Programmheft

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Di 2. Mai 2017 20:00 Sartory-Säle
Piia Komsi | Sopran
Emily Hindrichs | Sopran
Guilhem Terrail | Countertenor
Christine Chapman | Sprecherin
Peter Veale | Oboe, Englischhorn
Helen Bledsoe | Flöte
Marco Blaauw | Doppeltrichter-Trompete
Ensemble Musikfabrik
Peter Rundel | Dirigent
Pause gegen 20:45 | Ende gegen 21:45
Gefördert durch das Ministerium für
Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport
des Landes Nordrhein-Westfalen.
PROGRAMM
Jonathan Harvey 1939 – 2012
Sprechgesang (2007)
für Oboe und Englischhorn solo und 13 Musiker
Rebecca Saunders *1967
Bite (2016)
für Flöte solo
Deutsche Erstaufführung
Peter Eötvös *1944
Snatches of a conversation (2001)
für Doppeltrichter-Trompete in C und Ensemble
Pause
Julien Jamet *1979
Glossomanie (2017)
für Doppeltrichter-Trompete
Kompositionsauftrag von ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln,
gefördert durch die Ernst von Siemens Musikstiftung
Uraufführung
Unsuk Chin *1961
Cantatrix Sopranica (2004 – 05)
für zwei Soprane, Countertenor und Ensemble
I
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
2
ZU DEN WERKEN
Jonathan Harvey: Sprechgesang (2007)
»Die Aufgabe von Künstlern ist dringend, ernst und gefährlich.«
Ein Statement des britischen Komponisten Jonathan Harvey
(1939 – 2012), der in London bei dem Schönberg-Schüler Erwin Stein
studierte (1885 – 1958) – hierhin floh dieser 1938 von Wien aus vor
den Nazis. Ob durch den Unterricht oder durchs Selbststudium oder
anderswie – an dem Begriff und der Sache »Sprechgesang« kommt
kein Komponist unserer Zeit vorbei – jedenfalls als Theorie –, wenn
er in seiner Musik mit Sprache arbeiten will. 1912 verlangt Arnold
Schönberg (1874 – 1951) von dem Stimminterpreten seines Melodrams Pierrot Lunaire, dass er oder sie »den Rhythmus haarscharf so
einhält, als ob er sänge« und er möge nicht »in eine singende Sprechweise verfallen«, denn »der Gesangston hält die Tonhöhe unabänderlich fest, der Sprechton gibt sie zwar an, verlässt sie aber durch
Fallen und Steigen sofort wieder«. Der Sprechgesang, der als im
Dazwischen von Singen und Sprechen angesiedelt ist, lässt sich nicht
so leicht realisieren. Vokal-Künstler tun sich schwer damit und manch
Experte der Zweiten Wiener Schule bemerkte gar, dass er sich nicht
genau erklären könne, wie das klingend überhaupt eingelöst werden
könne. Sei’s drum. Denn Jonathan Harveys Ensemblestück Sprechgesang verzichtet sowieso auf die menschliche Stimme, ist rein instrumental. Die Oboe und später auch als English Horn verfärbt ist hier
der Protagonist, stellt Fragen, plappert, plaudert und die Verwandten
wie Bekannten tun es ihm gleich, quasseln und reden, ahmen einander nach, auch wenn der ein oder andere mal etwas schüchtern ist,
dann findet sich eben ein anderer, der sich besonders mutig hervortut. Harvey selbst bemerkt zu seinem »Sprechgesang«: »Die Grundlage des Stücks ist eine Meditation über die Natur der Sprache als
Klang. Wann nähert sich die Musik der Ausdruckweise, der Struktur
und der Melodie der Sprache an?«
Rebecca Saunders: Bite (2016)
Die in Berlin lebende Komponistin Rebecca Saunders (* 1967) hat
ihrem Bass-Flöten-Solo Bite (Biss), wie so oft in ihren Stücken,
Fragmente aus Texten von Samuel Beckett (1906 – 1989) zur Seite
gestellt, der auch den Kompositionsprozess dieses Stückes begleitet
3
und beeinflusst hat. Für das der Flötistin Helen Bledsoe, Mitglied im
Ensemble Musikfabrik, gewidmete Bite – sie realisierte 2016 auch die
Uraufführung in Huddersfield – wählte Saunders Becketts 1955 veröffentlichten »Textes pour rien« (Texte um nichts) aus, entnahm dem
13. und letzten dieser Kurzprosatexte drei Passagen. Einzelne Schlüsselwörter daraus, teils auch nur Phoneme oder Tonfälle, erscheinen
wie ein Echo in der Musik wieder, resonnieren in der Flöte, deren
SpielerIn auch vokal tätig sein muss.
»… nur die Stimme ist, raunend und Spuren hinterlassen. Spuren, sie will Spuren hinterlassen, ja, wie die Luft sie im Laub
hinterlässt… / Und wer schämt sich bei jedem stummen Millionstel einer Silbe, mit einer unauslöschlichen Unendlichkeit
von sich Biss auf Biss vertiefenden Gewissensbissen, diesseits vom mindesten Gemurmel, soviel Lügen hören zu müssen, sagen zu müssen, so oft dieselbe lügnerisch geleugnete
Lüge, wer, dessen brüllende Stille Wunde des Ja und Messer
des Nein ist, sie fragt es sich. / … wenn es eines Tages an
diesem Ort, wo es keine Tage gibt, der kein Ort ist, hervorgegangen aus der unmöglichen Stimme das nicht zu machende
Sein gäbe und einen Beginn von Tageslicht, so wäre alles still
und leer und schwarz wie jetzt, wie bald, wenn alles zu Ende,
alles gesagt sein wird, sagt sie, murmelt sie.«
(Übersetzung: Elmar Tophoven)
Peter Eötvös: Snatches of a conversation
(2001)
Die kurzweiligen Snatches of a conversation für DoppeltrichterTrompete und Ensemble von Peter Eötvös (* 1944), im selben Jahr
während des »europäischen musikmonats« in Basel uraufgeführt,
sind ein komponiertes, aber improvisatorisch wirkendes Klangspiel
über den Schein von Gleichzeitigem und Ungleichzeitigem. Sie
sind – so der Komponist – »ein freundliches Gesprächs in einem
Café, Fetzen einer cleveren, ironischen Unterhaltung… und wir finden unseren Weg zwischen den Tischen… Der Kellner ist eine
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Doppeltrichter-Trompete«, deren Interpret äußerst rasant zwischen
den Klangfarben, zwischen den Trichtern hin- und herschalten, zwischen den Tischen hin- und herlaufen muss. Nicht minder virtuos hat
der zweite, von Eötvös in der Titelbesetzungsangabe verschwiegene
Solist zu tun: ursprünglich ein »Noisemaker«, hat Eötvös aber auch
eine Fassung für einen »normalen« Sprecher erstellt; auch dieser
wird uns eine ganze Menge wirklichkeitsmöglicher »Gesprächsfetzen« nur so um die Ohren hauen. Snatches of a conversation ist ein
vom Jazz, vom Scat-Gesang beeinflusstes, nicht-lineares Live-Hörspiel, das den Konzertsaal in ein temporäres Lokal verwandelt. Mit
uns als Mit-Spielern. Sie werden es merken.
Julien Jamet: Glossomanie (2017)
Für Doppeltrichter-Trompete, eine vom Musikfabrik-Trompeter Marco
Blaauw wiederbelebte und vielfach verbesserte Echo-Ventil-Idee
aus dem Instrumentenbau des 19. Jahrhunderts, ist auch das Stück
Glossomanie des französischen Komponisten Julien Jamet (* 1979).
Der neurologische Terminus Glossomanie bezeichnet eine Sprachstörung mit spielerischen Wort- und Lautneubildungen ohne jegliche
Syntax. Bei psychischen Erkrankungen tritt diese Störung auf. Auch
das stetige Brabbeln, das Imitieren von Geräuschen und Phonemen,
das unaufhörliche Wiederholen, das kontinuierliche Kombinieren des
Probierten bei Kleinkindern auf dem Weg zur Spracherlernung mit
semantischen Relevanzen und syntaktischen Regeln ist eine Art glossomanische Phase. Dieser einzigartige Zustand der Sprache, prä-symbolisch und vornehmlich vokal, fasziniert Jamet und er übertrug das
Phänomen des spielerischen Spracherwerbs auf die Klangproduktion
bei der Trompete – mit vielen Wiederholungen und Sequenzierungen
des soeben Enddeckten, mit etlichen »Neologismen«, mit reinen
Luftgeräuschen und einer Skala von Luftgeräusch-Klang-Mischungen,
mit veränderten Lippen-/Ansatzpositionen am Mundstück usw. usw.
Die Trompete als sprachobsessiver Steppke.
5
Unsuk Chin: Cantatrix Sopranica 82004 – 05)
In der amüsant ironischen Kantate Cantatrix Sopranica lässt Unsuk
Chin (* 1961) die Sängerinnen und Sänger über das Singen sinnierend
singen. Die Idee dazu kam ihr bei der Lektüre von Georges Perecs
»Das Soprano-Project. De Iaculatione Tomatonis (in cantatricem)«,
einer pseudo-wissenschaftlichen Abhandlung aus dem Jahre 1974,
in dem der Autor fiktiv, mit der Methode eines experimentellen Literaten – der Franzose Perec gehörte zu Oulipo, einer Werkstatt für
potentielle Literatur – das Kreischen von 107 Sopranistinnen, wenn
sie mit verfaulten Tomaten beworfen werden. Vier der insgesamt
acht Texte – pro Satz ein eigener Text – verfasste die sprachspielfreudige Chin selbst; die anderen vier stammen oder sind inspiriert von
anderen Autoren. Für Satz 2 griff sie eine Idee der modernen amerikanischen Autorin Gertrude Stein (1874 – 1946) auf. Der Text von
Satz 4 verfasste das amerikanische Oulipo-Mitglied Harry Mathews
(1930 – 2017); für Satz 5 verwendete sie ein ins Italienische übersetzte
Gedichte des avancierten Schriftstellers Arno Holz (1863 – 1929) und
Satz 6 liegt ein Text aus der chinesischen Tang-Dynastie (7.-10. Jahrhundert) zugrunde, dessen Klang und Tonfall ihr besonders zusagte.
Dargestellt, verhandelt und kommentiert wird Cantatrix Sopranica
alles, was zum gehobenen Sängersein dazu gehört: das Einsingen
mit Tricks, Ticks und Tücken, die Posen hoher Nasen auf der Bühne
und dahinter, etliche Klischees von Benimm und Unsinn scheinen
hier auf, durchaus nicht postfaktisch. Auch musikalische Stereotypen
aus der Tonkunstgeschichte sind immer mal wieder gegenwärtig, der
europäischen wie der asiatischen, ebenfalls in jeder Hinsicht lustvoll
gesetzte und doch bittere Wahrheiten aus dem Leben der lyrischen
Sanges-Diven und sonoren Helden.
Stefan Fricke
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BIOGRAPHIEN
Piia Komsi
Sopran
Die finnische Sopranistin Piia Komsi studierte zunächst Violoncello und war von
1989 bis 2000 Mitglied im Finnish National Orchestra. Gesang studierte sie an der
Sibelius-Akademie in Helsinki. Dort debütierte sie 1999 beim Festival Musica nova
Helsinki in der Rolle des Zimmermädchens in Tomas Adès Powder her face.
Es folgten Engagements an Opernhäusern in Buenos Aires, Tel Aviv, München,
Paris, Rom und Neapel. Als Konzertsolistin war sie u. a. mit dem Los
Angeles Philharmonic, dem BBC Symphony, dem Orchestre Philharmonique de Radio France, dem Orquestra Sinfónica do Porto Casa da
Música, den philharmonischen Orchestern von Oslo, Stockholm und
Gothenburg, den Rundfunkorchestern in München, Leipzig und Hamburg sowie mit dem Ensemble Intercontemporain, dem Gulbenkain
Orchestra, dem Ensemble Musikfabrik und dem Ensemble Modern
zu hören. Sie hat mit Dirigenten wie Esa-Pekka Salonen, Peter Eötvös, Kent Nagano, Sakari Oramo, Jukka-Pekka Saraste, FrancoisXavier Roth und Peter Rundel zusammengearbeitet. Ihr Repertoire
umfasst sowohl Rollen aus dem Barock als auch große Koloraturpartien des 18. Jahrhunderts und zahlreiche Werke der neuen Musik.
Besonders aktiv ist sie im Bereich der zeitgenössischen Musik. Zu
ihren jüngsten Erfolgen zählt die Rolle der Martha in Fabian Panisellos Le Malentendu. Eigens für Piia Komsi und ihre Zwillingsschwester Anu hat Esa-Pekka Salonen sein Stück Wing on Wing komponiert,
das 2017 vom New York Philharmonic aufgeführt wird.
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Emily Hindrichs
Sopran
Die Sopranistin Emily Hindrichs studierte
an den Universitäten von Southern Mississippi und Exeter sowie am New England Conservatory. Anschließend war
sie Mitglied im Young Artist Program der
Seattle Opera und am Tanglewood Music
Center. Sie ist Preisträgerin zahlreicher
Wettbewerbe, des Sullivan Foundation
Awards, des Washington International
Competition und von Les Azuriales Opera.
Seit der Spielzeit 2013/14 ist die amerikanische Sängerin Ensemblemitglied am Badischen Staatstheater Karlsruhe. 2013 sang sie im Barbican Centre Glières Konzert für Koloratursopran und Orchester und
gastierte an der Oper Frankfurt als Königin der Nacht. In dieser Rolle
war Emily Hindrichs auch international zu hören, so mit der English
National Opera, dem Saarländischen Staatstheater, der Seattle Opera,
dem Chicago Opera Theater und der New Orleans Opera. Debüts als
Micaela in Bizets Carmen, als Anne Trulove in Strawinskys The Rake’s
Progress und als Konstanze in Die Entführung aus dem Serail führten
sie an das Opéra-théâtre de St. Étienne und zum Connecticut Early
Music Festival. Emily Hindrichs ist eine gefragte Lied- und Konzertsängerin, sie trat bereits mit dem Toronto Symphony Orchestra, mit
der Internationalen Bachakademie Stuttgart unter Helmuth Rilling,
dem American Symphony Orchestra in der Carnegie Hall und dem
Seattle Symphony auf. Mit Beginn der Spielzeit 2015/16 wechselte
sie ins Ensemble der Oper Köln.
8
Guilhem Terrail
Countertenor
Guilhem Terrail wurde in Les Lilas im
französischen Departement Seine-SaintDenis geboren. Er studierte Gesang am
Konservatorium von Pantin, wo er als
Bariton ausgebildet wurde. Darüber hinaus studierte er Chorleitung und Musikpädagogik und entdeckte dabei seine
Countertenorstimme. Er ließ sich zwei
Jahre lang von Robert Expert ausbilden
und besuchte Meisterkurse bei Cynthia
Jacoby und Estelle Béréau. Guilhem Terrail etablierte sich schnell als
Solist im Konzert- und Opernfach, wo er ein umfangreiches Repertoire abdeckt. Als Interpret zeitgenössischer Musik übernahm er die
Partie des Aymar in Oscar Bianchis »Thanks to my eyes« mit dem
Ensemble Modern beim Festival Musica in Strasbourg. 2014 sang er
die Rolle des Tambourmajors in Aurélien Dumonts Chantier Woyzeck.
Er tritt regelmäßig mit dem Ensemble Le Balcon unter der Leitung
von Maxime Pascal auf, war in Garras de oro von Juan Pablo Carreño in Paris und auf einer Kolumbien-Tournee sowie als Nico in Fernando Fiszbeins Avenida de los Incas 3518 zu erleben. 2015 debütierte
Guilhem Terrail als Henri III in Wolfgang Mitterers Massacre mit dem
Ensemble Remix unter Peter Rundel am Théâtre du Capitole de Toulouse. In der Uraufführungsproduktion der Oper Giordano Bruno von
Francesco Filidei gastierte er mit der Partie des Papstes Clemens VIII
in der Casa de Música in Porto, im Piccolo Teatro Strehler in Mailand,
dem Teatro Municipale Valli in Reggio Emilia, beim Festival Musica in
Strasbourg und am Théâtre de Caën.
9
Christine Chapman
Sprecherin
Christine Chapman studierte Musik an der
University of Michigan und der Indiana
University. 1990 kam sie nach Deutschland, wo sie für zahlreiche Orchester in
Deutschland und Europa als Solohornistin tätig war, u. a. den Rundfunk-Sinfonieorchestern des Norddeutschen- und
des Westdeutschen Rundfunks, der
Deutschen Oper Berlin, dem GürzenichOrchester Köln und dem Königlichen
Orchester in Antwerpen. Obgleich Christine Chapman schon seit
ihrem siebzehnten Lebensjahr professionell als Hornistin tätig ist, war
doch ihre erste Erfahrung mit einem Ensemble für neue Musik ein
Auftritt mit dem Ensemble Musikfabrik im Jahr 2001, dessen festes
Mitglied sie seit 2004 ist.
10
Peter Veale
Oboe, Englischhorn
Der in Neuseeland geborene und in Australien aufgewachsene Peter Veale stammt
aus einer Musikerfamilie und griff im Alter
von sechs Jahren zu Geige und Klavier.
Später sattelte er auf die Oboe um. Mit
tatkräftiger Unterstützung der besten Lehrer vor Ort machte er früh schon auf sich
aufmerksam. Noch vor dem Studium bei
Heinz Holliger in Freiburg spielte er im
Rundfunkorchester von Adelaide. Orchestermusiker wollte Peter Veale dann allerdings nicht mehr werden und
suchte nach anderen Perspektiven. Unter Francis Travis erlernte er
das Dirigieren, eine Tätigkeit, die er auch für sein Wirken als Musiker
für nützlich hält. Seiner Arbeit als Mitglied des ensembles recherche
(1986 – 94), des Württembergischen Kammerorchesters Heilbronn
(1986 – 96) und des Ensembles Musikfabrik steht seine Tätigkeit als
Solist, Kammermusiker, Dozent, Buchautor (Die Spieltechnik der
Oboe – gemeinsam mit Claus-Steffen Mahnkopf) und als Herausgeber der Reihe Contemporary Music for Oboe zur Seite. Seit 2011 ist
er künstlerischer Leiter des Studios Musikfabrik – Jugendensemble
für Neue Musik des Landesmusikrats NRW. Für Peter Veale wurden
bis heute mehr als 50 Werke komponiert.
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Helen Bledsoe
Flöte
Helen Bledsoe widmet sich seit vielen
Jahren hauptsächlich der neuen Musik,
daneben aber auch dem Jazz und der
Weltmusik. Einen großen Anteil nimmt
in ihrem Wirken auch die pädagogische
Arbeit ein. In Aiken im US-Staat South
Carolina geboren, absolvierte sie ihre
künstlerische Ausbildung in Pittsburgh,
Indiana (Bloomington) und Amsterdam.
Seit 1994 lebt sie in Europa. Sie gewann
den Gaudeamus Interpreter’s Competition for Contemporary Music
und den Banff Concerto Award und trat als Solistin mit dem Dallas
Chamber Orchester, der Calgary Philharmonic, dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und zahlreichen renommierten
Ensembles für neue Musik auf.
12
Marco Blaauw
Doppeltrichter-Trompete
1965 geboren, studierte Marco Blaauw
zunächst am Sweelinck Conservatorium
Amsterdam und setzte seine Studien später u. a. bei Pierre Thibaud und Markus
Stockhausen fort. Seit 1994 ist er festes Mitglied des Ensemble Musikfabrik.
Sein Engagement in der Ensemblemusik
ergänzt er durch solistische Projekte im
Bereich der komponierten und improvisierten zeitgenössischen Musik und die
intensive Zusammenarbeit mit bekannten und jungen Komponisten
unserer Zeit. Etliche Werke sind eigens für Marco Blaauw geschrieben bzw. von ihm angeregt worden, darunter Kompositionen von
Peter Eötvös, Richard Ayres, Isabel Mundry und Rebecca Saunders.
Ab 1998 arbeitete er intensiv mit Karlheinz Stockhausen zusammen;
so war Blaauw an zahlreichen Uraufführungen innerhalb des Opernzyklus Licht beteiligt.
13
Ensemble Musikfabrik
Seit seiner Gründung 1990 zählt das Ensemble Musikfabrik zu den
führenden Klangkörpern der zeitgenössischen Musik. Dem Anspruch
des eigenen Namens folgend, ist das Ensemble Musikfabrik in besonderem Maße der künstlerischen Innovation verpflichtet. Neue, unbekannte, in ihrer medialen Form ungewöhnliche und oft erst eigens
in Auftrag gegebene Werke sind sein eigentliches Produktionsfeld.
Die Ergebnisse dieser häufig in enger Kooperation mit den Komponisten geleisteten Arbeit präsentiert das in Köln beheimatete internationale Solistenensemble in jährlich etwa 80 Konzerten im In- und
Ausland, auf Festivals, in der eigenen Abonnementreihe »Musikfabrik im WDR« und in regelmäßigen Audioproduktionen für den Rundfunk und den CD-Markt. Bei WERGO erscheint die eigene CD-Reihe
Edition Musikfabrik, deren erste CD Sprechgesänge 2011 den ECHO
Klassik gewann.
Alle wesentlichen Entscheidungen werden dabei von den Musikern
in Eigenverantwortung selbst getroffen. Die Auseinandersetzung
mit modernen Kommunikationsformen und experimentellen Ausdrucksmöglichkeiten im Musik- und Performance-Bereich ist ihnen
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ein zentrales Anliegen. Interdisziplinäre Projekte unter Einbeziehung
von Live-Elektronik, Tanz, Theater, Film, Literatur und bildender Kunst
erweitern die herkömmliche Form des dirigierten Ensemblekonzerts
ebenso wie Kammermusik und die immer wieder gesuchte Konfrontation mit formal offenen Werken und Improvisationen. Dazu gehören
auch Gesprächskonzerte und das Experimentieren mit Konzertformaten, die das Publikum stärker integrieren. Dank seines außergewöhnlichen inhaltlichen Profils und seiner überragenden künstlerischen Qualität ist das Ensemble Musikfabrik ein weltweit gefragter
und verlässlicher Partner bedeutender Dirigenten und Komponisten.
Seit 2013 verfügt das Ensemble über ein komplett nachgebautes
Set des Instrumentariums von Harry Partch. Daneben sind die mit
Doppeltrichtern ausgestatteten Instrumente der Blechbläser ein weiteres herausragendes Merkmal der Experimentierfreudigkeit des
Ensembles.
Die Gästeliste des Ensembles ist so lang wie prominent besetzt: Sie
reicht von Mark Andre, Louis Andriessen und Stefan Asbury über Sir
Harrison Birtwistle, Unsuk Chin, Péter Eötvös, Brian Ferneyhough,
Heiner Goebbels, Toshio Hosokawa, Michael Jarrell, Mauricio Kagel,
Helmut Lachenmann, David Lang, Liza Lim und Benedict Mason,
bis zu Mouse on Mars, Carlus Padrissa (La Fura dels Baus), Emilio Pomàrico, Enno Poppe, Wolfgang Rihm, Peter Rundel, Rebecca
Saunders, Karlheinz Stockhausen, Ilan Volkov und Sasha Waltz.
In der aktuellen Saison präsentiert sich das Ensemble Musikfabrik
über die Konzerte bei ACHT Brücken | Musik für Köln, hinaus auf
weiteren namhaften Festivals wie dem Musikfest Berlin, der Ruhrtriennale, dem Festival d’Automne à Paris, den Donaueschinger Musiktagen oder Musica Viva in München. An der Oper Köln bringt es
Helmut Oehrings neues Instrumentaltheater KUNST MUSS (zu weit
gehen) auf Texte Heinrich Bölls zur Uraufführung.
Ensemble Musikfabrik wird vom Land Nordrhein-Westfalen unterstützt. Die Reihe »Musikfabrik im WDR« und der »Campus Musikfabrik« werden von der Kunststiftung NRW gefördert.
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Die Besetzung des Ensemble Musikfabrik
Helen Bledsoe | Flöte
Elizabeth Hirst | Flöte
Peter Veale | Oboe
Carl Rosman | Klarinette
Joel Diegert | Saxophon
Elise Jacoberger | Fagott
Christine Chapman | Horn, Sprecherin
Marco Blaauw | Trompete
Bruce Collings | Posaune
Johannes Öllinger | Gitarre
Marieke Schoenmakers | Harfe
Ulrich Löffler | Klavier
Benjamin Kobler | Klavier
Dirk Rothbrust | Schlagzeug
Rie Watanabe | Schlagzeug
Hannah Weirich | Violine
Sarah Saviet | Violine
Axel Porath | Viola
Dirk Wietheger | Violoncello
Florentin Ginot | Kontrabass
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Peter Rundel
Dirigent
Geboren in Friedrichshafen, studierte
Peter Rundel Violine bei Igor Ozim und
Ramy Shevelov in Köln, Hannover und
New York sowie Dirigieren bei Michael
Gielen und Peter Eötvös. Außerdem erhielt
er Unterricht bei dem Komponisten Jack
Brimberg in New York. Von 1984 bis 1996
war er Geiger beim Ensemble Modern,
dem er als Dirigent weiter verbunden ist.
Im Bereich der Neuen Musik kann er auf
eine langjährige Zusammenarbeit mit dem ensemble recherche, dem
Asko|Schönberg Ensemble und dem Klangforum Wien zurückblicken.
Regelmäßig ist er auch beim Ensemble Intercontemporain und dem
Ensemble Musikfabrik zu Gast. Nach Tätigkeiten als musikalischer
Leiter der Koninklijke Filharmonie van Vlaanderen sowie der damals
neu gegründeten Kammerakademie Potsdam übernahm Peter Rundel
im Januar 2005 die Leitung des Remix Ensembles Casa da Música in
Porto. Er gastiert regelmäßig beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin und
den Rundfunkorchestern des WDR, NDR, SWR und des Saarländischen Rundfunks. Gastengagements führen ihn in der aktuellen Saison zum Orchestre National de Lille, zu den Brüsseler Philharmonikern,
zum Orchestra del Maggio Musicale Fiorentino und zum Orchestra
del Teatro dell’Opera di Roma. Seine Operntätigkeit umfasst sowohl
traditionelles Repertoire als auch wichtige Produktionen zeitgenössischen Musiktheaters. Die von ihm dirigierte Prometheus-Inszenierung
wurde bei der Ruhrtriennale 2013 mit dem Carl-Orff-Preis gewürdigt.
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ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln-Vorschau
Mi 03. Mai
Do 04. Mai
18:00 Stadtgarten
18:00 Kunst-Station Sankt Peter
ON@ACHT BRÜCKEN I
ON@ACHT BRÜCKEN II
Scott Fields | Gitarre
Niklas Seidl | Violoncello
Matthias Schubert | Tenorsaxophon
Dirk Rothbrust | Schlagzeug
Camilla Hoitenga | Flöte, Stimme
Karola Obermüller
…silbern (2) (2008/2011)
für Altflöte. Text von Sappho
Hans Diernberger | Video
Walter Solon | Video
Elias Candolini | Video
Kim Collmer | Video
Tōru Takemitsu
Voice (1971)
für Flöte. Text von Shuzo Takiguchi
Kaija Saariaho
Dolce tormento (2004)
für Piccoloflöte. Text von Francesco
Petrarca
Scott Fields
Beckett Suite
für Gitarre, Violoncello, Tenor­
saxophon, Schlagzeug und Video
Play
Rockaby
Come and Go
Not
Miyuki Ito
The sands of time (2003)
für Bassflöte. Text von Matsuo Bashō
Pèter Koeszeghy
Lava (2016)
für Flöte
Deutsche Erstaufführung
20:00 Kölner Philharmonie
Einstürzende Neubauten
Greatest Hits
Kaija Saariaho
Laconisme de l’aile (1982)
für Flöte. Text von Saint-John Perse
In Zusammenarbeit mit c/o pop
Dieses Konzert wird auch live auf
philharmonie.tv übertragen. Der
Livestream wird unterstützt durch JTI.
Medienpartner spex
22:00 ACHT BRÜCKEN Festivalzelt
ACHT BRÜCKEN Lounge
Duo lit
Tamara Lukasheva | voc
Dominik Mahnig | dr
Die ACHT BRÜCKEN Lounge wird
ermöglicht durch den SpezialchemieKonzern LANXESS.
18
20:00 Kölner Philharmonie
Fr 05. Mai
Unsuk Chin im Porträt I
Victor Hanna | Percussion
Samuel Favre | Percussion
Dimitri Vassilakis | Klavier
18:00 Kölnischer Kunstverein
ON@ACHT BRÜCKEN III
Ensemble intercontemporain
Bruno Mantovani | Dirigent
sprechbohrer
Sigrid Sachse | Stimme
Harald Muenz | Stimme
Georg Sachse | Stimme
Unsuk Chin
cosmigimmicks (2011 – 12)
für Ensemble
Werke von
Kurt Schwitters
Richard Huelsenbeck / Marcel Janco
/ Tristan Tzara
Hans Arp
Harald Muenz
Helmut Heißenbüttel
Gerhard Rühm
Oskar Pastior
Tom Johnson
Hans G Helms | / sprechbohrer
Doppelkonzert (2002)
für Klavier, Schlagzeug und Ensemble
Allegro ma non troppo (1994/98)
Fassung für Schlagzeug solo und
Tonband
Gougalon (2009)
Szenen eines Straßentheaters für
Ensemble
Zu diesem Konzert findet der Wettbewerb »Kritiker gesucht« statt.
Informationen und Teilnahmebedingungen dazu unter achtbruecken.de/
kritikergesucht.
20:00 Kölner Philharmonie
Käptn Peng | words
Inna Modja | words
Malikah | words
Gefördert durch die
Kulturstiftung des Bundes
stargaze
André de Ridder | Violine und
Leitung
Aly Keita | Balafon
Saied Silbak | Ûd
Medienpartner k.west
19:00 Uhr: Einführung in das Konzert
durch Stefan Fricke gemeinsam mit
Unsuk Chin
Spitting Chamber Music
Unterstützt durch die DEG –
Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH
22:00 ACHT BRÜCKEN Festivalzelt
ACHT BRÜCKEN Lounge
New Balance Band
Eine Koproduktion der stargaze GmbH
mit ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln
und den KunstFestSpielen Herrenhausen, gefördert durch die Kulturstiftung
des Bundes
Die ACHT BRÜCKEN Lounge wird
ermöglicht durch den SpezialchemieKonzern LANXESS.
Medienpartner JUICE
Tamara Lukasheva | voc
Thea Soti | voc
Reza Askari | b
Dierk Peters | vib
19
Träger
ACHT BRÜCKEN-Hotline 0221 280 281
achtbruecken.de
Informationen und Tickets zu allen
Veranstaltungen des Festivals
Kulturpartner des Festivals
ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln
ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln ist ein
Festival der ACHTBRÜCKEN GmbH
Künstlerische Leitung
Louwrens Langevoort
Daniel Mennicken
Dr. Hermann-Christoph Müller
Thomas Oesterdiekhoff
Andrea Zschunke
Herausgeber
ACHTBRÜCKEN GmbH
Bischofsgartenstraße 1, 50667 Köln
V.i.S.d.P.
Louwrens Langevoort,
Gesamtleiter und Geschäftsführer der
ACHTBRÜCKEN GmbH und Intendant
der Kölner Philharmonie
Redaktion
Sebastian Loelgen
Textnachweis
Der Text von Stefan Fricke ist ein
Original­­­beitrag für dieses Heft.
Fotonachweis
Piia Komsi © Künstleragentur; Emily
Hindrichs © privat; Christine Chapman
© Klaus Rudolph; Peter Veale © Jonas
Werner Hohensee; Helen Bledsoe ©
Klaus ­Rudolph; Marco Blaauw © Klaus
­Rudolph; Ensemble Musikfabrik ©
Jonas Werner Hohensee; Peter Rundel
© Henrik Jordan
Gesamtherstellung
adHOC ­Printproduktion GmbH
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