Integriertes Kommunikations

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Integriertes Kommunikationscontrolling
Von Rainer Pollmann
In diesem Beitrag erfahren Sie,
왘 was Controlling wirklich ist,
왘 in welchen Zusammenhängen Controller denken
und arbeiten,
왘 wie sich die Welten der Unternehmenskommunikation und des Controllings vereinbaren lassen,
왘 wie ein erfolgreiches Kommunikationscontrolling
aussehen kann.
Inhalt
Seite
1 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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2 Was ist Controlling? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2.1 Definition nach DIN SPEC . . . . . . . . . . . . . .
2.2 Perspektiven des Controllings . . . . . . . . . . .
2.3 Intellectual Capital . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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4
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3 Unternehmenssteuerung und
Kommunikationssteuerung . . . . . . . . . . . . . . . . 10
3.1 Strategisches Controlling . . . . . . . . . . . . . . . 11
3.2 Operatives Controlling und
Kommunikationsmaßnahmen . . . . . . . . . . . 16
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4 Gestaltung eines Kommunikationscontrollings . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4.1 Vermittlungsfunktion . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4.2 Das Richtige richtig machen . . . . . . . . . . . . .
4.3 Evaluation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4.4 Wirkungsstufenmodell . . . . . . . . . . . . . . . . .
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5 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
6 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
1 Einführung
Bedeutung der
immateriellen
Vermögenswerte steigt
Die Bedeutung der immateriellen Vermögenswerte für
den Wert deutscher Großunternehmen steigt. Unternehmenskommunikation beeinflusst die Bildung von
immateriellen Werten. Die Kommunikationsstrategie
und die Reputation eines Unternehmens erhalten dadurch einen größeren Stellenwert. Entsprechend steigen die Aufwendungen für die Unternehmenskommunikation, jedoch ohne dass bisher die Effizienz dieses
Bereichs erfasst wurde. In der aktuellen wirtschaftlichen
Situation werden auch die Budgets der Kommunikationsabteilungen reduziert. Gleichzeitig soll die Unternehmenskommunikation erfolgreiche Krisenkommunikation betreiben und noch wichtiger: mit guter
Investor-Relations-Kommunikation die Sicherung der
lebensnotwendigen Kapitalbeschaffung gewährleisten.
Immaterielle Werte gewinnen in der gerade überstandenen Krise sichtlich an Bedeutung. Nicht nur im Blick
nach innen in Richtung Prozesse und Potenziale, sondern gerade im Hinblick auf nachhaltiges Wirtschaften.
Und spätestens hierfür ist der kommunikative Teil
der Maxime «Tue Gutes und rede darüber» die Grundlage des unternehmerischen Erfolgs. Dazu bedarf es
eines Steuerungssystems. Kommunikationsmanagement, Kommunikationscontrolling, Communications
Performance Management sind verschiedene, in der
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Praxis der Unternehmen gebrauchte Begriffe, die aber
alle das Gleiche meinen: die Steuerung der Unternehmenskommunikation.
Es werden nicht nur verschiedene Begriff für die glei- Unterschiedche Unternehmensfunktion verwendet, es gibt auch liche Auffasunterschiedliche Auffassungen, was unter einem Kom- sungen
munikationscontrolling zu verstehen ist. In vielen Unternehmen und Agenturen begnügt man sich damit, die
Wirkung von Maßnahmen zu messen und entsprechend zu steuern. Damit sind diese Unternehmen und
Agenturen schon sehr weit auf dem Weg zu einem Integrierten Kommunikationscontrolling, schließen aber
den Aufbau eines Kommunikationscontrollings nicht
vollständig ab.
Integriertes Kommunikationscontrolling meint Zielsetzung für Maßnahmen, meint Erfolgsmessung der Maßnahmen und meint den Nachweis der Wertschöpfung,
den Nachweis des Erfolgsbeitrags der Unternehmenskommunikation für das Unternehmen. Dazu sollte das
Kommunikationscontrolling Bestandteil des Controllingsystems des Unternehmens und dessen Erfolgsdefinition sein. Dazu bedarf es der Zusammenarbeit
mit dem «klassischen» Controlling und eine Verständigung hinsichtlich verwendeter, aber meist unterschiedlich verstandener Begriffe.
Integriertes
Kommunikationscontrolling
In der Ausbildung der klassischen Kommunikatoren
kommt die Betriebswirtschaft in der Regel zu kurz. Die
Leiter der Kommunikationsbereiche haben traditionell
nicht den Schwerpunkt im Management, sondern eher
im journalistisch-kommunikativen Bereich. Die Controller im Unternehmen kennen wiederum das Geschäft
der Kommunikatoren nicht. Ziel des «klassischen» Controllings ist es, nachhaltig die Wirtschaftlichkeit (Effizienz) und die Existenz des Unternehmens zu gewährleisten. Damit die Existenz nachhaltig gesichert werden
kann, müssen auf der strategischen Ebene die richtigen
Dinge getan werden (Effektivität).
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Integriertes Kommunikationscontrolling
Dieser Beitrag gibt die wesentlichen Aussagen des
«Grundmodell für Kommunikations-Controlling» des
Fachkreises Kommunikations-Controlling des Internationalen Controller Vereins wieder und wurde vom
Autor um einige Aspekte erweitert. Der Autor war zusammen mit Ulrich Kurzawa, Dr. Reimer Stobbe und
Stefanie Weigl der Verfasser dieser Publikation.
2 Was ist Controlling?
Controlling Controlling ist ein sehr häufig gebrauchter, aber auch
heißt nicht häufig falsch verstandener Begriff. Dabei hat ConKontrolle trolling im Selbstverständnis der Controller nichts mit
«Kontrolle», sondern mit Steuerung zu tun. Der Begriff «Controlling» ist, wie der Begriff «Handy», eine
deutsche Erfindung, um eine in Ergänzung zum Rechnungswesen der 1970er Jahre erweiterte Unterstützungsfunktion des Managements zu bezeichnen. In
diesem Verständnis unterstützt das Controlling das
Management bei der Steuerung des Unternehmens,
indem Dienstleistungen erbracht werden.
Controlling bedeutet Zielfindung, Planung und Steuerung und nicht, wie fälschlicherweise oft übersetzt, Kontrolle. Controlling ist eine Aufgabe des Managements.
Der «Controller» ist eigentlich der Manager selbst, der
diese Aufgabe an den «Controller Service» – die in der
Regel als «Controller» bezeichnete Unterstützungsfunktion – delegieren kann. Das Kommunikationscontrolling ist in diesem Sinne als Planung, Umsetzung,
Evaluation und Analyse der Unternehmenskommunikation zu verstehen.
2.1 Definition nach DIN SPEC
Die aktuelle Definition nach DIN SPEC 1086 lautet:
«Controlling bezeichnet im deutschsprachigen Raum
den auf die Sicherstellung nachhaltiger Wirtschaftlich4
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Analyse
• Plan-Ist-Vergleiche
• Berichte
• Indikatoren für
Verbesserungen
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Planung
• Strategie
• Ziele, Maßnahmen
Evaluation
Umsetzung
• Wirkung
• Erfolgsbeitrag
• Maßnahmen
Abb. 1: Management-Zyklus des Kommunikations-Controllings (Quelle: Fachkreis Kommunikations-Controlling)
keit ausgerichteten Managementprozess der betriebswirtschaftlichen Zielfindung, Planung und Steuerung
eines Unternehmens (prozessuale Sichtweise). In diesem Führungsprozess sind die Controllerinnen und
Controller Partner des Managements und nehmen in
diesem Sinne eine Dienstleistungsfunktion wahr. Diese
Funktion kann auch die Managerin bzw. der Manager
in Personalunion ausüben. Wird die Führungstätigkeit
zu komplex oder zu umfangreich, ist es zweckmäßig,
die Controllerfunktion eigenständig zu betreiben.»
Die Grundelemente des Controllings bilden sich im «Ma- Grundelenagementzyklus» oder «Steuerungszyklus» ab. Unter mente des
Controlling im engeren Sinne wird der Plan-Ist-Ver- Controllings
gleich und das Reporting verstanden, im weiteren Sinne
umfasst Controlling den gesamten Steuerungszyklus.
Das Kommunikationscontrolling meint das Controlling
im weiteren Sinne, also den gesamten Zyklus umfassend.
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Ziel des Ziel des Controllings ist es, nachhaltig den Erfolg des
Controllings Unternehmens zu gewährleisten. Dabei befinden sich
Effizienz und Effektivität besonders im Fokus des Controllings. «Controlling» ist ein Begriff, der nur auf den
ersten Blick der Unternehmenskommunikation fremd
ist: Unternehmenskommunikation ist eine strategische
Funktion des Unternehmens und muss daher professionell gehandhabt werden. Kommunikationscontrolling unterstützt in diesem Sinne den Kommunikationsmanager bei der Planung, Umsetzung, Evaluation und
Analyse der Unternehmenskommunikation.
2.2 Perspektiven des Controllings
Langfristiges Unternehmen überleben langfristig, wenn sie nachhalÜberleben tig erfolgreich sind. Dieser etwas «platt» anmutende
sichern Satz beschreibt jedoch auch den Fokus und die Aufgabe
des Controllings, nämlich das langfristige Überleben
von Unternehmen zu sichern. Dazu muss im kurzfristigen Bereich jederzeit die Liquidität des Unternehmens
gesichert sein, die wiederum nur gegeben ist, wenn ein
Unternehmen operativ (positiven) Erfolg hat. Denn der
Begriff «Erfolg» ist im Sprachgebrauch des Rechnungswesens neutral zu verstehen. Der Erfolg wird nach HGB
jährlich in der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV)
festgestellt und besteht darin, dass eine Seite der GuV
(zunächst) größer ist als die andere. Ist die Ertragsseite
(zunächst) größer als die Aufwandsseite, dann liegt ein
positiver Erfolg (Gewinn) vor, andernfalls ein negativer
Erfolg (Verlust). Ein Unternehmen erzielt dann jährlich
einen positiven Erfolg, wenn es regelmäßig Erfolgspotenziale identifiziert und entwickelt. Potenziale sind
in diesem Sinne als Chancen und Risiken für ein Unternehmen zu verstehen. Unternehmen können dann am
besten Chancen nutzen und Risiken vermeiden, wenn
die eigenen Stärken genutzt und ausgebaut, die Schwächen vermieden oder beseitigt werden. Damit sind die
immateriellen Werte, das Intellectual Capital gemeint.
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Abb. 2: Der Erfolg in der GuV
Der Internationale Controller Verein (ICV) versteht Intellectual
unter Intellectual Capital die jeder wirtschaftlich ge- Capital
nutzten Ressource eigenen Erfolgspotenziale. Außerdem folgt der ICV zugleich der Definition von Vermögenswerten im Framework der International Financial
Reporting Standards:
«Der einem Vermögenswert innewohnende künftige
wirtschaftliche Nutzen repräsentiert das Potenzial,
direkt oder indirekt zum Zufluss von Zahlungsmitteln
und Zahlungsmitteläquivalenten zum Unternehmen
beizutragen.»
Wie aber entsteht Intellectual Capital und wie misst
und steuert man es?
Möller bezeichnet Kommunikation als «eine Hülle» um
die immateriellen Werte, eine Transferfunktion (Sender-Empfänger-Modell in der Kommunikationswissenschaft) (Möller 2010, S. 13). Damit unterstützt die
Unternehmenskommunikation die Bildung von immateriellen Werten, bewirkt so eine Werttransformation
und ist unmittelbar wertschöpfend.
«Unternehmenskommunikation ist ein Bündel von
Maßnahmen und Prozessen, mit denen ein Beitrag zur
Aufgabendefinition und -erfüllung von Unternehmen
geleistet wird. Diese Aktivitäten tragen zur internen
und externen Handlungskoordination sowie Interessenklärung zwischen Unternehmen und ihren BezugsgrupKM Januar 2011
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Abb. 3: Perspektiven des Controllings (Darstellung in Anlehnung an Gälweiler,
Schmalenbachgesellschaft, Will)
pen (Stakeholdern) bei. Mit den Aktivitäten werden
sowohl die laufende Leistungserstellung unterstützt
(Erfolg) als auch immaterielle Werte geschaffen. Teilbereiche der Unternehmenskommunikation sind Interne Kommunikation, Marktkommunikation (Marketing,
Vertrieb) und Public Relations (Pressearbeit, Investor
Relations)» (Piwinger/Zerfaß 2007).
Dieses Potenzial kann zur Leistungserstellung als Teil
der laufenden Geschäftstätigkeit des Unternehmens gehören. Es kann auch in der Konvertierbarkeit in Zahlungsmittel oder Zahlungsmitteläquivalente oder in der
Fähigkeit bestehen, den Mittelabfluss zu verringern,
beispielsweise wenn ein alternatives Herstellungsverfahren die Produktionskosten vermindert.
2.3 Intellectual Capital
«Wer den Nutzen immaterieller Werte messen kann, hat
den heiligen Gral des Rechnungswesens gefunden …»
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schreiben Kaplan/Norton (2004, S. 18), die «Väter» der
Balanced Scorecard. Mit diesem Instrument zur Umsetzung von Strategien in Unternehmen haben sie den
Controllern die immateriellen Werte und Erfolgsfaktoren eines Unternehmens ins Bewusstsein gerückt.
Marken zeichnen sich aus der Sicht des Marketings Beispiel
durch Markenbewusstsein, Markentreue, Markenver- Customer
trauen der Kunden/Stakeholder sowie Markenbekannt- Capital
heit bei diesen Bezugsgruppen aus. Diese Wahrnehmung und Einstellung zur Marke wird u.a. durch die
Marktkommunikation erreicht, natürlich aber auch
durch einen hohen Reputationswert des Unternehmens.
So entsteht ein Markenwert, der sich durch höhere Erlöse im operativen Geschäft und durch einen höheren
Unternehmenswert bei einem Unternehmensverkauf
bemerkbar macht. Dieses Wissen um eine Marke, die
Einstellung zu einer Marke, ihre Wahrnehmung und das
Bewusstsein wird durch Kommunikation beeinflusst.
Das Wissen der Mitarbeiter sollte kommuniziert wer- Beispiel
den, damit es vom individuellen zum kollektiven Wis- Human
sen wird. Dazu bedarf es einer zwischenmenschlichen Capital
und einer institutionalisierten Kommunikation (Wissensmanagement, Interne Kommunikation), damit die
Rahmenbedingungen für einen planmäßigen Aufbau
von kollektivem Wissen gegeben sind. Hier sind Investitionen in eine technische Lösung (z. B. Wissensdatenbanken) notwendig, allerdings muss auch eine
«Wissenskultur» und ein Klima geschaffen werden, das
Mitarbeiter bereitwillig ihr persönliches Wissen der
Organisation zur Verfügung stellen lässt. Hier nimmt
die Interne Kommunikation Einfluss.
In der Reputation eines Unternehmens spiegelt sich Beispiel
seine langfristige Wahrnehmung durch die Stakeholder Reputation
im Hinblick auf Glaubwürdigkeit, Zuverlässigkeit und
Verantwortung, wobei bestimmte Merkmale zu beachten sind:
왘 Die Reputation eines Unternehmens entsteht und
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verändert sich relativ zu der Reputation seiner Wettbewerber; dabei ist die Wahrnehmung jener Alternativen maßgeblich, die dem Unternehmen von den
verschiedenen Stakeholdern auf den Absatz- und
Einkaufsmärkten zugeordnet werden – die Branche
des Unternehmens ist diesbezüglich oftmals nur ein
Vergleichsmaßstab von vielen.
왘 Die Reputation beruht auf konkreten Leistungs- oder
Nutzen-Erfahrungen, die im Zusammenhang mit
dem Unternehmen im wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umfeld erworben werden – wobei jene
Wahrnehmung relevant ist, die in der Praxis jederzeit bestätigt werden kann.
왘 Die Reputation wird von der kollektiven Wahrnehmung aller Stakeholder eines Unternehmens beeinflusst. Erfahrungsaustausch, Netzwerke und die zwischen ihnen bestehende interaktive Kommunikation
spielen dabei eine maßgebliche Rolle.
Will spricht von einem Reputationswert, der besonders
dann wichtig ist, wenn der Anteil der nicht aktivierbaren immateriellen Werte am Unternehmenswert besonders hoch ist (Will 2007, S. 99 ff.). Damit wird die
Steuerung des Intellectual Capitals, der immateriellen
Werte, besonders wichtig!
Für die Planung, Steuerung und Bewertung von immateriellen Werten werden vielfältige Ansätze diskutiert.
Der Beitrag, den die Unternehmenskommunikation
dafür leistet, steht im Fokus des Kommunikationscontrollings.
3 Unternehmenssteuerung und
Kommunikationssteuerung
Abgestimmte Zur Identifikation, Entwicklung und zur Nutzung von
Strategien Erfolgspotenzialen werden von Unternehmen Strate-
gien entwickelt. Dazu sollte die Strategie des Unterneh10
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mens mit einer Strategie der Unternehmenskommunikation abgestimmt werden.
Wie eine eigenständige Business Unit entwickelt ein
Bereich Unternehmenskommunikation (UK) eine eigenständige Strategie, die sich auf ihre Situation im Unternehmen bezieht. Die daraus abgeleitete Positionierung
ist drei bis fünf Jahre gültig. Die Anbindung an die
Unternehmensstrategie ist zugleich eine Transferleistung in die Dimensionen und Felder der Unternehmenskommunikation.
3.1 Strategisches Controlling
Unter der Leitidee einer «Business Unit UK» hat auch
ein interner Dienstleister wie die Unternehmenskommunikation ähnliche strategische Fragen zu beantworten wie ein klassisches Geschäftsfeld. Das «Geschäftsfeld» Unternehmenskommunikation agiert im Hinblick
auf seine Kunden in einem internen Markt, übernimmt
dabei aus dem Blickfeld seiner Kunden die Rolle eines
«internen» Anbieters bzw. eines Anbieters von Dienstleistungen. Im Prinzip unterscheiden sich die grundlegenden strategischen Fragestellungen zwischen einem
externen und einem internen Anbieter nur marginal.
Unternehmenskommunikation als interner Anbieter
Beispiele für Fragestellungen:
왘 Sind die wichtigsten externen Einflussfaktoren auf
das Angebot der Unternehmenskommunikation bekannt?
왘 Welche Stärken und Schwächen gibt es? Existieren
Risiken, wo bestehen Chancen?
왘 Welche Positionierung am (internen) Markt wird
angestrebt? Kosten- oder Qualitätsführerschaft?
왘 Wie sieht das Produkt- und Dienstleistungsportfolio
der Unternehmenskommunikation gegenüber den
internen Kunden/Auftraggebern aus und wie soll es
sich weiterentwickeln?
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왘 Welche Strategien zur Ausweitung des (internen) Geschäfts sind vorstellbar?
왘 Welches sind die wichtigsten strategischen Erfolgsfaktoren der Unternehmenskommunikation und
woran sollen sie gemessen werden?
Zur Beantwortung dieser Fragen lassen sich die klassischen Instrumente der Strategieentwicklung und Portfolioanalyse (z. B. Ansoff-Matrix, SWOT-Analyse oder
BCG-Matrix) aus dem strategischen Controlling verwenden.
Zielplanung Von zentraler Bedeutung ist die Ableitung der strategi-
schen Ziele der Unternehmenskommunikation aus der
Unternehmensstrategie. Dies darf nicht einseitig geschehen, sondern muss in Form einer Vereinbarung mit
der Unternehmensleitung erfolgen.
Meistens existieren auf der Ebene des Gesamtunternehmens mehrere Ziele, die im Unternehmen Relevanz
für die Unternehmenskommunikation haben. Daneben
entwickelt der Bereich Unternehmenskommunikation
aus seiner eigenen Strategieentwicklung heraus Ziele,
die sich auf verschiedene Dimensionen beziehen.
Diese Dimensionen lassen sich gut in einer Strategy
Map oder Kommunikations-Scorecard abbilden. Es sind
in der Regel die klassischen Dimensionen der Balanced
Scorecard:
1. Finanzen
2. Markt / Kunde (interner Markt im Unternehmen /
interne Kunden)
3. Prozesse
4. Potenziale/Mitarbeiterentwicklung
Dabei beziehen sich die ersten beiden Dimensionen auf
das Unternehmen, sind also aus der Perspektive der
Unternehmenskommunikation externe Dimensionen
(Chancen und Risiken in der Analyse). Die beiden anderen sind interne Dimensionen (Stärken und Schwächen in der Analyse).
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Abb. 4: Beispiel Positionierung von Produkten und Dienstleistungen mit Blick
auf begrenzte Budgets (Kosten/Ressourcen)
Diese Ziele werden im Plan mit Messgrößen/Kennzahlen hinterlegt, deren regelmäßige Erhebung durch Messverfahren sichergestellt sein muss.
Neben den Zielen, die das Ergebnis der strategischen Operatives
Analyse und daher Veränderungsziele sind, gibt es auch Geschäft
in der Unternehmenskommunikation so etwas wie das
operative Geschäft, das «Brot-und-Butter-Geschäft». Als
Beispiele können der Betrieb eines Intranets oder die
regelmäßige Herausgabe eines (Mitarbeiter-)Magazins
genannt werden.
Am Ende des Steuerungszyklus wird diesen Planzahlen Gegenüberder Ist-Wert gegenübergestellt. Aus dem im Report/ stellung der
Bericht hervorgehobenen Learning aus der Plan-Ist-Ab- Ist-Werte
weichung lassen sich im nächsten Planungszyklus realistischere oder ambitioniertere Ziele festlegen. Es hat
sich bewährt, die Messverfahren nicht mit den Zielen
zu verwechseln, denn dann geht die Kontinuität der
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Messung verloren. Besser ist es, grundsätzliche Leistungsfelder oder Erfolgsfaktoren der Unternehmenskommunikation zu messen.
Zielkaskade Aus Sicht der Unternehmenssteuerung ist die Kommu-
nikation eine Unternehmensfunktion neben anderen,
wie etwa Vertrieb, Marketing. Sie muss sich also in das
Zielsystem des Unternehmens einreihen und an die
übergeordneten, betrieblichen Controllingsysteme anschlussfähig sein. Als logische Konsequenz gilt auch für
sie: Kommunikationsziele sind aus den Unternehmenszielen abzuleiten. Die Zielkaskade entspricht der
Aufbauorganisation mit den einzelnen Hierarchiestufen. Daran orientieren sich auch die Berichtswege zum
Stand der Zielerreichung.
Umsetzung in Innerhalb der Unternehmenskommunikation müssen
operative die Kommunikationsziele über die taktische Ebene in
Maßnahmen operative Maßnahmen übersetzt werden. Auf der Maß-
nahmenebene werden den Stakeholdern Inhalte – etwa
zur Unternehmensstrategie – vermittelt. Daher muss
die operative Ebene in das Zielsystem integriert sein.
Denn hier befindet sich der größte Hebel, um die Einstellungen und Meinungen der Stakeholder zu beeinflussen.
Das Führen über Ziele bedingt ihre Messbarkeit. Anders
als im Controlling reichen für die Erfolgsmessung der
Kommunikation Input- und Output-Kennzahlen nicht
aus. Weil der Erfolg der Kommunikation – wie bereits
oben beschrieben – in der Wirkung auf die Zielgruppen
besteht, müssen neben Input- und Output- auch Wirkungskennzahlen Bestandteil des Kennzahlensystems
für die Kommunikation sein. Mit Blick auf die Zielkaskade ist außerdem die Aggregationsfähigkeit der
Kennzahlen zu berücksichtigen. Es werden operative,
taktische und strategische Kennzahlen zu Leistung und
Wirkung benötigt.
Weiter können die Kennzahlen eingeteilt werden in diejenigen,
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Abb. 5: Zielkaskade Unternehmen (Makro-Perspektive)
왘 die rein zur Steuerung auf der jeweiligen Ebene dienen und dort verbleiben,
왘 die zur Steuerung und Erfolgsnachweis an die
nächsthöhere Ebene berichtet werden und dort verbleiben,
왘 die über alle nächsthöheren Ebenen aggregiert werden, etwa Kosten. Darunter fallen auch Standardkennzahlen, die die Vergleichbarkeit über verschiedene Abteilungen hinweg gewährleisten, wie etwa
der Beitrag zur Zielerreichung, Resonanz, Kosten
und Aufwand.
Mit Plan- und Ist-Werten auf allen Ebenen und für alle
Kennzahlenkategorien von Input bis Outcome wird es
möglich, Effektivität (Wirksamkeit, Plan-Ist-Vergleich)
und Effizienz (Wirtschaftlichkeit, Vergleich von Inputund Wirkungskennzahlen) der Ziele und Maßnahmen
zu ermitteln.
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Abb. 6: Zielkaskade Mikro-Perspektive (Aggregration der Kennzahlen von der
operativen bis zur strategische Ebene). (Quelle: Fachkreis Kommunikationscontrolling)
3.2 Operatives Controlling und
Kommunikationsmaßnahmen
Messgrößen Von der strategischen Ebene können die Ziele über die
für Ziele Aufbauorganisation auf die operative Ebene und am
festlegen Ende auf die Maßnahmen «heruntergebrochen»(drill
down) werden.
Auf allen Ebenen werden die Ziele – auch die Maßnahmenziele – mit Messgrößen möglichst aller Stufen des
«Wirkungsstufenmodells» versehen, um den Erfolg
nachweisen zu können. Der Erfolg bezieht sich immer
auf die Ziele, die durch die jeweils höhere Ebene vorgegeben wurden. Um den Erfolg der Ziele höherer Ebene
feststellen zu können, lassen sich die Kennzahlen aggregieren oder über so genannte «value links» zueinander
in Bezug setzen.
Planung von Zur Maßnahmenplanung gehört auch die Planung von
Budgets Budgets. Um hier Plan und Ist optimal abzubilden, ist
es erforderlich, die Kosten nach Maßnahmen zu planen
und auch als Vollkosten verfolgen zu können. Dies ist in
den Unternehmen häufig nicht leicht, da die herkömm16
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Abb. 7: Zielkaskade Makro-Mikro-Perspektive (Quelle: Fachkreis Kommunikationscontrolling)
liche Kostenstellen- und Kostenartenrechnung einen
Bezug zu Einzelmaßnahmen nicht zulässt. Eine wichtige Hilfe kann hier die Prozesskostenrechnung sein oder
Verfahren, die der Maschinenstundensatzrechnung
gleichen. Da die Daten zu den externen Kosten über die
Rechnungen im System der Buchhaltung vorhanden
sind, lassen sich häufig durch Kooperation Lösungen
durch die Verzahnung von Systemen schaffen – mit
Zeiterfassung, Auftragsmanagement und ähnlichem.
Maßnahmen müssen in der Planung in jedem Fall auf
Ziele bezogen werden, damit ihr Erfolg messbar wird.
Neben dem Zielbezug beziehen sich die Inhalte und
Botschaften einer Maßnahme immer auf die Themenplanung der UK.
Die Umsetzung der Maßnahmen sollte durch dokumen- Umsetzung
tierte Prozesse unterstützt werden. Dies ermöglicht die der MaßOptimierung der Umsetzung und die Zuordnung von nahmen
Kennzahlen zu einzelnen Prozessschritten.
Die in der Planung bei allen Zielen und Maßnahmen Evaluation
definierten Messgrößen oder Kennzahlen müssen in
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festgelegten und regelmäßigen Abständen gemessen
werden. Manche Kennzahlen wie «Prozesszeit» oder
«Budget» können laufend bereitgestellt werden, manche
wie «Kundenzufriedenheit» halbjährlich oder jährlich,
manche auch noch seltener – aber immer regelmäßig
und auf keinen Fall einmalig, denn geplant und gemessen wird ja die Veränderung. Es ist daher sinnvoll, ein
Set an Kennzahlen und Messungen dauernd zur Verfügung zu stellen und in der Ziel- und Maßnahmenplanung daraus auszuwählen. Gemessen werden im
Prinzip die Erfolgsfaktoren oder Werttreiber der Kommunikation. Diese haben einen eher langfristigen Charakter (z. B. «customer communication satisfaction»).
Analyse und Die Gegenüberstellung der Plan- und Ist-Werte ist die
Reporting Grundlage der Steuerung im Regelkreis.
In einem Reportingsystem wird definiert, in welchem
Rhythmus welcher Berichtsempfänger welche Berichtsform bekommt. Dieses System – übersichtlich dargestellt – macht die Leistung des Kommunikationscontrollings transparent.
Bei der Erstellung der Berichte ist es von großer Bedeutung, sich auf das Wesentliche zu beschränken und auf
Dekoration völlig zu verzichten: Es kommt nur auf die
Aussage an, die daher deutlich erkennbar durch eine
Grafik oder Tabelle sein sollte.
Die Berichte müssen sich ganz auf den Empfänger einstellen: Ein Medienverantwortlicher braucht detaillierte
Zahlen über sein Medium, ein Manager die aggregierten Kennzahlen zu seinen Zielen. Ein Management
Summary kann sogar völlig auf Zahlen verzichten und
konzentriert sich auf wesentliche Aussagen und Handlungsempfehlungen.
Die Berichte sollen ja Anlass zur Optimierung geben,
zum Verbessern der Strategie, dem Schärfen der Ziele
oder der Verbesserung der Maßnahmen. Häufig ist es
auch sinnvoll, die Interpretationen von Plan-Ist-Ab18
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weichungen und die Handlungsempfehlungen gemeinsam mit dem Berichtsempfänger zu erarbeiten.
Aufgrund seines ganzheitlichen Wissens ist es sinnvoll,
den Kommunikationscontroller in Strategie- und Planungsworkshops einzubeziehen.
Im Kommunikationscontrolling – je nach Methode auch
Performance Management oder Performance Measurement genannt – werden heute Managementberichte
gern in Form von Cockpits oder Dashboards dargestellt, die sich im Idealfall aus den Rohdaten automatisch generieren lassen.
4 Gestaltung eines
Kommunikationscontrollings
Die bisherigen Ausführungen beschreiben bereits die
Ansprüche an ein professionelles Kommunikationscontrolling. Auf der einen Seite ist die Unterstützung bei
der Umsetzung der strategischen Ziele im Hinblick auf
die Erfolgspotenziale und das Intellectual Capital bedeutsam. Auf der anderen Seite wird von der Unternehmenskommunikation operativ ebenfalls ein messbarer Erfolgsbeitrag erwartet. Das ist für klassische
Controller einleuchtend und nachvollziehbar, weniger
aber für die Verantwortlichen und «Macher» in der
Unternehmenskommunikation.
Wahrscheinlich deswegen sind in der Steuerung der Un- Defizite in
ternehmenskommunikation häufig Defizite feststellbar: der Steuerung
der Unter-
왘 Die Entwicklung einer eigenständigen Strategie der
nehmenskomUnternehmenskommunikation und deren Anbinmunikation
dung an die Unternehmensstrategie ebenso wie an
die Kennzahlen der Unternehmenssteuerung fehlt
oft.
왘 Die Praxis der Unternehmenskommunikation ist zu
sehr auf Maßnahmen konzentriert; es besteht ein
Defizit bei Strategien und Zielen auf allen Ebenen.
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왘 Erfolgsmessung und Evaluation finden maßnahmenorientiert und beliebig statt: «Alles, was geht» oder
«Die Maßnahme war erfolgreich, aber wozu haben
wir sie eigentlich gemacht?»
왘 Erkenntnisse aus der Erfolgsmessung werden nicht
für die Verbesserung der Strategie verwertet.
왘 Maßnahmen werden ohne Zielsetzungen durchgeführt (Tenor: «Wirkung ist bei Maßnahmen nicht
messbar»).
왘 Bei mittelständischen Unternehmen sind die Funktionen der Unternehmenskommunikation nicht in
einem Fachbereich konzentriert, sondern im Unternehmen über mehrere Stellen und Bereiche verstreut
(z. B. Öffentlichkeitsarbeit, Assistenz der Geschäftsleitung, Teamassistenz Marketing).
4.1 Vermittlungsfunktion
Vermittlungs- Kommunikationscontrolling kann hier vermitteln. Es
leistungen stellt den Bezug zur Strategie des Unternehmens und
damit zur Wertschöpfung her. Dabei spricht es die Sprache der Unternehmenssteuerung, also der Betriebswirtschaft. Nur dadurch kann eine Unternehmenskommunikation ihre Rolle im Unternehmen darstellen und
nachhaltig rechtfertigen. Selbstbewusst können Budgets
und Personalauslastung dargestellt werden. Zugleich
kennt der Kommunikations-Controller Geschäft und
Prozesse der Kommunikation und wird nicht als
Fremdkörper wahrgenommen.
Das Kommunikationscontrolling transferiert die Sprache und Fragestellungen des Controllings auf die Kommunikation und behandelt die Abteilung Unternehmenskommunikation wie eine «Business Unit»:
왘 Steuerung des Strategienentwicklungsprozesses,
왘 Vorbereitung und Durchführung der jährlichen Planung, Budgetierung von Maßnahmen,
왘 Kostencontrolling, Interne Leistungsverrechnung,
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왘 Prozesscontrolling, Qualitätsmanagement,
왘 Evaluation,
왘 systematisches Reporting.
4.2 Das Richtige richtig machen
Was ist «das Richtige»? Das ist die Ausgangsfrage der Den Blick auf’s
Strategieentwicklung: «Das Richtige» ist richtig, wenn Ganze richten
es einen Beitrag zum Erreichen der Unternehmensziele
leistet, zur nachhaltigen Wertschöpfung und Existenzsicherung des Unternehmens. Es geht um den Nachweis
des Gesamtnutzens, der Effektivität.
Der isolierte Nachweis für einzelne Maßnahmen reicht
nicht.
Die richtigen Kommunikationsziele, die richtigen Themen, die richtigen Kommunikationswege, Maßnahmen
und Produkte sind das Ergebnis der strategischen und
operativen Planung.
Dabei spielt das Wechselspiel von Effektivität und Effizienz eine wichtige Rolle.
Anders gesagt: Das Controlling unterstützt bei der Beantwortung der Frage «Was ist ‹das Richtige›?» die
Strategieentwicklung: «Das Richtige» war richtig, wenn
es einen Beitrag zum Erreichen der Unternehmensziele,
zur Wertschöpfung leistet. Es geht um den Nachweis
des Gesamtnutzens, der Effektivität. Der isolierte Nachweis für einzelne Maßnahmen reicht nicht. Die richtigen Kommunikationsziele, die richtigen Themen und
Botschaften, die richtigen Kommunikationswege, Maßnahmen und Produkte sind das Ergebnis der strategischen und operativen Planung. Wenn «das Richtige»
richtig oder wirtschaftlich durchgeführt wird, sprechen
wir von Effizienz. Durch die Verbesserung der Effektivität und der Effizienz wird Wert für das Unternehmen
geschaffen. Ein so genannter «Werttreiberbaum» bildet
dies ab. Wenn die Verknüpfung von Wertschöpfung
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Integriertes Kommunikationscontrolling
Abb. 8: Abgrenzung von Effektivität und Effizienz (Quelle: Reineke/Janz 2007)
im Unternehmen und den Erfolgsfaktoren der Unternehmenskommunikation transparent gemacht werden
kann, wird der Wertschöpfungsbeitrag der Kommunikation deutlich. Deshalb wird hier im Kommunikationscontrolling von «value links» gesprochen.
4.3 Evaluation
Ziele müssen «You can’t manage what you can’t measure!»
messbar sein
Der Pionier der modernen Managementlehre, Peter
Drucker, formulierte diesen Leitsatz für das Top-Management vieler Unternehmen aus der Erfahrung seiner
Beratungspraxis. Das gilt auch für die Unternehmenskommunikation. Es macht keinen Sinn, Maßnahmen
zu planen und dafür Ziele zu formulieren, wenn es
keine geeigneten Methoden gibt, die Zielerreichung zu
messen. Nicht ohne Grund ist das Internet zu einem
wichtigen Instrument der Kommunikation geworden.
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4.35
Lassen sich hier doch mit relativ geringem Aufwand
Messungen durchführen.
Zum Aufbau eines Evaluationssystems empfiehlt es Evaluation
sich daher, zunächst die Erfolgsfaktoren zu definieren. muss nicht
Anschließend sollten alle im Unternehmen bereits vor- teuer sein
handen Messungen gesammelt werden. Selten sind
diese bei einer einzigen Abteilung konzentriert – eher
noch auf alle Medienverantwortlichen und die Marktforschung verteilt. Mit Blick auf die Erfolgsfaktoren
und die Ziele braucht nur noch das gemessen zu werden, was relevant ist. Eine Befragung zum Selbstzweck
kann es nicht geben; sie muss immer den Zielbezug
messen. Bei einigen Messungen wie Online Tracking
oder Teilnehmerstatistiken wird zwar umfassend gemessen, aber auch gezielt ausgewertet und natürlich
nur im Hinblick auf die Planung berichtet.
4.4 Wirkungsstufenmodell
Um zu verstehen, wie Unternehmenskommunikation
wirkt und wie sie auf die Wertschöpfung eines Unternehmens einzahlt, ist das Wirkungsstufenmodell sehr
nützlich. Es stellt einen Bezugsrahmen dar, der sowohl
dem Kommunikationsmanagement als auch dem Controlling die Zusammenhänge verdeutlicht. Damit besteht die große Chance, dass hier ein gemeinsames Bild
und eine gemeinsame Sprache gesprochen werden
kann. Das Wirkungsstufenmodell wurde durch den
Arbeitskreis «Wertschöpfung durch Kommunikation»
der Deutschen Public Relations Gesellschaft (DRPG)
und dem Fachkreis Kommunikationscontrolling des
ICV zusammen entwickelt und als gemeinsamer Standard beider Institutionen von den jeweiligen Vorstandsgremien verabschiedet. Durch das Modell der Wirkungsstufen der Kommunikation erwächst Controllern und
Kommunikatoren erstmals ein gemeinsames Verständnis für die Funktionsweise und Bedeutung der Unternehmenskommunikation.
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Wirkungsstufen der Kommunikation
Outflow
Wertschöpfung
Outcome
Output
Wirkungsstufe
Input
Messbereich
Messgrößen
(Bsp.)
Messobjekt
Interner Output
Externer Output
Prozesseffizienz
Qualität
Produkte
Reichweite
Inhalte
Direkter Outcome
Indirekter Outcome
Wahrnehmung
Nutzung
Meinung
Einstellung
Emotion
Wissen
Einfluss auf
strategische
und/oder
finanzielle
Zielgrößen
(Leistungsprozess)
Einfluss auf
materielle
und/oder
immaterielle
Ressourcen
(Kapitalbildung)
Verhaltensdisposition
Verhalten
Ressourcen
Personaleinsatz
Finanzaufwand
Budgettreue
Durchlaufzeit
Fehlerquote
Readability
Personalkosten
Outsourcing-Kosten
…
Zufriedenheit interner
Auftraggeber
…
ORGANISATION
Initiierung von Kommunikationsprozessen
Clippings
Visits
Downloads
Initiativquotient
Share of Voice
…
MEDIEN/KANÄLE
Awareness
Unique Visitors
Verweildauer
Leser pro Ausgabe
Recall
Recognition
…
Reputations-Index
Markenimage
Strategisches Bewusstsein der Mitarbeiter
Kaufintention
Leads
Innovationsideen
Projektbeteiligung
…
BEZUGSGRUPPEN
Umsetzung von Kommunikationsprozessen
Umsatz
Projektabschlüsse
Kostenreduktion
Reputationswert
Markenwert
Mitarbeiterkompetenz
…
ORGANISATION
Ergebnisse von
Kommunikationsprozessen
Abb. 9: Wirkungstufenmodell (Quelle: DPRG Arbeitskreis Wertschöpfung durch Kommunikation & ICV
Fachkreis Kommunikations-Controlling/Version 16.01.2009)
Mit den Ressourcen der Unternehmenskommunikation
(Geld, Zeit, Personal) werden Kommunikationsleistungen (= Produkte) erbracht, die eine Wirkung bei den
Bezugsgruppen erzielen (z. B. Wahrnehmung eines Produktes und Kaufbereitschaft bei Konsumenten). Diese
Wirkung führt zu einer Handlung, die beim Unternehmen zu einer Wertschöpfung führt (Kauf eines Produktes = Umsatzwachstum). Dieses Modell wurde in Ansätzen bereits 1997 von Walter Lindemann vorgestellt,
durch die genannten Arbeitskreise jedoch erheblich erweitert und «nachgeschärft».
Das Modell zeigt die Wertschöpfung durch die Unternehmenskommunikation auf und gleichzeitig die Handlungsfelder für das Controlling. Es liefert einen Ordnungsrahmen, der eine stringente Struktur für Ziele
und dazugehörige Kennzahlen darstellt. Für jede ein24
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zelne Wirkungsstufe existieren erprobte und verlässliche Evaluationsmethoden aus der Rechnungslegung
bzw. der empirischen Sozialforschung. Das Modell kann
also grundsätzlich in jedem Unternehmen oder jeder
Organisation für das Management der Kommunikation
eingesetzt werden.
Bisher betrachtete das Controlling in der Regel aus- Input
schließlich die Input-Dimension, also die Kosten der
von der Kommunikation verbrauchten Ressourcen,
klassisch gegliedert in Sach- und Personalaufwand
sowie der Umlagen (meist IT, Facility Management,
Personalverwaltung etc.). Wichtig ist es in dieser ersten
Stufe, die Kosten nicht lediglich pauschal nach Stellen
oder Arten, sondern auch möglichst präzise nach
Kostenträgern (= Produkten) zu erfassen. Dazu ist es
notwendig, die verschiedenen Kommunikationsleistungen voneinander abzugrenzen und standardisiert zu
beschreiben. Da die in den meisten Unternehmen klassischerweise verwendeten Kostenrechnungssysteme
diese Zuordnung nicht vorsehen, muss hier eine Umrechnung erfolgen. Das in vielen Kommunikationsabteilungen betriebene Verfahren, externen Aufwand
über ein selbst erstelltes (Excel-)System zu «verwalten»,
hilft weiter, ist aber nur ein erster Schritt in die richtige
Richtung. Es darf bei der Bewertung der Produkte nicht
nur ein Teil der Kosten betrachtet werden (Teilkostenrechnung), sondern auch die Kosten der Organisation
müssen berücksichtigt werden (Vollkostenrechnung).
Folgt ein Unternehmen dem nun als Standard verab- Output
schiedeten Modell, werden die Kommunikationsverantwortlichen von dem sie unterstützenden Controller umfassend und detailliert über ihren Ressourceneinsatz
(Input), aber auch die Leistung (Output) informiert.
Sind die Prozesse der Leistungserstellung (bzw. die
Kostenträger) für die Unternehmenskommunikation
klar definiert, dient die Prozesskostenrechnung (bzw.
Kostenträgerrechnung) als geeignetes Steuerungsinstrument, weil mit ihr die Zahlen aus der KostenstellenKM Januar 2011
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rechnung verursachungsgerecht den Kommunikationsprozessen (bzw. -produkten) zugeordnet werden können.
Als hilfreich erweist es sich, die Leistungen der Kommunikationsabteilung als «Produkte» zu begreifen, die
in mehr oder weniger standardisierbaren Produktionsprozessen «hergestellt» werden, um dann an die «Kunden» respektive Stakeholder «distribuiert» zu werden.
Weder Controller noch Kommunikatoren verwenden
bisher diese Begriffe, wenn es beispielsweise darum
geht, einen Empfang für die wichtigsten Partner (Politiker, Aufsichtsräte, Presse, Großkunden) in einem vom
Unternehmen geförderten Museum zu beschreiben, zu
bewerten und die Kosten dafür zu rechtfertigen. Werden aber die etablierten Methoden des für Produktionsprozesse entwickelten Controllings auf die Prozesse der
Kommunikationsproduktion übertragen, wird die Effizienz dieses Bereichs ausweis- und damit auch steuerbar. Wenn auf der Output-Ebene die Zahl der hergestellten Kommunikationsprodukte gezählt oder der Wert
dieser Produkte festgestellt wird, dann ist auch eine
Effizienzbetrachtung (Output/Input = Produktivität)
möglich. Das wird besonders dann interessant, wenn
die Unternehmenskommunikation über Service Level
Agreements (SLA) Produkte mit vereinbarten Eigenschaften «herstellt» und dafür (intern) einen vereinbarten Preis erhält (Verrechnungspreis). Damit besteht die
Chance, dass die Unternehmenskommunikation nicht
mehr als Cost Center geführt wird, das Kosten verursacht, sondern als Service Center, das internen Kunden
vereinbarte Leistungen zu einem vereinbarten Preis liefert und damit idealerweise seine Kosten vollständig
«erwirtschaftet».
(externer) Die Unternehmenskommunikation wird erst dann (erOutput folgs-)wirksam, wenn die Produkte an die «Kundschaft»
zum Gebrauch übergeben werden. Und auch hier greifen etablierte Methoden, es kann recht einfach erfasst
oder zumindest verlässlich abgeschätzt werden, wie
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viele Produkte abgesetzt, also wie viele Kunden beispielsweise mit Werbemaßnahmen erreicht wurden.
Für Kommunikationsprodukte ist neben der reinen
Quantität insbesondere auch die Qualität relevant, also
die Frage, ob tatsächlich die richtigen Informationen/
Botschaften/Kommunikationsinhalte transportiert wurden. Für den Kommunikationsmanager, der ein ganzes
Portfolio von Maßnahmen verwaltet, ist es an dieser
Stelle zudem wichtig zu prüfen, ob die jeweiligen Produkte über die richtigen Kanäle bzw. Medien bespielt
wurden und folglich den richtigen Zielgruppen zugänglich gemacht wurden.
Die nächste Wirkungsstufe in der Wertschöpfung
durch die Kommunikation (direkter und indirekter Outcome) stellt Controller bzw. Entwickler von Steuerungsmethoden für Kommunikationsmanagement vor die
größte Herausforderung. Es muss unterstellt werden,
dass die mit Input erzeugten und an die richtigen Zielgruppen übermittelten Kommunikationsinhalte (Output) wirklich zum Erfolg des Unternehmens beitragen.
Plausibel und nachweisbar ist, dass das Verhalten der
Stakeholder (z. B. Kauf eines Produktes ohne Anspruch
auf Rabatte) immer abhängt von deren Bedarf, also vom
Wissen und den Einstellungen. Genau hier beansprucht
die Unternehmenskommunikation, wirksam zu sein.
Zunächst muss also die Wahrnehmung bei den Zielgruppen, der Wissensstand in Bezug auf das relevante
Thema, ihre Erwartungen und Einstellungen ermittelt
werden. Durch Vergleich (mit einer Nullmessung, mit
Vergleichsgruppen oder mit Hilfe von Zeitreihen), durch
Befragungen und durch Beobachtung des Verhaltens
kann die Wirkung von einzelnen Kommunikationsmaßnahmen bei verschiedenen Zielgruppen nachvollzogen werden. Die zu ermittelnden Zusammenhänge
sind komplex und teilweise abhängig von Rahmenbedingungen, die das Unternehmen selbst nicht beeinflussen kann. Dennoch ist es in hohem Maße plausibel
(und besonders im Internet mit einfachen AuswertunKM Januar 2011
Outcome
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gen nachweisbar), dass die richtige Kommunikation
den entscheidenden Unterschied zwischen Akzeptanz
und Ablehnung von Preisen durch Kunden und Lieferanten, zwischen Begünstigung und Behinderung von
Unternehmensprojekten durch die Öffentlichkeit und
Politik, zwischen Wahrnehmung und Ignoranz durch
Zielgruppen ausmacht.
Outflow Das nun vollständige Bild mit Informationen über alle
Wirkungsstufen der Kommunikation, also auch über
die direkte und indirekte Wirkung bei den Stakeholdern (Outcome), liefert eine Datengrundlage, auf
deren Basis schließlich auch der Erfolgsbeitrag (Outflow) der Unternehmenskommunikation dargestellt
werden kann.
Wirkung von
Kommunikation im
Outflow
Bei der Wirkungsebene Outflow werden eine strategische und eine finanzielle Wirkung der Kommunikation
betrachtet. Handelt es sich bei der strategischen Ebene
darum, Erfolgspotenziale mit Hilfe von Strategien zu
identifizieren und auszuschöpfen, so stehen auf der
operativen Ebene der Unternehmenserfolg im Sinne
der Gewinn- und Verlustrechnung im Vordergrund. Ein
strategischer Outflow wäre demnach Aufbau und Vermehrung von Intellectual Capital (z. B. Markenwert,
Reputationswert), ein finanzieller Outflow eine Veränderung von Kosten und Erträgen.
Erfolg, im Sinne der Gewinn- und Verlustrechnung, ist
die Differenz zwischen Aufwand und Ertrag. Aus der
Sicht des Controllings ist es naheliegend, beim Erfolgsbegriff hier anzusetzen. Der Erfolgsbeitrag der Unternehmenskommunikation wird in der operativen Kommunikationsebene also über geringen Aufwand und/
oder höheren Ertrag festgestellt, die sich aus den Maßnahmen der Unternehmenskommunikation ergeben.
Handelt es sich bei dem Unternehmen um eines, das
sich wertorientiert steuert, so ist der Wertzuwachs, der
sich aus den Maßnahmen der Unternehmenskommunikation ergibt, der Erfolg. Hier wären die Kapitalkosten
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eine wichtige Kennzahl. Vereinfacht könnte man hier
zwei «Unternehmenstypen» identifizieren:
왘 Unternehmen, die «klassisch» EBIT/Betriebsergebnis
als operatives Erfolgsmerkmal betrachten,
왘 Unternehmen, die sich wertorientiert steuern und
z. B. den EVA™ als operatives Erfolgsmerkmal betrachten.
In der Abbildung 10 sollen einige Beispiele für den Einfluss von Unternehmenskommunikation auf Ertrag,
Kosten und die strategische Ebene (= Intellectual Capital) dargestellt werden.
Diese Beispiele vermitteln den Eindruck, als hätte allein
die Unternehmenskommunikation einen Einfluss auf
Kosten, Ertrag und Intellectual Capital. Dieser monokausale Zusammenhang existiert natürlich nicht. Da
der Unternehmenserfolg von zahlreichen Faktoren abhängt, eigentlich sogar in einer Kooperation verschiedener Funktionen und Bereiche des Unternehmens
erbracht wird, lässt sich der Wertbeitrag der Unternehmenskommunikation kaum isoliert berechnen. Eine
Wirkung der Kommunikation auf den Unternehmenserfolg kann nur vermutet bzw. künstlich durch Relationen (z. B. Imagerendite nach Rolke) hergestellt werden,
ist aber derzeit nicht mit letzter Sicherheit nachweisbar. Auch lässt sich die Wirkung von Maßnahmen derzeit nur auf der Outcome-Ebene evaluieren (z. B. Medienresonanz-Analyse). Hier müssen noch geeignete
Methoden entwickelt werden. Derzeit sind folgende
pragmatische Lösungen denkbar:
Keine monokausalen
Zusammenhänge
왘 Angeregt durch die Sozialwissenschaften werden
«soziale Milieus» gebildet und untersucht, d. h. ein
Testbereich (Organisation, Geschäftsbereich, Markt
etc.) wird mit Maßnahmen der Unternehmenskommunikation beeinflusst, ein anderer, annähernd
identischer Bereich, nicht. In beiden Bereichen lässt
sich der Unternehmenserfolg nach den Maßnahmen
mit einem definierten zeitlichen Abstand feststellen.
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Abb. 10: Wirkung der Kommunikation (Quelle: Fachkreis Kommunikationscontrolling)
Ist der Unternehmenserfolg unterschiedlich, so ist
dies auf die Maßnahmen der Unternehmenskommunikation zurückzuführen.
왘 Diese Differenz in den Ergebnissen wird als Wirkung der Unternehmenskommunikation angenommen und für zukünftige Maßnahmen vereinbart (z.B.
5% Beitrag zum Unternehmenserfolg). Im Zeitablauf sollte natürlich versucht werden, diesen Erfolgsbeitrag mit geeigneten Methoden (z. B. Autoregressionsanalyse) zu validieren.
Als Kennzahlen können im Outflow die «klassischen»
finanziellen Kennzahlen verwendet werden.
Mit diesem Bezugsrahmen erbringt das Controlling
eine neue Dienstleistung und kann die Kommunika30
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tionsverantwortlichen darin unterstützen, die richtigen
Kommunikationsmaßnahmen auszuwählen und die
entsprechenden Prozesse effizienter zu gestalten.
Für jede dieser Stufen können aufeinander aufbauende
Ziele vereinbart werden, deren Erreichen mit entsprechenden Kennzahlen dokumentiert und analysiert
werden kann. Über Zeitreihenvergleiche werden so
Ursache-Wirkungsbeziehungen bis hin zum tatsächlichen Ergebnisbeitrag nachweisbar.
Alles im Hinblick auf den Erfolgs-/Wertbeitrag der Unternehmenskommunikation, die mit der Übertragung
etablierter Controllingmethoden auf diese Unternehmensfunktion auch endlich objektiv plan-, mess- und
steuerbar geworden ist. Kommunikation verursacht
nicht mehr nur Kosten, sondern trägt zur Wertschöpfung bei.
5 Zusammenfassung
Aus der Sicht des «klassischen» Controllings erscheint
die Unternehmenskommunikation als nicht «greifbar».
Das bestehende Mit- und Durcheinander von Maßnahmen, Aktionen, Medien und Instrumenten, die
durch die internen oder externen Akteure der Unternehmenskommunikation eingesetzt werden, ist verwirrend und führt (scheinbar) zu keinem (messbaren) Ergebnis.
Mit dem hier vorgestellten integrierten Ansatz wird das
Aktionsfeld der Unternehmenskommunikation transparenter, sowohl Controller als auch «Kommunikatoren» finden sich und ihre Begriffswelt wieder. Der
Erfolgsbeitrag der Unternehmenskommunikation wird
nicht isoliert in der Unternehmenskommunikation berechnet, sondern in den Dimensionen des Controllings.
Das wird sehr wahrscheinlich niemals exakt validiert
werden können, doch die Verständigung auf Value
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Links und Vereinbarungen im Unternehmen hinsichtlich der Kausalitäten kann hier das nahezu Unmögliche
schaffen.
Offene Fragen Die Validierung des Erfolgsbeitrags ist aber nur eine
von noch vielen zu lösenden Fragen.
Damit ein Kommunikationscontrolling das Management der Unternehmenskommunikation unterstützen
kann, müssen u. a. noch folgende Fragen beantwortet
und pragmatische Methoden entwickelt bzw. adaptiert
werden:
왘 Mit welchen Methoden können die Kosten den Maßnahmen zugeordnet werden?
왘 Wie kann eine Produktkalkulation (= Kostenträgerrechnung) erfolgen?
왘 Wie können die Daten für eine Portfolioanalyse ermittelt werden?
왘 Wie können Make-or-Buy-Entscheidungen der Unternehmenskommunikation richtig getroffen werden?
왘 Können Ursache-Wirkungs-Relationen valide ermittelt werden?
왘 Wie kann ein Fachbereich Unternehmenskommunikation als Service Center organisiert sein?
6 Literatur
Arbeitskreis «Immaterielle Vermögenswerte der
Schmalenbachgesellschaft für Betriebswirtschaft
e. V.» (2001): Kategorisierung und bilanzielle Erfassung immaterieller Werte. In: Der Betrieb, 54. Jg.,
H. 19, S. 989 – 995.
Fachkreis Kommunikations-Controlling des Internationalen Controller Vereins e. V. (ICV) (2010):
Grundmodell für Kommunikations-Controlling, Gauting.
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Gälweiler, A. (2005): Strategische Unternehmensführung, Frankfurt/M.
Kaplan, R.S./Norton, D.P. (2004): Grünes Licht für Ihre
Strategie. In: Harvard Business Manager, Mai 2004,
S. 18 ff.
Möller, K./Piwinger M./Zerfaß, A. (Hrsg.) (2010):
Immaterielle Vermögenswerte, Stuttgart.
Piwinger, M./Zerfaß, A. (Hrsg.) (2007): Handbuch
Unternehmenskommunikation, Wiesbaden.
Will, M. (2007): Wertorientiertes Kommunikationsmanagement, Stuttgart.
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