiname „Ball-Python“). Das Schwanzende wird dem Gegner als Kopfattrappe präsentiert. Greift er
dort an, wird die Schlange lediglich an einem nicht lebenswichtigen Körperteil verletzt. Meist kann sie die
Verwirrung des Gegners dann zur Flucht nutzen. Des Weiteren nutzen viele Nattern die Möglichkeit, ein
stinkendes Sekret aus ihren Analdrüsen abzusondern. Dieses erzeugt Verwesungsgeruch und vertreibt bei
den meisten Gegnern das Interesse, da sie sich nicht von Aas ernähren.
Nahrung
Alle Schlangen sind Raubtiere und ernähren sich von anderen, lebenden oder frisch getöteten Tieren. Ihr
Beutetierspektrum wird bedingt durch ihre Körpergröße und dem im jeweiligen Lebensraum befindlichen
Angebot. Dementsprechend fressen kleinere Schlangen vor allem Insekten. Mittelgroße Schlangen fressen
Nagetiere, Frösche und Eidechsen, manchmal auch Vögel, Eier und andere Schlangen. Das
Nahrungsspektrum großer Schlangen umfasst von kaninchengroßen Säugern alles, bis hin zu Rehen oder
Wildschweinen. Insekten und andere kleinere Beutetiere (beispielsweise Amphibien) werden meist lebend
verschlungen, größere werden vor dem Verzehr getötet.
Aufgrund des durch die Körpergröße bestimmten Beutespektrums unterscheidet sich jenes der
Jungschlangen häufig von dem ausgewachsener Tiere. Die Terciopelo-Lanzenotter (Bothrops asper)
beispielsweise verzehrt als Jungtier (bei etwa 25 Zentimeter Körperlänge) kleine Echsen und Arthropoda,
als ausgewachsene Schlange (ab etwa 150 Zentimeter Körperlänge) kleine Säugetiere und Vögel. Hierin
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liegt ein großer Vorteil, denn ausgewachsene und Jungtiere besetzen verschiedene ökologische Nischen
und stehen so nicht in Konkurrenz zueinander.
Bezüglich des Nahrungsspektrums gibt es bei den Schlangen ausgeprägte Spezialisten wie auch
Opportunisten. Im Folgenden sind einige Beispiele aufgeführt.
-
Spezialisten: Vertreter der Dickkopfnattern
(Dipsas) fressen ausschließlich Schnecken.
Sie
sind
mit
einem
hakenförmig
verlängertem Unterkiefer ausgestattet, mit
welchem die Schnecken aus ihrem Gehäuse
gelöst und herausgehebelt werden können.
Ein
weiteres
Beispiel
stellen
die
Afrikanischen und Indischen Eierschlangen
(Dasypeltis und Elachistodon) dar. Sie
fressen nur Vogeleier. Diese werden
komplett verschlungen. Die Zerstörung der
Schale erfolgt dabei kurz nach dem
Schlingvorgang mittels kleiner verlängerter
Halswirbelfortsätze (Hypapophysen). Dotter
und
Eiklar
werden
in
den
Magen
transportiert, die Schale wird ausgewürgt.
-
Opportunisten: Zu diesen zählen alle
Riesenschlangen ab einer gewissen Größe.
Pythons erreichen bei 10 Metern Länge etwa
ein Gewicht von 100 Kilogramm und sind
somit in der Lage, fast jedes andere Tier zu
erlegen. Grenzen in der Nahrungsaufnahme
werden diesen Tieren nur noch durch die
Verbreiterung der Maulöffnung und des
Dehnvermögens ihres Körpers gesetzt: es
können
nur
Beutetiere
verschlungen
werden, die einen gewissen Umfang nicht
überschreiten. Als weiterer Opportunist kann
die Wassermokassinschlange (Agkistrodon
piscivorus) angeführt werden. Sie ist die
einzige Art, von der bekannt ist, dass sie
manchmal sogar Aas frisst.
Afrikanische Eierschlange bei der Nahrungsaufnahme
Zur Häufigkeit der Nahrungsaufnahme lässt sich allgemein sagen, dass Weibchen gefräßiger sind als
Männchen, da sie viel Energie für die Dotterbildung verwenden müssen. Bei Trächtigkeit und kurz vor der
Eiablage sind sie jedoch sehr zurückhaltend (vgl. Kapitel Fortpflanzung). Auch wurde beobachtet, dass ab
etwa zwei Wochen vor der Häutung keine Nahrungsaufnahme mehr erfolgt. Kleinere Arten und Jungtiere
fressen häufiger, bedingt durch eine höhere Stoffwechselrate als bei größere Arten oder Adulti. Schlangen
können, im Verhältnis zu ihrer eigenen Körpermasse, enorme Mengen zu sich nehmen (Vipern können
Beutetiere bis zu etwa 36 %, andere Schlangen bis zu etwa 18 % ihrer eigenen Masse verschlingen).
Gelingt der Schlange der Fang eines derart großen Beutetieres, erfolgt die nächste Nahrungsaufnahme
meist erst Wochen später (der geschätzte jährliche Nahrungsbedarf einer adulten Kreuzotter (Vipera
berus) beläuft sich auf etwa 350 kcal, dies entspricht etwa 10 Wühlmäusen). Riesenschlangen (Boidae)
können über ein Jahr lang hungern.
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Die Nahrungsaufnahme ist auch temperaturabhängig. Unter 10 °C findet bei den ektothermen Tieren keine
Verdauung statt (vergleiche Kapitel Thermoregulation). Hat eine Schlange Beute verschlungen und sinkt
danach die Umgebungstemperatur unter besagte 10 °C ab, so würgt sie ihre Mahlzeit wieder aus. Dies ist
notwendig, denn sobald die Verdauung aufgrund der zu niedrigen Temperatur aussetzten würde, würden
Fäulnisprozesse einsetzen. Hierbei entstünden Gifte (zum Beispiel die Gase Ammoniak und
Schwefelwasserstoff, oder auch Propion- und Essigsäure), die zum Tod der Schlange führen könnten. Der
höchste Wirkungsgrad von Verdauungsenzymen liegt, je nach Art, etwa bei 30 °C.
Jagd
Schlangen wenden hauptsächlich zwei Jagdmethoden an, dies sind Auflauern (so jagen zum Beispiel viele
Vipern) und Erjagen (viele Nattern).
Die Lauerjäger vertrauen bei ihrer Jagdmethode auf
ihre Tarnung und warten, bis ein Beutetier nahe
genug an sie herankommt. Dann stoßen sie sehr
schnell (mit bis zu 10 Metern pro Sekunde) auf die
Beute zu und beißen sie. Der weitere Verlauf ist
davon abhängig, welcher Schlangenfamilie der
Jäger angehört: der mit Giftzähnen ausgestattete
Vertreter lässt die Beute wieder los. Diese flieht und
die Schlange nimmt, in der Gewissheit der Wirkung
ihres Giftes, die Verfolgung auf. Hierzu benutzt sie
ihren nasovomeralen Sinn und folgt der Duftspur der
Beute. Diese erliegt nach kurzer Zeit, meist schon
nach wenigen Minuten, dem injizierten Gift und
stirbt. Sobald die Schlange bei ihrem Opfer
angekommen ist, verschlingt sie es.
Der ungiftige Lauerjäger dagegen muss nach dem
Schlagen der Beute anders vorgehen. Würde er sie
wieder loslassen, wäre sie für ihn verloren. Daher
beißt er sich darin fest und umschlingt ihren Körper, vor allem den Brustkorb, mit seinem eigenen. Mit
jedem Ausatmen der Beute zieht die Schlange fester zu, bis das Opfer das Bewusstsein verliert. Die
Schlange hält jedoch noch so lange fest, bis dessen Herz aufgehört hat zu schlagen. Nachdem der Tod
eingetreten ist, kann die Schlange mit dem Verspeisen beginnen.
Netzpython (Python reticulatus) beim Schlingvorgang
Einige wenige Schlangen benutzen auch ganz andere Jagd- und Tötungsmethoden. So lassen
beispielsweise baumbewohnende (arborikole) Vertreter, wie die Lianenschlange (Thelotornis kirtlandii),
ihr Vorderteil über dem Waldboden baumeln, während sie sich mit ihrem restlichen Körper im Geäst
festhalten. Sie sehen durch ihre Form und Färbung aus wie eine Schlingpflanze und werden von
vorbeilaufenden Tieren nicht als Gefahr wahrgenommen. Kommt ein in das Beutespektrum der jeweiligen
Schlange passendes Tier vorbei, schnappt sie einfach zu. Andere Baumbewohner, wie die Mambas
(Dendroaspis), beobachten den Waldboden aus einiger Höhe und lassen sich auf passende Beutetiere
fallen.
Kleine und unterirdisch lebende Schlangen verschlingen ihre Beute, zumeist Insekten, direkt nach dem
Fang lebendig.
Der Schlingvorgang läuft nach einem bestimmten Muster ab. Beutetiere werden grundsätzlich in einem
Stück verschlungen (siehe hierzu auch Kapitel Anatomie). Froschlurche (Anura) und kleinere Beutetiere
werden nach keinem bestimmten Schema verspeist. Behaarte Beutetiere oder Vögel hingegen werden
immer mit dem Kopf voran verzehrt, damit sich ihr Fell beziehungsweise Federkleid beim
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Hinunterschlingen nicht aufstellt und den Schlingvorgang behindert. Wichtiger Mechanismus hierbei ist
Beweglichkeit der Unterkieferknochen zueinander und gegen das Gaumendach. Diese werden verschoben
und so die Beute immer weiter in den Schlund transportiert. Ab dem Rachen übernimmt die Wirbelsäule
mittels wellenförmiger Bewegungen den Weitertransport. Sobald es ihr möglich ist, reckt die Schlange den
vorderen Körperteil in die Höhe, um die Schwerkraft zur Unterstützung des Schlingvorgangs auszunutzen.
Ist die Beute vollständig verschlungen, sortiert die Schlange ihre Schädelknochen durch mehrmaliges
Gähnen. Während des Verschlingens ist die Schlange ihren Feinden schutzlos ausgeliefert, daher würgt
sie die Beute bei Störungen wieder aus.
Schlangengift
Schlangengifte bestehen aus verschiedenen Proteinen und sind von zähflüssiger Viskosität mit milchigweißer bis gelblicher Farbe. Je nach Art wirkt das Gift auf das Nervensystem (Neurotoxine), die Blutzellen
und -gefäße (Hämotoxine), das Herz (Cardiotoxine), die Gewebe oder die Gerinnung (Koagulanzien) oder
an mehreren der genannten Wirkorte. Etwa 600 Schlangenarten sind giftig und von diesen sind rund 50
potenziell tödlich für Menschen. Zur Anzahl der weltweit jährlich durch Giftschlangen verursachten
Todesfälle gibt es keine sicheren Angaben, eine neuere Schätzung gibt 21.000 bis 94.000 Todesfälle pro
Jahr an.[10] In der Medizin werden Schlangengifte und von ihnen abgeleitete Produkte sowohl zur
Behandlung von Krankheiten als auch zur Erforschung neuer Wirkstoffe eingesetzt. Daneben dienen sie
als Ausgangsstoff zur Herstellung von Gegengiften.
Erkrankungen
Schlangen sind sehr unempfindlich gegenüber den meisten Bakterien. Bei physiologischen Veränderungen
(Häutung, Überwinterung et cetera) oder veränderten Umweltbedingungen kann sich das Mikroklima zu
Gunsten von Pilzen und Bakterien ändern: beispielsweise sind Schlangen sehr kälteempfindlich, sie können
unter zu kalten Bedingungen eine Lungenentzündung oder Durchfall bekommen. Auch Wundinfektionen
und Hautabszesse können häufiger vorkommen. Wehrt sich ein Beutetier gegen das Verschlingen und
verletzt die Schlange am Maul, kann dies zu Stomatitis führen, einer schweren Infektion der Mundhöhle,
die meist tödlich endet. Die häufigsten Parasiten sind Milben und Fadenwürmer.
Stammesgeschichte
Die ältesten Fossilfunde von Schlangen wurden auf ein Alter von etwa 95 bis 100 Millionen Jahren in die
Kreidezeit datiert. Dabei handelte es sich um verschiedene Skelettfragmente der Art Laparentophis
defrennei aus Algerien, Coniophis precedens aus der nordamerikanischen Lance-Formation, sowie
Pachyrhachis problematicus im Nahen Osten. Bei letzterem ist man bislang nicht sicher, ob es sich bereits
um eine Schlangenart oder um einen Waran mit reduzierten Extremitäten handelt. Die frühen Fossilien
sind den heutigen Schlangen jedoch bereits sehr ähnlich, daher geht man davon aus, dass die Aufspaltung
und Entwicklung der ersten Schlangen schätzungsweise vor 100 bis 140 Millionen Jahren in der frühen
Kreide oder sogar im Jura begann.
Als mögliche Vorfahren werden heute Echsen, wahrscheinlich frühe Waranartige (Varanomorpha),
vermutet. Grund für diese Annahme ist der ähnlich aufgebaute Schädel, insbesondere der Aufbau des
Unterkiefers, die gespaltene Zunge und die Art des Zahnwechsels, die beispielsweise dem der
Krustenechsen (Heloderma) ähnelt. Hinzu kommt die ihnen gemeinsame Reduktion des linken
Lungenflügels sowie die Entwicklung eines Jacobson-Organs.
Alle heute bekannten fossilen Varaniden lebten im Wasser und teilweise auch im Meerwasser. Besonders
die Mosasaurier, eine Gruppe mariner, waranartiger Echsen aus der späten Kreide mit zu Flossen
rückgebildeten Extremitäten, sowie Pachyophis aus dem heutigen Bosnien-Herzegowina und Pachyrhachis
aus dem Nahen Osten werden als den Urahnen der Schlangen nahestehend eingeordnet. Die Theorie, dass
diese wasserlebenden Warane allerdings direkte Vorfahren der Schlangen sein sollten, wurde zugunsten
einer Theorie aufgegeben, nach der sie eher von im Boden grabenden Formen abstammen. Als Indizien
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werden vor allem die grabende Lebensweise der ursprünglichsten der heute lebenden Schlangentaxa, der
Blindschlangenartigen, sowie die schlangenähnliche
Gestalt bei konvergent extremitätenlos evolvierten
Wirbeltiergruppen mit grabender Tätigkeit wie den
Schleichenlurchen (Gymnophiona) innerhalb der
Amphibien
und
den
Schleichen
und
Doppelschleichen innerhalb der Echsen angegeben.
Die zurzeit favorisierte Theorie besagt, dass die
ersten Schlangen halbgrabende und halbaquatile
Reptilien waren, die im Schlamm lebten, ähnlich
dem
rezenten
Taubwaran
(Lanthanotus
borneensis). Die grabende Lebensweise in diesem
Substrat wird als Grund dafür angenommen, dass
Schlangen ihre in diesem Lebensraum nicht
benötigten Extremitäten reduziert haben. Der
schlanke, glatte Körperbau stellt eine ideale
Anpassung an das Leben unter der Erde dar, da die
Tiere sich so nicht verhaken und sich relativ schnell
fortbewegen können. Gegraben wurde mit dem
Kopf oder einem verstärkten und speziell
umgeformten Rostralschild, wie dies beispielsweise
rezente Sandboas (Erycinae) oder Blindschlangen
wie das Blödauge (Typhlops vermicularis) noch
Fossiler Archaeophis proavus aus dem Eozän, ausgestellt
heute tun. Wie alle Schlangen besitzen diese neben
im Berliner Museum für Naturkunde
modifizierten
Kopfschuppen
eine
verstärkte
Schädeldecke sowie spezifische Verwachsungen
und Reduktionen des Kopfskeletts, die eine Erhöhung der Stabilität beim Graben bedingen.
Symbolik und Mythologie
Der Buchstabe S steht sowohl wegen seiner Form als auch wegen des Zischlautes als Symbol für die
Schlange.
Antike
Im antiken Griechenland galt die Schlange als heilig. Da sie sich durch die Häutung in den Augen der
Menschen unendlich oft erneuern konnte, hielt man sie für unsterblich. Dieser aus der menschlichen Sicht
ständige Akt der Verjüngung und die Tatsache, dass den Schlangen Heilkräfte zugesagt wurden, machten
die Schlange schließlich zum Symbol für den Stand der Mediziner. Bis heute hat sie sich im Zeichen des
Äskulapstabes gehalten, den man auch, stark vereinfacht, heute in einigen Apothekenzeichen
wiederfindet. Ebenso wurde der Schlange Hellsichtigkeit nachgesagt, weshalb sie eines der Tiere der Göttin
Gaia war. Laut Hesiod war Gaia Pelope einer der vielen Namen der Erdgöttin Gaia. Im Orakel von Delphi
taten Schlangenpriesterinnen (Pythea) ihren Dienst. Nicht nur in der jüdisch-christlichen Tradition gab es
einen von einer Schlange bewachten Baum: In der altgriechischen Vorstellung stand im Garten der
Hesperiden der lebensspendende Apfelbaum, der der Göttin Hera von Gaia geschenkt worden war und von
der Schlange Ladon bewacht wurde.
Indien
Im indischen Volksglauben wird die Schlangengöttin Manasa verehrt, die die Menschen vor Giftschlangen
schützt. In den indischen Schöpfungsmythen gibt es den Schlangenkönig Ananta-Shesha, der zwischen
zwei Weltzeitaltern auf dem Grund des Urozeans ruht. Unter dem Namen Vasuki hilft derselbe
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Schlangenkönig, den Milchozean zu quirlen, um den Unsterblichkeitstrank zu erhalten. Die giftige Schlange
Kaliya wird von Krishna besiegt, der auf ihren
abgeschlagenen Köpfen tanzend Flöte spielt.
Anlässlich dieses Sieges wird Krishna alljährlich
mehrere Tage lang gefeiert. Dabei werden für die
Schlangen, die als Symbol für Lebensenergie gelten,
an den Tempeln Milch- und Reisopfergaben
dargebracht und die Schlangenbeschwörer, die auf
ihrer Pungi blasen, erhalten Almosen.
China
In China galt die Schlange als Symbol für Schlauheit,
Bosheit und Hinterlist. Sie zählt zu den fünf Gifttieren.
Sie findet sich als 6. Zeichen 蛇 shé in den zwölf
Erdzweigen.
Ägypten
Im
vordynastischen
Ägypten
wurde
die
„Schlangenmutter“ Wadjet (auch Wa Zit) angebetet.
Ihr Symbol war der Uräus. Des Weiteren kannten die
Alten Ägypter die Mehem, eine Schlangengöttin, die
des Nachts den Sonnengott Re in seinem Schlaf
umfasste. Seit dem Mittleren Reich ist auch der
Glaube an den Gott Apophis belegt. Der als riesige
Schlange dargestellte Gott war die Verkörperung von
Auflösung, Finsternis und Chaos und zugleich der
große Widersacher des Sonnengottes Re.
Bibel
Nach allgemeiner Ansicht ist die Schlange in der Bibel
weitestgehend ein Sinnbild des Teufels. In der
Geschichte vom Paradies (1. Mose 3) ist die Schlange
Sinnbild der Versuchung und Verführung zum Bösen;
sie weckt Zweifel an Gottes Güte und verführt Eva,
vom „Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen“
zu essen. Martin Luther übersetzt das hebräische
Wort „da’at“ mit „Erkenntnis“ im Sinne von
„Allwissenheit“: der Mensch will sein wie Gott und
macht sich zum Herrn über „Gutes und Böses“, das
heißt über alles.
Asklepios, der griechische Gott der Heilkunst mit seinem
Stab, der von einer Äskulapnatter umschlungen wird
Als das Volk Israel durch die Wüste wandert, wird es
von Schlangen geplagt (4. Mose 21); Mose soll eine
Eherne Schlange aufrichten, und jeder, der zu ihr aufschaut, soll bewahrt bleiben. Hier erscheint die
Schlange (wie für die Christen das Kreuz) als Heilszeichen. In 2. Kön. 18,4 wird berichtet, dass diese
eherne Schlange, als „Nehuschtan“ bezeichnet, bis in die Zeit des Königs Hiskia aufbewahrt wurde; weil
sie aber kultisch verehrt wurde, wurde sie durch Hiskia zerschlagen.
Auch wenn Jesus seinen Jüngern empfiehlt: „Seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben!“
(Matth. 10,16), bleibt im Buch der Offenbarung des Johannes die Schlange dennoch eindeutig ein Bild des
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Bösen: „Und er ergriff den Drachen, die alte Schlange, die der Teufel und der Satan ist.“ (Offenbarung
20,2).
Naher Osten
Im Vorderen Orient stand die Schlange allgemein
für Weisheit und Erleuchtung, welche die tiefen
Geheimnisse
des
Lebens
verstand.
Diese
Vorstellung hat in der biblischen Geschichte der
Vertreibung aus dem Paradies überlebt, wo die
Schlange Eva die „Frucht der Erkenntnis“
überreichte. In einigen gnostizistischen Sekten
wurden Eva und die Schlange für das den Menschen
zur Verfügung gestellte Wissen verehrt (wobei sie
dort manchmal auch als männlicher Begleiter Evas,
Ophion, dargestellt wurde).
Germanen
In der germanischen Mythologie spielt die
Midgardschlange, die die Welt umspannt, zugleich
aber das Göttergeschlecht der Asen bedroht, eine
wichtige Rolle.
Die Katze des Re schneidet Apophis den Kopf ab
Balten
In der heidnischen Religion der Balten spielten Schlangen ebenso wie Kröten eine erhebliche Rolle. Jede
Familie schätzte sich glücklich, wenn sich eine Ringelnatter an der Feuerstelle, im Badehaus oder unter
der Handmühle niederließ. Man fütterte sie wie ein Haustier mit Eiern und Milch und beobachtete
gewissenhaft, ob sie das Futter auch annahm. Für Litauen sind Schlangenbeschwörer, Zaltones (zu lit.
žaltys »Ringelnatter«), überliefert.
Italien
In Italien war der Stamm der Marser bekannt als Schlangenverehrer und Schlangenzähmer. Bereits vor
3.000 Jahren wurde von ihnen Angitia, die Göttin der Schlangen und der Gifte, verehrt. Noch heute findet
in dem kleinen Ort Cocullo in den Abruzzen jeden ersten Donnerstag im Mai eine Schlangenprozession („la
fiesta di separi“) zu Ehren des San Domeniko Abbate statt. Zahlreiche lebendige Schlangen umwinden
hierbei die hölzerne Figur des Heiligen.
Nordamerika
Bei den nordamerikanischen Indianern spielen die Klapperschlangen (Crotalus) eine bedeutende Rolle in
Mythos, Sage, Religion und Volkskunst. Manche Stämme fürchteten sie als Unheilsbringer, viele Stämme
töteten keine Klapperschlangen. Man glaubte, die Anzahl der Ringe an der Schwanzrassel zeige die Anzahl
der getöteten Oper an. Die Hopi-Indianer betrachten die Klapperschlangen als Götterboten und benützen
sie zu einem Regenbeschwörungsritual, der am besten bekannten indianischen Zeremonie des
Schlangentanzes. Bei den Cahuilla durfte kein Gebissener einer schwangeren Frau nahekommen, eine
gebissene Schwangere gebar angeblich ein Kind mit einer (selbstverständlich unsichtbaren)
Schlangenhaut. Die Schwanzrasseln wurden häufig als Amulette verwendet, mit dem Gift der
Klapperschlangen wurden Pfeilspitzen imprägniert.
Mittelamerika
Das archetypische Motiv Ouroboros wird häufig mit ein oder zwei sich in den Schwanz beißenden
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Schlangen dargestellt und symbolisiert die Unendlichkeit. In einigen Kulturen Mittelamerikas ist der
Ouroboros heute eine lebendige Gottheit.
Aborigines
Die Regenbogenschlange verkörpert in den Mythen der australischen Aborigines den Ur-Zustand der Natur
im Zustand der Traumzeit und herrscht über ihre gleichermaßen lebensspendenden und verschlingenden
Aspekte, insbesondere behütet sie das Wasser.
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