Das Buch Esra (FB Hole) Kapitel 1

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Das Buch Esra (F. B. Hole)
Kapitel 1
Seine letzte Vision empfing der Prophet Daniel im 3. Jahr Kores’, des Königs von Persien. Wenn wir nun in unserer Bibel das Buch Esra aufschlagen, gehen wir in das erste
Jahr dieses großen Monarchen zurück, den bereits Jesaja etwa zwei Jahrhunderte vor
seiner Thronbesteigung namentlich erwähnte. In Jesaja 44,28 steht eine Vorhersage
über das, was dieser König tun würde. Esra 1,2 schildert nun, wie er die Voraussage
Jesajas in die Tat umsetzte.
Der Anfangsvers des Kapitels bezieht sich auf die Prophezeiung Jeremias, die den
Geist Daniels aufschreckte, wie er in seinem neunten Kapitel berichtet. Diese Voraussage steht in Jeremia 25,11–14. Daniel merkte, dass sie sich nun sehr bald erfüllen
musste, und das veranlasste ihn zu jenem denkwürdigen Gebet in Kapitel 9. Und Esra
hat genau aufgeschrieben, wie sie sich erfüllte.
Kores erkannte den HERRN an als „Gott des Himmels“, und nicht nur als Gott der
Königreiche. Schon Nebukadnezar sah sich zu einem ähnlichen Bekenntnis genötigt,
wie wir in Daniel 4,37 lesen. Liest man den in den Versen 2 und 3 zusammengefassten Inhalt der von Kores erlassenen Proklamation, muss man unweigerlich
annehmen, dass er wohl von der Weissagung in den Anfangsversen von Jesaja 45
sowie im letzten Vers von Kapitel 44 wusste. Das war ja keine Kleinigkeit für Kores,
die höchste Herrlichkeit und Macht Gottes so eindeutig anzuerkennen und Gottes
Befehl so gehorsam nachzukommen. So überrascht es auch nicht, dass Gott ihn als
„seinen Gesalbten“ bezeichnet.
Die Proklamation nannte keine Person oder Personen, die nach Jerusalem gehen und
das Haus bauen sollten; vielmehr stellte sie es jedem Juden frei zu gehen, der es von
ganzem Herzen wollte, und sicherte ihm für das anstehende Projekt großzügige Hilfe
zu. Von dieser Formulierung würden sich hauptsächlich fromme Juden ansprechen lassen, deren Herz für die Herrlichkeit Gottes und den Ort seines Namens schlug, während die eher weltlich und eigensüchtig Gesinnten dazu neigen würden, in ihrem bequemen Zuhause zu bleiben, das sie sich während der 70-jährigen Gefangenschaft
aufgebaut hatten, und diese Sache lieber anderen zu überlassen, die bereit waren,
sich den Schwierigkeiten und Entbehrungen zu stellen.
Beachten wir: Kores ging es darum, „das Haus des HERRN“ zu bauen. Der verwüstete
Zustand der Stadt war nicht sein Anliegen. Es war Nehemia, der sich zu einem späteren Zeitpunkt so große Sorgen um das zerstörte Jerusalem machte, dass er von Artaxerxes die Erlaubnis erwirkte, die Stadt zu bauen und wiederherzustellen. Der Erlass,
der Nehemia gewährt wurde, bildet den Anfang der „siebzig Wochen“ aus Daniel 9,25.
Es ging also zuerst um das Haus Gottes; die Stadt, wo die Menschen wohnten, kam
erst an zweiter Stelle. Dies ist ein Grundsatz von bleibender Bedeutung.
Doch die Neigung, ihn zu vergessen, ist sehr stark. Auch jene Juden, die dem Aufruf
des Kores nachkamen, vergaßen ihn schnell, wie wir beim Lesen des Propheten Haggai sehen werden. Schon bald bauten sie an ihren „getäfelten Häusern“, während das
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Haus Gottes „wüst“ lag. Auch unter dem Volk Gottes heute zeigt sich diese Neigung
sehr deutlich.
Schauen wir nun sorgfältig auf die Analogie der Ereignisse in der Geschichte des Judentums und dem, was in der Geschichte der Christenheit geschehen ist.
Im Judentum wurde das durch Mose gegebene Gesetz weithin missachtet, und die
unter David gefestigte königliche Autorität korrumpierte so sehr, dass sie schließlich
die Babylonische Gefangenschaft traf. In der Christenheit ging die Reinheit des Evangeliums schon bald verloren, und die Leitung des Geistes durch das Wort pervertierte
und verkam zur fleischlichen Herrschaft sogenannter „Päpste“ in Rom, von denen viele
Anführer in Ungerechtigkeit waren. Dieser Verfall erreichte seinen Höhepunkt im 14.
und 15. Jahrhundert. Und ebenso wie unter Kores eine Erweckung äußerlicher und
geographischer Natur begann – auch wenn daran eine Anzahl wahrhaft frommer Männer beteiligt war –, schenkte Gott im 16. Jahrhundert in der Geschichte der Christenheit eine Erweckung eher innerlicher und geistlicher Natur; und aus dem geistlichen
„Babylon“ ging etwas hervor, das bis in unsere Tage Bestand hat. Schauen wir doch
einmal im Licht von alledem, was wir aus den ersten Kapiteln des Buches Esra lernen
können.
Vers 5 in Kapitel 1 zeigt, dass Gott in vielen Seelen wirkte, auch bei politischen und
religiösen Führern, was sie antrieb, die sich bietende Gelegenheit zu nutzen, ins Land
der Väter zurückzukehren, um die Anbetung Gottes, durch den Wiederaufbau seines
Hauses, neu zu etablieren. Dies wurde in Gottes Vorsehung von Kores aktiv gefördert.
Außer den wertvollen Geräten, die von Juden beigesteuert wurden, die nicht selbst an
der Expedition nach Jerusalem teilnahmen, gab er alle heiligen Geräte des Hauses des
HERRN zurück, die Nebukadnezar in das Haus seiner Götter gebracht hatte. Neben dem
geistlichen Werk an den Seelen im Volk Gottes wirkte Gott in seiner Vorsehung auch
in der Welt um sie herum. So geschah es auch immer wieder in jüngster Zeit.
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Kapitel 2
Mit Ausnahme der letzten drei Verse ist dieses Kapitel voll von Detailangaben zu den
Zahlen derer, die dem Aufruf nachkamen und die unter den Häuptern ihrer Familien
aufgelistet sind. Die Häupter werden aufgeführt und ihre Familien gezählt. Gott achtete auf sie und ließ ihre Namen aufschreiben, während die, die nicht von Herzen bereit
waren zu gehen, stillschweigend übergangen wurden.
Als erster Name wird Serubbabel erwähnt, der zum „Tirsatha“ oder Statthalter wurde;
an zweiter Stelle steht Jeschua, der Priester, der in den Büchern Haggai und Sacharja
Josua heißt. Sie waren die Führer auf dem Wanderzug der 42360 Juden, dazu noch
einige Knechte und Habseligkeiten. Das Königtum wurde nicht wieder errichtet, wodurch ja die Zeiten der Nationen aufgehört hätten. Noch immer wurden sie von Heiden
beherrscht.
Doch war es eine wirkliche Erweckung; und deren erstes Kennzeichen war: Sie kehrten zu Gottes ursprünglichem Zentrum zurück. Verglichen mit der Gesamtzahl der
zerstreuten Juden waren es nur wenige; und viele weltlich Gesinnte mögen sie wohl
als „Serubbabeliten“ belächelt haben. Doch das waren sie nicht, sondern einfach einige wenige, denen es um ihren Gott ging und die seinen ursprünglichen zentralen Ort
suchten, wo Er seinen Namen hatte wohnen lassen.
Zweitens beanspruchten sie keine Befugnisse, die durch früheres Versagen verwirkt
worden waren, wie wir in den Versen 59–63 sehen. Peinliche Fragen tauchten da auf,
ob einige wahrhaft Kinder Israels und andere wirklich Nachkommen von Priestern waren, da man ihre Geschlechtsregister nicht fand. In früheren Tagen mochten solche
Fragen durch Anrufung Gottes mittelst der „Urim und Tummim“ geklärt worden sein.
Aber die hatten sie auch nicht mehr und waren demütig genug, dies anzuerkennen.
Wenn Gott nach schwerem Versagen eine Wiederbelebung gewährt, mag es Ihm
durchaus gefallen, nicht alles so wiederherzustellen – besonders im Blick auf äußere
Zeichen von Macht –, so wie es am Anfang einmal war. Beachten wir es nur – noch
einmal wollen wir es sagen. Gewisse Bekundungen der Kraft, wie sie in den Tagen der
Apostel zu sehen waren, sind heute nicht mehr wirksam.
Ein drittes Merkmal wahrer Erweckung zeigt sich in dem Geist echter Hingabe, der
einige der „Häupter der Väter“ des Volkes auszeichnete, als sie zurück im Land waren,
wie die letzten Verse von Kapitel 2 berichten. Auch wenn dieser Geist nicht lange
durchgehalten wurde, war er doch zu Anfang offenkundig. Wenn Gott zu wirken beginnt, reagiert immer wenigstens ein Teil seines Volkes mit Bereitwilligkeit.
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Kapitel 3
Wenn wir nun mit dem Lesen von Kapitel 3 anfangen, tritt ein viertes Kennzeichen
wahrer Erweckung deutlich zu Tage: Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes. In Vers
2, und noch einmal in Vers 4, heißt es: „... wie geschrieben steht“, bzw.: „... wie es
vorgeschrieben ist“. Ihre erste Handlung nach der Rückkehr ins Land bestand, wie
gesagt wird, darin, ihrem Gott in der Weise zu nahen, wie Er es am Anfang angeordnet hatte. So groß war der Gegensatz zwischen ihren jetzigen, bescheidenen Umständen und den großen Tagen, als unter Mose das Gesetz gegeben und die Stiftshütte
errichtet wurde, oder den freudigen Tagen Salomos, als der erste Tempel erbaut wurde. Und doch erkannten sie an, dass das, was Gott am Anfang einer seiner Haushaltungen verfügt hatte, unverändert bis zu ihrem Ende besteht.
So probierten sie es nicht mit Neuerungen, nach ihren eigenen Vorstellungen darüber,
was wohl passend sein könnte, sondern griffen einfach auf das ursprüngliche Wort
Gottes zurück. Sie begannen mit dem Brandopfer, das die Grundlage alles Handelns
Gottes mit ihnen bildete; und als der siebte Monat gekommen war, feierten sie das
Laubhüttenfest, das in diese Zeit fiel – und das, obwohl ja der Grund des Tempels
noch gar nicht gelegt worden war. Sehr zurecht kamen die Brandopfer noch vor dem
„Haus“, das jedoch nicht vergessen wurde, wie Vers 7 zeigt. Für das Haus traf man
nun die nötigen Vorbereitungen, denn es war ja der Hauptzweck ihrer Rückkehr ins
Land.
Mit Vers 8 sind wir nun im zweiten Jahr ihrer Rückkehr und finden sie bei der Fortführung des Werkes, so dass tatsächlich der Grund des Hauses gelegt wurde. Dies führte
zu einer sehr bewegenden Szene, in der sich Freude und Trauer mischten. Freudenjubel und Dank stieg auf zu Gott, „nach der Anweisung Davids, des Königs von Israel“,
durchaus passend zur Situation. Sechsundzwanzigmal wird in Psalm 136 erklärt: „Seine Güte währt ewiglich“, was sie nun für sich selbst nachvollzogen, als Vertretung für
ganz Israel. Das war ein Bekenntnis, dass diese Erweckung, an der sie jetzt teil hatten, keineswegs auf ihre Verdienste zurückzuführen war. Alles gründete sich nur auf
die Barmherzigkeit Gottes. So beruhte auch jede Erweckung, die Gott in der traurigen
Geschichte der Christenheit schenkte, auf Gottes Erbarmungen, ohne Verdienst unsererseits. Lasst uns das nie vergessen!
Noch eine ganz andere Seite dieses großen Ereignisses: Da waren nämlich „alte Männer“, die das erste Haus in seiner ganzen Pracht gesehen hatten, und die Stimme ihres Weinens verband sich mit der Stimme des Jubels derer, die sich freuten, so dass
beides nicht zu unterscheiden war. Verglichen mit der Zahl aller Anwesenden, muss
die Anzahl der Alten, die noch den ersten Tempel gesehen hatten, gering gewesen
sein. Demnach muss ihr Weinen hemmungslos und laut gewesen sein. Sind wir geneigt, sie als undankbare Schwerenöter anzusehen, die den Glanz eines großen Ereignisses trübten?
Nein, durchaus nicht. Wir lassen gelten, dass sie eine andere Seite des Geschehens
zum Ausdruck bringen, die immer dann empfunden werden sollte, wenn wir uns an
einer Zeit der Erweckung freuen können, die Gott in seiner Gnade schenkt. Wie gesegnet eine solche Erweckung auch sein mag, so gedämpft ist auch unser Jubel durch
die Erinnerung an die Gnade und die Vollmacht, die den Anfang in der Kraft der Apostel kennzeichnete, wie er in den ersten Kapiteln der Apostelgeschichte beschrieben
Das Buch Esra – F. B. Hole – Seite – 5 –
wird. Dabei wird uns bewusst, wie vergleichsweise gering und unvollkommen alles ist,
was wir erleben. Das muss uns zwar nicht gleich Tränen in die Augen treiben, ist aber
für uns ernüchternd und wohltuend.
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Kapitel 4
In den Anfangsversen von Kapitel 4 zeigt sich ein weiterer schwerwiegender Umstand.
Wie immer, wenn ein Werk Gottes geschieht, traten auch hier Feinde auf, deren erster
Schritt ziemlich nach Schmeichelei roch und von daher auch sehr verführerisch war.
Sie kamen mit dem Bekenntnis, den wahren Gott zu suchen und Ihm zu dienen; so
boten sie ihre Hilfe beim Bau des Hauses an und gaben sich ganz wie Geschäftspartner. Dadurch kam ein fünftes prägendes Merkmal dieser Erweckung zum Vorschein –
eines von großer Bedeutung: Serubbabel, Jeschua und andere Führungsleute gingen
auf ihre Bündnisofferte nicht ein und wahrten ihre Stellung der Absonderung von der
Welt um sie herum. Hätten sie eingewilligt, wäre das Werk von Anfang an ruiniert gewesen.
Beim Lesen des letzten Kapitels aus dem Buch Nehemia bemerken wir in diesem
Punkt ein Versagen, so dass das Werk Schaden nahm. Ähnlich erging es auch Erweckungen in der Geschichte der Christenheit, die allzu oft auf dieselbe Weise zerfielen.
So zum Beispiel die Reformation: Sie blieb weit hinter dem zurück, was aus ihr hätte
werden können – eine Folge davon, dass sich zu viele ihrer Führer auf Bündnisse mit
säkularen, weltlichen Personen und Mächten einließen, so dass sogar Religionskriege
geführt wurden. Und ein derartiges Geschehen ließ die Kraft und den geistlichen Ansatz dieser Erweckung sehr schnell verpuffen.
Unter Serubbabel und Jeschua jedoch wurde die Trennungslinie zwischen dem zurückgekehrten Überrest Israels und dem um ihn herum wohnenden Mischvolk strikt gewahrt, und die Folgen zeigten sich sofort. Streitpunkte, die leicht zu Kampfhandlungen
führen könnten, werden häufig, zumindest zeitweilig, durch Kompromissbereitschaft
beigelegt. Jede Seite gibt in ein paar Punkten nach, und schon ist der Friede gekittet;
nicht so hier.
Nicht Kompromiss war die Losung, sondern Absonderung, und diese stieß auf
unerbittlichen Widerstand. Nicht nur ihre Hände sollten auf verschiedene Weise geschwächt werden; sondern es wurden auch andauernd Ratgeber angeheuert, um in
den Hauptquartieren gegen sie zu arbeiten. Hieraus ergibt sich ein sechstes Merkmal,
das wir beachten müssen. Wenn wahre Gläubige auf Absonderung von der Welt bedacht sind, bekommen sie es auch mit ihrer Feindschaft zu tun. Das gilt heute ebenso
wie zu irgendeiner Zeit in der Geschichte. Mit Kompromissen können wir dem vielleicht weitgehend ausweichen, werden dabei aber auch unsere Kraft einbüßen. Wenn
wir uns abgesondert halten, müssen wir in der einen oder anderen Form mit Gegenwind rechen, denn die Schrift selbst sagt: „Alle aber auch, die gottselig leben wollen in
Christus Jesus, werden verfolgt werden“ (2Tim 3,12). Das muss nicht unbedingt äußerliche Gewalt bedeuten, wie beim Apostel Paulus, sondern kann auch indirektere
und unauffälligere Formen annehmen. Wenn es ganz ausbleibt, ist das keine Empfehlung für uns. Im Gegenteil: Es würde bedeuten, dass uns der große Widersacher im
Blick auf seine Pläne für harmlos hält und deshalb unsretwegen keine Energie verschwendet.
Hier war es ganz anders: Der Feind bot seine Kraft gegen diejenigen auf, die kompromisslos daran gingen, das Haus Gottes wiederaufzubauen, wie es prophezeit worden war. Der Widerstand ließ keineswegs nach, denn in den Versen 5–7 werden nicht
weniger als vier Könige erwähnt. Gleich in den Tagen Kores´ fing es damit an und
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ging weiter bis zur Zeit des Darius (Vers 5), der in der weltlichen Geschichtsschreibung den Beinamen Hystaspis trägt. Zwischen diesen beiden Königen kam Ahasveros,
nicht der aus dem Buch Esther, sondern der, den die Geschichte als Kambyses II.
(529–523) kennt. Während seiner Regierung waren die Gegner überaus aktiv und verfassten eine Anklageschrift gegen die Juden in Jerusalem, die jedoch ohne erkennbare
Wirkung blieb.
Dann kam der Artasasta von Vers 7, der mit jenem Usurpator identisch ist, der in der
heidnischen Geschichte als Smerdis/Bardiya) bekannt ist und nur ganz kurz herrschte
(523–522). Als Usurpator lag ihm natürlich viel daran, Erlasse seiner Vorgänger auszuhebeln oder ganz aufzuheben, um, wenn möglich, seine eigene Stellung zu festigen.
Die Gegner sahen, dass ihnen dieser Mann eine sehr gute Chance bot, ihre Petition
durchzusetzen; und so versandten sie noch einmal einen Brief.
Auch mit der Länge der Zeit und trotz früherer Misserfolge hatte der Widerstand nicht
nachgelassen. Er hatte eher noch zugenommen, wie beim Lesen der Verse 7–9 deutlich wird. Der Brief wurde abgeschickt im Namen gewisser Männer von hohem Ansehen unter den Bewohnern des Landes, und unterstützt wurden sie von nicht weniger
als neun Völkergruppen, Sippen oder Völkern, die damals in den Landschaften rund
um Israel ihren Wohnsitz hatten. Ganz offensichtlich machte dieses Dokument großen
Eindruck.
Die Verse 11–16 enthalten eine Abschrift dieses Briefes, woraus ersichtlich wird, wie
geschickt der Widersacher Lügen mit Tatsachen vermischen kann, um so den Sachverhalt zu verdrehen und falsch zu interpretieren.
Als erstes fällt uns auf, dass nichts über den Zweck des Zurückkommens der Juden
nach dem Befehl des Kores gesagt wird – nämlich der Wiederaufbau des Hauses Gottes. Sie reden viel vom Bau der Stadt und ihrer Mauern. Möglich, dass auch solche
Arbeiten in kleinem Umfang ausgeführt wurden, was ihnen einen Vorwand lieferte; wir
wissen aber, dass in dieser Hinsicht nichts ernst zu nehmendes geschah, bis zur Zeit
Nehemias. So etwas gegenüber dem König zu behaupten, war eine glatte Lüge.
Und die Annahme, die Stadt würde wiederaufgebaut, denunzierte sie außerdem als
üblen und rebellischen Ort. Es stimmte schon, dass die letzten Könige, besonders Zedekia, schlechte und unzuverlässige Männer waren, die in rebellischem Geist ihr Wort
brachen, was ihre Anklage ein Stück weit begründete. Doch ursprünglich war die Stadt
von Gott erwählt worden; und Er hatte ihr für kurze Zeit die Herrschaft gegeben. Sie
ergriffen die Gelegenheit, wegen des schlechten Benehmens der letzten Könige, die
dort regierten, die ganze Geschichte Jerusalems anzuschwärzen: ein klares Beispiel
dafür, wie untreue Diener das ganze Werk Gottes verunehren können und so dem
Gegner die gewünschte Gelegenheit bieten.
Als drittes fällt uns die Art und Weise auf, wie sie die Sache darstellen, als ob sie ganz
auf Vorteil und Ansehen des Königs bedacht gewesen wären und selbst nur geringes
Interesse daran gehabt hätten. Dieser Artasasta, nach unserem Verständnis ein Usurpator, musste besonders alles fürchten, was seine Autorität angreifen könnte. Der
große geistliche Widersacher, der hinter den menschlichen Feinden steht, weiß, wie
man es anstellen muss!
Die letzten Verse unseres Kapitels zeigen, dass der Brief die gewünschte Wirkung hatte. In jener frühen Zeit wurde alles sorgfältig festgehalten; man forschte nach und
Das Buch Esra – F. B. Hole – Seite – 8 –
stieß schließlich auf das untreue Handeln Zedekias und anderer sowie auf Berichte von
der gewaltigen Herrschaft, die einst Männer wie David oder Salomo ausgeübt hatten.
Ausgestattet mit dem Verbotserlass erwirkten die Gegner mit „Gewalt und Macht“,
dass die Arbeit am Haus Gottes aufhörte. Es schien, als wäre Gottes Absicht in dieser
Sache völlig vereitelt worden.
So war es immer wieder in der traurigen Weltgeschichte. Schon ganz am Anfang sah
es so aus, als ob Gottes Plan mit der Erschaffung Adams durch den Sündenfall durchkreuzt wäre. Es schien so, als ob Gottes Ruf an Abraham, ins verheißene Land zu ziehen, dadurch unwirksam würde, dass seine Nachkommen nach Ägypten hinabgingen.
Und jetzt sah es so aus, als ob der von David und Salomo errichtete Tempel nie mehr
bestehen sollte. So war es auch in der Geschichte der Christenheit, als Gott in seiner
belebenden Gnade immer wieder eingriff. Der Feind gibt einfach keine Ruhe, und immer kann er auf menschliche Werkzeuge zurückgreifen. Dies geschieht auch in unseren Tagen. Wir brauchen nur die Geschichte der letzten hundert Jahre zu betrachten –
und im besonderen vielleicht die der englischsprachigen Welt –, um dies deutlich vor
Augen zu haben.
Gewinnt denn am Ende der Widersacher die Oberhand? In der Geschichte, die wir vor
uns haben, finden wir die Antwort in den Kapiteln 5 und 6. Wenn Gott eingreift, wird
alles verändert. Und letztendlich greift Gott immer ein. Möge das für uns Trost und
Ermunterung sein!
Das Buch Esra – F. B. Hole – Seite – 9 –
Kapitel 5
Bei der Betrachtung der ersten vier Kapitel sind wir auf sechs Kennzeichen der den
Juden gewährten Erweckung gestoßen, wie Esra sie festhielt. Diese wollen wir hier
noch einmal kurz aufzählen:
1.
2.
3.
4.
5.
6.
Eine Rückkehr zu Gottes ursprünglichem Zentrum
Kein Anspruch auf durch früheres Versagen verwirkte Vollmachten.
Ein Geist der Hingabe und Selbstaufopferung
Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes
Eine Stellung der Absonderung von der sie umgebenden Welt und folglich:
Feindschaft vonseiten der Welt
Wir beginnen nun mit dem Lesen von Kapitel 5, und schon begegnet uns ein siebtes
Merkmal, das das Bild unmittelbar abrundet. Nachdem die Arbeit am Haus Gottes aufgrund des Verbotes des persischen Usurpators aufgehört hatte, erwies sich unter ihnen das Wort Gottes in Kraft, nämlich durch die Propheten Haggai und Sacharja. Ihr
prophetischer Dienst bewirkte, dass die Juden erneut den Bau des Hauses Gottes in
Angriff nahmen, obwohl es ihnen verboten worden war.
Die Worte dieser beiden Propheten sind in den zwei nach ihnen benannten Büchern
vermerkt; und wenn wir nun einen kurzen Blick auf ihre Prophezeiungen werfen, erkennen wir leicht deren allgemeine Stoßrichtung oder Tragweite.
Haggais Botschaft war ein ganz deutliches Wort des Tadels, der Zurechtweisung und
der Ermutigung. Sie hatten mit dem Bauen am Haus Gottes aufgehört und zeigten
nun allzu freudigen Einsatz beim Bau ihrer eigenen hübschen Häuschen. Er forderte
sie dazu auf, wieder am Haus Gottes weiterzuarbeiten, und er ermunterte sie mit dem
Ausblick auf eine zukünftige Herrlichkeit; er warnte sie jedoch auch vor der Einbildung, ihr Tun sei vollkommen. Dem prüfenden Auge Gottes blieb ja keine Unreinheit
in den Werken ihrer Hände verborgen.
Sacharjas Botschaft ermutigte ebenfalls, enthielt aber mehr Visionen und symbolische
Belehrung. Er sagte die Ankunft des Messias voraus, der allerdings für dreißig Silberstücke verkauft und verworfen werden würde; und das Schwert des HERRN würde
gegen Ihn erwachen, so dass sich seine Hand im Segen den „Kleinen“ zuwenden würde, die ihrerseits tiefe Reue zeigen würden. Dessen ungeachtet würde der Messias als
der HERR selbst in Herrlichkeit wiederkommen, und Jerusalem würde schließlich dem
HERRN heilig werden.
Das erneute Bauen am Haus rief sofort die Feinde wieder auf den Plan. Hinter diesen
menschlichen Feinden stand der große Widersacher, den es zwar nicht stört, wenn
Gottes Kinder „ihr eigenes Nest mit Federn polstern“, der sich aber allem widersetzt,
was für Gott ist. Vielleicht erstaunt es uns, dass die Propheten das Volk zur Missachtung des Verbots zum Bau des Hauses anspornten; aber Gott wusste ja, dass nach
der Entmachtung des Usurpators und der Thronbesteigung eines anderen Königs aus
der alten Dynastie der Weg frei sein würde. Nun saß der Darius aus Vers 6 auf dem
Thron, der schon in Vers 5 des vorigen Kapitels erwähnt worden war; und der war genau so ein Usurpator wie Artasasta oder Smerdis, mit der Neigung, die Erlasse seiner
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Vorgänger aufzuheben. Der neue König aus der alten Linie war nun dazu bereit, die
früheren Erlasse zu bestätigen und die des Usurpators aufzuheben.
Daher veranlasste Darius, als eine erneute Klage gegen die Juden vorlag – diesmal
wegen des Bauens am Tempel –, eine Untersuchung der alten Aufzeichnungen, um
den wahren Sachverhalt aufzudecken. Davon lesen wir am Anfang von Kapitel 6. Doch
wir tun wir gut daran zu beachten, welchen Standpunkt die Führer der Juden einnahmen, als sie erneut mit ihren Gegnern zu tun bekamen; darüber berichtet der letzte
Teil von Kapitel 5 (ab V. 11).
Ihre Gegner gaben an, dass die Juden, als sie in der Sache zur Rede gestellt wurden,
ihre Erwiderung zweifach begründeten – religiös und politisch –, wobei sie den religiösen Grund zuerst nannten und sagten: „Wir sind die Knechte des Gottes des Himmels
und der Erde“, und nach seinem Befehl bauen wir. An zweiter Stelle (V. 13) führen sie
an, dass Kores sie ursprünglich dazu ermächtigt hatte.
Ihre Stellung war wirklich stark. Jahrhunderte später wurden Petrus und die anderen
Apostel durch den jüdischen Rat zur Verantwortung gezogen, um sie nach Kräften
daran zu hindern, den auferstandenen Christus zu predigen und damit das geistliche
Haus zu bauen, das am Tag der Ausgießung des Geistes gegründet worden war (Apg
2). Ihre Antwort: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“ (Apg 5,29);
also verkündeten sie weiterhin das Evangelium, obwohl es ihnen die religiösen Machthaber verboten hatten. Hier jedoch war der Urteilsspruch des Darius überaus günstig.
Er setzte den Verbotsbefehl außer Kraft und bestätigte den ursprünglichen Erlass des
Kores. Und so gebrauchte Gott menschlichen Zorn zu seinem Lob und zur Erfüllung
seines Wortes.
Das Buch Esra – F. B. Hole – Seite – 11 –
Kapitel 6
Nachdem das Originaldekret von Kores aufgefunden worden war, ergab sich, dass es
viel detaillierter und für die Juden günstiger war, als ihre Feinde gedacht hatten. Es
verlangte nicht nur, dass man sie unbehelligt ließ, sondern ihnen vielmehr bei der Arbeit half und sie nach Bedarf materiell unterstützte; und alle, die darauf aus waren,
den Bau zu behindern oder zu zerstören, sollten ihrerseits vertilgt und ihre Häuser zu
Kotstätten werden.
So geschah es, dass das Haus im Lauf einiger Jahre gebaut wurde und erst im sechsten Jahr des Darius fertig wurde, wie Vers 15 berichtet. Als es dann endlich so weit
war, begann eine Zeit großer Freude: Opfer wurden dargebracht und das Passah gefeiert, wie der letzte Teil von Kapitel 6 berichtet. Zwei Dinge kennzeichneten dabei das
Volk, die wir nicht übersehen sollten: Zunächst wurde das Passah gegessen, und zwar
nicht nur von den Kindern Israel, die aus der Gefangenschaft zurückgekehrt waren,
sondern auch von all denen, die „sich von der Unreinheit der Nationen des Landes zu
ihnen abgesondert hatten, um den HERRN, den Gott Israels zu suchen“. Aus Jeremia
52,16 entnehmen wir, dass beim Abtransport in die Gefangenschaft einige „von den
Geringen des Landes“ zurückgelassen wurden, die als Knechte das Land weiter
bebauen sollten. Einige von ihnen oder ihren Nachkommen reinigten sich von bösen
Dingen, in die sie verstrickt waren, machten nun in dieser Zeit der Erweckung und des
Segens mit und nahmen somit auch Teil am Fest der ungesäuerten Brote.
Ein zweites Merkmal weist in dieselbe Richtung und wird schon in einem früheren Vers
beschrieben. Sie erkannten sehr wohl, dass im Blick auf die traurige, von Sünden belastete Geschichte der Nation ein Sündopfer notwendig war, wenn sie würdig vor dem
Gott ihrer Väter erscheinen wollten. Dieses Sündopfer bestand nun aus zwölf Ziegenböcken, „nach der Zahl der Stämme Israels“, wo doch die Masse der Heimkehrer aus
der Gefangenschaft den Stämmen Juda und Benjamin angehörte.
Inzwischen waren zwar schon fünf oder sechs Jahrhunderte vergangen, seit der Teilung der Nation durch die Abspaltung der zehn Stämme unter Jerobeam, doch der zurückgekehrte Überrest erkannte an, dass Gott die ganze Nation aus Ägypten gerufen
hatte, dass die erfolgte Teilung ihr Fehler war, und nicht Gottes Absicht, und dass Gott
niemals von seiner ursprünglichen Absicht und seiner Berufung abweicht. Deshalb trugen sie noch immer die zwölf Stämme in ihrem Herzen. Sie waren zwar nur ein Überrest, hielten aber an Gottes Plan und Vorsatz in Bezug auf die ganze Nation fest.
Das redet auch sehr deutlich zu uns, heute. Die Christenheit ist wirklich sehr zersplittert, doch wenn Gläubige mit Überrest-Charakter gefunden werden, die sich an das
halten, was wir im Buch Esra sehen, müssen sie auch immer die gesamte Kirche Gottes vor Augen haben und dürfen sich nicht völlig abkapseln, als ob andere vor Gott
nicht zählten. Jedem verfügbaren Israeliten, der rein war, weil er sich von den Verunreinigungen der sie umgebenden Heiden abgesondert hatte, sollten die dargebrachten
Opfer zugute kommen; und so konnte er auch teilnehmen am Fest des Passahs und
der ungesäuerten Brote.
Das Buch Esra – F. B. Hole – Seite – 12 –
Kapitel 7
Nach diesen Begebenheiten, so sagt uns Vers 1 von Kapitel 7, verließ der Priester Esra
Babel und zog, gemeinsam mit anderen Leviten, nach Jerusalem hinauf. Das war im
siebten Jahr des Artasasta1, unter dem dreizehn Jahre später Nehemia hinaufzog. Esras Geschlechtsregister war eindeutig bekannt; es wird in den ersten fünf Versen aufgeführt und weist ihn als wahren Nachkommen des ersten Hohenpriesters Aaron aus.
Dies qualifizierte ihn für die Stellung, die er nun einnehmen sollte. Eine weitere Befähigung lag darin, dass er „ein kundiger Schriftgelehrter in dem Gesetz Moses“ war, ein
Hinweis darauf, dass er völlig vertraut war mit dem ursprünglichen Wort Gottes, das
immer noch das Leben des Volkes bestimmte.
Eine dritte, noch bedeutendere Qualifikation wird in Vers 10 genannt. Er war ein
Mann, der „sein Herz darauf richtete“, was darauf hindeutet, dass er geistlich geübt
war, etwa so wie Timotheus in der Zeit des Neuen Testaments, der über die Dinge
Gottes nachsinnen und sich ihnen völlig widmen sollte. Als Schriftgelehrter muss er
eine gute Kenntnis der Worte gehabt haben, die er oft geschrieben hatte, und dies
schulte wohl auch sein Denken. Doch die Zubereitung seines Herzens schürfte noch
tiefer, denn sie brachte ihn dazu, „das Gesetz des HERRN zu erforschen“. Er hatte ein
echtes Verlangen, von Gott belehrt zu werden.
Die nächste Aussage in Vers 10 macht ihn noch tauglicher. Er erforschte das Gesetz
des HERRN, um „es zu tun“. Das war die Krönung alles dessen, was ihn auszeichnete.
Nehmen wir uns die Zeit, dies etwas eingehender zu bedenken.
Esra lebte unter dem Gesetz Moses, von dem der Herr sagte: „... tu dies, und du wirst
leben“ (Lk 10,28); und er wusste nur zu gut: Auf das Tun kommt es an. Wir sind zwar
nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade, und doch haben wir die apostolische Anweisung: „Seid Täter des Wortes und nicht allein Hörer, die sich selbst betrügen“ (Jak
1,22). Darin stimmt Paulus ganz und gar mit Jakobus überein, denn in allen seinen
Briefen erläutert er zuerst die Lehre und besteht dann nachdrücklich auf einem praktischen Leben und Verhalten, wie es die Lehre erfordert. Unter dem Gesetz waren die
Menschen gehalten, es zu tun, um zu leben. Im Evangelium sind wir zum Leben erweckt, damit wir den Willen Gottes tun. Es ist leicht, das zu vergessen und das Christentum zu behandeln, als wäre es nur eine höhere Philosophie zur Unterhaltung unseres Geistes.
Nachdem er sein Herz darauf gerichtet hatte, das Gesetz des HERRN zu erforschen, um
es zu tun und somit seinen Forderungen in gewissem Maß beispielhaft nachzukommen, war er nun im geeigneten Zustand, um „Israel Satzung und Recht zu lehren“.
Worauf es hier ankommt, haben wir alle deutlich vor Augen; und wir hoffen, es in seiner ganzen Tragweite auf uns selbst anwenden zu können. Was wir lehren, zeigt nur
dann Wirkung, wenn auch unser Leben mit dem übereinstimmt, was wir sagen. Wie
treffend illustriert der Apostel Paulus das, indem er zweimal darauf anspielt, als er zu
den Ältesten von Ephesus spricht: Ich „habe ... euch .... gelehrt“; und: „Ich habe euch
alles gezeigt“ (Apg 20,20.35). Sein Leben veranschaulichte, was er mit seinem Mund
lehrte. So zeigt Belehrung auch Wirkung, ob in der Zeit von Esra oder Paulus oder in
unserer heutigen.
1
In der Geschichte bekannt als Artaxerxes I. Langhand (464–424).
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Nach dieser Aussage über seine Frömmigkeit und seinen Eifer wird uns in voller Länge
der Brief mitgeteilt, den Artasasta dem Esra mitgab und der ihn, in Form eines Erlasses, ermächtigte, nach Jerusalem hinaufzuziehen und dort nach seiner Ankunft tätig
zu werden. Er umfasst die Verse 11–26. Wenn man diese Verse durchliest, ist man
einfach überwältigt, wie wunderbar Gott auf das Denken eines heidnischen Königs
einwirkte, was ihn dazu leitete, solche Vollmachten zu gewähren, solche Hilfeleistungen anzuordnen und eine solche Anerkennung von Ansprüchen und Größe des „Gottes
des Himmels“ auszusprechen. Und dann noch die alles beherrschende Weisheit Gottes, die den Sinn des Königs so steuerte, dass seinem Knecht Freimütigkeit geschenkt
wurde, und er sogar befahl, Gottes Plan auszuführen.
Wir sehen, dass Esra eine bemerkenswerte Autorität verliehen wurde, Kraft derer er,
wie der König sagte, handeln würde „nach der Weisheit deines Gottes“. Dabei waren
er und seine Helfer ausgenommen von Steuern und Abgaben jeglicher Art; dazu erhielten sie die Vollmacht zur Bestrafung aller Übeltäter, ob sie nun das Gesetz Gottes
oder „das Gesetz des Königs“ brachen. Esra sollte alle in die Gebote Gottes einweisen,
denen sie unbekannt waren. So bekam Esra den Auftrag, in das Land hinaufzuziehen
– in Gottes Vorsehung mit bemerkenswerten Vollmachten ausgestattet.
Die beiden Schlussverse des Kapitels enthalten Esras Dank, in dem er anerkannte,
dass die gute Hand seines Gottes über ihm war und das Herz des Königs bewegt hatte, ihm dies alles zu gewähren. Alles sollte „zur Verschönerung des Hauses Gottes“
dienen. Ohne Zweifel würden Silber, Gold und andere Gaben aus den königlichen
Schatzkammern die natürliche Schönheit dieses Bauwerks noch vermehren, aber wir
wagen zu glauben, dass die Unterweisung im Gesetz, wie Esra sie sich vorgenommen
hatte, beim Volk, im Falle der Annahme, eine Frömmigkeit wecken würde, die jedes
Haus mehr schmücken würde, als Mengen von Silber und Gold. Die Frömmigkeit, die
Esra auszeichnete, wird in diesen beiden Versen deutlich sichtbar.
Das Buch Esra – F. B. Hole – Seite – 14 –
Kapitel 8
Die ersten vierzehn Verse enthalten die Namen der Begleiter Esras, nach ihren Geschlechtsregistern und mit der Zahl der Männlichen jeder Familie. Gott sorgte dafür,
dass die Namen derer, die sich dazu aufmachten, dem Ruf zur Rückkehr ins Land zu
folgen, auf Dauer festgehalten sind, während die Namen der übrigen fast gänzlich verloren gingen.
Vers 15 nimmt den Bericht über die Reise wieder auf. Erneut erleben und bekennen
sie, dass „die gute Hand unseres Gottes über uns war“, indem ein „einsichtsvoller
Mann“ zu ihnen stieß, wie sie ihn brauchten, so dass sie sich alle aufbruchsbereit am
Fluss Ahawa versammelten. Esra erkannte jedoch, dass sie trotz der eindeutigen, bisher erfahrenen Hilfe Gottes, auch für jetzt die völlige Abhängigkeit von Ihm genau so
nötig hatten. Also mussten sie vor dem Aufbruch noch einmal sein Angesicht suchen.
So wurde nach der Gewohnheit des Gesetzes ein Fasten ausgerufen, um sich vor Gott
zu demütigen und von Ihm den richtigen Weg für die Reise zu erbitten.
Reisen war in jenen Tagen nicht gerade sicher und leicht, und weltliche Vorsicht hätte
es geboten, eine bewaffnete Eskorte anzufordern. Das tat Esra nicht; und in Vers 22
lesen wir sein ergreifendes Bekenntnis in dieser Sache. Er hatte dem König ganz unmissverständlich gesagt, wie sehr sich sein Gott um sein Volk kümmert und wie zornig
Er ist über alle, die sich von ihm abwenden. Deshalb schämte er sich, in der Praxis
von dem abzuweichen, was er bekannt hatte. Dieses freimütige Bekenntnis vonseiten
Esras ist für uns beispielhaft. Er war für die Sache Gottes tätig; also hatte er es nicht
nötig, sich auf weltliche Unterstützung zu verlassen.
Bedenken auch wir einmal, wie leicht es uns in unseren Tagen fällt, bei der Ausübung
seines Werkes großes Vertrauen auf Gott zu bekunden, und dann doch zu versagen,
wenn es darauf ankommt und wir vor ganz praktischen Fragen stehen. Da kommt es
durchaus vor, das wir uns schämen, wenn die Gegenseite uns vorwirft, wir sollten
auch praktizieren, was wir predigen. Wenn wir uns am Apostel Paulus, ebenso wie an
Esra, ein Beispiel nehmen, wird uns ganz klar, dass wir bei der Ausübung des Werkes
Gottes keine weltliche Hilfe und Gönnerschaft brauchen.
In der Gewissheit, dass Gott ihre Bitte erhört hatte, gab Esra die mitgeführten Schätze
an Gold und Silber in die Hand zuverlässiger Männer; und sie brachen auf vom Fluss
Ahawa und kamen sicher und in allem wohlbehalten in Jerusalem an. Die Männer, denen man den Schatz anvertraut hatte, erwiesen sich als treu. Und Gott dankten sie es
mit Brandopfern. Soweit stand alles gut.
Das Buch Esra – F. B. Hole – Seite – 15 –
Kapitel 9
Die Geschichte aller Erweckungen, die Gott in seiner Gnade gibt, scheint immer dieselbe zu sein: ein strahlender Beginn, gefolgt von einem mehr oder weniger raschen
Niedergang. Wir sind stets geneigt, den Born lebendigen Wassers zu verlassen und
uns geborstene Zisternen auszuhauen, die kein Wasser halten können (siehe Jer
2,13). So war es schon immer – von ganz alter Zeit bis in unsere Tage. Viele von uns
mögen wohl aus Erweckungen, die Gott erst vor kurzem in Gnade schenkte, Gutes
geerbt haben, aber wie halten wir das fest und ziehen Nutzen daraus? Oder vernachlässigen wir es und geben es aus der Hand?
Gott hatte Esra in seinem Vorhaben viel Gelingen geschenkt, dass er wohl mit großen
Erwartungen in Jerusalem ankam. Wenn es so war, muss ihn das, was ihm sogleich
berichtet wurde, sehr schmerzlich getroffen haben. Einigen Fürsten unter dem schon
im Land lebenden Volk war aufgefallen, dass sich ein trauriger Niedergang vollzogen
hatte. Was unter Serubbabel und Jeschua so strahlend begonnen hatte, wies jetzt
schon so tiefe Schatten auf. Nicht nur das gewöhnliche Volk, sondern auch Priester
und Leviten, ja sogar Fürsten und Oberste waren in diese Übertretung verstrickt. Sie
hatten es nicht geschafft, die notwendige Absonderung von den verschiedenen, sie
umgebenden heidnischen Nationen zu wahren. Durch Heiraten hatten sie sich mit ihnen vermischt, ihre Gewohnheiten angenommen und ihre abscheulichen Opfer und
Lebensweisen praktiziert.
Beim Lesen der ersten sechs Verse von 5. Mose 7 stoßen wir auf sieben Nationen im
Land, die größer und mächtiger waren als Israel. Diese sollten sie vertilgen und keinesfalls Ehen mit ihnen schließen, um sich nicht durch deren Lebensstil verderben zu
lassen. Selbst unter dem treuen Josua kamen sie diesem Gebot nur teilweise nach;
und jetzt, einige Jahrhunderte später, sehen wir die Folgen ihres Versagens. Die im
ersten Vers aufgeführten Nationen sind in etwa dieselben, die wir im 5. Buch Mose
finden; hinzu kommen hier noch die Ägypter, so dass es insgesamt acht sind.
Schon Mose hatte das Volk vor den verheerenden Folgen einer Allianz mit diesen Völkern gewarnt; und solche Folgen waren ja auch eingetreten, in der Geschichte der
zehn, wie auch der zwei Stämme, und hatten zu Zerstreuung und Gefangenschaft geführt. Und jetzt hatte sich der zurückgekehrte Überrest in demselben Fallstrick verfangen, trotz des blendenden Neuanfangs. Als nun Esra das hörte, war er völlig überwältigt.
Und uns schmerzt es, einräumen zu müssen, dass – wenn auch im Wesentlichen in
ziemlich abgewandelter Form – den heute in der Christenheit vorherrschenden Verfallserscheinungen derselbe Fallstrick zugrunde liegt. Das Übel drang ein mit der Verschmelzung von Kirche und Welt unter dem römischen Kaiser Konstantin, die schon in
wenigen Jahrhunderten den Aufstieg des Papsttums zu einer großen Weltmacht bewirkte. Und später erneut, nach der Reformation, als Staatskirchen gegründet wurden, in denen wahrhaft Bekehrte mit Unbekehrten vermischt sind, usw. Die schädlichen Folgen davon sind nur allzu offensichtlich.
Haben wir geöffnete Augen, um das schlimme Versagen der Kirche in diesem Punkt zu
sehen? Und wenn wir es sehen, zeigen wir dann auch solche Reaktionen wie Esra? Wir
Das Buch Esra – F. B. Hole – Seite – 16 –
fürchten, nicht. Wir tun gut daran, sehr sorgfältig zu beachten, wie diese traurige
Entdeckung auf ihn wirkte.
Hier war ein Mann, der selbst nichts zu tun hatte mit dem Bösen, das hier vor ihm
aufgedeckt wurde; und doch züchtigte er sich, und nicht etwa die eigentlich Schuldigen. Nach der Sitte jener Zeit zerriss er seine Kleider; aber damit nicht genug: Er
raufte sich Haare des Hauptes und des Bartes aus – eine schmerzhafte Handlung. Danach setzte er sich hin – „betäubt“ oder „überwältigt“. In der Demütigung vor Gott
begann er bei sich selbst.
Dass er bei sich selbst anfing, wirkte sich unmittelbar aus. Unter dem zurückgekehrten Überrest waren solche, die sich zwar der weit verbreiteten Übertretung des Gesetzes in dieser Sache bewusst waren, aber nicht die Kraft hatten, vielleicht auch nicht
die Stellung im Volk, etwas dagegen zu unternehmen. Diese wurden durch Esras drastisches Handeln sofort aufgerüttelt und machten sich mit ihm eins, wie Vers 4 berichtet. Das waren „alle, die vor den Worten des Gottes Israels zitterten“, und genau sie,
die wie Esra waren, sind das Volk, auf das Gott in seiner Gnade blicken wird, wie Jesaja 66,2 sagt.
Um die Zeit des Abendopfers, das in bescheidenem Maß typologisch für das Opfer
Christi steht, erhob sich Esra mit seinen zerrissenen Kleidern, um dann auf seine Knie
zu fallen und sich an Gott zu wenden, in dem denkwürdigen Gebet, das in den Versen
6–15 aufgezeichnet ist; ein Gebet, das keine eigentliche Bitte enthält, vielmehr besteht es von Anfang bis Ende aus einem von Demut und gebrochenem Herzen gekennzeichneten Bekenntnis von Sünden, an denen er persönlich gar nicht beteiligt
war.
Ein bestimmendes Merkmal dieses ganzen Bekenntnisses war, dass er sich mit dem
Volk einsmachte und die Übeltat bekannte, als wäre es seine eigene. Durchgängig
spricht er von „wir“ und „uns“, wo wir eher „sie“ und „ihnen“ erwartet hätten. Dabei
erkannte er an, dass in den bösen Handlungen, mit denen er es hier zu tun hatte, die
Sünden wiederauflebten, die sein Volk von je her – oder, wie er sich ausdrückt, „seit
den Tagen der Väter“ – befleckt hatten. Aber jetzt wogen sie noch viel schwerer dadurch, dass sie wiederholt wurden, nachdem Gott sich so erbarmt und in seinen Regierungswegen die Folgen früherer Sünden gemildert hatte.
Schon aufgrund der ernsten Ermahnungen für uns, die dieses Gebet Esras enthält, tun
wir gut daran, darauf einzugehen. Die Geschichte der Christenheit kennt wunderbare
Zeichen der Gnade; und von den Tagen der Reformation an gab es immer wieder Erweckungen, die jedoch leider auch nur von dieser unverbesserlichen Neigung geprägt
waren, zu früheren Missständen zurückzukehren. Wie schön wäre es, wenn jeder wahre Gläubige heute vor Gott auf seine oder ihre Knie fallen und, wie Esra, Worte aussprechen würde, die aus Überzeugungen und einer Herzenshaltung hervorkommen,
wie er sie hatte. Und wie oft müssten dann auch wir bekennen, selbst in Sünde und
Befleckung hineingezogen worden zu sein, und brauchten uns nicht erst, wie Esra, mit
den Schuldigen einszumachen.
Das Buch Esra – F. B. Hole – Seite – 17 –
Kapitel 10
In Vers 1 sehen wir Esra auf seinen Knien, wie er bekannte, bewegt von tiefen Empfindungen, die sich in Tränen äußerten. Manche von uns sind so veranlagt, dass sie
Gefühlsäußerungen nicht mögen; aber wir müssen doch anerkennen, dass eine wahrhaft tiefe Überzeugung, sei es in Bezug auf Gutes oder auf Böses, eine Gemütsbewegung hervorruft. Ein in beide Richtungen wirkendes Beispiel haben wir in 2. Timotheus
1,4. Paulus war kein bloßer Theologe, der die christliche Lehre in philosophischer Weise erklärte, sondern ein brennender Diener Christi, der in seinem Geist stark bewegt
war von dem, was er predigte, sowie von den Bedürfnissen der Gläubigen und der
Sünder. So empfahl er auch Timotheus als „gleichgesinnt, der von Herzen [redlich,
aufrichtig] für das Eure besorgt sein wird“ (Phil 2,20). Möchten auch wir heute ähnlich
zarte Empfindungen entwickeln!
Dann dürften wohl auch wir öfter erleben, dass unsere Haltung und unsere Worte eine
echte Wirkung auf andere haben, wie im Fall Esras beschrieben. Sehr schnell wurde
deutlich, dass es in Israel viele gab, die wohl um die Sünde und das Abweichen wussten, aber nicht den Glauben und die geistliche Energie aufbrachten, so wie Esra zu
handeln. Durch ihn wurden sie wach für die Sünde und Not, so dass sie sich zu ihm
versammelten und mit ihm weinten. Und mehr noch: Einer ihrer Führer erklärte, die
einzige Hoffnung läge darin, das Böse, an dem man beteiligt war, wegzutun und den
Anweisungen zu gehorchen, die sie von Anfang an besaßen. In der Tat erinnerte er sie
an das, was der Herr durch Jeremia in Kapitel 6,16 geredet hatte. Der dort ausgesprochene Grundsatz gilt heute noch genauso. Gott macht jeweils zu Beginn einer Haushaltung die „Pfade“ bekannt, die dem entsprechen, was Er einführt und aufrichtet.
Diese bleiben die gesamte Haushaltung hindurch unverändert; und zu ihnen nach einer Zeit des Abweichens umzukehren, ist immer richtig. Seien auch wir darum bemüht, es heute genauso zu machen.
Auf Esra ruhte eine besondere Verantwortung in dieser Sache, zumal er, wie wir am
Anfang von Kapitel 7 schon gesehen haben, sein Herz darauf gerichtet hatte, das Gesetz des HERRN zu erforschen, zu tun und zu lehren. Das erkannte auch Schekanja, als
er zu ihm sagte: „Steh auf, denn dir obliegt die Sache“; und er versicherte ihn der
Unterstützung aller, die Gott fürchteten, in allem, was er tun musste.
So wirkte Gott an jenem Tag, und so scheint Er auch normalerweise zu wirken. Nicht
jeder Christ ist dazu geeignet und berufen, ein Werk Gottes ins Leben zu rufen, nicht
einmal in der Anfangszeit. Von daher auch der Appell: „Gedenkt eurer Führer, die
euch das Wort Gottes verkündigt haben“ (Heb 13,7). Der Nachdruck liegt hier auf
„Führer“, denn sie zeigten nicht nur den Weg auf und erklärten ihn mündlich, sondern
ihr Wandel war auch dementsprechend.
Im vorliegenden Fall hatten Esras Handeln und seine Worte eine bemerkenswerte und
unmittelbare Wirkung, weil Gott mit ihm war. Das Volk war in weiten Teilen erschüttert und zitterte, als ihm klar wurde, wie sehr es gegen das Gesetz verstoßen hatte;
und heftiger Regen machte die Not noch größer. So fasste man den Beschluss, die
Übertretung zu bekennen und die Verbindungen zu lösen, die sie mit heidnischen
Frauen eingegangen waren.
Das Buch Esra – F. B. Hole – Seite – 18 –
Beides sieht man in Vers 11. Leider ist es durchaus möglich, dass man zwar bekennt,
verkehrt gehandelt zu haben, aber dennoch auf geschickte und versteckte Weise damit weitermacht. Außerdem kommt es durchaus vor, dass man die Nutzlosigkeit einer
bestimmten bösen Handlung erkennt und sie deshalb seinlässt, dabei aber sein Unrecht in der Sache nicht bekennt. Doch im Fall einer echten Überführung von Sünde
bekennt man sie zunächst und lässt sie dann auch, wie Sprüche 28,13 deutlich sagt.
Der Rest dieses Kapitels und damit auch des Buches behandelt zwei Dinge. Erstens
wird uns gezeigt, wie sorgfältig und ordnungsgemäß die schwierige und bedrückende
Handlung ausgeführt wurde, die fremden Frauen wegzuschicken und sich aus der
weltlichen und sündhaften Verstrickung zu befreien. Wäre dies mit kurzem Prozess
und rücksichtslos geschehen, hätte dadurch der Name des HERRN leicht noch mehr
verunehrt werden können. Möchte auch uns klar werden, was uns dies zu sagen hat!
In der Gnade und im Verständnis von Gottes Willen zu wachsen, ermöglicht uns auch
ein Gespür dafür, dass etwas, dem wir nur geringe Bedeutung beigemessen haben, in
Wirklichkeit geistlich eine Falle und ein Hindernis ist. Lasst uns davon auf eine Weise
loskommen, die des Herrn würdig ist, dem wir dienen und gehorchen. Sollte dies etwa
für uns einen Verlust mit sich bringen, lasst uns den doch lieber auf uns nehmen, und
nicht anderen aufbürden.
Zweitens steht am Schluss des Buches eine lange Namenliste der Personen, die an
dieser Übertretung beteiligt waren. Vielleicht erstaunt es uns, gleich zu Anfang, in
Vers 18, Namen zu sehen von Söhnen Jeschuas, des Sohnes Jozadaks, des Mannes,
der in der Namensliste von Esra 2,2 direkt auf Serubbabel folgt; der Priester, der in
der Prophezeiung Haggais sowie in Sacharja 3 erwähnt wird. Einige seiner Söhne,
wenn nicht sogar alle, hatten mit dieser Sünde zu tun. Aber eigentlich sollte uns das
nicht überraschen, denn so etwas Tragisches passierte leider allzu oft. Denken wir nur
an Aaron und seine beiden Söhne, an Samuel und seine Söhne, an Eli und seine Söhne, an David und seine Söhne, an Hiskia und seinen Sohn Manasse. Die Liste ließe
sich bis in jüngste Zeit fortsetzen. Es ist schon traurig und demütigend, dass so viele
treue und hingegebene Diener unseres Herrn Söhne hatten, die nicht in die Fußstapfen ihres Vaters traten. So gesehen, sollte uns dies ein Ansporn sein, viel für die Familien derer zu beten, die dem Herrn Jesus dienen.
Schließlich sollten wir dabei beachten, dass hier die Namen derer angegeben werden,
die ihre fremden Frauen entließen und ein Sündopfer brachten. Sicher hatten sie sich
dadurch diskreditiert, dass sie diese fremden Frauen überhaupt genommen hatten;
sich jedoch von diesen Frauen zu trennen, war ihnen hoch anzurechnen, so dass ihre
Namen hier angeführt werden. Sie waren, wie wir jetzt sagen könnten, von ihren Abwegen zurückgekommen – ein Ergebnis von Esras treuem Dienst und Handeln. Er hatte sich in der Tat als „ein kundiger Schriftgelehrter in dem Gesetz Moses“ erwiesen.
Auszug aus dem Buch Rebuilding Zion, wovon demnächst eine Übersetzung im DanielVerlag erscheint.
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