Physik - des Robert-Bosch

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Robert-Bosch-Gymnasium
Physik (2-/4-st…ndig), NGO
Praktikum
Versuch Nr.: 3.4
Block 3
4.4.2011
Seite - 1 -
Wirkungsweise und Anwendung von OperationsverstÄrkern
1. Theoretische Grundlagen
Vorbereitung:
Zum Verst€ndnis der Wirkungsweise eines Operationsverst€rkers sollte die Funktion eines Transistorverst€rkers bekannt sein; mache dich also - falls n•tig - nochmals anhand eines Physikbuches mit der Arbeitsweise eines Transistors in Verst€rkerschaltungen vertraut. Achte bei der Durcharbeitung des vorliegenden Skripts v. a.
auf ein gutes Verst€ndnis der Anwenderschaltungen.
Namensgebung, GrundsÄtzliches:
Operationsverst€rker sind integrierte Schaltkreise (engl.: integrated circuit = IC), die als fertige Bausteine meist
im DIP-Geh€use (DIP, engl.: dual inline package) angeboten werden. DIP-Geh€use sind quadratisch oder
rechteckig aufgebaute Kunststoffgeh€use mit zwei parallelen Reihen von Anschlussbeinchen; im vorliegenden
Fall sind es nur 2 x 4, also 8 Beinchen. Die Verst€rkereigenschaften des Operationsverst€rkers lassen sich
durch die €u‚ere Beschaltung in weiten Grenzen variieren. Der „nackte” Operationsverst€rker wird eigentlich
nie eingesetzt; dazu sind seine Verst€rkereigenschaften viel zu extrem und sein „Innenleben” viel zu empfindlich ohne €u‚eren „Schutz”.
Der Name „Operationsverst€rker” stammt aus der englischen Bezeichnung „operational amplifier”, das bedeutet „Rechenverst€rker”; wie im Verlauf der vorliegenden Einf…hrung gezeigt wird, kann der Operationsverst€rker zum Beispiel als Addierer eingesetzt werden, also Rechenaufgaben l•sen (er kann auch subtrahieren,
integrieren, differenzieren....); abgek…rzt bezeichnet man den Operationsverst€rker deshalb auch als OpAmp
oder OPA. Urspr…nglich wurden Operationsverst€rker f…r den Aufbau von Analogrechnern entwickelt.
Der „Oldie” unter den Operationsverst€rkern ist der „741” (z. B. der LM 741 von Texas Instruments); er besteht aus 20 Transistoren, 11 Widerst€nden und einem Kondensator. Die Innenschaltung ist kompliziert,
braucht uns aber bei der Anwendung auch nicht weiter zu besch€ftigen. Wir betrachten den IC als „Black
Box”. Die Innenschaltung bildet einen mehrstufigen galvanisch (direkt, also nicht …ber einen Kondensator) gekoppelten Gleichspannungsverst€rker mit zwei Eing€ngen und einem Ausgang. Derjenige Eingang, bei dem das
Ausgangswechselspannungssignal gegen…ber dem Eingangssignal invertiert ist, hei‚t invertierender (-), der andere nicht-invertierender (+) Eingang.
Weitere sehr gebr€uchliche Operationsverst€rker sind au‚er dem LM 741 z. B. die Typen LF 355, LF 356 und
LF 357 (von Siemens), der TL 071, der TL 072, der LM 309 u. a. Vor der Benutzung eines Operationsverst€rkers m…ssen die technischen Daten (Verst€rkereigenschaften) und die Pin-Belegung (Anschluss der Beinchen)
bekannt sein.
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DifferenzverstÄrker:
Die Eingangsstufe des LM 741 ist eine Differenzverst€rkerstufe. Differenzverst€rker verst€rken die Spannungsdifferenz zwischen ihren beiden Eing€ngen E1 und E2 (bzw. E- und E+ ). Damit die Ausgangsspannung
relativ zur Schaltungsmasse sowohl positiv als auch negativ sein kann, wird ein Operationsverst€rker meist mit
einer sog. „symmetrischen” Stromversorgung betrieben, d.h. in unserem Fall z.B. mit † 9 V, † 12 V, oder †
15 V.
Abbildung 1 zeigt das Schaltsymbol eines Operationsverst€rkers mit symmetrischer Stromversorgung;
in Schaltbildern mit Operationsverst€rkern werden
die Stromversorgungsanschl…sse meist weggelassen.
Die Eingangsspannungen UE- und UE+ werden, ebenso wie die Ausgangsspannung UA, relativ zur gemeinsamen Masse gemessen. Diese stellt den
Potenzialmittelpunkt der symmetrischen Stromversorgung dar. Eine einfache symmetrische Stromversorgung erh€lt man durch die Serienschaltung zweier
gleicher Batterien (z. B. zwei 9V-Bl•cke). Die Masse ist dabei der Verbindungspunkt beider Batterien
(Minuspol der einen, Pluspol der anderen).
Abb. 1
+15 V
+U
-
b
0 V Masse
U
E-
U
A
+
U
E+
-U
b
-15 V
F…r die Versuchsdurchf…hrung im Praktikum stehen
allerdings Netzger€te mit symmetrischen Ausgangsspannungen zur Verf…gung, die sowohl konstant, als
auch symmetrisch ver€nderbar sein k•nnen.
Die elektrischen Daten des 741:
Der LM 741 besitzt die nachfolgend genannten elektrischen Daten. Beachte die Grenzwerte bitte bei der Versuchsdurchf…hrung (z. B. maximale Versorgungsspannung). Wir benutzen im Experiment eine IC-Fassung, in
welche die Beinchen des Operationsverst€rker gesteckt werden, so dass er sehr leicht ausgetauscht werden
kann. Im Versandhandel kostet der LM 741 momentan unter etwa 0,50 €. Hochwertige Operationsverst€rker
(z. B. MOS-FET-Bausteine der Fa. Burr Brown) k•nnen dagegen pro St…ck 50 € und mehr kosten.
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Gr•‚e
Werte
maximale Betriebsspannung
Ruhestrom
max. Kurzschluss-Strom
max. Ausgangsspannung
† 18 V
1,7 mA
10 mA
† 14 V (bei † 18 V
Versorgungsspannung
0,3 - 2 M
75 
80 nA
100 000
Eingangswiderstand
Ausgangswiderstand
Eingangsfehlstrom
Spannungsverst€rkung (open loop)
Nebenstehende Abbildung zeigt ein Experimentiermodul mit Operationsverst€rker; dieses Modell weist bereits eine €u‚ere Beschaltung f…r
den OpAmp auf, ist also f…r unsere Zwecke nicht geeignet; wir setzen
den reinen Operationsverst€rker auf IC-Sockel ein.
Abb 2.: Pin-Belegung (von oben betrachtet) und Schaltsymbol:
Abb. 2
+U
Offsetkomp..
1
8
n.b.
invert. Eingang
2
7
+U
b
nicht-invert. Eing.
-U
b
3
4
n.b.: nicht belegt
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b
2
6
Ausgang
5
3
Offsetkomp.
6
1
-U
b
5
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Gleichtaktbetrieb des OperationsverstÄrkers:
Legt man an die beiden Eing€nge des Operationsverst€rkers dieselbe Spannung an (Gleichtaktbetrieb), z. B. indem man die beiden Eing€nge miteinander verbindet, so sollte die Ausgangsspannung im Idealfall nat…rlich
Null Volt sein, denn der Operationsverst€rker verst€rkt ja die Differenz der Eingangsspannungen, die im vorliegenden Fall Null Volt betr€gt.
Real verh€lt sich ein Operationsverst€rker aber leider meistens nicht so, da die beiden Transistorstufen, welche
den Differenzverst€rkereingang bilden, nicht v•llig identische elektrische Eigenschaften haben; es wird also
auch dann eine (kleine) Ausgangsspannung entstehen, auch wenn keine Eingangsspannungsdifferenz vorliegt.
Als Ma‚ f…r die Unterdr…ckung dieser Ausgangsspannung im Gleichtaktbetrieb wird die sog. common mode rejection (Gleichtaktunterdr…ckung) des Operationsverst€rkers angegeben; sie sollte bei einem guten Operationsverst€rker einen m•glichst gro‚en Wert haben (siehe Datenblatt des Operationsverst€rkers).
Offsetkompensation:
Im Zusammenhang mit der Unsymmetrie der Eingangstransistoren kommt es auch vor, dass bei Eingangsspannung Null Volt an beiden Eing€ngen der Ausgangs doch
eine von Null Volt verschiedene Spannung zeigt, so als
l€ge an einem der beiden Eing€nge schon eine kleine Signalspannung an, deren Differenz zu Null Volt am anderen Eingang um den Verst€rkungsfaktor verst€rkt am
Ausgang anliegt. Die meisten Operationsverst€rker haben zur Kompensation dieser Fehlerspannung eine von
au‚en zug€ngliche M•glichkeit zum Nullabgleich vorgesehen (Offsetspannungskompensation), sofern dies notwendig ist (etwa bei Gleichspannungsmessverst€rkern).
Abb. 3. zeigt die beim LM 741 vorgesehene M•glichkeit
zur Offsetspannungskompensation: ein 10 k-Potentiometer verbindet die beiden Pins 1 und 5; der Abgriff wird
auf negatives Betriebsspannungspotential gelegt.
Abb. 3
+U
b
2
6
5
1
+
3
R
-U
b
Intern werden durch diese Ma‚nahme die beiden Emitterwiderst€nde der Eingangsstransistoren in der Differenzverst€rkerstufe symmetriert.
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Betriebsarten des OperationsverstÄrkers:
Der Operationsverst€rker kann entweder im Gleichtaktbetrieb (hier ohne Anwendung), im Differenzbetrieb, im
invertierenden oder im nichtinvertierenden Modus eingesetzt werden (s. dazu die Abb. 4). Vor allem die beiden
letzten Schaltungen sind von gro‚er praktischer Bedeutung.
Abb. 4
-
U
~
E1
+
U
E
UA
~
Gleichtakt
+
~ U
E2
Differenz
+
U E~
invertierend
UA
U E+
UA
+
~
UA
nicht invertierend
Die Åbertragungskennlinie von OperationsverstÄrkern:
Da die Leerlaufverst€rkung (auch: offene Schleifenverst€rkung, open loop gain) bei Operationsverst€rkern sehr
gro‚ ist (beim 741 ist ein Faktor von 100 000 ein typischer Wert), f…hrt bereits eine winzige Eingangsspannungsdifferenz zur Vollaussteuerung bzw. zur ˆbersteuerung (S€ttigung) des Verst€rkers. Die maximale Ausgangsspannung liegt aber logischerweise in beiden Richtungen (von der Masse aus betrachtet) unterhalb der
jeweils benutzten Versorgungsspannung; bei † 18 V Betriebsspannung betr€gt also die maximale Ausgangsspannung ca. † 14 V. Die ˆbertragungskennlinie (Ausgangsspannung, aufgetragen …ber der Differenz der
Eingangsspannungen) ist in Abb. 5 dargestellt.
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Man erkennt, dass bei kleinen Eingangsspannungsdifferenzen die Kennlinie linear
verl€uft, d. h. die Ausgangsspannung um
den Verst€rkungsfaktor (proportional) gr•‚er als die Eingangsspannungsdifferenz ist.
Sobald diese aber bestimmte Grenzen …berschreitet, ist die Ausgangsspannung schon
so stark angestiegen, dass sie nicht weiter
steigen kann; sie kann die angelegte Betriebsspannung ja nicht …bertreffen. Insofern
tritt S€ttigung auf, d. h. auch ein Ansteigen
der Eingangsspannungsdifferenz f…hrt zu
keiner weiteren Steigerung der Ausgangsspannung mehr.
Die gro‚e Verst€rkung des Operationsverst€rkers kann im ersten Versuch gezeigt werden: hier arbeitet er als sogenannter Komparator und „vergleicht” die Potenziale an
seinen Eing€ngen.
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U A (V)
Abb. 5
+U b
SÄttigung
U E-- U E+
(mV)
SÄttigung
-U b
In allen anderen Anwendungsf€llen wird die gro‚e Verst€rkung des Operationsverst€rkers durch die €u‚ere Beschaltung „gez…gelt”; ohne eine durch die Au‚enbeschaltung verminderte Verst€rkung neigt ein Operationsverst€rker sonst stark zum Schwingen; au‚erdem ist ohne Gegenkopplung kaum ein stabiler Zustand (aufgrund
der Offsetspannungen) m•glich. Hinzukommt, dass die Leerlaufverst€rkungen eines Operationsverst€rkers von
Exemplar zu Exemplar stark streuen, man bei Verwendung der reinen Leerlaufverst€rkung also zu sehr unterschiedlichen Verst€rkungsfaktoren bei jedem einzelnen Bauelement k€me.
Anwendungsschaltungen:
Die beste Methode, den Operationsverst€rker als Verst€rker mit linearem Gang zu verwenden, besteht in der
Beschaltung mit Gegenkopplungswiderst€nden (engl.: closed loop gain - Verst€rkung in geschlossener
Schleife). Von R…ckkopplung allgemein spricht man ja, wenn das Ausgangssignal eines Verst€rkers auf das
Eingangssignal wirkt und dieses beeinflusst; Mitkopplung ist der konstruktive Fall der R…ckkopplung, d. h.
r…ckgekoppeltes Ausgangssignal und Eingangssignal …berlagern sich additiv; von Gegenkopplung redet man
dagegen, wenn das r…ckgekoppelte Ausgangssignal destruktiv bzw. subtraktiv mit dem Eingangssignal …berlagert ist. Bei der Gegenkopplung wirkt der Ausgang auf den invertierenden Eingang; so wird die R…ckkopplung
automatisch (durch die Vorzeichenumkehr bzw. Phasenverschiebung) zur Gegenkopplung.
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Am einfachsten verstehen kann man die Funktionsweise anhand der nachfolgenden Schaltung eines gegengekoppelten nichtinvertierenden Verst€rkers (Abb. 6): die gr•‚ere Ausgangsspannung wird an einen Spannungsteiler (Potentiometerschaltung) gelegt.
Ein - je nach dessen Schleiferstellung gr•‚erer oder kleinerer Anteil dieser Ausgangsspannung wird …ber den invertierenden Eingang (damit) in Gegenphase
zum Signal am Eingang des Verst€rkers
wieder zugef…hrt.
Die Spannungsdifferenz zwischen den
beiden Eing€ngen sinkt deshalb in dem
Ma‚e, in dem die r…ckgekoppelte Ausgangsspannung (an E-) w€chst. So kann
die effektiv wirksame Verst€rkung (Verst€rkungsfaktor) beliebig eingestellt werden.
Abb. 6
+U
b
LM 741
+
U
U
e
-U
a
b
‰hnlich funktioniert die R…ckkopplung auch beim invertierenden Verst€rker (bei dem das Eingangssignal am
invertierenden Eingang E- anliegt. Diese Verst€rkerschaltung ist allerdings in ihrer Gesamtfunktionsweise etwas einfacher zu verstehen und zu berechnen, als der nichtinvertierende Verst€rker. Deshalb leiten wir die ben•tigten Gr•‚engleichung aus seiner Funktionsweise ab.
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Der invertierende VerstÄrker:
Schaltung:
Abb. 7
Ie
Re
E
-
b
Uk
N
PN
A
P
+
U
Ue
+U
Ii
*
Ue
-U k
Rk
Ii
Ua
-U b
Masse
Es bedeuten:








Re
Rk
Ub
Ue
Ua
*
Ii
Ie
Eingangswiderstand
R…ckkopplungswiderstand
Betriebsspannung
Eingangsspannung
Ausgangsspannung
virtueller Massepunkt
Eingangsstr•me des Operationsverst€rkers
Eingangsstrom der Verst€rkerschaltung
Erkl€rung:
UPN ist die Spannung zwischen dem P (+) und dem N (-) - Eingang des Operationsverst€rkers. Die Eingangsstr•me Ii des Operationsverst€rkers sind wegen dessen hohem Eingangswiderstand (viel gr•‚er als der Eingangswiderstand Re der Schaltung!) sehr, sehr klein und liegen im Bereich von einigen (80 - 100) nA (1 nA =
10-9 A). Vereinfachend d…rfen wir annehmen, dass diese Str•me Null sind: Ii  0 nA.
Alle Str•me flie‚en vereinbarungsgem€‚ von + nach -, die Spannungspfeile zeigen in dieselbe Richtung.
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Der Verst€rkereingangsstrom Ie flie‚t dann sozusagen gar nicht "in den Operationsverst€rker hinein", sondern
…ber Re und Rk um ihn herum. Der nichtinvertierende Eingang liegt beim invertierenden Verst€rker auf Massenpotential. Da die Leerlaufverst€rkung (offene Schleifenverst€rkung, open loop gain, V  100 000 ist, reicht zur
Vollaussteuerung des Verst€rkers (Ua Ub) = (z.B.) 12 V folgende Eingangsspannung aus:
V 
Ua
Ue
 Ue 
Ua
V

 12 V
100 000
 120V  0,00012 V
Diese 120 V liegen also zwischen den beiden Eing€ngen: UPN = 120 V. Da der Eingang P (nicht invertierend)
auf Masse liegt, liegt wegen der geringen Spannung UPN = 120 V auch der Eingang N (invertierend) auf ann€hernd gleichem Potential, also quasi auch auf Masse. Den Punkt * bezeichnet man daher auch als sog. virtuelle
Masse (wirkt sozusagen wie Masse).
Damit kann man von den Widerst€nden Re und Rk folgende Ersatzschaltung (die elektrisch €quivalent zur obigen Schaltung ist - immer unter der Ma‚gabe der gemachten Pr€misse) zeichnen:
Am Eingangswiderstand Re der Verst€rkerschaltung f€llt die Eingangsspannung Ue ab. Da die Ausgangsspannung Ua von A zur Masse zeigt, zeigt sie auch zur virtuellen Masse im Punkt * . Zugleich flie‚t der Eingangsstrom Ie ja …ber Re und Rk in der gezeichneten Richtung, also ist Uk, die Spannung am R…ckkopplungswiderstand, ebenfalls in diese Richtung gerichtet. Daraus folgt:
Daraus folgt dann:
Ie
U
Ie  Ree
1
Uk   Ua  Ie  Rk
2
E
Ue
R
e
Aus den beiden Gleichungen (1) und (2) folgt:
Ua  Ie  Rk 
Ue
Re
 Rk
Ua U
k
Rk
Ie
A
Somit erh€lt man f…r den Verst€rkungsfaktor V:
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Abb.8
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V 
U a
Ue
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
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Rk
Re
d. h.:
Die Spannungsverst€rkung V (Verst€rkungsfaktor) beim invertierenden Verst€rker h€ngt nur von der €u‚eren
Beschaltung mit den beiden Widerst€nden Re und Rk (deren Verh€ltnis) ab. Durch entsprechende Wahl dieses
Widerstandsverh€ltnisses kann also eine nahezu beliebige Spannungsverst€rkung erreicht werden. (In der Praxis sollte pro Verst€rkerstufe ein Faktor von 100 - 1000 nicht …berschritten werden.) Die Verst€rkung, die man
tats€chlich nutzt, sollte also deutlich unter der Leerlaufverst€rkung von ca. 100 000 bleiben.
Der nichtinvertierende VerstÄrker:
Bei diesem Verst€rker ist das Ausgangs- gegen das
Eingangssignal nicht invertiert. Der Eingangswiderstand ist gro‚, die Spannungsverst€rkung ist
stets mindestens 1.
Abb. 9
I
i
-
Der Eingang ist hier direkt der Eingang des Operationsverst€rkers; deshalb ist der wirksame Eingangswiderstand der des Operationsverst€rkers
und somit recht gro‚ (1 M). Der Widerstand Rk
bewirkt eine negative R…ckkopplung (Gegenkopplung): am Spannungsteiler aus Rk und Re liegt die
Ausgangsspannung. Die Teilspannung, die an Re
abf€llt, wird abgegriffen und gegenphasig …ber den
N-Eingang (-) dem Verst€rker wieder zugef…hrt.
Ii
E
U
A
+
R
k
I
U
e
Re
a
I
Wie man zeigen kann, gilt f…r die Ausgangsspannung Ua:
Ua  Ue 
R e R k
Re
F…r die Spannungsverst€rkung (Verst€rkungsfaktor) des nichtinvertierenden Verst€rkers erh€lt man daraus
also:
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V 
Ua
Ue

Block 3
R eR k
Re
 1
Rk
Re
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1
Sind die beiden Widerst€nde beispielsweise gleich (Re = Rk), so wird der Verst€rkungsfaktor V = 2.
Verringert man den Wert des R…ckkopplungswiderstands, bis schlie‚lich Rk = 0, indem man den Ausgang direkt mit dem N-Eingang (-) verbindet, so wird die Spannungsverst€rkung V = 1. Re kann man beliebig gro‚
machen, z. B. (nahezu) unendlich gro‚, indem man ihn wegl€sst. Dann erh€lt man die in Abb. 10 dargestellte
Schaltung.
Es handelt sich dabei um einen sog. ElektrometerverstÄrker. Man k•nnte sich fragen, was der Sinn eines
"Verst€rkers" mit Verst€rkungsfaktor V = 1 ist.
Schlie‚lich hat die Ausgangsspannung genau denselben
Wert wie die Eingangsspannung. Die Schaltung hei‚t
aus diesem Grund auch Spannungsfolger (die Ausgangsspannung folgt genau der Eingangsspannung).
Abb. 10
E
+
A
Interessant an der Sache ist, dass sich der Widerstand
(Impedanz) stark ver€ndert: der Eingangswiderstand ist
der (besonders bei MOS-FET-Operationsverst€rkern)
gro‚e bis sehr gro‚e (einige 106  bis 1015 ) Eingangswiderstand des Operationsverst€rkers selbst; der
Ausgangswiderstand ist dagegen klein (im Bereich von
100 ). Es wird also zur Ansteuerung des Verst€rkers
nur ein winziger Strom ben•tigt; der Verst€rker liefert
aber einen gen…gend gro‚en Strom, um beispielsweise
ein Messinstrument zu betreiben. Diese Verst€rkerschaltung ist deshalb bei Ladungsmessverst€rkern n…tzlich
(die zu messende Ladung - meist auf einem Kondensator "geparkt" - soll ja nicht abflie‚en, aber doch gemessen
werden.
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2. Messaufgaben, DurchfÅhrung
Versuch 1:
Baue nachfolgend (Abb. 11) dargestellte Schaltung auf. Es handelt sich um eine sog. Komparatorschaltung.
Verstelle das Potentiometer P und beobachte, was dann passiert. Messe die Spannungen U- und U+ bei ver-
+U b
4,7k
5k
P
+
LM741
500R
1N4148
rot
U-
5k
grÅn
1N4148
U+
Abb. 11
schiedenen Stellungen des Potentiometerabgriffs.
Versuche, die Funktionsweise des Komparators zu verstehen und halte deine Interpretation neben den Messwerten im Protokoll fest. Warum hei‚t der Komparator so?
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Versuch 2:
Baue nun die nachfolgend
(Abb. 12) dargestellte Schaltung des invertierenden Verst€rkers auf:
IC:
R1:
R2:
Re:
Rk1:
Rk2:
LM 741
4,7 k
100 
1k
1k
10 k
Ub:
 12 V
Abb. 12
R
R
k
e
R1
Ue
LM741
+
U
a
R2
Die Messung wird nacheinander mit zwei unterschiedlich gro‚en R…ckkopplungswiderst€nden ausgef…hrt.
Ue wird mit einem (Digital-)Voltmeter gemessen; die Gleichspannung, die an der Potentiometerschaltung aus
R1 und R2 abgenommen wird, stammt aus einem gut stabilisierten Gleichspannungsnetzger€t mit variabler
Ausgangsspannung. Die symmetrische Spannungsversorgung f…r den Operationsverst€rker beziehen wir wieder
aus einem entsprechend geeigneten symmetrischen Netzteil.
Vergiss nicht, die Masse der symmetrischen Spannungsversorgung mit dem negativen Pol der Gleichspannungsquelle zu verbinden!
Zur Messungist eine Messwertetabelle nachfolgenden Aussehens anfertigen:
Ue / V
Rk1 = 1k 
-Ua / V
Rk2 = 10 k 
-Ua / V
Auswertung:
Stelle graphisch Ua als Funktion von Ue dar!
Diskutiere die Ergebnisse!
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Versuch 3:
Abb. 13
Rk
Kanal 1
R
Re:
10 k 
Rk1:
100 k 
Rk2:
1M
R3
10 k 
(dient der thermischen Stabilisierung)
e
+U
b
LM741
+
C1
G
R3
-U b
C2
Kanal 2
Bauen Sie nachfolgende Schaltung eines invertierenden
Wechselspannungsverst€rkers
auf:
C1=C2: 1  F
Ub:
12 V
Ue:
10 - 50 mV
(Amplitude)
Weitere Ger€te:
 Funktions- oder Sinusgenerator
 Zweikanaloszilloskop
F…lle w€hrend der Messung bitte eine Tabelle nachfolgend dargestellter Art aus; die Eingangsspannung soll von
10 mV bis 50 mV variiert werden.
Ue / mV
Rk1 = 100 k 
Ua / V
Rk2 = 1 M 
Ua / V
Berechne die Verst€rkung des Verst€rkers in beiden F€llen theoretisch und gib dazu auch den gemessenen
Verst€rkungsfaktor an! Diskutiere die Ergebnisse!
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Versuch 4:
Bauen Sie nachfolgende Schaltung eines Summierverst€rkers (Addierers) auf. Die Schaltung erh€lt zwei Wechselspannungen zugef…hrt. Um die beiden Eingangs(wechsel)spannungen und die Ausgangs(wechsel)spannung
sicht- und messbar machen zu k•nnen, ben•tigen wir ein Dreikanaloszilloskop. Mache dich anhand der Bedienungsanleitung mit dessen
Benutzung vertraut.
Abb. 14
C1=C2: 1  F
Ub:
Ue1,2:
12 V
1 V (Ampl.)
C1
R
e1
LM741
+
U e1
C1
R
U e2
+Ub
e2
-U b
C2
U Kanal 3
a
100 k 
100 k 
47 k 
Kanal 1,2
Re1:
Re2:
Rk:
Rk
Weitere Ger€te:
 2 Funktionsgeneratoren (baugleich)
 3-Kanaloszilloskop
Speise an den beiden Eing€ngen zwei Wechselspannungen mit gleicher Amplitude (1 V) ein. Beide Signale sollen zun€chst dieselbe Frequenz besitzen. Da analog arbeitende Funktionsgeneratoren die Frequenz nie l€ngere
Zeit ganz konstant halten k•nnen und die Frequenz auch nicht auf 1 Hz genau eingestellt werden kann, behilft
man sich zum ersten Teil des Experimentes am besten dadurch, dass man nur einen Funktionsgenerator benutzt
und die Ausgangsspannung parallel an die beiden Eing€nge der Summierschaltung legt.
Messe die Eingangsspannungen und die Ausgangsspannungen mit dem Oszilloskop; vergleiche! Notiere deine
Ergebnisse.
Benutze jetzt zwei Funktionsgeneratoren; versuche, diese auf m•glichst gleiche Frequenz einzustellen; lege an
die Eing€nge jetzt Signale mit verschiedener Amplitude; messe wieder die Ausgangsspannung.
Zum Schluss k•nnen auch Signale gleicher Amplitude bei verschiedener Frequenz oder ganz beliebige Signale
angelegt werden. "Spiele" ein bisschen mit den M•glichkeiten; beobachte immer das Ausgangssignal!
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Physik (2-/4-st…ndig), NGO
Praktikum
Versuch Nr.: 3.4
Block 3
4.4.2011
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Versuch 5:
Bauen Sie nachfolgende Schaltung eines nichtinvertierenden Wechselspannungsverst€rkers auf:
Abb. 15
1k
Rk:
R3:
100 k 
100 k 
+U
LM741
+
12 V
50 mV V (Ampl.)
Ue Kanal1
C1=C2: 1  F
Ub:
Ue1,2:
b
C1
R3
-U b
C2
Rk
R
e
Ua Kanal 2
Re:
Weitere Ger€te:


Funktionsgenerator
Zweikanaloszilloskop
Speise am Eingang die angegebene Sinusspannung ein und …berpr…fe diese mit Hilfe von Kanal 1 am Zweikanaloszilloskop; messe (mit Kanal 2) relativ dazu Amplitude und Phasenlage des Ausgangssignals.
Berechne die Verst€rkung des Verst€rkers theoretisch und gib dazu auch den gemessenen Verst€rkungsfaktor
an! Diskutiere die Ergebnisse! Wie verh€lt sich die Phase des Ausgangssignal gegen…ber Versuch Nr. 3.?
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Versuch Nr.: 3.4
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Versuch 6:
Wenn jetzt noch Zeit f…r weitere Experimente bleibt: Baue nachfolgende
Schaltung eines Elektrometerverst€rkers auf und mache nachfolgende
Experimente zu seiner Funktionsweise.
IC:
LM 741
C1:
C2:
100  F
2F
Ub:
Ue1,2:
12 V
50 mV V (Ampl.)
2
Abb. 16
1
U
+
U
C 1,2
0
-
2
+U
1
b
Weitere Ger€te:


Analogvoltmeter (mit nicht zu
hohem Eingangswiderstand)
evtl. (zweiter Versuch): Digitalvoltmeter
U
LM 741
0
C 1,2
U
+
-U b
Ein Kondensator wird geladen (entsprechendes Umlegen des Schalters).
Setzt man die Kapazit€t des Kondensators als bekannt voraus (oder hat man sie in einem Vorversuch genau
bestimmt), so kann man aus der Messung der Spannung, die an ihm liegt, wenn er geladen ist, die Ladung bestimmen, die sich auf ihm befindet:
Q  CU
Die auf dem Kondensator befindliche Ladung kann z. B. von einer Konduktorkugel stammen. Die oben gezeichneten Anordnungen k•nnen also als Ladungsmessger€te benutzt werden. Messe die Spannung nach dem
Laden des Kondensators an der Spannungsquelle zuerst mit der oberen, dann mit der unteren Schaltung. Benutze dazu zun€chst ein Analog-, sp€ter auch ein Digitalvoltmeter.
Welche Vorteile hat demnach die untere Schaltung? Welche Funktion hat der Operationsverst€rker, hier in seiner Schaltung als Elektrometerverst€rker? Wie sind also Ladungsmessverst€rker aufgebaut? Notiere und erkl€re alle Ihre Beobachtungen.
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3. Auswertung der Versuche, Hinweise zum Protokoll
Fasse im Protokoll zun€chst in eigenen Worten kurz aber klar die theoretischen Grundlagen der Operationsverst€rkertechnik zusammen. Benutze dazu auch die zus€tzlich ausgegebenen Informationsschriften / B…cher.
Gib alle Schaltungen, Messtabellen, Schaubilder und Beobachtungen an.
F…lle die geforderten Meswertetabellen aus und bearbeite die bei den jeweiligen Versuchen gestellten Aufgaben.
Bei der Fehlerbetrachtung kannst du dich auf eine Gr•‚tfehlerabsch€tzung bei den quantitativen Versuchen beschr€nken und Hinweise zu auftretenden Fehlerquellen geben.
Mache am Schluss auch Verbesserungsvorschl€ge zur Messung.
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