Foto: Manfred Hufer EUR 1,50 « VLA - Kinderstube von ALMA (Seite 7) Es tut sich etwas in New Mexico « Tag der Raumfahrt (Seite 12) Ein Besuch bei der DLR in Köln-Porz « Visuelle Astronomie (Seite 19) Teil 15: Deep-Sky am Herbsthimmel « Beobachtungsberichte Sonne, Mond und vieles mehr www.sternwarte-moers.de der wie it m enum Da i n o k AstroKurier Intern Liebe Leserinnen und Leser, wow, es lagen wieder eine Menge Artikel und Infos für den AstroKurier auf meinem Schreibtisch. Ein Highlight ist sicherlich der Artikel über das ALMA-Projekt bzw. das VLA in New Mexico von Manfred Hufer. Wie schon im letzten Heft gibt es auch diesmal wieder einen Bericht über den Mond, der zur Zeit eine echte Renaissance erlebt. Nicht unerwähnt lassen möchte ich die vielen Artikel über die MAO-Aktivitäten, die alle mit MAO-live gekennzeichnet sind. Für die Rubriken gibt es neue Logos. Sie wurden von Thomas Marotzki entworfen. Danke Thomas! Insgesamt habe ich das Heft leicht neu designed. Es ist jetzt etwas „runder“ geworden. Über Kommentare würde ich mich sehr freuen. Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern des AstroKuriers viel Spaß. Clear Skies! Helmut Gröll Zwei Teleskope des VLA in Bewegung. Foto: Manfred Hufer. Näheres über dieses Array im Artikel „VLA: Die Kinderstube von ALMA“ ab Seite 7. Inhaltsverzeichnis 3 4 6 7 11 12 16 19 21 22 23 24 M.A.O.-Intern Sternwarte Moers - Ein Update Manfred Hufers Notizbuch VLA: Die Kinderstube von ALMA Schulfest der Geschwister-Scholl-Gesamtschule Tag der offenen Tür bei der DLR Eine fast perfekte Nacht auf dem Ö-Berg Visuelle Astronomie (Teil 15) Große Sonnenflecken Krater Gassendi AK-Rückblick Buchbesprechungen Nächster AstroKurier (H. Gröll) (H. Gröll) (M. Hufer) (M. Hufer) (M. Shishido) (H. Schremmer) (H. Gröll) (H. Gröll, V. Heesen) (H. Gröll) (V. Heesen) (T.Marotzki) Redaktionschluß: 15. Dez. 2002 Wer Bücher besprechen will, kann sich gerne an die Redaktion wenden. Wir erhalten ständig Neuerscheinungen. Impressum: Fertigstellung: 30.09.2002 ASTRO-KURIER, Vereinszeitschrift der Moerser Astronomischen Organisation e.V., Postfach 101811, 47408 Moers, Telefon: 02841/170364, eMail: [email protected], Home-Page: www.sternwarte-moers.de Bankverbindung: Postbank Essen, Kto. 310481-432 (BLZ 360 100 43) Spendenkto. Sternwarte Moers: Sparkasse Moers, Kto. 101 150 003 (BLZ 354 500 00) Redaktion: H. Gröll, Tel.: 0177 / 2578 393, eMail: [email protected] Erscheinungsweise: Vierteljährlich, Auflage: 200 2 ASTROKURIER 4 / 2002 ACHTUNG: Unabhängig von dem was Sie sehen, Titelbild dieses Produkt besteht zu 99,99999999% aus leerem Raum! M.A.O.-Intern von Helmut Gröll Sternwarte Moers Die Infos zur aktuellen Planung fallen in dieser Ausgabe etwas kürzer als gewohnt aus (Seite 4). Über den Fortschritt der Arbeit an der Kuppel wird Helge in der nächsten Ausgabe ausführlich berichten. Astronomisches Jugendlager AAC 2003 Die Planungen für das AAC 2003 sind angelaufen. Dankenswerterweise übernimmt Felix Kröger die Gesamtorganisation unseres Jugendlagers. Das AAC wird vom 12. bis zum 20. April 2003 stattfinden. Stern-Patenschaft Die Stern-Patenschaften laufen gut an. Bestellungen kommen z.B. aus Bochum, Köln und Höxter. Es gibt also nicht nur Interessenten aus Moers und Umgebung. Wer Interesse hat, der findet Infos auf unserer Webseite www.Sternwarte-Moers.de. MAO-live Die Rubrik MAO-live ist aufgrund der vielen Berichte über unsere Aktivitäten in dieser Ausgabe auf mehrere Artikel aufgeteilt. DLR - Tag der Raumfahrt 2002 (MAO-live) Am 8. September fand der diesjährige Tag der Raumfahrt statt. Die DLR hatte aus diesem Grund ihre Pforten geöffnet und nach KölnPorz eingeladen. Die M.A.O. war natürlich dort. Bilder findet Ihr auf Seite 12. Schulfest am 6.9.2002 (MAO-live) Am 6. September fand ein Schulfest der Geschwister-Scholl-Schule statt. Die M.A.O. hatte sich dort mit einem Stand präsentiert. Infos ab Seite 11. VLA und Daumenkino Manfred Hufer hat das VLA in New Mexico beruflich besucht. Einen Artikel über das VLA und das ALMA-Projekt gibt es ab Seite 7. Die Bewegung der VLA-Antennen könnt Ihr mit Hilfe des Daumenkinos in diesem Heft verfolgen. 2002NY40 und der Ö-Berg (MAO-live) Der Kleinplanet 2002NY40 flog am 17./18. August nahe an der Erde vorbei. Es war ein aufregendes Erlebnis. Bericht: Seite 16. Sammelpostkarte 3 ist erschienen Die MAO-Sammelpostkarte 3 ist erschienen. Sie zeigt ein Foto des Skorpions. Bildautor ist Michael Kunze. Sie ist ab sofort im MAOShop für 1,25 EUR (Mitglieder 1 EUR) erhältlich. (Info: Seite 20). INA-Klönabend in Moers Am 20. September trafen sich ca. 20 Mitglieder der INA-Vereine im Biercafé Jedermann in Moers. ASTROKURIER 4 / 2002 3 Helmut Gröll Sternwarte Moers Ein Update Im Moment gibt es einige „versteckte“ Aktivitäten zum Sternwarten-Projekt. So wird intensiv verfolgt, wie die Renovierung der Schule fortschreitet. Abhängig von den Fertigstellungsterminen müssen auch unsere Planungen korrigiert werden. Zur Zeit sieht es so aus, als könnte der Vereinsraum ab Mitte 2003 bezogen werden. Der Raum für das Planetarium wird vielleicht früher fertig, jedoch macht ein vorzeitiger Umzug keinen Sinn. Als Termin für die Sternwarte käme evtl. Ende 2003 in Frage. Da dieser Termin noch nicht sicher ist und der Bau langfristig geplant werden muß, denken wir eher an das Frühjahr 2004. Helge Philipp arbeitet kräftig an Teilen der Kuppel. Wie der Stand dieser Arbeiten ist, wird Helge in der nächsten Ausgabe ausführlich berichten. An den Aktivitäten der Schule werden wir kräftig beteiligt. So fand am 6. September 4 ein Schulfest statt auf dem die MAO sich mit einem Stand präsentierte. Einen Bericht darüber findet Ihr natürlich in diesem AstroKurier. Die Finanzierung der Sternwarte ist noch ein Problem. Eine Aktion, die nicht nur jetzt Geld in die Kasse bringen soll, sondern auch später den Betrieb der Sternwarte finanzieren soll sind die Stern-Patenschaften. Hier könnt Ihr alle mithelfen. Macht Werbung dafür. Mit jeder Stern-Patenschaft macht man jemandem eine Freude und Ihr helft unserem großartigen Projekt. Information dazu findet Ihr im Verein oder unter www.Sternwarte-Moers.de. Astronomie auf Samos Lichtbildervortrag von Michael Kunze Fr., 16. Oktober 2002, 20 Uhr Vereinsräume der M.A.O. ASTROKURIER 4 / 2002 Anzeige ASTROKURIER 4 / 2002 5 s Nicht r e f u ganz ernst H d buch zu nehmende e r f Kommentare n otiz a zur Astronomie M N Der Linsensuppen-Effekt Einer der schönsten Anblicke für Astronomen und sonstige Optikfreaks ist ein gut gefüllter Beobachtungskoffer mit allen erdenklichen Okularbrennweiten. Doch bei genauer Betrachtung stockt dem pingeligen Glaspedanten der Atem. Auf nahezu allen optischen Flächen - und derer gibt es zahllose - befinden sich irgendwelche unerwünschten Details. So finden sich auf den dem Auge zugewandten Linsen neben Fingerabdrücken in tadelloser Qualität für Spurensicherungszwecke auch Staubablagerungen und Wimpernspuren. Doch das ist noch nicht alles! Tief im Inneren der Okulare befinden sich die Hinterlassenschaften ganzer Kondenswasserströme und selbstverständlich der obligatorische Staub. Leider sind handelsübliche Okulare weder tropen- noch tiefseefest! Das kann ja so nicht bleiben. Eine gründliche Reinigung ist angesagt. 6 Zum Glück sind die Optiken geschraubt, so daß man sie komplett zum Sandstrahlen zerlegen kann. Und als praktisch denkender Heimwerker ist man natürlich rationelles Arbeiten gewohnt. Folglich werden zuerst alle Okulare zerlegt und dann Glasfläche für Glasfläche gereinigt. Plötzlich klingelt das Telefon - ein Mitstreiter aus der Beobachtergruppe fragt nach dem nächsten Termin für ein Treffen. Die Folgen sind fatal. Was gehört wohin und wie herum muß es eingesetzt werden? Nach mehreren Stunden Puzzlearbeit und unzähligen Flüchen ist alles zusammengebaut und das Ergebnis kann sich sehen lassen: Eine völlig neuartige Okulargeneration mit nahezu unbeschreiblichen optischen Eigenschaften ist entstanden. Und mit blitzeblanken Linsen. Das ist nicht nur gut sondern sogar vergütet, nicht wahr? ASTROKURIER 4 / 2002 VLA: Die Kinderstube von ALMA Manfred Hufer, M.A.O. Besuch beim Very Large Array New Mexico, USA Im Rahmen meiner beruflichen Tätigkeit wurde ich am 16.08.2002 in die Plains of San Agustin nahe Socorro New Mexico entsandt, um dort die amerikanischen Kollegen als Supervisor für die Elektroinstallation beim Aufbau des 12 m Radioteleskop-Prototyps für das ALMA-Projekt zu unterstützen. Das in Duisburg-Homberg entwickelte Teleskop soll auf dem Gelände des VLA aufgebaut und neben zwei weiteren Prototypen getestet werden. Sollten die Tests erfolgreich verlaufen - bisher spricht nichts dagegen -, wird dieses Gerät bald neben 63 baugleichen seinen Dienst im geplanten Atacama Large Millimeter Array (ALMA) in Chile leisten. Die Reflektoroberfläche soll Dank einer CFRP-Unterkonstruktion (eine auf CarbonFasern beruhende Technologie) bezüglich der Temperaturstabilität und der Steifigkeit gegenüber Windeinflüssen eine bisher nicht erreichte Konstanz in Ihrer Formgebung einhalten. Desweiteren ist die Oberfläche selbst von einer einzigartigen Präzision, gefordert ist eine Oberflächengenauigkeit von 25 µm über Daumenkino: Antennen des VLA Konstruktionsprinzip von ALMA Dabei handelt es sich um eine Herausforderung der besonderen Art: Das Teleskop besitzt ein völlig neuartiges Konstruktionsprinzip mit enormer Genauigkeit. ASTROKURIER 4 / 2002 7 Der Autor dieses Artikels vor dem Gelände des VLA. den gesamten Durchmesser von 12 m. Somit ist ALMA 20x genauer als das VLA. Die Nachführung sucht mit max. 0,6 arcsec Fehlertoleranz ebenfalls Ihresgleichen. Standort Die Bedingungen, unter welchen es zum Einsatz kommen wird, sind extrem widrig Der Standort von ALMA wird die Chajnantor-Hochebene in der Atacama-Wüste NordChiles sein. Diese Ebene befindet sich in 5000 m Höhe über dem Meeresspiegel, was enorme Belastungen für Mensch und Technik zur Folge hat. Arbeiten können nur mit Sauerstoffmasken und über eng begrenzte Zeiträume durchgeführt werden, die klimatischen Verhältnisse entsprechen denen im Hochgebirge. Es handelt sich um einen der trockensten Orte auf unserem Planeten. Dies ermöglicht nahezu störungsfreien Empfang der gewünschten Wellenlängen und macht den Standort zur ersten Wahl für das Projekt. Kooperation Der Prototyp entsteht in Kooperation mit den amerikanischen Partnern des Entwicklers. Er wird von amerikanischen Fachkräften in New Mexico nach deutschen Normen aufgebaut. Daraus resultieren diverse Schwierigkeiten bezüglich des Verständnisses der Planungsunterlagen und der stark von amerikanischen Standards abweichenden deutschen Vorschriften. Allein die Tatsache, das ALMA in Chile mit 230 V Wechselspannung und 50 Hz Netzfrequenz betrieben werden soll, die USA jedoch mit 110 V / 60 Hz arLinks Mitte: Der ALMAPrototyp in einer Zeichnung. Links: ALMA, wie es im Endausbau aussieht. Rechts: Die ALMA-Baustelle im Morgenlicht. Der Reflektor liegt noch neben dem Unterbau. 8 ASTROKURIER 4 / 2002 Der Standort von ALMA in der Atacama-Wüste. beiten, sorgt für Probleme bei der Materialbeschaffung vor Ort. Desweiteren gibt es noch das leidige Problem mit metrischen und zölligen Maßen, die Folgen sind aus der Raumfahrt bekannt. Trotz all dieser Umstände konnten bisher alle Schwierigkeiten gemeistert und die Zusammenarbeit als hervorragend bezeichnet werden. Das Very Large Array Während meines fast dreiwöchigen Aufenthalts im VLA ließ ich mir natürlich eine kurze Exkursion nicht entgehen. Dank der Tatsache, dass ich auf dem Gelände beschäftigt war, konnte ich viele der nicht gerade kurzen Wege mit dem Auto zurücklegen (authorized personnel only). Immerhin sind die drei mit jeweils neun 25 m-Antennen bestückten Schienenstränge des VLA mehrere Kilometer lang (max. Distanz 36km). Das Array erreicht eine maximale Auflösung , die der eines 36 km-Reflektors entspricht. Leider habe ich den Termin verpasst, an welchem die Antennen mittels spezieller Schienenfahrzeuge zu einer neuen Konfiguration umgesetzt wurden. Dies geschieht in regelmäßigen Abständen. Insgesamt gibt es 72 Stationen mit Fundamen- ten und Anschlüssen für die Geräte, wodurch verschiedene Zusammenstellungen je nach Aufgabenstellung ermöglicht werden. Jede der Antennen ist transportabel ausgeführt, was natürlich hohe Ansprüche an die Technik stellt. Den Transport einer einzelnen Antenne konnte ich allerdings an meinem vorletzten Tag sowohl beobachten als auch fotografieren. In ähnlicher Weise sollen die Teleskope des ALMA-Projektes bewegt werden können, womit die Verwandtschaft ALMAs mit dem VLA deutlich wird. Auch das VLA ist recht widrigen Wetterbedingungen ausgesetzt – während es im Sommer mit bis zu 40 °C recht warm wird, sind die Winter umso kälter. Gewitter sind Daumenkino: Antennen des VLA ASTROKURIER 4 / 2002 9 natürlich auch optische Beobachtungen, sofern es nicht bewölkt ist (dies ist oft der Fall). Leider ließ es meine Transportkapazität nicht zu, größere Gerätschaften mitzuführen. So war ich darauf beschränkt, nicht nachgeführte Aufnahmen zu machen. sehr häufig und der Höhenlage (2124 m) entsprechend heftig. Dennoch ist das im Sommer trockenheiße Klima sehr angenehm. Während meines Aufenthaltes gab es nahezu pünktlich ab ca. 14.00 Uhr Ortszeit (GMT-7 Std.) starke Gewitter mit aufkommenden sturmartigen Windböen. Gegen Abend beruhigte sich das Wetter und es war meistens bis mindestens 23.00 Uhr bewölkt. Informationen über das VLA Ausführliche Informationen über die Anlage und deren Betreiber erhält man in einer Ausstellung im Visitor-Center bzw. im Internet (homepage des VLA) unter www.aoc.nrao.edu/vla/html/ VLAhome.shtml und auf einer selfguided Tour durch das Array. Dazu fehlte mir wegen der zeitraubenden beruflichen Tätigkeit leider die Gelegenheit. Die Trockenheit begünstigt neben dem nahezu vollständigen Fehlen von Kunstlicht Eine VLA-Antenne auf dem Transporter (oben) und beide vor der Wartungshalle. 10 Klapperschlangen Dies war jedoch nicht ungefährlich, da es Klapperschlangen gibt. Über eines dieser netten Reptilien stolperte ich auf dem Weg zur Unterkunft. Wenn man die großen Distanzen zu den nächsten Orten mit medizinischer Versorgung bedenkt, könnte die Zeit im Falle eines Bisses sehr knapp werden. Doch der Eindruck, den das VLA unter einem mit der Emberger Alm vergleichbaren Sternhimmel in einer warmen Sommernacht bei absoluter Stille hinterließ, entschädigte für entgangene Fotos. Sehr eindrucksvoll waren auch die Sonnenauf- und Untergänge in diesem einzigartigen Antennenareal. Diese Erfahrung selbst zu machen kann ich jedem interessierten und reisefreudigen Amateurastronomen nur empfehlen. In der näheren Umgebung (Nähe in amerikanischen Maßstäben) gibt es noch einiges mehr zu sehen, wie z.B. das White Sands National Monument, die Trinity Site (Ort der ersten Atomwaffen-Explosion, zweimal im Jahr für die Öffentlichkeit zugängig), den Rio Grande mit den angrenzenden Vogelschutzgebieten. Zu diesem Thema gibt es natürlich eine entsprechende Überblend-Diashow. ASTROKURIER 4 / 2002 Die MAO auf dem Schulfest der Geschwister-SchollGesamtschule Bilder: Miyuki Shishido, M.A.O. Am 6. September fand in der Geschwister-Scholl-Gesamtschule (unserer zukünftigen Heimat) ein Schulfest statt. Die MAO hatte sich dort mit einem Stand präsentiert. Es gab reichlich Interesse bei den Eltern und Schülern. Daumenkino: Antennen des VLA ASTROKURIER 4 / 2002 11 Tag der offenen Tür im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt Text: Hans Schremmer, M.A.O. Bilder: Hans Schremmer (HS), Miyuki Shishido, M.A.O (MS) Am 8 September 2002 fand im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln ein Tag der offenen Tür statt, an dem interessierte Bürger sich informieren konnten, wohin ein Teil Ihrer Steuergelder verschwindet. Diese Gelegenheit nutzen dann auch über 85000 Menschen, weshalb auf dem Gelände ein großes Gedränge herrschte. Trotzdem gelang es drei von vier Besuchsgruppen von MAOten sich zufällig auf dem Gelände zu Der Phoenix, eine Attraktion nicht nur für die kleinen Besucher (MS). treffen. Offensichtlich gibt es eine unerklärliche Anziehungskraft zwischen uns. Zum Programm gehörten Hubschrauberrundflüge, Rundfahrten über das Gelände, Raketenabschüsse und Poster-Sammel-Orgien. Auf zwei Bühnen gab es Interviews mit Astronauten und der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Frau Edelgard Bulmahn, die auch als Schirmherrin fungierte. Es wurde sogar eine Live-Schaltung zur Internationalen Raumstation (ISS) durchgeführt während der man sich mit den Astronauten unterhalten konnte. Es war möglich, einige Einrichtungen auf den Gelände zu besuchen. Wir schauten uns Eine Trainingseinheit der russischen Raumstation Mir (MS). 12 ASTROKURIER 4 / 2002 Ein großes Modell der ISS. Deutlich sind auf dem linken Modell die großen Solarzellenflächen zu erkennen. Unten blickt man direkt auf die Module der Raumstation. einen Windkanal an, in dem ein Experiment zur Sichtbarmachung von Unterschieden in der Luftdichte mittels der Schlierenmethode zu bestaunen war. In einem anderen Institut wurden uns die vielen kleinen Probleme erläutert, die man im Orbit hat. Zum Beispiel wurden spezielle medizinische Spritzen entwikkelt, die man sich auch gefahrlos in der Schwerelosigkeit setzen kann. Besonders interessant war auch die Demonstration den Raumfahrertrainings in einem Schwimmbecken. Hier wurde in 10 Meter Tiefe „Life“ ein Solarpanel an einen Satelliten montiert. Erläutert wurde der Vorgang von Astronaut Thomas Reiter. In einer Halle konnte man Simulatoren der MIR (R.I.P.) und des Raumlabors Columbus anschauen. Mit genügend Geduld (hatten wir nicht) konnte man auch in sie hinein schauen. In dieser Halle gab es dann noch einen besonderen Auftritt. Auf der Bühne gesellten sich 12 deutsche Astronauten zur Ministerin zu einem Gruppenbild mit Dame. Ein bestimmt kein alltäglicher Anblick. Alles in allem war es ein recht interessanter Tag, obwohl es ob der zum Teil 100 Meter langen Schlangen vor den Türen kaum möglich war jedes Institut zu besuchen. Weitere Informationen gibt es unter - http://www.dlr.de - http://www.tagderraumfahrt.de - auf unseren Fotos und einem Video. Daumenkino: Antennen des VLA ASTROKURIER 4 / 2002 13 Rechts: Ministerin Edelgard Bulmahn begrüßt Astronauten der ESA (HS). Anzeige Links: 12 Astronauten präsentieren sich den Besuchern (HS). 14 ASTROKURIER 4 / 2002 AstroKurier: Jetzt in jedem Bücherregal? Karriere bei der M.A.O.? Daumenkino: Antennen des VLA Dynam. Team sucht ehrenamtl. Helfer u.a. für folg. Bereiche: AstroKurier Stern-Patenschaften Planetarium Öffentlichkeitsarbeit Wer Interesse hat, melde sich bitte beim Vorstand. ASTROKURIER 4 / 2002 15 Eine fast perfekte Nacht auf dem Ö-Berg Kleinplanet 2002NY40, Kometen ... von Helmut Gröll , M.A.O. Saturnbild: Markus Brühl, M.A.O. Verabredung zum Beobachten Der Kleinplanet 2002 NY40 sollte nicht nur relativ nahe an der Erde vorbeisausen, sondern obendrein auch noch mit Amateurmitteln locker zu beobachten sein. So haben viele von uns die Nacht vom 17. auf den 18. August 2002 schon einmal per geistiger Notiz vorgemerkt. Was wir nicht ahnen konnten war, daß es tatsächlich klar werden sollte (wer hätte so etwas auch vorhersehen können :-). Da die Wetterlage sehr stabil war, hatten wir uns gleich am Freitagabend vor der besagten Nacht im Verein zum Spechteln verabredet. Zuerst die Sonne ... Am Samstag kam ich am Abend doch etwas unter Zeitdruck, weil ich gerade noch eine Zeichnung der Sonnenflecken erstellte (was in Zeiten wie diesen (Maximum) äußerst anstrengend ist) und auch noch eine Mondzeichnung vor mir hatte. Der Mond fiel dann doch leider aus, weil der Kontrast für das Gebiet, das ich Zeichnen wollte, aufgrund der noch fortschreitenden Dämmerung fehlte. ... dann doch den Mond, oder? Also um kurz nach Neun Uhr die Sachen gepackt und ab zum Ö-Berg. Um kurz vor Zehn kam ich auf „unserem“ Berg an und traf dort bereits Helge Philipp, Markus Brühl und zwei Gäste, die Markus mitbrachte. Miyuki Shishido und Hans Schremmer kamen später auch noch. Zuerst probierte ich mich doch noch am Mond, da sich nun die Dämmerung dem Ende neigte. Doch ich mußte feststellen, daß mein Zielgebiet bereits zu weit vom Terminator entfernt war und somit auf die nächste Lunation warten muß. Statt dessen vermaß ich noch eiDie Bahn des Kleinplaneten 2002NY40. Diese Strecke wurde innerhalb einer Nacht durchlaufen (Quelle: www.vds-astro.de). 16 ASTROKURIER 4 / 2002 nen Berg und den Wall des Kraters Kopernikus. und ich machte mich doch noch an ein paar Highlights. Erste Highlights Den schnellen Kleinplaneten wollte ich erst so gegen 23 Uhr aufsuchen, daher gab es noch ein paar Showpieces, wie M57, M27 und M13. Der Cirrus-Nebel mußte noch warten bis der Mond verschwand. Kometenzeit (Teil 1) Da es mittlerweile dunkel war, kam Komet Hönig (2002 O4) dran. Dazu nahm ich Markus´ C8 auf der GP-DX zu Hilfe, weil meine Gabelmontierung Polbeobachtungen leider nicht ermöglicht. Hönig befand sich bei einer Deklination von +80o! Der kleine Wagen erwies sich als gute Orientierungshilfe, so war er denn nach nur wenigen Minuten im Gesichtsfeld zu sehen. Ein verwaschenes Nebelfleckchen 9. Größe (nach Liste), das sich deutlich vom Hintergrund abhob. Ich bilde mir ein, einen leichten Schweifansatz erkannt zu haben. 2002 NY40 ... ist der schnell! Da ich meine Uhr am Rhein verloren hatte, vergaß ich ganz die Zeit. So wurde es dann doch Mitternacht, bis ich an 2002 NY40 ging. Nach anfänglicher Irritation mit der Aufsuchkarte (da war ein Stern dumm gezeichnet) konnte der Kleinplanet schnell gefunden werden. Er war im Sternumfeld mit ca. 10 mag angenehm hell. Die Überraschung kam nach wenigen Sekunden, denn dann war bereits eine Bewegung sichtbar. Das Ding ging ab, wie „Schmitz‘ Katze“. Die Verfolgung war manchmal recht schwierig. Wenn man sich ein paar Minuten ablenken ließ, war der Anblick im Okular ganz anders. Als Deep-Sky-Beobachter bin ich gewohnt, mir Sterngruppen im Okular zu merken. Das ist beim Star-Hopping unerläßlich. Man glaubt gar nicht, wie ungewohnt es ist, wenn sich aus einer Gruppe ein Objekt nach ein paar Minuten bereits entfernt hat. Das Wiederfinden war allerdings kein Problem. Gesichtsfeld etwas in die Bewegungsrichtung geschwenkt, ein paar Sekunden gewartet und voilá, da war er wieder. Saturn, immer wieder toll! Früh am Morgen kam noch Saturn dran. Die Luft war angenehm ruhig, so daß ich ihn mit 160x beobachten konnte. Die CassiniTeilung war rundherum zu erkennen, Schatten vom Planeten auf dem Ring und leichte Strukturen auf dem Planeten selbst auch. Titan war – wie üblich locker zu erkennen. Andere Monde konnte ich nicht identifizieren, da ich nicht das geeignete Datenmaterial dabei hatte. Kometenzeit (Teil 2) Zu guter Letzt kam der Komet 2002 O6 vor das Teleskop. Hier mußte ich doch banDaumenkino: Antennen des VLA Die Zeit vergeht ... Ich habe noch nie so lange auf einen Kleinplaneten geschaut. Fast drei Stunden lang verfolgte ich dieses Objekt mit echter Begeisterung. Vieles von dem, was ich noch vorhatte, habe ich auf eine andere Nacht verschoben. Es war aber kein Verlust, denn so ein Erlebnis mußte man einfach auskosten. Doch irgendwann war auch hier die Luft raus ASTROKURIER 4 / 2002 17 gen, weil ich einerseits (aus Bequemlichkeit) mein Teleskop nicht bewegen wollte, andererseits der Komet doch lange brauchte um über die Baumwipfel empor zu klettern. Die Morgendämmerung kam unaufhaltsam näher! Ich suchte den Kometen mittels Starhopping. Immer wieder kamen die Baumspitzen in das Gesichtsfeld und ich mußte wieder warten. Nach ein paar Minuten konnte ich dann ein paar Sterne weiter springen. So ging das immer weiter: Hoppen, warten, hoppen, warten ... bis kurz vor 5 Uhr, dann war es endlich soweit: Der Komet war drin! Obwohl heller als Hönig, war er nicht so beeindruckend. Er war zwar klar zu erkennen, doch der helle Himmelshintergrund der Morgendämmerung störte ganz gewaltig. Was war sonst noch los? In der Nacht zeigten sich auch die Sternschnuppen von ihrer guten Seite. Ein paar Perseiden, Cygniden und Eta-Aquariiden konnten gesehen werden. Eine Perseide war sogar sehr hell und hinterließ ein Nachleuchten, das einige Sekunden sichtbar war. Die Erscheinung war eindeutig grünlich. Zwischendurch habe ich auch noch einmal meinen Cirrusnebel aufgesucht. Jetzt war er – allerdings mit UHC-Filter – wunderschön zu erkennen. Leider hat mein OIII-Filter Alterungs-Erscheinungen. Cirrus kam damit überhaupt nicht gut heraus. Das muß ich noch einmal in Ruhe überprüfen. Geahnt habe ich es allerdings schon, weil der Filter äußerlich schon anders aussieht als früher (er ist aber auch schon über 10 Jahre alt und fristet sein Dasein zwischen den Beobachtungen in der nicht immer trockenen Luft in meinem Beobachtungskoffer). Das war auch der Grund, warum ich als UHC-Filter nicht mehr 18 Saturn am Morgen des 18. August 2002. Aufnahme von Markus Brühl. einen Lumicon, sondern einen Astronomik haben wollte. Mal schauen, wie er sich im Laufe der Jahre verhält. Fast alles perfekt ... Es war eigentlich eine perfekte Nacht, denn alles was ich aufsuchen wollte, klappte auf Anhieb. Es war relativ feucht, doch die Schmidtplatte blieb - dank Taukappe trocken. Ich hatte nichts an Equipment vergessen und sogar meinen Akku vorher geladen (nachdem er schon einige Sessions hinter sich hatte). Der einzige Wermutstropfen (daher das „fast“ in der Überschrift) war die mangelnde Transparenz des Himmels. Ein fst von unter 5 mag bzw. in früher Morgenstunde 5,2 mag ist nicht gerade berauschend (fst=faintest star; schwächster mit bloßem Auge sichtbarer Stern). Mit diesem „Makel“ kann ich nach dieser schönen Nacht aber lokker leben. Neue Adresse? Leider kommen immer wieder AstroKuriere wegen Unzustellbarkeit zurück. Bitte teilt uns Adressenänderungen rechtzeitig mit. Danke! ASTROKURIER 4 / 2002 Visuelle Astronomie mit einer Einführung in das Star-Hopping 15. Teil: Deep-Sky am Herbsthimmel von Helmut Gröll und Volker Heesen, M.A.O. Wieder einmal gab es einen Wechsel der Jahreszeit: Wir haben Herbst. Die Nächte werden jetzt deutlich länger, was sich angenehm auf die Beobachtungszeiten auswirkt. Da es früher dunkel wird, kann man nun auch in der Woche einmal 2-3 Stunden beobachten und trotzdem noch früh ins Bett kommen. Volker hat sich für diese Jahreszeit wieder ein interessantes Objekt, den PN NGC 7662, herausgesucht. Clear Skies! Aufsuchkarte für den planetarischen Nebel NGC 7662 im Sternbild Andromeda. 7.8 Deep-Sky am Herbsthimmel Der Planetarische Nebel NGC 7662 (Volker Heesen) Am Herbsthimmel im Sternbild Andromeda finden wir einen der hellsten Planetarischen Nebel: NGC 7662 . Er hat eine Helligkeit von visuell 8.5mag. In größeren Teleskopen erscheint der innere helle Teil in einem intensiven blau-grünen Farbton, was ihm den Beinamen „Blue Snowball“ eingebracht hat. Es gibt noch eine äußere Hülle in einem rosa-pink Farbton, die aber im kleinen Teleskop verborgen bleibt. Der Zentralstern hat eine visuelle Helligkeit von ASTROKURIER 4 / 2002 19 Daten zu den Objekten (aus DSFG) Name Typ R.A. Dekl. NGC 7662 PN 23h25.9m + 42° 33' NGC 7640 G 23h22.1m + 40° 51' 12.5 mag und ist ebenfalls nur im größeren Teleskop sichtbar. Man könnte zwar einen Stern dieser Helligkeit gut im 4-Zöller ausmachen, aber der helle Nebelhintergrund erschwert die Wahrnehmung enorm. Ein schönes Bild findet sich übrigens in SuW 9-10/2002, „Aktuelles am Himmel“. Helligkeit 8.3 mag 11.3 mag Größe > 12“ 10' x 2.2' Uranom. U 88 U 88 und einer geringen Oberflächenhelligkeit ist sie aber kein einfaches Ziel. In meinem Refraktor erschien sie mir als schwacher länglicher Nebel. Weitere Informationen zu NGC 7640 findet man in: Interstellarum 11, „Objekte der Saison“. Viel Vergnügen beim Beobachten! Aufsuchen Zum Aufsuchen verlängert man am besten die Linie α Andromedae - β Pegasi rechtwinklig nach Norden bis man zu ο (Omikron) Andromedae gelangt. Von dort aus noch etwa 5 Grad nach Westen hoppen und man gelangt zu 13 Andromedae. NGC 7662 befindet sich etwa 0.5 Grad südwestlich davon. Beobachtung Ich habe den Planetarischen Nebel im Oktober letzten Jahres mit meinem 120/ 1000 mm Achromaten beobachtet. Die Bedingungen waren gut mit fst.=6.7 mag. Einen Nebelfilter habe ich dabei nicht benutzt. Bei 35x erschien er mir als verschwommener, leicht grünlicher Stern. Mit höherer Vergrößerung von 100x bis 320x konnte ich einen hellen, leicht elliptischen Nebel erkennen. Die Ringstruktur war am besten bei 250x zu erkennen, aber auch schon bei 100x angedeutet sichtbar. Einen Zentralstern konnte ich erwartungsgemäß nicht ausmachen. Etwa 0.5 Grad östlich befindet sich ein gleich heller Stern, an dem man gut fokussieren kann. Wer noch ein wenig Zeit und Lust hat, kann auch noch die Galaxie NGC 7640 beobachten. Sie befindet sich etwa 2 Grad südwestlich von NGC 7662. Mit visuell 11.3 mag 20 Die MAOSammelpostkarte Nr. 3 (2/2002) ist erschienen: Der Skorpion Die Aufnahme stammt von Michael Kunze und wurde auf dem Mauna Kea aufgenommen. Die Brennweite betrug 50mm, die Belichtungszeit 30 min bei Blende 5,6. Die Sammelpostkarten erscheinen 2x im Jahr und kosten 1,00 EUR für Mitglieder und 1,25 EUR für Nichtmitglieder. ASTROKURIER 4 / 2002 Kurz beobachtet: Die Sonne Große Sonnenflecken von Helmut Gröll, M.A.O. Daten zu den Bildern: Links: 17.08.2002, 18.30 - 19.05 MESZ, R4-5, S3, 8“-SCT, nicht alle Flecken und PenumbraDetails sind gezeichnet (waren zu viele). Unten: Aufnahme des Big BearObservatory zur selben Zeit. Am 17. August 2002 hatte ich wieder die Gelegenheit genutzt, einen Blick auf die Sonne zu werfen. Es waren viele beeindruckende Sonnenfleckengruppen zu sehen. Den Gedanken, die ganze Sonne zu zeichnen hatte ich schnell wieder verworfen. Jedoch mußte die größte Gruppe schon dran glauben. Die Luft war nicht sehr ruhig, daher mußte ich viele kurze Momente nutzen, um die Zeichnung zu erstellen. Trotz einer Zeit von mehr als 30 min konnten nicht alle Details zu Papier gebracht werden. Die Sonne stand mittlerweile auch schon relativ nahe am Horizont und der Ö-Berg (2002 NY40) wartete auch schon. Nach Vermessung mit meinem MicroGuide ergab sich eine imposante Größe von 205“x164“ (die Erde hat in dieser Entfernung nur eine Größe von ca. 17“!). Zum Vergleich des Flecks mit der ganzen Sonne, habe ich ein Foto der Sonne, das unge- fähr zur selben Zeit aufgenommen wurde, auch hier abgebildet. Wie man unschwer erkennen kann, ist unser nächster Stern immer noch für Überraschungen gut. Ist das Sonnenfleckenmaximum schon vorüber? Diese Frage ist nicht unbedingt mit Ja zu beantworten. ASTROKURIER 4 / 2002 21 Kurz beobachtet: Der Mond Krater Gassendi von Volker Heesen, M.A.O. Im südwestlichen Quadranten des Mondes finden wir das Mare Humorum (Meer der Feuchtigkeit). Es ist eines der kleineren Mondmeere mit einem Durchmesser von etwa 400 km. An seinem nördlichen Rand grenzt die markante Wallebene Gassendi. Ihr Durchmesser beträgt 110 km und die Kraterwälle heben sich im Schnitt 1800 m über den Kraterboden, wobei sie im Westen am höchsten sind. Ich habe Gassendi im Frühjahr mit meinem 120/1000 mm - Fraunhofer Refraktor beobachtet. In der Zeichnung erkennt man verschiedene Einzelheiten: Der äußere Kraterwall hat eine annähernd ovale Form. Der östliche Wall wirft einen auffälligen Schatten auf der Kraterboden, während der Hang auf der Sonnenseite hell erstrahlt. Daran erkennt man: Die Sonne scheint von Foto: Lunar Orbiter Atlas 22 Osten. Es ist Sonnenaufgang. Im Zentrum des Kraters erkennt man drei Zentralberge (der dritte ist der kleinste auf der westlichen Seite). Zwischen den Zentralbergen und dem östlichen Kraterwall finden sich noch einige Rillen (Rimae Gassendi). Ausserdem gibt auf dem Kraterboden noch einige Kleinkrater. Im Süden ist der Kraterwall nicht geschlossen. Flüssige Lava hat den Wall überspült, so dass es eine Öffnung darin gibt. Eine weitere kleine Öffnung findet sich im Nordosten des Kraterwalls. Im Norden finden wir den Krater Gassendi A (33 km, 1800 m Tiefe. Die kleine längliche Formation in seiner Mitte könnte man als Zentralberg interpretieren. Sonnenaufgang 3 Tage nach dem ersten Viertel, Sonnenuntergang 3 Tage nach dem letzten Viertel, Colognitudo = 53 Grad. Daten zur Zeichnung: 26.März 2002, 00:00-01:00 MEZ, 120/1000mm- Refraktor, Vergrößerung 200x, Grünfilter, Colognitudo = 55 Grad ASTROKURIER 4 / 2002 Rückblick von Thomas Marotzki Im Jahre 1915 tobte bereits der erste Weltkrieg: die furchtbare Herbstschlacht in der Champagne kostete 300.000 allierten Soldaten das Leben, ohne daß nennenswerte Landgewinne verzeichnet werden konnten. Doch davon war in Moers nicht viel zu spüren. Man war bemüht, weiterhin ein normales Leben zu führen. Die M.A.O. veranstaltete regelmäßig Vorträge und konnte dank großzügiger finanzi- eller Unterstützung durch das Reich) namhafte Redner engagieren. Der vorliegende Veranstaltungskalender zeigt, daß sogar Albert Einstein für einen Vortrag vorgesehen war. Ob diese Veranstaltung aber tatsächlich stattgefunden hat, entzieht sich leider meiner Kenntnis. Mit Sicherheit läßt sich nur sagen, daß Einstein im Juni 1915 einen gleichlautenden Vortrag in der Archenhold-Sternwarte Berlin hielt. ikztoraM samohT nov ASTROKURIER 4 / 2002 kcilbkcüR 23 Stefan Kreitmeier Franz Gotsis Andrej Schmidt StarMap Sternkarte interaktiv für Windows CD-ROM, 2002 Spektrum Akademischer Verlag ISBN: 3-8274-1333-8 Nach der kompletten Installation des Programmes befinden sich 575MB mehr auf der Festplatte des PCs. Schon das Installationsprogramm bietet die Möglichkeit, sich in ei- Die Programmoberfläche (Bild oben) präsentiert sich Windows-Like mit Menüs und Buttons. Auffällig ist das Übersichtsfenster, das einen Teil des Hauptfensters überdeckt. Hier kann man sehr schnell den Himmelsbereich wählen, den man gerne sehen möchte. Aber von Anfang an. Das erste, was man einem Sternprogramm mitteilen muß, ist der Ort, an dem man sich befindet und das aktuelle Datum sowie die Uhrzeit. Dies erfolgt hier in einer eigenen Dialogbox (Bild unten). Man wählt den Ort aus einer Liste, die man bei Bedarf auch selbst erweitern kann. Alternativ kann man sich eine Erdkarte anzeigen lassen, hineinzoomen um zu schauen welcher Ort in der Nähe der Position liegt, die man eingeben möchte. Anschließend muß man den Ortsnamen in der Liste wie oben beschrieben auswählen - direktes Anklicken auf der Karte geht leider nicht. ner „Tour“ schnell über die Funktionen des Programms zu informieren. Weiterhin kann man das Online-Handbuch aufrufen, welches nicht nur Informationen zur Astronomie und zur Programmbedienung, sondern auch zur Herkunft der im Programm verwendeten mathematischen Routinen gibt. 24 ASTROKURIER 4 / 2002 Anzeige Die Darstellungsparameter wie Grenzgrößen, Darstellung von Sternen, Planeten, Kometen und Asteroiden lassen sich sehr komfortabel einstellen. Die Dialogboxen im gesamten Programm sind mit viel Liebe zum Detail entwickelt und sehen sehr schön aus (Bild oben). In der Sternbilderauswahl kann man bestimmen, zu welchen Sternbildern die Sternbildlinien gezeichnet werden. In der Dialogbox werden außerdem die Sternbild- linien und ein Foto der Region angezeigt. Hier können auch eigene Fotos hinzugefügt werden. Weitere Möglichkeiten sind Simulationen des Planetensystems, von Galaxienkollisionen und der Dynamik von Sternhaufen. Es gibt auch einige Tools, wie man sie als Bilder in Jahrbüchern findet wie ein Dämmerungsdiagramm oder ein Beobachtungsdiagramm, in dem man schnell sehen kann um welche Uhrzeit welcher Planet sichtbar ist. Sonnen- und Mondfinsternisse können gesucht werden. Ein Almanach gibt Informationen zu Jupitermonden, den Saturnringen, Dämmerungszeiten und dem Mond für den jeweiligen Tag. Ab und zu gibt es leider (zumindestens auf meinem PC) Programmmeldungen wie „atan2: DOMAIN Error“ oder „nebel_lesen_classic.cpp...“ die zum Absturz des Programms führen. Hier ist noch ein ASTROKURIER 4 / 2002 25 wenig error-handling von den Autoren nötig. Die Darstellung des Sternenhimmels gefällt mir sehr gut. Sie ist in weiten Grenzen parametrierbar. Ist ein Foto eine Objektes (z.B. M7) vorhanden so wird es auf der Darstellung angezeigt. Dies habe ich so noch in keinem anderen Astroprogramm gesehen. Mir gefällt StarMap gut. Es gibt bestimmt noch einige Features, die ich hier nicht erwähnt habe und die sich einem erst nach längerer Einarbeitung in das Programm erschließen. Hans Schremmer Arnold Hanslmeier Einführung in Astronomie und Astrophysik Hans-Ulrich Keller 442 Seiten, ca. 18cm*25cm Gebundene Ausgabe Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, ISBN: 3-8274-1127-0 Dieses Buch richtet sich an Studenten der Physik und der Astronomie und versteht sich als Einführungslehrbuch. 26 Die einzelnen Kapitel sind: Sphärische Astronomie, Geschichte der Astronomie, Himmelsmechanik, Astronomische Instrumente, Physik der Körper des Sonnensystems, Die Sonne, Zustandsgrößen der Sterne, Sternatmosphäre, Sternaufbau, Sternentwicklung, Interstellare Materie, Die Galaxis, Extragalaktische Systeme und Kosmologie. Diese Aufzählung spricht für sich. Das Buch eignet sich nicht nur für Studenten sondern auch für allgemein Interessierte, die sich einen Überblick über das moderne astronomische Weltbild verschaffen möchten. Es sollte in keiner Vereinsbibliothek fehlen. Hans Schremmer Von Ringplaneten und schwarzen Löchern Kosmos ISBN 3-440-09138-4 Die interessantesten Monatsthemen der vergangenen Jahre, die Bestandteil des jährlich erscheinenden Sternenkalenders Kosmos Himmelsjahr waren, wurden überarbeitet, aktualisiert und in diesem Buch zusammengefasst. Professor Keller beantwortet auf leicht verständliche Weise in 21 Kapiteln die häufigsten Fragen in der Astronomie. Mit Hilfe von Farbgrafiken verdeutlicht er u. a. das globale Magnetfeld der Sonne, die großräumige Struktur des Weltalls und das Rätsel der dunklen Materie. 38 Farbfotos unterstreichen die jeweiligen Themen. Im Glossar am Ende des Buches werden die wichtigsten Begriffe und Bezeichnungen in der Astronomie erläutert. ASTROKURIER 4 / 2002 Dieses Buch ist vor allem für den interessierten Laien empfehlenswert, der sich über den aktuellen Stand der Forschung in bestimmten Bereichen informieren möchte. Da die Kapitel in sich abgeschlossen sind, kann der Leser die Lesereihenfolge beliebig variieren. Johannes Viktor Feitzinger Kosmische Horizonte Bausteine einer neuen Astronomie 157 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag Spektrum, Akad. Verl., 2002 ISBN 3-8274-1326-5 Dieses Buch ist in fünf Kapitel eingeteilt und beginnt mit der mühsamen Suche der Seefahrer im 15. Und 16. Jahrhundert nach einem südlichen „Polarstern“ als Navigationshilfe für die Festlegung der günstigsten Handelsrouten. Insbesondere Americo Vespucci verfügte über astronomische Kenntnisse und beschrieb in seinen Reiseberichten die Kleine und die Große Magellansche Wolke, den Kohlensack, Alpha und Beta Centauri und das Kreuz des Südens. J. V. Feitzinger beschreibt, wie neue Beobachtungstechniken, neue Teleskope, die Fotografie und die Spektralanalyse die Astronomie revolutionierten und damit der Durchbruch zum Verständnis der „Spiralnebel“ sowie des Aufbaues unserer Milchstraße gelang. Professor Feitzinger spannt den Bogen von den ersten Entdeckungen und Erkennt- nissen über die Beschaffenheit der Sterne und Galaxien bis zu der derzeit allgemein anerkannten Theorie über die Geometrie von Raum und Zeit. Er erklärt in anschaulicher Weise die drei unterschiedlichen Weltmodelle und die Entstehung des Universums aus einer Quantenfluktuation (eine Energieschwankung) des Vakuums in der PlanckÄra. Raum und Zeit wurden messbar. Professor Feitzinger beantwortet die Frage nach außerirdischem Leben mit der Feststellung, dass der Kosmos die Grundlagen des Lebens durch Werden und Vergehen der Sterne bildet. Organische Materie befindet sich in Meteoriten, Moleküle auf den Stäuben der interstellaren Wolken. Faszinierend sind seine Ausführungen zur Möglichkeit von Leben in unserer Milchstraße. Zum Schluss weist er darauf hin, dass neue Technologien im Teleskop- und im Empfängerbau die Empfindlichkeit und Auflösung steigern und dazu beitragen werden, die kosmischen Beobachtungsgrenzen weiter hinauszuschieben. Außerdem liefern kosmische Gravitationslinsen neue wissenschaftliche Erkenntnisse noch ungeahnten Ausmaßes. Dieses Buch ist spannend von der ersten bis zur letzten Seite und wirklich empfehlenswert. Es macht nachdenklich und bescheiden bei der Erkenntnis, dass wir in einem gewöhnlichen Sonnensystem und in einer gewöhnlichen Galaxie in irgend einer Ecke des Raumes leben. Hoffentlich nicht allein. Dagmar Thürmer ASTROKURIER 4 / 2002 27