Lebensmittelversorgung: Ernährungsqualität ist Lebensqualität

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G 49121 Einzelheftpreis 4 E
Ernährungsforschung
„Gesunde Pflanzen – Gesunde Menschen?“
Pro & Contra
„Grüne“ Gentechnik
Nutzen versus Risiken
Forschungsschiff auf Jungfernfahrt
Porträt
Stadt, Land, Fluss
Das Leibniz-Institut
für ökologische Raumentwicklung
Lebensmittelversorgung:
Ernährungsqualität ist Lebensqualität
1 2006
Journal der Leibniz-Gemeinschaft
EDITORIAL
„Unser tägliches
Brot gib uns heute“
D
ass diese Bitte aus dem Vater­
unser keine unmittelbare Relevanz für unser tägliches
Leben zu haben scheint, liegt sicher
nicht allein an fortschreitenden Säkularisierungstendenzen in der westlichen Welt. Dass wir nicht mehr glauben, unsere Lebensmittelversorgung nur mit göttlichem Beistand sichern zu
können, ist in erster Linie ein Verdienst der Wissenschaft.
Der Schwerpunkt dieses Leibniz-Journals blickt auf die große
Bandbreite Lebensmittel-bezogener Forschung, wie sie in
mehr als einem Dutzend Leibniz-Instituten praktiziert wird.
Die Qualität von Lebensmitteln ist nicht erst seit dem Gammelfleisch-Skandal des vergangenen Jahres im doppelten
Sinn „in aller Munde“. An der Verbesserung der Qualität
arbeiten Leibniz-Wissenschaftler ebenso wie daran, auch in
Regionen, wo das tägliche Brot noch keine Selbstverständlichkeit ist, für ausreichende Nahrungsmittel zu sorgen. So
forscht die Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und
Zellkulturen daran, die Abwehrkräfte einer der wichtigsten Nahrungsmittelpflanzen Afrikas, der Cassava (besser als
Maniok bekannt), gegen Krankheitserreger zu stärken. Der
Kampf gegen den Hunger in der Welt ist für den Direktor
des Leibniz-Instituts für Pflanzenbiochemie, Dierk Scheel,
ein Grund dafür, klar Position für den Einsatz von Gentechnik in der Pflanzenforschung zu beziehen. Dem widerspricht
Martha Mertens in unserem Pro & Contra unter anderem
mit dem Hinweis auf unvorhersehbare Risiken gentechnisch
veränderter Pflanzen.
Auch Überfluss hat seine Tücken, denn zu viel und falsche
Ernährung kann ebenso krank machen wie Mangelernährung: Übergewicht, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankun­
gen sind die Volksseuchen der Überflussgesellschaft und
fordern deutlich mehr Opfer als die großen Angstmacher
AIDS, Vogelgrippe oder BSE. Auch hier bietet sich ein riesiges Forschungsfeld in Prävention und Therapie. Dieses
Journal will aber auch über den Tellerrand der Ernährungsforschung hinausblicken. Dabei zeigt sich, wie gegensätzlich
die Forschungsorte der Leibniz-Wissenschaftler sind. Während sich das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung in Dresden um die Verbesserung der Lebensqualität
im Großstadtdschungel bemüht, erkundet das Leibniz-Institut für Ostseeforschung in Warnemünde mit seinem neuen Forschungsschiff „Maria S. Merian“ die Weiten und Tiefen der Ostsee.
An welchem Ort auch immer das Leibniz-Journal gelesen
wird, die Redaktion wünscht anregende und – bei diesem
Schwerpunkt besonders wichtig – ebenso gehaltvolle wie
leicht verdauliche Lektüre.
Christoph Herbort-von Loeper
I N H A LT I A p r i l 2 0 0 6
Leibniz
1 2006
NACHRICHTEN
3Keine Haifische in der Tiefsee
Angolas Nationalsymbol wiederentdeckt
Kohlendioxid-Emissionen gesunken
Größte Kondensatorbank der Welt
SCHWERPUNKT
6Produktsicherheit
Qualität hat immer Vorrang
Ob frisches Obst, richtig gelagertes Gemüse oder
nährstoffreiches Fleisch: Leibniz-Wissenschaftler forschen
für die hohen Ansprüche der Verbraucher
8Ernährungsfürsorge
Ernährung und Gesundheit
Mangelnde Eigenverantwortung verursacht
echte Volkskrankheiten
10Forschung
Ob Weizenmehl, Tofu, Reis …
Ein Großteil der menschlichen Ernährung basiert
auf pflanzlichen Samen
DIALOG
12 W
issenschaft trifft Politik
Landesparlamentarischer Abend in Hannover
PRO & CONTRA
14 Nutzen der „Grünen“ Gentechnik
15Risiken der „Grünen“ Gentechnik
SPEKTRUM
16Meeresforschung
Jungfernfahrt ins Ostsee-Eis
Nach 15 Jahren erstmals wieder ein Forschungsschiff
für die deutsche Meeresforschung in Dienst gestellt
PORTRÄT
18Ökologische Raumentwicklung
Stadt, Land, Fluss
Das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR)
erforscht, wie unser Lebensumfeld ökologisch und
lebenswert gestaltet werden kann
20 Gespräch
mit Bernhard Müller, Direktor des IÖR:
Szenarien für die Zukunft entwerfen
PERSONEN
21 M
ichael Klein erster Leibniz-Generalsekretär
Senckenberg unter neuer Leitung
Wissenschaftliche Kommission des Wissenschaftsrats
NACHRICHTEN
Keine Haifische
in der Tiefsee
Das Ergebnis einer aktuellen Studie
überrascht auch Experten: In 70 Prozent
der Weltmeere kommen Haifische nicht
vor. Die internationale Studie, an der das
Leibniz-Institut für Meeresforschung (IFMGEOMAR) maßgeblich beteiligt war, konnte nachweisen, dass die großen Raubfische
in Tiefen ab 3.000 Meter nicht vorkommen. Rainer Froese, Fischereibiologe am
IFM-GEO­MAR und Mitautor der Untersuchung, hat eine plausible Erklärung: „Haifische bevölkern die Ozeane seit über 100
Millionen Jahren und hatten damit ausreichend Zeit, sich an die extremen Bedingungen in der Tiefsee anzupassen. Der
Grund, warum sie das nicht tun, hängt
vermutlich mit Nahrungsmangel zusammen.“ Haifische nutzen eine ölreiche Leber
als „Schwimmer“, um im Wasser schweben zu können. Dafür brauchen sie eine
entsprechend energiereiche Nahrung, die
sie in der Tiefe nicht finden.
KIEL.
Germanisches
Nationalmuseum
Das größte Museum deutscher
Kunst und Kultur wird künftig von der neu
gegründeten „Stiftung zur Förderung des
Germanischen Nationalmuseums“ gefördert. Generaldirektor Ulrich Großmann ist
hocherfreut: „Das Germanische Nationalmuseum (GNM) ist seit seiner Gründung
von bürgerlichem Engagement getragen,
seine Sammlungen sind Eigentum aller Bürger dieses Landes.“ Mit Hilfe der HypoVer­
einsbank soll innerhalb des ersten Jahres
ein Stiftungsvermögen von rund vier Millionen Euro zusammengetragen werden.
In einem Informationsgespräch anlässlich
der Stiftungsgründung erläuterten Experten
des Bankhauses, wie Mäzene das Museum
durch eigene, steuerlich begünstigte Zustiftungen finanziell unterstützen können. Ab
10.000 Euro ist eine Beteiligung möglich.
Die HypoVereinsbank spendete zum Auftakt 50.000 Euro. Die Satzung sieht vor,
dass die Gelder in Teile der Ausstellung und
NÜRNBERG.
in die Forschungsarbeit des Museums fließen können. Erhardt Göstl, Geschäftsbereichsleiter Firmenkunden Bayern Nord bei
der HypoVereinsbank, glaubt an den Erfolg
des Projekts: „Viele Kunden möchten sich
für die Gesellschaft einsetzen und fragen
uns danach.“ Mit dem Germanischen Nationalmuseum könne man den Kunden ein
räumlich und emotional sehr nahes Angebot machen: „Der Stifter kann sich täglich
ansehen, was seine Spende bewirkt.“ (im
Bild GNM-Stiftungsobjekt „Schlüsselfelder
Schiff“, um 1502)
Angolas Nationalsymbol
wiederentdeckt
Jahrzehntelang galt das Tier mit
den imposanten Hörnern, das ausschließlich in Angola vorkommt, als verschollen
oder ausgestorben. Wissenschaftler des
Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) haben jetzt anhand von Erbgutvergleichen bestätigen können, dass die
Riesen-Rappenantilope nicht ausgestorben
ist – trotz des 30 Jahre andauernden Bürgerkriegs in dem westafrikanischen Land.
Portugiesische und britische Wissenschaftler hatten Kotproben zur Analyse an das
Berliner Institut geschickt. „Unser Befund
hat eine große Bedeutung für die regionalen Artenschutzbemühungen“, erklärt
Christian Pitra vom IZW, „denn die Riesen-Rappenantilope ist nicht nur das Nationalsymbol Angolas, sondern auch eine
so genannte flagship species“. So nennt
man Tierspezies, deren Schutz sich besonders lohnt, da in ihrem Gefolge auch andere Arten oder ganze Ökosysteme von den
Schutzmaßnahmen profitieren. Das Überleben der Riesen-Rappenantilope ist nicht
nur wegen des Bürgerkrieges gefährdet.
Ihre bis zu 1,65 Meter langen Hörner machen die Tiere als Trophäe für Jäger zur begehrten Beute. Diese aber meiden das gefährliche Bürgerkriegsland. Als Folge bieten
Wildpark-Betreiber in Südafrika bereits bis
zu einer Million US-Dollar für ein lebendes
Exemplar. Sie hoffen, durch Einkreuzen der
angolanischen Variante in ihre eigenen Rappenantilopen-Bestände Nachwuchs züchten zu können, der ebenfalls lange Hörner trägt und sich dann gewinnbringend als
BERLIN.
Leibniz 1 2006
NACHRICHTEN
und Halbleitern sowie für ingenieurtechnische Anwendungen wie zum Beispiel die
Materialumformung.
Chromosom 8 entschlüsselt
Wissenschaftler des Nationalen Genomforschungsnetzes (NGFN) haben den
Aufbau des menschlichen Chromosoms mit
der numerischen Bezeichnung 8 aufgeklärt.
Diese Sequenz von Erbinformationen umfasst 142 Millionen Basen. Schon 2005 waren NGFN-Forscher vom Leibniz-Institut für
Altersforschung (FLI) an der Sequenzierung
des menschlichen X-Chromosoms beteiligt.
Mit insgesamt 793 proteinkodierten Genen
gehört das Chromosom 8 zu den Gen-armen Chromosomen. Auffallend an ihm ist
ein circa 15 Millionen Basen umfassender
Abschnitt an einem seiner Enden. Dieser
Bereich variiert von Mensch zu Mensch sehr
stark und unterscheidet sich auch deutlich
von der Entsprechung beim Schimpansen,
obwohl im Durchschnitt 98,7 Prozent der
Erbinformation beider Spezies identisch
sind. Matthias Platzer, Wissenschaftler am
FLI und Leiter der Studie, erklärt: „Dieser
Abschnitt des Chromosoms 8 hat sich in der
Vergangenheit schneller und stärker verändert als andere chromosomale Abschnitte.
Nur das männliche Geschlechtschromosom
weist noch mehr Variabilität auf.“ Innerhalb
des variablen Abschnitts auf Chromosom 8
liegen unter anderem Gene, die zur angeborenen Immunität des Menschen beitragen. Dazu gehören die so genannten Defensine, körpereigene Antibiotika, die den
Organismus vor einer Infektion mit Bakterien, Pilzen oder Viren schützen. Der Kommentar des Experten Platzer leuchtet ein:
„Besonders Gene wie die Defensine müssen permanent neuen Umweltbedingungen
angepasst werden. Nur so können sie einen
effektiven Schutz zum Beispiel gegen bisher unbekannte Bakterienarten liefern. Liegen diese Gene in Regionen, die sich schnell
verändern, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass neue, besser schützende Varianten entstehen.“ Die flexible Chromosomenregion könne aber auch für die menschliche
Evolution von Bedeutung sein, etwa bei der
Entwicklung des Nervensystems.
JENA.
Trophäe verkaufen lässt. Die Wildtierforscher warnen vor einer solchen Kreuzung,
deren Folgen für die Populationen nicht abzuschätzen seien.
Größte Kondensatorbank
der Welt
Der sächsische Ministerpräsident
Georg Milbradt ließ es sich nicht nehmen,
das Herzstück des neuen Hochfeld-Mag­
netlabors im Forschungszentrum Rossendorf (FZR) persönlich einzuweihen. Die
rund zehn Millionen Euro teure Kondensatorbank kann eine Energie von 50 Megajoule speichern. Im neuen Magnetlabor wird die Apparatur speziell entwickelte
Magnetspulen mit sehr hohen und sehr
kurzen Energiepulsen antreiben. Um ein
Magnetfeld von 100 Tesla − das entspricht
dem 3,5-Millionenfachen des Erdmagnetfeldes − zu erreichen, wird eine elektromagnetische Energie von 50 Megajoule
DRESDEN.
Kohlendioxid-Emissionen
gesunken
Im Vergleich zum Vorjahr sind
2005 die Emissionen von Kohlendioxid
(CO2) in Deutschland deutlich gesunken. Das berichtet das Deutsche Institut
für Wirtschaftsforschung (DIW) in seinem
jüngsten Wochenbericht. Seit Mitte der
neunziger Jahre habe es einen so hohen
Rückgang nicht gegeben. Zurückzuführen
sei dies in erster Linie auf einen geringeren Primärenergieverbrauch als Folge der
hohen Energiepreise. Noch nicht beurteilen lasse sich, so die Wirtschaftsexperten,
inwieweit auch der Anfang 2005 gestartete europaweite Emissionshandel dazu
beigetragen hat. Temperaturbereinigt hat
sich der gesamte CO2-Ausstoß gegenüber
1990 um 17 Prozent verringert. Damit ist
Deutschland eines der wenigen Industrie­
länder, in denen die Kohlendioxid-Emissionen in der letzten Dekade kontinuierlich reduziert werden konnten. Das frühere
nationale Reduktionsziel von 25 Prozent
wurde dennoch weit verfehlt.
BERLIN.
Leibniz 1 2006
und ein Spitzenstrom von mehreren hundert Kiloampere benötigt. Die modernste
und effizienteste Methode, diese Energie
zu speichern und pulsartig in die Magnetfeldspule zu übertragen, ist die Verwendung einer Pulsentladungs-Kondensatorbank. Das Hochfeld-Magnetlabor Dresden
wird ab 2007 mit einzigartigen experimentellen Möglichkeiten für Kooperationspartner und Wissenschaftler aus ganz Europa
offen stehen. Hohe gepulste Magnetfelder
spielen eine wichtige Rolle bei der Erforschung von Hochtemperatursupraleitern,
bei der Charakterisierung von Metallen
Baumbewohner
neu identifiziert
Gleich drei neue Tierarten hat
ein internationales Wissenschaftlerteam auf
Madagaskar entdeckt. Die bislang nicht klassifizierten Lemuren gehören zu den Wieselmakis und sind endemisch, das heißt, dass
sie außerhalb der vor Ostafrika liegenden
Insel nicht vorkommen. Identifiziert werden
konnten die neuen Arten durch eine Kombination aufwändiger Feldarbeit und Laboranalysen der Chromosomen von fast 100 und
von mitochondrialer Erbsubstanz von etwa
70 Individuen. Alle beteiligten Forscher, da­
runter Christian Roos und Dietmar Zinner
vom Deutschen Primatenzentrum (DPZ), sowie Forscherinnen und Forscher aus Frankreich, Madagaskar, der Schweiz und den Ver­
einigten Staaten, brachten dazu ihre Proben,
Daten und ihr Spezialwissen zusammen. Da
Wieselmakis nachtaktiv sind, spielen bei ihnen optische Signale eine untergeordnete
Rolle. Ihr Fell ist daher meist unauffällig gefärbt und auch innerhalb einer Art nicht einheitlich. Die wenig charakteristischen Fellfärbungen der Makis sind auch der Grund
dafür, dass die neuen Arten bislang einfach
anderen, schon bekannten Arten zugeordnet
worden waren. Erst die genetischen Analysen zeigten, dass es sich bei zwei bisher bekannten Arten eigentlich um fünf getrennte
Arten handelt. Die aktuellen ForschungserGÖTTINGEN.
gebnisse sind für die Planung und Durchführung geeigneter Maßnahmen zum Schutz
der bedrohten Lemuren wichtig.
Fossile Fundstücke im All
Überreste des frühzeitlichen
Universums lassen sich auch in unserer
Milchstraße finden. Es sind Sterne, die vor
langer Zeit und eventuell sogar in einer anderen Galaxie entstanden sind. Sie aufzuspüren und zu untersuchen, verspricht
mögliche Beweise für die Theorie, dass Galaxien durch „Kannibalismus“ entstehen,
indem sie Teile anderer Sternensysteme aufnehmen. Für solche Untersuchungen sind
große Stichproben von Sternen notwendig. Die wurden jetzt im Rahmen des „Radial Velocity Experiments“ (RAVE) in einem
Datensatz erstmalig veröffentlicht. RAVE ist
eine mehrjährige und ambitionierte multinationale Studie zur Messung von Radialgeschwindigkeiten, Temperaturen, Alter
und Oberflächenschwerkräften von bis zu
einer Million Sternen in unserer Milchstraße. Auf deutscher Seite sind Wissenschaftler des Astrophysikalischen Instituts Potsdam (AIP) beteiligt. Matthias Steinmetz,
Direktor des AIP, betont die Bedeutung des
Unternehmens: „RAVE wird noch einige
Jahre laufen und die gesamte RAVE-Studie wird eine riesige Ressource für Sternenbewegungen und chemische Häufigkeiten
sein, die uns einige fundamentale Fragen
zur Entstehung und Evolution unserer Galaxie beantworten wird.“ Der besondere
„Blick“ ins All erfolgt über den hoch leistungsfähigen „6dF“-Multi-Objekt-Spektro­
graphen am 1,2m-UK Schmidt-Teleskop
des Anglo-Australischen Observatoriums
(AAO) in Siding Spring, Australien. Dieses
Teleskop kann spektroskopische Informationen von bis zu 150 Sternen gleichzeiPOTSDAM.
tig aufnehmen. Die jetzt publizierten Daten
enthalten Sichtlinien-Bewegungen für mehr
als 25.000 Sterne sowie Daten über ihre
Helligkeit, Farbe und Bewegung über den
Himmel (im Bild zwei Spiralgalaxien, aufgenommen mit dem Hubble-Teleskop).
Einfluss der Eliten
„Wettkampf auf hohem Niveau“
– unter diesem Titel diskutierten Wissenschaftler und Medienvertreter kürzlich im
Bonner Kunstmuseum, wie Eliten gesellschaftlichen Einfluss gewinnen können. In
der Veranstaltungsreihe „Geisteswissenschaft im Dialog“ hatten Leibniz-Gemeinschaft und Akademienunion eingeladen.
Auf dem Podium saßen Ludwig Eichinger,
Direktor des Instituts für Deutsche Sprache
in Mannheim, Dörte Hinrichs vom Deutschlandfunk sowie Martin Spiewak, Redakteur
der ZEIT (im Bild von links), sowie Herfried
Münkler, Professor für Theorie der Politik an
der Humboldt-Universität Berlin, und der
Publizist Manfred Osten. Sie sprachen über
den in Deutschland umstrittenen Begriff
der Elite und beleuchteten dabei sprachwissenschaftliche, historische und soziologische Aspekte, nicht ohne den Blick über
die Landesgrenzen hinaus zu wagen. Auch
das aktuelle wissenschaftspolitische Thema
der Exzellenzinitiative spielte eine Rolle und
animierte viele der 130 Zuhörer zu Diskus­
sionsbeiträgen. (www.gidialog.de)
BONN.
Leibniz 1 2006
S chwerpunkt
PRODUKTSICHERHEIT
Qualität hat immer Vorrang
Ob frisches Obst, richtig gelagertes Gemüse oder nährstoffreiches Fleisch:
Leibniz-Wissenschaftler forschen für die hohen Ansprüche der Verbraucher | von Uschi Heidel
E
ine frisch geerntete Erdbeere geht
auf Reisen in Richtung Supermarkt –
und der Erzeuger oder der Händler
braucht nur zum Handy zu greifen, um via
Display zu prüfen, wie es um seine süße
Frucht auf den verschiedenen Etappen bestellt ist. Klingt nach Zukunftsmusik? Noch
ist ein solches Online-Prüfgerät nicht zu
kaufen, aber es ist auch keine ferne Utopie.
In Bornim bei Potsdam arbeiten Wissenschaftler an Etiketten-Sensoren. Sie messen
die Temperatur der Ware während der gesamten Transportkette und ermöglichen es
so, Mängel rechtzeitig zu erkennen und zu
beseitigen. Später sollen diese Daten bequem online abrufbar sein. Qualitätssicherung bei leichtverderblichen Produkten ist
ein Schwerpunkt des Leibniz-Instituts für
Agrartechnik (ATB) in Bornim.
Ohne Produktsicherheit ist heute und künftig kein Gewinn am Markt und bei den Verbrauchern zu machen. Diese verlangen Erzeuger, denen sie vertrauen können, und
qualitativ hochwertige Lebensmittel. Skandale wie jüngst um „Gammelfleisch“ und
Umetikettierungen verstärkten die hohen
Ansprüche. Diesen wollen Wissenschaftler
und Wissenschaftlerinnen an verschiedenen
Leibniz 1 2006
Leibniz-Instituten gerecht werden. Dabei
sind die Forschungsprojekte vielfältig: Beispielsweise geht es um die Erzeugung von
besonders nährstoffreichem Weide-Rindfleisch oder um effektives Kulturmanagement für Kohlarten bis hin zur Gewinnung
von Rohstoffen für „Pillen-Food“ oder eben
um Verfahren zur Sicherung der Produktqualität wie im ATB Bornim.
dukte, der durch den Feuchtigkeitsgehalt der
Umgebungsluft und durch Luftströmungen
an der Oberfläche des Produktes bedroht
ist.
Dr. Martin Geyer leitet dort die Abteilung
Technik im Gartenbau und ist verantwortlich für das Forschungsprogramm Qualitätssicherung bei leichtverderblichen Produkten.
Er kennt die Schwachstellen auf den langen
Transportwegen von Obst und Gemüse bis
zur Ladentheke: „Durch hohe Temperaturen
werden Vitamine und bioaktive Substanzen
abgebaut, hohe Luftgeschwindigkeiten und
niedrige Luftfeuchten begünstigen Wasserverluste, die Produkte beginnen zu welken
und werden schrumpelig.“
Beispiel Tomaten: Um Qualitätsverluste aufzuspüren, werden Kunststoffhohlkugeln, die
mit kleinen Öffnungen versehen sind, mit
einem Wasser speichernden Granulat gefüllt und so ausgelegt, dass sie dem Transpirationsverhalten dieser Gemüseart entsprechen. Der Sensor kann in seiner Form und
seinem Material verändert werden und ist
dann auch für andere Produkte einsetzbar,
etwa für Backwaren. Leicht zu handhaben
und preiswert findet der „Frische“-Indikator überall dort Anwendung, wo komplizierte Strömungsverhältnisse herrschen, wie
bei der Gestaltung von Verpackung, bei der
Auslegung der Waren oder zur Analyse von
Luftbewegung in großen Lagerhallen und
Ställen.
Während Lufttemperaturen inzwischen gut
zu regeln sind, fehlten bisher technische Lösungen für die Messung des Wasserverlustes. Nun haben die Forscher am ATB einen „Frische“-Indikator entwickelt. Er prüft
„under cover“ den Wasserhaushalt der Pro-
Auch vom gerade entwickelten elektronischen
Schadbild-Katalog profitiert der Verbraucher.
Mit Hilfe einer Datenbank von rund 2.000
Fotos und vielfältigen Informationen und
Kommentaren kommen amtliche Qualitätskontrolleure nicht der Norm entsprechendem
Rindfleisch von Tieren, die auf der Weide
stehen, schmeckt nicht nur am besten,
sondern ist ernährungsphysiologisch gesehen
besonders wertvoll. Das Fleisch von Weide­
rindern enthält spezielle ungesättigte Fett­
säuren, die krebsvorbeugend wirken.
Obst, Gemüse und schimmelnden Kartoffeln schnell auf die Spur. Das Programm entwarfen die ATB-Wissenschaftler gemeinsam
mit Kollegen der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung sowie erfahrenen Qualitätskontrolleuren.
Hochwertige Ernährung von morgen ist für
Professor Klaus Ender ohne Fleisch nicht
denkbar. „Fleisch ist ein nährstoffreiches
Naturprodukt mit einem niedrigen Fettgehalt von unter fünf Prozent“, sagt der Wissenschaftler vom Forschungsinstitut für die
Biologie landwirtschaftlicher Nutztiere (FBN)
in Dummerstorf bei Rostock.
Zwar haben Fette insgesamt als Dickmacher
keinen guten Ruf, aber sie liefern neben
dem Geschmack wichtige Vitamine und
Energie. „Entscheidend ist die Zusammensetzung der Fettsäuren, die eine wichtige
Rolle beim Stoffwechsel spielen“, erklärt
Ender. Genau darauf konzentriert sich ein
Teil der Forschungen.
Die Dummerstorfer fanden in Versuchen mit
Bullen und Lämmern heraus, dass durch die
Weidefütterung n-3-Fettsäuren, ebenfalls
bekannt als Omega 3-Fettsäuren, im Muskel und im Fettgewebe um das Dreifache
angereichert werden. Da der menschliche
Körper diese den Blutkreislauf regulierenden
lebenswichtigen Stoffe nicht selbst herstellen kann, sind sie ein bedeutender Bestandteil der Nahrung. Dabei kommt es auf das
richtige Verhältnis der beiden Fettsäurefamilien n-6 und n-3 an. Ein ernährungsphysiologisch besonders günstiges Verhältnis stellten Ender und sein Team im Fleisch
von Weiderindern fest. „Es ist also möglich,
Rindfleisch umweltgerecht zu produzieren,
besonders wenn die Tiere auf der Weide
stehen. Auf natürliche Art und Weise wird
dabei der optimale Gehalt von wichtigen Inhaltsstoffen, wie essenziellen Fettsäuren, erreicht“, sagt der Leiter des Forschungsbereichs Muskelbiologie und Wachstum.
Auch die konjugierten Linolsäuren (CLA)
steigen bei Weidetieren signifikant an. CLA
sind spezielle ungesättigte Fettsäuren, die
unter anderem krebsvorbeugende Wirkung
haben. Und noch ein Plus hat Weiderind zu
bieten: Es schmeckt besser als anders gehal-
tenes Rind. Denn durch die Fütterung mit
Gras nehmen auch die maßgebenden Aromastoffe zu.
International kooperiert das FBN dazu mit
Forschungseinrichtungen in der EU und Neuseeland, wo Weidehaltung sehr stark praktiziert wird. Anders als in Deutschland werden statt Bullen Ochsen bevorzugt, die nicht
nur leichter zu handhaben sind, sondern deren Fleisch auch reichhaltiger und schmackhafter ist.
Gemeinsam mit Fleisch-Betrieben in Mecklenburg-Vorpommern erarbeitet das LeibnizInstitut ein Vermarktungskonzept für das mit
n-3-Fettsäuren natürlich angereicherte Rindfleisch. Bald wird es auch als Cornedbeef angeboten werden. „Grundsätzlich müssen die
Verbraucher bereit sein, für das Qualitätsfleisch etwas mehr zu bezahlen als für andere
Ware“, so Ender.
ckung – also über die gesamte Food Supply
Chain – reicht“, berichtet die Wissenschaftlerin. Darin wird das Teltower Rübchen ebenfalls erfasst. Die märkische Wurzel soll auch
als Rohstoff für Nutraceutical untersucht
werden. Nutraceuticals sind beispielsweise
Knoblauchtabletten oder Artischocken-Dragees, die zur Vorbeugung von Krankheiten
eingenommen werden.
Monika Schreiner will die Glucosinolate in
Reinform gewinnen und sie als günstigen
Rohstoff der Pharma- und Ernährungsmittelindustrie anbieten. Gemeinsam mit ihren
Kolleginnen Dr. Iryna Smetanska, mittlerweile Juniorprofessorin an der Technischen Universität Berlin, und Dr. Angelika Krumbein
analysiert sie Substanzen, die die sehr langen
Wurzeln der Kohlsorten abgeben. Darunter
finden sich sekundäre Pflanzenstoffe wie die
Glucosinolate.
Szenen- und Produktwechsel: Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau (IGZ)
in Großbeeren und Erfurt. Dort leitet Dr. Monika Schreiner die Abteilung Qualität. „Wir
versuchen Gemüse zu produzieren, das einen erhöhten Gehalt an sekundären Pflanzenstoffen hat. Diese fördern die Gesundheit des Menschen.“ Es geht um das gezielte
Design von Lebensmitteln mit einem solchen
Zusatznutzen. Ein gängiges Schlagwort dafür ist „functional food“.
Die Wissenschaftlerin beschäftigt sich beispielsweise mit Broccoli, der vermehrt Glucosinolate enthält. Diese Pflanzenstoffe geben
Kohlsorten ihren besonderen Geschmack
und gelten als Cholesterin-Fresser. „Glucosinolate vermindern auch das Risiko von HerzKreislauf-Erkrankungen und unterdrücken
zudem die Entstehung von Krebs“, sagt Monika Schreiner. Das hätten epidemio­logische
Studien ergeben.
Durch spezielle Düngemethoden oder die
Wahl klimatisch geeigneter Anbautermine
und -orte wird im Großbeerener Institut
versucht, die Produktion dieser sekundä­
ren Stoffe in Gemüse zu steigern. „Wir ha­ben eine Art Kultur-Management für Kohlarten aufgebaut, das von Anbau und Ernte
bis hin zu Lagerung, Transport und Verpa-
Forscher am ATB in Potsdam-Bornim haben
einen „Frische“-Indikator entwickelt, mit dem
schnell und kostengünstig der Wasserhaushalt
leichtverderblicher Produkte geprüft
werden kann.
Die Glucosinolate werden aufkonzentriert
und mittels Mikrofilter gereinigt. „Diese Verfahren sind einfacher, schneller und kostengünstiger, als wenn die Pflanzenstoffe aus
den Blättern oder der Knolle extrahiert werden“, erklärt Monika Schreiner. Außerdem
versucht die Forscherin, durch „chemische
Kniffe“ den Syntheseweg in der Pflanze so
zu steuern, dass gezielt mehr Glucosinolate gebildet werden. „Wir nutzen die Pflanze
als lebende Fabrik“, sagt sie. Auf diese chemische Signalsteuerung haben die Großbeerener ein Patent angemeldet.
Leibniz 1 2006
S chwerpunkt
ERNÄHRUNGSFÜRSORGE
Ernährung und Gesundheit
Mangelnde Eigenverantwortung verursacht echte Volkskrankheiten | von Wolfgang Kappler
V
iel, billig, schnell zugänglich und
einfach in der Handhabung. Kaum
ein anderer Wirtschaftszweig bedient menschliche Triebe so perfekt wie die
Nahrungsmittelindustrie. Deren Produkte
stimulieren nicht nur alle Sinne, sondern
sie berücksichtigen daneben auch noch
wesentliche menschliche Eigenschaften,
zum Beispiel seine Bequemlichkeit, und
sie befriedigen ureigene Bedürfnisse nach
Wohlbefinden und Sicherheit.
Ein Überleben ohne Anstrengung hat die
Evolution allerdings nicht vorgesehen. So
verlagert der Mensch vielfach seine Energien in Bereiche, die immer weniger mit
seinen wahren Bedürfnissen zu tun haben,
und lässt im Gegenzug seine Wünsche und
Vorstellungen von verschiedenen Anbietern
und vielfältigen Produkten befriedigen. Weil
die moderne Ernährungskultur in all ihren
Facetten die natürliche Spannung der Überlebenstriebe schwächt, nimmt auch die Eigenverantwortlichkeit ab. Unter anderem
das häufig unbewusste Abtreten dieser Eigenverantwortung hat dazu beigetragen,
dass in den letzten Jahrzehnten bei den
Menschen der Industrienationen das Ernährungsbewusstsein sehr stark getrübt wurLeibniz 1 2006
de. Wo Eigenverantwortung bröckelt, kann
auch keine Kollektivverantwortung entstehen. Anders ausgedrückt: Bequeme Völker
sind krankheitsanfällig. Wenn dann auch
noch die Nahrung so beschaffen ist, dass sie
zwar die Sinne berührt und das Verlangen
nach Mehr schürt, ansonsten aber grundlegende Bedürfnisse menschlicher Zellen
mehr oder minder unberücksichtigt lässt,
dann werden aus der kollektiven Krankheitsanfälligkeit im Nu echte Volkskrankheiten.
Die steigenden Zahlen von Diabetikern,
Übergewichtigen und Herz- und Gefäßkranken sprechen in dieser Hinsicht Bände. Nun kann man natürlich einem kranken Volk nicht vorschreiben, was es essen
darf. Aber: Im Sinne einer allgemeinen
Gesunderhaltungspflicht müssen wenigstens die in einem Volk verbreiteten Krankheiten und der Einfluss der Ernährung im
Hinblick auf Ursache und Entwicklung verstanden werden, um zumindest mit Aufklärungsmaßnahmen gegenzusteuern. Solcherlei Forschung birgt die Chance, mit der
richtigen Nahrung statt mit Arzneien den
Selbstheilungskräften auf die Sprünge zu
helfen. Auch muss die jeweilige Bevölke-
rung mit den eigentlich nutzbaren Nährstoffen vertraut gemacht und diese beworben werden. Und schließlich ist dafür Sorge
zu tragen, dass keiner der von der Lebensmittelindustrie eingesetzten Zusatzstoffe
die menschliche Biologie schädigt. Diesen
drei Kernaufgaben staatlicher Ernährungsfürsorge widmen sich auch Forscher der
Leibniz-Gemeinschaft, um die gesunde Ernährung hierzulande sicherzustellen.
Mehr als fünf Millionen Menschen in
Deutschland leiden an Diabetes. Neben der
Gefahr einer möglichen Netzhaut-, Nierenund Nervenschädigung ist das Risiko, infolge
erhöhten Blutdruckes und Fettstoffwechselstörungen einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, bei diesen Menschen besonders hoch. Gerade die Blutdruck- und
Fettwerte sind ein deutlicher Hinweis darauf,
ob sich ein Mensch gesund ernährt und bewegt. Der richtigen Ernährung kommt also
in der Behandlung der Volkskrankheit Diabetes eine wesentliche Bedeutung zu. Nicht
nur, um zur Normalisierung der Blutzuckerwerte beizutragen, sondern eben auch um
dramatische Spätfolgen zu vermeiden. In
dieser Hinsicht leistet das zur Leibniz-Gemeinschaft gehörende Deutsche Diabetes
Jeder dritte Erwachsene und jeder fünfte
Jugendliche in Deutschland gilt als über­
gewichtig. Die Folge sind Herzinfarkt,
Diabetes, Krebs und Adipositas.
Zentrum (DDZ) an der Universität Düsseldorf Vorbildliches. Von hier aus wurde im
Projekt „Diabetesinformation und Betreuungsservice“ das Informationssystem „Diabetes-Deutschland.de“ zu einem wichtigen
Aufklärungsinstrument für Patienten und
alle an ihrer Behandlung Beteiligten ausgebaut. Erklärtes Ziel ist die Stärkung der Eigenverantwortlichkeit jedes Einzelnen und
die Sensibilisierung für die vielen Möglichkeiten, die Folgen der Erkrankung erträglicher zu machen oder sie im optimalen Fall
ganz zu vermeiden. In das Informationsangebot fließen ohne Zeitverluste auch die Ergebnisse aus dem Projekt „Gesundheit und
Ernährung bei Diabetes mellitus“ mit ein.
Unter der Koordination der Deutschen Dia­betes-Klinik am DDZ arbeiten in diesem
Projekt 20 Zentren zusammen, um die Zusammenhänge zwischen Lebensstil und Diabetes-Komplika­tionen zu erforschen.
Der Umstand, dass es bei Diabetes immer
auch um die Behandlung von Fettstoffwechselstörungen geht, bietet eine gute
Gelegenheit, von Düsseldorf aus den Blick
nach Münster zu lenken. Die dortige Universität beherbergt das Leibniz-Institut für
Arterioskleroseforschung, kurz LIFA. Am
LIFA konzentriert sich die Forschung auf
die so genannten Lipidproteine hoher Dichte (HDL), die Cholesterin zur Leber transportieren. Je weniger Cholesterin im Blut
zirkuliert, umso weniger kann sich an den
Gefäßen ablagern und diese im Sinne einer
Arteriosklerose verstopfen. Je mehr HDL
zur Verfügung steht, umso mehr Cholesterin wird folglich abgebaut, was wiederum
die Gefäße schützt. Diese pauschale Aussage gilt aber nur für den Fall, dass die molekulare Bindung zwischen HDL und Cholesterin funktioniert. Am LIFA wurde erstmals
gezeigt, dass ein Defekt bestimmter Proteine diese Bindung verhindert und dass
dies zu frühzeitiger Arteriosklerose führen
kann. Vor diesem Hintergrund versuchen
die Wissenschaftler am LIFA Konzepte zu
entwickeln, mit denen sich die HDL-Konzentrationen erhöhen lassen, bzw. solche,
die die gefäßschützenden Eigenschaften
des HDL nachahmen. Im Zusammenhang
mit der Arteriosklerose stehen auch die genetischen Ursachen der Krankheit im Mittelpunkt eines zweiten Forschungsschwer-
punktes am Institut. Auf der Grundlage der
Forschungsergebnisse wurde am LIFA der
PROCAM-Schnelltest entwickelt, mit dem
sich Risikopersonen identifizieren lassen, die
innerhalb der nächsten zehn Jahre möglicherweise einen Herzinfarkt erleiden. Zwar
sind die altersbedingten Prozesse, die zur
ursächlichen Gefäßverengung führen, nicht
zu beeinflussen, wohl aber jene, die durch
den individuellen Lebensstil geprägt sind.
Und daran hat die Ernährung wiederum einen großen Anteil.
Wer verstehen will, was den Menschen
nährt bzw. warum manche Ernährungsweisen Krankheit statt Gesundheit bringen, der
muss sich weit hinunter auf die Ebene der
Moleküle begeben. Dies tun die Forscher
am Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) in Potsdam-Rehbrücke und
leisten damit einen wichtigen Beitrag zur
Aufklärung und Vermeidung ernährungsbedingter Risiken und Krankheiten. Dabei
konzentriert sich das Institut besonders auf
die zurzeit wichtigsten Erkrankungen, an
deren Entstehung ernährungsbedingte Faktoren beteiligt sein können: Diabetes, Krebs
und natürlich die Adipositas. Jeder dritte Erwachsene und jeder fünfte Jugendliche in
Deutschland gilt bereits als übergewichtig.
Die Bemühungen der Industrie, ihre Produkte auf chemischem Weg gut ausse­hen,
riechen und schmecken zu lassen und sie
überzuportionieren, spielen dabei sicherlich eine Rolle. Obwohl der Zusammenhang
zwischen Hyperphagie (Überessen) und
Adipositas (krankhaftes Übergewicht) noch
nicht eindeutig geklärt ist, ist das Überessen
unter Adipösen sehr viel weiter verbreitet
als unter Normalgewichtigen. Nach Auffassung der Forscher am DIfE scheinen daher
Störungen in der Regulation der Nahrungsaufnahme eine wichtige Rolle für die Entstehung des krankhaften Übergewichtes zu
spielen. Weil gesundheitsfördernde Lebensmittel aber oft vom Verbraucher wegen ihres bitteren Geschmacks abgelehnt werden,
sehen die DIfE-Forscher zum Beispiel einen
Ansatz darin, gesunde Nahrungsmittel mit
Hilfe von geschmacksmodifizierenden Stoffen attraktiver zu machen. Dies erfordert allerdings genaue Kenntnisse über die Wechselwirkung solcher Substanzen mit den
Geschmacksrezeptoren auf der Zunge, wie
dort die chemosensorischen Informationen
aufgenommen und weitergeleitet und wo
und wie sie letztlich in den Kontrollzentren
der Nahrungsaufnahme im Gehirn verarbeitet werden. Möglicherweise ergeben sich
daraus auch neue Angriffspunkte für eine
pharmakologische Beeinflussung jener Zentren, die das Essverhalten steuern.
Dieses Beispiel zeigt, wie versucht wird, den
„Genusswert“ gesunder Lebensmittel zu steigern. Zum Einsatz kommen dabei insbesondere geruchs- und geschmacksgebende Stoffe. Doch ist es ein langer Weg bis ein solcher
Stoff auch nur eine einzige Geschmacksknospe aktivieren kann. Er führt vom Rohstoff
über die technologischen Verfahren bis hin zu
seiner unbedenklichen Verträglichkeit. Darüber wacht die Deutsche Forschungsanstalt für
Lebensmittelchemie (DFA) an der TU München. Die Forschungsarbeiten der ebenfalls
zur Leibniz-Gemeinschaft gehörenden Einrichtung dienen dem Allgemeinwohl und haben die Erhaltung und Verbesserung der Qualität von Lebensmitteln zum Ziel. Erforscht
wird die chemische Zusammensetzung von
Lebensmitteln. Deren Bewertung erfolgt dabei unter Mitberücksichtigung der einschlägigen mikrobiologischen, ernährungsphysiologischen, toxikologischen, rechtlichen und
sonstigen Fragen, heißt es in der Satzung der
Stiftung DFA. Zu deren Aufgabe gehört auch
die Erarbeitung von Methoden zur Charakterisierung von giftigen Teilstrukturen pflanzlicher
Proteine im Sinne einer grundlegenden Gesundheitsvorsorge. Denn pflanzliche Nahrung
ist nicht immer gleichbedeutend mit gesunder Ernährung. Das Pendant zu pflanzlichen
Nahrungsmitteln sind die tierischen Lebensmittelerzeugnisse. Die gesellschaftliche Wertschätzung von Nahrungsmitteln tierischer
Herkunft wird neben ihrer preiswerten Erzeugung zunehmend vom Nachweis abhängen,
dass diese Produkte ernährungsphysiologisch
hochwertig sind und von gesunden Tieren
stammen, die umwelt- und tiergerecht gehalten werden. Ein solcher Nachweis bedarf
der wissenschaftlichen Grundlagenforschung.
Auch dabei spielt die Leibniz-Gemeinschaft
mit dem Forschungsinstitut für die Biologie
landwirtschaftlicher Nutztiere (FBN) in Dummerstorf eine entscheidende Rolle. Ausführlicher über das FBN wird in diesem Heft an
anderer Stelle berichtet.
Leibniz 1 2006
S chwerpunkt
10
FORSCHUNG
Ob Weizenmehl, Tofu, Reis ...
Ein Großteil der menschlichen Ernährung basiert auf pflanzlichen Samen | von Doris Bünnagel
D
rei Einrichtungen der Leibniz Gemeinschaft beschäftigen sich auf
unterschiedliche Weise mit der
Verbesserung und Sicherung unserer Nahrungsgrundlagen. Am Leibniz-Institut für
Pflanzenbiochemie (IPB) in Halle werden
auf gentechnischem Wege störende Bitterstoffe im Raps reduziert. In der Deutschen
Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen (DSMZ) in Braunschweig züchten
Wissenschaftler Pflanzen, die bereits gegen
die Viren von morgen resistent sind, und
am Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und
Kulturpflanzenforschung (IPK) in Gatersleben sorgt eine einzigartige Genbank dafür,
dass Kulturpflanzen und ihre Wildformen
erhalten werden.
schmack sorgen. Wissenschaftlern des Leibniz-Instituts für Pflanzenbiochemie (IPB) in
Halle ist es gelungen, Gene für Enzyme aus
dem Raps zu isolieren, die für die Synthese von phenolischen Bitterstoffen im Samen
verantwortlich sind. Damit konnten erstmals
transgene Rapspflanzen hergestellt werden,
deren Samen sehr viel weniger Bitterstoffe
enthält. „Raps könnte viel höherwertig vermarktet werden, wenn er die Zulassung für
die Verwendung in Lebensmitteln bekäme“,
so Dr. Carsten Milkowski, Wissenschaftler am
IPB. Erste Versuche gab es bereits: Ein süddeutscher Hersteller von Produkten zur Veredelung und Stabilisierung von Lebensmitteln
testete das bitterstoffreduzierte Rapsmehl als
Beigabe für Wurstwaren.
Bald sieht man sie wieder, die Felder mit
leuchtend gelbem Raps. Aus den Samen wird
Öl gewonnen, doch Brassica napus ist eine
Pflanze mit weit unterschätztem Potenzial.
Ihre Samen enthalten neben Öl jede Menge Protein, das reich an seltenen Aminosäuren und in seiner Qualität mit dem von Soja
zu vergleichen ist. Es könnte als hochwertiger Nahrungsmittelzusatz genutzt werden,
würden nicht phenolische Inhaltsstoffe wie
Sinapin in den Samen für einen bitteren Ge-
Zwei Jahre lang hatten die Wissenschaftler
um Carsten Milkowski nach den Genen für
die beiden entscheidenden Syntheseenzyme
gesucht. Die Ergebnisse der gentechnischen
Veränderung der Rapspflanzen können sich
sehen lassen, denn der Sinapingehalt wurde durch die Transformation um 80 Prozent
gesenkt. Den restlichen Bitterstoffen soll nun
auf einem anderen Weg der Garaus gemacht
werden. Ein zusätzlich eingebrachtes bakterielles Gen soll dafür sorgen, dass ein wich-
Leibniz 1 2006
tiger Baustein umgewandelt wird und für die
Sinapinherstellung nicht mehr zur Verfügung
steht. Positiver Nebeneffekt: Der neue Stoff,
das so genannte Glycinbetain, fördert die Kälte- und Salztoleranz der Pflanzen und macht
den Anbau von Raps beispielsweise auch in
nordischen Ländern oder aber auf salzhaltigen Böden interessant. „Unser Angriff auf
die Sinapinproduktion erfolgt damit von zwei
Seiten“, sagt Dr. Milkowski. „Wir reduzieren die beteiligten Enzyme und nehmen die
erforderlichen Ausgangsprodukte aus dem
Syntheseweg. Damit könnte es uns gelingen,
die Bitterstoffsynthese im Samen völlig auszuschalten.“
Das ehrgeizige Rapsprojekt ist nur eines von
vielen Forschungsfeldern, denen sich die Wissenschaftler am IPB Halle widmen. In den vier
Abteilungen des Leibniz-Instituts erforschen
Wissenschaftler beispielsweise die Biosynthese pharmazeutisch wichtiger Naturstoffe, isolieren und charakterisieren natürliche Inhaltsstoffe und Enzyme aus Pflanzen und Pilzen,
untersuchen den Umgang von Pflanzen mit
Krankheitserregern und Schwermetallen und
nehmen Regulationsmechanismen und molekulare Evolution des pflanzlichen Sekundärstoffwechsels unter die Lupe.
Brassica napus (zu Deutsch: Raps),
der gelb blühende Ölspender, der noch
viel mehr kann.
Wie Pflanzen mit Krankheitserregern umgehen, beschäftigt auch die Forscher der Deutschen Sammlung von Mikroorganismen und
Zellkulturen (DSMZ) in Braunschweig. Im Fokus ihrer Forschung steht Cassava, eine der
wichtigsten Nahrungsmittelpflanzen Afrikas.
Die Pflanze, bei uns besser bekannt unter
dem Namen Maniok, wird häufig von Vireninfektionen heimgesucht, die massive Ernteausfälle zur Folge haben. Seit einigen Jahren sind die Braunschweiger Wissenschaftler
dem Erreger der gefürchteten Cassava-Mosaikkrankheit auf der Spur. Gerade konnten
sie ihre weltweit umfangreichste Sammlung
infizierter Cassavapflanzen komplettieren,
denn nur wenn das gesamte Virenspek­trum analysiert ist, können die Forscher gezielt besonders resistente Sorten züchten.
Doch genau wie menschliche Viren verändern sich auch Pflanzenviren ständig. An der
DSMZ werden daher Virusproben aus allen Cassava-Anbaugebieten Afrikas und Indiens zur Kartierung der Erregerverbreitung
molekulargenetisch verglichen. Dabei werden immer wieder neue Varianten des Erregers entdeckt. In den Braunschweiger Labors erzeugen die Wissenschaftler zudem
Viruskrankheiten, die in der Natur so noch
nicht vorkommen, die aber vermutlich in
Zukunft auftreten könnten. Bei dem Aufeinandertreffen zweier Virenstämme in einer Pflanzenzelle können Gen-Abschnitte
ausgetauscht werden und neue Virustypen
entstehen“, erläutert Pressesprecher Dirk
Hans. „Da wir wissen, dass sich bestimmte Gen-Abschnitte in der Natur leichter austauschen als andere, können wir Viren, die
mit hoher Wahrscheinlichkeit zukünftig in
der Natur entstehen werden, bereits im Labor erzeugen.“ Und damit Pflanzen selektieren, die bereits heute gegen die Erreger von
morgen gewappnet sind. „Die zielgerichtete Züchtung virus­resistenter Cassavapflanzen ist erst durch die Forschungsarbeit der
DSMZ möglich geworden“, sagt Dr. Stephan Winter, Leiter des Forschungsbereiches
Pflanzenviren. „Durch die von uns durchgeführten künstlichen Virusinfektionen in
Cassava können wir Resistenzeigenschaften
bereits in unseren Gewächshäusern überprüfen und damit den Züchtungsfortschritt wesentlich beschleunigen.“ In den Gewächshäusern der DSMZ befinden sich neben der
Sammlung virusinfizierter Cassavapflanzen
11
auch die weltweit wichtigsten Cassavazuchtlinien und Landrassen mit besonderen Resistenz- oder ernährungsphysiologischen Eigenschaften. „Die große Kunst besteht in
der Pflanzenzüchtung darin, Virusresistenzen
in solchen Pflanzen zu etablieren, die den
Menschen vor Ort auch noch gut schmecken“, erklärt Dirk Hans.
Die Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH ist mit einem
Bestand von über 14.000 Mikroorganismen,
900 Pflanzenviren, 550 menschlichen und
tierischen Zelllinien, 500 pflanzlichen Zellkulturen und mehr als 6.300 Patent- und Sicherheitshinterlegungen das weltweit größte
zertifizierte Ressourcenzentrum für die Bereitstellung von Mikroorganismen und Zellkulturen. Die Sammlung, die seit 1996 als
Serviceeinrichtung zur Leibniz-Gemeinschaft
gehört, verschickt jährlich über 30.000 Proben an Forscher in der ganzen Welt und
schafft damit die Voraussetzung für ein breites
Spektrum wissenschaftlicher Arbeit. Einzigartig ist die DSMZ auch, weil sie nicht nur sammelt, sondern auch forscht. „Wir legen gro­
ßen Wert auf die Forschung, denn wir wollen
alles in unserer Sammlung so gut wie möglich kennen, um Wissenschaftlern, die mit unseren Proben arbeiten, differenziert Auskunft
geben zu können“, so Dirk Hans.
Viele unserer Kulturpflanzen und ihre wild
wachsenden Verwandten wären längst verschwunden, würden sie nicht in Genbanken
bewahrt. Mit einem Bestand von rund
148.000 Mustern beherbergt die Kulturpflanzenbank des Leibniz-Instituts für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK)
in Gatersleben eine einzigartige Sammlung
pflanzengenetischer Ressourcen. Hauptsächlich Forschungseinrichtungen und Pflanzenzüchter nutzen diese besondere Abteilung des
Leibniz-Institutes: Jedes Jahr werden mehr als
12.000 Saatproben von Gatersleben aus in
alle Welt versandt. Viele davon sorgen mit
ihren besonderen Eigenschaften dafür, dass
neue ertragreiche und widerstandsfähige
Nutzpflanzensorten entstehen, andere dienen ausschließlich Forschungszwecken.
Die Gaterslebener Genbank zählt heute mit
ihren über 2.500 Arten aus mehr als 680 botanischen Gattungen zu den komplexesten
Genbanken der Welt. Der weitaus größte Teil
des Bestandes lagert in Kühlräumen bei null
Grad Celsius oder minus 15 Grad Celsius. Arten, die kein lagerbares Saatgut bilden, werden als Dauerkultur im Feld, durch „in vitro“Kultur oder durch Kryo­lagerung erhalten.
„Insgesamt können wir in der Genbank maximal 150.000 Muster aufnehmen“, erläutert deren Leiter Professor Andreas Graner.
„Besonders aufwändig ist dabei die Erhaltung der lebenden Ressourcen.“ Auf dem
etwa 100 Hektar großen Institutsgelände
werden jedes Jahr rund 12.000 Muster angebaut und die produzierten Samen erneut
eingelagert. Durchschnittlich alle 20 Jahre müssen die Muster vermehrt werden, je
nach Art auch in kürzeren Abständen. Das
erfordert ein komplexes Genbankmanagement, dem sich eigene Forschungsarbeiten
widmen. So entwickeln die Wissenschaftler gerade ein neues internetbasiertes Gen­bank-Informationssystem, um die umfangreichen Daten und Informationen zu pflanzengenetischen Ressourcen (PGR) besser bereitstellen zu können. Da bei Kulturpflanzen
die Identifizierung und Charakterisierung
der Diversität innerhalb einer Art von besonderer Bedeutung ist, stellen Taxonomie
und Evolutionsbiologie einen weiteren Arbeitsschwerpunkt dar. „Gerade unser hoher taxonomischer Standard begründet den
weltweit guten Ruf der Gaterslebener Genbank“, so Graner. „Für unsere Forschungen
sind die Wildformen unserer Nutzpflanzen
das eigentlich interessante Material. Deren
innerartliche Diversität zu identifizieren und
dokumentieren, wird in Zukunft auch für
die Züchtung neuer Sorten von großem Belang sein.“
Die Getreideforscher des IPK wollen eine detaillierte Landkarte des Erbgutes von Nutzpflanzen erstellen, auf der Anordnung und
Funktion der einzelnen Gene exakt verzeichnet sind. Und mit Hilfe der am IPK entwickelten experimentellen Methoden können die
Forscher ermitteln, ob die gewünschten Gene
bei der Kreuzung widerstandsfähiger mit ertragreichen Sorten auch wirklich auf die neue
Pflanzengeneration übertragen wurden. So
ist es möglich, die in der Genbank vorhandene genetische Vielfalt gezielter für die züchterische Verbesserung der Kulturpflanzen einzusetzen.
Leibniz 1 2006
DIALOG
12
Wissenschaft trifft Politik
D
ie sechs gemeinsam von Bund und Ländern geförderten Leibniz-Einrichtungen in Niedersachsen haben am 22. März ihre wissenschaftliche
Arbeit in Anwesenheit von Landtagspräsident Jürgen
Gansäuer, Wissenschaftsminister Lutz Stratmann sowie
etwa 50 Landtagsabgeordneten in Hannover präsentiert. Wissenschaftsminister Lutz Stratmann lobte die
Vernetzung der Leibniz-Institute des Landes mit Universitäten und Hochschulen als notwendige und erfolgreiche Reaktion auf die Erfordernisse eines sich
wandelnden Wissenschafts- und Forschungssystems.
Die Institute stärkten damit den Wissenschafts- und
Wirtschaftsstandort Deutschland, so Stratmann.
Leibniz-Generalsekretär Michael Klein
im Gespräch mit Landtagspräsident
Jürgen Gansäuer (links)
Harte Fakten mit weichem Pudding: Prof. Dr. HansJoachim Kümpel, Direktor des Instituts für Geowissen­
schaftliche Gemeinschaftsaufgaben in Hannover, ver­
anschaulicht Landtagspräsident Jürgen Gansäuer (Mitte)
und Wissenschaftsminister Lutz Stratmann (re.) ein wis­
senschaftliches Experiment mit Hilfe von Götterspeise.
Leibniz 1 2006
Leibniz-Vizepräsident Prof. Eckhard George
diskutiert mit Niedersachsens Wissenschafts­
minister Lutz Stratmann (rechts).
13
Blick hinter die Kulissen: Niedersachsens Wissenschaftsminister
Lutz Stratmann interessiert sich für die Technik eines großen ProjektionsBildschirms der IWF Wissen und Medien in Göttingen.
PD Dr. Lutz Walter, Leiter der Abteilung Primatengenetik des Deutschen Prima­ten­
zentrums in Göttingen, diskutiert mit den Gästen Marc von Osthoff (links) und
Hans-Peter Thul, MdL.
Abgeordnete und Gäste folgen den Erläuterungen eines
Wissenschaftlers am Stand des Instituts für Geowissen­
schaftliche Gemeinschaftsaufgaben in Hannover.
Dirk Hans, Pressesprecher der Deutschen Sammlung
von Mikroorganismen und Zellkulturen in Braun­
schweig präpariert ein Modell eines „Black Smokers“
für die Ausstellung auf dem Parlamentarischen Abend.
Prof. Franz-Josef Kaup (rechts) informiert Niedersachsens Wissenschaftsminister
Lutz Stratmann (an der Maus) am Stand des Deutschen Primatenzentrums Göt­
tingen. Rechts von Stratmann Leibniz-Generalsekretär Michael Klein, LeibnizVizepräsident Eckhard George, Landtagspräsident Jürgen Gansäuer und Kaup.
Leibniz 1 2006
PRO
PROF. DR. DIERK SCHEEL
Direktor des Leibniz-Instituts
für Pflanzenbiochemie, Halle/Saale
14
E S G I B T K E I N E W I S S E N S C H A F T L I C H H A LT B A R E N G R Ü N D E
FÜR EINE ABLEHNUNG DER PFLANZEN-GENTECHNIK
Nutzen der
„Grünen“ Gentechnik
Der potenzielle Nutzen gentechnischer Anwendungen ist immens und muss gegen
meist sehr hypothetische Risiken abgewogen werden. Eine grundsätzliche Ablehnung
der Gentechnik bei Pflanzen ist ethisch nicht verantwortbar. Für die wissenschaftliche Forschung ist die Nutzung gentechnischer Methoden unerlässlich.
A
ls Geburtsstunde der grünen Gentechnik kann die wissenschaftliche
Erkenntnis gelten, dass das im Erdboden lebende Agrobacterium tumefaciens
in vielen Pflanzen Tumoren erzeugt, indem
es einen Teil seiner eigenen Erbsubstanz,
die auf dem so genannten Ti-Plasmid lokalisierte Transfer-DNA, in Pflanzenzellen einschleust und stabil in das Erbgut der Pflanze einbaut. Die Transfer-DNA enthält Gene,
die für die Tumorbildung verantwortlich
sind, und an beiden Enden Bereiche, die für
den Einbau in die pflanzliche Erbsubstanz
sorgen. In der grünen Gentechnik wird der
Bereich der Transfer-DNA, der die Tumorbildung bedingt, durch ein beliebiges Gen ersetzt, das dann in das Erbgut einer Pflanze
integriert wird. Auf diesem Wege können
sowohl neue Gene in Pflanzen eingebracht
als auch vorhandene Gene verändert oder
abgeschaltet werden.
Für die Pflanzenforschung hat die Gentechnik die direkte Analyse der Funktion von
Genen ermöglicht und damit eine neue Dimension für die Erforschung pflanzlicher Entwicklungs- und Stoffwechselvorgänge, der
Wechselwirkung von Pflanzen mit Krankheitserregern und Symbionten sowie der Anpassungsmechanismen an variable Umweltparameter wie Licht, Temperatur, Feuchte
beziehungsweise Trockenheit und Bodenbeschaffenheit eröffnet. Das hat die Gentechnik zu einem integralen Bestandteil der
Pflanzenforschung gemacht, der unerlässlich geworden ist, neue Anwendungsmöglichkeiten erschließt und auch kontrollierte
Freilandforschung beinhaltet.
Leibniz 1 2006
In der traditionellen Pflanzenzüchtung werden neue Sorten durch Kreuzung erzeugt.
Mit Hilfe der Gentechnik wurde es möglich,
neue Sorten durch die Übertragung einzelner Gene zu schaffen. Zudem erlaubt diese
Technik die Übertragung von Genen aus beliebigen Organismen, während mittels herkömmlicher Methoden nur Eigenschaften
von miteinander kreuzbaren, also nah verwandten Arten genutzt werden können. Bereits in der Landwirtschaft genutzt werden
gentechnisch veränderte Pflanzen, die gegen
Schadinsekten resistent sind oder bestimmte
Herbizide tolerieren. Während der Nutzen
der herbizidtoleranten Pflanzen vornehmlich beim Landwirt liegt, der seine Kosten reduziert und die Erträge steigert, bringen die
gegen Insektenfraß resistenten Mais- und
Baumwollpflanzen auch Vorteile für die Umwelt und den Verbraucher. So konnten die
Erträge um etwa 40 Prozent erhöht und der
Einsatz von Insektiziden bei Baumwolle um
nahezu 50 Prozent verringert werden. Durch
den verringerten Insektenbefall des transgenen Mais wurde auch der als Folge auftretende Pilzbefall und damit der durch letzteren verursachte Gehalt an Mykotoxinen
verringert, welche aufgrund ihrer hohen Toxizität für Mensch und Tier von großer Bedeutung sind. Diesen Pflanzen wurde ein
Gen aus Bacillus thuringiensis übertragen,
das für ein Protein mit Toxizität für bestimmte Insekten kodiert. Für viele Nützlinge und
Säugetiere, so auch den Menschen, ist das
Bt-Toxin ungefährlich. Aufgrund der Eigenschaft, dieses Bt-Toxin zu produzieren, werden Bacillus thurigiensis-Kulturen seit etwa
1960 im ökologischen Landbau als Insekti-
zide eingesetzt. Der von Kritikern befürchtete negative Einfluss des Anbaus von Pflanzen, die ständig Bt-Toxin produzieren, auf
nicht schädliche Insekten hat sich als unbegründet erwiesen. Die hier beobachteten
Insektenpopulationen waren sogar vielfältiger als jene in Arealen mit herkömmlicher
landwirtschaftlicher Praxis, also Insektizidbehandlung. In einem ideologiefreien Raum
würden sich diese Pflanzen geradezu ideal
für den biologischen Landbau eignen.
Insgesamt wurden weltweit bislang gentechnisch veränderte Pflanzen auf über 400 Millionen Hektar angebaut, allein im Jahr 2005
auf etwa 90 Millionen Hektar, ohne dass es
wissenschaftlich ernst zu nehmende Berichte
von schädlichen Effekten gegeben hat, bei
wohlgemerkt immensem Aufwand begleitender Risikoanalysen. Geltendes Recht in Europa erfordert überdies eine sinnvolle intensive
Einzelfallprüfung jeder neuen transgenen Sorte durch staatliche Kommissionen. Damit ist
ein Risiko in optimaler Weise minimiert.
Für die Zukunft sind erhebliche Vorteile
durch die grüne Gentechnik zu erwarten.
Ein bahnbrechendes Ergebnis gelang Ingo
Potrykus mit der Erzeugung von transgenem
Reis, der Vitamin A enthält. Vitamin A-Mangel ist ein erhebliches Problem in den ärmeren Regionen der Welt und hat etwa zwei
Millionen Todesfälle und 500.000 erblindete
Kinder jährlich zur Folge. Darüber hinaus ist
abzusehen, dass es möglich sein wird, Pflanzen mit erhöhter Resistenz gegen verschiedene Krankheitserreger, gegen Trockenheit,
Salz, Hitze und Kälte zu erzeugen.
DR. MARTHA MERTENS
contra
Mitglied des Instituts für Biodiversität,
Freiberufliche Gutachterin und Referentin
im Bereich Biotechnologie, München
15
IST DIE ANWENDUNG DER GENTECHNIK
BEI PFLANZEN GESUNDHEITLICH BEDENKLICH?
Risiken der
„Grünen“ Gentechnik
Die grüne Gentechnik soll zu neuen Produkten führen sowie zu mehr Wirtschaftlichkeit
und Umweltschutz in der Landwirtschaft beitragen. Doch die Nutzung von gentechnisch veränderten Organismen (GVO) im Freiland ist sehr umstritten, da sie Risiken für
die menschliche Gesundheit, die Umwelt und die Landwirtschaft birgt.
D
ie Gentechnik geht weit über die
Möglichkeiten der klassischen
Züch­tung hinaus, bei der Artgenossen oder nah verwandte Arten gekreuzt
werden, denn sie erlaubt, Erbmaterial über
alle Artgrenzen hinweg in andere Organismen zu übertragen. Gene wirken jedoch
nicht unabhängig von Genort und Organismus, da der genetische Hintergrund für
ihre Aktivität eine große Rolle spielt. Auch
erfolgt der Gentransfer nicht gezielt, sondern nach dem Zufallsprinzip, d.h., die Anzahl der Genkopien und die Lage der Einbauorte im pflanzlichen Erbmaterial lassen
sich nicht steuern, Überraschungen sind
daher jederzeit möglich.
Positionseffekte (der Einbau der fremden
Gene beeinflusst die Aktivität von Nachbargenen) und pleiotrope Effekte (Gene und Gen­
produkte zeigen Nebenwirkungen) können
den pflanzlichen Stoffwechsel verändern und
sich negativ auf die Qualität und Verträglich­
keit von GVO-Lebensmitteln auswirken. Dabei gibt es keine angemessenen Prüfmethoden, um derartiges im Vorhinein festzustellen.
Neu in GVO gebildete Stoffe und Eiweiße
können toxisch oder allergen wirken, wie
jüngst am Beispiel eines in Erbsen gebildeten
Bohneneiweißes gezeigt wurde, das zu Immunreaktionen bei Mäusen führte. Auch besitzen viele GVO Antibiotikaresistenzgene,
die aufgrund einer möglichen Übertragung
auf Bakterien, darunter eventuell auch Krankheitserreger, in die Kritik geraten sind.
Im Grunde können alle Pflanzen gentechnisch verändert und mit den unterschied-
lichsten neuen Eigenschaften ausgestattet werden – die Wechselwirkungen mit
der Umwelt sind aber in der Regel unbekannt. Insbesondere indirekte und langfristige Effekte sind angesichts der Komplexität
der Ökosysteme nicht abzuschätzen. Studien belegen, dass Pflanzen mit neuen Resistenzeigenschaften und Inhaltsstoffen nicht
nur die anvisierten Schädlinge bekämpfen,
sondern sich auch auf andere Organismen
auswirken können. So gefährden beispielsweise die in insektenresistentem Mais gebildeten Giftstoffe (Bt-Toxine) Nützlinge und
Schmetterlinge wie Schwalbenschwanz und
Tagpfauenauge. Im Boden sind diese Toxine
über Monate nachweisbar und beeinflussen
möglicherweise das Bodenleben.
Wie Untersuchungen in England zeigen, beeinträchtigt der Anbau von herbizidresistenten (HR) Pflanzen die Artenvielfalt. Am Rand
von HR-Rapsfeldern wurden, verglichen mit
konventionellen Flächen, 44 Prozent weniger Blütenpflanzen und 24 Prozent weniger
Schmetterlinge beobachtet. Negative Effekte
auf Vögel und Kleinsäuger, die von Insekten
und Wildpflanzen und deren Samen leben,
sind zu erwarten. Überdies nimmt der Herbizidverbrauch nicht ab, sondern, wie aus USDaten zu ersehen, sogar zu – mit bedingt
durch das Auftreten herbizidresistenter Unkräuter, die mit höheren Dosen und zusätzlichen Spritzmitteln bekämpft werden.
Gentechnisch veränderte Pflanzen sind, einmal freigesetzt, praktisch nicht mehr rückholbar. Wind und Insekten sorgen für die Verbreitung von Pollen und Samen, der Transfer
der neuen Gene und Eigenschaften auf Kulturpflanzen oder verwandte Wildpflanzen ist
zu erwarten. In den Ursprungsregionen der
Kulturpflanzen ist die Auskreuzung auf Wildpflanzen unausweichlich, da dort regelmäßig
verwandte Wildarten vorkommen (zum Beispiel Raps und seine Verwandten in Europa),
die Wirkungen auf die jeweiligen Ökosysteme lassen sich jedoch nicht vorhersagen.
Diskutiert wird auch, wie weit sich Pflanzen
mit neuen Eigenschaften ausbreiten und zu
Unkräutern entwickeln können.
Landwirte, die keine Gentech-Pflanzen anbauen, fürchten die GVO-Kontamination ihrer Nutzpflanzen und Produkte, verursacht
durch Pollenflug, verunreinigtes Saatgut
oder Vermischung, und den dadurch verursachten wirtschaftlichen Schaden. Patentierung und Anbauverträge erzeugen Abhängigkeiten von der Industrie, da ein Nachbau
patentierter Gentech-Pflanzen nicht erlaubt
ist und gerichtlich verfolgt wird. Zudem bedroht der Versuch der Biotech-Industrie,
weltweit die Kontrolle über das Saatgut zu
erreichen und die Einführung von GentechPflanzen und -Produkten zu erzwingen, die
bäuerliche und biologische Landwirtschaft
sowie die Entscheidungsfreiheit der Verbraucher. All dies sind Gründe genug, den Einsatz der grünen Gentechnik abzulehnen,
zumal es ausreichend erprobte umweltverträgliche Produktionsverfahren gibt, die die
genannten Risiken nicht in sich bergen. Damit nicht die Allgemeinheit oder Unbeteiligte die Folgen der grünen Gentechnik zu tragen haben, ist zwingend erforderlich, dass
gemäß dem Verursacherprinzip die Nutzer
dieser Technik GVO-Verunreinigungen vermeiden und die Haftung für alle Schäden
tragen müssen.
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S pektrum
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MEERESFORSCHUNG
Jungfernfahrt ins Ostsee-Eis
Nach 15 Jahren erstmals wieder ein Forschungsschiff für die deutsche Meeresforschung
in Dienst gestellt | von Anja Neutzling
S
trahlend blauer Himmel und gleißender Sonnenschein auf einer vereisten Ostsee. Warten bis Mitternacht in
klirrender Kälte, um dem Meeresboden aus
230 Metern Tiefe Sedimentkerne zu entreißen. Stunde um Stunde vor verschiedenen
Bildschirmen oder im Labor. Polarlicht.
Vom 16. Februar bis zum 20. März waren Wissenschaftler des Leibniz-Institutes
für Ostseeforschung Warnemünde mit der
„Maria S. Merian“ auf Jungfernforschungsfahrt. Auf dem zweiten Fahrtabschnitt erkundeten sie erstmals im Winter den nördlichsten Teil der Ostsee.
„Einen Versuch habt ihr noch. Der muss aber
klappen.“ Professor Detlef Schulz-Bull, Leiter des zweiten Abschnittes der Jungfernforschungsfahrt der „Merian“ und Meeres-Chemiker am Leibniz-Institut für Ostseeforschung
Warnemünde (IOW), macht seinen Kollegen
Dr. Falk Pollehne und Uwe Hehl am 3. März
scherzhaft Dampf. Es ist 0.30 Uhr, minus 12
Grad kalt und ziemlich windig, als der Multicorer (Muc), der acht Sedimentproben gleichzeitig aus dem Meeresboden an Deck des neuen
Forschungsschiffes „Maria S. Merian“ befördern soll, zum zweiten Mal in dieser Nacht
Leibniz 1 2006
leer an die Oberfläche kommt. Hehl verstärkt
die Bleigewichte. Erneut sinkt der Muc in 230
Meter Tiefe. Wenig später hebt er den Daumen und der Muc steht gefüllt an Deck. Die
Männer – zu den Akteuren haben sich mitfiebernde Zuschauer gesellt – schmunzeln. Feier­
abend haben sie nicht. Die Röhren mit den
Sedimentkernen müssen noch für das am Tag
darauf folgende so genannte Schlachten, bei
dem Proben aus jeder Schicht für die Analyse gesichert werden, vorbereitet werden. Dr.
Christoph Humborg und seine Kollegen vom
Institut für Angewandte Umweltforschung
in Stockholm möchten zum Beispiel in ihnen
nach „altem“ organischem Material suchen,
das aus auftauenden Dauerfrostböden stammen könnte, die hier im nördlichen Teil der
Ostsee im Einzugsgebiet der Flüsse vorkommen. Das schwedische Team hat besonders
den Kohlenstoff-Kreislauf zwischen Meer und
Atmosphäre und dessen voraussichtliche Änderungen im Zuge der globalen Erwärmung
im Blick.
„Meeresforschung, das klingt zwar romantisch, aber Erfolg muss hart erarbeitet werden. Mal an Bord, mal zuvor bei der Geräte-Entwicklung, oft nach dem Einsatz auf
dem Meer zu Hause im Labor“, kommentiert Johann Ruickoldt das Muc-Geschehen.
Der IOW-Messtechniker hat Minuten vor
dem nächtlichen Einsatz seinen Dienst in der
kleinen Datenzentrale der „Merian“ beendet
und die zunächst vergeblichen Versuche seiner Kollegen beobachtet. Stundenlang hatte
Ruickoldt zuvor mehrere Bildschirme im Blick,
vor allem die Daten der so genannten PumpCTD. Dieses Gerät – eine IOW-Entwicklung –
befördert nicht nur Wasser in Schöpfern aus
verschiedenen Tiefen des Meeres und misst
mit seiner Sonde die Standardwerte Salzgehalt, Sauerstoff und Temperatur. Es verfügt
zusätzlich über eine Kamera, mit der sich die
Trübung des Wassers und die Beschaffenheit des Meeresbodens beobachten lassen.
Außerdem kann Wasser direkt in die Labore
gepumpt werden. Und weil die Pump-CTD
so viel kann und die meisten IOW-Wissenschaftler Wasserproben an den unterschiedlichsten Positionen aus den verschiedensten
Tiefen für die Untersuchungen benötigen,
wird die Pump-CTD – die Buchstaben stehen
für conductivity (Leitfähigkeit, die den Salzgehalt anzeigt), temperature und depth – bei jeder Station eingesetzt.
Das funktioniert auf der „Merian“ auch bei
Friedhelm von Staa, Kapitän der „Maria
S. Merian“ (2. Reihe, 3.v.l.), und Detlef
Schulz-Bull, Leiter des zweiten Abschnittes
der Jungfernforschungsfahrt (2. Reihe, 4.v.l.),
mit dem Wissenschaftlerteam auf dem Eis
Nacht und Sturm, denn das Schiff kann praktisch im Wasser parken. Dafür sorgt das Dynamic Positioning, ein Satelliten gestütztes
Sensor- und Rechnersystem, das die Navigation beim „Parken“ übernimmt. Steht das
Schiff – bei Windstärke sieben beträgt die
maximale Abweichung von der gewünschten Position 50 Zentimeter – sorgen Pod-Antriebe und Pump-Jet dafür, dass die „Merian“ kaum schaukelt und vibriert. Fast könnte
man meinen, dass die Nautiker sich dann
bequem im Sessel zurücklehnen können.
„Im Gegenteil“, entgegnet Holger Leuchters (34), Erster Offizier auf der „Merian“.
Höchste Aufmerksamkeit sei gefordert, um
jeden Fehler, der dem System möglicherweise unterlaufen könnte, sofort erkennen und
darauf reagieren zu können.
Inzwischen warten Professor Schulz-Bull und
das Wissenschaftler-Team darauf, dass sich
das Schiff nach dem erfolgreichen Einsatz
des Multicorers wieder in Bewegung setzt.
Schließlich soll es jetzt ins Eis des Bottnischen
Meerbusens gehen, in einen Bereich, den die
Forscher vom IOW dank der „Merian“ endlich erobern können. Der erste, der zugreift,
ist Professor Klaus Jürgens. Etwa um 1.30 Uhr
am 3. März hat er Pfannkucheneis an Deck,
gefischt mit einer Gitterbox am Haken eines
Kranes, von denen es so viele auf der „Merian“ gibt, dass man mit ihnen jeden Punkt des
Schiffes erreichen kann. Das Pfannkucheneis – Schollen, die sich in den vergangenen
Stunden gebildet haben – dient Jürgens als
Vergleichsmaterial. Der Molekularbiologe ist
dem Leben im Eis auf der Spur. „Wir wissen aus Untersuchungen von arktischem und
antarktischem Eis von Bakteriengruppen, die
sich hervorragend an das Leben im Eis angepasst haben. Jetzt wollen wir analysieren, ob
Gleiches für die Bakterien in der Ostsee gilt,
die nur die Hälfte des Jahres Eisbedingungen
vorfinden“, erläutert der 45-Jährige. Mit Wissenschaftlern vom Finnish Marine Research
Institute in Helsinki, die über Erfahrungen mit
Eiskern-Bohrungen in Küstennähe verfügen,
betrat er am 3. März erstmals auf „offener
See“ in der Bottenwiek das Ostsee-Eis.
„Keiner verlässt das Schiff, bevor der Expeditionsleiter nicht ein Funkgerät hat.“ Mit
der notwendigen Strenge setzt Vollmatrose
Frank Schrage durch, dass die zehn Eis-Pi-
17
raten die Sicherheitsbestimmungen beachten. Mit dem Funkgerät ließe sich die Gruppe zurückrufen, falls ein Eisbrecher naht, der
die tief gefrorene Meeresoberfläche brüchig
machen könnte. Dass Friedhelm von Staa
oben auf der Brücke angesichts der Aufregung unten an Deck vor dem ersten Eisgang
schmunzelt, bemerken die Wissenschaftler nicht. Der Kapitän hätte die Wissenschaftler niemals von Bord gelassen, wenn
nur die Spur einer Gefahr bestanden hätte.
Das Team entfernt sich nur wenige Schritte
vom Schiff. Janne Rintala erweist sich als
Profi im Eisbohren. Doch der Finne findet
auch Zeit, seine deutschen Kollegen anzuleiten. Vilma Rouvinen ersetzt den Computer. Handschriftlich hält sie alle Messwerte
fest. „Unsere finnischen Kollegen liefern das
Bohr-Know-how, wir revanchieren uns mit
der molekularbiologischen Expertise“, sagt
Professor Jürgens. Zum Beispiel wird Vilma
in Kürze in dem modernen molekular-mikrobiologischen Labor des IOW arbeiten können. Doch im Moment kniet sie auf dem
Eis. Wie Franziska Stoll, Biologie-Studentin
in Rostock und auf der „Merian“ Assistentin von Professor Jürgens. Sie versenkt ihre
mit Neopren geschützte Hand in dem frisch
gebohrten Wasserloch. Literweise wird auch
dieses Wasser für die Analyse an Bord geschleppt. Am Ende der Tour waren die Wis-
IOW-Techniker Uwe Hehl (r.) und Janne-Mar­
kus Rintala vom Finnish Marine Research Ins­
titute in Helsinki gewinnen durch Bohrungen
Eiskerne aus der Bottenwiek.
senschaftler acht Mal auf dem Eis.
Es wird Monate dauern, bis alle Proben analysiert sind. Einige werden sogar erst Ende kommenden Jahres vermessen, vorausgesetzt, die
am 6. März unter dem Eis versenkte SinkstoffFalle taucht wie geplant im August 2007 wieder auf. Sie zu verankern, war eine stundenlange Aktion bei 15 Grad minus. Zunächst
wurde ein 350 Kilogramm schwerer Anker
versenkt, Trichter und Zylinder mit 20 Probenflaschen darunter, die sich jeweils nach einer
vorgegebenen Zeit schließen, folgten. Zuletzt
kam der Auslöse-Mechanismus ins Wasser.
„Jetzt heißt es Daumen drücken, dass nichts
abreißt und wir im übernächsten Sommer
die Falle wiederfinden“, sagt Dr. Christa Pohl
vom IOW nach der Aktion. Für sie soll die
Sinkstoff-Falle an Partikel gebundene Spurenmetalle sammeln, die während der Eisschmelze freigelassen werden und durch die Wassersäule zum Meeresgrund sinken.
Als sich die „Merian“ am 8. März vom nördlichsten Punkt der Ostsee auf dieser Reise
nahe Kemi in Richtung Süden aufmacht, atmet Dr. Bernd Schneider insgeheim auf. Seine Messungen des Kohlendioxid-Gehaltes in
der Ostsee laufen im Eis ein wenig auf Sparflamme. Im offenen Meer lässt sich der IOWMeeres-Chemiker von der Pump-CTD regelmäßig mit vielen Litern Wasser beliefern. Seit
15 Jahren beschäftigt sich Dr. Schneider mit
dem Kohlendioxid-Geschehen in der Ostsee. Dank der „Merian“ kann er erstmals die
winterlichen Ausgasungen von Kohlendioxid
im Bottnischen Meerbusen messen.
Dr. Andreas Lehmann vom Leibniz-Institut für
Meereswissenschaften Kiel verbringt die meiste Zeit an Bord wie an Land vor dem Computer. Spezialgebiete des Ozeanographen sind
Theorie und Modellierung der Ostsee. Unterstützt wird er auf dem Fahrtabschnitt von
Stockholm nach Rostock von Claudia Rudolph. Die Meteorologie-Studentin steht Tag
für Tag zu jeder vollen Stunde, sobald und solange das Tageslicht es erlaubt, auf dem Peildeck der „Merian“ und fotografiert mit einer Spezialkamera das Wolkenbild. Auch am
20. März, als die „Merian“ von ihrer Jungfernforschungsfahrt zurückkehrt und in den
Rostocker Hafen einläuft.
Leibniz 1 2006
PORTRÄT
18
ÖKOLOGISCHE RAUMENTWICKLUNG
Stadt, Land, Fluss
Das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung erforscht, wie unser Lebensumfeld
ökologisch und lebenswert gestaltet werden kann | von Bettina Micka
D
ie Häuser sind grau und verfallen.
Grünflächen sucht man vergeblich. Spielplätze sind Mangelware, ebenso Freizeitangebote für Jugendliche. Wohnungen stehen leer. Wer es sich
leisten kann, zieht weg. Auch investieren
will hier niemand mehr. Zurück bleiben
Menschen aus sozial schwachen Schichten.
Solche Stadtviertel gibt es in vielen größeren Städten. Ein Szenario, das die Wissenschaftler des IÖR auf den Plan ruft.
„Unser Forschungsansatz zielt auf die Verbesserung der Umwelt und Lebensqualität“,
erklärt Bernhard Müller, Direktor des LeibnizInstituts für ökologische Raumentwicklung
(IÖR). Eine Aufgabe, die nicht nur Grundlagenforschung voraussetzt, sondern per se
auch anwendungsorientiert ist. Von Anfang
an mit diesem Leibniz-typischen Merkmal
ausgestattet, war das Institut auch ein Mitglied der „ersten Stunde“ in der Leibniz-Gemeinschaft. Gegründet wurde das Institut
1992 als Nachfolgeeinrichtung von Instituten der Bauakademie der DDR am Standort Dresden. Eine wegweisende Entscheidung, denn die Vor-Ort-Situation in einem
ökologischen Problemgebiet in Ostdeutschland mit Grenznähe eröffnete dem IÖR eine
Leibniz 1 2006
„Laborsituation“ für Fragen der Umweltentwicklung, des demographischen Wandels
und der europäischen Integration.
Die komplexen Probleme, mit denen sich die
Forscher des IÖR beschäftigen, lassen sich
nur mit interdisziplinären Ansätzen lösen.
„Bei uns teilen sich Biologen das Büro mit
Soziologen, Mathematiker mit Architekten
oder Landschaftsplaner mit Informatikern“,
sagt Bernhard Müller. Raumwissenschaftliche Forschung setzt neben Interdisziplinarität auch Vernetzung voraus. So sind an vielen Projekten Forschungseinrichtungen aus
verschiedenen Ländern beteiligt. Schließlich
gibt es beispielsweise urbane Problemzonen
nicht nur in Berlin oder Dresden, sondern
auch in Bratislava, Florenz oder Lissabon.
Um städtische Brennpunkte geht es auch
bei LUDA – einem durch das Forschungsrahmenprogramm der Europäischen Union finanzierten und vom IÖR koordinierten
Forschungsprojekt. LUDA steht für Improving the Quality of Life in Large Urban Distressed Areas (Verbesserung der Lebensqualität in großen städtischen Problemgebieten).
Kooperationspartner sind Forschungseinrichtungen und Stadtverwaltungen aus acht eu-
ropäischen Ländern. „Ziel ist es, Methoden
und Strategien zu finden, die die Städte dabei
unterstützen, die Umwelt und Lebensqualität in den betroffenen Gebieten nachhaltig
zu verbessern“, erläutert Patrycja BielawskaRoepke vom LUDA-Team des IÖR.
Gemeinsam ist den untersuchten Stadtgebieten, dass sie eine Kombination aus sozialen, ökonomischen, städtebaulichen und
ökologischen Problemen aufweisen. Welche das im Einzelnen sind und welche der
Faktoren die größte Rolle spielen, ist von
Stadt zu Stadt verschieden. Wichtig ist,
dass Städte solche Probleme frühzeitig erkennen und zielgerichtet darauf reagieren. „Unsere Untersuchungen zeigen, dass
dies noch zu selten geschieht. Ein Informations- und ein Planungsproblem – europaweit“, sagt Bernhard Müller.
Daten und Informationen sind oft zu wenig
detailliert, um kleinräumige Aussagen zu ermöglichen. Sie werden zu selten erhoben, um
zeitnah Veränderungen erkennen zu können.
Und in den Stadtverwaltungen, aber auch in
der Kommunalpolitik beachtet man die komplexen Zusammenhänge der Entwicklung zu
wenig. Ein besseres „Monitoring“ der Stadt-
DAS INSTITUT
IM ÜBERBLICK
Leibniz-Institut für
ökologische Raument­
wicklung (IÖR)
Hochwasser sind die größte Naturgefahr in
Europa, wie zuletzt die verheerenden Überschwemmungen an Donau und Elbe wieder
einmal gezeigt haben.
entwicklung, d.h. eine möglichst detaillierte
und zeitnahe Beobachtung räumlicher Veränderungen hinsichtlich sozialer, ökonomischer,
ökologischer und städtebaulicher Faktoren
sowie von Maßnahmen zur Stadterneuerung
seien deshalb von großer Bedeutung, so die
Forscher des IÖR.
Ebenso wichtig sind aber auch die Methoden
und Instrumente, mit denen man den Negativtrends in Städten begegnen kann. Strategische Planung und die möglichst breite Beteiligung von öffentlichen und privaten Akteuren,
also neben kommunalen und staatlichen Stellen zum Beispiel Immobilienbesitzern, Gewerbetreibenden, Vereinen und Bewohnern, sind
Schlüssel zum Umbruch. Strategische Planung
hilft, nicht nur die Probleme, sondern auch die
Potenziale eines Gebiets besser zu erkennen,
Szenarien zu entwerfen, langfristige Ziele und
Strategien zu entwickeln sowie diese schrittweise und koordiniert umzusetzen. Die Beteiligung der Akteure fördert den Dialog, schafft
Konsens, weckt Interesse und die Bereitschaft
zum Engagement.
Beispiele aus europäischen Städten, die im
Rahmen des Projekts analysiert wurden, zeigen dies. In Genua entwickelte man eine
langfristige Strategie zur Erneuerung des
Stadtzentrums und des ehemaligen Hafengeländes, Manchester und Dublin setzten
bei der Revitalisierung von Stadtgebieten auf
einen breiten Diskussionsprozess über Zukunftsstrategien und die Ankurbelung privater Initiativen. Städte wie Dresden, Florenz,
Bratislava oder Lissabon, die an dem Projekt
beteiligt waren, konnten daraus lernen.
In Dresden ist man beispielsweise dabei, das
Areal der Weißeritz, eines im Unterlauf weitgehend kanalisierten Nebenflusses der Elbe,
der im Jahr 2002 große Teile des Stadtgebietes überschwemmt hatte, in einen grünen „Korridor“ mit einer Reihe von Parks
und Grünflächen zu verwandeln. „Dies nützt
dem Hochwasserschutz, erhöht die Umweltund Lebensqualität und schafft neue Anziehungskraft in einem lange Zeit vernachlässigten Gebiet der Stadt“, weiß Patrycja
Bielawska-Roepke.
Dass die Mitarbeiter des IÖR mit der Auswahl ihrer Themen den Finger am Puls der
Zeit haben, hat der Wissenschaftsrat in seiner letzten Stellungnahme bestätigt, in der es
heißt: „Die vom IÖR gewählten Forschungsthemen sind hochaktuell und zukunftsweisend [...].“ Das gilt auch für das im Jahre
2004 angelaufene Projekt FLOODsite – Integrated Flood Risk Analysis and Management
Methodologies (Integrierte Analyse und Management von Hochwasserrisiken). Es ist das
bisher größte Forschungsprojekt der Europäischen Kommission zum Thema Hochwasser. FLOODsite bringt Wissenschaftler
unterschiedlichster Fachrichtungen aus 13
EU-Mitgliedsstaaten und 35 Forschungseinrichtungen zusammen.
Hochwasser sind die bedeutendste Naturgefahr in Europa. In den vergangenen Jahrzehnten kam es immer häufiger zu extremen
Fluten. Ziel des Projektes ist es, Methoden
und Strategien zu erarbeiten, mit denen das
Ausmaß sowie die sozialen, ökonomischen
und ökologischen Auswirkungen von Hochwasser abgeschätzt und effektiv gemindert
werden können. Dazu analysieren die Forscher alle Komponenten, die notwendig sind,
um Hochwasser und die Schadensentstehung zu beschreiben. Außerdem wollen sie
untersuchen, wie die verschiedenen gesellschaftlichen Entscheidungsträger das Hochwasserrisiko beeinflussen können.
Innerhalb der EU gab es bereits etwa 100
Forschungsprojekte, die sich mit einzelnen
Aspekten von Hochwasser beschäftigt haben. „Das Besondere unseres Forschungsansatzes besteht nun darin, dass wir die wichtigsten Aspekte in einen einzigen Ansatz
integrieren“, erläutert Jochen Schanze, Mitglied der Steuerungsgruppe von FLOODsite: „Das bedeutet, die relevanten Prozesse
wie etwa Niederschlag oder Abflussverhalten werden von Meteorologen, Hydrologen
und anderen Spezialisten zunächst jeweils
in fachspezifischen Teilmodellen bearbeitet.
Diese bleiben jedoch nicht isoliert, sondern
werden zu ganzheitlichen Entscheidungsunterstützungssystemen zusammengesetzt.“
Solche Systeme gezielt für die Strategieentwicklung von Verantwortlichen nutzbar zu
machen, gehört zu den Aufgaben des IÖR.
Darüber hinaus leitet das Institut sämtliche
europäische Fallstudien. Jedes von Hochwasser bedrohte Gebiet zeichnet sich durch
Das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR) erforscht Grundfragen einer
ökologisch ausgerichteten Raumwissenschaft
im komplexen Zusammenhang zwischen der
Gesellschaft und ihrer natürlichen Umwelt. Es
untersucht in interdisziplinärer Arbeitsweise
sowie in nationalem, europäischem und internationalem Zusammenhang Anforderungen
der Regional-, Stadt- und Landschaftsentwick­
lung sowie des Bauens und Wohnens, die sich
am Leitbild der Nachhaltigkeit orientieren.
Die Forschungstätigkeit umfasst sowohl die
Analyse von Ausgangsbedingungen und Perspektiven einer ökologischen Raumentwicklung als auch die Entwicklung von Strategien,
Methoden und Instrumenten als Grundlagen
für planerisch-politisches Handeln.
Gründungsjahr
1992
DirektorProf. Dr. Dr. h.c.
Bernhard Müller
Mitarbeiter109, davon
66 Wissenschaftler
Gesamtbudget 2005 6,1 Mio. Euro
Institutionelle
Förderungca. 4,1 Mio. Euro
Drittmittel
ca. 2 Mio. Euro
(davon etwa die Hälfte EU-Mittel)
Kontakt:
Andreas Otto/Birgit Hantusch
Weberplatz 1
01217 Dresden
Tel: +49 (0)351/46 79-278/273
Fax: +49 (0)351/46 79-212
E-Mail: [email protected]
[email protected]
Internet: www.ioer.de
eine Reihe von Besonderheiten aus, die Entstehung und Folgen von Überflutungen beeinflussen. So sind bei Sturzfluten in Mittelgebirgen andere Faktoren relevant als bei
Fluten an Küsten oder Flüssen. Die Forscher
wollen für jeden untersuchten Fall spezifische Methoden für Risikoanalyse und -management entwickeln, die auf dem allgemeinen integrierten Ansatz basieren.
Das Projekt soll im Jahr 2009 abgeschlossen sein. Die nächste Flut kommt bestimmt,
doch mit den Forschungsergebnissen des
IÖR wird man besser vorbereitet sein.
Leibniz 1 2006
19
PORTRÄT
P R O F. D R . D r . h . c . B ernhard M üller
Direktor des Leibniz-Instituts für
ökologische Raumentwicklung in Dresden
20
G espräch
Szenarien für die
Zukunft entwerfen
E
ine Glaskugel brauchen sie nicht dafür. Die Forscher am Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR) haben
verlässlichere Methoden, um in die Zukunft
zu schauen. Doch nicht immer haben in
der Vergangenheit ihre Prognosen genügend Resonanz bei den Verantwortlichen
gefunden. „Mit der Flutkatastrophe im Jahr
2002, aber auch mit der Diskussion um den
demographischen Wandel hat sich das geändert. Die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit für unsere Forschung hat deutlich zugenommen“, sagt Bernhard Müller, Direktor
des IÖR.
Schon seit Gründung des Instituts haben sich
die Wissenschaftler des IÖR mit der Hochwassergefahr in Flusseinzugsgebieten beschäftigt. Als man dann während der Katastrophe an das Institut herantrat und
eine Abschätzung des Ausmaßes der Überschwemmung benötigte, konnten die Wissenschaftler helfen. „Seitdem werden unsere
Ratschläge auch von der Politik eher berücksichtigt“, resümiert Bernhard Müller.
Der aus Saarbrücken stammende Geograph
und Raumplaner wechselte nach seinem
Studium an der Universität Mainz zur Universität Hannover, wo er zunächst Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für Landesplanung und Raumforschung war und
1992 die Leitung des Instituts übernahm.
1993 folgte er einem Ruf an die Technische Universität Dresden als Professor für
Raumordnung, ab 2001 Professor für Raum­
entwicklung. Seit 1997 ist er gleichzeitig Direktor des IÖR. Innerhalb der Leibniz-Gemeinschaft engagiert sich Bernhard Müller
als einer der Wissenschaftlichen Vizepräsidenten und als Sprecher der Sektion B.
Seit diesem Jahr gehört er zudem zum Gründungsdirektorium des Zentrums Demographischer Wandel Dresden. Der demograLeibniz 1 2006
phische Wandel ist ein Thema, mit dem
sich Bernhard Müller und seine Mitarbeiter
schon seit längerem beschäftigen. Städtische
Schrumpfungsprozesse sind heute ein weltweit zu beobachtendes Phänomen. In Ostdeutschland, aber auch in vielen anderen
europäischen Städten hängt dies mit demographischen Faktoren zusammen.
„Mit unseren Prognosen stießen wir vor einigen Jahren mitunter noch auf Skepsis“, erinnert sich Bernhard Müller. Die Forscher des
IÖR hatten zum Beispiel Mitte der 1990er Jah­
re große Wohnungsleerstände in Ostdeutschland prognostiziert. Öffentliche Stellen hielten
die Einschätzung jedoch zunächst für zu düs-
ter. „Später hat sich aber herausgestellt, dass
wir mit unseren Vorhersagen genau richtig lagen“, so Bernhard Müller.
Auch der wissenschaftliche Nachwuchs erhält demnächst Gelegenheit, sich intensiv damit zu beschäftigen. Im Rahmen
des Paktes für Forschung und Innovation
ist ein gemeinsames Projekt mit den anderen raumwissenschaftlichen Einrichtungen
der Leibniz-Gemeinschaft (4R) und der TU
Dresden zum demographischen Wandel geplant. „Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses“, sagt Bernhard Müller,
„gehört schließlich zu den wichtigsten Aufgaben, die ein Leibniz-Institut haben kann“.
Internationale Zusammenarbeit
Das Leibniz-Institut für ökologische Raum­
entwicklung (IÖR) ist vielfältig national und
international vernetzt. Kooperationen bestehen dabei nicht nur mit anderen Forschungsinstitutionen, sondern auch mit
Kommunen und staatlichen Einrichtungen.
Leibniz-typisch ist die enge Zusammen­
arbeit mit Universitäten, hier insbeson­dere
mit der TU Dresden.
Mit den drei anderen raumwissenschaft­
lichen Einrichtungen der Leibniz-Gemein-­
schaft ist das IÖR im raumwissenschaftlichen Netzwerk (4R) zusammengeschlossen. Außerdem ist das Institut im Raumwissenschaftlichen Kompetenzzentrum
Dresden eingebunden. Institutsdirektor
Bernhard Müller ist zugleich stellvertretender Vorsitzender dieses Zentrums.
Da Probleme der Raumentwicklung nicht
vor Ländergrenzen Halt machen, ist die
Arbeit des IÖR ohne eine enge Koopera­
tion mit den europäischen Nachbarn nicht
denkbar. Das Institut profitiert hierbei von
seinem Standort in Dresden und der räumlichen Nähe zu Polen und Tschechien im
Sinne eines „Forschungslabors“ zu Fragen
der grenzüberschreitenden und europäi­
schen Raumentwicklung.
Besonders enge Kontakte bestehen zur
Slowakischen Technischen Universität, die
Bernhard Müller für seine Förderung des
wissenschaftlichen Austausches im Jahre
2004 die Ehrendoktorwürde verliehen hat.
Gemeinsam mit ihr organisiert das IÖR die
Arbeit des Netzwerks raumwissenschaftlicher Forschungseinrichtungen in Mittelund Osteuropa (MOE-Netz). Darüber hinaus ist das Institut Mitglied im European
Centre for Nature Conservation (ECNC).
Insgesamt arbeitet das IÖR mit Partnern in
über 20 europäischen Ländern zusammen.
Weitere internationale Kooperationen bestehen unter anderem mit Universitäten in
den USA (Ohio State University in Columbus, University of California at Berkeley) sowie im Rahmen des Chilenisch-Deutschen
Universitätsnetzwerkes zur Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Raumordnung, an
dem neben deutschen Partnern vier chilenische Universitäten beteiligt sind.
PERSONEN
21
1. Leibniz-Generalsekretär
Das Präsidium der
Leib­niz-Gemeinschaft
hat Dr. Michael Klein
mit Wirkung vom
1. März zum ersten
Ge­neralsekretär der
Wissenschaftsorgani­
sation be­stellt. Der
40-jährige Historiker
gehört seit 1999 der Leibniz-Gemeinschaft
an und bekleidete seit 2003 das Amt des Geschäftsführers. Er leitet die knapp 20-köpfige
Geschäftsstelle samt Berliner Büro, die vor
allem die forschungspolitische Interessenvertretung und Servicedienstleistungen für
die 84 Einrichtungen der Leibniz-Gemein­
schaft wahrnimmt. „In Zeiten knapper Finanzmittel und zunehmender Forderungen
nach Effizienz im Bereich der Wissenschaft
kommt dem Wissenschaftsmanagement,
der forschungspolitischen Interessenvertretung sowie der Öffentlichkeitsarbeit
im weitesten Sinne besondere Bedeutung
zu. Als Generalsekretär möchte ich diese
Serviceleistungen für die Leibniz-Institute durch unsere vergleichsweise kleine Geschäftsstelle weiter professionalisieren und
den Wissenschaftlern so mehr Zeit und Freiraum für die Forschung verschaffen“, umschreibt Klein seinen Aufgabenbereich als
Generalsekretär. Klein studierte Geschichte,
Politik- und Kommunikationswissenschaft
an den Universitäten Bamberg, Erlangen,
Norwich und Dijon. 1996 promovierte er
mit einer Arbeit zur DDR-Geschichte. Von
1996 bis 1999 war er beim Deutschen Bundestag tätig, wechselte dann zur LeibnizGemeinschaft.
Neuer Pressesprecher
Seit dem 1. April ist
Dipl.-Geol. Thomas
Vogt M.A. neuer Pressesprecher der Leibniz-Gemeinschaft.
Vom Berlin-Büro aus
wird Vogt neben der
Außenvertretung der
Leibniz-Gemeinschaft
unter anderem die wissenschaftspolitische
Kontaktpflege zu den Zuwendungsgebern
in Berlin sowie die Betreuung von Präsident und Generalsekretär in Fragen der
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit übernehmen. Der 38-Jährige studierte Geologie
und Germanistik in Berlin. Nach einer Tätigkeit als Pressereferent unter anderem
für IT-Themen im Forschungszentrum Jülich war er für die interne und externe
Kommunikation des Instituts für Verkehrsforschung des Deutschen Zentrums für
Luft- und Raumfahrt in Berlin-Adlershof
zuständig. Zuletzt leitete Vogt die Unternehmenskommunikation der IVU Traffic
Technologies AG in Berlin. Vogt ist verheiratet und Vater dreier Kinder.
Ludger-Schiffler-Preis
Dr. phil. Mark Bechtel, seit 2004 wissenschaftlicher Mitarbei­
ter im Programm „Europäisches Kolleg Wei-­
terbildung“ am Deutschen Institut für Erwachsenenbildung
(DIE) in Bonn, wurde
von der Freien Universität Berlin für seine hervorragende Dissertation „Interkulturelles Lernen beim Sprachenlernen im Tandem“ der Ludger-Schiffler-Preis 2005 für
Fremdsprachendidaktik verliehen. Diese
Auszeichnung wird im Rahmen des alle
zwei Jahre stattfindenden Kongresses der
Deutschen Gesellschaft für Fremdspra­chen-­
forschung (DGFF) vergeben.
Sencken­berg unter
neuer Leitung
Spezialisten für Plattwürmer, Wechselkröten
und Riesenkrabbenspinnen werden im Senckenberg-Institut auch künftig ihre wissenschaftliche Heimat haben. Allerdings müssen sie sich darauf einstellen, enger als bisher
mit Kollegen anderer Fachrichtungen zusammenzuarbeiten. Denn Volker Mosbrugger,
der neue Direktor von Forschungsinstitut
und Naturmuseum, will nicht das isolierte
Studium bestimmter Tierarten bei Senckenberg in den Vordergrund stellen, sondern
das Bemühen, ganze Ökosysteme und ihre
Wechselwirkungen mit der unbelebten Natur zu verstehen. „Naturforschung ist heute überlebensnotwendig“, sagte der Professor bei seiner offiziellen Vorstellung 100 Tage
nach Amtsantritt. Wie sein Vorgänger Fritz
Steininger ist Mosbrugger Geologe und Pa-
läontologe. Geboren 1953 in Konstanz, hat
er zunächst Biologie und Chemie studiert,
um sich dann an den Universitäten Freiburg
und Bonn vor allem mit der Entwicklungsgeschichte der Erde und des Lebens zu befassen. Zuletzt war er Professor am Institut für
Geowissenschaften der Universität Tübingen. Obwohl Management-Aufgaben nach
Mosbruggers Schätzung 80 Prozent seiner
Arbeitszeit in Anspruch nehmen, will er weiter wissenschaftlich tätig sein: im Senckenberg-Institut und an der Goethe-Universität,
wo er ebenfalls seit vergangenem Herbst einen Lehrstuhl am Fachbereich Geowissenschaften innehat. Auch wenn sich die traditionsreiche Einrichtung unter seiner Leitung
stärker der Ökosystemforschung widmen
wird, bleibt für Mosbrugger die Untersuchung der einzelnen Arten und ihrer Entstehung das Kerngeschäft.
Ruf aus der Heimat
abgelehnt
Prof. Dr. Peter Egger,
der im Münchner ifo
Institut für Wirtschaftsforschung den Bereich
Umwelt, Regionen und
Verkehr leitet, lehnte einen Ruf an die Universität Innsbruck ab. Der
gebürtige Österreicher,
der vor seiner Berufung nach München vor
allem an den Universitäten Innsbruck und
Notre Dame (USA) forschte und lehrte, hat
sich entschlossen, seine erfolgreiche Arbeit als
Leibniz 1 2006
P ersonen
22
Bereichsleiter am ifo Institut und Professor an
der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU)
München fortzusetzen. Prof. Egger hat sich
insbesondere auf dem Gebiet des International Trade einen Namen gemacht.
Leibniz-Senatoren gewählt
Der Senat, das extern besetzte Gremium, das
die Leibniz-Gemeinschaft in wissenschaftspolitischen Fragen berät und die regelmäßige
Evaluierung aller Leibniz-Institute durchführt,
hat neue Mitglieder zu verzeichnen: Prof. Dr.
Axel Priebs, Erster Regionalrat für Ökologie
und Planung, Region Hannover (Vorschlag
Sektion B); Prof. Dr. Reinhard Hüttl, Lehrstuhl für Bodenschutz und Rekultivierung,
BTU Cottbus (Vorschlag Sektion E); Prof. Dr.
Gerold Wefer, Lehrstuhl für Allgemeine Geologie, Universität Bremen (Vorschlag Sektion
E); Dr. Ludwig Baumgarten, Vorstandsmitglied des Deutschen Zentrums für Luft- und
Raumfahrt (DLR).
Preis für
Angewandte Physik
Der Manfred-von-Ardenne-Preis für Angewandte Physik für
das Jahr 2005 ging an
PD Dr. Axel Schindler
vom Leibniz-Institut für
Oberflächenmodifizierung (IOM) in Leipzig.
Mit diesem Preis werden die langjährigen und sehr erfolgreichen
Leistungen auf dem Gebiet der ultrapräzisen
Oberflächenbearbeitung von optischen Präzisionsflächen für Anwendungen vom sichtbaren Spektralbereich bis zum Röntgenbereich gewürdigt. Ausgezeichnet wird er auch
für seine Bemühungen zur Einführung dieser
neuen Technologie in die Industrie. Der Manfred-von-Ardenne-Preis wird von der Europäi­
schen Forschungsgesellschaft Dünne Schichten e.V. (EFDS) an in Europa arbeitende Wissenschaftler für hervorragende Arbeiten auf
dem Gebiet der Angewandten Physik, insbesondere der Vakuum-, Plasma- und Elek­
tronenstrahlphysik, in Einheit mit dem erfolgreichen Bemühen um deren industrielle Umsetzung vergeben.
Leibniz 1 2006
Weltweit renommierter
Neurobiologe in Berlin
Wissenschaftliche
Kommission
Prof. Thomas Jentsch wird ab Mitte 2006 am
Leibniz-Institut für Molekulare Pharmakologie
(FMP) und am Max-Delbrück-Centrum für
Molekulare Medizin (MDC) arbeiten. Der 52jährige Neurobiologe aus Hamburg hat einen
Ruf nach Berlin angenommen. Er wird vom
Sommer an die Abteilung „Physiologie und
Pathologie des Ionentransports“ am FMP
in Berlin-Buch leiten.
Die erfolgreiche Berufung ist das Ergebnis einer Kooperation über
die Grenzen von Forschungsorganisationen
hinweg: Die Arbeitsgruppe des weltweit renommierten Wissenschaftlers wird zu gleichen
Teilen vom FMP (Leibniz-Gemeinschaft) und
vom MDC Berlin-Buch (Helmholtz-Gemeinschaft) finanziert, die Berufung auf eine W3Professur erfolgte jedoch gemeinsam durch
das FMP und die Charité – Universitätsmedizin Berlin. Jentsch wird in das von FMP und
MDC gemeinsam neu errichtete Labor für
Medizinische Genomforschung auf den Campus Berlin-Buch ziehen. Thomas Jentsch studierte an der FU Berlin Physik und Medizin.
1982 promovierte er dort und am Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft in
Physik, 1984 in Medizin. Danach arbeitete
er am Institut für Klinische Physiologie der FU
und ging von 1986 bis 1988 an das renommierte Whitehead Institute des Massachusetts
Institute of Technology (MIT) in Cambridge,
USA. Danach wurde er Forschungsgruppenleiter am Zentrum für Molekulare Neurobiologie Hamburg (ZMNH) und ist dort seit 1993
Direktor des Instituts für Molekulare Neuropa­
thobiologie. Im Jahre 1998 hatte er einen Ruf
an die ETH Zürich und 2000 einen Ruf als Direktor an das Max-Planck-Institut für Experimentelle Medizin in Göttingen erhalten. Für
seine Forschungen erhielt Prof. Jentsch zahlreiche Auszeichnungen im In- und Ausland,
darunter den höchstdotierten deutschen Förderpreis, den Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (1995). Prof. Jentsch ist
gewähltes Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, der
Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina sowie der Hamburger Akademie der
Wissenschaften.
Dr. Karin Lochte, Professorin für Biologi­­sche Ozeanographie
am Leib­niz-Institut für
Meereswissenschaften
an der Christian-Al­
brechts-Universität
zu Kiel, ist zur Vorsitzenden der wissenschaftlichen Kommission des Wissenschaftsrats gewählt worden.
Prof. Lochte wurde außerdem in den Vorstand der neu gegründeten Akademie der
Wissenschaften in Hamburg gewählt. Als
Mitglied der wissenschaftlichen Kommission des Wissenschaftsrats fungiert seit
dem 1. Februar Prof.
Dr. Ulrike Beisiegel,
Direktorin des Instituts
für Biochemie und
Mo­lekularbiologie II
am Universitätsklinikum Hamburg-Eppen­
dorf und stellvertretende Vorsitzende des
Senatsausschusses Evaluierung der LeibnizGemeinschaft.
Impressum
Herausgeber: Leibniz-Gemeinschaft
Postfach 12 01 69, 53043 Bonn
Telefon: +49 (0)2 28/30 81 52-10
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(verantw.)
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Nachdruck mit Quellenangabe gestattet,
Beleg erbeten. Redaktionsschluss dieser
Aus­gabe: 20. März 2006, ISSN: 1435-8239
Jahresabonnement (4 Hefte): 16 €
Fotonachweis:
ATB 7; Ausserhofer 12, 13; Böll & Fischer 6;
DLR 5 oben; DPZ 5 links; GNM 3 unten; IÖR
18, 20; IZW 4 oben; IPB 14; Lohmeyer/JOKER 4
unten; Neutzling 16, 17; photocase 3 oben, 8, 10;
Privat 15, tgtdesign Thomas Tempel 5 unten.
DIE INSTITUTE
der L eibniz - G emeinschaf T
ZBW
IPN
IfW
IFMGEOMAR
SchleswigHolstein
www.leibniz-gemeinschaft.de
BNI
IOW
IAP
FZB
HPI
DSM
FBN
LIKAT
INP
MecklenburgVorpommern
HWWA
GIGA
23
Hamburg
Bremen
Sektion A
Geisteswissenschaften und Bildungsforschung
DBM Deutsches Bergbau-Museum Bochum
DIE Deutsches Institut für Erwach­senenbildung, Bonn
DIPFDeutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung, Frankfurt a.M.
DM
Deutsches Museum, München
DSMDeutsches Schiffahrtsmuseum, Bremerhaven
GNMGermanisches National­museum Nürnberg
HI
Herder-Institut, Marburg
IDSInstitut für Deutsche Sprache, Mannheim
IfZInstitut für Zeitgeschichte, München
IPNLeibniz-Institut für die Pädagogik der Natur­
wissen­schaf­ten an der Universität Kiel
IWFIWF – Wissen und Medien gGmbH, Göttingen
IWMInstitut für Wissensmedien, Tübingen
RGZMRömisch-Germanisches Zentralmuseum,
For­schungs­institut für Vor- und Früh­geschichte,
Mainz
ZPIDZentrum für Psychologische Information und
Doku­men­tation an der Universität Trier
LIFA
RWI
DBM
NordrheinWestfalen
ISAS
BNIBernhard-Nocht-Institut für Tropen­medizin,
Hamburg
DDZDeutsches Diabetes-Zentrum, Leibniz-Institut
an der Hein­rich-Heine-Universität Düsseldorf
DFADeutsche For­schungs­­anstalt für Lebens­mittel­
chemie, Garching
DIfEDeutsches Institut für Ernährungs­forschung,
Nuthetal
DPZDeutsches Primaten­zentrum, Göttingen
DSMZDeutsche Sammlung von Mikro­organismen und
Zellkulturen, Braunschweig
FBNForschungsinstitut für die Biologie
landwirtschaftlicher Nutztiere, Dummerstorf
IfN
IWH
IPB
IfT
IAMO
Hessen
DDZ
HI
ZFMK
ZBMed
Berlin
IKZ
DPZ
IOM
FZR
IPF
FLI
IÖR
HKI
Sachsen
Thüringen
DIE
IFW
IfL
IfADo
DIPF
RheinlandPfalz
FIS
RGZM
ZPID
IBFI
ZEW
Saarland
IDS
GNM
GESIS
FÖV
Bayern
FIZKA
Wirtschafts- und Sozialwissen­schaften, Raumwissenschaften
Lebenswissenschaften
WIAS
FBH
ZALF
MBI
ATB
IGB
IHP
PIK
IRS
PDI
AIP
DIfE IGZ IZW
WZB
IPK
IWF
BESSY
FMP
FCH
DIW
DSMZ
ARL
TIB
INM
Sektion C
SachsenAnhalt
GGA
Sektion B
ARLAkademie für Raumforschung und Landesplanung, Hannover
DIW Deutsches Institut für Wirtschafts­­­forschung,
Berlin
FÖV Forschungsinstitut für öffentliche Verwaltung
bei der Deutschen Hochschule für Verwaltungs­
wissenschaften Speyer
GESISGesellschaft Sozialwissen­schaftli­cher Infra­
struk­tur­einrichtungen – Informationszentrum
Sozial­wissen­schaften (IZ), Bonn, Zentralarchiv
für Empirische Sozial­forschung an der Universität
zu Köln (ZA), Zentrum für Umfragen, Methoden
und Analysen (ZUMA), Mannheim
GIGALeibniz-Institut für Globale und Regionale
Studien, Hamburg, ehemals Deutsches ÜberseeInstitut (DÜI)
HWWAHamburgisches Welt-Wirtschafts-Archiv
IAMOLeibniz-Institut für Agrarentwicklung in Mittelund Osteuropa, Halle
IfL Leibniz-Institut für Länderkunde, Leipzig
ifo ifo-Institut für Wirtschafts­forschung, München
IfWInstitut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel
IÖRLeibniz-Institut für ökologische Raum­­ent­wicklung, Dresden
IRSLeibniz-Institut für Regionalentwicklung
und Strukturplanung, Erkner
IWHInstitut für Wirtschaftsforschung Halle
RWIRheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung, Essen
WZBWissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung
ZBWDeutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften, Kiel
ZEWZentrum für Europäische Wirtschaftsforschung,
Mannheim
Brandenburg
Niedersachsen
IWM
BadenWürttemberg
DFA
MFO
KIS
IfZ
DM
FISForschungsinstitut und Natur­mu­se­um Senckenberg, Frankfurt a.M.
FLILeibniz-Institut für Altersforschung –
Fritz-Lipmann-Institut, Jena
FMPLeibniz-Institut für Molekulare Pharmakologie,
Berlin
FZBForschungszentrum Borstel, Leibniz-Zentrum
für Medizin und Bio­wissen­schaften
HKILeibniz-Institut für Natur­stoff­-Forschung und
Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut, Jena
HPIHeinrich-Pette-Institut für Experi­men­telle Virolo­
gie und Immu­no­lo­gie an der Universität Hamburg
IfADoInstitut für Arbeitsphysiologie an der Universität
Dortmund
IfN Leibniz-Institut für Neuro­bio­logie, Magdeburg
IPB
Leibniz-Institut für Pflanzenbiochemie, Halle
IPKLeibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung, Gatersleben
IZWLeibniz-Institut für Zoo- und Wildtierfor­schung,
Berlin
LIFALeibniz-Institut für Arterioskleroseforschung,
Münster
ZBMedDeutsche Zentralbibliothek für Medizin, Köln
ZFMKZoologisches Forschungsinstitut und Museum
Alexander Koenig, Leibniz-Institut für terrestrische Biodiversitätsforschung, Bonn
Sektion D
Mathematik, Natur- und Ingenieurwissenschaften
AIPAstrophysikalisches Institut Potsdam
BESSYBerliner Elektronenspeicherring-Gesell­schaft für
Synchrotron­strahlung
FBHFerdinand-Braun-Institut für Höchst­­frequenz­
technik, Berlin
FCHFachinformationszentrum Chemie, Berlin
FIZ KA Fachinformationszentrum (FIZ) Karlsruhe, Gesellschaft für wissen­­­­schaftlich-technische Information
FZRForschungszentrum Rossendorf, Dresden
IAPLeibniz-Institut für Atmo­sphären­physik an der
Universität Rostock, Kühlungsborn
IBFIInternationales Begegnungs- und Forschungszentrum für Informatik, Wadern
ifo
IFWLeibniz-Institut für Festkörper- und Werk­stoff­
forschung, Dresden
IHPInstitut für innovative Mikro­elek­tronik,
Frankfurt (Oder)
IKZ
Leibniz-Institut für Kristall­­züchtung, Berlin
INM
Leibniz-Institut für Neue Materialien, Saarbrücken
INPInstitut für Niedertemperatur-Plasmaphysik,
Greifswald
IOMLeibniz-Institut für Ober­flächen­modifizierung,
Leipzig
IPFLeibniz-Institut für Polymer­forschung, Dresden
ISASInstitute for Analytical Sciences, Dortmund
KISKiepenheuer-Institut für Sonnen­­physik, Freiburg
LIKATLeibniz-Institut für Katalyse an der Universität
Rostock, ehemals Leibniz-Institut für Organische
Katalyse (IfOK)
MBIMax-Born-Institut für Nicht­­line­are Optik und
Kurzzeit­spektro­­skopie, Berlin
MFO Mathematisches Forschungsinstitut Oberwolfach
PDIPaul-Drude-Institut für Fest­kör­per­­elektronik,
Berlin
TIBTechnische Informations­biblio­thek, Hannover
WIASWeierstraß-Institut für Ange­wandte Analysis
und Stochastik, Berlin
Sektion E
Umweltwissenschaften
ATB
Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim
GGAInstitut für Geowissenschaftliche Gemeinschaftsaufgaben, Hannover
IFMGEOMARLeibniz-Institut für Meereswissenschaften, Kiel
IfTLeibniz-Institut für Tropos­phä­ren­­forschung,
Leipzig
IGBLeibniz-Institut für Gewässer­öko­logie und
Binnenfischerei, Berlin
IGZInstitut für Gemüse- und Zier­pflan­zen­bau,
Groß­beeren & Erfurt
IOW Leibniz-Institut für Ostsee­for­schung Warne­münde
PIKPotsdam-Institut für Klima­folgen­­forschung
ZALFLeibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung,
Müncheberg
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