BEWIRTSCHAFTUNGSPLAN „Mattheiser Wald“

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BEWIRTSCHAFTUNGSPLAN
FÜR DAS FFH-GEBIET
„Mattheiser Wald“
(GEBIETSNUMMER 6205-303)
Bewirtschaftungsplan
FFH-Gebiet „Mattheiser Wald“
Impressum:
Herausgeber:
Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord
Stresemannstr. 3-5
56068 Koblenz
Autoren:
Dr. Axel Schmidt, Stefan Backes
Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord
- Obere Naturschutzbehörde -
Mitarbeit:
Hartmut König (Landesforsten Rheinland-Pfalz),
Förderverein „Mattheiser Wald“ e.V.,
Forstamt Trier,
Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, Sparte Bundesforst
Hauptstelle Baumholder.
Fotos:
Stefan Backes, Günter Hahn, Thomas Müllen, Robert Groß.
Karten:
Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord
- Arbeitsgemeinschaft geographische Informationssysteme 2
Bewirtschaftungsplan
FFH-Gebiet „Mattheiser Wald“
Inhaltsverzeichnis
1. Allgemeine Hinweise
1.1 Gesetzliche Grundlagen
1.2 Ablauforganisation
Seite 4
Seite 4
2. Gebietsbeschreibung
2.1 Grundlagendaten
2.2 Kurzcharakteristik
2.3 Geologie und Böden
2.4 Hydrologische Verhältnisse
2.5 Klima
2.6 Heutige potenzielle natürliche Vegetation
2.7 Reale Vegetation, Biotopstruktur, Fauna
2.8 Historische und gegenwärtige Nutzung
2.9 Gebietsimpressionen
Seite 5
Seite 5
Seite 5
Seite 5
Seite 6
Seite 6
Seiten 7-8
Seite 9
Seiten 10-11
3. Schutzobjekte
3.1 Lebensraumtypen nach Anhang I der FFH-RL
3.2 Arten des Anhanges II der FFH-RL
3.3 Status-Quo / Konfliktanalyse
Seiten 12-17
Seiten 18-27
Seite 28
4. Schutzkonzeption
4.1 Allgemeine Zielsetzung
4.2 Allgemeine Schutz- und Erhaltungsziele
4.3 Konkretisierung der Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen
4.4 Vorschläge zur Umsetzung der Maßnahmen
4.5 Zielprognose
4.6 Monitoring / Erfolgskontrolle
Seite 36
Seite 36
Seiten 36-37
5. Quellennachweis
Seite 38
Anhänge
¾ 1 Übersichtslageplan (Habitate, Artenbestand)
¾ 1 Übersichtslageplan (Schwerpunkträume, Maßnahmen)
3
Seite 28
Seiten 28-30
Seiten 30-36
Bewirtschaftungsplan
FFH-Gebiet „Mattheiser Wald“
1. Allgemeine Hinweise
1.1 Gesetzliche Grundlagen
Ermächtigungsgrundlagen zur Erstellung des Bewirtschaftungsplanes für das FFH-Gebiet
„Mattheiser Wald“(Gebietsnummer 6205-303) sind:
¾ Flora-Fauna-Habitat – Richtlinie (FFH-RL)
Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 (Abl. EG Nr. L 206 vom 22.07.1992),
zuletzt geändert durch Richtlinie 97/62/EG vom 27.10.1997 (Abl. EG Nr. L 3075 vom
08.11.1997
¾ Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG)
Fassung vom 25. März 2002 (BGBl. I S. 1193 ff), zuletzt geändert durch Artikel 40 des Gesetzes vom 21. Juni 2005 (BGBl. I S. 1818)
¾ Landesnaturschutzgesetz (LNatSchG)
Fassung vom 28. September 2005 (GVBl. S. 387)
¾ Landesverordnung über die Erhaltungsziele in den Natura 2000-Gebieten
Fassung vom 18.Juli 2005 (GVBl. S. 323)
1.2 Ablauforganisation
Für die Erstellung der Bewirtschaftungspläne sind entsprechend den Vorgaben des § 25 des
Landesnaturschutzgesetzes Rheinland-Pfalz in der Fassung vom 28.09.2005 die Oberen
Naturschutzbehörden bei den Struktur- und Genehmigungsdirektionen Nord und Süd
zuständig.
Die Erstellung des Bewirtschaftungsplanes für das FFH-Gebiet „Mattheiser Wald“ fällt
aufgrund der räumlichen Zuordnung in den Zuständigkeitsbereich der Struktur- und
Genehmigungsdirektion (SGD) Nord.
Die Erstellung der Planunterlagen in der vorliegenden Fassung erfolgte durch die Obere
Naturschutzbehörde bei der SGD-Nord.
Unterstützt wurde die Obere Naturschutzbehörde hierbei insbesondere durch den
Förderverein „Mattheiser Wald e.V“.
Die Aufstellung der vorliegenden Fassung des Bewirtschaftungsplanes für das FFH-Gebiet
„Mattheiser Wald“ erfolgte am 12. Dezember 2006.
Eingesehen werden kann der Plan auch im Internet unter der folgenden Adresse:
„www.naturschutz.rlp.de“
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Bewirtschaftungsplan
FFH-Gebiet „Mattheiser Wald“
2. Gebietsbeschreibung
2.1 Grundlagendaten
Das FFH-Gebiet „Mattheiser Wald“ mit einer Flächengröße von ca. 447 ha befindet sich
südöstlich der kreisfreien Stadt Trier und grenzt dort an die Stadtteile Feyen, Mariahof und
Kernscheid an. Das Untersuchungsgebiet ist Teil des Trierer Moseltales (250.00) und wird
der naturräumlichen Einheit „Tarforster Plateau“ (250.02) zugeordnet (WERLE 1974).
Gemäß der FFH-RL befindet sich der Mattheiser Wald im landschaftlichen Großraum
„Moseltal“ innerhalb der kontinentalen Region. Er stellt sich als nach Westen hin abfallendes
welliges bewaldetes Plateau mit Höhenlagen zwischen 200 und ca. 400m ü. NN dar. In der
Vergangenheit – zuletzt durch die französischen Streitkräfte – größtenteils als
Standortübungsplatz genutzt, wurde der Bereich nach Aufgabe der militärischen Nutzung im
Jahre 2003 durch die SGD-Nord als Naturschutzgebiet ausgewiesen.
Mit der Aufnahme der Fläche in das europäische ökologische Netz Natura 2000 erfährt der
Mattheiser Wald eine weitere bedeutende Aufwertung.
2.2 Kurzcharakteristik des FFH-Gebietes
Das Gebiet ist geprägt durch die jahrzehntelange militärische Nutzung mit forstlicher
Betreuung durch die Bundesforstverwaltung. In den geschlossenen Waldgebieten im
südlichen und östlichen Teil des Gebietes erfolgte eine nachhaltige forstliche
Bewirtschaftung durch die Landesforstverwaltung Rheinland-Pfalz. Unterschiedliche
Waldstrukturen, die von ehemaligen Niederwaldflächen bis hin zu wertvollen
Eichenaltholzbeständen
reichen,
wechseln
sich
ab
mit
vegetationsarmen
Offenlandbereichen. Ferner finden sich v.a. im Verlauf des Aulbaches auch stehende
Gewässer und Feuchtgebiete. Durch die Nutzung mit schweren Gefechtsfahrzeugen haben
sich tiefe, stark bodenverdichtete Flachwasserbereiche mit bemerkenswertem
Amphibienbestand, so auch Gelbbauchunke und Kammmolch, gebildet. Die bedeutenden
Altholzbestände – insbesondere Eichenaltholzbestände – bieten geeigneten Lebensraum für
zahlreiche seltene und gefährdete Organismen. Genannt seien hier v.a. Großes Mausohr,
Bechsteinfledermaus und Hirschkäfer aber auch seltene Vogelarten wie z.B. der
Mittelspecht.
Nach Aufgabe der militärischen Nutzung im Jahre 1999 werden die Offenlandbereiche des
Hochplateaus nicht mehr genutzt. In der Folge hat hier eine schnell fortschreitende
Sukzession eingesetzt, die den typischen Offenlandarten durch Lebensraumverlust
abträglich ist. Die Waldflächen werden wie zuvor weiterhin naturnah bewirtschaftet.
2.3 Geologie und Böden
Das Gebiet ist geprägt von Hunsrückschiefer aus dem Unterdevon mit schwach sandigen
Tonschiefern z.T. mit eingelagerten Dachschieferanteilen. Vereinzelt können Grauwacken in
geringer Mächtigkeit auftreten. Als Böden haben sich Ranker, basenreiche und basenarme
Braunerden sowie Parabraunerden entwickelt. An den Unterhängen überdecken
Schieferschutt und Hanglehme den Tonschiefer.
2.4 Hydrologische Verhältnisse
Fließ- und Stillgewässer
Das Gebiet liegt im Niederschlagsgebiet der Mosel und im Einzugsbereich des Aulbaches.
Die Wasserführung ist schwankend mit Maxima im Winter und Minima im Sommer, aufgrund
der geringen Wasserrückhaltung der lehmigen und tonigen Böden besteht eine Neigung zu
Hochwasser. Zwei größere, künstlich angelegte Weiher befinden sich im Bereich des
Aulbachtales, zwei flache Stillgewässer im Bereich des ehemaligen Schießstandes.
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Bewirtschaftungsplan
FFH-Gebiet „Mattheiser Wald“
Der Wasserhaushalt der Böden reicht von mäßig trockenen bis frischen Verhältnissen, wobei
mäßig frische Bedingungen überwiegen (WERLE 1978, SCHRÖDER 1983,
BUNDESFORSTAMT RHEIN PFALZ 1994).
Grundwasser und Quellen
Die Talaue des Aulbaches führt aufgrund des hohen Porenvolumens relativ viel
Grundwasser. Quellen kommen vorwiegend als Hangsickerquellen vor.
2.5 Klima
Das Lokalklima vermittelt zwischen dem warmen, wintermilden Moseltal und den atlantisch
geprägten, kühlen Hunsrückhochflächen. Die mittlere Julitemperatur beträgt 16,5 °C, die
mittlere Januartemperatur liegt bei 0°C. Die durchschnittlichen Jahresniederschläge belaufen
sich auf rd. 700mm.
2.6 Heutige potenzielle natürliche Vegetation
a) Buchen- und Buchenmischwälder
Der Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum) stellt die potentielle natürliche Waldgesellschaft in großen Teilen des Gebietes dar. Das Luzulo-Fagetum auf basenarmen
Braunerden ist artenarm. Strauch-, Kraut- und Moosschicht weisen geringe Deckungsgrade
auf. Die Buche dominiert in den Beständen. Typische Säurezeiger der Krautschicht sind
Luzula luzuloides (Schmalblättrige Hainsimse) und Deschampsia flexuosa (Draht-Schmiele),
bei einer reicheren Ausbildung auch Viola reichenbachiana (Wald-Veilchen) und
Polygonatum multiflorum (Vielblütige Weißwurz).
In Teilbereichen, auf den basenreicheren Böden ist auch der Waldmeister-Buchenwald
(Asperulo Fagetum) mit meist gut ausgebildeter Krautschicht als potentiell natürliche
Waldform anzusprechen.
b) Auen-, Sumpf- und Bruchwälder
Der Erlen-Eschen-Quellbachwald (Carici remotae-Fraxinetum) ist eine Waldgesellschaft
außerhalb der Auen, die entlang schmaler, in Lehm eingekerbter Bachrinnen ausgebildet ist.
Die Hänge werden nicht überflutet, aber zuweilen unterspült und durch Rutschung erneuert.
Die Gesellschaft verzahnt sich mit Buchenwald-Gesellschaften in submontanen oder
planaren Buchengebieten.
Die vorherrschenden Baumarten sind Alnus glutinosa (Schwarzerle) und Fraxinus excelsior
(Esche). Neben einer Strauchschicht ist eine Krautschicht mit Arten gut bis mäßig
nährstoffversorgter Standorte, Feuchte- Nässe- und Nährstoffzeigern sowie Quellflurarten
Cardamine amara (Bitteres Schaumkraut), Chrysosplenium oppositifolium (Gegenblättriges
Mitzkraut) vorhanden.
Der Erlen-Eschen-Sumpfwald ist eine Waldgesellschaft, die auch außerhalb der Auen auf
durchsickerten, nassen Gleyböden, verzahnt mit dem Sternmieren-StieleichenHainbuchenwald, große Flächen einnehmen kann.
Innerhalb der natürlichen Waldgesellschaften vermittelt der Erlen-Eschen-Sumpfwald
zwischen dem noch nasseren Erlenbruchwald (Carici-Alnetum) und dem feuchten EichenHainbuchenwald (Stellario-Carpinetum) (ELLENBERG 1982). Die Schwarzerle muss den
Optimalstandort mit der Esche teilen. Vereinzelt können auch Quercus robur und Carpinus
betulus hinzukommen.
Neben einer Strauchschicht ist eine Krautschicht mit vorwiegend Nässe- und Feuchtezeigern
sowie Arten gut bis mäßig nährstoffversorgter Standorte ausgebildet.
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Bewirtschaftungsplan
FFH-Gebiet „Mattheiser Wald“
2.7 Biotopstruktur / Reale Vegetation / Fauna
Biotopstruktur
Das NSG ist aktuell zu ca. 85 % mit Wald bestockt. Den größten Anteil nehmen von der
Traubeneiche (Quercus petraea) dominierte Bestände ein. Diese Waldbestände sind
überwiegend sekundär durch forstliche Bewirtschaftung entstanden. Aufgrund ihrer
Baumartenzusammensetzung, die der von natürlichen Eichengesellschaften ähnelt, können
sie als naturnahbezeichnet werden. Während und nach dem 2. Weltkrieg wurde im
Mattheiser Wald von der Bevölkerung viel Holz als Brennmaterial geschlagen, was zu
niederwaldähnlichern Strukturen geführt hat. Viele Bäume wurden auf den Stock gesetzt und
weisen heute daher nur ein Alter von ca. 50-70 Jahren auf. Es existieren aber auch bis zu
180jährige Altholzbestände, insbesondere Eichenaltholz. Im Norden des Gebietes liegen
heideartige Offenland-Flächen, die durch militärische Nutzung (Panzer-Übungsflächen)
entstanden und offen gehalten wurden. Durch das Ende des militärischen Übungsbetriebes
unterliegen sie einer starken Sukzession. Hauptgewässer ist der Aulbach, dessen Lauf durch
Verrohrung und Teichanlagen stark gestört ist. Neben den beiden Stau-Teichen mit
Angelbetrieb existieren noch zwei flache Stillgewässer („Himmelsteiche“) im Bereich des
ehemaligen Schießstandes.
Reale Vegetation
Eine Kartierung im Jahr 2004/5 ( HORTULUS 2005 im Auftrag des Fördervereins „Mattheiser
Wald“) ergab außer dem seltenen Bunten Vergissmeinnicht (Myosotis discolor, Rote Liste
Deutschlands Gefährdungskategorie 3) im Wesentlichen mäßig häufige bis häufige Arten.
Eine nur von Spezialisten zu leistende Kartierung der Brombeer-Kleinarten ist angelaufen
und hat in anderen Bereichen des Mattheiser Waldes einige bemerkenswerte Funde
erbracht, so dass mit selteneren Arten zurechnen ist.
Insgesamt liegt aber die Bedeutung dieses Teils des FFH- und Naturschutzgebietes nicht im
botanischen Bereich. Die recht große Pflanzenartenzahl bietet aber günstige
Voraussetzungen für zahlreiche Tierarten, z. B. pflanzenfressende oder blütenbesuchende
Insekten, von denen wiederum Singvögel und Fledermäuse abhängig sind.
Fauna
Der Mattheiser Wald als weitgehend geschlossenes Waldgebiet ist Lebensraum zahlreicher
z.T. seltener und gefährdeter Fledermausarten. Folgende Arten wurden bisher
nachgewiesen (WEISHAAR 2005, ROTH-WALRAF 2004):
Myotis bechsteinii
Myotis mystacinus/brandtii
Plecotus auritus
Plecotus austriacus
Nyctalus noctula
Nyctalus leisleri
Pipistrellus pipistrellus
Vespertilio murinus
Eptesicus serotinus
Bechsteinfledermaus
Bartfledermaus
Braunes Langohr
Graues Langohr
Großer Abendsegler
Kleiner Abendsegler
Zwergfledermaus
Zweifarbfledermaus
Breitflügel
Für folgende Arten ist die Fortpflanzung im Gebiet bzw. im unmittelbaren Umfeld belegt:
Myotis bechsteinii
Plecotus auritus
Plecotus austriacus
Nyctalus leisleri
Bechsteinfledermaus
Braunes Langohr
Graues Langohr
Kleiner Abendsegler
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Bewirtschaftungsplan
FFH-Gebiet „Mattheiser Wald“
Für Pipistrellus pipistrellus ist die Fortpflanzung im Gebiet wahrscheinlich. Aufgrund der
Fledermausvorkommen in den angrenzenden Gebieten und den vorhandenen Strukturen ist
noch mit folgenden Arten im Mattheiser Wald zu rechnen:
Rhinolophus ferrumequinum
Große Hufeisennase
Myotis myotis
Großes Mausohr
Myotis daubentonii
Wasserfledermaus
Myotis nattereri
Fransenfledermaus
Barbastella barbastellus
Mopsfledermaus
Insbesondere für die Mopsfledermaus besteht durch die Eichen mit ihren zahlreichen
Trockenästen hinter abstehender Rinde ein hervorragendes und reichhaltiges
Quartierangebot, so dass zumindest mit einzelnen Männchenquartieren zu rechnen ist. Die
nächstgelegenen Nachweise befinden sich in Entfernungen von 4.3 und 5.0 km.
Die herausragende ökologische Wertigkeit und der Strukturreichtum des Mattheiser Waldes insbesondere für Fledermäuse - wurde begünstigt durch die langjährigen Nutzung als
Truppenübungsplatz und eine nachhaltige, auf die Eiche ausgerichtete Forstwirtschaft mit
hohem Erntealter. Dementsprechend sind bereits in der NSG-Schutzverordnung die
„Erhaltung und Entwicklung der strukturreichen Altholzbestände“ als Schutzzweck formuliert.
Das Vorkommen der Wildkatze (Rote Liste Deutschland: stark gefährdet; Anhang IV der
FFH-Richtlinie) ist für den Mattheiser Wald zu vermuten, bedarf jedoch noch der
Bestätigung. Sichtungen aus dem Umfeld Triers weisen hier auf eine erhöhte Eignung als
Habitat hin.
Unter den Brutvögeln wurden insgesamt 54 Arten (inkl. der potentiellen Brutvogelarten)
festgestellt (HORTULUS 2004)
Acht Arten davon sind in der Vorwarnliste der Roten Liste der Brutvögel Deutschlands
verzeichnet; zwei Arten im Anhang I der Vogelschutzrichtlinie (Schwarz- und Mittelspecht).,
Aus ornithologischer Sicht von Bedeutung, ist der Eichenwaldbestand mit 180-jährigen
Eichen im Süden des Gebietes, unweit der B268, entstanden aus nachhaltiger forstlicher
Bewirtschaftung. Schwerpunktmäßig brüten hier die naturschutzrelevanten Arten
Schwarzspecht, Grünspecht, Mittelspecht und Pirol.
Unter den Amphibien sind für das Untersuchungsgebiet folgende Arten dokumentiert:
Gelbbauchunke
(Bombina variegata) FFH Anh. IV + II
Feuersalamander
(Salamandra salamandra)
Bergmolch
(Triturus alpestris)
Fadenmolch
(Triturus helveticus)
Grasfrosch
(Rana temporaria)
Erdkröte
(Bufo bufo)
Unter den Reptilien wurden Mauereidechse (Podarcis muralis) FFH Anh. IV; BG s, Ringelnatter (Natrix natrix) BV 1 BG b und Schlingnatter (Coronella austriaca) FFH Anh. IV (M.
Weitzel, 2005 nachgewiesen, weitere Arten wie Blindschleiche, Waldeidechse und
Zauneidechse sind zu erwarten.
Der bundesweit stark rückläufige Tagfalter Großer Eisvogel (Limenitis populi L.) kommt
aktuell an zwei Stellen im Mattheiser Wald vor (Nachweise von 2003 bis 2005). „Eine seit
Jahrzehnten stabile Population lebt am linken Kandelbachhang. Eine weitere Flugstelle
befindet sich im mittleren Aulbachtal (WEITZEL, mndl.). Der Kleine Eisvogel (Limenitis
camilla L.) und die Schillerfalter Apatura iris L. und Apatura ilia Schiff konnten ebenfalls
nachgewiesen werden.
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Bewirtschaftungsplan
FFH-Gebiet „Mattheiser Wald“
2.8 Historische und Gegenwärtige Nutzung
Auf der topographischen Karte von Tranchot-Müffling 1801-1828 ist der Mattheiser Wald als
großflächig zusammenhängendes Waldgebiet dargestellt, das zwischen 1815 und 1998 fast
ununterbrochen als Truppenübungsplatz (teilflächig) genutzt wurde. Die Flächen des
Truppenübungsplatzes wurden durch die Bundesforstverwaltung betreut, die übrigen
Flächen des Mattheiser Waldes im südlichen und östlichen Gebietsbereich durch
Landesforsten/das Land Rheinland-Pfalz. 1998 endete der Gestattungsvertrag zwischen
Deutschland und Frankreich. Bereits vorher wurden Teile des Gebietes wieder in die
Nutzung durch die Bundesrepublik Deutschland übergeben und heute ist der ehemalige
Truppenübungsplatz für die Bevölkerung frei zugänglich und wird als Naherholungsgebiet
genutzt. Eine Munitionsräumung wurde bislang nur in den Pfahlweihern durchgeführt. Eine
flächige, schematische Sondierung wurde im Jahre 2005 mit dem Ergebnis durchgeführt,
dass eine Fläche stark belastet ist. Diese Fläche wurde im Frühjahr 2006 einer weiteren
Sondierung unterzogen. Das Untersuchungsergebnis steht noch aus. Aufgrund der ersten
Sondierung und der damaligen Munitionsfunde wurde von der Stadt Trier ein Wegegebot
erlassen, dass das Verlassen der vorhandenen Wege verbietet. Dieses Wegegebot ist auch
heute noch gültig. Im Juni 2003 wurde mit 446 ha der größte Teil des ehemaligen
Truppenübungsplatzes seitens der SGD Nord als Naturschutzgebiet (NSG) ausgewiesen.
Noch im selben Jahr wurde die NSG-Fläche als „FFH-Gebiet“ nach Brüssel gemeldet. Es
trägt die FFH-Nummer 6205 – 303. Das gesamte Gebiet des Schutzgebietes Mattheiser
Wald ist seit 1998 im Besitz der öffentlichen Hand . Ca. 79 % der Waldflächen sind im
Eigentum der Landesforsten (Staatswald), 19% werden vom Bundesforst Baumholder
bewirtschaftet, hierbei handelt es sich um den nördlichen Bereich des NSG. Die restlichen
2% gehörend der Stadt Konz. Der Staatswald wird vom Forstamt Trier, die Flächen der Stadt
Konz werden vom Forstamt Saarburg verwaltet.
Mattheiser Wald
Waldbesitzartenverteilung
Bundesw ald
19%
Stadtw ald Konz
2%
Staatsw ald
79%
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Bewirtschaftungsplan
FFH-Gebiet „Mattheiser Wald“
2.9 Gebietsimpressionen
Offenlandbereich des Hochplateaus mit zunehmender Sukzession
Typischer Niederwaldbereich
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Bewirtschaftungsplan
FFH-Gebiet „Mattheiser Wald“
Pfahlweiher im Aulbachtal
Eichenaltholzbestand im Bereich der Schießanlagen
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Bewirtschaftungsplan
FFH-Gebiet „Mattheiser Wald“
3 Schutzobjekte
3.1 Lebensraumtypen nach Anhang I der FFH-RL
¾ Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation vom Typ Magnopotamion
oder Hydrochariton, (Code FFH 3150)
¾ Labkraut-Eichen-Hainbuchenwälder (Galio-Carpinetum), (Code FFH 9170)
Im folgenden werden diese Lebensraumtypen wie folgt dargestellt:
Die Beschreibung des Lebensraumtyps (LRT) gliedert sich in einen allgemeinen, nicht
gebietsspezifischen Teil. Nicht alle in diesem allgemeinen Teil gemachten Aussagen
treffen immer auch auf das jeweilige FFH-Gebiet zu, sondern dienen zunächst der
grundsätzlichen Beschreibung.
Der Bezug zu dem FFH-Gebiet „Mattheiser Wald“ wird dann am jeweiligen Blattende
mit einem kurzen, gebietsspezifischen Teil (gelbes Kästchen) hergestellt.
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Bewirtschaftungsplan
FFH-Gebiet „Mattheiser Wald“
Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation vom Typ Magnopotamion
oder Hydrochariton, Code 3150
Allgemeine Angaben
Dieser Lebensraumtyp umfasst sowohl nährstoffreiche Seen als auch Altwässer, Weiher,
Tümpel und naturnahe Teiche. Kennzeichnend für diesen Lebensraumtyp sind darüber
hinaus Schwimmblattvegetation (Wasserlinsendecken, v.a. aber eine aus verschiedenen
Laichkrautarten oder der Seerose aufgebaute Vegetation) und untergetauchte Pflanzengesellschaften aus Hornkraut-, Tausendblatt- oder Wasserschlaucharten. Zum Lebensraum
gehören außerdem die Ufervegetation mit Großseggenrieden, Röhrichten, Hochstaudenfluren und feuchten Weidengebüschen sowie Bruchwäldern.
Kennzeichnende Vegetation
Gesellschaften mit wurzelnden Schwimmblattpflanzen
Potamogetonetum lucentis (Gesellschaft des Glänzenden Laichkrautes), Potamogetonetum
panormitano-graminei (Graslaichkraut-Gesellschaft),Ceratophyllum demersum-Gesellschaft
(Hornblatt-Gesellschaft), Myriophyllo-Nupharetum (Teichrosen-Gesellschaft), Nymphaaetum
albae (Seerosen-Gesellschaft), Trapetum natantis (Wassernuss-Gesellschaft), Ranunculus
peltatus-Gesellschaft (Gesellschaft des Wasserhahnenfußes).
Gesellschaften mit nicht wurzelnden Schwimmblattpflanzen
Lemnetum minoris (Teichlinsen-Gesellschaft), Spirodelo-Salvinetum natantis (SchwimmfarnGesellschaft),
Hydrocharietum
morsus-ranae
(Froschbiß-Gesellschaft),
LemnoUtricularietum vulgaris (Gesellschaft des Gemeinen Wasserschlauches), Utricularietum
australis (Gesellschaft des Südlichen Wasserschlauches).
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Bewirtschaftungsplan
FFH-Gebiet „Mattheiser Wald“
Typische Pflanzenarten
Kleine Wasserlinse (Lemna minor), Teichlinse (Spirodela polyrrhiza),Schwimmfarn (Salvinia
natans),
Froschbiß (Hydrocharis morsus-ranae),
Glänzendes Laichkraut (Potamogeton
lucens),
Durchwachsenes
Laichkraut
(Potamogeton.perforatus),
Wasserhahnenfuß (Ranunculus aquatilis
agg.),
Hornblattarten
(Ceratophyllum
demersum, Ceratophyllum submersum),
Tausendblatt-Arten (Myrioplyllum spp.),
Gemeiner Wasserschlauch (Utricularia
vulgaris)
Seerose
Typische Tierarten
Das Artenspektrum der stehenden Gewässer variiert sehr, denn sie bieten ein vielfältiges
Habitatangebot, das von einer Fülle von Tierarten genutzt wird. Viele sind auf bestimmte
Sukzessionsstufen oder Strukturen spezialisiert. Bei den Wasservögeln seien hier Zwerg-,
Hauben-, Schwarzhalstaucher und die verschiedenen Entenarten erwähnt.
Amphibienarten und Insekten, wie Libellen,
Köcherfliegen und Schwimmkäfer finden hier
Entwicklungsmöglichkeiten. Selbstredend zählen
auch Muscheln, Schnecken und Fische zum
typischen Arteninventar des Lebensraumtyps, wenn
Fische auch nicht für jedes Stillgewässer typisch
sind. In der Ufer- oder Verlandungszone der
Stillgewässer leben zahlreiche Spezialisten der
Schilfröhrichte wie z.B. Teich- und Drosselrohrsänger,
Bartmeise,
Zwergdommel
oder
Purpurreiher, sowie Schmetterlingsarten wie die
Schilfeulen- und Hautflüglerarten. Großseggenriede,
Hochstaudenfluren und Weidengebüsche sind
Refugien für spezielle Käfer, Zweiflügler, Tagfalter
und viele weitere Insektenarten.
Drosselrohrsänger
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Bewirtschaftungsplan
FFH-Gebiet „Mattheiser Wald“
Verbreitung in Rheinland-Pfalz
Eutrophe Seen, Weiher und Teiche sind der häufigste Typ der stehenden Gewässer in
Rheinland-Pfalz. Die Biotopkartierung Rheinland-Pfalz hat etwa 850 Gewässer mit der
kennzeichnenden Vegetation erfasst. Davon fallen mehr als 50% der Gewässer auf die
Naturräume Eifel, Pfälzerwald und vor allem das Oberrhein-Tiefland. Jedoch ist davon
auszugehen, dass nur vergleichsweise wenige Gewässer eine vollständige Ausbildung der
Vegetationszonierung eines eutrophen Sees aufweisen. Hierzu zählen u.a. der Laacher See
und einige Altwässer in der Rheinaue. Auch kleinere Gewässer können sich zu wertvollen
Beständen dieses Lebensraumtyps entwickeln.
Bedeutung des Lebensraumtyps
Stillgewässer mit naturnaher Wasserpflanzenvegetation und ungestörten Uferzonen sind
artenreiche Lebensräume für zahlreiche gefährdete Pflanzen- und Tierarten. Beispielsweise
sind viele Arten der EU-Vogelschutzrichtlinie an diesen Lebensraumtyp gebunden.
Stehende Gewässer sind ein wesentlicher Bestandteil unserer Landschaft, die nicht zuletzt
auch den Wert als Erholungslandschaft steigern. Teiche, die schon seit Jahrhunderten von
Menschen angelegt werden, sind eng mit der Nutzungsgeschichte der verschiedenen
Landschaften verflochten und Teil unseres Heimatbildes.
Bedeutung innerhalb des FFH-Gebietes
Dieser Lebensraumtyp ist im Mattheiser Wald nur rudimentär vorhanden. Bei den beiden
Teichen im Aulbachtal handelt es sich um Stauweiher, die als Schlammfang,- bzw.
Regenrückhaltebecken angelegt wurden und die durch die enge Tallage in ihrer
Uferzonierung sehr stark eingeschränkt sind (Steilufer nach drei Seiten hin!). Insoweit
kommt diesem Lebensraumtyp innerhalb der Gebietskulisse nur untergeordnete
Bedeutung zu.
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Bewirtschaftungsplan
FFH-Gebiet „Mattheiser Wald“
Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald (Galio-Carpinetum), Code 9170
Allgemeine Angaben
Labkraut-Traubeneichen-Hainbuchenwälder sind eichenreiche Mischwälder, die sowohl in
der Baum- als auch in der Strauch- und Krautschicht in der Regel sehr artenreich sind.
Natürlicherweise wachsen sie an wechseltrockenen Standorten, oft in wärmebegünstigter
Lage. Dort, wo dieser Lebensraumtyp als natürliche potenzielle Vegetation vorkommt,
hemmen der unausgeglichene Wasserhaushalt, Spätfröste und sommerliche Trockenheit die
Konkurrenzkraft der Buche.
Oft sind diese Wälder aber das Ergebnis künstlicher Begründung und regelmäßiger forstlicher Bewirtschaftung oder von früherer Nieder- und Mittelwaldbewirtschaftung. Letztere
zielte auf die Nutzung der Eichenlohe oder von Stockausschlägen als Brennholz ab. Da die
Buche weniger zu Stockausschlägen neigt als Eiche und Hainbuche, wurden auf diese
Weise die Arten der Labkraut-Traubeneichen-Hainbuchenwälder gefördert.
Kennzeichnende Vegetation
Galio sylvatici-Carpinetum (Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald)
Typische Pflanzenarten
Trauben-Eiche (Quercus petraea), Hainbuche (Carpinus betulus), Elsbeere (Sorbus
torminalis), Speierling (Sorbus domestica), Liguster (Ligustrum vulgare), Wald-Labkraut
(Galium sylvaticum), Pfirsichblättrige Glockenblume (Campanula persicifolia), Echtes
Lungenkraut (Pulmonaria officinalis), Maiglöckchen (Convallaria majalis), Wiesen-Primel
(Primula veris), Bergsegge (Carex montana), Verschiedenblättriger Schwingel (Festuca
heterophylla).
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Bewirtschaftungsplan
FFH-Gebiet „Mattheiser Wald“
Typische Tierarten
Kleiner Schillerfalter (Apatura ilia) Würfelfalter (Hamearis lucina), WachtelweizenScheckenfalter (Melitaea athalia), Olivenfarbener Prachtkäfer (Argilus olivicolor), Mittelspecht
(Dedrocopus medius), Trauerschnäpper (Fidecula hypoleuca), Kleiber (Sitta europaea),
Waldlaubsänger (Phylloscopus sibilartrix), Haselhuhn (Bonasa bonasia).
Mittelspecht
Verbreitung in Rheinland-Pfalz
Natürliche Vorkommen finden sich vor allem in den Durchbruchstälern von Mittelrhein,
Untermosel, Lahn und im Saar-Nahe-Bergland. Doch Labkraut-Eichen-Hainbuchenwälder
finden sich auch an den Talhängen weiterer Bäche, vor allem in der Eifel. Der überwiegende
Anteil des Vorkommens ist in Rheinland-Pfalz durch künstliche Begründung und zielgerichtete forstliche Bewirtschaftung der Eiche auf Buchenstandorten entstanden, zum Teil
durch die regional verbreitete Nieder- und Mittelwaldwirtschaft begünstigt. Diese sekundären
Eichenbestände werden sich langfristig wieder zu buchenreicheren bzw. buchendominierten
Wäldern entwickeln, sofern nicht durch entsprechende regelmäßige forstliche Bewirtschaftung gegengesteuert wird.
Bedeutung des Lebensraumtyps
Labkraut-Eichen-Hainbuchenwälder haben eine Bedeutung für wärmeliebende Tierarten
lichter Wälder. Durch ihren Artenreichtum tragen sie zum Erhalt wichtiger europäischer Arten
aber auch zur Erhöhung der regionalen Artenvielfalt bei. Die Aufgabe der Nieder- und
Mittelwaldwirtschaft sowie die Hinwendung zu einer naturnahen Waldbewirtschaftung
begünstigt auf den meisten Standorten die Buche als natürliche, potenzielle Vegetation.
Rheinland-Pfalz sollte wegen des aktuell noch hohen Eichenanteils und der hohen naturschutzfachlichen Bedeutung versuchen, die natürliche Entwicklung zu Buchenbeständen zu
bremsen und einen möglichst hohen Anteil an Labkraut-Eichen-Hainbuchenwälder zu
erhalten.
Bedeutung innerhalb des FFH-Gebietes
Der Lebensraumtyp Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald ist in dem FFH-Gebiet auf ca. 155
ha vorhanden. Die Flächen verteilen sich auf das gesamte FFH-Gebiet mit einem
leichten Schwerpunkt im Norden des Gebietes. Der Zustand ist insgesamt als gut zu
bewerten, besondere Bedeutung kommt dem Altholzbestand (< 10 ha) zu.
17
Bewirtschaftungsplan
FFH-Gebiet „Mattheiser Wald“
3.2 Arten des Anhanges II der FFH-RL
Großes Mausohr (Myotis myotis),Code 1324
Myotis myotis
Allgemeine Angaben
Das Große Mausohr zählt zu den größten Fledermausarten in Rheinland-Pfalz. Seine KopfRumpflänge misst 67 bis 79 mm, die Unterarmlänge 56 bis 68 mm, und das Gewicht
schwankt zwischen 20 und 40 g. Die Flügelspannweite erreicht 35 bis 40 cm.
Das Rückenfell der erwachsenen Tier ist braungrau und das Bauchfell weißgrau gefärbt. Die
Jungen und die heranwachsenden Tiere haben ein eher graues Fell.
Kennzeichnender Lebensraum
Das Große Mausohr richtet seine Wochenstubenkolonien meist in großen Dachräumen ein.
Diese findet es oft in Kirchen, aber auch in anderen größeren Gebäuden.
Wochenstubenkolonien wurden auch schon in Scheunen aufgefunden. Diese Fledermäuse
benutzen günstige Quartiere im Regelfall jahrzehntelang.
Als Winterquartiere des Großen Mausohrs dienen Höhlen oder andere unterirdische Räume.
Hier liegen die Temperaturen im Regelfall zwischen 7° und 12°C. Meist hängen die Tiere frei
von der Decke. Manchmal sind sie auch tief in Spalten versteckt. Sie können sowohl einzeln
als auch eng in Gruppen gedrängt angetroffen werden.
Beim Flug zu den Jagdquartieren fliegen diese Fledermäuse oft entlang von Hausmauern
aus dem Siedlungsraum hinaus. Sie überqueren die offene Kulturlandschaft in niedrigem
Flug entlang von Hecken, Ufergehölzen, Obstgärten und Waldrändern. Ihre individuellen,
aber nicht exklusiven Jagdgebiete können mehr als zehn Kilometer vom
Tagesschlafversteck entfernt liegen. Diese Jagdgebiete werden häufig während mehrerer
Nächte vom gleichen Individuum abgesucht. Bei schlechten Witterungsbedingungen
verstecken sich die Tiere in Quartieren in der Nähe der Jagdgebiete.
18
Bewirtschaftungsplan
FFH-Gebiet „Mattheiser Wald“
Sie fliegen dann erst in der darauffolgenden Nacht zu ihrer Kolonie zurück. Bevorzugte
Jagdbiotope sind galerieartig aufgebaute Wälder mit gering entwickelter bis fehlender
Strauchschicht.
Kennzeichnendes Verhalten
Nach der Rückkehr aus den Winterquartieren schließen sich die Mausohrweibchen in den
Monaten Mai bis August zu Wochenstubenkolonien aus bis zu mehreren hundert Individuen
zusammen. Diese Quartiere werden alljährlich, über Generationen hinweg, aufgesucht. Meist
im Juni gebären die Weibchen ein Junges, welches fast nackt zur Welt kommt und nur
ungefähr 6 Gramm wiegt. Die Augen öffnen sich nach 4 bis 6 Tagen. Nach 30 Tagen sind
die Jungen ausgewachsen.
Während der Zeit der Jungenaufzucht leben die Männchen solitär, jedoch kann es
vorkommen, dass einzelne Individuen sich im gleichen Raum wie die Wochenstubenkolonien
aufhalten. Die Weibchen ereichen die Geschlechtsreife in der Regel nach drei Monaten,
Männchen nach 15 Monaten. Die Paarung beginnt im August. Der bisher nachgewiesene
Altersrekord dieser Art ist 18 Jahre.
Obwohl es Wanderungen zwischen Sommer- und Winterquartieren von bis zu 200 km
unternehmen kann, gehört das Große Mausohr zu den eher sesshaften Arten. Die kalte
Jahreszeit überdauern die Großen Mausohren in Höhlen, Stollen und Felsspalten im
Winterschlaf. Dabei konnten bereits Atempausen von 90 Minuten und nur 10 Herzschläge
pro Minute gemessen werden. Große Mausohren verlassen ihre Tagesschlafverstecke erst
bei völliger Dunkelheit.
Die Großen Mausohren bejagen Laufkäfer, Nachtfalter, auch Schnaken und Heuschrecken.
Verbreitung in Rheinland-Pfalz
Das Große Mausohr ist überall in Rheinland-Pfalz verbreitet. In Eifel und Hunsrück scheint
es häufiger vorzukommen. Es ist mit 270 bekannten Nachweisen die häufigste der in Anhang
II der FFH-Richtlinie aufgeführten Fledermausarten in Rheinland-Pfalz. Sommer- und
Winterquartiervorkommen liegen überall im Gutland, in Eifel und Hunsrück sowie im Moseltal
und im Mittelrheingebiet. Im südlichen Landesteil sind deutliche Verbreitungslücken
festzustellen.
Besondere Empfindlichkeit
Sogar kleinere bauliche Veränderungen an den Quartiergebäuden können zu
Beeinträchtigungen führen: Denn die Ein- und Ausfluggewohnheiten des Großen Mausohrs
sind stark an Traditionen gebunden, die sich im Laufe der Jahre in einer Kolonie ausgebildet
haben. So fliegt beispielsweise die ganze Kolonie in einer Kirche allabendlich durch den
Kirchturm über mehrere Stockwerke hinunter bis zu einer ganz bestimmten Öffnung, durch
welche dann ein Tier nach dem anderen das Gebäude verlässt.
Ähnliche Bindungen werden zu den angestammten Jagdgebieten der Population aufgebaut.
Bedeutung innerhalb des FFH-Gebietes
Das Große Mausohr nutzt den Mattheiser Wald in erster Linie als Jagdhabitat und
ist daher auf die Erhaltung der reichen Strukturierung dieses Waldgebietes
angewiesen. Die Art benötigt neben relativ „offenen“ Buchen- und Eichenbeständen mit Baumhöhlen aber ohne ausgeprägte Kraut- und Strauchschicht
auch strukturreiche Offenlandschaften mit Einzelgehölzen und Wasserflächen. Die
offenen Heideflächen im Norden des Gebietes und die ausgeprägten Wald-Außenund Innenränder stellen daher wichtige Teil-Lebensräume dar, vor allem auch zur
typischen Art der Nahrungsaufnahme vom offenen Boden.
19
Bewirtschaftungsplan
FFH-Gebiet „Mattheiser Wald“
Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteini)Code 1323
Myotis bechsteini
Allgemeine Angaben
Das Rückenfell der Bechsteinfledermaus ist hellbraun bis rötlich, ihr Bauchfell ist hellgrau.
Die Kopf-Rumpf-Länge dieser mittelgroßen Fledermausart liegt bei 45-55 mm. Die Ohren
sind etwa 23-26 mm groß. Der Unterarm mißt 39-47 mm; damit kann die Bechsteinfledermaus Flügelspannweiten zwischen 250-290 mm erreichen. Sie ist 7-12 g schwer. Jungtiere
sind einfarbig hellgrau.
Kennzeichnender Lebensraum
Im Sommer lebt die Bechsteinfledermaus vorzugsweisein feuchten, alten Laub- und
Mischwäldern. Sie kommt aber auch in Kiefernwäldern oder in (waldnah gelegenen) Parks
und Gärten mit entsprechendem Baumbestand vor. Sie gilt als die in Europa am stärksten an
Waldlebensräume gebundene Fledermausart. Kolonien der Bechsteinfledermaus benötigen
Waldkomplexe in einer Mindestgröße von etwa 250 ha.
Hohle Bäume, Bäume mit Stammrissen sowie Faul- oder Spechthöhlen dienen ihr als
Sommer- z.T. auch als Winterquartier, vereinzelt akzeptiert sie auch den Raum hinter der
abgeplatzten Borke von Bäumen. Gerne besiedelt sie Vogel- oder spezielle Fledermauskästen.
Sie jagt direkt über dem Boden bis in den Kronenraum hinein nach Nachtfaltern, Käfern,
Weberknechten und Mücken, die sie auch direkt von Blättern, Zweigen und der Borke
abliest. Ihr Flug ist wendig und schmetterlingshaft.
Die günstigsten Jagdbiotope liegen in Bereichen mit hoher Nahrungsdichte, so unter
anderem in lichten, aber strukturreichen alten Wäldern und besonders entlang von
20
Bewirtschaftungsplan
FFH-Gebiet „Mattheiser Wald“
Waldbächen und in der Nähe von Waldgewässern. Ungeeignete Jagdbiotope sind
Fichtenaufforstungen oder Dickungen.
Kennzeichnendes Verhalten
Den Winter verbringt die Bechsteinfledermaus in unterirdischen Anlagen wie Höhlen und
Stollen in Steinbrüchen oder stillgelegten Bergwerken und in Kellern, möglicherweise auch in
hohlen Bäumen bei Temperaturen zwischen 3° und 7°C. Der Winterschlaf beginnt im
Oktober - November und endet im März - April; manchmal sind auch noch im Mai Tiere in
unterirdischen Zwischenquartieren zu finden. Bechsteinfledermäuse überwintern meist
einzeln, entweder in Spalten versteckt oder frei an Decken oder Wänden hängend. Die
Winterschlafplätze können bis zu 40 km von den Sommerquartieren entfernt liegen.
Die Weibchen der Bechsteinfledermaus versammeln sich zur Jungenaufzucht und bilden so
genannte Wochenstuben. Diese liegen in sonnenbeschienen, gut erwärmten Baumhöhlen.
Sie wechseln jedoch knapp vor der Geburt des einzigen Jungen (Mitte Juni bis Mitte Juli) in
kühlere Baumhöhlen über.
Verbreitung in Rheinland-Pfalz
Die Bechsteinfledermaus ist überall, jedoch meist selten, in Rheinland-Pfalz verbreitet. In
Eifel und Hunsrück scheint sie häufiger vorzukommen. Hier sind mehrere WochenstubenKolonien bekannt. Die Bechsteinfledermaus ist mit über 130 bekannten Nachweisen die
zweithäufigste der in Anhang II der FFH-Richtlinie aufgeführten Fledermausarten in
Rheinland-Pfalz.
Rheinland-Pfalz liegt im Zentrum des mitteleuropäischen Verbreitungsschwerpunktes dieser
Art.
Besondere Empfindlichkeit
Wegen ihrer ausgeprägten Bindung an ihre Kolonie ist die Bechsteinfledermaus besonders
empfindlich gegenüber Veränderungen ihres Lebensraums. Diese können z.B. waldbauliche
Maßnahmen sein, wenn sie nicht auf die Bedürfnisse der Fledermäuse abgestimmt sind.
Kfz-Verkehr außerhalb des Gebietes, jedoch im Bereich der Nahrungshabitate , macht die
Tiere wegen der niedrigen Flughöhen bei der Nahrungssuche besonders anfällig für
Kollisionen mit Kraftfahrzeugen.
Bedeutung innerhalb des FFH-Gebietes
Die Bechsteinfledermaus als typische „Waldfledermaus“ benötigt neben großflächig unzerschnittenen Waldbereichen Altholzbestände mit einer möglichst
großen Anzahl von Höhlenbäumen und geeignete Nahrungshabitate im Wald und
im angrenzenden Offenland. Dementsprechend sind die im
südlichen Teil
gelegenen Eichen-Altholzbestände von besonderer Bedeutung für das Vorkommen
der Art.
21
Bewirtschaftungsplan
FFH-Gebiet „Mattheiser Wald“
Gelbbauchunke (Bombina variegata), Code 1193
Bombina variegata
Allgemeine Angaben
Unken sind kleine abgeflachte Froschlurche mit warziger Haut und intensiv gefärbter
Unterseite. Die Gelbbauchunke zeichnet sich durch die gelbe (hellgelbe bis orangene)
Fleckung der Unterseite aus, die mehr als 50% des schwarzen Bauches einnimmt. Die
Gelbbauchunke ist zwischen 3 und 5 cm groß. Die Männchen sind im Regelfall kleiner und
leichter als die Weibchen.
Kennzeichnender Lebensraum
Gelbbauchunken meiden permanente Gewässer, die gerade für Molche oder viele Insekten
günstige Lebensbedingungen aufweisen. Sie wählen als Laichgewässer Gewässer mit
höheren Wassertemperaturen aus, da diese eine rasche Entwicklung der Larven
ermöglichen. Folglich sind Gelbbauchunken in erster Linie in vegetationsarmen,
unbeschatteten Tümpeln und Kleinstgewässern zu finden. Neben den natürlich
entstandenen Gewässern in Fluss- und Bachauen werden auch Gewässer in
Abgrabungsflächen (bspw. Steinbrüche, Kies-, Sand-, Ton- und Lehmgruben) oder auch
Fahrspuren von der Gelbbauchunke als Lebensraum angenommen. Laichgewässer sind
flach vegetationsarm und oft nur temporär wasserführend. Die jungen Tiere und die
Weibchen halten sich hingegen in dauerhaft wasserführenden Gewässern auf, die stärker
durch Vegetation strukturiert sind. Etwa 70% der Zeit verbringen die Gelbbauchunken
außerhalb der Gewässer. Bevorzugt werden Wälder, wo sie sich in Lücken zwischen
Steinen, in Nagerbauten und in vergleichbaren schmalen Hohlräumen versteckt halten
22
Bewirtschaftungsplan
FFH-Gebiet „Mattheiser Wald“
Kennzeichnendes Verhalten
Gelbbauchunken werden mit zwei Jahren geschlechtsreif. Ein Weibchen legt zwischen 40
und 70 Eier pro Jahr. Es wurde festgestellt, dass Weibchen immer wieder dieselben
Laichgewässer aufsuchen. Sie legen jedoch nicht in jedem Jahr - vor allem nicht in
Trockenjahren - Eier ab.
Gelbbauchunken sind zwar zu Neubesiedlungen in der Lage, jedoch zeigen neuere
Forschungsergebnisse zu Ortstreue und Mobilität der Art, dass sie an einmal gewählten
Gewässern über Jahre festhalten. Gegen Ende April suchen die Gelbbauchunken die
Laichgewässer auf; Hauptlaichzeit ist jedoch ab Mitte Mai bis Mitte Juli. Die Wanderung zu
den Laichgewässern wird möglicherweise durch heftige Regenfälle ausgelöst; drei bis fünf
Tage später erreichen die Gelbbauchunken die Laichgewässer. Junge Tiere können bei der
Suche nach neuen, geeigneten Laichgewässern bis zu 4 km zurücklegen. Alte Tiere halten
sich möglichst nahe (im Regelfall innerhalb einer Distanz von 50 m bis wenige 100 m)
entfernt zum Laichgewässer auf. Die Larven schlüpfen nach ca. 4 bis 10 Tagen aus den
Eiern, meist zwischen Juni und August. Die Larvenentwicklungszeit dauert etwa 33 bis 58
Tage. Bevor sie an Land gehen, überwintern die jungen Unken, bis sie zwischen 1,5 und 2,8
cm groß sind. Gelbbauchunken können bis zu 15 Jahre alt werden.
Verbreitung in Rheinland-Pfalz
Verbreitungsschwerpunkte der Gelbbauchunke sind der Westerwald und das Saar-NaheBergland sowie der Haardtrand. Im Gutland, in der westlichen Eifel, in großen Teilen des
Oberrhein-Tieflandes sowie in den höheren Lagen des Hunsrücks und im Pfälzerwald kommt
die Gelbbauchunke nur sehr selten vor. Insgesamt ist die Art sehr selten und nur sehr
lückenhaft in Rheinland-Pfalz verbreitet.
Besondere Empfindlichkeit
Für die Gelbbauchunke geeignete Lebensräume entstehen in Fluss- und Bachauen durch
gewässerdynamische Prozesse immer wieder neu. In der Vergangenheit wurden diese
Prozesse durch wasserbauliche Maßnahmen stark eingeschränkt, sodass sich die
bedeutenden Populationen der Gelbbauchunken vorwiegend in Abgrabungsflächen
entwickelt haben. Die in Folge der Abgrabungen durchgeführten Rekultivierungsmaßnahmen
haben jedoch den Flachwasserbereichen nicht den nötigen Rahmen gegeben. Fahrspuren in
Feld- oder Wirtschaftswegen werden zugeschüttelt oder durch Wegebau beseitigt, sodass
auch diese Lebensräume für die Gelbbauchunke nicht in ausreichendem Maß zur Verfügung
stehen.
Bedeutung innerhalb des FFH-Gebietes
Die Gelbbauchunke kommt mit Schwerpunkt im Bereich des Hochplateaus und
ansonsten an der westlichen Gebietsgrenze in z.T. sehr geringen
Populationsdichten vor. Es handelt sich überwiegend um kleinflächige
Stillgewässer
hauptsächlich
in
ausgefahrenen
und
hochverdichteten
Panzertrassen. Aufgrund zunehmender Sukzession kommt der kurzfristigen
Umsetzung von Erhaltungsmaßnahmen als „Soforthilfe“ bzw. der gezielten
Neuanlage
geeigneter
Stillgewässer
sowie
der
Schaffung
von
Verbindungskorridoren zur Ermöglichung des genetischen Austauschs der
Einzelpopulationen besondere Bedeutung zu.
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Bewirtschaftungsplan
FFH-Gebiet „Mattheiser Wald“
Kammmolch (Triturus cristatus), Code 1166
Triturus cristatus
Allgemeine Angaben
In der Landtracht ist der Kammmolch oberseits tiefschwarz. Im Laichgewässer besitzen
männliche Tiere einen gezackten Hautkamm auf dem Rücken, der zur Paarungszeit über 15
mm hoch werden kann. Über dem Rücken verläuft ein Band, das hellbraun bis braun gefärbt
ist. Der Rücken ist schwarz bis dunkelbraun gefärbt mit schwarzen Flecken. An den Flanken
befinden sich auf der warzigen, rauen Haut zahlreiche weiße, bisweilen gelbliche Tüpfel. Die
Kehle ist schwarzgelb marmoriert, durchsetzt mit kleinen weißen Tüpfeln. Die Bauchseite ist
hellgelb bis rotorange gefärbt. Auf ihr befinden sich verschiedene scharf abgegrenzte
schwarze Punkt- und Fleckenmuster, die für jedes Tier charakteristisch sind. Weibliche Tiere
sind weniger intensiv gefärbt und tragen keinen so prägnant ausgebildeten Hautkamm. Auch
wenn Kammmolche bis zu 20 cm lang werden können, so sind Weibchen in der Regel 11-13
cm und Männchen 10-12 cm groß. Kammmolche wiegen 3-14 g, wobei auch hier die
Weibchen mit etwa 14 g höhere Werte erreichen können als die Männchen, die bis etwa 10 g
schwer werden können. Kammmolche können mit 17 Jahren ein relativ hohes Alter
erreichen.
Kennzeichnender Lebensraum
Kammmolche bevorzugen größere (500-750 m²) stehende und tiefe Gewässer der offenen
Landschaft im Flach- und Hügelland. Altarme in Flussniederungen mit "feuchtwarmen
Waldgebieten" sind bedeutende Lebensräume des Kammmolches. Fortpflanzungsgewässer
des Kammmolches sollten weitgehend unbeschattet sein. Wassertemperaturen von etwa
20°C im Frühjahr sind eine Voraussetzung für eine erfolgreiche Entwicklung der Eier und
Larven. Eine ausgeprägte Ufer- und Unterwasservegetation (hier vor allem
Wasserhahnenfußarten, Wasserstern und Laichkräutern) ist im Lebensraum ebenfalls
unabdingbar. Die Eier werden zwischen die Vegetation abgelegt. Dort und im Freiwasser
bewegen sich die Larven. Aufgrund dieses Verhaltens sind sie einem erhöhten Feinddruck
v.a. durch Fische ausgesetzt. Die Landlebensräume des Kammmolches sind bisher wenig
bekannt. Nach gegenwärtigem Kenntnisstand werden (lichte) Laub- und Mischwälder oder
Hecken genutzt.
24
Bewirtschaftungsplan
FFH-Gebiet „Mattheiser Wald“
Diese liegen ca. 100 bis 200 m vom - in offenem Gelände liegenden - Gewässer entfernt. Die
Molche überwintern in diesen Wäldern zum Teil in der Laubschicht, unter Steinhaufen und in
Kleinsäuger-Gängen, aber auch in Kellern und ähnlichen Hohlräumen. Ein Teil der
Kammmolche überwintert möglicherweise im Gewässer. Aktuelle Untersuchungen aus
Westfrankreich mit Kammmolchen, die mit Hilfe von Kleinstsendern verfolgt werden konnten,
zeigen, dass die Landlebensräume noch dichter am Fortpflanzungsgewässer liegen, als
bisher vermutet wurde. Zur Zeit muss man davon ausgehen, dass in einem ca. 300 bis
1000m² großen Bereich alle Anforderungen an den Wasser- und Landlebensraum einer
Kammmolchpopulation erfüllt sein müssen. Für weiterreichende Wanderungen ist es günstig,
wenn der Gewässerbereich über Heckenzüge mit den Wäldern verbunden ist.
Kennzeichnendes Verhalten
Kammmolche sind meist erst mit 5 Jahren geschlechtsreif. Die meisten Molche wandern im
Februar und März zum Paarungsgewässer. Eiablagen erfolgen zwischen April und Juni. Die
Weibchen kleben die Eier einzeln zwischen Pflanzenteile; die Eier werden dabei vollständig
in Blätter etc. eingewickelt. Über einen Zeitraum von ein bis 3 Monaten legt das Weibchen
etwa 200 Eier ab. Die Eier entwickeln sich in Abhängigkeit von der Wassertemperatur. In
Mitteleuropa geht man bei ca. 10°C Wassertemperatur von einer 15-tägigen
Entwicklungszeit aus. Die Metamorphose der jungen Molche ist etwa nach 90 Tagen
abgeschlossenen. Ab Mitte August - besonders aber gegen Mitte September - verlassen die
(jungen) Molche das Gewässer.
Verbreitung in Rheinland-Pfalz
Der Kammmolch kommt bevorzugt in Höhenlagen unter 150 m üNN vor. In Rheinland-Pfalz
liegt deshalb der Verbreitungsschwerpunkt der Art in der Nördlichen Oberrheinebene. Aber
auch im Westerwald und im Saar-Nahe-Bergland existieren einige bedeutende Vorkommen.
Besondere Empfindlichkeit
Kammmolche benötigen größere Gewässer als Lebensraum. Mit zunehmender Größe eines
Gewässers steigt das Risiko, dass räuberische Fische im Gewässer existieren (z.B. durch
Enten eingetragen oder eingesetzt); Laichgewässer des Kammmolches sollten fischfrei sein.
In kleineren, fischfreien Gewässern steigt jedoch das Risiko, dass diese austrocknen und
deshalb als Kammmolchlebensraum ausscheiden. Auch gegenüber einer Eutrophierung der
Gewässer reagieren die Larven besonders empfindlich; Beobachtungen zeigen, dass nach
Ausbringen von Gülle in der unmittelbaren Umgebung eines Laichgewässers der gesamte
Larvenbestand abstirbt, wenn die Gülle zum Teil ins Gewässer gelangt.
Bedeutung innerhalb des FFH-Gebietes
Der Kammmolch kommt nur im Bereich des Hochplateaus in sehr geringer
Populationsdichte vor. Die Vorkommen beschränken sich dort auf ein, maximal
zwei kleinflächige Stillgewässer. Aufgrund zunehmender Sukzession und der damit
verbundenen Beschattung der Gewässer kommt der kurzfristigen Umsetzung von
Erhaltungsmaßnahmen als „Soforthilfe“ bzw. der gezielten Neuanlage geeigneter
Stillgewässer sowie der Schaffung von Verbindungskorridoren zur Ermöglichung
des genetischen Austauschs der Einzelpopulationen besondere Bedeutung zu.
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Bewirtschaftungsplan
FFH-Gebiet „Mattheiser Wald“
Hirschkäfer (Lucanus cervus), Code 1149
Lucanus cervus
Allgemeine Angaben
Hirschkäfer zählen zu den größten heimischen Käfern; sie können zwischen 2,5 und 7,5 cm,
Männchen einschließlich der geweihartig verlängerten Kauwerkzeuge (Mandibeln) bis 9 cm
groß werden. Die Weibchen sind komplett dunkelbraun, die Männchen ebenfalls, teilweise
treten auch heller - u.a. kastanienbraun - gefärbte Flügeldecken auf.
Neue Untersuchungen zeigen, dass das in Eichen enthaltene Wuchshormon Myo-Inosit, die
Größe der Käfer bestimmt, da sich in Eichenstubben entwickelnde Individuen größer sind als
die, die sich in anderen Baumarten entwickeln.
Kennzeichnender Lebensraum
Hirschkäfer leben bevorzugt in Eichenwäldern, aber auch in Eichen-Hainbuchenwäldern und
Kiefern-Traubeneichenwäldern der Ebene und der niederen Höhenlagen. Auch in älteren
Parkanlagen, Gärten und Obstplantagen wurden die Tiere festgestellt. Entscheidend ist,
dass die Wälder über einen hohen Anteil absterbender oder morscher, dicker Bäume
verfügen, die auf der Erde liegen und von Pilzen zersetzt werden.
Kennzeichnendes Verhalten
Der Fortpflanzungszyklus beginnt mit der Partnersuche. Die kleineren Weibchen suchen
Eichen (auch Buchen) auf, aus deren Rinde Baumsäfte austreten. Zumeist in der Abenddämmerung werden die Weibchen von Männchen aufgesucht. Die Weibchen geben wahrscheinlich Lock-Duftstoffe ab, die aber nur im Nahbereich bis ca. 2 m wirken; tatsächlich
werden die Männchen vom Duft der Baumsäfte aus größerer Entfernung angelockt. Als
relevanter Duftstoff erwies sich die Eichengerbsäure (Tannin), die Hirschkäfer aus Entfernungen von bis zu 200 m anlockte.
In Einzelfällen konnten Aggregationen von bis zu 100 Männchen bei Balz und Rivalenkämpfen um nur wenige Weibchen beobachtet werden. An Ringkämpfe erinnernde Kämpfe
zwischen rivalisierenden Männchen um die Partnerin bleiben nicht aus. Mit den kräftigen
Mandibeln wird der Gegner gepackt und vom Baum geworfen.
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Bewirtschaftungsplan
FFH-Gebiet „Mattheiser Wald“
Die geweihartig verlängerten Mandibeln dienen aber auch der Abwehr von Fressfeinden, v.a.
Spechten.
Männchen schlüpfen etwa eine Woche vor den Weibchen; ihre Puppenwiege liegt weniger
tief als die der Weibchen und wird deshalb besser erwärmt.
In dieser Woche saugen sie an Stellen mit Eichensaftfluss und vertreiben Spechte, die
versuchen, Larven oder in der Puppenwiege liegende Weibchen zu fressen.
Die begatteten Weibchen graben sich zur Eiablage an der Außenseite von Stubben, Bäumen
oder auch Pfählen mehrere Dezimeter tief ein. Aufgesucht wird dazu ausnahmslos verpilztes
Holz, welches sich bereits in einem fortgeschrittenen Zersetzungszustand befindet. Die
Fäule bzw. Zersetzung wird von Braunfäulepilzen eingeleitet (Abbau der Kohlehydrate);
Weißfäulepilze bauen die holzstabilisierenden Bestandteile wie Zellulose und Lignin ab. Erst
hierdurch erhalten Baumteile eine Eignung als Entwicklungsbiotop für den Hirschkäfer.
Nach einer kurzen Eientwicklung - ein Weibchen legt weniger als 30, meist 12 - 14 Eier dauert es 5-8 Jahre, ehe die Larven sich verpuppen. Die Larven leben in den eher feuchten
Bereichen des sich zersetzenden Holzes. Im Erdreich, wenige Zentimeter unterhalb der
Erdoberfläche wird dann eine Puppenwiege angelegt, in der im Herbst die Umwandlung zum
fertigen Käfer erfolgt. Die Käfer verlassen aber erst im Frühjahr des Folgejahres die
Puppenwiege. Dazu wühlen sich die jungen Käfer zur Erdoberfläche. Die ersten voll ausgebildeten Käfer treten Anfang Mai in Erscheinung. Aber erst Ende Mai ist das Maximum der
Aktivitätsphase erreicht. Bis in den August hinein lassen sich die Käfer beobachten. Dem
fertigen Käfer verbleiben aber nur noch wenige Wochen des Lebens. Die Weibchen sterben
bald nach der Eiablage und auch die Männchen bleiben nach der Paarung wohl nur noch
wenige Tage am Leben.
Verbreitung in Rheinland-Pfalz
Verbreitungsschwerpunkte des Hirschkäfers sind das Oberrhein-Tiefland, der Pfälzerwald
und das Bergische Land (Landkreis Altenkirchen). Weiterhin bestehen v.a. im Bereich der
Täler von Lahn, Mittelrhein und Mosel mehrere Vorkommen. Für fast sämtliche (höheren
Lagen der) Mittelgebirge liegen keine Nachweise des Hirschkäfers vor. Teilweise handelt es
sich hierbei um natürliche Verbreitungslücken. Insgesamt sind aktuell 88 Funde des
Hirschkäfers bekannt.
Besondere Empfindlichkeit
Zu kurze Umtriebszeiten und die vollständige Verwertung von Eichenaltholz nach der Ernte
können dazu führen dazu, dass der Lebensraum des Hirschkäfers beeinträchtigt wird. Aufgrund der langen Entwicklungszeiten ist der Verbleib dicker, sich über viele Jahre zersetzender Eichenstubben nach der Holzernte sowie von Stamm- oder Astteilen Voraussetzung
dafür, dass die Entwicklungszyklen erfolgreich abgeschlossen werden können.
Bedeutung innerhalb des FFH-Gebietes
Der Hirschkäfer besiedelt im Mattheiser Wald vor allem Altholzbereiche im Süden
des Gebietes sowie ältere Einzelbäume in Waldrandlage. Der Erhaltung dieser
Bestände und der mittel- und langfristigen Sicherung nachkommender Altholzflächen kommt daher besondere Bedeutung zu.
27
Bewirtschaftungsplan
FFH-Gebiet „Mattheiser Wald“
3.3 Status quo und Konfliktanalyse
Der Mattheiser Wald befindet sich derzeit in einem überwiegend guten Erhaltungszustand
bezüglich der FFH-relevanten Biotoptypen und Arten, bedingt durch die jahrzehntelange
Nutzung als militärischer Übungsplatz und nachhaltiger, teilweise extensiver forstlicher
Bewirtschaftung ohne Düngung und Biozideinsatz. Durch die Aufgabe des militärischen
Übungsbetriebes wird sich die Situation jedoch nachhaltig verändern. Die im nördlichen
Gebietsteil befindlichen Offenlandflächen, die sich durch den permanenten Manöverbetrieb
mit schwerem Gerät (Panzer etc.) zu Rohbodenflächen entwickelt haben, werden einer
umfassenden Sukzession anheimfallen, wie dies auch von anderen ehemaligen Truppenübungsplätzen bekannt ist. Dadurch besteht eine zunehmende Gefährdung solcher
Organismen, die auf offenen Boden angewiesen sind. Beispiele hierfür sind die
Sandlaufkäfer (Cicindela spec.) und Amphibien, die ihren Lebensraum bevorzugt in Kleinund Kleinstgewässern haben, z.B. die Gelbbauchunke. In den Waldarealen des ehemaligen
Truppenübungsplatzes wird in Zukunft die forstliche Bewirtschaftung wieder eine größere
Rolle als in der Vergangenheit spielen. Es ist daher darauf zu achten, dass der naturnahe
Waldbau die Belange des Naturschutzes auch in Zukunft mit hoher Priorität berücksichtigt.
Der Erhalt wesentlicher Strukturen, z.B. Altholzbestände muss dabei mit wirtschaftlichen
Erwägungen in Einklang gebracht werden. Konfliktträchtig kann auch die zunehmende
Nutzung des Mattheiser Waldes als Naherholungsgebiet für die Bevölkerung der Stadt Trier
sein. Der zunehmende Besucherdruck in Form von Aktivitäten wie Mountainbiking, Reiten
etc. ist daher so zu kanalisieren und zu lenken, dass Schädigungen sensibler Bereiche z.B.
durch Lärm minimiert werden. Hierzu ist es notwendig, das bestehende Wegenetz unter
Ausbau der Hauptwanderwege und der gleichzeitigen Sperrung nicht mehr benötigter
Querverbindungen zu optimieren. Diese Nebenwege sollten z.B. durch Querlegen von
Baumstämmen und Astmaterial unpassierbar gemacht werden.
4. Schutzkonzeption
4.1. Allgemeine Zielsetzung
Entsprechend den Vorgaben der Landesverordnung über die Erhaltungsziele in den
NATURA-2000-Gebieten ist folgende Zielsetzung definiert:
„Erhaltung oder Wiederherstellung von Laichgewässern und Landlebensräumen für die
Gelbbauchunke und eines lichten Mischwaldes, auch als Jagdhabitat für Fledermäuse“
4.2. Allgemeine Schutz- und Erhaltungsziele für Arten und Biotoptypen
von Gemeinschaftlicher Bedeutung
1. Myotis myotis (Großes Mausohr)
Neben dem Erhalt der bekannten Wochenstubenquartiere in Gebäuden (i.d.R. außerhalb
des Mattheiser Waldes) und unterirdischer Quartiere (Höhlen, Stollen, Keller etc.) sind im
Untersuchungsgebiet vor allem die großflächig zusammenhängenden Waldgebiete
langfristig zu sichern (Forsteinrichtung). Besonderer Wert sollte dabei auf gut strukturierte,
gestufte Wald-Außen- und – Innenränder als Nahrungshabitate gelegt werden. Kleinflächige,
femel- bis horstartige Hiebe (Freistellungen) fördern ebenfalls das Nahrungsangebot. Von
großer Bedeutung ist auch das Angebot an Baumhöhlen für Sommerquartiere;
dementsprechend ist der Tot- und Altholzanteil zu fördern. Als günstig gelten nach
verschiedenen Quellen Altbestände mit 4 - 6 Biotop- und Altbäumen (i.d.R. > 150 Jahre mit
Faulstellen , abstehender Rinde oder ähnlichen Habitat-Vorraussetzungen)
(Bundesamt für Naturschutz, 2004; Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten
Nordrhein-Westfalen, 2004) und zusätzlich liegendem Totholz.
28
Bewirtschaftungsplan
FFH-Gebiet „Mattheiser Wald“
Neuere Arbeiten (ROTH-WALRAF 2005; VEITH 2004) schlagen auch Alt- und Totholz-Inseln
ohne weitere forstliche oder sonstige Nutzung vor.
Um das plötzliche großflächige Zusammenbrechen solcher Altholzinseln (Ausgangspunkt
sind gleichaltrige Bestände!) zu vermeiden, wird im Mattheiser Wald eine Mischform
dergestalt angestrebt, dass kleinflächige ungenutzte Bestände von großflächigeren
Waldflächen umgeben sind, in denen der naturnahe Waldbau die Belange der Fledermäuse
berücksichtigt (Erhalt von Bäumen mit Fledermausquartieren durch Kennzeichnung,
durchschnittlicher Erhalt von 6 Alt- und Höhlenbäumen pro ha). Damit soll erreicht werden,
dass auch mittel- und langfristig stets ein Mindestmaß an Alt- und Totholz zur Verfügung
steht. Grundsätzlich sollten die vorgenannten Maßnahmen zielführend in allen flächigen
Altholzbereichen angestrebt werden.
Für die restlichen Waldbestände sollten die anerkannten Grundsätze des naturnahen
Waldbaus in Rheinland-Pfalz konsequent angewandt werden, vor allem in Hinblick auf die
kürzlich nachgewiesene Mopsfledermaus, die auch Spaltenquartiere in schwächerem
Totholz (Eiche < 40 cm) nutzen kann.
Grundsätzlich können die vorgenannten Maßnahmen, insbesondere „mäandrierende“
gebuchtete Waldinnenränder und die Förderung alter Nutzungsformen aufgrund der
Erhöhung der Strukturvielfalt auch geeignete Habitate für die Wildkatze darstellen. Die
Insektenvielfalt, u.a. als Nahrungspotential, wird auch durch die Bereicherung der
Waldränder mit Wildobstsorten gefördert.
2. Myotis bechsteinii (Bechstein-Fledermaus)
Die Bechstein-Fledermaus ist die typische „Waldfledermaus“ und dementsprechend nur in
intakten Waldarealen mit ausreichendem Bestand an arttypischen (Teil-) Lebensräumen
langfristig zu erhalten. Notwendig ist deshalb in erster Linie der Erhalt eines hohen Anteils an
Altholz und stehendem Totholz, ggf. durch Erhöhung des Umtriebsalters.
Bei
Durchforstungen sind Höhlenbäume in ausreichendem Maße zu erhalten, ggf. müssen diese
markiert werden (s.o.). Hierbei sollten ausgewiesene Fachleute beteiligt werden. Die
Verjüngung sollte über kleinflächige femel- bis horstartige Hiebe (Freistellungen) erfolgen.
Diese Lichtungen können sich zu gut geeigneten Nahrungshabitaten entwickeln. Durch die
Entwicklung artenreicher, gestufter Waldränder im Außen- und Innenrandbereich entstehen
ebenfalls geeignete Nahrungshabitate.
3. Bombina variegata (Gelbbauchunke) und Triturus cristatus (Kammmolch)
Beide Amphibienarten nutzen im Gebiet vor allem ehemalige militärische Übungsflächen mit
kleineren und (beim Kammmolch) größeren Stillgewässern als Lebensraum.
Der Erhalt bzw. die Anlage geeigneter Gewässer innerhalb und außerhalb dieser
Offenlandbereiche ist deshalb zwingend für das längerfristige Überleben der Arten
erforderlich.
Die Gelbbauchunke benötigt ein Nebeneinander verschiedener Gewässerstadien mit
Flachufern (Wasser erwärmt sich hier schnell, teilweise reichen tiefere Reifenspuren aus!)
als Lebensraum für Larvenstadien und erwachsene Tiere sowie benachbarte strukturreiche
Laubwälder als Haupt-Habitat der erwachsenen Kröten.
Der Kammmolch benötigt größere fischfreie Gewässer, da er sich des Fraßdruckes von
Fischen nicht erwehren kann.
Konkrete Ziele für beide Amphibienarten sind die langfristige Sicherung vorhandener und der
Neuanlage geeigneter Lebensräume sowohl im ehemaligen Militärgelände als auch im
Grenzbereich zum geplanten Handwerkerpark. Dabei kommt der Gestaltung und Umsetzung
der Kompensationsmaßnahmen des Bundes (Kompensation Startbahnverlängerung
Spangdahlem) größte Bedeutung zu.
29
Bewirtschaftungsplan
FFH-Gebiet „Mattheiser Wald“
4. Lucanus cervus (Hirschkäfer)
Grundlage für die langfristige Erhaltung der Hirschkäferpopulation im Mattheiser Wald ist der
Erhalt und die weitere Entwicklung alt- und totholzreicher Laub- und Mischwälder. Besonders
der Erhalt alter dickstämmiger Eichen/Eichenstubben, alter Kirschen (Gruppen und
Solitärbäume) sowie von Stamm- und Astmaterial derselben nach Hiebsmaßnahmen
erscheinen hierzu notwendig. Hinzu muss eine geeignete forstliche Bewirtschaftung, wie der
im Staatswald bereits praktizierte „naturnahe Waldbau“, kommen. Ziel ist die Erhaltung eines
gewissen Anteils solcher Elemente im Wirtschaftswald, vor allem an Waldinnen- und
außenrändern. Hierzu zählt auch die gezielte Nachpflanzung bzw. Aufforstung der
betreffenden Baumarten. Die Forsteinrichtung sollte gezielt darauf hinarbeiten.
Ergänzende Ziele sind die Bereitstellung geeigneter Brutsubstrate in Form von Baumstubben
oder Ersatzhabitaten (Größere Mengen von Holzabfällen geeigneter Arten werden gerne von
Hirsch- und Nashornkäfern als anthropogene Ersatzhabitate angenommen). Im Umfeld der
Hirschkäfer-Lebensräume sollte möglichst auf Biozideinsatz verzichtet werden.
5. Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation vom Typ Magnopotamion
oder Hydrochariton
Dieser Lebensraumtyp ist im Mattheiser Wald nur rudimentär vorhanden. Bei den beiden
Teichen im Aulbachtal handelt es sich um Stauweiher, die als Schlammfang,- bzw.
Regenrückhaltebecken angelegt wurden und durch die enge Tallage in ihrer Uferzonierung
sehr stark eingeschränkt sind (Steilufer nach drei Seiten hin!). Ziel kann daher lediglich eine
Erweiterung der kleinflächigen naturnahen Flachuferbereiche im Einlaufbereich der beiden
Teiche sein. Die Ausbildung einer naturnahen Uferzonierung sollte angestrebt werden.
6. Labkraut-Eichen-Hainbuchenwälder (Galio-Carpinetum)
Ziel für diesen Lebensraumtyp ist die langfristige Erhaltung bzw. die ökologische Aufwertung
des weitgehend geschlossenen Laubmischwaldbestandes mit seinen differenzierten
Waldtypen durch eine diesem Ziel entsprechende naturnahe Forstwirtschaft. Die
Lebensraumfunktion kann insbesondere durch eine Ausrichtung der Forstwirtschaft auf die
Zielarten z.B. Traubeneiche und die Erhöhung des Alt- und Totholzanteils sowie durch
Maßnahmen zur Beruhigung wertvoller Strukturen in Form der Besucherlenkung erreicht
werden.
4.3. Konkretisierung der Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen für die
Arten und Biotoptypen von Gemeinschaftlicher Bedeutung
4.3.1
Erhalt und Entwicklung der Lebensräume von Myotis myotis (Gr. Mausohr)
und Myotis bechsteinii (Bechsteinfledermaus)
Erhalt von kleinflächigen Altholzinseln und Totholzanteilen im Bereich des Mattheiser
Waldes (ER1), im Umfeld Ausweisung von geeigneten Laubwaldbeständen mit Zielsetzung
der mittel- bis langfristigen Bereitstellung eines geeigneten Alt- und Totholz-Anteils. (EN1)
(Anmerkung: Maßnahme wird im Zuge der Kompensation von Eingriffen durch die
Stadt Trier umgesetzt!)
Umwandlung eines Nadelholzbestandes in Laubmischwald (EN2).
(Anmerkung: Maßnahme wird im Zuge der Kompensation von Eingriffen der Stadt
Trier umgesetzt!)
Periodische Anlage von kleinflächigen (< 1 ha) Freistellungen zur Förderung von
Nahrungshabitaten u.a. für Fledermäuse bei gleichzeitigem Stehenlassen einzelner
Überhälter zur besseren Strukturierung („Mittelwald-Bewirtschaftung“).
Offenhaltung der vorhandenen Waldwiesen und Neuanlage geeigneter Freiflächen im
Waldinnenbereich u.a. durch zeitlich abgestimmte Mulchmaßnahmen (erhalt der
Nahrungshabitate für Fledermäuse) (EN3)
(Anmerkung: Maßnahme wird im Zuge der Kompensation von Eingriffen der Stadt
Trier umgesetzt!)
30
Bewirtschaftungsplan
FFH-Gebiet „Mattheiser Wald“
4.3.2
Erhalt und Entwicklung der Lebensräume von Bombina variegata
(Gelbbauchunke) und Triturus cristatus (Kammmolch)
Erhalt der typischen kleinflächigen Laichgewässer mit Flachufern vor allem in den
ehemaligen Übungsbereichen). (ER 2)
Revitalisierung bestehender und Anlage neuer zusätzlicher Kleingewässer im Bereich der
ehemaligen Übungsflächen. (EN 4)
(Anmerkung: Maßnahme wurde im Zuge der Kompensation Spangdahlem bereits
begonnen!)
Sukzessionslenkung in den ehemaligen Übungsflächen nach Bedarf durch gfs. notwendiges
flaches Abschieben in ein bis mehrjährigem Turnus zur Vermeidung übergreifender
Gehölzsukzession (Beschattung der Gewässer). (EN 5)
(Anmerkung: Maßnahme wird im Zuge der Kompensation von Eingriffen durch die
Stadt Trier umgesetzt!)
Gelenkte Sukzession an den Wegen im Waldbereich. Die dort bestehenden Strukturen
(Kleingewässer, Reifenspuren auf Erdwegen etc.) sind zu geeigneten Zeiten (Frostperioden)
durch regelmäßiges Befahren mit geeignetem schweren Gerät zu erhalten bzw. regelmäßig
(alle 3-5 Jahre) zu erneuern. (EN6)
Erhaltung bzw. (wo notwendig) Verbesserung des Biotopverbundes zwischen
Laichgewässern
/
Sommer-Lebensräumen
und
nahen
Gehölzstrukturen
(Winterlebensräumen) durch Pflege von Gehölz- oder Sukzessionsstreifen zur Vernetzung.
(EN 7)
4.3.3. Erhalt und Entwicklung der Lebensräume von Lucanus cervus (Hirschkäfer)
Erhalt von Alt- und Totholzinseln und entsprechenden Waldrändern innerhalb des Gebietes.
(ER 1)
Erhalt von einzelnen alten Laubbäumen, besonders von alten Eichen und Kirschen. (ER 3)
Grundsätzlich Erhaltung, wo möglich auch Erhöhung des hohen Tot- und Altholzanteils (z.B.
über Ökokonto, Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen) in den Laubwäldern des Gebietes
durch hohe Nutzungsalter und Belassung von Überhältern.
Keine Entfernung von Stubben und Wurzeltellern von Alteichen und – Kirschen.
Anlage von Ersatzlebensräumen für die Larven des Hirsch- und des verwandten NashornKäfers in Form aufgeschütteter Holzabfälle und Häckselgut - z.B. das bei forstwirtschaftlicher
Nutzung anfallende Rinden- und Schälgut - verteilt auf das Gesamtgebiet mit Schwerpunkt in
den Altholzbeständen.(EN 8)
Förderung der Eichen-Naturverjüngung bzw. Anlage von Eichenkulturen zur langfristigen
Sicherung der Lebensgrundlage.
4.3.4. Erhalt und Entwicklung der Lebensraumtypen gem. Anhang I der FFH-Richtlinie
Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation vom Typ Magnopotamion oder
Hydrochariton
Errichtung von Pufferzonen gegen Schadstoffeintrag und Nährstoffeintrag von außen wo
möglich
Einrichtung von Pufferzonen gegen Vertritt der Uferbereiche wo möglich
Verbesserung der Gewässerqualität (Gewässergüte und Gewässermorphologie), z.B. durch
Erweiterung des flachen Einlaufbereiches
Verringerung der Schlammfracht zuführender Fließgewässer durch vorgeschaltete
Absetzbecken, ggf. vorsichtige Entschlammung des Gewässers
Wo möglich Rücknahme der Uferverbauung, kein Entfernen aufkommender
Uferrandvegetation
Keine weitere Steigerung der Nutzungsintensität (Angeln)
Gesamtmaßnahme (EN 9))
31
Bewirtschaftungsplan
FFH-Gebiet „Mattheiser Wald“
Labkraut-Eichen-Hainbuchenwälder (Galio-Carpinetum)
Die bisherige Bewirtschaftung der Wälder im Gebiet des Mattheiser Waldes hat die wertvolle
Lebensgemeinschaft des Labkraut-Eichen-Hainbuchenwaldes geschaffen. Bestimmte
forstliche Grundprinzipien (z.B. das Prinzip der Nachhaltigkeit) bestimmten bereits seit
Jahrhunderten das Handeln im und am Wald. Überwiegend ist der aktuelle Wald Produkt
einer dynamischen Entwicklung. Diese Dynamik wird bestimmt durch historisch bedingte,
wechselnde Voraussetzungen, Kenntnisse und Ansprüche im gesellschaftlichen,
wirtschaftlichen und ökologischen Umfeld. Der jetzige Zustand ist also eine
Momentaufnahme eines ständig laufenden Prozesses. Die Dynamik lässt sich nicht
anhalten, aber steuern. Für den Bewirtschafter ist es dazu sehr wichtig, die Einflüsse, die zur
aktuellen Situation geführt haben, genau zu kennen. Ebenso wichtig ist es, die Ansprüche
der von diesen Wäldern abhängigen Arten zu kennen, um weiterhin die in den Wäldern
ablaufenden, komplexen dynamischen Vorgänge optimal aufeinander abstimmen zu können.
Hierzu sollten insbesondere für die Bewirtschafter der Wälder in den FFH-Gebieten
entsprechende Schulungen angeboten werden.
Für den öffentlichen Wald (Staats,- Gemeinde- und Bundeswald liegen aufgrund der
intensiven Inventur im Rahmen der Forsteinrichtung umfangreiche Datensammlungen vor,
die für die nachfolgenden Analysen verwendet wurden. Dankenswerterweise haben auch die
Bundesforsten die vorhandenen Daten der Forsteinrichtung zu Auswertungszwecken zur
Verfügung gestellt.
Die Gesamtwaldfläche liegt bei ca. 429 ha.
Zustand
Der Lebensraumtyp (LRT) Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald ist in dem FFH-Gebiet auf ca.
155 ha vorhanden. Die Flächen verteilen sich auf das gesamte FFH-Gebiet mit einem
leichten Schwerpunkt im Norden des Gebietes. Es handelt sich hierbei überwiegend um
sekundären Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald, also Flächen, die nicht natürlich sondern nur
durch die bisherige forstliche Bewirtschaftung in der jetzigen Form entstanden sind.
Die nachfolgenden Daten beziehen sich auf detaillierte Auswertungen der Flächen des LRT,
die sich im Staats- und Gemeindewald befinden. Die Bundesflächen sind in ihrer Struktur
vergleichbar.
Die Baumartenverteilung zeigt ein breites, gut gemischtes Spektrum von Baumarten mit
einem Anteil von ca. 63% Traubeneiche (Quercus petrea).
sonst. Lbh.
5%
Ta
0%
Dou
3%
Lä (Kie)
1%
Edellbh.,Hbu, Rei
22%
Ei
63%
Bu
6%
Tab.1: Baumartenzusammensetzung des LRT Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald
32
Bewirtschaftungsplan
FFH-Gebiet „Mattheiser Wald“
Die Altersklassenverteilung kann der nachfolgenden Übersicht entnommen werden:
70,0
60,0
50,0
Lä (Kie)
40,0
Dou
Ta
ha
sonst. Lbh.
30,0
Edellbh.,Hbu, Rei
Bu
Ei
20,0
10,0
0,0
0-19
20-39
40-59
60-79
80-99
100-119
120-139
140-159
160-179
Alter (Jahre)
Tab.2 Altersklassenverteilung nach Baumartengruppen
Hier ist ein eindeutiger Schwerpunkt in der 4. Altersklasse (60-80 Jahre) festzustellen. Ca. 50
der Fläche des LRT befindet sich in dieser Altersgruppe, während sich die anderen 50 %
ohne besondere Schwerpunkte auf die übrigen Altersklassen aufteilen.
Betrachtet man die biologischen Wuchsphasen, so gibt es schon ein etwas
ausgeglicheneres Bild. Der geringe Anteil von Eiche in der Etablierungsphase, also der
Entstehungsphase von neuen Jungflächen, ist aktuell überwiegend auf die Struktur der
Altersklassenverteilung zurückzuführen. Bedenklich wäre dies, wenn Altbestände vom
Flächenanteil oder im Bestockungsgrad abnehmen, ohne dass entsprechende
„Neuzugänge“ bei der Etablierungsphase zu verzeichnen wären.
80
70
60
50
ha 40
30
20
10
0
Etablierung
Qualifizierung
Dimensionierung
Tab 3: Wuchsphasen innerhalb des LRT im Mattheiser Wald
33
Reife
Bewirtschaftungsplan
FFH-Gebiet „Mattheiser Wald“
Je zur Hälfte handelt es sich um Laubmisch bzw. Laub-Nadel-Mischwälder. In ca. 75% der
Bestände gibt es auf Teilflächen mehrschichtige Strukturen. An vielen Stellen entwickeln sich
Biotopbäume mit Totholzstrukturen.
Insgesamt gesehen kann man den Zustand dieses Lebensraumtyps in dem FFH-Gebiet
Mattheiser Wald aufgrund seiner Strukturvielfalt als günstig einwerten. Etwas nachteilig
könnte die ungleiche Altersstruktur gesehen werden. Hierbei ist jedoch die relativ geringe
Gesamtfläche des FFH-Gebietes zu berücksichtigen, wodurch zwangsläufig schneller
Abweichungen zu einer Optimalverteilung entstehen. Durch forstliche Maßnahmen im
Rahmen des naturnahen Waldbaus wird man schon in einer Waldgeneration eine
gleichmäßigere Altersklassenverteilung bewirken können.
Zukünftige Bewirtschaftung
Notwendige Erhaltungsmaßnahmen:
Der Lebensraumtyp (LRT) Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald befindet sich insgesamt in
einem guten Erhaltungszustand. Meist ist er auf Standorten vertreten auf denen
Buchenwälder als heutige potenzielle natürliche Vegetation zu erwarten wären. Ohne
forstliche Bewirtschaftung würden sich hier langfristig wieder Buchen-LRT entwickeln.
(Eiche als sekundärer LRT) Deshalb ist zur Erhaltung des Lebensraumtyps im derzeitigen
Umfang die Fortführung der bisherigen Bewirtschaftung und insbesondere die aktive
Förderung der Eiche unverzichtbar. Nur damit lässt sich auch zukünftig der gute
Erhaltungszustand gewährleisten.
Empfehlungen für die weitere Waldbewirtschaftung:
Die Bewirtschaftung der Eiche sollte grundsätzlich im bisherigen Stil weitergeführt werden.
Durch frühzeitige Auswahl und Begünstigung von Zukunftsbäumen sollen in den Beständen
zusätzliche Strukturen geschaffen werden. Dies führt zu ökologisch erwünschten
Differenzierungen in der Lichtführung des Bestandes, und in der Durchmesserspreitung der
Bäume. Die Biodiversität innerhalb des Bestandes wird erhöht. Die dadurch bedingte
Verbesserung der Insektenfauna fördert die Qualität als Nahrungshabitat für die
Fledermausarten. Das aufgrund der Begünstigung von Zukunftsbäumen geförderte Starkholz
wird an Bedeutung als Nahrungshabitat für den Mittelspecht weiter gewinnen. Diese
regelmäßig durchgeführte Maßnahme ist gleichzeitig Garant dafür, dass in den Gebieten, in
denen natürlicherweise die Buche dominieren würde, der Bestand der Eiche als führende
Baumart gesichert ist. Sie hilft zugleich, die homogenen Strukturen, bedingt durch den
überproportional starken Anteil der 60-80-jährigen Eichen, aufzubrechen und zu
differenzieren. Alle Maßnahmen sollen mit möglichst geringem Energieaufwand betrieben
werden. Die natürlichen Entwicklungen sind im Sinne einer biologischen Automation in die
Bewirtschaftung zu integrieren.
Die Freistellung von entwicklungsfähigen Zukunftsbäumen ist auch in den ehemaligen
Niederwäldern von großer Wichtigkeit. Ohne diese Maßnahme werden die Bäume nicht die
Dimensionen erreichen, die Voraussetzung für eine optimale Funktion als Nahrungs- und
Bruthabitat wichtiger Arten sind. Aufgrund des aktuellen Alters dieser Bestände dulden diese
Maßnahmen keinen Aufschub, da bei zu spätem Eingriffszeitpunkt die Eichenkronen nicht
mehr reagieren können. Die Bestände hätten dann im späteren Alter nicht den hohen
ökologischen Wert, den vergleichbar alte Bestände aus Kernwuchs mit geregelter Pflege
haben.
Die Hinwendung zum naturnahen Waldbau begünstigt auf vielen Standorten die
schattentolerante Buche als potenzielle natürliche Vegetation. Aus diesem Grunde muss der
Eiche in der Phase des Generationenwechsels besonders geholfen werden, um sie im
bisherigen Umfang zu sichern.
34
Bewirtschaftungsplan
FFH-Gebiet „Mattheiser Wald“
Dazu sind im Vergleich zur Buche deutlich raschere Verjüngungsgänge erforderlich. Die
Wildbestände sind mittelfristig so anzupassen, dass die Eiche sich auch ohne Gatter
erfolgreich verjüngen lässt. Die Jagd ist unverzichtbarer und sehr bedeutsamer Bestandteil
zur Erreichung der Ziele dieses Bewirtschaftungsplans!
Flächen mit Nadelholzbeständen, die von Kalamitäten vernichtet werden oder bei denen eine
flächige Umwandlung geplant ist, sollten vorrangig mit Eiche neu begründet werden.
Größter Wert ist darauf zu legen, den Unter- und Zwischenstand aus Buche und
insbesondere der Hainbuche zu erhalten. Sollte es später Kulturen und Jungbestände aus
gleichaltriger Eiche und Buche geben, so ist in der frühen Qualifizierungsphase
gegebenenfalls die Buche zurückzunehmen, um der Eiche einen Entwicklungsvorsprung
gegenüber der Buche zu geben.
Aktuell gibt es insgesamt weniger als 10 ha des LRT Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald ,
die über 130 Jahre alt sind. Dieser Block sollte möglichst lange gehalten bzw. die Nutzung
möglichst lange gestreckt werden, damit der kleine Block der 6. Altersklasse (100-120
Jahre) sowie der große Block im Alter 60-80 wichtige ökologische Funktionen dieses
Altholzes übernehmen kann, ohne dass es vorher einen „Habitat-Engpass“ gibt.
Wichtiges Element für die natürlichen Habitatstrukturen des Lebensraumtyps LabkrautEichen-Hainbuchenwald ist das Vorkommen von Höhlen- und Horstbäumen, von
Starkbäumen mit Bruch- und Faulstellen oder mit Pilzbesiedelung sowie von starkem
Totholz. Dementsprechend sollten Bäume, die diese Strukturmerkmale haben, bewusst als
wertvoller Bestandteil dieses Lebensraumtyps erhalten bleiben. Hier sollte möglichst auf eine
wirtschaftliche Nutzung des Holzes verzichtet werden. Zusätzlich sollten in diesem Gebiet
kleinflächige Alt- und Totholzinseln erhalten werden. (Maßnahme ER1). Diese dienen neben
den Fledermäusen und Höhlenbrütern auch dem Hirschkäfer. Diese Maßnahme lässt sich
aufgrund von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen für Eingriffe durch die Stadt Trier
finanzieren und durchführen.
4.3.5. Allgemeine Maßnahmen das Gesamtgebiet betreffend
Besucherlenkung
Der Mattheiser Wald stellt ein großes zusammenhängendes Nah-Erholungsgebiet in der
direkten Umgebung der Stadt Trier dar. Die Besucherströme müssen daher so gelenkt
werden, dass einerseits die stadtnahe Erholung nicht in Frage gestellt ist, andererseits aber
auch der Schutzzweck des Gebietes, d.h. die langfristige Erhaltung und ggf. Verbesserung
der Lebensraumtypen gem. Anhang I FFH-Richtlinie und der Lebensstätten der gem.
Anhang II FFH-Richtlinie geschützten Arten in vollem Maße erfüllt wird.
Gegen Besucherdruck besonders empfindliche Bereiche des Mattheiser Waldes sind ohne
Zweifel die offenen Bereiche mit Schwerpunktvorkommen von Gelbbauchunke, Kamm-Molch
und weiteren Amphibienarten sowie die Traubeneichen-Altholzbestände im Süden des
Gebietes mit Schwerpunktvorkommen von Hirschkäfer und Fledermäusen. Die
Wanderrouten sollten so gelegt werden, dass diese Bereiche umgangen und damit beruhigt
werden. Pfade und Wege, die diese Bereiche zur Zeit noch direkt queren, sollten nicht weiter
ausgebaut und ggf. an Beginn und Ende z.B. mit Kronenholz verbaut und der freien
Sukzession überlassen werden.
Gegen das unerlaubte Befahren von Wegen sind Schranken zu installieren oder zu erhalten,
so dass der motorisierte Verkehr im Gebiet auf das aus forstwirtschaftlicher Sicht notwendige
Maß beschränkt bleibt. Die Zugänglichkeit im Katastrophenfall (Feuer etc.) muss dabei
natürlich gewahrt bleiben.
35
Bewirtschaftungsplan
FFH-Gebiet „Mattheiser Wald“
Für das Reiten sind geeignete Möglichkeiten vorzusehen. Die Besucherlenkung soll so
erfolgen, dass Naturinteressierte zu Aussichtspunkten und sehenswerten Bereichen geführt
werden ohne diese zu beeinträchtigen. An markanten Örtlichkeiten sollen Informationstafeln
aufgestellt werden (z.T. bereits erfolgt). Dies gilt auch an den hauptsächlich genutzten
Eingängen zum Mattheiser Wald (Wander-Parkplätze). Im Randbereich zu den beiden
Teichen im Aulbachtal und dem Offenlandbereich mit Amphibienvorkommen können
Aussichtsplattformen installiert werden.
Renaturierung des Aulbachtales
Die aktuelle Situation des Aulbachtales mit dem parallel laufenden asphaltiertem Weg und
der dadurch erzeugten Lärmbelastung und damit Beunruhigung der Zielarten bedarf
dringend einer grundsätzlichen Konfliktlösung. Es wir daher vorgeschlagen, die
Wegeverbindung so zu gestalten, dass sie nur für Wanderer nutzbar ist.
Dazu muss der Weg am südlichen Ende des Aulbachtales und am nördlichen Ende der
Teichanlage durch Schranken oder – falls möglich – durch Steinschüttungen o.ä. gesperrt
werden. Der asphaltierte Abschnitt sollte entsiegelt und in wassergebundener Decke
ausgestaltet
werden.
Eine
solche
Maßnahme
wäre
eine
potentielle
Kompensationsmaßnahme für Flächenversiegelungen im Umfeld (Stadt Trier u.a.). (EN 10)
Die Renaturierung des Aulbaches selbst gestaltet sich aufgrund massiver
Bodenaufschüttungen problematisch. Grundsätzlich ist die Renaturierung des Gewässers
und des Talbodens durch Entnahme der Verrohrungen und der Schüttmassen anzustreben.
Vorher erscheint jedoch eine Untersuchung der Bodenmassen auf Schadstoffbelastung
unumgänglich. (EN 11)
4.4
Vorschläge zur Umsetzung der Maßnahmen
Wie bereits in den Kapiteln 4.3.1 und 4.3.2 erwähnt, befinden sich einige der vorgeschlagenen Maßnahmen bereits in der Umsetzungsphase. Es handelt sich dabei um Ersatzmaßnahmen des Forstamtes Trier für Eingriffe der Stadt Trier einerseits und um solche der
Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, Sparte Bundesforst Hauptstelle Baumholder
(Verlängerung der Startbahn Airbase Spangdahlem) andererseits. Diese Maßnahmen
wurden im Vorfeld mit der SGD Nord auf ihre Kompatibilität mit den Erhaltungszielen des
FFH-Gebietes abgestimmt.
Auch künftig bietet sich das Gebiet für die Umsetzung von Kompensationsmaßnahmen an,
da noch ausgedehnte Flächen ökologisch aufgewertet werden können.
4.5
Zielprognose
Für das Erreichen der Zielsetzungen im FFH-Gebiet Mattheiser Wald bestehen derzeit
günstige Vorraussetzungen, da sich das Gebiet praktisch vollständig im Staatlichen /
Kommunalen Eigentum befindet und damit keine Kollisionen mit privaten Interessen zu
befürchten sind. Zudem zeichnen nur wenige Behörden (SGD Nord, Stadt Trier – Forstamt
Trier; Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, Sparte Bundesforst Hauptstelle Baumholder)
für das Gebiet verantwortlich, was die Abstimmung und Umsetzung von Maßnahmen
begünstigt. Weitere kompetente Ansprechpartner auf der fachlichen Ebene stehen ggf. zur
Verfügung.
4.6
Erfolgskontrolle / Monitoring
Das Forstamt Trier und
Hauptstelle Baumholder
Waldes verantwortlich
Naturschutzbehörde zur
werden.
die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, Sparte Bundesforst
zeichnen hauptsächlich für den Gesamtraum des Mattheiser
und sollten deshalb nach Maßgabe durch die Obere
Durchführung der Erfolgskontrolle im FFH-Gebiet eingesetzt
36
Bewirtschaftungsplan
FFH-Gebiet „Mattheiser Wald“
Dies erscheint nicht zuletzt deshalb sinnvoll, als beide Dienststellen bereits mit der konkreten
Umsetzung von Maßnahmen (Kompensationsmaßnahmen für Eingriffe außerhalb des
Mattheiser Waldes, vor Maßnahmenbeginn mit der ONB abgestimmt!) betraut wurden.
Eingebunden in die Erfolgskontrolle sollte jedoch auch die Biotopbetreuung des Landkreises
Trier-Saarburg / Stadt Trier werden. Schließlich zählt die Erfolgskontrolle
naturschutzfachlicher Maßnahmen bzgl. ihrer Wirksamkeit und ihrer Auswirkungen auf
Fauna und Flora bereits heute zum Aufgabenspektrum der Biotopbetreuer. Diese Aufgabe
muss künftig auch und vor allem die NATURA 2000-Gebiete umfassen. Es ist zwingend
geboten, dass diejenigen Personen, die den aktuellen Ist-Zustand der Fauna und Flora vor
Ort aus eigener Anschauung kennen, auch die Fortentwicklung der Flächen im Sinne der
NATURA 2000-Richtlinie beurteilen. Bei bestimmten Organismen, die spezielle
Fachkenntnisse erfordern, sind bei Bedarf ortskundige Fachleute hinzuzuziehen.
Das notwendige Monitoring der Flächen selbst sollte über die Biotopbetreuung sowie die
periodische Forsteinrichtung erfolgen. Die regelmäßig einzuholenden Ergebnisse der
Biotopbetreuer und der örtlichen Spezialisten stellen einerseits die Grundlageninformation für
die Steuerung weiterer Maßnahmen durch die SGD Nord dar, andererseits sind sie die
Grundlage der vergleichenden landesweiten Monitorings, das zentral durch das LUWG
durchgeführt werden sollte, da schließlich auch eine einheitliche Meldung durch das Land
Rheinland-Pfalz an das Bundesamt für Naturschutz und die EU zu erfolgen hat.
37
Bewirtschaftungsplan
FFH-Gebiet „Mattheiser Wald“
5. Quellennachweis
BITZ, A.; FISCHER,K.; SIMON,L.; Thiele, R. und VEITH,M. (1996): Die Amphibien und
Reptilien in Rheinland-Pfalz. Landau
HORTULUS (2001): Mattheiser Wald – Biotopkartierung , Trier
HORTULUS (2004): Mattheiser Wald – Biotopkartierung , Ergänzung z. Bericht 2001, Trier
LANDESAMT FÜR UMWELT UND GEWERBEAUFSICHT (LfUG) (Hrsg.):
Planung Vernetzer Biotopsysteme
LANDESAMT FÜR UMWELT UND GEWERBEAUFSICHT (LfUG) (Hrsg.):
Biotopkartierung Rheinland-Pfalz
LE GOUVERNEMENT DE LUXEMBOURG - Administrations des EAUX et FORETS
(2005): Fledermäuse in den Wäldern Luxemburgs, 32pp
OBERFINANZDIREKTION NÜRNBERG, FORSTINSPEKTION SÜD :
Forsteinrichtungswerk für den Bereich der Bundesflächen des Mattheiser Waldes
ROTH-WALRAF, E. (2005): Integration von FFH-Anhang-II-Arten im Rahmen der
Aufstellung von Managementplänen für FFH-Gebiete. Dargestellt am Beispiel der BechsteinFledermaus (Myotis bechsteinii KUHL 1817) im FFH-Meldegebiet Mattheiser Wald (Trier).
Dipl.-Arbeit Universität Trier
RHEINLAND-PFALZ, STRUKTUR-UND GENEHMIGUNGSDIREKTION SÜD,
ZENTRALSTELLE DER FORSTVERWALTUNG:
Aktuellen Forsteinrichtungswerke des Staatswaldes sowie des Stadtwaldes Konz
RHEINLAND-PFALZ, MINISTERIUM FÜR UMWELT UND FORSTEN, LANDESFORSTEN,
1993-2006: Aktuelle Richtlinien und Hinweise für den naturnahen Waldbau in RheinlandPfalz
38
Zugehörige Unterlagen
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