Komponist der Romantik wiederentdeckt Hofkapelle Stuttgart stellt

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Komponist der Romantik wiederentdeckt
Hofkapelle Stuttgart stellt den weitgehend
unbekannten böhmischen Komponisten Johann
Wenzel Kalliwoda vor
von: Vogel, Günter (vo), in: Schwäbische Zeitung
04.03.2014 (Biberach), mit Bild/Zeichnung - J
Text: Biberach - Beim Konzert in der Biberacher
Gigelberghalle hat die Hofkapelle unter Frieder
Bernius zwei Werke des weitgehend unbekannten
böhmischen Komponisten Johann Wenzel Kalliwoda
vorgestellt. Kalliwoda (1801-1866) war 44 Jahre
lang Hofkapellmeister des Fürstenhauses in
Donaueschingen. Seine erste Sinfonie wurde in
Leipzig uraufgeführt.
klingt volksliedhaft, auch etwas steif, aber voller
Selbstbewusstsein wie Herr Biedermeier beim
Sonntagsspaziergang mit dem Hut auf dem
erhobenen Stock. Das Menuett des dritten Satzes
imaginiert bukolische Landschaft und Zeitvertreib.
Das schnelle Presto vivace des Schlusses mit seiner
schönen Tarantella erinnert im Charakter an Rossini.
Das Orchester machte die Werke mit seiner
Präzision und Differenzierungskunst der Register zu
klanglichen Delikatessen. Frieder Bernius leitete
sehr intensiv, mit wie choreographiertem
Körpereinsatz, hatte jede Harmonie mit höchster
Aufmerksamkeit gleichsam auf der Taktstockspitze.
Danach schrieb ein damaliger Musikkritiker: „Anlage
und Ausführung dieser Komposition ist gleich
lobenswerth. Natürliche Gedanken, klare und
fließende Harmonie, meisterhafte Ausführung ohne
Prätension und ermüdenden Instrumentenlärm sind
die Hauptvorzüge dieses Werks.“ Dem ist aus
heutiger Sicht nichts hinzuzufügen.
Der erste Satz beginnt mit einem Largo aus der Tiefe
der Streicher, öffnet sich rasch in ein farbiges
Allegro in romantischer Kompaktheit. Das Adagio
schnuppert stilistisch ein wenig an Schumann;
Beethovens Sechste schimmert manchmal auch
ganz behutsam hervor. Das Menuett erhält mit
seinen punktierten Vierteln fast Walzercharakter.
Im Schluss-Allegro verwendet der Komponist
reichlich volksliedhafte und auch tänzerische
Klangelemente.
Daniel Sepec spielte dann Kalliwodas „Concertino
für Violine und Orchester Op. 15“, von dem der
Kritiker schrieb: „Das Concertino wird überall Beyfall
finden, wo es mit dem singenden, vollreinen Tone
und der angenehm leichten, nicht überkünstlichen
Fertigkeit vorgetragen wird!“
Bildtext: Entdeckungsreise: Die Hofkapelle Stuttgart
widmete sich beim Konzert in Biberach dem
böhmischen Komponisten Kalliwoda. SZ-Foto:
Günter Vogel
Das Werk beginnt mit sehr marschmäßigem Adagio
und einem Allegro mit lieblich naturhafter Melodie.
Einem handfesten Allegretto und einem fließenden
Allegro folgt ein eher stabiles als elegantes Rondo
aber mit hübschen, ja fast märchenhaften
Melodie-Einfällen. Im schnellen Schlusssatz zeigte
Sepec sein virtuoses Können ebenso wie in der
zugegebenen Gavotte aus der E-Dur-Partita von
Bach seine Gestaltungskraft.
In nur neun Kompositionstagen schuf Franz
Schubert sein Meisterwerk der 3. Sinfonie D-Dur.
Und es ist festzustellen, dass dieses Werk in der
Interpretation der Stuttgarter Hofkapelle im
direkten Vergleich schon in den ersten Takten die
klanglichen Grenzen der freundlichen Musik von
Kalliwoda aufzeigte.
Wie Biedermeier beim Spaziergang
Einer langen Einleitung folgte ein spannungsvolles
Thema in den Klarinetten. Ein neues Motiv hat den
Charakter eines heiteren Tanzlieds. Das Allegretto
-Städtische Archive Biberach-Zeitungen-Druckdatum: 12.03.2014 - Uhrzeit: 08:08 - S. 1 -
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