Die Polizeikaserne am Lichtenplatz. Ein

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Michael Wiescher
Die Polizeikaserne am Lichtenplatz.
Ein Spiegelbild deutscher Polizeigeschichte
Am Lichtscheid, dem mit 350 m höchsten
Punkt im Stadtgebiet von Wuppertal, wurde in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts eine Kasernenanlage für die preußische
Schutzpolizei errichtet. Die Polizeiunterkunft1
an der Oberen Lichtenplatzer Straße hat seit
ihrer Einweihung 1926 zunächst der kasernierten Schutzpolizei und der 1935 daraus entstandenen Landespolizei und Wehrmacht als
Unterkunft gedient. Nach einem mehrjährigen Intermezzo als Notlager wurde die Anlage
1951 zur Unterkunfts- und Ausbildungsstätte der nordrhein-westfälischen Landes- und
Bereitschaftspolizei erweitert. In den letzten
Jahrzehnten ihres Bestehens war die Kaserne
mit zwei Einsatzhundertschaften, einer technischen Hundertschaft und der Diensthundeführerstaffel der Bereitschaftspolizei belegt.
Neben den Unterkunfts- und Ausbildungsgebäuden existieren auf dem Kasernengelände
Werkstätten für Polizeifahrzeuge, Lager für
Funkausrüstung und Waffen sowie die Fortbildungsstelle der Polizei mitsamt Sportanlagen und einem Schießstand. In den letzten
Jahrzehnten gab es erhebliche bauliche Veränderungen. Mehrere der alten Kasernengebäude wurden zum Teil wegen Baufälligkeit
abgerissen und durch moderne Unterkünfte
ersetzt. Trotzdem sind die meisten Gebäude
viel zu groß und wegen der jährlich anfallenden Instandsetzungskosten zu teuer. Deshalb
bestehen seit langem Pläne für einen Neubau
der Polizeianlage. Schon heute wird die Kaserne nur noch zum Teil benutzt. Die verbleibenden Polizeieinheiten sollen auf das Gelände der ehemaligen Diedenhofen-Kaserne an
der Parkstraße in Ronsdorf verlegt werden.
Das bevorstehende Verschwinden der Polizeieinrichtungen bietet Gelegenheit zu einem geschichtlichen Rückblick, der auch die wechselvolle Geschichte der deutschen Polizei im
20. Jahrhundert widerspiegelt.
Die politische Vorgeschichte
Die ursprünglichen Beweggründe für die
Errichtung der Kaserne ergaben sich aus der
Niederlage des Deutschen Reiches im Ersten
Weltkrieg sowie den nachfolgenden militärischen und sozialen Unruhen, die im Spartakusaufstand von 1919 und im Kapp-Putsch von
1920 ihren Höhepunkt sahen. Die Folgen des
Waffenstillstands von 1918 und die Ausrufung
der Republik hatten politische und wirtschaftliche Auswirkungen auf das Rheinland und
das Bergische Land. Gemäß dem Versailler
Vertrag mussten sich alle deutschen Militäreinheiten im Westen bis auf 10 km hinter die
Demarkationslinie zurückziehen, die die neue
deutsche Republik von der demilitarisierten
Rheinzone trennte,2 im bergischen Raum von
der sogenannten Kölner Zone. Die Demarkationslinie berührte die Kohlfurther Brücke,
wo sich ein von Briten bewachter Übergang
befand. Die preußische Regierung suchte die
innere Sicherheit durch die Bildung einer Sicherheitspolizei aufrechtzuerhalten, deren besondere Aufgabe es war, bei größeren Unruhen und Demonstrationen einzuschreiten und
die Sicherheit der staatlichen Institutionen zu
wahren.3 Die Sicherheitspolizei setzte sich
aus ehemaligen Angehörigen, Unteroffizieren
und Offizieren der kaiserlichen Reichswehr
zusammen. Vorbedingung für die Polizeibeamten war die volle Felddienstfähigkeit. Die
Sicherheitspolizei war in kasernierte Hundertschaften gegliedert, militärisch uniformiert
und mit schweren Waffen bis zu Maschinengewehre, Minenwerfern und gepanzerten Fahrzeugen ausgerüstet. Diese Struktur und die
Bildung von Sicherheitspolizeieinheiten im
gesamten Reich führte zu heftigen Konflikten
mit den Entente-Staaten, die auf die Einhaltung der im Versailler Vertrag beschlossenen
Mannschaftsbeschränkungen der Reichswehr
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und anderer militärischer Einheiten bestanden. Insbesondere von Frankreich und Belgien
wurde die Sicherheitspolizei als verkappte Institution zur Neurüstung deutscher Militärverbände gesehen, während die Reichregierung
auf die Notwendigkeit der Einrichtung einer
Sicherheitspolizei neben der traditionellen lokalen Polizei zum Zweck der Bekämpfung von
Umsturzbestrebungen radikaler linksgerichteter spartakistischer sowie rechter FreikorpsGruppierungen bestand.
Gegen die 1919 in Weimar von der Nationalversammlung beschlossene Verfassung kam
es im März 1920 zu einem Putsch rechtsgerichteter Freikorps-Einheiten,4 dem sogenannten Kapp-Lüttwitz-Putsch. Daraufhin wurde
der Generalstreik ausgerufen, dem sich insbesondere die Arbeiterschaft im Ruhrgebiet und
auch in Elberfeld und Barmen anschloss. Dort
bildeten sich bewaffnete Verbände, die starken
Zuwachs durch Arbeiter aus dem Ruhrgebiet
erhielten. Die örtliche Polizei ließ durch einen
Aufruf erklären, dass sie nicht gegen die Arbeiterverbände kämpfen würde, sondern nur
zur Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung
zuständig wäre. Nach längeren Verhandlungen zwischen den Vertretern der bewaffneten
Arbeiterverbände und dem Barmer und Elberfelder Stadtrat stimmte letzterer zu, dass die
Polizei neutral bleiben würde, und die öffentliche Sicherheit durch gemeinsame Streifen von
bewaffneten Polizisten und Arbeitern gewährleistet werden sollte. Im Wuppertal kam es zu
heftigen Kämpfen zwischen den bewaffneten Arbeiterverbänden, der sogenannten Roten Armee, und dem Freikorps Lichtenberg,
aber auch mit Einheiten der Sicherheitspolizei, die sich aber hauptsächlich in den Arbeitervierteln im Ortsteil Ostersbaum und an der
Hardt abspielten.5 In einem nachfolgenden Bericht des Elberfelder Oberbürgermeisters an
das Düsseldorfer Regierungspräsidium vom
21. April 1920 heißt es: Die Zahl der aus der
Stadt Elberfeld gestellten Kämpfer wird auf
1.500, die Zahl der in Elberfeld vorhanden
gewesenen Waffen auf 2.500–3.000 Gewehre
und Karabiner und etwa 20 Maschinengewehre geschätzt.6 Das Freikorps musste schließ-
lich der Übermacht der Arbeiter weichen und
zog sich über Elberfeld und Cronenberg zurück, um sich an der Kohlfurther Brücke den
englischen Besatzungstruppen zu ergeben und
sich entwaffnen zu lassen.7 Die Rote Armee
folgte nach und besetzte auch die Barmer Südhöhen, um die letzten Widerstandsnester zu
beseitigen. Die Bürger des Toelleturmviertels,
die Haus und Tor aus Angst vor Plünderung
verschlossen hielten, beobachteten mit wachsender Unruhe, wie die bewaffneten Verbände aus dem Ruhrgebiet freudig in den benachbarten Arbeitervierteln der Firma Vorwerk &
Sohn begrüßt wurden.
Bedingt durch den Generalstreik und den
militärischen Widerstand der Arbeiterschaft
sowie der loyalen Einheiten der Reichswehr
brach der Kapp-Putsch zusammen. Die Rote
Armee weigerte sich jedoch, der Aufforderung der sozialdemokratischen Regierung zur
Entwaffnung nachzukommen. Vom Reichswehrminister Gustav Noske wurden deshalb
Militärverbände eingesetzt, um den Arbeiteraufstand insbesondere im Ruhrgebiet zu unterdrücken.8 Von einem Einmarsch ins Bergische Land wurde vorerst abgesehen. Er wurde
jedoch für den Fall in Betracht gezogen, dass
sich die Arbeiterschaft nicht entwaffnen lassen würde. In einem Bericht vom 16. April
1920 über eine Zusammenkunft der Bürgermeister des Ruhrgebiets mit Reichskanzler
Müller und Reichswehrminister Gessler in
Berlin heißt es: „Vorläufig würden die hierselbst (im Ruhrgebiet) angesammelten Reichswehrtruppen nicht zurückgezogen, auch sei
der Einmarsch in das Bergische Land sofort
geplant, wenn die inzwischen erlassenen Maßnahmen zwecks Entwaffnung der Roten Armee
daselbst nicht den gewünschten Erfolg haben
sollten“.9 Da jedoch Barmen und Elberfeld zur
entmilitarisierten Zone gehörten, durften dort
keine Reichswehrverbände eingesetzt werden. Deswegen sei „der preuss. Minister des
Inneren beauftragt, mit aller Beschleunigung
die Bildung einer ausreichenden Sicherheitspolizei für das ganze Ruhrgebiet in die Wege
zu leiten … und man bestimmt hoffe, auch im
Bergischen Land in kurzer Zeit Herr der Lage
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zu werden“. Mit dieser Begründung wurden
Einheiten der kasernierten Polizei oder Sicherheitspolizei entsandt und lokal einquartiert, da
es zu der Zeit keine Polizeiquartiere in Barmen und Elberfeld gab. Die Aufgabe der kasernierten Polizei bestand hauptsächlich darin, die von der Roten Armee eingerichteten
Waffenlager auszuheben und sicherzustellen.
Diese Maßnahmen wurden von den örtlichen
Bürgerräten unterstützt.10 Sie unterhielten ein
ausgedehntes Spitzelsystem,11 das über Pläne
und Bewegungen der Arbeiterschaft oft gut
unterrichtet war. Da man die Waffenlager besonders im Bereich des Lichtscheids und von
Ronsdorf vermutete, über den sich die bewaffneten Einheiten der Roten Armee Richtung
Cronenberg und Solingen zurückgezogen hatten, wurden viele dieser Einquartierungen auf
den Barmer Südhöhen bei den wohlhabenden
Bürgern im Villenviertel am Toelleturm vorgenommen. Sie waren für den Schutz dankbar.
In vielen Villen waren bis zu drei Polizisten
einquartiert, die von den Bewohnern mit Lebensmitteln und Karten versorgt wurden, um
sich in dem ihnen unbekannten Gelände zurechtfinden zu können.
Die Polizeiverbände wurden schon nach
wenigen Wochen zurückgezogen, nachdem sie
mehrere Waffenlager bei Ronsdorf ausgehoben hatten. Der erfolgreiche Einsatz von Polizeieinheiten, auch bei anderen Großeinsätzen
gegen revolutionäre Bewegungen und Streikmaßnahmen festigte die Überzeugung der
preußische Regierung von der strategischen
Notwendigkeit einer schwerbewaffneten kasernierter Polizei, die gerade auch in den demilitarisierten Zonen schnell gegen revolutionäre Bewegungen eingesetzt werden konnte.12
Der nach dem Kapp-Putsch amtierende preußische Innenminister Carl Severing machte im
Einvernehmen mit der Reichsregierung einen
weiteren Versuch, die kasernierte Sicherheitspolizei in einer Stärke von etwa 46.000 Mann
beizubehalten. Die Interalliierte Militär-Kontrollkommission (IMKK)13 der Entente-Regierungen blieb dagegen trotz der inneren Unruhen im Reich bei ihrer Überzeugung, dass die
Sicherheitspolizei eine paramilitärische Ein-
richtung sei und unter die Bestimmung der
Truppenlimitierung des Versailler Vertrags
fiele. Sie verlangte in einer scharfen Demarche
vom Juni 1920, der sogenannten Boulogner
Note, die Auflösung der Sicherheitspolizei innerhalb von drei Monaten. Severing führte
daraufhin eine nominelle Auflösung der Sicherheitspolizei durch, die aber durch eine
Umorganisierung der Polizeistruktur komplementiert wurde. Diese Änderungen setzten in
der Folge auch die anderen deutschen Staaten
um und fassten dabei kasernierte Sicherheitspolizei und lokale Schutzmannschaften der
Polizei zur sogenannten Schutzpolizei zusammen. Die Kasernierung der Polizeimannschaften blieb für die ersten Jahre der Ausbildung
bestehen, aber die zentralistische Führung
wurde aufgehoben. Die lokalen Polizeibehörden kontrollierten die Polizeimannschaften
und unterstellten sie dem Polizeipräsidium.14
Die militärische Gliederung der kasernierten
Polizei blieb weitgehend erhalten. Sie wurde in Züge von 30 bis 40 Beamten unter Führung eines Polizeileutnants sowie in Hundertschaften mit etwa 100 Beamten unter Führung
eines Polizeihauptmanns und in Abteilungen bis zu 1.000 Beamten unter Führung eines Polizeimajors gegliedert. Die Bewaffnung
der Schutzpolizei blieb jedoch leichter als die
der vormaligen Sicherheitspolizei. Die Vertreter der Entente-Staaten stimmten nach langwierigen Verhandlungen endgültig der Einrichtung der Schutzpolizei zu und legten die
Mannschaftsstärke für Preußen auf 21.000 Beamte fest.
Schutzpolizeieinheiten sollten vor allem in
den als revolutionär eingeschätzten Industriestädten Elberfeld und Barmen aufgestellt und
untergebracht werden. Das führte zu zahlreichen Debatten in der örtlichen Presse, in der
insbesondere von linker Seite an den neuen
Plänen scharfe Kritik geübt wurde. Danach
war auch die Schutzpolizei „in ihrem ganzen Aufbau nach jeder Richtung hin verkappter Militarismus“.15 Trotzdem wurden sowohl
in Barmen als auch Elberfeld Schutzpolizeieinheiten aufgestellt. Schwierigkeiten gab es
bei der Suche nach Unterkunftsmöglichkeiten;
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in anderen Städten standen der Schutzpolizei ehemalige Reichswehrkasernen zur Verfügung, doch in den Wupperstädten waren keine Kasernen vorhanden. Dies erforderte den
Bau neuer Polizeiunterkünfte, die architektonisch den Erfordernissen der Schutzpolizei
entsprechen sollten.16 Für Elberfeld wurde im
Frühjahr 1921 der neugegründete Stab der örtlichen Schutzpolizei in das Hotel Reichshof
in der Neustraße (heute: Rommelspütt) verlegt. Wegen der notwendigen Unterkunftsräume für die Polizei-Mannschaften verhandelte man mit der Stadt Elberfeld und richtete
schließlich eine Polizeiunterkunft in der Arrenberger Straße 71 ein. Wegen der Überlassung von Sportplätzen und Schießständen für
Training und Ausbildung der Polizisten wurde
mit den örtlichen Sportvereinigungen verhandelt. Die Stadt Barmen war weniger entgegenkommend. Der stellvertretende Oberbürgermeister Dr. Wilhelm Markull, der mit den
Verhandlungen beauftragt war, erklärte: „Geeignete Gebäude zur Unterbringung der Sicherheitspolizei stehen der Stadt nicht zur
Verfügung“. Mit der Neuordnung der Schutzpolizei und der Übernahme der Kommandogewalt durch das örtliche Polizeipräsidium änderte sich die ablehnende Haltung der Stadt.
Es wurde nach möglichen städtischen Grundstücken gesucht, die der Unterbringung der
Schutzpolizei-Hundertschaften angemessen
waren. Während dieser Zeit war die Schutzpolizei von Barmen behelfsmäßig in Schulen
untergebracht. Schließlich bot die Stadt Barmen der Polizei ein städtisches Grundstück
am Lichtenplatz an. Das Grundstück lag direkt neben den Anlagen des Barmer Stadions
und war ursprünglich als erweitertes Freizeitgelände vorgesehen. Aber die Lage neben den
Sportanlagen des Stadions erwies sich als ideal für die Ausbildungs- und Trainingspläne der
Schutzpolizeieinheiten.
Vorgeschichte des Grundstückes
Das Gebiet, auf dem die Kaserne errichtet
werden sollte, grenzt an den Kothener Wald,
der einen Teil der südlichen Talhänge der
Stadt Barmen bedeckt. Das Gelände war bis
dahin weitgehend landwirtschaftlich genutzt.
Um die Jahrhundertwende war der sogenannte Kohlenweg, der den Fuhrleuten zum Transport märkischer Kohle nach Cronenberg und
Solingen diente, als Müngstener Straße ausgebaut worden. Südlich davon hatte sich die Firma Vorwerk & Sohn angesiedelt.17
Das Gebiet nördlich entlang der Müngstener Straße gehörte seit 1835 dem Bauern
Abraham Böckmann.18 Böckmann betrieb neben der Landwirtschaft auch ein Wirtshaus,
das vornehmlich von Fuhrleuten besucht wurde. Später, mit wachsender Besiedlung des
Lichtenplatz, eröffnete er eine Bäckerei für
die Versorgung der Bevölkerung auf den Barmer Südhöhen. Nach dem Tod Abraham Böckmanns führte seine Witwe den umfangreichen
Besitz allein weiter. Er umfasste den ganzen
östlichen Teil der alten Hofschaft Gockelsheide sowie beträchtliche Ländereien im Bereich des Lichtenplatz. Maria Catharina Böckmann wird bis 1889 als Eigentümerin von drei
Häusern westlich des Lichtenplatz und dazugehöriger Ländereien geführt. Witwe Böckmann muss also über ein erhebliches Einkommen verfügt haben, als sie um 1890 im hohen
Alter starb. Die Erben verkauften den Besitz.
Das Wohnhaus mit der Adresse Müngstener
Straße 135 fiel an die Witwe J. H. Ermenkeil
aus Bonn, die beide Häuser an bis zu acht Parteien vermietete. Bandwirker, Schieferdecker,
Schreiner und Tagelöhner sind 1899 unter den
Mietern verzeichnet. Nur zehn Jahre später
starb die Witwe Ermenkeil. Die Stadt Barmen
erwarb den Besitz aus der Erbmasse, um das
Gebiet wirtschaftlich erschließen zu können.
Nördlich des ehemaligen Böckmannschen
Gebietes lag der Hof von Abraham Morgenroth, zu dem Äcker und Weideland entlang
des Kothener Waldes gehörten. 1898 erhielt
der Besitz die Adresse Lichtenplatzer Straße
290. Abraham Morgenroth betrieb die Landwirtschaft auf dem Hof bis 1908, dann übernahm die Stadtgemeinde sein Land als Teil des
Gebietes, das für den wirtschaftlichen Ausbau
gedacht war.19
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Nach dem Aufkauf der Höfe an der neu erschlossenen Müngstener Straße ließ die Stadt
Barmen die Gebäude abreißen, um auf dem
Gelände ein Velodrom zu bauen: eine Radrennbahn, die sich durch besonders steile Kurven auszeichnete. Das Velodrom, nach 1922
auch Barmer Stadion genannt, war nach neuesten Erkenntnissen und Bedürfnissen des Radsports mit hochschwingender Zementpiste
errichtet worden und wurde 1909 feierlich eröffnet. Die Anlage hatte eine Länge von 190 m
und eine Breite von 120 m. Die Radrennbahn
selbst war 400 m lang. Die hölzernen Tribünen
fassten 12.000 Zuschauer mit 2.000 überdachten Sitzplätzen. Ursprünglich war ein viel weiter gefasster Ausbau der Anlagen mit Sporthallen und einem Schwimmbad in nördlicher
Richtung geplant, die die Zuschauer aus den innerstädtischen Wohngebieten über die Barmer
Bergbahn erreichen konnten. Dazu war eigens
eine 400 m lange Gleisanlage vom Lichtenplatz in die Müngstener Straße bis zur Fronttribüne des Velodroms zum Aufstellen von Ein-
satzwagen der Straßenbahn geplant worden.
Dieser Ausbau wurde jedoch wegen des 1914
ausbrechenden Krieges nicht realisiert.
1916 wurde das Velodrom durch Herbststürme schwer beschädigt. Erst 1922 hatte die
Stadt genug Geld für die notwendigen Renovierungsarbeiten. Die Radrennbahn wurde
zum Mehrzweckstadion Barmen umgebaut.
Tribünen, Umkleide- und Wirtschaftsräume
entstanden neu, rechts und links ergänzt von
größeren Gebäuden für die Verwaltung. Eins
dieser Gebäude steht heute noch. Der Ausbau
zum Mehrzweckstadion war 1924 abgeschlossen.20 Wälle und Umrandung der Anlage waren mit Linden bepflanzt, die dem Stadion eine
grüne Krone verliehen. In den 20er Jahren
wurde das Stadion für regionale Fußballspiele und zahlreiche Sportveranstaltungen wie
die Barmer Kampfspiele oder die Reichsjugendspiele genutzt. Da sich das 1924 eröffnete
Elberfelder Stadions am Zoo für Sport-Großveranstaltungen besonders eignete, verlor das
Postkarte der Barmer Radrennbahn mit Tribünengebäude um 1910, kurz nach Eröffnung. Deutlich
zu erkennen ist die vorwiegend landwirtschaftliche Prägung des Geländes. Links im Hintergrund
liegt der Kothener Wald. – Foto: Sammlung Jörg Mortsiefer.
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Barmer Stadion allmählich an Bedeutung. Die
Stadt erkannte die Möglichkeit, das Stadion
gleichzeitig für das Sportprogramm der Polizei zu nutzen. Die Stadtverwaltung stellte deswegen das freiliegende städtische Gelände für
den Bau einer Polizeikaserne zur Verfügung.
Bau und Einweihung der Polizeikaserne
Planung und Ausführung des Baus der
Kaserne wurden 1924 durch den Düsseldorfer Regierungsbaumeister August Boos in
Angriff genommen. Die Planung sah die Errichtung mehrerer Unterkunftsgebäude entlang der Müngstener Straße vor, die um einen Innenhof gruppiert waren. Der Hof sollte
genug Platz für die Aufstellung der Schutzmannschaften bieten und nach hinten durch
verschiedene Nutzanlagen, wie Kraftwagenhalle, Pferdeställe für berittene Einheiten,
Werkstatt und Schmiede, abgeschlossen sein.
Die architektonischen Vorstellungen für
die Polizeianlagen waren vorformuliert und
galten für alle neuen Anlagen, die für die preußische Schutzpolizei errichtet wurden: „Die
Formgebung dieser Bauten ist dem Zweck
und der Zeit entsprechend einfach und sachlich, eine ansprechende Wirkung wird durch
Gruppierung der Baumassen und bei Polizeiunterkünften auch in der Schaffung geschlossener Hofanlagen gesucht“.21 Für den Bau des
Kasernengeländes am Lichtenplatz bedurfte es größerer Erdbewegungen, da das Gebiet Richtung Kothener Wald stark abfiel und
für die Errichtung der Gebäudegruppe und
des zentralen Exerzierplatzes abgeflacht werden musste. Erst danach konnte der eigentliche
Bau der Anlage begonnen werden.
Der mächtige Bereitschaftsbau für die
Mannschaftsunterkünfte wurde entlang der
Müngstener Straße errichtet. Das Gebäude
war durch zwei vorspringende Giebel erweitert, die die lange Front auflösen sollten. Das
Bereitschaftshaus hatte zwei Treppenhäuser
und war mit Gemeinschaftsräumen, Spiel- und
Lesezimmer, moderner Küche und einem großen Speisesaal ausgestattet.
Rechts vom Mannschaftsgebäude wurde
das in vier Abschnitte gegliederte Familienhaus an der Oberen Lichtenplatzer Straße errichtet, das den verheirateten Polizeibeamten
mit Familien Wohnung und Unterkunft bieten
sollte. Nach außen schützte die gesamte Anlage ein hoher Zaun. Zwischen Bereitschaftshaus und Familienbau lag der offizielle Eingang zur Kaserne: eine doppelte Toranlage
mit Wachhaus. Der ursprünglichen Bau wurde
später im Rahmen einer Erweiterung der Toreinfahrt abgerissen und durch ein einfaches
Wachhaus an der Müngstener Straße ersetzt..
Der Bau der Kasernengebäude war 1926
abgeschlossen. Kurz nach Fertigstellung rückten die ersten Verbände der Schutzpolizei ein.
Die Kaserne wurde offiziell am 9. September 1926 eingeweiht. Dazu reisten der preußische Innenminister Carl Severing und sein
Ministerialdirektor Wilhelm Abegg22 aus Berlin sowie mehrere Vertreter des Regierungspräsidiums aus Düsseldorf an. Die Stadt Barmen war durch Oberbürgermeister Dr. Paul
Hartmann vertreten. Die Eröffnungsrede
hielt der Barmer Polizeipräsident Dr. Georg
Suermondt, der insbesondere der Stadt Barmen für die Bereitstellung des Grundstücks
und für die Hilfe bei der Errichtung der Kaserne dankte. In seiner Rede wies Innenminister Carl Severing auf die Bedeutung der
Schutzpolizei für die Aufrechterhaltung der
inneren Ordnung sowie auf die Rolle der Polizei bei den lokalen Unruhen in Elberfeld hin.
Eine besonders wichtige Aufgabe nahm seiner Ansicht nach die Schutzpolizei in den entmilitarisierten Gebieten, insbesondere nach
dem Rückzug der dort stationierten französischen Besatzungstruppen von 1925, wahr. Am
28. Juli 1927 verlieh der Nachfolger Severings
im Amt, der preußische Innenminister Albert
Grzesinski, der Kaserne den Namen Polizeiunterkunft Ministerpräsident Dr. Braun. Der
Name wurde als Metallinschrift am Eingang
der Kaserne angebracht.
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Vorkriegsnutzung der Kaserne
Das Kasernenareal beschränkte sich zuerst auf ein relativ kleines, geschlossenes Gebiet östlich vom Stadion. Insgesamt war die
Kaserne für die Unterkunft von zwei Bereitschaften und einem berittenen Zug der Schutzpolizei eingerichtet.23 Der erste Kommandeur
war Polizei-Major Hans Floeter als Führer der
Polizeiinspektion Barmen, sein Vertreter war
Polizei-Hauptmann Arthur Boje.24 Als Ausbilder dienten 20 Polizeiwachtmeister, die fest
stationiert waren und entweder als Alleinstehende in Einzelunterkünften im Mannschaftsgebäude oder mit ihren Familien im Familiengebäude an der Obere Lichtenplatzer Straße
290–296 untergebracht waren. Neben diesen
Polizei-Offizieren und Unteroffizieren lebten
noch eine Reihe von Angestellten und Arbeitern in der Unterkunft, die im Wesentlichen für
die Verwaltungsangelegenheiten sowie die Instandhaltung der Gebäude und den Betrieb der
Kantine zuständig waren. Zudem wurde ein
Pferdepfleger und Schirrmeister eingestellt.
Die Ausbildung der Polizeitruppen verlief
anfangs in zwei Etappen, bedingt durch die
Notwendigkeit, die beiden ehemals getrennten
Einheiten der kasernierten Sicherheitspolizei
und der lokalen Schutzpolizei organisatorisch
zusammenzuführen. Die Mitglieder der für
den geschlossenen Einsatz trainierten ehemaligen Sicherheitspolizei mussten mit dem Einzeldienst vertraut gemacht werden. Die jungen
Polizeibeamtenanwärter wurden als Sicherheitsreserve für den geschlossenen Dienst mit
zusätzlicher Einzelausbildung auf Lehrgängen
vorbereitet. Die Ausbildungsdirektiven kamen
direkt aus dem preußischen Innenministerium und waren zumeist von Ministerialdirektor Wilhelm Abegg und seinem Stab ausgearbeitet worden. Obwohl sie als wichtigstes Ziel
der Polizeierziehung „die Herausbildung von
selbstsicheren und verantwortungsvollen Persönlichkeiten“ deklarierten, bezogen sich die
Anweisungen doch im Wesentlichen auf den
Einsatz der Schupos in geschlossenen Verbänden und auf die Erfordernisse des Straßen- und Häuserkampfes: „Der Polizeibeamte
muss, wenn es einmal unvermeidlich ist, innerhalb von Industrieanlagen und Häusern, auf
Dächern, aus Fenstern und Kellerlöchern im
Kampf seine Aufgabe erfüllen können … er
muss im abschnittsweisen Ringen um Straßen,
im Nahkampf Mann gegen Mann ausgebildet
sein.“ Wilhelm Abegg sah also die wesentliche Rolle der Schutzpolizei bei bürgerkriegsähnlichen Einsätzen, eine Ansicht, die von den
anderen Beamten des preußischen Innenministeriums weitgehend geteilt wurde. Diese Einstellung prägte die Ausbildungs- und Trainingsbestimmungen.
Aus diesem Grund nahm der militärähnliche Drill in den Kasernen den größten Teil der
Ausbildungs- und Dienstzeit ein. Der Wochendienstplan für die Schutzpolizei im Regierungsbezirk Düsseldorf von 1926 sah nur zwei
der sechsundzwanzig Ausbildungsstunden
für den Fachunterricht vor; der Rest war der
Waffenausbildung, dem Sport und den Waffen- und Ausrüstungsappellen gewidmet. Unerklärtes Ziel der Polizeioffiziere war, die Polizeiausbildung ebensso hart wie den Dienst im
preußischen Heer vor dem Krieg zu gestalten.
Das reflektierte auch der Stolz der preußischen
Regierung, im Gegensatz zur Reichsregierung
über eine schlagkräftige Truppe zu verfügen.
Mit der Zeit wuchs auch der Bedarf an Fahrzeugen, von denen drei Typen in der Kaserne
stationiert waren: der schnelle Einsatzwagen
für den Transport kleiner Polizeigruppen, der
Mannschaftswagen für den Transport größerer
Einheiten und leichte gepanzerte Fahrzeuge für
den Fall größerer Aufstände und Unruhen.
Bedingt durch das auf Drill und Leibesübungen konzentrierte Ausbildungsprogramm, wuchs der Bedarf nach großen Sportflächen. Zunehmend wurden deswegen die
Einrichtungen des Barmer Stadions genutzt,
zu denen ein großer Sportplatz gehörte, der in
nordwestlicher Richtung an das Kasernengelände angrenzte.
Zu Beginn der 30er Jahre kam es auch aufgrund der Wirtschaftskrise immer häufiger
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zu Unruhen und Straßenschlachten zwischen
kommunistischen Verbänden und der SA. Zudem wuchs die Zahl politischer Großveranstaltungen links- und rechtsgerichteter Parteien, auf denen sich oft tausende von Menschen
versammelten. Die Schutzpolizei war für die
Aufrechterhaltung der Ordnung sowie die
Überwachung besonders radikaler Wortführer verantwortlich. Dafür mussten oft hunderte von Polizeibeamten bereitgestellt werden.
Auch die Barmer Mannschaften rückten häufig aus und wurden selbst bei Veranstaltungen
im Ruhrgebiet als Ordnungskräfte eingesetzt.
Da die Polizisten aber vor allem für den bewaffneten Aufstand trainiert waren und nicht
auf die Eingrenzung von Aufmärschen und
Straßenschlachten, zeigte sich die Schutzpolizei diesen Situationen nicht immer gewachsen, was oft zu Ausschreitungen und Überreaktionen der Beamten führte.25
Mit der Berufung Adolf Hitlers zum
Reichskanzler im Januar 1933 und der Ernennung Hermann Görings zum neuen preußischen Innenminister änderte sich die Lage der
Schutzpolizei innerhalb weniger Monate. Es
wurden umgehend Schritte eingeleitet, die die
innere Struktur der Schutzpolizei ändern sollten, indem sie der zivilen Kontrolle entzogen
und im Sinne der früheren Sicherheitspolizei
remilitarisiert wurde. Schon am 14. Februar
1933 wurde vom Mannschaftsgebäude der Kaserne die Inschrift Polizeiunterkunft Ministerpräsident Dr. Braun entfernt.26 Der bisherige
Kommandeur, Polizei-Major Hans Flöter, wurde durch den inzwischen zum Polizei-Major
beförderten Arthur Boje als Kommandant der
Kaserne ersetzt. Der Wuppertaler Polizeipräsident Georg Suermondt trat im April 1933 in
den Ruhestand und an seiner Stelle wurde der
berüchtigte SA-Führer Willi Veller als kommissarischer Polizeipräsident eingesetzt.27 In
einem Erlass vom Februar 1933 hatte Göring
den Einsatz der SA als Hilfspolizei angeordnet, was in den folgenden Wochen zu brutalen Ausschreitungen gegenüber kommunistischen und sozialdemokratischen Verbänden
und Personen führte. Erst nach den Märzwahlen drängte Göring den Einfluss der SA auf die
Polizeiverbände zurück. Für die militärisch
ausgebildeten Verbände der Schutzpolizei hatte Göring jedoch besondere Pläne. Mit einem
Erlass vom 26. März 1933 machte er die 1920
eingeführte Vereinigung von Ordnungspolizei
im Revier- und Einzeldienst und der kasernierten Polizei im Bereitschaftsdienst rückgängig.
Nach der Abtrennung der kasernierten
Polizei umfasste die Ordnungspolizei die uniformierte Schutzpolizei im Einzel- und Revierdienst, die Verwaltungspolizei, das Feuerlöschwesen und die Technische Nothilfe.28
Der von Berlin nach Wuppertal versetzte
Polizei-Oberst Ernst Seyffarth übernahm 1935
die Schutzpolizei in Wuppertal mit den Polizeiämtern Solingen und Remscheid als neuer Kommandeur.29 Mit der Trennung von der
kasernierten Polizei verblieb der Schutzpolizei in Wuppertal neben den kleineren Revierstandorten die Polizeiunterkunft an der Arrenberger Straße in Elberfeld. Das Hauptquartier
der Schutzpolizei wurde Ende August 1939 in
das neuerrichtete Polizeipräsidium in Unterbarmen verlegt.30
Mit der Berufung des SS-Führers Heinrich Himmler zum Chef der Deutschen Polizei
begann die Militarisierung der Schutzpolizei
mit der Aufstellung von Polizeibataillonen, die
nach Kriegsausbruch vielfach als Ordnungskräfte in den besetzten Gebieten verlegt wurden. Wuppertaler Schutzpolizeiverbände wurden zum ersten Mal 1938 bei der Besetzung
Österreichs eingesetzt. Aus den Wuppertaler und Remscheider Schutzpolizeiverbänden
entwickelten sich die Polizeibataillone 63 und
317, die später als Ordnungstruppen bei der
Besetzung Polens und im August 1940 bei der
Verwaltung des Generalgouvernements eingesetzt wurden.31
Nach Aufspaltung der Ordnungspolizei
verstärkten auf Anordnung Görings SA-Verbände – in Wuppertal die von Veller geführte SA-Brigade 72 – die kasernierten Verbände und entzogen sie damit der Aufsicht der
Polizeipräsidenten und ziviler Behörden. Sie
wurden im ganzen Reich unter der neuen
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Bezeichnung Landespolizei zusammengefasst. Durch die Abtrennung der Landespolizeieinheiten von der Ordnungspolizei verlor
letztere einen großen Teil ihrer Ausrüstung
und Unterkünfte. Die preußische Landespolizei wurde neu organisiert: Sie unterstand fünf
großen und zwei kleineren Polizeiinspektionen.32 Die Wuppertaler Landespolizei, und
damit die Lichtenplatzer Landespolizeiunterkunft, unterstand der Landespolizeiinspektion
West mit Sitz in Recklinghausen und ab Juni
1933 Düsseldorf.33 Zu den wichtigsten Aufgaben der Landespolizeiinspektionen gehörte zum einen die Überwachung der politischen
und rassischen Säuberung der uniformierten
Polizei, das heißt, die Durchführung des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933. Zum anderen betrieben die Landespolizeiinspektionen eine
verstärkte Militarisierung der neu gebildeten
Landespolizei. Dies spiegelt sich in der militärisch geprägten neuen Struktur der Landespolizei wider. Die ehemaligen Bereitschaften der Landespolizeiinspektion West führten
die neue Bezeichnung Landeshundertschaften, vier Hundertschaften bildeten eine Abteilung und vier Abteilungen bildeten eine Landespolizeigruppe. Die Stäbe der vier Gruppen
der Landespolizeiinspektion West (nach 1934
Landespolizeibrigade 6) hatten ihre Standorte
in Dortmund (64), Essen (62), Köln (63), und
Wuppertal (61). Letzterer unterstanden die Polizeiabteilungen in Düsseldorf, Duisburg und
Wuppertal. Die Anlagen am Lichtenplatz wurden als Polizeischule und Trainingslager der
Landespolizei genutzt.
Im Februar 1934 wurde verfügt, dass die
Landespolizei im Kriegsfall als Heereseinheit dienen und damit dem Reichswehrministerium unterstellt sein sollte. 1935 und 1936
wurde die Landespolizei als Institution aufgelöst und dem Kommandobereich Wehrmacht
eingegliedert.34 Die Polizeieinheiten der Landespolizeiinspektion West bildeten die 26. Infanteriedivision in Köln. Den Offiziersstab
der übernommenen Einheiten ersetzten Wehrmachtsoffiziere; andere Wehrmachtseinheiten
übernahmen die bisherigen Polizeioffiziere.35
Diese Entwicklungen hatten direkten Einfluss auf die Polizeikaserne am Lichtenplatz,
die der Landespolizeiabteilung Wuppertal unterstand. Ihr Kommandeur war anfangs weiterhin Polizei-Major Arthur Boje, der jedoch
schon 1934 zum III. Sturmbann der SS-Standarte Deutschland der SS-Verfügungstruppe
nach Ellwangen/Jagst abkommandiert wurde. Ihm folgte bis 1936 Polizei-Major Wilhelm
Koppenburg. Das Unteroffizierskorps der Kaserne war zu der Zeit durch Entlassungen „politisch unzuverlässiger“ Leute und Versetzungen zu SS-Einheiten um 50 Prozent auf elf
Mann reduziert.
Mit der Besetzung der Rheinlande im
Frühjahr 1936 kam es auch für die am Lichtenplatz stationierte 1. und 2. Krad-Hundertschaft
der Landespolizei zu Veränderungen. Sie wurden Bestandteil der neu gegründeten Panzerabwehrabteilungen 26 und 34 im Wehrbereich
VI.36 Die Panzerabwehrabteilung 26 wurde
1937 der 26. Division in Köln im Wehrmachtbereich VI mit Standort Düren zugeordnet. Im
Herbst 1939 kamen Teile zur Panzerabwehrabteilung 36 nach Kaiserslautern. Weitere Einheiten bildeten den Grundstock für die Panzerabwehrabteilung 34, die zunächst in Wuppertal verblieb. Neuer Kommandeur wurde
Oberleutnant Heinrich Hüttemann, der zusammen mit den Leutnants Günter v. Gember und
Wolfgang Job das Kommando in der Kaserne übernahm. Der Unteroffiziersstab blieb im
Wesentlichen erhalten; die ehemaligen PolizeiWachtmeister Wilhelm Andres, Paul Eschen,
Walter Pieper, Karl Kichhöfer, und Kurt Waitschat wurden im Feldwebelrang übernommen.
Im Herbst 1938 wurde die PanzerabwehrAbteilung 34 aus Wuppertal nach Wittlich bei
Trier in die dort neu errichteten Kasernenanlagen verlegt;37 der Divisionsstab kam nach
Koblenz als Teil des dort neu gebildeten Wehrkreises XII.38 Von dort nahm die Abteilung am
Frankreichfeldzug teil.
Mit der Übernahme der Landespolizei durch
die Reichswehr wurde die Kaserne selbst Bestandteil des am 17. Oktober 1936 unterzeich-
63
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neten Garnisonsvertrags zwischen der Wehrmacht und der Stadt Wuppertal.39 Dieser betraf insbesondere die Anlage von vier neuen
Kasernen auf den Wuppertaler Südhöhen und
die Bereitstellung von Grundstücken durch die
Stadt Wuppertal für Kasernenbauten sowie
ein Truppenübungsgelände auf dem zwischen
Barmen und Ronsdorf gelegenen Scharpenakken. Für die Ausweitung der ehemaligen Polizeikaserne stellte die Stadt das Gelände des
Barmer Stadions zur Verfügung, das nach der
Städtevereinigung von Barmen und Elberfeld
durch den Erfolg des Stadions am Zoo zur Bedeutungslosigkeit herabgesunken war.40 1936
wurde das Barmer Stadion mit den dahinter
liegenden Sportanlagen im Rahmen des Garnisonsvertrags offiziell der örtlichen Militärverwaltung übergeben. Diese hatte kein Interesse an Radrennen und verlangte sogar von der
Stadt den Abriss der Rennbahn, um mehr Platz
zu schaffen. Dazu kam es allerdings zunächst
nicht. Die Sporttätigkeiten wurden in das Stadion verlagert. Zwischen Stadion und dahinter
gelegenem Sportgelände entstanden eine große Sporthalle und erweiterte Fahrzeughallen
für den wachsenden militärischen Bedarf.41
Zudem zogen mehrere neue Heeresdienststellen im Rahmen des Garnisonsvertrags in
die Kasernengebäude ein. Die Wuppertaler
Adressbücher von 1938 bis 1944 verzeichnen
unter der Adresse Müngstener Straße 13 und
15 die Dienststellen der Heeresstandortverwaltung, der Heeresstandortkasse, der Standortlohnstelle sowie die von Hermann Löhner
betriebene Kantine.42
Kriegs- und Nachkriegsnutzung
der Polizeikaserne
Die Heeresstandortverwaltung verblieb
während der Kriegsjahre in den Gebäuden der
Polizeikaserne. Nach der Verlegung der Panzerabwehrabteilung waren jedoch nur noch
kleinere Mannschaftseinheiten für den Wachdienst und Verwaltungsaufgaben in der Anlage
stationiert und nutzten die Unterkunftsräume.
Die Heereskasse stand in der Verantwortung
von Oberzahlmeister Bultmann, aber nur noch
vier Unteroffiziere verblieben am Standort zur
Ausbildung frisch eingezogener Rekruten.
Das Familiengebäude wurde nun nach dem
Abzug der Panzerabwehr-Abteilung für die
Unterbringung von mehreren Unteroffizieren
der Schutzpolizei genutzt, die gemeinsam mit
den Wehrmachtsangehörigen an den verschiedenen Dienststellen tätig waren. Gegen 1940
wurde ein Lagerhaus für die Standortverwaltung mit der Adresse Müngstener Straße 19
errichtet, was auf weitergehende Nutzung der
Anlagen schließen lässt.
Beim Bombenangriff auf Barmen am
29./30. Mai 1943 wurden die Polizeiunterkünfte nur leicht beschädigt; lediglich das
Obergeschoss des Werkstattgebäudes brannte
aus. Dagegen wurden die gegenüberliegenden
Mietshäuser der Firma Vorwerk & Sohn völlig zerstört. Auch die Tribüne und das östlich
flankierende Tribünengebäude des ehemaligen
Barmer Stadions sowie die neue Sporthalle fielen den Brand- und Sprengbomben zum Opfer.
Am Lichtenplatz selbst wurden das alte Schulhaus und der Kindergarten an der Lichtenplatzer Kapelle zerstört. Dank der nur geringfügigen Schäden liefen der normale Dienstbetrieb
sowie das Ausbildungs- und Trainingsprogramm der frisch eingezogenen Einheiten ungestört bis zum Kriegsende weiter.
Am 16. April 1945 war der Krieg in Wuppertal mit der Übergabe der Stadt durch den
Oberbürgerbürgermeister Heinz Gebauer an
die Amerikaner vorüber. Schon im Zuge der
Besetzung am 16. und 17. April wurden die
Polizeiposten und Militärkasernen aufgelöst.43
Die wenigen Polizeibeamten wurden nach Hause geschickt oder in manchen Fällen interniert,
so dass die Stadt und die Bevölkerung ungeschützt blieben.44 Sofort setzten Plünderungen
durch ausländische Zwangsarbeiter ein,45 die
von den amerikanischen Truppen freigesetzt
worden waren. Erst nach einigem Zögern46 erlaubte der amerikanische Kommandant angesichts der schwierigen Situation die Neuordnung der Schutzpolizei und setzte am 25. April
1945 den ehemaligen Generalmajor der Schutzpolizei, Franz Seyffarth,47 als vorläufigen Po-
64
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lizeipräsidenten ein. Seyffarth wurde damit beauftragt, die Polizei neu zu organisieren und
der Plünderung Herr zu werden. Doch schon
am 12. Mai 1945 ersetzte ihn der weniger belastete frühere Hauptmann der Schutzpolizei,
Johann Krusenotto,48 der zum Polizeidirektor der jetzt städtischen Polizeiverwaltung ernannt wurde. Die Neuorganisation der Schutzpolizei wurde vielfach dadurch erschwert, dass
die ersten Polizeieinheiten noch von früheren
Mitgliedern der NSDAP und SS durchsetzt waren. Sie wurden erst allmählich im Rahmen der
Entnazifizierungsverfahren entfernt.49
beiden Nachkriegsjahren immer mehr zugenommen hatte. Aus Sicherheitsgründen bestanden die Streifen immer aus zwei berittenen
Polizisten. Die Reiterstaffel war mit 20 berittenen Beamten relativ klein und nahm nur den
Unterkunftsbau an der Oberen Lichtenplatzer Straße 298 in Anspruch. Der Rest der Kasernengebäude wurde vom Finanzamt verwaltet und wegen des enormen Wohnungsbedarfs
vermietet. Damit wurde Wohnraum für insgesamt 35 Familien in den Gebäuden geschaffen,
von denen allerdings sechs Wohnungen an Polizeibeamte und deren Familien fielen.
Die Amerikaner organisierten Unterkünfte für die ausländischen Arbeiter, die streng
nach Nationalitäten aufgeteilt in den freistehenden Kasernen untergebracht wurden. In
der ehemaligen Polizeikaserne am Lichtenplatz wurden vornehmlich ehemalige sowjetische Zwangsarbeiter und -arbeiterinnen bis zu
ihrem Rücktransport in die Sowjetunion untergebracht.50 Die Rückführung der Ostarbeiter war im Juli 1945 abgeschlossen; die Kasernen wurden mit ungarischen Fremdarbeitern
belegt, die bis März 1946 dort verblieben. Am
14. Juni 1945 rückten die Amerikaner ab; britische Truppen übernahmen das Kommando
in Wuppertal. Die britische Besatzungsarmee
wurde in den verschiedenen Wehrmachtskasernen auf den Wuppertaler Südhöhen vom
Lichtscheid bis Freudenberg einquartiert.51
Verantwortung und Kosten für die Instandhaltung der Kasernengebäude, zu denen auch die
Gebäude der Polizeikaserne gehörten, übernahm die Stadt Wuppertal.
Das Gelände des ehemaligen Barmer Stadions blieb ausnahmslos für Sportveranstaltungen der britischen Militäreinheiten beschlagnahmt. Anträge des Wuppertaler Sportamts
auf Zulassung von zivilen Sportaktivitäten
wurden abgelehnt.52 Diese Bestimmungen
lockerten sich aber in den folgenden Monaten für vereinzelte zivile Veranstaltungen.
Die spektakulärste Nutzung des ehemaligen
Stadions war eine politische Großveranstaltung der KPD, die von den Besatzungsbehörden auf 20.000 Teilnehmer begrenzt worden
war. Hauptredner waren die SED-Repräsentanten Wilhelm Pieck und Otto Grotewohl, die
für die Vereinigung der westdeutschen KPD
mit der SPD werben sollten. Die Veranstaltung war generalstabsmäßig geplant; schon am
19. Juli 1946 wurden in der sozialistischen Tageszeitung „Die Freiheit“ die Anmarschrouten
aufgezeichnet und verstärkter Straßenbahneinsatz angekündigt. Am 22. Juli 1946 kam es
zu einer Großveranstaltung an der sich 50.000
bis 70.000 Menschen im Rondell des Stadions
versammelten.53 Dies überschritt bei weitem
die von der britischen Verwaltung zugelassene Teilnehmerzahl. Danach wurden Großveranstaltungen dieser Art nicht mehr genehmigt.
Im Barmer Stadion fanden nur noch vereinzelt
Fußballspiele zwischen den verschiedenen britischen Militäreinheiten statt. Mitte 1949 gab
die britische Militärverwaltung die Wuppertaler Stadien frei. Die städtischen Behörden
übernahmen wieder die Verwaltung, das Sportamt entwickelte erste Pläne und Kostenvoranschläge, um das Barmer Stadion wieder für
Nach dem Heimtransport der ungarischen
Fremdarbeiter wurde die Anlage der ehemaligen Polizeikaserne freigegeben. Zwar waren die Gebäude in einem schlechten Zustand,
aber die Stadtverwaltung Wuppertal stellte einen Teil der Unterkunft für eine Staffel berittener Polizei zur Verfügung, deren hauptsächliche Aufgabe es war, in den ländlichen
Gegenden zu patrouillieren und vornehmlich
den Felddiebstahl von Saat- und Erntegut zu
verhindern, der aufgrund der schlechten Versorgungs- und Ernährungslage in den ersten
65
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größere Sportveranstaltungen instand zu setzen und in Betrieb zu nehmen. Die Wirtschaftlichkeitsberechnungen des Sportamtes sahen
ein Stadion mit 16.200 Plätzen vor und veranschlagten dafür Kosten von 120.000 DM.54
Im Rahmen der Polizeireformen durch die
britische Besatzungsmacht wurden schon im
Herbst 1945 Pläne entwickelt, die ehemalige
Polizeiunterkunft nach der Heimkehr der letzten dort untergebrachten ungarischen Arbeiter in eine Polizeischule umzuwandeln. Dies
verzögerte sich jedoch dadurch, dass die britische Besatzungsmacht das bislang für Zivilisten benutzte Bethesda-Krankenhaus beschlagnahmte. Dies verschlimmerte den in den
Nachkriegsmonaten herrschenden Mangel an
Krankenhausbetten für die Zivilbevölkerung
erheblich.55 Die Stadtverwaltung schlug angesichts der Notsituation vor, die Polizeikaserne
in ein Nothospital umzuwandeln. Nach eingehender Besichtigung wurde dieser Vorschlag
jedoch von Obermedizinalrat Dr. Karl Rühs
wegen des „augenblicklichen Zustandes der
Bauten als völlig indiskutabel abgelehnt“.56
Daraufhin veranlasste die Stadtverwaltung eine gründliche Bestandsaufnahme der
inzwischen von der britischen Militärverwaltung freigegebenen Gebäude und übergab dem
Besatzungsamt eine ausführliche Zusammenstellung.57 Danach bestand die Kaserne aus einem Mannschaftshaus (Block 1) und einem
Wohnhaus (Block 2), einem durch Bomben beschädigten Werkstattgebäude (Block 4), einer
Beschlagschmiede (Block 5), einem Pferdestall (Block 6) und mehreren Fahrzeughallen
(Block 7–9).58 Im Juni 1947 war das Mannschaftsgebäude wieder soweit hergerichtet,
dass dort die geplante Polizeiausbildungsschule zumindest teilweise eröffnet werden konnte.
Im August 1949 kündigte jedoch die britische Militärverwaltung die Beschlagnahme der Kasernenbauten an. Dies geschah auf
Veranlassung des neugegründeten Innenministeriums in Nordrhein-Westfalen, das einen Austausch mit der von britischen Truppen
belegten Kaserne in Münster vorschlug. Die
Münsteraner Kaserne bot Platz für 1.000 Polizeischüler, während die Wuppertaler Kaserne
nur 300 Plätze zur Verfügung stellen konnte.
Die Überstellung der Kaserne an die britische
Rheinarmee kam nicht zustande, da sich mit
der Gründung der Bereitschaftspolizei in Nordrhein-Westfalen die Bedürfnisse des Landes
änderten. Es wurden Unterkünfte sowie Sportund Ausbildungsgelände für die neuen Polizeieinheiten gebraucht. Im April 1951 wurden die
neuen Pläne des NRW-Innenministeriums zur
Unterbringung von Hundertschaften der Stadt
Wuppertal vorgestellt. Diese beinhalteten die
Nutzung des gesamten Geländes der ehemaligen Landespolizeikaserne und damit auch der
Sporteinrichtungen. Das veränderte alle bis
dahin vorgelegten Planungen des Sportamtes
und anderer Behörden. 1952 verkaufte die Stadt
die Kasernenanlage mit allen Liegenschaften
für 225.000 DM und das Stadion mit dem dazugehörigen Sportgelände für 202.000 DM
an das Land Nordrhein-Westfalen.
Die Polizeikaserne in der
Bundesrepublik Deutschland
Die Polizei in den Westzonen war von der
alliierten Verwaltung dezentralisiert und fast
völlig entwaffnet worden. Am 27. Oktober
1950 wurden durch ein Verwaltungsabkommen der Länder mit der Bundesregierung die
Bereitschaftspolizeien der Länder neu als paramilitärische Verbände gegründet.59 Anlass
dazu war das Verlangen der neu etablierten
Regierung, besser gegen innere Unruhen, insbesondere gegen einen kommunistischen Umsturz in dem sich zuspitzenden Kalten Krieg,
gerüstet zu sein. Dies reflektiert insbesondere
das politisch konservative Denken, das schon
30 Jahre vorher den Aufbau von Sicherheitspolizei und Schutzpolizei diktiert hatte. Da
die drei westlichen Besatzungsmächte Großbritannien, USA und Frankreich für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und
Ordnung zuständig waren, wurde argumentiert, dass die Bereitschaftspolizei im Fall größerer Unruhen oder einer sowjetischen Invasion die Besatzungstruppen unterstützen sollte.
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Eine Luftaufnahme der Polizeikaserne aus dem Jahre 1928. Im Vordergrund liegt die östliche Rundung des Stadions. Zentral erkennt man den Exerzierplatz mit Bereitschaftsbau und Familienbau der Kaserne, sowie die darum gruppierten Zweckbauten, im Hintergrund die Lichtenplatzer
Kapelle und die Lichtenplatzer Schule am Marper Weg. – Foto: Katasteramt Wuppertal.
Luftaufnahme der Polizeikaserne am Lichtenplatz von 1953. Man erkennt deutlich, dass die Anlage
erheblich erweitert wurde. Neue Kasernen und Schulgebäude sind rechts im Bild zu erkennen. Im
Hintergrund erstrecken sich langgezogene Wagenhallen und andere Nutzgebäude. Links kann man
deutlich das Rondell des ehemaligen Barmer Stadions erkennen. – Foto: Katasteramt Wuppertal.
67
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Im Gegensatz zur Situation nach dem Ersten
Weltkrieg hatten die alliierten Besatzungsmächte keine großen Bedenken gegen eine
Polizeitruppe. Mit dem Ausbruch des Koreakriegs erschien die Gefahr eines sowjetischen
Angriffs weitaus größer als die der deutschen
Wiederbewaffnung.60 Bereits im Sommer
1950 existierten seitens der Bundesregierung
Pläne zum Aufbau einer Bundesbereitschaftspolizei, die bis zu 30.000 Mann umfassen sollte. Dies wurde vom SPD-Abgeordneten Walter
Menzel61 als „eine Remilitarisierung auf kaltem Wege“ bezeichnet.
Wegen des starken Widerstandes der Länder, insbesondere des Freistaats Bayern, gegen
eine Bundespolizei blieb es bei einem Konzept
für die Bereitschaftspolizeien der Länder, die
nun nach und nach auf 30.000 Mann Gesamtstärke gebracht werden sollten. Davon sollte
ein Viertel ständig in Bereitschaft stehen. Bei
inneren Krisen oder aber im Verteidigungsfall sollten die Bereitschaftspolizeien dem Inspekteur der Bereitschaftspolizeien der Länder unterstellt werden. Der Bund verpflichtete
sich, Bewaffnung, Fernmeldemittel und Kraftfahrzeuge zu beschaffen. Die Bewaffnung der
Polizeitruppen war relativ umfangreich und
umfasste leichte Waffen wie Pistolen und Karabiner, aber auch Maschinengewehre, Granatwerfer und Polizeipanzer. Die Gliederung
der Bereitschaftspolizeien folgte dem militärisch geprägten Vorbild der Weimarer Sicherheits- und Schutzpolizei. Die Abteilungen unterstanden der Bereitschaftspolizeidirektion
und umfassten jeweils ein bis drei Hundertschaften, zu denen oft auch technische Hundertschaften gehörten, die wieder in Züge und
Gruppen unterteilt waren. Die Länder waren
zuständig für Unterkünfte, Bekleidung, Verbrauchsmittel und Instandhaltung des vom
Bund gelieferten Materials.
Die Aufstellung der Bereitschaftspolizeien
verlief anfangs relativ schleppend. Im Februar 1951 wurde die Bereitschaftspolizei NRW
gegründet, die die innere Sicherheit und Ordnung aufrecht erhalten, aber auch weitgehend
Ausbildung und Training der Polizeianwärter
übernehmen sollte.62 Das Grundtraining fand
vor allem, wie schon zu Zeiten der Schutzpolizei, an der 1949 neu eingerichteten Polizeischule Münster statt.63 Weitergehendes Training gab es an den einzelnen Standorten der
Polizeiabteilungen, zu denen auch Wuppertal gehören sollte.64 Wuppertal wurde Standort der Polizeiabteilung III, die drei Hundertschaften an Bereitschaftspolizei und später
eine technische Hundertschaft umfassen sollte.65 Der erste Abteilungsführer wurde Polizeirat Quentin.66 Im November 1951 übernahm die 9. Hundertschaft aus Düsseldorf67
und wenig später die 10. Hundertschaft der
Bereitschaftspolizei aus Münster den von den
Briten freigegebenen Teil der ehemalige Polizeikaserne Wuppertal-Barmen auf dem Lichtenplatz,68 nachdem für die Polizeireiterstaffel eine neue Unterkunft an der Waldesruh
in Elberfeld gefunden worden war. Der Einmarsch der 9. Hundertschaft wird so beschrieben:69 Aus Düsseldorf kommend traf unsere
Einheit in Wuppertal auf dem Lichtenplatz ein.
… Offene Mannschaftswagen (bei Regen zu
der Jahreszeit!), MG 42 auf den Lafetten, Karabiner in den Händen, Tschakos, Stiefel usw
… Mit klingendem Spiel rückte sie an, vorauf die Reiterstaffel der SK-Polizei Wuppertal. Die beiden Hundertschaften formten den
Grundstock für die Bereitschaftspolizei-Abteilung III. 1952, nach Übernahme des Stadiongeländes, kamen zusätzlich die 11. Hundertschaft von der Polizeischule Münster und
die 12. Hundertschaft der Bereitschaftspolizei
aus Düsseldorf nach Wuppertal.
Die damit erreichte Vollbesetzung der Unterkunft leitete eine schnelle Renovierungsund Ausbauphase der bestehenden Sport- und
Trainingsanlagen ein. Die Radrennbahn wurde 1952 mit Presslufthämmern entfernt, das
unzerstörte Tribünengebäude zum Polizeilazarett umgebaut.70 Aus den Stallungen und
der Futterscheune der Polizeireiterstaffel wurden Vorratsräume der Bereitschaftspolizei.
Auf dem ehemaligen Tribünengelände des
Stadions entstand das Stabsgebäude der Polizeikaserne. Die im Krieg teilweise zerstörten Gebäude wurden renoviert oder erneuert.
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Im hinteren Bereich der Kasernenanlage entstanden neue Gebäude für die Unterkunft und
Ausbildung der Polizeieinheiten.
Im nordöstlichen Bereich des Geländes
wurden mehrere neue Blöcke an Mannschaftsbauten mit einem dahinter gelegenen Schulungsgebäude an der Oberen Lichtenplatzer
Strasse errichtet. Auf dem ehemaligen Sportund Paradegelände im hinteren Bereich der
Kaserne entstanden langgestreckte Garagenanlagen für den Fahrzeugpark. Senkrecht daran schlossen sich die neue Waffenmeisterei
und ein Munitionslager an. Den Garagen gegenüber wurde eine neue Sporthalle gebaut,
die sich an das ehemalige Stadion angliederte.
Die alten Garagen am ehemaligen Exerxierplatz wurden zum allgemeinen Wirtschaftsgebäude umgebaut. Die frühere Kaserneneinfahrt wurde geschlossen und nach Osten an
die Müngstener Straße 35 verlegt. Dort erhielt
sie eine neue Wachstube.
In den 1950er und 1960er Jahren folgten
Ausbildung und Training der jungen Bereitschaftspolizisten überwiegend dem Modell
der preußischen Schutzpolizei. In den ersten
vier Jahren wurden mehr als 500 junge Polizisten ausgebildet und in den Einzeldienst aufgenommen. Wiederum war die Unterdrükkung möglicher innerer Unruhen Hauptziel
der Ausbildung, deren wesentliche Elemente
aus Sport-Training, Waffen- und Schießausbildung bestanden und den Ausbildungsalltag
der jungen Polizisten prägten. Dazu gehörten
auch gepanzerte Fahrzeuge mit Wasserwerfern, die damals wie heute bevorzugt zur Zerstreuung größerer Menschenansammlungen
und Demonstrationen eingesetzt werden konnten. Wasserwerfer waren zwar schon Bestandteil der Polizeiausrüstung in den 1930er Jahren, sie erreichten aber in den 1960er Jahren
eine neue Bedeutung als Polizeiwaffe.
In den 1960er Jahren, mit der Konsolidierung der Bundesrepublik als eigenständigem Staat, und bedingt durch die sich aus
dem wirtschaftlichen Aufschwung neu ergebenen Bedürfnisse und Problemstellungen,
verschoben sich die Aufgabenschwerpunkte
der Bereitschaftspolizei. Allmählich kam es
zu einer auch von den Politikern unterstützten
Entmilitarisierung der Ausbildung71. Die neuen Fragen waren zum einen durch den rapide anwachsenden Verkehr bestimmt, der neue
Probleme und Aufgabenbereiche aufwarf, und
zum anderen durch die sich wandelnde politische Landschaft, die insbesondere in den späten 1960er Jahren zu einer neuen Art von innerer Unruhe führte.
Neben den allgemeinen Ordnungs- und
Sicherheitsaufgaben wurde der Bereitschaftspolizei auch zusätzlich der Allgemeine Sicherheits- und Ordnungsdienst (ASOD) übertragen,
der vor allem Einzeldienstaufgaben wie Postenund Streifendienst sowie Verkehrsüberwachung
umfasste. Die wachsenden Bedürfnisse des sich
rapide entwickelnden Nah- und Fernverkehrs
erforderten zu Beginn der 1960er Jahren eine
technische Modernisierung der Polizei. Dies reflektiert sich insbesondere im Ausbau des Funkstreifendienstes, der die Mobilität der Einsatzbeamten erheblich erhöhte. Zwischen 1955 und
1965 stieg die Zahl der Streifenwagen auf mehr
als das Dreifache an. Viele der neuangeschafften Streifenwagen wurden in den erweiterten
Garagenanlagen der Polizeiunterkunft am Lichtenplatz für den Einsatz untergestellt.
Komplementär zum mobilen Funkstreifendienst wurde 1962 nach einigen Vorversuchen die Fliegerstaffel Rheinland des Landes
Nordrhein-Westfalen als neue Einheit der Bereitschaftspolizei gegründet. Mit zwei Helikoptern des Typs Bell 47 J, zwei Piloten und drei
Bordwarten begann die Hubschrauberstaffel
Rheinland ihren Dienst. Der erste Standort
war wiederum die Polizeianlage am Lichtenplatz, wo die Hubschrauber vom hinteren Garagenhof aus eingesetzt wurden. Hauptaufgabe
war, neben den Einsatzwagen den wachsenden Verkehr zu überwachen und insbesondere
Staus auf den Bundesautobahnen zu melden.
Zudem hat sich der Einsatz von Hubschraubern als extrem nützlich bei der Beobachtung
von Großveranstaltungen und Demonstrationen erwiesen. Allerdings war der Standort am
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Lichtenplatz nur eine vorläufige Lösung. Heute befindet sich die nordrhein-westfälische Polizeifliegerstaffel am Düsseldorfer Flughafen
und am Flughafen Dortmund72.
Angesichts der Studentenunruhen in den
späten 1960er Jahren wurden die Bereitschaftspolizeien der verschiedenen Länder weiter umstrukturiert. Der Schwerpunkt der Ausbildung
konzentrierte sich nun mehr auf den Einsatz bei
Demonstrationen und Protestaktionen von Bürgern und Bürgergemeinschaften. Waffen wie
Handgranaten und Maschinengewehre wurden deswegen allmählich ausgesondert und die
klassisch militärische Geländeausbildung für
den bewaffneten Angriff auf die neue Aufgaben umgestellt. Die Bekämpfung terroristischer
Gruppen ging von der Bereitschaftspolizei auf
die neu aufgestellten Spezialeinsatzkommandos der Länder und die Grenzschutzgruppe 9
(GSG 9) des Bundesgrenzschutzes über.
In den 1960er Jahren erreichte die Kaserne
ihre größte Nutzung und nahm einen weiten Bereich zwischen Buschland, Müngstener Straße
und Oberer Lichtenplatzer Straße ein. Nördlich
war sie durch die Kleingartenanlagen am Hang
des Kothener Walds begrenzt. Drei Jahre später, 1968 mit der Umordnung der Bereitschaftspolizei, wurde die Zahl der am Lichtenplatz
stationierten Hundertschaften auf zwei zurückgestuft, so dass neben der 2. Technischen Einheit nur noch die 9. und 10. Polizeihundertschaft
am Ort verblieben. Dafür wurde eine Hundertschaft von Polizeischülern gebildet. Das sportliche Training rückte deswegen mehr in den Vordergrund. In diesem Sinn gründete der damalige
NRW-Innenminister Willi Weyer eine neue Polizeisportstätte mit Sporthalle, Schwimmbad,
Sportplatz und Schießstand.73 Die Anlagen befanden sich außerhalb des ehemaligen Polizeibereichs am benachbarten Buschland. Um die
notwendige Fläche für den Sportplatz zu schaffen, wurde der nordwestliche Talhang des Auer
Bachtales aufgeschüttet.
Im Laufe der 1970er Jahre wurden die alten Kasernengebäude zunehmend baufällig,
eine Renovierung wurde als wesentlich teurer
angesehen als Abriss und Neubau. Zuerst wurde 1976 das ehemalige Unterkunftsgebäude für
Polizeifamilien an der Oberen Lichtenplatzer
Straße 290, 292, 294, und 296 abgerissen,74 1978
das große Mannschaftsgebäude an der Müngstener Straße. Dort entstand 1979 ein neues
Mannschaftsgebäude im modernen Hochbaustil der Zeit, das nur wenig später ein zweites
Mannschaftsgebäude im östlichen Kasernenbereich ergänzte. Das ehemalige Stadion-Rondell
dient heute als Parkfläche für Privatfahrzeuge.
1996 wurde die Bereitschaftpolizei Abteilung III in Wuppertal aufgelöst und nach Brühl
verlegt. Die Ausbildungseinheiten blieben vorläufig erhalten und die Kaserne wurde zum
Polizeiausbildungsinstitut, Müngstener Straße
35 in Wuppertal, das dann ebenfalls, nur drei
Jahre später, 1999 aufgelöst wurde. Im Rahmen der Neuorganisation der Autobahnpolizei der Bezirksregierung Düsseldorf kam an
Stelle der Bereitschaftspolizeiabteilung III die
NRW-Autobahnpolizei aus Remscheid nach
Wuppertal in das Lichtenplatzer Kasernengelände. Die Einsatzzentren waren über die Anschlussstelle Wuppertal-Ronsdorf auf der A 1
oder durchs „Tal“ auf der A 46 schnell erreichbar. Insgesamt sind 63 Autobahnkilometern
zu betreuen, von denen rund 32 im Stadtgebiet
Wuppertal liegen. Neben der A 46 ist die Wache am Lichtenplatz auch für die Bundesstraße
224 und die Landesstraßen 74 und 418 im Gebiet Wuppertal zuständig.
Ausblick
Die Geschichte der Polizeikaserne am Lichtenplatz spiegelt die wechselvolle Entwicklung
der Polizei im Rheinland und Westfalen der
letzten 90 Jahren wider. Von den ersten Verbänden der Schutzpolizei der Weimarer Republik über die militärisch gegliederten Polizeitruppen der Wehrmacht bis hin zu den
kasernierten Einheiten der nordrhein-westfälischen Bereitschaftspolizei: Allen diente die
Kaserne als Unterkunft und Ausbildungsstätte. Über die Jahrzehnte wuchs die Anlage,
doch in den 70er Jahren nahm die Bedeutung
70
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der Anlage als Polizeiausbildungsstätte allmählich ab, bis 1998 die Bereitschaftspolizei
endgültig abgezogen und in neue Unterkünfte
verlegt wurde. In den letzten Jahren wurde die
Kaserne als Standort einer Hundestaffel und
der Autobahnpolizei verwendet. Das Grundstück gehört dem Land Nordrhein-Westfalen.
Die Entscheidung über die weitere Verwendung der am Lichtenplatz bestehenden Anlage ist noch nicht endgültig gefallen.
Danksagung: Besonderer Dank gilt Herrn
Andre Kloss von der Polizeipressestelle Selm
für seine Hilfe und der Bereitstellung zahlreicher Unterlagen und Informationen, insbesondere der Kopie der Geschichte der Bereitschaftspolizei Nordrhein-Westfalen 1919–1956
aus dem LAFP NRW in Selm. Vielen Dank
auch an Herrn Günter Libutzki, der mir eine
Kopie seiner Erinnerungen zur Chronik der
BPA III am Lichtenplatz zur Verfügung stellte. Herrn Michael Okroy danke ich für die Diskussionen zu der Rolle der Polizeibataillone
und die Überlassung von diesbezüglichen Photos und Zeitungsartikeln. Jörg Mortsiefer und
Siegfried Winkelsträter haben ebenfalls zahlreiche Abbildungen aus ihren Sammlungen zur
Verfügung gestellt. Besonderer Dank auch an
die Mitarbeiter des Wuppertaler Stadtarchivs,
die mich unermüdlich bei der Suche nach den
Unterlagen für diese Arbeit unterstützt haben.
Herrn Martin Stadtler gilt mein Dank für die
kritische Durchsicht dieser Arbeit.
Anmerkungen
1 Die Polizeiunterkunft wird lokal meist als Polizeikaserne bezeichnet.
2 Die Besatzung durch die britische Armee in der
Kölner Zone am Beispiel der Stadt Solingen beschreibt Hartmut Roehr: … schwer genug wird
es uns ohnedies schon gemacht. Besatzung
in Stadt und Landkreis Solingen 1918–1926;
Books on Demand, Norderstedt 2006.
3 Eine detaillierte Geschichte von Bildung,
Funktion, und Geschichte der Sicherheitspolizei in Preußen bei Johannes Buder: Die Reorganisation der preußischen Polizei 1918–
1923; Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main
1986. Die Einrichtung der Sicherheitspolizei
war nicht nur auf Preußen beschränkt, sondern
wurde auf Druck der Reichsregierung auch in
den anderen deutschen Staaten als wichtigstes
Instrument zur Erhaltung der inneren Sicherheit angesehen. Das war insbesondere nach
dem Kapp-Putsch der Fall, in dem die Reichswehr als traditioneller Bewahrer der inneren
Ordnung versagt hatte.
4 Freikorps waren paramilitärische Verbände, die
sich nach dem Zusammenbruch der Reichswehr
und der Auflösung zahlreicher Reichswehrverbände aus ehemaligen Frontsoldaten gebildet
hatten. Die Freikorps kämpften insbesondere
Bereitschaftspolizei am Lichtenplatz 1956 bei der Besichtigung eines neuen Panzerfahrzeugs mit
Wasserwerfer im Rondell der ehemaligen Radsportanlage. – Foto: LAFP NRW.
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in den baltischen Staaten sowie in Oberschlesien gegen die im Versailler Vertrag geforderte Neugliederung der Reichsgrenzen und für
den Erhalt der nationalen deutschen Interessen.
Im Inneren sahen sich Freikorpseinheiten insbesondere als Schutzschild gegen sozialistische
oder kommunistische Bestrebungen der Machtübernahme in der Weimarer Republik, der sie
als Institution feindlich gegenüberstanden. Vgl.
Matthias Sprenger: Landknechte auf dem Weg
ins Dritte Reich? Zu Genese und Wandel des
Freikorpsmythos; Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn u. a. 2008.
Dies hinderte jedoch die Schaulustigen nicht,
sich auf der Hardt zu versammeln und aus anscheinend sicherer Höhe den Fortschritt der
Kämpfe zu beobachten. Dabei konnte es nicht
ausbleiben, dass gelegentlich Geschoβgarben
in die Zuschauermengen fuhren, was dann
lautes Geschrei und Geschimpfe hervorrief.
Hans Wiescher, Erinnerungen, Berlin 1981,
unveröffentlicht.
Generalakten der Polizeiverwaltung Elberfeld,
S XI 36, 41–42; Stadtarchiv Wuppertal.
Mehr Einzelheiten über den Ablauf der Kämpfe in: Wolfgang Müller: Sechs Jahrzehnte Zeitgeschehen im Spiegel der Heimatzeitung, General-Anzeiger der Stadt Wuppertal, Verlag W.
Girardet, 3. Auflage, Wuppertal 1959, S. 236–
241 und vor allem in: Reiner Rhefus: Spurensicherung 1920. Der Arbeiteraufstand gegen den
Kapp-Putsch und die damalige Arbeiterkultur
im Bergischen Land, Klartext Verlag, Essen
2000; vgl. auch die dort genannte Literatur.
Die Ereignisse während und in Folge des
Kapp-Putsches an der Ruhr in ausführlicher
Darstellung des damaligen preußischen Innenministers Carl Severing: 1919/1920 im Wetter- und Watterwinkel. Aufzeichnungen und
Erinnerungen, Buchhandlung Volkswacht,
Bielefeld 1927.
Generalakten der Polizeiverwaltung Elberfeld,
S XI 36, 53; Stadtarchiv Wuppertal.
Eine ausführliche Diskussion und dokumentarische Zusammenstellung zu der Rolle der
Bürgerräte im Wuppertal bei Ulrich Klein und
Klaus Jürgen Scherer: Bürgerräte gegen die
Arbeiterbewegung. Untersuchungen und Dokumente am Beispiel Elberfeld-Barmen 1918–
1922, Einhorn Presse, Wentorf/Hamburg 1976.
In einem Antrag zur Amtsenthebung mehrerer Polizeibeamter wegen Unterstützung des
Kapp-Putsches an den Elberfelder Oberbür-
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germeister Dr. Hopf vom 21 April 1920 heißt
es, dass 30 Mann in Elberfeld Spitzeldienste
leisteten. Vgl. Anm. 6.
Dabei muss bedacht werden, dass sich die Rolle der Polizei nach dem Kriege im Verständnis
der Regierenden grundlegend gewandelt hatte.
Die allgemeinen Rolle als Ordnungsmacht, die
vorwiegend dem Schutze des einzelnen Bürgers diente, änderte sich dahingehend, dass die
Polizei zunehmend als staatstragende Einrichtung gesehen wurde, die dem Schutz der bestehenden staatlichen Ordnung dienen musste.
Dies hatte grundlegende Folgen für die allgemeine Organisationsstruktur (von denen die
Einrichtung gröβerer Kasernen nur ein Aspekt
war), die sich dann in dem neuen allgemeinen
preußischen Polizeigesetz von 1931 manifestierte. Vgl. Stefan Naas: Die Entstehung des
Preußischen Polizeiverwaltungsgesetzes von
1931, Mohr Siebeck, Tübingen 2003.
Zu den langwierigen Verhandlungen zwischen
IMKK und den deutschen Behörden zur Institutionalisierung der kasernierten Polizei siehe Jürgen Siggemann: Die kasernierte Polizei
und das Problem der inneren Sicherheit in der
Weimarer Republik, Rita G. Fischer Verlag,
Frankfurt, 1980
Dies führte in den nachfolgenden Jahren vielfach zu Spannungen, da sich die zumeist aus
früheren Heereseinheiten stammenden Offiziere der Sicherheitspolizei nicht der zivilen
Kontrolle des Polizeipräsidiums unterwerfen
wollten. Vgl. Peter Leßmann-Faust: Die preußische Schutzpolizei in der Weimarer Republik. Streifendienst und Straßenkampf, Verlag
für Polizeiwissenschaft, Frankfurt 2012.
Oskar Hoffmann: Zur Reform des Polizeiwesens, Die Staatliche Sicherheitspolizei verkappter Militarismus, in: Die Volkstribüne Nr.
80 vom 23.4.1921 und Nr. 81 vom 24.4.1921.
Eine Zusammenfassung der architektonischen
Erfordernisse findet man in den Unterlagen
zur Großen Preußischen Polizeiausstellung
von 1926, auf der sich die Polizei, dem neuen
demokratischen Gedanken entsprechend, dem
Bürger als Partner präsentieren wollte. Die Polizeibauten Preußens auf der Großen Polizeiausstellung Berlin 1926; Zentralblatt der Bauverwaltung, Hrsg. Preuß. Finanzministerium
Jahrgang 46, Nr. 39, 1926
Eine ausführliche Beschreibung der Umsiedlung der Firma Vorwerk & Sohn vom Kleinen Werth auf die Barmer Südhöhen in den
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Firmenannalen: 100 Jahre Vorwerk 1827–
1927, Hrsg. Firma Vorwerk & Sohn 1927. Eine
Kurzdarstellung der Firmengeschichte wurde anlässlich der 175. Wiederkehr der Unternehmensgründung veröffentlicht. Vgl. Florian
Speer: 175 Jahre Vorwerk & Sohn, in: Romerike Berge 52, 2002, H. 4, S. 5–13.
Abraham Böckmann hat den Besitz weitgehend von seinem Schwiegervater Abraham
Jäger übernommen, dessen Familie seit dem
Dreißigjährigem Krieg auf der Gockelsheide
ansässig war.
Zu dieser Zeit bestanden Pläne für die Entwicklung des Lichtenplatzes als Erholungszentrum. Im Rahmen dieser Pläne wurden
weite Teile des ehemaligen Gebiets der Bauern Böckmann und Morgenroth von der Stadt
aufgekauft. Im westlichen Bereich wurde die
Radrennbahn errichtet. Im östlichen Bereich
kam es zwar zum Abriss des Hofes, aber durch
den Ausbruch des Krieges nicht mehr zur geplanten Umgestaltung des Geländes. Erst nach
1927 wurden Teile des Gebiets für den Ausbau
der Polizeikaserne genutzt.
Stadtturnwart Immel: Die Pflege der Leibesübungen in Barmen, in: Heinrich Haacke
(Hrsg.): Aus Barmens Wirtschaft und Kultur.
Verlagsanstalt Oskar Born, Barmen 1926, S.
107, und Hans Heiling: Die Stadt der Leibesübungen, in: Barmen. Hrsg. Stadtbaurat Köhler, DARI-Verlag, 2. Aufl., Berlin 1926, S. 120.
Die Polizeibauten Preußens auf der Großen
Polizeiausstellung Berlin 1926 (wie Anm. 16).
Ministerialdirektor Wilhelm Abegg war von
1921–1933 die treibende Kraft bei der Umgestaltung der preußischen Polizei und bei der
Formierung der Schutzpolizei. Er emigrierte
1933 in die Schweiz.
Insgesamt unterstanden der Polizeiverwaltung
Barmen-Elberfeld sechs Bereitschaften und
drei berittene Züge. Davon waren eine Bereitschaft in Solingen und eine Bereitschaft zusammen mit einem berittenen Zug in der ebenfalls neu errichteten Unterkunft in Remscheid
untergebracht. In Elberfeld waren wie in Barmen zwei Bereitschaften und ein berittener
Zug in der Polizeiunterkunft an der Arrenberger Straße 71 stationiert. Geschichte der Bereitschaftspolizei Nordrhein Westfalen 1919–
1956, Teil I, Preußische Polizei 1919–1933,
LAFP NRW.
Arthur Boje (1895–1981) diente später als
hochdekorierter Offizier in der Wehrmacht
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und wurde 1943 als Oberst und Kommandant
des Infanterie Regiments 134 in Stalingrad gefangen genommen. Er weigerte sich, dem von
gefangenen deutschen Offizieren gegründeten Nationalkomittee für ein freies Deutschland beizutreten und wurde erst 1956 aus der
Kriegsgefangenschaft entlassen. vgl. Arthur
Boje: Stalins deutsche Agenten. Ein Kriegsgefangener berichtet, Stocker Verlag, Graz/Stuttgart 2002.
Peter Leßmann-Faust: Die preußische Schutzpolizei in der Weimarer Republik (wie Anm.
14), S. 246–253.
Die Demontierung der Schrift sowie die Entfernung des Bildes des Ministerpräsidenten
Otto Braun aus dem Kasino wurde in der Barmer Zeitung vom 15. Februar und in der sozialdemokratischen Zeitung Freie Presse
spöttisch kommentiert. Vgl. Michael Okroy:
Terror in Bildern – Fotografische Zeugnisse
nationalsozialistischen Unrechts in Wuppertal 1933–1943, in: Geschichte im Wuppertal
15. Jg., 2006, S. 95–112.
Willi Veller (1896–1941) war verantwortlich
für die Einrichtung des Konzentrationslagers
Kemna an der Straße nach Beyenburg. Das Lager war insbesondere für die brutale Behandlung der Gefangenen berüchtigt, die zum Teil
von Veller selbst durchgeführt wurde. Veller
wurde deswegen und wegen Unterschlagung
von Parteigeldern im Dezember 1933 auf Veranlassung von Hitler festgenommen und 1934
seiner Stellung als kommissarischer Polizeipräsident von Wuppertal enthoben. Vgl. David
Magnus Mintert: „… nur dem Führer und meinem nationalsozialistischen Gewissen verantwortlich“. Willi Veller – Ein SA-Schläger im
Amt des Wuppertaler Polizeipräsidenten; in:
Der 30. Januar 1933 – Ein Datum und seine
Folgen; Trägerverein Begegnungsstätte Alte
Synagoge e. V., Wuppertal 2004, S. 47–59.
Eine Analyse der sich in den ersten Jahren
nach der Machtübernahme entwickelnden
Struktur der Ordnungspolizei ist außerordentlich komplex. Eine zusammenfassende Darstellung bei H.-J. Neufeldt, J. Huck, G. Tessin: Zur
Geschichte der Ordnungspolizei 1936–1945,
Schriften des Bundesarchivs Koblenz, 1957.
Franz Seyffarth, geboren am 12.6.1884 in
Naumburg, wurde 1921 aus dem normalen Polizeidienst in die Berliner Schutzpolizei als
Polizeihauptmann übernommen. Er trat der
NSDAP im Mai 1933 bei. 1935 wurde er nach
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Wuppertal versetzt und diente bis 1941 als Polizeioberst und Kommandeur der Schutzpolizei
in Wuppertal-Elberfeld auf der Polizeiunterkunft am Arrenberg. 1941 wurde er aus unbekannten Gründen nach Berlin strafversetzt. Im
Jahre 1942 trat er im Rang eines Generalmajors
der Polizei in den vorzeitigen Ruhestand.
Die im Stadtarchiv lagernde Kopie der Chronik des Polizeipräsidiums Wuppertal gibt von
1939 bis 1943 einen detaillierten Überblick
über die Einsätze der in Wuppertal verbliebenen Schutzpolizeieinheiten. (Stadtarchiv
Wuppertal: Aktenzeichen O XII 69).
Über die verhängnisvolle Rolle der Polizeibataillone im Osten vgl. insbesondere Christopher Browning: Ordinary Men am Beispiel des
Hamburger Polizeibataillons 301, in: Friedrich
Wilhelm: Die Polizei im NS Staat, 2. Aufl.,
Schöningh, Paderborn u. a. 1999, S. 156–163.
Die fünf großen Landespolizeiinspektionen Preußens waren Landespolizeiinspektion Ost mit Sitz in Königsberg, Südost (Breslau), Brandenburg (Berlin), Mitteldeutschland
(Halle) und West (Düsseldorf). Die zwei kleinen Inspektionen wurden für Hannover und
Schleswig Holstein eingerichtet.
Eine genauere Analyse der Landespolizeiinspektion West in Düsseldorf und ihrer Rolle bei
der Umwandlung und Eingliederung der kasernierten Polizei in die Wehrmacht bei Daniel Schmidt: Weichenstellung für das „Dritte
Reich“. Die Landespolizeiinspektion in Düsseldorf; in: „Dienst am Volk?“ – Düsseldorfer
Polizisten zwischen Demokratie und Diktatur.
Hrsg. Carsten Dams, Klaus Dönecke, Thomas
Köhler, Verlag für Polizeiwissenschaft, Frankfurt a. M. 2007, S. 115–144.
Georg Tessin: Deutsche Verbände und Truppen 1918–1939, Biblio Verlag, Osnabrück
1974, S. 230–231, 462–468.
Ebd., S.217, 237–238. Die Landespolizeiabteilungen blieben nur in Einzelfällen geschlossen
erhalten, im Allgemeinen strebte die Heeresführung eine starke Vermischung der Kräfte
an, um das Heer einheitlich auszurichten.
Ebd., S. 230–231, 267–269, 400–401, 468. Die
Panzerabwehr-Abteilungen wurden 1936 als
neue Einheiten der Wehrmacht gegründet. Sie
waren die einzigen vollmotorisierten Einheiten einer Infanteriedivision. Sie entstanden im
Wesentlichen aus den ehemaligen Landespolizeiverbänden, die über einen Bestand von gepanzerten Fahrzeugen verfügten. Der Reichs-
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wehr dagegen war nach den Bestimmungen
des Versailler Vertrages die Nutzung von Panzerfahrzeugen untersagt gewesen.
Einen Bericht zur Errichtung und Belegung
der Kasernenanlagen in Wittlich bei Harald
Basten: Die Wittlicher Kasernen, Teil 2: Panzerabwehr-Kaserne (http://www.philatelistenverein.de/pdf/wittlicher_kasernen.pdf).
Georg Tessin: Deutsche Verbände (wie Anm.
35), S. 230–231, 468.
Laut Garnisonsvertrag mit der Stadt Wuppertal sollte die Garnison aus einem motorisierten Divisionsstab, einem motorisierten
Artillerie-Regimentsstab, zwei motorisierten Artillerie-Abteilungen, zwei motorisierte Infanterie-Bataillonen, einer motorisierten
Nachrichten-Kompanie, einer Heeresstandortverwaltung, einem Heeresbauamt/Heeresnebenzeugamt und einem Wehrbezirkskommando mit Wehrmeldeämtern bestehen. Die
Heeresstandortverwaltung übernahm die Polizeiunterkunftsgebäude. – Das Heeresbauamt übernahm Gebäude am Schliemannweg
und dirigierte von dort den Bau der vier neuen Kasernen, die zwischen 1938 und 1939 fertiggestellt und von den ersten Wehrmachtseinheiten bezogen wurden. Dabei handelte es sich
um die I. Abteilung des Artillerieregiments
76 (Sagan-Kaserne), die II. Abteilung des Artillerieregiments 76 (Saarburg-Kaserne), die
III. Abteilung Kavallerieschützenregiment 4
(Colmar-Kaserne) und I. Abteilung Kavallerieschützenregiment 4 (Diedenhofen-Kaserne). Die Stadt hatte dem Fiskus ein 70,9 Hektar großes Gelände mit einem Einheitswert der
Einzelgrundstücke von 150.000 Reichsmark
zu übereignen. Darüber hinaus verpflichtete
sich die Stadt Wuppertal, auf eigene Kosten
das Gelände mit den erforderlichen Zugangsstraßen, Be- und Entwässerungskanälen, Gas-,
Strom- und Wasserleitungen zu erschließen.
Da die Stadt die Kosten von ca. 1,6 Millionen
Reichsmark nicht aus ihrem Haushalt aufbringen konnte, gewährte ihr der Fiskus ein Darlehen in gleicher Höhe, das Annuitäten mit 4%
Zins und 5% Tilgung vorsah. Darüber hinaus
wurden Sondertarife für die Nutzung städtischer Einrichtungen durch die Soldaten vereinbart.
In den 30er Jahren fanden im Barmer Stadion
nur noch wenige Sportveranstaltungen statt –
zumeist Jugendsportfeste, Gymnastikwettbewerben und NS-Kundgebungen. Die Schutz-
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polizei nutzte das Stadion zunehmend für
Trainingszwecke. Vgl. Peter Keller: Wuppertaler Stadien, Sutton Verlag, Erfurt 2003.
Der Fahrzeugpark der preußischen Schutzpolizei war relative gering. Zum Teil war die Polizei noch beritten; Fahrzeuge wurden nur für
den größeren Mannschaftstransport in die jeweiligen Einsatzzonen gebraucht.
Unter der Adresse der nahe gelegenen ColmarKaserne am Schliemannweg war 1938 das
Heeresbaubüro aufgeführt; spätere Adressbücher geben keine Auskunft über die dort stationierten Dienststellen der Wehrmacht.
Nach den Angaben des Tagebuchs der Leitung der Schutzpolizei befanden sich am 16.4.
1945 unter dem Kommando des Leutnants der
Schutzpolizei, R. Kirrkamm, noch acht Beamte im Dienst (Stadtarchiv Wuppertal: Aktenzeichen S XV 42a).
Einen Bericht über die Situation der Polizei
in Wuppertal nach der Übergabe bei [Johann
Krusenotto]: Kampf gegen Verbrecher- und
Schiebertum seit dem Tage der Besetzung
Wuppertals, in: Wuppertal im Kampf gegen
die Not. Hrsg. von Stephan Schön, Hans Putty
Verlag, Wuppertal 1947, 156–163.
Eine ausführliche Analyse der Arbeits- und Lebensbedingung ausländischer Arbeitskräfte und
Zwangsarbeiter im Raum Wuppertal von 1939–
1940 bei: Florian Speer: Ausländer im Arbeitseinsatz in Wuppertal; Hrsg. Oberbürgermeister
der Stadt Wuppertal, Wuppertal 2003.
Dieses Zögern war vor allem durch die Übereinkunft der vier Besatzungsmächte bestimmt,
die Polizei zu entwaffnen, um möglichem Partisanenwiderstand durch quasimilitärische
Einheiten wie Werwolf vorzubeugen.
General Seyffarth blieb 1945 nur für wenige
Tage im Amt des Polizeipräsidenten von Wuppertal und wurde wahrscheinlich ersetzt, nachdem seine Parteizugehörigkeit bekannt geworden war. Seyffarth starb am 24.11.1961 in
Wuppertal. Vgl. Andreas Schulz/Dieter Zinke:
Deutschlands Generale und Admirale: Teil V/
Band 5: Die Generale der Waffen-SS und der
Polizei, Biblio-Verlag Bissendorf, 2011.
Johann Krusenotto war schon 1933 aus politischen Gründen aus dem Polizeidienst entlassen worden und seitdem Werkschutzleiter
eines Nickelwerkes in Schwerte. Er blieb bis
1948 im Amt und wechselte nach seiner Entlassung in den Polizeidienst von RheinlandPfalz. Vgl. Stefan Noethen: Alte Kameraden
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und neue Kollegen. Polizei in Nordrhein-Westfalen 1945–1953; Klartext Verlag, Essen 2003,
S. 134, 141, 152–153.
Die Entwicklung der kommunalen Verwaltung
in den Städten des rheinisch-westfälischen Industriegebietes unter dem Einfluss der Besatzungsmächte ist ausführlich dargestellt bei
Hartmut Pietsch: Der Neubeginn städtischer
Verwaltung im rheinisch-westfälischen Industriegebiet 1945–1948; in Rheinland-Westfalen im Industriezeitalter, Band 3; Hrsg. Kurt
Düwell, Wolfgang Köllmann, Peter Hammer
Verlag, Wuppertal 1984, 199–213.
Hier ist die Identifizierung der eigentlichen
Unterkunft nicht eindeutig. In seinen Erinnerungen gibt der frühere KPD-Reichstagsabgeordnete Willi Spicher an, dass die sowjetischen Arbeiter in der „Polizeikaserne am
Lichtenplatz“ untergebracht waren. Vgl. Klaus
Himmelstein: In der Zelle zum Abgeordneten gewählt. Willi Spicher; Hrsg. VVN Bund
der Antifaschisten, Wuppertal 1981. Florian
Speer hingegen vermutet zwei andere Kasernengebäude als Unterkunft, das eine in der nahegelegene Colmar-Kaserne am Lichtscheid,
das andere in der Sagan-Kaserne, als Unterbringungsort der sowjetischen Arbeiter. Vgl.
Florian Speer: Ausländer im Arbeitseinsatz
(wie Anm. 46), S. 500–501.
Die Diedenhofen-Kaserne bei Ronsdorf wurde
in Keightley Barracks umbenannt, die ColmarKaserne am Lichtscheid in Harding Barracks,
die Sagan-Kaserne in Anglesey Barracks, die
Saarburg Kaserne (beide am Freudenberg gelegen) in Bangor Barracks.
Schon im Herbst 1945 hatte das Sportamt unter Hinweis auf ähnliche Veranstaltungen in
Hannover beantragt, die Radrennbahn wieder für Steherrennen zuzulassen. Stadtarchiv
Wuppertal, Besatzungschronik 1945–1946,
Akte S IV 91.
Die Freiheit vom 22.7.1946 gab eine Zahl von
50.000 Teilnehmern an. Die Zahl von 70.000
Teilnehmern entstammt dem Bericht von Willi Spicher, abgedruckt in: Klaus Himmelstein:
In der Zelle zum Abgeordneten gewählt Willi
Spicher (wie Anm. 51), S. 45.
Besatzungschronik 1949–1950, Akte S IV 102,
Stadtarchiv Wuppertal.
Einen Bericht über die medizinische Unterversorgung der Bevölkerung und den Bedarf an
Krankenhausbetten in Wuppertal findet man
bei Franz Landowski: Kampf gegen Armut
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und Krankheit, in: Wuppertal im Kampf gegen die Not (wie Anm. 45), S. 69–77.
Anstelle der Polizeikaserne am Lichtenplatz
wurde in Cronenberg ein Nothospital mit 125
Betten eingerichtet. Besatzungschronik 1945–
1946, Akte S IV 91, Stadtarchiv Wuppertal.
Akten des Besatzungsamtes, Interne Verwaltungsangelegenheiten, Akte S IV 92, Stadtarchiv Wuppertal.
Block 3 fehlt in der Aufstellung. Damit ist
wahrscheinlich das ehemalige Lazarett der
Kaserne gemeint, das nach 1945 als Stadiongebäude genutzt und erst 1951 durch Kauf wieder in die Polizeianlagen eingegliedert wurde.
Eine ausführliche Analyse der Beweggründe
der deutschen Politik und Verwaltung, die britische Vorstellung einer dezentralisierten und
kommunal organisierten Polizei zurückzudrängen und das klassisch preußische System
einer zentralisierten Schutzpolizei wieder einzurichten bei Stefan Noethen: Alte Kameraden
und neue Kollegen (wie Anm. 49), S. 59–128.
Die Furcht wurde auch damit begründet, dass
die neu gegründete DDR eine kasernierte Polizei in einer Stärke von ca. 45.000 Mann eingeführt hatte, die als paramilitärische Einheit
einen Einmarsch in die Bundesrepublik hätte anführen können. Diese Furcht wurde auch
von der amerikanischen und britischen Besatzung angesichts der Koreakrise geteilt.
Walter Menzel (1901–1963) war ein deutscher
SPD-Politiker. Er war Mitglied des Parlamentarischen Rates 1948–1949 und des Bundestages von 1949–1963, zudem Schwiegersohn des
ehemaligen preußischen Innenministers Carl
Severing. Vom 29.8.1946 bis zum 1.8.1950 war
Menzel Innenminister und stellvertretender
Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen.
Die Bereitschaftspolizei der Polizei Nordrhein-Westfalen bestand zwischen 1968 und
1998 aus drei Abteilungsführungen, drei technischen Einsatzeinheiten (PP Bochum, PP
Wuppertal, PP Köln) und 18 Einsatzhundertschaften, die auf 14 Polizeipräsidien verteilt
sind. Folgende Polizeipräsidien haben in NRW
Einsatzhundertschaften: Aachen, 11. BPH;
Bielefeld, 4. BPH; Bochum, 1. und 2. BPH,
1. TEE; Bonn, 13. BPH; Duisburg, 6. BPH;
Düsseldorf, 5. BPH; Dortmund, 3. BPH; Essen, 7. BPH; Gelsenkirchen, 16. BPH; Köln,
12., 14. und 15. BPH, 3. TEE; Mönchengladbach, 8. BPH; Münster, 17. BPH; Recklinghausen, 18. BPH; Wuppertal, 9. und 10. BPH,
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2. TEE. Nach 1998 wurde die NRW Bereitschaftspolizei umstrukturiert und auf wenige
Standorte konzentriert.
Die Geschichte der Polizeischule Münster
(Westf.) 1920–1960, Hrsg. von Landes-Polizeischule „Carl Severing“ Münster, Sommer
Verlag, Ahlen 1961.
Das weiterhin semi-militärisch ausgerichtete Ausbildungsprogramm für die kasernierte
Schutzpolizei ist kritisch dargestellt in: Klaus
Weinhauer: Schutzpolizei in der Bundesrepublik. Zwischen Bürgerkrieg und innerer Sicherheit. Die turbulenten sechziger Jahre, Schöningh, Paderborn 2003, S. 168–190.
Die anderen Standorte der Bereitschaftspolizei
(BPA) waren Bork (BPA I), Bochum (BPA II),
und Linnich (BPA IV).
Polizeirat Quentin wurde 1954 zum Polizeiinspektor des Landes Nordrhein-Westfalen
berufen. Geschichte der Bereitschaftspolizei
Nordrhein-Westfalen 1919–1956, Teil III Bereitschaftspolizei Nordrhein-Westfalen 1950–
1956, Polizeiarchiv Selm.
Zur Zeit der Verlegung von Düsseldorf nach
Wuppertal als 1. Hundertschaft bezeichnet.
Vgl. Günter Libutzki: Chronik einer Polizeieinrichtung oder das Ende der stolzen Ausbildungsstätte Wuppertal in bewegten Bildern, Sonderbeilage der PAD, Dezember 1998,
Wuppertal 1998.
Chronik der Landespolizei Nordrhein-Westfalen; Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei,
Nordrhein-Westfalen, 2008.
Aus den Erinnerungen von Manfred Benicke,
zitiert in Günter Libutzki: Chronik einer Polizeieinrichtung (wie Anm. 68).
Jörg Moll: Das Barmer Stadion, in: Barmer
Südstadt. Bergbahn, Toelleturm und Heidt.
Hrsg. von Hans Joachim de Bruyn-Ouboter,
Verlag Müller + Busmann, Wuppertal 1994,
S. 122–123.
Klaus Weinhauer: Schutzpolizei in der Bundesrepublik (wie Anm. 65), S. 209.
Heute hat die NRW-Fliegerstaffel 67 Mitarbeiter, davon 36 Piloten und acht Flugbeobachter
und Lotsen.
Heute werden die Sportanlagen vom 1921 gegründeten Polizeisportverein Wuppertal betreut
und sind auch der Öffentlichkeit zugänglich.
In seinen persönlichen Erinnerungen zweifelt
Günter Libutzki den Sinn dieser Abrissmaßnahme an. Vgl. Anm. 68.
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