Saatkrähen (Corvus frugilegus)

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Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie Rheinland-Pfalz e.V.
GNOR Süd, Mandelring 1, 67433 Neustadt/Weinstr.
Saatkrähen (Corvus frugilegus)
Saatkrähen sind nach §10 BNatSchG besonders geschützt. Ferner stehen sie unter dem Schutz der
Bundesartenschutzverordnung. In Rheinland-Pfalz sind sie in der Roten Liste der bestandsbedrohten
Vögel in der Kategorie 3 ("gefährdet“) geführt. Die Saatkrähe darf weder bejagt noch beim Brutgeschäft
gestört werden. Vergrämungsaktionen und unbeabsichtigte Störungen während der Nestbauzeit sind
problematisch, weil die Gefahr besteht, dass sich die Brutpopulation aufsplittert und damit das Problem
der Lärmklagen verlagert oder sogar ausgeweitet wird. Über fachlich abgestimmte, genehmigte Konzepte kann eine gelenkte Umsiedlung von Kolonie hin zu geeigneten Alternativstandorten versucht werden.
Bestand der Saatkrähe
Bis zum heutigen Tage wirkt sich die immer wieder durchgeführte Bejagung und Verfolgung der Saatkrähe durch den Menschen dramatisch auf die Bestandsentwicklung in den jeweils betroffenen Regionen aus. Für Deutschland sind starke Bestandsrückgänge schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts dokumentiert. Trotz des Verlustes großer Teile des natürlichen Siedlungsgebietes gab es Ende des
19./Anfang des 20. Jahrhunderts - bezogen auf die Fläche der heutigen Bundesrepublik - aber immer
noch einen Gesamtbestand von über 270 000 Brutpaaren. Bis Anfang der 1960er Jahre war dieser
Bestand dann auf etwa 20 % zusammengeschrumpft. An dieser Entwicklung war neben der gezielten
Verfolgung durch den Menschen die Intensivierung innerhalb der Landwirtschaft mit einem immer mehr
zunehmenden Einsatz von Agrochemikalien verantwortlich zu machen. So wundert es nicht, dass trotz
nachlassender Verfolgung in den Folgejahren die Bestände in den meisten Regionen weiterhin zurückgingen. So halbierte sich die Gesamtpopulation in Westdeutschland bis Mitte der 70er Jahre noch einmal auf etwa 14.000 bis 16.000 Brutpaare.
Eine Erholung der Bestände ist in Mitteleuropa erst seit Anfang der 80er Jahre zu verzeichnen. Allerdings liegen die Populationsgrößen auch nach den deutlichen Zunahmen in vielen Regionen noch immer bei einem Bruchteil der des 19. Jahrhunderts. In Rheinland-Pfalz sind für das Jahr 2004 zwischen
1.300 – 1.600 Brutpaare genannt. Die Saatkrähe wird sehr leicht mit der Rabenkrähe verwechselt, die
ein häufiger Brutvogel ist.
Zwischen Ende Oktober und Ende Februar treten durch Zuzug große Winterschwärme in Erscheinung,
die den Eindruck einer Massenvermehrung erwecken können. Dabei handelt es sich um Zuzügler aus
Nordosteuropa bis hin zur Wolga. Unsere Brutkrähen verbringen den Winter im Südwesten Frankreichs.
Das Leben der Saatkrähe
Saatkrähen haben eine wichtige Funktion im Ökosystem, indem sie als Spitzenglieder in der Nahrungskette Massenentwicklung von Mäusen und Insektenlarven mindern.
Voraussetzung für ihr Vorkommen ist weiterhin das Vorhandensein von Baumgruppen als Neststandort
und ein gutes Angebot an bodenbewohnenden Wirbellosen. Neben Äckern werden auch Wiesen und
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GNOR Süd, Mandelring 1, 67433 Neustadt/Weinstr.
Weiden als Nahrungsquelle aufgesucht. Die Nahrung selbst setzt sich zu etwa gleichen Teilen aus wirbellosen Tieren und Sämereien zusammen. Hauptbeutetiere sind Regenwürmer, bodenbewohnende
Insekten und deren Larven (z.B. Wiesenschnaken, Raupen, Käfer) sowie Schnecken. Bei der pflanzlichen Nahrung spielen vor allem Getreidekörner eine wichtige Rolle. Kleinsäuger, Eier und Jungvögel
stellen eher eine Gelegenheitsbeute dar. Vor allem im Winter sind Aas und menschliche Abfälle eine
willkommene Ergänzung auf dem Speiseplan. Ein lokal ergiebiges Nahrungsangebot (z.B. Saatgut)
kann aufgrund der sozialen Nahrungssuche der Tiere zu größeren Konzentrationen, u.a. zusammen mit
Raben- oder Nebelkrähe, führen.
Wie ein bekanntes Sprichwort schon sagt „Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus“ und eine
Saatkrähe tut so etwas schon gar nicht. Im Gegenteil: Saatkrähen lieben die Geselligkeit und brüten
bevorzugt in Kolonien, gehen schwarmweise auf Nahrungssuche und übernachten an einem gemeinsamen Schlafplatz. Saatkrähen sind meist monogam, die ’Ehe’ hält jahre- oder lebenslang. Ab Februar
treffen sich die Saatkrähen an den Brutplätzen. Legebeginn ist im meist im April. Ab Juni werden die
Jungtiere flügge. Besteht Gefahr für die Jungen der Kolonie durch einen Nesträuber, wird er gemeinsam
durch Angriffsflüge abgewehrt. Das geflügelte Wort von den ‚Rabeneltern’ findet bei der Saatkrähe keine Verwendung. Erklingt ein Notschrei eines Artgenossen, eilen die Kollegen aus Hunderten von Metern herbei.
Sie sind grundsätzlich sehr ruffreudig, denn die akustische Kommunikation spielt bei diesen sozialen
Vögeln eine ganz wichtige Rolle. Lärmempfindungen sind dabei subjektiv. Schallpegelmessungen in
Städten haben für Saatkrähenrufe Werte ergeben, die deutlich unter denen des Verkehrslärms liegen.
Geräusche von Bussen, Personen- und Lastwagen gibt es in unterschiedlicher Intensität rund um die
Uhr. Das Krächzen der Saatkrähen ist auf den Tag beschränkt, mit stärksten Lautäußerungen in den
frühen Morgenstunden und am Abend. Zu diesen Tageszeiten fällt das Gekrächze besonders auf.
Städte mit Brutkolonien der Saatkrähe (sicherlich nicht abschließend, zum Teil mit mehreren Standorten)
Alzey, Bad Dürkheim, Bad Kreuznach, Grünstadt, Gundersheim, Ingelheim, Köngernheim, Landau,
Ludwigshafen, Mainz, Neustadt, Nieder-Olm, Osthofen, Worms, Zweibrücken,…
Kontakt:
Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie Rheinland-Pfalz (GNOR e.V.)
Geschäftsstelle Süd
Sylvia Idelberger
Mandelring 1
67433 Neustadt
Tel: 06321 - 937 456
Email: [email protected]
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