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AIDS
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Definition
AIDS ist die Abkürzung für Acquired Immuno Deficiency Syndrome (Erworbenes
Immundefekt-Syndrom), HIV für Human Immunodeficiency Virus (Humanes Immundefizienz-Virus).
Als HIV-positiv wird jede Person bezeichnet, bei der das Humane Immundefizienz-Virus (HIV) direkt oder
indirekt im Blut nachgewiesen wurde. Mehrere Tage bis drei Monate nach der Ansteckung mit dem HI-Virus,
selten länger, kann es zur akuten HIV-Erkrankung kommen: Die Symptome sind unspezifisch und denen
eines grippalen Infekts ähnlich. Es folgt ein krankheitsfreies Intervall von mehreren Jahren bis Jahrzehnten.
Die HIV-Infektion verläuft in mehreren Stadien. Nach der Zahl der im Blut vorhandenen T-Helferzellen wird
dem jeweiligen Buchstaben ein Zahlenwert zugewiesen, sodass eine Klassifizierung von A1 bis C3 entsteht
(mehr als 500 T-Helferzellen/µl Blut = 1, 200 bis 499 T-Helferzellen/µl Blut = 2, weniger als 200
T-Helferzellen/µl Blut = 3). HIV-Erkrankungen werden in der Regel nach der CDC-Klassifikation eingeteilt. Die
Einteilung basiert auf drei verschiedenen Kategorien, die sich aus dem klinischen Bild ergeben (A−C):
Kategorie A Kategorie A bezeichnet eine asymptomatische HIV-Infektion.
Kategorie B
Unter Kategorie B werden Krankheiten zusammengefasst, die nicht als Aids definierend gelten, aber im
Zusammenhang mit einem Immundefizit zu stehen scheinen. Zu diesen gehören:
bazilläre Angiomatosen
Entzündungen des kleinen Beckens, besonders bei Komplikationen eines
Tuben- oder Ovarial abszesses
ausgedehnter oder häufig wiederkehrender Herpes zoster (Gürtelrose)
thrombozytopene Purpura
lang anhaltendes Fieber oder Durchfälle , die länger als einen Monat anhalten
Listeriose
orale Haarleukoplakie
oropharyngeale Candidosen
chronische oder schwer zu
therapierende vaginale Candidosen
zervikale Dysplasien
Carcinoma in situ
periphere Neuropathie .
Kategorie C
Kategorie C umfasst die Aids definierenden Erkrankungen . Es handelt sich um meist opportunistische oder
maligne Erkrankungen, die bei einem gesunden Immunsystem nicht oder nicht in der beschriebenen Weise
auftreten. Zu ihnen gehören:
Kutanes Kaposi-Sarkom bei einem AIDS-Patienten Candidosen der Atemwege oder der Speiseröhre
Cytomegalievirus -Infektionen (außer Leber , Milz und Lymphknoten )
CMV - Retinitis (mit Einschränkung
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der Sehschärfe)
HIV-bedingte Enzephalopathie
Herpes simplex mit chronischen Ulzera (> 1 Monat)
oder durch Herpes simplex bedingte Bronchitis
Pneumonie oder Ösophagitis
chronische
Histoplasmose
intestinale Isosporiasis
Kaposi-Sarkom
disseminierte oder extrapulmonale
Kokzidioidomykose
extrapulmonale Kryptokokkose
chronisch intestinale Kryptosporidiose
immunoblastisches , primär zerebrales oder Burkitt-Lymphom
extrapulmonale und atypische
Mykobakteriosen
Pneumocystis - Pneumonie
rezidivierende bakterielle Pneumonien (länger als 1/Jahr)
progressive multifokale Leukenzephalopathie
rezidivierende Salmonellen - Septikämie
Tuberkulose
zerebrale Toxoplasmose
Wasting-Syndrom
invasives Zervixkarzinom
Aids wurde am 1.
Dezember 1981 als eigenständige Krankheit erkannt und tritt in Gestalt einer Pandemie auf. Die WHO
schätzt die Anzahl der 2006 an Aids Verstorbenen auf etwa 2,9 Millionen Menschen, mit 39,5 Millionen
lebenden Infizierten und 4,3 Millionen Neuinfektionen im Jahr. Der Anteil der HIV-Infizierten liegt weltweit
durchschnittlich bei etwa 1 % der 15- bis 49-jährigen, erreicht in einzelnen afrikanischen Staaten jedoch
Werte um 20 %.
Medikamentöse Therapie (Kurzübersicht)
Wir empfehlen:
Mittel der 1. Wahl
Sustiva 50/200 mg Hartkapseln, 600 mg Filmtbl., 30 mg/ml Lösung zum Einnehmen, Wirkstoff: Efavirenz,
von Bristol-Myers Squibb. Zur antiretroviralen Kombinationstherapie von HIV-1 infizierten Erwachsenen,
Jugendlichen und Kindern im Alter ab 3 Jahren. In der Studie ACTG 5142 wurde ein signifikant kürzerer
Zeitpunkt bis zum virologischen Versagen unter LPV/r + 2 NRTIs im Vergleich zu EFV + 2 NRTIs
nachgewiesen. 30 Hartkapseln 50 mg, 30 Filmtbl. 600 mg.
Weitere Informationen für den Arzt: hier
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Weitere Präparate:
Nukleosidische Reverse-Transkriptase-Inhibitoren: verhindern im Replikationszyklus des Virus die
Umschreibung des RNA-Genoms in doppelsträngige DNA. Auf diese Weise wird die Verbreitung des Virus
unterbrochen. Retrovir® (Zidovudin) 2 x 250 mg tgl., Epivir® (Lamivudin) 2 x 150 mg tgl., Combivir®
(AZT/3TC) 2 x 1 Tablette tgl. (300 mg AZT und 150 mg 3TC), Ziagen® (Abacavir) 2 x 300 mg tgl., Trizivir®
(AZT/3TC/ABC) 2 x 1 Tablette tgl. (300 mg AZT, 150 mg 3TC,, 300 mg ABC), Viread® (Tenofir Disoproxil
Fumarat) 1 x 300 mg tgl., Videx® (Didanosin) 1 x 250-400 mg tgl., Zerit® (Stavudin) 2 x 30-40 mg tgl., Hivid®
(Zalcitabin) 3 x 0,75 mg tgl.
Protease-Inhibitoren: der virale Reifungsprozess wird durch die Hemmung
der HIV-Protease unterbrochen. Agenerase® (Amprenavir) 2 x 1.200 mg tgl. als Monotherapie, in
Kombination mit RTV 2 x 600 mg tgl., Crixivan® (Indinavir) mono 3 x 800 mg tgl., Fortovase® (Saquinavir) 3
x 1.200 mg tgl., Invirase® Saquinavir-Mesylat) 3 x 600 mg tgl., in Kombination mit RTV 2 x 100 mg tgl., in
Kombination mit SQV 2 x 1.000 mg tgl., Kaletra® (Lopinavir/Ritonavir) 2 x 400 mg LPV, 100 mg RTV, Norvir®
(Ritonavir) mono 2 x 600 mg tgl., Viracept® (Nelfinavir) 3 x 750 mg tgl. oder 2 x 1.250 mg tgl., Telzir® (
Proteasehemmer Ribonavir geboostert, Foranpenavir), ReyatazTM (Atazamavir), sollte mindestens mit zwei
anderen Wirkstoffen kombiniert werden, normalerweise zusammen mit 2 NNRTI’s.
Nicht-nukleosidische
Reverse-Transkriptase-Inhibitoren: nicht kompetitive Inhibitoren am aktiven Zentrum des Enzyms.
Viramune® (Nevirapin) 14 Tage 1 x 200 mg tgl., dann 2 x 200 mg tgl., Sustiva® (Efavirenz) 1 x 900 mg tgl.,
Rescriptor® (3 x 400 mg tgl.
Fusionsinhibitoren: verhindert die Verschmelzung des Virus mit der
Wirtszelle. Fuzeon® (Enfurvirtide) 2 x 90 mg tgl. s.c. Truveda® in Kombination mit anderen antiretroviralen
Medikamenten
Kivexa von GSK
Ursachen
Die Krankheit AIDS wird durch das einzelsträngige
RNA-Virus Human Immuno D eficiency Virus ( HIV ) verursacht, das zur Gruppe der Retroviren gehört. Diese
wiederum stammen aus der Familie der Lentiviren. Zwei Arten von HIV sind bekannt: HIV-1, das weltweit
vorkommt, und HIV-2, das hauptsächlich in West-Afrika zu finden ist. Die beiden Virus-Typen unterscheiden
sich in ihrer RNA-Sequenz und im Ausmaß ihrer krankmachenden Eigenschaften (Virulenz). So ist HIV-2
dem SIV ("Affen-AIDS-Virus") von Grünen Meerkatzen genetisch ähnlich, HIV-1 dagegen ähnelt dem SIV von
Schimpansen. Mithilfe molekularbiologischer, statistischer und mathematischer Verfahren konnte die
Übertragung eines SIV-Subtypen auf den Menschen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts,
wahrscheinlich um 1930, als hochwahrscheinlich nachgewiesen werden. Eiweiße auf der Hülle des HI-Virus
sind in der Lage, an bestimmten Bindungsstellen (Rezeptoren) auf der Oberfläche menschlicher Immunzellen
anzudocken. Zu diesen Immunzellen gehören T-Helferzellen, Langerhans-Zellen der Haut und Fresszellen
(Makrophagen). Die Zellen werden durch das Virus zerstört, sodass es langfristig zu einer Schwächung des
Immunsystems kommt.
Symptome
Wichtig ist die Unterscheidung von HIV und AIDS . HIV bezeichnet die Infektion mit dem Virus,
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die nach einer variablen Inkubationszeit zur Krankheit AIDS führen kann. Ein HIV-Infizierter ist somit gesund,
bis er erstmals an einer "AIDS-definierenden Krankheit" erkrankt.
Nach erfolgter HIV-Infektion werden drei Stadien unterschieden. In Abhängigkeit von der aufgetretenen
AIDS-definierenden Krankheit werden zur Stadieneinteilung die Großbuchstaben A, B oder C verwendet.
Nach der Zahl der im Blut vorhandenen T-Helferzellen wird dem jeweiligen Buchstaben ein Zahlenwert
zugewiesen, sodass eine Klassifizierung von A1 bis C3 entsteht. Manche Patienten bemerken obige
Symptome jedoch nicht oder sie haben keine.
Diagnose
Da der Erfolg einer HIV-Therapie nicht zuletzt vom Zeitpunkt ihres Beginns abhängt, ist ein Test
von großer Bedeutung und wird daher beim Verdacht auf eine HIV-Infektion empfohlen. Der Test auf
Antikörper gegen HIV wird kostenfrei und anonym bei den regionalen Gesundheitsämtern durchgeführt. Der
Test bietet 96-prozentige Sicherheit mit vier Prozent falsch positiven Ergebnissen. Ein negatives
Testergebnis hingegen bedeutet mit nahezu hundertprozentiger Sicherheit, sich nicht mit HIV infiziert zu
haben. Da ein positiver Test in vier Prozent, also in vier von hundert Fällen falsch ist, wird bei einem positiven
Ergebnis stets ein weiterer, genauerer HIV-Test angeschlossen. Das Ergebnis dieses zusätzlichen Tests hat
nahezu hundertprozentige Sicherheit.
Personen, bei denen eine HIV-Infektion nachgewiesen wurde, sollten sich von Anfang an in fachgerechte
ärztliche Betreuung begeben. Mittlerweile gibt es in jeder deutschen Großstadt so genannte
HIV-Schwerpunktpraxen , die sich fast ausschließlich auf HIV und AIDS spezialisiert haben. Die
verschiedenen HIV-Tests können Antikörper gegen das Virus, Virusbestandteile selbst und die Konzentration
der Viren (Anzahl der Viren pro Milliliter Blut) nachweisen.
HIV-Tests
HIV-Tests unterteilen sich in Suchtests und Bestätigungstests. Ziel eines Suchtests (z. B. ELISA-Suchtest )
ist es, möglichst alle infizierten Personen zu erkennen – um den Preis, dass auch einige nicht-infizierte
fälschlicherweise positiv getestet werden. Wird eine Person im Suchtest positiv getestet, so ist in vielen
Ländern ein Bestätigungstest (in Deutschland und den USA: Western-Blot-Bestätigungstest )
vorgeschrieben, um eine falsch positive Diagnose zu verhindern. HIV-Tests werden meist in einem Labor
durchgeführt. Es existieren jedoch auch Schnelltests , die ohne technische Hilfsmittel bereits nach einer
halben Stunde ein Ergebnis anzeigen können.
Ein HIV-Test darf nur mit ausdrücklicher Zustimmung des Betroffenen durchgeführt werden, eine Testung
ohne Wissen des Patienten ist rechtlich unzulässig und kann dementsprechend geahndet werden. In
Deutschland muss ein positiver HIV-Test gemäß Infektionsschutzgesetz in anonymisierter Form an das
Robert-Koch-Institut in Berlin gemeldet werden. In Österreich ist nur die Aids-Erkrankung, nicht aber die
bloße HIV-Infektion meldepflichtig.
ELISA-Suchtest
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Der Enzyme-linked Immunosorbent Assay (ELISA) ist das gängigste Nachweisverfahren für HIV im
menschlichen Blut. Er besitzt eine Sensitivität von nahezu 100 % (so gut wie alle HIV-Infizierten werden
erkannt) und wird daher als Suchtest benutzt. Die Spezifität beträgt mindestens 99,5 %. Letzteres erscheint
zwar sehr hoch, in der Praxis bedeutet es aber, dass 0,5 % aller getesteten Personen einen positiven
HIV-Test haben, obwohl sie gar nicht infiziert sind. Deswegen ist der ELISA nicht als Bestätigungstest
geeignet.
Der klassische ELISA-Test weist nicht das Virus selbst, sondern Antikörper gegen HIV-1 und HIV-2 nach,
die der Körper im Rahmen einer Immunantwort gegen das Virus produziert. Seit 1999 können neuere
ELISA-Tests noch zusätzlich einen Bestandteil der Virushülle ( Kapsid ) von HIV-1 nachweisen, das
p24-Antigen.
Da die Produktion dieser Antikörper jedoch einige Zeit braucht und auch das p24-Antigen nicht sofort nach
einer Infektion im Blut nachweisbar ist, kann man erst zwölf Wochen nach einer möglichen Ansteckung
davon ausgehen, dass dieser Test bei allen infizierten Personen positiv ausfällt. Dieser Zeitraum, in dem
auch ein HIV-Positiver fälschlicherweise negativ getestet werden kann, nennt sich diagnostische Lücke .
Ein ELISA-Test kostet beim Hausarzt ca. 20 bis 25 Euro (Stand: 2006). Die Krankenkasse übernimmt die
Kosten nur, wenn bereits Krankheitszeichen auf eine Infektion hindeuten, viele Gesundheitsämter bieten
diesen Test aber auch anonym und kostenlos oder kostengünstiger an.
Western-Blot-Bestätigungstest
Ein Test mittels Western Blot ist in Deutschland und den USA vorgeschrieben, wenn ein ELISA-Test positiv
oder grenzwertig auf HIV ausfällt. Der Western-Blot-Test hat eine Spezifität von 99,9996 %, was bedeutet,
dass 4 von einer Million nicht-infizierten Personen fälschlicherweise HIV-positiv getestet werden. Somit ergibt
sich bei einer HIV-Prävalenz von 500 pro einer Million Einwohner ein prädiktiver Fehler von nur 0,8 %, womit
dieser Test als Bestätigungstest geeignet ist.
Der Western-Blot weist ausschließlich Antikörper gegen HIV im Blut nach. Im Gegensatz zum ELISA
werden hier jedoch mehrere Arten von verschiedenen Antikörpern nachgewiesen, die speziell gegen einzelne
Proteinbestandteile des Virus gerichtet sind. Beim ELISA wird nur ganz allgemein auf alle Arten von
Antikörpern gegen HIV-1 und HIV-2 getestet. Der Western-Blot-Test hat allerdings ebenfalls eine
diagnostische Lücke von zwölf Wochen.
Die Richtlinien zur Auswertung des Western-Blots sind unterschiedlich. In Deutschland gilt der Test als
positiv, wenn mindestens zwei verschiedene Arten von Antikörpern nachgewiesen wurden, eine davon muss
gegen Glykoproteine der Virushülle gerichtet sein (siehe auch Struktur und Aufbau des HI-Virus ).
Der Western-Blot-Test ist aufwendiger und teurer als der ELISA-Test, was auch ein Grund dafür ist, dass
dieser im Normalfall nur eingesetzt wird, wenn ein vorheriger ELISA-Test positiv ausfällt.
PCR-Test
Der Test mittels der Polymerasekettenreaktion (engl.: PCR) hat von allen Testverfahren die kürzeste
diagnostische Lücke von nur 10 bis 15 Tagen. Hier werden keine Antikörper, sondern Teile des Virus selbst
über dessen Erbgut in Form von Bruchstücken der RNA nachgewiesen.
Da auf diese Weise schon Infektionen in sehr frühen Stadien nachgewiesen werden können, die bei ELISA
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und Western-Blot unter Umständen unentdeckt geblieben wären, ist ein PCR-Test auf HIV seit 2004 in
Deutschland für das Screening von Blutkonserven vorgeschrieben, wurde aber bereits vorher von den
meisten Blutspendediensten freiwillig durchgeführt. [9] Da die PCR ein teures Verfahren ist, werden Proben
von mehreren Blutkonserven gemischt („pooling“) und gemeinsam getestet. Bei einem positiven Befund
müssen alle dazugehörigen Blutkonserven einzeln nachgetestet werden. Das Risiko der Übertragung von
HIV durch eine Bluttransfusion hat sich in Deutschland durch die verbindliche Einführung der PCR von 1 :
2.77 Mio auf 1 : 5.54 Mio halbiert.
Eine Variante dieses Tests, die Real-Time-PCR (RT-PCR), kann sogar die Anzahl an Genomkopien von
HIV im Blut bestimmen und lässt so indirekt Rückschlüsse auf die Viruslast eines Patienten zu. Durch
regelmäßige Bluttests kann so bei Patienten mit einer bekannten HIV-Infektion der Erfolg einer Therapie
beurteilt werden.
Bei Neugeborenen ist die PCR sogar die einzige Möglichkeit, eine HIV-Übertragung von der Mutter schon
kurz nach der Geburt auszuschließen. Verfahren, die Antikörper gegen HIV erkennen, sind in diesem Fall
wertlos, da mütterliche IgG -Antikörper durch die Plazenta auch in den Blutkreislauf des Fötus gelangen.
Früher konnte erst 15 Monate nach Geburt eine HIV-Infektion des Säuglings endgültig bestätigt oder
ausgeschlossen werden, mittels PCR kann dies bereits nach vier Monaten geschehen.
Resistenzbestimmung
Es ist mittlerweile auch möglich zu testen, ob der HI-Virus im Blut von Patienten bereits Resistenzen gegen
antiretrovirale Medikamente entwickelt hat (siehe auch Therapie von Aids ). Es existieren dafür zwei
unterschiedliche Methoden.
Die genotypische Resistenzbestimmung weist mittels PCR Mutationen in bestimmten Genen des Virus
nach, von denen bekannt sind, dass sie mit der Resistenz gegen bestimmte Medikamente in Zusammenhang
stehen. Hier handelt es sich jedoch nur um eine indirekte Bestimmung der Resistenz. Die Interpretation der
verschiedenen Mutationen, um das tatsächliche Verhalten in vivo vorherzusagen, kann schwierig sein. Ein
Vorteil ist, dass dieser Test schon nach wenigen Tagen Resultate liefern kann.
Bei der phänotypische Resistenzbestimmung werden Viren aus dem Patientenblut in einer Zellkultur
vermehrt und ihre Empfindlichkeit auf Medikamenten überprüft. Alternativ können auch nur einzelne Gene
des HI-Virus vom Patienten in virenähnliche Konstrukte eingeschleust werden, die anschließend getestet
werden. Der Vorteil ist hier eine direkte Resistenzbestimmung, die näher an den tatsächlichen Verhältnissen
in vivo liegt. Allerdings ist dieser Test etwa doppelt so teuer wie die genotypische Resistenzbestimmung und
braucht mehrere Wochen, bis ein Ergebnis vorliegt.
Seit 2005 ist die genotypische Resistenzbestimmung von den gesetzlichen Krankenkassen für spezielle
Fragestellungen anerkannt, z. B. bei einer Infektion von Schwangeren oder bei einem nicht-ansprechen auf
die Therapie.
Schnelltests
2002 wurde der erste HIV-Schnelltest (engl.: rapid/simple test devices, point of care tests ) von der Food
and Drug Administration in den USA zugelassen. In der Regel messen sie Antikörper gegen HIV-1 und HIV-2
aus dem Blut einer Testperson und besitzen daher ebenfalls eine diagnostische Lücke von bis zu zwölf
Wochen. Ähnlich wie der ELISA sind auch sie als Suchtest ausgelegt, auch wenn sie auf technischer Ebene
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anders funktionieren als ein ELISA. Ein positives Resultat muss daher durch einen Western-Blot bestätigt
werden.
Für einige Test-Kits muss das Blut vorher zentrifugiert werden, und die Durchführung verlangt komplizierte
Zwischenschritte, womit sie sich eher an (einfach ausgestattete) Labors richten, die selbst keine eigenen
HIV-Tests anbieten können. Andere Tests wiederum benötigen lediglich Blut aus der Fingerbeere oder gar
nur Speichelflüssigkeit und sind damit theoretisch sogar ohne zusätzliche Ausstattung „zu Hause“
durchführbar. Das Ergebnis wird nach ca. 15 bis 30 Minuten angezeigt, es wird meist über Kontrollstreifen
abgelesen (ähnlich wie bei einem Schwangerschaftstest ).
In den USA müssen sich Käufer eines solchen Schnelltests vorher gemäß den Clinical Laboratory
Improvement Amendments als Labor registrieren lassen, sodass es auf legalem Wege für eine Privatperson
nicht möglich ist, einen HIV-Schnelltest zu kaufen. Auch in der Europäischen Union ist seit 2006 ein solcher
Schnelltest zugelassen, allerdings ist es auch hier nur Labors oder Krankenhäusern erlaubt, solche Tests zu
erwerben.
In Industrieländern können Schnelltests in Situationen eingesetzt werden, bei denen es auf ein schnelles
Ergebnis ankommt, z. B. für die Entscheidung einer Postexpositionsprophylaxe nach Nadelstichverletzungen.
Das Problem, dass viele HIV-Testergebnisse von Patienten nie abgeholt werden (in den USA ca. 10 %),
könnte so auch umgangen werden. Auch für Entwicklungsländer sind Schnelltests nützlich, da es dort in der
Regel an gut ausgestatteten Labors für herkömmliche HIV-Tests fehlt.
Therapie
HIV und AIDS sind wissenschaftlich gesehen sehr junge Phänomene. Die Forschungszeit geht
erst ins dritte Jahrzehnt. Dies führt immer wieder dazu, dass neue Erkenntnisse revidiert werden müssen
oder Uneinigkeit zwischen verschiedenen Forschergruppen besteht. Allgemein akzeptiert ist, dass der
Therapiebeginn in der Regel individuell mit dem Patienten abzuklären ist. Um eine Resistenzentwicklung zu
vermeiden, müssen die Betroffenen eine große Bereitschaft zur Medikamenteneinnahme aufbringen. Ein
vertrauensvolles, offenes Verhältnis zwischen Arzt und Patient ist dafür unerlässlich. Ziel der Therapie ist es,
einer symptomatische HIV-Infektion so lange wie möglich herauszuzögern.
Durch eine antiretrovirale Therapie (ART), das heißt, die Einnahme von HIV -unterdrückenden
Medikamenten, und Behandlung von Sekundärinfektionen kann der Krankheitsverlauf verlangsamt werden.
Da das Virus schnell Resistenzen gegenüber einzelnen Medikamenten entwickelt, hat sich die Therapie
durch gleichzeitige Einnahme mehrerer Medikamente durchgesetzt, die so genannte „Highly Active
Antiretroviral Treatment“ (HAART).
Zur Zeit werden drei Wirkstoffklassen angewandt: Nukleosid- und Nukleotidanaloga (NRTI),
Nichtnukleosidische Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NNRTI) und Protease-Inhibitoren (PI). Eine weitere
Wirkstoffklasse stellen Fusionsinhibitoren wie die Substanz T-20 dar.
Nukleosidartige Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NRTI)
Als erste Substanzgruppe wurden die nukleosidartigen Reverse-Transkriptase-Hemmer oder -Inhibitoren
entwickelt. Dies sind Substanzen, die aufgrund ihres chemischen Aufbaus als Nukleosidanaloga bezeichnet
werden. Sie hemmen die für die Virusvermehrung notwendige Reverse Transkriptase.
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Der älteste auch heute noch häufig verwendete Stoff ist das Zidovudin (auch Azidothymidin, AZT).
Weiterhin gehören in diese Klasse Lamivudin und Abacavir, die seit einiger Zeit auch als Kombination mit
Zidovudin in einer Tablette erhältlich sind – was zu einer Verringerung der Tablettenzahl führte. Häufige
Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen , Blutarmut und Schädigung peripherer Nerven. Selten können
schwere Entzündungen der Bauchspeicheldrüse auftreten.
Nukleotidartige Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NRTI)
Ein Vertreter der nukleotidartigen Reverse-Transkriptase-Hemmer oder -Inhibitoren (NRTI) ist Tenofovir .
Der Unterschied zu den nukleosidartigen RT-Hemmern besteht lediglich darin, dass er neben der
organischen Base einen Zucker- und einen Phosphatrest aufweist. Dadurch muss Tenofovir nicht so viele
verschiedene Stoffwechselschritte durchlaufen wie die älteren Substanzen. Die Nebenwirkungen betreffen
hauptsächlich den Magen-Darm-Trakt. Häufig sind Übelkeit , Erbrechen , Durchfall und Schwindel . Die
Substanz wird, anders als viele andere HIV-Medikamente, die in der Leber abgebaut werden, über die Nieren
ausgeschieden –, sodass Wechselwirkungen, die sonst zwischen anderen Medikamenten häufiger auftreten,
selten sind. Studien haben gezeigt, dass Tenofovir bei Patienten, die trotz vorbestehender Therapie eine
hohe Viruslast haben, gut wirksam ist.
Nicht-nukleosidartige Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NNRTI)
Nicht-nukleosidartige Reverse-Transkriptase-Inhibitoren hemmen ebenfalls die Reverse Transkriptase. Sie
sind jedoch keine veränderten natürlichen Stoffe, sondern sind künstlich entwickelt worden. Vorteilhaft ist die
andere Wirkungsweise bei gleichem Wirkziel. Dies führt zu einem anderen Resistenzmuster von HIV gegen
diese Substanzen. Sie können also auch dann noch wirken, wenn bereits NRTI-spezifische Mutationen
aufgetreten sind. Nachteilig ist, dass die Substanzen der NNRTI-Gruppe selbst untereinander nicht
austauschbar sind; hat HIV eine bestimmte Mutation gegen Medikamente dieser Gruppe entwickelt, wirken
auch die anderen Substanzen dieser Gruppe nicht mehr (Kreuzresistenzen). Die eingesetzten Substanzen
sind Nevirapin , Efavirenz und Delavirdin. Häufige Nebenwirkung sind Hautausschläge. Bei Nevirapin muss
die Leberfunktion überwacht werden. Bei Efavirenz können psychische Veränderungen und Albträume
auftreten.
Protease-Inhibitoren (Pl)
Das Enzym Protease, neben der Reversen Transkriptase und der Integrase für die Virusvermehrung
unentbehrlich, wird durch die Substanzklasse der Protease-Inhibitoren gehemmt. Zur Verfügung stehen unter
anderem Fosamprenavir, Indinavir, Nelfinavir und Ritonavir. In einigen Untersuchungen konnte gezeigt
werden, dass Kombinationen, die Protease-Inhibitoren enthalten, am effektivsten die Viruslast senken.
Deshalb enthält eine Kombinationstherapie für Betroffene mit extrem wenigen T-Helferzellen in der Regel ein
bis zwei Protease-Inhibitoren. Typische Nebenwirkungen betreffen den Magen-Darm-Trakt, besonders
Übelkeit und Durchfälle mit breiigen Stühlen sind häufig. Auch Hautausschläge können auftreten.
Entry-Inhibitoren (EI)
Entry-Inhibitoren, eine neue Substanzklasse, verhindern den Eintritt von HIV in die Wirtszelle. Sie hemmen
somit die Infektion weiterer Zellen, nicht jedoch die Bildung neuer Viren. Entry-Inhibitoren unterscheiden sich
je nach Wirkmechanismus in Substanzen, die das Andocken der Viren oder deren Fusion mit der Wirtszelle
unterbinden. Enfuvirtid ist der erste Fusionshemmer. In den USA wurde er im März 2003 zur
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Kombinationstherapie der fortgeschrittenen HIV-Krankheit zugelassen, das heißt wenn der Therapieerfolg
durch andere Kombinationstherapien ausbleibt oder diese nicht vertragen wurden.
Verlauf
Der Verlauf einer HIV-Infektion und einer AIDS-Erkrankung kann sehr unterschiedlich verlaufen.
Tage bis Monate nach der Ansteckung mit dem HI-Virus kommt es zur akuten HIV-Erkrankung.
Eine HIV-Infektion verläuft in vier Phasen:
Akute Phase
(vier bis sechs Wochen)
Zwei bis sechs Wochen nach einer Infektion können grippeähnliche Symptome wie Fieber , Nachtschweiß ,
geschwollene Lymphknoten , Übelkeit usw. auftreten (siehe auch Symptome).
Latenzphase
(meist mehrjährig)
In dieser Zeit vermehrt sich das Virus im Körper. Betroffene, sofern sie von ihrer Infektion wissen,
leiden allenfalls psychisch darunter, körperliche Symptome treten hingegen keine auf. Die Latenzzeit
kann auch gut bis zu zehn Jahren dauern.
(A)ids (R)elated (C)omplex
Es treten die gleichen Beschwerden wie in der Akuten Phase auf. Sie gehen jedoch nicht mehr zurück.
Krankheitsphase
Die Diagnose „Aids“ wird gestellt, wenn bei einem HIV-Positiven bestimmte Infektionen, die sogenannten
Aids definierenden Erkrankungen, festgestellt werden. Diese Infektionen nennt man opportunistische
Infektionen . Oft sind die Erreger solcher Infektionen für den gesunden Menschen bzw. ein gesundes
Immunsystem harmlos. Durch das geschwächte bzw. vernichtete Immunsystem eines HIV-Positiven kann
sich der Organismus jedoch nicht mehr gegen selbst harmlose Erreger wehren und es treten die o. g.
Infektionen auf. Als Maß für die Zerstörung des Immunsystems dient die T-Helfer-Zellen -Zahl im Blut eines
HIV-Infizierten. Der Standard-Grenzwert ist erreicht, wenn das T-Zell -Niveau eines Patienten unter 200–400
/ µl Blut fällt. Die Unterschreitung dieser Grenze stellt eine Behandlungsindikation dar. Es existiert die
Theorie, dass nicht jeder, der mit dem HI-Virus infiziert wurde, zwangsläufig Aids entwickelt. Hierzu gibt es
jedoch keine gesicherten Erkenntnisse.
Vorbeugen
Prävention ist die effektivste Maßnahme gegen HIV. Durch den Gebrauch von Kondomen,
sterilen Nadeln bei der Einnahme von Drogen und bei Impfungen sowie Blutspenden kann man einer
Infektion sehr sicher entgehen. Verzicht auf häufigen Wechsel des Sexualpartners und ein drogenfreier
Lebensstil sind noch wirksamere Präventionsmaßnahmen, die so gut wie alle Neuinfektionen verhindern
können. Nach einem Ereignis mit Ansteckungsrisiko kann die Ansteckung verhindert werden, wenn eine so
genannte Postexpositions-Prophylaxe stattfindet.
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Umgang mit erwachsenen HIV-Infizierten Aus der Tatsache, dass eine Infektion nur über Blut, Sperma und
Vaginalsekret und nicht jedoch über eine Tröpfcheninfektion erfolgt, ergeben sich die empfohlenen
Verhaltensweisen im Umgang mit infizierten Personen.
Risikoreich sind hingegen intime Beziehungen – gleichgültig ob hetero- oder homosexuelle. Grundlage
eines effektiven Schutzes vor einer HIV-Infektion ist die konsequente Anwendung von Safer Sex.
Eine HIV-Impfung existiert nicht.
An der hohen Mutationsrate des HI-Virus scheiterten bisher die langjährigen Forschungen um Impfstoffe,
die die Bildung von schützenden Antikörpern gegen das Oberflächenprotein gp120 fördern sollten. Als das
Mittel endlich gegen das sehr ähnliche SIV (SI-Virus, simian Immunodeficiency virus) der Affen erfolgreich
getestet war, hatte das HI-Virus in Freiheit die Struktur seines gp120 Oberflächenproteins verändert.
mehr als 500 T-Helferzellen/µl Blut = 1
200 bis 499 T-Helferzellen/µl Blut = 2
weniger als 200
T-Helferzellen/µl Blut = 3
80 % Fieber
78 % Abgeschlagenheit, Müdigkeit
68 % Unwohlsein,
Krankheitsgefühl
54 % Kopfschmerzen
54 % Appetitverlust
54 % Arthralgien (Gelenkschmerzen)
51 % Hautausschlag
51 % Nachtschweiß
49 % Myalgien (Muskelschmerzen)
49 % Übelkeit
46
% Diarrhoe (Durchfall)
46 % Fieber und Ausschlag (als Kombination)
44 % Pharyngitis oder
Schluckschmerzen
37 % orale Ulzerationen (Geschwüre im Mund)
34 % Steifer Nacken (vermutlich
aufgrund der auch dort befindlichen und angeschwollenen Lymphknoten)
32 % Gewichtsverlust größer als
2,5 kg
24 % Lichtempfindlichkeit
Jeder alltägliche soziale Kontakt im Beruf und Privatleben mit
Händereichen, Umarmen und Ähnlichem ist völlig unbedenklich.
Auch das gemeinsame Benutzen von
Besteck, Geschirr, Gläsern, Toiletten oder Handtüchern ist unbedenklich.
Es gibt keinerlei Hinweise auf
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ein erhöhtes Infektionsrisiko für Menschen, die mit einer infizierten Person im selben Haushalt leben.
Dabei sollten natürlich gewisse Vorsichtsmaßnahmen eingehalten werden und zum Beispiel keine
gemeinsame Zahnbürste benutzt werden, da hier über kleinere Verletzungen beim Zähneputzen ein
niedriges Infektionsrisiko vorhanden sein kann.
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