Die einheimischen Bäume des Dahmelandes VON STEPHAN RUNGE Der Naturpark Dahme-Heideseen und der nördliche Teil des Landkreises Dahme-Spreewald sind zu einem großen Teil von Wäldern mit einer Vielzahl von Baumarten bedeckt. Bäume kommen aber nicht nur im Wald, sondern auch in der offenen Landschaft als Baumreihen entlang von Gräben, Bächen oder Wegen, als Einzelbäume, Feldgehölze oder Alleen sowie in Dörfern und Städten vor. Ein Großteil der Baumarten ist der Bevölkerung so vertraut, dass diese für einheimisch, also ursprünglich aus dem Gebiet stammend, gehalten werden. Aber nicht alle Baumarten kommen in unserem Gebiet von Natur aus vor. Die letzten Eiszeiten haben die Baumartenzahl in Europa stark reduziert. Eine große Anzahl der im Gebiet vorkommenden Baumarten verdankt seine Anwesenheit dem Wirken des Menschen, sei es die Einführung als Park- oder Straßenbaum oder die Pflanzung als Forstbaum. Zu diesen Bäumen gehören uns so geläufige Arten wie Gewöhnliche Rosskastanie (Aesculus hippocastanum), Platane (Ahornblättrige Platane, Platanus x hispanica), Rot-Eiche (Quercus rubra), Robinie (Falsche Akazie, Robinia pseudoacacia), Sommer-Linde (Tilia platyphyllos), Eschen-Ahorn (Acer negundo), Späte Traubenkirsche (Prunus serotina), Europäische Lärche (Larix decidua), Gewöhnliche Fichte (Picea abies) oder Douglasie (Pseudotsuga menziesii). Wenden wir uns nun aber den heimischen Baumarten zu. Die einzige in unserem Gebiet heimische Nadelbaumart ist die Gewöhnliche oder Wald-Kiefer (Pinus sylvestris). Sie gehört in die Familie der Kieferngewächse (Pinaceae). Die Kiefer kann bis zu 600 Jahre alt werden, ihre forstliche Umtriebszeit liegt aber nur bei 120 ± 20 Jahren (Düll & Kutzelnigg 1994). Sie erreicht eine Höhe von 35 m (bis maximal 48 m) und einen Durchmesser von 1 m, bleibt aber im Dahmeland meist wesentlich kleiner. An Kiefern können im Frühjahr drei Generationen von Zapfen beobachtet werden. Die jungen, noch sehr kleinen Zapfen öffnen sich für die Bestäubung. In den grünen Zapfen des Vorjahres findet aufgrund eines sehr langsamen Pollenschlauchwachstums erst jetzt, nach einem Jahr, die Befruchtung statt. Die zweijährigen verholzten braunen Zapfen öffnen sich im Winter und Frühjahr bei Trockenheit und entlassen ihre geflügelten Samen. Die Samen liegen in zwei Formen vor: die kurzflügeligen fliegen bis mindestens 150 m weit, die langflügeligen sogar über 1000 m. Die Kiefer hat eine sehr große Standortbreite. Sie vermag sowohl nährstoffarme als auch gut nährstoffversorgte, saure bis basische, extrem trockene bis sehr nasse Standorte, trockene bis feuchte und relativ warme bis sehr kalte Klimagebiete zu besiedeln. Da die Lichtansprüche der Kiefer aber relativ hoch sind, kann sie sich als Waldbildner nur dort durchsetzen, wo die Konkurrenz der schattenertragenden Bäume fehlt – das sind bei uns trockene, arme, sandige oder arme moorige Böden. So bildet die Kiefer in unserem niederschlagsarmen Gebiet auf den armen Sandstandorten natürlicherweise Kiefernwälder mit einem geringen Laubholzanteil (siehe auch Runge 2003). Auch in den Kiefern-TraubeneichenWäldern ist sie zukünftig am Bestan- desaufbau mit recht großen Anteilen vertreten. Gegenwärtig dominiert die Kiefer aber noch auf 85 % der Waldfläche in reinen Kiefernbeständen und auf weiteren 8 % in Kiefernbeständen mit anderen Baumarten. Aufgrund der geringen Standortansprüche, der weiten Samenausbreitung und des schnellen Wuchses gehört die Kiefer zu den Pioniergehölzen, die kurzfristig auch auf nährstoffreicheren Böden Pionierwälder bilden kann. Eine genauere Beschreibung der heimischen Kiefer finden Sie im Artikel von Karl-Heinz Wollenberg auf den Seiten 12 –15. Die Laubgehölze sind wesentlich zahlreicher vertreten. Zur Familie der Buchengewächse (Fagaceae) zählen Rotbuche, Stiel- und Trauben-Eiche. In dieser Familie sind die Blüten eingeschlechtlich. Die männlichen Blütenstände sind kätzchenartig, bei der Buche fast kugelig, bei den Eichen verlängerte Kätzchen. Die Früchte (Nüsse) sind einzeln (Eiche) oder zu zweit (Rotbuche) von einem ring- oder becherförmigen, später verholzten Achsenbecher (Fruchtbecher, Cupula) umgeben. Da die Früchte sehr schwer sind, können sie «ohne fremde Hilfe» nur durch die Schwerkraft direkt unter und um die Bäume ausgestreut werden. Die Früchte sind aber zugleich sehr ölhaltig und damit nahrhaft. Deshalb legen Eichhörnchen und Eichelhäher in der weiteren Umgebung der BäumeVorratskammern an, in denen die Früchte dann keimen können, weil viele Verstecke von den Tieren nicht wiedergefunden werden. Die Rotbuche (Fagus sylvatica) kommt in unserem Gebiet von Natur aus nur an wenigen, mesoklimatisch (im Bestandesklima) durch Feuchte begünstigten Stellen vor, z. B. an den Dahmehängen im Dahmetal bei Briesen. Sie erreicht eine Höhe von 30 (bis 50) m (SCHRETZENMAYR 1989) und ein Alter von über 300 Jahren, wird aber in bewirtschafteten Wäldern im Alter von 150 (bis 240) Jahren geerntet. Besonders charakteristisch sind der bis 2 m dicke Stamm mit heller, silbergrauer, glatter Borke und die ganzrandigen, leicht wellig gebuchteten Blätter. Typisch sind auch die langen spitzen Knospen. Die zwei Nüsse (Bucheckern) bleiben bis zur Reife im September von dem braunen, stacheligen, vierklappig aufspringenden Fruchtbecher umschlossen. Charakteristisch für die Stiel-Eiche (Quercus robur) sind die gestielten Fruchtstände (daher der Name) und die sehr kurz gestielten, am Blattgrund geöhrten Blätter. Die weiblichen Blüten bzw. Früchte der Trauben-Eiche (Quercus petraea) stehen dagegen traubig gehäuft ohne deutlichen Stiel direkt am Zweig, die Blätter besitzen meist einen 1 bis 2 cm langen Stiel und HainbuchenBlätter mit doppelt gesägtem Blattrand Foto: S. Runge Früchte der Stieleiche Foto: F. Schröder einen symmetrischen, meist keilförmig in den Stiel verschmälerten Blattgrund. Die Blätter beider Arten können aber nicht als sicheres Bestimmungsmerkmal herangezogen werden, da sie relativ variabel sind und gelegentlich auch Bastarde vorkommen. Beide Eichen können eine Höhe von 40 bis 50 m und einen Stammdurchmesser von 3 m erreichen. Ihr Höchstalter beträgt 700 bis 1000 Jahre. Die Stiel-Eiche wächst bevorzugt auf grundwassernahen Böden, kann aber ebenso wie dieTrauben-Eiche auch trockenere und warme, etwas nährstoffreichere Standorte besiedeln. Stiel-Eiche auf dem Kleinen Horst im Dahmetal bei Briesen Foto: S. Runge Aus der Familie der Birkengewächse (Betulaceae) sind im Dahmeland Hänge-Birke, Moor-Birke und Schwarz-Erle heimisch. Die Gewöhnliche, Sand- oder Hänge-Birke (Betula pendula) ist ebenso wie die Kiefer ein konkurrenzschwaches, relativ kurzlebiges Licht- und Pioniergehölz. Aufgrund ihrer gut flugfähigen Früchte (breitflügelige Nüsse, die ohne Wind über 1,6 km fliegen können), ihrer Schnellwüchsigkeit und ihrer relativ frühen Fruchtbarkeit (mit ungefähr 15 Jahren) kann sie innerhalb kurzer Zeit gehölzfreie Flächen besiedeln. Die Hänge-Birke ist als Mischbaumart in grundwasserbeeinflussten Birken-Stieleichen-Wäldern, in lichten Eichenwäldern auf trockenen Standorten und in Kieferwäldern auf nährstoffarmen Böden zu finden, dringt aber auch in Moore vor. Sie wird bis 25 m hoch und nur etwa 100 Jahre alt. In der Forstwirtschaft wird sie bereits mit 70 bis 80 Jahren geerntet. Die MoorBirke (Betula pubescens) unterscheidet sich von der Hänge-Birke durch flaumig behaarte, fast drüsenlose junge Zweige und jung behaarte Blätter (pubescens = lat., flaumhaarig) mit mehr abgerundeten Seitenecken. Sie wird nur ca. 20 m hoch und besiedelt vor allem Moor- und Bruchwälder. Der Charakterbaum der nassen, nährstoffreichen Erlenbruchwälder und Ufergehölze entlang von Seen, Bächen und Gräben ist die Schwarz-Erle (Alnus glutinosa). Ihr Name leitet sich von der schwärzlichen Borke ab. Da sich das Holz beim Schnitt rötlich färbt, wird sie teilweise auch Rot-Erle genannt. Die Schwarz-Erle wird ca. 100 bis 120 Jahre alt und erreicht maximal 35 m Höhe und über 1 m Stammdurchmesser. Charakteristisch sind die gestielten stumpfen Knospen, die rundlichen, sehr stumpfen oder ausgerandeten Blätter, denen im Prinzip «die Spitze fehlt», und der bis in die Kronenspitze durchgehende Stamm. An ihren Lebensraum ist sie durch folgende Besonderheiten hervorragend angepasst: 1) Auffallend große Öffnungen in der Rinde (sogenannte Lentizellen) und Luftkanäle im Holz, die sich an der Stammbasis und den oberflächen- nahen Wurzeln befinden, ermöglichen ihr die Luftversorgung der Wurzeln, die durch die extreme Bodennässe ansonsten sehr erschwert wird. 2) Die in Mooren teilweise eingeschränkte Stickstoffversorgung gleicht die Erle durch die Symbiose (Zusammenleben verschiedener Organismen zum gegenseitigen Vorteil) mit Bakterien aus, die Luftstickstoff binden können (AlnusFrankia-Symbiose). Die Bakterien leben in stecknadelkopf- bis apfelgroßen Wurzelanschwellungen, wo sie als Gegenleistung für die Stickstoffversorgung der Erle von dieser mit Zuckerlösung aus der Photosynthese versorgt werden. Der Baum investiert also einenTeil seines Energiegewinns, um sich von der Stickstoffversorgung aus dem Boden weitgehend unabhängig zu machen. Dies führt sogar soweit, dass die Erle es im Herbst nicht nötig hat, wie andere Bäume die wichtigen Inhaltsstoffe aus dem Laub zu ziehen. Aus diesem Grund fallen die Blätter grün und nicht bunt zu Boden. Die stickstoffreiche Laubstreu wird dann von den Bodenorganismen besonders schnell zersetzt. Die Erle besitzt wie die Birken Flügelnüsse, die hier allerdings in einem zur Reife verholzten Fruchtstandszapfen heranwachsen. Die Flügelnüsse ermöglichen auch hier eine weite Ausbreitung, was mit dem in der Jugendphase schnellen Wachstum auch zu einer schnellen Besiedelung geeigneter Moorböden führt. So bewalden auch im Dahmeland ungenutzte Feuchtwiesen und -weiden schnell wieder mit Erlenbruchwäldern. Seit 1993 tritt in Deutschland ein neuartiges Erlensterben auf, welches durch den pilzähnlichen Organismus Phytophthora verursacht wird. Als typische Krankheitssymptome sind dunkle Flecken am Stamm in Kombination mit kleinen hellgelben Laubblättern zu erkennen. Diese Erkrankung wurde vor allem bei Erlen entlang von Bach- und Flussläufen festgestellt, insbesondere an solchen Standorten, an denen regelmäßig Hochwasser auftritt oder die einen sehr hohen oder stark schwankenden Grundwasserspiegel aufweisen. Auch im Spreewald sind Erlenbestände betroffen; über die Erlenbestände im Dahmeland können an dieser Stelle keine Aussagen getroffen werden. Nah verwandt mit den Birkengewächsen sind die Haselgewächse (Corylaceae), zu denen neben dem namensgebenden Strauch Gewöhnliche Hasel (Corylus avellana) auch die Hain- oder Weißbuche (Carpinus betulus) gehört. Die Hainbuche ist ein bis 20 m hoher Baum, der bis 150 Jahre alt werden kann. Das Holz ist weißlich, heller als das der Rotbuche, daher der Name. An ihrem glatten Stamm mit unregelmäßiger silbrigweißer Längsstreifung und den doppelt gesägten Blättern (Buchenblätter glattrandig) ist sie leicht zu erkennen. Die Früchte sind von einer dreilappigen, laubigen Fruchthülle um- Sand-Birken im Schwenower Forst Foto: H. Sonnenberg (2004) schlossen, die zuerst der Photosynthese und im Spätherbst als Flugorgan der reifen Nüsse dient. Bei Windstille können die typischen Drehflieger 70 m weit fliegen, bei winterlichen Stürmen sogar über einen Kilometer weit verfrachtet werden. Die Hainbuche wächst auf mäßig nährstoffreichen Sand- oder Lehmböden in trockenen Eichen-Hainbuchen-Wäldern zusammen mit Trauben-Eiche und Winter-Linde oder bei grundwassernahen Standorten zusammen mit Stiel-Eichen und Hänge-Birken. Allerdings sind Eichen-Hainbuchen-Wälder im Dahmeland aktuell recht selten. Zur Familie der Ulmengewächse (Ulmaceae) gehören nur die Ulmen. Im Dahmeland kommen alle drei Ulmenarten vor. Die Ulmen können 30 (bis 40) m hoch werden und ein Alter von 400 bis 500 Jahren erreichen. Aufgrund des «Ulmensterbens», welches durch den Schlauchpilz (Ascomyceten) Ceratocystis ulmi verursacht wird, erreichen nur noch wenige Exemplare dieses Alter. Der Schlauchpilz lebt in den Tracheen (Wasserleitungsbahnen) des jüngsten Jahresringes und verursacht die Verstopfung der Tracheen, wodurch die Wasserversorgung unterbrochen wird. Überträger des Schlauchpilzes ist der Ulmen-Splintkäfer. Insgesamt kommen die Ulmen im Dahmeland nicht sehr oft vor, wobei die Flatter-Ulme (Ulmus laevis) wohl die häufigste Art ist. Typisch für die Ulmen sind die am Blattgrund unsymmetrischen Laubblätter, die nur wenige Tage keimfähigen Flügelnüsse, die durch den Wind ausgebreitet werden, und die Fähigkeit der vegetativen Vermehrung durch Wurzelsprosse, die besonders intensiv bei der Feld-Ulme (Ulmus minor) stattfindet. Für die Feld-Ulme ist auch die Ausbildung von Korkleisten an den Zweigen typisch. Die Flatter-Ulme unterscheidet sich von den beiden anderen Arten durch gestielte, hängende Blüten und Früchte. Sie bevorzugt tiefgründige, fruchtbare Auwaldböden und kommt im Dahmeland insbesondere in Bachtälern vor. Häufig, insbesondere auf nassen Böden, bildet sie Brettwurzeln aus. Auch die Berg-Ulme (Ulmus glabra) ist auf frischen und kräftigen Böden zu finden. Im Dahmeland kommt sie z. B. selten entlang des Dahmelaufes vor (SONNENBERG 1993). Die Blätter sind rau behaart und die Spitze, vor allem bei den Endblättern an Langtrieben, häufig dreizipfelig. Die Feld-Ulme ist wärmeliebend und bevorzugt kräftige Böden. Die Familie der Weidengewächse (Salicaceae) ist im Dahmeland mit der Zitter-Pappel und verschiedenen Baumweiden vertreten. Während die bisherigen Bäume immer getrenntgeschlechtliche (weibliche und männliche) Blüten auf der gleichen Pflanze besitzen, sind die Bäume und Sträucher dieser Familie zweihäusig, das heißt, es gibt weibliche und männliche Pflanzen. Meistens erscheinen die Blüten vor dem Laubaustrieb. Die Samen beider Gattungen besitzen einen grundständigen Haarschopf, der den Pappelsamen Flugweiten von mehr als 15 km, den Weidensamen von mehr als 10 km ermöglicht. Gerade in der Nähe von Pappelbeständen findet man oft große Mengen dieser Flugsamen als «Pappelwolle» miteinander verwoben, da allein eine Pflanze bis zu 26 Mio. Samen produzieren kann. Da die Samen sehr klein sind, enthalten sie kein Nährgewebe. Deshalb keimen sie sofort und sind sehr kurzlebig. Die Blätter der Zitter-Pappel (Espe, Aspe, Populus tremula) sitzen an auffallend langen, abgeflachten Stielen, so dass sie sich beim kleinsten Luftzug bewegen. Der zitternden Blattbewegung verdankt diese ihren Namen, auch den wissenschaftlichen: tremula = lat. zittrig. Hiervon leitet sich auch das Sprichwort «Er zittert wie Espenlaub» ab. Die Espe wird 20, selten 30 m hoch. Der Stamm hat eine glatte, hellolivgrüne, im Alter dunkelgraue und raue Borke. Der Baum stellt nur geringe Ansprüche an den Boden, ist schnellwüchsig und besiedelt deshalb als Pionierbaumart schnell waldfreie Flächen. Hat er erst einmal auf einer Fläche Fuß gefasst, so kann er sich zusätzlich durch starke Wurzelbrut ausbreiten. Von den heimischen Weiden wachsen als Bäume im Dahmeland die Lorbeer-Weide, die Bruch-Weide, die Hohe Weide, die Silber-Weide, die Trauer-Weide und die Sal-Weide. Die Silber-Weide (Salix alba) und die Hohe Weide (Salix x rubens, Bastard zwischen Silber- und Bruch-Weide) sind mit 20 bis 25 m Höhe die größten Weiden. Die Silber-Weide verdankt ihren Namen der seidenhaarigen Blattunterseite. Sie ist wie die anderen Baumweiden sehr schnellwüchsig und bildet sehr weiches Holz, sogenanntes Splintholz, d. h., die inneren, nicht mehr der Wasserleitung dienenden Teile des Holzkörpers sind nicht durch Gerbstoffe vor Fäulnis geschützt und verwittern bald (DULL & KUTZELNIGG 1994). Aus diesem Grund sind alte Weidenbäume innen oft hohl. Diese Eigenart zeigen besonders «Kopfweiden», die in früheren Zeiten dadurch entstanden, dass man die Zweige regelmäßig bis fast zum Stamm zurückschnitt, um Sie z. B. als Flecht- oder Brennmaterial zu nutzen. Leider findet diese Nutzung im Dahmeland nur noch selten bis gar keine Anwendung. Die Kopfweiden, die neben dem ästhetischen Wert vor allem eine große ökologische Bedeutung als Unterschlupf für zahlreiche selten gewordene Tierarten wie Fledermäuse oder als Nistplatz für Eulen haben, können fast nur noch durch Naturschutzpflegemaßnahmen vor dem Auseinanderbrechen bewahrt werden. Silber-Weide, HoheWeide, LorbeerWeide (Salix pentandra), BruchWeide (Salix fragilis) und TrauerWeide (Salix x sepulcratis) wachsen im Dahmeland an Gewässerrändern und auf Moorböden. Die nur bis 9 m hohe Sal-Weide (Salix caprea) wächst dagegen in frischen bis feuchten Vorwäldern, auf Waldschlägen, an Waldrändern und auf Ruderalstellen. Von Natur aus kommt aus der Familie der Lindengewächse (Tiliaceae) nur die Winter-Linde (Tilia cordata) vor. Hier finden wir unter den bisher vorgestellten heimischen Baumarten erstmals zwittrige Blüten vor. Diese sind wie auch die Blüten der Weiden auf die Bestäubung durch Insekten, insbesondere Bienen und Hummeln angewiesen. Die Winter-Linde blüht im Juli, zwei Wochen nach der eingebürgerten SommerLinde, von der sie sich u. a. durch die Unterseite ihrer Blätter mit bräunlichen Bärtchen in den Nervenwinkeln (Sommer-Linde weiße bis gelbe Haarbüschel) und durch die dünnschaligen Nüsse mit undeutlichen Rippen (Sommer-Linde dickschalige Nüsse mit 4 bis 5 Rippen) unterscheidet. Auch die Linden haben für die Luft-Ausbreitung eine spezielle Anpassung: der Fruchtstand wird als Ganzes mit dem als Flugorgan dienenden Vorblatt als «Drehflieger» ausgebreitet. Die Winter-Linde kann 10 bis 25 m hoch und 600 bis 1000 Jahre alt werden. Die Winter-Linde wächst von Natur aus in Winterlinden-Eichen-Hainbuchen-Wäldern sowie reicheren Eichenwäldern, ist aber im Dahmeland im Wald noch nicht sehr häufig. Die große Familie der Rosengewächse (Rosaceae) ist im Dahmeland mit vier heimischen Baumarten vertreten, der Eberesche, der Gewöhnlichen Traubenkirsche, der Vogel-Kirsche und der Wild-Birne, welche ebenso wie die Lindengewächse insektenbestäubt sind. Die Eberesche (Sorbus aucuparia) ist den meisten wegen ihrer gelbbis scharlachroten Früchte als Vogelbeere oder Vogelbeerbaum bekannt, welche Vögeln und auch Eichhörnchen nach dem ersten Frost als Herbst- und Winterfutter dienen. Der Name «Vogelbeere» leitet sich allerdings von der früheren Verwendung zum Anlocken von Vögeln beim Vogelfang zurück (ebenso aucuparia: lat. avis = Vogel, capere = fangen [Düll & Kutzelnigg 1994]). Der Name «Eberesche» geht auf die ehemalige Nutzung zur Schweinemast zurück. Die Eberesche ist ein bis 15 m hoher Baum oder Strauch, der bis 80 Jahre alt wird, und kommt auf ärmeren Böden in lichten Wäldern, Säumen und Hecken vor. Neben den Vogelbeeren charakteristisch sind insbesondere die glatte Rinde, die 20 bis 30 cm langen, unpaarig gefiederten Blätter und die Ende Mai bis Anfang Juni erscheinenden weißen Blüten, die zu 200 bis 300 in flachen Doldenrispen stehen. Die Gewöhnliche Traubenkirsche (Prunus padus) wächst auf sickernassen bis feuchten, zeitweilig überfluteten Auwald- oder Moorstandorten in Erlen-Eschen-Wäldern oder Erlenbruchwäldern, ist aber auch entlang von kleinen Fließgewässern und Gräben zu finden. Die Art hat, wie der Name schon vermuten lässt, (hängende) Trauben als Blüten- und Fruchtstand. Die Blätter sind weich, oberseits matt und durch die vertieften Nerven etwas runzlig. Dadurch unterscheidet sie sich leicht von ihrer nordamerikanischen Verwandten, der Späten Traubenkirsche (Prunus serotina) mit oberseits stark glänzenden, fast ledrigen, glatten Blättern, die sich als «Forstunkraut» zunehmend in armen Wäldern und Forsten ausbreitet, teilweise schon dichten Unterwuchs bildet und dann die heimische Vegetation unterdrückt. Beide Traubenkirschen sind bis auf das Fruchtfleisch in allen Teilen giftig (Blausäure). Die Gewöhnliche Traubenkirsche wird an geeigneten Standorten bis 25 m hoch. Die gleiche Höhe kann auch die Vogelkirsche (Prunus avium subsp. avium) erreichen, die auf nährstoffund basenreichen Lehmböden in frischen Laubmischwäldern und an Waldrändern wächst. Im Dahmeland kommt die Vogelkirsche u. a. in der Dubrow, im Sutschketal an den Westhängen des Krummensees und am Heideberg in Zeuthen vor, wobei nicht zweifelsfrei zwischen ursprünglich aus dem Gebiet stammenden Vogelkirschen und verwilderten Süßkirschen unterschieden werden kann – wahrscheinlich handelt es sich bei allen um Verwilderungen. Die Kirschen der Vogelkirsche sind kleiner als ein Zentimeter, das Fruchtfleisch ist nur dünn und schmeckt bittersüß. Der vierte Vertreter der Rosaceen, die Wild-Birne (Pyrus pyraster), kommt im Dahmeland wohl meist als verwilderte Kultur-Birne (Pyrus communis) vor, z. B. im Sutschketal. Echte Wild-Birnen haben dornige Zweige und kleine, 15 bis 35 mm lange, kugelige bis birnenförmige, harte Birnen (Apfelfrucht). Auch die Wild-Birne bevorzugt sickerfeuchte, nährstoff- und basenreiche, aber sommerwarme Böden. Hier kann sie bis zu 20 m hoch werden. Über mögliche Vorkommen vom Wild-Apfel (Malus sylvestris) können keine Aussagen getroffen werden. Aus der Familie der Ahorngewächse (Aceraceae) kommt der Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus) im Dahmeland nur selten ursprünglich vor, z. B. in Restbeständen von Eichen-Hainbuchen-Wäldern und entlang von bewaldeten Quell- bächen (SONNENBERG 1993). Häufiger handelt es sich um Verjüngungen in Wäldern entlang von Ahorn-Alleen. Der Berg-Ahorn kann bis über 30 m hoch und über 500 Jahre alt werden. Die Schuppenborke des Stammes blättert bei älteren Exemplaren ähnlich wie bei der Platane in großen, dünnen Schuppen ab. Die Blattform mit den im Gegensatz zum Spitz-Ahorn abgerundeten stumpfen Lappen führte zu der früher häufigen Bezeichnung «Stumpf-Ahorn». Die Blüten, die bei allen drei aufgeführten Arten sowohl durch Insekten als auch vom Wind bestäubt werden können, stehen in Trauben. Die Spaltfrüchte, die bei der Reife in zwei einsamige Teilfrüchte (die «Nasen», die sich die Kinder auf ihre Nasen kleben) zerfallen, sind mit ihren Flügeln auf Windausbreitung ausgerichtet. Da die Hauptausbreitung der Früchte erst im Winter durch winterliche Stürme erfolgt, wird die normale Flugweite von kaum 100 m wesentlich erhöht. Beim Feld-Ahorn (Acer campestre) und erst recht beim Spitz-Ahorn (Acer platanoides) ist die Ursprünglichkeit der Vorkommen im Dahmeland ziemlich unsicher. Der Spitz-Ahorn ist durch seine Blätter mit spitz gezähnten Lappen unverkennbar, wird bis 30 m hoch, hat eine graue, eng netzrissige, nicht abblätternde Borke und blüht in aufrechten, ebensträußigen Doldenrispen. Er kommt vor allem als Verwilderung von Alleebaum-Pflanzungen vor. Der Feld-Ahorn wurde dagegen teilweise als Feldgehölz oder in Gärten gepflanzt und breitet sich von da aus. Die Art bildet nur kleine, selten über 15 m hohe Bäume oder auch Sträucher in Feldhecken. Der Baum ist langsamwüchsig, regeneriert sich aber leicht durch Stockausschlag und Wurzelbrut. Die Blätter sind klein und relativ stumpflappig. Zur Familie der Ölbaumgewächse (Oleaceae) gehört an heimischen Bäumen nur die Gewöhnliche Esche (Fraxinus excelsior). Sie kann bis 40 m hoch und ca. 250 Jahre alt werden und einen Stammdurchmesser von 1,7 m erreichen, bleibt im Dahmeland aber kleiner. Die Art kommt hier in bachbeglei- tenden Erlen-Eschen-Wäldern sowie in quelligen Erlen-Bruchwäldern vor und dringt in entwässerte Erlen-Bruchwälder ein. Die Esche ist gut kenntlich durch ihre unpaarig gefiederten Blätter, die schwarzen, samtigen, kreuzgegenständigen Winterknospen und eine hellgraue, glatte Borke, die erst spät dunkel und rautenförmig rissig wird. Neben zwittrigen Blüten gibt es auch eingeschlechtliche Blüten, die alle vom Wind bestäubt werden. Die Nüsse mit propellerartigem, einseitigem Flügel lösen sich meist erst im Winter bei starkem Wind ab und können dann bis 500 m Flugweite erreichen. Allerdings ist, wie auch bei einigen anderen Windausbreitern, auch die Verschleppung der Früchte durch Kleinsäuger und Vögel für die Ausbreitung wichtig. Bei genauem Hinsehen erweist sich unsere heimische Baumflora trotz der Reduzierung der Artenzahlen durch die Eiszeit als recht artenreich.Wer mit offenen Augen durch die Natur geht, kann sich an wundervollen Bäumen erfreuen, seien sie gerade oder krüppelig, riesig oder relativ klein. Besonders schön sind die Zeiten des Blattaustriebes mit zarten Grüntönen und die bunte Herbstfärbung. Auch Blüten und Früchte können bewundert werden.Viel Spaß dabei. Literatur Düll, R. & H. Kutzelnigg 1994: Botanisch-ökologisches Exkursionstaschenbuch: das Wichtigste zur Biologie ausgewählter wildwachsender und kultivierter Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. – 5., überarb. und erg. Aufl. – Wiesbaden: Quelle und Meyer: 590 S. Runge, S. 2003: Die Wälder des Dahmelandes. – Jahrebuch 2003 Wälder im Dahmeland: 4 –12. Schretzenmayr, M. 1989: Heimische Bäume und Sträucher Mitteleuropas. – Leipzig, Jena, Berlin: Urania: 223 S. Sonnenberg, H. 1993:Welches Gehölz ist heimisch? – Naturschutz im Dahmeland 1993: 14 –23.