1914-1918 So war das bei uns

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Kleiner Umtrunk im Schützengraben an der
Westfront in Frankreich. SÜDKURIER-Leser
Klaus Oqueka (Villingen) sandte der
Redaktion das Bild mit seinem Großvater Emil Opitz (vorn rechts).
Eine Welt im Krieg
1914 -1918
So war
das bei
uuns
ns
SÜDKURIER
➤ Die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts
➤ Was Soldaten an der Front erlebten
➤ Ein Schatten legte sich auch über die Region
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Leben
und Wissen
S AÜ M
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T ARLeben
GI E, R1 2N. RA. P8R6I L| 2M0P1 4und Wissen
SÜDKURIER NR. 86 | MP
SAMSTAG, 12. APRIL 2014
Tipps und Trends
DER KALENDERSPRUCH
„Die Lampen gehen in ganz Europa aus, wir werden sie
in unserem Leben nie wieder leuchten sehen.“
Edward Grey (1862-1933), britischer Außenminister, zu Beginn des
Ersten Weltkriegs Anfang August 1914.
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NAMENSTAGE
Samstag: Zeno, Herta, Julius, Josef, Elias, Konstantin
Sonntag: Martin, Ida, Paulus, Paternus, Matthias, Gerda
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Karl Eckstein (1898-1984) kam aus Gailingen und kämpfte an der Westfront in Frankreich. Das
große Bild, ein seltenes Foto, zeigt ihn in der Mitte in der Kraterlandschaft vor Verdun 1917. Im
Hintergrund sieht man französische Soldaten. Die Materialschlacht um Verdun steht für das
Massensterben des Ersten Weltkriegs. Eckstein hatte Glück. 1918 überlebte er eine schwere
Grippe (kleines Bild). Die Bilder brachte Tochter Christa Eckstein (Büsingen) nach Konstanz.
DIE FALLERS
Die neue Rätselfrage
Eva und Andreas wollen heiraten. Und es steht
auch schon fest, wie: Ohne Familie! Leider erfährt
Kati davon und plaudert alles aus. Die entzückte
Johanna beginnt sofort mit der Hochzeitsplanung.
Andreas hat nur eine Alternative. Sie heiraten dann
eben wo? Das ist die neue Rätselfrage zur FallersSendung am morgigen Sonntag, 13. April. Ihre Antwort schicken Sie an:
SÜDKURIER Medienhaus, Redaktion „Leben und Wissen“, Stichwort
„Die Fallers“, Max-Stromeyer-Str. 178, 78467 Konstanz. Per Fax: 07531/
999-1500. Per Mail: [email protected]. Alle Monatsgewinner
treffen bei einer SWR-Besichtigung in Baden-Baden einen FallersSchauspieler. Viel Glück! (bea)
URTEIL
Keine Sozialhilfe bei Einkünften vom Geheimdienst
Ein chinesisches Ehepaar muss Sozialhilfe von rund 40 000 Euro zurückzahlen, weil der Mann jahrelang Geld von einem ausländischen Geheimdienst kassiert hat. So urteilte das Landessozialgericht Niedersachsen-Bremen in Celle (L 8 SO 156/10). Das Paar lebte seit 1990 in
Deutschland. Während eines strafrechtlichen Ermittlungsverfahrens
wurde aufgedeckt, dass der Ehemann von 1997 bis 2004 mehr als
100 000 Euro aus dem Ausland überwiesen bekommen hatte. Im Gerichtsverfahren erklärte der Chinese, er habe die Gelder nur „treuhänderisch“ für den Geheimdienst beziehungsweise für die Unterstützung
einer chinesischen Oppositionspartei verwendet. Das Gericht sah das
anders. Das Geld habe dem Paar zur Verfügung gestanden. (dpa)
GESELLSCHAFT
Die meisten würden einen Lotteriegewinn teilen
Schicker Sportwagen oder teurer Schmuck? Nur wenige Deutsche würden sich laut einer Umfrage mit einem Lotteriegewinn von einer Million
Euro solchen Luxus leisten. Fast neun von zehn Bundesbürgern würden
den Geldsegen lieber mit Menschen teilen, die ihnen wichtig sind. Das
geht aus einer Umfrage für die Deutsche Fernsehlotterie hervor. Etwa
drei Viertel denken vor allem an die eigene Absicherung und würden
den Gewinn zumindest zum Teil langfristig anlegen. Ebenso viele würden einen Teil des Geldes für soziale Zwecke spenden. 60 Prozent würden sich von ihrem Millionengewinn Reisen gönnen. Befragt wurden
1000 Bürger ab 18 Jahren. (AFP)
AUTO
Das Gesicht
des Krieges
➤ SÜDKURIER-Leser öffnen ihre Familien-Archive
➤ Alte Fotos erzählen vom Soldaten-Alltag an der Front
➤ Der Erste Weltkrieg, wie er nicht im Geschichtsbuch steht
VON ALEXANDER MICHEL
Neues Kältemittel für Klimaanlagen ist hochgiftig
Ein umstrittenes neues Kältemittel für Auto-Klimaanlagen setzt im
Brandfall den hochgiftigen Stoff Carbonylfluorid frei. Das berichten
Chemiker um Andreas Kornath von der Ludwig-Maximilians-Universität
München (LMU) in der „Zeitschrift für Naturforschung“. Carbonylfluorid ist ein Abkömmling des Kampfstoffs Phosgen aus dem Ersten
Weltkrieg. Vorgaben der EU verpflichten Autohersteller, neue Kältemittel
für PKW-Klimaanlagen zu verwenden. Das bisher benutzte Mittel R123a
soll wegen seiner Ozonschädlichkeit abgelöst werden. Doch beim Test
des neuen Kältemittels R1234yf zeigte sich, dass es sich bei Unfällen
entzünden kann und Fluorwasserstoff (Flusssäure) freisetzt. 20 Prozent
der Brandgase bestehen aus dem noch giftigeren Carbonylfluorid. (dpa)
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Hundert Jahre liegt der Beginn des Ersten Weltkriegs zurück. Zeitzeugen leben keine mehr. Die
Jahre 1914-1918 scheinen im Dunkel der Geschichte versunken. Dennoch rief der SÜDKURIER seine
Leser auf, Bilder vom Vater, Großvater oder Onkel
einzusenden, die damals Soldaten waren. Das
Echo war überraschend und gewaltig. Mehr als 140
Leser schickten Bilder per Post und E-Mail, gaben
Fotoalben in ihrer Lokalredaktion ab oder besuchten die Redaktion in Konstanz. Mit den alten Bil-
1914 -1918
So war
das bei
uuns
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SÜDKURIER
dern brachten sie Geschichten und Erinnerungen.
Sie lassen niemanden kalt, weil sie mehr sagen als
Bücher und Filme. Der Krieg bekommt ein Gesicht. In ihm mischen sich Schrecken, Angst und
Sorgen aber auch Zuversicht, Hoffnung und Humor. Die Front ist Todeszone und Heimat zugleich.
Viele dieser Bilder sind Postkarten, die die Männer
in die Heimat zwischen Schwarzwald, Bodensee,
Hochrhein und Linzgau schickten. Die Söhne,
Töchter und Enkel hüten diese Schätze bis heute
und teilen sie nun mit anderen. Dafür ein herzliches Dankeschön der SÜDKURIER-Redaktion.
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DER BIBELSPRUCH
„Liebt eure Feinde; tut wohl denen, die euch hassen; segnet,
die euch verfluchen; bittet für die, die euch beleidigen.“
Lukas 6, 27 u. 28
Gewinnzahlen
Eurojackpot 5 aus 50: 1, 7, 14, 22, 44 Eurojackpot 2 aus 8: 1, 2
Keno: Ziehung vom 11.04.2014: 2, 6, 12, 14, 21, 22, 23, 25, 26, 29, 41, 45, 46,
47, 49, 50, 53, 63, 64, 70 Plus 5: 50533
(Alle Angaben ohne Gewähr)
Menschen und medien
TA L KS H O W S
FERNSEHQUOTEN
Thomas Gottschalks
Schwesterpräsentiert
im Digital-TV
„Die Katze“ schlägt sich
im Krimi-Debüt achtbar
Thomas Gottschalks
jüngere Schwester
steht vor ihrer TVPremiere: Raphaela
Ackermann, 53, bekommt mit „Ackermann – Der Talk“ ihre erste eigene
Talkshow beim Digitalsender Welt
der Wunder TV. Start ist bereits am
heutigen Samstag, 20.15 Uhr. In
der ersten Ausgabe empfängt
Ackermann den Society-Journalisten Michael Graeter, der die Justizvollzugsanstalt Landshut, in der
Bayerns Ex-Manager Uli Hoeneß
demnächst einsitzen muss, auch
von innen kennt. (dpa)
1914 – 1918
So war
das bei uns
2
Die Filmpremiere der
pfälzischen Blondine
Daniela Katzenberger
hat ein achtbares
Ergebnis verbucht.
3,64 Millionen Zuschauer (Marktanteil: 11,5 Prozent)
sahen am Donnerstag den ARDKrimi „Frauchen und die Deiwelsmilch“. Bei den Jüngeren lag die
Quote mit 9,5 Prozent über dem
ARD-Schnitt. Die ZDF-Serie „Die
Bergretter“ lag mit 5,23 Millionen
Zuschauern und 16,5 Prozent
vorn, die RTL-Actionserie „Alarm
für Cobra 11“ hatte 3,35 Millionen
Zuschauer (10,7 Prozent). (dpa)
Franz Schlieper (1887-1966) ging an der Front auf Foto-Safari. Er war Volksschul-Rektor aus Meyerich/Westfalen. Die Kameraden am schweren Mörser
freuten sich, wenn der passionierte Fotograf mit seiner Kamera vorbeikam.
Die Bilder brachte sein Enkel Meinolf Schlieper (Uhldingen-Mühlhofen).
Leben und Wissen 15
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Leben und Wissen 15
Thomas Schappeler (1888-1978, ganz rechts) aus Überlingen-Hödingen
mit Kameraden neben einer mobilen Feldküche, der „Gulaschkanone“.
Hier wurde Essen ausgegeben oder in Kanistern in die vorderen Linien
getragen. Das Bild schickte seine Tochter Maria Biehler (Sipplingen).
Eduard Prokisch (1880-1943, Zweiter v. li.) kam aus Giebau in Mähren (heute
Tschechien). Der Unternehmer wurde Kompaniechef in der österreichischen
Armee. Hier erhebt die Offiziersrunde die Gläser. Das Bild seines Großvaters, der
in Russland und in den Alpen kämpfte, brachte Enkel Werner Pataky (Konstanz).
Franz Riede aus Freiburg wurde Pilot. Hier steht er
vor einem Albatros-Jagdeinsitzer. Nach dem Krieg
wurde er Postflieger zwischen Paris und London.
Nichte Gertrud Menne (Albbruck) schickte das Bild.
Oben: Alex Wirtensohn (18961942, re.) und sein Bruder Carl
(1887-1970, vorn links) feiern
Weihnachten im Unterstand. Die
Brüder aus Münster sind Sanitätshundeführer, die Verschüttete aufspüren. Das Bild schickte
Tochter/Nichte Helga Bockelmann (Frickingen-Leustetten).
Rechts: Anton Jäger (18901967, links) aus Reute im Hegau
war begeisterter Automechaniker. Auch als Unteroffizier an der
Front, wo er Lastwagen fuhr.
Lkw waren damals Ausnahmen.
Die Soldaten gingen meist zu
Fuß. Seine Tochter Ruth Kirgis
(Allensbach) schickte das Bild.
Anton Weißhaupt (1896-1951, links) aus Meßkirch diente bei einem badischen
Feldartillerie-Regiment. Hier steht der Unteroffizier bei Kameraden neben einem
Geschütz an der Westfront. 1918 kämpfte Weißhaupt in Russland und war dabei,
als deutsche Truppen Ende Mai die Halbinsel Krim besetzten. Später war er
Müller in Meßkirch. Das Bild schickte sein Enkel Armin Heim (Meßkirch).
Großes Bildarchiv
Hermann Taglang
(1877-1951) war
Bildhauer, als er in
den Krieg zog. 1929
wurde in Vöhrenbach
sein Denkmal „Der
sterbende Soldat“
eingeweiht. Das
passte den Nazis
nicht. Sie schmolzen
es für Waffen ein.
Bild von Enkel
Andreas Taglang
(Überlingen).
➤ Mehr Leser-Bilder: Die
Redaktion wird in ihrer Serie
„1914-1918. So war das bei uns“
zwar immer wieder Bilder abdrucken, die uns Leser zugeschickt haben. Da aber zu viele
Fotos vorliegen, um sie alle in der
Druckausgabe zu zeigen, können
sie in einer Online-Bildergalerie
angeschaut werden. Sie sind wie
die Bilder auf dieser Seite mit
Begleit-Texten versehen.
➤ Regionen: Die Leser-BilderSammlung ist in fünf Regionen gegliedert: Kreis Konstanz, BodenseeOberschwaben, Schwarzwald-BaarHeuberg, Linzgau-Zollern-Alb und
Hochrhein. Die gesamte Galerie umfasst bisher 130 Fotos, sie wird weiter
ergänzt. Die SÜDKURIER-Serie ist mit
der Bildergalerie online abrufbar unter:
www.suedkurier.de/
erster-weltkrieg
Theodor Mayer
(Jahrg. 1883) war
Justizinspektor in
München, als der
Krieg begann. Er
kam zur Artillerie.
Hier telefoniert er in
einem WellblechUnterstand, mit
Pfeife bewaffnet.
Das Bild brachte
Hans Fuchs (Bermatingen).
Stefan Märte
(1910-1996, unten
links) war ein Sipplinger Kindergartenbub, doch schon als
Fünfjähriger mit
Uniform und Pickelhaube vertraut.
Das zeigt die Militarisierung der
Kinder im Kaiserreich. Bild von
Yvonne Märte
(Sipplingen).
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Leben
und Wissen
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SÜDKURIER NR. 107 | MP
SAMSTAG, 10. MAI 2014
Tipps und Trends
Links: Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg (1847–1934)
rückte zusehends in die Rolle des Beschützers der Nation.
Unten: Die Postkarte zeigt das Leben im Schützengraben als eine
Art bewaffnetes Camping und verschleierte die harte Wirklichkeit.
DER KALENDERSPRUCH
„Mein guter Otto, seit Dienstag bin ich ohne Nachricht von
Dir. Auf keinem Fleck habe ich Ruhe. Tu mir, mein Schatz,
nur das nicht an und lass mich so lange warten.“
Marie Rößler aus Quedlinburg an ihren Mann am 19. September 1916.
Er war kurz zuvor als Soldat an der Somme in Nordfrankreich gefallen.
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NAMENSTAGE
Samstag: Antonius, Isidor, Bertram, Johannes
Sonntag: Gangolf, Joachim, Mamertus, Ignaz, Franz
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DIE FALLERS
Neue Rätselfrage
Tu ist aus dem Urlaub zurück – allerdings ganze drei Wochen zu spät.
Eva ist grummelig, doch Toni und
Riedle verteidigen Tu, der ja nichts
für für die Pleite mit dem schlechten
Aushilfskoch im „Löwen“ kann. Der
hat scheinbar auch noch sein bestes
Messer mitgehen lassen, empört sich
Tu, nachdem er in seiner Küche nach
dem Rechten geschaut hat. Beim
nächsten Mal fährt er nur noch mit
was in den Urlaub? Das ist die neue
Rätselfrage zur Fallers-Sendung am morgigen Sonntag, 11. Mai. Die
Antwort schicken Sie bitte an: Südkurier Medienhaus, Redaktion „Leben
und Wissen“, Stichwort „Die Fallers“, Max-Stromeyer-Straße 178, 78467
Konstanz. Per E-Mail: [email protected]; per Fax: 07531/999-1500.
Alle Monatsgewinner fahren zu einer Führung beim SWR in BadenBaden und treffen einen Faller-Schauspieler. (ole)
Unten links: Dem Soldaten an der Front erscheint beim Lesen der Feldpost das Bild seiner Frau. Was hier als Verkitschung erscheint, stärkte in
der rauen Männergesellschaft der Front Durchhaltewillen und Motivation.
Unten rechts: „Beim Bau von bombensicheren Unterständen“ heißt der
Bildtext dieser Foto-Karte. Botschaft: Macht Euch keine Sorgen!
GESUNDHEIT
Vorsicht bei nicht heilendem Insektenstich
Bemerken Urlauber nach einer Reise in wärmere Regionen einen nicht
abheilenden Insektenstich an ihrem Körper, gehen sie am besten umgehend zum Hautarzt. Das gilt auch für ein Hautknötchen, das über Wochen langsam wächst. Denn dahinter kann eine Leishmaniose stecken.
Darauf weist der Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD)
in Berlin hin. Ursache der Infektionserkrankung sind parasitäre Einzeller (Leishmania), die von Sandmücken übertragen werden können.
Unbehandelt führt die Infektion zu Geschwüren in der Haut. (dpa)
VERKEHR
Warnwesten gehören nicht in den Kofferraum
Im Pannenfall sollten Autofahrer die reflektierenden Schutzwesten
anlegen, bevor sie den Wagen verlassen. Besonders auf der Autobahn ist
Anhalten lebensgefährlich. Das gibt die Prüforganisation Dekra zu bedenken. Daher seien sie im Handschuhfach, unter dem Fahrersitz oder
im Seitenfach der Tür am besten aufgehoben. (dpa)
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DER BIBELSPRUCH
„Der Mensch gleicht einem Hauch,
seine Tage sind wie ein flüchtiger Schatten.“
Psalmen 114,4
Gewinnzahlen
Eurojackpot 5 aus 50: 1, 11, 14, 22, 43 Eurojackpot 2 aus 8: 3, 4
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01013 · Tele2 · 0,5 · 60
01070 · Arcor · 0,52 · 60
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01013 · Tele2 · 0,56 · 60
01070 · Arcor · 0,59 · 60
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01013 · Tele2 · 0,5 · 60
01070 · Arcor · 0,52 · 60
21-24 01013 · Tele2 · 0,56 · 60
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01088 · 01088telecom · 0,77 · 60
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01070 · Arcor · 0,45 · 60
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01052 · 01052 · 0,52 · 60
01070 · Arcor · 0,58 · 60
19-21
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01052 · 01052 · 0,52 · 60
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21-24 01070 · Arcor · 0,45 · 60
01013 · Tele2 · 0,46 · 60
1914 – 1918
So war
das bei uns
Mobilfunk: 01038 (2,69 Cent); 01011 (2,99 Cent); Österreich: 010018 (0,98 Cent); 01069 (1,61
Cent); Schweiz: 01069 (1,31 Cent); 010088 (1,68 Cent); Italien: 010088 (1,04 Cent); 01069 (1,17
Cent); Türkei: 01052 (2,62 Cent); 010088 (2,74 Cent); USA: 010088 (0,88 Cent); 01069 (0,96 Cent)
Frankreich: 01069 (0,84 Cent); 010088 (1,24 Cent); Großbritannien: 010088 (0,77 Cent); 01069
(0,96 Cent); Spanien: 010018 (0,88 Cent); 01069 (1,17 Cent); Griechenland: 010088 (0,94 Cent);
01069 (1,33 Cent); Polen: 01069 (1,27 Cent); 010088 (1,39 Cent); Rumänien: 01069 (1,58 Cent);
010088 (1,98 Cent); Australien: 01097 (1,43 Cent); 010052 (1,46 Cent); Kroatien: 010088 (1,38
Cent); 01069 (1,49 Cent); Portugal: 010018 (0,96 Cent); 01069 (1,46 Cent)
Allgemeine Hinweise: Alle Anbieter sind gesetzlich zur Tarifansage verpflichtet. Wir listen nur Anbieter,
die über mehrere Stunden hinweg denselben Preis und minutengenau abrechnen. Ortsgespräche sind
nur Telefonate zwischen Anschlüssen mit der gleichen Ortsvorwahl. Das so genannte Call-by-CallVerfahren funktioniert nur mit einem Anschluss der Deutschen Telekom. Mehr Informationen und
Tarife unter www.teltarif.de. Nächste Tarifübersicht voraussichtlich am 24. Mai 2014
4
„Liebe
Schwester!“
➤ Wie Feldpostkarten das
Bild vom Krieg prägten
➤ Die Soldaten schickten sie
zahlreich in die Heimat
VON ALEXANDER MICHEL
zeigen, wie der Krieg von den
.....................................
Menschen in der Heimat geseAls die Redaktion des SÜDKUhen werden sollte: Als Abfolge
RIER ihre Leser vor wenigen
siegreicher Gefechte, als
Wochen bat, Fotos AngehöriAbenteuer, als Triumph der
ger einzuschicken, die im Ersdeutschen Waffen und „Helten Weltkrieg Soldaten geweden“ oder als kurzer „Feldsen sind, kamen in Konstanz
zug“, dem spätestens in ein
zwei Sendungen an, die
paar Monaten der Frieden foldurch ihr Gewicht auffielen.
gen werde. So wurden die
Die Absender waren Josef SÜDKURIER
Bildpostkarten ein Teil der
Birkhofer aus Mengen und Martha Kriegspropaganda und damit zu einer
Moßmann aus Wilhelmsdorf bei Ill- politischen Offensive. 250 größere und
mensee. Ihre Post enthielt jeweils ei- viele kleinere Verlage in Deutschland
nen dicken Stapel alter Feldpostkar- lieferten den Nachschub dafür. Nicht
ten aus dem Krieg. Angehörige und nur die wenigen Sätze der Soldaten in
Freunde hatten sie meist von der der kantigen alten Sütterlin-SchreibFront an die Großeltern und Famili- schrift meldeten: „Macht Euch keine
en der Leser geschickt.
Sorgen!“ Sondern auch die IllustratiDie Sammlungen zeigen zwar kei- onen, von denen wir heute viele als kitnen Vater oder Großvater, aber sie schig empfinden, sollten die Sorgen der
sind so interessant, dass die Redak- Angehörigen daheim zerstreuen.
Zu diesen Bildern kommen viele pation die Karten in diese Serie aufgenommen hat. Während sich die triotische Motive wie die Reichsflagge
Texte der Soldaten auf der Rücksei- in Schwarz-Weiß-Rot, Portäts von Kaite meist darauf beschränken, sich ser Wilhelm II. mit Ordensschmuck
für Briefe und Päckchen zu bedan- oder „unseres“ Feldherrn Paul von Hinken oder mitzuteilen, dass es ei- denburg. Die Karten übermitteln so
nem gut gehe und man für die Lie- auch die Forderung an die Empfänger,
ben daheim dasselbe hoffe, haben selbst militärisch zu fühlen – nämlich
die Bilder eine klare Botschaft: Sie als Kämpfende an der Heimatfront.
1914 -1918
So war
das bei
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Links: Der Deutsche kommt – so die Botschaft – in friedlicher Absicht:
„Der Landwehrmann teilt mit einem hungrigen kleinen Franzosen seine
Mittagssuppe.“ Eine Antwort auf Kriegsgräuel-Vorwürfe der Alliierten.
Leben und Wissen 15
SÜDKURIER NR. 107 | MP
SAMSTAG, 10. MAI 2014
S AÜ M
D KS U
T ARGI E, R1 0N. RM. A1 I0 72 0| 1M4 P
Leben und Wissen 15
Unten: Die Feldpostkarten gehen dem Tod bei der Schlacht zwar nicht aus dem
Weg. Aber er wird verklärt. Eine feindliche Kugel tötet den Soldat schnell. Er stirbt
neben einem Kameraden – ohne grausame Schmerzen und Verstümmelungen.
Links: Wer im Kampf fällt, so die Botschaft, bekommt ein schönes Einzelgrab. Die Wirklichkeit sah
oft anders aus. In der Materialschlacht konnten die
Toten nicht beerdigt werden und starben namenlos.
Unten: In Gefangenschaft kommen immer nur die
Gegner. Hier sind
es Franzosen. Zu
Beginn des Kriegs
zogen sie noch mit
roten Hosen und
Kepis ins Feld.
Unten: Die deutsche Armee ist auch durch Technik
immer siegreich. Hier wird das belgische Antwerpen
trotz heftiger Gegenwehr (links unten) dank Behelfsbrücken und der Zeppeline aus Friedrichshafen eingenommen. Auf dem Festungsfort links weht die Flagge.
Links: Vermehrt seit 1916 kam es zu Luftkämpfen zwischen den feindlichen
Fliegern. Aus den Piloten – hier dem Deutschen im Fokker-Eindecker (oben) –
konnte die Propaganda ritterliche Helden machen. Der bekannteste war Freiherr Manfred von Richthofen (1892-1918), bekannt als „Roter Baron“.
Unten: Auf der Rückseite ging es sachlich zu. Hier schreibt der Autor: „Liebe
Schwester! Für Dein liebes Kärtchen herzlichen Dank. Erhielt heute auch ein
Paket aus der lieben Heimat. Auf ein Wiedersehen hoffend, grüßt Dich sowie
die lieben Eltern . . . (unleserlich). Empfängerin der Karte war Ana Walser in
Pfrungen – damals „Post Wilhelmsdorf“ bei Saulgau in Württemberg. Das
7. Armeekorps (Stempel re.) war ein Großverband und stand an der Westfront.
Oben: Eine Tafel mit den damals gebräuchlichen Buchstaben. Gedruckt wurde in
Fraktur (jeweils links), nur selten im heute benutzten Lateinischen Alphabet
(Mitte). Rechts die Buchstaben der Sütterlin-Schreibschrift. Sie ist nach dem
Grafiker Ludwig Sütterlin benannt. Er stammt aus Lahr und entwickelte seine
Schrift im Auftrag des preußischen Kultusministeriums. Dabei griff er auf gebräuchliche Schreibweisen zurück. Die Schrift wurde bis 1941 gelehrt.
Großes Bildarchiv zum Krieg und der Region
Ein lebendiges Band zwischen Front und Heimat
➤ Mehr Leser-Bilder: Die OnlineFotogalerie zum Ersten Weltkrieg umfasst
jetzt 270 Bilder mit erklärenden Texten.
Sie ist nach Landkreisen gegliedert. Bei
weiteren Einsendungen bitte angeben:
Name und Lebensdaten des abgebildeten
Vaters oder Großvaters, Position im Bild,
Geburtsort, wenn möglich Dienstgrad und
Einsatzort. Bilder online an: [email protected] – Bilder per Post:
Medienhaus SÜDKURIER, Ressort Leben
und Wissen, Max-Stromeyer-Straße 178,
78467 Konstanz. Bilder
Der Freiburger Professor und
Historiker Jörn Leonhard
beantwortet exklusiv für diese
SÜDKURIER-Serie Fragen zum
Ersten Weltkrieg.
Rechts: Der Krieg von
seiner zerstörerischen
Seite. Botschaft: Seht her,
so würde es bei uns/euch
aussehen, wenn der Feind
in die Heimat käme. Das
Foto zeigt Ruinen in
Rethel in den französischen Ardennen nach
dem Vormarsch der
deutschen Truppen im
Spätsommer 1914.
können auch in den örtlichen Geschäftsstellen abgegeben oder gescannt werden.
➤ Wohin mit alten Briefen, Tagebüchern,
Fotos? Diese Frage wird immer wieder
gestellt. Was zu tun ist, erklärt das Bundesarchiv – Militärarchiv in Freiburg.
Fachauskunft: 0761/47 817-864; per Mail
an: [email protected]
Bildergalerien und diese
Serie: www-suedkurier.de/
erster-weltkrieg
1
Schickten die Soldaten
viele Briefe und Postkarten nach
Hause? Es gab von 1914 bis 1918 elf
Milliarden deutsche Postsendungen
von der Front in die Heimat und 17,7
Milliarden Sendungen von der Heimat zur Front. Das sind täglich zwischen 6,8 und 9,9
Millionen Sendungen. Postkarten und Briefe
waren portofrei,
um die Stimmung
der Trupppe zu
stabilisieren. 1918
gab es 13 000 Beamte und Hilfskräfte allein auf
deutscher Seite, die
sich nur um Feldpost kümmerten.
2
Nahm man eine Zensur vor? Wenn
in einem Gebiet eine Offensive
geplant wurde, wurden FeldpostSperren eingerichtet. Die Stichproben
der Zensur orientierten sich an auftretenden Stimmungsschwankungen
unter den Soldaten. Wenn zu viel
Kritik laut wurde, konnten weitere
Sperren erlassen werden. Doch war
den Behörden bewusst, dass Soldaten
auf solche Maßnahmen sehr empfindlich reagierten – zu wichtig war
diese Verbindung zwischen Front und
Heimat. Auch mussten sie ihre Briefe
offen aufgeben, sie wussten, dass die
Post gelesen werden konnte. Allerdings war eine effektive Zensur bei
der schieren Zahl von Sendungen
unmöglich. Und die Soldaten konnten
auch zwischen den Zeilen vieles über
die Lebensbedingungen und die
Stimmung an der Front mitteilen.
3
Wenn die Soldaten so viel schrieben,
heißt das auch, dass nicht ständig
gekämpft wurde? Die starre Frontlinie
im Westen vermittelt heute das Ge-
fühl, dort sei praktisch andauernd
gekämpft worden. Das war nicht der
Fall. Es gab ruhige Frontabschnitte
und auch in besonders umkämpften
Gebieten immer wieder ein Abflauen
der Kämpfe. Auch lagen die Soldaten
nicht ständig in der vordersten Linie,
sondern wurden rollierend ausgetauscht. Ein typisches britisches Regiment stand etwa 40 Prozent der Zeit
an der Front, 38 Prozent lag es in
Reserve und 20 Prozent der Zeit in
Ruhestellungen in der Etappe. Das gilt
in etwa auch für die deutsche Armee,
auch wenn sich die Bedingungen
aufgrund der hohen Verluste tendenziell eher verschlechterten. Front
bedeutete also keinesfalls andauernde
Angriffe und Beschuss, aber die permanente Möglichkeit eines Angriffs
oder eines Artillerie-Überfalls. (mic)
Buchtipp: Neu erschienen ist der Band von
Jörn Leonhard, Die Büchse der Pandora.
Geschichte des Ersten Weltkriegs, BeckVerlag, 1157 Seiten, 62 Bilder, 14 Karten,
38 Euro, als E-Book 31,99 Euro.
5
14
Leben
und Wissen
S AÜ M
14
D KS U
T ARLeben
GI E, R2 4N.R M
. A1 1I 92 0| 1M4P und Wissen
SÜDKURIER NR. 119 | MP
SAMSTAG, 24. MAI 2014
Tipps und Trends
Seine Majestät auf der Baar
DER KALENDERSPRUCH
„Wenn man von 1871 her sieht, dann ist nicht die Fortdauer
eines Systems das Auffallende und Bestimmende, sondern
seine Entwicklung, seine Veränderung. Das Kaiserreich
ist seine Geschichte.“
Das Haus Fürstenberg freut sich über allerhöchsten Besuch, wie man
vor dem Ersten Weltkrieg sagte. Kaiser Wilhelm II. (Mitte links) im
Gespräch mit Fürstin Irma von Fürstenberg. Sie ist im mondänen Pelz,
der Kaiser freut sich, waidmännisch gekleidet, auf die Wildschweinjagd. Links mit weißer Mütze Graf Ferdinand von Zeppelin. Er galt im
Kaiserreich als Urbild des tatkräftigen Visionärs.
Thomas Nipperdey, deutscher Historiker, 1927–1992
...........................................................................................
NAMENSTAGE
Samstag: Esther, Dagmar, Susanna, Vinzenz, Magdalena, Magdalene, Madeleine
Sonntag: Beda, Gregor, Maria, Urban, Heribert, Herbert, Maddalena, Miriam
...........................................................................................
STUDIE
Deutsche so glücklich wie Kenianer und Vietnamesen
Obwohl die Deutschen eines der reichsten Völker der Erde sind, sieht
sie ein internationaler Glücksatlas nur im oberen Mittelfeld. Deutschland kommt nach einer Studie des Washingtoner Gallup-Instituts nur
auf Rang 46 von rund 140 untersuchten Nationen. Damit liegt es in
Sachen Glück gleichauf mit dem Senegal und Kenia und knapp vor Sri
Lanka, Vietnam, Tansania und Ghana. Ganz vorn liegt mit 87 Paraguay,
wie schon in Studien zuvor. Allgemein scheinen die Menschen in der
Region besonders zufrieden zu sein: Unter den ersten zehn Ländern
sind neun aus Lateinamerika. Die unglücklichste Nation ist laut Studie
mit weitem Abstand das kriegszerrüttete Syrien. (dpa)
STIFTUNG WARENTEST
Nur wenige Mückenschutzmittel wirklich effektiv
Unter der Vielzahl der angebotenen Mückenschutzmittel bieten laut
Stiftung Warentest nur wenige einen wirklich guten Schutz gegen die
stechenden Plagegeister. Bei einer Untersuchung von insgesamt 21 Produkten hätten lediglich zwei einen sehr guten und vier weitere einen
guten Mückenschutz bewiesen. Vier Mittel hätten hingegen nur mangelhaft gegen die Insekten geholfen. Die beiden Produkte mit sehr gutem Schutz beinhalten laut Warentest jeweils den Wirkstoff Diethyltoluamid. Dieses einst für Soldaten entwickelte Mittel schütze zwar zuverlässig gegen Mücken, könne aber Augen und Schleimhäute stark reizen,
warnen die Warentester. Als besser verträglich, aber in Sachen Insektenschutz mitunter weniger effektiv gelte der Wirkstoff Icaridin. Er reiche in
Deutschland in der Regel aus. (AFP)
GESUNDHEIT
Alle zwei Jahre Anspruch auf Hautkrebs-Vorsorge
Nur knapp jeder dritte Bundesbürger über 35 Jahre nutzt die HautkrebsFrüherkennung, obwohl Hautkrebs zu den häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland gehört: Jedes Jahr erkranken nach Angaben der
Deutschen Krebsgesellschaft bis zu 200 000 Menschen neu an Hautkrebs. Wird Hautkrebs früh erkannt, sei er gut heilbar, erklärte Regina
Feldmann, Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Ein
Hautkrebs-Check hilft, bösartige Hautveränderungen früh zu entdecken. Alle zwei Jahre haben gesetzlich Krankenversicherte ab 35 Jahren
Anspruch auf die Vorsorgeuntersuchung bei einem Hautarzt oder einem
dafür qualifizierten Hausarzt. (AFP)
..........................................................................................
DER BIBELSPRUCH
„Die Redlichen leitet ihre Lauterkeit,
die Verräter richtet ihre Falschheit zugrunde.“
Sprichwörter, 11,3
Gewinnzahlen
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17-19
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15-19
01038 · tellmio · 0,97 · 60
01098 · 01098tele · 0,98 · 60
19-21
01013 · Tele2 · 0,55 · 60
01070 · Arcor · 0,89 · 60
19-21
01013 · Tele2 · 0,43 · 60
01070 · Arcor · 0,47 · 60
21-24
01013 · Tele2 · 0,55 · 60
01070 · Arcor · 0,89 · 60
21-24 01013 · Tele2 · 0,43 · 60
01070 · Arcor · 0,47 · 60
Wochenende und Feiertage
8-19
01038 · tellmio · 0,97 · 60
01088 · 01088telecom · 0,98 · 60
präsentiert
0-19
01088 · 01088telecom · 0,77 · 60
01038 · tellmio · 0,98 · 60
01013 · Tele2 · 0,43 · 60
01070 · Arcor · 0,45 · 60
19-21
01013 · Tele2 · 0,39 · 60
01070 · Arcor · 0,44 · 60
19-21
21-8
01028 · Sparcall · 0,88 · 60
01038 · tellmio · 0,97 · 60
21-24 01013 · Tele2 · 0,43 · 60
01070 · Arcor · 0,45 · 60
1914 – 1918
So war
das bei uns
Mobilfunk: 01038 (1,97 Cent); 01060 (1,99 Cent); Österreich: 010018 (0,98 Cent); 01069 (1,61
Cent); Schweiz: 01069 (1,31 Cent); 010088 (1,68 Cent); Italien: 010088 (1,04 Cent); 01069 (1,17
Cent); Türkei: 01052 (2,62 Cent); 010088 (2,74 Cent); USA: 010088 (0,88 Cent); 01069 (0,96 Cent)
Frankreich: 01069 (0,84 Cent); 010088 (1,24 Cent); Großbritannien: 010088 (0,77 Cent); 01069
(0,96 Cent); Spanien: 010018 (0,88 Cent); 01069 (1,17 Cent); Griechenland: 010088 (0,94 Cent);
01069 (1,33 Cent); Polen: 01069 (1,27 Cent); 010088 (1,39 Cent); Rumänien: 01069 (1,58 Cent);
010088 (1,98 Cent); Australien: 01097 (1,43 Cent); 010052 (1,46 Cent); Kroatien: 010088 (1,38
Cent); 01069 (1,49 Cent); Portugal: 010018 (0,96 Cent); 01069 (1,46 Cent)
Allgemeine Hinweise: Alle Anbieter sind gesetzlich zur Tarifansage verpflichtet. Wir listen nur Anbieter,
die über mehrere Stunden hinweg denselben Preis und minutengenau abrechnen. Ortsgespräche sind
nur Telefonate zwischen Anschlüssen mit der gleichen Ortsvorwahl. Das so genannte Call-by-CallVerfahren funktioniert nur mit einem Anschluss der Deutschen Telekom. Mehr Informationen und
Tarife unter www.teltarif.de. Nächste Tarifübersicht voraussichtlich am 7. Juni 2014
6
BILD: STADTARCHIV DONAUESCHINGEN
Fleiß, Fabriken
und ein Kaiser
➤ Das deutsche Reich war eine optimistische Nation
➤ Der Krieg beendete die steilste Erfolgskurve in Europa
➤ Der Preuße Wilhelm II. war in Baden öfters zu Gast
VON ALEXANDER MICHEL
................................................
Der Sommerschlussverkauf 1914 verspricht ein Paradies für Sparer zu werden: Das Textilgeschäft von S. Seewald
am Konstanzer Bodanplatz verkauft
Weißwaren, Schürzen, Wäsche und
„sämtliche Blusen zu staunend billigen
Preisen“. Kleiderstoffe sind bis zu 50
Prozent ermäßigt. Im „Inventur-Ausverkauf“ muss alles raus – „zwecks
schnellster Räumung sämtlicher Warenbestände nach Schluss der Saison“.
So verkündet es eine halbseitige Anzeige in der „Konstanzer Zeitung“ von
1. Juli 1914. Die Ausgabe wimmelt von
Reklame: für Gartenschläuche und Rasensprenger, Klaviere und dampfbetriebene „Dresch-Anlagen“ oder für Kabinen-Koffer und den noch riesigeren
Rohrplatten-Koffer, der den ÜberseeReisenden nach Amerika begleitet.
Die Bürger sind im Aufbruch. Nicht
nur in Deutschland, sondern in ganz
Europa. Fortschritt und Wohlstand sind
für immer mehr Menschen keine hohlen Versprechen von Weltverbesserern,
sondern greifbare Wirklichkeit. Selbst
in Kleinstädten gibt es „Elektricitäts“Werke mit Generatoren, die Strom und
damit rußfreies Licht in die Wohnungen
bringen. Schnell wachsende neue Firmen suchen Arbeitskräfte, zahlen steigende Löhne, führen Betriebsrenten
ein, bauen Krankenkassen auf und sichern ihren Beschäftigten einen – freilich bescheidenen – Wohlstand.
Die Lebenswelt des deutschen Kaiserreichs käme vielen heutigen Menschen sehr bekannt vor. Würde sich jemand in eine Zeitmaschine setzen und
um 100 Jahre zurückreisen, wüsste er,
was gemeint ist, wenn die Menschen
Das Trio der
Reichsgründungg
Hellmuth von Moltkee
(der Ältere) Chef des
preußischen Generalstabs. 1800-1891
Der Stratege, auch
genannt „Der Schweiger“,
g
ger“,
bahnte den Sieg über Frankreich im Krieg von 1870/71 an. Es
folgte die Gründung des deutschen
Kaiserreichs im Schloss von Versailles
am 18. Januar 1871.
von „allgemeiner Nervenanspannung“
sprechen, von „Arbeitshetze“ und „gewaltiger Beschleunigung“. Schon hatte
eine Elektro-Lokomotive von Siemens
die Tempo-200-Marke geknackt, schon
donnerten die ersten Automobile über
staubige Landstraßen, schon stießen
verwegene Männer in fragilen „Flugapparaten“ in die Lüfte vor. Deutsche Physiker und Chemiker sammelten Nobelpreise, Firmen Patente. Krupp-Stahl
wurde immer besser, Siemens-Generatoren immer größer und Benz-Motoren
immer stärker. In den Großstädten
konnte man dreimal täglich eine neue
Zeitungsausgabe kaufen und durch
Fernsprech-Apparate mit Geschäftspartnern reden. Zigarren kamen aus
Kuba, Parfüms aus Frankreich, Werk-
Bilder aus der Region
➤ Mehr Leser-Bilder: Die OnlineFotogalerien zum Ersten Weltkrieg
umfassen jetzt 320 Bilder mit Texten–
gegliedert nach Landkreisen.
➤ Neu sind Bilder aus Stadtarchiven,
die lokale Motive aus dem Weltkrieg
zeigen. Dazu gehören zunächst Beiträge aus Furtwangen, Donaueschingen,
Villingen und aus Schwenningen.
➤ Drei neue Galerien zeigen lokale
Bilder aus dem Kaiserreich, die
zwischen 1890 und 1914 entstanden.
Die Sammlung wird ausgebaut. (mic)
Bildergalerien und Serie:
www.suedkurier.de/
erster-weltkrieg
1914 -1918
So war
das bei
uuns
ns
SÜDKURIER
zeuge aus England und Krimsekt aus
dem Zarenreich. Unternehmer schickten ihre Söhne zum Praktikum nach
Chicago und Buenos Aires. Die Welt war
kaum weniger global vernetzt als heute.
E-Mails hießen Telegramme und wurden durch armdicke Kupfer-Seekabel
bis nach Amerika transportiert.
Deutschland hatte bei diesem Wettlauf um neue Rekorde Großbritannien
überflügelt und sich als Expertweltmeister an die Spitze gesetzt. Von 65
Millionen Einwohnern waren knapp 44
Prozent 20 Jahre und jünger. Kinder
wimmelten noch in den kleinsten Dörfern. Und dass sie es mal besser als ihre
Eltern haben sollten, war ausgemacht.
In seiner politischen Verfassung dagegen marschierte der Fortschritt im
Kaiserreich auf Krücken. Wilhelm II. berief und entließ „seine“ Kanzler nach
Belieben. Genauso wechselte er täglich
mehrmals die Uniform, sah aus wie ein
Operettenkönig und verhöhnte den
Reichstag als „Schwatzbude“.
Doch trotz der markigen Sprüche des
Hohenzollern-Kaisers: Das Reich war
im Grunde kaum stärker aufgerüstet als
andere Nationen. Die Armee zählte
761 000 Soldaten, das viel weniger dicht
besiedelte Frankreich hielt 927 000
Mann unter Waffen. Wilhelms Lieblingsprojekt, die Flotte, würde niemals
die Stärke der britischen erreichen. Ein
Krieg zwischen diesen Ländern? Das
wäre den Bürgern am 1. Juli 1914 wie ein
schlechter Scherz erschienen. Schließlich waren Wilhelm II. und König Georg V. Vettern. Und ein anderer Vetter
Wilhems herrschte in St. Petersburg:
Zar Nikolaus II. – verheiratet mit einer
Prinzessin von Hessen-Darmstadt. Was
sollte in Europa eigentlich schiefgehen?
Führende Köpfe
deutschen
des deutsch
hee Kaiserreichs
h
rrreichs
Wilhelm I.
W
König
Kö
K
ö von Preußenn
und deutscher
un
Kaiser. 1797-1888
Ka
Bei der Gründung
Be
des Kaiserreichs war
de
er schon ein alter Mann.
Die Politik überließß er weitgehend seinem Kanzler
Bismarck.
l Bi
k
Sein todkranker Sohn Friedrich III. war
nur 99 Tage lang Kaiser.
Otto von Bismarckk
O
Reichskanzler
R
11815-1898
EEr hielt alle politischen
chen
FFäden in der Hand und
machte die Außenpolitik.
m
p
politik.
EEr bekämpfte die SSozialozialddemokratie und baute
aute lieber
auf eine fortschrittliche Sozialpolitik wie
gesetzliche Rente, Krankenversicherung und
Invalidenversorgung.
Leben und Wissen 15
SÜDKURIER NR. 119 | MP
SAMSTAG, 24. MAI 2014
S AÜ M
D KS U
T ARGI E, R2 4N.R M
. A1 1I 92 0| 1M4P
Leben und Wissen 15
Die liebe Verwandtschaft: 75. Geburtstag von Queen Victoria
Wer die Politik bestimmte
am 24. Mai 1894 in Coburg
Der Reichstag
nach der Wahl 1912
SPD
1 Königin Victoria von England
2 Kaiser Wilhelm II., ihr Enkel
3 Zarewitsch Nikolaus von
Zentrum
Nationalliberale
Linksliberale Zentrum 91
42
5 Alexandra (Alix) von
1
2
SPD
110
Hessen-Darmstadt, Frau des
Zarewitsch. Im Juli 1918 in
Jekaterinburg mit ihrem Mann
und ihren 5 Kindern von den
Bolschewisten ermordet.
6
Queen, Mutter von Wilhelm II.
und Witwe von Kaiser
Friedrich III. (gest. 1888),
auch „Kaiserin Friedrich“
genannt.
Kiel
Hamburg
Bremen
GHZM.
MECKLENBURGSCHWERIN
FL
KGR.
SACHSEN
SEN
THÜRINGISCHE
STAATEN
Coburg
GH
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EN
Brünn
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OBERÖSTERREICH
München
HZM.
SALZBURG
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Bozen
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Hultschin
Krakau
LES
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Wien
NIEDERÖSTERREICH
HZM.
STEIERMARK
Ma
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VENETIEN
Adria
Triest
K G R. U N G A R N
Pest
Plattensee
Fiume
Agram
Wilhelm II.
König von
Preußen und
deutscher Kaiser
ser
1859-1941
Der Tod Friedrichs
richs III
III. machte
ihn zu früh zum Kaiser. Er war
intelligent aber unberechenbar,
hielt martialische Reden und
erfreute sich an seinem „Spielzeug“,
der Schlacht- Flotte. Auf einen
Krieg arbeitete er nicht hin.
HZM.
BUKOWINA
Theiß
Budapest
Ofen
Dra
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KROATIEN-SLAWONIEN
BOSNIEN
Szegedin
Kgr. Königreich
Ghzm. Großherzogtum
Hzm. Herzogtum
Ehzm. Erzherzogtum
FL
MS
SL
W
Klausenburg
Fürstentum Lippe
Großherzogtum
Mecklenburg-Strelitz
Fürstentum Schaumburg Lippe
Fürstentum Waldeck
und Pyrmont
Mureş
Hermannstadt
FSM.
RUMÄNIEN
(tributpflichtig)
Landesvater in Baden
Das Macht-Dreieck
im Jahr
Ja 1914
Hellmuth
von Moltke
(der Jüngere)
Chef des Großen
ßen
ße
Generalstabss
1848-1916
Er war der
Meinung, ein
Krieg kommee früher
oder später sowieso und ein Abwarten
schwäche das Reich. So drängte er in der
Julikrise 1914 zum Konflikt. Nach der
verlorenen Marne- Schlacht von der
Spitze der Armee abberufen.
Tokaj
Preßburg
Eisenstadt
e
HZM. KRAIN
KÜSTENLAND
Lemberg
K G R. G A L I Z I E N
Leopoldstadt
HZM.
ÖSTERREICHISCH-UNGARISCHE
KÄRNTEN
MONARCHIE
GFT. TIROL
LOMBARDEI
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Kattowitz
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Olmütz
BAD
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GHZ
PIEMONT
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Rhône
Lublin
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Breslau
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VORARLBERG
L.
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KAISERREICH
RUSSLAND
RUSSISCH
POLEN
Kalisch
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Prag
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SCHWEIZERISCHE
EIDGENOSSENSCHAFT
Bug
Warschau
Königgrätz
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Bern
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Dresden
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Leipzig
Weimar
Erfurt
Grodno
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Schneidemühl
BRANDENBURG
HZM.
ANHALT
PROV. SACHSEN
Wilna
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Frankfurt
Kassel
Bodensee
Konstanz
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Allenstein
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Berlin
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Magdeburg
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Memel
PREUßEN
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in
Rh e
Frankfurt
Freiburg
Moltke, Wilhelm I. und
Bismarck blieben über ihren
Tod hinaus für das Bürgertum
Leitsterne, denn ihnen verdankte
man die Reichsgründung. Allen
dreien errichtete man Hunderte
von Denkmälern. Der Tag der
Schlacht bei Sedan am
2. September 1870 war ein
nationaler Feiertag. Bismarck
wurde als „Eiserner Kanzler“
zum Mythos.
Danzig
Stettin
r Neiße
Lausitze
BRAUN
WESTFALEN
MS
KÖNIGREICH
Hannover
Kaiserslautern
PFALZ
Nürnberg
(zu Bayern)
Karlsruhe KGR.
REICHSLAND
KGR. BAYERN
ELSASSWÜRTTEMBERG
LOTHRINGEN
Stuttgart
onau
D
Straßburg
Tot und doch lebendig
Memel
el
Münster
Belfort
Dijon
1900
BILDER: IMAGO, DPA ,WIKIPEDIA
/ QUELLE: WWW.GESIS.ORG,
WESTERMANNVERLAG (KARTE KAISERREICH
)/ SÜDKURIER-ILLUSTRATION:
STELLER
POMMERN
Metz
FRANZÖSISCHE
REPUBLIK
Lyon
El
Ems
SL
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GHZM. Mo (zu
LUXEMOld.)
BURG Trier
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HANNOVER
HESSENEupen Köln
NASSAU
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PROVINZ
Bad Ems
Malmedy
Nancy
1890
Königsberg
Kolberg
W
Verdun
1880
Ostsee
Bremer- Lübeck
haven
Amsterdam
Sedan
41
1871
Dona
u
Schleswig
Den Haag
M aa s
49
45
umfasste 25 Bundesstaaten
SCHLESWIGHOLSTEIN
Nordsee
Brüssel
50
40
56
in Millionen
Das Kaiserreich
in Europa
Kopenhagen
(Bremen)
K G R. B E L G I E N
Entwicklung der
Bevölkerung
60
K G R. S C H W E D E N
K G R.
DÄNEMARK
GHZM.
OLDENBURG
K G R.
NIEDERLANDE
397
Sitze
Sonstige 52
70
6 Victoria, Tochter der
Grenze des Deutschen
Kaiserreiches
Staatsgrenze
Teilreichsgrenze
Provinzgrenze
des Teilreiches
Freie Stadt
bedeutende Schlacht
Der Kaiser: Er gehörte der
Regierung an und
besaß volle Regierungsgewa
lt. Dagegen übte
in der parlamentarischen Mona
rchie
Englands der König keine politi
sche Macht
Rechts- aus. Der nominelle Oberbefehl
über
die
liberale Armee lag ebenfalls
beim Kaiser.
45 Reichskanzler: Er
wurde vom Kaiser berufen
und konnte von ihm nach Gutd
ünken
Konser- entlassen werd
en. Der Kanzler war nicht wie
vative heute
dem Parlament verantwortlich
und
57 konnte nicht abgewähl
t werden. Er ernannte
seine Staatssekretäre (z.B.
des Innern), die
heute als Minister gelten würd
en.
65
Der Reichstag: Alle männliche
n Bürger ab
25 Jahren wählten das Parla
ment – in
allgemeiner, freier, gleicher
und geheimer
Wahl. Der Reichstag wirkte
an Gesetzen mit
und besaß das Budgetrecht,
konn
den Haushalt mitentscheiden. te also über
Zudem wurde
über die Debatten Öffentlichk
eit hergestellt −
1910 ab 1894 im neuen Reich
stagsgebäude.
10,7
Sitzverteilung
Wales, von 1901 bis 1910 König
Edward VII., ältester Sohn von
Queen Victoria und Onkel von
Wilhelm II.
5
3
12,3
12,2
Sonstige
4 Albert Edward, Prince of
4
16,4
13,6
Linksliberale
Konservative
Russland, ab November 1894 Zar
Nikolaus II., Cousin von Wilhelm II.
und von diesem „Nicky“ genannt.
Nur eine halbe Demokratie
Verfassung: Mit der Reich
sgründung von
Ergebnisse 1871 trat eine Verfassung in Kraft. Gleichzeitig
1912 stellte die Erbmonarchie sicher, dass der
in Prozent Kaiser der preußische König aus dem Haus
Hohenzollern war. Daher war
das Reich eine
konstitutionelle Monarchie
(von „Konstitution“: Verfassung)
34,8
Theobald
Thh
von
voo Bethmannm mannHollweg
H
Reichskanzler
R
z
zler
1856-1921
188
1
Der
D liberale
lee KarriereBeamte
auss Brandenburg
B
burg riss sich
nicht um das Kanzleramt. Er galt als
bescheidener Moderator, der auch zu
England den Ausgleich suchte. Nach
Kriegsbeginn verlor er gegenüber den
Generälen an Boden und musste
schließlich weichen.
Friedrich II. Großherzog, 1857-1928
Der Cousin von Wilhelm II. machte in derr
Armee Karriere und brachte es zum General.
neraal.l.
Er war nie so populär wie sein Vater Friedrich
edricch II..
Seine Abdankung schrieb er am 22. November
vemberr
1918 auf Schloss Langenstein im Hegau..
Landesvater in Württemberg
Wilhelm II. König, 1848-1921
Wilhelm war ein Bürger-König. Ohne Leibwache
wachee
ging er in Stuttgart mit seinen Hunden spazieren.
z en.
ziere
Er ließ Sozialisten in der Stadt tagen, wurdee
aber im November 1918 dennoch abgesetzt
z
zt
und zog ins Schloss Bebenhausen bei Tübingen.
ngen.
7
14
Leben
und Wissen
S AÜ M
14
D KS U
T ARLeben
GI E, R1 4N. RJ. U1N3I 52 |0 M
1 4P und Wissen
SÜDKURIER NR. 135 | MP
SAMSTAG, 14. JUNI 2014
Tipps und Trends
Links: „Konstanzer Zeitung“, 3. August 1914: Der Aufruf
des Landsturms meint alle Männer zwischen 18 und 43
Jahren. Die ausgebildeten Reservisten rücken direkt bei
ihren Einheiten ein, die Unausgebildeten müssen sich
zunächst zur Musterung beim Truppenarzt melden.
DER KALENDERSPRUCH
„Es ehrt unsere Zeit, dass sie genügend Mut aufbringt,
um Angst vor dem Krieg zu haben.“
Albert Camus, französischer Schriftsteller und Philosoph, 1913 – 1960
...........................................................................................
NAMENSTAGE
Samstag: Meinrad, Gottschalk, Hartwig, Richard, Burkhard
Sonntag: Veit, Lothar, Bernhard, Gebhard, Klara, Rosa
...........................................................................................
Unten: Stockach, 8. August 1914. Ein
Militärzug bringt die ersten Soldaten zur
Front. Männer winken zur Kamera, aber
die Waggons sind frei von Parolen. Am
18. August fiel der Dragoner-Gefreite
August Aicheler – der erste Kriegstote aus
Stockach. BILD: ARCHIV HARTMUT RAT H KE
DIE FALLERS
Die neue Rätselfrage
Toni erntet seine Kohlen im Wald – doch am
Stammtisch wird er bitterlich vermisst. Bernd
schlägt eine Wette vor: Wenn Toni bis acht Uhr
abends nicht da ist, zahlt er, Bernd, eine Stunde
lang jede Runde am Stammtisch. Ulrich schlägt
ein: Toni ist noch nie rechtzeitig mit etwas fertig
geworden. Wahrscheinlich ist er da draußen zu
was mutiert? Das ist die neue Rätselfrage zur Fallers-Sendung am morgigen Sonntag, 15. Juni. Ihre Antwort schicken Sie an: SÜDKURIER
Medienhaus, Redaktion „Leben und Wissen“, Stichwort „Die Fallers“,
Max-Stromeyer-Str. 178, 78467 Konstanz. Per Fax: 07531/999-1500. Per
Mail: [email protected]. Alle Monatsgewinner treffen bei einer
SWR-Besichtigung in Baden-Baden einen Fallers-Schauspieler. Nach
dieser Sendung legen die Fallers ihre Sommerpause ein, ab dem 14.
September geht es dann mit neuen Folgen weiter. (bea)
ELEKTROAUTOS
Tesla legt seine Patente offen
Der Elektroautohersteller Tesla will seine Patente offenlegen und seine
Technologien auch Konkurrenten zur Verfügung stellen. US-Milliardär
und Tesla-Gründer Elon Musk will damit die Verbreitung von E-Autos
beschleunigen. Das Vorgehen von Tesla könnte nach Ansicht von Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer dem E-Auto aus seinem Nischendasein helfen. „Das System E-Auto kriegt dadurch einen starken Schub“,
sagte der Chef des Center Automotive Research (CAR) an der Universität
Duisburg-Essen. „Unsere wahre Konkurrenz sind nicht die wenigen
Elektroautos, die nicht von Tesla kommen, sondern die Flut der Wagen
mit Verbrennungsmotor, die jeden Tag die Werke verlassen.“ (dpa)
RÜCKRUF
Netto: Spargel in Gläsern könnte Scherben enthalten
Die Supermarktkette Netto Marken-Discount warnt vor möglichen
Glasscherben in zwei Produkten. Sie ruft die „Beste Ernte Spargelstangen“ und „Satori Bambus-Sprossen in Scheiben“ in 330-Gramm-Gläsern zurück. Betroffen seien Spargel-Gläser mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum 31.12.2016, die mit der Chargen-Kennzeichnung 65515 beginnen, so das Unternehmen. Die Zahl finde sich am Deckelrand, das
Datum auf dem Rückenetikett. Bei den Bambus-Sprossen sind Gläser
mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum 13.07.2016 betroffen. Die Produkte
seien aus den Regalen genommen worden. Kunden könnten bereits
gekaufte Gläser auch ohne Kassenbon in den Filialen abgeben und
würden den Kaufpreis erstattet bekommen. (dpa)
KÜNSTLICHE BEFRUCHTUNG
Kein Geld für unverheiratete Paare
Unverheiratete Paare müssen eine künstliche Befruchtung selbst bezahlen. Die gesetzliche Krankenkasse darf diese Kosten nicht übernehmen,
entschied das Landessozialgericht Berlin-Brandenburg. Die Betriebskrankenkasse Verkehrsbau Union hatte gegen das Bundesversicherungsamt geklagt. Es hatte der Kasse untersagt, auch unverheirateten
Paaren einen Zuschuss von 75 Prozent zu gewähren. Die Richter erklärte, dass nach dem Gesetz eine Kostenerstattung nur für Eheleute
zulässig sei. Revision zum Bundessozialgericht ist zugelassen (Az L 1 KR
435/12 KL). Die Kasse hatte den Anspruch auf den Zuschuss in ihrer
Satzung auf unverheiratete Paare erweitert. Daraufhin waren 900 Anträge von Paaren ohne Trauschein eingereicht worden. (dpa)
Als Bürger
Spione jagten
➤ Wie vor 100 Jahren die Angst nach Südbaden kam
➤ Kriegsbegeisterung blieb ein Phänomen der Großstädte
➤ Die Männer folgten dem Uhrwerk der Mobilmachung
VON ALEXANDER MICHEL
............................................
In den Schulbüchern steht es so, und
auch in diesen Wochen wird es immer
wieder nachgebetet: Im August 1914
stürzte das Deutsche Kaiserreich in
einen kollektiven Rausch, die Kriegsbegeisterung tobte auf jedem Marktplatz und in jeder Kneipe. Dass sich
diese überholte Ansicht zäh hält, hat
mehrere Gründe. Die in die Luft geworfenen Hüte nach der Ansprache
von Kaiser Wilhelm II. im Berliner
Lustgarten und die Menschenaufläufe in den Großstädten zeichneten das
Bild einer vermeintlich ungetrübten
Massen-Euphorie. Die langen Warteschlangen der Kriegsfreiwilligen vor
den Meldestellen und hunderte hurrapatriotischer
Stegreif-Gedichte
vieler Schriftsteller und Winkelpoeten vervollständigten den Eindruck
vom großen Kriegstaumel.
Die Wirklichkeit war dagegen vielschichtig, widersprüchlich und regional verschieden. Man vertraute
der Stärke der deutschen Armee und
bildete gleichzeitig – auch in Südbaden – Bürgerwehren. Sie sollten eingesickerte „Spione“ und „Saboteure“
stellen. Es kam zu Hamsterkäufen
und zum Leerräumen von Konten,
obwohl die Zeitungen Zuversicht
nährten und die ersten kleinen „Waffenerfolge“ deutscher Soldaten mel-
1914 -1918
So war
das bei
uuns
ns
SÜDKURIER
deten. Man predigte keinen Angriffskrieg, sondern verstand Mobilmachung und Kriegserklärung als gerechte „Notwehr“ gegen Russland
und Frankreich, die Deutschland in
die Zange genommen hatten.
Die Eskalation wurde allenfalls in
dem Sinne begrüßt, dass die Zeit der
„furchtbaren Ungewissheit“ einer
„wohltuenden Klarheit“ gewichen
sei, wie die „Konstanzer Zeitung“ am
3. August 1914 schrieb. Aber der Übermut der zu Propagandazwecken auf
Waggons gepinselten „Spazierfahrt
nach Paris“ fehlt: „Jeder kennt den
Ernst zu genau, und neben aller Begeisterung steht Schmerz und Trauer
in engster Nachbarschaft.“ Das Fazit
des Freiburger Historiker Jörn Leonhard: „Es kann gar keine Rede davon
sein, dass sich alle Deutschen für diesen Krieg begeistert haben.“
..........................................................................................
DER BIBELSPRUCH
Links: Ottmar Birsner (1884-1926,
2. v. re), Landwirt aus Mauenheim,
feiert 1908 das Ende des zweijährigen
Wehrdiensts mit Tabak, Hund und
Bier aus dem Reservistenkrug. Sechs
Jahre später befahl der LandsturmAufruf die Männer zu den Waffen.
Das Bild brachte Birsners Enkelin
Gisela Schulz (Singen).
„Zerstreue die Völker, die gern Krieg führen!“
Psalm 68, 31
Gewinnzahlen
Eurojackpot 5 aus 50: 1, 8, 15, 18, 39 Eurojackpot 2 aus 8: 1, 6
Keno: Ziehung vom 13.06.2014: 2, 5, 6, 7, 11, 12, 13, 25, 27, 32, 37, 38, 39,
42, 45, 57, 58, 59, 63, 65 Plus 5: 2 6 4 2 5
(Alle Angaben ohne Gewähr)
Menschen und medien
N E U E S F O R M AT
FERNSEHQUOTEN
NIX TV soll die Jungen vor
den Fernseher
locken
präsentiert
Zwei Drittel sehen
den WM-Auftakt
Der frühere RTL-Chef
Helmut Thoma, 75, will
mit dem interaktiven
„NIX TV“ junge Leute
für das Live-Fernsehen
zurückgewinnen. Das
Format wurde von Medienstudenten beim privaten Regionalsender
NRW.TV in Düsseldorf entwickelt
und geht am Mittwoch, 18. Juni,
auf Sendung. Zwei Stunden Einspielfilme, Talk und Straßenreportagen sollen Zuschauer zwischen
14 und 29 nicht nur vor den Fernseher holen, sondern auch via
Facebook, Twitter und Co vernetzen. (dpa)
Die Übertragung der Fußball-WM
hat am Donnerstagabend so viele
Zuschauer angelockt wie noch
keine Sendung in diesem Jahr.
15,87 Millionen Zuschauer sahen
im ZDF den 3:1-Sieg von Gastgeber Brasilien gegen Kroatien.
Die Übertragung aus Sao Paulo
erreichte einen Marktanteil von
62,6 Prozent. Mit weitem Abstand
folgte die ARD. Der „Brennpunkt“
zum Vormarsch der Islamisten im
Irak interessierte 3,20 Millionen
(12,5 Prozent), danach schalteten
2,73 Millionen (9,6 Prozent) den
Donna-Leon-Krimi „Verschwiegene Kanäle“ ein. (dpa)
1914 – 1918
So war
das bei uns
8
Links: Diese Männer aus
Volkertshausen waren bei der
Musterung und tragen jetzt,
wie üblich, Blumenschmuck.
Rechts: Kriegstrauung von
Maria und Alfred Schultheiß in Furtwangen. Bild
von Ethild Schlageter,
Nichte der Braut.
Leben und Wissen 15
SÜDKURIER NR. 135 | MP
SAMSTAG, 14. JUNI 2014
S AÜ M
D KS U
T ARGI E, R1 4N. RJ. U1N3I 52 |0 M
1 4P
Leben und Wissen 15
Links: Männer aus Furtwangen sind
gemustert, tauglich und fröhlich.
Der fichten-geschmückte Wagen
wird von vielen Kindern umringt.
BILD: STADTARCHIV FURT WANGEN
Bilder aus der Region
Unten: Am 3. August 1914 druckt die „Konstanzer Zeitung“ ihre erste „Extra-Ausgabe“.
Auf zwei Seiten werden Militär-Fahrpläne für
die Männer veröffentlicht, die der Mobilmachung unterliegen und sich bei ihren Einheiten in den größeren Städten wie Konstanz, Radolfzell oder Donaueschingen
einfinden müssen. Auch eine „Pferde-Aushebung“ auf dem Konstanzer Döbeleplatz
wird angezeigt. Vorzuführen sind „vorgemusterte taugliche“ und neue Pferde.
Unten rechts: Zwei von vielen Meldungen
aus der „Konstanzer Zeitung“. Sie zeigen,
wie die Gerüchteküche brodelte und Hysterie Kapriolen schlug. Im August 1914 sind die
Zeitungen voll von diesen Tatarenmeldungen. Sie berichten von enttarnten französischen Spionen in Frauenkleidern oder von
Russen, die Automobile voller Goldbarren
über die Grenze fahren wollten. Am Oberrhein gingen ältere Männer als „Spionenjäger“ mit Jagdflinten auf Patrouille.
➤ Mehr Leser-Bilder: Die
Online-Fotogalerien zum Ersten
Weltkrieg umfassen jetzt 340
Bilder jeweils mit Text – gegliedert
nach Landkreisen.
➤ Die Galerien der Bilder aus
Stadtarchiven umfassen inzwischen 60 lokale Kaiserreich-Motive aus
Furtwangen, Donaueschingen, Villingen,
Schwenningen, Meßkirch, Singen, Bad
Säckingen, St. Georgen, Radolfzell,
Überlingen und Stockach.
➤ Erweiterung: Bilder von Angehörigen im Krieg gerne weiter an die
Redaktion „Leben und Wissen“. E-Mail:
[email protected]
Unten: Der
1. August 1914 in
Villingen. Menschen stehen
auch hier auf dem
Markplatz zusammen. Von
Kriegsbegeisterung und Hochstimmung ist auf
diesem Bild
ebenfalls nichts
zu bemerken.
B I L D : STA DTA RC H I V
V I L L I N GE N -
Oben: 1. August 1914 auf dem Schwenninger Marktplatz. Männer und
Frauen warten auf Neuigkeiten, manche verlassen den Pulk bereits.
Von Hurra ist nichts zu sehen. BILD: STADTARCHIV VILLINGEN-SCHWENNINGEN
S C H W E N N I N GE N
Bildergalerien und Serie:
www.suedkurier.de/
erster-weltkrieg
Was wird aus Ernte und Vieh? Warum die Leute auf dem Land vom Krieg wenig wissen wollten
Der Freiburger Professor und
Historiker Jörn Leonhard
beantwortet exklusiv für diese
SÜDKURIER-Serie Fragen zum
Ersten Weltkrieg.
1
Wie kam die Nachricht
von Krieg und Mobilmachung zu den
Menschen? Sie verbreitete sich auf
mehreren Wegen. In den Haupt- und
Residenzstädten, später auch in den
kleineren Städten, gaben die Zeitungen Extrablätter heraus. Dazu kam die
große Dichte an Telegrafen-Stationen
in vielen Teilen Deutschlands, über
die Nachrichten übermittelt wurden.
Auf dem Land nutzte man das ganz
traditionelle Mittel des Glockenläutens, um den Menschen zu sagen:
Kommt auf dem Dorfplatz zusammen, es gibt wichtige Neuigkeiten.
2
Wie wussten die Männer, wie sie
Anschluss an die Truppe finden
konnten? Für die Männer, die Wehr-
dienst geleistet hatten und die Reservisten gab es genaue Angaben darü-
ber, was sie im Mobilmachungsfall zu
tun hatten. Jeder wusste, wo er sich in
welcher Kaserne bei zu melden hat.
Die Schlangen von Kriegsfreiwilligen,
die sich etwa direkt von der Abiturklasse oder vom Hörsaal zu den
Rekrutierungsstellen begaben, waren
eher ein Phänomen in den Großstädten. Die Bauern auf dem Land
standen im August vor dem Problem,
die Ernte einbringen zu müssen.
Daher meldeten sich von ihnen zunächst nur wenige freiwillig, und die
Einziehung von Reservisten beunruhigte viele Bauernfamilien sehr – von
einer allgemeinen Kriegseuphorie
konnte daher keine Rede sein.
3
Warum konnte die Mobilmachung
wie ein Uhrwerk ablaufen? Die
Pläne für die Mobilmachung waren
zum Teil schon Jahre vorher entwickelt und immer mehr verfeinert
worden. Man hatte genau ausgerechnet, wie viel Soldaten, Munition und
Verpflegung man zur Umsetzung des
Schlieffen-Plans gegen Frankreich wo
brauchen würde. Das Ganze wurde in
engen Zeitfenstern geplant, um den
Transport von Hunderttausenden von
Soldaten und Ausrüstungen innerhalb
kurzer Zeit zu bewältigen. In den
Zeitungen wurde daher ein erster
Mobilisierungs-Tag festgelegt, zu dem
die Rekruten in den Kasernen sein
mussten. Und mit diesem Tag wurden
die Aufmarschpläne in Gang gesetzt.
Ohne diese Eisenbahn-Logistik hätte
es diesen massiven Aufmarsch im
Westen nicht gegeben.
4
Wie stand es mit der allgemeinen
Kriegsbegeisterung im Reich? Flächendeckenden Enthusiasmus gab es
nicht. Die Begeisterung konzentrierte
sich auf die größeren Städte und dort
vor allem auf die bürgerlichen Wohnquartiere und die städtischen Zentren, die großen Plätze und Residenzen. Aber in den Kleinstädten und auf
dem Land waren die Menschen viel
zurückhaltender. Das galt auch für die
Arbeiterquartiere der Großstädte, von
wo bis in die letzten Julitage immer
wieder Friedenskundgebungen ausgegangen waren. Die Bauern fragten
sich: Was passiert mit der Ernte, was
mit dem Vieh? Wie lange wird der
Krieg dauern?
6
Wie reagierten die Menschen auf
diese Unsicherheit? Auch hier
zeigte sich kein flächendeckender
Patriotismus. Viele fingen an, Lebensmittel zu horten oder sie räumten ihre
Bankkonten leer. Das deutet auf ein
weit verbreitetes Gefühl von Angst
und Unsicherheit hin. Es kann also
gar keine Rede davon sein, dass sich
alle Deutschen für diesen Krieg begeistert haben.
7
Hatten die Südbadener wegen der
Nähe zu Frankreich ein anderes
Verhältnis zum Krieg? Ja, und zwar vor
allem wegen des nahen Reichslands
Elsass-Lothringen, das seit 1871 zum
Deutschen Reich gehörte. Hier regierte auf der Seite der deutschen
Militärbehörden bald das Mißtrauen,
wie sich die
französisch-stämmigen Elsässer und
Lothringer verhalten und ob sie loyal
und zuverlässig sein würden. Zudem
kam es zu einer regelrechten Spionagehysterie am Oberrhein und an den
Grenzen zu Frankreich und der
Schweiz. Grund war: Es gab zu wenig
handfeste Nachrichten, aber einen
enormen Erwartungsdruck. An die
Stelle belastbarer Nachrichten traten
immer mehr Gerüchte. Ein Beispiel
waren Gerüchte von Trupps französischer Soldaten, die längst ins Reich
eingedrungen seien, um im Hinterland Sabotage-Anschläge zu verüben.
Solche Gerüchte verstärkten die Herrschaft des Verdachts: Wer nicht als
zuverlässiger Deutscher galt, konnte
schnell als Spion verdächtigt werden.
Das war im Grenzland am Oberrhein
besonders stark ausgeprägt. (mic)
Buchtipp: Neu erschienen ist der Band von
Jörn Leonhard, Die Büchse der Pandora.
Geschichte des Ersten Weltkriegs, BeckVerlag, 1157 Seiten, 62 Bilder, 14 Karten, 38
Euro, als E-Book 31,99 Euro.
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Leben
und Wissen
S AÜ M
14
D KS U
T ARLeben
GI E, R5 .N JRU. L1I 5220 |1 4M P und Wissen
SÜDKURIER NR. 152 | MP
SAMSTAG, 5. JULI 2014
Tipps und Trends
DER KALENDERSPRUCH
„Nicht wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils,
sondern wer dazu nötigt.“
Niccolò Machiavelli, italienischer Philosoph und Politiker, 1469 – 1527
...........................................................................................
NAMENSTAGE
Samstag: Anton Maria, Lätizia, Albrecht, Marietta, Wilhelm
Sonntag: Isias, Maria, Marietta, Petrus, Dominica
...........................................................................................
Unten links: Hinter einem schweren Minenwerfer kniet der Soldat
Leo Schneble (1880-1979, Mitte). Sein Sohn Herbert Schneble
(Rielasingen-Worblingen) brachte das Bild. Rechts: Ein Schützengraben wird ausgehoben. Vorne Fiedrich Muffler aus Volkertshausen
mit dem Pickel bewaffnet. Archivar Rainer Läufle sandte das Foto ein.
RÜCKRUF I
Energy-Drink „Take off“ kann platzen
Der Großlieferant Lekkerland ruft den Energy-Drink „Take off Energy +
Fruit Mix“ zurück. Die Ein-Liter-Petflaschen könnten platzen und Verletzungen verursachen, so das Unternehmen. Während des Abfüllprozesses sei der Verschluss nicht richtig angebracht worden, sodass
Luft in die Flaschen gelangen konnte. Betroffen seien Flaschen mit den
Mindesthaltbarkeitsdaten 29.04.2015, 26.05.2015, 27.05.2015 und
28.05.2015. Das Getränk wird in Tankstellen, Kiosken und Getränkemärkten verkauft. Verbraucher können es dort zurückgeben. (dpa)
RÜCKRUF II
Plastikteile im Rinderhack bei Lidl und Aldi
Der Fleischhersteller SB-Convenience hat vom Dicounter Lidl verkauftes Hackfleisch zurückgerufen. In dem Produkt „Oldenländer Rinderhackfleisch, 500 Gramm“ mit dem Verbrauchsdatum 7.7.2014 könnten rote Plastikfremdkörper enthalten sein, teilte das Unternehmen mit.
Das Fleisch wurde unter anderem auch in Baden-Württemberg verkauft. Auch Aldi Süd ruft „Tillmans Rinderhackfleisch, 500 Gramm“ mit
dem Verbrauchsdatum 10.7.2014 zurück. Auch dort könnten vereinzelt
rote Plastikfremdkörper enthalten sein. (dpa)
GOOGLE
70 000 Europäer wollen Links löschen lassen
Mehr als 70 000 Menschen haben bislang bei Google einen Antrag auf
das Ausblenden von Links auf unliebsame Webseiten eingereicht. Das
teilte der Konzern mit. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hatte im
Mai geurteilt, dass Privatleute ein „Recht auf Vergessen“ im Internet
haben. Daher müssen Suchmaschinenbetreiber nun auf Antrag Links
aus ihren Suchergebnissen streichen, wenn Angaben auf den verlinkten
Seiten die Persönlichkeitsrechte von Betroffenen verletzen. Die fraglichen Links werden allerdings nur in Europa unsichtbar gemacht. Der
Löschantrag bei Google: www.suedkurier.de/click (AFP)
URTEIL
Bei Abschleppkosten gibt es Grenzen
Der Bundesgerichtshof (BGH) hat Abschleppdiensten in privatem Auftrag Grenzen für ihre Forderungen an Falschparker auferlegt. Die für das
Abschleppen des Autos verlangten Kosten müssten mit dem „verglichen
werden, was üblicherweise in der Region dafür verlangt wird“, sagte die
Vorsitzende Richterin Christina Stresemann. In dem Fall wehrte sich ein
Autofahrer gegen einen Abschleppdienst, der 250 Euro für die Mitteilung verlangte, wo das Fahrzeug steht. Das Landgericht München hatte
die zulässige Forderung mit 175 Euro angesetzt. Beide Seiten legten
Revision ein. Das Landgericht muss nun neu urteilen. (dpa)
..........................................................................................
DER BIBELSPRUCH
„Und er wird richten unter den Heiden und zurechtweisen
viele Völker. Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen
und ihre Spieße zu Sicheln machen. Denn es wird kein Volk
wider das andere das Schwert erheben, und sie werden
hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.“
Jesaja 2, 4
Gewinnzahlen
Eurojackpot 5 aus 50:
3, 10, 11, 13, 42
Eurojackpot 2 aus 8:
1, 8
Eurojackpot:
Gewinnklasse 1: unbesetzt
Gewinnklasse 2: 792 002,50 5
Gewinnklasse 3: 52 223,20 5
Gewinnklasse 4: 3 856,40 5
Gewinnklasse 5: 184,80 5
Gewinnklasse 6: 93,20 5
Gewinnklasse 7: 47,00 5
Gewinnklasse 8: 19,50 5
Gewinnklasse 9: 13,20 5
Gewinnklasse 10: 11,90 5
Gewinnklasse 11: 9,30 5
Gewinnklasse 12: 7,80 5
Keno: Ziehung vom 04.07.2014:
5, 6, 7, 14, 15, 17, 18, 21, 25, 31,
39, 40, 41, 45, 50, 52, 56, 57, 60, 70
Plus 5: 85038
(Alle Angaben ohne Gewähr)
Krieg unter
der Erde
➤ Als aus Soldaten Tiefbau-Arbeiter wurden
➤ In Frankreich starb 1914 der Traum vom schnellen Sieg
➤ Historiker bewerten die Stellungskämpfe neu
VON ALEXANDER MICHEL
.............................................
Die meisten Soldaten, die im August
1914 in die Eisenbahnwaggons stiegen, um aus der Heimat an die Front
abzurücken, hatten nur eine vage
Vorstellung davon, was sie dort erwartete. Hoffnungsvoll sprachen sie
von einem „Feldzug“, einer schnellen
Operation also, wie sie das deutsche
Kaiserreich 1870/71 gegen Frankreich geführt und binnen weniger
Wochen gewonnen hatte.
Das war eine Täuschung, genährt
von Politik und Generälen. Diese
ahnten zwar, dass ein Sieg hohen
Blutzoll kosten würde, ließen das
Heer aber in dem Glauben, nach dem
Marsch durch Belgien schnell Paris
erobern und dann Russland im Osten
schlagen zu können. Beides misslang. Vor den Toren von Paris wurden
die Deutschen an der Marne gestoppt. Generalstabschef Hellmuth
von Moltke befahl den Rückzug und
gab den Befehl zum Eingraben in die
Erde. Dieser Stellungskrieg, dominiert von Maschinengewehr und Artillerie, gilt in den Schulbüchern als
grausamste Seite dieses Krieges. Jedoch: Die offenen Feldschlachten des
Sommers hatten viel mehr Menschenleben gekostet. Deutsche und
englische Historiker sind sich heute
einig: Der Grabenkrieg mit seinem
relativen Schutz vor Angriffen senkte
Deutscher Soldat
1914 -1918
So war
das bei
uuns
ns
SÜDKURIER
die Todesrate auf beiden Seiten und
verbesserte auch die Versorgung der
Verwundeten. Allerdings um einen
hohen Preis: Denn der Krieg im
Westen wurde dadurch verlängert
und dauerte schließlich vier Jahre.
Das Erstarren der Front verbesserte indes nicht nur die Verpflegungslage der Truppe. Jetzt wurde es
für die Angehörigen daheim auch
möglich, den Soldaten Päckchen mit
sogenannten „Liebesgaben“ zu senden. Die heimische Geschäftswelt spezialisierte sich schnell auf den neuen
Bedarf und warb etwa in der „Konstanzer Zeitung“ für „warme, wasserdichte
Westen und Unterziehhosen“. Ein Solinger Hersteller pries sein „SoldatenTaschenmesser“ mit „Büchsenöffner
aus Stahl“ an. Ganz neue Ideen hatten
indes die Gebrüder Kropp mit ihren
versandfertigen Feldpostbriefen –
„enthaltend Cognac in verschiedenen
Qualitäten“.
Brit
Britischer
tischer Soldat
Topfhelm
(„Suppenteller“)
Stahlhelm (ab 1916)
Zeltbahn
Waffenrock
in der
Tarnfarbe
Feldgrau
Französischer Soldat
( P il “)
(„Poilu“)
„Adrian“-Helm
nach Vorbild
der Feuerwehr
Munitionstasche
Mantel und
Hose aus
horizontblauem
Stoff
Stoffbahn
Koppel mit
Patronentaschen
Munitionstasche (90
Schuss)
Menschen und medien
M U S I KS H O W
FERNSEHQUOTEN
Sie wird neuer Coach
bei „The Voice“
präsentiert
Auch am zweiten Tag
die Spitzenposition
Silbermond-Frontfrau
Stefanie Kloß, 29, wird
ab Herbst neuer
Coach der Castingshow „The Voice of
Germany“. Das gaben
ProSiebenSat.1 bekannt. „Silbermond haben immer junge Künstler unterstützt, auf der Bühne, im
Studio und über das eigene Label.
Jetzt fühlt es sich gut an, den
nächsten Schritt zu gehen“, sagte
sie. Kloß ersetzt Pop-Ikone Nena,
die ausgestiegen war. Mit dabei
sind Rea Garvey, Samu Haber
sowie Michi Beck und Smudo von
den Fantastischen Vier. (dpa)
Auch am zweiten Tag
ohne WM-Konkurrenz
hat sich Johannes B.
Kerner, 49, mit seiner
Show „Deutschlands
Beste“ auf Platz eins
der TV-Hitliste gehalten. 4,22
Millionen Zuschauer (Marktanteil:
17,3 Prozent) schalteten die LiveSendung im ZDF ein. Dabei ging
es um die 50 beliebtesten Frauen.
Die ARD musste sich mit deutlich
geringerem Interesse zufrieden
geben. Die Krimi-Wiederholung
„Mord in bester Gesellschaft“
wollten 2,46 Millionen Zuschauer
(10,1 Prozent) sehen. (dpa)
1914 – 1918
So war
das bei uns
10
Stielhandgranaten
Gasmaske
Marschstiefel mit
Nagelsohlen
(„Knobelbecher“)
weiter am Koppel: Bajonett,
Brotbeutel, Feldflasche, Feldspaten
MauserKarabiner
„98“ (weil
1898 eingeführt).
khakifarbene
Wickelgamaschen
Weste aus
Ziegen- oder
Schaffell (für
den Winter),
sonst khakifarbene
Feldjacke
mit Brustund Rocktaschen
Gasmaske
Gamaschen
Lee-EnfieldGewehr mit 10
Patronen und
aufgestecktem
Bajonett
kurze geschnürte
Nagelstiefel
g
Lebel-Gewehr
1886 mit
Drei-SchussMagazin
INFOGRAFIK: CHRISTIAN EISENBERG,
TEXT: ALEXANDER MICHEL; QUELLEN: EIGENE RECHERCHE, DELIUS KLASING
Schnürstiefel
Leben und Wissen 15
SÜDKURIER NR. 152 | MP
SAMSTAG, 5. JULI 2014
S AÜ M
D KS U
T ARGI E, R5 .N JRU. L1I 5220 |1 4M P
Leben und Wissen 15
Vier Jahre im Schützengraben
Nichts macht den Schrecken des Ersten Weltkriegs deutlicher als das System
der Schützengräben an der Westfront in Frankreich und Belgien. Hunderttausende Soldaten verloren hier ihr Leben – meist für geringen Geländegewinn.
Wie war der Alltag in einem deutschen Grabenabschnitt organisiert?
Vorderster Graben
Hier sammelten sich die Soldaten vor
einem Angriff, und hier war die erste
Auffanglinie bei einem feindlichen
Ansturm. Der Graben knickte etwa alle
zehn Meter im rechten Winkel ab.
Das verkürzte die
Schussbahn
eindringender
Gegner und bremste
die Wirkung
feindlicher Granaten.
Stahlgewitter
Gefechtsstand mit Maschinengewehr
Wenige Kilometer hinter den Gräben lag die schwere Artillerie. Sie deckte die
feindlichen Gräben mit Trommelfeuer ein und legte eine Feuerwalze vor die eigenen
Soldaten, wenn diese nach vorn stürmten. Geleitet wurde sie von Beobachtern im
Graben, in Fesselballons und durch Flugzeuge über Funk.
Diese damals vergleichsweise neue Waffe, die pro
Minute 600 Schuss abgab, kostete vielen Gegnern
das Leben. Das schwere Maschinengewehr (MG)
wurde von zwei Männern bedient.
Der durch das Dauerfeuer erhitzte
Lauf wurde mit Wasser gekühlt.
Lauf-/ Versorgungsgraben
Durch ihn erfolgte die Ablösung
abgekämpfter Soldaten und deren
Rückverlegung wie auch der Abtransport von
Verwundeten. Hier gingen auch die Melder vor.
Zudem wurde der Graben für das Heranschaffen
von Verpflegung, Munition, Holz oder Stacheldraht gebraucht. Zur Sicherheit verlief er
meist im Zickzack.
Reservegraben
Hier sammelten sich Reservetruppen, um
die vorderen Gräben zurückzuerobern. Die
Deutschen bauten ihr Grabensystem massiv
aus und verwendeten dabei auch
Beton.
Unterstützungsgraben
Wenn der erste Graben unter Artilleriebeschuss geriet, zogen sich die Soldaten 60 bis 100
Meter hierher zurück. Eroberten die Gegner den vordersten
Graben, konnten die Verteidiger die Abwehr neu organisieren.
Kommunikation
Niemandsland
In den Gräben gab es Feldtelefone.
Durch Granaten wurden die Kabel oft zerstört.
Daher hielt man Soldaten als Melder bereit.
Auch Brieftauben und Hunde überbrachten
Nachrichten.
Da der Gegner oft
nicht mehr als 20 bis
100 Meter entfernt im
anderen Graben lag,
machte man das
Glacis durch Stacheldrahtverhaue unpassierbar. Angreifer
brauchten fürs Durchkommen
Drahtscheren. Durch Granateinschläge wurde das Niemandsland
zur Kraterlandschaft.
Schutz
Eingänge zu Bunkern wurden
mit Sandsäcken verstärkt.
Für die Soldaten ganz vorn
baute man Brustwehre aus
Sandsäcken, Faschinen
(Reisigbündel) und
mit Erde gefüllten
Schanzkörben
örben – ganz
wie im
m Mittelalter.
Vorstoß
Maulwurf-Krieg
Aus einfachen holzverschalten Unterständen wurden mit der Zeit
Bunker, die bis zu 15 Meter tief in die Erde reichten. Die Decken
waren mit Balken verstärkt, auch Öfen und Alkoven wurden eingebaut.
Hier konnten die Soldaten das Trommelfeuer der gegnerischen
Nachteil:
Geschütze aussitzen, lesen oder Feldpostbriefe schreiben. Nac
Bei schweren Granattreffern konnten sie verschüttet werden.
Schützenbucht
Soldaten greifen aus dem
Graben an und öffnen den
Stacheldrahtverhau. Bis
zur Einführung des
Stahlhelms Mitte 1916
trugen sie Pickelhauben
aus Leder mit einem Überzug.
Das verbesserte die Tarnung.
Versorgung
ersorgung
Verwundeter
wundeter
Es wurdenn erstmals in
großem
ßem Umfang
Sanitätskolonnen
ätskolonnen
eingesetzt, die schon im
Niemandsland Verwundete
bargen und im Graben eine
Erstversorgung
orgung durchh
Erste-Hilfe-Taschen
en leisteten,
die vielen das Leben
eben rettete.
Dann wurden die Verwundeten
auf Bahren und Feldbahnen
dbahnen ins
Frontlazarett
tt geschafft.
Vorderster
Schützengraben
Versorgungsgraben
Hinterer
Versorgungsgraben
Offiziersunterkunft
Passierstelle
Versorgungsgraben
Der erste industrialisierte
Krieg der Geschichte setzte
nach wie vor aufs Pferd. Der
Freiburger Professor Jörn
Leonhard erklärt, warum:
1
Wurden die Soldaten mit den Eisenbahnen direkt an die Front gefahren?
2
Wo hatte die Armee die vielen zusätzlichen Pferde her? Zunächst
Nein. Die Strecken endeten zumeist
an Eisenbahnknotenpunkten, und
von dort ging es mit Pferdefuhrwerken oder zu Fuß bis zur Front weiter.
Dieser Krieg war nur mit Millionen
von Pferden zu führen.
gab es bei der Kavallerie, die vor dem
Krieg noch ein großes Gewicht besaß,
umfangreise Reserve-Planungen. Sehr
bald musste man aber auf zusätzlich
requirierte Pferde zurückgreifen. Die
wurden aber wo immer möglich aus
dem besetzten Feindesland geholt –
etwa Belgien und Nordfrankreich –
um die eigene Landbevölkerung zu
schonen. Insgesamt wurden alle
frontnahen Regionen herangezogen,
denn in der Heimat wurden die Pferde und das Vieh gebraucht, um die
landwirtschaftliche Produktion zu
sichern. Es war eigentlich ein Wunder,
dass im August die Ernte noch rechtzeitig eingebracht werden konnte.
3
Die Bauern kamen beim Heimaturlaub öfter zum Zug
Die Soldaten kämpften in badischen,
bayerischen oder württembergischen Regimentern. Wer hielt denn die
zentralen Fäden in der Hand? Der Oberbefehl der deutschen Streitkräfte lag
beim Kaiser. Die operative Führung
lag bei der Obersten Heeresleitung
(OHL). Aber in den einzelnen Verbänden spielte das regional-landsmannschaftliche Element eine große
Rolle. Denn daraus ergab sich für die
Soldaten eine regionale Identifikation
mit ihrem Bundesstaat und der regionalen Dynastie an der Front. Vor
diesem Hintergrund wurden Fürsten
von Einzelstaaten bewusst als Kommandeure größerer Verbände eingesetzt, und manche wie Kronprinz
Rupprecht von Bayern haben auch
erhebliches Gewicht bei strategischen
Entscheidungen gehabt.
4
Wie stand es um Badener und Würt-
temberger? Die badischen Truppen waren schon 1870/71 unter preußischer Führung Teil des XIV. Armeekorps geworden, das unter dem Kommando eines preußischen Generals
stand. Die württembergische Armee
blieb zum größten Teil im XIII. Armeekorps mit Sitz in Stuttgart eigenständiger. Das Kommando lag bei
einem württembergischen General.
5
Bleiben die Soldaten bis 1918 landsmannschaftlich geordnet zusammen? Bei Beginn des Krieges spielte
dies eine große Rolle. Aber mit den
enormen Verlusten mussten viele
Regimenter ab 1915/16 neu aufgestellt
werden, sodass sich in manchen
Verbänden die lokale und regionale
Verbundenheit lockerte oder weitgehend auflöste. Das wurde durchaus
zu einem Problem. Denn die Kommandeure wussten, wie wichtig der
aus der Heimat stammende lokale
und regionale Zusammenhalt an der
Front für die emotionale Stabilisierung und damit auch die Belastungsfähigkeit der Soldaten war.
6
Wie viel Heimaturlaub haben die
Soldaten bekommen? Das ist kompliziert. Urlaub hing von der Kampftätigkeit an einem Frontabschnitt ab
und auch von der Waffengattung. Da
gab es Unterschiede zwischen Infanterie, Kavallerie und Artillerie. Was
man weiß: Im Frühjahr 1915 waren
etwa drei bis sieben Prozent aller
deutschen Soldaten auf Heimaturlaub. Der dauerte in der Regel eine
bis zwei Wochen, wobei es zwischen
Mannschaften und Offizieren Unterschiede gab. Bauern bekamen häufiger und länger Urlaub – aber weniger
zur Erholung als zur Arbeitsfreistel-
lung. Dahinter stand die immer wichtigere Frage: Wie sichern wir die Ernährung der Heimatfront? In vielen
Einheiten führte diese Sonderregelung für den Fronturlaub von Bauern
zu Spannungen. (mic)
Buchtipp: Jetzt erschienen ist der Band von
Jörn Leonhard, Die Büchse der Pandora.
Geschichte des Ersten Weltkriegs,
Beck-Verlag, 1157 Seiten, 62 Bilder,
38 Euro
Latrine
Grabenplan
Die deutschen Gräben wurden aufwändig
angelegt. Vorne waren sie bis zu vier Meter
tief und mit Holzbrettern ausgelegt.
Munitionslager
Bilder aus der Region
➤ Mehr Leser-Bilder: Die OnlineFotogalerien zum Ersten Weltkrieg
umfassen jetzt 350 Bilder mit Texten,
gegliedert nach Landkreisen. Die
privaten Motive werden durch Bilder
ergänzt, die von der Redaktion in den
Stadtarchiven gefunden wurden.
➤ Weitere Galerien mit Bildern aus
Stadtarchiven zeigen 80 lokale Bilder
aus dem Kaiserreich, die zwischen
1890 und 1914 entstanden. Mehr Bilder
gerne weiter an die Adresse:
[email protected]
Verpflegung im Feld
Die deutsche Armee führte ab 1908
Feldküchen ein. So entstand der
Feldkochherd, die „Gulaschkanone“.
Die Feld-Bäckereien nutzten den
Backofenwagen. Das war ein Fuhrwerk,
das zur Herstellung von Backwaren, wie
Broten, diente. Der Wagen wurde von
zwei Pferden gezogen. Der Aufbau
bestand aus Eisenblech.
Die fünf Backöfen einer
Feldbäckereikompanie
hatten eine Produktionskapazität von knapp
10000 Broten täglich.
Hierzu verbrauchte man
für jeden Ofen
160 bis 190 kg Brennmaterial (Kohle, Holz oder
auch Torf)) ppro Tagg sowie
etwa 99000
000 Liter
Wasser.
W
asser.
Bildergalerien und Serie:
www.suedkurier.de/
erster-weltkrieg
11
14
Leben
und
Wissen
S ÜO DN KN UE RLeben
D
14
ISETRA GN,R 3. 11.7 J4U |L IM2P 0und
14
Wissen
SÜDKURIER NR. 174 | MP
DONNERSTAG, 31. JULI 2014
Tipps und Trends
DER KALENDERSPRUCH
„Es gibt alte Piloten und es gibt kühne Piloten,
aber es gibt keine alten, kühnen Piloten.“
André Kostolany, ungarischer Schriftsteller und Spekulant, 1906 – 1999
...........................................................................................
NAMENSTAGE
Ignatius, German, Hermann, Goswin, Elisabeth
...........................................................................................
SÜDKURIER
BILDER (4): ZEPPELIN MUSEUM FRIEDRICHSHAFEN, SAMMLUNG
Sonderheft zum Ersten Weltkrieg
FREUNDESKREIS ZUR FÖRDERUNG DES ZEPPELIN MUSEUMS E.V.
Vor 100 Jahren begann der Erste Weltkrieg, die
erste große politische Katastrophe des 20. Jahrhunderts. Aus diesem Anlass hat die Redaktion
des SÜDKURIER Medienhauses ein 50-seitiges
Sonderheft erarbeitet. Der Titel „So war das bei
uns. 1914–1918“ verweist auf den regionalen
Bezug im Südwesten, den das Heft den meisten anderen Veröffentlichungen zu diesem
Thema voraus hat. Ermöglicht wurde dies
durch die mehr als 150 SÜDKURIER-Leser, die
an die Redaktion Hunderte von Bildern einsandten, auf denen Familienangehörige in
den Jahren 1914 bis 1918 zu sehen sind. Diese Fotos bilden
das optische Rückgrat des Heftes – neben Landkarten, Grafiken und
Begleit-Texten, die durch die Geschichte dieses Krieges führen. Das
Sonderheft aus der Buchreihe „edition SÜDKURIER“ ist vom morgigen 1.
August an in allen Servicecentern des SÜDKURIER erhältlich. Es kostet
9,90 Euro. Abonnenten bezahlen 7,90 Euro. Das Heft kann zudem im
Internet bestellt werden unter www.shop.suedkurier.de und telefonisch
unter 0800/999-6888 (gebührenfrei Mo.-Fr. Von 8–18 Uhr). Die zusätzliche Versandgebühr beträgt 4,95 Euro (für Abonnenten kostenlos). (SK)
34
Die Heimatfront
Die Heimatfront
35
Frauen in Feldgrau: 1914 war Franziska Kern (links)
aus St. Gallen mit ihrem Mann nach Deutschland
zurückgekommen. Da sie Kochgehilfin war, hat sie
vermutlich zuhause bei der Versorgung von Soldaten
geholfen. Uniformen trugen Frauen 1914–1918 nicht.
Bild von Enkelin Beate Großmann, Konstanz.
Am Pflug: Frauen aus Schwaningen
Steckrüben,
Frauenarbeit
und Brot
ohne Mehl
ersetzen ihre Männer. Auf dem Schild
steht: „Erinnerung der Krieger in der
Heimat 1914 - 1917“. Die Frauen
sahen sich als Teil der kämpfenden
Gemeinschaft, wenn sie die Arbeit
der eingezogenen Männer verrichteen. Eine von ihnen hält demonstrativ
einen Hammer in der Hand. Das Bild
sandte Lieselotte Müller aus Stühlingen-Schwaningen an die Redaktion.
Helferinnen:
Frauen aus
Singen verpflegen auf
dem Bahnsteig
Soldaten, die an
die Front fahren
oder von dort
kommen. Bild
von Benedict
Sauter, Singen.
Unter den Frauen ist seine
Urgroßmutter
Elsa Waibel.
Der Erste Weltkrieg verwischte die Grenze zwischen Front
und Heimat. Erstmals stand eine ganze Gesellschaft im Krieg.
Die Folgen sollten lange nachwirken.
Heimaturlaub: Nur selten bekamen
die Familien den Ehemann und Vater
zu sehen. Hier steht Wilhelm Handtmann mit Frau und sechs Kindern
vor seiner Bäckerei in Altenburg.
Bild von Enkelin Verena WunderlichHandtmann, Lauchringen.
A
ls die Soldaten im August
1914 an die Front abrückten, nahmen die
Deutschen allgemein an, es werde nur zu einem „reinigenden
Gewitter“ kommen. Mit einem
vier Jahre währenden Weltkrieg
rechnete niemand. So gab es
keine Pläne, wie Fabriken und
Landwirtschaft auf einen indus-
Der Luftschiff-Fotograf Adolf Schlenker hielt einen Start des Heeresluftschiffs LZ 38 mit der Kamera fest. Es wurde Anfang April 1915 in Dienst
gestellt und fuhr fünf Angriffe gegen englische Städte, darunter auch
London. LZ 38 wurde schon nach zwei Monaten bei Brüssel
zerstört, als englische Flieger Bomben auf die Halle warfen.
trialisierten Krieg, der alle Ressourcen ausschöpfte, umgestellt
werden sollten.
Sehr schnell wurde indes klar ,
dass dieser Krieg einen langen
Atem brauchen würde, dass es
keine Trennung gab zwischen
Front und Heimat. Hier entstand
– und das war neu in der Geschichte – eine Kriegsgesellschaft.
Die Menschen hatten nicht nur
mit dem Versorgungsmangel und
der Knappheit an Lebensmitteln
zu kämpfen, sondern sie wurden
indirekt zu Akteuren des Krieges:
Frauen ersetzten Männer auf
Äckern und in Fabriken, Menschen tauschten Familienschmuck gegen Papiernoten,
Gemeinden hängten Kirchenglocken ab, damit Kanonen gegossen
werden konnten. Zum „Kriegsschauplatz“, von dem man damals sprach, wenn man die Front
meinte, wurde jetzt auch die
Heimat – die Region zwischen
Schwarzwald und Bodensee
inbegriffen. Sie war zwar überwiegend landwirtschaftlich geprägt, dennoch arbeiteten hier
bald tausende Menschen direkt
für die Front: Sie montierten
Granatzünder und Gewehre,
füllten Pulver ab, bauten Zeppeline und Großflugzeuge, Motoren
und Maschinen.
Die allgemeine Mobilmachung
für diesen Krieg griff massiv in die
Alltagswelt der Menschen ein.
Denn das Kaiserreich war bei
seiner Nahrungsmittelversorgung
auf Importe aus Russland und
den USA angewiesen. Diese blieben nun aus und konnten trotz
aller Anstrengungen, „Organisationskunst“ und Kriegs-K ochrezepte nicht ersetzt werden.
Schon 1915 war klar , dass Brotgetreide knapp würde. Im berüchtigten „Steckrübenwinter“
1916/17 lernte die relative Wohlstandsgesellschaft des Kaiserreiches wieder den Hunger kennen.
Das hatte es seit den 1840er-
Jahren nicht mehr gegeben. Der
Mangel wohnte bald in den meisten Häusern als Untermieter , in
manchen Broten steckten mehr
Sägespäne als Mehl, im Winter
fehlten die Kohlen.
Dazu kam die schleichende
Enteignung der Menschen durch
die rotierende Notenpresse, die
die Inflation anheizte. Erspar-
nisse, die das Alter sichern sollten, waren schon vor der Hyperinflation von 1923 dezimiert.
Während die Führung um Oberbefehlshaber Paul von Hindenburg Durchhalteparolen ausgab,
senkte sich der Schleier der Sorge
über Deutschland. Die Belastung
durch den Verlust von Ehemännern, Söhnen und Brüdern fügte
zur materiellen auch die seelische
Verwüstung. Der Begriff von der
„Heimatfront“, der übrigens erst
sehr spät (ab Mitte 1917) vereinzelt gebraucht wurde, blendet
aus, was er tatsächlich mit sich
brachte: Not, Tod, Trauer und
Verarmung vieler Menschen.
ALEXANDER MICHEL
Mühevoll: Das Bild schickte Josef
Flügel aus Waldshut-Schmitzingen
ein. Es zeigt Johann Jehle, den
Schwager seines Großvaters, der aus
Remetschwil-Weilheim bei Waldshut
stammte, auf Heimaturlaub. Die
Familie hat sieben Kinder, die von
der Mutter allein „durchgebracht“
werden mussten, wie man damals
sagte. Dieser extrem mühevolle
Alltag hinterließ seine Spuren, die
sich auch auf den Gesichtern der
Frauen eingruben. Oft mussten sie
neben der schweren Hausarbeit eine
weitere Beschäftigung ausüben, um
über die Runden zu kommen.
Der Angstmacher
vom Bodensee
Steckrübe
Heute eher selten in der Küche zu
finden, wurde dieses Gewächs im
Winter 1916/17 zum Rückgrat der
Nahrungsmittelversorgung in
Deutschland. Grund: 1916 fiel die
Kartoffelernte infolge eines feuchten Herbstes sehr
schlecht aus.
Pilzbefall
hatte das
Grundnahrungsmittel
der Deutschen
fast um die Hälfte
dezimiert. Ersatz stand nur in Form
der Steckrübe (auch Kohlrübe oder
Bodenkohlrabi genannt) zur Verfügung. Diese nährstoffarme aber
kalorienreiche Rübe dominierte
fortan die deutschen Speisepläne,
auch weil sie quasi universell
einsetzbar war. Verarbeitet wurde
die Steckrübe zu Suppe, Gemüse,
Koteletts, Brot, Nachtisch, Kuchen,
Marmelade, Auflauf, SauerkrautErsatz und sogar zu Kaffee-Ersatz.
Spezielle Kriegskochbücher erklärten den Hausfrauen, was sich
aus der „Ostpreußischen Ananas“ –
wie sie propagandistisch auch
genannt wurde – herstellen ließ.
Die Eintönigkeit des Speisezettels
machte die Steckrübe zunehmend
verhasst und sie wurde zum Sinnbild des Mangels und Hungers. Der
zugleich sehr kalte Winter 1916/17,
verschärft durch die Knappheit an
Brennstoffen, ging als „Steckrübenwinter“ in die jüngere deutsche
Geschichte ein. (mic)
B I L D : P I C T U R E PA RT N E R S - FO T O L I A
Seiten zum Thema Heimatfront aus dem Sonderheft „So war das bei uns“.
BILD: SK
GESUNDHEIT
Blaues Licht hilft der inneren Uhr
Bei einem Mangel an natürlichem Tageslicht kann man der biologischen Uhr des Menschen mit Kunstlicht mit erhöhtem Blauanteil auf
die Sprünge helfen. Das ergibt sich aus einer Studie eines französischen
Instituts unter Leitung von Claude Gronfier. Anwenden lässt es sich in
polarnahen Gegenden der Welt und an Arbeitsstellen mit TageslichtMangel. Die biologische Uhr wird im Zentrum des Gehirns von 20 000
Neuronen gesteuert, die den Schlafrhythmus, die Körpertemperatur,
den Herzschlag und den Ausstoß von Hormonen beeinflussen. Wird sie
durcheinandergebracht, kann dies Schlafstörungen, mangelnde Motivation, Vergessen, Herz-Kreislauf-Probleme und Depressionen zur Folge
haben. (AFP)
..........................................................................................
DER BIBELSPRUCH
„Sei mir gnädig, o Gott, sei mir gnädig; denn ich flüchte
mich zu dir. Im Schatten deiner Flügel finde ich Zuflucht,
bis das Unheil vorübergeht.“
Psalmen 57, 2
Gewinnzahlen
Lotto am Mittwoch: 9, 10, 11, 12, 13, 37 Superzahl: 3
Spiel 77: 8 8 5 4 8 4 0
Super 6: 1 2 4 8 4 3
Keno-Ziehung: Ziehung vom 30.07.2014: 6, 7, 8, 16, 17, 32, 33, 34, 35, 40,
41, 48, 51, 52, 57, 59, 63, 64, 65, 70 Plus 5: 08776 ( Angaben ohne Gewähr)
➤ 1914 wurde aus dem Zeppelin eine Waffe
➤ Bombenangriffe und Nervenkrieg gegen England
➤ Seltene Bilder von Luftschiff-Fotograf Adolf Schlenker
VON ALEXANDER MICHEL
Dabei fielen 1300 Kilo Bomben, und es
starben sieben Menschen. Diese OpVersteckt zwischen Meldungen von ferzahl war im Vergleich zu den tägliden Kriegsschauplätzen und weit hin- chen Sterbeziffern an der Front marter den Berichten von der deutsch-ös- ginal. Aber die englischen Militärs erterreichischen Offensive in Südpolen kannten die Gefahr, die künftig von
und Galizien findet sich in der „Kon- den deutschen Luftschiffen ausging:
stanzer Zeitung“ vom 5. Juni 1915 eine Würde man aus der Zeitung erfahren,
dürre Nachricht: „Die Lonwo genau die Bomben eindoner Blätter hüllen sich in
schlugen und welche Schätiefes Schweigen über den
den sie anrichteten, wären
jüngsten Zeppelinangriff auf
auch die Deutschen im Bilde
London.“ Man dürfe darüber
(die Feind-Zeitungen ausnur die Berichte veröffentliwerteten) und könnten ihre
chen, die zensiert wurden. So
Planungen verbessern.
habe es Brände gegeben, die
Die Zeppelin-Zensur hatvon der Feuerwehr gelöscht
te aber noch einen anderen
wurden. Gebäude wurden
Grund, den die Admiräle
angeblich nicht beschädigt, SÜDKURIER
verschwiegen: Seit die Luftes starben aber „zwei Kinder, ein schiffe über die Nordsee fahren konnMann und eine Frau“.
ten, war Britannia keine durchs Meer
Die Konstanzer Redaktion lag rich- gesicherte Insel mehr. Das konnte bei
tig: Die englische Admiralität erließ ei- der Bevölkerung panische Ängste ausne scharfe Pressezensur, nachdem lösen. Den deutschen Strategen war
das Zeppelin-Luftschiff LZ 38 am 31. bewusst, dass der Zeppelin auch eine
Mai 1915 von Brüssel aus den ersten psychologische Waffe war. Waren die
Luftangriff auf London geflogen hatte. Schäden, die die wenigen Bomben an-
..............................................
1914 -1918
So war
das bei
uuns
ns
richten konnten, im Vergleich zum
dafür betriebenen technischen Aufwand gering, so blieb doch die Wirkung auf das Nervenkostüm der Briten. In deren Gazetten war jetzt vom
„Terror“ in Verbindung mit den Luftschiffen die Rede.
Für die deutsche Führung wiederum hatten die fliegenden Zigarren einen neuen Propaganda-Wert. So
schrieb die renommierte „Kölnische
Zeitung“ im Januar 1915, nachdem
Marine-Luftschiffe erstmals Bomben
über England abgeworfen hatten:
„Heute gratulieren wir Graf Zeppelin,
dass er diesen Tag erleben durfte, und
unterbreiten ihm den Dank des ganzen Volkes dafür, dass er es in den Besitz einer solch wunderbaren Waffe
gesetzt hat.“ Graf Ferdinand von Zeppelin (der 1917 starb) sah das genauso.
An Kaiser Wilhelm II. hatte der 76-Jährige geschrieben und gebeten, ihm ein
Luftschiff anzuvertrauen, damit er die
erste Bombe auf London werfen könne. Der Kaiser war nicht begeistert.
Andere gingen auf Kriegsfahrt. Dabei
kamen 450 Luftschiffer ums Leben.
Das Zeppelin Museum in Friedrichshafen
zeigt in seiner rundum erneuerten Ausstellung den Kriegseinsatz der Luftschiffe
und Bilder aus den Schlenker-Alben
Menschen und medien
RT L
ARD
Chefmoderator bleibt
dem Sender
weiter treu
präsentiert
Seine Koch-Show am
Samstag läuft aus
RTL-Chefmoderator
Peter Kloeppel, 55, hat
seinen Vertrag um
weitere drei Jahre
verlängert. Nach zehn
Jahren werde er die
Chefredaktion auf eigenen
Wunsch an Michael Wulf übergeben, erklärte der Sender. Wulf ist
langjähriger geschäftsführender
Chefredakteur von RTL und Geschäftsführer von InfoNetwork,
dem Produktionsunternehmen für
Nachrichten und Magazine der
Mediengruppe. Kloeppel ist seit 22
Jahren Chefmoderator von „RTL
Aktuell“. (epd)
Fernseh-Feinschmecker Tim Mälzer, 43,
muss im ARD-Programm umziehen.
Seine samstags laufende Sendung „Tim
Mälzer kocht!“ ist am 23. August
zum letzten Mal zu sehen. Das
bestätigte eine Sendersprecherin.
Ab Herbst wird er montags in „Der
Montags-Check im Ersten“ zu
sehen sein. Bis Jahresende seien
zwei Folgen von „Der Lebensmittel-Check mit Tim Mälzer“
geplant. 2015 soll es weitere Folgen
geben. „Tim Mälzer kocht!“ läuft
in der ARD seit fünf Jahren. (dpa)
1914 – 1918
So war
das bei uns
12
Heeresluftschiff LZ 38
Länge: 163,5 m /
Durchmesser: 18,7 m
Volumen: 31.900 m³
Fahrten: April 1915 –
Juni 1915 (zerstört)
Nutzlast: 16 Tonnen
Motoren: 4
Gesamtleistung: 840 PS
LZ 38 flog am 31. Mai 1915 den ersten
Luftangriff auf London. Dabei wurden 1300
Kilo Bomben abgeworfen. Die Schäden
waren gering, aber die psychologische
Wirkung in England war groß.
Leben und Wissen 15
SÜDKURIER NR. 174 | MP
DONNERSTAG, 31. JULI 2014
S ÜO DN KN UE R ISETRA GN,R 3. 11.7 J4U |L IM2P 0 1 4
D
Leben und Wissen 15
Links: Ein Teil der Besatzung in
der Führungsgondel eines
Heeresluftschiffs, aufgenommen
von Adolf Schlenker (kleines
Bild rechts). Die Gondeln der
frühen Luftschiffe waren offen.
Im Krieg ging man dazu über, sie
zu schließen und mit Fenstern zu
versehen (siehe LZ 38). Auch die
Antriebstechnik wurde verbessert.
Anfangs lag der Motor in der
Gondel und trieb über eine lange
Welle den Propeller an, der sich
neben dem Rumpf drehte (Postkarte ganz unten). Während des
Krieges rückten Motor und Propeller hinter der Gondel zusammen, wie es bei LZ 38 zu sehen ist.
Hier wurden zwei der vier Propeller
allerdings noch über Wellen
angetrieben.
Links: Adolf Schlenker hat diese
beiden Offiziere der Heeresluftschiffer zusammen mit einem
vierbeinigen Kameraden fotografiert.
Im Hintergrund hängt eine EnglandKarte. Links sitzt Hauptmann Walter Wolff, ab April 1916 Kommandant von LZ 56 (bzw. LZ 86). Dieses
Luftschiff war seit Frühjahr an der
Ostfront in Weißrussland im Einsatz.
Dann fuhr es im Sommer gegen den
neuen Kriegsgegner Rumänien und
griff die bekannte Mineralöl-Stadt
Ploesti an. Am 4. September 1916
kam es zu einer harten Landung, bei
der die vordere Gondel abbrach. Das
Luftschiff stieg führerlos erneut auf
und verunglückte dann vollständig.
Unter den Toten war auch sein
Kommandant Walter Wolff. Im Krieg
kamen 450 Luftschiffer ums Leben.
Oben: Der Soldat Adolf Schlenker (1891-1945, kleines Bild) kam aus Göppingen und leistete 1914 gerade seinen
Wehrdienst bei den Luftschiffern in Friedrichshafen, als der Krieg ausbrach. Der gelernte Chemielaborant blieb
bei dieser Truppe und begleitete sie fortan als Fotograf. Auf dem großen Bild ist ein Maschinengewehr-Stand auf dem
Bug eines Luftschiffs zu sehen. Von dort versuchten drei MG-Schützen, bei Feindfahrten feindliche Flieger abzuwehren. Dennoch
wurden über England einige Luftschiffe zur Beute von englischen Jagdfliegern. Von 123 Luftschiffen, darunter auch Modelle des
Mannheimer Herstellers Schütte-Lanz, gingen 79 verloren – davon 40 durch Jagdflieger- und Bombenangriffe. Wegen der hohen
Verluste stellte das Heer die Luftschiff-Fahrten 1917 ein. Die beiden Bilder schickte Schlenkers Enkelin Yvonne Märte, Sipplingen.
MMarineluftschiffbasen
arineluftschiffbasen
Bilder aus der Region
➤ Mehr Leser-Bilder: Die OnlineFotogalerien zum Ersten Weltkrieg umfassen jetzt 450 Bilder mit Texten, gegliedert nach Landkreisen. Darunter sind
auch Bilder aus Stadtarchiven.
➤ Überblick: Ein Teil der Leser-Bilder ist
in neuen Themen-Galerien angeordnet: Sie
tragen die Bezeichnung „Front und Etappe“, „Heimatfront“, „Fliegertruppe und
Luftschiffer“, „Lazarette und Wunden“
sowie „Porträts“. Mehr Leser-Bilder gerne
weiter an die Mail-Adresse:
[email protected]
Bildergalerien und Serie:
www.suedkurier.de/
erster-weltkrieg
QUELLE: D.ROBINSON
Oben: Ein veraltetes Luftschiff wurde für Ausbildungsfahrten eingesetzt. Bei einer Notlandung in einem Wald bei Lahr wurde es stark beschädigt und musste abgewrackt werden.
Fotograf Adolf Schlenker dokumentierte, wie der Zeppelin zerlegt und die Aluminium-Streben
auf Lastwagen verladen wurden. Das Bild zeigt Soldaten beim Tiefenruder am Heck.
Rechts: Als das Heer die ZeppelinFahrten 1917 abbrach, wurden die
Soldaten – mit ihnen auch Adolf
Schlenker – zu den Feldluftschiffern beordert. Diese ließen
ihre gasgefüllten Fesselballone an
Seilen über der Front aufsteigen.
Aus einer Gondel meldeten Beobachter Erkenntnisse über feindliche Stellungen und machten
Fotos. Dieser Späh-Einsatz war ab
1916 lebensgefährlich, als feindliche Jagdflieger erstmals Brandmunition gegen die Ballone
einsetzten, die in 300 bis 600
Meter Höhe schwebten. Das Foto
sandte Paula Lehmann aus
Meersburg an die Redaktion. Es
stammt aus der Sammlung ihres
Vaters Franz Lehmann, der als
Soldat bei der Artillerie an der
Westfront in Frankreich diente.
Auch an die Artillerie wurden die
Informationen aus den Ballons
übermittelt, um die Zielgenauigkeit zu erhöhen.
Nordsee
DÄNEMARK
Tondern*
Husum
Kiel
Cuxhaven DEUTSCHLAND
Hage
Nordholz
Fuhlsbüttel
Wittmundhafen
Hamburg
Bremen
Ahlhornn Wildershausen *ehemals
Deutschland
Deut
De
utsc
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schl
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hlan
hl
andd
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Links: Die Feldpostkarte zeigt eine Luftaufnahme von einem älteren Zeppelin aus. Oben der drehende Propeller, unten die Luftschiffer-Basis in Friedrichshafen-Lindenthal. Rechts ist der Gasometer zu erkennen. Hier lagerte das brennbare Wasserstoff-Gas.
Das Befüllen der Luftschiffe war gefährlich. Einige Zeppeline fielen dabei Explosionen und Bränden zum Opfer.
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Leben
und
Wissen
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2014
Wissen
Tipps und Trends
DER KALENDERSPRUCH
„Lügen können Kriege in Bewegung setzen, Wahrheit
hingegen kann ganze Armeen aufhalten.“
SÜDKURIER NR. 186 | MP
DONNERSTAG, 14. AUGUST 2014
Frauen aus Schwaningen ersetzen hinter dem Pflug ihre Männer. „Erinnerung der Krieger in der Heimat 1914-1917“ haben sie
auf das Schild vorn geschrieben. Das Foto dokumentiert die
Bereitschaft zur Selbstmobilmachung. Die Frau vorn drückt dies
mit einem Hammer aus, das Symbol für männliche Arbeit. Das
Bild sandte Lieselotte Müller aus Stühlingen-Schwaningen ein.
Otto von Bismarck, deutscher Staatsmann und Reichskanzler, 1815 – 1898
...........................................................................................
NAMENSTAGE
Athanasia, Maximilian, Meinhard, Eberhard
...........................................................................................
SÜDKURIER
Sonderheft zum Ersten Weltkrieg
Vor 100 Jahren begann der Erste Weltkrieg, die
große politische Katastrophe des 20. Jahrhunderts. Aus diesem Anlass hat die Redaktion des SÜDKURIER Medienhauses ein
50-seitiges Sonderheft erarbeitet. Der Titel
„So war das bei uns. 1914 – 1918“ verweist
auf den regionalen Bezug im Südwesten,
den das Heft den meisten anderen Veröffentlichungen zu diesem Thema voraus
hat. Ermöglicht wurde dies durch die
mehr als 150 SÜDKURIER-Leser, die an
die Redaktion Hunderte von Bildern
einsandten. Auf ihnen sind Familienangehörige in den Jahren 1914 bis 1918 zu sehen.
Diese Fotos bilden das Rückgrat des Heftes – neben Landkarten, Grafiken und Begleit-Texten. Das Sonderheft aus der Buchreihe
„edition SÜDKURIER“ ist in allen Servicecentern des SÜDKURIER erhältlich. Es kostet 9,90 Euro; Abonnenten bezahlen 7,90 Euro. Im Internet: www.shop.suedkurier.de und telefonisch unter 0800-999-6888 (gebührenfrei; Mo.-Fr. von 8-18 Uhr). Die zusätzliche Versandgebühr beträgt 4,95 Euro (für Abonnenten kostenlos). (SK)
MODE
Schuhe besser nachmittags kaufen
Schuhe sollten Verbraucher grundsätzlich immer erst am Nachmittag
kaufen. „Am Morgen beziehungsweise Vormittag ist der Fuß häufig
noch schmal, schwillt aber im Laufe des Tages etwas an“, erläutert
Claudia Schulz vom Bundesverband der Schuh- und Lederwarenindustrie in Offenbach. Wer nachmittags kaufe, gehe auf Nummer sicher, dass
der Schuh oder Stiefel auch am Nachmittag oder Abend noch passt,
betont Schulz. Das gelte vor allem bei Abendschuhen. (dpa)
ERBEN UND VERERBEN
Lebenslanges Wohnrecht ist steuerpflichtig
Der Bundesfinanzhof (BFH) hat in einem Urteil vor einer tückischen
Falle beim Vererben eines Eigenheims an die Familie gewarnt. Hinterbliebene Ehepartner müssten ein lebenslanges kostenloses Wohnrecht
versteuern, wenn der Verstorbene das Haus den Kindern vererbt hat (Az.
II R 45/12). Von der Erbschaftssteuer ist nur befreit, wer ein Familienhaus erbt und selbst darin wohnt. Der Steuer kann man nur entgehen,
wenn der Erblasser das Haus an den Partner vererbt und verfügt, dass
das Haus nach dessen Tod an die Kinder übergehen soll. (AFP)
NATURSCHUTZ
Zugvögel auf dem Balkan in tödlicher Gefahr
Der Vogelzug Richtung Süden hat begonnen, doch viele Zugvögel kommen nach Angaben der Naturschutzstiftung Euronatur nie an ihrem Ziel
an. „Für weit mehr als zwei Millionen Zugvögel wird die östliche Adria
jedes Jahr zur Todesfalle“, so Geschäftsführer Gabriel Schwaderer. In
den Feuchtgebieten an der Küste und im Hinterland auf dem Balkan
schössen Jäger auf alles, was ihnen vor die Flinte komme. Mit der Umsetzung der inzwischen strengeren Gesetze sehe es düster aus. (epd)
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DER BIBELSPRUCH
„Herr, wie zahlreich sind meine Bedränger; so viele
stehen gegen mich auf. Du aber, Herr, bist ein Schild für mich,
du bist meine Ehre und richtest mich auf.“
Psalm 3, 2 u. 4
Frauenarbeit
& Brot ohne Mehl
➤ Wie der Erste Weltkrieg den Südwesten erreichte
➤ Mangel an Lebensmitteln verdüsterte den Alltag
➤ Freiwillige Helferinnen pflegten Kranke und Verwundete
VON ALEXANDER MICHEL
briken, Menschen tauschten Familienschmuck gegen Papiernoten, GeAls die Soldaten im August 1914 an die meinden hängten Kirchenglocken ab,
Front abrückten, nahmen die Deut- damit Kanonen gegossen werden
schen allgemein an, es werde nur zu konnten. Zum „Kriegsschauplatz“,
einem „reinigenden Gewitter“ kom- von dem man damals sprach, wenn
men. Mit einem vier Jahre währenden man die Front meinte, wurde jetzt
Weltkrieg rechnete niemand. So gab auch die Heimat – die Region zwies keine Pläne, wie Fabriken
schen Schwarzwald und Bound Landwirtschaft auf eidensee inbegriffen. Sie war
nen industrialisierten Krieg,
zwar überwiegend landwirtder alle Ressourcen ausschaftlich geprägt, dennoch
schöpfte, umgestellt werden
arbeiteten hier bald Tausensollten.
de Menschen direkt für die
Sehr schnell wurde indes
Front: Sie montierten Graklar, dass dieser Krieg einen
natzünder und Gewehre,
langen Atem brauchen würfüllten Pulver ab, bauten
de, dass es keine Trennung
Zeppeline und Großflugzeugab zwischen Front und Hei- SÜDKURIER
ge, Motoren und Maschinen.
mat. Hier entstand – und das war neu
Die allgemeine Mobilmachung für
in der Geschichte – eine Kriegsgesell- diesen Krieg griff massiv in die Alltagsschaft. Die Menschen hatten nicht nur welt der Menschen ein. Denn das Kaimit dem Versorgungsmangel und der serreich war bei seiner NahrungsmitKnappheit an Lebensmitteln zu telversorgung auf Importe aus Russkämpfen, sondern sie wurden indirekt land und den USA angewiesen. Diese
zu Akteuren des Krieges: Frauen er- blieben nun aus und konnten trotz alsetzten Männer auf Äckern und in Fa- ler Anstrengungen, „Organisations-
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1914 -1918
So war
das bei
uuns
ns
kunst“ und Kriegs-Kochrezepte nicht
ersetzt werden. Schon 1915 war klar,
dass Brotgetreide knapp würde. Im
berüchtigten
„Steckrübenwinter“
1916/17 lernte die relative Wohlstandsgesellschaft des Kaiserreichs
wieder den Hunger kennen. Das hatte
es seit den 1840er-Jahren nicht mehr
gegeben. Der Mangel wohnte bald in
den meisten Häusern als Untermieter,
in manchen Broten steckten mehr Sägespäne als Mehl, im Winter fehlten
die Kohlen.
Dazu kam die schleichende Enteignung der Menschen durch die rotierende Notenpresse, die die Inflation anheizte. Ersparnisse, die das Alter
sichern sollten, waren schon vor der
Hyperinflation von 1923 dezimiert.
Während die Führung um Oberbefehlshaber Paul von Hindenburg
Durchhalteparolen ausgab, senkte
sich der Schleier der Sorge über
Deutschland. Die Belastung durch
den Verlust von Ehemännern, Söhnen
und Brüdern fügte zur materiellen
auch die seelische Verwüstung. Der
Begriff von der „Heimatfront“, der übrigens erst sehr spät (ab Mitte 1917)
vereinzelt gebraucht wurde, blendet
aus, was er tatsächlich mit sich brachte: Not, Tod, Trauer und Verarmung
vieler Menschen.
Gewinnzahlen
Lotto am Mittwoch: 3, 24, 30, 36, 41, 46 Superzahl: 6
Spiel 77: 6 0 0 4 3 5 3
Super 6: 8 4 0 8 9 7
Keno-Ziehung: Ziehung vom 13.08.2014: 1, 4, 9, 10, 12, 15, 21, 25, 31, 35, 39,
40, 52, 53, 56, 59, 60, 64, 65, 69 Plus 5: 43484(Alle Angaben ohne Gewähr)
Menschen und medien
W E T T E N , DA S S . . ?
ARD
Heiratet ihren
Verlobtenpräsentiert
im Oktober
Kunstwerke aus Pixeln
im Videotext
Die Fernsehmoderatorin Michelle
Hunziker, 37,
heiratet am 10.
Oktober ihren
Verlobten Tomaso Trussardi. Die
Trauung findet am ersten Geburtstag der gemeinsamen Tochter Sole
statt, Die gebürtige Schweizerin
und frühere Co-Moderatorin der
ZDF-Show „Wetten, dass..?“ ist seit
einigen Monaten mit dem Modehaus-Erben Trussardi verlobt. Mit
ihrem Ex-Mann, dem italienischen
Sänger Eros Ramazzotti, hat Hunziker bereits eine Tochter im Teenager-Alter. (dpa)
Die ARD zeigt bis Mitte September
in ihrem Videotext Kunstwerke aus
Pixeln. Dem „Minimalismus als
Herausforderung“ hätten sich
dieses Jahr 18 Künstler gestellt,
hieß es. De– Teilnehmern stehen
24 Zeilen mit 39 Zeichen zur Verfügung, um auf dem schwarzen
Hintergrund bunte Kontraste und
Bewegungen zu erzeugen. Am
heutigen Donnerstag geht es los –
ab Teletext-Seite 850. An dem
Festival (ITAF) sind auch Arte, der
ORF und das Schweizer Fernsehen
beteiligt. 2013 besuchten mehr als
900 000 Zuschauer die Ausstellung
allein im ARD-Text. (dpa)
1914 – 1918
So war
das bei uns
14
Bomben vielen nicht
nur beim Feind,
sondern vereinzelt
auch in der Heimat.
Das zeigt dieses Bild
eines Mannes, der
neben einem Haus in
der Schwenninger
Bürkstraße in einem
Bombenkrater steht.
Wie die Zeitung „Freie
Stimme“ aus Radolfzell meldete, griffen
Engländer schon im
Herbst 1914 Friedrichshafen an, um
die Luftschiffhallen zu
treffen. In Stockach
fielen Bomben auf die
Fahr-Gießerei.
Leben und Wissen 15
SÜDKURIER NR. 186 | MP
DONNERSTAG, 14. AUGUST 2014
S ÜO DN KN UE R ISETRA GN,R 1. 41.8 A6 U|GMU PS T 2 0 1 4
D
Leben und Wissen 15
Frauen rückten nach kurzer Anlernzeit als Hilfsschwestern in
die Reservelazarette ein, denn Woche für Woche kamen
hunderte teilweise schwer verletzte Soldaten von der Front in
die Heimat. Auf diesem Bild, das Waltraud Jestadt aus
Friedrichshafen an die Redaktion sandte, ist ihre Großmutter
Margarethe Rothenhäusler (vorn links) als Hilfskrankenschwester in einem Heilbronner Lazarett zu sehen.
Links: Freiwilligen sozialen Hilfsdienst
verrichteten auch viele Frauen aus Singen.
Hier stehen sie um einen Wagen, auf dem
Verpflegung für Soldaten zum Bahnhof
gefahren wurde. Das Foto schickte Benedict
Sauer aus Singen an die Redaktion. Unter
den Frauen ist seine Urgroßmutter Elsa
Waibel. In fast jeder deutschen Stadt gab
es damals einen sogenannten Frauenverein,
der schon in Friedenszeiten einen freiwilligen Sozialdienst organisierte. Im Krieg
wurde dessen Tätigkeit mit der des Roten
Kreuzes abgestimmt, in dessen Trägerschaft
viele Lazarette betrieben wurden. Sie wurden auch in Schulen und anderen öffentlichen Gebäuden eingerichtet.
Links: Um den Krieg zu
bezahlen, sollten die Steuern
kaum erhöht werden. Der
Staat verkaufte an die Bürger
Kriegsanleihen und warb
dafür auf Plakaten, Postkarten
und Anzeigen. Die Anleihen
waren mit fünf Prozent verzinste Wertpapiere. Neun
Anleihen wurden bis 1918
aufgelegt und erbrachten
98,2 Milliarden Mark. Der
Gewinn sollte von den besiegten Gegnern eingetrieben
und ausgeschüttet werden,
so die Idee. Daraus wurde
nichts. Zusätzlich warf der
Staat die Notenpresse an.
Das machte Papiergeld immer
wertloser. Die Gemeinden
reagierten, indem sie eigenes
Geld herausgaben. Auf dem
kleinen Bild sind es fünf Mark
aus St. Georgen. BILD:
STADTARCHIV ST. GEORGEN
Unten: Durch die britische Seeblockade vom Welthandel abgeschnitten, fehlten der deutschen Industrie Metalle. In vielen Städten –
wie hier in Furtwangen – wurden die Kirchenglocken abgehängt und eingeschmolzen, um das Metall in der Rüstungsproduktion zu verwenden.
Oben: Schon im Frühjahr 1915
wurden in Deutschland die
Lebensmittel knapp, allen
voran das Brot, weil Getreide
fehlte. Der Staat übernahm die
Kontrolle, führte zuerst
Höchstpreise und dann Brotmarken ein. Auch Milch,
Kartoffeln und Fleisch gab es
bald nur gegen Marken.
Zugleich nahm die Qualität der
Lebensmittel ab. „Ersatzstoffe“
– etwa Bucheckern als KaffeeErsatz – sollten den
Mangel lindern – mit
begrenztem Erfolg. Im
Winter 1916/17 sollte
die Steckrübe den
Nahrungsengpass
lösen. Kochbücher
berieten die Hausfrauen mit Rezepten.
So kam der Krieg zu den Menschen in der Region
Das Kaiserreich war seit
Kriegsbeginn von den Weltmärkten abgeschnitten. Jörn
Leonhard erklärt die Krise, die
sich zur Notlage zuspitzte.
1
Wie sah die Versorgung in der Heimat
aus? Ab 1916/17 wurde die Versorgung in Deutschland und Österreich-Ungarn spürbar schlechter.
Zwischen 1914 und 1918 starben
650 000 bis 700 000 Zivilisten in
Deutschland aufgrund der verschlechterten Lebensmittelversorgung, hinter der vor allem die britische Seeblockade der deutschen
Häfen stand. Hinzu kam, dass zu
Hause Lebensmittel knapp wurden,
weil die Versorgung der Front sicherzustellen war. Was die Angehörigen
der Soldaten als Päckchen an die
Front schickten, wurde im Verlauf des
Kriegs immer wichtiger. Aber zum Teil
ging es dann in den großen Städten
vielen Zivilisten schlechter als den
Soldaten im Feld.
2
Wie organisierten die Menschen im
Südwesten das Überleben in der
Mangel-Wirtschaft? Ganz wichtig wur-
den für die Menschen in den größeren Städten die Hamsterfahrten aufs
Land. Dort wurde der Teppich oder
das Silberbesteck gegen Lebensmittel
getauscht. Das sollte sich im Zweiten
Weltkrieg zwar intensivieren, aber
man findet viele dieser Überlebensstrategien schon im Ersten Weltkrieg.
Dagegen kam den meisten Bauern
und auch vielen Menschen in den
Kleinstädten und Dörfern ihre eigene
Landwirtschaft oder der eigene Garten zugute.
3
Wie konnte man in Deutschland den
Krieg so lange durchhalten, obwohl
Oben: In der Rüstungsindustrie
wurden während des Krieges die jüngeren
Arbeiter knapp, da viele zum Militär eingezogen wurden. Auch bei der Motorenbau
GmbH in Friedrichshafen (später Maybach)
machte sich der Mangel bemerkbar, und
Frauen mussten als Hilfskräfte die Lücken
schließen. Auf dem Bild stehen sie in einer
„Anlernwerkstatt“. Ein Techniker erklärt an
einer Tafel, was zu tun ist. 1917 zählte die
Belegschaft der Firma 500 Frauen, was ein
Viertel aller Beschäftigten ausmachte. Nach
dem Krieg wurden die Frauen von den
heimkehrenden Soldaten verdrängt. Ihre
Rolle in der Industrie wurde erneut auf die
von Bürokräften reduziert. BI L D : A RC H I V M T U
die britische Seeblockade den Import
vieler Waren und Stoffe unterband?
Zum einen begann bald nach dem
Kriegsausbruch eine umfassende
Mobilisierung der gesamten Gesellschaft, um den riesigen Bedarf an
allen Gütern wie Munition, Kriegsmaterial und haltbaren Lebensmitteln
zu sichern. Das geschah einerseits
durch eine zentralisierte Organisation
und Bewirtschaftung – etwa durch die
von Walther Rathenau ins Leben
gerufenen „Kriegsrohstoff-Gesellschaft“ als eine von zahllosen neuen
Behörden. Zum anderen wurden
zahllose „Ersatzstoffe“ entwickelt, von
denen es dann 1918 Tausende gab, für
Lebensmittel wie Wurst, Käse, Marmelade und Kaffee, über Gummiersatzstoffe und Kleidung aus Papier
bis zum künstlich hergestellten Ammoniak als Ersatz für den Salpeter,
der für die Munitionsherstellung nötig
war. In vielen Großstädten waren seit
1916 immer mehr Menschen darauf
angewiesen, auf dem Schwarzmarkt
zu kaufen, um ihre Familien zu ernähren. So begann eine schleichende
Kriminalisierung des Alltags.
4
Mussten Kriegsgefangene auf den
Bauernhöfen aushelfen, um die
fehlenden Männer zu ersetzen? Es gab
ein System der Verteilung von Kriegsgefangenen auf Bauernhöfe, aber
primär kamen sie in Rüstungsbetrieben zum Einsatz. Vor allem Arbeiter,
die man aus dem besetzten Belgien
zwangsrekrutierte, kamen zunächst in
die Rüstungsindustrie und erst in
zweiter Linie aufs Land. Auch russische Gefangene wurden als Erntehelfer eingesetzt. Sie wurden aber deutlich besser behandelt als im Zweiten
Weltkrieg, wo man sie bewusst verhungern ließ. (mic)
Bilder aus der Region
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1890 und 1914 entstanden. Mehr Bilder
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erster-weltkrieg
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Titelbild: SÜDKURIER-Leser Klaus Oqueka, Villingen
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