eines gebäudes staat

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Brüssel, den 24. August 2009
(OR. fr)
DAS RÉSIDENCE-PALACE-GEBÄUDE
Informationen über das Projekt
1.
Entstehungsgeschichte des Projekts
Im Jahr 2000 beschloss der Europäische Rat 1 auf seiner Tagung in Nizza, dass ab 2002/2003 alle
seine Tagungen in Brüssel stattfinden sollten. Da zu diesem Zeitpunkt die Verhandlungen im
Hinblick auf die "große" Erweiterung der Europäischen Union schon recht weit gediehen waren,
stellte der Rat der Europäischen Union ein umfangreiches Immobilienprogramm auf, um diesem
neuen Bedarf gerecht zu werden.
Entsprechend diesem Programm wurden zwischen 2001 und 2006 umfangreiche Umbauarbeiten am
Justus-Lipsius-Gebäude durchgeführt, um dort die Delegationen der neuen Mitgliedstaaten, die
Tagungen des Europäischen Rates und die von diesen Gipfeltagungen berichtenden Medien- und
Pressevertreter aufnehmen zu können. Ferner beschloss der Rat 2003 dem Programm entsprechend
auch, das Lex-Gebäude zu erwerben, in dem seit 2007 alle Übersetzungsreferate des
Generalsekretariats untergebracht sind.
Es war jedoch nicht zu verkennen, dass das Justus-Lipsius-Gebäude trotz aller Umbauarbeiten nicht
allen Sicherheitskriterien und funktionalen Anforderungen gerecht werden konnte, die mit den
Tagungen des Europäischen Rates verbunden sind. Daher befürwortete der Europäische Rat auf
seiner Tagung im März 2004 den von der belgischen Regierung unterbreiteten Vorschlag, den
Block A des Résidence-Palace-Gebäudekomplexes – nach Renovierung und Umbau gemäß einem
vom Rat festzulegenden Programm – an den Rat abzutreten. Es handelt sich hierbei um das an der
Rue de la Loi zwischen dem Justus-Lipsius- und dem Lex-Gebäude gelegene Gebäude.
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Gipfeltagungen der Staats- und/oder Regierungschefs der Mitgliedstaaten der Europäischen
Union zusammen mit ihren Außenministern sowie dem Präsidenten und einem Mitglied der
Europäischen Kommission.
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Das vom Rat gebilligte Bedarfsprogramm sah die Schaffung von Sitzungssälen für die Tagungen
des Europäischen Rates, des Rates der Europäischen Union und anderer hochrangiger Gremien, von
Büroräumen für den Vorsitz, die Delegationen der Mitgliedstaaten und das Generalsekretariat sowie
Speise- und Empfangsräume vor 1 . Das Programm enthielt ferner Anforderungen an Funktionalität,
Sicherheit, Konzeption und Gebäudetechnik sowie nachhaltige Bauen.
Auf der Grundlage dieses Programms schrieb das Generalsekretariat des Rates im Jahr 2004 unter
der Schirmherrschaft der Union internationale des architectes einen europäischen Architektur- und
Entwurfswettbewerb aus. Im Januar 2005 wurden in Abstimmung mit der Régie des Bâtiments 2
25 Planungsteams für die Wettbewerbsteilnahme ausgewählt. Anschließend wählte im Juni 2005
eine vom Rat eingesetzte internationale Jury unter den 25 eingereichten Vorschlägen 7 Projekte aus,
deren Autoren zur Teilnahme an der zweiten Wettbewerbsphase eingeladen wurden.
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Weil erst kurz zuvor umfangreiche Umbauarbeiten im Justus-Lipsius-Gebäude durchgeführt
worden waren, beschloss der Rat, das Pressezentrum dort zu belassen, er sah aber zusätzliche
Räume für die Presse im Résidence-Palace-Gebäude vor.
Vom belgischen Staat zur Übernahme der Bauherrschaft für das Projekt benannte staatliche
Gebäudeverwaltung.
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Schließlich verkündete die Jury am 2. September 2005 die Architektengemeinschaft "Philippe
Samyn & Partners - Studio Valle Progettazioni - Buro Happold, Architekten und Ingenieure" zum
Gewinner des Wettbewerbs. Der Rat ersuchte anschließend den belgischen Staat, mit dieser
Architektenvereinigung den Planungsvertrag für das neue Projekt zu schließen.
2.
Konzeption des Gebäudes
Das Résidence-Palace-Gebäude wurde zwischen 1922 und 1927 von dem Bauunternehmer Lucien
Kaisin nach den Plänen des schweizerischen Architekten Michel Polak erbaut. Das Projekt umfasste
Luxusappartements und dazugehörige Dienstleistungsbereiche 1 . Nach dem Zweiten Weltkrieg
wurde das Gebäude in ein Bürogebäude umgewandelt und vom belgischen Staat genutzt.
Ende der 1960erJahre wurde das Gebäude unter Leitung der Söhne Michel Polaks im Rahmen der
Modernisierung des Viertels anlässlich der Errichtung einer Metrolinie unter der Rue de la Loi um
eine neue Aluminiumfassade auf der dieser Straße zugewandten Seite ergänzt. Schließlich wurde
1988 der Ostflügel des Gebäudes abgerissen, damit dort das Justus-Lipsius-Gebäude errichtet
werden konnte. Die Originalfassaden des Résidence Palace, die Eingänge sowie der Mittelflur im
Erdgeschoss stehen heute unter Denkmalschutz.
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Theater, Schwimmbad, Restaurant, Ladengeschäfte und gastgewerbliche Räume.
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Entsprechend den städtebaulichen Vorschriften sah das Team Samyn-Valle-Happold 1 die
Erweiterung des Gebäudes auf der (zur Rue de la Loi hin gelegenen) Nordostseite durch die
Hinzufügung zweier neuer Fassaden vor, womit das historische Gebäude statt der L-Form eine
Würfelform erhalten sollte. Das Atrium zwischen den neuen Fassaden und dem historischen
Gebäude soll den Haupteingang und die Cafeteria sowie einen neuen ballonförmigen Baukörper als
Kerngebäude mit den Konferenzsälen aufnehmen.
© Philippe Samyn & Partners - Studio Valle Progettazioni Buro Happold
Die neue Nord-Ostfassade ist als Doppelfassade konzipiert; ihre Außenseite besteht aus
wiederverwerteten alten Holzfensterrahmen aus verschiedenen europäischen Ländern. Die
Wiederverwendung dieser alten traditionellen Fensterrahmen hat in architektonischer Hinsicht
einen doppelten Zweck: nachhaltiges Bauen und Manifestierung der kulturellen Vielfalt der Union.
Dieses Patchwork stellt außerdem die erste Schicht der akustischen und thermischen Isolierung des
Innenraums dar. Die neue Fassade, die das Atrium begrenzt, und das darin untergebrachte
Kerngebäude der Konferenzsäle bilden zusammen eine "Stadtlaterne", die als europäisches
Wahrzeichen in der Stadt sichtbar sein wird.
© Philippe Samyn & Partners - Studio Valle Progettazioni Buro Happold
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Unter der Federführung von Philippe SAMYN & Partners, architects and engineers, dem
Bevollmächtigten und Koordinator des Planungsteams.
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Das Kerngebäude, dessen Form die Flamme der Laterne symbolisiert, bietet auf jeder Etage die für
jeden Saal benötigte Mindestfläche: vom Pressesaal in der ersten Etage über die großen
Konferenzsäle mit Dolmetschkabinen in den Zwischenetagen bis hin zum kleinsten Saal für
offizielle Essen in der elften Etage. Jede Etage in Ellipsenform ist unterschiedlich dimensioniert,
aber Zentrum und Hauptachsen sind für alle Etagen gleich. Entgegen dem Anschein hat der
Baukörper eine streng symmetrische Struktur.
© Philippe Samyn & Partners - Studio Valle Progettazioni Buro Happold
Die neue Fassade aus wiederverwerteten Fensterrahmen ist eines der Beispiele dafür, wie das
Planungsteam dem Wunsch des Rates, mit seinem neuen Sitz ein Zeichen für nachhaltige
Entwicklung zu setzen, entsprochen hat. Weitere Beispiele hierfür: die Erhaltung und Renovierung
von möglichst vielen Teilen des historischen Gebäudes, der Schirm aus Solarenergiemodulen, eine
stark auf natürliche und wiederverwertbare Materialien ausgerichtete Konzeption, leistungsfähige
technische Anlagen zur Energieeinsparung und Regenwassernutzung. Das Résidence-PalaceProjekt ist außerdem das erste Bauvorhaben in Belgien, das im Hinblick auf die Zertifizierung als
Gebäude von hoher Umweltqualität kontinuierlich kontrolliert wird.
Schließlich sei darauf hingewiesen, dass bei der Konzeption des neuen Gebäudes der Umstand
berücksichtigt wurde, dass im Untergeschoss eine neue Bahnlinie gebaut und der multimodale
Bahnhof Brüssel-Schuman vergrößert und grundlegend umgebaut wird. Dadurch büßt das
Résidence Palace etwa ein Drittel seiner Untergeschosse ein, und die Neubauarbeiten im
Untergeschoss erfordern eine umfangreiche Abstützung des historischen Gebäudes und eine sehr
komplexe Metallkonstruktion für die Neubauten (insbesondere für das Kerngebäude und die
Fassaden des Atriums).
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3.
Vertragliche Aspekte
Im November 2005 schlossen der belgische Staat und die Europäische Union nach Abschluss des
bereits erwähnten Architektur- und Entwurfswettbewerbs eine Vorvereinbarung über die
Durchführung des Vorhabens zur Renovierung und zum Umbau des Blocks A des RésidencePalace-Gebäudekomplexes. Sobald im März 2009 die umweltrechtlichen und städtebaulichen
Genehmigungen vorlagen, wurde dann die endgültige Übereinkunft geschlossen.
Diese Übereinkunft, in der die Rechte und Pflichte der Vertragsparteien bei der Durchführung des
Projekts bis zum Eigentumsübergang für das fertiggestellte Gebäude festgelegt sind, umfasst
folgende Hauptkomponenten:
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4.
Auflagen für die Durchführung des Projekts: Bedarfsprogramm, Qualitätsanforderungen,
Bauvorschriften, Planungsbegleitung;
finanzielle Abwicklung des Vorhabens: Budget, Vorfinanzierung durch den belgischen
Staat, Rückerstattung durch den Rat;
Bedingungen für den Verkauf des fertiggestellten Gebäudes;
Zeitplan der Bauarbeiten und einzuhaltende Fristen;
Regelung der Zusammenarbeit zwischen der Régie des Bâtiments als Vertreterin des als
Bauherr für die Durchführung des Projekts agierenden belgischen Staates einerseits und dem
Rat andererseits.
Stand des Projekts (Juli 2009)
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Asbestsanierung und Abrissarbeiten abgeschlossen.
Fundamentarbeiten laufen.
Auftragsvergabe für die Um- bzw. Neubauarbeiten läuft.
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5.
Fakten
5.1. Flächen
Bruttoflächen:
• Oberirdische Gebäudeteile: 54.265 m²
• Infrastruktur: 16.780 m²
Nutzflächen:
• Konferenz- und Sitzungssäle: 4.672 m²
• Räume für Vorsitz und Delegationen: 8.236 m²
• Presseräume 1 : 1.550 m²
• Räume für das Generalsekretariat: 6.652 m²
• Räume für Gemeinschaftsverpflegung und Empfänge: 5.795 m²
• Stellplätze: 147
5.2. Wichtige Etappen
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Eröffnung des europäischen Architektur- und Entwurfswettbewerbs: August 2004
Bestimmung des Wettbewerbsgewinners: September 2005
Billigung der Planskizze: Mai 2006
Billigung des Vorentwurfs: März 2007
Beginn der Asbestsanierungs- und Abrissarbeiten: November 2007
Erteilung der Umweltgenehmigung: April 2008
Erteilung der Baugenehmigung: Mai 2008
Beginn der Infrastrukturarbeiten (Fundament): Dezember 2008
Billigung der Verdingungsunterlagen für den Um- bzw. Neubau: Mai 2009
Auftragsvergabe: vorgesehen für Oktober 2009
Bereitstellung des Gebäudes: vorgesehen für zweites Halbjahr 2013
5.3. Budget
Die Übereinkunft sieht vor, dass der belgische Staat dem Rat das Grundstück und das
derzeitige Gebäude für den symbolischen Betrag von einem Euro überlässt. Das
Projektbudget (Kosten für Bauarbeiten, Planung und Zusatzleistungen) zulasten des
Rates wurde auf 240 Mio. EUR zu Preisen vom 1. Januar 2004 festgesetzt. Derzeit wird
dieser Rahmen immer noch eingehalten, auch wenn sich die Kosten aufgrund
vertragsgemäßer Preisanpassungen inzwischen auf 315 Mio. EUR belaufen. Der Anteil
der eigentlichen Um- bzw. Neubauarbeiten wurde dabei auf 240 Mio. EUR
veranschlagt.
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Zusätzlich zum Hauptpressezentrum, das im Justus-Lipsius-Gebäude verbleibt.
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