Nur ein Haufen Kuh-Anbeter?

Werbung
Seite 48
Titel
VIN 25
Nur ein Haufen Kuh-Anbeter?
Der Hinduismus
Wo die Kuh heilig ist und sich die
Opfergaben für die Götter anhören wie
aus einem Märchen – der Hinduismus
ist relativ weit verbreitet, so sind etwa
13,26% der Weltbevölkerung Hindus,
das sind ca. 850 Millionen Menschen
weltweit. Damit ist diese Religion die
drittgrößte der Welt. Aber was genau
ist der Hinduismus und um was geht´s
da überhaupt?
In Nepal ist er am weitesten verbreitet,
aber im Prinzip gibt´s den Hinduismus
überall - sogar auf den Fidschi-Inseln.
Da kam er natürlich nicht von selber
hingeschwommen. Seit ihrer Gründung in Nordindien, geschätzt 2000 vor
Christus, hat sich die Religion auf der
ganzen Welt verteilt.
Im 19. Jahrhundert gab es dann in ein
einigen Gebieten Indiens Reformen
des Hinduismus. Denn als damals die
Christen kamen, boten sie den Hindus
an zu konvertieren, da ihr Christentum
immer weiter wachsen sollte.
Doch die Hindus ließen sich nicht von
ihrer Religion abbringen und wollten
nicht zum Christentum wechseln.
Lieber überdachten sie noch einmal
ihre eigene Religion.
Die Witwenverbrennung und das Kastensystem fanden dann ein paar nicht
mehr ganz so super und wollten, dass
man sich das doch noch mal durch den
Kopf gehen lässt.
Im Kastensystem ist es den Leuten
aus der untersten Kaste nicht erlaubt,
für die aus den höheren Kasten zu arbeiten, mit ihnen in Kontakt zu treten
oder überhaupt vor ihren Augen zu erscheinen. Denn die „Parias“ (Unberührbaren) leben in Slums und sind
sozusagen die Unterschicht Indiens.
Sie werden von den reichen Gläubigen
als unrein angesehen. Das war natürlich genau das Gegenteil des Gemeinschaftsgefühls, das die so genannten
Neohindus für ihre Religion wollten.
Und auch die Witwenverbrennung, bei
der die Frau mit ihrem verstorbenen
Ehemann verbrannt wird, entsprach
nicht den Vorstellungen für ein gemeinschaftliches Indien. Auch wenn die Familie der Verstorbenen nach diesem
Ereignis hoch angesehen wird, widersprachen doch einige diesem Ritual.
Trotzdem wird es immer noch in einigen Teilen Indiens durchgeführt.
Auch das Kastensystem wurde noch
nicht ganz aus Indien verbannt.
Aber jetzt mal zum Glauben: Beim
Hinduismus denkt man oft als erstes
an die vielen Götter, um die es bei
VIN 25
Titel
dieser Religion geht. Und das ist auch
berechtigt; in einigen Bereichen beten
die Anhänger bis zu 330 Millionen
Götter an!
Aber es gibt auch andere Gruppierungen im Hinduismus, zum Beispiel
den Vishnuismus. Diese Richtung des
Hinduismus glaubt an die Allmacht
Vishnus, der über allen anderen
Heiligen und Göttern steht. Es gibt
trotzdem noch einige weitere Heilige,
die in der Geschichte des Vishnuismus
eine große Rolle spielen. Die so
genannten zwölf Dichter zum Beispiel
sollen mit ihren Werken einen Teil
dazu beigetragen haben, dass der
Buddhismus im 6. Und 7. Jahrhundert
aus Indien verschwand.
Seite 49
abgetrennten Kopf ihres Mannes in
einer Hand und steht mit einem Bein
auf dem Leib ihres kopflosen Gatten.
Aber das soll nicht abschrecken, denn
die Göttin wird genauso als gütig,
freundlich und gut dargestellt.
Neben dem Vishnuismus und dem
Shivaismus gibt es den Shaktismus.
Die Shakti ist in dieser Gruppierung die
weibliche Urkraft, die alles im
Universum und das Universum selbst
geschaffen haben soll. Der Shaktismus
war vom 8. bis zum 10. Jahrhundert
am größten, seitdem hat er wieder
etwas
an
Bedeutung
verloren.
Trotzdem ist der Shaktismus immer
noch die drittwichtigste Strömung des
Hinduismus.
Und da es so viele Götter im Hinduismus gibt, reicht ihnen auch nicht
nur eine „Bibel“. In dieser Religion gibt
es mehrere Heilige Schriften, die auch
alle ein Teil einer bestimmten Richtung
des Hinduistischen Glaubens angehören. Daraus lässt sich dann natürlich
auch schließen, dass da nicht überall
dasselbe drin steht.
Im Shivaismus wird die Göttin Shiva
verehrt. Er ist eine der bedeutendsten
Richtungen des Hinduismus. Shiva
scheint eine sehr brutale Frau
gewesen zu sein, denn alten Schriften
zu Folge soll sie ihren eigenen Mann
umgebracht haben. Außerdem hat sie
auf den besagten Zeichnungen und
Figuren mehrere
Arme, hält den
In den Shruti zum Beispiel stehen
Geschichten über alte Seher. Das
Smitri hingegen wurde erst später
geschrieben und ist etwas näher am
leicht abgeänderten Hinduismus unserer Zeit. Ab dem 6. Jahrhundert vor
Christus kamen dann ein paar „Updates“ dazu. Zum Beispiel die Sutras,
die die Shruti noch einmal erneuern.
Während der Epoche des „Klassischen Hinduismus“ kamen dann die
Puranas. Darin werden Mythen, das
Leben der Götter und der Kosmos aus
der Sicht des Hinduismus beschrieben.
Seite 50
Titel
Auch Themen wie Wissenschaft,
Historie und Recht im Hinduismus
werden in den Puranas angesprochen.
Dann gibt es auch noch die Kavyas,
sozusagen die Gedicht- und Poesiesammelwerke Indiens, und die Stotras,
die im Prinzip die Lieder- und Hymnentexte des Hinduismus beinhalten.
Natürlich sind die alle auf indisch
geschrieben, damals gab es ja auch
noch nicht wirklich eine andere Sprache. Aber während der Kolonialzeit, als
England sich in Indien breit machte,
kam der Buchdruck in das sehr religiöse Land. Die Briten hatten nichts dagegen, dass die Inder ihre Bücher von
ihnen drucken ließen, allerdings gab es
halt nur die Römische Schrift als Letter, daher wurden die Schriften auf
Englisch übersetzt. So sind vor allem
die ersten Bücher des Neohinduismus
in dieser Weltsprache geschrieben.
Und jetzt mal zu der Sache mit der
heiligen Kuh und warum ausgerechnet
dieses Tier als heilig betitelt wird.
Also erstmal ist es sowieso Regel,
dass Hindus vegetarisch sind. Aber
das erklärt ja nicht alles, schließlich
könnten sie ja dann auch Schweine
oder Hühnchen anbeten. Also im
Großen und Ganzen liegt es mehr
daran, welche Beziehung die Kühe zu
den Gottheiten gehabt haben sollen.
Und nein, das heißt nicht dass die
hübschen Göttinnen sich Kühe als
Liebhaber geschnappt haben, um die
Götter eifersüchtig zu machen…
Krishna beispielsweise war Hirtin und
Beschützerin der Kühe, und die gute
Shiva mochte lieber einen Bullen als
Reittier als einen Gaul. Warum?
VIN 25
Keine Ahnung. Vielleicht waren Pferde
ja einfach zu Mainstream :D
Aber zurück zum Thema: Die Heiligkeit
der Kuh, die manche als unverständlich ansehen, hat eigentlich einen
einfachen Grund. Außerdem hatten die
Kühe schon vor ein paar tausend Jahren so einen hohen Wert in Indien, weil
es da ja bekanntermaßen nicht so
rosig aussah mit der Ernährung und
Kühe, die Fleisch und Milch gaben
waren eben auch ziemliche Mangelware. Dieser Wert hat sich dann
wahrscheinlich so gesteigert, dass
man die Kuh irgendwann eben
anbetete, ganz einfach.
Von: Celine Kargus
Quellen: Wikipedia,
www.rtdr-sg.ch,
www.hindudevotionalblog.com,
http://www.religion.ch
VIN 25
Titel
Seite 51
Herunterladen