PATRICIA KOPATCHINSKAJA · BÉLA BARTÓK · RUMÄNISCHE

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Patricia Kopatchinskaja · Béla
Bartók · Rumänische Volkstänze
Sz 68 · Toccata aus der Suite für
Klavier solo · AM 14.11.2008 · Paul
Constantinescu · George Enescu
György Kurtág · Acht Duos für
Violine und Cymbal op. 4 · Manuel
de Falla · El paño moruno · Polo
Vivo · So klingt nur Dortmund.
2,50 E
KONZERTHAUS DORTMUND · Freitag, 14.11. 2008 · 19.00
Dauer: ca. 1 Stunde 45 Minuten inklusive Pause
Patricia Kopatchinskaja Violine
Emilia Kopatchinskaja ViolinE
Viktor Kopatchinsky Cymbal
Mihaela Ursuleasa Klavier
Abo: Solisten III - »Junge Wilde«
Wir bitten um Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen während der Vorstellung nicht
gestattet sind.
4I5
George Enescu (1881 – 1955)
Béla Bartók (1881 – 1945)
›Ménétrier‹ aus »Impressions d’enfance« für Violine und Klavier op. 28
Rumänische Volkstänze Sz 68
Transkription für Violine und Klavier von Zoltán Székely
Der Tanz mit dem Stabe. Allegro moderato
Brâul. Allegro
Der Stampfer. Andante
Tanz aus Butschum. Molto moderato
Rumänische Polka. Allegro
Schnelltanz. Allegro
Folkloristische Stücke für Violine und Cymbal
Paul Constantinescu (1909 – 1963)
›Toccata‹ aus der Suite für Klavier solo
György Kurtág (Geb. 1926)
Acht Duos für Violine und Cymbal op. 4
Poco sostenuto
Agitato, non allegro
Risoluto
Lento
Allegretto
Vivo
Adagio
Vivo
»Splitter« für Cymbal op. 6c
Molto agitato
Sostenuto
Vivo
Mesto
Manuel de Falla (1876 – 1946)
Béla Bartók
Suite populaire espagnole
Nach »Siete canciones populares españolas«
Transkription für Violine und Klavier von Paul Kochanski
El paño moruno. Allegretto vivace
Nana. Tranquillo
Canción. Calma e sostenuto
Jota. Allegro vivo
Asturiana. Andante tranquillo
Polo. Vivo
Rhapsodie Nr. 2 für Violine und Klavier Sz 90
›Lassú‹. Moderato
›Friss‹. Allegro moderato
Folkloristische Stücke für Cymbal solo
6I7
– Pause –
György Kurtág
Folkloristische Stücke für Violine und Cymbal
Maurice Ravel (1875 – 1937)
»Tzigane« für Violine und Klavier
Einführung mit Ulrich Schardt um 18.15 Uhr im Komponistenfoyer
Nach dem Konzert: »meet the artist!«
Programm
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Missverständnis oder Erfolgsmodell? Folklore in der Kunstmusik
Die Verwendung von Musik, die originär keine Kunstmusik, sondern Gebrauchsmusik, Musik
aus dem und für den Alltag von Menschen ist, setzt sich seit jeher dem Verdacht aus, dass hier
etwas Einfaches, gar Primitives gebraucht würde, das eines anspruchsvollen Komponisten
unwürdig sei und im Konzertsaal nichts zu suchen habe. Dieses Verdikt hält sich bis heute
hartnäckig, es ist aber so alt wie die Beschäftigung der Komponisten mit Volksmusik und
Folklore selber.
Ein herausragendes Beispiel in der Musikgeschichte stellt Béla Bartók dar. In seinem Komponistenleben sammelt der Ungar insgesamt 1 115 Instrumentalmelodien, die erst 22 Jahre
nach seinem Tode gefunden werden. Darüber hinaus lässt er sich von Melodien, Liedern, Tanzformen, schlicht der Folklore der diversen Völker Südosteuropas inspirieren und verarbeitet
diese auf kunstvolle Weise in seine formal, rhythmisch und tonal höchstmoderne Tonsprache,
die uns heute, auch 63 Jahre nach seinem Tod noch sehr modern erscheint. Soll Folklore also,
aus dieser Perspektive betrachtet, überholt und verzopft sein?
Arnold Schönberg, der in den Zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts konsequent auf
die Zwölftontechnik als den einzig wahren Weg setzt, verurteilt in Wort und Werk mehrfach
scharf den Weg der Beschäftigung des Komponisten mit der scheinbar einfacheren Musiksprache.
Er erblickt etwas Widersinniges darin, »auf die naturgemäß primitiven Gedanken der Volksmusik eine Technik anwenden [zu] wollen, die nur einer komplizierten Denkart angemessen ist.«
An anderer Stelle schreibt er: »Während nämlich nur volkstümlich werden kann, was von allen
erfasst werden kann, was also entweder so gedacht oder so gesagt ist, dass es jeder verstehen
kann, ist es ein wesentliches Merkmal höherer Gedanken, dass sie kaum ohne eine gewisse
Schulung des Denkens begriffen werden können.« Schönberg schließt also aus, dass Volksmusik und Kunstmusik eine erfolgreiche Verbindung eingehen können und dass ein Komponist
diese Welten kraft seiner technischen und kreativen Möglichkeiten verschmilzt.
Bartók steht für eine Gegenposition zu Schönbergs Anti-Folklorismus. Er ist davon überzeugt,
dass ein Komponist, der die Musiksprache der Bauern erlernt und beherrscht, imstande sein
muss, diese Musiksprache in seiner Kunstmusik so variabel einzusetzen, wie ein Dichter seine
Muttersprache gebraucht. Also sieht Bartók den Ursprung der Musik in der Folklore, in der
Musik der Bauern. Dieser hat sich der Komponist zu bedienen, aber nicht im Sinne einer simplifizierenden Volksmusik oder einer ideologisch motivierten einfachen Musik, wie sie immer
wieder von den kommunistischen Regierenden in Osteuropa vor und nach dem 2. Weltkrieg
10 I 11
eingefordert wird, vielmehr meint Bartók, dass das Wissen und Beherrschen der Volksmusik
eine Basis für die Komposition der Kunstmusik darstellt. Bartók erhofft sich von dem Studium
der bis dahin unbekannten und unerforschten ungarischen Bauernmusik sogar eine Erneuerung
der Kunstmusik. Einerseits arbeitet er mit Hilfe der Harmonien an der Befreiung von der Alleinherrschaft des Dur-Moll-Systems und andererseits am Durchbruch einer freien Taktmetrik, die
sich vom starren Korsett der Taktarten löst.
Bartók sagt dazu: »Denn der weitaus überwiegende und gerade wertvolle Teil des Melodienschatzes ist in den alten Kirchentonarten bzw. in altgriechischen und gewissen noch primitiveren [namentlich pentatonischen] Tonarten gehalten und zeigt außerdem mannigfaltigste
und freieste rhythmische Gebilde und Taktwechsel, sowohl im Rubato- als auch im Tempo-giusto5743 Anz_12_Tenoere_sw 01.09.2005 12:34 Uhr Seite 1
Vortrag.«
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Freude am Fahren
Werke
Mittels dreier Elemente gelingt es Bartók, der Volksmusik eine neue Ausdruckssprache in
seinen Kompositionen zu verschaffen:
1. mit Hilfe einer geeigneten Harmonisierung und Bearbeitung der Bauernmelodien
2. durch die Neuerfindung von Melodien, die denen der Bauernmusik ähnlich sind
3. durch die Komposition von Stücken, deren Musik »dieselbe Atmosphäre entströmt wie der
Bauernmusik.«
Die Musikerinnen und Musiker des heutigen Abends und ihr kunstvoll-bezugreiches Konzertprogramm stehen für einen lebendigen und zeitgenössischen Umgang mit der Folklore. Einerseits kommt Viktor Kopatchinsky als Cymbal-Virtuose aus der Volksmusik-Tradition, ist aber
heute Inspirationsgeber auch für westeuropäische Komponisten, andererseits stehen Patricia
Kopatchinskaja und Mihaela Ursuleasa für eine klassische Instrumentalausbildung in Verbindung
mit der lebendigen Beschäftigung mit der Musik Südosteuropas von Enescu über Bartók und
Kurtág hin zu Constantinescu. Ein lebendigeres Plädoyer für den gelungenen Austausch der
musikalischen Ausdruckswelten und Sprachen von Kunstmusik und Volksmusik, als es das
heutige Konzertprogramm darstellt, ist nur schwer vorstellbar.
Entdeckung Paul Constantinescu ›Toccata‹ aus der Suite für Klavier solo
Paul Constantinescu, ein in Deutschland nahezu unbekannter rumänischer Komponist, wird
1909 in Ploiesti geboren. Er studiert am Konservatorium in Bukarest und in Wien bei Joseph
Marx. Von 1935 bis 1941 war er Professor für Musiktheorie an der Musikakademie, danach
Professor für Komposition am Konservatorium von Bukarest. Er komponiert zwei Opern, zwei Sinfonien und eine Sinfonietta, eine Rhapsodie, eine Choreographische Dichtung, ein Streicherkonzert
(1955), ein Tripelkonzert für Violine, Cello und Klavier, ein Harfen-, ein Violin- und ein Klavierkonzert
(1952), Freie Variationen über eine byzantinische Weise aus dem 13. Jahrhundert, zwei Byzantinische Oratorien, Streichquartette und Filmmusik. Im Jahre 1963 ist er in Bukarest verstorben.
Intensität auf engstem Raum
György Kurtág Acht Duos für Violine
und Cymbal op. 4 und »Splitter« für Cymbal op. 6C
In seinen acht Duos für Violine und Cymbal, die lediglich fünf Minuten dauern, zeigt György
Kurtág sich als Meister der kleinen Form und somit als würdiger Nachfolger von Anton Webern,
12 I 13
aber auch Béla Bartóks, dessen hohe Kunst auf kleinstem Raume ja ebenfalls im heutigen
Konzertprogramm zu bewundern ist. Neben der Konzentration auf wenige Töne und Effekte
überzeugen die Duos mit spieltechnischen Besonderheiten und brechen mit Glissandi und
Halbtoneffekten ironisch das Bild vom Zigeunergeiger. Kurtág, im Westen noch nicht ganz
angekommen, und doch zutiefst beeindruckt und beeinflusst von seinem Studienaufenthalt
bei Darius Milhaud und Olivier Messiaen in den Jahren 1957 und 1958 in Paris, geht neue
kompositorische Wege. Die kleinste Form, das Fragment und die verschiedenen Kompositionsund Ausdrucksweisen atonaler Musik beeinflussen sein Schaffen. In dieser Phase entstehen
die Duos. Die »Splitter« komponiert Kurtág 1973, ein viersätziges Werk, das im Charakter ernst,
phasenweise trauernd ist. Das Cymbal sorgt in beiden Kompositionen für das unverwechselbare ungarische Kolorit.
Hartmut Lück, ein Kenner von György Kurtágs Schaffen, schreibt über dessen Musik: »Sie ist
zerbrechlich, schutzlos, wie unbeholfen tastend durchs Weglose, schwankend zum Rand des
Verstummens hin – aber dabei glühend von emotionaler Intensität.«
Neue Musiksprache Béla Bartók Rumänische Volkstänze Sz 68 Transkription
für Violine und Klavier von Zoltán Székely
Wenn Bartók Kompositionen schreibt, die von der Volksmusik Ungarns, Rumäniens, Transsilvaniens oder der Slowakei inspiriert ist, so scheinen seine Lieblingsinstrumente das Klavier und
die Violine zu sein. Neben seinem Favoritinstrument Klavier stellt gerade die Geige für Bartók
das ideale Instrument dar, um folkloristische Wurzeln, Melodien, die Volksliedern entstammen
und anspruchsvolle Violintechnik in einer neuen Musiksprache zu verschmelzen. Formal brillant
ist diese Musik, nur oberflächlich betrachtet scheint sie ungebändigt aufzutreten: Hohe kompositorische Ansprüche verändern und veredeln die »einfachen« Quellen zu individueller Kunstmusik. Hinzu kommt, dass Bartók als Inspirationsgeber und instrumentale Sparringspartner
Violinvirtuosen von Weltruf zu seinen Freunden zählen kann.
Für die ungarisch-englische Geigerin Jelli d’Arányi schreibt er 1921 und 1922 seine zwei
Sonaten für Violine und Klavier, für seine Landsleute Jószef Szigeti und Zoltán Székely komponiert er 1928 die zwei Violinrhapsodien, von denen am heutigen Abend die zweite erklingt.
Szigeti und Székely sind aber nicht bloß ausführende Künstler der Musik Bartóks, vielmehr
nehmen sie dank ihrer kreativen Ideen Einfluss auf die schöpferische Tätigkeit des Komponisten.
Es ist Székely, der auf den Gedanken kommt, die sechs rumänischen Volkstänze für Klavier und
Werke
Violine zu transkribieren. Das Original ist für Klavier solo gesetzt. Des Weiteren gibt es noch
eine Fassung für kleines Orchester. Noch in Bartóks schwerster Zeit, am Ende seines Lebens im
amerikanischen Exil, zieht Székely die Fäden für den Kompositionsauftrag des berühmtesten
Werkes Bartóks, des »Konzert für Orchester.«
Die sechs rumänischen Volkstänze entstammen dem Jahre 1925 und sind ein Beispiel und
Plädoyer Bartóks für die Kompositionsform der Bearbeitung vorhandener Volksweisen. Lange
nach seinem Tod findet man im Nachlass des Komponisten originale Volksweisen, -lieder und
Melodien, die er Zeit seines Lebens vor Ort in den Bauerndörfern gesammelt und mit Hilfe eines
Tonbandgerätes aufgezeichnet hat. Zunächst schreibt Bartók die rumänischen Volkstänze also
für Klavier und zwar durchaus so gesetzt, dass sie für Schüler spielbar sind. Székely erkennt
das Potenzial dieser Kompositionen, kümmert sich um die Transkription, und Bartók und Szigeti
spielen diese Fassung auch 1930 für eine Aufnahme ein.
Die einzelnen Tänze sind von aphoristischer Kürze und Prägnanz, geradezu mikroskopisch
zu betrachtende Musik, die mit ganz wenigen Gedankenblitzen ihren Charakter entfaltet. Die
Tänze basieren auf den traditionellen Vorbildern wie dem Steckentanz, Zigeunergeigenmelodien,
Szenen einer ländlichen Hochzeit oder einer rumänischen Polka.
Langsam und schnell Béla Bartók Rhapsodie Nr. 2 für Violine und Klavier
Die zwei Violinrhapsodien des ungarischen Komponisten sind zutiefst in der Volksmusik verwurzelt – bei höchster künstlerischer Veredelung. Beide Rhapsodien bauen auf der originalen
Zigeuner-Csárdásfolge von »lassú« und »friss« (langsam und schnell) auf. Die Melodien entstammen rumänischen Volksweisen aus Transsilvanien, angereichert mit einem Kolorit ungarischer und ruthenischer Melodien.
Die heute zu hörende zweite Rhapsodie ist verführerisch und voll geheimnisvoller Leidenschaft. Der »friss« der zweiten Rhapsodie ist natürlich wild und ungezähmt. Diverse Spieltechniken der Geige sind der Art und Weise des Zigeunergeigenspiels abgelauscht und doch auch
wieder so kunstvoll überhöht, dass sie nur von klassisch ausgebildeten Violinisten überhaupt
bewältigt werden können.
Bartók hatte interessanterweise Schwierigkeiten mit der Komposition der Schlussteile seiner
Rhapsodien. Für beide Rhapsodien gibt es alternative Schlussversionen. Noch 1945 bearbeitete
Bartók den Schlussteil der zweiten Rhapsodie.
14 I 15
Nächtliche Inspiration
Maurice Ravel »Tzigane« für Violine und Kla-
vier
Bei einem Besuch in London im Jahre 1922 lernt Maurice Ravel die ungarisch-englische Violinistin Jelly d’Arányi kennen. Jelly d’Arányi, eine Großnichte des berühmten Geigers Joseph
Joachim, beginnt als Pianistin, bevor sie sich an der Akademie in Budapest als Studentin bei
Jenö Hubay auf die Geige fokussiert. Nach Konzertreisen durch Europa und Amerika lässt sie
sich 1923 als geschätzte Violinistin in London nieder. Gemeinsam mit Béla Bartók spielt sie dort
1922 bzw. 1923 die Uraufführung seiner beiden Violinsonaten. Ralph Vaughan Williams widmet
ihr sein »Concerto Accademico«. Gustav Holst schreibt sein »Double Concerto for 2 Violins« für
sie und ihre Schwester Adila Fachiri. 1938 spielt d’Arányi die Londoner Erstaufführung des
lange verschollenen Violinkonzertes von Robert Schumann.
Bis morgens um fünf Uhr spielt d’Arányi Ravel Zigeuner-Melodien vor. Ravel verspricht ihr,
angeregt durch die Zigeuner-Weisen, ein Werk für sie zu komponieren. Die Skizzen dazu bleiben
aber zunächst liegen.
Die Geigerin und Bartók selbst müssen Ravel im Sommer 1923 bei einem gemeinsamen
Abendessen daran erinnern, das Werk fertig zu stellen. Zwei Tage vor der erfolgreichen Uraufführung erhält d’Arányi erst die Noten.
Ravel arbeitet in dieser Konzertrhapsodie mit dem ungarischen Idiom, in dem die Zigeunertonleiter harmonischer Ausgangspunkt der Klangreise ist. Das Werk ist formal dem Modell
der »Ungarischen Rhapsodien« für Klavier von Franz Liszt nachempfunden. Minutenlang
steht die Geige solistisch im Vordergrund. Die Komposition ist reich an technischen Höchstschwierigkeiten, Finessen und geigerischen Kunststücken. Dennoch ist dieses Werk keine
violintechnische Selbstbespiegelung, sondern vielmehr große Stimmungsmusik – fern jeder Folklore.
»Schardts Plattenschrank«
Live ist live und das Konzertprogramm des heutigen Abends stellt eine Aufforderung zum Konzertbesuch dar, denn keine Tonkonserve der Welt kann die Lebendigkeit eine solchen Abends
auch nur annähernd einfangen. Ein Tipp soll aber doch sein: Bartók sollte und muss man einfach mit Bartók selbst (am Klavier) gehört haben – am besten im Duo mit dem legendären
Jószef Szigeti an der Violine.
Werke
Patricia Kopatchinskaja
Patricia Kopatchinskaja wurde in Moldavien geboren, dem weinbauenden Land zwischen Rumänien und der Ukraine. Sie studierte Komposition und Violine in Wien und Bern, u. a. bei Evgenia
Tschugaeva und Igor Ozim. Im Jahr 2000 gewann sie den Internationalen »Henryk-Szeryng-Wettbewerb« in Mexiko, 2002 den hochdotierten »International Credit Suisse Group Young Artist
Award«. 2002/03 vertrat sie Österreich in der Konzertserie »Rising Stars« mit Auftritten in vielen
Weltmetropolen. 2004 wurde ihr der »New Talent - SPP Award« der European Broadcasting Union
(EBU) verliehen und 2006 der »Förderpreis Deutschlandfunk«. Ihre letzte Tournee als Gastdirigentin
und Solistin mit dem Australian Chamber Orchestra wurde von den Lesern des Australischen
Limelight Magazine als beste Kammermusikproduktion 2007 gewählt und führte zu umgehender
Wiedereinladung.
Patricia Kopatchinskaja spielte als Solistin mit führenden Orchestern, darunter die Wiener Philharmoniker, das Mozarteum Orchester Salzburg, das Philharmonia Orchestra London, das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin, die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, das Orchestre des
Champs-Elysées und das Finnische Radio-Symphonieorchester. Dabei arbeitete sie mit Dirigenten wie Philippe Herreweghe, Paavo Järvi, Andris Nelsons, Krzysztof Penderecki oder Heinrich
Schiff. Sie hat in bedeutenden Konzertsälen gespielt, u. a. in der Carnegie Hall New York, im
Musikverein und Konzerthaus Wien, im Mozarteum Salzburg, im Concertgebouw Amsterdam, in
der Wigmore Hall London, im Moskauer Konservatorium, im Sidney Opera House und in der Suntory Hall Tokyo. Seit der Spielzeit 2006/07 ist sie Künstlerin in der Reihe »Junge Wilde« des
Konzerthaus Dortmund.
Patricia Kopatchinskaja ist regelmäßig Gast bei international renommierten Festspielen wie
dem »Lucerne Festival«, dem »Montreux Jazz Festival«, den »Salzburger Festspielen«, den »Wiener Festwochen« und den Kammermusifestivals von Mondsee, Delft, Kuhmo, Oxford, West Cork
und Antalya.
Zwei CDs mit Patricia Kopatchinskaja, ein Recital mit Fazil Say und das neue Violinkonzert von
Fazil Say sind in diesem Herbst erschienen. Beethoven-Aufnahmen mit dem Orchestre des
Champs Elysées und Philippe Herreweghe folgen in Kürze.
Patricia Kopatchinskaja komponiert gelegentlich selber und sie hat die Gabe, zeitgenössische
Musik publikumswirksam zu machen: Sie spielte zahlreiche Uraufführungen, darunter die für sie
geschriebenen Violinkonzerte von Johanna Doderer, Otto Zykan, Gerald Resch, Gerd Kühr, Jürg
Wyttenbach und Fazil Say. Auch andere Komponisten haben ihr Werke gewidmet. Patricia Kopatchinskaja spielt eine Violine von Pressenda aus dem Jahr 1834, laut dem Magazin STRAD »ein
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BIOGRAFIEn
farbenreich klingendes Instrument, dessen Viola-artiges Timbre ihrem Spiel ein außerordentliches
tonliches Interesse verleiht«.
Patricia Kopatchinskaja ist Botschafterin der Stiftung »Terre des Hommes« und unterstützt
damit speziell Hilfsprojekte für Not leidende Kinder in Moldavien.
Emilia Kopatchinskaja
Emilia Kopatchinskaja besuchte in der Hauptstadt Moldaviens Chisinau das Musikgymnasium
und das staatliche Konservatorium, wo sie das klassische Violinstudium mit Solistendiplom
abschloss. Seit ihrer Heirat mit Viktor Kopatchinsky spielt sie hauptsächlich rumänisch-moldavische Volksmusik, bereiste mit diversen Ensembles die halbe Welt und spielt heute vor allem
im Duo mit ihrem Mann Viktor. Bis heute ist sie violinistische Beraterin ihrer Tochter Patricia.
Viktor Kopatchinsky
Viktor Kopatchinsky studierte ebenfalls in der Moldavischen Hauptstadt das Cymbal. Er wurde ein
gefeierter Cymbalvirtuose und leitete jahrelang verschiedene Volksmusikensembles in Moldavien,
mit denen er alle Länder des Ostblocks, in den Siebzigerjahren auch Europa, Lateinamerika,
Asien und Nordafrika bereiste. Zeitweilig ließ man ihn nicht mehr ins Ausland, weil er als Nichtmitglied der kommunistischen Partei seine Meinung über das Regime offen kundtat. Nach dem
Fall des eisernen Vorhangs emigrierte er mit der Familie nach Wien und erwarb die Österreichische Staatsbürgerschaft. Er spielt Solo und im Duo mit seiner Frau Emilia oder der Tochter
Patricia.
Sein Interesse gilt auch zeitgenössischen Werken von Komponisten wie Kurtág oder Cage und
so spielte er häufig in modernen Orchesterwerken, z. B. das neue Oboenkonzert mit Cymbal und
Kammerorchester von Francis Burt mit Wien Modern unter der Leitung von Dennis Russell Davies
im Wiener Musikverein, in der Oper »Die Wände« von Adriana Hölszky unter Ulf Schirmer am
Theater an der Wien, die kleine Oper »Renard« und »Ragtime« von Strawinsky mit Mitgliedern des
Mozarteum Orchesters im Landestheater Salzburg oder das neue Konzert für Violine, Cymbal und
Orchester von Ivan Sokolov zusammen mit Patricia und der Jenaer Philharmonie unter Andrej
Boreyko. Er wirkte auch bei den Wiener Philharmonikern unter Sir Georg Solti in Zoltán Kodálys
»Harry Janos« mit.
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Mihaela Ursuleasa
1978 in Brasov / Rumänien geboren, begann sie ihre Karriere als so genanntes Wunderkind. Dem
weisen Rat Claudio Abbados folgend, zog sie sich 1990 vom Konzertieren zurück und konzentrierte sich auf ihre schulische, musikalische und pianistische Ausbildung. Die Früchte dieser
Entscheidung erntete Mihaela Ursuleasa, als sie 1995 den renommierten »Clara-Haskil-Wettbewerb« gewann. Darauf folgten – neben der weiteren schulischen Ausbildung – sorgfältig ausgewählte Konzert- und Recitalabende. 1999 machte sie ihr Diplom im Konzertfach bei Professor
Heinz Medjimorec in Wien »cum laude«. Inzwischen hat sich Mihaela Ursuleasa als Ausnahmetalent von emotionaler Tiefgründigkeit in der Musikwelt etabliert; Paavo und Neeme Järvi, Marek
Janowski, Andris Nelsons und Mark Albrecht gehören zu den Dirigenten, die sie immer wieder zu
Konzerten einladen. Sie war zu Gast u. a. beim Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, beim Orchestre
National de France, bei der Weimarer Staatskapelle, beim Rotterdam Philharmonic Orchestra,
beim Pacific Symphony Orchestra, beim London Philharmonic Orchestra und regelmäßig bei den
Wiener Symphonikern. Unter den internationalen Festivals, bei denen sie auftrat, sind vor
allem das »Lucerne Festival« und die »Salzburger Festspiele« zu nennen. Insbesondere in Klavierabenden wird Mihaela Ursuleasas Ausdruckskraft erlebbar. Seit dem überragenden Erfolg
einer Recitaltournee im Frühling 2005 ist sie eine gefragte Künstlerin in den USA, seither ist in
jeder Saison Zeit für Konzerte in den Vereinigten Staaten und Kanada reserviert. In der Saison
2008 /09 wird sie u. a. mit dem Orchestre National de France, der Basel Sinfonietta und dem
Symphonieorchester Barcelona konzertieren und im großen Saal des Wiener Konzerthauses, in
der Laieszhalle in Hamburg und in der Kammermusikreihe in Luxemburg zu hören sein.
BIOGRAFIEn
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Auch wenn auf der Szenenfläche im Konzerthaus kein Vorhang fällt, ist diese Saison doch die
letzte für unsere »Jungen Wilden«. Bevor sich im nächsten Jahr eine neue Generation junger
Musiker in Dortmund vorstellt, zeigt die aktuelle Riege noch einmal ihr Können.
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Mo 15. 12. 08 Martin Fröst & Antti Siirala
19.00 Werke von Debussy, Bartók und Messiaen
Mi 18. 02. 09 Baiba Skride
19.00 Violinsonaten von Schubert, Mendelssohn
und Schostakowitsch
Mi 25. 02. 09 Martin Stadtfeld
19.00 Johann Sebastian Bach,
»Das Wohltemperierte Klavier« Teil I
Mi 18. 03. 09 Annette Dasch
19.00 Lieder von Schubert, Mahler, Ullmann
und Beaudoin
Mi 22. 04. 09 Gautier Capuçon
19.00 Cellosonaten von Prokofiew, Mendelssohn
und Rachmaninow
zugunsten KONZERTHAUS DORTMUND
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Texte Ulrich Schardt
Fotonachweise
Titel © Marco Borggreve
S. 4|5 © Marco Borggreve
S. 8|9 © Marco Borggreve
S. 16 © Marco Borggreve
Herausgeber KONZERTHAUS DORTMUND
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Redaktion Dr. Jan Boecker · Marion Schröder
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