Pumpe Öffentlichkeitsarbeit Page 1 of 3 Miniaturisierte Ansteuerelektronik von Piezoaktoren Die Anwendung von Piezokristallen ist in der Technik schon weit verbreitet. Ob im Lautsprecher als Hochtöner, als Kraftstoffeinspritzung in einem Verbrennungsmotor oder als Tintenzerstäuber in Tintenstrahldruckern: Piezoaktoren sind in vielen Serienprodukten zu finden. Als Schnittstelle zwischen der Elektronik und der Mechanik sind zahlreiche weitere Anwendungen im Alltag denkbar. Vorteile von piezoelektrischen Aktoren sind ein guter Wirkungsgrad, Verschleißarmut und ein hohes Miniaturisierungspotenzial. Vor allem im mobilen Bereich, sowie in der Medizinelektronik spielt dabei die Miniaturisierung eine wichtige Rolle. Problemstellung Elektrisch betrachtet verhalten sich Piezokeramiken wie Kapazitäten. Der mechanische Hub wird dabei über die Spannungshöhe an der Keramik beeinflusst. Die zur Ansteuerung benötigten Spannungen liegen je nach Anwendung im Bereich von 100 V bis zu mehreren kV. Dies setzt der Miniaturisierung Grenzen: Das Volumen der Ansteuerelektronik von Piezoaktoren übersteigt das Volumen der Aktoren um ein Vielfaches. Das Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration in Berlin hat sich dieses Problems angenommen und eine Elektronik zur Ansteuerung von kapazitiven Lasten entworfen. Ziel war es, eine Ansteuerung für eine Piezopumpe zu entwerfen. Das Volumen der Pumpe inklusive Elektronik und Spannungsversorgung sollte dabei das Volumen von 7 mm³ nicht überscheiten. Anforderungen an die Elektronik Vom Grundprinzip her ist die Elektronik ein DC/AC-Wandler. Eingangsseitig soll diese mit einer Spannung von 3,7 V DC versorgt werden, um den Einsatz in mobilen Geräten zu ermöglichen. Ausgangsseitig soll eine Wechselspannung erzeugt werden, deren Amplitude zur Depolarisierung des Piezokristalls negative Werte annehmen muss. Die Amplitude der Ausgangsspannung ist mit maximal 100 V und minimal 40 V angegeben. Die Ausgangsfrequenz liegt bei 80 Hz. Die Anforderungen schränken die Wahl der möglichen Schaltungstopologien stark ein: Die Notwendigkeit der Erzeugung von einer Spannung weit über dem Versorgungsspannungsniveau (und weit unterhalb der Versorgungsspannung) schließt die Verwendung analoger Verstärker aus. Eine Realisierung der Ansteuerung durch eine Vollbrücke, mit vorgeschaltetem Hochsetzsteller scheidet ebenfalls aus, da die hohe Anzahl der Bauteile der Elektronik das Einhalten des Zielvolumens nicht möglich macht. Möglich war die Realisierung nur durch den Entwurf einer neuen Schaltungstopologie. Die Verheiratung von Hoch- und Tiefsetzsteller stellte sich als realisierbar heraus. Abbildung 1 zeigt das Prinzipschaltbild der Schaltungstopologie. Abbildung 1: Schaltungstopologie der Ansteuerung einer Piezolast. Links: Ladepfad, Rechts: Entladepfad Der Trick Ein Hochsetzsteller (Boost Converter) und ein Inverter (Buck Boost Converter) verwenden nur eine Induktivität und werden abwechselnd betrieben. So „pumpt“ der Hochsetzsteller die kapazitive Last während einer Halbperiode der Ausgangsspannung auf die maximale Spannung, während der Buck Boost Converter „ruht“. In der zweiten Halbperiode 26.03.2009 Pumpe Öffentlichkeitsarbeit Page 2 of 3 „ruht“ der Hochsetzsteller, während der Buck Boost Converter das Ausgangspotenzial schrittweise absenkt. Die selbst schaltenden Transistoren T3 und T4 dienen dabei der Entkopplung der beiden Schaltungsteile. Dabei übernimmt ein Microcontroller die Ansteuerung der Transistoren T1 und T2, die Erzeugung der Schaltfrequenz, Pumpfrequenz sowie die Regelung der Spannungsamplituden durch einen einfachen Zweipunktregler. Abbildung 2: Ausgangsspannung und Eingangsstrom der entwickelten Schaltungstopologie im Betrieb Alles zusammen besitzt die Schaltung neben dem Controller gerade einmal 6 Halbleiter und nur wenige passive Bauteile, wodurch eine Realisierung auf einer Fläche von 7 mm x 7 mm möglich ist. Abbildung 3: Platine der Ansteuerelektronik im Vergleich 26.03.2009 Pumpe Öffentlichkeitsarbeit Page 3 of 3 Abbildung 4: 3d Cad Ansicht der Elektronik Vorteile der Schaltungstopologie Die Schaltung kann eine bipolare Wechselspannung erzeugen, wobei die Last mit einem Potenzial fest auf der Bezugsmasse liegt. Die maximale und minimale Ausgangsspannung sowie die Ausgangsleistung sind vor allem von der Hardwarekonfiguration abhängig. Die realisierte Pumpenansteuerung des Fraunhofer IZM erreicht eine Ausgangsleistung von bis zu 40 mW bei einem Elektronikvolumen von 7 mm x 7 mm x 3,5 mm. Die Anpassung des Schaltungsprinzips an größere Ausgangsleistungen, größere Ausgangsspannung sowie höhere Ausgangsfrequenzen ist leicht realisierbar, wodurch der Einsatz der Topologie in weiten Anwendungsbereichen denkbar ist. Die geringe Anzahl an benötigten Bauteilen und die einfache Ansteuerung garantieren dabei ein minimales Elektronikvolumen. Die Topologie wurde zum Patent angemeldet. Weitere Bilder unter: www2.izm.fhg.de/Bilder/ansteuerelektronik_piezoaktoren.zip Ansprechpartner: Dipl.-Ing. Thomas Baumann Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration System Desing & Integration Gustav-Meyer-Allee 25 13355 Berlin Tel +49 30 46403-142 E-Mail: [email protected] 26.03.2009