Mate de Coca

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Cocastrauch
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Cocastrauch
Coca-Strauch (Erythroxylum coca), Illustration.
Systematik
Rosiden
Eurosiden I
Ordnung: Malpighienartige (Malpighiales)
Familie: Rotholzgewächse (Erythroxylaceae)
Gattung: Cocasträucher (Erythroxylum)
Art:
Cocastrauch
Wissenschaftlicher Name
Erythroxylum coca
Lam.
Coca-Strauch (Erythroxylum coca) mit Blättern
und Früchten
Cocastrauch in Kolumbien
Mate de Coca (Teebeutel)
Coca-Blätter
Der Cocastrauch (Erythroxylum coca) ist eine Pflanzenart, die zur Familie
der Rotholzgewächse (Erythroxylaceae) gehört.
Aussehen
Es ist ein immergrüner, bis 2,5 m hoher Strauch, der im Anbau als
Nutzpflanze niedrig gehalten wird. Er hat eine rötliche Rinde. Die Blätter
sind wechselständig, elliptisch bis spatelförmig und 5 bis 15 cm lang. Aus
den Blattachseln wachsen 1 bis 5 unscheinbare, kleine gelbliche Blüten.
Aus den oberständigen Fruchtknoten entwickeln sich einsamige rote
Steinfrüchte.
Verbreitung
Die Heimat des Cocastrauches liegt an den Osthängen der Anden von
Peru, Bolivien bis Kolumbien. Hier wächst der Cocastrauch in Höhen zwischen 300 und 2000 m ü.d.M. Diese Länder sind auch heute noch die
Hauptanbaugebiete für Coca mit einem Anteil an der weltweiten Ernte
(Stand 2010) von 39,3% in Kolumbien, 45,4 % in Peru und 15,3 % Bolivien.
Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Cocastrauch auch in Indien, Ceylon
und Java eingeführt und bis heute in viele andere Weltgegenden, in denen
ein Anbau möglich ist, verbreitet.
Er wird zur Blättergewinnung in Peru, Bolivien, Brasilien, Kolumbien, Teilen von Afrika, Indonesien, Indien und Sri Lanka in Höhen von 500 bis
1200 m über dem Meer angebaut. Die Ausfuhr seiner Samen aus diesen
Ländern ist durchweg verboten, so dass diese nur schwer zu erhalten sind.
Andere Arten
Der Pflanzengenus Erythroxylum umfasst ungefähr 250 Arten.
Auch Erythroxylum novogranatense, das in geringerer Höhe wächst,
enthält Kokain. Es wird in Kolumbien, Venezuela und Indien angebaut.
Erythroxylum australe ist eine in Australien beheimatete Pflanze, die
kein Kokain enthält. Trotzdem ist der Anbau aller Erythroxylum-Pflanzen
in Queensland verboten, einschließlich der einheimischen Art.
Inhaltsstoffe
Getrocknete (bei max. 40 °C) Cocablätter enthalten ca. 0,5 bis 1,3 %
Alkaloide, davon bestehen bis zu drei Viertel aus Kokain.
Außerdem enthalten sie relativ große Mengen an Kohlenhydraten, Calcium
sowie Proteinen, Eisen, Vitamin A und Vitamin B2. Für die ansässige indigene Bevölkerung war die Pflanze bis zur Ankunft der spanischen
Conquistadores die einzige reichhaltige Calcium-Quelle. Seither verzehren
sie auch Milchprodukte.
Verwendung
Das Kauen von Coca-Blättern ist in den Anden sowie im Tiefland des Gran
Chaco seit Jahrhunderten verbreitet. Die Blätter werden als Genussmittel,
als Nahrungsergänzungsmittel, für kultische und medizinische Zwecke genutzt. Sie helfen Hunger, Müdigkeit und Kälte zu verdrängen und sind sehr
wirksam gegen die Höhenkrankheit, da sie die Sauerstoffaufnahme
verbessern. Auch hatten die Cocablätter eine spirituelle Bedeutung. Die
gekauten Blätter bilden, zusammen mit Kalk und anderen Hilfssubstanzen
(zum Beispiel Pflanzenasche, Quechua llipt'a), eine sogenannte „bola“.
Zur Herstellung der Llipt'a dienen verschiedene Pflanzenarten, darunter
Chenopodium quinoa, Chenopodium pallidicaule und Baccharis-Arten.
Untersuchungen haben darüber hinaus gezeigt, dass beim Kauen von Coca-Blättern der von der Andenbevölkerung jeweils praktizierte Zusatz von
Kalk das ursprünglich in den Blättern vorhandene Alkaloid Kokain durch
alkalische Hydrolyse in das Alkaloid Ecgonin umwandelt, ein Alkaloid, dem
jedes Suchtpotenzial fehlt. Diese Untersuchungen sind auch eine Erklärung dafür, dass die in den westlichen Ländern geübte Praxis, Kokain als
Reinsubstanz zu sich zu nehmen, nach einiger Zeit fast immer Sucht erzeugt, während im Gegensatz dazu das Kauen von Coca-Blättern unter
Zusatz von Kalk auch über lange Zeit bei der Andenbevölkerung keinerlei
Abhängigkeit entstehen lässt.
Der Tee „Mate de Coca“ ist in Peru und anderen Andenregionen NationalGetränk. In Peru und Bolivien gibt es ihn, fertig in Teebeutel abgepackt, in
vielen Supermärkten. Er enthält ca. 1g getrocknete Cocablätter pro Teebeutel. Seine Wirkung ist mit der von starkem Schwarztee oder Kaffee
vergleichbar, außerdem hilft er gegen Magenbeschwerden. Sein Geschmack ist eher grasig („grün“) und leicht aminartig, aber nicht unangenehm. Körperliche bzw. psychische Beschwerden oder Abhängigkeiten die über die von Kaffee oder Tee hinausgehen - werden im allgemeinen
nicht beobachtet. Die Verarbeitung der Cocablätter zu Tees wird in Peru
sogar staatlich gefördert. Da die Teemischung Pflanzenteile der CocaPflanze enthält, unterliegt diese dem deutschen Betäubungsmittelgesetz,
weshalb allein der Besitz oder die Einfuhr solcher Teebeutel strafbar ist.
Der Eroberer Gonzalo de Zárate, der im Auftrag von Karl III. von Spanien
die koloniale Macht in Argentinien festigte, lobte den Effekt des Kokablatts: „Die Indios in den Minen können 36 Stunden unter Tag bleiben,
ohne zu schlafen und zu essen“. Die Kokasteuer wurde in der Folge zu einem wichtigen Pfeiler der kolonialen Herrschaft. Bis weit hinein ins 20.
Jahrhundert blieb Koka ein unabdingbarer Lohnbestandteil der Indios und
Mestizen in den Anden. Zum Politikum wurde das Kokablatt erst mit dem
Übergreifen des kalten Krieges auf Südamerika. Bereits 1946 setzte die
sowjetische Botschaft in Lima zu einer Kampagne gegen die „Drogensklaverei“ skrupelloser US-Multis an. Auf Anstoß der Minengesellschaft Cerro
de Pasco Copper Corporation parierte eine amerikanische Delegation vor
den Vereinten Nationen die Attacke mit einer Belehrung über die Vorzüge
der althergebrachten Kokasitte. Mittlerweile stehen die Nordamerikaner an
vorderster Front im Krieg gegen den Kokastrauch, während die politische
Linke im Kokablatt ein Opfer des Kulturimperialismus entdeckt hat.
Der Anbau von Erythroxylum coca durch die Cocaleros, die Cocabauern,
ist in den Andenländern nur in bestimmten Mengen legal, die Weiterverarbeitung der Blätter zu Kokain oder seinen Vorprodukten ist streng verboten. Von 1988 bis 2006 galt in Bolivien das Gesetz 1008, welches eine
jährliche Anbaufläche von 12.000 ha in der Yungas-Region bei La Paz für
den traditionellen Gebrauch der Blätter erlaubt. Am 19. Dezember 2006
gab der bolivianische Präsident Evo Morales bekannt, dass er bis zum Jahr
2010 20.000 Hektar seines Landes für den Koka-Anbau zur Verfügung
stellen will. Der Anbau auf den übrigen Flächen wird von der bolivianischen Regierung mit starker Unterstützung der USA bekämpft. Seit der
Wahl Evo Morales’ zum Präsidenten Boliviens im Dezember 2005 ist die
Drogenpolitik der Regierung noch offen. Morales strebt eine Legalisierung
des Cocablattes an, auch um die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten zum
Beispiel für Zahnpasta, Shampoo etc. zuzulassen. Die Ausfuhr der Blätter
ist bisher verboten. Ausnahmen bilden Exporte für pharmazeutische Firmen.
Entdeckung des Kokains und politische Folgen
1859 gelang es Albert Niemann, Kokain aus den Pflanzen zu isolieren und
dieses als schmerzbetäubendes Medikament zu gebrauchen. Kokain wurde
im 20. Jahrhundert zu einer verbreiteten Droge. Gleichzeitig wurde der
Coca-Anbau zum internationalen Politikum. Die USA machten auf viele lateinamerikanische Länder Druck, den Anbau zu verbieten und die
Plantagen zu vernichten. In vielen Ländern führte dies zu einer Existenzbedrohung für die Coca-Bauern. Der Widerstand gegen diese Maßnahmen
brachte unter anderem auch Politiker wie Evo Morales hervor, der vom
Gewerkschaftsführer der Coca-Bauern zum Präsidenten Boliviens wurde.
Zubereitungen
Die Blätter werden entweder sofort oder nach kurzer Fermentation getrocknet. Bei der Fermentation werden Glykoside gespalten, die Droge
entwickelt dabei einen süßlichen Geschmack. Das als weißliches Pulver
bekannte Cocain(-Hydrochlorid) wird aus den frischen oder getrockneten
Blättern durch Säure-Base-Extraktion und weitere chemische Aufarbeitung
gewonnen.
Volkskunde
Ursprünglich war die berauschende Wirkung des Cocas Mittel zur Aufnahme von Kontakt mit übersinnlichen Mächten. Außerdem wurde es schon
von den Indianern als schmerzheilendes Medikament genutzt.
Rechtsstatus
Erythroxylum coca (Pflanzen und Pflanzenteile der zur Art Erythroxylum
coca – einschließlich der Varietäten bolivianum, spruceanum und novogranatense – gehörenden Pflanzen) ist in der Bundesrepublik Deutschland aufgrund seiner Aufführung in der Anlage 2 BtMG ein verkehrsfähiges, aber nicht verschreibungsfähiges Betäubungsmittel. Der Umgang ohne Erlaubnis ist grundsätzlich strafbar. Weitere Informationen sind im
Hauptartikel Betäubungsmittelrecht in Deutschland zu finden.
Der Kokastrauch fällt unter das internationale Einheitsabkommen über die
Betäubungsmittel und die damit verbundenen Beschränkungen.
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