Untitled - Theater und Orchester Heidelberg

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Veranstaltungsorte
V Alter Saal und Marguerre-Saal
Theaterstraße 10
69117 Heidelberg
V Sprechzimmer
Friedrichstraße 5
69117 Heidelberg
V Zwinger 1 und Zwinger 3
Zwingerstraße 3 – 5
69117 Heidelberg
Inhalt
Seite 2
Grussworte
Seite 5
Preise und Jury
Seite 8 Eröffnung
Seite 9
Deutschsprachiger Autorenwettbewerb
Seite 17 Deutschsprachige Gastspiele
Seite 53 Gastland Ukraine
Seite 68Rahmenprogramm
Seite 76Service
Grussworte
Liebes Publikum!
Liebe Besucherinnen und Besucher
des Heidelberger Stückemarkts,
Der Heidelberger Stückemarkt ist zu einem der bekanntesten deutschen Förder-
der 34. Heidelberger Stückemarkt richtet den Blick auf einen politischen Brand-
festivals für junge Bühnenautorinnen und -autoren geworden. Alljährlich stellt er
herd: die Ukraine. Dieses Land ist nicht nur politisch im Aufbruch, sondern auch auf
das Theaterschaffen eines europäischen Nachbarlands vor – in diesem Jahr ist es
der Suche nach einer eigenen kulturellen Identität. Hier einen Einblick zu bekom-
die Ukraine, die im Mittelpunkt des Festivals steht.
men, halte ich für besonders wertvoll. Es freut mich, dass das PostPlayTeatre aus
Politisch und kulturell ist die Ukraine ein Land im Umbruch, zerrissen von politi-
– ebenso wie das Erste ukrainische Kinder- und Jugendtheater aus Lwiw (Lemberg),
schen Konflikten und gezeichnet von Kämpfen an seinen östlichen Grenzen. Das
wie Heidelberg eine »Unesco City of Literature«. Alle Künstlerinnen und Künstler
Heidelbergs Partnerstadt Simferopol (jetzt in Kiew ansässig) unter den Gästen ist
spiegelt sich auch in der aktuellen Theaterdichtung wider, die ihren Weg nach und
aus der Ukraine heiße ich herzlich willkommen in Heidelberg und wünsche ihnen
nach in die Spielpläne findet. Einige Beispiele werden wir in diesen Tagen erleben.
und uns spannende Begegnungen und einen fruchtbaren Austausch.
Ich bin gespannt auf erste Begegnungen mit einem hier noch weitgehend unbekannten Theaterland!
Daneben bietet der Heidelberger Stückemarkt wieder ein geballtes Programm mit
Gastspielen aus dem deutschsprachigen Raum sowie die verschiedenen Autorenwett-
Das Land Baden-Württemberg stiftet den mit 5.000 Euro dotierten Internationalen
bewerbe. Hier ist mir besonders der Schwerpunkt Jugendtheater wichtig, denn die
Autorenpreis, der an eine ukrainische Autorin oder an einen ukrainischen Autor
Jugendlichen von heute sind unser Theaterpublikum von morgen.
gehen wird. Diese Auszeichnung betont, wie wichtig internationale Zusammenarbeit für eine starke, vielfältige und lebendige Kunst- und Kulturszene ist.
Mein Dank gilt auch in diesem Jahr den Sponsoren, die das Festival weiterhin finan-
Ich wünsche allen Mitwirkenden sowie den Festivalbesucherinnen und -besuchern
lich. Allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern wünsche ich viel Erfolg beim 34.
ereignisreiche Theatertage, spannende Begegnungen und gegenseitige Inspiration.
Heidelberger Stückemarkt und Ihnen, liebes Publikum, anregende Eindrücke.
Theresia Bauer MdL
Ministerin für Wissenschaft, Forschung
und Kunst des Landes Baden-Württemberg
Ihr
Prof. Dr. Eckart Würzner
Oberbürgermeister
ziell unterstützen. Nur so sind die Preise und Gastspieleinladungen überhaupt mög-
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Preise und Jury
Willkommen | ласкаво просимо Was kann und darf Theater in beunruhigenden Zeiten? Mit dieser Frage setzen sich
AutorenPreis
beim Heidelberger Stückemarkt 2017 Inszenierungen aus Deutschland, Öster-
Aus 92 Einsendungen hat die Dramaturgie des Theaters und Orchesters Heidelberg
reich, der Schweiz und der Ukraine, dem diesjährigen Gastland, auseinander. Die
sechs Theaterautorinnen und -autoren ausgewählt. Ihre noch nicht uraufgeführ-
neue Dramatik bringt das Weltgeschehen auf die Bühne und reflektiert gesellschaft-
ten Stücke werden am 29. und 30. April in Lesungen präsentiert. Daraufhin vergibt
liche und politische Bedingungen. Angestoßen werden dabei Diskurse zu Freiheit
die Jury den AutorenPreis des Heidelberger Stückemarkts. Dieser wird gestiftet
und Demokratie, aber auch zu Flucht und Radikalisierung. Das gegenwärtige The-
durch die Manfred Lautenschläger-Stiftung und ist mit 10.000 Euro dotiert. Außer-
ater ist dabei nicht nur ein Raum der Kunst, sondern auch der Politik. Regisseure
dem wird die Premiere eines der nominierten Stücke das Festival im kommenden
finden dafür neue Ästhetiken und setzen auf dokumentarische Formen, in denen
Jahr eröffnen.
sie reale Gegebenheiten und Lebensgeschichten zum Gegenstand ihres künstlerischen Schaffens machen. Beobachten lässt sich dieser Umgang mit der Aktuali-
Internationaler AutorenPreis
tät sowohl an den eingeladenen deutschsprachigen Gastspielen als auch an den
Der Internationale AutorenPreis, gestiftet durch das Land Baden-Württemberg, ist
Inszenierungen aus der Ukraine. Neben den Gastspielen im Abendspielplan sind
dotiert mit 5.000 Euro und wird von der Stückemarkt-Jury an eine oder einen der
auch beim diesjährigen Heidelberger Stückemarkt wieder Inszenierungen für
drei nominierten Theaterautorinnen und -autoren des Gastlands Ukraine vergeben,
junges Publikum dabei. In unserer Reihe Nachgespielt stehen erneut Inszenie-
deren Stücke am 06. Mai zu hören sind.
rungen im Wettbewerb, die es wagen, einen zweiten Blick auf einen aktuellen Theatertext zu werfen. Und natürlich ist auch der 34. Heidelberger Stückemarkt
JugendStückePreis
ein Ort der Begegnung und Diskussion. In Nachgesprächen stehen Ihnen Autoren,
Entsprechend dem KinderStückePreis der Mülheimer Theatertage NRW vergibt der
Dramaturgen, Regisseure und Schauspieler Rede und Antwort, beim Theaterlunch
Heidelberger Stückemarkt den JugendStückePreis an eines der drei eingeladenen
erfahren Sie mehr über das Theater in der postrevolutionären Ukraine und bei den
Jugendgastspiele. Den Preisträger ermittelt die Jury gemeinsam mit einer Experten-
Stückemarkt-Partys sind Sie dazu eingeladen, mit uns zu tanzen und zu feiern.
schar von theaterinteressierten Jugendlichen ab 14 Jahren. Die Autorin oder der Autor
Holger Schultze Intendant
Heidelberger Unternehmer-Ehepaar Bettina Schies und Klaus Korte. Außerdem wird
Jürgen Popig Künstlerische Leitung
die Produktion im Rahmenprogramm der Mülheimer Theatertage NRW 2017 gezeigt.
des Gewinnerstücks erhält den mit 6.000 Euro dotierten Preis, gestiftet durch das
Katrina Mäntele Künstlerische Mitarbeit und Produktionsleitung
Pavlo Arie Scout für das Gastlandprogramm
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Stückemarkt-Jury
NachSpielPreis
David Gieselmann
Die Kulturjournalistin Barbara Behrendt wählt drei Inszenierungen aus, die ein zeit-
studierte von 1994 bis 1998 Szenisches Schreiben an der Hochschule der Künste
genössisches Theaterstück nach seiner Uraufführung ein weiteres Mal zeigen. Der
Berlin. In der Folge spezialisierte er sich auf Komödien. Sein Stück Über Jungs wurde
von der Theaterkritikerin Mounia Meiborg vergebene Preis ist verbunden mit einer
mit dem JugendStückePreis des Heidelberger Stückemarkts 2013 ausgezeichnet.
Gastspieleinladung ins Rahmenprogramm der Autorentheatertage am Deutschen
Theater Berlin.
Anne Lenk
studierte Theaterwissenschaft in Gießen und Regie an der Otto-Falckenberg-Schule
Kuratorium und Jury
in München. Seit 2007 arbeitet sie als freischaffende Regisseurin, unter anderem
Barbara Behrendt (Kuratorin)
am Thalia Theater Hamburg, am Residenztheater München und am Deutschen
Jahrgang 1982, lebt als freie Kulturjournalistin in Berlin und schreibt für die taz,
Theater Berlin.
Theater heute und Die deutsche Bühne. Sie war Juryvorsitzende der Berliner Autoren-
Jürgen Popig
2011 bis 2015 führte sie auf theaterheute.de das Blog der Mülheimer Theatertage.
war als Dramaturg in Singen, Freiburg, Stuttgart und Osnabrück engagiert. Seit der
Für die Bundeskulturstiftung war sie als Beraterin der Tourförderung des Fonds
Spielzeit 2011|12 ist er Leitender Schauspieldramaturg am Theater und Orchester
Doppelpass tätig und hat über den Fonds Wanderlust gebloggt.
theatertage 2016 und gehörte 2015 der Jury des Theaterpreises des Bundes an. Von
Heidelberg und daneben als Autor und Übersetzer von Theaterstücken tätig.
Mounia Meiborg (Jurorin)
Silvia Stammen
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arbeitet als Theaterkritikerin für Süddeutsche Zeitung, RBB und Nachtkritik sowie
studierte Theaterwissenschaft, Neuere deutsche Literatur und Philosophie. Sie
als Reporterin für Zeit online, Die Zeit und andere Medien. Sie besuchte die Deut-
lebt in München und schreibt als freie Theaterkritikerin unter anderem für Thea-
sche Journalistenschule. Während längerer Aufenthalte berichtete sie aus Israel,
ter heute, die NZZ, die SZ und die Website des Goethe-Instituts. Von 2005 bis 2007
Palästina, Frankreich und Libanon. Im Jahr 2016 war sie Jurorin beim Körber Stu-
war sie Mitglied des Auswahlgremiums für die Mülheimer Stücke.
dio Junge Regie.
Andrea Vilter
PublikumsPreis
arbeitete als Dramaturgin am Residenztheater München und als Gast unter ande-
Alle Stücke des internationalen wie deutschsprachigen Autorenwettbewerbs ste-
rem am Burgtheater Wien. Sie war in der Jury des Stückemarkts beim Berliner The-
hen zur Wahl für den PublikumsPreis. Durch schriftliche Abstimmung nach jeder
atertreffen und lehrte als Dozentin in München, Salzburg und Berlin. Zuletzt war
Stücklesung hat das Publikum die Möglichkeit, eine Gewinnerin oder einen Gewin-
sie Schauspielleiterin am Staatstheater Wiesbaden. Seit 2016 ist sie Professorin
ner zu wählen. Diese oder dieser erhält mit der Ehrung ein Preisgeld von 2.500
für Dramaturgie und Regie an der Weißensee Kunsthochschule Berlin.
Euro, gestiftet durch den Freundeskreis des Theaters und Orchesters Heidelberg.
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Eröffnung
Beben
Zweitaufführung
von Maria Milisavljevic
AutorenPreis
Stückemarkt 2016
Theater und Orchester Heidelberg
Regie Erich Sidler | Bühne und Kostüme Dirk Becker | Choreografie ValentÍ Rocamora i
Torà | Dramaturgie Sonja Winkel | Mit Benedict Fellmer, Raphael Gehrmann, Dominik
Lindhorst-Apfelthaler, Sophie Melbinger, Hendrik Richter, Nanette Waidmann
Beben zeigt in mehreren Erzählsträngen, wie virtuelle und reale Gewalt zusehends
Deutschsprachiger
Autorenwettbewerb
ineinanderfließen, zeigt unsere Gegenwart, in der es dröhnt, in der echtes und virtuelles Kriegsgeräusch sich unentwirrbar vermischen. Während Frau Meller wie
immer am Fenster steht und von ihrem Kissenplatz aus die Gewalt auf den Straßen
beobachtet, verkriechen sich die Jungen in ihre Games. Kein Hipsterbart und kein
Neonschuh-Revival der 80er kann darüber hinwegtäuschen, dass die analoge Zeit
vorbei ist. Woran kann man sich in diesem unaufhörlichen Dröhnen orientieren?
– Aber etwas posten kann man allemal. Und gleichzeitig sind da die mit der echten
Kriegserfahrung, wie die Mutter, die kaum sprechen kann, über das was geschehen ist, die mitansehen musste, wie ihr Sohn erschossen wurde. Maria Milisavljevic hat einen poetischen Theatertext geschaffen, der mit zahlreichen Referenzen
ein komplexes Bild unserer Gegenwart zeichnet.
Maria Milisavljevics erstes Theaterstück Brandung gewann den Kleist-Förderpreis
2013 und wurde 2014 beim Heidelberger Stückemarkt gezeigt. Beben gewann
den Autorenpreis 2016 und eröffnet nun – wenige Tage nach der Uraufführung am
Pfalztheater Kaiserslautern – den Heidelberger Stückemarkt 2017.
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Premiere
28. April 2017, 20 Uhr
29. April 2017, 18.30 Uhr
V Zwinger 1
V Zwinger 1
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Kluge Gefühle
Schlaraffzahnland
Es lesen Nicole Averkamp, Massoud Baygan, Sheila Eckhardt, Andreas Seifert,
Es lesen Christina Rubruck, Juliane Schwabe, Andreas Uhse, Olaf Weißenberg,
Maria Magdalena Wardzinska
Martin Wißner, Lea Wittig
von Maryam Zaree
von Nicole Kanter
Tara ist Anwältin für Asylrecht und hat alles im Griff, glaubt
Wenn Fridolin, Maulwurf und der beste Freund von Biber-
sie. Sie datet sich durch das Internet und hält kurze, ange-
dame Bober, seine Hamsterfreundin heiratet, dürfen
messene Besuche bei ihrer Mutter Shahla aus. Sie ist klüger
natürlich Bober und Tunk, der Eisbär, nicht fehlen. Aber
als ihr Therapeut: »Ich denke, es hat etwas mit der Vergan-
irgendetwas stimmt nicht in der Hamsterstadt, die hinter
genheit zu tun, und die ist doch vergangen, also lassen wir
einer riesigen Mauer liegt, durch die man sich erst ein-
sie hinter uns und rennen nach vorne.« Bis ihre Mutter ver-
mal essen muss. Hier gibt es Milch und Honig im Über-
schwindet – um etwas öffentlich zu machen, wovon nicht
fluss, zudem leckere Rumkugeln an den Bäumen – aber
einmal ihre Tochter wusste. Im Internet stößt Tara auf den
in regelmäßigen Abständen verschwinden Hamster. Doch
Livestream, in dem Shahla über ihre Folterung als schwan-
keinem scheint das aufzufallen, alle schlagen sich weiter
gere Frau im iranischen Gefängnis aussagt. Nichts davon
die Bäuche voll. Als aber Fridolins Verlobte plötzlich ver-
hatte sie gewusst. Von da an muss Tara stehen bleiben, zurückschauen und lernen,
schwindet, fangen Bober und Fridolin an, Fragen zu stellen. Das sieht die Ratte
die Gegenwart mit neuem Blick wahrzunehmen.
Raffzahn gar nicht gern ... Ein spannender Theaterkrimi mit großem, buntem Figurenpersonal. Nicole Kanter gelingt es wunderbar, Gesellschaftskritik mit Unterhal-
Maryam Zaree
tung zu verbinden.
wurde in Teheran (Iran) geboren. Sie wuchs in Frankfurt am Main auf und studierte
Schauspiel an der Filmuniversität Potsdam-Babelsberg. Bekannt wurde sie durch die
Nicole Kanter
Hauptrolle im Kinofilm Shahada von Burhan Qurbani. Sie spielte in verschiedenen
geboren 1977, arbeitet als Theaterpädagogin, Autorin und Physiotherapeutin im
europäischen Filmproduktionen, unter anderem in I am not him von Tayfun Pirseli-
sozialpsychiatrischen Bereich. Als Autorin wurde sie bereits zum Festival Neue
moğlu. Zudem ist sie Gastschauspielerin an verschiedenen Theatern, unter anderem
Stücke für Europa in Wiesbaden und zum Stückemarkt des Berliner Theatertref-
am Maxim Gorki Theater Berlin, am Schauspiel Hannover, an der Schaubühne am
fens eingeladen.
Lehniner Platz und am Ballhaus Naunynstraße. Neben ihrer Tätigkeit als Schauspielerin arbeitet Maryam Zaree außerdem als Autorin und Regisseurin.
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29. April 2017, 13 Uhr
29. April 2017, 14 Uhr
V Alter Saal
V Alter Saal
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Wiegenlied für Baran
Eine Post-Sowjetische Dramolett-Trilogie
Es lesen Andreas Uhse, Maria Magdalena Wardzinska, Martin Wißner
Es lesen Marco Albrecht, Hans Fleischmann, Christina Rubruck, Marcel Schubbe,
von Joël László
von Marjana Gaponenko
Andreas Seifert, Maria Magdalena Wardzinska, Stefan Wunder
Nachts am Küchentisch: Sibylle und Pierre können nicht
Was beginnt, als wärs ein Stück von Tschechow, erweist
schlafen. Auf ihrem Sofa schläft dagegen der kurdische
sich schnell als makabres Panorama der Zersetzung aller
Flüchtling Baran mit beeindruckender Ausdauer. Seit ihn das
(Un-)Gewissheiten, auf die sich das herrschende Weltbild
Paar bei sich einquartiert hat, liegt er dort, stöhnt, spricht
der heutigen Gesellschaft stützt: in der Ukraine, der Hei-
und schreit, während ihn Alpträume quälen. »Barans Wun-
mat der Autorin, wie in Russland. Mit abgründigem Humor
den sind tief«, diagnostiziert Pierres bester Freund Samadhi
werden buchstäblich die Leichen eines stalinschen Todes-
(vormals Robert), der spontan nachts in der Wohnung auf-
lagers ausgegraben, ehe sie staatlicherseits ein zweites Mal,
schlägt. Und während Baran schläft, wälzen die Übernächtig-
und nun wohl endgültig, beseitigt werden. Das Fernsehen
ten Gedanken hin und her: War die Aufnahme Barans in die
erweist sich als ein groteskes Kasperletheater, das regelmä-
eigenen vier Wände eine gute Idee? Pierres Tiermetaphern
ßig durch den Schlag eines Gummihammers aus dem Off auf
und Samadhis spirituelle Ratschläge helfen angesichts der miserablen Weltlage nicht
das Haupt des Moderators unterbrochen wird. Und wenn eine verarmte Heldin des
weiter. Aber bestimmt schlägt Baran bald die Augen auf und dann findet man eine
Weltkriegs einmal zu Wort kommt, hat sie für den Jungen, der ihr zuschaut, nur eine
gemeinsame Ebene, um die drängenden Probleme der Gegenwart anzugehen. Ganz
Verheißung: »Wir Krüppel leben in Vergessenheit, aber wir leben, und ihr siecht im
bestimmt. Joël Lászlós Text erzählt klug von Zuschreibungen und Ängsten und ver-
Totschweigen dahin.« Die Trilogie löst sich in der überbordenden Lachorgie einer Ball-
misst den Raum zwischen Ideal und Wirklichkeit politischen wie privaten Handelns.
gesellschaft auf, als ein Tänzer des Bolschoi-Balletts sich einbildet, seine Balldame aus
der Upperclass heiraten zu können. Drei ebenso groteske wie präzise Überzeichnungen
Joël László
der heutigen post-sowjetischen Gesellschaft. Übertragbarkeit nicht ausgeschlossen.
1982 in Zürich geboren. Er studierte Islamwissenschaft und Geschichte und arbei-
12
tet neben seiner Tätigkeit als Autor von Theaterstücken und Prosa als Arabisch-Über-
Marjana Gaponenko
setzer. Wiegenlied für Baran erhielt 2016 den Publikumspreis bei der Langen Nacht
geboren
1981 in Odessa,
Emilia
Pöyhönen
Thomasstudierte
Köck Germanistik und lebt heute in Mainz und in Wien.
der neuen Dramatik an den Münchner Kammerspielen. In diesem Jahr ist Joël László
Seit ihrem 16. Lebensjahr schreibt sie auf Deutsch. Bisher erschienen die Romane Wer
für den Retzhofer Dramapreis nominiert.
ist Martha? und Das letzte Rennen; fürs Theater schrieb sie Zu den Sternen.
29. April 2017, 15.30 Uhr
30. April 2017, 13 Uhr
V Alter Saal
V Alter Saal
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Anfall und Ente
Nord West 59
Es lesen Massoud Baygan, Juliane Schwabe, Lea Wittig
Es lesen Marco Albrecht, Sheila Eckhardt, Katharina Quast, Marcel Schubbe, Andreas
von Sigrid Behrens
von Lorenz Langenegger
Uhse, Martin Wißner
Was ist wohl vor einem Anfang da? Bevor alles losgeht? Bevor
Ein verurteilter Schlepper kommt aus dem Gefängnis.
das Ende nicht in Sicht ist? Und wenn das Ende plötzlich da
Doch so sicher wie die Beweislage vor Gericht – fünftau-
ist? Was passiert, wenn das Ende vorbei ist – wenn man tot
send Euro im Handschuhfach, eine Flüchtlingsfamilie im
ist? Anfall und Ente sitzen gemütlich auf einer kleinen Wiese
Transporter bei der Fahrt über die Grenze – ist die Wahr-
und überlegen. Vielleicht geht man dann einfach zurück ins
heit nicht auszumachen. Auch achtzehn Monate Gefäng-
Weltall? Aber wo ist eigentlich Hundi, das Kuscheltier von
nis lassen den Marionetten-Spieler Mika nicht von der
Ente, das schon immer da war? Gemeinsam machen sich die
Gewissheit ab: Er weiß nicht, wie die drei Personen in sein
beiden auf die Suche. Sigrid Behrens hat mit Anfall und
Auto kamen und welches Geld dort in seinem Auto lag. Die
Ente ein poetisches und zur gleichen Zeit skurriles Stück
zwei, die wissen, welches Geld Mika ins Unglück gestürzt
über den Tod geschrieben, das die Fragen und Ängste von
hat, schweigen beharrlich: Mikas bester Freund Flo und
Kindern – und Erwachsenen – sehr ernst nimmt. Die Uraufführung von Anfall und
seine Freundin Conny (oder muss er jetzt sagen Ex-Freundin?). Und dann ist da
Ente findet bereits im Mai 2017 am Theater Konstanz statt.
noch Mats, der fünftausend Euro von Mika dafür haben will, dass er ihn im Knast
Sigrid Behrens
genegger die verschiedenen Erzählstränge seiner Geschichte zu einem spannenden
geboren 1976 in Hamburg, ist als Deutsch-Französin zweisprachig aufgewachsen. Nach
Krimi, bei dem aber nicht die Konstruktion des Plots im Vordergrund steht, son-
beschützt hat. Mika begeht eine Verzweiflungstat. Geschickt verwebt Lorenz Lan-
dem Studium der Kunst, Germanistik und Erziehungswissenschaften in Hamburg und
dern seine Figuren mit all ihren Sehnsüchten und Verzweiflungen, die sie schließ-
Genf lebt sie heute als freie Autorin in Hamburg. Dort macht sie durch Theaterpro-
lich alle schuldig werden lassen.
jekte auf sich aufmerksam, die aktuelle (Raum-)Diskurse reflektieren, zum Beispiel
Platz für eine junge Dame, eine Theaterperformance bei IKEA. Sigrid Behrens schreibt
Lorenz Langenegger
gleichermaßen Prosa- und Theatertexte. Anfall und Ente ist ihr erstes Kinderstück.
studierte Theater- und Politikwissenschaft. Er hat bereits 14 Theaterstücke veröffentlicht und 2016 erschien sein dritter Roman. Beim Heidelberger Stückemarkt
war Lorenz Langenegger bereits 2013 mit seinem Stück Wo wir sind nominiert.
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30. April 2017, 14 Uhr
30. April 2017, 15.30 Uhr
V Alter Saal
V Alter Saal
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Deutschsprachige
Gastspiele
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10 Gebote Eine zeitgenössische Recherche
Uraufführung
von Maxim Drüner (K.I.Z), Juri Sternburg | Sherko Fatah | Nino Haratischwili
Navid Kermani* | Bernadette Knoller, Anja Läufer, Claudia Trost | Dea Loher*
Clemens Meyer | Rocko Schamoni | Jochen Schmidt | Jan Soldat | Mark Terkessidis
Felicia Zeller
Deutsches Theater Berlin
*keine Uraufführung
Regie Jette Steckel | Bühne Florian Lösche | Kostüme Pauline Hüners | Musik Mark
Badur | Licht Matthias Vogel | Ton Marcel Braun, Matthias Lunow | Dramaturgie Anika
Steinhoff | Mit Markus Graf, Judith Hofmann, Lorna Ishema, Ole Lagerpusch, Benjamin
Lillie, Wiebke Mollenhauer, Helmut Mooshammer, Andreas Pietschmann, Natali Seelig
Lange vor dem Grundgesetz, Bachs Kantaten, der Aufklärung, den Gemälden Cranachs
empfing Moses im Alten Testament auf dem Berg Sinai die 10 Gebote für das Volk,
das er aus der ägyptischen Sklaverei ins Gelobte Land führte – zuallererst waren die
10 Gebote also ein Regelwerk für ein Leben in Freiheit, das die Würde eines jeden
Menschen wahren sollte. Was bedeuten die 10 Gebote heute – sind sie Provokation,
Reibungsfläche, aus dem Bewusstsein verschwunden oder fordern sie uns immer
noch auf, eine Haltung einzunehmen? Im Angesicht dessen, was gerade in Europa
geschieht – sei es die »Flüchtlingskrise«, das Erstarken von rechtspopulistischen
Parolen und Parteien und ein öffentlicher Diskurs, der zunehmend von Hass und
Undifferenziertheit geprägt ist – hat das Deutsche Theater Berlin 15 Autorinnen und
Autoren gebeten, sich zu je einem Gebot zu verhalten. Neun Schauspielerinnen und
Schauspieler sowie ein Schaf bringen unter der Regie von Jette Steckel auf die Bühne,
was an Texten, Songs und Kurzfilmen entstanden ist. Das Angebot an den Zuschauer
ist ein »Denkraum«, der ganz aktuelle, zeitgenössische Texte zu diesem Moment
in unserer Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven befragt und diskutiert.
28. April 2017, 19.30 Uhr
V Marguerre-Saal
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Empire
Uraufführung
von Milo Rau und IIPM – International Institute of Political Murder
In Koproduktion mit dem Zürcher Theater Spektakel, der Schaubühne
am Lehniner Platz Berlin und dem steirischen herbst festival Graz
Auf Arabisch, Griechisch, Kurdisch und Rumänisch mit deutschen Übertiteln
Konzept, Text und Regie Milo Rau | Musik Eleni Karaindrou | Bühne und Kostüme
Anton Lukas | Video Marc Stephan | Dramaturgie und Recherche Stefan Bläske,
Mirjam Knapp | Mit Ramo Ali, Akillas Karazissis, Rami Khalaf, Maia Morgenstern
Was heißt Flucht? Was Heimat? Wie wird das Gesicht des neuen Europa aussehen?
Als Abschluss der Europa-Trilogie, präsentiert Empire biografische Close-Ups von
Menschen, die als Flüchtlinge nach Europa kamen oder an seinen Rändern ihre Heimat haben. Nach dem Blick auf die ideologische Unbehaustheit in Westeuropa in
The Civil Wars und auf Kriege und Vertreibungen in Ex-Jugoslawien, Russland und
Deutschland in The Dark Ages, erzählen in Empire Schauspieler aus Griechenland,
Syrien und Rumänien von künstlerischer und wahrer Tragik, von Folter, Flucht,
Trauer, Tod und Wiedergeburt. Intim und doch von epischer Größe entsteht das
Porträt eines Kontinents, dessen Vergangenheit vielfach gebrochen und dessen
Zukunft ungewiss ist. Empire führt das dreijährige Nachdenken über die kulturellen Wurzeln, die politische Gegenwart und Zukunft des europäischen Kontinents
weiter: Europa als genauso mythisches wie realpolitisches Imperium, der Europäer
als Träger uralter Traditionen wie als ewiger homo migrans.
Gefördert von: Regierender Bürgermeister von Berlin – Senatskanzlei – Kulturelle
Angelegenheiten, Hauptstadtkulturfonds Berlin, Pro Helvetia und Migros-Kulturprozent. Mit freundlicher Unterstützung: Kulturförderung Kanton St. Gallen und
Schauspielhaus Graz.
29. April 2017, 20.30 Uhr
V Marguerre-Saal
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Der Chinese
Schweizer Erstaufführung
von Benjamin Lauterbach
nominierung
NachSpielPreis
Theater Orchester Biel Solothurn
Regie Max Merker | Bühne und Kostüme Sara Giancane | Dramaturgie Margrit Sengebusch
Mit Mario Gremlich, Jan-Philip Walter Heinzel, Andreas Ricci, Fernanda Rüesch,
Atina Tabé
Alexander, Gwendolyn und ihre Kinder Niclas und Maria Lara sind die Musterfamilie der Zukunft. Gesund, ökologisch, nachhaltig, glücklich und zufrieden – genau
wie es der Staat vorschreibt. Doch die Kosten für den scheinbar perfekten Lebensstil sind hoch: Ihre Heimat, die Schweiz, hat sich vollständig von den Nachbarländern abgeschottet, die Grenzen sind dicht, und nur auserwählten Vertretern des
Auslands ist der Eintritt in die perfekte Schweiz gestattet. Einer dieser Besucher ist
der Chinese Herr Ting. Die Regierung teilt ihn der Familie von Alexander und Gwendolyn zu. Besonders die Kinder sind von dem fremden Mann hell begeistert, bringt
dieser doch als Mitbringsel längst vergessene Schätze wie Spielzeug aus Plastik mit.
Und das ist erst der Anfang! Die Eltern sind entsetzt. Die Familienidylle und der
Wohlfahrtsstaat sind in Gefahr. Da hilft nur eins: Dieser Chinese muss wieder weg.
Barbara Behrendt, Kuratorin: »Max Merker verlegt Benjamin Lauterbachs Farce von
der Arroganz des Westens mitten hinein ins Schweizer Alpenpanorama. Eine böse
Groteske, die in politisch korrekten Öko-Pantoffeln daher kommt – und heute noch
zielsicherer als im Uraufführungsjahr 2012 ins Herz unserer Gesellschaft trifft.«
Mit Unterstützung von Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung
30. April 2017, 18.30 Uhr
V Zwinger 1
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Die Griechen
Uraufführung
von Volker Braun
Berliner Ensemble
Regie Manfred Karge | Bühne und Kostüme Beatrix von Pilgrim | Musikalische Leitung
Tobias Schwencke | Licht Steffen Heinke | Dramaturgie Hermann Wündrich | Mit Krista
Birkner, Claudia Burckhardt, Raphael Dwinger, Winfried Peter Goos, Anatol Käbisch,
Michael Kinkel, Benno Lehmann, Joachim Nimtz, Stephan Schäfer, Sven Scheele,
Swetlana Schönfeld, Marina Senckel, Felix Tittel
In Volker Brauns neuestem Theaterstück wird die Schuldenkrise Griechenlands mit
der attischen Antike zusammenfantasiert. »Ah ja, oh je!«, klagt das griechische Volk
im Chor, »Weiß man, was hier gespielt wird?« 2011: Ministerpräsident Papandreou
hat einen Vertrag mit Brüssel ausgehandelt: Schuldenschnitt gegen radikale Sparmaßnahmen. Jetzt fehlt nur noch die Unterschrift. Papandreou zögert. »Viel ist,
was auf dem Spiel steht.« Plötzlich, zur Überraschung aller, setzt er eine Volksabstimmung an – und setzt sie wieder ab. Warum? Ein Anfall von Basisdemokratie?
Oder raffinierte Taktik? Welcher Dämon reitet ihn? Fünf Jahre später ein neues,
altes Spiel: Griechenland ist pleite. Der neue Finanzminister Varoufakis widersteht
dem Druck Brüssels. Aber von ihrem Volkshelden erzwingen mit Schrubber und
Besen 400 Putzfrauen ihre Wiedereinstellung. Wieder soll eine Volksabstimmung
lösen, was unlösbar scheint. Eine Tragödie, eine Komödie – das Spiel über Sinn
und Unsinn der Demokratie ereignet sich dort, wo sie vor 3.000 Jahren erfunden
wurde – im klassischen Griechenland. »Hier hat es begonnen, wird es hier enden?«
30. April 2017, 20.30 Uhr
V Marguerre-Saal
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Bilder von uns
Uraufführung
von Thomas Melle
Theater Bonn
Regie Alice Buddeberg | Bühne Cora Saller | Kostüme Emilia Schmucker | Musik
Stefan Paul Goetsch | Licht Lothar Krüger | Dramaturgie Johanna Vater | Mit Benjamin
Berger, Johanna Falckner, Benjamin Grüter, Mareike Hein, Holger Kraft, Lydia Stäubli,
Hajo Tuschy
Jesko Drescher ist zufrieden. Noch nicht mal 40 Jahre alt, hat er es bereits zum
erfolgreichen Manager eines großen Unternehmens gebracht. Ein Mann, der weiß,
was er will, und der sein Ziel stets geradlinig verfolgt; eine Karriere, makellos, die
keine Wünsche offen lässt. Bis er eines Tages mit der Post einen Umschlag erhält,
braun und ohne Absender. Darin: Fotos von ihm selbst als kleinem Jungen. Nackt.
Erpressung? Doch warum? Auch aufs Handy werden ihm die Fotos geschickt. Drescher erinnert sich dunkel: Szenen seiner Schulzeit auf dem Eliteinternat, Fotoshooting im Umkleideraum, im Park. Harmlose Vorfälle, an denen er nichts Anstößiges
finden will. Und dennoch lassen ihn die Bilder nicht mehr los. Wer steckt dahinter?
Ist er denn ein Opfer? Seine Jugend geprägt von Selbstbetrug und Verdrängung?
Wieso hält er die Bilder selbst vor seiner Frau geheim? Er macht sich auf die Suche
nach dem anonymen Absender und bringt langsam einen Stein ins Rollen, der einen
bundesweiten Skandal um Missbrauch auslöst. Und plötzlich findet sich Drescher
in einem Kampf um die eigene Biografie wieder, um Recht und Unrecht und die
Deutungshoheit an der eigenen Vergangenheit, dem eigenen Leben.
01. Mai 2017, 18 Uhr
V Zwinger 1
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Kein schöner Land
Uraufführung
von Lothar Kittstein und Hüseyin Michael Cirpici
Theater Krefeld und Mönchengladbach
Regie Matthias Gehrt | Bühne Gabriele Trinczek | Kostüme Petra Wilke | Choreinstudierung Maria Benyumova | Dramaturgie Martin Vöhringer | Mit Michael Grosse,
Joachim Henschke, Jonathan Hutter, Esther Keil, Michael Ophelders, Jubril Sulaimon,
Ronny Tomiska, Helen Wendt, Christopher Wintgens
»Dass wir uns hier in diesem Tal / noch treffen so viel hundertmal.« Ein Chor,
der aus der Ruhe gebracht wird. Ein Flüchtling, dessen Ruhe schon lange hin ist.
Aus Interviews mit Geflüchteten, geführt in Krefeld und Bonn, sowie aus Stimmen und Stimmungen, wie sie vor allem im Internet in den sozialen Netzwerken
Verbreitung finden, haben Hüseyin Michael Cirpici und Lothar Kittstein ein komplexes Zeitbild montiert und verdichtet. Mittlerweile sind etwa 1.000.000 Menschen zu uns nach Deutschland geflüchtet. Wie verändert sich dieses Land? Wie
ergeht es den Geflüchteten hier, was tun sie? Wie begegnen sich die hier schon
länger Lebenden und die Hierhergeflüchteten, wie treffen wir uns hier in diesem
Tal? So viel hundertmal? Treffen wir uns überhaupt?
Der in Köln lebende Regisseur und Autor Hüseyin Michael Cirpici und der in Wien
beheimatete Dramatiker Lothar Kittstein haben gemeinsam bereits mehrere literarische Reportagen und Hörspiele geschrieben. Für Kein schöner Land, einem
Auftragswerk des Theaters Krefeld und Mönchengladbach, haben sie ihre erprobte
Kombination aus Recherche und Fiktionalisierung nun erstmals für das Theater
fruchtbar gemacht.
01. Mai 2017, 20.30 Uhr
V Alter Saal
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Der Goldene Ronny
Uraufführung
von Daniel Ratthei
Schleswig-Holsteinisches Landestheater
nominierung
JugendStückePreis
Regie Nora Bussenius | Bühne und Kostüme Sara Morea | Dramaturgie Susanna Praetorius
Mit Flavio Kiener, Alexandra Pernkopf
Leah und Leo besuchen die gleiche Schule – da hören die Gemeinsamkeiten jedoch
schon auf. Es wirkt eher, als kämen beide von unterschiedlichen Planeten. Leah ist
gut in der Schule, hat kontrollierend liebende Eltern und ist – zu ihrem Kummer
und dem Spott der anderen – etwas übergewichtig. Probleme und Unglück frisst
sie in sich hinein und erträumt sich eine Galaxis, in der sie die Heldin ist. Leo hat
immer einen Spruch auf und einen Joint zwischen den Lippen. Er fühlt sich von
seinen Eltern allein gelassen, würde das aber niemals zugeben. Lieber macht er
Witze über die anderen und teilt aus, bevor er verletzt werden kann. Doch dann
sollen die unsportliche Streberin und der Witze reißende Kiffer als Delegation für
das Bundesland Schleswig-Holstein bei den Physics & Physical Olympics in Berlin
antreten. Beide wollen dasselbe – den Goldenen Ronny gewinnen und ihn mit in
den Norden nehmen. Der ungewöhnliche Wettbewerb markiert einen Wendepunkt
in der gegenseitigen Wahrnehmung und vermeintliche Schwächen entpuppen sich
als Stärken. Losgelöst aus ihrem familiären Kosmos und den damit verbundenen
Verhaltensmustern können sich die beiden in der Freiheit der Großstadt schwerelos ganz neu begegnen – ohne ihren gewohnten Schutzanzug.
Daniel Ratthei hat ein Jugendstück über zwei ganz unterschiedliche Charaktere
geschrieben, die auf den zweiten Blick mehr Ähnlichkeiten haben als angenommen.
02. Mai 2017, 11 Uhr
V Zwinger 3
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Beate Uwe Uwe Selfie Klick
Uraufführung
Eine europäische Groteske | Textfassung von Laura Linnenbaum
mit Texten von Gerhild Steinbuch und dokumentarischem Material
Figurentheater Chemnitz in Kooperation mit den Grass Liftern / ASA-FF e. V.
und dem Schauspiel Chemnitz
Regie Laura Linnenbaum | Bühne und Kostüme Valentin Baumeister | Puppen und
Objekte Angela Baumgart | Video Sophie Linnenbaum | Dramaturgie René Schmidt | Mit
Magda Decker, Michel Diercks, Tobias Eisenkrämer, Felix Schiller, Gerlinde Tschersich
Fünf Alltagsmenschen treten in Laura Linnenbaums Inszenierung an, sich zum
NSU-Komplex zu verhalten. Dafür greifen sie allgegenwärtige Diskurse um den
Münchner NSU-Prozess auf: Beate Zschäpe als Opfer? Drei-Täter-Theorie? NSU-Unterstützernetzwerk in Sachsen und Thüringen? Rolle des Verfassungsschutzes?
Linke Propaganda gegen Rechts? – Überfordert und ermüdet von der Vielzahl der
Informationen ziehen sie sich an einen utopischen Strand zurück, endlich allein
mit sich. Ja, man hat ihn sich verdient, diesen Welthauptstrand Europa. Möwen,
Wellen, Sonne, Sonnencreme, Katzen, Rennrad, Party und eine sonnengebräunte
Haltung. Allmählich verwandeln sich einige von ihnen in die Neue Rechte und
übernehmen dabei Sprach-, Diskurs- und Verhaltensmuster, die bisher der Linken vorbehalten waren.
Autorin Gerhild Steinbuch und Regisseurin Laura Linnenbaum waren aufgefordert, ein Theaterstück über die NSU-Aufarbeitung in Südwestsachsen zu entwickeln, das vor allem die wenig diskutierten Opferpositionen und die Frage nach
den Netzwerken des NSU in Sachsen und Thüringen thematisiert.
Gefördert von der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen
02. Mai 2017, 18.30 Uhr
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Die Schwarze Flotte
Uraufführung
von Anne-Kathrin Schulz
Frei nach einer Recherche von Cecilia Anesi, Frederik Richter, Giulio Rubino und
David Schraven (CORRECT!V)
Theater Dortmund
Regie und Bühne Kay Voges | Kostüme Mona Ulrich | Komposition T. D. Finck von
Finckenstein | Video-Art Julia Gründer, Tobias Höft, Mario Simon | Licht Sibylle Stuck
Ton Gertfried Lammersdorf | Dramaturgie Michael Eickhoff | Mit Andreas Beck
Ein Journalist begibt sich auf eine faszinierende und detektivische Abenteuerreise, um die Wahrheit über illegale Handelsrouten im Mittelmeer herauszufinden
– das mare mediterraneum ist seit jeher Wirtschaftsraum, und heute auch Tatort.
Denn hier wird eines der zynischsten wirtschaftlichen Erfolgsmodelle der Gegenwart im Verborgenen exekutiert: Schrottreife Frachter transportieren Waffen, Drogen und Menschen, die auf der Flucht aus Kriegsgebieten bis zu 6.000 Euro für
ihren Transfer bis an die italienische Küste bezahlen. Krieg ist das Schmiermittel
für lohnende illegale Geschäfte mit Menschen, Waffen, Drogen zwischen Schwarzem Meer, Mittelmeer und den afrikanischen Ostküsten. Wer hinter den riesigen
Frachtschiffen steckt und wohin der Profit fließt, hat der gemeinnützige Recherche-Verbund CORRECT!V 2014 und 2015 recherchiert. Für Die Schwarze Flotte
begegnen sich detailliert recherchierter Journalismus und Schauspiel auf Augenhöhe – die Autorin Anne-Kathrin Schulz studierte Szenisches Schreiben an der
UdK Berlin (unter anderem Unter Land am Jungen Theater Göttingen, Silly Songs
am Schauspielhaus Hamburg).
Mit Das goldene Zeitalter war bereits 2014 eine Inszenierung von Kay Voges
beim Heidelberger Stückemarkt zu sehen.
02. Mai 2017, 20.30 Uhr
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Djihad Paradise
Uraufführung
nach dem Roman von Anna Kuschnarowa
in einer Fassung von Ronny Jakubaschk
nominierung
JugendStückePreis
Thalia Theater Halle
Regie Ronny Jakubaschk | Bühne und Kostüme Annegret Riediger | Musik Bastian
Bandt | Dramaturgie Sophie Scherer | Mit Sonja Isemer, Karl-Fred Müller, Max
Radestock, Marie Scharf, Frank Schilcher, Paul Simon, Florian Stauch
Julian, der in der Schule durch Fehlstunden glänzt, hält sich mit krummen Geschäften über Wasser, bis Romea in seine Klasse kommt. Sie ist der Grund, wieder häufiger am Unterricht teilzunehmen und ein besserer Mensch zu werden. Schließlich
verlieben sich die beiden sogar ineinander. Doch Julian entkommt dem Milieu
nicht und wird wegen Drogenverkaufs ins Gefängnis gesteckt. Dort betet Zellengenosse Murat mehrmals täglich und zitiert aus dem Koran. Julian findet Halt in
dieser zunächst befremdlichen Religiosität und gibt sein bedeutungsloses Leben
für Glaube und Ideologie auf. Eine Spirale aus Wut und Sehnsucht treibt ihn über
die Grenzen seiner Identität hinaus: Julian konvertiert und heißt jetzt Abdel.
Anna Kuschnarowas Jugendbuch Djihad Paradise erschien 2013 und erzählt die
Geschichte eines Jugendlichen, der zum Islam konvertiert und sich radikalisiert.
Ronny Jakubaschk begibt sich mit dem Ensemble auf eine Reise des Verstehens:
Was macht die islamistische Terrorgruppe für Jugendliche aus Deutschland so faszinierend? Und was kann sie zurückholen?
In Kooperation mit der Forschungsgruppe »Wie Terroristen lernen« des Max-PlanckInstituts für ethnologische Forschung in Halle
03. Mai 2017, 11 Uhr
V Alter Saal
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Small Town Boy
von Falk Richter
Badisches Staatstheater Karlsruhe
nominierung
NachSpielPreis
Regie und Puppen Atif Mohammed Nour Hussein | Bühne und Kostüme Petra
Korink | Musik David Rynkowski | Dramaturgie Michael Gmaj, Roland Marzinowski
Mit Sithembile Menck, Luis Quintana, Sebastian Reiß, Gunnar Schmidt, Meik van Severen
Gefangen in der engen Welt der Provinz flüchtet sich ein junger Mann in die ferne
freie Großstadt. Was schon in den 80ern der Song Small Town Boy besungen hat,
erzählt Falk Richter in seinem Stück weiter. Wie geht es den jungen Männern und
Frauen von damals heute, die sich in den Metropolen neu erfunden haben, ihre
Sexualität leben und ganz neue Formen von Lebenspartnerschaften eingehen? In
Stuttgart wurde an der »Demo für Alle« regelmäßig gegen Gender-Ideologie und
Sexualisierung im Unterricht protestiert. Die Liebe und wie sie gelebt werden soll,
scheint weiterhin eines der diskursiven Schlachtfelder der Stunde zu sein, auf dem
viele gegenwärtige Konflikte um geschlechtliche, sexuelle und kulturelle Identitäten ausgetragen werden. Darf man noch anders Mann sein, anders Frau? Die wirkliche Freiheit und Gleichheit aller Geschlechter löst Ängste und Widerstände aus.
Barbara Behrendt, Kuratorin: »In der Berliner Gay-Community ein Selbstläufer, im
bürgerlichen Karlsruhe eine Herausforderung – Falk Richter hat das Stück hier
eigens um die homophobe Stuttgarter ›Demo für Alle‹ ergänzt. Atif Hussein experimentiert mit Satire und Puppenspiel und entlarvt schwule Abziehbilder – ein
wütender, zugleich wehmütiger Abend.«
03. Mai 2017, 18 Uhr
V Zwinger 1
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Point Of No Return
Uraufführung
von Yael Ronen und Ensemble
Münchner Kammerspiele
Mit englischen Übertiteln
Regie Yael Ronen | Bühne Wolfgang Menardi | Kostüme Amit Epstein | Video Claudius
Schulz, Angelika Widel, Wolfgang Menardi | Sounddesign Yaniv Fridel | Licht Jürgen
Tulzer | Musik Yaniv Fridel, Ofer (OJ) Shabi | Dramaturgie Johanna Höhmann
Recherche und künstlerische Mitarbeit Bastian Zimmermann | Mit Niels Bormann,
Dejan Bućin, Damian Rebgetz, Wiebke Puls, Jelena Kuljić
Für ihre Inszenierung begann Yael Ronen unter dem Titel Point Of No Return
im Juli 2016 einen Probenprozess, der gegenwärtige Beziehungen und die Zukunft
des Sex unter dem Einfluss technologischer Entwicklungen untersuchen wollte:
Dating-Apps, Körperimplantate und Cyber-Sex sollten Gegenstand der gemeinsamen Gespräche und Recherchen mit den Schauspielern werden. Am 22. Juli
verübte plötzlich David S. in München einen Amoklauf, der die ganze Stadt in
Aufruhr versetzte. Die Angst der Münchner Bürgerinnen und Bürger machte aus
dem Attentat einen Terroranschlag mit 67 Zielen. Und auch die Schauspielerinnen und Schauspieler erlebten diesen Abend auf je ihre Weise. Das Thema änderte
sich schlagartig, jenes einschneidende Ereignis schien ein Point Of No Return
zu sein. Gemeinsam mit den Schauspielern wandte sich Yael Ronen den komplexen psychologischen Dynamiken eines jeden Einzelnen während solcher Attentate und dem allgegenwärtigen Thema Terror zu. Jeder ist gefangen in der eigenen
Reaktion, irgendwo zwischen realen Eindrücken und angstbesetzten Imaginationen und den durch Medien vermittelten, unbewussten Bildern, aus denen es –
wie es scheint – keinen Weg zurück gibt.
03. Mai 2017, 20.30 Uhr
V Marguerre-Saal
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All about Nothing
Uraufführung
von pulk fiktion
nominierung
JugendStückePreis
Koproduktion von pulk fiktion mit dem FFT Düsseldorf und dem Theater Bonn
In Kooperation mit dem Freien Werkstatt Theater Köln
Konzept pulk fiktion | Regie Hannah Biedermann, Eva von Schweinitz | Bühne und
Kostüme Stephanie Zurstegge | Choreografie Elisa Hofmann | Sounddesign und
computergesteuerte Elemente Sebastian Schlemminger | Dramaturgie Carina Eberle
Produktionsleitung Zwei Eulen – Büro für Kulturkonzepte | Mit Norman Grotegut,
Elisa Hofmann, Manuela Neudegger, Sebastian Schlemminger
Kann ich alles werden, wenn ich nur fest genug an mich glaube? Oder ist Armut
erblich? Oder ist Geld nur eine Erfindung? Was heißt es, mitten im Überfluss arm
zu sein? All about Nothing sensibilisiert Zuschauer ab 12 Jahren für die sozialen Machtstrukturen einer kapitalistisch geprägten Gesellschaft und schafft eine
Öffentlichkeit für die Perspektive von Kindern und Jugendlichen in Armut. Dabei
richtet pulk fiktion den Blick auf deren Sichtbarkeit sowie Unsichtbarkeit im sozialen Leben. Die performative Collage, sucht nach unerwarteten und überraschenden Sichtweisen jenseits von Stigma und Romantisierung. Mit unterschiedlichen
Mitteln wie Sprache, Tanz, Zeichnungen, Projektionen, Musik und nicht zuletzt
den O-Tönen der Kinder und Jugendlichen selbst, wird eine fiktive Armutsbiografie entworfen. Dabei wird die soziale Dimension von Kinderarmut und ihre kulturell und medial geprägten Bilder aus verschiedenen Perspektiven betrachtet und
szenisch erforscht. Assoziativ-poetische Bilder stehen neben schmerzlich realen.
Gefördert durch die Stadt Köln, das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur
und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen und den Fonds Darstellende Künste
04. Mai 2017, 15 Uhr
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Weil sie nicht gestorben sind
Uraufführung
von Hannah Zufall
Deutsches Theater in Göttingen
Regie Brit Bartkowiak | Bühne und Kostüme Carolin Schogs | Musik Ingo Schröder
Dramaturgie Sara Örtel | Mit Marco Matthes, Moritz Schulze, Katharina Uhland
Es war einmal eine Zeit, und es war eine sehr aufregende Zeit, als Märchen nicht
zwischen Buchdeckel gepresst, sondern frei mäandernd in aller Munde waren.
Eine Zeit, in der Märchen für Erwachsene erzählt wurden. Und sich nicht von
der Romantik in lieblich kolorierte Welten und vom Biedermeier in pädagogisch
wertvolle Rollen zwängen ließen. Was also, wenn sich die Märchenfiguren aus den
grimmschen Geschichten lösen und sich selbst wieder neu erzählen? Wenn Allerleirauh nicht nur ihrem Vater, sondern auch den Grimms trotzt. Wenn Brüderchen
und Schwesterchen ihre eigene Geschichte erfinden wollen. Und wenn die sieben
Raben von einer abgeklärten Schwester befreit werden, die längst begriffen hat,
nach welchen Regeln in der Märchenwelt gespielt wird. In Hannah Zufalls Neubearbeitung der Volksmärchen Allerleirauh, Brüderchen und Schwesterchen und Die
sieben Raben wissen die Figuren um ihre Fiktionalität und setzen sich mit der
Allgegenwärtigkeit ihrer Autoren auseinander. Je mehr Märchen und Theaterillusionen verschwimmen, desto deutlicher zeigt sich, welche Macht dem Erzählen und dem Erzähler zukommt.
Hannah Zufall ist als Theaterautorin, Schauspielerin und Regisseurin tätig und
promoviert an der Humboldt-Universität Berlin über Märchendramen. Brit Bartkowiak inszenierte am Theater Heidelberg bereits Unschuld und Woyzeck.
04. Mai 2017, 18 Uhr
V Alter Saal
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Lesbos – Blackbox Europa
Uraufführung
von Gernot Grünewald und Ensemble
Deutsches Theater Berlin
Texte in deutscher und englischer Sprache | Dank an »Volunteers for Lesvos«
Regie Gernot Grünewald | Bühne und Kostüme Michael Köpke | Video Isabel Robson
Musik Daniel Spier | Dramaturgie Sonja Anders, Bendix Fesefeldt | Mit Thalfakar Ali,
Božidar Kocevski, Katharina Schenk
Lesbos ist der Ort, an dem seit Sommer 2015 über 800.000 Flüchtlinge das erste
Mal europäischen Boden betraten. Seit dem EU-Türkei-Abkommen vom 20. März
2016 ist den Ankommenden die Weiterreise nach Nordeuropa untersagt, sie stehen vor der Entscheidung, in Griechenland Asyl zu beantragen oder in die Türkei
abgeschoben zu werden. Tausende warten im ehemaligen Transitlager und heutigen EU-Hotspot Moria auf ihre Zukunft. Gleichzeitig ging der Tourismus an der
Nord- und Ostküste, wo bis zu 20 Flüchtlingsboote pro Tag landeten, um 70 Prozent zurück. Dafür hat sich eine Schar an Freiwilligen auf den Weg gemacht, die die
Grundversorgung der Flüchtlinge dort sichern, wo die EU versagt. In acht Kilometer
Entfernung von Lesbos liegt die Küste der Türkei. Von dort setzte Anfang 2015 der
irakische Schauspieler Thalfakar Ali nach Europa über. Mit dem Boot landete er auf
Lesbos und nahm die Balkanroute über Ungarn bis nach Berlin. Seine Erzählung
vermischt sich mit dem Bericht der zwei Schauspieler, die die Insel ein Jahr später
bereisten, um von der Katastrophe nach der Katastrophe zu berichten. Denn auch
wenn die Titelseiten der Zeitungen sich neuen Themen zugewendet haben und die
deutschen Grenzen wieder nur Schengenbürgern visafreien Einlass gewähren – die
Flüchtlingskrise ist nicht vorbei, sie hat lediglich den Ort gewechselt.
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04. Mai 2017, 20.30 Uhr
05. Mai 2017, 18.30 Uhr
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Himmel und Hände
Uraufführung
von Carsten Brandau
Theater der Stadt Aalen
Austauschgastspiel
Mülheimer Theatertage NRW
Regie Winfried Tobias | Bühne und Kostüme Ariane Scherpf | Dramaturgie Anne
Klöcker | Mit Marcus Krone, Alice Katharina Schmidt
Die Freunde A und O sind ganz verschieden: Während das A fest auf zwei Beinen
steht und den Kopf gen Himmel streckt, schwingt das O rund wie ein Loch und will
lieber buddeln. Trotzdem entdecken sie gemeinsam die Welt, besuchen zusammen
den Kindergarten – welche Konsequenz ihre Unterschiedlichkeit hat, wird erst klar,
als der erste Schultag naht. Trennen sich jetzt ihre Wege? Himmel und Hände ist
eine Geschichte der Gegensätze. Sie handelt vom Anfang und vom Ende, vom Denken und Machen, von der Gemeinschaft und der Einsamkeit, von einem Ich, das
sich in der Unterscheidung vom Du erkennt und gleichzeitig in der Begegnung
mit dem Anderen wächst. Brandau schafft dabei Bilder und Situationen, die wohl
jedes Kind kennt. Gleichzeitig ist der Text ein kleines Sprachkunstwerk, dessen
Ton an Ernst Jandl oder Konrad Bayer, manchmal auch an Samuel Beckett erinnert
– ein Spiel über die suggestive Kraft der Worte, die Wirklichkeit der Bühne und die
Wirklichkeit der Welt, über die Poesie der Buchstaben, Begreifen und Begriffe. Der
Autor Carsten Brandau erhielt den Mülheimer KinderStückePreis 2015 für Dreier
steht Kopf und 2016 für Himmel und Hände.
Das Stück ist als Auftragswerk für das Theater der Stadt Aalen entstanden und im
Rahmen von »Nah dran! Neue Stücke für das Kindertheater« mit Mitteln der Kulturstiftung des Bundes gefördert worden.
05. Mai 2017, 11 Uhr
V Zwinger 1
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der herzerlfresser
von Ferdinand Schmalz
Österreichische Erstaufführung
nominierung
NachSpielPreis
Burgtheater Wien
Regie Alexander Wiegold | Bühne Katrin Brack | Kostüme Lane Schäfer | Musik Hannes
Gwisdek | Chorarrangement Bernhard Moshammer | Choreografie Daniela Mühlbauer
Licht Michael Hofer | Dramaturgie Klaus Missbach | Mit Peter Knaack, Johann Adam
Oest, Merlin Sandmeyer, Irina Sulaver, Sebastian Wendelin sowie Marlene Grois,
Philine Hofmann, Esther Leoni, Daria Lik, Ylva-Maj Rohsmann, Franziska Stadler
Der Gangsterer Andi entdeckt im Sumpf eine weibliche Leiche. Das Herz ist ihr
herausgerissen. Der Sumpf ist aber gar nicht mehr so sumpfig, wie er früher einmal war. Alles ist frisch zubetoniert. Ein Einkaufsparadies ist auf ihm entstanden, an einem verkehrsgünstigen, zukunftsorientierten Standort in der Region
mit Arbeitsplätzen, Wachstumsperspektiven. Die Eröffnung steht bevor. Da kommt
so eine Frauenleiche reichlich ungelegen. Und dann wird noch eine zweite Dame
ohne Herz gefunden. Heimlich im Moor entsorgen, so heißt die Krisenstrategie des
Bürgermeisters. Und während das Eröffnungsfest zum Kaufrausch lädt, dringt der
Sumpf durch alle Ritzen. Beim Tanz zur munteren Musik schlagen die einen Herzen höher und die anderen gar nicht mehr. Ein Schuss und Schluss.
Barbara Behrendt, Kuratorin: »Im Glitzerwald von Katrin Brack fällt das Morden
äußerst hübsch aus. Das passt zu Ferdinand Schmalz’ ausgefeilter Sprachkunst,
mit der er in schaurige menschliche Abgründe blickt. Alexander Wiegold und seine
famosen Schauspieler setzen ganz auf diese Sprache – und aufs Herzerl, das im
Innern der skurrilen Typen brennt.«
05. Mai 2017, 20.30 Uhr
V Marguerre-Saal
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Gastland
Ukraine
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Theater in der Ukraine
von Pavlo Arie
selbst finanzieren müssen, auch die staatlichen Theater. Experimentelles, politisches oder auch provokatives Theater gibt es in der Ukraine zwar wenig, aber es gibt
es. Und das Interesse daran steigt stetig an. In erster Linie ist das freie Dakh Theater
von Vladislav Troitskyi zu nennen, ein Projekt, das seit fast 20 Jahren besteht. In
der Ukraine sehr bekannt ist sein aktuelles und politkritisches Theaterstück Haus
der Hunde. In Kiew tut sich das staatliche Theater »Zoloti Vorota« (Goldenes Tor)
Die Ukraine betreibt bei einer Bevölkerungszahl von rund 46 Millionen Menschen
unter der Leitung des Intendanten Stas Zhyrkov hervor: eine Bühne für junge Regis-
insgesamt 137 staatliche sowie kommunale Theater. Darunter sind 54 Schauspiel-
seure und zeitgenössisches Drama. Die Zahlen leiden nicht unter diesem experi-
häuser, 41 Kinder- und Jugendtheater (einschließlich 29 Puppentheater) und 31
mentellen Programm, im Gegenteil. Die Produktionen des »Zoloti Vorota« sind fast
Musiktheater. Im Vergleich zu Deutschland, das mit einer Bevölkerungszahl von
immer ausverkauft. Aber zeitgenössisches Theater ist nicht nur in der Hauptstadt
circa 80 Millionen Menschen rund 150 Staats- und Stadttheater betreibt, ist die
zu finden, sondern auch in Lwiw. Hier entstehen neue Projekte wie Die erste Bühne
kulturelle Bandbreite in der Ukraine nicht zu verachten. Fast jeden Abend kann
für zeitgenössisches Drama oder das Festival Drama.ua.
man in der Ukraine in einem Theater verbringen. Daraus ergibt sich natürlich die
Frage, was man dort zu sehen bekommt.
Zwei Festivals der freien Szene sind in der Ukraine besonders wichtig: Die Kiewer
Woche des zeitgenössischen Dramas und das Festival der jungen Regisseure, wel-
Vordergründig scheint sich das ukrainische Theater seit der Zeit der Sowjetunion
ches einmal jährlich Produktionen von jungen Regisseuren unter 35 präsentiert.
kaum verändert zu haben. Viele Häuser sind abhängig von der machthabenden
Nicht viele junge Dramatiker bekommen die Chance, ihre Stücke aufzuführen. Die
Politik und zeigen wenig Interesse an aktuellem Gegenwartsgeschehen. Aber der
ukrainische Dramatikerin Natalia Vorozhbyt beispielsweise wird in ihrer Heimat
Geist der Revolution hat auch die Ukraine und ihre Theatermacher getroffen. Immer
kaum aufgeführt, feiert aber große Erfolge im Ausland. Ihr Stück Der Getreide-
mehr beschäftigt sich das Theater mit der Gegenwart, wird aktueller, Strukturen
speicher erzählt von der größten Katastrophe des ukrainischen Volkes, einer von
werden aufgebrochen und ändern sich. Sozialkritik und die Behandlung politischer
der Sowjetunion herbeigeführten Hungersnot, und wurde erfolgreich in London
Probleme rücken immer mehr in den Vordergrund. Auch das Publikum verändert
uraufgeführt. Fünf Jahre später erst in der Ukraine.
sich und wird deutlich jünger. Besonders in Europa steigt das Interesse an der Kulturlandschaft der Ukraine. Man versucht durch das Theater die Aufstände, Kriege
Scout für das Gastlandprogramm
und die Revolution zu verstehen und sucht nach einem Umgang mit der Gegenwart.
Pavlo Arie, geboren 1977 in Lwiw (Lemberg), studierte Kunst, Soziologie und Sla-
Umgekehrt arbeitet man in der Ukraine seine eigene Geschichte auf und zieht seine
wistik und lebt als Dramatiker, Buchautor und Konzeptkünstler in Lwiw und Köln.
Schlüsse aus Ereignissen der Gegenwart.
Er war Stipendiat der Biennale Neue Stücke aus Europa 2010 in Wiesbaden sowie
am Internationalen Programm des London Royal Court Theatre, gewann für seine
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Professionelle Theater haben jährlich ca. 30.000 Vorstellungen und 4.000 Gast-
Theaterstücke zahlreiche Preise und ist als Juror und Kurator für mehrere Thea-
spiele. Jedes Jahr erhalten 10 bis 12 Theaterfestivals staatliche Förderungen. Durch-
terfestivals und literarische Wettbewerbe tätig. Seit 2016 ist Pavlo Arie Intendant
schnittlich führen die Theater 4 bis 5 neue Produktionen im Jahr auf, welche sie
des Nationalen Akademischen Dramatischen Theaters in Lwiw.
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Auftakt Ukraine
Internationaler Autorenwettbewerb
Dakh Daughters
Konzert | Musikalisch-theatrales Freak-Kabarett
Lora | Лора
Dakh Theater, Kiew
von Oksana Sawtschenko
Aus dem Russischen von Lydia Nagel
Regie, Bühne und Kostüme Vladislav Troitskyi | Mit Ruslana Chasipowa, Nina Gare-
Es lesen Marco Albrecht, Sheila Eckhardt, Benedict Fellmer, Dominik Lindhorst-
netska, Natalka Halanewych, Tetjana Hawryljuk, Solomia Melnyk, Anna Nikitina, Zo
Apfelthaler, Sophie Melbinger, Juliane Schwabe, Nanette Waidmann, Lea Wittig
Die fabelhaften sieben Musikerinnen, die Folkloregesang und Rap, Heavy Metal
Lora und Andrej haben ein drei Monate altes Töchterchen.
und Chanson gleichermaßen beherrschen, sind seit ihrem Auftritt auf dem Kiewer
Die Wohnung haben sie auf Kredit gekauft, und das Geld
Maidan vor drei Jahren Kult in der Ukraine und haben auch viele russische Fans.
reicht vorn und hinten nicht. Wegen des Kindes hat Lora
Puppenweiß geschminkt, treten sie in unschuldigen Kleidchen auf die Bühne und
aufgehört zu arbeiten, und Andrej bezieht nur unregelmä-
singen erst als A-capella-Ensemble, dann im Samba-Sound Lieder von Bürgerkrieg,
ßig Einkünfte für irgendwelche Projekte. Draußen miaut
Erschießungen und Wahnsinn. Virtuos traktieren sie Geige, Cello, Kontrabass,
eine Katze herzzerreißend, weil sie nicht mehr vom Baum
Ziehharmonika, Flöte, Trommel und Keyboards, schlagen huzulische Tanzklänge
herunterkommt. Der Mitarbeiter eines Inkassobüros hat
aus der Westukraine an, klimpern à la Chopin oder verfallen in den hämmern-
sich angekündigt, um die Kreditschulden einzutreiben.
den Sprechgesang von Rammstein. Auch sprachlich pflegen sie Vielfalt, vertonen
Nach und nach verschwinden die Möbel aus der Wohnung.
ukrainische Verse von Serhij Zhadan, russische von Joseph Brodsky, englische von
Mit dem letzten Geld bezahlt Lora die Feuerwehr, um das
William Shakespeare, dessen Sonett Nr. 35 sie den Refrain »Such civil war is in
Kätzchen aus dem Baum zu retten. Jetzt versucht sie, eine ihrer Nieren zu verkau-
my love and hate« entnommen haben. Ihr programmatischer Song Lyudyna (Der
fen. Währenddessen treffen sich zwei Mädchen, sechzehnjährige Schülerinnen, bei
Mensch) beklagt, angesichts unserer geistigen und technischen Talente, die offen-
alkoholhaltigen Energydrinks, um möglichst krasse Handyvideos aufzunehmen
bar noch größere Begabung zum Bösen. Feministisches Punk-Kabarett aus Kiew!
und auf Facebook zu posten. Auf einem sieht man eine Wohnungsräumung – und
Mittlerweile touren die Dakh Daughters erfolgreich auf der ganzen Welt. Beim
jemand springt vom Dach. War es Andrej?
Heidelberger Stückemarkt bilden sie den schwungvollen Auftakt zum GastOksana Sawtschenko
landprogramm.
arbeitet als Dramatikerin, Drehbuchautorin, Journalistin und Kolumnistin in Kiew.
Sie schreibt regelmäßig für Printmedien und für das ukrainische Fernsehen. Seit
2011 Teilnahme an Dramenwettbewerben und Theaterfestivals in der Ukraine, Russland, Lettland und am Drama-Workshop des Londoner Royal Court.
05. Mai 2017, 22.30 Uhr
V Alter Saal
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Im Anschluss Party!
06. Mai 2017, 13.30 Uhr
V Alter Saal
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Das Nordlicht | Северное сияние
Öko-Ballade | Екологічна балада
Es lesen Raphael Gehrmann, Christina Rubruck
Es lesen Nicole Averkamp, Raphael Gehrmann, Dominik Lindhorst-Apfelthaler,
von Wolodymyr Snihurtschenko
Aus dem Russischen von Lydia Nagel
von Olga Mazjupa
Aus dem Ukrainischen von Lydia Nagel
Katharina Quast, Hendrik Richter, Nanette Waidmann, Stefan Wunder
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»Fangen wir ganz am Anfang an, also am Ende. Stellen wir
Das Stück spielt in den durch illegale Waldrodungen von
uns eine riesengroße Welt vor, in der es alles gibt, was man
Erdrutschen bedrohten ukrainischen Karpaten. Mykola,
sich nur denken kann, in der jedoch die Einsamkeit die
der seit einem Unfall mit einem Holztransporter im Roll-
Macht ergriffen hat. In dieser wunderbaren, von Liebe erfüll-
stuhl sitzt, lebt zusammen mit seiner Mutter in einem alten
ten Welt herrscht die Einsamkeit. Und nun stellen Sie sich
Haus. Er will Alina heiraten und wartet auf die Rückkehr
vor, dass diese Welt in Ihnen ist, stellen Sie sich vor, dass
ihres Bruders Stepan, der im Krieg in der Ostukraine ist. Mit
diese Welt in einem Kind ist, und dieses Kind sind Sie selbst.
ihm zusammen will er ein Souvenirgeschäft aufmachen und
Egal, wie alt Sie sind. Ein Kind, das spielen und für nichts
von dem verdienten Geld sein Haus renovieren. Iwan Omel-
die Verantwortung übernehmen möchte. Und nun stellen
janowytsch leitet eine Kontrollabteilung der staatlichen
Sie sich vor, dass das Ihr Kind ist. Und dass es wächst.«
Umweltaufsichtsbehörde. Parallel verdient er viel Geld mit
Das Nordlicht ist ein experimenteller Theatertext, der seine Form ebenso sprung-
illegalen Rodungen, das Holz verkauft er nach Russland. Er trägt die Schuld an Myko-
haft wie assoziativ wechselt: von lyrischen Passagen zu Dialogen, von einer drama-
las Unfall und versucht immer wieder, sich freizukaufen. Alina hat er als Sekretärin
tischen Textfläche zu einer Art Ratgeberliteratur. Es geht um Mann und Frau, Mutter
eingestellt und versucht, sie mit seinem Sohn zusammenzubringen. Jens, ein Vertreter
und Sohn, um die große Politik und den näher rückenden Krieg, um Schlaflosigkeit
der europäischen Umweltkommission, kommt, um sich über den Umweltschutz in der
und Einschlafrituale. Und immer wieder kreist der mäandernde Text um das Nordlicht.
Ukraine zu informieren. Während eines schweren Unwetters eskalieren die Konflikte.
Wolodymyr Snihurtschenko
Olga Mazjupa
ist ein Dramatiker, Regisseur, Schauspieler und Musiker aus Charkiw. Er studierte
arbeitet als Dramatikerin, Theaterwissenschaftlerin und Übersetzerin in Lwiw und
Regie in Charkiw sowie am Meyerhold-Zentrum Moskau und nahm am Drama-Work-
Lublin. Sie studierte Serbistik in Lwiw und absolviert zurzeit ein Promotionsstudium
shop des Londoner Royal Court teil. Für Das Nordlicht erhielt er den Grand Prix des
der Theaterwissenschaft in Lublin. Mitorganisatorin des Festivals Drabyna in Lwiw
Wettbewerbs für Internationale Dramatik des Freien Theaters (Minsk).
und Initiatorin der Übersetzerwerkstatt TransDramaticum in Lublin.
06. Mai 2017, 14.30 Uhr
06. Mai 2017, 16 Uhr
V Alter Saal
V Alter Saal
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Gastspiele aus der Ukraine
Uraufführung
Dokumentarisches Theater in der Ukraine
Russisch auf Ukrainisch von Anton Romanov
PostPlayTeatre, Kiew
Wo ist Osten? von Natalia Vorozhbyt und Alik Sardarian
Theatre of Displaced People, Kiew
In ukrainischer und russischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Regie Georg Genoux, Alik Sardarian | Mitarbeit Maxim Nakonechnyi | Mit Alik
Sardarian, Natalia Vorozhbyt
Anton Romanov entwickelt eigens für den Heidelberger Stückemarkt die Performance Russisch auf Ukrainisch. Der Theatermacher aus Simferopol musste
mit der Annektierung der Krim seine Heimat verlassen und schloss sich daraufhin dem PostPlayTeatre Kiew an.
Wo ist Osten? besteht aus zwei Monologen. In ihrem Monolog Nr. 1 lässt Natalia Vorozhbyt Stimmen aus dem Osten der Ukraine zu Wort kommen. Nur ihre Ironie und ihr beißender Humor können sie dabei retten. In Die Ware schildert Alik
Sardarian seine Erfahrungen als Soldat und Sanitäter in Debaltzeve, das im Februar 2015 von Separatisten und der russischen Armee eingekesselt wurde. Ein
Augenzeugenbericht, der die Grausamkeit, den Ekel, den Humor und die seltsame
Menschlichkeit des Krieges fast physisch spürbar näher bringt. Theatre of Displaced People entwickelt seit Januar 2015 in verschiedenen ukrainischen Regionen
dokumentarische Theaterprojekte und soziale Initiativen sowie internationale Projekte. Die gazeta.ua kürte die Theatergruppe zur »Wichtigsten Errungenschaft des
Ukrainischen Theaters 2015«.
Gefördert durch Szenenwechsel, ein Programm der Robert Bosch Stiftung und des
Internationalen Theaterinstituts ITI
06. Mai 2017, 18 Uhr
V Zwinger 1
60
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Haus der Hunde | Собача будка
Uraufführung
von Vladislav Troitskyi | Nach Texten von Sophokles, KLIM,
Vasyl Barka, Janusz Korcak, Ilya Kalyukin
Dakh Theater, Kiew
In ukrainischer Sprache mit deutscher Simultanübersetzung
Regie Vladislav Troitskyi | Bühne und Kostüme Vladislav Troitskyi, Dmytro Kostyumynskyi | Musik Vladislav Troitskyi, Roman Iasynovskyi, Solomiia Melnyk
Mit Ievgen Bal, Vasyl Bilous, Nataka Bida, Maksym Demskyi, Tetiana Havrylyuk,
Roman Iasinovskyi, Ruslana Khazipova, Vira Klimkovetska, Solomiia Melnyk, Semen
Mozgovyi, Andrii Palatnyi, Nikita Skomorokhov, Tetyana Vasylenko, Vyshnya, Zo
Zwölf Menschen sind eingeschlossen in einen Stahlkäfig. Die Gefängniswärter
gängeln die Insassen. Gewaltausbrüche und Rebellion, Aufbegehren und Demütigung sind an der Tagesordnung. Das Publikum sieht erst von oben, dann von
unten zu und wird als Überwacher und Überwachter selbst Teil der Gefängnisarchitektur. Schonungslos blickt Haus der Hunde auf die Ereignisse in der Ukraine
vor und nach den Protesten auf dem Maidan. Das physische Gefängnis ist auch ein
mentales, die Ahnung eines Landes am Abgrund. In drastischen Bildern und eigens
komponierten Gesängen – mit Anleihen aus der ukrainischen Kunst- und Volksmusik bis hin zur Nationalhymne – sucht das Dakh Theater nach einem Ausweg.
Das von Vladislav Troitskyi gegründete Dakh Theater ist das älteste unabhängige
nicht-kommerzielle Theater der Ukraine und setzt sich seit über 20 Jahren mit den
lokalen politischen und künstlerischen Gegebenheiten des Landes auseinander.
Die Aufführung von Haus der Hunde verändert sich kontinuierlich und reagiert
auf aktuelle Ereignisse.
62
06. Mai 2017, 20.30 Uhr
07. Mai 2017, 15.30 Uhr
V Marguerre-Saal
V Marguerre-Saal
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Ruhm den Helden | Слава Героям
von Pavlo Arie
Theater Goldenes Tor, Kiew
In ukrainischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Regie Stas Zhyrkov | Mit Kseniia Basha, Vitalina Bibliv, Oleksii Hnatkovskyi, Dmytro
Rybalevskyi, Irina Tkachenko
Veteranentreffen am Sterbebett. Im selben Krankenzimmer treffen zwei ehemalige
Helden des Zweiten Weltkriegs und der Nachkriegszeit aufeinander: Ostap, der für
die Partisanen der Ukrainischen Aufstandsarmee kämpfte, und Andriy, der auf der
Seite der Sowjetarmee im Einsatz war. Jetzt, mit über 80 Jahren, hat es sie beide
am Herzen erwischt – und sie finden sich nebeneinander in der Klinik wieder. Alte
Konflikte brechen auf und setzen sich fort bis in die Generationen ihrer Kinder und
Kindeskinder, sprich: Pflegerinnen.
Ruhm den Helden rührt an alte Tabus der ukrainischen Geschichte und bezieht
sie auf die heutige Situation. Es ist zurzeit das meistgespielte Gegenwartsstück in
der Ukraine. Die Inszenierung des jungen Regisseurs und Theaterintendanten Stas
Zhyrkov besetzt alle Rollen des Drei-Generationen-Dramas konsequent mit jungen
Schauspielerinnen und Schauspielern. »Sind sie nicht lustig, diese alten Männer,
die immer noch einen 70 Jahre alten Kampf austragen? Die Zuschauer kriegen sich
nicht ein vor Lachen, weil sie sicher sind, dass eine Versöhnung der überzeichneten Alten möglich ist. Aber nach der Pause machen Autor und Regisseur die Falle
zu. Jetzt gibt es nichts mehr zu lachen.« (gazeta.ua)
07. Mai 2017, 15.30 Uhr
V Zwinger 1
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Der Getreidespeicher | Зерносховище
von Natalia Vorozhbyt
Erstes ukrainisches Kinder- und Jugendtheater, Lwiw
In ukrainischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Regie Andrij Prychodko | Bühne und Kostüme Bogdan Polishchuk | Ton Oleksandr
Kleinos | Licht Svitlana Korenkova | Mit Bohdan Balko, Dmytro Bartkov, Bohdana
Bonchuk, Oleksandr Chesherov, Ihor Danchuk, Olha Hapa, Ihor Huliuk, Vasyl Kogut,
Liubov Kuz, Natalija Mazur, Mykhailo Ponzel, Oleksandr Tryfoniuk, Vasyl Vasylyk,
Tetiana Zakharova
Die Handlung spielt vor dem Hintergrund der größten Tragödie der ukrainischen
Geschichte des 20. Jahrhunderts. Infolge von Zwangskollektivierung in der Stalinära kam es Anfang der 1930-er Jahre in der Ukraine zu einer künstlich herbeigeführten Hungersnot, die unzählige Menschenleben kostete und als nationales
Trauma bis heute fortbesteht. Der Getreidespeicher ist ein Anlass, sich mit dieser Geschichte auseinanderzusetzen, sie zu verstehen und zu überdenken. Trotz der
zeitlichen Distanz beschäftigt sich das Stück mit aktuellen Fragestellungen. Der
Getreidespeicher ist die erste Theater-Koproduktion in Lwiw, die zeigen soll, dass
die Zusammenarbeit zwischen staatlichen Kulturinstitutionen und freien Künstlerinnen und Künstlern möglich ist.
Natalya Vorozhbyt lebt und arbeitet als Autorin für Theater, Film und Fernsehen in
Kiew. Sie ist Mitbegründerin der dokumentarischen Theatergruppe Theatre of Displaced People. Das auf Erinnerungen ihrer Großmutter basierende Stück Der Getreidespeicher wurde von der Royal Shakespeare Company Stratford-upon-Avon bereits
2009 uraufgeführt, bevor es in Russland und der Ukraine gespielt werden konnte.
07. Mai 2017, 18.30 Uhr
V Alter Saal
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67
Rahmenprogramm
Dokumentarisches Theater in der Ukraine
Dokumentarische Installation
Installation
Put on your dancing shoes
Party
Der Bühnenboden wird zur Tanzfläche: Im Alten Saal ist Disko! An beiden Festival-
PostPlayTeatre Kiew kuratiert von Marcel Keller
wochenenden laden wir zu unvergesslichen Partynächten.
Im Rahmen des Stückemarkts ist im Zwinger eine Installation dokumentari-
Zu Beginn scheppern die Whiskeydenker grammofonesken Swing. Außerdem bit-
scher Ausschnitte aus den Arbeiten des PostPlayTeatre Kiew zu sehen. Darunter
ten wir David Kirchner an die Plattenteller. Am zweiten Festivalwochenende im
auch Auszüge aus der Produktion The Case of 26th February, eine kaleidoskopische
Anschluss an das musikalisch-theatrale Freak-Kabarett der Dakh Daughters ver-
Zusammenstellung erlebter Erinnerung an die Annektierung der Krim, die vom
leiht Janeck Altshuler aka offbeatterrorist seinen ukrainischen Wurzeln auch
PostPlayTeatre gesammelt und arrangiert wurde. Mit dieser Arbeit versuchen auch
musikalisch Ausdruck und bereitet eine unvergessliche Partynacht! Eintritt frei!
Galina Dzikaeva und Anton Romanov ihr eigenes Schicksal zu bewältigen. Die rus-
29. April 2017, ab 22.30 Uhr Party Ein Stück vom Glück No. 1 V Alter Saal
sische Regierung räumte den Theatermachern aus Simferopol mit der Annektie-
05. Mai 2017, im Anschluss an das Konzert der Dakh Daughters, Party Ein Stück
rung der Krim nur wenige Stunden Zeit ein, die Halbinsel zu verlassen. Jetzt leben
vom Glück No. 2 V Alter Saal
die beiden in Kiew und haben sich dem PostPlayTeatre angeschlossen.
Am 06. Mai eröffnet Anton Romanov den Nachmittag zum dokumentarischen Thea-
Der blaue Würfel
ter mit der eigens für den Heidelberger Stückemarkt entwickelten Performance
von David Gieselmann
Russisch auf Ukrainisch.
Mein Nikolajewka
Uraufführung
Theater
Das Stück spielt in einer vermutlich nicht allzu fernen Zukunft. Livia und Cedric samt Tochter Nicole
Film
Theaterfilm in russischer Sprache mit deutschen Untertiteln, 80 Minuten
haben es geschafft: Sie gehören dazu. Dank einer Erbschaft können sie sich ein Leben leisten, von dem
Im Sommer 2014 waren die 15.000 Einwohner der Stadt Nikolajewka im Osten der
sie bisher bloß geträumt haben. Doch das hat seine
Ukraine Zeugen und Betroffene des Krieges zwischen den Separatisten und der
Tücken: In ihrer neuen, hermetisch abgeschlosse-
Ukrainischen Armee. Die Stadt wurde bombardiert, Wohnhäuser zerstört. Auch die
nen und durch Security gesicherten Umgebung ist
Schule Nr. 3 stand unter Beschuss, war plötzlich nicht mehr Schule, sondern Ruine.
jede falsche Bewegung fatal. In diese schöne neue
In dieser Inszenierung sind ihre Schüler Autoren und Darsteller eigener Texte über
Welt bringt ein blauer Würfel Kunde aus einer ande-
ihre Erfahrung des Krieges. Die Inszenierung hatte im April 2015 in der Schule in
ren Zeit: der unseren. Die neue Komödie von David
Nikolajewka Premiere und reiste anschliessend durch mehrere ukrainische Städte.
Gieselmann ist eine Auftragsarbeit des Theaters und
Der Theaterfilm hatte im März 2016 am Maxim Gorki Theater in Berlin Premiere,
Orchesters Heidelberg.
wurde anschließend auf Festivals in Wien, London, Kiew und New York gezeigt.
Regie Christian Brey | Bühne und Kostüme Anette Hachmann | Musik Matthias Klein
Autoren des Projektes Natalia Vorozhbyt, Georg Genoux | Regie Film Yelizaveta Smith,
Dramaturgie Jürgen Popig | Mit Marco Albrecht, Dorothea Arnold, Nicole Averkamp,
Georg Genoux | Kamera Khrystyna Lizogub | Co-Produktion Theatre of Displaced Peo-
Sheila Eckhardt, Christina Rubruck, Andreas Seifert, Andreas Uhse, Martin Wißner
ple, Tabor Production
04. Mai 2017, 20.30 Uhr V Marguerre-Saal
06. Mai 2017, 20.30 Uhr V Zwinger
68
69
Drumtyatr
Konzert
Declamation Electro-Punk
End of Imitation 2.0
Uraufführung
Theater
Gastspiel Post Residency Theatre Group
Zwei bekannte ukrainische Poeten und Musiker haben Drumtyatr im Januar 2010
Das Dokumentartheater End of Imitation 2.0
ins Leben gerufen: So unterschiedlich die Alters- und Gewichtsklassen, in denen
setzt sich mit den persönlichen Erfahrungen
sie spielen, auch sind, bilden Juri Izdryk und Grigory Semenchuk doch bis heute
ukrainischer Theatermacherinnen und The-
das Herz der Band, das in ihren gemeinsamen Auftritten mit wechselnden Musi-
atermacher auseinander, die diese während
kern, aber auch Dichtern, Performern und weiteren Künstlern kraftvoll schlägt.
sechswöchiger von der European Theatre Con-
Ihr musikalisches Spektrum speist sich aus Hip-Hop, Krautrock, Trip-Hop, Indus-
vention (ETC) organisierter Aufenthalte in
trial und vielfältigen elektronischen Klängen unter Verwendung poetischer Texte
Deutschland, Georgien und Österreich gesam-
von Izdryk, Semenchuk und
melt haben. Hierbei werden persönliche Erfahrungen in einem korrupten Thea-
anderen ukrainischen Lyri-
tersystem mit den während der Auslandsaufenthalte gesammelten positiven wie
kern. Ihren ausgefallenen Stil
negativen Erfahrungen konfrontiert und deren Potenzial in Hinblick auf die Ent-
bezeichnen die Bandgründer
wicklung des Theaters in der Ukraine ausgelotet. Zentral erscheint die Frage nach
selbst als »Declamation Elec-
der Bereitschaft zu einem Dialog mit den europäischen Kolleginnen und Kollegen
tro-Punk«. Seit 2015 peitscht
ebenso wie die Frage nach der Bereitschaft zur Akzeptanz demokratischer Normen.
der Drummer Sergiy Lebid den
Regie Pavel Yurov | Dramaturgie Julia Gonchar | Kurator Yuliia Fediv | Bühne und Kos-
Herzschlag von Drumtyatr
tüme Yaroslawa Sydorenko und Alona Ovramenko | Mit Olga Popova, Daria Palagnyuk,
zusätzlich an. In den vergan-
Oleksandr Martynenko, Andrii Palatnyj
genen sechs Jahren spielte die
07. Mai 2017, 11 Uhr V Zwinger3
Band auf sämtlichen großen Festivals jeglicher Couleur in der Ukraine. Ihre Debüt-EP
Truba erschien 2014. Eintritt frei!
Drumtyatr wird präsentiert von der UNESCO City of Literature Lwiw in Kooperation mit der UNESCO City of Literature Heidelberg und dem TiKK – Theater im Kulturhaus Karlstorbahnhof
06. Mai 2017, 21.30 Uhr V Karlstorbahnhof, TiKK
Theaterlunch: Gespräch über das Theater
in der postrevolutionären Ukraine
Diskussion
Beim Theaterlunch trifft sich Pavlo Arie, Scout des Gastlandprogramms, mit dem
Theaterkritiker und Publizisten Oleg Verhelis, der ukrainischen Politikerin Irene
Podolak und Den Gumenniy vom PostPlayTeatre zum Gespräch über das Theater in
der postrevolutionären Ukraine. Moderiert wird die Diskussion von Thomas Irmer,
United Nations
Educational, Scientific and
Cultural Organization
Designated
UNESCO Creative City
in 2014
Theatertheoretiker und -kritiker sowie Kenner der ukrainischen Theaterlandschaft.
07. Mai 2017, 13 Uhr V Sprechzimmer
70
71
Theater intern – Rund um den Heidelberger Stückemarkt
Ein Ort zum Zusammenkommen: Nach
in einem Seminar von Tabea Tangerding einen Ein-
jeder Vorstellung im großen Haus fin-
blick in die neue Dramatik. Auf dem Programm ste-
det hier ein Nachgespräch statt, zu dem
hen hierbei Vorstellungsbesuche und Nachgespräche.
wir die Künstlerinnen und Künstler
In Kooperation mit der Weißensee Kunsthochschule
der Stücke und Inszenierungen bitten.
Berlin kommt es zu einem Treffen der Disziplinen:
Anschließend lassen wir den Festival-
Angehende Bühnen- und Kostümbildner treffen im
tag gemeinsam ausklingen. Für Diskus-
Rahmen ihres Festivalbesuches mit Theatermachern
sionen und späte Drinks wird die Tanzprobebühne umgewandelt in einen Festi-
und den im Wettbewerb nominierten Autorinnen und
valtreffpunkt nach Vorstellungsende.
Autoren zusammen und tauschen sich über neue Dramatik und ihre Erscheinungsformen aus.
Büchertisch
Darüber hinaus wird der Autor David Gieselmann
Im Foyer des Marguerre-Saals stellt die Bücherstube an der Tiefburg ausgewählte
(Foto), dessen Stück Der blaue Würfel als Eigenproduktion des Theaters und
Literatur rund um die Inszenierungen, Autoren und natürlich das Gastland des
Orchesters Heidelberg im Rahmenprogramm des Stückmarktes zu sehen ist, in
Heidelberger Stückemarkts vor.
einem Workshop zum Szenischen Schreiben Einblicke in die Entstehung eines
Theatertextes vermitteln.
Wünsch dir was!
Alle nominierten Theaterautorinnen und -autoren waren eingeladen, zusammen
mit ihrer Bewerbung einen Wunsch einzureichen, den der Heidelberger Stücke-
72
Sprechzimmer
Studierende der Pädagogischen Hochschule erhalten
Infostand
Am Infostand im Theaterfoyer stellen sich die UNESCO Cities of Literature Lwiw
und Heidelberg über den gesamten Festivalzeitraum gemeinsam vor und geben
Einblick in das internationale Netzwerk der UNESCO Creative Cities.
markt für sie realisieren wird. Begegnungen mit Dramaturgen, Verlegern, anderen
Festival-Café
Autoren, einem Kritiker, Regisseur, technischen Leiter, einem Bühnenbildner oder
Zur Entspannung vor oder nach dem Festivalbesuch gibt es Kaffee, Kaltgetränke,
Sound-, Video- oder Lichtdesigner? Ein Testpublikum aus Schülern, Studierenden,
Pizza, Kuchen, belegte Brötchen und WLAN in der Emma Café-Bar. Alle Heidel-
Theaterabonnenten für neue Ideen? Oder die Möglichkeit, mit Schauspielerinnen
berger Stückemarkt-Besucher bekommen während des Festivalzeitraums 10 %
und Schauspielern szenisch Textmaterial auszuprobieren? Wir sind gespannt, wel-
Rabatt auf alles bei Vorlage einer Stückemarkt-Eintrittskarte.
che Wünsche sich im Rahmen des Festivals umsetzen lassen.
Emma Café-Bar V Hauptstr. 129
73
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Interviews können Sie auf www.heidelberger-stueckemarkt.nachtkritik.de bereits
im Vorfeld, ab dem 21. April, über das Festival flanieren, die Autorinnen und Autoren des Stückemarkts oder die Theaterlandschaft des Gastlandes Ukraine kennenlernen. In Debattenbeiträgen lassen wir zudem die Dramatikerinnen und Dramatiker
selbst zu Wort kommen, die sich zu Umbrüchen und Neuentwicklungen im zeitge-
Schauspiel
Tanz
Musiktheater
nössischen Theater äußern – und nicht zuletzt zur politischen Rolle, die der neuen
Selbstporträt
Theater, das
aufwühlt:
die Regisseurin
Pınar Karabulut
im Porträt
Der Altus Alin Deleanu
als Puck im „Sommernachtstraum“
Dramatik zukommen kann.
Dresden
Power-Interim am
Staatsschauspiel
Während des Stückemarkts erhalten Sie selbstverständlich wieder eine nachtkriti-
Sound of the City
Eine Klangerkundung
in Wuppertal
sche Rundumversorgung: Getreu dem Motto »Sie schlafen, wir schreiben« erschei-
1 HEFT
nen Kurzkritiken zu allen Aufführungen bereits am Morgen danach. Ein Video-Blog
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erschließt das Festival zudem filmisch. Und natürlich sind Sie eingeladen, bei die-
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75
Service
Eintrittspreise
Team
1 Autorentag
14 €
7 € erm.
Einlass zu Beginn jeder Lesung
Künstlerische Leitung Holger Schultze, Jürgen Popig | Produktionsleitung und künstlerische Mitarbeit Katrina Mäntele | Produktionsassistenz Julia Lengyel | Künstleri-
3 Autorentage
33 €
Einlass zu Beginn jeder Lesung
16,50 € erm.
sche Mitarbeit Lene Grösch, Laura Guhl, Viktoria Klawitter, Michael Propfe, Sonja
Winkel | Mitarbeit Andrea Schmidt, Kristina Zalesskaya | Öffentlichkeitsarbeit und
Festivalpass
140 €
70 € erm.
Presse Jana Lösch, Sonja Zirkler (Leitung) | Marketing Verena Sobowiec | Homepage
Im Vorverkauf und an den Abendkassen erhalten Sie gegen Vorlage des Festivalpasses
nach Verfügbarkeit je eine Freikarte für alle Veranstaltungen des Heidelberger Stückemarkts.
Alicia Solzbacher | Einrichtung Lesungen Fabian Appelshäuser, Lene Grösch, Laura
Gastspiele im Alten und Marguerre-Saal Gastspiele im im Zwinger 1 und Zwinger 3 Kinder- und Jugendtheater-Gastspiele
Schülergruppen-Preise ab 10 Personen
Guhl, Viktoria Klawitter, Jürgen Popig, Tobias Schindler, Andreas Weinmann, Sonja
ab 8,50 € erm.
Winkel, Kristina Zalesskaya | Scout für das Gastlandprogramm Pavlo Arie | Über-
23 €
11,50 € erm.
setzungen Lydia Nagel
17 €
8,50 € erm.
ab 17 €
ab 5 €
Besuchergruppen ab 10 Personen 15 % Ermäßigung
Technischer Direktor Peer Rudolph | Technischer Produktionsleiter Jens Weise | Assistentin des Technischen Direktors und Organisation Bettina Olbrich | Bühnenobermeis-
Besuchergruppen ab 30 Personen 25 % Ermäßigung
ter Udo Weber | Bühnenmeister Michaela Abts, Rolf Bader, Brandon Ess, Dirk Wiegleb
Partys Eintritt frei! | Konzert Dakh Daughters 7 € / 5 € erm.
Leiter der Beleuchtungsabteilung und Video Ralf Kabrhel | Beleuchtungsmeister Lars
Mündt, Ralph Schanz | Video Tom Wernecke, Christoph Schneider | Leiter der Tonab-
Ermässigung
teilung Alexander Wodniok | Ton Luisa Sachs, Alexander Hofmann, Carsten Krebs, Jan
Schüler, Auszubildende, Studierende, Schwerbehinderte, Bundesfreiwilligendienst-
Longerich, Thomas Mandl, Paul Pfeiffer | Requisiteure unter Leitung von Esther Hilkert
leistende sowie Inhaber des Heidelberg-Passes+ erhalten gegen Vorlage eines ent-
Kostümabteilung und Ankleiderinnen unter Leitung von Burkhard Klein, Kristina
sprechenden Ausweises bereits im Vorverkauf 50 % Ermäßigung.
Theaterkasse
V Theaterstraße 10
69117 Heidelberg
Flachs (Stellv.) | Mitarbeit der theatereigenen Werkstätten: Vorstand des Malersaals Dietmar Lechner | Leiter der Dekorationswerkstatt Markus Rothmund | Leiter
der Schlosserei Karl-Heinz Weis | Leiter der Schreinerei Klaus Volpp | Zwinger1 Büh-
Mo – Sa, 11 – 18 Uhr
nentechnik Christian Brecht (Vorarbeiter), Roland Rogg | Beleuchtung Hartmut Horn
✆ 06221 | 5820 000
(Vorarbeiter), Kristin Rohleder, Florian Pfrang, Dirk Teichgräber | Ton Martin Rohr
Requisite Wolf Brückmann | Zwinger3 Bühnentechnik Konrad Ruda (Bühnenmeis-
Abendkasse 1 Stunde vor Vorstellungsbeginn am Veranstaltungsort!
ter) | Technik, Beleuchtung und Ton Bernd Blum, Christian Raudzis, Michael Theil
Requisite Mona Patzelt
Service für Schulgruppen unter [email protected] oder ✆ 06221 | 5835 780
Service für Besuchergruppen unter [email protected] oder ✆ 06221 | 58 35 353
76
77
Bildnachweise
Impressum
10 Gebote © Arno Declair | Beben © Annemone Taake | Empire © Marc Stephan | Der
Chinese © Ilja Mess | Die Griechen Claudia Burckhardt, Joachim Nimtz, Krista Birkner,
Theater und Orchester Heidelberg
Swetlana Schönfeld, Marina Senckel © Thomas Eichhorn | Bilder von uns © Thilo Beu
Theaterstraße 10
Kein schöner Land © Matthias Stutte | Der Goldene Ronny ©Schleswig-Holsteinisches
69117 Heidelberg
Landestheater | Beate Uwe Uwe Selfie Klick © Dieter Wuschanski | Die schwarze
[email protected]
Flotte © Birgit Hupfeld | Djihad Paradise © Anna Kolata | Small Town Boy © Felix
www.theaterheidelberg.de | www.heidelberger-stueckemarkt.de
Grünschloß | Point Of No Return © David Baltzer | All about Nothing © Christoph
Ab 21.04.2017 www.heidelberger-stueckemarkt.nachtkritik.de
Wolff | Weil sie nicht gestorben sind © Thomas Müller | Lesbos – Blackbox Europa
© Arno Declair | Himmel und Hände © Peter Schlipf | der herzerlfresser © Marcella
Intendant Holger Schultze | Verwaltungsleiterin Andrea Bopp | Redaktion Jürgen
Ruiz Cruz | Wo ist Osten? © Alik Sardaryan | Haus der Hunde © Vasyl Osadchyi Ruhm
Popig | Texte Pavlo Arie, Laura Guhl, Viktoria Klawitter, Julia Lengyel, Katrina Mäntele,
den Helden © b17.kiev.ua | Der Getreidespeicher © Marianna Pavliuk | Der blaue
Jürgen Popig, Michael Propfe, Sonja Winkel, die eingeladenen Theater und Verlage
Würfel © Anette Hachmann | End of Imitation © Oleksandr Dolovov, FlyCam Produc-
Konzept anschlaege.de | Gestaltung Jens Mogler | Druck printmedia-solutions GmbH
tion | Sprechzimmer © Annemone Taake
Porträtfotos
Es besteht eine Medienpartnerschaft mit Die deutsche Bühne
sowie eine Kooperation mit nachtkritik.de.
Maryam Zadee © Stefan Klüter | Nicole Kanter © Konny Kopf | Joël László © Aline László
Marjana Gaponenko © Mathias Bothor, Suhrkamp Verlag | Sigrid Behrens © Jakob Borner | Lorenz Langenegger © Ruth Erdt | Oksana Sawtschenko © Alexander Chekmenev
Wolodymyr Snihurtschenko © Alyona Snegurchenko | Olga Mazjupa © Ihor Moskalchuk
Bis Redaktionsschluss konnten wir leider nicht alle Fotografen ermitteln – wir bitten
um Nachsicht und sind für sachdienliche Hinweise dankbar.
Wir bedanken uns bei allen Förderern, Unterstützern, Kooperations- und Medienpartnern sowie Beratern.
Stücke
42. Mülheimer Theatertage NRW
13. Mai – 3. Juni
2017
United Nations
Educational, Scientific and
Cultural Organization
Designated
UNESCO Creative City
in 2014
Dossenheimer Landstraße 2 • 69121 Heidelberg-Handschuhsheim
Fon 06221/475510 • Fax 06221/475303 • [email protected]
www.buecherstube-handschuhsheim.de
Redaktionsschluss 01. März 2017 | Änderungen vorbehalten
78
79
Fr 28.04.17
19 Uhr V Alter Saal
Eröffnung des Heidelberger Stückemarkts
19.30 Uhr V Marguerre-Saal
10 Gebote, Deutsches Theater Berlin
20 Uhr V Zwinger 1
Beben, Theater und Orchester Heidelberg
Premiere
AutorenPreis
Stückemarkt 2016
Sa 29.04.17
Deutschsprachiger Autorenwettbewerb: 1. Tag V Alter Saal
13 Uhr | Kluge Gefühle von Maryam Zaree
14 Uhr | Schlaraffzahnland von Nicole Kanter
15.30 Uhr | Wiegenlied für Baran von Joël László
18.30 Uhr V Zwinger 1
Beben
Theater und Orchester Heidelberg
20.30 Uhr V Marguerre-Saal
Empire, Milo Rau und IIPM-International Institute of Political Murder
Ab 22.30 Uhr V Alter Saal | Party Ein Stück vom Glück No. 1
So 30.04.17
Deutschsprachiger Autorenwettbewerb: 2. Tag V Alter Saal
13 Uhr | Eine Post-Sowjetische Dramolett-Trilogie
von Marjana Gaponenko
14 Uhr | Anfall und Ente von Sigrid Behrens
15.30 Uhr | Nord West 59 von Lorenz Langenegger
18.30 Uhr V Zwinger 1
Der Chinese
Theater Orchester Biel Solothurn
20.30 Uhr V Marguerre-Saal
Die Griechen
Berliner Ensemble
80
nominierung
NachSpielPreis
Mo 01.05.17
18.30 Uhr V Zwinger 3
Lesbos – Blackbox Europa, Deutsches Theater Berlin
18 Uhr V Zwinger 1
Bilder von uns, Theater Bonn
20.30 Uhr V Marguerre-Saal
der herzerlfresser, Burgtheater
20.30 Uhr V Alter Saal
Kein schöner Land, Theater Krefeld und Mönchengladbach
12+ nominierung
11 Uhr V Zwinger 3
Der Goldene Ronny, Schleswig-Holsteinisches Landestheater JugendStückePreis
18.30 Uhr V Zwinger 1
Beate Uwe Uwe Selfie Klick, Die Theater Chemnitz
Im Anschluss V Alter Saal | Party Ein Stück vom Glück No. 2
Sa 06.05.17
13 Uhr V Alter Saal | Eröffnung Gastlandprogramm Ukraine
Internationaler Autorenwettbewerb: Ukraine V Alter Saal
20.30 Uhr V Zwinger 3
Die Schwarze Flotte, Theater Dortmund
13.30 Uhr | Lora von Oksana Sawtschenko
14.30 Uhr | Das Nordlicht von Wolodymyr Snihurtschenko
Mi 03.05.17
11 Uhr V Alter Saal
Djihad Paradise, Thalia Theater Halle
14+
nominierung
JugendStückePreis
nominierung
18 Uhr V Zwinger 1
Small Town Boy, Badisches Staatstheater Karlsruhe
NachSpielPreis
20.30 Uhr V Marguerre-Saal
Point Of No Return, Münchner Kammerspiele
16 Uhr | Öko-Ballade von Olga Mazjupa
18 Uhr V Zwinger | Dokumentarisches Theater in der Ukraine
Russisch auf Ukrainisch
Wo ist Osten?
Theatre of Displaced People Kiew
20.30 Uhr V Marguerre-Saal
Haus der Hunde, Dakh Theater Kiew
Do 04.05.17
So 07.05.17
15 Uhr V Zwinger 1
All about Nothing
pulk fiktion
12+
nominierung
JugendStückePreis
18 Uhr V Alter Saal
Weil sie nicht gestorben sind, Deutsches Theater in Göttingen
13 Uhr V Sprechzimmer
Theaterlunch Gespräch über das Theater in der postrevolutionären Ukraine
15.30 Uhr V Marguerre-Saal
Haus der Hunde, Dakh Theater Kiew
20.30 Uhr V Marguerre-Saal
Der blaue Würfel, Theater und Orchester Heidelberg
4+
11 Uhr V Zwinger 3
End of Imitation 2.0 Post Residency Theatre Group
15.30 Uhr V Zwinger 1
Ruhm den Helden, Theater Goldenes Tor Kiew
20.30 Uhr V Zwinger 3
Lesbos – Blackbox Europa, Deutsches Theater Berlin
11 Uhr V Zwinger 1
Himmel und Hände, Theater der Stadt Aalen
NachSpielPreis
22.30 Uhr V Alter Saal
Dakh Daughters, Dakh Theater Kiew
Di 02.05.17
Fr 05.05.17
nominierung
Austauschgastspiel
Mülheimer Theatertage NRW
18.30 Uhr V Alter Saal
Der Getreidespeicher, Erstes Kinder- und Jugendtheater Lwiw
21 Uhr V Alter Saal | Preisverleihung
Veranstaltungsorte
V Alter Saal und Marguerre-Saal
Theaterstraße 10
69117 Heidelberg
V Sprechzimmer
Friedrichstraße 5
69117 Heidelberg
V Zwinger 1 und Zwinger 3
Zwingerstraße 3 – 5
69117 Heidelberg
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