SITARA MITTAG Ach, daher weht derWind ! 1. Auflage 2006 DIE ASTROLOGISCHEN WENDEZEITEN IM LEBEN Umschlaggestaltung: Silke Watermeier Copyright© 2006 Innenwelt Verlag GmbH, Köln Text© Sitara Mittag Alle Rechte vorbehalten Nachdruck und fotomechanische Wiedergabe, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlages www.innenwelt-verlag.de Druck: Westermann Druck Zwickau GmbH, Zwickau Printed in Germany ISBN 3-936360-16-2 MIT TABELLENTEIL INHALT Was gibt mir dieses Buch? 7 1. Saturn – Mit Tatsachen umgehen 15 2. Chiron – Weil das Leben nicht perfekt ist! 51 3. Uranus – Aufbruch zur Freiheit! 89 4. Neptun – Eine andere Wirklichkeit … 125 5. Pluto – Ganz oder gar nicht! 159 6. Im Einklang 196 7. Tabellen Chiron Uranus Neptun Pluto 210 216 218 220 5 WAS GIBT MIR DIESES BUCH ? PLANETEN-EINFLÜSSE BETREFFEN JEDEN von uns, unser ganzes Leben wird von ihnen begleitet. Sie zu verstehen lohnt sich, denn je genauer wir wissen, was auf uns zukommt und welchen Zweck das Ganze erfüllt, desto besser können wir mit ihnen umgehen und desto mehr gewinnen wir durch sie. Jeder astrologische Einfluss favorisiert nämlich eine andere Umgangsweise: Wenn Uranus wirkt, sollte man experimentieren, nicht aber unter Chirons Einfluss. Wenn Saturn wirkt, muss man sein Leben ordnen, was jedoch weder möglich noch nötig ist, wenn Neptun das Zepter schwingt. In den Kapiteln über Saturn, Chiron, Uranus, Neptun und Pluto erfahren wir etwas über die Qualität ihrer Einflüsse und wie wir die entsprechende Energie am besten aufnehmen und nutzen. Dann sind wir gelassener, wenn der Wind auf einmal aus einer neuen Richtung kommt. Auch bekommen wir eine vollkommen andere Lebensperspektive, wenn wir frühzeitig erkennen, dass uns die Bewältigung gegenwärtiger Schwierigkeiten später zugute kommen wird. Denn Planeten-Einflüsse kehren in ähnlicher Form wieder. Das wird besonders bei den schnelleren Planeten Saturn, Chiron und Uranus deutlich. Jede Station ihres Zyklus ist ein weiterer Schritt in einem Wachstumsprozess, der uns ein Leben lang begleitet. Auch wer sein Leben bereits zu einem Großteil gelebt hat, versteht im bewussten Rückblick Zusammenhänge, die ihm sonst entgangen wären. Aus diesem vertieften Verständnis heraus kann man dann mit gegenwärtigen und zukünftigen Einflüssen besser umgehen. 7 Seit einiger Zeit häufen sich in meiner Praxis die Anfragen derjenigen, die Mitte bis Ende der sechziger Jahr geboren wurden. Wenn Sie im Tabellenteil dieses Buches die entsprechenden Jahre nachschlagen, dann erkennen Sie: Das ist kein Zufall! Die „Kinder der Sechziger“ gehen im Moment durch eine der bedeutendsten Wendezeiten ihres Lebens, denn Uranus, Neptun und Pluto, später auch noch Saturn, rütteln an den Grundfesten ihres Lebens. Wenn Sie persönlich diese Zeit ums 40. Lebensjahr bereits hinter sich haben, dann erinnern Sie sich vielleicht noch an die Auf- und Umbruchstimmung, die damals herrschte. Und wenn diese Zeit vor Ihnen liegt, dann werden Sie sie nach der Lektüre der entsprechenden Kapitel kreativer nutzen können als diejenigen, die unvorbereitet in sie hineingeraten. Auch das 29. Lebensjahr ist uns häufig in bleibender Erinnerung als eine Zeit, in der sich vieles verändert hat, und den meisten ging es nicht übermäßig gut dabei – auch, weil man nicht wusste, wie einem geschah. Es gibt jedoch noch wesentlich mehr Jahre, in denen wir uns mit starken Planetenenergien auseinander gesetzt haben oder zukünftig auseinander setzen werden. Dieses Buch soll eine Unterstützung bieten im kreativen Umgang mit den Planetenenergien, wobei es mit Hilfe der Tabellen möglich ist, sich im Vorhinein auf die großen Wendezeiten des Lebens einzustellen. DIE WENDEZEITEN IM LEBEN Im Laufe unseres Lebens gehen wir durch viele verschiedene Phasen, die man nach unterschiedlichen Kriterien benennen kann. Kategorisieren wir nach Lebensalter, dann haben wir Kindheit, Jugend, Erwachsenen- und Greisenalter. Kategorisieren wir nach Tätigkeiten, dann haben wir die Spielzeit, 8 Schulzeit, Ausbildungszeit, Berufszeit und Ruhezeit. In diesem Buch geht es um astrologische Kategorien. Astrologisch gesehen gibt es Zeiten, in denen jeweils ein oder mehr Planeten einen besonderen Einfluss auf uns haben. Wie aus den Tabellen im Anhang zu ersehen ist, sind einige dieser Einflüsse immer zu einem ähnlichen Zeitpunkt „dran“. Somit gehen viele unserer Altersgenossen mit uns durch bestimmte Phasen hindurch. Solche Phasen nennen wir hier die großen astrologischen Wendezeiten des Lebens. Daneben gibt es auch Wendezeiten, in denen ein Planet nur auf unser individuelles Leben Einfluss hat. Dies sind persönliche Wendezeiten. Im Gegensatz zu den großen Wendezeiten betreffen sie niemals einen oder mehrere Jahrgänge gleichzeitig. Deshalb sind diese persönlichen Wendezeiten nicht durch eine Tabelle zu erfassen, aber wir erfahren vielleicht in einer astrologischen Beratung, dass wir mitten in einer solchen Phase stecken oder dass sie auf uns zukommt. Alles in den Kapiteln Gesagte, was sich nicht ausdrücklich auf einen ganz bestimmten Einfluss bezieht, ist für jegliche Wendezeit mit dem betreffenden Planeten relevant. EIN KLEINER EXKURS ZUM ASTROLOGISCHEN HINTERGRUND Die Planeten-Einflüsse kommen folgendermaßen zustande: Zum Zeitpunkt unserer Geburt befand sich jeder Planet an einer ganz bestimmten Stelle im Tierkreis. Diese Planetenpositionen kann man in einem Kreis aufzeichnen, dessen Mitte die Erde bildet, um die sich in der Astrologie Tierkreis und Planeten drehen. Diese Zeichnung bildet das eigene Geburtshoroskop. Nun bewegen sich die Planeten aber stetig weiter und stehen jetzt oder zu einem anderen Zeitpunkt jeweils 9 woanders. Wenn man diese neuen Stellungen mit den einstmals aufgezeichneten in Beziehung setzt, dann ergeben sich bestimmte Winkel zwischen ihnen, die in der Astrologie „Transite“ heißen. Im vorliegenden Buch werden zwei solcher Winkel erwähnt: der 90°-Winkel, in der Astrologie Quadrat genannt, und der 180°-Winkel, in der Astrologie Opposition genannt. Mit diesen und anderen Winkeln gehen Wendezeiten einher. WIE MACHEN DIE PLANETEN DAS, WAS SIE MACHEN? In den Kapiteln werden die Planeten personifiziert dargestellt. Es heißt vielleicht „Saturn fordert dies“, „Neptun will jenes“, „Uranus lässt das nicht zu“ oder „Pluto pocht auf etwas“. Diese personfizierte Ausdrucksweise ist anschaulicher und entspricht unserem kausalen Denken am meisten. Man kann sich besser vorstellen, was in einer Phase geschehen könnte, und behält es auch besser im Gedächtnis, wenn man sich die Planeten wie Personen vorstellt: Saturn, der strenge Lehrmeister, Neptun, der einen in Nebelschwaden hüllt, oder Pluto, der einen in die Unterwelt des eigenen Innern entführt. Tatsächlich macht jedoch keiner der Planeten irgendetwas. Aber er zeigt etwas an. Es ist nicht anders als bei einer Uhr: Auch sie macht nicht die Zeit, aber sie zeigt sie an. Ebenso zeigt ein bestimmter Winkel von Uranus an, dass das Leben aufregend wird und sich ändern muss. Der Planet Uranus, den wir durch ein Teleskop beobachten können, hat damit jedoch nichts zu tun. Der Leser möge mir die Bezeichnung „Planeten-Einfluss“ verzeihen: De facto hat ein Planet keinen Einfluss und von Planeten-Einflüssen zu sprechen ist insofern falsch. Ich tue es 10 dennoch, denn unter dieser Bezeichnung kann sich der Leser etwas vorstellen – und nur darauf kommt es mir hier an. SIMILE SIMILIBUS – GLEICHES HEILT GLEICHES Gibt es eine Regel, die einem den Umgang mit den PlanetenEinflüssen erleichtert und die auf jeden Planeten gleichermaßen anwendbar ist? Ja, diese Regel gibt es. Wir kennen sie aus bestimmten Zweigen der Heilkunde, etwa der Homöopathie: Gleiches heilt Gleiches – simile similibus. Jedes Planetenprinzip umfasst eine Fülle von unterschiedlichen Eigenschaften, die dem jeweiligen personifizierten Planeten zugeschrieben werden. Saturn ist beispielsweise ernst, langsam, strukturiert, diszipliniert, nüchtern und realistisch. Er übernimmt Verantwortung, setzt Grenzen und reduziert aufs Wesentliche. Gleichzeitig fordert er genau diese Eigenschaften ein. Wenn wir seine Energie also aufnehmen und selbst nüchterner, langsamer, disziplinierter und verantwortungsbewusster sind, vor allem uns selbst gegenüber, dann ist die Zeit mit ihm einfacher und Gewinn bringender, als wenn wir gegen ihn arbeiten. Wer zum Beispiel auf Saturn mit Uranus antwortet, also experimentiert, bisherige Grenzen sprengt, sich gegen alle Einschränkungen auflehnt und von einer Veränderung in die nächste stürzt, der überfordert sich. Eine Saturn-Phase gibt so etwas nicht her! Wahrscheinlich in einem solchen Fall ist, dass man unter Depressionen leidet, krank wird oder einen Unfall verursacht, alles nur, um lahm gelegt zu werden und sich endlich auf saturnische Werte besinnen zu können. Solche destruktiven Ausformungen gibt es normalerweise nicht, wenn das saturnische Prinzip bereitwillig ins eigene Leben integriert wird. 11 Derselben Regel folgen alle Planeten-Einflüsse: Chiron fordert Chironisches, Uranus Uranisches, Neptun Neptunisches und Pluto Plutonisches. Was das konkret bedeutet, ist in den entsprechenden Kapiteln beschrieben. CHANCEN UND HERAUSFORDERUNGEN Jeder reagiert gemäß seinem Geburtshoroskop und gemäß seiner persönlichen Reife anders auf bestimmte Planeten. Der eine hat vielleicht keine Probleme mit Neptun-Einflüssen, aber große Schwierigkeiten in Saturn-Phasen, beim anderen ist es gerade umgekehrt. Während dem einen jeder UranusEinfluss unmittelbar als Befreiung erscheint, jagt er dem anderen Angst ein, weil er seine ganze Welt zu Bruch gehen sieht. Diese Unterschiede sind natürlich. Aus dem, was in diesem Buch über die jeweiligen Einflüsse gesagt wird, sollte jedoch klar werden, dass jeder Einfluss wohlwollend ist. Kein einziger Planet will uns schaden, alle wollen nur verbessern. Im Falle der Planeten Saturn, Uranus, Neptun und Pluto wird uns niemals etwas genommen werden, was an sich gesund war und gut funktioniert hat. Bei Chiron muss man diese Aussage allerdings relativieren. Weshalb auch er wohlwollend ist, verstehen wir vielleicht, wenn wir das Chiron-Kapitel lesen. fende Planeten-Einflüsse haben. Doch jeder Planeten-Einfluss eröffnet uns neue Möglichkeiten, auch wenn diese nicht unmittelbar erkennbar sind. Grundsätzlich stellt jedoch jede astrologische Wendezeit auch eine große Herausforderung dar. Oft sind wir am Anfang einer solchen Phase verwirrt, weil unsere bisherigen Strategien auf einmal nicht mehr funktionieren: So wie bisher bekommen wir unser Leben nicht mehr in den Griff. Die meisten Menschen kommen erst im Laufe der Planetenphase dahinter, aus welcher Richtung der Wind nun weht – manchmal wird es einem erst hinterher klar, und viele Menschen erkennen es nie. Das soll dieses Buch verhindern. Auch wenn es eine astrologische Beratung meist nicht ersetzen kann, wird es doch jeden gut begleiten, der durch eine solche Wendezeit hindurchgeht. Kapitel 6 ist dem gewidmet, was mehr in den Bereich der Chancen gehört als in den der Herausforderungen, zum Beispiel Jupiters Einflüsse. Auch das gleichzeitige Auftreten von Planeten-Einflüssen kann uns eine Phase leichter machen, falls ihre Kräfte sich gegenseitig abmildern. Selbst wenn solch ein komplexes Zusammenwirken hier nicht vollständig erfasst werden kann, wird erklärt, welche Auswirkungen jeweils zwei parallel lau- 12 13 SATURN-INFO Saturn befindet sich durchschnittlich zwei Jahre lang in einem Sternzeichen. Da er sich verhältnismäßig schnell weiterbewegt, können die Altersangaben für die großen saturnischen Wendezeiten nur ungefähr sein. Auch mit jedem anderen Faktor in unserem Geburtshoroskop, den Saturn im Laufe der Zeit berührt, geht eine Saturn-Phase einher – ebenso mit jeder Berührung des Geburts-Saturn durch andere Planeten. Solche persönlichen Wendezeiten können von einem Astrologen aufgrund der genauen Geburtsdaten bestimmt werden. Tatsächlich spielt Saturn also viel häufiger in unserem Leben eine Rolle als nur zu den angegebenen Lebenszeiten. Wenn in einer astrologischen Beratung davon die Rede ist, dass Saturn einen starken Einfluss hat oder haben wird, dann unterstützt einen alles in diesem Kapitel Gesagte ebenso wie es uns während der Zeit der hier aufgeführten großen Wendezeiten unterstützt. SATURN – MIT TATSACHEN UMGEHEN SATURN IST IM ALLGEMEINEN NICHT SEHR BELIEBT. Das liegt daran, dass er in unserem Leben die undankbare Rolle spielt, uns mit dem konfrontieren zu müssen, was nicht in Ordnung ist. Wer in irgendeiner Weise für die Einhaltung von Regeln sorgen muss, kennt diese Rolle – als Gesetzgeber, Polizist, Lehrer, Mutter oder Vater. Jeder, der die unpopulären Worte „Du musst“, „Du solltest“ oder „Du darfst nicht“ im Munde führt, ist Sprachrohr Saturns. Jeder, der Grenzen setzt, und sei es auch noch so nett und noch so liberal, agiert in seinem Auftrag. Saturn ist nötig und Saturn ist wichtig. Solange er seine Korrekturen bei anderen anbringt, schätzt man ihn, aber wenn er seinen kritischen Blick auf das eigene Leben richtet, verkehrt sich die Sympathie schnell in Ärger und Empörung. Man ist gekränkt oder beleidigt. Aber im Laufe unseres Lebens werden wir weiser und abgeklärter, mit einem Wort: saturnischer. Dann nehmen wir seine Beanstandungen nicht mehr so persönlich. Wir fühlen uns vielleicht nicht gut dabei, aber wir halten inne und können darüber nachdenken, ob die Korrektur berechtigt ist. In einer Zeit, in der Saturn einen starken Einfluss auf uns hat, werden wir oftmals zu dem Schluss kommen: Er hat tatsächlich Recht. Tanja, eine willensstarke Widderfrau, bekommt wegen Eigenbedarfs des Vermieters eine Wohnungskündigung. Mit 22 wäre sie vielleicht automatisch auf die Barrikaden 14 15 gegangen; sie hätte Mieterschutzbund oder Rechtsanwalt eingeschaltet und gekämpft, was das Zeug hält. Aber Tanja ist bereits im saturnisch fortgeschrittenen Alter von 45 Jahren. Nach dem ersten Schock setzt sie sich hin und bedenkt ihre Lage. Dabei wird ihr bewusst, wie sehr ihr der Lärm der neuen Nachbarn auf die Nerven geht, wie sehr sie den Baum vor ihrem Fenster vermisst, der im Frühjahr gefällt wurde, und wie gern sie einen Balkon hätte. Sie kommt zu dem Schluss, dass sie tatsächlich eine andere Wohnung haben will. Auch wenn es unbequem ist und sie einiges kosten wird: Sie nimmt Saturns Korrektur an. Mit Saturn fühlen wir uns sofort besser, wenn wir mit den Tatsachen umgehen, während Aufbegehren und Kämpfen die Situation verschlimmert. Der Computer ist zusammengebrochen – das Kind wird nicht versetzt – man tastet einen Knoten in der Brust – die Reifen des Motorrads sind aufgeschlitzt – man verliert seinen Arbeitsplatz – die Mutter muss ins Krankenhaus – man passt nicht mehr in die Sommerkleider – die Angebetete hat einen abblitzen lassen – man muss arbeitsbedingt ins Ausland ziehen – der Ehemann will einen Tantra-Workshop machen: Saturn findet tausend kleine oder große Widrigkeiten, mit denen er uns dazu bringt, Tatsachen ins Auge zu schauen. Oftmals werden wir wie Tanja einlenken und erkennen müssen: Auch wenn es noch so lästig ist oder noch so schmerzt, es ist stimmig. Ob uns dies bereits klar ist oder ob wir noch mit der Situation kämpfen, wichtig ist jetzt vor allem eines: dass wir uns nicht von der ersten Reaktion überwältigen lassen – Verzweiflung oder Entrüstung, Angst oder Enttäuschung –, sondern nüchtern den nächsten Schritt erwägen. Dies fällt uns zu 16 Beginn einer Saturn-Phase noch schwer, aber nachdem wir mehrere Monate durch seine Schule gegangen sind, gelingt es uns, Probleme gereifter, bedächtiger und klüger anzugehen. Aus dem bisher Gesagten geht hervor, dass Saturn-Phasen unangenehme Entwicklungen bringen. Das ist oft richtig, aber nicht immer. Wo es nichts zu korrigieren gibt, da wird auch nichts korrigiert. Wo es Kleinigkeiten zu korrigieren gibt, werden Kleinigkeiten korrigiert. Und wo es ein negatives Selbstbild zu korrigieren gibt, wird dieses korrigiert. Barbaras Saturn-Phase manifestierte sich ganz anders, als viele sich eine saturnische Zeit vorstellen. Sie litt seit der Pubertät unter dem Gefühl, kein Mann könne sie jemals attraktiv finden. Als Saturns Wirkung einsetzte, kamen immer mehr Männer auf sie zu: Wenn ihr der eine nicht gefiel, stand schon der nächste vor der Tür, um sie zu verwöhnen. Saturn zeigte ihr ihren Wert als Frau, den sie bis dahin nicht erkennen konnte. Die ganze Phase war enorm expansiv und entsprach überhaupt nicht dem, was man bei Saturn erwartet hätte. Es gab übrigens keinen anderen Einfluss, dem man dies hätte zuschreiben können. Saturn ist der Planet mit dem berühmten Siebener-Zyklus. Er braucht etwa 29 Jahre für eine Runde durch unser Horoskop, etwa alle sieben Jahre hat er neunzig Grad im Tierkreis zurückgelegt. Und immer wenn Saturn neunzig Grad geschafft hat, gehen wir durch eine saturnische Phase. Doch er läuft nicht gleichmäßig wie ein Uhrwerk, und so dauert es manchmal etwas mehr als sieben Jahre, manchmal weniger. Die Angaben für die einzelnen Saturn-Zeiten können also nur ungefähr sein. Wer sich den angegebenen Jahren einer 17 Saturn-Phase nähert, sollte einen Astrologen konsultieren. Dieser wird den genauen Zeitraum bestimmen, und vor allem wird er die Einbindung des Einflusses in das individuelle Horoskop erklären können. WIE SATURN ARBEITET Saturn-Phasen sind Zeiten der Überprüfung. Wir klopfen unser Leben ab auf Schwachstellen, unser Fokus liegt auf dem, was nicht stimmt oder nicht funktioniert. Je mehr man solche Schwachstellen zuvor ignoriert hat, desto anstrengender sind diese Zeiten: Wer meint, er sei in seinem Fach topfit, der ist umso enttäuschter, wenn er durch die Prüfung fällt. Er muss nicht nur sein Selbstbild korrigieren und umdenken, sondern auch mehr Einsatz zeigen, um die geforderte Leistung zu erbringen. Und genau das ist es, was Saturn in seinen Phasen von uns fordert. Saturn ist ein unbestechlicher Lehrmeister, vor ihm hat nur das Bestand, was dem eigenen Wesen von Grund auf entspricht. Unser Leben lang gehen wir durch Saturn-Phasen, denn im Zuge seiner 29-jährigen Umlaufzeit berührt er alle Faktoren unseres Horoskops. Wirkt er auf die Venus, bezieht sich seine Überprüfung auf unser Liebesleben, unsere Kreativität oder unsere Finanzen. Berührt er das 6. Haus, bezieht sie sich auf unsere Alltags- und Arbeitssituation oder darauf, wie wir mit unserem Körper umgehen. In den hier besprochenen großen Wendezeiten des Lebens berührt Saturn jedoch die Position, die er selbst zum Zeitpunkt unserer Geburt einnahm; damit vollführt er einen Rundumschlag und checkt jeden Bereich unseres Lebens durch: Beruf, Liebesbeziehung, Familie, Freundschaften, unsere weltanschauliche Ausrichtung, Alltagsgewohnheiten und Geldangelegenheiten. 18 Er untersucht die Art und Weise, wie wir mit unserem Körper umgehen genauso wie das, was wir für richtig oder falsch halten. Unsere Kommunikationsmuster werden begutachtet, die Art, wie wir uns durchsetzen, unser schöpferischer Selbstausdruck, unsere Sexualität und ob wir uns emotional nähren. Alles kann jetzt Thema werden, wenn es reif für eine Korrektur ist. Doch kein Planet wird uns jemals überfordern, auch Saturn nicht. Er wird einen Bereich nach dem anderen „abarbeiten“. Auch nach einer Saturn-Phase werden also nicht sämtliche Unklarheiten beseitigt und sämtliche Unstimmigkeiten aus dem Weg geräumt sein. Dennoch werden wir einen stabileren Stand im Leben haben, besonders wenn es uns gelingt, kreativ mit Saturn zusammenzuarbeiten – und dabei soll dieses Kapitel Hilfe leisten. Nicht immer sind wir von Anfang an bereit Verantwortung für unsere Situation und ihre Mängel zu übernehmen. Wäre dies der Fall, würden wir in Saturns Rolle schlüpfen: Wir würden uns aktiv um eine sachliche Analyse und berichtigende Maßnahmen bemühen. Eine solche Haltung ist jedoch meist das Ergebnis eines saturnischen Lernprozesses und nicht sein Beginn. Saturn wird deshalb dafür sorgen, dass eine andere Person, Instanz oder Situation seine Rolle übernimmt. Welche Person in unserem Leben als Saturn agiert, hängt von uns selbst und dem Lebensalter ab, in dem wir ihm begegnen. Die Saturn-Rückkehr mit ca. 29 Jahren kann als unsere Initiation in Saturns Welt verstanden werden: die Welt der Eigenverantwortung, der Autonomie, des emotionalen Abstandnehmens und der gereiften Selbstachtung. In den Phasen vor dieser Initiation wird Saturn nach außen projiziert. Ein kleines Kind erlebt Saturn als etwas, das ihm als Autoritätsperson entgegentritt. Tatsächlich gehen in der Saturn-Phase 19 eines Kindes häufig die Eltern durch eine sorgenvolle Zeit, und auf diese Weise „channeln“ sie Saturn für das Kind. Vielleicht ist weniger Geld in der Familienkasse und auf einmal gibt es weniger Eiscreme. Das Kind erlebt, dass es im Leben Einschränkungen gibt, mit denen jeder umgehen muss – auch die eigenen Eltern. Je älter wir werden, desto mehr erfahren wir Saturn als Kraft, die in unserem eigenen Innern wirkt. Wir entwickeln dann in saturnischen Zeiten ein eigenes Bedürfnis danach, unser Leben durchzuprüfen und alles auszusortieren, was wir nicht mehr brauchen. Manche Menschen „können“ mit Saturn von Natur aus gut, sie stimmen sich leicht auf seine Energie ein. Andere wiederum gehen durch dramatische Krisen und tun sich schwer, Saturns gute Absicht zu erkennen. Sie fühlen sich bedroht, weil anscheinend nichts seinem strengen Blick standhält. Wer Schwierigkeiten mit Saturn hat, der erlebt ihn als feindliche, von außen kommende Kraft, während diejenigen, die ihn mögen, sich bereitwillig seinen kritischen Blick zu eigen machen. Das macht es ihnen leichter, denn in ihrem Leben muss kein unbarmherziger Kritiker oder Schicksalsschlag auftauchen, um die Energie der saturnischen Zeit „einzulösen“. WAS BESTAND HAT In keiner der Wendezeiten können die Dinge so bleiben wie sie sind. In den saturnischen Wendezeiten können sie vor allem dann nicht so bleiben, wenn wir die Verbindung mit den realen Gegebenheiten verloren haben. Illusionen über uns selbst, unsere Lieben, unsere Lebensaussichten oder über die Welt im Allgemeinen haben vor Saturn keinen Bestand. Ein gutes Beispiel ist der kollektive Prozess, den wir in den letzten Jahren beobachten konnten. Zwischen Juni 2003 und 20 Juli 2005 hat Saturn den Krebs durchwandert. Nicht nur gingen die Krebse und Krebs-Aszendenten durch eine Krise – auch gesellschaftlich wurden Krebsthemen begutachtet und mussten Bewährungsproben bestehen. Dem Bedürfnis der Menschen nach Geborgenheit und Schutz hat Saturn die Aufforderung zu Eigenverantwortung und Mündigkeit gegenüber gestellt. Der Krebs hat einen Bezug zum Sozialsystem sowie zur Familien-, Bildungs- und Gesundheitspolitik. Wer wissen will, wie eine saturnische Prüfzeit aussehen kann, der braucht sich nur anzuschauen, was sich in diesen zwei Jahren in den entsprechenden Bereichen getan hat. In Saturn-Zeiten liegt der Schwerpunkt auf Aussortieren, Einschränken, Sparen, Kürzen, Schmälern, Dezimieren – vieles, das uns vertraut war, wird aus unserem Leben gestrichen. Vielleicht beenden wir es aktiv, weil wir erkannt haben, dass es so nicht mehr stimmig ist. Vielleicht wird es uns genommen und wir erkennen erst später, dass der Boden unter unseren Füßen dadurch an Stabilität gewonnen hat. Es liegt auf der Hand, dass es uns im ersteren Fall besser geht als im letzteren – das Resultat kann das gleiche sein. Das, was in Saturn-Phasen neu beginnt und was innerhalb dieser Zeitspanne nicht zu Ende geht, ist normalerweise stabil. Es behält aber auch nach dieser Phase seinen saturnischen Charakter. Ob es sich um einen neuen Job handelt, eine Wohnung, Elternschaft, Partnerschaft – immer werden wir hier auf uns selbst zurückgeworfen. In diesem Bereich werden wir auch nach Saturns Wirksamkeit die Dinge realistisch und mit Abstand betrachten, er wird uns hier auch weiterhin Selbstdisziplin, Verantwortungsbewusstsein, Geduld und Zentriertheit abfordern. Zwar ist alles, was jetzt beginnt, für unsere Weiterentwicklung ideal, doch Saturn stets mit im Gepäck zu haben kann anstrengend sein. 21