Keine Beizmittel mehr gegen Rapserdfloh

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Winterraps - Keine Beizmittel mehr gegen Rapserdfloh; Rapsanbauer müssen sich umstellen
Wichtige Informationen des Regierungspräsidiums Tübingen vom 05.08.2014
Um dem Vorsorgeprinzip gerecht zu werden und mögliche Gefahren für Bienen zu minimieren, wurde vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) im Juli
letzten Jahres das Ruhen der Zulassungen für bestimmte Pflanzenschutzmittel mit den Wirkstoffen Chlothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam (aus der Wirkstoffgruppe der Neonikotinoide) zum 01. Oktober 2013 angeordnet. Betroffen hiervon sind auch die bisher zur Bekämpfung des Rapserdflohs und der Kleinen Kohlfliege zugelassenen Beizmittel „Elado“
(Wirkstoff: Clothianidin), „Chinook“ (Wirkstoff: Imidacloprid) und „Cruiser OSR“ (Wirkstoff:
Thiamethoxam). Diese Beizmittel dürfen seit dem 01. Dezember 2013 nicht mehr eingesetzt
werden.
Gibt es Alternativen zu den Beizmitteln?
Zulassungen von Beizmitteln mit neuen insektiziden Wirkstoffen zur Bekämpfung der
Herbstschädlinge im Raps sind zumindest für dieses Jahr, aber vermutlich auch für die
kommenden Jahre nicht sofort zu erwarten. Der im Ackerbau noch zugelassene Neonikotinoid-Wirkstoff Thiacloprid („Biscaya“) eignet sich als Ersatz nicht, da dieser Wirkstoff auf das
kleine Rapssaatgut nicht mit der notwendigen Konzentration aufgebracht werden kann.
Welche Alternativen stehen zur Verfügung?
Zur Bekämpfung der Kleinen Kohlfliege:
keine
Zur Bekämpfung des Rapserdflohs:
Pyrethroide zur Nachauflaufbehandlung
Problem Kleine Kohlfliege?
Die Kohlfliege hat sehr viele Wirtspflanzen (Kohlgemüse, Radies, Rettich, Kohl- und Speiserüben, sowie zahlreiche weitere Kreuzblütler). Für den Raps gefährlich werden kann die im
Jahresverlauf dritte Generation, die den im August/September keimenden Raps besiedeln
kann. Die Fliege legt ihre Eier an den Wurzelhals der jungen Rapspflanzen ab, die Maden
fressen dann zunächst an den Seitenwurzeln, später auch an den Hauptwurzeln und dem
Wurzelhals (Abb. 1). Dies kann zum Totalausfall der Pflanzen führen.
Einzige Bekämpfungsmöglichkeit der Maden der Kohlfliege war bisher die Beizung mit dem
nun verbotenen Mittel „Elado“. Eine Bekämpfungsmöglichkeit mit zugelassenen Pflanzenschutzmitteln besteht derzeit nicht. Pyrethroidspritzungen gegen den Rapserdfloh erfassen
die Fliegen nur unzureichend, da die Mittel nur über eine Kontakt- und Fraßwirkung verfügen
und die Fliegen ja nicht am Raps fressen. Die unter der Bodenoberfläche an den Wurzeln
fressenden Maden könnten nur mit einem systemisch wirkenden Mittel bekämpfen werden.
Der Einsatz von Mitteln aus der Wirkstoffgruppe der Phosphorsäureester (z.B. „Perfekthion“
mit dem Wirkstoff Dimethoat) wäre mit Hilfe einer Notfallzulassung nach Artikel 53 der EUVerordnung 1107/2009 zumindest theoretisch möglich, ob das BVL hierfür aber seine Zustimmung geben würde ist fraglich. Eine Notfallzulassung wäre allerdings nur dann gerechtfertigt, wenn es im kommenden Herbst tatsächlich zu einem hohen Befallsdruck durch die
Kleine Kohlfliege kommen wird.
Neue Strategie zur Bekämpfung des Rapserdflohs
Sobald die ersten Keimblätter den Boden durchbrochen haben, verlassen die Rapserdflöhe ihre Sommerquartiere und besiedeln die
jungen Rapspflanzen. Typisches Schadbild
sind durchlöcherte Blätter (Fotos: Rapool).
Dieser Lochfraß ist meistens nicht ertragswirksam, bei einem starken Befall der Keimblätter können die kleinen Rapspflanzen allerdings erheblich geschädigt werden, so dass bereits zu diesem frühen Zeitpunkt eine Bekämpfung notwendig werden kann (siehe Tab. 1 „Schadensschwellen
beim Rapserdfloh“). Nach 10 bis 15 Tagen beginnen die Weibchen
2
mit der Eiablage. Die Eier werden 1 bis 2 cm tief in den Boden in der Nähe der Pflanzen abgelegt. Die schlüpfenden Larven bohren sich in die Blattstiele der Rapspflanzen ein und können bis zum Vegetationspunkt wandern und diesen zerstören. Die Fraßgänge verbräunen
und letztlich platzen die Blattstiele auf. Der Larvenfraß kann zum Totalausfall der betroffenen
Pflanzen führen.
Tab. 1: Schadensschwellen beim Rapserdfloh (Foto: Rapool)
Vom Auflaufen der Rapspflanzen bis Entwicklungsstadium BBCH 14 (4-Blattstadium
Entwicklungsstadium BBCH
14 – 16 (4 bis 6-Blattstadium)
Gelbschalen
nach der Saat aufstellen und
kontrollieren
regelmäßige Kontrolle
Schadensschwellen
mehr als 10% Lochfraß an den Mehr als 50 Käfer pro GelbschaKeimblätter
le in 3 Wochen
Maßnahme
Bei Überschreitung der Schadensschwellen Einsatz eines zur
Rapserdflohbekämpfung zugelassenen Pflanzenschutzmittels
(siehe Tabelle 2)
Da zur Bekämpfung des Rapserdflohs ausschließlich Pflanzenschutzmittel aus der Wirkstoffgruppe der Pyrethroide zur Verfügung stehen, wird durch den Wegfall der Beizmittel die
Resistenzproblematik bei den Rapsschädlingen noch weiter verschärft (siehe Tabelle 2).
Dies trifft insbesondere in den Fällen zu, bei denen eine einmalige Spritzung nicht ausreicht
und ein zweites Mal behandelt werden muss. Da ein Wirkstoffgruppenwechsel nicht möglich
ist, muss daher auch beim Rapserdfloh, ähnlich wie beim Rapsglanzkäfer, innerhalb kurzer
Zeit mit Minderwirkungen und Resistenzbildungen gerechnet werden. In Schleswig-Holstein
und Mecklenburg-Vorpommern wurden bereits Minderwirkungen bei Pyrethroiden gegen den
Rapserdfloh beobachtet. Betroffen von dieser beginnenden Resistenz sind offenbar alle Pyrethroide. Darum gilt es umso mehr, jeden Pyrethroideinsatz auf seine Notwendigkeit zu prüfen, unnötige Spritzungen zu vermeiden und nur zu behandeln, wenn die Schadensschwelle
überschritten wird. Zur Überwachung des Käferfluges sollten die Gelbschalen unmittelbar
nach der Saat aufgestellt werden und regelmäßig kontrolliert werden.
Tab. 2: Zur Bekämpfung des Rapserdflohs zugelassene Pflanzenschutzmittel
(alle Mittel aus der Wirkstoffgruppe der Pyrethroide)
Mittel
Karate Zeon
Kaiso Sorbie, Shock Down, Trafo WG
Wirkstoff
LamdaCyhalothrin
Aufwandmenge in l, kg/ha
0,075
0,15
Sumicidin Alpha EC
gammaCyhalothrin
beta-Cyfluthrin
alphaCypermethrin
Esfenvalerat
0,25
Mavrik
tau-Fluvalinat
0,2
Decis flüssig
Deltamethrin
0,3
Nexide
Bulldock
Fastac SC
0,08
0,3
0,1
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